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    AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

    Einzug nach Esso - 24.7.

    Wir stehen relativ zeitig auf und machen uns nach einem kurzen Frühstück auf den Weg nach Esso. Die Stimmung ist euphorisch, denn auf uns warten heiße Duschen und ein richtiges Bett. Der Himmel ist bedeckt und so schreiten wir auf dem Fahrweg zügig voran. Nach kurzer Zeit entdecken wir die Schwelstelle, von der die Männer gestern berichtet haben – sie schwelt immer noch und hat sich weiter in Richtung Wald gefressen. Wir kippen unsere kümmerlichen Wasservorräte aus und versuchen, die Nummer anzurufen. Leider ohne Erfolg. Unglaublich, was eine einzelne Zigarette anrichten kann! Ich sehe sowas zum ersten Mal und bin erschrocken, wie sich so ein Schwelbrand entwickeln kann. Wir mussten am ersten Abend sehr viel Wasser auf eine relativ kleine Stelle schütten, um der Glut Einhalt zu bieten.
    Der restliche Weg vergeht zügig und nach ca. 2 Stunden erreichen wir Esso. In leichtem Nieselregen schreiten wir durch die Straßen und kommen uns zwischen all den Menschen fremd vor. In den letzten Tagen sind wir niemandem sonst begegnet, was für mich eine neue Erfahrung ist.
    Als wir gerade an einer Kreuzung darüber diskutieren, wie wir die anderen wohl finden und bei welchem Hotel wir die Suche beginnen sollen, entdeckt uns Kathrin und winkt uns zu Natalias Unterkunft. Sie, Heiko und Kati haben eine komplette kleine Wohnung gemietet, in der es noch zwei Betten für Sven und mich gibt. Noch vor der lang ersehnten Dusche bekommen wir frische Arme Ritter serviert, auf die wir uns hungrig stürzen. Dann endlich die wohlverdiente Dusche mit heißem Wasser, die Kleidung können wir bei Natalia abliefern. Inzwischen regnet es in Strömen und ich mache mir es im Bett gemütlich. Den Nachmittag verbringe ich lesend und schlafend auf der weichen Matratze. Alle Besichtigungspläne verschiebe ich auf morgen.
    Abends plündern wir den Supermarkt und gönnen uns jeder eine Doppelportion Schaschlik. Abends fülle ich meine Nalgene mit Orangensaft auf. In ihr befindet sich noch ein Rest Flusswasser von der Wanderung. Ich nehme eine großen Schluck und wundere mich über das große Fruchtfleischstück im Saft. Als ich es ausspucke, ist es eine Fischlarve Damit bin ich die einzige auf der Tour, die einen Fisch gefangen hat. Und das ganz ohne Angel
    Die Rückkehr und Wiedervereinigung der Truppe feiern wir ausgiebig bei Wodka in der heißen Quelle. Da Fisch schwimmen muss, lasse ich mir von Sven gerne etwas häufiger nachschenken...
    Zuletzt geändert von Schmetterling; 02.12.2012, 16:28.

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      AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

      24.7. & 25.7.2012

      Uns stehen nun zwei Ruhetage in Esso bevor und wir läuten der Ersteren mit einem schönen Frühstück mit Armen Rittern und frischem Brot in unserer Dreier-WG ein. Während wir in frisch gewaschenen Klamotten frisch geduscht diverse Köstlichkeiten in uns reinschieben, sehen wir draussen den Rest unserer Truppe ins Dorf einziehen. Schlagartig ist es mit der Ruhe vorbei und unsere kleine Bleibe verwandelt sich in eine Art Aufenthaltsraum. Unser Frühstück ist auch in kürzester Zeit vernichtet.
      Nachdem die anderen sich nun doch entscheiden eine Nacht bei Natalia zu bleiben und am nächsten Tag in die Tourbasa umziehen wollen, klären wir Drei plus Sven und Susanne noch mit Natalia ab auch die letzte Nacht in Esso zu verbringen und nicht mit in die Tourbasa umzusiedeln.
      Diese zwei Tage waren an sonsten recht langweilig und ereignisarm. Ich gucke mir etwas das Dorf an, kaufe etwas ein und versuche auf dem Postamt das Internet zu nutzen.
      Bei einem Ausflug in das Nationalparkzentrum komme ich mit einem nach Outdoor aussehenden Herren ins Gespräch der der Reiseleiter einer Gruppe Rentner zu sein scheint. Wir unterhalten uns über unsere bisherige Tour mit den nicht machbaren Furten und über unsere geplante Tour zum Vulkan. Er hat eine Menge Tipps parat und ist äusserst Hilfsbereit. Gegen Ende stellt sich heraus, dass es sich bei meinem Gesprächspartner um Andreas Heßberg handelt, dem Autoren des einzigen brauchbaren Reiseführers für Kamtschatka; mit dem wir auch nahezu die gesamte Reise geplant haben.
      Am Abend des ersten Ruhetages schießt sich Susanne derartig mit Vodka ab, dass sie den gesamten nächsten Tag im Bett verbringen muss und erst gegen Abend wieder anfängt Aktivitäten zu entwickeln.

      Mit einem weiteren nächtlichen Bad im Pool schließen wir unseren Aufenthalt in Esso ab, um am nächsten Morgen Richtung Tourbasa aufzubrechen wo wir uns mit den anderen treffen wollen.
      Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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        AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

        25.07,

        ESSO, es gibt viel zu tuen ...

        Morgenstund hat blei im Rücken,
        einer der Vodkas der Nacht muß schlecht gewesen sein,
        aber die Lust auf ein gemütliches ausgedehntes Frühstück treibt mich schnellstens in das Wasser des Thermalbades und dann unter die Dusche.
        In Natalias Gartenhäuschen bereiten wir uns Arme Ritter.
        Ohne Susanne, die hat eine Krankheit, eine Vodka-Fisch-Vergiftung.
        Während des Frühstücks hängen wir auch unsere Wäsche auf und beobachten einen Trupp Geometer, die quer durch den Garten nivelieren.
        Sofort werden Vermutungen laut, das Dorfoligarchiat neide Natalia das Grundstück neben dem Bade und plane die Zwangsenteignung


        Nataljas Anwesen


        Nataljas Laterne
        Nach dem Frühstück ist ein großer Dorfrundgang nebst Shopping angesagt.
        Die Reihenfolge kriege ich nicht mehr ganz auf den Plan, aber zunächst waren wir in verschiedenen Lebensmittelläden, dann visitierten wir die Dorfhäfte westlich des Flusses, leider hatte das Museum noch geschlossen. Hinter dem Museum liegt ein schöner Hof, mit geschnitzten Torpfosten und schönem Remisengiebel.



        Russisches Wappen, St. Georg


        Wappen Kamtschatkas, 3 Vulkane


        Remisengiebel

        Danach kommen wir zum Denkmal für die Helden des "Großen Vaterländischen Krieges" (2ter Weltkrieg)
        Wir suchen verschiedenste Geschäfte auf, den an Lebensmittelläden mangelt es nicht, unweit des Denkmals finden wir sogar etwas, was man als Feinkostladen bezeichnen könnte.



        Gen Mittag gibts ein Thermalbad
        Danach streben wir der anderen Dorfhälfte zu, jener mit dem Zentrum.

        Dorfeindrücke

        Hier findet man die Post, mit Kosmetikabteilung, hier werden die Briefmarken vom Personal selbst geleckt.

        Post Schalterhalle Bald kommt im Obergeschoß die Decke runter

        Eine Bank mit nicht funktionierendem Geldautomat und vorglasnostisch-leninmausuleumöser Schlange vorm Kassenschalter.
        Kirchenbaustelle, an der sich seit unserer Ankunft nichts tat



        Das Haus des Popen



        Der Marktplatz mit seinen Buden und einem Baustellencontainer-Supermarkt. Der Marktplatz hat ansprechende Torpfosten und eine hübsch gestaltete Umzäunung.



        Dem Markte gegenüber ist der Supermarkt, ein Wellblechpalast mit halbgelehrten Regalen und 2 Arbeitern, die binnen einer Stunde 2 Latten an eine Wand nageln. Dieser Laden ist unser Bier, Proviant und Vodkalieferant, weil man sich selbst bedienen kann.



        Danach kommt man zur Bürgermeisterei, der Bürgersteig ist fast fertig, man hat angefangen die Schalung mit Beton zu füllen, während an dem einen End des Straßenblocks gearbeitet wird, machen am fertugen Bauabschnitt Straßenköter und Kinder Spuren und Namenszüge in die frische Schüttung.



        Es wird Zeit fürs Museum:
        Es liegt wie gesagt direkt anm Ufer eines der Bystraja zufließenden Fluße. Der Eingangsbereich stellt eine Ortodoxe Kirche dar, dient heute jedoch als Empfang, Kasse und Volksgetümelboutique.




        Daneben befindet sich ein Turm, dessen Eingang von einem vorkragendem Baldachin überragt wird und desen Obergeschoß Senkscharten bildend überkragt.

        daneben befindet sich ein Blockhaus, welches den Ausstellungssaal darstellt.



        Teilweise wird dieses Ensemble von einem Staketenzaun, in Art eines "Spanischen Reiters" umgeben.

        Ich lasse Barbara fragen, was es damit aufsich habe, sie erhält zur Antwort, es handele sich um Teile eines kosakischen Ostrogs, des späten 18.jhdt. leider ist der Turm nicht zu betreten, er ist ein magazin und Materialschuppen.



        Neben dem russischen Teil befindet sich die ewenische Abteilung, bestehend aus einem Sommerhaus, Vorratsbühne und Winterhaus.
        Während das Sommerhaus ein Zelt auf einem hochgelegenen Podest darstellt , ist das Winterhaus eine beeindruckende gezimmerte Konstruktion, bestehend aus einem Gebindefach, an welches sich die steil aufragenden Wände anlehnen und somit ein Pyramidenstumpfartiges Haus bilden, welches an seiner Spitze von einem weit Hervorragendem Windschirm abgeschlossen wird, welcher das Rauchloch, bzw den Wintereinstieg ins Haus durch das selbe, vor Schneeverwehung schützt. Hier können im Winter leicht über 4 m Schnee fallen. Der normale Zutritt erfolgt ebenerdig durch eine stollenartige Kälteschleuse, ähnlich denen, welche man von Iglus kennt. Im Zentrum befindet sich die Feuerstelle, um sie herum Alkoven und Liegebänke, mit Rentirhäuten und Fellen gedeckt und abgeteilt. Neben der Feuerstelle führt eine Einbaumleiter zum Rauchloch hinaus.



        Bei den Russischen Bauten handelt es sich wohl um stark rekonstruirte Spolien eines Forts (russ. Ostrog), evtl. dem von Johann Joachim Schwabe als im Bau befindlich beschriebenen 5. Ostrog Kamtschatkas, im Landesinnern.

        Nachdem wir all das taten, welches wir zu tuen hatten, packten Üte, Barbara, Bärt und ich unsere Sachen, um, wie vor über einer Woche abgemacht, unsere vorgebuchten Betten in dem Ferienlager "Tourbasa Skara" zu beziehen, wo bereits Teile unserer Ausrüstung lagern und von wo nächstentags der "Bus" zu unserm Nächsten Ziel starten soll.
        Nach dem Packen wird nochmals im Thermalbecken gebadet, danach kaufen wir nochmals Sachen für das Abendessen, Bärt und ich machen uns noch mal auf die Suche nach einer Isomatte, wir finden dabei den örtlichen Möbel, Cämping, Haushaltsgeräte und Drogeriemarkt, aber keine Isomatte (wir wollten eine kaufen und zerteilen, für Sitzkissen)

        Danach verabschieden wir uns vom Rest der Mannschaft, die noch bei der Wodka-Fisch-vergifteten Susanne, welche nachwievor im Bett vor sich her dämmert, bleiben möchten. Morgen um 7.30 Uhr sehen wir uns wieder.
        Üte, Bärt, Barbara und ich werden von einem Taxi zum Lager droschkiert, einem Budendorf, längs eines Bohlenweges, parallel zum Fluß.
        Wir beziehen eine Hütte mit 4 Pritschen und bereiten am Ufer ein Lagerfeuer und berieten uns Lachs-Tortelini mit frischen Tomaten.
        Wir gehen Zeitig zu Bett, denn wir müssen wirklich früh raus, um 7.30 fährt der Bus.
        Zuletzt geändert von Goettergatte; 25.03.2013, 22:39.
        "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
        Mit erkaltetem Knie;------------------------------
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          AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

          25.7. – Öööhh
          Ähm, also, dieser Tag wird aus meinem persönlichen Reisetagebuch gestrichen. Dat war wohl zuviel Wodka gestern…

          Während die anderen Esso erkundeten, trieb sich Sven den ganzen Tag um unser Häuschen und kümmerte sich netterweise auch um meine Ausrüstung. Regelmäßig schaute er zu mir rein und versuchte, mich aufzumuntern und zu unterstützen, aber mir war heute wirklich nicht zu helfen.

          Erst gegen Abend konnte ich wieder eine Kleinigkeit essen…
          Zuletzt geändert von Schmetterling; 10.12.2012, 17:14.

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            AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

            25.07.2012 Ruhetag in Esso

            Susanne ging es heute den gesamten Tag unheimlich schlecht. Die Kotzerei der Nacht ging auch tagsüber weiter.
            Während des Frühstücks (erneut Arme Ritter) bemerkte ich, dass meine Regenjacke mal wieder weg ist... Alles grübeln half nix. Beim Restaurant konnte ich sie eigentlich nicht vergessen haben, war ich mir Felsenfest sicher, dass ich sie am Abend Richtung Herberge noch an hatte.
            Erst ein Fotobeweis, ich glaub von Utes Kamera, zeigte mir auf, dass ich auf dem Rückweg vom Schaschlikmann keine Jacke an hatte.
            Als ich beim Restaurant angekommen war, sah ich auch schon meine Jacke. Diese lag noch immer am selben Platz, wo ich am Vortag gesessen hatte. Jacke samt Schmartfon inna Tasche da, boah ist mir ein Stein vom Herzen gefallen Erstaunlich zum einen das die Jacke noch da war, zum anderen aber, dass die Bedienung sie nicht weggeräumt hat...

            Unsere Gruppe teilte sich heute auf. Einige besuchten die Quelle, andere das Museum, andere die „Einkaufsmeile“, und überhaupt genossen wir die Annehmlichkeiten der Zivilisation.
            Ich wuselte hier und da im Garten rum. Baute meins und das Zelt von Susanne und Kathrin auf, es war Zeit für ein großes Reinemachen. Immer wieder schaute ich bei Susanne rein, bemitleidenswerter armer kleiner Wurm...
            Heiko, Kati, Kathrin, Susanne und ich blieben noch eine weitere Nacht bei Nathalia, während die restlichen vier in die Tourbasa umzogen.
            Susannes Zustand änderte sich erst zum Abend, nachdem wir unser zwischen lagerndes Gepäck von der Tourbasa abholen wollten. Der Schlüssel zu unseren Klamotten befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Camp und somit waren wir umsonst dorthin gefahren. Unser Plan war nun, einfach am nächsten morgen einen kurzen Moment früher rüber zu fahren und unsere Taschen neu zu packen. Großer Schreck für Susanne, da ihre Akkus für die Kamera leer waren und sie auf jeden Fall auf das Ladegerät angewiesen ist. Wunderheilung!!! Mit einem Elan sprang sie aus dem Bett, rief sich ein Taxi und fuhr zur Tourbasa – und kam mitsamt unseres restlichen Gepäcks wieder

            Den Abend ließen wir diesmal ohne Vodka im Pool ausklingen.
            Zuletzt geändert von codenascher; 23.12.2012, 12:23.

            Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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              AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

              26.07.

              Unimog nach Leningradskaja

              Susanne ist wieder Gesund und alle sind pünktlich vor ort, am Tor der Tourbasa Skara.
              Und dann kam der Bus, ein Art Unimog (GAZ 66 ?), mit Wohnkontainer, in dem ausgediente Reisebussitze angeschraubt sind.
              Wir verstauen unsere Klamotten und steigen ein.
              Wir schaukeln los, labernd lachend und schaukelnd fahren wir richtung Kamtchatkafluß, welchen wir auf einer neu errichteten Brücke überqueren.
              Unten am Ufer verrottet die alte Fähre. Hier haben wir erstmals Aussicht auf die Klujevskoj-Vulkangruppe mit dem Vulkan Tolbatchyk.
              Kurze Zeit später biegt der Fahrer unvermittelt in einen Waldweg ab. Die Abbiegestelle markiert ein ausgebranntes PKW-Wrack.
              Das Schaukeln wird jetzt zu einem Schütteln und Stoßen, der Weg sind 2 schlammige Reifenspuren im Wald, die Zweige peitschen die Scheiben entlang. Nach einer geraumen Weile erreichen wir ein Aschefeld in der weiten Waldebene, in der wir den Faher anhalten gebieten, da wir durch das ewige geruckel alle bereit sind die Natur zu gießen. Wieder haben wir Aussicht auf die Vukangruppe.

              Dann gehts weiter, wie gehabt, schließlich durchqueren wir einen Fluß, der zu Fuß eventuell nicht zu furten gewesen wär, dann geht es wieder durch dichtesten Wald, durch achstief aufgewühlte Schlammspuren schlingern wir immer steiler bergauf, es wird so Steil, das man meinte in einem Liegesitz zu weilen. Dann durchbrechen wir irgendwann die Baumgrenze, die Sicht hingegen ist weg, dann setzt Regen ein, wir fahren durch eine schwarze Wüste aus Eruptionsschlacken und erreiche schließlich in kühlem Regen eine Gruppe Bretterbuden mit einem Großzelt und einem Zeltlager daneben.
              Leningradskaja Tolbatchyk.
              Nach einigem hin und her finden wir eine Baracke, welche dem allgemeinen Aufenthalt zu dienen scheint, in reichlichen Hundert Metern Abstande zu dieser bauen wir unser Lager auf, um im weiterhin andauernden Regen wieder in die Hütte zu fliehen. Eine Gruppe Schweizer ist mit uns dort. Wir wettern den Nachmittag ab, heizen den Ofen, kochen Tee und Kaffee (nicht wahr, Bärt? ) Das Wetter ändert sich kaum.
              Zuletzt geändert von Goettergatte; 25.03.2013, 22:49.
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                AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                26.7. – Aufbruch zum Vulkan

                Wir treffen uns um zehn Uhr an der Tourbasa, von wo aus wir zum Fuße des Tolbacik gefahren werden sollen – zu unserer zweiten Tour. Aufgrund von Unsicherheiten bezüglich der Streckenlänge, zu befürchtende Wasserknapphiet und Utes Schwierigkeiten haben wir uns entschlossen, statt der 7-Tages-Rundtour um den Vulkan lieber ein stationäres Lager an der Leningradskaja Basis am Fuß des Tolbacik aufzubauen und Tagestouren zu machen. Primäres Ziel ist die Besteigung des Tolbacik und wenn Zeit und Lust es zulassen, wollten wir unser Lager noch mal verlegen.
                Gestern haben wir noch unsere Lebensmittelvorräte aus den zwischengelagerten Säcken wieder aufgefüllt. Das war fast wie Weihnachten! Die überflüssigen Sachen können wir in der Tourbaasa hinterlegen. Meine und Kathrins Sachen befinden sich in einer blauen Mülltüte. Ich stelle sie mal nur eben 5 Minuten ab und schon hat sich einer der allgegenwärtigen Köter über sie hergemacht – Mistvieh! Mit sicherem Geschmack suchte er sich das Milchpulver und das kostbaren Chai-Latte-Pulver heraus…
                Beim Anblick unseres Gefährts brechen wir alle in Jubelschreie aus – ein richtig cooooler Russenlaster!


                Unser Luxusgefährt

                Wir verstauen unsere Rucksäcke, verteilen uns auf die vielen Sitze und schon schaukeln wir los. Ich hole noch etwas Schlaf nach, während der Laster über die langweilige Piste gen Norden schaukelt. Endlich blitzen in der Ferne hohe Vulkane auf und ich werde wieder wach. Wir überqueren den mächtigen Kamtschatka-Fluss und biegen dann nach rechts von der Piste auf eine Piste ab. Das heißt, auf eine richtige Piste durchs Gestrüpp. Wir schaukeln und schwanken stundenlang durch eine dichte grüne Hölle. Wir wühlen uns durch sumpfige Stellen und überqueren ein breites Flussdelta. In unserem hochbockigen Gefährt werden wir ordentlich durchgeschüttelt.


                Das Flussdelta

                Insgesamt sind wir froh, dass wir die ca. 30 km nicht laufen müssen (was wir auch schon überlegt haben). Wir wären vor Langeweile eingegangen und von Mücken aufgefressen worden.
                Endlich kommen wir an die Baumgrenze und machen auf einem großen Aschefeld einen Zwischenstopp. Darüber thront mächtig der Tolbacik und fasziniert schießen wir ein paar Fotos. Das sieht ja schon sehr vielversprechend aus! Wir Frauen müssen mal kurz in die Büsche und da waren sie wieder – die kleinen Plagegeister. Erst jetzt merken wir, wie entspannt die letzten Tage in Esso waren. Dummerweise jucken die Stiche auch noch und bei der Rückkehr in den Bus bringen wir den Jungs eine Ladung mit.


                Erster Ausblick auf die Vulkane

                Wir verlassen endgültig die Waldzone und fahren durch eine schwarze Lavalandschaft. Pünktlich mit unserer Ankunft fängt es an zu regnen. Etwas bedröppelt sitzen wir im Bus, aber es hilft nichts, wir müssen raus in den Nebel, der die schwarze Mondlandschaft noch unwirtlicher erscheinen lässt. Wir schnappen uns die Rucksäcke und flüchten uns erstmal in eins der großen Mannschaftszelte, aus dem wir jedoch sofort wieder vertrieben werden. Eine der zahlreichen Holzhütten ist eine Gemeinschaftshütte, in der wir erstmal Platz nehmen. Draußen dichter Nebel und Regen. Der Inspektor ist nicht da, aber wir finden heraus, dass man diesen Gemeinschaftsraum gegen einen kleinen Obulus nutzen kann. Drinnen zwei große Tische mit Bänken, eine Kochplatte und ein Holzofen, dazwischen Wäscheleinen mit nasser Kleidung. Es ist kalt und zugig. Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit Teekochen, Quatschen, Essen.


                Depristimmung


                Hüttenchaos

                Als zwischendurch der Regen etwas nachlässt bauen wir die Zelte auf. Die schwarze Vulkanasche und der Nebel drücken mir auf die Stimmung, es ist extrem unwirtlich hier. Vom Vulkan natürlich nichts zu sehen, selbst die Plumpsklos ein paar Meter weiter sind kaum zu entdecken. Ich möchte nicht hier bleiben und am liebsten wieder zurück nach Esso. Angesichts der groben Asche habe ich Angst um meinen Zeltboden. Die Quelle, die die gesamte Station versorgt, ist ein winzig kleines Rinnsal. Ich schminke mir das Waschen erstmal ab. Immerhin feuern unsere Mitbewohner in der Hütte am Nachmittag den Ofen an und es wird etwas wärmer.


                Leningradskaja Basa


                Unsere sanitären Anlagen
                Zuletzt geändert von Schmetterling; 23.12.2012, 00:16.

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                • codenascher

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                  AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                  26.07.2012 Auf zum Tolbacik

                  Heute begann endlich der lang ersehnte aufregende Teil der Tour. Auf zu den Vulkanen!!!
                  Unsere bestellten Taxen trafen erst auf erneutes anfragen mit einer halben Stunde Verspätung bei uns ein. Unser LKW der uns zur Leningradskaja Basa bringen sollte stand schon bereit – Geiles Teil!!!


                  Unser LKW









                  Mit dem LKW ging es über die Brücke, welche den Kamtschatkafluss überspannt Richtung Kljucevskoj Naturpark. Nachdem wir die Schotterpiste verlassen haben, merken wir recht schnell warum wir in solch einem großen Geländegängigem Fahrzeug sitzen. Größtenteils ging es über Stock und Stein. Fahrrinnen tief wie PKW Reifen, Pistenabschnitte welche auf 50 und mehr Metern komplett unter Wasser standen, weite Lavafelder. Während wir schmale Gletscherflüsse queren merken wir jedes mal, wie der LKW und wahrscheinlich auch unser Fahrer arbeiten, sich gegen die starke Strömung der Flüsse bäumen. Als wir die Baumgrenze erreichen ist es um uns geschehen. In der Ferne sehen wir den Kljucevskoj und den Kamen – welch faszinierender Anblick dieser zwei perfekt geformten mit Schnee und Eis bedeckten Pyramiden.




                  Der Kljucevskoj und der Kamen

                  Wenig Bäume, weniger Mücken, dafür verdammt viele Bremsen. Als wir weiter fahren verfolgen uns die verdammten Blutsauger noch einen Moment eh sie ablassen.


                  Der Tolbacik



                  An der Leningradskaja Basa angekommen fühle ich mich auf den Mond versetzt. Unwirklich, gar Schemenhaft liegt die Leningradskaja Basa in den Wolken. Der Untergrund schwarz. Überall schwarze Asche, vereinzelte grüne Punkte – Die Natur holt sich ganz langsam das zurück, was vor beinahe 30 Jahren unter der Asche des Tolbatschiks begraben wurde. Zwischen unseren Beinen verwirbeln sich die feinen Wolkenfetzen im Wind.
                  Um die eigentlich Basa, bestehend aus der Hütte des Rangers, einem größeren Aufenthaltsraum und zwei kleineren Hütten zum einmieten standen bestimmt 50 2-Mann Zelte der russischen Marke „Red Fox“ windschief herum.
                  Es nieselte und die Temperaturen hatten so gar nix mehr gemein mit den sommerlichen Temperaturen, wie wir sie noch vor nicht einmal zwölf Stunden hatten. Ein Temperaturdelta von beinahe 30°C...
                  Der Tolbatschik versteckte sich hinter einer dicken Wolkendecke. Ich hoffte, dass die ersten Vergleiche mit dem uns bereits bekannt unbekannten „Nieschinski“ nur Blödelei blieben.

                  Wir machten uns mit dem Lager vertraut. Die Quelle, die übel riechenden Toilettenhäuschen, der Aufenthaltsraum, die Waschbecken – ohne diese angenehmen Unannehmlichkeiten wäre ein Leben hier oben nicht möglich.
                  Zum Abend wurde es ein wenig voller in der großen Hütte. Die kommerziellen Touren kamen von ihren Ausflügen wieder. Von den zwei großen Tischen nahmen wir bis zu diesem Zeitpunkt einen komplett für uns in Anspruch, nun teilten wir ihn mit einer Schweizer Exkursion.


                  Das rechte Klo hat doch deutlich weniger gestunken als das linke
                  Zuletzt geändert von codenascher; 23.12.2012, 12:23.

                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                    • 28.06.2008
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                    AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                    26.07.2012

                    Unsere zwei am Abend vorbestellten Taxen kommen zwar nicht, dafür ruft uns Natalia zum Abschied zwei neue, die dann auch prompt erscheinen und uns zu den Anderen fahren. Wir deponieren noch etwas Gepäck und machen uns dann mittels eines geländegängigen LKWs in Richtung Tolbacik auf den Weg. Die Fahrt ist die ersten Stunden eher reizarm, da es auf einer endlosen Landstr. durch die immer gleichen Wälder und Wiesen geht. Irgendwann biegen wir endlich von der Straße auf einen schmalen Trail ab und der Fahrer kämpft sich mit dem Gefährt durch das Gelände. Nach dem Queren einiger größeren Flüsse stehen wir plötzlich auf einer großen Freifläche die nur aus schwarzen Basaltkies besteht und kaum Bewuchs zeigt. Wir kommen dem Vulkan endlich näher!


                    kamtschatka (91 von 199) von Baryt - Album.de



                    kamtschatka (92 von 199) von Baryt - Album.de


                    Als es weiter über Stock und stein geht wird das Wetter leider mit jedem Meter schlechter und als wir schliesslich das Basecamp am Tolbacik erreichen stehen wir komplett im Nebel und es regnet stark. Wir machen uns erstmal in einer recht geräumigen aber kalten Hütte breit die als Aufenthaltsraum des Camps zu dienen scheint. Hier ist es zwar nicht warm aber dank eines zusammengeschweissten Ofens wenigstens ein paar Grad wärmer als draussen und trocken.

                    Das Camp erweist sich als deutlich touristischer als Gedacht und es herrscht eine regsame Betriebsamkeit von Lastern und Autos die immer neue Leute in die Hütten und organisierten Zeltcamps bringen. Outdoorsportler befinden sich offensichtlich kaum unter den Touristen dafür jede Menge Küchenpersonal und Reiseleiter. Mir kommen schon hier erste Zweifel ob es wirklich eine gute Idee gewesen ist, sein Camp hier aufzuschlagen.


                    kamtschatka (93 von 199) von Baryt - Album.de




                    kamtschatka (94 von 199) von Baryt - Album.de



                    kamtschatka (95 von 199) von Baryt - Album.de



                    kamtschatka (97 von 199) von Baryt - Album.de


                    Unsere Zelte bauen wir schließlich auf einer halbwegs geraden Ebene auf die aber keinerlei Schutz vor Wind und Wetter bieten wird - den gibt es hier aber auch weit und breit nicht. Um die Heringe im losen Basalt überhaupt irgendwie fest zu bekommen, muss ich die dünnen MSR-Pegs mit großen Lavabrocken sichern.
                    Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                    • Schmetterling

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                      AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                      27.7.12 Wanderung ins Nichts

                      Der Blick aus dem Zelt bestätigt: keine Wetterbesserung. In der Hütte beugen sich die anderen bereits eifrig über die Karte und überlegen, was wir in den nächsten Tagen so alles anstellen können. Es gibt einige lohnende Ziele für Tageswanderungen. Wir beschließen, erst dann umzuziehen, wenn wir den Vulkan bestiegen haben (der sich natürlich weiterhin versteckt). Auch wenn das Wetter keineswegs einladend ist, sind wir doch einig, dass wir wenigsten ein wenig nach draußen müssen. Mangels Sicht laufen wir einfach in irgendeine Richtung. Ich bin echt froh um das GPS, das würde uns sicher wieder zurück führen.


                      Auf ins Nichts


                      Armes kleines Blümchen

                      Die Stimmung ist gespenstisch. Orientierungslos tapsen wir durchs Nichts. Die Wolken gehen nahtlos ins Schwarz der Asche über. Alles verschwindet nach wenigen Metern. Wie steingewordene Gestalten tauchen große Lavabrocken aus dem Nichts auf. Nur vereinzelt trotzen kleine Pflänzchen dem harten Leben. Ich bin begeistert. Nicht dass ich was gegen Sonnenschein habe, aber diese Stimmung hier ist einfach genial. Nach zwei Stündchen sind wir durchgefroren und kehren zurück. Unterwegs treffen wir eine Truppe Russen mit großen Rucksäcken, die heute noch zu einem Pass wollen. Bei ihrem Anblick bin ich doch ein wenig wehmütig, dass wir unser Nomadenleben aufgegeben haben. Andrerseits macht das bei diesem Mistwetter auch nicht wirklich Spaß.


                      An einem Kraterrand




                      Gruuselig


                      Spinnennetz

                      Den Nachmittag verbringen wir wieder in der Hütte mit Tee trinken. Irgendwann fragt mich Sven, ob ich noch Lust hätte, auf einen der kleinen Vulkanhügel in der Nähe zu steigen. Da es nicht regnet, lasse ich die Regenhose in der Hütte und wir beginnen den Aufstieg. Auf der losen Lava ist das eine ziemlich mühselige Angelegenheit, aber es ist immerhin besser, als in der Hütte zu sitzen. Oben am Krater teilen wir eine Gipfelschokolade und Sven spricht unsere Situation an. In den letzten Tage waren wir ständig umeinander rumgeschwänzelt, ohne dass einer von uns den ersten Schritt gewagt hätte… Wir beschließen, dass so ein kleiner Urlaubsflirt doch was Nettes ist und wir uns etwas die Zeit verschönern können…

                      Beschwingt machen wir uns auf der anderen Seite wieder an den Abstieg. Inzwischen regnet es in Strömen und in großen Schritten springen wir im losen Geröll nach unten. Meine Hose ist jetzt so richtig nass und ich habe den Abend über leichte Mühe, sie in der Hütte wieder trocken zu sitzen. Dort kündigt sich eine weitere Truppe an und wir müssen zusammenrücken. Während am Nebentisch riesige Wodkaflaschen (die mir ein leicht flaues Gefühl im Magen verursachen), Schaschlik und allerlei Köstlichkeiten aufgetischt, während wir lustlos in Spaghetteria und Co. rühren. Es war natürlich niemand auf die Idee gekommen, frische Nahrungsmittel mit nach oben zu nehmen, wo wir doch schon gefahren wurden. Wir werfen gierige Blicke nach nebenan, wo eine russische Großfamilie die Köstlichkeiten verspeist (die mal so eben übers Wochenende hier hochgefahren sind).

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                      • laka23
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                        • 27.04.2012
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                        AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                        27.07.2012 Begegnungen im Nebel

                        6.30 Uhr klingelt unbarmherzig der Wecker, doch die Geräusche auf dem Zeltdach lassen nichts Gutes erahnen und mich dann doch länger im Zelt verweilen. Irgendwann gegen 9 kommt Arne vorbei und meint, es regne doch gar nicht und sei schön warm draußen – eine glatte Lüge wie sich nach den ersten Schritten im Freien herausstellen sollte. Doch es nützt ja nix; man kann ja nicht den ganzen Tag im Schlafsack verschwenden. Nach einem leckeren Frühstück brechen Barbara, Arne, Sven, Susanne, Kati, Bert, Ute und ich zu einer kleinen „Wanderung um den Block“ auf. Wir laufen einfach los, ohne wirkliches Ziel, einfach um des Laufens willen und mitten hinein in den Nebel mit mal stärkerem und mal schwächerem Nieselregen.







                        Sehr beeindruckend sind die schroffen Lavafelsen, die nach und nach in der Ferne konturlos werden, der Nebel, der nahtlos mit dem Boden verschmilzt, dazu das frische Grün, Gelb, Pink und Blau von einzelnen Gräsern, Mohn, Glockenblumen, Nelken und Steinbrech, die den extremen Bedingungen trotzen und schöne Farbtupfer auf dem schwarzen Lava-Untergrund hinterlassen. Eine wunderbar gespenstische Stimmung, die uns alle begeistert. Sven gilt bald als verschollen nachdem er sich einen hübschen Lavahügel als Aussichtspunkt ins Nichts ausgesucht hatte. Wir anderen ziehen weiter und merken erst später, dass uns eigentlich jemand fehlt.





                        Nach ca. 2 Stunden kriecht uns die Nässe und Kälte dann doch in die Knochen und es zieht uns zurück zur Hütte und in die Wärme. Auch Sven findet sich wieder ein. So vergeht der Nachmittag mit Tee kochen, unterhalten und Kleidung trocknen.
                        Abends wird es dann richtig voll in der Hütte und wir dürfen mit tropfendem Zahn den anderen Reisegruppen zuschauen wie sie sich frisches Obst, lecker duftendes Abendessen und riesige Wodka-Flaschen einverleiben. Warum haben wir so was nicht auch dabei ??? Wir hätten es doch nicht einmal schleppen müssen ! Wobei auch ich heute sehr von unserem Abendessen angetan war – Susanne hat Kürbiscremesuppe mit Couscous ausgewählt. Sehr lecker; das gibt´s bestimmt auch mal Zuhause. Für Sven ist natürlich auch noch etwas übrig .

                        Zuletzt geändert von laka23; 21.12.2012, 02:36.

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                        • codenascher

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                          • 30.06.2009
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                          AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                          27.07.2012

                          Abwettern... Den ganzen Tag über haben wir nicht einen kleinen Sonnenstrahl gesehen. Tiefe Wolken hüllen wie schon am Vortag unser Camp ein und ein andauernder feiner Nieselregen machen einen jeden Gang vor die Hütte alles andere als Gemütlich.
                          Die Stimmung unserer Truppe scheint auf dem Tiefpunkt zu sein. Nass, kalt, langweilig. Mein Ebook Reader, welchen ich von meiner Mama geliehen hatte ist auf der Fahrt hier hoch kaputt gegangen...
                          Wir unternahmen eine kleine Exkursion im Nebel um die Basa. Mir Wie wir so im Nebel herum tapperten war mir dies einmal mehr zu langweilig – Jungspund halt Ich hab mich von der Gruppe getrennt und bin ein auf einige Aschekegel rauf und bin dort auf dem Ridge entlang gelaufen, dies war schon eher nach meinem Geschmack!


                          Mein Kamm




                          Da unten läuft der Rest unserer Truppe


                          Skulpuren





                          Auf dem Nachmittag fragte ich Susanne, ob sie nicht ein wenig mit mir das umliegende Gelände erkunden wolle. Nicht ganz ohne Eigennutz natürlich Hab ich doch die letzten zehn Tage erhebliches Interesse an Ihr gefunden. Nun war es an der Zeit heraus zu finden, ob da was gehen könnte zwischen uns
                          Unser Ziel war ein kleiner Hügel unweit der Basa, der Pestschannaja, auf deutsch sandiger Hügel 1392m hoch. Aussicht Null, Boden wie es der Name schon vermuten lässt sandig... permanent rutschten unsere Füße beim Aufstieg zur Seite.
                          Lohn für unsere Mühen: Eine halbe Tafel Milka, Klarheit über uns, ein traumhaftes Lächeln und ein inniger Kuss. Das ganze hielten wir natürlich erst einmal vor der Gruppe geheim.
                          Hinab ging es beschwingt und flott den Hang hinab. In der Basa zurück ging der Rest des Tag den gleichen Gang wie schon am Vormittag.




                          Gegen Abend kam der Ranger der Basa zur Kontrolle. Für das Nutzen des Gemeinschaftsraums wurde eine Gebühr von 500 Rubel pro Tag und Gruppe fällig, welche wir beim Ausblick auf weiterhin bescheidenes Wetter gerne bereit waren zu zahlen. Weiter kam noch eine weitere Gruppe von Russen an, vermutlich eher neureiches Pack, welches die Leningradskaja Basa als ihr Wochenendziel auswählten. Neben Riesenportionen Schaschlik brachten sie auch einige Liter Hochprozentiges in Form von japanischem Whiskey und Cognac mit hinauf.
                          Nachts um eins bin ich zum pinkeln ausm Zelt hinaus und dort brannte noch tatsächlich Licht in der Hütte.
                          Zuletzt geändert von codenascher; 23.12.2012, 12:22.

                          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                            AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                            27.07.2012

                            Es ist kalt und regnet in Strömen. Ich verbringe fast den ganzen Tag in der Hütte und lese ein Buch nach dem anderen und ärger mich immer wieder darüber, dass wir uns auf ein Standlager geeinigt haben - ohne die Hütte hätte man sich nicht von dem Wetter abschrecken lassen und wäre einfach in Regensachen weiter seines Weges gegangen.
                            Aber so sitze ich in der Hütte und lese und beobachte die Touristen die keinen Meter laufen und sich mit den LKWS von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit kutschieren lassen. Gegen Abend unterhalte ich mich sehr nett mit einer Gruppe jüngerer Leute aus der Schweiz - alles Bänker und Unternehmensberater die eine organisierte Tour nach Kamtschatka gebucht haben.
                            Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                              AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                              27.07.

                              Schatten im Nieselnebel

                              Wir wachen auf, mit Tröpfelmusik auf dem Zeltdach.
                              Ich quäl mich aus dem Sack und werfe einen Rundblick,
                              ich sehe 4 Zelte, umgeben von einer Wand grauen Gewabers.
                              Der Natur gehorchend krabbel ich ganz aus dem Zelt und begebe mich zu einem Büschel Grün, im schwarzen Geschlack, welches wir als „Deutschen Wald“ für derartige Naturruftätigkeiten als Verklappungsstättte ausersahen.

                              Danach schlurfe ich zurück zum Zelt, packe den Kram, welchen ich zum Frühstück benötige nebst meinen Sandalen bei der Hand und peile die Richtung an, in der ich die Aufenthaltsstube wähne.
                              In der Tat schält sie sich bald als Kernschatten aus dem Grau heraus. Hier oben, rund um die Station ist der Boden nahezu komplett sandig, meine Sandalen benutze ich die nächsten Tage nurnoch für den Weg zum Klo und für den steinigen Pfad zur Wasserstelle.
                              In der Hütte sitzen bereits Bärt und Üte, es ist auch schon Kaffee bereit.
                              Während wir Frühstücken füllt sich die Bude, nach und nach trifft unser Trupp zusammen.
                              Das Wetter bleibt wie es ist, grau und feucht.
                              Der Regen ist weniger tragisch, aber der Nebel läßt nur wenig Sicht. Die Klohäuskes sind nicht mehr zu sehen, das macht aber nichts, das östliche ist nach einigen Schritten olfaktorisch leicht zu orten, danach sind es 10 Schritte westwärts zum Nächsten, dessen Nutzung angeratener ist, da die Luft dort nicht so schneidend ist und der Grubensumpf nicht zu leben scheint.
                              Später hole ich Wasser, der Weg zur Quelle ist durch einen, in Geröll freigemachtem Pfad, markiert. Danach geht es eine steile sandige Böschung hinab, in eine Art freigebaggerten schluchtigen Einschnitt, in dessem hintersten Winkel, in einer durch Blechplatten, gegen versanden gesicherten, Grube eine Pfütze Wassers zu finden ist. Eine bereitgestellte aufgeschnittene Wasserflasche dient als Ösfaß.




                              Labernd, erzählend und dies und das verrichtend verstreicht der Vormittag.
                              Wir werden des Wartens auf Besserung des Wetters überdrüssig und beschließen einen Gang durch die nähere Umgebung zu machen.
                              Wir brechen in südöstliche Richtung auf, die erste Atraction, auf welche wir stoßen ist der „Kackfels“, ein findlingartiges Lavagebilde, in dessen Wetterschatten sich eine, nicht unerhebliche, Reihe von Verklappungshaufen befindet, reich garniert mit weißen Gebetsfähnchen.
                              Danach geht es in ein muldiges Tal, vereinzelt erscheinen Pflanzenbüschel im schwarzgrau, als ob Gestecke von einem Zen-Gärtner drapiert wurden. Ab und an zeigt sich auch die eine oder andere Blüte.



                              Danach steigen wir einen Schlackesattel hinauf und genießen eine kurzreichend grauwabernde Aussicht.



                              Sven beschließt hier einen Nahegelegenen Hügel zu besteigen, der Rest begibt sich auf eine ostwärts liegende Ebene, welche durch bizarre Lavasäulen Gedanken an das Innere Mordors wachwerden lassen.


                              Die Lavagebilde erscheinen im Nebeldunst recht gespenstisch, mitunter vermeint man zunächst das einem Menschen (oder gar Orks?) begegnen möchten.



                              Plötzlich stehen wir unvermittelt am Rand eines Kraters, welchen wir umrunden, danach steigen wir einen Grat hinauf, welcher sich wiederum als ein Kraterrand erweist. Ihn entlang folgend, erreichen wir eine Spur, welche uns durch ein monotones Feld wieder zur Leningradskaja zurück führt, welche wir bald in wieder stärkerwerdender Feuchte erreichen.



                              Mittlerweile ist der Chef der Station eingetroffen, unsere Anwesenheit ist ihm nicht ganz genehm, denn er hat gut zahlende Kunden, oder Familie mitgebracht, denen er einen exklusiven Aufenthalt bieten möchte. Wir müssen mit den Schweizern an einem Tisch zusammen rücken, um Platz für eine Familie, mit dickem Patriarch in einem olivgrünem Palmemnmustertarn-Fleeceanzug zu machen. Die Frauen, auch in Tarnfleece gekleidet, bereiten ein Riesenbuffet, bestehend aus Auberginensalat, Räucher- und eingelegten Fischen, Schaschlik und Unmengen geistiger Getränke .
                              Den Patriarchen nennen wir intern nurnoch Cognac-Bob.
                              Geteilt wird nicht.
                              Wir Planen für den nächsten Tag derweil eine Tour zum toten Wald und gehen recht zeitig zu Bett.
                              Zuletzt geändert von Goettergatte; 02.05.2013, 18:31. Grund: Mit Inhalt gefüllt
                              "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                              Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                              Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                              Der über Felsen fuhr."________havamal
                              --------

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                                AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                Es sind mal wieder ein paar Tage dazugekommen. Göga war selbst für uns zu langsam und erhält daher einen Platzhalter für den 27.
                                Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                                  • 11.07.2008
                                  • 12533
                                  • Privat

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                                  AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                  Trotzdem coole Tour! Und jep. Super Idee diese Geschichte aus den einzelnen Blickwinkeln zu erzählen statt "nur" eine einzige gemeinsame Sichtweise zuzulassen. Bin gespannt, wie's weiter geht!
                                  Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                  Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                                  • Haggis
                                    Gerne im Forum
                                    • 31.03.2011
                                    • 80
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                                    AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                    Na, auf jeden Fall gehts mit Amore weiter...
                                    Das erinnert mich doch glatt an einen Reisebericht aus Schottland, der hier auch irgendwo im Forum zu finden ist.
                                    Nicht, dass von den Partnervermittlungsplattformen noch Klagen kommen.

                                    Im Übrigen, vielen Dank für den Reisebericht. Die verschiedenen Schreibstile sind wunderbar zu lesen.
                                    Aber die Mücken dort, machen mir Angst.

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                                    • Goettergatte
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                                      • 13.01.2009
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                                      AW: Reisebericht Kamtschatka 2012

                                      Zitat von codenascher Beitrag anzeigen


                                      Das rechte Klo hat doch deutlich weniger gestunken als das linke
                                      Dafür war im linken Klo mehr Leben,
                                      man hätt meinen können, der Kloakensumpf pulsiere
                                      "Wärme wünscht/ der vom Wege kommt----------------------
                                      Mit erkaltetem Knie;------------------------------
                                      Mit Kost und Kleidern/ erquicke den Wandrer,-----------------
                                      Der über Felsen fuhr."________havamal
                                      --------

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                                      • Abt
                                        Lebt im Forum
                                        • 26.04.2010
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                                        AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                        Erst mal vielen Dank für euren gemeinschaftlichen TourenErlebnisbericht hier.
                                        Sicher war's nicht immer einfach solch ausgeprägte Individualisten, wie ich sie im Forum heraus zu lesen glaube, unter einen Hut zu bringen. Das kenne ich als eine der Schwierigkeiten bei Touren von uns. Wie war das bei euch?
                                        Was würdet ihr aus heutiger Sicht gaaaanz anders machen? Was wurdet ihr weglassen?, z.B.Guides mitnehmen?
                                        Oder,- besser ausgedrückt,- anderen als Empfehlung anderen Leuten raten, die Kamtschatka bereisen wollen.
                                        Gab es irgendwo Reise-Beschränkungen?
                                        Zuletzt geändert von Abt; 27.12.2012, 16:30.

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                                        • Atze1407
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                                          • 02.07.2009
                                          • 2425
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                                          AW: [RU] Kamtschatka 2012

                                          Zitat von Alibotusch Beitrag anzeigen
                                          Nach meiner eigenen Auffassung ist es nicht immer unterhaltent, dass alle unbedingt hier jeden Tag kommentieren und schreiben müssen. Manche Tage sind eben keine Herrentage und es langt mir, wenn drei oder vier Eintragungen zu lesen sind. Andere werden das natürlich anders sehen.
                                          Komisch, warum hälst Du dich nicht daran?
                                          Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                          Abraham Lincoln

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