Zitat von Voronwe
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[RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.
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Danke für die Erläuterungen. Ich glaube bei dem Cliffhanger ist es gar nicht so schlimm, wenn man sich die Bilder erst später anschauen kann - du schreibst mehr als anschaulich genug (Und ich würde den Bericht auch lesen, wenn es nur ein Buch wäre ohne Bilder.)
Im Übrigen ist es natürlich aktuell eine schwierige Phase:
(1) Keiner will der erste sein, der versucht einen Bericht (weiter-) zu schreiben, weil man Frust befürchten muss und Mehrarbeit, weil etwas nicht klappt
(2) Gleichzeitig bedarf es genau das und dem Berichten ans Team, damit die Fehler gefunden und abgestellt werden können.
Zugleich:
(1) Alle hoffen darauf, dass das Forum wieder zu alter Interaktion zurückkehrt, manch einer hat Angst, dass viele Nutzer fernbleiben könnten, wartet erst mal ab "Ob es wieder so wird wie vorher" (Wie wenn man eine Party organisieren will und alle fragen, wer denn alles kommt, weil sie ja nur dann kommen wollen...ja super)
(2) Dabei übersieht man freilich, das man selbst dazugehört und seinen eigenen Beitrag leisten kann, damit das Forum zu alter Interaktion zurückgewinnt - und man selbst womöglich der ist auf den andere warten.
Daher, auch in dem Sinne: Vielen Dank für deine Mühen und die (Mehr-)Arbeit!
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Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
............ Chrome auf PC zeigt alle Bilder korrekt an. Du kannst es ja mal mit Chrome versuchen, dann müsstest du hoffentlich alle Bilder sehen.
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Bitte um Fortsetzung, wenn es die Zeit erlaubt
Wirklich sehr interessant und toll ge-/beschrieben. Auch die Fotos sind wundervoll
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So, ich bin nun auch wieder angekommen. Bitte schnell weiterschreiben.
Ich bin schon so gespanntSo möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
A. v. Humboldt.
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Hahaha. Das hier war auch der erste Thread den ich aufgesucht habe, um zu sehen, ob es schon weiter ging :-)
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Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigenSo, ich bin nun auch wieder angekommen. Bitte schnell weiterschreiben.
Das hindert mich aber nicht daran, offline schon weiterzuschreiben, so dass weitere Episoden unserer Tour schnell hochgeladen werden können, sobald das Forum wieder richtig läuft. Bitte noch um etwas Geduld.Zuletzt geändert von Robtrek; 04.01.2021, 19:58.
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Lieber Robtrek
Ich warte auch sehnlichst bis es hier weitergeht.
Gemäss meiner Erfahrung sollte es möglich sein, problemlos weitere Posts hinzuzufügen. Wichtig dabei ist, dass man die Bilder beim Einfugen wirklich nur einmal hochlädt, nicht versucht diese innerhalb des Textes zu verschieben und nicht etwa löscht und erneut hochlädt.
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Zitat von Lhor Beitrag anzeigenGemäss meiner Erfahrung sollte es möglich sein, problemlos weitere Posts hinzuzufügen.Zuletzt geändert von Robtrek; 04.01.2021, 19:06.
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Liebe Forumskollegen, es ist mir gelungen, unsere neue Formussoftware zu überlisten und den o.g. Beitrag zu veröffentlichen, siehe weiter unten.
Die zweite gute Nachricht ist, dass auch die nächsten beiden Beiträge schon fertig sind und bald veröffentlicht werden können. Jetzt ist aber erstmal noch etwas Zeit für eure Kommentare oder Fragen zum neuen Beitrag, die ich gerne beantworte.Zuletzt geändert von Robtrek; 04.01.2021, 20:00.
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Tja, ich habe wohl zu spät reingeschaut. Jetzt wird mir kein einziges Bild angezeigt. Weder in Chrome normal angemeldet, oder nicht angemeldet im Inkognito-Fenster, auch nicht unter Mac Safari unangemeldet.
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Sorry Robtrek, ich hatte vergessen zu erwähnen dass ich meine Posts in der Länge angepasst hatte. Immer nur den Text bis max Bild nr 30 (nicht mehr!). Und so jeweils längere Tage halt in drei bis vier Posts editiert. Habe auch Firefox benutzt.
Danke für die viele Zeit die du dafür anwendest. Kenne ich
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Hi,
ich habe den thread gerade entdeckt, und leider kann ich die Bilder vom letzten Beitrag auch nicht sehen (Firefox)
Das liest sich alles sehr spannend und ich bin froh, dass ihr euch wiedergefunden habt. Wobei ja anscheinend noch irgendetwas passieren wird wenn ich den Eingangspost richtig verstanden habe.
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Yeah, bin ich froh endlich die Fortsetzung gelesen zu haben!
Finde ich schon ein bisschen arg merkwürdig was deine beiden Begleiter da gemacht haben aber gut; zu zweit trifft man da vielleicht andere Entscheidungen weil man ja selber erstmal kein großes Problem hat..
PS: Ich kann die Fotos auch nicht sehen. Weder im Firefox, noch im IE.. Vielleicht hilft es jemandem das zu fixen..
PPS: Bis ich diese simple Antwort abschicken konnte hat es auch ne Weile gedauert. Ich hab ständig Fehlermeldungen bekommen...
Die Forums Software ist schon arg buggy momentan..
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Zitat von Robtrek Beitrag anzeigenOben ein Bild von Vladimir Vysotsky, einem der bekanntesten Liedermacher der Sowjetunion. Seine Hymne an den Kaukasus kennt auch heute noch jeder russische Trekker und Bergsteiger auswendig: "Luche gor mogut bit tolko gori!" - Schöner als die Berge können nur die Berge sein.
"Schöner als die Berge können nur die Berge sein,
auf denen ich noch nicht war."
Aus einem Bergsteiger-Film-Soundtrack übrigens: Вертикаль (wörtlich "Die Vertikale", lief in der DDR als "Sturm in der Steilwand"), von 1966/67. Da spielt er auch selbst eine Hauptrolle. Hier auf Youtube in ganzer Länge, auch mit englischen Untertiteln. Das Lied ist am Filmende, ab 1:10:00, er ist der bärtige Typ mit der Gitarre.
Ja, legendär! Spielt auf der georgischen Seite des Kaukasus(-Hauptkammes), in Swanetien, es geht um einen fiktiven Gipfel. Wurde aber auf der russischen Seite, im Elbrus-Gebiet gedreht (bei 47:45 sieht man die berühmte Uschba, kurz danach im Hintergrund den Elbrus).
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Die Hütte – Sherlocks Antwort – Zweiter Anstieg aufs Plateau
Ich setze meine Fahrt über den See fort. Alle paar Minuten werfe ich einen Blick über die Schulter, ob vielleicht doch wieder Rauch von dem vermeintlichen Signalfeuer aufsteigt. Aber nichts ist zu sehen. Gibt es nicht so eine Redensart: Die Hoffnung hat sich in Rauch aufgelöst? Hier ist es umgekehrt, ohne Rauch keine Hoffnung.
Vor mir liegt eine Biegung des Sees, hinter der sich der Blick auf die Hütte öffnen müsste. Die Landschaft ist wirklich schön. Ich habe bei dem ganzen Stress schon seit zwei Tagen die Lust verloren, irgendwelche Fotos zu machen. Ab und zu greife ich aber doch zur Kamera, wie zum Trotz: alles wird OK sein, kein Grund für schwarze Gedanken, Sergei und Lena warten sicher in der Hütte auf mich. Es muss!! einfach am Ende gut ausgehen.
Und war es bisher nicht immer gut ausgegangen? Beim Paddeln gehen mir andere Touren durch den Kopf, bei denen die Lage auch plötzlich ernst wurde. Vor 14 Jahren auf dem Moiero, meine erste große Wildnistour: plötzlich stellte sich heraus, dass unser Mitfahrer entgegen aller Absprachen viel zu wenig Benzin mitgenommen hatte. Tausend Flusskilometer vor der nächsten Siedlung und nur noch zwei Wochen bis Winterbeginn, da würde Paddeln nicht reichen. Ohne Motorunterstützung hatten wir in unseren Booten keine Chance - wenn kein Wunder geschah.
Oder ein halbes Jahr später an der Pazifikküste, als wir im Tiefschnee unverhofft auf Bärenspuren trafen. Zwei von uns packte das Jagdfieber, sie machten sich mit den beiden Motorschlitten und den Gewehren spontan an die Verfolgung. Kurz darauf ein einzelner Schuss - dann Stille, stundenlang kein Laut. Zu unserer Hütte waren es vier Stunden Fahrt mit dem Schneemobil. Von dort nochmal fünf Stunden mit dem Geländewagen über Eispisten bis zur Stadt. Mein Rückflug von Magadan nach Deutschland ging am nächsten Vormittag, aber das war inzwischen unser geringstes Problem. Die Nacht brach an, wir befanden uns in klirrender Kälte oberhalb der Baumgrenze, ohne Feuer, ohne Waffen, ohne Schneemobil. Mein Begleiter Oleg machte sich große Sorgen. Einen besseren Kameraden hätte ich mir in dieser Situation nicht wünschen können: Ureinwohner, Rentierzüchter, Goldwäscher und Wildnis-Ausbilder für Special Forces in einer Person. Keiner kannte die Taiga so gut wie er.
Auch im Sayangebirge, eine Woche Fußmarsch von der nächsten Siedlung entfernt, als unserer Pferdeführer im dichten Busch mit seiner Machete abglitt und sich die Klinge tief ins eigene Knie haute. Er wäre uns fast unter den Händen verblutet. Der russische Rettungsdienst in Irkutsk lehnte die Evakuierung der "nicht registrierten Touristen" ab - wenn, dann nur gegen Vorauskasse.
Und bei der ersten Putoranatour vor drei Jahren mit Richard. Ein Canyon mit Wasserfällen musste umtragen werden. Jeder von uns hatte zwei Rucksäcke und ging sein eigenes Tempo, dabei verloren wir uns. Eine Nacht und einen halben Tag wartete ich in steigender Ungewissheit am Ausgang des Canyons, bis er zum Glück doch noch auftauchte. Richard hatte damals schon einen Satellite Communicator, im Gegensatz zu mir. Das war mir eine Lehre. Aber jetzt war ich mit Lena und Sergei wieder in der gleichen Situation: ein Teil unserer Gruppe konnte keine Verbindung mit dem anderen aufnehmen.
All die Jahre war es meist gut ausgegangen, aber eben nicht immer. Ein paar Monate nach der missglückten Bärenjagd kam Oleg, mein Begleiter in jener Winternacht, beim Rafting in einem Canyon tragisch ums Leben.
Nach der Biegung kann ich den See bis zu seinem Ende überblicken. Ein winziger heller Fleck am Ufer - vielleicht das Dach der Hütte? In einer Stunde werde ich dort sein.
Eine halbe Stunde später kann ich deutlich sehen: ja, das ist die Hütte. Aber es steigt kein Rauch auf, oder kann ich ihn im Dämmerlicht nicht erkennen? Die Nächte sind jetzt, Anfang August, auch hier im Norden nicht mehr taghell.
Fünf Minuten vor dem Ziel. Kein wahrnehmbarer Rauch, keine Bewegung am Ufer. Die endgültige Enttäuschung. Ich bin am absoluten Nullpunkt. Diesmal scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen zu erfüllen. Hoffentlich konnte Lenas Tochter erreichen, dass der Helikopter aus Norilsk morgen einen Umweg zum Horon macht und den Canyon absucht.
Kurz vor Mitternacht erreiche ich die Hütte. Da kommen plötzlich Lena und Sergei ans Ufer! Mir fällt ein Stein vom Herzen.
Zur Begrüßung ein Scherz, die Sauna ist angeheizt, frische Fischsuppe wartet. Ich frage zurück, ob alles in Ordnung ist, nichts passiert? Denn ihre Tochter muss die Rettungsaktion sofort bestätigen oder absagen. In ein paar Stunden, bei Tagesanbruch, würde der Helikoper normalerweise starten. Die beiden sind völlig überrascht. In dem Moment wird ihnen klar, dass ich sie die ganze Zeit gesucht habe. Ich sende erstmal schnell die frohe Nachricht über meine Frau an Lenas Tochter.
Dann setzen wir uns zum Essen. Sergei hat im See einen großen Saibling gefangen. Die Suppe schmeckt hervorragend. Wie sich herausstellt, sind die beiden schon seit vorgestern hier und haben zwei Tage lang mit zunehmender Unruhe auf den See gestarrt in der Hoffnung, mein Boot zu erblicken.
Kurz gesagt ist folgendes passiert: an dem Abend, als wir uns verloren haben, kamen Sergei und Lena irgendwann an den Abbruch zum Horon. Genau wie ich gingen sie nach rechts an der Kante entlang, bis sie vom Basaltcanyon des Zuflusses gestoppt wurden. Dem folgten sie etwas stromaufwärts und schlugen dort ihr Zelt auf. Unsere Camps waren also nur ca. 400 m voneinander entfernt.
Am nächsten Tag, als ich meinen zweiten Rucksack vom Plateau holte, suchte Sergei entlang der Abbruchkante nach meinem Zelt. Allerdings nicht sehr konsequent, denn er hat es ja trotz der geringen Entfernung nicht gefunden. An irgendwelche Zeichen, die ich vom Plateau aus sehen konnte, haben die beiden nicht gedacht. Ihre große blaue Plane haben sie ausgerechnet an diesem Tag nicht benutzt. Feuer haben sie nur zum Kochen gemacht, ohne dichten Qualm. Das kann man aus der Entfernung nicht sehen.
Dann entschlossen sie sich, den Zufluss zu furten und zum Horon zu laufen. Also der gleiche Weg, den ich ihn einige Stunden später am Abend desselben Tages ging. Am Horon bauten sie ihren Katamaran zusammen. Sie warteten dann aber nicht auf mich, sondern fuhren gleich los, da ihnen das Ufer zum Zelten nicht geeignet schien. Allerdings stoppten sie dann auch später an keinem der möglichen Lagerplätze, sondern paddelten einfach immer weiter, bis sie spätabends die Hütte erreichten. Leider machten sie unterwegs wiederum keine Zeichen oder Pfeile im Sand.
Die ungeklärten Fragen: Ihr wusstet doch, dass ich meinen zweiten Rucksack vom Plateau holen muss - wieso seid ihr überhaupt ohne mich zur Hütte vorgefahren? - Es schien uns der logische Ort zu sein, um auf dich zu warten.
Und was hättet ihr in der Hütte gemacht, wenn mir z.B. beim Abstieg vom Plateau mit dem schweren Rucksack etwas passiert wäre? - Wir hatten beschlossen, hier noch drei Tage zu warten. Dann wären wir zu Vladimirs Hütte weitergefahren, um mit seinem Satellitentelefon Alarm zu geben.
Na, auf diese Hilfe hätte ich lange warten können. Bis zu Vladimir wären sie mindestens noch zwei Wochen unterwegs gewesen. Auf der Strecke gibt es schwierige Stromschnellen, Canyons, und zwei Wasserfälle. Ohne Informationen über diese Hindernisse wäre das für Lena und Sergei so riskant wie eine Erstbegehung. Der große Kureika-Fall hat schon mehrere Todesopfer unter Flussfahrern gefordert, die ihn nicht rechtzeitig bemerkten.
Noch eine Frage: habt ihr denn nicht von mir erwartet, dass ich euch am Horon suchen würde und Alarm gebe, wenn ich euch nirgendwo finden kann? - Nein, daran haben wir irgendwie nicht gedacht.
Tja, die sprichwörtliche russische Seele... manchmal schwer zu durchschauen. Weiter oben in diesem Thread hatte ich ja schon einmal Benedict Cumberbatch in seiner Rolle als Sherlock Holmes zitiert. Was hätte Sherlock wohl zu seinem Assistenten gesagt, nachdem sich das rätselhafte Verschwinden von Sergei und Lena so banal aufklärte?
"Watson, auf der Suche nach dem Motiv haben Sie einen Haufen abwegiger Theorien verfolgt und dabei das Offensichtliche übersehen: warum sollte jemand in einem feuchten, kalten Zelt auf Sie warten, wenn er dies 20 km weiter auch in einer gut geheizten Sauna tun kann?"
→ Elementarno, Watson! (Das sagt man in Russland, wenn die Lösung eines Problems eigentlich ganz einfach und offensichtlich ist).
Das Wiedersehen war für uns alle ein Wechselbad der Gefühle. Lena und Sergei sind echt bestürzt und entschuldigen sich. Ja, ist dumm gelaufen. Aber was für eine Erleichterung! Schließlich ist dies der bestmögliche Ausgang, auf den man noch hoffen konnte. Keinem ist was passiert, die Angehörigen müssen sich nicht weiter sorgen, und die Suchaktion kann abgeblasen werden. Ein Glück!
Damit ist die Sache erledigt. Keep Calm and Carry On. Keiner von uns denkt daran, nach soviel Stress aufzugeben und mit den Booten den direkten Weg zurück zu Vladimirs Hütte zu nehmen. Im Gegenteil, die vor uns liegende dritte Etappe könnte einer der interessantesten Abschnitte unserer Tour werden. Wir wollen erneut zum Plateau hochsteigen und auf der anderen Seite des Passes einen Fluss befahren, der noch nie geraftet wurde. Im Internet fand sich zu diesem ganzen Abschnitt keinerlei Information, auch nicht in den alten Berichten aus den 1970er und -80er Jahren.
Wir essen also die leckere Fischsuppe, verbannen die Ereignisse der letzten Tage in die Vergangenheit und bereiten uns darauf vor, morgen weiterzuziehen.
In der Hütte herrscht totales Chaos. Lena hat hier ein paar alte Gummistiefel aufgetrieben, die noch dicht sind. Bei ihren eigenen Stiefeln, die sie vor der Tour neu gekauft hatte, löst sich bereits die Sohle ab. Für die kommende Trekkingetappe sind sie nicht mehr zu gebrauchen.
In diesem Raum hatte Lena etwas Ordnung geschafft. Auf der Pritsche richte ich mein Nachtlager ein.
Nach einer Stunde in der Banya bin ich sauber und müde von der Hitze. Es ist zwei Uhr früh, aber vor dem Schlafen muss noch die Ausrüstung zum Trocknen aufgehängt werden. Die Restwärme wird sich schnell verziehen. Abgesehen vom Vorraum der Banya ist es in der Hütte eiskalt.
In solchen Hütten findet man immer auch alte Zeitungen. An der Wand hängen Jägerzeitschriften, Überbleibsel aus der Sowjetzeit, als hier noch zur Planerfüllung gefischt wurde.
Oben ein Bild von Vladimir Vysotsky, einem der bekanntesten Liedermacher der Sowjetunion. Seine Hymne an den Kaukasus kennt auch heute noch jeder russische Trekker und Bergsteiger auswendig: "Luche gor mogut bit tolko gori!" - Schöner als die Berge können nur die Berge sein.
Der Werkraum der Hütte.
Frühstück in der Sommerküche, die wie üblich außerhalb der Hütte liegt. Das Feuerholz ist mit einer Motorsäge geschnitten und noch nicht uralt. Anscheinend kommen doch alle paar Jahre mal im Herbst oder Winter Jäger hierher, bzw. Wilderer. Mit dem Hubschrauber aus Norilsk? Wir haben darüber keine Informationen. Auch Vladimir hatte uns nichts Näheres über diese Hütte sagen können.
Ein Wetter wie aus dem Bilderbuch. Nach der eiskalten Nacht ist es am Vormittag angenehm warm geworden.
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Gegen 14 Uhr starten wir.
Wir suchen die Mündung des Zuflusses Nerakar. Durch sein Tal wollen wir aufs Plateau hochsteigen.
Schließlich finden wir einen geeigneten Platz, um den Trek zu starten. Im Hintergrund sieht man noch das Dach der Hütte.
Zwei Stunden später ist das Boot getrocknet und alles verpackt. Es kann losgehen.
Hier noch einmal die Google-Karte unserer Tour, momentan befinden wir uns bei der hellblauen Marke vom 02.08.
Und so stellt sich die vor uns liegende Etappe auf der sowjetischen Militärkarte dar (1:200.000, 1 Quadrat = 4x4 km): wir starten links zwischen den beiden Beldunchana-Seen und queren nach rechts übers Plateau, bis wir auf den Fluss Erupchu (Эрупчу) treffen. Den wollen wir idealerweise die ganzen 15 km bis zu seiner Mündung in die Kureika hinabfahren. Es wäre die Erstbegehung dieses Flusses.
Eine alte Doppelfalle. Rechts das Fangeisen für Nerze, unten die Öffung für Polarfüchse. Geht der Fuchs in die Falle, fällt der abgesägte dicke Stamm herunter und erdrückt das Tier, ohne das Fell zu beschädigen.
Wie üblich steht am Flussufer eine grüne Mauer – fast undurchdringliches, sumpfiges Dickicht. Mit den großen Rucksäcken ist das Vorankommen eine echte Plackerei.
Der Nerakar. Vor uns liegen die Berge, an denen wir hochsteigen müssen.
Oberhalb des Uferdickichts finden wir Rentierpfade, die stromaufwärts führen. Das ist eine sehr gute Nachricht! Es bedeutet, dass die Rentiere auf ihrer Migration dieses Tal und den Pass benutzen. In der Taiga lohnt es sich immer, einige Stunden zu investieren, um die Gegend systematisch nach Rentierpfaden abzusuchen. Man wird die Zeit später um ein Vielfaches wieder hereinholen, da das Vorankommen auf den Pfaden viel leichter ist.
In der Ferne ist noch ganz klein das Dach der Hütte zu erkennen. Plötzlich hören wir ein Geräusch, das schnell lauter wird. Ein Hubschrauber! Im Dunst des Gegenlichts können wir nichts Genaues erkennen, aber er landet offensichtlich bei der Hütte. Es muss sich um den Flug handeln, der heute von Norilsk zu Vladimir gehen sollte. Ob die Nachricht vom Abbruch der Suchaktion die Piloten nicht mehr erreicht hat? Oder ob sie einfach zum privaten Angelvergnügen so einen großen Umweg geflogen sind? Wir wissen es nicht. Zum Glück hatte ich in der Hütte für alle Fälle eine Nachricht hinterlassen, dass mit uns alles in Ordnung ist und wir unsere Tour nach Tura wie geplant fortsetzen. Nach einer halben Stunde hören wir, wie der Hubschrauber wieder startet. Zum Angeln waren die Piloten also nicht hier.
Unser Lager oberhalb des Nerakar-Canyons in dichter, grüner Taiga. Erstaunlicherweise gibt es hier ein Riesenproblem mit dem Trinkwasser. Gestern abend bin ich mehr als eine Stunde lang auf der Suche nach Wasser hin- und hergelaufen, ohne Erfolg. Tief in den Blockfeldern hörte ich es mehrmals plätschern, aber an dieses Wasser kommt man nicht heran.
Das Gelände um unser Lager, wo es einfach kein Oberflächenwasser gibt.
Unter diesem Baumstamm fand ich spätabends dann doch noch ein Mini-Rinnsal, das hier gerade mal für zwei Meter still und leise an die Oberfläche tritt.
Von der anderen Seite ist es wegen der Reflektion besser zu erkennen. Gestern abend in der Dämmerung konnte man das allerdings nicht sehen.
Der Canyon des Nerakar. Eine Herausforderung für jeden ambitionierten Rafter, mit Stromschnellen mindestens bis zur 5. Kategorie. Der Fuss ist noch nie befahren oder beschrieben worden. Im russischen Outdoorforum habe ich von der Reise noch nichts gepostet, sonst wären in dieser Saison wahrscheinlich schon die ersten Extrem-Flussfahrer auf unseren Spuren hier aufgetaucht. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass ein Fluss in den höchsten Schwierigkeitsgraden entdeckt wird, bei dem man sich noch eine Erstbefahrung ans Revers heften kann. Das wäre in etwa vergleichbar mit der Erstbesteigung eines Siebentausenders.
Trotz der Rentierpfade ist der Aufstieg überaus anstrengend und steil. Am Nachmittag erreichen wir eine Terrasse, wo sich die Taiga endlich ein wenig lichtet und man einen Blick auf den Oberen Beldunchana-See erhaschen kann.
Blick nach Norden. Am Ende des Sees erkennt man links das Tal des Horon, aus dem wir gekommen sind.
Es lässt sich nicht vermeiden, immer wieder über große Blockfelder anzusteigen. Mit den schweren Rucksäcken ist das wahrlich kein Vergnügen und dazu ein Verletzungsrisiko ersten Ranges.
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Heute feien wir wieder einen Geburtstag - meinen!
Ich bekomme von Lena und Sergei eine Tafel Schokolade geschenkt.
Außerdem gibt Lena mir ihr Netzhemd gegen die Mücken. Ihr ist es darunter zu heiß, wie sie sagt. Aber wahrscheinlich hat sie das nur erfunden, weil ich mich zuerst weigerte, dieses Geschenk anzunehmen. Das Netzhemd bietet hervorragenden Schutz und ist eine echte Erleichterung. Ich habe es auch dieses Jahr im Sarek wieder dabeigehabt. Ein wirklich nützliches Teil.
Das ist noch nicht alles: die beiden haben ein lustiges russisch-deutsches Gedicht über unser Team und über mich im Besonderen verfasst. Geschrieben ist es auf der Rückseite des Kartenblatts mit der Ortschaft Tura, dem Ziel unserer Reise.
Ein namenloser Seitencanyon versperrt den weiteren Weg entlang des Nerakar. Wir sind gezwungen, unsere Marschrichtung zu ändern und folgen nun diesem Seitencanyon in Richtung auf einen Pass neben der Höhe 1187m.
Überraschung: im Seitencanyon versteckt liegt ein 40m-Wasserfall, der auf keiner Karte verzeichnet ist. Das ist umso erstaunlicher, als ein 15m-Wasserfall am Nerakar in 2 km Entfernung sehr wohl aufgeführt ist.
Wir haben ein sehr trockenes Jahr erwischt. Man kann sich vorstellen, wie mächtig der Fall bei normalem Wasserstand aussehen wird.
Nicht weit hinter dem Wasserfall schlagen wir unser Lager auf und setzen die Geburtstagsfeier fort.
Am nächsten Tag hält uns kalter Regen im Camp fest. Es wird der letzte erzwungene Pausentag und überhaupt der letzte bedeutende Niederschlag bis zum Ende der Tour sein.
Wir wärmen uns am Feuer mit heißem Karkadeh-Tee.
Abends schaut die Sonne raus und verspricht besseres Wetter für morgen. Dann können wir endlich den Pass in Angriff nehmen.
(Fortsetzung demnächst: wieder auf dem Plateau)
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