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Mitreisende | |
Land: Kanada, British Columbia
Reisezeit: 5.8.-13.8.2008
Region/Kontinent: Nordamerika
Prolog
116 km, 8 Portagen. Ungefähr vor einem Jahr wurde der Traum geboren, die Bowron Lakes im Westen Kanadas zu befahren. Wildnis, Bären, Elche, klare Seen, Berge, Ruhe, Lagerfeuer. Das war die Vorstellung. Etliche Reiseberichte haben wir gelesen, hunderte Fotos gesehen, unsere Tauglichkeit und die unseres Equipments auf einer kleinen Tour auf Vancouver Island getestet. Und dann war es endlich so weit. Wir sitzen in der Becker's Lodge und schauen auf den Bowron Lake in die Richtung, aus der wir 10 Tage später wieder zurück kommen sollten.
Es ist Sonntag Abend und wir wollen eigentlich am nächsten Tag starten. Pro Tag dürfen 27 Boote auf die Runde. Eine Reservierung wird empfohlen, aber es gibt immer einige Drop-in Permits für Kurzentschlossene. Wir spekulieren darauf, weil wir lange nicht genau wissen, wann wir hier ankommen werden. Nun sind wir da und im Registration Center am Startpunkt der Runde werden uns erstmal alle Hoffnungen genommen: kein Permit für den nächsten Tag, für den übernächsten auch nicht. Anfang August ist hier die Hölle los. Aber am Mittwoch könnten wir ganz sicher los. *uff* Zwei Tage rumhängen? Zum Glück hat Lothar, der Chef der Becker's Lodge, offenbar gute Kontakte zum Registration Center und ermöglicht es irgendwie, daß wir doch schon am Dienstag losfahren können.
1. Tag
Wir vertreiben uns also am Montag die Zeit anderweitig und sind Dienstag früh um 9 Uhr pünktlich und fertig bepackt am Registration Center. Das Kanu, ein Old Town Penopscot 17, zwei Rettungswesten, 3 Paddel und eine Tonne haben wir in der Becker's Lodge ausgeliehen. Im Registration Center werden erstmal die 60$ pro Person abgedrückt, die uns berechtigen, uns maximal 14 Tage im Provincial Park aufzuhalten und auf den insgesamt 54 Campsites, die gleichmäßig auf der Runde verteilt sind, zu übernachten. Dann gibt es eine Art Einweisung per 10-minütigem Video, in dem uns erklärt wird, wie wir uns in diesem Provincial Park zu verhalten haben, ein paar mahnende Worte gibt es dann noch und Hinweise, wo mit Bären zu rechnen ist, und dann geht's ans Wiegen.
Um die Wege, auf denen die Kanus zwischen den Seen transportiert werden, zu schützen, darf in jedem Boot nur 28 kg Extragepäck verstaut werden, Paddel, Rettungswesten, Axt und Wasser ausgenommen. Alles, was darüber ist, muß während der Portagen getragen werden. Wir haben yum Transport im Boot 4 Packsäcke und die Tonne vorgesehen, das übrige Gepäck trägt jede von uns in einem Rucksack auf ihrem Rücken. Unser Gepäck wird gewogen und für gut befunden und das Ergebnis auf einem Zettel notiert. Dieser wird eingeschweißt und dann mit Kabelbinder fest am Boot befestigt, damit jederzeit überprüft werden kann, ob wir das Limit einhalten.
Und dann geht's auch schon los.
Mit uns starten eine 14-köpfige Jugendgruppe und ein paar Individualpaddler. Mittags gibt es ein zweites Startfenster. Als allererstes muß die erste von insgesamt 8 Portagen bewältigt werden, 2,4 km zum Kibbee Lake. Sie hat eine leichte Steigung, aber der Weg ist breit und eben genug, sodaß wir es ohne Probleme in ca. einer Stunde schaffen. Am Kibbee Lake stechen wir endlich in See! Aber nur, um nach 2,4 km und ca. eine halbe Stunde später wieder auszusteigen.
Die zweite Portage steht an: 2 km zum Indianpoint Lake. Auch die ist problemlos nach einer Stunde geschafft. Und schon paddeln wir auf dem Indianpoint Lake.
Dieser ist atemberaubend schön! Glasklar und still breitet er sich vor uns aus und schnell hat sich die große Reisegruppe, in der wir bisher unterwegs waren, derart entzerrt, daß wir das Gefühl haben, alleine auf dem See zu sein.
Wir durchpaddeln gut die Hälfte des insgesamt 6,4 km langen Sees und landen am Campsite #6 an, um hier unser Nachtlager aufzuschlagen. Es ist noch früh am Nachmittag, aber ein Spot von den insgesamt 7 ist schon belegt. Später kommt noch eine deutsche Dreiergruppe und eine kanadische Familie dazu, worüber wir zunächst enttäuscht sind, denn wir wollten ja eigentlich alleine in der Wildnis und überhaupt. Später erweist sich dieser Umstand jedoch als äußerst hilfreich und beruhigend und wir lernen die Anwesenheit anderer Paddelgruppen zu schätzen. Aber dazu später mehr.
Die insgesamt 54 Campsites auf den Bowron Lakes sind alle unterschiedlich groß, manche haben nur 2 Spots, das sind rechteckige in Holzstämme eingefaßte einigermaßen ebene Flächen, etwa so:
manche haben 6 oder gar 10 Spots, je nachdem, wie populär die Ecke grad ist. Es gibt auch Gruppenplätze, die nur für eben solche reserviert sind und die von Individualpaddlern nicht benutzen werden sollen. Da gerade Hauptreisezeit ist, sind ein paar Gruppenplätze für Individualreisende geöffnet worden, um die Campsitesituation etwas zu entspannen. Tatsächlich erleben wir, daß manche Plätze schon um 12 Uhr mittags belegt werden und kommen uns fast vor wie am Strand von Mallorca. Ganz so schlimm ist es dann am Ende aber doch nicht und auf dem See merkt man von den vielen Menschen hier sowieso nichts. Die Campsites sind außerdem mit mindestens einer Feuerstelle ausgestattet, einem Plumpsklo und einem Bearcache, das sind so große Metallschränke, in denen das Essen, das Geschirr und alles, was irgendwie riecht, gelagert werden soll. Mülleimer gibt's keine, d.h. alles, was nicht verbrannt werden kann, muß mitgenommen werden. Organische Abfälle sollen verbrannt werden, weshalb es auf der ganzen Strecke verteilt Woodlots gibt, also Plätze, an denen Holz gelagert wird, bei denen man sich bedienen kann, wenn nicht sogar am Campsite selbst genug Holz bereitliegt. Da das Holz eher grob gehackt ist, empfiehlt sich unbedingt die Mitnahme einer vernünftigen Axt. Abwaschwasser wird ins Klo gekippt. Und erstaunlicherweise erleben wir, daß sich hier auch jeder an diese Vorgaben hält. Und wir lernen, daß man sein Zahnputzzeug auch prima ins Feuer spucken kann und daß Birkenrinde ein toller Feuerstarter ist. Aber zurück zu den vielen Leuten...
Der erste Tag neigt sich dem Ende, unsere Nachbarn waren schon im Zelt verschwunden, da tönt ein lautes "Hier ist ein Bär!" von der deutschen Gruppe am anderen Ende über den Platz. Ich bewaffne mich todesmutig mit Bärenspray und schaue, was da los ist. Und tatsächlich: Da ist ein Bär! Ein vielleicht zwei bis drei Jahre alter Schwarzbär versucht sich an unseren Platz heranzupirschen. Wir und die anderen Deutschen laufen ziemlich planlos und wirr durch die Gegend während die Nachbarn, eine Familie aus Vancouver und ein Vater/Sohn-Gespann aus ichweißnichwo, ganz cool und ruhig dem Tier zu verstehen geben, daß es sich trollen soll. Was es auch widerwillig tut. Dann gehen die Kanadier alle wieder in ihre Zelte und lassen uns Greenhorns verschreckt zurück. "Das passiert bei uns öfter", "Ist ganz normal" und "Sicher kommt er heute Nacht zurück, aber da wird schon nichts passieren" sind ihre Antworten. Dieser Bär kommt aber schon eine halbe Stunde später zurück, es ist inzwischen dunkel und man kann kaum noch was sehen, nur ab und an glitzernde Bärenaugen *grusel* Diesmal ist es schon schwieriger, den Bären zu vertreiben. Aber irgendwann rennt er doch weg und läßt uns sehr verstört zurück. Wie sollen wir nur diese Nacht überstehen geschweige denn die darauffolgenden 7 Nächte?
Verständlich wohl, daß unser Schlaf in dieser Nacht allenfalls als leicht zu bezeichnen ist, aber der Bär, der, wie wir später erfahren, schon als potenzieller Problembär bekannt ist und George genannt wird, läßt sich nicht mehr blicken.
Tagesetappe: 11,7 km, GPS-Track:
Reisezeit: 5.8.-13.8.2008
Region/Kontinent: Nordamerika
Prolog
116 km, 8 Portagen. Ungefähr vor einem Jahr wurde der Traum geboren, die Bowron Lakes im Westen Kanadas zu befahren. Wildnis, Bären, Elche, klare Seen, Berge, Ruhe, Lagerfeuer. Das war die Vorstellung. Etliche Reiseberichte haben wir gelesen, hunderte Fotos gesehen, unsere Tauglichkeit und die unseres Equipments auf einer kleinen Tour auf Vancouver Island getestet. Und dann war es endlich so weit. Wir sitzen in der Becker's Lodge und schauen auf den Bowron Lake in die Richtung, aus der wir 10 Tage später wieder zurück kommen sollten.
Es ist Sonntag Abend und wir wollen eigentlich am nächsten Tag starten. Pro Tag dürfen 27 Boote auf die Runde. Eine Reservierung wird empfohlen, aber es gibt immer einige Drop-in Permits für Kurzentschlossene. Wir spekulieren darauf, weil wir lange nicht genau wissen, wann wir hier ankommen werden. Nun sind wir da und im Registration Center am Startpunkt der Runde werden uns erstmal alle Hoffnungen genommen: kein Permit für den nächsten Tag, für den übernächsten auch nicht. Anfang August ist hier die Hölle los. Aber am Mittwoch könnten wir ganz sicher los. *uff* Zwei Tage rumhängen? Zum Glück hat Lothar, der Chef der Becker's Lodge, offenbar gute Kontakte zum Registration Center und ermöglicht es irgendwie, daß wir doch schon am Dienstag losfahren können.
1. Tag
Wir vertreiben uns also am Montag die Zeit anderweitig und sind Dienstag früh um 9 Uhr pünktlich und fertig bepackt am Registration Center. Das Kanu, ein Old Town Penopscot 17, zwei Rettungswesten, 3 Paddel und eine Tonne haben wir in der Becker's Lodge ausgeliehen. Im Registration Center werden erstmal die 60$ pro Person abgedrückt, die uns berechtigen, uns maximal 14 Tage im Provincial Park aufzuhalten und auf den insgesamt 54 Campsites, die gleichmäßig auf der Runde verteilt sind, zu übernachten. Dann gibt es eine Art Einweisung per 10-minütigem Video, in dem uns erklärt wird, wie wir uns in diesem Provincial Park zu verhalten haben, ein paar mahnende Worte gibt es dann noch und Hinweise, wo mit Bären zu rechnen ist, und dann geht's ans Wiegen.
Um die Wege, auf denen die Kanus zwischen den Seen transportiert werden, zu schützen, darf in jedem Boot nur 28 kg Extragepäck verstaut werden, Paddel, Rettungswesten, Axt und Wasser ausgenommen. Alles, was darüber ist, muß während der Portagen getragen werden. Wir haben yum Transport im Boot 4 Packsäcke und die Tonne vorgesehen, das übrige Gepäck trägt jede von uns in einem Rucksack auf ihrem Rücken. Unser Gepäck wird gewogen und für gut befunden und das Ergebnis auf einem Zettel notiert. Dieser wird eingeschweißt und dann mit Kabelbinder fest am Boot befestigt, damit jederzeit überprüft werden kann, ob wir das Limit einhalten.
Und dann geht's auch schon los.
Mit uns starten eine 14-köpfige Jugendgruppe und ein paar Individualpaddler. Mittags gibt es ein zweites Startfenster. Als allererstes muß die erste von insgesamt 8 Portagen bewältigt werden, 2,4 km zum Kibbee Lake. Sie hat eine leichte Steigung, aber der Weg ist breit und eben genug, sodaß wir es ohne Probleme in ca. einer Stunde schaffen. Am Kibbee Lake stechen wir endlich in See! Aber nur, um nach 2,4 km und ca. eine halbe Stunde später wieder auszusteigen.
Die zweite Portage steht an: 2 km zum Indianpoint Lake. Auch die ist problemlos nach einer Stunde geschafft. Und schon paddeln wir auf dem Indianpoint Lake.
Dieser ist atemberaubend schön! Glasklar und still breitet er sich vor uns aus und schnell hat sich die große Reisegruppe, in der wir bisher unterwegs waren, derart entzerrt, daß wir das Gefühl haben, alleine auf dem See zu sein.
Wir durchpaddeln gut die Hälfte des insgesamt 6,4 km langen Sees und landen am Campsite #6 an, um hier unser Nachtlager aufzuschlagen. Es ist noch früh am Nachmittag, aber ein Spot von den insgesamt 7 ist schon belegt. Später kommt noch eine deutsche Dreiergruppe und eine kanadische Familie dazu, worüber wir zunächst enttäuscht sind, denn wir wollten ja eigentlich alleine in der Wildnis und überhaupt. Später erweist sich dieser Umstand jedoch als äußerst hilfreich und beruhigend und wir lernen die Anwesenheit anderer Paddelgruppen zu schätzen. Aber dazu später mehr.
Die insgesamt 54 Campsites auf den Bowron Lakes sind alle unterschiedlich groß, manche haben nur 2 Spots, das sind rechteckige in Holzstämme eingefaßte einigermaßen ebene Flächen, etwa so:
manche haben 6 oder gar 10 Spots, je nachdem, wie populär die Ecke grad ist. Es gibt auch Gruppenplätze, die nur für eben solche reserviert sind und die von Individualpaddlern nicht benutzen werden sollen. Da gerade Hauptreisezeit ist, sind ein paar Gruppenplätze für Individualreisende geöffnet worden, um die Campsitesituation etwas zu entspannen. Tatsächlich erleben wir, daß manche Plätze schon um 12 Uhr mittags belegt werden und kommen uns fast vor wie am Strand von Mallorca. Ganz so schlimm ist es dann am Ende aber doch nicht und auf dem See merkt man von den vielen Menschen hier sowieso nichts. Die Campsites sind außerdem mit mindestens einer Feuerstelle ausgestattet, einem Plumpsklo und einem Bearcache, das sind so große Metallschränke, in denen das Essen, das Geschirr und alles, was irgendwie riecht, gelagert werden soll. Mülleimer gibt's keine, d.h. alles, was nicht verbrannt werden kann, muß mitgenommen werden. Organische Abfälle sollen verbrannt werden, weshalb es auf der ganzen Strecke verteilt Woodlots gibt, also Plätze, an denen Holz gelagert wird, bei denen man sich bedienen kann, wenn nicht sogar am Campsite selbst genug Holz bereitliegt. Da das Holz eher grob gehackt ist, empfiehlt sich unbedingt die Mitnahme einer vernünftigen Axt. Abwaschwasser wird ins Klo gekippt. Und erstaunlicherweise erleben wir, daß sich hier auch jeder an diese Vorgaben hält. Und wir lernen, daß man sein Zahnputzzeug auch prima ins Feuer spucken kann und daß Birkenrinde ein toller Feuerstarter ist. Aber zurück zu den vielen Leuten...
Der erste Tag neigt sich dem Ende, unsere Nachbarn waren schon im Zelt verschwunden, da tönt ein lautes "Hier ist ein Bär!" von der deutschen Gruppe am anderen Ende über den Platz. Ich bewaffne mich todesmutig mit Bärenspray und schaue, was da los ist. Und tatsächlich: Da ist ein Bär! Ein vielleicht zwei bis drei Jahre alter Schwarzbär versucht sich an unseren Platz heranzupirschen. Wir und die anderen Deutschen laufen ziemlich planlos und wirr durch die Gegend während die Nachbarn, eine Familie aus Vancouver und ein Vater/Sohn-Gespann aus ichweißnichwo, ganz cool und ruhig dem Tier zu verstehen geben, daß es sich trollen soll. Was es auch widerwillig tut. Dann gehen die Kanadier alle wieder in ihre Zelte und lassen uns Greenhorns verschreckt zurück. "Das passiert bei uns öfter", "Ist ganz normal" und "Sicher kommt er heute Nacht zurück, aber da wird schon nichts passieren" sind ihre Antworten. Dieser Bär kommt aber schon eine halbe Stunde später zurück, es ist inzwischen dunkel und man kann kaum noch was sehen, nur ab und an glitzernde Bärenaugen *grusel* Diesmal ist es schon schwieriger, den Bären zu vertreiben. Aber irgendwann rennt er doch weg und läßt uns sehr verstört zurück. Wie sollen wir nur diese Nacht überstehen geschweige denn die darauffolgenden 7 Nächte?
Verständlich wohl, daß unser Schlaf in dieser Nacht allenfalls als leicht zu bezeichnen ist, aber der Bär, der, wie wir später erfahren, schon als potenzieller Problembär bekannt ist und George genannt wird, läßt sich nicht mehr blicken.
Tagesetappe: 11,7 km, GPS-Track:
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