[PL] Paddeltour auf San und Weichsel, Juli 2021

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    #21
    Dąbrówka Starzeńska - Słonne
    Mi 21. Juli 2021, 🛶19km


    Schöner sonniger Morgen, Abfahrt ¼ nach 12. Eine ¼h später passieren wir Dünow/Dynów, eine Stadt, die im Mittelalter wie etliche hier in der Umgebung ebenfalls Magdeburger Recht verliehen bekam, was auf einen damals deutschen Wirtschaftskern hinweist.

    An einer ehemaligen Fährstelle, die in Google Maps sogar noch als solche verzeichnet ist, sehen wir dieses interessante Gefährt liegen:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5479kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,36 MB ID: 3076131

    2km stromab wurde 2019 eine neue Brücke gebaut und damit diese Fähre aufgegeben.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5481k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,60 MB ID: 3076135

    Ein paar hundert Meter weiter, da vorne in der Kurve am Rande des Naturschutzgebietes Kozigarb, gibt es links wieder so einen eigenartigen undokumentierten Campingplatz (Map).

    Der nächste Campingplatz ist ebenfalls nicht in der OSM vermerkt:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5482kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,06 MB ID: 3076130

    Aber es gibt immerhin Hinweise im Netz. Es handelt sich um die Agroturystyka Wiesław Płowy. Der bequeme Schwimmsteg und der gepflegte Platz laden zu einer ¾h Rast:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5486kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,73 MB ID: 3076132

    Moderne Architektur: Kościół Matki Bożej Częstochowskiej w Słonnem.

    Wieder Silberreiher:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5490kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 648,8 KB ID: 3076128
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5492kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 688,3 KB ID: 3076129
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    Und Gänsesäger:
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    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5504kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,44 MB ID: 3076141

    ¾4 erreichen wir die Fußgängerbrücke von Słonne:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5503k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,49 MB ID: 3076134

    Am rechten Ufer gibt es einen Campingplatz:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5516kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,15 MB ID: 3076138

    An den Brücken über den San finden sich in diesem Flussabschnitt auch immer wieder Hinweisschilder auf Rastplätze mit offizieller Kilometrierung:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5517kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,82 MB ID: 3076136

    Diesen Rastplatz am linken Ufer 200m uh der Fußgängerbrücke steuern wir an, um die Vorräte aufzustocken. Nur 50m vom Ufer entfernt ist ein Laden eingezeichnet (Map). Der ist zwar winzig, aber die notwendigsten Dinge wie Bier und Zigaretten und genügend Essbares finden sich auch hier. “Einziges Manko ... Preise wie am Meer” (aus Google-Rezension).

    Dörte findet den Platz so gut, das sie heute schon wieder Schluss machen möchte. Ich finde das nicht ganz so toll hier neben der Straße, werde aber überstimmt. Seit der Mittagsrast haben wir noch einmal enorme 1.7km zurückgelegt.

    So bleiben wir also hier. Tatsächlich ist hier auch offiziell Zelten erlaubt. Es gibt eine Preisliste an der Zufahrt von der Straße. Ich frage die Verkäuferin im Laden, ob wir über sie die angegebene Telefonnummer sprechen könnten, aber sie meint, das wäre nicht nötig, es käme jemand vorbei zum Abkassieren.

    San am Rastplatz:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5557kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,13 MB ID: 3076144

    Schwimmsteg:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5559kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,24 MB ID: 3076143

    Die Sanitäranlagen mit Toiletten, Duschen und langen Reihen Handwaschbecken sind modernisiert, aber wohl von der Anlage her noch aus Ostzeiten.
    Sie finden sich im Gebäude über die Straße:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5521k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,26 MB ID: 3076140

    Die Türen stehen offen für jedermann. Das ziemlich heiße Beuler-Wasser aus dem Hahn verströmt einen modrigen Geruch.

    Auf dem weitläufigen Grün finden sich einige Sitzgruppen und Feuerstellen. Bisher sind wir die einzigen hier. Wir haben Platz ohne Ende. Dörte findet sogar ausreichend Feuerholz, hier im Ort ist das nicht ganz so einfach.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h49m54s107k.png Ansichten: 0 Größe: 4,25 MB ID: 3076150
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h51m13s052k.png Ansichten: 0 Größe: 4,36 MB ID: 3076153

    Ich habe ja nun viel Zeit am Nachmittag und so lasse mal die mitgeführte Drohne steigen. Eigentlich gedachte ich sie erst in den Weichsel-Auen einzusetzen, aber hier haben wir Strom im Sanitärtrakt und können schon mal über die Berge schauen.

    San von Słonne stromab, Blickrichtung Nordosten:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h46m09s664k.png Ansichten: 0 Größe: 3,96 MB ID: 3076151

    Polnische Kleinfelderwirtschaft:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h45m43s109k.png Ansichten: 0 Größe: 4,11 MB ID: 3076148

    Der San direkt an unserem Rastplatz:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h47m09s677k.png Ansichten: 0 Größe: 3,39 MB ID: 3076152

    Wasserpflanzenbestände im lehmtrüben Wasser:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h48m31s820k.png Ansichten: 0 Größe: 2,93 MB ID: 3076149

    Jetzt wieder mit der Sony und entsprechendem Tele: Silberreiher beim Fischen vor unserem Rastplatz:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5530kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,54 MB ID: 3076137
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5542kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,52 MB ID: 3076142

    Um ½7 wandere ich rüber über die Fußgängerbrücke zu dem anderen, gut besuchten Campingplatz.
    Blick von der Hängebrücke:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5571k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,69 MB ID: 3076146
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5566kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,46 MB ID: 3076147
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5567k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,95 MB ID: 3076145

    Ich möchte herausfinden, was diesen Platz so attraktiv macht, weshalb alle hier zelten und keiner bei uns drüben. Es handelt sich um das Erholungszentrum “Zielona Polana” (Map).

    Der Hütten- und Hotelkomplex bietet Pool, ein Restaurant, man hat WLAN-Empfang (eine Frau ist bereit, mir das Passwort zu geben), man kann Fahrräder ausleihen, eine Sauna besuchen, Tennis spielen und mehr. Die Preise sind etwas höher als auf unserer Seite.

    Während ich drüben war, ist mein Drohnenakku im Sanitärkomplex voll geladen worden. Da aber dieser hochintelligente Akku nach ein oder 2 Tagen Volladung sowieso den Akkustand aktiv auf 67% senkt, steige ich in der Dämmerung lieber noch mal mit der Drohne hoch und senke dabei den Akkustand selber auf die von der Akku-Intelligenz angepeilten 67% Ladestand (das ist eine Funktion zur Schonung des Akkus und zur Verlängerung seiner Lebensdauer, aber während einer Reise ohne Lademöglichkeit natürlich irgendwie suboptimal).

    Blick aus größerer Höhe über den gesamten Komplex “Zielona Polana” links und Teile des Dorfes Słonne rechts:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h54m45s683k.png Ansichten: 0 Größe: 3,59 MB ID: 3076154
    Der San fließt uns in diesem Bild entgegen.

    Unser Lager in Słonne:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-13h01m07s715k.png Ansichten: 0 Größe: 3,36 MB ID: 3076155

    Im Hintergrund ist jetzt im letzten Abendlicht ein weiteres Zelt erkennbar. 2 polnische Radler haben in unserer Nähe ihr Lager aufgeschlagen.
    Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:53.

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      #22
      Słonne - Mielnów (Perła Sanu)
      Do 22. Juli 2021, 🛶34km


      Der Biwakplatz Słonne in der Morgensonne:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210722_081558.jpg Ansichten: 0 Größe: 7,50 MB ID: 3081005
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5576kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,77 MB ID: 3081002

      Um 8 paddeln diese beiden Wanderpaddler an unserem Lager vorbei:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5572kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,50 MB ID: 3081004
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5573kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,85 MB ID: 3081003

      Es sind neben uns die einzigen Wanderpaddler, die wir auf unserer gesamten Tour auf dem San zu Gesicht bekommen. Wobei das nicht gerade normale Wanderpaddler sind, sondern Extremisten.
      Sie rufen uns “Kajakiem przez Polskę” zu und verweisen auf einen gleichnamigen Facebook-Account, auf dem wir ihre Tour dokumentiert finden (“Auf den Spuren von Aleksander Doba - mit dem Kajak durch Polen für Emily”). Also einmal diagonal 1500km durch Polen. Die beiden Soldaten starteten vor 2 Tagen sehr weit oben auf dem Grenzabschnitt des San zur Ukraine in Tarnawa Wyżna (Map). Nach 430km auf dem San werden sie in 4 Tagen die Weichsel erreichen, paddeln darauf bis Bromberg/Bydgoszcz, dann weiter auf dem Bromberger Kanal und auf den Flüssen Brahe/Brda, Netze/Noteć und Warthe/Warta nach Westen. Über die Oder geht es anschließend nach Stettin und weiter bis zur Ostsee. Mit durchschnittlich >80km/d benötigen die beiden ungeübten Paddler in ihrem plumpen Leihkanu 18 Tage für die gesamte Strecke - Männer halt.

      Dieser Aleksander Doba, auf dessen Spuren sie wandeln, hat nicht nur Polen durchquert, sondern ist auch 3 mal über den Atlantik gepaddelt. Im Februar 2021 starb er im Alter von 74 Jahren auf dem Gipfel des Kilimandscharo. Ich würde mal sagen, besser kann es nicht laufen! So ähnlich stelle ich mir mein Ende auch vor, allerdings befürchte ich, dass passiert eher unschön im Rachen eines Krokodils.

      Um ¼11, >2h nach den Männern, ist auch unsere frauendominierte Gruppe wieder auf dem Wasser.

      Fähre Wybrzeże (Map):
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5578k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,88 MB ID: 3081000
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5582k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,72 MB ID: 3080997
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5584kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,36 MB ID: 3081001

      Die 3 Herren in dem motorisierten Schlauchboot haben ebenfalls eine längere Tour vor sich. Sie fahren den San bis auf die Weichsel, diese dann runter bis Demblin/Dęblin, wo sie in den Nebenfluss Wieprz abbiegen und diesen gegen die Strömung bis in die Nähe von Lublin befahren.
      Hier scheinen sie noch Schwierigkeiten mit den Flachstellen im San zu haben und sind langsamer als wir. Später erhöht sich ihr Tempo, und wir werden sie 3 Tage später auf der Weichsel wiedersehen, wie sie unter Vollgas vorbeirasen.

      Die weiterhin oft unzugänglichen Ufer des San:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5585kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,77 MB ID: 3080999
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5591kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3080996
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5593kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3080998

      Bereits um ½12 legen wir nach 8km Paddeln wieder für eine 1½-stündige Pause an und kochen uns Brühe und Kaffee:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5590kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,17 MB ID: 3080995
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5588kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,00 MB ID: 3080994

      Autobrücke über den San (Map):
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5595kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,68 MB ID: 3080993

      Gänsesäger, bereits in Hab-Acht-Stellung:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5614kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,69 MB ID: 3080991
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5624kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,57 MB ID: 3080992

      Fähre Babice (Map):
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5626k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,14 MB ID: 3080990

      Seeadler:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5630kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 842,2 KB ID: 3080985
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5639kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,12 MB ID: 3080984
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5643kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,08 MB ID: 3080983

      Um 3 Uhr, nach 21km paddeln, beginnen die Frauen mit der Rastplatzsuche. Diese gestaltet sich jedoch heute ziemlich schwierig. 5 mal legen wir im Abstand einiger Kilometer an und besichtigen potentielle Zeltstellen. Aber alles vergebens, irgendein Detail stimmt jeweils nicht.
      Als letzte Rettung kann ich den in der OSM verzeichneten Zeltplatz “Perła Sanu” anbieten, die “Perle des San”.

      Damit wird das heute doch noch ein langer Paddeltag.

      Nach 34km Paddelstrecke erreichen wir um ½6 den Zeltplatz:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5654kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,59 MB ID: 3080986

      Besonders schön ist die Gegend nicht. Beim Anlegen müssen wir auf spitze Steine, Betonbruchstücken und Bewehrungsstahl aufpassen. Anstatt eines Strandes gibt es hier eine große schräge Betonplatte zur Uferbefestigung.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5664ka.jpg Ansichten: 300 Größe: 2,15 MB ID: 3081122

      Am Ufer ist erst einmal von Campingplatz nichts zu sehen. Hinter einem alten Zaun stehen dann etliche Bungalows aus kommunistischen Zeiten verstreut im Wald, verbunden mit ebenso alten und nie sanierten Betonplattenwegen. Uralt das alles, und ziemlich verstaubt. Darin wohnen tatsächlich Leute. Wahrscheinlich haben sie schon vor 40 Jahren hier Urlaub gemacht.

      Ich frage mich durch zur “Rezeption” und frage dort, ob sie es stört, wenn wir vor ihrem Gelände zelten. Die ältere Dame ist sehr freundlich und hat nichts dagegen.

      Unser Zeltplatz auf gemähter Wiese im Uferbereich:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5659kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,01 MB ID: 3080989

      Abendbrot auf der Betonplatte:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5658kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,65 MB ID: 3080987

      Über dem Beton gibt es weniger störende Mücken und Gnitzen.

      Eine Feuerstelle gab es hier nicht. Jetzt gibt es eine:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5655kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,33 MB ID: 3080988

      Sorry, war ziemlich überflüssig, aber ich konnte sie nicht verhindern. Direkt im Vorgarten der Gastgeber.
      Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:56.

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        #23
        Perła Sanu - Ostrów (Przemyśl) - Krasiczyn
        Fr 23.Juli 2021, 🛶22km, 🚌171km, 🚖18km, 🚗92km


        Wir frühstücken wieder ausgiebig auf der Betonplatte:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5661kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,28 MB ID: 3081495

        Während des Frühstücks besucht uns die Dame von der Rezeption bei ihrer Inspektionstour mit dem Auto und fragt nach wie es geht und ob wir noch irgendetwas benötigen. Ja, Trinkwasser wäre schön, das würden wir uns später gerne abfüllen. Sie fährt weiter, ist aber einige Minuten später wieder da und bringt uns eine neue große 5L-Wasserflasche, Trinkwasser aus dem Laden. Oh, so meinten wir das gar nicht. Wir bedanken uns, möchten aber noch unsere leeren Behälter auffüllen.
        Ich schnappe mir die 2 5L-Behältnisse und gehe mit ihr zu dem Grundstück nebenan, wo Pferdeställe und eine Reitschule zu Hause sind. Dort ist einer ihrer Arbeiter mit einem Wasserschlauch zugange und füllt uns fix die Behälter auf.

        Beim Zeltabbau kommen die Spuren der Nacht zum Vorschein:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5663kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3081494
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5665kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,66 MB ID: 3081493
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5666kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,48 MB ID: 3081497

        Überall Schleimspuren der Nacktschnecken!

        ¼12 paddeln wir los:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5667kc.jpg Ansichten: 288 Größe: 1,44 MB ID: 3081520

        Heute wird wohl unser letzter Paddeltag auf dem San werden. Wir werden nach 144km auf dem Fluss in Premissel/Przemyśl diese Flusstour beenden. In Premissel verlässt der San das Mittelgebirge und wird für weitere 177km zum Flachlandfluss. Ältere Streckenbeschreibungen klingen nicht besonders verheißungsvoll: die Strecke sei langweilig und schöne Rastplätze finden sich nur selten. Darauf haben wir keine Lust.

        Lieber möchten wir noch ein paar Tage auf der Weichsel paddeln. Dazu würden wir in Premissel die Autos nachholen und nach Sandomir an die Weichsel umsetzen.

        Weiter auf dem San:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5669k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,70 MB ID: 3081496

        1h später passieren wir Krasiczyn. Der Ort ist in Polen bekannt für sein schönes Schloss aus dem 17.Jhd (Map). Das war uns aber nicht gegenwärtig und so paddeln wir dran vorbei. An der Straßenbrücke gibt es für Paddler extra noch ein nicht zu übersehendes Hinweisschild “Pałac Krasickich 500m”.
        Das wir heute Abend hier im Ort nächtigen werden, wissen wir zZ auch noch nicht.

        Kleingärten in Krasiczyn:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5672kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,80 MB ID: 3081499
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5674kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,47 MB ID: 3081498

        Nach 12km machen wir ¾h Mittagspause:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5690k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,03 MB ID: 3081508
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5689k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3081506
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5676kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,11 MB ID: 3081501

        In der OSM ist hier im nahen Dorf Wapowce ein Laden eingezeichnet, und da das Bier zur Neige geht, schaue ich nach Nachschub. Leider vergebens, der Laden ist schon seit einiger Zeit dauerhaft geschlossen.

        Weg ins Dorf:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5685kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,25 MB ID: 3081504

        Am Wegesrand wächst ein dichter Eichenwald von geringer Wuchshöhe:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5687kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,77 MB ID: 3081503

        Fast zurück am Dorfbadestrand: “Baden verboten”:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5688kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,04 MB ID: 3081505

        Admiral am Strand:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5681kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,21 MB ID: 3081502

        Leihpaddler auf Tagestour:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5677kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,26 MB ID: 3081500
        Sie bleiben die einzigen.

        ½3 geht es weiter:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5694k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,62 MB ID: 3081507

        Nach insgesamt 22km Paddelstrecke heute erreichen wir um 4 das einzige ernsthafte Hindernis auf unserer Tour, das Wehr in Ostrów, einem Vorort von Premissel.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5695kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3081510

        Ich dachte erst noch, dass wir das Wehr fahren, treideln oder wenigstens umtragen können, so dass wir die letzten 4km direkt nach Premissel hineinfahren können, aber das sieht nach der Beschilderung nicht so aus:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5698k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,67 MB ID: 3081509
        Achtung!
        Ort nicht passierbar
        Geh zum linken Ufer!

        Und dieses neuere Schild verweist auf eine Ampel:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5696kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,13 MB ID: 3081517

        Die Ampel steht auf der linken Seite des Wehres und zeigt rot. Dem Google-Satellitenbild ist keine brauchbare Info zu entnehmen (Map). Stattdessen ist eine Baustelle zu sehen. Das Wehr wurde grundlegend erneuert. Roland, der das Wehr schon mal passiert hat, hatte Infos, die aber jetzt nicht mehr passen dürften. Dachte ich zumindest.

        Jetzt stelle ich dagegen fest, dass das “aktuelle” Google-Bild bereits vom 1.Aug 2013 stammt, der Bau also auch schon seit einigen Jahren abgeschlossen sein muss. Ich kenne nur den Weg, auf dem lokal installierten Google Earth Pro die Aufnahmedaten zu ermitteln, nicht auf Google-Maps.

        Auf Google-Earth sind sogar neuere Bilder zu sehen, mit dem Wehr im fertigen Zustand:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: WehrOstrowPrzemysl2017.png Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3081518
        Wehr Ostrów am 1.Sep 2017

        Hier vor Ort müssten wir also erst einmal selber besichtigen.

        Eine Minute vor uns sind die beiden Leihpaddler an der Aussetzstelle angekommen. Sie beenden ihre Tour und werden vom Boots-Verleiher hier abgeholt.

        Das bringt uns auf die Idee, unsere San-Tour ebenfalls hier zu beenden und Dörte und mich von ihrem Verleiher mit in die Stadt fahren zu lassen, um die Autos zu holen. Andrea würde hier beim Gepäck und den Booten bleiben und wir würden mit den Autos zurückkommen und nachts an der Ausstiegstelle zelten. Wir gehen erstmal davon aus, dass es jetzt noch ÖPV-Verbindungen gibt.

        Nun ist Tempo angesagt. Ihr Boots-Verleiher soll bald kommen. In Windeseile zerlege ich den Ally, so dass er schon mal eine Weile trocknen kann. Schnell werden die Daypacks gepackt, Autoschlüssel, Maske und Geld nicht vergessen, und da kommt er schon.

        Der junge Fahrer hat neben den beiden Leihpaddlern problemlos Platz im Fiat Scudo seines Chefs und nimmt uns um ½5 bereitwillig mit zum Bahnhof in Premissel. Dort holt er seine Freundin ab und uns gibt er noch seine Telefonnummer mit, für alle Fälle, falls wir Hilfe benötigen.
        Auf dem Weg ins Zentrum hatten wir Gelegenheit, den e-podroznik.pl nach möglichen ÖPV-Verbindungen zu fragen. Er zeigt auch jetzt am späten Nachmittag und Abend noch ein paar mögliche Verbindungen nach Sanok an.

        Die einzige Direktverbindung fährt täglich um 7:25 Uhr ab Premissel und dauert nur 1¼h. Ansonsten geht es nur mit Umsteigen, meist über die größere Stadt Resche/Rzeszów, und mit einer Gesamtfahrzeit von 3 - 4h. Puhhh, nicht so schön, wie ich mir das vorgestellt habe, das wird wohl ein langer Abend werden.

        Um 16:50 kommen wir vor dem Bahnhof Premissel an. Der nächste Zug nach Resche fährt 16:51 Uhr! Schade, den verpassen wir knapp.

        Dann auf zur nächsten Variante. 17:15 Uhr soll ein Flixbus nach Resche ablegen. Der Busbahnhof liegt gleich neben dem Eisenbahnhof (Map). Der Fahrer steht schon vor seinem Bus und gewährt Einlass, wir müssen aber noch im Büro des Busbahnhofs die Fahrkarten kaufen. Der e-podroznik.pl verspricht einen Preis ab 9.99PLN, am Ende werden es aber erheblich mehr, ich glaube so um 40Zł/Person (die Bahn hätte 11Zł gekostet). Online wird mir von Flixbus im Moment übrigens tatsächlich der günstige Preis angeboten, der hohe Preis gilt also wohl nur beim Vor-Ort-Kauf.

        Der Flixbus ist fast leer, die obere Etage außer uns ganz leer. Corona ist kein Thema.
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        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5716kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,45 MB ID: 3081511

        Wahrscheinlich wird er sich im Verlaufe der weiteren Strecke noch füllen. Sein Endziel ist der ZOB in Berlin (23€ für die gesamte Strecke ).

        Neue Brücke über den San in Premissel:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5717kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,22 MB ID: 3081514
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5719kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,37 MB ID: 3081512

        Kurz dahinter passieren wir dieses Steinkohle-befeuerte Heizkraftwerk:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5720kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,39 MB ID: 3081515

        Der Anteil der Kohle an der gesamten Stromerzeugung lag 2020 in Polen bei 70%. Aber da die EU-CO2-Emissionsrechte auch für Polen immer teurer werden, kümmern sie sich jetzt verstärkt um CO2-arme Alternativen. Flatterstrom soll ausgebaut werden, und ab 2033 soll das erste Atomkraftwerk in Polen (sehr wahrscheinlich mit amerikanischer Hilfe) in Betrieb gehen.

        Wir sind immer noch im Flixbus unterwegs, da ruft Andrea an. Sie schildert ihre Beobachtungen an der Aussetzstelle und möchte woanders übernachten. Mir falle da bestimmt was ein. Sie hat nämlich zwischen den von den Bootsverleihern zur Entsorgung abgestellten prall gefüllten Mülltüten Ratten herumflitzen sehen.

        Ich rufe daraufhin den freundlichen jungen Fahrer des Bootsverleihers an, der uns am Bahnhof für genau solche Fälle seine Telefonnummer mitgegeben hat. Kein Problem, meint er, er komme in einer halben Stunde bei Andrea vorbei und bringe sie zu einem geeigneten Platz (50 Złoty, ~11€).
        Das hat auch alles wunderbar geklappt, so dass Andrea um 19 Uhr mit 2 Booten und allem Gepäck auf einer Zeltwiese am San landet, und zwar genau in Krasiczyn, wo wir heute Mittag durchgepaddelt sind (Map). Dort kann sie noch bei Sonnenschein die Zelte aufbauen.

        Wiese in der Ortslage Krasiczyn:
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210723_190013.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,74 MB ID: 3081519

        Wir dagegen kommen nach 92km zunächst mal etwas verspätet in Resche/Rzeszów an, und zwar auf dem Dworzec lokalny (Map), wahrscheinlich dem Busbahnhof für die nähere Umgebung und ein Knotenpunkt für Stadtbusse. Von dem aus soll in einer ½h auch der Anschlussbus nach Saanig/Sanok fahren:

        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: BusPremisselSaanigFr.png Ansichten: 0 Größe: 578,2 KB ID: 3081516

        Wir schauen uns auf dem Busbahnhof um, können aber auf den Abfahrttafeln keinen Bus 19:15 nach Sanok finden. Unruhe kommt auf. An einer der vielen Haltestellen ist auf einer Blechtafel ein Bus nach Sanok 19:45 und zwei weitere durchgestrichen. Erst gegen 23 Uhr soll ein nicht durchgestrichener Bus fahren. Die Unruhe steigt.

        Daraufhin fragen wir einen wartenden Busfahrer der Busgesellschaft Marcel, welche uns entsprechend der Angaben des e-podroznik auch 19:15 nach Sanok fahren sollte, wo wir diesen Bus finden. Er geht mit uns zu der besagten Haltestelle und zeigt uns den späten, nicht durchgestrichenen Bus 23 Uhr.

        Hmmm, irgendwas stimmt hier nicht. Da kommt ein Arbeiter auf uns zu, der die Unterhaltung mit dem Busfahrer mitbekommen hat, und erklärt uns in einem sehr ausgeprägten nordenglischen Dialekt die Hintergründe dieses Kuddelmuddels hier (wahrscheinlich ein Brexit-Flüchtling oder halt nur auf Urlaub hier in der Heimat):
        Die verschiedenen Busgesellschaften liegen im Clinch gegeneinander und bekämpfen sich mit mehr oder minder unlauteren Mitteln.
        Die durchgestrichenen Busse auf der Abfahrtstafel fahren alle. Der Busbahnhof gehört quasi der Busgesellschaft Marcel, und die hat alle Bus-Abfahrtszeiten anderer Busgesellschaften als gestrichen überklebt. Die Leute wissen das hier auch. Nur wir nicht. Das heißt, der angeschlagene aber durchgestrichene Bus 19:45 könnte fahren.

        Nun bleibt uns aber noch die Frage nach dem Bus 19:15 Uhr. Wir wollen ja diese halbe Stunde nicht unbedingt verschenken. Der Arbeiter meint, der Bus könne eventuell von einem anderen Busbahnhof fahren. Dieser liege 20 Minuten östlich von hier.

        Das wollen wir probieren. 10 vor 7 hasten wir los in die angegebene Richtung. Wir fragen noch 2, 3 mal nach und landen nach 1.1km kurz nach 7 auf dem Dworzec Autobusowy PKS Rzeszów S.A. (Map).
        Hier fragen wir in der Information nach unserem gesuchten Bus und bekommen wieder eine abschlägige Antwort. Niemand kennt angeblich diese Busverbindung. Wir begeben uns schon auf den Weg zurück zum Dworzec lokalny, da sehen wir noch auf dem Dworzec Autobusowy PKS einen Bus stehen, welcher auf seiner Seitenwerbung auch das Wort “Sanok” zu stehen hat. Sollte das unser Bus sein?

        Hier steht eine lange Schlange Leute am Einstieg, der bereits in vollem Gange ist. Und tatsächlich, dieser Bus fährt jetzt nach Sanok. Als Endziel ist allerdings ein anderer Ort an der Busfront angezeigt. 4 Minuten vor Abfahrt haben wir ihn gefunden. Erleichterung.

        Es dauert dann doch noch etwas, bis alle Fahrgäste eingestiegen sind und bezahlt haben, so dass wir mit 8min Verspätung abfahren. Hier sind die Preise im Gegensatz zum Flixbus wieder auf normalem polnischen Niveau (~15 - 18Zł). Dieser Bus ist fast vollbesetzt. Die Masken hängen dennoch alle unterm Kinn. Nur wir 2 Deutsche fallen damit auf, dass wir die FFP2 korrekt auf der Nase tragen.

        Nach 30km fahren wir in Niebylec wieder auf einen Busbahnhof. Eine Durchsage ertönt, die ich so verstehe, dass die Fahrgäste nach Sanok irgendwas beachten müssten. Zeitgleich sehe ich auf dem Busbahnhof bereits einen Bus stehen, der nun auch tatsächlich “Sanok” als Ziel angeschlagen hat. Wir müssen also offensichtlich den Bus wechseln. Das machen mit uns sicher mehr als die Hälfte aller Fahrgäste. 3min später kommt noch ein weiterer Bus auf den Platz gefahren, und auch aus dem steigen etliche Leute zu uns ein.

        11min später geht es weiter und ¼10 sind wir in Sanok. Nach Lesko, wo mein Auto steht, würden wir mit ÖPV heute sowieso nicht mehr kommen. Dörte hat ihr Auto auf dem Campingplatz Diabla Góra zu stehen und wollte dorthin ohnehin mit dem Taxi fahren. Also eilen wir zum Taxistand, bevor uns die letzte Taxe vor der Nase weggeschnappt wird (2 standen noch da, aber die meisten Ankommenden werden ohnehin von Angehörigen mit dem Auto abgeholt).

        2min nach Ankunft des Busses fahren wir bereits mit dem Taxi weiter. Es ist ein alter klappriger Chevrolet Lumina oder so etwas ähnliches. Nach 18km werden wir am Ziel Diabla Góra abgesetzt. Nun das Auto beim Zeltplatzbetreiber auslösen (Parken unterm Schutzdach kostet 5Zł/d), Dörte trinkt als Ersatz für ihr ausgefallenes Abendbrot noch eine große Limo, und dann fahren wir weiter nach Lesko, um mein Auto zu holen.

        Das steht noch friedlich da, so einsam auf dem städtischen Parkplatz ½11 in der Nacht. Dörte düst ab nach Krasiczyn, während ich noch die Scheiben säubern und das Navi programmieren muss. 61km durch Mittelgebirge sind es noch, dann bin auch ich gegen Mitternacht bei Andrea und den Zelten. Das Autorückholen hat geklappt, da werden wir morgen sicher auch gut bis Sandomir kommen.
        Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:59.

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          #24
          Krasiczyn - Premissel - Sandomir
          Sa 24.Juli 2021, 🚗165km, 🥾8km


          Heute morgen erwachen wir im Sonnenschein auf einer schönen Zeltwiese am Ufer des San:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5721kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,24 MB ID: 3085003

          Wir zelten hier mitten im Ort. Über die 100m entfernte Stahlbrücke rumpeln die Autos.
          Um 11 fahren wir los in Richtung Premissel. Zuvor möchte ich mir allerdings noch mal das Wehr in Ostrów anschauen, vor dem wir gestern unsere Tour auf dem San beendet haben.

          Wehr in Ostrów, Blickrichtung Süd:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5725kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3084999

          Das Gelände des Wehres ist auf beiden Seiten weitläufig eingezäunt.
          Ganz hinten ist der Fischpass zu erkennen:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5727k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,21 MB ID: 3084996

          Vor der Mauer, die den Fischpass abgrenzt, scheint es eine gut befahrbare Rinne zu geben.
          Auch der Auslauf sieht gut aus, keine Walze, kein hängengebliebener Baumstamm o.ä.:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5731k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,30 MB ID: 3084998

          Auf dem Luftbild ist diese Rinne auch gut erkennbar:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: WehrOstrowPrzemysl2017Pfeil.png Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3085026

          Ob diese Rinne allerdings zur Zeit befahrbar wäre, kann ich nicht sicher sagen (Video). Auf jeden Fall sind auch dort die im Vordergrund (der nördlichen Seite) sichtbaren scharfkantigen Steinblöcke eingebaut, nur etwas tiefer gesetzt als im Vordergrund (siehe Video bei Niedrigwasser).
          Wir hatten zum Zeitpunkt der Aufnahme einen Wasserstand von 130cm und einen Durchfluss von 36m³/s.
          Bei höheren Durchflüssen ist sie aber bestimmt gut befahrbar. Ganz im Gegensatz zur der für die Kajaker gebauten Bootsgasse.

          Einfahrt in die Bootsgasse, gesteuert über eine Ampel:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5734k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,05 MB ID: 3085000

          Im Auslauf stehen sinnlose Sperren im Weg:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5728k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,21 MB ID: 3084997
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5729k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,77 MB ID: 3084995

          Weiteres Bild vom Auslauf hier.
          Bei der Bootsgasse handelt es sich um eine völlige Fehlkonstruktion, zumindest für Allys. Roland ist sie mit einem Kajak bereits getreidelt und hält sie für zu schmal für unseren Ally.

          Folgendes Bild scheint das zu bestätigen:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: BootsgasseWehrOstrowPrzemysl.png Ansichten: 0 Größe: 1,74 MB ID: 3085025
          (Screenshot aus Video)

          Zudem ist die Bootsgasse bei niedrigen Wasserständen oben ohne Wasser. Gedacht ist sie offenbar nur zum Treideln, sonst würde man ja nicht die unsinnigen Sperren am Auslauf gebaut haben.
          Wenn man aber Treideln möchte, kann man auf der Nordseite nicht einfach so entlanglaufen, ein Zaun behindert die Führung des Seils. Führt man das Boot auf der anderen Seite, auf der Betonmauer ohne Zaun, dann kann man unten kaum noch einsteigen, Mauer zu hoch.
          Ob es oben eine Treppe zum Aussteigen aus dem Boot gibt, habe ich nicht gesehen. Unten gibt es eine.

          Das Wehr wurde im Oktober 2014 fertiggestellt. Im Video wird ausführlich auf die Berücksichtigung der Paddler eingegangen.

          Dann gehts weiter rein nach Premissel. Um ¾12 parken wir am Plac Orląt Przemyskich mit seinem gleichnamigen Denkmal:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5736kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3085002
          Hier wird seit 1938 der jungen polnischen Kämpfer der Stadt Premissel gedacht, die gegen die Ukrainer und die Russen in den Jahren 1918 - 1921 gekämpft hatten.

          Blick von der Brücke über den San in Premissl:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5737k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,11 MB ID: 3085001

          Im Hintergrund, so etwa auf Höhe der ganz hinten sichtbaren Fußgängerbrücke, soll Roland bei seinen Touren hier mitten in der Stadt gezeltet haben. Ich glaube so dreist wären wir nicht gewesen. Ist schon ganz gut, so wie es jetzt gelaufen ist mit Abbruch am Wehr.

          Dann geht es hoch in die Altstadt von Premissel. Premissel/Przemyśl wurde erstmals im Jahre 981 erwähnt, als Großfürst Wladimir I. die Burg Peremyschl eroberte. Großfürst Wladimir, auf altnordisch Valdamarr Sveinaldsson, war der bedeutendste Fürst der Kiewer Rus, neben Nowgorod dem Kern des entstehenden Russischen Reiches.

          1340 wurde Premissel wie das gesamte Rotruthenien schrittweise von König Kasimir I. für das Königreich Polen in Besitz genommen. 1389 bekam Premissel Stadtrecht nach Magdeburger Recht.
          1772 bis zu seiner Zerschlagung 1918 war Premissel Teil der Habsburger Monarchie, danach wieder Polen.

          1939-41 war der Teil nördlich des San entsprechend dem Hitler-Stalin-Pakt deutsch und südlich sowjetisch okkupiert, 1941-44 dann nur deutsch.

          Am meisten Spuren haben das alte Polen und das Habsburger Reich hinterlassen, und so ist die Altstadt schon ein sehr schönes Städtchen. Nach dem Ende des Kommunismus wurde der Verfall gestoppt und schon fast alles restauriert, schick gemacht und profitiert jetzt auch viel von zumeist innerpolnischem Tourismus.

          Im Zentrum der Altstadt von Premissel:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5740kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,31 MB ID: 3085006
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5739kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,64 MB ID: 3085005
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5738kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,76 MB ID: 3085004

          In der römisch-katholischen Kathedrale von Premissel:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5743kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3085007
          (Bazylika archikatedralna Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny i św. Jana Chrzciciela w Przemyślu)

          Blick auf den Glockenturm der Kathedrale von Premissel vom Burgberg:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5747kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,78 MB ID: 3085011

          Burg Premissel:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5746kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,83 MB ID: 3085008

          Eingangstreppe der Erzkathedrale St. Johannes dem Täufer, im Hintergrund die römisch-katholische Kathedrale von Premissel:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5755kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3085009

          Im Inneren der griechisch-katholischen Erzkathedrale St. Johannes dem Täufer:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5756kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,68 MB ID: 3085012
          (Archikatedralny sobór grekokatolicki św. Jana Chrzciciela w Przemyślu)

          Reste der Todesanzeigen am Schwarzen Brett vor der Erzkathedrale St. Johannes dem Täufer:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5754kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,16 MB ID: 3085010

          Nach 2h Spaziergang durch Premissel genehmigen wir uns ein Mittagessen auf der Terrasse des Restauracja Dominikańska:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210724_141659k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3085024

          Dort sitzt man ganz schön mit Blick auf den Dominikaner-Platz. Nach 1¾h brechen wir auf, es soll ja weitergehen nach Sandomir.

          Wir tuckern schön über die Landstraßen und kommen um ½8 abends in Sandomir an. Zuerst steuern wir einen möglichen Aufbauplatz an einer alten Fährstelle gleich unterhalb der Weichselbrücke an. Zum Aufbauen wäre es eigentlich ideal, aber eine Schranke versperrt die befestigte Zufahrt zum Wasser, und Übernachten wäre hier auch nicht optimal. Sandomir ist heute ein richtiges Touristenstädtchen, und so sind natürlich einige Vorkehrungen getroffen worden, wildes Parken und Übernachten einzuschränken.

          Also fahren auch wir noch auf einen Bezahlparkplatz und erkunden 1¾h lang die abendliche Stadt.

          Sandomir liegt sehr schön auf einem Hügel über der Weichsel. Die Stadt Sandomir/Sandomierz zählt zu den bedeutendsten Städten im polnischen Abschnitt der Via Regia und wurde bereits im 10. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Sie wurde 1138 zum Zentrum und Hauptort eines kleinpolnischen Herzogtums Sandomir. Sandomir wurde daher häufig von polnischen Königen besucht. Das Stadtrecht erhielt Sandomir im Jahre 1236 verliehen. Beim Mongolensturm 1241 wurde die Stadt geplündert. 1259 nahmen Tataren Sandomir ein und brannten Teile der Stadt nieder. 1286 verfügte Herzog Leszek der Schwarze die Neugründung der Stadt nach Magdeburger Recht. Der polnische König Kasimir III. verbriefte und erweiterte 1366 die Rechte der Stadt, in deren Schloss er mehrfach residierte. Die damalige Bedeutung der Stadt zeigt sich auch daran, dass König Kasimir III. Sandomir in seinen Herrschertitel aufnahm: „König von Polen und Russland, Herr und Erbe der Länder und Herzogtümer von Krakau, Sandomir ...“

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Jozef_Szermentowski_Widok_Sandomierza_od_strony_Wisly.jpg Ansichten: 0 Größe: 297,3 KB ID: 3085022
          (Sandomir 1855, gemeinfrei)

          Das heutige Stadtbild der Altstadt geht im Wesentlichen auf die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück. Die Altstadt war damals von einer Stadtmauer umgeben, ihre Ausdehnung betrug etwa 600 Meter in Nord-Süd-Richtung und 200 Meter in Ost-West-Richtung. Im Stadtzentrum befindet sich der Marktplatz Rynek mit dem Rathaus. Am südlichen Stadttor befand sich der Zugang zu den Hafenanlagen an der Weichsel und zur Burg der Herzöge, die sich außerhalb der Stadtbefestigung auf dem Hochufer der Weichsel befindet.

          Beim Vorrücken der Roten Armee 1944 verhinderte der von dem malerischen Stadtbild beeindruckte Artilleriekommandeur, Oberst Skopenko, die Beschießung der Stadt, indem er den erhaltenen Befehl ignorierte. Angesichts ihrer aussichtslosen Situation kapitulierten die deutschen Einheiten, die die Stadt zu verteidigen hatten, kampflos, womit die Altstadt fast unbeschädigt den Krieg überstand. Damit blieb die Altstadt von Sandomir eine der besterhaltenen in Polen.

          Unser Spaziergang, Aufstieg zur Burg:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5758kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,66 MB ID: 3085013

          Von der Burg kommt man schnell weiter in die Altstadt, vorbei an der vorwiegend gotischen Kathedrale von Sandomir.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5760kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,92 MB ID: 3085016

          Auf dem Rynek, dem Marktplatz:
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          Historischer(?) Eisstand:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5763kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,08 MB ID: 3085021

          Das Rathaus von Sandomir auf dem Marktplatz:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5761kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,86 MB ID: 3085015
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5764kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,60 MB ID: 3085017
          Es ist gotisch 14.Jhd, im 16.Jhd umgebaut.

          Opatower Tor:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5768kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,65 MB ID: 3085018
          Es ist das einzige erhaltene Stadttor von vieren, die einst nach Sandomir führten.

          Kurz vor dem Opatower Tor balanciert einer von 4 Weichselflößer-Brüdern über die Straße:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5770kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,59 MB ID: 3085019
          (Installation zum Jahr der Weichsel 2017, der Künstler Jerzy Kędziora hat auch mindestens 2 Werke in Berlin hinterlassen: Fischerjunge und Akrobat mit Stuhl).

          Was wir diesen Abend nicht mehr besuchen konnten, ist die ausgedehnte Unterwelt von Sandomir, hier beschrieben.

          Ganz zum Schluss möchte Dörte noch mal zu Abend essen und klappert die Restaurants am Marktplatz ab, wo es ihr am besten zusagt. Als wir dann endlich sitzen, ist es bereits wieder kurz vor 9. Und da passiert es ziemlich genauso, wie ein paar Tage zuvor bei der Rückkehr von der Wanderung zur San-Quelle: die Kellnerin kommt angeflitzt, fragt nach den Essenswünschen, wir haben noch nichts heraussuchen können und erbitten noch etwas Zeit. Wahrscheinlich sagt sie uns auch, dass wir diese Zeit nicht mehr haben. Jedenfalls lässt sie sich dann lange nicht mehr blicken, und als sie doch wieder zu uns kommt, ist Küchenschluss und wir könnten höchstens noch Getränke bestellen. 21 Uhr Küchenschluss - muss man ernst nehmen!

          Nun ist es dunkel. Als Übernachtungsplatz hat uns Dörte eine Stelle 4½ Fahr-km östlich von Sandomir am linken Weichsel-Ufer ausgesucht. Ich bin skeptisch, da die Fahrwege auf dem Satellitenbild recht schwach aussehen und zZ vielleicht zugewachsen sind. Aber tatsächlich geht es auf stark ausgefahrenen Wegen zum Ufer.

          Hier sind an mehreren Stellen Angler aktiv. Da wo wir an den Fluss stoßen, brennt sogar ein Lagerfeuer. Wir schauen uns die Stelle an, der Zugang zum Wasser ist hier sehr steil und hoch (also nichts für Andreas Knie). Wir unterhalten uns ein bisschen mit den Anglern am Feuer und bekommen den Tipp, es eine Buhne weiter zu versuchen.
          Tatsächlich, 100m weiter östlich finden wir dann eine eigene freie Buhne, wo wir auch relativ leichten Wasserzugang bekommen.

          Mondlicht spiegelt sich in der Weichsel:
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210724_223211k.jpg Ansichten: 0 Größe: 922,5 KB ID: 3085020
          Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 12:01.

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          • blauloke

            Lebt im Forum
            • 22.08.2008
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            #25
            Hallo Spartaner, eure Flussfahrten verfolge ich immer gerne.

            Beeindruckend wieviel Arbeit du dir mit den Verlinkungen zu den verschiedenen Infoseiten machst.
            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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            • Spartaner
              Alter Hase
              • 24.01.2011
              • 4799
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              #26
              Der brave Soldat Josef Schwejk
              Ergänzung zu Sanok und Premissel


              janhimp hat mich neben dem Tabakpfeifenmuseum noch auf den bronzenen Schwejk in Przemyśl hingewiesen. Natürlich fielen uns in den Stadtzentren von Sanok und Premissel ebenfalls die Bronzedenkmäler für den braven Soldaten Schwejk auf, gerne genutzt für Erinnerungsfotos.

              Aber was hat der Schwejk mit diesen beiden Orten zu tun? Schwejk ist ja eigentlich Tscheche und kommt aus Prag, und da ich die Geschichte nicht in allen Details kannte, habe ich sie mir nun doch mal teilweise durchgelesen.
              Ja, Schwejk kam während des I. Weltkrieges durch beide Städte, die zu dieser Zeit zur Habsburger Monarchie/Galizien gehörten und heute zu Polen gehören. Nachlesen kann man die ganze Geschichte hier und da.

              In Sanok machte sein Bataillon Station während des Marsches an die Ostfront:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Svejk_sanok_beentreeK.jpg Ansichten: 0 Größe: 539,3 KB ID: 3087397
              (CC BY-SA 3.0)

              In Premissel/Przemyśl kam er in Festungs-Arrest, da er ‘zufällig’ in einer russischen Uniform, der des Feindes, aufgegriffen wurde und damit der Spionage verdächtig ward:
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2015_Przemyśl,_Pomnik_Józefa_Szwejka_na_rynkuK.jpg Ansichten: 0 Größe: 540,1 KB ID: 3087396 (Foto Marcin Konsek, CC BY-SA 4.0)

              Der Przemyśler Verein der Freunde des braven Soldaten Schwejk hat 2008 diese Bronzestatue aufstellen lassen.

              Josef Schwejk hatte vor Jahren den Militärdienst quittiert, nachdem er von der militärärztlichen Kommission endgültig für blöd erklärt worden war, und ernährte sich vor dem Krieg durch den Verkauf von Hunden, häßlichen, schlechtrassigen Scheusälern, deren Stammbäume er fälschte.

              Aber natürlich wurde er im I. Weltkrieg wieder eingezogen und erlebte eine Reihe besonderer Abenteuer in der ihm eigenen Art. Der Roman vermittelt ein hübsches satirisches Bild von den Verhältnissen in der KuK-Monarchie. Interessant übrigens auch bezüglich der Unterschiede zwischen den verbündeten Armeen der Deutschen und der Österreicher.

              Der Autor Jaroslav Hašek war schon ein ziemlicher Querkopf. Er gründete zB schon 1904 die “Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze” und trat 1911 zur Wahl des österreichischen Abgeordnetenhauses an. Das Wahlprogramm umfasste sieben Punkte:
              • Die Wiedereinführung der Sklaverei.
              • Verstaatlichung der Hausmeister („auf die gleiche Weise wie in Rußland [..], wo jeder Hausmeister gleichzeitig ein Polizeispitzel ist“).
              • Die Rehabilitierung der Tiere.
              • Die Einrichtung von staatlichen Anstalten für schwachsinnige Abgeordnete.
              • Die Wiedereinführung der Inquisition.
              • Die Unantastbarkeit der Geistlichen und der Kirche („Falls ein Schulmädchen von einem Geistlichen defloriert wird“).
              • Die obligatorische Einführung des Alkoholismus.

              Die Partei veranstaltete zahlreiche Rednerabende mit mehrstündigen Wahlreden „mit einer Menge Versprechungen und Reformen. Jaroslav Hašek schmähte die anderen Parteien und denunzierte die Gegenkandidaten, alles wie es sich für einen anständigen Bewerber für eine solche Würde gehört“, so der Teilnehmer František Langer.

              Ähnliche Parteien findet man ja auch heute wieder auf den Wahlzetteln.
              Aber im Unterschied zu heute wurde er nur von sehr wenigen Wählern angekreuzt (16 Stimmen, manche behaupten 38) und er bekam auch keine "Wahlkampfkostenerstattung".
              Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:02.

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              • Spartaner
                Alter Hase
                • 24.01.2011
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                #27
                Sandomir - Kępa Chwałowska
                So 25.Juli 2021, 🚗12km, 🛶14km


                In der Frühe, noch während wir schliefen, setzten sich 2 Angler auf “unsere” Buhne. Richtig dreist kam dann nach dem Aufstehen noch einer mit seinem Landrover vorbei, drängelte sich bei uns durch und setzt sich direkt vor unsere Nasen:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5773kc.jpg Ansichten: 117 Größe: 1,64 MB ID: 3087996

                In der Ferne liegt Sandomir im Morgenlicht:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5774kc.jpg Ansichten: 116 Größe: 1,63 MB ID: 3087993

                Nach dem Frühstück verlässt uns Dörte und macht sich auf nach Hause, nicht ohne zuvor noch kurz in Kazimierz Dolny vorbeizuschauen. Ab jetzt sind wir also zu zweit unterwegs.

                Wir starten um ¾10 nach Sandomir. Zuerst schauen wir beim Busbahnhof, ob wir noch irgendwelche zusätzliche Verbindungen erkennen können, über die wir von unserem anvisierten Endpunkt Kazimierz Dolny nach Sandomir zum Auto zurückkommen könnten.

                Leider hat der Busbahnhof am Sonntag geschlossen. Abgeschlossen war das neue Gebäude aber nicht, und so können wir die dortigen Sanitäranlagen und das WLAN für die Fahrplansuche benutzen.

                Das, was uns der e-podroznik.pl anbietet, dauert meist über 4h und ist mit 2x Umsteigen verbunden. Aber es gibt auch Ausnahmen wie diese hier:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: BeispielKazimierzDolnySandomir.png Ansichten: 116 Größe: 1,19 MB ID: 3087980

                Neue Erkenntnisse bezüglich der Rückfahrt zum Auto gibt es hier vor Ort damit leider nicht.
                Immerhin ist das Delikatesy Centrum, ein Supermarkt im gleichen Gebäude, auch Sonntags geöffnet und so können wir noch den Proviant ergänzen.

                Anschließend suchen wir einen Aufbauplatz an der Weichsel. Zuerst versuchen wir es am Bulwar Sandomierski bzw dem Stary Port - przystań, dem alten Hafen und Anlegesteg von Sandomir. Das schien zwar nach Karte sehr verheißungsvoll, aber vor Ort stellt sich heraus, dass das eine gut besuchte Touri- und Flanier-Meile ist, und der Zugang mit dem Auto stark eingeschränkt. Hier kommen wir nicht nahe ans Wasser.

                So bewegen wir uns wieder in Richtung des alten Fähranlegers, den wir gestern bereits kurz besichtigt haben. Besonders schön ist es nicht, dass wir hier das Boot und Gepäck schon an der Schranke 100m vor dem Wasser entladen sollen. So untersuchen wir den Zugang zum Wasser noch 200 und 400m stromauf, aber nirgendwo gibt es einen einfachen, flachen Zugang zum Wasser.

                Am Ende der Suche bauen wird das Boot dann doch an der Schranke vor dem Fähranleger auf:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5788kc.jpg Ansichten: 113 Größe: 1,78 MB ID: 3087990

                Während Andrea bei Boot und Gepäck bleibt und die Zeit zum finalen Gepäck packen nutzt, bringe ich um ½1 das Auto hoch in die Stadt und parke es ‘unauffällig’ in einem Wohngebiet:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5777kc.jpg Ansichten: 113 Größe: 2,32 MB ID: 3087994

                Ansonsten ist Sandomir durchweg parkraumbewirtschaftet, nur hier scheint freies Parken möglich. Besonders anheimelnd ist die Gegend nicht. Auch tagsüber treiben sich hier allerhand stark angetrunkene Gestalten rum. Macht nichts, an meinem Autochen wird sich wohl keiner stören.

                Auf dem Rückweg gerate ich zufällig noch in eine besondere Attraktion von Sandomir. Direkt bei der Kirche der Bekehrung des Hl. Apostels Paulus beginnt ein tief in den Löß eingeschnittener Hohlweg, die ~½km lange Königin-Jadwiga-Schlucht (Wąwóz Świętej Królowej Jadwigi). Die Seitenwände sind bis zu 10(15)m hoch und die Hänge und die Oberkante sind von Laubbäumen bestanden, deren Wurzeln vielfach freiliegen.

                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5780kc.jpg Ansichten: 105 Größe: 2,39 MB ID: 3087995
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5782k.jpg Ansichten: 111 Größe: 2,51 MB ID: 3087992
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5785kc.jpg Ansichten: 110 Größe: 5,65 MB ID: 3087997
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5786kc.jpg Ansichten: 110 Größe: 2,48 MB ID: 3087991

                Letzter Blick auf Sandomir:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5787kc.jpg Ansichten: 107 Größe: 1,70 MB ID: 3087989

                ¾2, abfahrbereit:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5789kc.jpg Ansichten: 111 Größe: 1,67 MB ID: 3087988

                Wir befinden uns hier angeblich noch im Oberlauf der Weichsel. Die Weichsel/Wisła ist mit insgesamt 1023km der längste und bedeutendste polnische Fluss. Die Tatsache, daß sie als einziger Großfluß komplett in Polen liegt und die Königsstädte Krakau, Sandomir und Warschau durchströmt, gibt ihr im polnischen Bewußtsein den Rang, den der Rhein im deutschen hat.
                Sie entspringt in den Schlesischen Beskiden, durchfließt Krakau nach 175km, Sandomir bei 368km, der San mündet bei 378km, Kazimierz Dolny bei 455km, Warschau bei 600km, Thorn 815km, Bromberg 853km, und mündet schließlich 20km östlich von Danzig in die Danziger Bucht der Ostsee.
                Die Wasserführung an der Mündung liegt ~doppelt so hoch wie die der Oder und immer noch ¼ höher als die der Elbe an ihrer Mündung.

                Unser Ziel liegt also 87km voraus.

                Die Weichsel fließt hier ganz ordentlich. So stadtnah herrscht auch noch recht dichter Ausflugsverkehr, Dampfer, Kajaks, Ruderer und private Motorboote. Der Dampfer, der uns überholt, zwingt uns zusammen mit einer Gruppe Kajaker erst mal in Ufernähe. Aber nach wenigen hundert Metern, noch bevor die ersten Sandbänke auftauchen, wendet er und fährt zurück nach Sandomir.

                Erste Sandbänke mitten im Fluss:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5792k.jpg Ansichten: 111 Größe: 2,08 MB ID: 3087987

                Nach 1½km beschleunigen wir unsere Paddelfrequenz und erreichen laut GPS-Aufzeichnung eine maximale Geschwindigkeit von über 500km/h!
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GPS_Anomalie.png Ansichten: 110 Größe: 745,6 KB ID: 3087979

                Auf dem Fluss merken wir davon nichts, das fiel mir erst nachträglich auf. Solch eine Anomalie im GPS-Track ist mir noch nicht untergekommen und bleibt mir auch rätselhaft. Denn anscheinend sind Zeiten und Orte richtig aufgezeichnet worden, nur die zugeordnete Geschwindigkeit ist vollkommen falsch. Auffällig ist, dass während dieser Anomalie die Wegpunkte zT im Abstand einer Sekunde gespeichert wurden, während ich normalerweise nur im 5sec-Rhythmus tracke.

                Selbst wenn ich die Punkte mit den falschen Geschwindigkeiten herausnehme, bleibt ein Sprung von 1.2km mit 56km/h bestehen:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GPSAnomalie2.png Ansichten: 122 Größe: 57,4 KB ID: 3087978

                Gerade so, als ob die Zeit gestockt hätte. Wie gesagt, die Lage der Trackpunkte stimmt genau. Da sind wir offenbar ein Stück aus dem Raum-Zeit-Kontinuum gefallen.

                Nach 4km passiert man diese Eisenbahnbrücke, gebaut 1928:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5790k.jpg Ansichten: 110 Größe: 1,42 MB ID: 3087985

                Auf dem Bild erkennt man schon dunkel heranziehende Regenwolken. Bei Abfahrt war es noch sonnig, und so sind ich bin nicht besonders gut vorbereitet. Wir schließen die Spritzdecke, mein Schirm und die Schwimmweste, die normalerweise nur die Aufgabe hat, meinen Schirm zu halten, bleiben im Heck vergraben. Andrea ist immer gut vorbereitet und sitzt unterm Schirm.

                Nach 10km, während einer Regenpause, passieren wir die Mündung des San:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5799k.jpg Ansichten: 111 Größe: 1,66 MB ID: 3087982

                Kurz danach beginnt es richtig heftig zu prasseln. Aber zum Glück ist es sommerlich warm, und so macht es mir nicht groß was aus, Oberkörper nackig, Spritzdecke geschlossen, im Regen zu sitzen und weiter zu paddeln.

                Wir paddeln noch 3km weiter und landen kurz nach 4 an einer hübschen Sandbank an.
                Hier wollen wir das Lager aufschlagen:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5805k.jpg Ansichten: 111 Größe: 1,92 MB ID: 3087981

                Der ufernahe Bereich hat zwar eine dünne Schlammauflage auf dem Sand, aber weiter oben gibt es sauberen Sand und junge Weiden, die Schutz vor dem Wind und eventuell Feuerholz bieten.

                Zunächst schüttet es wieder wie aus Gießkannen und wir bleiben noch etwas im Boot sitzen. Den Schirm habe ich inzwischen herausgekramt. Wenn ich nicht paddle, kann ich ihn ja halten.

                Als der Regen kurz nachlässt, bauen wir das Lager auf:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5807kc.jpg Ansichten: 114 Größe: 2,42 MB ID: 3087984
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5809k.jpg Ansichten: 113 Größe: 2,00 MB ID: 3087986

                Eine Stunde später landen 100m weiter die Kajaker an, welche wir beim Start in Sandomir überholt hatten, und schlagen ihr Lager auf der Inselspitze auf:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5806kc.jpg Ansichten: 114 Größe: 1,14 MB ID: 3087983

                Es sind 4 Männer in Kajaks und einer im motorisierten Schlauchboot, der die Gruppe sehr unerfahrener Paddler begleitet. Es handelt sich um einen mehrtägigen “Betriebsausflug” von Versicherungsvertretern, oder neudeutsch “Gruppenevent zur Teambildung”.

                Es regnet jetzt weiter und wir sind bald im Zelt. Selbst die Männer verzichten heute abend auf Lagerfeuer, Grillen usw, was ein “Teamevent” normalerweise auszeichnet.

                Das Boot, beschwert mit den Wasserbehältern und einem Teil des Gepäcks, lassen wir so an der Wasserlinie liegen. Eigentlich keine gute Idee, denn der Wasserstand der Weichsel unterliegt wie der der Oder öfter mal erratischen Schwankungen. Wäre das Wasser in der Nacht gestiegen, wäre das Boot wohl weg gewesen. Aber ich kann gleich verraten, es ging alles gut.
                Zuletzt geändert von Spartaner; 01.12.2021, 12:02.

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                  #28
                  Kępa Chwałowska - Zawichost - Annopol - Nowe
                  Mo 26.Juli 2021, 🛶23km


                  Am nächsten Morgen haben sich die Regenwolken verzogen. Uns erwartet ein perfekter Sommertag:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5810kc.jpg Ansichten: 78 Größe: 2,57 MB ID: 3088788
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5811kc.jpg Ansichten: 75 Größe: 2,17 MB ID: 3088785

                  Um ½11 verlassen uns die paddelnden Versicherungsvertreter:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5814kc.jpg Ansichten: 69 Größe: 1,77 MB ID: 3088784

                  Unsere Inselspitze:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5818kc.jpg Ansichten: 69 Größe: 1,46 MB ID: 3088783

                  Stilleben mit Müll:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5819kc.jpg Ansichten: 70 Größe: 1,91 MB ID: 3088786

                  Ich muss betonen, der Müll stammt nicht von unseren heutigen Mitbewohnern der Insel, sondern lag schon vorher da. Immerhin wurde er sauber verpackt - nur zum Mitnehmen hat es nicht gereicht.

                  Am Vormittag wird es immer sonniger. Das lockt mich, hier mal die Drohne fliegen zu lassen und mir die Gegend von oben anzuschauen:

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h12m44s955kc.png Ansichten: 67 Größe: 4,43 MB ID: 3088818
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h12m08s067kc.png Ansichten: 67 Größe: 4,62 MB ID: 3088819

                  Südspitze unserer Insel:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h10m53s331kc.png Ansichten: 66 Größe: 3,93 MB ID: 3088812

                  Nordspitze unserer Insel:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-07-12h24m49s607kc.png Ansichten: 100 Größe: 3,84 MB ID: 3088809
                  Wir haben uns hier nicht nur auf einer Sandbank niedergelassen, sondern auf einer richtigen Flussinsel. Diese ist gar nicht mal so alt. Auf den Google-Earth-Bildern im Laufe der letzten Jahre kann man die Entwicklung der Insel gut nachvollziehen.

                  Hier 2 entsprechende Google-Maps-Bilder zum Vergleich:

                  Das Bild vom 28.5.2017 zeigt die Sandbank im Entstehen, noch ohne jede Vegetation:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Weichselinsel20170528.png Ansichten: 65 Größe: 1,74 MB ID: 3088807

                  Das Bild vom 3.10.2020 zeigt die höher gelegenen Teile der Sandbank bei leicht höheren Wasserständen:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Weichselinsel20201003.png Ansichten: 66 Größe: 2,00 MB ID: 3088808

                  Hier ist die Insel schon fast so hoch bewachsen wie wir sie zZ vorfinden.

                  So weiß ich jetzt auch, wie alt die Weiden maximal waren, die wir auf der Sandbank wegen dem Schatten und dem Windschutz aufgesucht haben. Totholz für den Künzi gab es trotz der jungen Weiden dennoch genügend, da wo sich angeschwemmtes Treibholz zwischen den Weidenschösslingen gesammelt hat.

                  Ich staune vor allem, wie schnell diese Weiden hochwachsen und die halbe Insel überwuchern.

                  Aufstieg Blickrichtung stromab, nach Norden:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h08m19s930kc.png Ansichten: 64 Größe: 3,62 MB ID: 3088811
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h09m09s638kc.png Ansichten: 63 Größe: 3,57 MB ID: 3088814
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h09m55s961kc.png Ansichten: 65 Größe: 3,52 MB ID: 3088810

                  Wenn man genau hinschaut, erkennt man die großen Unterwasserdünen im Flussbett der Weichsel.

                  Blickrichtung stromauf, nach Süden:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h11m28s722kc.png Ansichten: 63 Größe: 3,40 MB ID: 3088813

                  Da vorne, 3km stromauf, mündet der San in die Weichsel.

                  Im Deichvorland, also der Fläche zwischen den beiden Deichen und dem Fluss, wuchert ein nahezu undurchdringlicher “Urwald”. Selbst Anglerpfade fehlen hier. Man ist auf dieser Insel von der Außenwelt also nahezu perfekt abgeschirmt.

                  Gegen ½1 verlassen wir diesen schönen Ort und paddeln weiter. Nach 5km passieren wir die mittelalterliche Stadt Zawichost. Auch sie liegt, wie schon Krakau und Sandomir, auf einem Hügel neben dem Fluss.

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                  Von diesem Ort gibt es eine historische Abbildung aus dem Jahr 1657 und diese zeigt eine Burg mitten in der Weichsel:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Prospectus_oppidi_Savichost_1696_(79073716).jpg Ansichten: 64 Größe: 2,86 MB ID: 3088817 (public domain)

                  König Kasimir der Große baute diese Burg, die den Weichselübergang bewachte. Wie andere Städte in Polen florierte Zawichost im 15. und 16. Jhdt. Zu dieser Zeit lag es an der Handelsstraße von Krakau zum Großfürstentum Litauen und profitierte von Steuern auf Waren, die auf der Weichsel transportiert wurden. Die gute Zeiten endeten als es zuerst von den Schweden 1655 und dann von den Ungarn geplündert und zerstört wurde. Die Eindringlinge brannten die Burg nieder, die bis 1813 eine Ruine blieb, bis ihre Mauern bei einem Hochwasser von der Weichsel verschlungen wurden.

                  Kiesabbau bei Zawichost:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5840kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 1,37 MB ID: 3088791

                  Steilufer und Sandbänke am Weichselufer:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5838kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 1,61 MB ID: 3088790
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                  Ab Zawichost beginnt der “Kleinpolnische Weichseldurchbruch”, der sich bis Puławy erstreckt und als einer der schönsten Landschaftsabschnitte entlang der Weichsel gilt. “Hohe Ufer, Sandstrände und unbewohnte Inseln sind perfekt, um einen mehrtägigen Ausflug mit Camping im Zelt zu organisieren” (kajaki.lublin).

                  Beim “mittelpolnischen Weichseldurchbruch” handelt es “sich um ein Stück des Weichsellaufes, das landschaftliche Reize aufweist, die man sonst in der polnischen Niederung vergeblich suchen würde. Dieselben stellen diesen Durchbruch in eine gewisse Parallele zum Rheindurchbruch durch das niederrheinische Schiefergebirge, wobei uns von vornherein selbstverstandlich ist, dass die landschaftlichen Formen am Niederrhein jugendlicher, prägnanter und malerischer sind, als an der Weichsel, und zwar mit Rücksicht auf die größere Widerstandsfähigkeit der durchbrochenen Gebirge. Diese landschaftlichen Reize erhöhen, analog wie beim Rheindurchbruch, malerisch gelegene Ortschaften und das Defile beherrschende Burgen und Ruinen” (L. Sawicki, 1925: Der Mittelpolnische Weichseldurchbruch).

                  7km unterhalb von Zawichost nähern wir uns Annefeld/Annopol, welches im Bild hinter bzw auf dem Berg liegt:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5846kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,09 MB ID: 3088793

                  An dieser Stelle “erhebt sich unvermittelt, ohne Vorterassen der Steilhang von Opoka Duża und Opoka Mała. ... sich die Landstufe mit 30 - 40m bis zu absolut 200m Höhe. Der ganze Hang deckt überwiegend Kreidemergel auf” (die weißen Hänge im Bild).

                  “Hier beginnt die erste Talenge, die fast 40km lang sich bis Kamień am rechten, Ciszyca am linken Ufer hinzieht. Die Höhen treten beiderseits so hart an den Fluss mit seinen Altwassern heran, dass dem Talboden kaum 2.5 - 3km Breite bleiben.”

                  In der Vergangenheit wurden in der Nähe Phosphate zur Herstellung von Düngemitteln abgebaut. Heute sind die Anlagen einer stillgelegten Mine Gegenstand wissenschaftlicher Erkundungen auf der Suche nach Fossilien der Bewohner der Kreidezeit. In ihnen wurden Hunderte von Haifischzähnen und Dutzende von Wirbeln, zahlreiche Zähne von Chimären, Knochen und Zähne von großen Meeresechsen (Ichthyosaurier und Plesiosaurier) sowie Fragmente von Panzern von aus Polen unbekannten Kreideschildkröten gefunden. Was den Artenreichtum angeht, ist die Wirbeltierfauna von Annopol in der polnischen Kreide unübertroffen (paleo.pan.pl).

                  In der Ferne sehen wir jetzt wieder die paddelnden Versicherungsvertreter vor uns. Wir nähern uns langsam und überholen sie noch vor der Straßenbrücke von Annopol. 3 von 4 machen bereits einen sehr geschafften Eindruck. Sie klammern sich an ihr Begleit-Schlauchboot und lassen sich mit Motorkraft schleppen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5853kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 1,37 MB ID: 3088797

                  Unterhalb der Straßenbrücke von Annopol wird die Weichsel wieder etwas breiter und erreicht stellenweise eine Breite von über 500m. Überall sind jetzt die großen flachen Sandbänke zu sehen, die die Weichsel in ihrem Mittellauf auszeichnen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5854kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,14 MB ID: 3088794

                  Wieder werden an verschiedenen Stellen Kies und Sand aus dem Flussbett extrahiert:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5858kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,43 MB ID: 3088795

                  Gegen ½3 ziehen von Westen her dunkle Gewitterwolken heran. Andrea möchte so schnell wie möglich an Land, und so suchen wir einen guten Rastplatz.
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5868kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 1,80 MB ID: 3088816

                  Hier links an dem Strand neben der Baumgruppe landen wir schließlich an:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5864kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,37 MB ID: 3088798

                  Es ist ein sehr schöner Rastplatz auf einer einsamen Insel, (bis auf den Ausstieg) mit sauberem Sand und viel angeschwemmtem Feuerholz:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5890kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 2,11 MB ID: 3088806
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210726_160423k.jpg Ansichten: 64 Größe: 2,49 MB ID: 3088800

                  In Windeseile ist das Zelt aufgebaut und das Gepäck halbwegs wasserfest verstaut. Tatsächlich entladen sich rings um uns ein paar sommerliche Nachmittagsgewitter. Nur bei uns bleibt es trocken, da wir zufällig zwischen den Zugbahnen zweier Gewitterstaffeln stehen.

                  Wir haben jetzt viel Zeit und Muße, unsere Umgebung zu beobachten.
                  Auffällig sind zB mehrere motorisierte Barken, die auf größerer Tour unterwegs scheinen:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5891kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 2,21 MB ID: 3088805

                  Während bei uns die Sonne scheint, blitzt und donnert es um uns herum und es fallen Schauer:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5888kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 1,34 MB ID: 3088802
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5886kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 1,13 MB ID: 3088801

                  Neben Greifvögeln (Schwarzer Milan, …), Gänsesägern, Enten, Kormoranen, Grau- und Silberreihern sind auch sonst seltenere Vögel zu beobachten.

                  Hier zB eine Zwergseeschwalbe:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5873kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,13 MB ID: 3088799

                  Flussseeschwalben sind häufig:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5834kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,05 MB ID: 3088787

                  Eine Menge Rauchschwalben flattern über dieser Sandbank, nehmen Sandbäder und trinken:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5894kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 987,0 KB ID: 3088804

                  Der mittelpolnische Weichseldurchbruch mit seinen ausgedehnten Sandbänken im Flussbett ist ein Paradies für manche Wasservögel wie Sturmmöwe, Lachmöwe, Flussseeschwalbe, Zwergseeschwalbe, Flussregenpfeifer und Sandregenpfeifer, welche auf diese großen Offenflächen angewiesen sind.

                  Manche Arten haben genau hier entlang der Weichsel ihren Verbreitungsschwerpunkt in Polen. Von den 1700 - 1800 Paaren aller polnischen Sturmmöwen siedeln zB 80 - 85% auf den Inseln der mittleren Weichsel. Von den 800 - 900 Paaren der Zwergseeschwalbe in Polen brüten 480 - 540 Paare an der mittleren Weichsel, bei der Flussseeschwalbe sind es 1580 - 1730 Paare an der mittleren Weichsel von 4000 - 4500 Paaren in ganz Polen.
                  Auch für den Sandregenpfeifer ist der mittlere Weichsellauf zwischen der Mündung des Sans und Plotzk/Płock der einzige stabile Niststandort. Hier ist der Bestand des Sandregenpfeifers im Vergleich zu dem aus der zweiten Hälfte des 20.Jh. sogar gewachsen. 2009 siedelten sich nur zwischen Puławy und Płock 147 - 167 Paare neu an. Von allen anderen (ehemaligen) Brutgebiten des Sandregenpfeifers in Polen wird ein starker Rückgang der Population gemeldet (Quelle).


                  Wo nun wieder zeitweise die Sonne scheint, wollen wir noch Smartphones und Powerbank aufladen. Aber wo ist das Solarpanel abgeblieben? Es ist einfach nicht zu finden. Langsam dämmert uns, dass wir es wohl heute morgen an unserem letzten Rastplatz zusammen mit Andreas Powerbank in der Sonne stehen gelassen haben.
                  Oh, gar nicht gut. Bis Kazimierz Dolny wird der vorhandene Strom nicht reichen, das wären bei unserem Tempo noch ~3 Tage.

                  Haben wir eine realistische Chance, es noch zu holen? 20km mit dem schweren Kanu gegen den Strom paddeln kommt gar nicht in Frage. Per ÖPNV innerhalb eines Tages in die Nähe und wieder zurück zu kommen, scheint ebenso aussichtslos. Andreas Idee, ein Taxi zu rufen oder einen Privaten um die Fahrt anhauen, würde sich nicht lohnen, so viel ist der Kram nicht wert. Und meine Idee, mir ein Fahrrad auszuleihen, scheint auch nicht besonders wahrscheinlich zu realisieren sein.

                  Aber dennoch, meine Idee mit dem Fahrrad lässt mich nicht mehr los. Das verspricht einen Tag Abenteuer.

                  Ich würde ins nahegelegene Dorf Nowe laufen, mir, höchstwahrscheinlich von privat, ein Fahrrad leihen, damit 30km zum Deich in der Nähe von Witkowice demmeln, mich einen Kilometer durch den Dschungel im Deichvorland schlagen, zu unserer Insel schwimmen, das Panel und die Powerbank einsammeln und das gleiche retour. Sozusagen ein Spezial-Triathlon.

                  Aber wie wahrscheinlich ist es, dass die Technik noch aufzufinden, und wenn gefunden, noch intakt ist? Die Insel ist von Land aus normalerweise nicht zugänglich, also von den Anglern droht eher keine Gefahr. Nur Leute, die auf der Weichsel auf Tour sind, könnten es “wegfinden”. Ja, da gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Schließlich war unsere Insel der erste schöne Pausenplatz nach einer Reihe von Kilometern ohne entsprechend gute Rastplätze.

                  Und wenn es noch daliegt, wäre es noch intakt? Die Gewitter könnten auch diesen Platz gewässert haben. Aber gut, da bleibt sicherlich noch eine Chance 50-50, dass die Technik nicht gewässert oder trotz Wässerung noch intakt geblieben wäre.

                  Kann also gut sein, dass das Ganze umsonst ist. Aber was solls, wir machen das einfach. Ist ja letztlich auch so interessant zu erfahren, welche der verschiedenen Möglichkeiten es denn am Ende ist.

                  Um aber nach Nowe laufen zu können, müsste ich erst einmal von der Insel an den Strand von Nowe paddeln und dort das Boot den ganzen Tag liegen lassen. Dieser Gedanke gefällt mir nicht so richtig.

                  Unseren heutigen Platz wollen wir jetzt nicht verlassen, aber wir machen wenigsten mal einen kleinen abendlichen Ausflug an den Strand von Nowe und schauen uns dort um.

                  7 Minuten paddeln, und wir sind da. Der Strand scheint nur selten besucht zu werden, es sind kaum Spuren zu sehen und es liegt auch nicht viel Müll herum. Der Zugang zum Dorf ist wenn überhaupt zZ nur mit Geländewagen oder Quad erreichbar. Dann gibt es große Bereiche mit mannshoher Vegetation, in denen man das Boot über den Tag gut verstecken könnte.

                  Ich habe allerdings einen großen Nachteil unseres derzeitigen Inselplatzes überhaupt noch nicht erwähnt, und das ist der eingeschränkte Zugang zum Wasser. Der direkte Uferbereich ist verschlammt, und wenn man zB nach dem Bade heraussteigt, hätte man wieder schlammige Füße.

                  Unser schlammiger Ausstieg auf der Insel:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5900kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,45 MB ID: 3088815

                  Dagegen ist der Strand hier beim Dorf Nowe sauber und Andrea würde den Tag lieber hier verbringen. Also ist es gesetzt, wir ziehen morgen früh mit allem Sack und Pack um, und Andrea kann die Sachen tagsüber im Auge behalten.

                  Jetzt aber fahren wir wieder zurück auf unsere Insel und beobachten weiter die Gewitter, die in einigen Kilometern Entfernung noch blitzen und Donnern.

                  Dieses hier könnte zB nach Richtung und Entfernung genau über unserem einsamen Solarpanel stehen:
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5903kc.jpg Ansichten: 67 Größe: 979,2 KB ID: 3088803

                  Stehen kann man tatsächlich wörtlich nehmen. Der Gewitterturm verändert zwar im Verlaufe des Abends ständig Höhe und Gestalt, aber er wandert nicht großartig. Ein toller warmer Gewitterabend, so richtiger typischer Osteuropa-Sommer, genau wie ich das mag.
                  Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 12:09.

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                  • Spartaner
                    Alter Hase
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                    #29
                    Nowe - Witkowice - Nowe
                    Die 27.Juli 2021, 🚲60km, 🥾9km


                    So, heute ist für mich ein Triathlon angesagt, das auf unserer gestrigen Insel vergessene Solarpanel holen.
                    Nachts hat es geregnet und selbst am Morgen regnet es noch, so dass wir etwas länger im Zelt bleiben als ich vor hatte. Das Frühstück bleibt heute spartanisch, 1 Pott Kaffee und ein Schälchen Müsli. Ich packe noch 1 Flasche Tee ein sowie etwas zu knabbern. Das Zelt wird ausnahmsweise nass eingepackt.

                    ½10 paddeln wir wieder rüber zum Strand des Dorfes Nowe. Schnell wird das Gepäck entladen und das Boot aus dem Wasser gehoben.

                    Um 10 verabschiede ich mich von Andrea. Sie wird hier das Lager aufbauen und einen Ruhetag genießen.

                    Ich wandere los. Der Weg zum Dorf ist zurzeit kaum passierbar. Durch die tiefen Pfützen will man weder mit dem Auto fahren noch zu Fuß durchlaufen. Zu Fuß finde ich aber meistens schon schmale Trampelpfade durch die Vegetation zur Umgehung der tiefsten Pfützen.

                    Nach 600m erreiche ich das Dorf. Gleich bei den ersten Gehöften frage ich einen alten Mann nach der Möglichkeit, ein Fahrrad auszuleihen. Er holt dann seine Tochter und den Enkel aus dem Haus, die beide Englisch sprechen. Ich erzähle ihnen meine Geschichte und sie verweisen mich auf eine Pension am anderen Ende des Dorfes, dort könne man Fahrräder ausleihen.

                    Die Pension ist sogar in der OSM verzeichnet und so laufe ich schnell noch 1½km weiter. Hier läuft dann die Konversation auf Polnisch. Immerhin weiß ich bereits, was Fahrrad oder Radfahren heißt (Rower, Rowerowy, erst habe ich da immer an Rudern geglaubt).
                    Die Besitzerin, eine alte Frau, hat aber keine Leihfahrräder, das war eine Fehlinformation. Immerhin ist sie noch so freundlich und nimmt mir meine volle Mülltüte ab.

                    Tja, was nun? Jetzt schlendere ich langsam zurück und schaue, wo ich belebte Gehöfte finde. Beim nächsten Versuch treffe ich 3 Mädels im Vorschul- und Schulalter an, die im Garten spielen. Sie holen auf meine Bitte ihre Mama aus dem Haus, auch die versteht mein Polnisch, aber kann mir ebenfalls nicht helfen. Sie seien hier nur in den Ferien zu Besuch und können nicht über die Fahrräder verfügen.

                    Also weiter. 4. Versuch, 2 Männer, die vor ihrem Gehöft am Straßenrand gerade an einem LKW herumschweißen. Und Bingo, hier klappt es. Auch sie verstehen mein mit rudimentärem Polnisch vorgetragenes Problem (also nur einzelne Wörter und Zeichensprache) und einer bietet mir das Fahrrad seiner Frau an, die tagsüber mit Auto in die Stadt zum Arbeiten gefahren ist. Das Fahrrad ist wohl länger nicht benutzt worden. Er pumpt noch gut Luft auf und fettet die Kette mit Kettenspray. Perfekt! Zur Leihdauer sage ich ihm, ich würde wahrscheinlich heute noch zurückkommen. Er hätte aber auch mit 2 Tagen kein Problem. Geld möchte er dafür nicht haben, zur Sicherheit behält er aber meinen Personalausweis da. Ich finde das in Ordnung.

                    Tja, die erste große Hürde ist genommen, mein Plan scheint aufzugehen. Mit einem Hochgefühl verabschiede ich mich und demmele los, die Dorfstraße runter, und erreiche hier fast 30km/h.
                    Das Fahrrad ist eine simples “Citybike”, vielleicht aus den 90er Jahren. Die Reifen sind alt, die Oberfläche rissig. Ich habe schon gewisse Bedenken, ob sie denn halten werden. Aber immerhin verfügt das Rad über eine funktionierende 3-Gang-Schaltung und ebenfalls funktionierende Bremsen.

                    Unten wird es natürlich etwas anstrengender und ich bewege mich mit 19 - 23km/h vorwärts. Den Berg nach Annopol rauf schiebe ich. Nach insgesamt 30km bin ich durch Witkowice durch und stehe auf dem Deich, ca. 1km von unserer Insel entfernt. Die Hoffnung auf einen geeigneten Anglerpfad, der mich in die Nähe der Insel bringt, muss ich schnell aufgeben. Die vorhandenen Pfade führen in falsche Richtungen, und selbst wenn sie dann mal irgendwann ans Wasser stoßen nützt das nicht viel, da man am Ufer auch nicht gut entlanglaufen kann (Steilufer und zugewachsen).
                    Ich verstecke das Fahrrad in der hohen Vegetation (ein Fahrradschloss ist nicht dabei), markiere den Standort mit Locus auf dem Smartphone, dass ich es auch sicher wiederfinde, und schlage mich nun durch die hoch und dicht gewachsene Vegetation.

                    Das Fahrrad im Versteck:
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ProCamX_20210727_143115.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,12 MB ID: 3090198

                    Die Vegetation ist schon echt ätzend: mannshohe Brombeeren, Brennnesseln, Schlingpflanzen (Hopfen?) ua:
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ProCamX_20210727_140732.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,07 MB ID: 3090197

                    Ich habe das schon geahnt und bin jetzt entsprechend angezogen: feste lange Hose, langärmelige Jacke. Natürlich schwitze ich darunter wie ein Schwein, es ist ja Sommer und hat jetzt zur Zeit des höchsten Sonnenstandes mehr als 27°C im Schatten (wobei der Schatten hier auch nicht so perfekt ist).
                    Nur an den Füßen habe ich nichts weiter an als die Tewas und entsprechend blutig wird die ganze Aktion. Aber was solls, ist ja für eine gute Sache
                    Und wann hat man sonst schon Gelegenheit und Motivation, sich tatsächlich mal experimentellerweise durch so einen Dschungel zu schlagen.

                    Immer wieder gibt es auch Passagen, da existieren für einige Meter Tierpfade. Wohin die dann aber immer wieder auch verschwinden, bleibt mir ein Rätsel. Wildschweine drücken sich wahrscheinlich ganz unten durch.
                    Für die schlimmsten 500m Dschungel komme ich auf 1.7km/h.

                    Nach 700m Dschungel erreiche ich das Weichsel-Ufer. 200m geht es jetzt noch am Ufer stromauf, dann kann ich zu unserer Insel queren. Schwimmen ist nicht nötig, die Weichsel ist hier so flach, dass man einfach durchwaten kann. Auf dem Luftbild ist das links oben gut zu erkennen:



                    Um ½2 stehe ich dann endlich auf unserer Insel. Natürlich gilt mein erster Blick dem Ziel der ganzen Operation, dem vergessenen Solarpanel. Leider ist es nirgendwo zu finden.
                    Stattdessen finde ich direkt neben unserem alten Lagerplatz (ausgelegt mit den vertrockneten Weidenzweigen in Bildmitte) eine neue Feuerstelle, die nach uns angelegt wurde:
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_132947.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,71 MB ID: 3090196

                    Das Feuer brannte nicht lange, wahrscheinlich nur kurz zur Mittagspause, und wurde später von Gewitterregen erwischt.

                    Vom Wasser in Richtung der Feuerstelle gibt es eine lange Schleifspur:
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ProCamX_20210727_133214.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,66 MB ID: 3090194

                    Wahrscheinlich wurde hier ein (leichtes?) Boot an Land gezogen.

                    Naja, damit ist die Sache klar. Solarpanel und Powerbank wurden weggefunden, noch bevor es der Regen wässern konnte. Pech gehabt.

                    Und Glück für den Finder (ich hätte solch einen Fund sicherlich auch nicht liegen lassen).

                    Ich schicke Andrea das Ergebnis meiner Recherchen und wasche mir bei einem erfrischenden Bad den Schweiß von der Haut.

                    10min später bin ich auf dem Rückweg. Wieder schlage ich mich durch den Dschungel, finde das Fahrrad wieder und demmele heim. In Annopol wird noch kurz im Biedronka eingekauft.

                    Allerdings lege ich jetzt immer öfter auch Gehpausen ein und schiebe das Fahrrad für ein paar hundert Meter. Mein Sitzfleisch ist einfach nicht gemacht für längere Fahrradtouren.

                    Auf der Brücke der Landstraße 74 über die Weichsel wird noch einen Fotostopp eingelegt:
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_164359.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,98 MB ID: 3090193
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_164628.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,82 MB ID: 3090199
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_164339.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,90 MB ID: 3090195
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_164519.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,01 MB ID: 3090201
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_165001.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3090200

                    Man sieht, dass auch an der Weichsel einmal versucht wurde, dem wilden Mäandrieren und Laufverlagern abzuhelfen. Immer wieder stößt man auf Reste von Uferbefestigungen, Buhnen und Leitwerken. Zum Glück waren diese Versuche nicht so erfolgreich wie an den deutschen Strömen, so dass die Weichsel heute noch so ein schöner Sandfluss ist, wie es Elbe und Oder früher auch einmal waren.

                    Kurz vor ½6 bin ich in Nowe und kann das Fahrrad abgeben. Es hat tatsächlich schadlos durchgehalten.
                    Diesmal fehlen die Männer und die Frauen sind zu Hause. Ich bekomme meinen Ausweis wieder und bedanke mich herzlich.

                    Um 6 bin ich dann wieder am Strand, reichlich geschafft vom "Triathlon". Das Lager hat Andrea fertig aufgebaut. Wir baden noch mehrmals im warmen Weichselwasser und ich genieße mein Feierabendbier, eisgekühlt aus dem Biedronka.

                    Abends kommt noch ein verliebtes Paar aus dem Dorf an den Strand und verbringt ein Stündchen mit Baden und Schwatzen in der Abendsonne auf den Flussinseln.

                    Dann wird es mückig und wir verschwinden im Zelt.
                    Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 12:11.

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                      #30
                      Nowe - Wałowice
                      Mi 28.Juli 2021, 🛶7km


                      Wir sind hier am Strand des Dorfes Nowe an einem sehr schönen Abschnitt der Weichsel mit einer Vielzahl von Sandbänken und Inseln mitten im Fluss.
                      Hier lohnen sich an diesem sonnigen Vormittag mal wieder ein paar Luftbilder:

                      Blickrichtung Nord, viele Sandbänke mitten im Fluss:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-10-21h49m18s724.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,27 MB ID: 3092440

                      Der Platz unserer gestrigen Übernachtung auf der Insel:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-07-12h23m07s192.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,66 MB ID: 3092437

                      Das ist einfach eine perfekte Landschaft für unser Freiluftleben. Nicht überlaufen, sogar so abgelegen, dass man auch meist nackig herumlaufen kann, warmes Badewasser im Fluss, sauberer, feiner Sand, Schatten von höheren Weiden und genügend Brennholz.
                      Nur bei schlammigen Auflagen an der Wasserlinie sind Abstriche zu machen, oder man sucht sich etwas besseres.

                      Der Platz unserer heutigen Übernachtung am Strand von Nowe:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-10-21h50m41s828.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,57 MB ID: 3092442

                      Wenn man genau hinschaut, erkennt man Zelt und die große graue Plane mit dem Gepäck drauf. Das Boot ist extrem schwer zu erkennen am Rande des Gebüsches in Strandnähe.

                      Die Sandbänke bieten herrliche Anblicke, fast schon wie abstrakte Kunst:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-10-21h51m11s891.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,27 MB ID: 3092444
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-10-21h51m41s176.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,22 MB ID: 3092443

                      Dabei gehorcht das alles nur den Gesetzen der Physik.

                      Jetzt beim Berichtschreiben fällt mir auf, dass es auf Google Earth genau von heute, dem 28. Juli 2021, aktuelle Satellitenbilder dieser Gegend gibt. Leider werden die wieder nicht auf Google Maps angezeigt, so dass man explizit Google Earth bemühen muss.

                      Natürlich versuche ich, uns mit dem Boot auf diesen Bildern zu finden, was mir aber nicht gelingt. Darum muss ich genauer nachforschen. Wenn ich wüsste, wann die Google-Aufnahme im Tagesverlauf entstanden ist, sollte doch das eigene Boot zu finden nicht mehr so schwierig sein.

                      Aus dem Schattenwurf eines Mobilfunkmastes in der Nähe versuche ich, den genauen Zeitpunkt der Aufnahme zu ermitteln:

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Schattenwurf28Juli2021.jpg Ansichten: 0 Größe: 420,3 KB ID: 3092445

                      Auf sonnenverlauf.de finde ich Angaben zur Sonnenrichtung zu einem bestimmten Datum und einer bestimmten Uhrzeit.
                      Wenn man dann dort die MESZ (=UTC+2) -Uhrzeit auf 11:34 verschiebt, dann erreicht man eine Sonnenrichtung von 152.12°, was die beste Annäherung an meine gemessenen 152.3° darstellt (Grafik).



                      Und das heißt, die Satellitenbilder wurden ziemlich genau zu dem Zeitpunkt geschossen, zu dem ich Wasser fassen war.
                      Leider kann ich auch bei genauester Inspektion der Satellitenbilder das eigene Boot nicht sicher erkennen, dafür reicht die Auflösung des neuen Bildes nicht aus. :-(
                      Das alte Bild von 2013, welches auch in Google Maps angezeigt wird, ist dagegen viel besser aufgelöst und das Boot wäre problemlos zu finden.
                      Und wären wir statt am Ufer in diesem Moment auf dem offenen Wasser gewesen, wäre das Boot ebenso klar erkennbar gewesen.

                      Aber egal, die neuen Bilder repräsentieren das Beste, was man von Google als Dokument für den Zustand am heutigen Tag bekommen kann. Hier sieht man im Gegensatz zu meinen eigenen Aufnahmen die Sandbänke genau senkrecht von oben.

                      Dieses Bild zeigt zentral die Insel mit unserem gestrigen Übernachtungsplatz rechts und den heutigen Übernachtungsplatz am Strand von Nowe links unten:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bernachtungNowe28Juli2021nah.png Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3092446

                      Hier der Ausschnitt erweitert um die Sandinseln links (also nördlich):
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bersichtÜbernachtungNowe28Juli2021.png Ansichten: 0 Größe: 2,83 MB ID: 3092447

                      Und hier nochmals stark erweiterter Ausschnitt, so dass man auch einen Eindruck vom Umland bekommt:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bersichtÜbernachtungNowe28Juli2021weit.png Ansichten: 0 Größe: 3,49 MB ID: 3092449

                      Weitere zT sehr schöne Drohnen-Aufnahmen der Sandbänke der Weichsel:

                      Soweit zu der tollen Weichsel-Landschaft.

                      Um 11 paddeln wir los. 2km weiter halten wir am Rande des Ferienhaus-Resorts Słupia Nadbrzeżna um Wasser zu fassen (Map). Das hätte ich zwar auch schon heute früh in Nowe machen können, aber da hätte ich das viele Wasser zu weit schleppen müssen.

                      Das “Resort” ist eine einfach gehaltenen Anlage mit einem dutzend Ferienbungalows und schon ein wenig älter. Eine Familie mit 4 Kindern, Eltern, Großeltern frage ich nach Wasser aus dem Hahn und werde freundlich zum Kaffee eingeladen. Am liebsten würden sie jetzt eine Weile mit mir plauschen, aber ich kann ja Andrea nicht so lange am Ufer in der prallen Sonne warten lassen. So bin ich nach einer ¼h wieder zurück beim Boot, beladen mit 2x 5L Wasser.

                      Kurz nach ½12 schippern wir weiter und suchen einen Platz für die Mittagespause.
                      Unterwegs begegnen wir diesen Kiebitzen auf einer Sandbank:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5916kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,37 MB ID: 3092433
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5922kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,48 MB ID: 3092432

                      ¼1 lächelt uns diese schöne saubere Sandbank mit schattenspendenden Uferbäumen an:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5933kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,41 MB ID: 3092434

                      Die lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Am Strand finden sich Trittsiegel eines großen Huftieres:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5935kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,89 MB ID: 3092435

                      Keine Ahnung, was das war, meine Mutmaßungen gehen von entlaufenem Rindvieh über Rieseneber bis zu einem einsamen Elch.

                      Zunächst kochen wir uns Brühe und Kaffee:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5939kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,48 MB ID: 3092439

                      Die Bedingungen hier sind einfach ideal. Ein gut abgelegenes Stück Wildnis, Schattenbäume, die man von morgens bis abends nutzen kann, auf beiden Seiten der Bäume offener Sand, keine hohe krautige Vegetation, in der sich die Mücken verstecken können, viel viel angeschwemmtes, aber jetzt gut durchgetrocknetes Feuerholz:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5942kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,99 MB ID: 3092436

                      Nach 2 Stunden Siesta entscheiden wir, für heute ganz hierzubleiben. Wir sind zwar bisher nur 7km gepaddelt, aber was solls. Einen schöneren Platz werden wir heute sicherlich nicht finden.

                      Also ist jetzt weiter Entspannung angesagt.
                      Das Abendbrot köchelt auf dem Feuer:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5948kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,23 MB ID: 3092441

                      Unser Lagerplatz befindet sich in einer Hochwasser-Fließrinne:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210729_082539.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,89 MB ID: 3092438
                      (das Bild mit der Wolkendecke ist von morgen früh, aber zur Illustration der Lage passt es hier besser)

                      Ansonsten befinden wir uns gut abgeschirmt von der Zivilisation, umgeben von Urwald-ähnlichen Dickichten, wie das Google-Earth-Bild von heute zeigt:
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bernachtungWałowice29Juli2021.png Ansichten: 0 Größe: 2,59 MB ID: 3092448
                      (wir befinden uns da, wo der Bootstrack an den Strand führt)

                      Nach Kazimierz Dolny wären es von hier aus noch 47km zu paddeln, also für uns mindestens 2 volle Tage. Soweit kämen wir ohne zu hetzen gar nicht mehr. Da fehlt uns einfach der gestrige Tag (Solarpanelsuche).

                      Bis Solec nad Wisłą, dem einzigen Ort, in dem wir die Tour vorher mit guter ÖPV-Anbindung beenden könnten, sind es nur noch 20km. Das können wir morgen bequem schaffen.
                      Dort würden wir die Bootstour beenden, das Auto aus Sandomier holen, und mit dem dann weiterfahren nach Kazimierz Dolny. Das ist ab jetzt der Plan.
                      Zuletzt geändert von Spartaner; 19.11.2021, 13:39.

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                        #31
                        Wałowice - Solec nad Wisłą
                        Do 29. Juli 2021, 🛶21km, 🚌89km, 🚗61km, 🥾5km


                        In der Nacht regnet es ein wenig, ein einsames kleines Sommergewitter zieht durch. Es hört aber zum Morgen wieder auf.

                        Letztes Frühstück auf unserem Weichsel-Ufer:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5950kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,80 MB ID: 3094464

                        Heute möchten wir früher starten, damit ich nach Ankunft am Ziel in Solec nad Wisłą noch das Auto aus Sandomir heranholen kann. Darum wird auf ein großes Feuer verzichtet und Kaffe-, Tee- & Müsliwasser nur gekünzelt.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5951kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3094465

                        Auf dem Foto erkennt man sehr schön die Wirksamkeit des Hoboofen-Prinzips. Der Kocher ist nach dem letzten Nachlegen einfach ausgebrannt. Sobald die Flammen den vom Metall umschlossenen Raum verlassen hatten, ging das Feuer aus. Isolation und Reflektion der Wärme an den Außenwänden hielten das kleine Feuer gut am Leben, während es draußen nicht mehr zum Selbsterhalt reichte.

                        Unser Lager in einer Hochwasser-Fließrinne:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5956kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,37 MB ID: 3094467
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5949kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3094461

                        Frische Tier-Spuren im Sand:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5952kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3094463

                        Wer hat solche breiten Pfoten?

                        Um ½10 paddeln wir los. Bald verziehen sich die Wolken und wir haben wieder einen makellosen Sommerhimmel über uns.
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5965kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,73 MB ID: 3094470

                        Nach 1km landen wir rechts am Ort Wałowice an und ich gehe los, wieder Wasser fassen. Diesmal bekomme ich es auf einem kleinen Bauernhof,vollgestellt mit Landtechnik, wo mir die alte Bäuerin die Tür öffnet und den 5L-Kanister befüllt. Der andere 5L-Kanister war noch voll, aber da unser heutiges Tagesziel weit von einer Wasserfassung entfernt ist, wollten wir das Wasserholen schon dort erledigen, wo die Wege kurz und bequem sind.

                        Wieder Baustoffgewinnung mit Saugbagger mitten im Fluss, kurz vor Józefów nad Wisłą (Map):
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5960kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,43 MB ID: 3094462

                        In Google-Maps ist hier eine Panzertrasse quer durch den Fluss vermerkt. Die massiv befestigte Zufahrt wird heute von der Baustoff-Firma genutzt.

                        Familienausflug mit dem Enkel, gestakt, nicht motorisiert:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5966kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,36 MB ID: 3094466

                        Rast auf einer ausgedehnten Sandbank:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5981kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3094471
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5978kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,50 MB ID: 3094472
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5987kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,04 MB ID: 3094469

                        Über uns kreisen die Flussseeschwalben:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5995kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 594,5 KB ID: 3094468
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6001kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 737,2 KB ID: 3094473

                        Sie finden hier auf den ausgedehnten flachen Sandinseln ideale Brutbedingungen. Hier sind sie geschützt vor Fuchs und Marder, allerdings durch eventuelle Weichsel-Hochwässer während der Brutzeit auch gefährdet.

                        Wieder ein großer Trupp Kiebitze:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6016kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,20 MB ID: 3094477

                        Uns kommt ein kleines Motorboot entgegen, auf welchem ein Mann diese Stangen in den Sand steckt:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6031kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,52 MB ID: 3094476

                        Damit wird immer wieder neu die aktuelle Fahrrinne markiert. Auch uns helfen diese neu gesteckten Stangen ab jetzt, Untiefen zu vermeiden. Vorher hatten wir uns schon gefragt, was diese Stangen wohl für einen Sinn haben. Da standen sie meist an den Buhnenköpfen, wurden da wohl bei höheren Wasserständen gesetzt.

                        Der Steinbruch Kaliszany-Kolonia:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6033kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 956,8 KB ID: 3094478

                        Das helle Material ist wie vor Annopol offenbar wieder die Weichsel-Kreide. “Der Steinbruch Kaliszany befindet sich in der Gemeinde Józefów an der Weichsel. Er bietet eine der schönsten Aussichtsterrassen in der Gegend, denn von seinem Gipfel aus kann man nicht nur die Weichsel und Józefów, sondern auch das Heiligkreuzgebirge bewundern. Die Kalksteine und Kreidefelsen enthalten Pflanzen- und Tierfossilien, die bis zu 65 Mio Jahre alt sind. Es handelt sich um einen sehr schönen Steinbruch, in dem wertvolle geologische Spuren erhalten sind” (kraina.org.pl).

                        Sommerhimmel, Weichselstrand:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6036kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,38 MB ID: 3094480

                        Herrenhaus Piotrawin:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6037kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,49 MB ID: 3094475

                        Im 18.Jhdt gab es hier eine Bischofsresidenz, die 1841 ausbrannte. Um die Jahrhundertwende wurde das Schloss im neoklassizistischen Stil umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Schloss eine Schule, Büros der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft und Personalwohnungen. Typisch für die sozialistische Zeit verfiel die Anlage und wurde schließlich aufgegeben.
                        “Aktuell können wir nach 14 Jahren Renovierungsarbeiten wieder die klassizistische Architektur des Piotrawin-Palastes bewundern”. Heute beherbergt es ein Hotel.

                        ¾1 erreichen wir Solec nad Wisłą, hier die Straßenbrücke über die Weichsel:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6038kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,18 MB ID: 3094474

                        Der Ort selber befindet sich noch 2km nordwestlich von hier. 3km weiter zeigt das Satellitenbild einen Wasserlauf, auf dem wir an den Rand des Ortes paddeln könnten.

                        Wir stoppen jedoch bereits wenige 100m vor der Einfahrt, da wir uns hier bessere Übernachtungsmöglichkeiten versprechen.

                        Nach 142km auf dem San und 64km auf der Weichsel das Ende unserer Tour:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6039kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,80 MB ID: 3094481

                        Es sieht so aus, als könnte ich hierher auch mit dem Auto fahren. Zumindest sind entsprechende Fahrspuren auf dem Luftbild zu erkennen.

                        An Land stellt sich die Sache jedoch schwieriger dar als vom Luftbild her erwartet. Die Vegetation wuchert hoch, Angler haben bisher nur minimale Trampelpfade erhalten können.

                        Ich schaue zwar noch nach alternativen Anlegemöglichkeiten, aber keine Chance, es ist überall so enorm zugewuchert.

                        Eine Behelfsbrücke aus Ästchen und Gras führt über einen tiefen Graben:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6058kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,99 MB ID: 3094494
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6064kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,94 MB ID: 3094495

                        Boot und Gepäck müssen über dieses Brückchen getragen werden. Bei jedem Gang ist man gespannt, ob sie hält.

                        Nach 110m schmalem Trampelpfad gelangt man aber auf eine kurzgehaltene Wiese mit Fahrspuren und Feuerstelle. Hier können wir gut zelten.

                        So baue ich das Boot ab und Andrea baut das Zelt zum Trocknen auf. Es ist noch nass von heute früh.

                        1½h später mache ich mich auf den Weg, das Auto aus Sandomir zu holen.
                        So sieht die Busverbindung heute nachmittag aus:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210729_142150k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,42 MB ID: 3094479

                        Mit 1x Umsteigen und nur 13min Wartezeit beim Umstieg eine ziemlich gute Verbindung.

                        Nach 700m erreiche ich eine Brücke über den Weichsel-Nebenfluss Krępianka:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6043kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,66 MB ID: 3094484

                        Über diese Brücke muss ich auch mit dem Auto fahren. Ich bin gespannt, ob das Autochen hochbeinig genug ist für die Kante am Brückenende.

                        Die Krępianka von der Brücke aus gesehen:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6041kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,39 MB ID: 3094483
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6042kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,59 MB ID: 3094482

                        Das kleine Flüsschen ist nur ~36km lang. Davon verlaufen ~9km unterirdisch im Karst. Es wird von etlichen Karstquellen entlang seines Laufes gespeist.

                        Nach 1½km erreiche ich die Ruine der Burg von Solec nad Wisłą.
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6046kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,82 MB ID: 3094486

                        Die Burg wurde im Mittelalter von Kazimierz III Wielki angelegt und 1615-1627 zu einem Renaissance-Schloss erweitert. 1656 wurde die Burg von den Schweden erobert und zerstört. Um 1780 wurde das Gebäude teilweise umgebaut. Bis zum 19.Jhdt war es noch bewohnt, dann wurden seine Überreste abgetragen. Nur die unteren Teile der Burgmauern sind bis heute erhalten.

                        Ansicht der Burgruine Mitte des 19.Jhdt:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Solec_zamek_Stronczynski.jpg Ansichten: 0 Größe: 195,0 KB ID: 3094490
                        (gemeinfrei)

                        Mein Foto von den Grundmauern der Burg entstand auf einem Aussichtspunkt an der Hangkante gegenüber der Burgruine, von dem aus man gute Sicht über die Weichsel-Niederung hat. Hier oben befinden sich auch ein schöner Spielplatz und ein Fitness-Parkour:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6050kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,12 MB ID: 3094489

                        Rastplatz für Radler mit Karte der Radwege und Luftpumpe:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6049kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3094485

                        In diesem historischen Holzhaus finden Veranstaltungen statt, auch Kinovorführungen:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6051kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,88 MB ID: 3094492

                        Das Arkadenhaus wurde 1787 erbaut und in den 1970er Jahren rekonstruiert. Ursprünglich gehörte es dem Verwalter des Kirchenvermögens. Seine Funktion änderte sich, es war Gasthaus, nach dem 2. Weltkrieg Grundschule und ab 1978 Kulturhaus. Derzeit dient das Gebäude als Städtisches Kulturzentrum.

                        Marktplatz von Solec:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6052kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,91 MB ID: 3094493

                        Der Sprinkler auf dem Marktplatz zeigt, dass die Gemeinde auch gut auf den Klimawandel vorbereitet ist. Überhaupt macht der Ort einen sehr soliden, fast wohlhabenden Eindruck. Die EU-Fördermittel sind hier maximal gewinnbringend eingesetzt worden. Seitdem die Kameraüberwachung installiert wurde, gibt es auch keine Probleme mehr mit Vandalismus. Die 1870 entzogenen Stadtrechte wurden zum 1. Januar 2021 wieder verliehen.

                        Im Ort frage ich mich durch zur Bushaltestelle. Eine Frau, welche italienisch und englisch spricht, begleitet mich dahin und möchte sichergehen, dass auch tatsächlich ein Bus fährt. Aber es ist alles gut, der Fahrplan ist zwar kompliziert zu lesen, aber mein Bus scheint zu existieren.

                        Der Bus kommt genau pünktlich. Für 13 Złoty bringt er mich 43km bis Ostrowiec Świętokrzyski. Über weite Strecken bin ich der einzige Fahrgast.
                        Auffällig ist, dass Busfahrer tatsächlich während der ganzen Fahrt seine Maske trägt:

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6053kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,35 MB ID: 3094487

                        Überpünktlich, 5min vor der versprochenen Zeit, kommen wir am Busbahnhof in Ostrowiec an:
                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6054kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,77 MB ID: 3094488

                        Hier gilt es nun, den genauen Abfahrtsort (Platform) des Anschlussbusses nach Sandomir herauszufinden. Auch hier nimmt mich eine junge Frau unter ihre Fittiche. Sie fährt nicht in dieselbe Richtung und meint, es sei zu Corona-Zeiten extrem schwierig geworden, mit dem öffentlichen Verkehr klarzukommen. Ständig ändert sich etwas, der ÖP-Verkehr ist wegen der Lockdowns ausgedünnt worden und kommt auch in den monatelangen Phasen zwischen den Corona-Wellen nicht wieder voll in Gang. Einzige Chance sind Online-Infos wie der e-podroznik.pl, busradar.pl und ähnliche.
                        Dumm ist nur, dass ich bei all den Verbindungen nicht erkennen kann, was denn das Endziel des jeweiligen Busses ist. Das ist ja eigentlich eine wichtige Information, um den richtigen Bus auf den Fahrplänen und Abfahrtstafeln zu finden.

                        Der Bus, welcher 5min verspätet kommt, hat als Ziel “Tarnobrzeg” angeschlagen. Meine Betreuerin fragt den Busfahrer, ob er denn tatsächlich nach Sandomir fährt und gibt mir grünes Licht. Dazu weist sie den Busfahrer darauf hin, dass hier ein Ausländer mitfährt, der nichts versteht und sich nicht auskennt, und dass der Busfahrer darauf achten möchte, dass ich auch richtig aussteige.
                        Dank Locus und Openandromaps auf dem Smartphone weiß ich natürlich immer, wo ich bin.

                        Der neue Bus ist richtig voll besetzt. Die Masken sitzen auch hier prinzipiell unter dem Kinn. Allerdings muss man wissen, dass Corona in Polen im Sommer extrem weit unten war, Europameister. Der 7-Tage gleitende Mittelwert an nachgewiesenen Infektionen pro 1 Mio Einwohner lag bei nur 2.99 (Deutschland am gleichen Tag bei 23.67; am 24.11.21 lagen diese Werte dagegen in PL bei 572 und in D bei 651).

                        Die einstündige Überlandfahrt kostet 13.20 Złoty für 47km, für die ganze 89km-Busfahrt von Solec bis Sandomir also ~5.70€.

                        Die Strecke führt durch das schöne Städtchen Opatów und durch ausgedehnte Obstplantagen. Diese Gegend ist eine der polnischen Hauptregionen für den Obstanbau. Die polnischen Obstplantagen machen fast 30% der Obstanbauflächen in der EU aus. Die ersten Gärten und Obstplantagen wurden in der Region Sandomierz von Zisterzienser-Mönchen angelegt. Fruchtbare Böden, hohe Sonneneinstrahlung (die höchste in ganz Polen) und die richtige Menge von Regen und Frösten (die nicht allzu lange und intensiv ihren Tribut fordern) begünstigen den Gartenbau.

                        Pünktlich gegen ¾6 erreicht der Bus Sandomir. Anstatt am Busbahnhof steige ich schon eine Haltestelle vorher aus und kürze mir damit den Fußweg ab (Haltestelle Sandomierz, SANDO Mic. Ożarowska rond 07). Von hier sind es nur noch 800m zum Auto.

                        Das steht noch da in alter Frische, nicht mal die Frontscheibe ist groß eingesifft, und so mache ich mich kurz nach 6 auf zurück nach Solec nad Wisłą. 61km später bin ich bei Andrea und zurück am Weichselufer. Es ist noch lange genug hell, so dass wir das Boot sauber verpacken können. Die Matte hatte über den Nachmittag genügend Zeit zu trocknen.

                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210729_181511k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,61 MB ID: 3094491

                        Morgen möchten wir nach Kazimierz Dolny fahren und uns den schönen Ort, den ich bereits 2007 und wir zusammen auch schon 2016 besucht hatten, noch einmal vornehmen.
                        Zuletzt geändert von Spartaner; 25.11.2021, 10:37.

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                        • Spartaner
                          Alter Hase
                          • 24.01.2011
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                          #32
                          Solec nad Wisłą - Kazimierz Dolny
                          Fr 30. Juli 2021, 🚗44km, 🥾9km


                          Sonniger Morgen, ausgedehntes Frühstück am Feuer. Kurz nach 11 fahren wir los und kommen 1h später in Kazimierz Dolny an. Wir möchten zuerst den in der OSM und Google Maps eingezeichneten Biwak- oder Campingplatz checken, der sich in der Nähe der Weichsel befindet und ein günstiger Anlaufpunkt bei Paddeltouren wäre.

                          Marina mit Campingplatz:
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                          Hier unsere Paddeltour zu beenden wäre kein Problem gewesen. Für Paddelboote gibt es keinen speziell flachen Steg. Man könnte aber über die Sliprampe aussteigen.

                          Wir entschließen uns gleich, hier das Auto abzustellen und uns an der Rezeption anzumelden.

                          Die Anlage ist gut in Schuss. Man kann fast überall sein Zelt oder Wohnmobil aufstellen, auch auf der schmalen Landzunge direkt am Wasser. Da man aber dort derzeit wegen der hohen Vegetation auf der Böschung nicht runter an den Fluss kommt, es unten keinen Strand gibt (grobe Steinschüttung) und das Baden im Fluss sogar explizit verboten ist, gehen wir auf die extra eingezäunte Zeltwiese weiter im Landesinneren. Von hier aus ist es nicht so weit zu den sanitären Anlagen. An der Rezeption kann man auch elektrisch Wasser kochen und seine Geräte aufladen.

                          ½1 machen wir uns auf zu einem Spaziergang durch die Stadt. Kazimierz Dolny ist ein gern besuchtes Touristenstädtchen. Zunächst geht es auf dem Deich am Fluss entlang. Darauf entlang führt der 4km lange Promenadenweg “Bulwar Nadwiślański”. Er bietet zahlreiche Aussichten auf Kazimierz Dolny und die Weichsel und ist von ein paar einfachen Imbissbuden und Restaurants gesäumt. Restaurant- und Ausflugsschiffe liegen am Ufer.

                          Blick auf die Weichsel stromab in Richtung Puławy:
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                          Blick stromauf:
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                          Aussicht auf die Burgruine mit Burgturm:
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                          Die Anfänge des Ortes reichen bis ins 11.Jhdt zurück. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1249. Der Beiname „Dolny“ (= Unter/Nieder) wurde erst später unter Bezugnahme auf die Lage an der Weichsel hinzugefügt, um Kazimierz Dolny von Kazimierz bei Krakau zu unterscheiden.
                          In der ersten Hälfte des 14.Jhdt. wurde die Burg gebaut und Stadtrechte verliehen. 1406 erfolgte unter Władysław II. Jagiełło eine weitere Stadtgründung, diesmal nach Magdeburger Recht. Der Ort entwickelte sich zu einem wichtigen Umschlagplatz für das Weichsel abwärts verschiffte Getreide. Zwei Handelsstraßen kreuzten die Stadt: Die erste führte von Lemberg nach Großpolen und Preußen, die zweite verband Rußland und Preußen.
                          Der Niedergang der Stadt setzte 1656 ein, als schwedische Truppen sie in Brand setzten und plünderten. 1677 erließ König Johann III. Sobieski ein Dekret, das die Ansiedlung armenischer, griechischer und jüdischer Kaufleute gestattete, aber die nächsten polnisch-schwedischen Kriege machten die Aufbruchstimmung zunichte, zumal die europaweite Nachfrage nach polnischem Getreide immer stärker zurückging.
                          Die Teilungen Polens bedeuteten dann ein endgültiges Ende des Getreidehandels.
                          Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann mit dem einsetzenden Tourismus eine Renaissance der Stadt, die nun im russischen Teilungsgebiet lag. Es entstanden Villen und Pensionate für die Sommerfrischler aus Warschau und Lublin. Schon in dieser Zeit kamen viele Künstler hierher.
                          Während des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile der Stadt zerstört, der Wiederaufbau erfolgte aber rasch und Kazimierz Dolny konnte seine touristische Bedeutung noch ausbauen.

                          Der Marktplatz mit Brunnen in Kazimierz Dolny:
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                          Im Hintergrund die Kirche St. Johannes der Täufer und Bartholomäus, sowie der Drei-Kreuze-Hügel.

                          Die beiden berühmtesten Bürgerhäuser in Kazimierz Dolny “Zum Heiligen Nikolaus” links und “Zum Heiligen Christophorus” am Marktplatz:
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                          Die üppig geschmückten Fassaden aus relativ weichem Weichsel-Kalkstein stellen eine naive Nachahmung der Meisterwerke der italienischen und niederländischen Architektur dar.

                          Der Teufel mit Pferdefuß, Hakennase und langem Spitzbart am rechten Rand des Hl.Nikolaus-Haus ist vom Geschehen links im Bild abgewandt:
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                          Erst dachte ich noch, er hat auch den Spitzhut auf, aber bei genauer Betrachtung scheint es sich nur um seine Hörner zu handeln.
                          Ich nehme an, die Juden von Kazimierz Dolny mochten diese Darstellung damals trotzdem nicht besonders.

                          Der dagegen sollte uns eher gefallen:
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                          Der heilige Christophorus gilt immerhin als Schutzheiliger der Reisenden. Hier trägt er das Jesuskind über den Fluss.

                          Klasztor Ojców Franciszkanów:
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                          Die Franziskaner ließen sich 1628 in Kazimierz Dolny nieder und errichteten das Kloster.

                          Wegweiser zu den Städte-Partnern von Kazimierz Dolny:
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                          In der Stadt trennen sich unsere Wege. Andrea möchte shoppen gehen, ich auf den Drei-Kreuze-Hügel mit seiner schönen Aussicht steigen.
                          Auf dem Weg zum Hügel passiere ich die Kirche St. Johannes der Täufer und Bartholomäus:
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                          Der Burgberg ist eingezäunt, man kann aber Hügel, Burg und den Burgturm gegen Eintritt besichtigen:
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                          Oben angekommen zahlt man seit 2016 auch für den Drei-Kreuze-Hügel Eintritt (4Złoty). Geöffnet ist von 8 - 21Uhr.

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                          Der Hügel ist ein beliebter Aussichtspunkt:
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                          Woher stammt der Name? Auf dem Hügel wurden 1708 drei hohe Holzkreuze errichtet, um der Opfer der Cholera zu gedenken, die die Gegend heimsuchte. Und “Berg der Kreuze” auch, weil sein Anblick an Golgatha erinnert.

                          Vom Gipfel aus hat man einen schönen Blick auf Kazimierz Dolny, die Weichsel und die gesamte Region.

                          Blick auf den Marktplatz:
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                          Wieder zurück am Marktplatz:
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                          Hier findet gerade ein Motorrad-Schau statt:
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                          Zum Teil finden sich hier auch ein paar sehr historische Exemplare:
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                          Diese Zündapp KS 750 von 1944 in Afrika-Beige hat es mir besonders angetan:
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                          Der Besitzer erzählt, er hätte das Motorrad in Griechenland gefunden, Originalzustand mit original Lack und Beschriftung.

                          Nur die Stoffbespannung ist nachempfunden:
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                          “Vorsicht! Der Feind sieht dein Licht!”:
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                          Das “überschwere Wehrmachtsgespann“ hatte ein angetriebenes Seitenwagenrad, sperrbares Differential und einen Rückwärtsgang. Die Zündapp KS 750 wurde unter anderem in der Wüste Nordafrikas bei Rommels Afrika-Korps sowie im Deutsch-Sowjetischen Krieg eingesetzt.

                          Die Zündapp KS 750 zeitgemäß aufgehübscht:
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                          Andrea ist derweil auf Shopping-Tour in den vielen Kunstgalerien der Stadt. Hier besucht sie einen Andenkenladen, der auch örtlich gefertigtes Kunsthandwerk anbietet:
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                          Über die Jüdischen Figuren kommt sie im Geschäft mit einer Kundin ins Gespräch, welches darin mündet, dass wir morgen früh bei der Kundin zum Brunch eingeladen sind. Die beiden möchten ein mögliches gemeinsames Projekt besprechen, in dessen Rahmen Schüler aus Deutschland, Polen und Israel zusammenfinden sollen.

                          Juden prägten über fünf Jahrhunderte das Leben der Stadt mit. Zeitweise betrug ihr Anteil an der Stadtbevölkerung 80%. Während der Adel den Getreidehandel dominierte lag der Einzelhandel in Kazimierz Dolny in der Hand der Juden.
                          An das jüdische Leben in Kazimierz Dolny erinnern heute noch die Alte Synagoge in der ul. Lubelska und der jüdische Friedhof.

                          Die ehem. Synagoge in Kazimierz Dolny:
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ID: 3096310

                          Seit ein paar Jahren stehen in dem Gebäudekomplex, der Anfang der 2000er Jahre an die jüdische Gemeinde zurückgegeben wurde, allen ein Gästehaus und ein koscheres Café offen. Die Synagoge selbst dient als Museum – eine funktionierende Gemeinde gibt es seit der Shoa nicht mehr.

                          Mittagessen im “Ministerstwo Smaku u Rzetelskich”:
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                          In einem Seitental des Wąwóz Małachowskiego:
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ID: 3096319

                          Die steilen Hänge rund um Kazimierz Dolny weisen mehrere tief auserodierte, bewaldete Lößtäler auf. Manche sind viel besuchte Touristenattraktionen, ähnlich der in Sandomir.

                          ¼7 sind wir zurück auf dem Zeltplatz. Hier hat sich zwischenzeitlich ein weiteres deutsches Paddler-Paar angesiedelt:
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ID: 3096317

                          Sie sind Rentner mit viel Zeit und möchten die Weichsel bis Danzig herunterschippern. Gestartet sind sie wie wir in Sandomir. Unterwegs sind sie mit einem Nortik Scubi 2 XL, wenn ich mich nicht irre. Die Anreise erfolgte Faltboot-standesgemäß mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

                          Abends nach Sonnenuntergang machen wir noch einen kleinen Stadtspaziergang.
                          Weichsel im Abendlicht von der Promenda aus:
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                            #33
                            Kazimierz Dolny - Kępno
                            Sa 31. Juli 2021, 🚙, 7km, 🥾3km, 🚗333km


                            Der Morgen ist sonnig und trocken. Nach dem Morgenkaffee, diesmal elektrisch gekocht an der Rezeption der Marina, bauen wir das Zelt ab und verstauen das gesamte Gepäck im Wagen.
                            ¼10 holt uns Izabela an der Marina ab und fährt uns mit ihrem Mitsubishi Pajero (o.ä.) 4½km raus aus Kazimierz Dolny zu ihrem Anwesen “Wiatrakowo” (Map). Wiatrakowo heißt Windmühle, und tatsächlich stand hier früher auf luftiger Höhe einmal eine Windmühle. Heute steht an der selben Stelle ein selbstgebauter Aussichtsturm, von dem aus man einen weiten Blick in die Landschaft hat. Reste der alten Mühlsteine zieren die Zufahrt.

                            Das mehrere Hektar große Areal umfasst mehrere Häuser, eine große Walnussplantage und einen ausgedehnten Garten rund um die Häuser. Alles ist an drei Seiten von tief eingeschnittenen Tälern mit Eichen-Hainbuchen-Wald umgeben.

                            Izabela und ihr Mann Stanisław haben den verlassenen Hof vor ~20 Jahren gekauft und nach und nach in Schuß gebracht. Heute betreiben sie hier eine größere Pension mit Platz für 40 - 55 Gäste in 6 auf dem Grundstück verteilten Häusern. Man kann ganze Häuser mieten oder Zimmer für 1 - 5 Personen. Die Häuser haben ökologische Heizungs- und Abwassersysteme und der Strom wird (zT?) mit eigener Photovoltaik produziert.

                            Zunächst machen wir einen Rundgang über das Gelände:
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                            Am Nordende des Geländes fällt das Grundstück in tiefe bewaldete Täler ab:
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                            Das Einsiedlerhaus tief im Wald:
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                            Ich fand die Gestaltung der Gebäude und der Außenanlagen ausgesprochen geschmackvoll, sehr im Kontrast zu vielen sonstigen seit den 60er Jahren aber nicht minder auch seit den 90er Jahren gebauten Privathäusern in Polen, die mir schon seit Jahrzehnten durch ihre oft “eigenwillige” Gestaltung aufgefallen sind. So hässlich wie in Polen wurde sonst nirgendwo privat gebaut, höchstens die Ukraine kommt da noch ran. Aber im Baltikum, Tschechei, Ungarn oder auf dem Balkan zB sieht es besser aus, da haben die Häuser eher noch ein gefälliges Äußeres. Keine Ahnung, wieso Polen da so rausfällt.

                            Hier jedenfalls gefällt es uns sehr und ich würde jedem empfehlen, sich bei einem mehrtägigen Besuch von Kazimierz Dolny hier einzuquartieren (Kontakt).

                            Danach frühstücken wir und die Damen besprechen mögliche gemeinsame Projekte.
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                            Izabela hat früher mehrere Jahre in Hamburg gelebt und arbeitet seit 1994 als Lehrer für deutsche Sprache am Staatlichen Lizeum für Bildende KünsteJózef Chełmoński” in Nałęczów, 20km östlich von Kazimierz Dolny. Die Ergebnisse der Arbeit der Schule kann man zB auf diesen 95 Seiten bewundern.
                            Zum Abschied schenkt uns Izabela einen Bildband mit sehr schönen Luftaufnahmen von der Weichsel. Es handelt sich um einen Katalog der Ausstellung "Das Kleinpolener Weichsel-Durchbruchstal aus der Vogelperspektive". Einige der Aufnahmen kennt auch die Google-Bildersuche.

                            ¼1 brechen wir schließlich auf und werden wieder nach Kazimierz Dolny gefahren. Andrea besucht ein paar von Izabela empfohlene Kunstgalerien und am Ende schlendern wir noch mal über den Markt.

                            Einziges Foto vom Markt:
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                            Gegen ½2 sind wir zurück an der Marina, verpacken die letzten Mitbringsel im Auto und machen uns dann endgültig auf den Heimweg. Wir fahren den kürzesten Weg über Radom und Petrikau/Piotrków Trybunalski in Richtung Breslau.

                            Ganz so weit kommen wir aber nicht. Gegen 8 Uhr abends, 50km vor Breslau, biegen wir auf Höhe von Kempen/Kępno ab und versuchen unser Glück an einem Gewässer, welches lt. Karte eine günstige Übernachtungsmöglichkeit verspricht. Zumindest führen Fahrwege am Ufer entlang.

                            Vor Ort stellt sich die Sache aber nicht ganz so schön dar. Die Zufahrt ist mit einer Schranke gesichert, welche zZ offensteht. Wir fahren zum Ufer, wo bereits etliche Fahrzeuge stehen. Überall wird geangelt. Aber es ist schon spät, und so wollen wir nicht mehr allzu wählerisch sein, was die Übernachtung betrifft. Wir erkunden erst mal zu Fuß weiter und werden nach ~300m fündig. Ein schmaler Damm, der in das künstliche Gewässer (Baggersee) hineinragt, ist zur Zeit ohne menschliche Besiedlung. Hier machen wir für heute Schluss und bauen das Zelt auf.

                            Später, es ist schon dunkel, kommen allerdings doch noch eine Handvoll Jugendliche aus dem nächsten Dorf mit 2 Autos auf unseren Damm gefahren. Sie machen ein großes Feuer und versuchen zu Angeln.
                            Ich habe bereits den Verdacht, dass es sich hier um ein privates Angelgelände handelt, und das wird mir von den Jugendlichen bestätigt. Nicht schön, aber Abbauen tun wir jetzt auch nicht mehr. Bis jetzt wurden wir ja noch nicht entdeckt. Büsche und Bäume entlang der Ufer geben uns Deckung.
                            Die Anglerjugend ist nicht allzu laut (das sind Angler naturgemäß nicht), und so schlafen wir rasch ein.

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                              #34
                              Kępno - Schleife - Berlin
                              So 1. August 2021, 🚗460km


                              Unser Lager am kommerziellen Angelteich:
                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6145kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,78 MB ID: 3100529

                              Kurz nach 8 fahren wir los. Wir möchten hier nicht noch kochen und frühstücken und suchen uns lieber eine Alternative, bevor wir noch eventuell Ärger bekommen.

                              32km weiter finden wir diese Alternative an einem Stausee. Hier ist zwar ebenfalls alles mit Anglern besiedelt, die Wasserqualität lädt auch nicht zum Baden ein (Blaualgenblüte), aber der Ort selbst ist insofern einladend, als dass man hier auch hätte frei übernachten können. Etliche der anwesenden Angler, auch Familien, haben das so gemacht.

                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6147k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,88 MB ID: 3100527

                              Wir künzeln uns Kaffee für hier und Tee für die Thermoskanne und Wasser fürs Müsli. Dabei fängt es an leicht zu regnen. Ein wenig scheuer Storch streicht zwischen uns herum und bettelt die Angler um Fische an:
                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6152kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,89 MB ID: 3100530
                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210801_095742k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,56 MB ID: 3100528

                              Fast 2h später fahren wir weiter. Es regnet jetzt eine ganze Weile. Es geht vorbei an Breslau und weiter die A4 und die A18. Die nächste Station liegt bereits in Deutschland. Roland, mit dem wir vor 3 Jahren am Baikal paddeln waren, wollte, dass wir ihn besuchen kommen, er hätte auch noch ein Solarpanel für uns als Ersatz für das auf der Weichsel-Insel verlorengegangene.

                              Um 4 sind wir am Grenzübergang Łęknica - Bad Muskau und fahren über die Neiße-Brücke. Die deutschen Zöllner sitzen gelangweilt im Wagen, hier gibt es keine Kontrollen, oder wenn, dann nur stichprobenartig.
                              15km weiter sind wir im kleinen Ort Schleife, wo Roland seit ein paar Monaten wohnt. Jensen, mit dem wir auch schon öfters paddeln waren, ist ebenfalls gerade zu Besuch.

                              1½h später sind wir wieder auf Achse und 150km weiter daheim in Berlin.

                              ----------------

                              Nachdem wir bereits die letzten Sommerferien in Polen paddelten, war auch diese Tour wieder sehr schön. Am besten gefiel mir dieses Jahr die Weichsel mit ihrer phantastischen Flusslandschaft.
                              Der San hat mich schon viele Jahre interessiert, ich bin froh, dass ich ihn kennengelernt habe, aber ich würde ihn wahrscheinlich nicht noch einmal befahren wollen.

                              Naja, nun ich bin gespannt, wohin es uns die nächsten Jahre noch verschlagen wird. Dank Omikron werden wir ja im Verlaufe des ersten Halbjahres 2022 endgültig vom Corona-Ausnahme- zum Normalzustand zurückkehren und damit sollten auch die Reisemöglichkeiten wieder vielfältiger werden. So jedenfalls meine heutige Prognose.
                              Zuletzt geändert von Spartaner; 17.12.2021, 08:36.

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