[D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

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  • German Tourist
    Dauerbesucher
    • 09.05.2006
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    @changes
    Also viel Trubel war schon wegen Heilig Rock, aber ich fand es unglaublich spannend, da es sich hierbei um eine seltene (findet nur alle Jahrzehnte statt) und zeitlich begrenzte Wallfahrt handelt. Am meisten war ich erstaunt, wie viele orthodoxe Christen dafür unterwegs waren. Anders als auf den spanischen Pilgerwegen waren die Pilger bei Heilig Rock auch fast ausschliesslich religiös motiviert. Allerdings hättest Du in Trier echt keine Unterkunft gefunden, weil halt alles wegen der Pilger proppevoll war.
    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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    • Enja
      Alter Hase
      • 18.08.2006
      • 4750
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

      Es gab die sogenannte Pilgeroase. Eine Zeltstadt. Die Verantwortlichen haben alles untergebracht, was kam. Es brauchte nicht einmal eine Voranmeldung. Wir haben etwa 10 Minuten gewartet, bis wir vor dem "Heilig Rock" standen. Das finde ich durchaus zumutbar.

      Die Stadt war voller Menschen. Aber warum sollte das stören?

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      • ArnuMul
        Neu im Forum
        • 05.03.2013
        • 5
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

        Lieber German Tourist,

        ich verfolge deine Posts schon eine Weil und für diese Tour wünsche ich dir ganz ganz viel Glück und tolle Erlebnisse.

        Arnu

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        • Werner Hohn
          Freak
          Liebt das Forum
          • 05.08.2005
          • 10870
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

          Zitat von German Tourist
          Der Westerwaldsteig endet am Rhein in Bad Hönningen, das man getrost auch „Mineralwasser“-City nennen könnte. Auf dem Weg zum örtlichen Aldi und meinem Schokoladennachschub kam ich an mehreren Mineralwasserfabriken vorbei. Das ganze stimmte mich aber eher skeptisch: Mineralwasserabfüllung direkt neben der „Dreckbrühe“ Rhein? Ob das so lecker ist?
          Tja, der Abstieg Bad Hönningens. Alle, die noch nie in dem Städtchen waren, fallen die großen Hallen der Mineralwasser-Abfüller auf. Leider sind alle Fimen zu. Die letzte hat 2008 dicht gemacht. Von außen sind die noch propper, so dass man meint, da wird noch gearbeitet.

          Natürlich ist das Mineralwasser aus den Quellen am Rhein lecker. Es geht nichts über Rheinuferfiltrat. Wenn ich Mineralwasser aus der Eifel trinke, verziehe ich die Miene. Undrinkbar. Im Ernst. Am Rhein gibt es jede Menge Mineralquellen. Das Wasser ist ja kein Oberflächenwasser.

          Und die Hundebesitzer bei uns, jagen ihre Hunde lieber in den Rhein als in die vermeindlich sauberen Nebenflüsse, denn der Rhein ist ziemlich sauber.

          Zitat von Der Westen
          Die Wasserqualität des Rheins ist so gut wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Außerdem herrscht eine nie dagewesene Artenvielfalt. Vom Piranha, über den Kormoran, bis zur Schnappschildkröte haben sich Arten angesiedelt, die man eher in fremden Gefilden vermutet.
          Quelle: Der Westen.

          Mach mal weiter. Es ist ziemlich interessant wie andere WandererInnen die Landschaften sehen, die man kennt.
          Zuletzt geändert von Werner Hohn; 06.03.2013, 18:30. Grund: Da hat ein n gefehlt.
          .

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          • German Tourist
            Dauerbesucher
            • 09.05.2006
            • 849
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

            Frankreich: Vogesen

            Schon der Pfälzer Wald hatte mir sehr gut gefallen – endlich mal ein richtig großes ausgedehntes Waldgebiet. Kaum war ich in den Vogesen, steigerte sich das noch. Wald, wohin das Auge blickt. Und zudem handelte es sich nicht nur um die in Deutschland üblichen endlosen Fichtenwälder, sondern meist um alten Mischwald. Streckenweise hatten die Förster Douglastannen gepflanzt, die ja ursprünglich aus den USA stammen. Ich fühlte mich zeitweise wie auf dem PCT. Vor allem der Geruch der Douglasien in der warmen Sonne versetzte mich gedanklich schnurstracks nach Kalifornien.



            Doch für mich war jetzt doch noch mal ein kurzer Abstecher nach Deutschland angesagt. Ich wollte 2 Freunde im Schwarzwald besuchen und das ließ sich verkehrstechnisch am besten von Saverne aus bewerkstelligen. Zuerst besuchte ich einen ods-Freund in Offenburg, der mir zum größten kulinarischen Highlight dieser Tour verhalf: Frischer Spargel aus der Pfalz. Wir hatten ja schon mittlerweile Ende Mai und damit Beginn der Spargelsaison. Aber trotz des superleckeren Essens fühlte ich mich zunehmend mulmiger. Mir schwante auch schon, was die Ursache wahr....

            In den letzten Wochen in Deutschland waren wieder mal die Zecken über mich hergefallen. Und wenn ich schreibe „hergefallen“, dann meine ich das auch genauso. Tag für Tag zog ich 20 bis 30 Zecken von mir runter, die sich leider auch schon festgesaugt hatten. Diese Nymphen, also Zecken im ersten Wachstumsstadium sind besonders tückisch, weil sehr klein und damit nur schwer sichtbar – und dementsprechend schwer zu entfernen. Die Zeckenschlinge aus der Apotheke entpuppte sich als pure Geldverschwendung, genau wie die Scheckkarten zur Zeckenentfernung. Am Ende nahmen sie so überhand, dass ich so mit der Pinzette raus zog oder einfach weg kratzte – alle anderen Entfernungsmethoden funktionierten nicht. Bei einem Durchseuchungsgrad der Zecken mit Borrelien von 5 – 35% und 20 – 30 Zeckenbissen pro Tag war mir klar, dass ich jetzt ein Problem hatte. Und das auch nicht zum ersten Mal. Bereits bei meiner Wanderung quer durch Deutschland im Jahr zuvor hatte ich eine ähnliche Zeckenattacke erlebt und war von einem Landarzt mit Antibiotika versorgt worden. Zurück in der Heimat hatte ich das Zeckenproblem, was bei meinem Wanderleben ja praktisch ein Berufsrisiko ist, ausführlich mit meinem Hausarzt besprochen. Gegen FSME habe ich mich natürlich impfen lassen, aber gegen Borreliose gibt es das nicht, und so hatte mich mein Hausarzt mit Doxycyclin als Notfallmittel auf die Wanderung geschickt. Und genau mit dieser Doxycyclin-Therapie hatte ich vor 2 Tagen begonnen, mit dem Effekt, dass mir mein Morgen-Müsli beinahe wieder hochkam und es in meinen Gedärmen rumorte wie blöd. Ganz offensichtlich vertrug ich das Antibiotikum wohl nicht....

            Am nächsten Tag fuhr ich weiter zu meiner Freundin Ursula im Schwarzwald. Nach einem wirklich guten Essen beim Italiener legte ich mich dann bei ihr auf die Luftmatratze, schlief ein – und erlebte eine der schlimmsten Nächte der letzten Jahre. Das Doxycyclin hatte meine Darmflora wohl grundlegend ruiniert, dann ich hatte nun nicht mal mehr Durchfall, sondern mir lief einfach das Wasser die Beine runter. Ich konnte nichts mehr halten und vom Anblick all dieses Unglücks wurde mir dann so schlecht, dass ich mich ständig übergeben musste. Glücklicherweise arbeitet Ursula als Altenpflegerin und war daher dergleichen Kummer gewöhnt. Um drei Uhr nachts war ich „leer“, frisch geduscht und fertig mit der Welt. Um 8 Uhr morgens saß ich dann schon ratlos bei Ursulas Hausarzt, der mich sofort auf ein anderes Antibiotikum umstellte – und für diese Konsultation nicht mal Geld haben wollte.... Natürlich war ich jetzt entsprechend wackelig auf den Beinen und sofortiges Weiterwandern kam nicht in Frage. Stattdessen legte ich 2 Ruhetage bei Ursula ein und glücklicherweise schlug das neue Antibiotikum in Kombination mit Imodium auch gut an. Nach 2 Tagen war ich wieder auf dem Damm und im Zug zurück auf den Trail nach Saverne.

            Zurück in den Vogesen entlohnte mich der GR 5 für all die Strapazen. Die Vogesen waren einfach großartig und noch dazu gab es einiges zu sehen. Zunächst mal das ehemalige Konzentrationslager Struthof, das allerdings schon geschlossen hatte, als ich am Abend vorbeikam. Einige Militärfriedhöfe waren ebenfalls traurige Zeugen deutsch-französischer Geschichte. Viel erfreulicher hingegen war mein Besuch im Kloster der heiligen Odile, wo ich leider Gottes genau am Pfingstwochenende ankam. Das Kloster und die Kapelle mit der ewigen Anbetung befindet sich traumhaft schön gelegen auf einem 763 m hohen Berg, auf den ein interessanter Kreuzweg mit Terrakotta-Fliesen führt. An Pfingsten war in diesem himmlischen Ort allerdings die Hölle los. Die Touristen traten sich fast gegenseitig auf die Füße und ich wollte genervt schon wieder abziehen, als ich ein Schild zum „Pilgerspeisesaal“ sah. Wer sich wie ich monatelang von Tütensuppen ernährt, den erfreut die Aussicht auf ein richtiges Essen zu kleinem Preis natürlich. Und so ließ ich meinen Maggi-Pasta-Snack für einen Tag sausen, holte mir Hähnchen mit Gemüse für 5,80 EUR und ließ mich in einer Ecke mit Steckdose nieder, um mein Handy aufzuladen. So bequem platziert fand ich die Touristenströme dann doch eher interessant und sah stundenlang dem Gewusel zu.



            Begeistert haben mich auch die vielen Burgruinen in mehr oder minder gut erhaltenem oder restaurierten Zustand. Am besten gefallen haben mir allerdings die Städte und Dörfer, die der GR 5 durchquert. Ich hatte zwar schon viel vom Charme des Elsass gehört, aber nach den tristen Dörfern der Eifel waren die Fachwerkhäuser des Elsass eine wahre Augenweide. Nur die Proviantbeschaffung gestaltete sich manchmal schwierig. Zwar gab es in den auf Tourismus ausgelegten Orten keinen Mangel an Restaurants, nur mit den Supermärkten in Wegnähe sah es nicht ganz so gut aus. Einen Laden gefunden habe ich aber doch allemal.



            Je weiter ich in den Süden kam, desto höher wurden die Berge. Die vielen Höhenmeter schlauchten mich ganz schön. Mein Tagespensum von 30 plus km war manchmal ganz schön schwierig zu bewältigen, aber glücklicherweise hatte ich ja mehr als genug Tageslicht. Bald stieß ich sogar wieder auf Schnee, allerdings nur auf jämmerliche Reste, die mich keineswegs beim Wandern behinderten. Nur der heftige Wind setzte mir auf den ausgesetzten Passagen ganz schön zu. Und natürlich verschlimmerte sich das Wetter mal wieder. Eines Morgens wachte ich in so dichtem Nebel auf, dass ich keine 50 m weit sehen konnte. Der Wetterbericht, den ich dank Smartphone abrufen konnte, sagte Regen und Wind voraus und das ausgerechnet an dem Tag, an dem ich über den Ballon d Alsace, den höchsten Punkt in den Vogesen gehen sollte. Mit Hilfe des GPS fand ich eine tiefer gelegene Alternativroute und wurschtelte mich auf dem GR 592 durch Nebel, Regen und Wind Richtung Belfort. Dabei kamen mir die abris, also Schutzhütten zugute, die der Club Vosgien vor allem für Skiwanderer unterhält. Diese Schutzhütten sind so komfortabel, dass sie oft sogar über einen Ofen verfügen. In diesem Tag im Juni fühlte ich mich so unterkühlt, dass ich gerne darauf zurückgegriffen hätte...



            Von Belfort aus wollte ich einen Ausflug nach Basel machen und hatte mich darauf verlassen, dass ich dort wohl einfach einen Couchsurfing Gastgeber finden würde. Nur leider stellte sich das als viel schwieriger heraus als gedacht. Die angeschriebenen Gastgeber antworteten entweder überhaupt nicht oder schickten Absagen. Ich war schon ganz verzweifelt, als sich endlich in letzter Sekunde doch noch eine Gastgeberin fand. Doch als die beglückende Nachricht eintraf, lag ich schon im strömenden Regen im Zelt und hatte gerade mal einen Balken Handyempfang. Meine Antwort wollte und wollte nicht rausgehen und so musste ich mich noch mal anziehen und mit dem Smartphone durch den Wald laufen, um endlich eine Stelle mit besserem Empfang zu finden. Dabei habe ich mich dann prompt auf den verschlammten Wegen lang gelegt.. und um mein Handy zu retten, eine Bauchlandung in den Schlamm hingelegt. Für den hoffentlich nicht vorhandenen Betrachter muss das wohl sehr ulkig ausgesehen haben, wie ich leicht bekleidet und dann total verschlammt durch den strömenden Regen hüpfte und dabei mein Smartphone anbetete.

            Fazit: Großartig, großartig, großartig! Die Vogesen sind ein Traum, vor allem für Wanderer, die ausgedehnte Waldgebiete mögen. Übrigens: Die über weite Strecken parallel verlaufenden Touristenstrasse stört beim Wandern kaum, da wenig Verkehr.
            Zuletzt geändert von German Tourist; 06.03.2013, 09:34. Grund: Fazit vergessen
            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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            • Atze1407
              Fuchs
              • 02.07.2009
              • 2425
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

              Ach joi, schreib bloß weiter.

              LG
              Atze
              Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
              Abraham Lincoln

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              • Andreas-F
                Erfahren
                • 31.03.2007
                • 304
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                Hallo Christine,

                Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                Frankreich: Vogesen

                Zwar gab es in den auf Tourismus ausgelegten Orten keinen Mangel an Restaurants, nur mit den Supermärkten in Wegnähe sah es nicht ganz so gut aus. Einen Laden gefunden habe ich aber doch allemal.
                Die Supermarches liegen immer außerhalb im Industriegebiet, die Franzosen haben ein super Wanderwegenetz, aber zu Fuß einkaufen ist eher was exotisches.

                Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                .... an dem ich über den Ballon d Alsace, den höchsten Punkt in den Vogesen gehen sollte.
                Der Grand Ballon ist der höchste Berg in den Vogesen, verziehrt mit einem wunderbaren Radarrandom und einer Mamortreppe im Naturschutzgebiet.

                Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                Mit Hilfe des GPS fand ich eine tiefer gelegene Alternativroute und wurschtelte mich auf dem GR 592 durch Nebel, Regen und Wind Richtung Belfort.
                GR592?
                Eigentlich kommt man an dem Ballon d'Alsace nicht wirklich vorbei, entweder über die GR5, den Sentier des Roches ( nicht mit dem am Hohneck zu verwechselt) oder zwischen Gipfel und Lac d'Alfeld in der Süd-Ostflanke.

                Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                Die über weite Strecken parallel verlaufenden Touristenstrasse stört beim Wandern kaum, da wenig Verkehr.
                Die Route des Cretes ist ebenfalls ein Relikt aus der unsäglichen Zeit der Erbfeindschaft Frankreich/Deutschland und allenfalls unter der Woche leer, am Wochenende und an den Feiertagen in BW flüchtet man am besten dort ganz weit weg.

                Gruß Andreas

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                • German Tourist
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                  • 09.05.2006
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                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                  Zitat von Andreas-F Beitrag anzeigen
                  GR592?
                  Eigentlich kommt man an dem Ballon d'Alsace nicht wirklich vorbei, entweder über die GR5, den Sentier des Roches ( nicht mit dem am Hohneck zu verwechselt) oder zwischen Gipfel und Lac d'Alfeld in der Süd-Ostflanke.
                  Tippfehler! Gemeint war der GR 532. Wenn Du wie ich rechtzeitig vorher (am Rossberg) abbiegst, kannst Du auf dem GR 532 den Ballon d Alsace östlich umgehen.
                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                  • Gast-Avatar

                    #29
                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                    Meine Startphotos wurden alle unbeabsichtigt Schwarzweiss und die vorbeifahrenden Grenzgänger wunderten sich sicherlich, warum jemand stundenlang vor einem Deutschlandschild steht und in klirrender Kälte auf ein Smartphone starrt.
                    Die "Grenzfahrer" wunderten sich wahrscheinlich eher darüber, was Du dort überhaupt gemacht hast. Die Straße E55 ist kein Wanderweg und wahrscheinlich auch für Fahrräder gesperrt. Halt eine ungemütliche Schnellstraße.

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                    • German Tourist
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                      #30
                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                      Frankreich: Doubs

                      Mein Kurzausflug nach Basel war dann nach den „schlammigen“ Anfangsschwierigkeiten sehr angenehm. Ich war der erste Gast einer netten CS-Gastgeberin und wurde in einem luxuriösen Zimmer für mich allein untergebracht. Neben Sightseeing gab es in Basel auch allerlei Logistisches zu erledigen. Bei einem Ausflug an den Stadtrand von Basel hatte ich sogar deutschen Handyempfang und konnte wieder mal ausführlich mit meinen deutschen Freunden telefonieren. Ein weiterer Riesen-Vorteil dieses Ausflugs in Schweiz lag im Proviantnachschub, So sehr ich ja auch die französische Küche mag, ein großes Problem gibt es in Frankreich für Wanderer: Man kann nirgendwo Tütengerichte wie Maggi-Pastasnack kaufen. Nudeln ja, aber keine dehydrierten Fertiggerichte. Hier in der Schweiz war für mich die letzte Gelegenheit, nochmals ordentlich Tütenfutter einzukaufen – was hier allerdings deutlich teurer war als in Deutschland.

                      Zurück in Belfort musste ich nun wieder irgendwie auf meinen Trail und mit Hilfe der Touristeninfo fand sich auch schnell eine ideale Lösung: Einfach immer am Kanal entlang. Ich machte flott Kilometer, wunderte mich aber, warum mir ständig die Augen brannten und die Nase tropfte. Irgendwann dämmerte es mir dann, dass es sich wohl um einen Allergieanfall handeln musste. Nur war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht klar gewesen, dass ich eine Allergie hatte. Ähnliche Symptome hatte ich bisher nur ein einziges Mal verspürt und das war in Australien gewesen. Und so rätselte ich stundenlang, was wohl sowohl in Australien als auch in Frankreich im Juni blüht und eine Allergie auslöst. Nach einem langen Tag am Kanal entlang ging es endlich in den Wald und ich schlug versteckt in den Büschen mein Zelt auf.

                      Am Morgen erwartete mich ein böse Überraschung: Ich hörte auf einem Ohr fast nichts mehr! Als alter Hypochonder geriet ich fast in Panik. Warum hatte mir das nicht am Tag zuvor im deutschsprachigen Basel passieren können? Was sollte ich jetzt tun? Das Problem ignorieren und auf Besserung hoffen? Zurück nach Basel? Oder einen französischen Arzt aufsuchen? Langes Suche per Google auf meinem Smartphone verhalf mir zu der Erkenntnis, dass sich nur 5 km von der heutigen Wegstrecke entfernt ein HNO-Arzt befand. Ich beschloss, erst mal loszulaufen und zu sehen, wie sich die Sache entwickelt. Leider verbesserte sich mein Hörproblem kein bisschen. Mittags kam ich in einem kleinen Ort an, in dem ich mich nun entscheiden musste, ob ich zum Arzt abbiegen oder zivilisationsfern weiterwandern wollte. Als ich mit einigen kleinen Einkäufen aus dem Dorfladen kam und eine schöne Sitzgelegenheit für meine Mittagspause suchte, viel mir sofort ein anderer Wanderer auf. Der war mit einschlägiger amerikanischer UL-Ausrüstung ausgestattet, so dass ich annahm, dass es sich um einen Amerikaner handeln musste. Wir kamen sofort ins Gespräch und ich schwärmte ihm begeistert von meinen amerikanischen Wanderungen vor. Dennoch war ich sehr verblüfft, als mein neuer Bekannter nach gerade mal 10 Minuten Unterhaltung seine Geldbörse zückte und mir einen 100 EUR Schein in die Hand drückte. Er fände meine Wanderungen klasse und wolle mich gerne ein wenig sponsorn. Ich konnte es gar nicht fassen und beschloss sogleich, diese Spende in einen Arztbesuch zu investieren, um mein hypochondrisches Gemüt zu beruhigen. Den edlen amerikanischen Spender habe ich später leider nicht mehr getroffen.

                      Die 5 km in den nächsten Ort waren schnell gelaufen, aber leider wollte mich der örtliche HNO-Arzt wegen überfülltem Wartezimmer nicht dran nehmen. Ich wurde zu einem der örtlichen Allgemeinärzte umgeleitet. Dort erwartete mich die nächste Überraschung. Das Wartezimmer des Arztes erinnerte mich mehr an mein Arbeitsamt in Berlin-Kreuzberg denn an eine Arztpraxis. Keine Spur von einer Sprechstundenhilfe, Arzthelferin oder auch nur einer Rezeption. In radebrechendem Französisch erfuhr ich von den anderen Patienten, dass das in Frankreich wohl so üblich sei. Nun denn! Nach 20 Minuten war ich dann dran. Der Arzt sprach keinerlei Fremdsprachen und ich nur sehr rudimentär Französisch. Dennoch schaffte ich es, mich halbwegs verständlich zu machen und die Diagnose zu verstehen. Mein Hörproblem sei auf eine Allergie zurückzuführen. Mit einem Rezept für Nasen- und Augentropfen und ein Anti-Allergikum verließ ich die Praxis. Die Rechnung konnte man gleich in bar zum Einheitspreis von 23 EUR pro Konsultation beim Arzt direkt begleichen. Interessantes Konzept! Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass mir stinknormale Nasentropfen mein Gehör wiedergeben sollte, aber ich holte mir pflichtschuldig alles aus der Apotheke. Und siehe da: Nasentropfen rein – und 10 Minuten später hörte ich wieder erstklassig!

                      Nun war leider ein Gewitter im Anzug. Ich eilte zurück auf den Trail und wurde mitten im Wald vom Platzregen überrascht. Schnell stellte ich mein Zelt auf. Als der Regen endlich aufhörte, war es schon zu spät zum Weiterwandern. Ich beschloss, mir an meinem Arzttag Ruhe zu gönnen und blieb einfach dort, wo ich gerade war. Beruhigt und wieder im Vollbesitz meines Gehörs schlief ich dann ein.

                      Wenn man einen so langen Trail wie ich vorbereitet, dann kann man sich nicht um jedes Detail am Weg kümmern – und so war mir überhaupt nicht klar, welches Highlight mich als nächstes erwartete. Auf der Karte hatte ich nur gesehen, dass ich jetzt lange einem Fluss, der Doubs folgen würde. Der GR 5 folgt dem Ufer der Doubs auf schmalen Pfaden und die Aussicht auf das Wildwasser war großartig. Aber je näher der Sonnenuntergang kam, desto mehr Sorgen machte ich mir um einen Zeltplatz. Zwischen den Steilhängen und dem Fluss gab es so gut wie keinen flachen Flecken Erde – und die wenigen passablen Zeltmöglichkeiten am Ufer waren von Anglern besetzt. Die würden sich zwar sicher bei Einbruch der Dunkelheit verabschieden, aber ich bleibe lieber unerkannt. Es wurde schon fast dunkel, als ich an einem kleinen Wasserkraftwerk mit großem Parkplatz ankam. Dort war es flach, aber die Angler folgen wohl eher nicht den LNT-Prinzipien und so war der Wald voller Klopapier und anderen „Hinterlassenschaften“. Da entdeckte ich eine kleine Kapelle. Neugierig trat ich ein und stellte voller Verwunderung und dann Begeisterung fest, dass es sich um eine offizielle Schutzhütte handelte. Sogar Feldbetten und Matratzen gab es dort, die aber so verdreckt waren, dass ich sofort meiner Isomatte den Vorzug gab. Ich verrammelte die Tür von innen, denn so ganz geheuer waren mir die vielen Angler nicht. Doch meine Sorgen waren unbegründet. Die Angler zogen nach und nach ab und um 21 Uhr war der Parkplatz leer.



                      Am nächsten Tag wurde der Weg entlang der Doubs immer spektakulärer. Das Flusstal wird total eng und hat an beiden Seiten steile Hänge und Felsen. Der Pfad war nicht so ganz einfach zu laufen, war voller Wurzeln, Felsen und oft total glitschig – aber immer großartig. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an den Felsschluchten. Wildzelten wäre hier fast unmöglich, aber es gab einige Schutzhütten entlang des Weges. Auf diesem wirklich spektakulären Abschnitt traf ich nur eine Gruppe deutscher Wanderer, die sich ziemlich in der Zeit verschätzt hatten und mich nach Abkürzungen befragten. Am Ende steigt der GR 5 hoch auf die Felsen und gewährt einen grandiosen Überblick über die Schlucht. An mehreren Stauseen entlang geht es dann weiter und der Fluss weitet sich wieder. Die Doubs bietet in diesem Abschnitt alles von Wildwasser im engen Canyon bis zum ruhigen weiten Fluss.



                      Fazit: Dieser Abschnitt des GR 5 entlang der Doubs ist eine der spektakulärsten Flusswanderungen, die ich in Europa kenne. Absolut empfehlenswert! Im Canyon selbst fühlt man sich total wie in der Wildnis. Nur einige Wasserkraftwerke erinnern daran, dass man sich sehr nahe an der Zivilisation befindet.
                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                      • mazh
                        Erfahren
                        • 07.02.2010
                        • 124
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                        OT:
                        Hmmm....ich meine im Discounter, dem eine Stiftung vorsteht, gibt es in F ähnliche Nudel- /Reis-
                        Fertiggerichte wie es sie auch in Deutschland gibt.....ansonsten hab ich hier noch ein Nudelfertiggericht
                        der Marke Panzani rumliegen (sogar Novelle Recette ), aber wo ich das mal gekauft habe, auf jeden
                        Fall ist es schon 2012 abgelaufen.....


                        Im übrigen tolle Idee und toller Reisebericht.


                        Gruß Michael

                        Zuletzt geändert von mazh; 06.03.2013, 21:36.

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                          #32
                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                          @mazh
                          Deswegen steuere ich auch jeden dieser Discounter, dem eine Stiftung vorsteht, in Frankreich an.... Nur leider gibt es die da nicht so häufig in der Provinz wie in Deutschland. Auf deren Website kann man sich sogar alle Standorte in Europa als POI auf das GPS runterladen. Verwende ich gerade ausgiebig bei der Planung meiner nächsten Tour.
                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                          • mazh
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                            #33
                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                            OT:
                            Gefühlt gibt es dort den Discounter dem eine Stiftung vorsteht mittlerweile häufiger als den Discounter, dem ein
                            Brüderpaar vorsteht/ vorstand.....hab das Gefühl die breiten sich von der deutschen Grenze kommend aus.

                            Hier mal ein Foto von dem anderen Fertiggericht, vielleicht hilft es dir ja mal bei der Fertiggericht-Jagd
                            im normalen Supermarche....








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                            • Enja
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                              #34
                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                              Der normale Supermarche in Frankreich ist halt recht unübersichtlich. Und die Franzosen sind immer noch nur in Maßen Fertiggerichts-affin. Es gibt dort aber trotzdem diese Tütchen wie abgebildet. Einfach fragen....

                              Und Nudeln hat der klassische Dorfladen auch.

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                              • German Tourist
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                                #35
                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                Frankreich: Haut Jura

                                Am Ende meiner Doubs-Wanderung gab es Regen, Regen und noch mehr Regen. Einerseits schön, denn das Wildwasser und die Wasserfälle waren dadurch besonders grandios. Andererseits war ich nass und hatte die Schnauze voll vom Regen. Leider hatte ich im tiefen engen Tal der Doubs auch keinerlei Handyempfang gehabt und hatte daher keine Ahnung, wie lange das Sauwetter noch anhalten sollte. Als ich nun endlich aus dem Tal raus war und mein Smartphone wieder mit mir kommunizierte, kam die erdrückende Erkenntnis: Der Regen sollte nur noch schlimmer werden. Doch mein Smartphone verhalf mir auch zu einem Lichtblick: Nur wenige Kilometer abseits vom GR 5 lag Pontarlier mit Jugendherberge und laut Reservierungssystem gab es dort noch massenweise leere Betten. Nur wenige Stunden später stand ich völlig durchnässt an der dortigen Rezeption, wo natürlich kein Mensch auch nur ein Wort einer Fremdsprache verstand. Dafür zeichnete sich die Rezeptionistin eher durch einen extrem kurzen Minirock und Stöckelschuhe aus. Immerhin gab sie mir ein Bett in einem Doppelzimmer für mich allein zum Schlafsaalpreis. Leider funktionierte die Magnetkarte als Türöffner nicht und die Rezeptionisten war eindeutig mehr an den französischen männlichen Gästen als an meinem Magnetkartenproblem interessiert. Dennoch konnte ich sie zur Problemlösung zum mehrmaligen Treppensteigen hinauf in mein Stockwerk bewegen, was mir atemberaubende Einblicke in ihr Outfit gewährte. Als das Problem dann endlich gelöst war, entpuppten sich die deutschen Gäste auch nicht gerade als sehr freundlich. Zwei ältere deutsche Herren empörten sich lautstark auf Deutsch darüber, dass ich jetzt auch in der winzigen Küche kochen wollte und waren recht pikiert, als ich mich als Deutsche entpuppte, die ihr Gelästere verstanden hatte. Dennoch war ich heilfroh über diese supermoderne Jugendherberge, denn draußen goss es in Strömen, während ich frisch geduscht meine Klamotten auf der Heizung trocknete.

                                Der Regen hielt auch am nächsten Tag an und sollte erst abends aufhören. Ich drückte mich solange als möglich in der Jugendherberge herum und besichtigte jedes Museum und Kirche in Pontarlier, bis ich den Aufbruch nicht mehr länger hinauszögern konnte. Zu allem Unglück standen mir auch mehrere Stunde Straße bevor, bevor ich wieder auf den GR 5 stoßen würde. Immerhin stimmte der Wetterbericht und das Wetter klarte im Laufe des Nachmittags auf. Ziel des heutigen Tages war ein Refuge, an dem ich auf einen Wetterschutz hoffte. Doch als ich am Abend endlich dort ankam, war das ganze Refuge komplett verschlossen und nicht mal eine Nothütte oder -zimmer geöffnet. Leider sollte sich das immer wieder wiederholen. Die Refuges müssen vorab gebucht werden und werden vor allem von Gruppen genutzt. Geöffnete Noträume habe ich kein einziges Mal angetroffen. Ich hätte ja auch irgendwo gezeltet, aber die ganze Gegend war voller Kühe, die ich nachts nicht als unangemeldete Zeltbesucher haben wollte. Ich bettete mich schließlich auf den Eingang zur Hütte, der leider schräg war, was mir eine rutschige Nacht verschaffte.



                                Die nächsten Tage waren sonnig und die Landschaft großartig. Vor allem die Ausblicke vom Hochplateau sind atemberaubend. Selbst an der Quelle der Doubs führte mich der Weg vorbei - wobei die Quelle schon riesig ist und nicht etwa ein Rinnsal. Das ganze steigert sich noch, wenn man sich dem „Reculet“auf der „Cret de la Neige“ nähert. Die Ausblicke auf den Genfer See und Genf selbst sind an einem klaren Tag unglaublich und dementsprechend viele Tagesausflügler sind dann auch unterwegs. Auf dem Reculet selbst wollte ich ich die Aussicht genießen, konnte mich aber nicht so recht konzentrieren, während die Touristen rechts und links von mir auf allen möglichen Sprachen in ihre Handys brüllten. Also weiter zum nächsten Refuge, was ein unglaublich zähes Unterfangen war. Ständig rauf und runter und das in sommerlichen Temperaturen mit so gut wie keinem Wasser mehr. Ich hatte die Temperaturen unterschätzt und zu wenig Wasser mitgenommen. Ich hoffte, alleine im Refuge zu sein, sah aber schon von weitem Rauch aufsteigen. Doch glücklicherweise erwartete mich keine Riesengruppe, sondern nur ein einsamer Franzose, der mir verblüfft über mein spätes Eintreffen gleich die Reste seines Abendessens anbot. Ich musste mich zuerst aber an der Wasserpumpe auftanken... Auch er sprach kein Deutsch oder Englisch, gestand aber, dass er gerade einen Spanischkurs besuchte. Und so parlierten wir radebrechend auf Spanisch bis spät in die Nacht.



                                Am nächsten Tag stand mein Ausflug nach Genf auf dem Programm. Ich stieg nach Bellegarde sur Valserienne ab, wo man vom überdimensionierten TGV-Bahnhof hervorragende Zugverbindungen nach Genf hat. In Genf war ich wieder mal bei einer CS-Gastgeberin untergekommen. Zunächst klapperte ich alle Buchhandlungen der Stadt ab, um den topoguide für den nächsten Abschnitt zu finden. Und dann natürlich auch die Schweizer Supermärkte auf der Suche nach meinem heißgeliebten Tütenfutter. In Genf sind die städtischen Museen umsonst, und so verbrachte ich meinen Ruhetag eifrig mit Sightseeing, bevor es nach zwei Nächten wieder auf den Trail ging.



                                Von Bellegarde natürlich wieder endlos lange hoch und dann wieder auf dem Hochplateau entlang. Bei strahlendem Sonnenschein einfach grandios! Dies ist definitiv „cow country“, aber die Kühe hier sind viel friedlicher als die aggressiven Kollegen in Großbritannien, die mich auf meiner John O Groats to Lands End Wanderung in Angst und Schrecken versetzt hatten. Ein atemberaubendes Finale der Grande Traverse Du Jura ist dann der Abstieg herunter vom Plateau nach Culoz. Der Ausblick auf Culoz und das Rhonetal ist einfach phantastisch.



                                Fazit: Das französische Jura ist wieder mal ein Geheimtipp. Alpines Flair ohne wirklich in alpine Höhen zu klettern. Höchster Punkt ist die Cret de la Neige und der Reculet mit ca. 1.700 m. Dadurch ist der Weg auch noch begehbar, wenn in den Alpen schon Schluss ist. Einziges Problem war die zu erwartende Wasserknappheit auf dem Plateau.
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                                  #36
                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                  Frankreich Chartreuse:

                                  Bevor es wieder richtig in die Höhe ging, wanderte ich erst mal ein paar Tage entlang der Rhone mit immer wieder schönen Ausblicken auf den Fluss und die Weinberge. Leider bekam ich bald eine Nachricht von meinem neuen französischen Wanderfreund, den ich am Refuge im Jura getroffen hatte. Er hatte so schlimme Fußprobleme bekommen, dass er seine Wanderung abgebrochen hatte. Schade, ich hatte gehofft, ihn nochmals zu treffen und ein bisschen plaudern zu können.



                                  Dann ging es endlich hoch in den Parc de Chartreuse. Während ich im Rhonetal noch in der Sommerhitze schwitze, konnte ich in der Ferne schon das beeindruckende Felsmassiv des Chartreuse sehen, das hoch aufragte. Der weisse Kalkstein begeisterte mich mit seinen skurillen Formationen.



                                  Leider hatte ich beim Aufstieg anfangs ziemlichen Nebel und Nieselregen und sah nicht viel von der zunehmend alpineren Landschaft. Doch am späten Nachmittag klarte es auf und beim Anstieg auf den höchsten Pass meiner bisherigen Tour von über 1.900 m hatte ich traumhafte Ausblicke. Die Landschaft erinnerte mich stark an die Sierra Nevada in Kalifornien – ein Traum. Jede Menge Bergziegen und Murmeltiere. Endlich oben am Pass hatte ich wunderschöne Aussicht nach allen Seiten – aber es war schon spät am Nachmittag und ich musste Gas geben, wenn ich im steilen Gelände noch einen Zeltplatz finden wollte. In der Hütte wollte ich nicht übernachten, denn ich sah schon von Ferne, dass sich dort eine Gruppe niedergelassen hatte. Also weiter ins Chaos de Belleforte. Der Name war wirklich sehr passend, denn riesige Felsbrocken machten das Wandern echt schwierig und die Zeltplatzsuche unmöglich. Ich wurde langsam unruhig, denn ich fragte mich, wo ich denn mein Zelt aufschlagen sollte. Endlich raus aus dem Chaos (im wörtlichen Sinne) gab zwar schönen Wiesen, aber alles war steil und abschüssig. Endlich kam ich an einer ebenen Stelle an, wo ganz offensichtlich schon vor mir eine große Gruppe gezeltet hatte. Das störrische Gras war bereits platt getreten und ich nutzte die Gelegenheit, fix mein Zelt aufzustellen.

                                  Am nächsten Morgen erwachte ich zu Nebel und Nieselregen. Aber ich hatte ja nur einen halben Tag zu laufen, denn ich wollte nach Grenoble absteigen, wo ich schon einen Couchsurfing-Aufenthalt arrangiert hatte. Ich wusste allerdings nicht, dass mir noch der schwierigste Teil meiner Wanderung bevorstand. Der Abstieg war steil und das Gelände ausgesprochen schwierig. An mehreren Stellen waren Stahlseile angebracht worden, um den Wanderern den Abstieg über den glatten Fels zu erleichtern. Da es regnete, war alles nass und rutschig. An einigen Stellen schwitzte ich Blut und Wasser und legte mich prompt auch einige Male hin. Einmal ging es durch einen so engen Felsspalt, dass ich meinen Rucksack vor mir hertragen musste, um durchzukommen. Das ganze sah fast genauso aus wie eine ähnliche Felsformation auf dem Appalachian Trail, der sogenannten „Guillotine“. Bald kamen mir mehr und mehr Tagesausflügler entgegen, denn ich befand mich ja praktisch vor den Toren von Grenoble. Ich wunderte mich allerdings, wie diese doch meist sehr ungeübt aussehenden Tageswanderer auf den Steilstellen klarkommen würden.



                                  Ich stieg immer weiter ab und vereinbarte mit meinem CS-Gastgeber per SMS einen Treffpunkt. Jacques hatte ich schon vor Wochen während der Vorbereitung meiner Tour kontaktiert. Er jahrelang als Wanderführer tätig gewesen und kannte die Gegend wie seine Westentasche. Mittlerweile arbeitete er als amerikanischer Englischlehrer in Grenoble. Er wollte die Gelegenheit zu einem kleinen Ausflug nutzen und wanderte mir einige Kilometer entgegen. Jacques entpuppte sich als der ideale Gastgeber für mich: Er wohnte in einem zauberhaften Apartment in Grenoble mit Ausblick auf die Berge. Aus Kostengründen hatte er darin allerdings weder Heizung noch Warmwasser. Bei der mittlerweile herrschenden Julihitze war das allerdings überhaupt kein Problem. Er hatte mir sogar schon den topoguide für den nächsten Abschnitt gekauft und wir verbrachten mehrere Stunden mit dem Durchgehen meiner Route. Jacques musste am nächsten Tag Grenoble verlassen, um woanders einen Sprachkurs zu geben, überließ mir aber großzügigerweise seine Wohnung. Er beschenkte mich sogar noch mit Proviant von Lidl. Ich hatte also eine eigene Wohnung und genoss das Sightseeing in vollen Zügen. Es war allerdings so heiß, dass ich vor allem im vollklimatisierten Kunstmuseum abhing.... Das beste an Jacques Wohnung war allerdings, dass er Internettelefon hatte. Ich konnte also wie ein Weltmeister Freunde und Bekannte mit Festnetz anrufen. Hier hätte ich es noch länger aushalten können, aber nach 2 Tagen musste ich wieder weiter.

                                  Fazit Chartreuse: Klein, aber fein! Leider sehr beliebt bei Tagesausflüglern aus Grenoble, daher nicht am Wochenende besuchen. Ansonsten aber ein echtes Juwel!
                                  Zuletzt geändert von German Tourist; 11.03.2013, 15:56. Grund: Foto vergessen
                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                    #37
                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                    Frankreich Vercors:

                                    Aufgrund der sommerlichen Hitze (und meiner großen Freude über ein eigenes Apartment) verliess ich Grenoble so spät wie möglich, nämlich am Nachmittag. Ich wollte noch den Aufstieg hinauf auf das Plateau des Vercors schaffen, aber die Hitze und meine Trägheit machten mir einen Strich durch die Rechnung. 1.800 m Aufstieg auf einmal waren dann doch zuviel, aber ich fand einen Zeltplatz, gerade als es dunkel wurde. Der nächste Tag war wieder mal heiß und dunstig. Ich schaffte es endlich hinauf aufs Plateau und war heilfroh, dass Jacques mir alle Wasserquellen eingezeichnet hatte. Die Aussichten entlang des Plateau waren mal wieder großartig und oben erwartete mich eine parkähnliche Landschaft. Dennoch machte mir die Hitze zu schaffen und ich hatte meinen letzten Tropfen Wasser aufgebraucht, als ich endlich an einer Quelle ankam. Durch ein Leitungssystem füllte diese Quelle mehrere Viehtränken, aber weit und breit war kein Mensch oder Tier zu sehen. Ich ließ mich an der eigentlichen Quelle nieder und beschloss, direkt an Ort und Stelle ein frühes Abendessen zuzubereiten. Ich hatte gerade meine Thai-Nudelsuppe zu Ende geschlürft, als ich eigenartige Geräusche vernahm. Zuerst ein entferntes Klingeln, und dann schien der Boden förmlich zu vibrieren. Bevor ich mich versah und meine Siebensachen zusammenraffen konnte, kam eine riesige Schafherde auf mich zugaloppiert. Ich bekam fast Panik, denn ich befürchtete, dass die Schafe meine herumliegenden Kochutensilien zerstören würden, aber glücklicherweise bog die Herde in Richtung der Viehtränken ab. Ich wollte gerade aufatmen, als ich einen riesigen schwarzen Hund direkt auf mich zu rennen sah. Gerade war ich einer Schaf-Stampede entkommen und nun sollte ich von einem Hütehund gebissen werden? Der Hund brach aber förmlich vor mir (und dem Wasser) zusammen und rollte sich zu meinen Füssen ein. Endlich tauchte auch der Schäfer auf, der sich als junge Schäferin entpuppte. Wir kamen sofort ins Plaudern, obwohl das mit meinen rudimentären Französischkenntnissen eher beschwerlich war. Die Schäferin war ganz alleine mit ihrem Hund für eine Herde von 1.500 Schafen verantwortlich. Nachts wurden die Schafe in einem elektrischen Zaun eingesperrt, denn auf dem Plateau gab es Wölfe.... Das konnte ja eine ruhige Nacht werden.

                                    Am nächsten Tag hatte ich schon wieder eine Schäferhund-Begegnung. Eine Schafherde näherte sich meinem Wanderweg und ich dachte eigentlich, dass ich noch davor vorbeikommen würde. Der Patou, also der Schäferhund war allerdings anderer Meinung. Er kam sofort auf mich zugerannt, bellte nicht oder war auch nicht sonst wie aggressiv – aber er baute sich direkt vor mich auf und alle Versuche, um ihn herumzulaufen waren zwecklos. Die vielen Blutflecke auf seinem Fell belehrten mich auch, dass ich mich vielleicht besser nicht mit ihm anlegen sollte. Als die Schafherde vorüber war, zog auch der Hund sofort ab und ließ mich meiner Wege ziehen...



                                    Leider versprach der Wetterbericht den Durchzug eines heftigen Tiefdruckgebiets und ich beschloß, auf eine niedriger gelegene Route auszuweichen. Gute Idee, denn ich lief fast einen ganzen Tag im strömenden Regen. Meine Begeisterung, in diesem Wetter zu zelten, war gleich Null. Auf meiner Karte hatte ich ein Forsthaus ausgemacht und ich hoffte, dort Unterschlupf zu finden. Mich erwartete eine wahre Luxusunterkunft mit Tischen und Stühlen. Und dank des Dauerregens machte es auch gar nichts aus, denn kein Bach in der Nähe war. Ich hielt einfach meinen Topf unter die tropfende Regenrinne und konnte so sehr schnell meine Wasservorräte auffüllen. Abends räumte ich Tische und Stühle zur Seite und verbrachte eine sehr gemütliche Nacht, während draußen der Regen kein bisschen nachließ. Am nächsten Morgen wurde ich durch Hundegebell geweckt. Was sollte das denn mitten in der Pampa. Als ich nach draußen schaute, traute ich meinen Augen nicht. Im strömenden Regen war ein Hundeschlitten auf Trainingsfahrt unterwegs! Der Lenker winkte mir freundlich zu... Ich verließ meine luxuriöse Unterkunft erst Mittags, als der Regen aufhörte und stieg nach Die ab.

                                    Ich hätte gehofft, dass nach Die das ständige Auf und Ab endlich ein Ende hätte, aber weit gefehlt. Noch weitere 3 Tage ging es täglich eine Bergkette hoch und dann gleich wieder runter. Immerhin erfreuten mich hier die zahlreichen Lavendelfelder. Ich war es langsam müde. Seit den Vogesen hatte ich nur relativ anstrengendes Gelände gehabt. Alles wunderschön zwar, aber nun wollte ich auch mal langsam ein paar Kilometer machen!



                                    Fazit Vercors: Auch das Vercors war wieder eine großartige Entdeckung. Ein fantastischen Hochplateau mit nur einem einzigen Problem: Nur sehr wenige Wasserquellen.
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                                      #38
                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                      Frankreich Ardeche:

                                      Anfang Juli war ich nun endlich dem Gebirge entronnen – und vom Regen in die Traufe geraten. Statt anstrengendem Gelände und relativ hohe Lagen bewegte ich mich nun auf niedrigerer Höhe, dafür aber in einer wahren Sommergluthitze. Mir war schon beim Planen der Tour klar gewesen, dass es wohl keine so brilliante Idee war, im Hochsommer durch Südfrankreich zu laufen. Aber was auf der Karte gar nicht so schlimm aussah, entpuppte sich in Wirklichkeit als Backofen. Dazu war mittlerweile die Sommerhochsaison angebrochen und die Ardeche ist eine wahre Touristenhochburg. Eine Rafting-Agentur neben der nächsten, nur unterbrochen durch zahlreiche Campingplätze. Das Ganze war fest in belgischer und holländischer Hand – die sonst überall urlaubenden Deutschen waren hier eindeutig in der Minderzahl.

                                      Ich war mittlerweile leicht genervt. Zunächst mal dämmerte mir so langsam aber sicher, dass ich in meinem Zeitplan hinterher war. Die Gebirgskette Vogesen, Jura, Chartreuse und Vercors war zwar traumhaft schön gewesen, aber viel anstrengender als gedacht. Dazu traten mittlerweile auch die ersten Materialverschleiss-Erscheinungen auf: Meine Thermarest delaminierte wieder mal. Ich kannte das Problem schon zur Genüge. Dies war mittlerweile schon die achte oder neunte Matte, die mir nach ca. 6 Monaten Gebrauch delaminierte. Dies geht bei Thermarest auch anstandslos als Reklamation durch – nur gab es hier in Frankreich weit und breit keinen Outdoorladen, der TAR Prolites führte. Mir blieb also nichts anderes übrig, als eine neue TAR in Deutschland zu bestellen und sie mir von meinem „trail manager“ postlagernd schicken zu lassen. Meine Schuhe litten ebenfalls. Ein Paar Trailrunner hält bei mir normalerweise 1.200 – 1.500 km, aber die Strecke vorher war auch für die Schuhe stressiger gewesen als normal und nun ging mal wieder die Sohle ab. Als Hauptproblem identifizierte ich jedoch einen Fehler, aus dem ich wohl nie lerne: Ich hatte einfach zu wenig Ruhetage eingelegt! Das sollte sich jetzt ändern, denn schließlich hatte ich bald Geburtstag. Und den wollte ich nicht im Zelt verbringen. An meinem Geburtstag schlief ich erst mal aus und spazierte dann an der Ardeche-Schlucht entlang, die mich mit großartigen Ausblicken beschenkte.



                                      Dann ging es weiter in den Ort Le Vigan, der voller Touristen war. Ich war dennoch wild entschlossen, eine Unterkunft zu finden und schilderte den Damen in der Touristeninformation mein Geburtstagsproblem. Und tatsächlich fand sich dann auch ein Hotel, das gerade noch so in meinem preislichen Rahmen lag und sofort bezogen werden konnte. Ich machte mich auf die Socken und traf auf eine sehr nette Rezeptionistin, die in meine Heimatstadt Berlin ziehen wollte. Natürlich kamen wir ins Plaudern und als ich meinen Geburtstag erwähnte, verschwand sie kurz, um mir dann einen schnell selbst gepflückten Blumenstrauß aus dem Garten zu überreichen. Frisch geduscht feierte ich dann mit einem Restaurant-Essen und einem faulen Nachmittag. Am nächsten Tag konnte ich sogar mein Schuhproblem mit Sekundenkleber beheben und mir als Zwischenlösung für mein Thermarest-Problem eine billige Schaumstoffmatte besorgen. Le Vigan war wie die meisten Städte und Dörfer in Südfrankreich natürlich auch ganz zauberhaft. Überhaupt hatten mir in den letzten Tagen die vielen romanischen Kirchen und Kapellen gefallen, an denen mich der Wanderweg vorbeiführte.



                                      Fazit Ardeche: Ganz hübsch, aber außer der Schlucht selbst nicht so spektakulär wie die vorherigen Gebiete. Im Hochsommer definitiv nicht zu empfehlen, da viel zu heiß und voller Touristen.
                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                        • 09.05.2006
                                        • 849
                                        • Privat

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                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                        Frankreich Cevennes:

                                        Ich verließ Les Vans in einer Gluthitze und natürlich erwartete mich ein Aufstieg von 1.000 Höhenmeter. Der Vorteil bestand aber zumindest darin, dass es oberhalb von 1.000 m erträglich kühl wurde. Ich kannte die Cevennes schon von einer früheren Wanderung, dem GR 70 oder Stevenson Trail. Robert Louis Stevenson war in den Cevennes mit einem Esel namens Modestine gewandert und hatte darüber ein Buch geschrieben: „Travels with a Donkey“. Das wiederum brachte die Franzosen dazu, ihm später einen ganzen Trail zu widmen. Ob es nun am Buch lag oder an der Tradition: Die Cevennes sind Esel-Land! Wahre Touristenströme waren auf Eseln unterwegs, wobei die meisten neben ihren vierbeinigen Freunden her liefen, so dass ich mich fragte, warum sie überhaupt einen Esel gemietet hatten. In der Naturparkinformationsstelle führte die Eselleidenschaft sogar so weit, dass sich ein Esel IM Zentrum herumtrieb – die Touristen mussten ihm ihn herumlaufen, um an die ausliegenden Broschüren und Bücher zu kommen. Immerhin war das gute Tier so gut erzogen, dass es keine duftenden Hinterlassenschaften fallen liess.

                                        Ich war erstaunt, wie viel Wasser es hier auf dem Hochplateau gab, u.a. die noch sehr schmale Tarn. Ich kam dort am späten Nachmittag an und hatte sofort Visionen von einem erfrischenden Bad. Doch immer, wenn ich mich gerade ausziehen und in das kühle Nass steigen wollte, tauchte eine Touristengruppe auf und postierte sich auf der nahegelegenen idyllischen Steinbrücke, um Fotos zu schießen. Und da ich nicht die Hauptattraktion auf den Fotos werden wollte, zog ich mich also wieder an und wartete auf den Abzug. Dieses Spiel ging fast eine halbe Stunde so und ich wollte schon fast das Handtuch schmeißen, als endlich Ruhe einkehrte. Das anschließende Bad war die Wartezeit eindeutig Wert gewesen.



                                        Bald ging es vom kargen Hochplateau auf uralten Pfaden in etwas bewaldetere Gegenden und ich bewunderte mal wieder die kleinen idyllischen Dörfer.



                                        Am Ende der Cevennes erwartete mich mal wieder ein überraschendes Highlight: Der Cirque des Navacelles. Auf meiner Karte groß als Attraktion markiert hatte ich keine Ahnung, was es sein sollte. Ich näherte mich auf der Autostraße und stand bald an einem atemberaubenden Aussichtspunkt: Der Cirque des Navacelles ist eine Art französischer Grand Canyon! Unten in der Schlucht befindet sich der idyllische, aber völlig mit Touristen überlaufene Ort Navacelles. Der Wanderweg verlässt bald die Autostraße und führt steil nach unten in den Ort. Hat man aber Navacelles einmal hinter sich gelassen, werden auch die Touristen immer weniger. Der Weg jedoch führt über mehrere Stunden immer entlang der Schlucht und bietet einen atemberaubenden Anblick nach dem anderen. Ich kam aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus. Auch war ich ausgesprochen froh, hier nicht zelten zu müssen, denn der Weg führt immer am Steilhang entlang und es findet sich kilometerweit kein Platz, der flach und groß genug wäre um ein Zelt aufzustellen.



                                        Fazit Cevennes: Ein großartiges Gebiet, das sich mit seinem großen Wanderwegnetz für einen Urlaub anbietet. Der Cirque des Navacelles alleine ist schon ein Highlight, das die Anreise lohnt.
                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                          • 17.02.2013
                                          • 162
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                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                          Schöner Bericht!

                                          Ich war mal im Herbst im Cirque de Navacelles. Da war's total verschlafen und das Bad im unten liegenden See (mit Wasserfall) herrlich.
                                          Wandern auf dem E1

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