| Tourentyp | |
| Lat | |
| Lon | |
| Mitreisende | |
Land: Kanada, British Columbia
Reisezeit: 5.8.-13.8.2008
Region/Kontinent: Nordamerika
Prolog
116 km, 8 Portagen. Ungefähr vor einem Jahr wurde der Traum geboren, die Bowron Lakes im Westen Kanadas zu befahren. Wildnis, Bären, Elche, klare Seen, Berge, Ruhe, Lagerfeuer. Das war die Vorstellung. Etliche Reiseberichte haben wir gelesen, hunderte Fotos gesehen, unsere Tauglichkeit und die unseres Equipments auf einer kleinen Tour auf Vancouver Island getestet. Und dann war es endlich so weit. Wir sitzen in der Becker's Lodge und schauen auf den Bowron Lake in die Richtung, aus der wir 10 Tage später wieder zurück kommen sollten.
Es ist Sonntag Abend und wir wollen eigentlich am nächsten Tag starten. Pro Tag dürfen 27 Boote auf die Runde. Eine Reservierung wird empfohlen, aber es gibt immer einige Drop-in Permits für Kurzentschlossene. Wir spekulieren darauf, weil wir lange nicht genau wissen, wann wir hier ankommen werden. Nun sind wir da und im Registration Center am Startpunkt der Runde werden uns erstmal alle Hoffnungen genommen: kein Permit für den nächsten Tag, für den übernächsten auch nicht. Anfang August ist hier die Hölle los. Aber am Mittwoch könnten wir ganz sicher los. *uff* Zwei Tage rumhängen? Zum Glück hat Lothar, der Chef der Becker's Lodge, offenbar gute Kontakte zum Registration Center und ermöglicht es irgendwie, daß wir doch schon am Dienstag losfahren können.
1. Tag
Wir vertreiben uns also am Montag die Zeit anderweitig und sind Dienstag früh um 9 Uhr pünktlich und fertig bepackt am Registration Center. Das Kanu, ein Old Town Penopscot 17, zwei Rettungswesten, 3 Paddel und eine Tonne haben wir in der Becker's Lodge ausgeliehen. Im Registration Center werden erstmal die 60$ pro Person abgedrückt, die uns berechtigen, uns maximal 14 Tage im Provincial Park aufzuhalten und auf den insgesamt 54 Campsites, die gleichmäßig auf der Runde verteilt sind, zu übernachten. Dann gibt es eine Art Einweisung per 10-minütigem Video, in dem uns erklärt wird, wie wir uns in diesem Provincial Park zu verhalten haben, ein paar mahnende Worte gibt es dann noch und Hinweise, wo mit Bären zu rechnen ist, und dann geht's ans Wiegen.
Um die Wege, auf denen die Kanus zwischen den Seen transportiert werden, zu schützen, darf in jedem Boot nur 28 kg Extragepäck verstaut werden, Paddel, Rettungswesten, Axt und Wasser ausgenommen. Alles, was darüber ist, muß während der Portagen getragen werden. Wir haben yum Transport im Boot 4 Packsäcke und die Tonne vorgesehen, das übrige Gepäck trägt jede von uns in einem Rucksack auf ihrem Rücken. Unser Gepäck wird gewogen und für gut befunden und das Ergebnis auf einem Zettel notiert. Dieser wird eingeschweißt und dann mit Kabelbinder fest am Boot befestigt, damit jederzeit überprüft werden kann, ob wir das Limit einhalten.
Und dann geht's auch schon los.
Mit uns starten eine 14-köpfige Jugendgruppe und ein paar Individualpaddler. Mittags gibt es ein zweites Startfenster. Als allererstes muß die erste von insgesamt 8 Portagen bewältigt werden, 2,4 km zum Kibbee Lake. Sie hat eine leichte Steigung, aber der Weg ist breit und eben genug, sodaß wir es ohne Probleme in ca. einer Stunde schaffen. Am Kibbee Lake stechen wir endlich in See! Aber nur, um nach 2,4 km und ca. eine halbe Stunde später wieder auszusteigen.
Die zweite Portage steht an: 2 km zum Indianpoint Lake. Auch die ist problemlos nach einer Stunde geschafft. Und schon paddeln wir auf dem Indianpoint Lake.
Dieser ist atemberaubend schön! Glasklar und still breitet er sich vor uns aus und schnell hat sich die große Reisegruppe, in der wir bisher unterwegs waren, derart entzerrt, daß wir das Gefühl haben, alleine auf dem See zu sein.
Wir durchpaddeln gut die Hälfte des insgesamt 6,4 km langen Sees und landen am Campsite #6 an, um hier unser Nachtlager aufzuschlagen. Es ist noch früh am Nachmittag, aber ein Spot von den insgesamt 7 ist schon belegt. Später kommt noch eine deutsche Dreiergruppe und eine kanadische Familie dazu, worüber wir zunächst enttäuscht sind, denn wir wollten ja eigentlich alleine in der Wildnis und überhaupt. Später erweist sich dieser Umstand jedoch als äußerst hilfreich und beruhigend und wir lernen die Anwesenheit anderer Paddelgruppen zu schätzen. Aber dazu später mehr.
Die insgesamt 54 Campsites auf den Bowron Lakes sind alle unterschiedlich groß, manche haben nur 2 Spots, das sind rechteckige in Holzstämme eingefaßte einigermaßen ebene Flächen, etwa so:
manche haben 6 oder gar 10 Spots, je nachdem, wie populär die Ecke grad ist. Es gibt auch Gruppenplätze, die nur für eben solche reserviert sind und die von Individualpaddlern nicht benutzen werden sollen. Da gerade Hauptreisezeit ist, sind ein paar Gruppenplätze für Individualreisende geöffnet worden, um die Campsitesituation etwas zu entspannen. Tatsächlich erleben wir, daß manche Plätze schon um 12 Uhr mittags belegt werden und kommen uns fast vor wie am Strand von Mallorca. Ganz so schlimm ist es dann am Ende aber doch nicht und auf dem See merkt man von den vielen Menschen hier sowieso nichts. Die Campsites sind außerdem mit mindestens einer Feuerstelle ausgestattet, einem Plumpsklo und einem Bearcache, das sind so große Metallschränke, in denen das Essen, das Geschirr und alles, was irgendwie riecht, gelagert werden soll. Mülleimer gibt's keine, d.h. alles, was nicht verbrannt werden kann, muß mitgenommen werden. Organische Abfälle sollen verbrannt werden, weshalb es auf der ganzen Strecke verteilt Woodlots gibt, also Plätze, an denen Holz gelagert wird, bei denen man sich bedienen kann, wenn nicht sogar am Campsite selbst genug Holz bereitliegt. Da das Holz eher grob gehackt ist, empfiehlt sich unbedingt die Mitnahme einer vernünftigen Axt. Abwaschwasser wird ins Klo gekippt. Und erstaunlicherweise erleben wir, daß sich hier auch jeder an diese Vorgaben hält. Und wir lernen, daß man sein Zahnputzzeug auch prima ins Feuer spucken kann und daß Birkenrinde ein toller Feuerstarter ist. Aber zurück zu den vielen Leuten...
Der erste Tag neigt sich dem Ende, unsere Nachbarn waren schon im Zelt verschwunden, da tönt ein lautes "Hier ist ein Bär!" von der deutschen Gruppe am anderen Ende über den Platz. Ich bewaffne mich todesmutig mit Bärenspray und schaue, was da los ist. Und tatsächlich: Da ist ein Bär! Ein vielleicht zwei bis drei Jahre alter Schwarzbär versucht sich an unseren Platz heranzupirschen. Wir und die anderen Deutschen laufen ziemlich planlos und wirr durch die Gegend während die Nachbarn, eine Familie aus Vancouver und ein Vater/Sohn-Gespann aus ichweißnichwo, ganz cool und ruhig dem Tier zu verstehen geben, daß es sich trollen soll. Was es auch widerwillig tut. Dann gehen die Kanadier alle wieder in ihre Zelte und lassen uns Greenhorns verschreckt zurück. "Das passiert bei uns öfter", "Ist ganz normal" und "Sicher kommt er heute Nacht zurück, aber da wird schon nichts passieren" sind ihre Antworten. Dieser Bär kommt aber schon eine halbe Stunde später zurück, es ist inzwischen dunkel und man kann kaum noch was sehen, nur ab und an glitzernde Bärenaugen *grusel* Diesmal ist es schon schwieriger, den Bären zu vertreiben. Aber irgendwann rennt er doch weg und läßt uns sehr verstört zurück. Wie sollen wir nur diese Nacht überstehen geschweige denn die darauffolgenden 7 Nächte?
Verständlich wohl, daß unser Schlaf in dieser Nacht allenfalls als leicht zu bezeichnen ist, aber der Bär, der, wie wir später erfahren, schon als potenzieller Problembär bekannt ist und George genannt wird, läßt sich nicht mehr blicken.
Tagesetappe: 11,7 km, GPS-Track:
Reisezeit: 5.8.-13.8.2008
Region/Kontinent: Nordamerika
Prolog
116 km, 8 Portagen. Ungefähr vor einem Jahr wurde der Traum geboren, die Bowron Lakes im Westen Kanadas zu befahren. Wildnis, Bären, Elche, klare Seen, Berge, Ruhe, Lagerfeuer. Das war die Vorstellung. Etliche Reiseberichte haben wir gelesen, hunderte Fotos gesehen, unsere Tauglichkeit und die unseres Equipments auf einer kleinen Tour auf Vancouver Island getestet. Und dann war es endlich so weit. Wir sitzen in der Becker's Lodge und schauen auf den Bowron Lake in die Richtung, aus der wir 10 Tage später wieder zurück kommen sollten.Es ist Sonntag Abend und wir wollen eigentlich am nächsten Tag starten. Pro Tag dürfen 27 Boote auf die Runde. Eine Reservierung wird empfohlen, aber es gibt immer einige Drop-in Permits für Kurzentschlossene. Wir spekulieren darauf, weil wir lange nicht genau wissen, wann wir hier ankommen werden. Nun sind wir da und im Registration Center am Startpunkt der Runde werden uns erstmal alle Hoffnungen genommen: kein Permit für den nächsten Tag, für den übernächsten auch nicht. Anfang August ist hier die Hölle los. Aber am Mittwoch könnten wir ganz sicher los. *uff* Zwei Tage rumhängen? Zum Glück hat Lothar, der Chef der Becker's Lodge, offenbar gute Kontakte zum Registration Center und ermöglicht es irgendwie, daß wir doch schon am Dienstag losfahren können.
1. Tag
Um die Wege, auf denen die Kanus zwischen den Seen transportiert werden, zu schützen, darf in jedem Boot nur 28 kg Extragepäck verstaut werden, Paddel, Rettungswesten, Axt und Wasser ausgenommen. Alles, was darüber ist, muß während der Portagen getragen werden. Wir haben yum Transport im Boot 4 Packsäcke und die Tonne vorgesehen, das übrige Gepäck trägt jede von uns in einem Rucksack auf ihrem Rücken. Unser Gepäck wird gewogen und für gut befunden und das Ergebnis auf einem Zettel notiert. Dieser wird eingeschweißt und dann mit Kabelbinder fest am Boot befestigt, damit jederzeit überprüft werden kann, ob wir das Limit einhalten.
Und dann geht's auch schon los.
Die zweite Portage steht an: 2 km zum Indianpoint Lake. Auch die ist problemlos nach einer Stunde geschafft. Und schon paddeln wir auf dem Indianpoint Lake.
Dieser ist atemberaubend schön! Glasklar und still breitet er sich vor uns aus und schnell hat sich die große Reisegruppe, in der wir bisher unterwegs waren, derart entzerrt, daß wir das Gefühl haben, alleine auf dem See zu sein.
Wir durchpaddeln gut die Hälfte des insgesamt 6,4 km langen Sees und landen am Campsite #6 an, um hier unser Nachtlager aufzuschlagen. Es ist noch früh am Nachmittag, aber ein Spot von den insgesamt 7 ist schon belegt. Später kommt noch eine deutsche Dreiergruppe und eine kanadische Familie dazu, worüber wir zunächst enttäuscht sind, denn wir wollten ja eigentlich alleine in der Wildnis und überhaupt. Später erweist sich dieser Umstand jedoch als äußerst hilfreich und beruhigend und wir lernen die Anwesenheit anderer Paddelgruppen zu schätzen. Aber dazu später mehr.
Die insgesamt 54 Campsites auf den Bowron Lakes sind alle unterschiedlich groß, manche haben nur 2 Spots, das sind rechteckige in Holzstämme eingefaßte einigermaßen ebene Flächen, etwa so:
manche haben 6 oder gar 10 Spots, je nachdem, wie populär die Ecke grad ist. Es gibt auch Gruppenplätze, die nur für eben solche reserviert sind und die von Individualpaddlern nicht benutzen werden sollen. Da gerade Hauptreisezeit ist, sind ein paar Gruppenplätze für Individualreisende geöffnet worden, um die Campsitesituation etwas zu entspannen. Tatsächlich erleben wir, daß manche Plätze schon um 12 Uhr mittags belegt werden und kommen uns fast vor wie am Strand von Mallorca. Ganz so schlimm ist es dann am Ende aber doch nicht und auf dem See merkt man von den vielen Menschen hier sowieso nichts. Die Campsites sind außerdem mit mindestens einer Feuerstelle ausgestattet, einem Plumpsklo und einem Bearcache, das sind so große Metallschränke, in denen das Essen, das Geschirr und alles, was irgendwie riecht, gelagert werden soll. Mülleimer gibt's keine, d.h. alles, was nicht verbrannt werden kann, muß mitgenommen werden. Organische Abfälle sollen verbrannt werden, weshalb es auf der ganzen Strecke verteilt Woodlots gibt, also Plätze, an denen Holz gelagert wird, bei denen man sich bedienen kann, wenn nicht sogar am Campsite selbst genug Holz bereitliegt. Da das Holz eher grob gehackt ist, empfiehlt sich unbedingt die Mitnahme einer vernünftigen Axt. Abwaschwasser wird ins Klo gekippt. Und erstaunlicherweise erleben wir, daß sich hier auch jeder an diese Vorgaben hält. Und wir lernen, daß man sein Zahnputzzeug auch prima ins Feuer spucken kann und daß Birkenrinde ein toller Feuerstarter ist. Aber zurück zu den vielen Leuten...
Der erste Tag neigt sich dem Ende, unsere Nachbarn waren schon im Zelt verschwunden, da tönt ein lautes "Hier ist ein Bär!" von der deutschen Gruppe am anderen Ende über den Platz. Ich bewaffne mich todesmutig mit Bärenspray und schaue, was da los ist. Und tatsächlich: Da ist ein Bär! Ein vielleicht zwei bis drei Jahre alter Schwarzbär versucht sich an unseren Platz heranzupirschen. Wir und die anderen Deutschen laufen ziemlich planlos und wirr durch die Gegend während die Nachbarn, eine Familie aus Vancouver und ein Vater/Sohn-Gespann aus ichweißnichwo, ganz cool und ruhig dem Tier zu verstehen geben, daß es sich trollen soll. Was es auch widerwillig tut. Dann gehen die Kanadier alle wieder in ihre Zelte und lassen uns Greenhorns verschreckt zurück. "Das passiert bei uns öfter", "Ist ganz normal" und "Sicher kommt er heute Nacht zurück, aber da wird schon nichts passieren" sind ihre Antworten. Dieser Bär kommt aber schon eine halbe Stunde später zurück, es ist inzwischen dunkel und man kann kaum noch was sehen, nur ab und an glitzernde Bärenaugen *grusel* Diesmal ist es schon schwieriger, den Bären zu vertreiben. Aber irgendwann rennt er doch weg und läßt uns sehr verstört zurück. Wie sollen wir nur diese Nacht überstehen geschweige denn die darauffolgenden 7 Nächte?Verständlich wohl, daß unser Schlaf in dieser Nacht allenfalls als leicht zu bezeichnen ist, aber der Bär, der, wie wir später erfahren, schon als potenzieller Problembär bekannt ist und George genannt wird, läßt sich nicht mehr blicken.
Tagesetappe: 11,7 km, GPS-Track:






Heute Morgen sind wir früh fertig: 9:25 Uhr - Rekord! Wir haben aber auch viel vor. Wir wollen bis zum Ende des Isaac Lakes paddeln, ca. 28 km. Deshalb halten wir uns hier gar nicht weiter auf und fahren los.

Wieder ein sonniger Morgen. Wir frühstücken mit Blick auf den Isaac Lake.
Auf dem zweiten Teil der Portage überholen uns die Brüder mit Sohn, die ganz ohne Cart unterwegs sind und deshalb ganz auf die klassische Tour ihr Kanu auf der Schulter tragen. Obwohl sie ja eigentlich in 4 Tagen hier durchrauschen wollten, haben wir sie auf dem Isaac Lake "abgehängt". D.h. sie haben gestern einfach das gute Wetter ausnutzend einen kurzen Paddeltag eingelegt während wir es vorzogen, das längste Stück der Runde zu paddeln.
Die 5. Portage ist verhältnismäßig kurz, dafür aber am Ende um so steiler. Wegen des lädierten Knöchels beschließen wir, Boot und Gepäck getrennt zu nehmen und in zwei Etappen zu gehen. Das ist zunächst recht beschwerlich, doch während wir von den Speedracern überholt werden, schnappt sich einer von denen das andere Ende unseres Kanus und - schwupps - sind auch wir am Ende der Portage angelangt. Wir gehen noch mal zurück, um uns den Wasserfall anzusehen und paddeln dann ein kurzes Stück den McLeary Lake, um am Campsite #31 zu rasten und uns für die bevorstehende Befahrung des Cariboo Rivers zu stärken. Hier hat sich schon eine Gruppe häuslich eingerichtet, die Lazy Group, und wir beobachten den dritten Elch für heute, einen stattlichen Bullen, beim Äsen im See.
Wie uns die Lazy Group erzählt, waren es am Vormittag insgesamt 4 Elche, die sich hier im See zu Schau gestellt haben. Drei sind inzwischen schon verschwunden, nur der Bulle ist offensichtlich noch nicht satt.
In der Nacht kündigt ein kurzes aber heftiges Gewitter einen Wetterumschwung an. Doch am Morgen ist es zunächst wieder sonnig. Nach dem üblichen Frühstück-und-Zusammenpacken-Ritual sind wir um 10:15 Uhr auf dem Wasser. Heute ist "unser" Lazy Day. Das bedeutet, wir paddeln nur 9,5 km zum Campsite #37. Wir haben noch 5 Tage Zeit, die Runde zu beenden, und wollen nach den anstrengenden letzten Tagen noch ein bisschen am Lanezi bleiben. Nach zwei Stunden erreichen wir unser heutiges Etappenziel und sind die ersten an einem wunderschönen Spot. Die Entscheidung, heute nicht allzuweit zu paddeln, erweist sich als goldrichtig. Hinter den Bergen braut sich einiges zusammen. Endlich schlägt die goldene Stunde unseres mitgeführten Tarps.
Kaum sind Zelt und Tarp aufgebaut, fängt es auch schon an zu regnen. Das ist Timing! Später trudelt die Lazy Group ein, die die übrigen beiden Spots besetzt. Nun ist Campsite #37 komplett. Es ist ja noch früh und wir vertreiben uns die Zeit mit erfolglosem Angeln, Baden, Knoten Knoten, Regenablaufrinnen Graben und Holz Hacken. Die Lazy Group, die aus zwei Pärchen besteht, die sich am Anfang der Runde kennengelernt haben und spontan beschlossen haben, zusammen zu reisen, hat dementsprechend alles doppelt dabei und überläßt uns hier und auch später wieder eine ordentliche Axt (sie konnten wohl unsere kläglichen Holzhackversuche mit unserer etwas kurz geratenen Axt nicht lange mitansehen).
Trotz der widrigen Verhältnisse sehen wir einige Boote weiterziehen. Nur die Teenager landen an. Sie sind völlig durchnäßt und durchgefroren und zumindest er, vielleicht 17 oder 18 Jahre alt, hat ganz offensichtlich keinen Bock mehr und versucht verzweifelt, seiner Schwester einen Platz zwischen unseren Zelten schmackhaft zu machen. Sie dagegen, älter, aber auch nicht älter als vielleicht 20, drängt ihn dazu weiterzuziehen. Wir laden sie erstmal an unser Feuer und unter unser Tarp ein, damit sie sich ausruhen können und nochmal über ihre Pläne nachdenken. Sie erzählen uns, daß ihr Vater ihnen 7 Tage Zeit für die Runde gegeben hat und extra mit dem Auto aus Vancouver anreisen wird, um sie abzuholen. Das bedeutet, sie müssen in zwei Tagen zurück sein. Wir versuchen sie zu überzeugen, daß ihr Vater ihnen schon nicht den Kopf abreißen wird, wenn sie sich verspäten. Schließlich kann sich das Wetter hier immer schlagartig ändern, man strandet irgendwo und muß ausharren. Das müsse der Vater mit einkalkulieren und dann halt einfach warten. Aber die beiden stehen so unter Druck, daß sie nach kurzer Verschnaufpause weiterpaddeln. Wenigstens bis zum Sandy Lake wollen sie noch. Wir schauen ihnen nachdenklich hinterher und bedauern, daß sie diese Reise sicher nicht in so angenehmer Erinnerung behalten werden wie wir.
Kurz vor den Cariboo Falls geht es links ab in den Unna Lake. Auf dem Weg dorthin erfreut uns ein einsamer Elch, der 4. inzwischen, mit seiner Anwesenheit.
Später gesellen sich in einer angenehmen Entfernung die Lazy Group und die Deutschen zu uns. Ein kurzer Spaziergang am Nachmittag führt uns zum Rum Lake. Den obligatorischen Ausflug zu den Cariboo Falls verschieben wir aber auf den nächsten Tag, denn um zu den Wasserfällen zu kommen, muß man den Unna Lake überqueren. Bei dem starken Wind wollen wir uns das nicht unbedingt antun. Stattdessen ertüchtigen wir uns beim Holz Hacken, Holz liegt hier ja jede Menge bereit und die tolle Axt der Lazy Group haben wir auch wieder.
Ab jetzt müssen wir nur noch paddeln! Unser Ziel ist der Campsite #48, ein Platz mit Cooking Shelter und Cabin. Hier wollen vermutlich alle hin, denn bei dieser Wetterlage klingt ein festes Dach über dem Kopf und ein Ofen verdammt attraktiv. Als wir am Nachmittag ankommen, sind dann natürlich alle regulären Spots belegt. Auch in der Cabin haben sich schon einige eingerichtet (gemeine Westseitenpaddler vermutlich, denn diese Gesichter hab ich noch nie hier gesehen). Was tun also? Hier und da gäbe es noch eine ebene Stelle, an der man ein Zelt aufstellen könnte, aber das sagt uns alles nicht so zu, der eine zu nah am Shelter, der andere zu weit außen, ein dritter zu tief im Wald... Kurz ziehen wir in Erwägung, auf den benachbarten Campsite #47 auszuweichen. Der ist zu Fuß erreichbar und wir könnten trotzdem das Shelter nutzen. Auf dem Weg dorthin machen wir folgende Entdeckung:
Hier treffen wir allerhand bekannte Gesichter wieder. Die Stimmung ist fröhlich gelöst, insbesondere da inzwischen die Sonne wieder hervorgekommen ist. Irgendjemand verbreitet die Nachricht, jemand hätte im Radio gehört, das Wetter würde wieder besser werden. Alles wird gut!


Dann ist endlich der Bowron Lake erreicht. Die letzten 7,2 km! Wir halten nochmal an einem Strand gegenüber der Becker's Lodge. Es ist noch früh und wir haben es nicht eilig, an unser Ziel zu kommen. Um 14:30 Uhr sind wir dann doch da. Einerseits traurig, daß diese tolle Reise nun zu Ende geht, andererseits aber auch voller Vorfreude auf eine heiße Dusche und ein weiches Bett.
Die zwei Leute, nennen wir sie Silke und Ingo, kommen aus dem Spreewald und wollen eigentlich heute morgen auf die Runde starten. Sie haben ein Permit und alles gepackt und es könnte sofort losgehen. Ingo hatte sich, ähnlich wie ich, schon ein ganzes Jahr auf diesen Trip vorbereitet und fiebert ihm entgegen. Nun sitzt er hier ganz bedröppelt, denn Silke überfiel in der Nacht eine heftige Panikattacke und sie fühlt sich nun außerstande, die Paddeltour anzutreten. Ihre größte Angst: wenn wir einmal losfahren, müssen wir es bis zum Ende durchstehen, es gibt keinen Seitenausgang, kein Zurück. Das ist wohl wahr, aber wir schwärmen in den höchsten Tönen von diesem großartigen Naturerlebnis und davon, wie leicht es doch im Nachhinein betrachtet war. Unsere Bärenbegegnung (ein klitzekleines Detail) verschweigen wir, wir wollen sie ja nicht noch mehr verunsichern. Aber danach fragt sie ja auch nicht. Kurzum: wir scheinen glaubhaft genug rübergekommen zu sein, denn sie ist nun bereit, die Paddeltour anzugehen und Ingo ist überglücklich.
Kommentar