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Am langen Wochenende zum Tag der Deutschen Einheit haben wir die Gelegenheit, eine Reise mit dem Enkel zu machen, der im Sommer 5 Jahre alt geworden ist. Gemeinsame Wochenendtouren auf der Müggelspree gab es ja schon, aber diesmal haben wir erstmals 4 zusammenhängende Tage für uns allein.
Nun braucht es einen Plan. Paddeln und Zelten fällt diesmal leider aus. Andreas neues Knie macht immer noch große Schwierigkeiten, und so möchte sie eine Hütte buchen. Also mache ich mich auf die Suche. Natürlich fallen mir als erstes die großen Wälder um die Pleiske herum ein. Booking.com zeigt da so einige Treffer rund um Lagow und weiter südlich die Pleiske entlang an. Aber dann fiel mein Blick auf eine einsam gelegene Unterkunft inmitten desselben riesigen Waldgebietes 10km südöstlich der Pleiske. Es handelt sich um den Konferenz- und Freizeitkomplex “Anapausis” am Nordufer des Kalksees/Jezioro Gryżyńskie (Map). Dort kann man Ferienwohnungen und kleine Waldhütten buchen, mit Kochgelegenheiten und Heizmöglichkeit. Es könnte ja Anfang Oktober schon kalt werden. Die Angaben auf Booking.com sind ganz vielversprechend, und so buchen wir 3 Wochen vor der Tour.
Auf dem alten deutschen Messtischblatt 3857 (Beutnitz) zeigt die Gegend um den Kalksee ein außerordentlich interessantes Relief. Während große Teile der Wälder um die Pleiske herum langweilige Sander mit endlosen Kiefernforsten sind, hat es hier nach der Eiszeit ein sehr bewegtes Relief gestaltet, welches verschiedenartig bewachsen ist.
Ausschnitt aus dem Messtischblatt, welches den Hauptteil des Grieseler Landschaftsparks zwischen Griesel/Gryżyna und Krämersborn/Grabin umfasst:
Die Höhen bewegen sich zwischen 49 und 117müNN und es sind etliche Gewässer eingestreut. Das lässt auf eine für norddeutsche Verhältnisse recht hübsche Landschaft schließen.
Der schönste Teil der Landschaft ist seit 1996 durch den Grieseler Landschaftspark/Gryżyński Park Krajobrazowy geschützt. Er ist 2 - 3km breit, 12.5km lang, umfasst eine Fläche von 27.55km² und liegt vollständig in der Woiwodschaft Lebus. 86.6% sind mit Wäldern, 6.6% mit Oberflächengewässern, 2.6% mit Gras- und Feuchtgebieten sowie 2.4% mit Siedlungen bedeckt.
Die zusammenhängende Waldfläche in diesem Teil Polens ist für mitteleuropäische Verhältnisse wirklich riesig. Wenn man wollte, könnte man von Anapausis 55km nach Nordwesten direkt bis an die Oder gegenüber von Frankfurt wandern, ohne jemals den Wald zu verlassen (aber natürlich muss man Straßen überqueren). Das ist die eine Richtung. In die andere Richtung könnte man weitere 30km bis nach Tschicherzig/Cigacice wandern, ehe man aus dem Wald herauskommt. Und nach Norden könnte man theoretisch sogar 60km wandern, ehe man kurz vor Landsberg a.d.W./Gorzów Wielkopolski am Rande der Warthe-Aue den Wald verlässt.
Die Wettervorhersage verspricht gutes Spätsommerwetter:
Am Ende war es meist 1 - 2° wärmer.
Samstag, 30. September, Berlin - Griesel 🚗159km, 🥾6km
Mein kleiner Freund kam bereits am Freitag Nachmittag zur Oma und schlief bei uns, so dass wir am Samstag früh loskommen. Abfahrt ¼11, Zwischenstopp an der letzten guten Einkaufsgelegenheit in Ziebingen/Cybinka 43km vor dem Ziel:
25km vor dem Ziel biegt man von der gut ausgebauten Fernverkehrsstraße auf eine Nebenstraße ein, die schon ahnen lässt, dass man sich jetzt weit von der Zivilisation entfernt. Die Straße führt durchweg nur noch einspurig durch den Wald. Ich hatte schon schlimmste Befürchtungen. Mein Horror sind die alten deutschen Kopfsteinpflasterstraßen aus dem 19. Jhd., die im Westen Polens noch öfter anzutreffen sind. Aber ein vorsorglicher Blick auf Google Streetview konnte meine Bedenken zerstreuen. Zum Glück wurde der Weg vor Jahrzehnten geteert. Natürlich sind seit dem Streetview-Bild von 2012 noch ein paar mehr Schlaglöcher dazugekommen.
Die Fahrt durch die endlosen Wälder wirkt wohl einschläfernd und so schnarcht mein Freund, als wir um ¼3 am Ziel ankommen:
Wir sind nicht alleine hier. Auf dem Parkplatz stehen ~10 weitere Autos von Gästen und einige der über 30 kleinen Hütten sehen bewohnt aus.
Nachdem der Wagen steht, dauert es nicht mehr lange und er wird wieder wach. Zum Einchecken ist es noch zu früh, aber wir können schon mal die Umgebung erkunden.
Der erste Weg führt uns zum Strand:
Der Kalksee hat sehr schönes klares Wasser, die Sichttiefe schätze ich auf ~5m:
Der Holzsteg ist schon ziemlich in die Jahre gekommen. An mehreren Stellen sind Leute eingebrochen. Dann bleiben Löcher in den Planken, oder sie wurden mit draufgenagelten Spanplatten abgedeckt. An den Enden des Steges bewegen wir uns nur noch sehr verhalten, denn hier wackelt der ganze Steg schon sehr bedenklich.
Da oben ist das Restaurant mit Seeterasse:
Das Restaurant, in der Werbung wird Frühstück, Mittag und Abendessen gepriesen, ist geschlossen und Eis gibt es auch nicht mehr:
(Video aus besseren Zeiten).
Toilette für die Strandbesucher:
Ja, das macht schon einen ziemlich morbiden Eindruck. Auf dem Webauftritt war davon natürlich nichts zu sehen (Werbefilmchen 4min mit Drohnenbildern).
Zauneidechse:
Gegen 3 können wir einchecken. Bezahlt ist bereits alles über Booking.com. Wir bekommen eines der kleinen Waldhäuser, unseres mit diesem Grundriss.
Besonders geräumig ist es nicht und der Zustand lässt zu wünschen übrig. Andrea fällt sofort auf, dass es keine richtige Küchenzeile gibt, wie eigentlich von Booking.com versprochen. Es gibt nur eine Kochgelegenheit, also eine elektrische Kochplatte, aber keine Spüle:
Das wird natürlich gleich reklamiert, aber der Verwalter sieht keine Möglichkeit, in eines der Nachbarhäuser umzuziehen, in denen teils eine richtige Spüle installiert ist. Wir hätten halt Haus Nr 12 gebucht. Ich vermute, dass diese Häuser tatsächlich noch in schlimmerem Zustand sind als unseres und er uns deshalb nicht umquartieren wollte.
Der Kühlschrank unter dem Küchentisch ist ein Miniexemplar. Die Hütte wird für bis zu 4 Erwachsene und 2 Kinder beworben. Im weiten Umkreis gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten. Da ist dann so ein kleiner Kühlschrank schon etwas knapp bemessen. Für uns 3 reicht er gerade so.
Anstatt eines normalen großen Wasserkochers gibt es zwei kleine, die aber nicht abnehmbar sind, sondern fest an ihren kurzen Kabeln hängen, die an Steckdosen hinter und unter dem Tisch hängen, also nicht leicht herauszuziehen. Das ist aber auch nur eine Besonderheit unserer Hütte, in anderen Hütten sehen wir normale Wasserkocher herumstehen.
Neben dem Umstand der fehlenden Küchenzeile gibt es allerlei kleinere Schäden, die nicht zum aufgerufenen Preis von satten 93€ pro Nacht passen: das Licht im fensterlosen Bad funktioniert nicht, eine herausgerissene Steckdose im Bad, Handtuch- oder Kleiderhaken siehe Bild, die Klobrille wackelt und richtig sauber ist das Bad auch nicht, es riecht. Die hölzerne Terrasse hat ein großes Brandloch.
Aber immerhin gibt es Warmwasser aus einem großen Boiler, der schief an der Wand hängt, die Hütte lässt sich elektrisch heizen, und das Licht im Bad ist nach einer Stunde repariert. Die anderen Räume sind sauber. Mückennetz vor den Fenstern gibt es nicht, aber das ist kein großes Problem mehr um diese Jahreszeit. Nur ein paar Wespen und eine Hornisse auf der Jagd nach den Wespen verirren sich ins Haus.
Um Wasser in den mittelgroßen Topf und die Wasserkocher zu bekommen, muss man mit Tassen unter dem kleinen niedrigen Wasserhahn im Bad hantieren. Der kleine Topf passt aber auch schon so darunter:
Abwasch in der Dusche:
Blick in ein leerstehendes Nachbarhaus mit normaler Küchenzeile und normal großem Kühlschrank:
Naja, viel Aufstand machen wir jetzt nicht mehr, wir wollen ja eine schöne Zeit mit dem Enkel verbringen und den interessieren die Mängel der Unterkunft nun so gar nicht.
Draußen spannen wir die Hängematte …
… und ich breche kurz vor 5 mit dem Kleinen zu einer ersten Erkundungstour in die Umgebung auf. Andrea bleibt heute erstmal im Haus, die Knie schmerzen schon wieder.
Nach 1¼km Wanderung stehen wir am Grieselbach westlich des Kalksees:
Da, wo in deutscher Zeit die Vorder-Mühle/Młyn Strzelnik stand (Messtischblatt), ging mal eine Brücke über den Bach:
Die Brücke wurde erst nach Wende neu gebaut, ist aber bereits wieder zerfallen. Von der alten Mühle sind nur ein paar Mauerreste und auf dem Waldboden verteilte Ziegelsteine zu finden.
Wenige Meter stromab wird aus dem Bach im Graben ein sehr natürlich anmutender Wasserlauf, der die gesamte, breiter werdende Talaue einnimmt:
Ab hier ist das Grieseltal wirklich sehr schön. Die Talaue ist 10 bis maximal 100m breit und darin schlängelt sich der Bachlauf durch den Sumpf:
700m weiter gibt es wieder eine Brücke über den Bach:
Aber auch diese ist bereits ziemlich zerfallen. Das Schild warnt: "Achtung! Gefahr", die Absperrbänder auf beiden Seiten sind zerrissen.
Wir wagen uns trotzdem rauf:
Ich lasse den kleinen Mann natürlich vorgehen. Da wo er einbricht, komme ich garantiert auch nicht durch.
Blick von der Brücke stromab:
… und stromauf:
Jetzt erkennen wir auch, dass der gesamte Bachlauf vom Biber angestaut wurde.
Hier kehren wir um und wandern zum Teil weglos durch den Wald zur Unterkunft.
Auf dem Rückweg müssen wir nicht mehr den Umweg durch den Haupteingang nehmen, denn der Zaun hat ein Loch. Nach einer reichlichen Stunde und 3km Wanderung wartet bereits das Abendessen auf uns:
Abends wird noch geknetet und Memory gespielt, und vor dem Schlafengehen geht es gegen 10 noch zu dritt auf eine Nachtwanderung an den See. Vom wackligen Steg aus entdeckt er verschiedene Fische im Wasser. Höhepunkt ist ein großer Weißfisch, vielleicht 30cm lang, der langsam in der Tiefe verschwindet. Ansonsten sehen wir viele kleine und mittlere Barsche im Licht der Kopflampen. Krebse finden wir leider nicht.
Zufrieden geht es ins Bett, es gibt noch ein paar Kapitel Gute-Nacht-Geschichten vom Zauberer der Smaragdenstadt, und nach kurzer Zeit ist er eingeschlafen.
Tolles Buch übrigens, ich kannte es noch nicht. Das Herausragende an diesem Kinderbuch ist die Hochsprache, die verwendet wird. Perfekt, um später mal gutes Deutsch zu sprechen. Keine Spur von der extrem reduzierten, einfachen Sprache, die heute so gerne verwendet wird! Er scheint das meiste zu verstehen und ist von den Geschichten gefesselt.
Am langen Wochenende zum Tag der Deutschen Einheit haben wir die Gelegenheit, eine Reise mit dem Enkel zu machen, der im Sommer 5 Jahre alt geworden ist. Gemeinsame Wochenendtouren auf der Müggelspree gab es ja schon, aber diesmal haben wir erstmals 4 zusammenhängende Tage für uns allein.
Nun braucht es einen Plan. Paddeln und Zelten fällt diesmal leider aus. Andreas neues Knie macht immer noch große Schwierigkeiten, und so möchte sie eine Hütte buchen. Also mache ich mich auf die Suche. Natürlich fallen mir als erstes die großen Wälder um die Pleiske herum ein. Booking.com zeigt da so einige Treffer rund um Lagow und weiter südlich die Pleiske entlang an. Aber dann fiel mein Blick auf eine einsam gelegene Unterkunft inmitten desselben riesigen Waldgebietes 10km südöstlich der Pleiske. Es handelt sich um den Konferenz- und Freizeitkomplex “Anapausis” am Nordufer des Kalksees/Jezioro Gryżyńskie (Map). Dort kann man Ferienwohnungen und kleine Waldhütten buchen, mit Kochgelegenheiten und Heizmöglichkeit. Es könnte ja Anfang Oktober schon kalt werden. Die Angaben auf Booking.com sind ganz vielversprechend, und so buchen wir 3 Wochen vor der Tour.
Auf dem alten deutschen Messtischblatt 3857 (Beutnitz) zeigt die Gegend um den Kalksee ein außerordentlich interessantes Relief. Während große Teile der Wälder um die Pleiske herum langweilige Sander mit endlosen Kiefernforsten sind, hat es hier nach der Eiszeit ein sehr bewegtes Relief gestaltet, welches verschiedenartig bewachsen ist.
Ausschnitt aus dem Messtischblatt, welches den Hauptteil des Grieseler Landschaftsparks zwischen Griesel/Gryżyna und Krämersborn/Grabin umfasst:
Die Höhen bewegen sich zwischen 49 und 117müNN und es sind etliche Gewässer eingestreut. Das lässt auf eine für norddeutsche Verhältnisse recht hübsche Landschaft schließen.
Der schönste Teil der Landschaft ist seit 1996 durch den Grieseler Landschaftspark/Gryżyński Park Krajobrazowy geschützt. Er ist 2 - 3km breit, 12.5km lang, umfasst eine Fläche von 27.55km² und liegt vollständig in der Woiwodschaft Lebus. 86.6% sind mit Wäldern, 6.6% mit Oberflächengewässern, 2.6% mit Gras- und Feuchtgebieten sowie 2.4% mit Siedlungen bedeckt.
Die zusammenhängende Waldfläche in diesem Teil Polens ist für mitteleuropäische Verhältnisse wirklich riesig. Wenn man wollte, könnte man von Anapausis 55km nach Nordwesten direkt bis an die Oder gegenüber von Frankfurt wandern, ohne jemals den Wald zu verlassen (aber natürlich muss man Straßen überqueren). Das ist die eine Richtung. In die andere Richtung könnte man weitere 30km bis nach Tschicherzig/Cigacice wandern, ehe man aus dem Wald herauskommt. Und nach Norden könnte man theoretisch sogar 60km wandern, ehe man kurz vor Landsberg a.d.W./Gorzów Wielkopolski am Rande der Warthe-Aue den Wald verlässt.
Die Wettervorhersage verspricht gutes Spätsommerwetter:
Am Ende war es meist 1 - 2° wärmer.
Samstag, 30. September, Berlin - Griesel 🚗159km, 🥾6km
Mein kleiner Freund kam bereits am Freitag Nachmittag zur Oma und schlief bei uns, so dass wir am Samstag früh loskommen. Abfahrt ¼11, Zwischenstopp an der letzten guten Einkaufsgelegenheit in Ziebingen/Cybinka 43km vor dem Ziel:
25km vor dem Ziel biegt man von der gut ausgebauten Fernverkehrsstraße auf eine Nebenstraße ein, die schon ahnen lässt, dass man sich jetzt weit von der Zivilisation entfernt. Die Straße führt durchweg nur noch einspurig durch den Wald. Ich hatte schon schlimmste Befürchtungen. Mein Horror sind die alten deutschen Kopfsteinpflasterstraßen aus dem 19. Jhd., die im Westen Polens noch öfter anzutreffen sind. Aber ein vorsorglicher Blick auf Google Streetview konnte meine Bedenken zerstreuen. Zum Glück wurde der Weg vor Jahrzehnten geteert. Natürlich sind seit dem Streetview-Bild von 2012 noch ein paar mehr Schlaglöcher dazugekommen.
Die Fahrt durch die endlosen Wälder wirkt wohl einschläfernd und so schnarcht mein Freund, als wir um ¼3 am Ziel ankommen:
Wir sind nicht alleine hier. Auf dem Parkplatz stehen ~10 weitere Autos von Gästen und einige der über 30 kleinen Hütten sehen bewohnt aus.
Nachdem der Wagen steht, dauert es nicht mehr lange und er wird wieder wach. Zum Einchecken ist es noch zu früh, aber wir können schon mal die Umgebung erkunden.
Der erste Weg führt uns zum Strand:
Der Kalksee hat sehr schönes klares Wasser, die Sichttiefe schätze ich auf ~5m:
Der Holzsteg ist schon ziemlich in die Jahre gekommen. An mehreren Stellen sind Leute eingebrochen. Dann bleiben Löcher in den Planken, oder sie wurden mit draufgenagelten Spanplatten abgedeckt. An den Enden des Steges bewegen wir uns nur noch sehr verhalten, denn hier wackelt der ganze Steg schon sehr bedenklich.
Da oben ist das Restaurant mit Seeterasse:
Das Restaurant, in der Werbung wird Frühstück, Mittag und Abendessen gepriesen, ist geschlossen und Eis gibt es auch nicht mehr:
(Video aus besseren Zeiten).
Toilette für die Strandbesucher:
Ja, das macht schon einen ziemlich morbiden Eindruck. Auf dem Webauftritt war davon natürlich nichts zu sehen (Werbefilmchen 4min mit Drohnenbildern).
Zauneidechse:
Gegen 3 können wir einchecken. Bezahlt ist bereits alles über Booking.com. Wir bekommen eines der kleinen Waldhäuser, unseres mit diesem Grundriss.
Besonders geräumig ist es nicht und der Zustand lässt zu wünschen übrig. Andrea fällt sofort auf, dass es keine richtige Küchenzeile gibt, wie eigentlich von Booking.com versprochen. Es gibt nur eine Kochgelegenheit, also eine elektrische Kochplatte, aber keine Spüle:
Das wird natürlich gleich reklamiert, aber der Verwalter sieht keine Möglichkeit, in eines der Nachbarhäuser umzuziehen, in denen teils eine richtige Spüle installiert ist. Wir hätten halt Haus Nr 12 gebucht. Ich vermute, dass diese Häuser tatsächlich noch in schlimmerem Zustand sind als unseres und er uns deshalb nicht umquartieren wollte.
Der Kühlschrank unter dem Küchentisch ist ein Miniexemplar. Die Hütte wird für bis zu 4 Erwachsene und 2 Kinder beworben. Im weiten Umkreis gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten. Da ist dann so ein kleiner Kühlschrank schon etwas knapp bemessen. Für uns 3 reicht er gerade so.
Anstatt eines normalen großen Wasserkochers gibt es zwei kleine, die aber nicht abnehmbar sind, sondern fest an ihren kurzen Kabeln hängen, die an Steckdosen hinter und unter dem Tisch hängen, also nicht leicht herauszuziehen. Das ist aber auch nur eine Besonderheit unserer Hütte, in anderen Hütten sehen wir normale Wasserkocher herumstehen.
Neben dem Umstand der fehlenden Küchenzeile gibt es allerlei kleinere Schäden, die nicht zum aufgerufenen Preis von satten 93€ pro Nacht passen: das Licht im fensterlosen Bad funktioniert nicht, eine herausgerissene Steckdose im Bad, Handtuch- oder Kleiderhaken siehe Bild, die Klobrille wackelt und richtig sauber ist das Bad auch nicht, es riecht. Die hölzerne Terrasse hat ein großes Brandloch.
Aber immerhin gibt es Warmwasser aus einem großen Boiler, der schief an der Wand hängt, die Hütte lässt sich elektrisch heizen, und das Licht im Bad ist nach einer Stunde repariert. Die anderen Räume sind sauber. Mückennetz vor den Fenstern gibt es nicht, aber das ist kein großes Problem mehr um diese Jahreszeit. Nur ein paar Wespen und eine Hornisse auf der Jagd nach den Wespen verirren sich ins Haus.
Um Wasser in den mittelgroßen Topf und die Wasserkocher zu bekommen, muss man mit Tassen unter dem kleinen niedrigen Wasserhahn im Bad hantieren. Der kleine Topf passt aber auch schon so darunter:
Abwasch in der Dusche:
Blick in ein leerstehendes Nachbarhaus mit normaler Küchenzeile und normal großem Kühlschrank:
Naja, viel Aufstand machen wir jetzt nicht mehr, wir wollen ja eine schöne Zeit mit dem Enkel verbringen und den interessieren die Mängel der Unterkunft nun so gar nicht.
Draußen spannen wir die Hängematte …
… und ich breche kurz vor 5 mit dem Kleinen zu einer ersten Erkundungstour in die Umgebung auf. Andrea bleibt heute erstmal im Haus, die Knie schmerzen schon wieder.
Nach 1¼km Wanderung stehen wir am Grieselbach westlich des Kalksees:
Da, wo in deutscher Zeit die Vorder-Mühle/Młyn Strzelnik stand (Messtischblatt), ging mal eine Brücke über den Bach:
Die Brücke wurde erst nach Wende neu gebaut, ist aber bereits wieder zerfallen. Von der alten Mühle sind nur ein paar Mauerreste und auf dem Waldboden verteilte Ziegelsteine zu finden.
Wenige Meter stromab wird aus dem Bach im Graben ein sehr natürlich anmutender Wasserlauf, der die gesamte, breiter werdende Talaue einnimmt:
Ab hier ist das Grieseltal wirklich sehr schön. Die Talaue ist 10 bis maximal 100m breit und darin schlängelt sich der Bachlauf durch den Sumpf:
700m weiter gibt es wieder eine Brücke über den Bach:
Aber auch diese ist bereits ziemlich zerfallen. Das Schild warnt: "Achtung! Gefahr", die Absperrbänder auf beiden Seiten sind zerrissen.
Wir wagen uns trotzdem rauf:
Ich lasse den kleinen Mann natürlich vorgehen. Da wo er einbricht, komme ich garantiert auch nicht durch.
Blick von der Brücke stromab:
… und stromauf:
Jetzt erkennen wir auch, dass der gesamte Bachlauf vom Biber angestaut wurde.
Hier kehren wir um und wandern zum Teil weglos durch den Wald zur Unterkunft.
Auf dem Rückweg müssen wir nicht mehr den Umweg durch den Haupteingang nehmen, denn der Zaun hat ein Loch. Nach einer reichlichen Stunde und 3km Wanderung wartet bereits das Abendessen auf uns:
Abends wird noch geknetet und Memory gespielt, und vor dem Schlafengehen geht es gegen 10 noch zu dritt auf eine Nachtwanderung an den See. Vom wackligen Steg aus entdeckt er verschiedene Fische im Wasser. Höhepunkt ist ein großer Weißfisch, vielleicht 30cm lang, der langsam in der Tiefe verschwindet. Ansonsten sehen wir viele kleine und mittlere Barsche im Licht der Kopflampen. Krebse finden wir leider nicht.
Zufrieden geht es ins Bett, es gibt noch ein paar Kapitel Gute-Nacht-Geschichten vom Zauberer der Smaragdenstadt, und nach kurzer Zeit ist er eingeschlafen.
Tolles Buch übrigens, ich kannte es noch nicht. Das Herausragende an diesem Kinderbuch ist die Hochsprache, die verwendet wird. Perfekt, um später mal gutes Deutsch zu sprechen. Keine Spur von der extrem reduzierten, einfachen Sprache, die heute so gerne verwendet wird! Er scheint das meiste zu verstehen und ist von den Geschichten gefesselt.
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