[RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.
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Jetzt bin ich endlich mal dazu gekommen diesen tollen Bericht zu lesen. Freue mich schon aufs Weiterlesen. Wie kommt denn eigendlich unser mitteleuropäischer, verweichlichter Magen mit eben nicht ganz so sauberen Essen, rohem Fisch usw. klar? Wird ja gehen aber ein paar Tage Gewöhnung braucht man schon, oder? Ich meine klar hat man da keinen Kontakt zu den üblichen Kotzbazillen wie Noroviren aber die anderen üblichen Verdächtigen wie Staphylococcus Aureus hat man ja trotzdem in ausreichender Zahl dabei.
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Zitat von Bambus Beitrag anzeigenJau, schön und gut, aber wie geht es mit den Stromschnellen flußabwärts weiter
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Zitat von donjohannes Beitrag anzeigen...es gibt eine gute graphische Seite für das Gulag-System: https://gulagmap.ru/ ... Die Zahlen sind allerdings nicht vollständig (weder bei Inhaftierten noch zu Tode gebrachten) - siehe oftmals den Verweis für Jahre "no data".
Bei Travellern populär ist die 2.000 km lange Route Yakutsk-Magadan, die inzwischen ganzjährig befahrbar ist und die ich jedem Rucksackreisenden als leicht zugänglichen Einblick in die riesige Bergtaiga Ostsibiriens empfehlen kann. Vor allem im Winter ist die Fahrt großartig, bei ewig blauem Himmel und ohne Mücken (aber Vorsicht, das ist hitchhiking bei minus 40 Grad...)Diese Straße heißt road of the bones, weil sie auch wegen der GULAGs gebaut wurde. Die Zahl der ermordeten und zu Tode gearbeiteten Häftlinge in den Lagern ist nicht genau bekannt, wie auch deine o.g. Website zeigt. Aber die Einheimischen sagen, dass unter jedem Meter dieser Straße ein Toter liegt. Man lernt dort Leute kennen, deren Vorfahren aus der Ukraine oder Westrussland stammen - Nachkommen von Häftlingen, die die Lager überlebten.
Der Stalin-Terror, so mein Eindruck, wird im heutigen Russland zunehmend unter den Teppich gekehrt. Man trifft immer mal wieder Leute, die sagen: Demokratie brauchen wir nicht, Russland muss durch eine eiserne Faust mit der Knute zusammengehalten werden. Ich würde aufgrund meiner Begegnungen keineswegs sagen, dass das eine Mehrheit ist, aber so richtig selten kommt das auch nicht vor. Naja, solche Gespräche gehen dann oft in die Richtung "in Europa sind bald alle gay, und euer Führer hat vieles richtig gemacht". Also wer nach Russland reist und die Sprache spricht, sollte sich auch auf solche absurden Begegnungen gefasst machen, denn "die Russen" sind kommunikativ, gastfreundlich, und halten mit ihrer Meinung nicht zurück. Übrigens schätzen sie es nach meiner persönlichen Erfahrung, wenn man seine eigene Meinung auch offen vertritt und nicht aus falsch verstandener Höflichkeit "als Gast im Lande" zu allem schweigt und nickt, das wird ihnen schnell langweilig.
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OT: OK, nur noch kurz, da das offenbar oft durcheinander gebracht wird:
Zitat von donjohannes Beitrag anzeigenDie östlichsten Lager waren in der Tat im Magadan Oblast (Severo-Bostochny für Bergbau war in der Tat eines der größten der UdSSR), doch wie hier schon von anderen ausgeführt befanden sich zahlenmäßig mehr als die Hälfte der Lager im europäischen Teil und nicht in Sibieren.
Wobei es durchaus auch Deutsche (inkl. deutscher Staatsangehöriger) im Gulag gab. Aber nicht typischerweise Kriegsgefangene: die wurden "aus Gründen" schön getrennt von "normalen" sowjetischen Gulag-Häftlingen gehalten.
Auf Deutsch gibt es dazu übrigens noch diese detaillierte Übersicht.
Zuletzt geändert von Ljungdalen; 20.03.2021, 13:48.
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Ich will zwar eigentlich nicht weiter in das rabbit-hole der Strafgefangenenlager und romanhaften wie auch tatsächlichen Erlebnisberichte führen, aber wen es interssiert: es gibt eine gute graphische Seite für das Gulag-System: https://gulagmap.ru/
Da immer nur die aktiven Gulags eines Jahres angezeigt werden empfiehlt es sich unten bei der Balkengraphik rechts "Whole period" anzuklicken. Dann sieht man alle Lager, kann diese klicken, sieht historische Aufnahmen und eine Erklärung was dort geschah. Die östlichsten Lager waren in der Tat im Magadan Oblast (Severo-Bostochny für Bergbau war in der Tat eines der größten der UdSSR), doch wie hier schon von anderen ausgeführt befanden sich zahlenmäßig mehr als die Hälfte der Lager im europäischen Teil und nicht in Sibieren.
Die Zahlen sind allerdings nicht vollständig (weder bei Inhaftierten noch zu Tode gebrachten) - siehe oftmals den Verweis für Jahre "no data".
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Jau, schön und gut, aber wie geht es mit den Stromschnellen flußabwärts weiter
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Zitat von Robtrek Beitrag anzeigenWenn man mal in wirklich abgelegenen Gebieten auf westliche Touristen trifft, dann sind es fast immer Tschechen.
Apropos "Tschechen in Sibirien" - da gab es auf deutsch damals dies: Jan Kozák: Als Jäger in der Taiga. Tschechisches Original von 1972, erweiterte Version von 1970 erschienenen Reportagen, dürfte also in den 1960ern spielen. Hat mich als Jugendlicher beeindruckt.
(Heute weiß man, dass dieser Kozák ansonsten ziemlich fragwürdig war... naja...)
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Zitat von rumpelstil Beitrag anzeigen...weil ich hier die ganze Zeit daheim hocke, hat es noch einen zusätzlich begeisternden Effekt.
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Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen...als Bürger der befreundeten DDR war man ja ansonsten nicht frei, einfach in der Sowjetunion herumzufahren (OK, in den 80ern ging das, irregulär, wenn auch mit gewissem Stressfaktor...
Bürokratische Touristen-Hemmnisse sind leider auch im heutigen Russland noch reichlich vorhanden. Zum Glück liegen einige der grandiosesten Naturlandschaften der UdSSR jetzt in unabhängigen Staaten, wo man recht problemlos reisen kann, z.B. Tajikistan, Georgien, Kirgistan. Übrigens habe ich in Sibirien nie Reisende aus der ex-DDR getroffen. Wenn man mal in wirklich abgelegenen Gebieten auf westliche Touristen trifft, dann sind es fast immer Tschechen. Auch an einige Schweizer kann ich mich erinnern.
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Zitat von Robtrek Beitrag anzeigenVom Namen deines Instituts ("Geologische Erkundung") scheint mir, dass bei euch eine Karriere drin war, deren Sommer sich auf auf der Suche nach Bodenschätzen in wildester Taiga abspielten. Echte schwere Pionierarbeit, ein paar Mal habe ich solche Gruppen mit ihren kleinen Bohrtürmen getroffen. In den 1970er und 80er Jahren begann die große Zeit, als Trekker und Rafter die Wildnis Sibiriens erstmals auf die touristische Landkarte setzten. Deren Berichte dienen uns noch heute als Anhaltspunkte auf unseren Touren. Und diese Trekker/Rafter hatten ihrerseits manchmal als wichtigste Quelle zur Vorbereitung ein Gespräch mit Geologen. Die waren als einzige überhaupt schon in der betreffenden Gegend gewesen. Wenn die so einen Geologen zu fassen kriegten, stellten sie dann Fragen wie "Gibt es auf diesem Fluss Canyons? Gibt es in dieser Bergkette einen Pass, der sich zur Begehung anbietet?" Die Militärkarten waren ja geheim und die ersten Touristen bekamen oftmals nur die Möglichkeit, eine Topokarte als grobes Schema abzuzeichnen.
Und ja, als Geologie-Student hatte man die Chance, gut herumzukommen. Selbst als Bürger der befreundeten DDR war man ja ansonsten nicht frei, einfach in der Sowjetunion herumzufahren (OK, in den 80ern ging das, irregulär, wenn auch mit gewissem Stressfaktor... kenne persönliche Beispiele von Leuten, die in Murmansk und am Yssyk-Kul festgehalten wurden... ohne ernste Konsequenzen zwar, aber doch unangenehm). Im Rahmen des Studiums war ich dann aber bei den Lehrpraktika in den unteren Semestern im Nordkaukasus (nahe Elbrus), auf der Krim und in Nordkarelien/Kola-Halbinsel, bei den sog. "Produktionspraktika" nach dem 6. & 8. Semester im Altai und in Ostarmenien... keine völlige Wildnis, aber immerhin. Da gab es übrigens auch freie Plätze in Ust-Nera an der Indigirka und auf der Halbinsel Tajmyr (noch nördlich des Putorana), aber es war im Vorfeld unklar, ob ich als Ausländer eine Genehmigung bekommen würde. Entschied mich dann dagegen, um dann nicht völlig ohne interessanten Praktikumsort dazustehen...
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Der Bericht ist grossartig, die zusätzlichen Infos faszinieren. Ich denke, weil ich hier die ganze Zeit daheim hocke, hat es noch einen zusätzlich begeisternden Effekt. Es ist einfach toll, dass du uns an deinen Eindrücken teilhaben lässt. Ich bin echt keine grosse Reiseberichtsleserin (ich habe auch noch nie ein Buch zu einer Reise gelesen), aber einige Berichte hier im Forum, dabei deiner ganz weit vorne, packen mich wirklich.
Danke vor allem in dieser besonderen Zeit für Ablenkung, mitnehmen in eine ganz andere Gegend und dein Erleben!
Danke auch allen, die ihr Wissen und ihre Kenntnisse beisteuern!
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Zitat von Zz Beitrag anzeigenEin großes Dankeschön für den sehr spannend zu lesenden Reisebericht mit vielen, aber auch nicht zu vielen, sehr schönen Bilder
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Noch ein paar Infos zu der Region: wenn man dann bei Ayan die Küste verlässt und ins Landesinnere geht, stößt man irgendwann auf diese interessante Formation, den Kondjor-"Krater". Hier sollte man aber besser nicht zu den ESRI-Satbildern wechseln, sonst erlebt man eine Enttäuschung. Die ganze Gegend ist fest in der Hand einer Goldfirma aus Khabarovsk. 150 km westlich davon, in der Bergkette Ket-Kap, ist mal ein Solo-Trekker spurlos verschwunden. Und 200 km nordöstlich davon, in Kurun-Uryakh, haben die mitten in der Wildnis sogar eine 2,5 km Landebahn gebaut, die große Verkehrsflugzeuge aufnehmen kann. Wer aus der Karte rauszoomt, denkt erstmal, das ist ja totale Wildnis ohne jegliche Spuren von Menschen. Dem ist nicht so. Das Management der Goldgräber hat in Kurun-Uryakh keinen schlechten Komfort, es gibt z.B. eine Art "Officers Club" mit elektrisch betriebenen Massagestühlen.
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Zitat von Bulli53 Beitrag anzeigenDer Schriftsteller Josef Martin Bauer hat die Geschichte des Offiziers Cornelius Rost c. Forell a für den Leib geschrieben. Ganz wahr ist die Story sicher nicht. Wer höheres Interesse sollte über Bauer und Rost Googeln.Trotzdem habe ich das als ziemlich hart in Erinnerung. Im Sommer haben sich ganz vereinzelt Touristen weiter entlang des Meeres bis nach Kamchatka durchgeschlagen, im Winter, glaube ich, auch ein paar Offroader. Aber die Gegend ist wirklich wild, wilder geht's kaum.
Der weitere Weg von Magadan nach Südwesten in Richtung Ayan ist real machbar. Da gibt's eine Telegraphenleitung. Weiß nicht, ob die noch funktioniert, ist glaube ich unter Stalin wegen der GULAG-Lager im Magadan-Gebiet gebaut worden. Wenn man bei Kap Ayan in die Karte reinzoomt, sieht man den Strich der Leitung, auch auf den ESRI-Satellitenbildern ist die Schneise zu erkennen. Mein tragisch ums Leben gekommener Kamerad Oleg, den ich im Bericht erwähnt habe, hat sich einmal heimlich (als Goldschmuggler) von Magadan entlang dieser Route durchgeschlagen. Abenteuerliche Geschichte, er wurde verfolgt und musste sich z.T. in einem Fluss unter den unterspülten Ufern verstecken, bis der Suchtrupp mit seinen Hunden vorbei war. Das kommt dann der Geschichte von Clemens Forell schon ziemlich nahe. Ich war natürlich nicht dabei, aber habe absolut keinen Grund, die Erzählung dieses bescheidenen Manns (Oleg) in Zweifel zu ziehen.Zuletzt geändert von Robtrek; 19.03.2021, 16:32.
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Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigenOT: Es gab schon 1978 einen sowjetischen Film danach, lief in der DDR als "Goldsucher in der Arktis". ...
Der Autor Oleg Kuwajew übrigens... legendärer Student am Moskauer Geologischen Erkundungsinstitut MGRI in den 1950ern... da habe ich 198x auch studiert - daher u.a. *mein* Russlandbezug...
Vom Namen deines Instituts ("Geologische Erkundung") scheint mir, dass bei euch eine Karriere drin war, deren Sommer sich auf auf der Suche nach Bodenschätzen in wildester Taiga abspielten. Echte schwere Pionierarbeit, ein paar Mal habe ich solche Gruppen mit ihren kleinen Bohrtürmen getroffen. In den 1970er und 80er Jahren begann die große Zeit, als Trekker und Rafter die Wildnis Sibiriens erstmals auf die touristische Landkarte setzten. Deren Berichte dienen uns noch heute als Anhaltspunkte auf unseren Touren. Und diese Trekker/Rafter hatten ihrerseits manchmal als wichtigste Quelle zur Vorbereitung ein Gespräch mit Geologen. Die waren als einzige überhaupt schon in der betreffenden Gegend gewesen. Wenn die so einen Geologen zu fassen kriegten, stellten sie dann Fragen wie "Gibt es auf diesem Fluss Canyons? Gibt es in dieser Bergkette einen Pass, der sich zur Begehung anbietet?" Die Militärkarten waren ja geheim und die ersten Touristen bekamen oftmals nur die Möglichkeit, eine Topokarte als grobes Schema abzuzeichnen.
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Kurz zum Thema „So weit die Füße tragen“. Ich habe im Rahmen der Radiosendung „Die Lange Nacht“ im DLF und DLF Kultur vor fast 10 Jahren (Dezember 2011) das drei stündige Feature von Arthur Dittlmann gehört.
https://www.deutschlandfunkkultur.de...icle_id=174345
Bei dem Roman handelt es sich um keine authentische Geschichte die so passiert ist.
Ob man das Feature von Arthur Dittlmann irgendwo nachhören kann ist mir unbekannt.
Ein großes Dankeschön für den sehr spannend zu lesenden Reisebericht mit vielen, aber auch nicht zu vielen, sehr schönen Bildern und kurzen präzisen Textpassagen welche nicht ermüden. Ein sehr gesunder Mix der beim Lesen Freude macht. Toll.
Ein sonniges Wochenende,
Z
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OT:
Zitat von Bulli53 Beitrag anzeigenBuchheim, dem Autor des „Bootes“, ein Buch über seine Flucht von der Atlantikküste nach D.
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Der Schriftsteller Josef Martin Bauer hat die Geschichte des Offiziers Cornelius Rost c. Forell a für den Leib geschrieben. Ganz wahr ist die Story sicher nicht. Wer höheres Interesse sollte über Bauer und Rost Googeln. Wenn ich mich recht erinnere gibt es von Buchheim, dem Autor des „Bootes“, ein Buch über seine Flucht von der Atlantikküste nach D.Zuletzt geändert von Bulli53; 19.03.2021, 09:49.
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OT:Zitat von sibirier Beitrag anzeigenAuf russisch heißt "Das Territorium". Ich schätze,der sollte auf deutsch übersetzt werden, vielleicht unter einem anderen Titel.
Spielt eigentlich ganz im Nordosten Russlands, von Magadan über das Kolymagebiet bis Tschukotka... der dort "die Siedlung" genannte Ort ist die Kleinstadt Pewek.
Es gab schon 1978 einen sowjetischen Film danach, lief in der DDR als "Goldsucher in der Arktis".
Der Autor Oleg Kuwajew übrigens... legendärer Student am Moskauer Geologischen Erkundungsinstitut MGRI in den 1950ern... da habe ich 198x auch studiert - daher u.a. *mein* Russlandbezug...
Zuletzt geändert von Ljungdalen; 18.03.2021, 22:53.
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Zitat von sibirier Beitrag anzeigenEs gibt einen sehr landschaftlich schönen Spielfilm über Sibirien,der unmittelbar auf dem Plateau Putorana gedreht wurde. ... Auf russisch heißt "Das Territorium".
Einige bekannte Aufnahmen des Oran von anderen russischen Trekkern:
Zuletzt geändert von Robtrek; 18.03.2021, 18:23.
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