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Über 1.300 Km von Tarifa über Sevilla nach Santiago de Compostela und in Spaniens äußersten Westen - Finisterre
Prolog
Eigentlich wollte ich dieses Jahr meinen 'noch offenen' Jakobsweg zu Ende gehen. Meine angeschlagene Gesundheit hat mir aber wesentlich mehr Zeit beschert, als ich für die noch offene Etappe benötige. Eine Alternative musste ich nicht lange suchen. Geistert mir doch schon seit langem die Via de la Plata im Kopf herum. Die Jahrhunderte alte Route aus dem Süden Spaniens nach Santiago. Aus dem Süden? Nun, nicht ganz aus dem Süden! Die Via startet in Sevilla. Warum das so ist hat sich mir noch nicht erschlossen. Pilger aus Afrika – ich denke da hat es auch schon welche gegeben – brauchen doch auch einen Weg ab der Grenze. Daher hatte ich im Sommer diesen Jahres schon begonnen nach einem Weg vom südlichsten Punkt Spaniens – das ist die Insel Isla de Tarifa o de las Palomas – zu suchen. Diese Insel liegt vor der Küste von Tarifa und ist militärisches Gebiet.
Mit Hilfe von Google-Earth und den digitalen Karten vom spanischen geographischen Amtes sowie diversen hilfreichen Tipps von ODS-Mitgliedern habe ich mir dann eine Reiseroute zurechtgelegt.
Nachdem ich 4 Monate liegen musste und die Therapie-Ideen der Ärzte nicht wirklich vielversprechend waren begann ich mich selber nach geeigneten Therapiemethoden um zu sehen. Eines hatte ich festgestellt: Wenn ich mich bewegte war ich schmerzfrei. Sobald ich stehe, sitze oder liege gehen die Schmerzen wieder los. Aus dieser Richtung kommen auch die manchmal sehr langen Einzeletappen. Es gibt zwischenzeitlich wirklich ausreichend Herbergen am Weg so dass man die Via auch in kürzeren Etappen gehen kann.
Mit ersten ‚Bewegungsversuchen‘ um das Dorf war ich erfolgreich. Eine ‚Generalprobe‘ war ein Wochenende im Wilden Kaiser. Die An- und Abreise war eine Quälerei aber der Rest ging sehr gut – auch mit Gepäck. Also habe ich mir noch eine Liste aller Taxiunternehmen und Rettungsmöglichkeiten am Weg zusammengestellt und plante die erste Woche immer in der Gegend von größeren Straßen zu bleiben. Mit Notfalltropfen und einer Rücktransportversicherung fühlte ich mich für einen Ernstfall ausreichend gewappnet.
Die Via de la Plata ist wesentlich einsamer als der Camino Frances. Führerliteratur gibt es auch genug – ich habe mich für den Rother Wanderführer von Cordula Rabe entschieden. Im Netz sind zwischenzeitlich viele hilfreiche Seiten zu finden. Z.B. gibt es hier eine recht aktuelle Liste der Herbergen und einen sehr gut zu lesenden Reisebericht einer Winterwanderung auf der Via. Einen guten Überblick über die Via verschafft auch diese Seite.
1. Tag: Anreise nach Tarifa und südlichster Punkt
Mittwoch, 12. Oktober 2011
Strecke: 4 Km - Gesamtstrecke: 4 Km
Höhenunterschiede: ↑ 20 m, ↓ 20 m
Gehzeit: 1,0 h
Um 4 Uhr klingelt der Wecker, 4 Uhr 30 kommt das Taxi und bringt mich zum Flughafen. Unterwegs spricht das Radio von Straßensperren und Schneekettenpflicht im Schwarzwald. Zum Glück geht’s in den warmen Süden! Um 6 Uhr bringt mich Air Berlin nach Mallorca um von dort um 9 Uhr 40 weiter nach Sevilla zu fliegen. So bin ich gegen 11 Uhr schon in der Innenstadt.
Warum muss ich aber auch immer lokale Feiertage erwischen wenn ich mal ungestört in einer Stadt bummeln will? Die Schlangen vor den Bauten und Museen reichen meist um mehrere Ecken rum. Im Hotel Simon gibt es Credencials. Ich besorge mir einen und genieße die 37° C. Kaum vorstellbar, dass im Schwarzwald Schneekettenpflicht herrscht! Sevilla gilt als heißeste Stadt des europäischen Kontinents. In den Straßen ist die Hölle los – eigentlich klar an einem Feiertag. Straßenmusikanten spielen auf, Hochzeitskutschen fahren vorbei, überall wird Eis geschleckt, …

Es fällt mir nicht schwer die Zeit bis 14 Uhr, bis der Bus in Richtung Tarifa abfährt, rum zu bringen. Und 3 Stunden später stehe ich im südlichsten Ort Spaniens auf dem europäischen Festland.
Auf der Busfahrt fallen mir die Unmengen an Wind- und Kite-Surfer auf. Durch den permanenten Wind ist diese Region sehr beliebt und auch jetzt in der „Wintersaison“ gut besucht.

Ich suche mir eine Herberge und ziehe mir für diese Temperatur tauglichere Kleider an – in langen Hosen bin ich hier deutlich fehl am Platze. Ich habe noch reichlich Zeit und erkunde den Ort. Der südlichste Punkt liegt auf der Insel. Die Gebäude sind alle einsturzgefährdet und das Betreten der Insel ist untersagt. Über das Meer hinweg kann man in ca. 14 Km Entfernung die Berge von Nordafrika sehen. Beeindruckend!

An der Straße zur Insel stehen zwei Schilder, die anzeigen, dass linker Hand das Mittelmeer und rechter Hand der Atlantik ist. Also wird gleich zweimal gebadet: In jedem Meer einmal!

Die Berge im Hintergrund hinter dem Mittelmeer sind die von Nordafrika, die hinter dem Atlantikschild sind auf dem spanischen Festland.
Dann gibt es ein Feierabendbier in der südlichsten Kneipe Spaniens mit Blick auf Atlantik und Nordafrika. Bei Sonnenuntergang genieße ich die spätsommerlichen Bedingungen und schaue mir auf der Karte an was morgen anliegt. Die Berge hier um Tarifa sind bis zu 600 Meter hoch und mit einer Vielzahl an Windkraftanlagen bestückt – die modernen Gipfelkreuze unserer technischen Zivilisation.

Die Nähe zu Afrika macht sich auch in der Kommunikation bemerkbar: Hier sprechen sehr viele Französisch – die in Nordafrika sehr häufig verwendete Sprache. Da meine Spanischkenntnisse nicht so überwältigend sind kommt mir das sehr entgegen.
So kann ich den Wirt der Strandkneipe befragen wo man hier gut und landestypisch essen kann. Im „La Pescaderia“, das ich daraufhin aufsuche, gibt es einen Fischspieß der ist einfach nur gut! Das Mojito-Sorbet rundet das Abendmahl ab. Und da hier nichts ohne Rotwein geht und dieser immer im Menü enthalten ist kriege ich noch eine Flasche auf den Tisch. Das sorgt dann auch für die nötige Bettschwere.
2. Tag: Tarifa - Tahivilla
Donnerstag, 13. Oktober 2011
Strecke: 35 Km - Gesamtstrecke: 39 Km
Höhenunterschiede: ↑ 425 m, ↓ 400 m
Gehzeit: 7,0 h
Na, da habe ich wohl beim Aussuchen der Pension nicht richtig hingehört. Hier gibt es kein Frühstück sondern nur eine Küche! Mein Spanisch ist wohl doch schlechter als vermutet. Da muss ich was dran tun. Aber die Bar nebenan kann‘s richten.
So starte ich dann gegen 9 Uhr in meinen ersten vollen Wandertag. Erst geht es an einer Neubausiedlung vorbei, bei der ca. 80 % Leerstand herrscht. Das scheint hier in Spanien aber Normalzustand zu sein. Dafür bauen sie auch schon die nächste Siedlung.
Ab dem Sportplatz geht es dann zwischen Meer und Wiesen über einen wunderbaren Holzweg in Richtung Norden. An einer Brücke über einen Bach weiß ich dann endlich warum ich als Schwabe gestern die Tüte mit den trockenen Brotstücken eingepackt habe: Hier gibt es Fische, die sich über das Frühstück sehr freuen. Es geht auch an alten Bunkern vorbei. Ob die auf Onkel Adolf oder Onkel Franko zurückgehen kann ich nicht feststellen.

Die Wiesen sind hier reichlich trocken. Trotzdem stehen da sehr viele Pferde drauf herum. Als Grenze wird hier zwar ein Zaun gesetzt aber zur Verstärkung wachsen daran lauter Kakteen. Da geht sicher weder Mensch noch Tier durch.
Als der Holzweg einen Bogen in Richtung Nationalstraße schlägt gehe ich nahe der Tankstelle über dieselbe und gehe auf den Feldwegen auf der anderen Seite weiter. Obwohl hier nichts geteert ist sind die Wege bretthart. Hier scheint es schon länger nicht mehr geregnet zu haben.
Ich halte mich auf Feldwegen und Trampelpfaden parallel zur CA9210 – in der Karte steht sie allerdings noch als CA2210. Überhaupt scheinen die hier in den letzten Jahren sehr viel an den Straßenbezeichnungen und den Kilometersteinen getan zu haben. Bei fast allen Straßen auf die ich treffe stimmt irgendwas nicht mehr zu den Karten. Entweder die sind recht alt oder da betreiben ein paar Bürokraten Selbst Beschäftigung.

Auch heute ist es wieder sehr heiß - die Apotheke hat 37° C angezeigt. Trotzdem gibt es hier eine Schneckenart, die die Hitze liebt. Alle Zaunpfähle oder Pfosten von Verkehrsschildern egal ob aus Holz oder Metall werden von eine weißen Schnecke besiedelt. Wie halten die das auf Dauer aus? Mir ist das hier schon fast zu warm. Schatten ist kaum zu finden. Wo auf der Karte mit grüner Farbe ein Wald suggeriert wird stehen vereinzelt Büsche, die aber meist nicht über 1 bis 2 Meter hinauskommen. Wo echte Bäume stehen sind Bewässerungssysteme erkennbar.
Immer wieder schweift der Blick zurück wo auf der anderen Seite von Atlantik und Mittelmeer die Berge Nordafrikas grüßen. Die sind so nah, dass man gar nicht das Gefühl hat, die könnten auf einem anderen Kontinent stehen.
Ich bin auf Reiterpfaden unterwegs – den Spuren nach sind hier mehr Pferde als irgendwas anderes unterwegs. Gefühlt gibt es hier in Andalusien mehr Pferde als Rinder.

Bei dem „Santuario de Nuestra Señora de la Luz“ treffe ich wieder auf die Straße.

Der E4 kommt von links auf meinen Weg. Der startet auch in Tarifa geht weiter westlich über den Höhenzug und biegt dann oben am Sattel in Richtung Nord-Ost ab um über Barcelona und die französischen Seealpen an den Bodensee zu führen.
Neben der Straße führt ein EU-geförderter Fußweg nach Facinas. Der Ort liegt faul in der Mittagshitze. In einem Supermarkt frische ich meine Vorräte auf und suche mir ein schattiges Plätzchen für eine Pause. Hier hatte ich eigentlich meine erste Übernachtung geplant. Irgendwie habe ich aber noch keine Lust hier für heute auf zu hören. Auf der Herfahrt mit dem Bus habe ich in Tahivilla ein Hotel / Restaurant Apolo XI gesehen. Das dürften nur noch ein paar Kilometer sein.
Ich beschließe weiter zu ziehen und der Weg führt mich über einen Feldweg von Facinas in Richtung Benalup. Dann biege ich ab nach Tahivilla. Die Landschaft steht voll von Windkraftanlagen. Don Quijote hätte hier seine wahre Freude gehabt – Er wäre aber schlicht der Menge an Windmühlen erlegen.

Tahivilla ist ein kleines Dorf, aber mit Bar und Kirche – wie sich das hier in Spanien gehört. Leider ist die Kirche abgeschlossen – wie leider fast alle Kirchen Spaniens. Bei dem üppigen Goldschmuck in den Kirchen nicht wirklich verwunderlich.
Beim Essen im Apolo XI wird mir dann eröffnet, dass der Hotelbetrieb eingestellt wurde. Na prima! Die nächste Übernachtungsmöglichkeit soll 15 Km weiter sein. Das ist dann doch deutlich zu viel für den ersten Tag. 2 Belgier vom Nachbartisch bieten mir an mich nach Tarifa mit zu nehmen. Morgen soll es einen Bus nach Tahivilla geben.
So komme ich dann wieder nach Tarifa in die gleiche Pension zurück. Ich lasse den Abend bei einem grandiosen Sonnenuntergang in der südlichsten Bar des europäischen Spaniens ausklingen.
Prolog
Eigentlich wollte ich dieses Jahr meinen 'noch offenen' Jakobsweg zu Ende gehen. Meine angeschlagene Gesundheit hat mir aber wesentlich mehr Zeit beschert, als ich für die noch offene Etappe benötige. Eine Alternative musste ich nicht lange suchen. Geistert mir doch schon seit langem die Via de la Plata im Kopf herum. Die Jahrhunderte alte Route aus dem Süden Spaniens nach Santiago. Aus dem Süden? Nun, nicht ganz aus dem Süden! Die Via startet in Sevilla. Warum das so ist hat sich mir noch nicht erschlossen. Pilger aus Afrika – ich denke da hat es auch schon welche gegeben – brauchen doch auch einen Weg ab der Grenze. Daher hatte ich im Sommer diesen Jahres schon begonnen nach einem Weg vom südlichsten Punkt Spaniens – das ist die Insel Isla de Tarifa o de las Palomas – zu suchen. Diese Insel liegt vor der Küste von Tarifa und ist militärisches Gebiet.
Mit Hilfe von Google-Earth und den digitalen Karten vom spanischen geographischen Amtes sowie diversen hilfreichen Tipps von ODS-Mitgliedern habe ich mir dann eine Reiseroute zurechtgelegt.
Nachdem ich 4 Monate liegen musste und die Therapie-Ideen der Ärzte nicht wirklich vielversprechend waren begann ich mich selber nach geeigneten Therapiemethoden um zu sehen. Eines hatte ich festgestellt: Wenn ich mich bewegte war ich schmerzfrei. Sobald ich stehe, sitze oder liege gehen die Schmerzen wieder los. Aus dieser Richtung kommen auch die manchmal sehr langen Einzeletappen. Es gibt zwischenzeitlich wirklich ausreichend Herbergen am Weg so dass man die Via auch in kürzeren Etappen gehen kann.
Mit ersten ‚Bewegungsversuchen‘ um das Dorf war ich erfolgreich. Eine ‚Generalprobe‘ war ein Wochenende im Wilden Kaiser. Die An- und Abreise war eine Quälerei aber der Rest ging sehr gut – auch mit Gepäck. Also habe ich mir noch eine Liste aller Taxiunternehmen und Rettungsmöglichkeiten am Weg zusammengestellt und plante die erste Woche immer in der Gegend von größeren Straßen zu bleiben. Mit Notfalltropfen und einer Rücktransportversicherung fühlte ich mich für einen Ernstfall ausreichend gewappnet.
Die Via de la Plata ist wesentlich einsamer als der Camino Frances. Führerliteratur gibt es auch genug – ich habe mich für den Rother Wanderführer von Cordula Rabe entschieden. Im Netz sind zwischenzeitlich viele hilfreiche Seiten zu finden. Z.B. gibt es hier eine recht aktuelle Liste der Herbergen und einen sehr gut zu lesenden Reisebericht einer Winterwanderung auf der Via. Einen guten Überblick über die Via verschafft auch diese Seite.
1. Tag: Anreise nach Tarifa und südlichster Punkt
Mittwoch, 12. Oktober 2011
Strecke: 4 Km - Gesamtstrecke: 4 Km
Höhenunterschiede: ↑ 20 m, ↓ 20 m
Gehzeit: 1,0 h
Um 4 Uhr klingelt der Wecker, 4 Uhr 30 kommt das Taxi und bringt mich zum Flughafen. Unterwegs spricht das Radio von Straßensperren und Schneekettenpflicht im Schwarzwald. Zum Glück geht’s in den warmen Süden! Um 6 Uhr bringt mich Air Berlin nach Mallorca um von dort um 9 Uhr 40 weiter nach Sevilla zu fliegen. So bin ich gegen 11 Uhr schon in der Innenstadt.

Warum muss ich aber auch immer lokale Feiertage erwischen wenn ich mal ungestört in einer Stadt bummeln will? Die Schlangen vor den Bauten und Museen reichen meist um mehrere Ecken rum. Im Hotel Simon gibt es Credencials. Ich besorge mir einen und genieße die 37° C. Kaum vorstellbar, dass im Schwarzwald Schneekettenpflicht herrscht! Sevilla gilt als heißeste Stadt des europäischen Kontinents. In den Straßen ist die Hölle los – eigentlich klar an einem Feiertag. Straßenmusikanten spielen auf, Hochzeitskutschen fahren vorbei, überall wird Eis geschleckt, …

Es fällt mir nicht schwer die Zeit bis 14 Uhr, bis der Bus in Richtung Tarifa abfährt, rum zu bringen. Und 3 Stunden später stehe ich im südlichsten Ort Spaniens auf dem europäischen Festland.
Auf der Busfahrt fallen mir die Unmengen an Wind- und Kite-Surfer auf. Durch den permanenten Wind ist diese Region sehr beliebt und auch jetzt in der „Wintersaison“ gut besucht.

Ich suche mir eine Herberge und ziehe mir für diese Temperatur tauglichere Kleider an – in langen Hosen bin ich hier deutlich fehl am Platze. Ich habe noch reichlich Zeit und erkunde den Ort. Der südlichste Punkt liegt auf der Insel. Die Gebäude sind alle einsturzgefährdet und das Betreten der Insel ist untersagt. Über das Meer hinweg kann man in ca. 14 Km Entfernung die Berge von Nordafrika sehen. Beeindruckend!

An der Straße zur Insel stehen zwei Schilder, die anzeigen, dass linker Hand das Mittelmeer und rechter Hand der Atlantik ist. Also wird gleich zweimal gebadet: In jedem Meer einmal!

Die Berge im Hintergrund hinter dem Mittelmeer sind die von Nordafrika, die hinter dem Atlantikschild sind auf dem spanischen Festland.
Dann gibt es ein Feierabendbier in der südlichsten Kneipe Spaniens mit Blick auf Atlantik und Nordafrika. Bei Sonnenuntergang genieße ich die spätsommerlichen Bedingungen und schaue mir auf der Karte an was morgen anliegt. Die Berge hier um Tarifa sind bis zu 600 Meter hoch und mit einer Vielzahl an Windkraftanlagen bestückt – die modernen Gipfelkreuze unserer technischen Zivilisation.

Die Nähe zu Afrika macht sich auch in der Kommunikation bemerkbar: Hier sprechen sehr viele Französisch – die in Nordafrika sehr häufig verwendete Sprache. Da meine Spanischkenntnisse nicht so überwältigend sind kommt mir das sehr entgegen.
So kann ich den Wirt der Strandkneipe befragen wo man hier gut und landestypisch essen kann. Im „La Pescaderia“, das ich daraufhin aufsuche, gibt es einen Fischspieß der ist einfach nur gut! Das Mojito-Sorbet rundet das Abendmahl ab. Und da hier nichts ohne Rotwein geht und dieser immer im Menü enthalten ist kriege ich noch eine Flasche auf den Tisch. Das sorgt dann auch für die nötige Bettschwere.
2. Tag: Tarifa - Tahivilla
Donnerstag, 13. Oktober 2011
Strecke: 35 Km - Gesamtstrecke: 39 Km
Höhenunterschiede: ↑ 425 m, ↓ 400 m
Gehzeit: 7,0 h
Na, da habe ich wohl beim Aussuchen der Pension nicht richtig hingehört. Hier gibt es kein Frühstück sondern nur eine Küche! Mein Spanisch ist wohl doch schlechter als vermutet. Da muss ich was dran tun. Aber die Bar nebenan kann‘s richten.
So starte ich dann gegen 9 Uhr in meinen ersten vollen Wandertag. Erst geht es an einer Neubausiedlung vorbei, bei der ca. 80 % Leerstand herrscht. Das scheint hier in Spanien aber Normalzustand zu sein. Dafür bauen sie auch schon die nächste Siedlung.
Ab dem Sportplatz geht es dann zwischen Meer und Wiesen über einen wunderbaren Holzweg in Richtung Norden. An einer Brücke über einen Bach weiß ich dann endlich warum ich als Schwabe gestern die Tüte mit den trockenen Brotstücken eingepackt habe: Hier gibt es Fische, die sich über das Frühstück sehr freuen. Es geht auch an alten Bunkern vorbei. Ob die auf Onkel Adolf oder Onkel Franko zurückgehen kann ich nicht feststellen.

Die Wiesen sind hier reichlich trocken. Trotzdem stehen da sehr viele Pferde drauf herum. Als Grenze wird hier zwar ein Zaun gesetzt aber zur Verstärkung wachsen daran lauter Kakteen. Da geht sicher weder Mensch noch Tier durch.
Als der Holzweg einen Bogen in Richtung Nationalstraße schlägt gehe ich nahe der Tankstelle über dieselbe und gehe auf den Feldwegen auf der anderen Seite weiter. Obwohl hier nichts geteert ist sind die Wege bretthart. Hier scheint es schon länger nicht mehr geregnet zu haben.
Ich halte mich auf Feldwegen und Trampelpfaden parallel zur CA9210 – in der Karte steht sie allerdings noch als CA2210. Überhaupt scheinen die hier in den letzten Jahren sehr viel an den Straßenbezeichnungen und den Kilometersteinen getan zu haben. Bei fast allen Straßen auf die ich treffe stimmt irgendwas nicht mehr zu den Karten. Entweder die sind recht alt oder da betreiben ein paar Bürokraten Selbst Beschäftigung.

Auch heute ist es wieder sehr heiß - die Apotheke hat 37° C angezeigt. Trotzdem gibt es hier eine Schneckenart, die die Hitze liebt. Alle Zaunpfähle oder Pfosten von Verkehrsschildern egal ob aus Holz oder Metall werden von eine weißen Schnecke besiedelt. Wie halten die das auf Dauer aus? Mir ist das hier schon fast zu warm. Schatten ist kaum zu finden. Wo auf der Karte mit grüner Farbe ein Wald suggeriert wird stehen vereinzelt Büsche, die aber meist nicht über 1 bis 2 Meter hinauskommen. Wo echte Bäume stehen sind Bewässerungssysteme erkennbar.
Immer wieder schweift der Blick zurück wo auf der anderen Seite von Atlantik und Mittelmeer die Berge Nordafrikas grüßen. Die sind so nah, dass man gar nicht das Gefühl hat, die könnten auf einem anderen Kontinent stehen.
Ich bin auf Reiterpfaden unterwegs – den Spuren nach sind hier mehr Pferde als irgendwas anderes unterwegs. Gefühlt gibt es hier in Andalusien mehr Pferde als Rinder.

Bei dem „Santuario de Nuestra Señora de la Luz“ treffe ich wieder auf die Straße.

Der E4 kommt von links auf meinen Weg. Der startet auch in Tarifa geht weiter westlich über den Höhenzug und biegt dann oben am Sattel in Richtung Nord-Ost ab um über Barcelona und die französischen Seealpen an den Bodensee zu führen.
Neben der Straße führt ein EU-geförderter Fußweg nach Facinas. Der Ort liegt faul in der Mittagshitze. In einem Supermarkt frische ich meine Vorräte auf und suche mir ein schattiges Plätzchen für eine Pause. Hier hatte ich eigentlich meine erste Übernachtung geplant. Irgendwie habe ich aber noch keine Lust hier für heute auf zu hören. Auf der Herfahrt mit dem Bus habe ich in Tahivilla ein Hotel / Restaurant Apolo XI gesehen. Das dürften nur noch ein paar Kilometer sein.
Ich beschließe weiter zu ziehen und der Weg führt mich über einen Feldweg von Facinas in Richtung Benalup. Dann biege ich ab nach Tahivilla. Die Landschaft steht voll von Windkraftanlagen. Don Quijote hätte hier seine wahre Freude gehabt – Er wäre aber schlicht der Menge an Windmühlen erlegen.

Tahivilla ist ein kleines Dorf, aber mit Bar und Kirche – wie sich das hier in Spanien gehört. Leider ist die Kirche abgeschlossen – wie leider fast alle Kirchen Spaniens. Bei dem üppigen Goldschmuck in den Kirchen nicht wirklich verwunderlich.
Beim Essen im Apolo XI wird mir dann eröffnet, dass der Hotelbetrieb eingestellt wurde. Na prima! Die nächste Übernachtungsmöglichkeit soll 15 Km weiter sein. Das ist dann doch deutlich zu viel für den ersten Tag. 2 Belgier vom Nachbartisch bieten mir an mich nach Tarifa mit zu nehmen. Morgen soll es einen Bus nach Tahivilla geben.
So komme ich dann wieder nach Tarifa in die gleiche Pension zurück. Ich lasse den Abend bei einem grandiosen Sonnenuntergang in der südlichsten Bar des europäischen Spaniens ausklingen.

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