[AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

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  • blauloke
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    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Danke für den schönen, ruhigen Bericht.
    Irgendwie habe ich immer das Gefühl, je weiter weg eine Gegend ist umso abenteuerlicher ist es dort.
    Du zeigst, dass es auch anders geht und man ganz normal wandern kann.

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  • Ljungdalen
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    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
    Überrascht war ich auch vom (post)modernen Bahnhofsgebäude.
    Ziemlich typisch für die UdSSR der 1970er/1980er. Auch an anderen Strecken, die in der Zeit gebaut wurden, bspw. Baikal-Amur-Magistrale in Sibirien.

    Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
    Die Bahn in Armenien fährt ja nur noch auf wenigen Strecken.
    Ich bin 1991, im (vor)letzten Jahr, als das ging, noch Zug von Kapan nach Jerewan gefahren. Stück durch den äußersten Westen Aserbaidschans (noch nicht von Armenien besetzt), entlang der iranischen Grenze/Araks über Meghri und dann durch das aserbaidschanische Nachitschewan. Bürgerkrieg war schon im Gange, aber im Sommer '91 gerade ruhige Phase, da fuhr der Zug nochmal. Sehr gruselig. Viele Armenier haben sich nicht getraut mitzufahren. An den Grenzen Panzer und Schwerbewaffnete auf beiden Seiten. Über nacht, kein Licht im Zug, solange der durch Aserbaidschan fuhr. Man sollte auf Hinweis des Zugbegleiters auch besser nicht ans Fenster gehen, um keine Steinwürfe zu "provozieren". Ging aber gut, außer dass der Zug immer wieder (offensichtlich grundlos) aufgehalten wurde, sodass er dann auf der nicht sonderlich langen und kaum befahrenen Strecke 4 Stunden Verspätung hatte.

    Später noch Jerewan-Alawerdi und Alawerdi-Tiflis... schon damals heruntergewirtschaftet (die Züge! der Streckenzustand!)...

    Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
    Zumindest was Wasser anbelangt scheint die neue Regierung auch investitionswillig zu sein.
    Oha, immer noch ein Problem? Auch 1991: in Plattenbausiedlung im Norden Jerewans, wo wir bei Bekannten waren, wurde Wasser pro Tag ein-zwei Stunden angestellt. Kontraproduktiv, obwohl verständlich: in der Zeit drehten *alle* das Wasser voll auf, um Badewannen als Wasserspeicher zu füllen. Das tröpfelte dann nur.

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  • Taunuswanderer
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    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
    Ja. Wurde zu Sowjetzeiten (in den 1980ern) dran gebaut, aber nie in Betrieb genommen.



    Strecke ca. 1985/1986 in Betrieb genommen (inkl. 8,3 km langer Pambak- a.k.a. Meghradsor- a.k.a. Idschewan-Tunnel, längster Armeniens und überhaupt des Kaukasus, plus ca. 1,5 km langer Tunnel in Dilidschan). 1988 grenzüberschreitender Verkehr nach Aserbaidschan und gesamter Personenverkehr (auch innerarmenisch) auf der Strecke eingestellt. 1994 wegen Erdrutsch Strecke Richtung Idschewan stillgelegt. 2012 gesamte Strecke inkl. Tunnel aufgegeben. Da wurde viel Geld verpulvert.
    Die vielen Tunnel und Brücken rund um Dilijan habe ich gesehen und mir auch schon gedacht, dass das nicht billig war. Überrascht war ich auch vom (post)modernen Bahnhofsgebäude.

    Die Bahn in Armenien fährt ja nur noch auf wenigen Strecken. Für Reinvestitionen fehlt ganz offensichtlich das Geld und so wird es nur noch eine Frage der Zeit sein bis die Metro in Yerevan als einziges Schienenverkehrs-Angebot übrig bleiben wird. Schade. Aber auf der anderen Seite gibt es auch noch dringendere Infrastrukturaufgaben die zu erledigen sind. Allen voran eine gute Wasserversorgung in einem Land, welches eigentlich genug davon hat. Und abseits der Fernstraßen (und Klosteranbindungen) und der Hauptstadt ist die Straßeninfrastruktur auch ziemlich dürftig. Zumindest was Wasser anbelangt scheint die neue Regierung auch investitionswillig zu sein.

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  • Ljungdalen
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
    Könnte mal eine Seilbahnstation gewesen sein?...
    Ja. Wurde zu Sowjetzeiten (in den 1980ern) dran gebaut, aber nie in Betrieb genommen.

    Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
    ...da fährt schon lange nix mehr...
    Strecke ca. 1985/1986 in Betrieb genommen (inkl. 8,3 km langer Pambak- a.k.a. Meghradsor- a.k.a. Idschewan-Tunnel, längster Armeniens und überhaupt des Kaukasus, plus ca. 1,5 km langer Tunnel in Dilidschan). 1988 grenzüberschreitender Verkehr nach Aserbaidschan und gesamter Personenverkehr (auch innerarmenisch) auf der Strecke eingestellt. 1994 wegen Erdrutsch Strecke Richtung Idschewan stillgelegt. 2012 gesamte Strecke inkl. Tunnel aufgegeben. Da wurde viel Geld verpulvert.

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  • Taunuswanderer
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    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Encore
    27. September 2019, Von Teghut nach Dilijan mit viel Industriekultur und der Dilijanklamm

    Eine kleine Zugabe gibt es noch: ich nehme nicht das Taxi zu meiner letzten Unterkunft in Armenien, sondern gehe zu Fuß durchs Aghstev-Tal. Ziel ist ein kleines Ökohotel mit Bauernof (oder war es umgekehrt? - egal) drei Kilometer außerhalb Dilijans...


    nimmt auch Zeltgäste. Ich habe jedoch die Weicheivariante zum Abschluss gewählt...

    Los geht es erst mal über den Tbilisi-Highway und kurz danach über eine Seitenstraße, welche auch als Wanderweg ausgewiesen ist...



    Die Route führt vorbei an jeder Menge Höfe, Restaurants und Hotels. In den -Außenbezirken von Dilijan dann zunehmend an (ehemaligen) Industrie- und Gewerbebetrieben. Dilijan war zu Sowjetzeiten nicht nur Kur- und Erholungsort, sondern auch ein kleiner Industriestandort. U.a. gab es hier eine Elektronikfabrik, welche den Fall des eisernen Vorhangs allerdings nicht allzulange überlebt hat...



    ...und wo Industrie war, kann die Bahn ja nicht weit sein...


    ...da fährt schon lange nix mehr...

    Den Bahnhof hätte ich mir gerne noch genauer angeschaut. Allerdings hält mich ein Köter davon ab :-(

    Der spannendere Teil meiner letzten Wanderung verbirgt sich allerdings „hinterm Güter-Bahnhof links“. Da geht es ganz unscheinbar ein kleines Seitental hinein...


    der unscheinbare Einstieg

    ...in die Dilijanklamm. Wobei „Dilijanklamm“ auf meinem Mist gewachsen ist. Offiziell heißt der Wanderweg „Whispering Waterfall Trail“. Alsbald kommen feuchte Abschnitte...







    ...und welche zum kraxeln...


    hier muss ich hoch - ohne Rucksack - den deponiere ich hier

    ...und Abschnitte welche nicht ganz eindeutig markiert sind. Hochwärts folge ich teilweise der alten Markierung mit T3+ Stellen, runterwärts sehe ich die neue Markierung, das ist dann nur noch normales Wandern...


    ...nein hier muss man nicht über den Fels kraxeln, man kann hinten rum...


    ...die „neue“ Wegführung ist noch nicht so oft begangen worden. Die Spuren verlieren sich im Gras...

    Am Ende des Trails wartet dann der flüsternde Wasserfall. Der Name ist natürlich Programm...



    Im zurück verlaufe ich mich dann noch ein wenig...


    Ups. Ausblick auf Dilijan sollte ich eigentlich nicht haben.


    ...irgendwo falsch abgebogen...

    ...GPS vom Handy ist nicht wirklich hilfreich. Zu eng ist die kleine Schlucht und zu viel Bäume verhindern einen guten Empfang. mit etwas Verzögerung finde ich zurück zu meinem Rucksack...


    wie komme ich da vernünftig runter? (Notiz an mich selbst: Rucksack das nächste mal nicht in der Fallzone parken, schon gar nicht mit den Trekkingstöcken nach oben...)

    Nach dem Abenteuer geht es abermals am Bahnhof vorbei. In Dilijan trinke ich ein Nachmittagskäffchen und begebe mich dann über einen bewaldeten Weg zu meiner Unterkunft. Ein entspannter Abschluss...





    - THE END -

    Der Rest ist etwas Entspannen auf dem Urlaubsbauernhof, eine Rückfahrt nach Yerevan bei teils strömenden Regen, eine Touri-Sightseeing-Tour in Armeniens Hauptstadt, sowie etwas Zeit am Flughafen totschlagen. Nichts was ich hier ausführlich beschreiben müsste...

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    26. September 2019, Who let the Dogs out? Wuff, wuff, Wuff-wuff! Mein TCT-Finale

    Morgens um halb sieben im Dilijan Nationalpark...


    Morgenrot, schlecht Wetter droht!

    Heute stehen meine letzten Kilometer auf dem TCT an. Doch zuerst mal Frühstück mit nicht gänzlich überraschendem morgendlichen Besuch...



    Los geht‘s. Weit komme ich allerdings nicht. Nach wenigen hundert Metern werde ich gestoppt. Ich habe drei aggressive Hunde vor mir (ein vierter bellt aus dem Hintergrund).

    Hier komme ich nicht durch

    Wir treten alle den Rückzug an. Schritt für Schritt...



    ...und ich nehme einen steilen Umweg in Angriff...



    ...in der Hoffnung, dass da nicht überraschend eine Felskante oder ein anderes Hindernis kommt. Kommt nicht (Karte und OSM sind hier wirklich sehr gut).

    Ein kurzer Blick zurück zu den Hunden


    hier führt der TCT mitten durchs Gehöft... ...wenig empfehlenswert

    Nach dem Gehöft ist dann auch Ende Gelände, was markierte und ausgebaute Wanderwege anbelangt. Heute ist wieder hohes Gras und mehrere kleine Abschnitte sind weglos...


    irgendwo hier geht’s lang...


    ...oder doch hier?


    hier auf jeden Fall unterhalb vom Fels...


    ...das ist einfacher...

    Mal scheint die Sonne...


    blau blüht‘s am Wegesrand

    ...mal fängt es leicht an zu tröpfeln. Derweil wandere ich durch das nächste Gehöft, wo der der nächste Hofhund um die Ecke lugt, da biege ich doch glatt scharf links ab...



    Zur Mittagszeit erreiche ich das Kloster Haghartsin...





    ...wo ich im Inneren nicht nur einen leichten Regenschauer aussitzen kann, sondern beim Klosterkiosk mich auch für den Nachmittag stärke. Es gibt hausgemachte Limo und traditionelle armenische Backwaren, direkt vor Ort gebacken...



    Nachmittags mache ich noch einen kleinen Abstecher über den „Hidden Waterfall Trail“. Ein touristisch ausgebauter „Premiumweg“. Aber der einzige Tourist bin zu diesem Zeitpunkt ich. Die anderen lümmeln im und am Kloster herum. Mir ist’s recht...











    ...anschließend geht es zurück zum Kloster. Ursprünglich hatte ich geplant hier zu übernachten - quasi alle Klöster in Armenien haben eine „informal campsite“, wo man, wenn man freundlich fragt, sein Zelt aufschlagen darf. Allerdings ist es noch ziemlich früh und noch sind hier ziemlich viele Leute unterwegs. Ich spicke mal etwas auf mein Handy: Wetterbericht: so lala. Nächste Campstelle: in der Nähe eines möglichen Gehöfts - das riecht nach Hund! das nächste Gestehaus: im Tal. Quasi „en Route“ für meinen Erholungstag morgen. Da ist auch noch ein Zimmer frei. Die Gelegenheit nutze ich und mache mich dann auf den Weg ins Tal...
    ...also „same procedure as everytime“... zur Mittagszeit des jeweils 5. Tourtages besuche ich ein Kloster und danach geht es entlang der Straße talwärts in die Unterkunft...

    ...doch zuerst mal noch die Aussicht genießen...



    ...von einer etwas fragwürdigen Plattform aus...


    Könnte mal eine Seilbahnstation gewesen sein? An der Talstation wartet der übernächste Köter

    Die Straße ist mal wieder gesäumt mit dutzenden Picknickmöglichkeiten...



    ...und eine Kuh darf auch nicht fehlen...


    ...bringt nichts aus der Ruhe. Weder Busse noch Taunswanderer können beeindrucken...

    In Teghut angekommen, blicke ich zurück...



    ...und denke mir, dass es nicht die schlechteste Entscheidung war ins Tal abzusteigen. Ich beziehe meine Unterkunft, wasche mich und mein Zeugs und besorge mir dann erst mal ein Bierchen...


    Erfolgreiches Tourende. Da stoße ich mit mir an

    Geschafft.

    Ende Kapitel drei

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    25. September 2019, zurück in die Natur

    Heute geht es steil hinauf (über 1100 hm) auf die Nordseite des Dilijan Nationalpark. Doch zuerst muss ich noch gute 4-5 Kilometer durch Dilijan. Vorbei komme ich auch an diesem Denkmal, welches an den Großen Vaterländischen Krieg (Deutsch-Sowjetischer Krieg, 2. Weltkrieg) erinnert...


    Monumentale Erinnerung an die Gefallenen

    Noch etwas zu Dilijan: hier herrscht gerade ein kleiner Bau-Boom und reichlich Aufbruchstimmung. Nach jahrelangem Niedergang - nach dem Fall des eisernen Vorhangs - wird hier wieder kräftig investiert. Die Nationalbank von Armenien hat ihren Sitz hierher verlegt und es wird auch ganz kräftig neu gebaut. Vieles auch für den wieder aufstrebenden Tourismus...



    ...doch nun zurück zum Wanderweg. Der TCT folgt zunächst dem Fluss Aghtsev und danach dem Bächlein Bldan. Bis zum Kloster Jhukthavank, welches ich heute auslasse. Ab da geht es steil bergauf durch locker bewaldete Abschnitte und zwischendurch gibt es das eine oder andere kleine Fotomotiv am Wegesrand...





    Nach gut achteinhalb Kilometern, der halben Tagesdistanz heute, passiere ich einen Bauernhof. Es Kreuzen ein paar aufgeregte Hühner den Weg, sowie eine tiefenenspannte Schweinefamilie...





    Die Nordseite des Nationalparks ist deutlich trockener als die zuvor durchwanderte Südseite. Die Wälder weniger Dicht und die Baumgrenze scheint etwas tiefer zu sein (vermutlich ist Wasser und Fels hier der limitierende Faktor)...



    Oberhalb des Waldes lockt dafür ein guter Blick ins Tal...



    ...sowie auf die Felslandschaft an der nördlichen Grenze des Nationalparks...



    Der Weg wechselt heute zwischen landwirtschaftlich genutzten Staubpisten, naturbelassenen Feldwegen und extra angelegten Single Trails...


    zugewachsener Feldweg


    extra angelegter Wanderweg


    tote Schlange auf dem staubigen Feldweg…


    der ist noch quicklebendig

    Gegen halb sechs schlage ich dann mein Zelt vor ganz netter Kulisse auf. Kurz zuvor habe ich noch meine Wasservorräte an einem Bach aufgefüllt.

    Auf einen Ebenen Schlafplatz muss ich heute allerdings verzichten, piksende Disteln gibt es hier leider auch

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    24. September 2019, Dilijan Sightseeing

    Hardcore-Naturliebhaber können diesen Tag überspringen. Ich bewege mich zwar weiterhin mit eigener Muskelkraft fort, aber es wird urban!

    Aber von vorne. Täglich grüßt das Kondens-Murmeltier...





    ...daher begebe ich mich auf die nächste sonnige Wiese...



    ...und genieße die Aussicht...



    ...und beobachte Vögel...



    Ansonsten ist die Gegend hier gut durchsetzt mit Picknickplätzen und Brunnen...



    ...nur wenige Wanderminuten von Dilijan entfernt, dürfte hier Wochenendes einiges los sein. Es gibt sogar Klohäuschen Aus Holz mit Komposttoilletten. Keine zweieinhalb Kilometer bis ins „neue“ Stadtzentrum von Dilijan liegen jetzt vor mir und ich Mache mich auf, nachdem alles getrocknet ist...


    sowjetische Moderne prägt das „neue“ Stadtzentrum (Bilder links oben und unten und rechts oben) - das Dilijan Monument steht an anderer Stelle (Bild rechts unten)

    Ich schlendere weiter durch die Stadt, in der es viele Skulpturen, Mauerverziehrungen, etc. gibt...



    ...jede Menge dem Verfall preisgegebene Gebäude...



    ...aber auch schick renovierte alte Bausubstanz (als Hotel und Touristenattraktion)...



    ...sowie einige hippe Cafés und Restaurants. In einem der letzteren mache ich Mittagspause und speise traditionelle armenische Gerichte von noblen Tellern...



    Nachmittags checke ich dann in meiner Unterkunft ein und dusche und wasche erst mal, bevor ich nochmals raus gehe. Eine glückliche Entscheidung, da später das Wasser in ganz Dilijan abgestellt wird. Und zwar bis 9 Uhr am Folgetag. Die Leute hier sind das schon gewohnt und haben für Nachts und für das Frühstück Wasser gebunkert....

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    23. September 2019, Wald, Wald und Wald und ein bisschen Tourismus

    Während des Frühstücks höre ich eine Kuhglocke (gibt es hier sehr vereinzelt) und Hirtenrufe. Es tauchen erst Kühe und später auch zwei Kuhhirten auf...


    im Frühtau zu Berge... ...zieht die Kuhherde

    Zelten auf einer kleinen Wiese im Wald bei Temperaturen knapp über null bedeuten mal wieder ein feuchtes, nein, ein patschnasses Zelt, welches ich auch so einpacke. Bis hier die Sonne hinkommt und das alles trocken wird, wäre Mittag. In gewohnter Manier ziehe ich erst mal los über „taufrische“ bis leicht angefrostete Wiesen...





    ...nach wenigen Kilometern erreiche ich das Dörfchen Gosh, wo ich schon erwartet werde...


    ...wartet auf mich, darf aber trotzdem nicht mit...

    Auch heute komme ich mal wieder an einem Kloster vorbei. Das hat allerdings noch nicht geöffnet und somit sind auch noch keine anderen Touristen unterwegs. Ich kann die Außenanlagen alleine besichtigen...


    Blick auf Goshavank





    Es geht bergauf...


    Rheinsteig oder TCT im Dilijan NP? Teil 2

    ...und auf einem begrasten Hügel oberhalb von Gosh mache ich Brotzeit- und Trockenpause...



    ...und genieße die Aussicht...


    Blick auf den Dilijan NP Rund um Gosh

    Auch heute geht es wieder vielfach durch sehr grüne Wälder...



    ...und falls jemand wissen möchte, ob denn schon Pilze stehen? Ja, das tun sie...





    Gegen Mittag komme ich an den Abzweig zum Parz Lake...



    ...die Gelegenheit nutze ich und mache dort Mittagspause. Doch zuerst erwische ich endlich das „Monster“ aus den trüben Schlammpfützen. Schon mehrfach hat sich heute in den zahlreichen Pfützen etwas bewegt und geblubbert. Doch die Pfützen hatten alle maximal 1 cm Sicht und somit konnte ich außer trübem Wasser nix sehen. Jetzt habe ich „es“ erwischt...


    “Schlammmonster“ in einer ausnahmsweise klaren Pfütze

    Parz Lake ist ziemlich touristisch ausgebaut...



    ...es gibt ein Restaurant mit riesiger Außenfläche (in welchem ich esse und dafür mal wieder eine mitgebrachte Mahlzeit im Rucksack verbleibt), Kinderspielgerät, Privathüttchen zum Mieten, einen kleinen Actionpark mit Seilbahnen, wo man sich dran hängen und über den See gleiten kann, ...und so weiter und so fort.



    Der Ansturm Montag mittags in der Nachsaison ist allerdings ziemlich übersichtlich. Dafür gibt es Action beim reichlich vorhandenen Schwimmgetier...


    noch ist Federpflege angesagt, aber gleich gibt es...


    ...Brotalarm!!!

    Nachmittags geht es dann wieder durch grüne Wälder...


    Naturwald vs. Schilderwald

    ...bis ich kurz vor Dilijan bin und mein Tempo ziemlich drossele, da ich noch im Nationalpark übernachten möchte. Dilijan samt Stadtbesichtigung habe ich mir für den folgenden Tag vorgenommen und dafür auch schon eine feste Unterkunft dort gebucht. Am späten Nachmittag schlage ich mein Zelt an einem schönen Plätzchen auf...

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
    Die rechteckig geführten Rohre sind übrigens die Zuleitungen der örtlichen Gasversorgung zu den Höfen.
    Exakt. Die sind auch häufig gelb angestrichen. Wasser sieht dann gegebenenfalls so aus:


    Wasserversorgung in der Nähe von Garni

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  • EbsEls
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Zitat von Taunuswanderer Beitrag anzeigen
    Die rechteckig geführten Rohre sind übrigens die Zuleitungen der örtlichen Gasversorgung zu den Höfen.
    Zuletzt geändert von EbsEls; 21.11.2019, 21:15. Grund: Grammatik ein wenig verbessert

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Kapitel drei: Eine kleine grüne Abschlussrunde mit viel Erholung im Dilijan Nationalpark

    Nach dem Frühstück nehme ich mir ein Taxi nach Yerevan: ein ziemlich alter alter Lada, dessen Fahrer nochmals ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat. Eine entspannte Fahrt. Im Außenbezirk von Yerevan buche ich mir dann ein Komfort-Taxi nach Khachardzan. Einen Namen den ich nicht aussprechen kann und ein Dörfchen, was der Taxifahrer auch nicht kennt. Die Taxi-App aber schon und das Navi zeigt auch in die richtige Richtung. Es kann losgehen. Der Taxifahrer kann ein paar wenige Wörter englisch, aber nicht so viel, dass er mir erklären kann, dass er noch LPG nachtanken muss - selbiges dauert nämlich ein paar Minuten länger als Benzin zu tanken und man muss das Auto verlassen. Um mir diesen Sachverhalt zu erklären ruft er seine Tochter an und lässt diese übersetzen. Es geht über eine ziemlich gut ausgebaute Autobahn (M4 Dilijan Highway) nach Sevan. Dort geht es kurz entlang des Sees und bis hier sieht alles noch so aus, wie man es auf den Bildern weiter oben gesehen hat. Es überwiegen Gelbtöne in der Fläche und etwas grün in den Siedlungen. Dann folgt eine Fahrt durch den Sevan-Dilijan-Tunnel. Danach ist man gefühlt in einer anderen Welt. Alles grün. Viel Wald. Dichter Wald vor allem. Wow. Mit dem Taxi geht es jetzt noch eine gute halbe Stunde hinab und durchs Tal. Khachardzan liegt am anderen Ende des Nationalparks...

    22. September 2019, Es grünt so grün in Dilijans Nationalpark

    Der Startpunkt liegt auf gut 1000 m Höhe. Ich bin also deutlich niedriger unterwegs als bislang. Um halb zwölf verabschiede ich mich vom Taxifahrer und wandere los...


    an einem Bauernhof in Khachardzan

    ...nach wenigen hundert Metern kommt ein Auto vorbei und ich werde gefragt, ob ich Hilfe benötige - „I know you‘re hiking. Do you need any help or have any questions?“ - „No. Thanks very much.“ Wow. Schon wieder sehr hilfsbereite Menschen. Nicht die letzten heute. Es geht weiter durch das Dörfchen auf markierten Wegen...



    ...und klapprigen Brücken...



    Die Gegend hier wird auch gerne mal als „Little Switzerland“ oder „Armenian Switzerland“ tituliert. Nicht ganz unpassend aber bei mir weckt die Landschaft eher Assoziationen an den Mittelrhein, was vermutlich an den zahlreichen Laubwäldern (Eiche und Buche) und den bewachsenen grauen Felsen liegt...


    Am Rheinsteig oder im Dilijan NP?

    Gleichwohl sind die Berge hier etwas höher als am Rhein. Nach einem kurzen Talweg geht es dann auch gleich mal auf 1600 m hoch. Unterwegs treffe ich auf die erste Wanderwegmarkung des TCT...


    Vom Bären gestreichelt?

    Weiter geht es durch mehr oder minder dicht bewaldete Abschnitte...




    trotz trockener Jahreszeit gibt es im Dilijan Nationalpark viele matschig-schlammige Abschnitte

    ...und durch Obstgärten (viel Apfel) und über Wiesen. Auf letzteren werden auch gerade die letzten Fuhren Heu eingebracht...





    Heute ist zum ersten Mal etwas Wanderverkehr. Von Wanderautobahn möchte ich aber bei 23/24 Tageswanderern (davon eine Gruppe mit 17/18 Leuten) noch nicht sprechen.


    Die Almkühe erinnern dann eher an die Schweiz...


    Chermakavan - alte Steine gibt es auch hier zu besichtigen.

    Ursprünglich hatte ich mit einer späteren Ankunft am Trailhead gerechnet. Zudem stellten die Höhenmeter und Wanderwegverhältnisse Weniger ein Problem dar. Wetter ist auch gut. So mache ich mich weiter auf zum Gosh Lake, wo der TCT eine „suggested wild camping area“ markiert hat...



    ...diesen erreiche ich gegen 16 Uhr 30...


    Gosh Lake - idyllisch im Wald gelegen und Wochenende ein beliebtes Picknickziel

    ...und treffe dort ein paar Familien beim Sonntagspicknick an. Von der Familie auf dem befestigten Picknickplatz bekomme ich einen Tee angeboten und wir unterhalten uns ganz gut auf Englisch. Die Ehefrau spricht perfektes Englisch und der Ehemann ebenfalls fließend. Ich werde gefragt, wo ich übernachte? „Draußen in meinem Zelt, welches ich dabei habe.“ antworte ich. Ich ernte leicht ungläubige Blicke und den Ratschlag, dass ich vorsichtig sein soll: hier gäbe es gefährliche Tiere. Bären und so.
    Zum Tee gibt’s Kekse und dann noch eine Baked Potato, etwas Grillkäse und Gurken. Ich bin satt.
    Die Familie ist am einpacken und bietet mir noch massenhaft übriggebliebene Picknick-Snacks an. Ich bedanke mich für das Essen und den Tee. Das Angebot der weiteren Snacks lehne ich aber dankend ab: mein Rucksack sei schon voll und ich muss das alles tragen...das ist aber nur ein Grund. Der andere: ich möchte auch keine stark riechenden, offenen Lebensmittel im Rucksack haben - hier gibt es ja Wildschweine und Bären...

    Eine kleine Nebengeschichte: Wieder ein Abendessen gespart. Am Ende meiner Reise fliegen gut 3000 kcal Tütenfutter und 2x580 kcal Notration wieder zurück nach Deutschland. Und das obwohl ich für nur 8 Tage Tütenfutter dabei hatte. Aber zum einen habe ich unterwegs in den festen Unterkünften immer gut gegessen, unterwegs einiges angeboten bekommen und meine Einkäufe in Armenien waren auch großzügig berechnet...

    Ich bleibe noch ein wenig beim Thema Essen. Hier am Gosh Lake werde ich nicht übernachten. Da ist überall Barbecueduft in der Luft und auch Essensreste liegen rum. Meine Teegastgeber darf ich hier lobend erwähnen: die haben alles sauber aufgeräumt und den Picknickplatz in ordentlichem Zustand hinterlassen. Leider ist das in Armenien nicht der Normalzustand. Da wird das wie am Frankfurter Mainufer gehandhabt. Mit dem kleinen Unterschied, dass Frankfurt viel Geld ausgibt um den Müll einzusammeln. Das ist hier (noch) nicht drin. Wobei gerade im Dilijan NP schon viele Mülltonnen (mit passenden Verriegelungen gegen Wildzugriff) aufgestellt wurden. Kurzum: ich schaue auf die Karte und identifiziere einen geeigneten Platz für die Nacht in etwa etwa anderthalb Kilometern Entfernung.

    Auf einer kleine Lichtung übernachte ich.
    Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 21.11.2019, 21:32. Grund: Endredaktion vergessen

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Intermezzo mit noch mehr alten Steinen
    21. September 2019, Ruhetag in Garni

    Nach 105 Kilometern in den letzten fünf Tag gönne ich mir heute einen Ruhetag in Garni. Natürlich kann ich im Ausland nicht ruhig rumliegen (wenn ich nicht gerade einen Sonnenstich habe). Schließlich könnte ich draußen ja was verpassen. Und so begebe ich mich nach dem Frühstück nach draußen und drehe eine kleine Runde zu Fuß...

    ...erst mal den römischen Tempel genauer inspizieren...


    im 17. Jahrhundert bei einem Erdbeben zusammengefallen und in den Siebzigern wieder aufgebaut...


    ...es stand noch viel Originalbausubstanz zur Verfügung...

    Auf dem Gelände gibt auch sonst noch allerhand Ausgrabungsergebnisse zu bestaunen. Sowohl aus römischer Zeit, als auch aus Zeiten davor und danach...



    Anschließend mache ich einen Abstecher ins Khoshrov Waldreservat. Es gibt dort zwei kurze Routen, welche man ohne Guide machen darf. Dazu muss ich jetzt aber erst mal durch Garni...


    Wer hier wohl begraben liegt?

    ...und durchs Geghard-Flußtal...


    ...hinab...


    ...und auf der anderen Seite wieder hinauf...

    Beim Ranger im Visitor-Center des Waldreservats darf man dann knappe 6 Euro für den Eintritt berappen. Es gibt hier übrigens einen kostenlosen Zeltplatz für diejenigen, die auch in (der Nähe von) Garni lieber draußen übernachten.

    Der Nadelwald duftet ganz fantastisch hier und der (mutmaßlich) natürlich gewachsene Baumbestand ist schön anzuschauen. Was ein Kontrast zu deutschen Monokulturen...



    Die Route zur Klosterruine Havuts Tar hat allerdings auch Nachteile. Sie führt recht zivilisationsnah entlang der Grenze des Waldreservats auf der einen und Garni/Goght/Geghard auf der anderen Talseite entlang. Und so bleiben Tierbeobachtungen größtenteils aus. Schmetterlinge, ein paar kleiner Vögelchen, Eidechsen und Heuschrecken gibt es zu sehen...



    Die einfache Strecke zu Klosterruine ist nur zweieinhalb Kilometer lang, hat aber auch gute 300 Höhenmeter. Da komme ich bei der Sommerhitze hier schon gut ins Schwitzen, auch ganz ohne mein schweres Gepäck heute.


    das Kirchengbeäude von Havuts Tar bzw. die Reste davon




    Reste vom Kloster



    Ist übrigens schwer was los hier: Armenische Familien bei einer der Lieblingsbeschäftigungen am Wochenende: Picknick mit Barbecue. Es wird groß (und damit meine ich GROSS) aufgetischt...



    ...und man kann es schon ahnen, ohne Vodka und etwas Smalltalk komme ich hier nicht vom Kloster-Hof...

    ...nach dem halben Rückweg nehme ich dann ausnahmsweise mal eine angebotene Mitfahrgelegenheit an. Ist ja schließlich mein Ruhetag. 14000 Schritte und damit rund zehn Kilometer stehen dann am Nachmittag dann trotzdem auf der Uhr
    Jetzt lege ich doch noch etwas die Füße hoch, bevor ich das Abendessen auf der Terrasse genieße...



    ...“Angry Cat“ möchte auch etwas abhaben...



    Ein schöner Erholungstag! Der Dilijan Nationalpark kann kommen...

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Danke für die Schlangenkunde, simurgh. Dass es dort die ein oder andere Giftschlange gibt war mir klar. Erfreulicherweise hatte ich mit diesen keine überraschenden Momente. Von den Reptilien sind mir nur Eidechsen lebendig untergekommen. Und bei denen war ich immer zu langsam zum Fotografieren

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  • simurgh
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Seit frühester Jugend interessiert und fasziniert auch mich diese Ecke. Schuld daran sind sicher die damals regelrecht "verschlungenen" Bücher von Ananjan Wachtang. Leider war ich immer noch nicht dort! Deshalb ein dickes Danke auch von mir fürs Mitnehmen und Wachhalten von noch nicht erfüllten Reisewünschen.

    Zur Schlange: Auch wenn die Sandboa dort heimisch ist, verrät die eckige Kopfform der Schlange, daß wir diese Art getrost ausschließen können. Auf der Straße liegt mit Sicherheit eine erschlagene/überfahrene Giftschlange!

    Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das eine Levanteotter. In der Fachliteratur wir die Unterart Macrovipera lebetina obtusa beschrieben.
    http://reptile-database.reptarium.cz...ecies=lebetina
    https://www.inaturalist.org/taxa/105...ipera-lebetina

    Die Armenische Bergotter käme zwar auch infrage. Diese würde ich trotz eventueller Farbvarianzen fast ausschließen.
    https://www.inaturalist.org/taxa/200...ivipera-raddei

    Herpetologisch gesehen, gibt es in der Gegend einiges zu entdecken.
    Zuletzt geändert von simurgh; 20.11.2019, 10:37. Grund: Tipfehler

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  • Taunuswanderer
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    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
    Faszinierende Ecke, Natur und Kultur vom feinsten. Und die Leut so nett. Danke fürs Mitnehmen!
    Die überfahrene Schlange: Sandboa?
    Gerne. Mit Schlangen kenne ich mich nicht so aus. Die Schmetterlingsfänger aus München, welche ich am übernächsten Tag getroffen habe, meinten es wäre eine ungiftige Viper (armenische Viper?) edit: wobei gerade mal nachgeschaut: ungiftig und Viper schließt sich wohl aus...
    Zuletzt geändert von Taunuswanderer; 19.11.2019, 23:59.

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  • ronaldo
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    Faszinierende Ecke, Natur und Kultur vom feinsten. Und die Leut so nett. Danke fürs Mitnehmen!
    Die überfahrene Schlange: Sandboa?

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    20. September 2019, ...mehr alte Steine!

    Frühmorgens in Armenien...


    im Vordergrund rechts übrigens ein kleiner Friedhof

    ...die Nacht war lauwarm - überraschenderweise, denn ich bin noch auf 2590 m Höhe. Aber ich merke, wie der Wind die warme Luft aus dem Westen hier hinaufträgt.

    Heute stehen weitere 1200 hm Abstieg an und ein Großteil der Strecke wird über befestigte Wege und Straßen gehen. Zuerst geht es aber noch ein paar km durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet und über angenehme Feldwege...



    ... wieder mit guter Wasserversorgung...


    hier hätte ich besser mehr aufgefüllt - es wird heiß heute

    ...und schon nach fünf Kilometern erreiche ich die Siedlungsausläufer von Geghard. (Wer jetzt auf Natur pur steht kann sich jetzt ausklinken und beim nächsten Kapitel wieder reinschauen )
    Zunächst gibt es nicht ganz unübliche Hinterlassenschaften an den Randgebieten armenischer Gemeinden...



    ... und alsbald folge ich der Straße von Goght bis zum Kloster Geghard...


    ...überfahren...


    sozialistisches Überbleibsel - Teil eines Rastplatzes auf dem Weg zum Unesco-Welterbe


    zahlreiche Bäckereien säumen den Weg. Ich bin allerdings noch früh dran und komme so nicht in Genuß frischen Brotes. Schade


    ...von der Abgeschiedenheit zum Massentourismus in wenigen Kilometern...

    Das Kloster liegt, wie schon Noravank, gut geschützt im hinteren Abschnitt eines engen, früher schwer zugänglichen, Tales. Die Gebäude machen auf mich zunächst einen eher normalen, wenig spektakulären Eindruck...


    Eingangsbereich


    Innenhof


    in Fels gehauene Kreuzsteine (Khachkare)

    Die wahre Pracht verbirgt sich im inneren. Reichhaltige direkt aus dem Fels gehauene Räume samt Altaren und reichhaltigen Verzierungen...






    alles in den bzw. aus dem Fels gehauen





    ...nach der Besichtigung geht es dann erst mal ins nahegelegene Restaurant, von wo ich auch einen schönen Ausblick auf die gegenüber liegende Talseite und das Khoshrov-Waldreservat habe...



    Nach der Stärkung und Löschung des Durstes wandere ich dann entlang der Straße gute zehn Kilometer zu meiner heutigen Unterkunft, einem kleinen, familiär geführten Gästehaus in Garni, wo ich den Abend gemütlich mit einem Glas Chai (Tee) auf der Terrasse mit Blick auf den römischen Tempel ausklingen lasse...



    Ende Kapitel zwei

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    19. September 2019, Königsetappe

    Wie üblich stehe ich kurz nach Sonnenaufgang auf und frage mich, was ist das für ein weißer Belag auf der Wiese Uups. Es gab leichten Bodenfrost (Notiz an mich: Wasserfilter besser verstauen). Ich stärke mich erst mal mit Kaffee und Müsli, packe zusammen und breche dann auf. Es kommen meine Handschuhe zu Einsatz - im Schatten ist es doch Recht frisch. Erfreulicherweise komme ich alsbald in den Genuss der Morgensonne. Das Wetter ist perfekt für den Aufstieg auf den Azhdahak...



    Hierfür habe ich zwei Möglichkeiten:
    Option eins: Aufstieg über den Ostgrat (im Bild rechts), da ist zumindest laut OSM ein Weg eingezeichnet (OSM ist hier im Gegensatz zu Vayots Dzor und Dilijan NP sehr unzuverlässig), oder
    Option zwei: Teilweise wegloser Aufstieg mit viel Geröll über den kleinen Berg zwischen den beiden Schneefeldern. Das ist die im GPS-Track hinterlegte und von TCT beschriebene Variante.
    Ich nehme letztere, auch weil ich hier den schweren Rucksack nicht auf den 3597 m hohen Berg schleppen muss, sondern etwas tiefer deponieren kann.
    Die Geröllfelder sind lästig, technisch allerdings nicht allzu schwierig. Ab und zu sind Steine locker. Das übt meinen Gleichgewichtssinn.
    Nach dem Anstieg zwischen den beiden Schneefeldern geht es erst mal flach über eine Wiese und weiteres Geröll. Im Anschluss daran quere ich ein etwas steiler abfallendes Sand-/Geröllfeld oberhalb eines weiteren Schneefeldes...


    Spur vorhanden, trotzdem sehr weiches Geläuf, in welchem man leicht wegrutschen kann

    Das Geröllfeld sieht ziemlich karg aus. Bei näherem Blick findet man aber auch hier Pflanzen:



    Im Joch zwischen Red Ridge und Azhdahak parke ich mein Gepäck und mache mit leerer Wasserflasche in Richtung Gipfel auf...



    ...aber zuerst einmal einen kleinen Abstecher zum Kratersee: klarstes kaltes Wasser...


    einmal Wasserflasche füllen, bitte.

    ...und auf zum Gipfelkreuz...


    Gipfelkreuz Azhdahak


    Open-Air-Kapelle auf dem Azhdahak

    Es ist der höchste Gipfel auf meiner Armenientour. Ein schöner Wanderdreeinhalbtausender („Besteigung“ ist arg übertrieben). Bestes Wetter und ich bin alleine hier oben. Ein perfekter Tag

    Ich genieße die Aussicht...


    Red Ridge mit Ararat im Hintergrund


    Blick in Richtung Yerevan - auch grob die Richtung in welcher ich gleich unterwegs sein werde


    Panorama mit allem: Red Ridge, Ararat, wenn man genau schaut auch die Spitze des Aragats (leicht rechts der Mitte) und weitere Vulkankegel des Geghama-Gebirges

    Um halb zwölf sammele ich mein Gepäck wieder ein und mache mich auf in Richtung Geghard bzw. Garni, welches ich morgen erreichen möchte. Ab hier verlasse ich den TCT, welcher entlang der weiteren Vulkankegel vorbei am Akna Lich (See) nach Sevan führen würde.

    Für mich folgt erst mal ein Abstieg über feines, rutschiges und teils steiles Geröll. Einmal bekomme ich die Rutschbewegung nicht mehr sauber abgebremst und zack...
    ...liege ich auf dem Hosenboden bzw. auf einem meiner Treckingstöcke...


    Trekkingstock in Bananenform. Gottseidank Alu. Die Tour hält er locker noch durch

    Beim Abstieg begegnet mir dann noch der einzige Wanderer heute. Ein Italiener auf Tagestour mit schmalem Gepäck. Wo die anderen fünf Trekker abgeblieben sind? Keine Ahnung. Waren den Tag zuvor schon keine Frühaufsteher. Als ich schon ne gute Stunde Vorsprung hatte stand mindestens eines ihrer Zelte noch. Mir war‘s Recht, so hatte ich meine Ruhe auf dem Berg.
    Nach ein paar Kilometern geht es dann runter vom Geröll und weiter auf kurzgefressenem Weideland - sehr angenehm. Übrigens: Viele auf OSM eingezeichneten Wege sind hier aber entweder wieder zugewachsen oder....


    Nein, kein Weg, auch wenn auf OSM als solcher ausgewiesen - maschinelle Kartographierung hat ihre Grenzen

    ...waren auch nie welche.

    Für den Nachmittag möchte ich noch ein paar Petroglyphen besichtigen. Im TCT-GPS-Track sind dazu zahlreiche Stellen abseits des Trails markiert. Als ich aus der Ferne ein Nomadencamp entdecke, möchte ich dieses weiträumig umgehen. Das klappt nicht wirklich. Das Pferd kündigt mich schon aus gut einem Kilometer Entfernung an. Das machen die irgendwie immer. Die Hunde derweil liegen da noch faul rum und werden erst aktiv, wenn man sich 50-100 Meter dem Camp nähert. Mein großzügiger Abstand zum Camp hilft nicht. Der Nomade kommt angeritten, lädt mich auf einen Kaffee ein und fragt, ob ich auf der Suche nach den Petroglyphen sei? Exakt. Die könne ich mir ja später noch angucken. Erst mal Kaffee! Ok. Es geht in ein kleines Nomadencamp...



    ...welches aus nur einem Zelt besteht. Die Schafe sind wohl gerade unterwegs. Ich weiß auch nicht, ob das Camp, wie die ganzen anderen, mal aus mehreren Zelten bestand - die meisten haben hier ja schon abgeräumt. Auch er wird den Winter über in Yerevan sein - wenn ich das richtig verstanden habe. Er spricht kaum 50 Wörter Englisch und ich gar kein Russisch. Mit Händen und Füßen und etwas Übersetzungsapp (offline habe ich nur englisch<->Russisch zur Hand) können wir uns mühevoll etwas austauschen. Zum Kaffee gibt es dann ein süßes Stückchen dazu und hinterher einen Kennenlern-Vodka, einen Bruderschafts-Vodka und dann noch einen auf Gott. Mittagessen wäre auch noch da und ich könnte ja auch hier übernachten. Ich lehne dankend ab. Leider habe ich keine Schokolade mehr als Gastgeschenk. So wird es leider etwas Lyofood und eine 10000er Powerbank (Ladezustand ca. 70%). Eigentlich könnte er AAA-Batterien für seine Lampe gebrauchen - habe ich aber keine, dafür eine Powerbank. Ich habe zwei und die Redundanz brauche ich jetzt eh nicht mehr. Er kann sie gebrauchen Er ist sehr technikaffin und hätte auch Interesse an meiner GPS-Uhr. Die ist allerdings nicht zu haben - auch wenn er später entdeckt, dass ich mit GPS etwas „overequipped“ bin: Uhr, Smartphone und inReach...no one needs 3 GPS. Ich schon
    ...zum Abschluss bekomme ich noch Wegzehrung in Form von armenischen Minilebkuchen mit. Auf eine kleine Wegeration Vodka verzichte ich.

    Jetzt bekomme ich noch meine persönliche Führung zu den Petroglyphen...


    unterwegs zu den Petroglyphen


    Petroglyphen


    das Zweitpferd ist auch dabei...


    ...und immer mit Aufpasser...

    Die Petroglyphen sind hier zum Teil sehr alt und in vulkanisches Gestein geritzt. Allerdings sind wohl auch „aktuelle Werke“ aus den 1950er Jahren unterwegs. Wie alt die hier abgebildeten sind? keine Ahnung. Eine Felsen hat auch ein Datum drauf (irgendwann 1950) - da weiß ich allerdings auch nicht, ob das das Dokumentationsdatum von Archäologen ist, ein Gedenkstein oder ganz etwas anderes.







    Nach der Petroglyphen Tour verabschiede ich mich und folge Feldwegen bergabwärts. Auf OSM sind zahlreiche Wasserstellen vermerkt und diese Infos sind ziemlich genau erfasst. Meist sind es irgendwelche offiziellen Brunnen bzw. auf die oder andere Art improvisierte Wasserentnahmestellen für die Nomadencamps. Sämtliche weitere Nomadencamps welche ich heute durchquere - und das sind grob ein halbes Dutzend - sind allerdings schon verlassen...


    bereits geräumte Campsite


    Wasser läuft aber noch - ich fülle meine Vorräte auf


    nächstes verlassenes Camp, Nächster Brunnen

    Nach rund 18 km Tagesdistanz und 1000 hm Abstieg seit dem Gipfel schlage ich heute mein Camp um halb fünf auf. Gut ein bis anderthalb Stunden früher als sonst. Ich möchte noch genügend Abstand zum besiedelten Gebiet halten und nochmals eine Nacht in abgeschiedener Natur verbringen. In der Nähe meiner heutigen Campstelle habe ich auch wieder Mobilfunkempfang (im Gegensatz zu den letzten drei Tagen und Nächten), samt Internet (3G). Letzteres nutze ich für ein Wetter- und Nachrichten-Update, sowie der Buchung meiner Unterkunft in Garni für die zwei Nächte nach dieser Zeltnacht.

    Jetzt noch etwas entspannen, essen, Sonnenuntergang genießen und dann schlafen...

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  • Taunuswanderer
    antwortet
    AW: [AM] Trekking-Trilogie im kleinen Kaukasus

    ...ich koche noch schnell Wasser und mache mir die große Portion Pasta und dann geht es auch schnell ins Zelt. Mein Zelt is ziemlich am Flattern und als der Wind noch etwas zunimmt nimmt mein Tarptent auch Bananenform an. Etwas später dreht der Wind um 180 Grad, aber ansonsten das gleiche Spiel. Ich blase meine Uberlite Small auf (das einzige mal, dass diese auf Tour zum Einsatz kommt) und klemme sie zwischen Fly und meinen Rücken. Irgendwie kann ich bei dem Lärm nicht einschlafen und nach ner Stunde oder zwei entschließe ich mich doch die Ohrhörer einzustöpseln und Musik zu hören - als Einschlafhilfe... es hilft.

    18. September 2019, Die Ruhe nach dem Sturm, oder: Gemütliches Höhenwandern

    Das Zelt hält die Nacht über. Kondensproblem habe ich heute keines Früh morgens ist wieder bestes Wetter...



    Blick Richtung Gegasar (Little Spitakasar) - minimal andere Perspektive gegenüber dem Bild vom Vorabend

    ...und packe ich meine Sachen und vertreibe erst mal eine Maus, welche sich hier breit gemacht hat. Erfreulicherweise hat sie es nicht zu meinen Lebensmitteln geschafft und auch meine Ausrüstung nicht angeknabbert. Jetzt gehe ich erst mal hoch zu den Ruinen der ehemaligen sowjetischen Militärbasis. Hier hat man gute Aussicht in die Türkei und bei klarer Sicht auch in den Iran. Ansonsten ist das hier schon verdammt abgelegen, ziemlich zugig und war bei den Soldaten vermutlich nicht besonders beliebt. Zumindest im Winter und bei Sturm würde ich hier kein Dienst schieben wollen. Heute aber lädt das sonnige Wetter zu einem kleinen Rundgang ein...





    ...als ich mich dem nächsten Gebäude nähere, scheuche ich mal wieder einen Vogelschwarm auf. Dieses Mal habe ich aber meine Kamera griffbereit...







    Weiter geht es in Richtung ehemaliger Mannschaftsbaracken...



    ...wo ich mir erst mal ein windgeschütztes Plätzchen suche und mit Blick auf den Ararat frühstücke...


    ziemlich diesig, aber man kann ihn sehen...

    Nach dem Frühstück geht es dann auf in einen recht trockenen Abschnitt des TCTs - einmal morgens Wasser aus dem Bach in B-Qualität und abends dann aus einem See, wo es bis vor kurzem intensive Viehhaltung gab. Dafür ist das Terrain heute recht einfach (solange man sich nicht selbst das Leben schwer macht).


    [i]Ein Heliumballon hat es bis auf über 3000 m geschafft...[/i


    bizarre Farbspiele heute - leider kommt auf dem Foto das schwarze Gestein Mitte links nicht so deutlich rüber

    Immer wieder kann ich einen Blick auf den Ararat werfen...



    ...und auf dem Boden/am Fels findet sich gläsernes Gestein...



    Kurz vor Mittag erreiche ich den kleinen weißen Berg (Little Spitakasar)...


    im Anmarsch auf den kleinen weißen Berg

    ...hier komme ich etwas vom Weg bzw. finde am Fuße des Berges nich den richtigen Pfad. Das hat zur Folge, dass ich zig tiefe Rinnen queren darf. Das ist zum einen lästig und kräftezehrend, zum anderen auch nicht ganz ungefährlich, da das Geläuf tief ist und der Schotter ziemlich locker sitzt. Also Vorsicht: Steinschlaggefahr. Zudem muss man aufpassen, dass man die empfindliche Fauna nicht kaputt trampelt. Also dringende Empfehlung: auf den GPS-Track achte und unten rum wandern und dann aufsteigen. Spart Zeit und Nerven.

    An der Nordflanke des Berges erscheint dann das erste Schneefeld...



    ...für mich geht es allerdings - ein ganzes Stück unterhalb - weiter auf schönen Schotterpfaden...





    Die Landschaft hier ist zwar ziemlich karg, dennoch blüht es auch über 3000m und trotz kurzer Wachstumsperiode noch...



    ...mein Ziel für den kommenden Tag auf - Mount Azhdahak - ist jetzt schon klar zu erkennen...



    Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass man den Ararat heute sehen kann?


    ...zum Greifen nahe und doch nicht zu erreichen...[ich habe hier mal etwas technisch nachgeholfen und etwas Dunst verdunsten lassen...]

    Nach dem Ausflug auf Schotter geht es für die nächsten Kilometer recht bequem auf Gras weiter, zudem ist das Terrain nur sehr sehr leicht ansteigend...


    große Weiten - Great Spitakasr und Mount Azhdahak voraus. Das Nomadencamp (links) ist schon abgeräumt


    interessante Steine liegen hier rum

    Zwischen Little und Great Spitakasar hat man auch einen guten Blick auf den Sevan-See im Osten Armeniens...


    [auch hier habe ich mal etwas technisch nachgeholfen]

    Am Horizont taucht ein Fuchs auf, schaut kurz in meine Richtung ist dann ziemlich schnell in der Senke verschwunden...



    ...nach den Bergpfaden und Querwieseein geht es wieder vornehmlich auf Allradpfaden weiter in Richtung Badi Lich, meinem heutigen Etappenziel...



    ...allerdings nicht, ohne vorher anzustoßen...


    armenische Gastfreundschaft

    Die armenischen Jäger hatten zuvor am Great Spitakasar ein ziemlich gewagtes Fahrmanöver mit ihrem Lada hingelegt (rückwärts am Steilhang gewendet) und sind anschließend zu den fünf Trekkingkollegen gefahren. Ich schließe fünf Minuten später auf und darf auch noch einen Vodka trinken. Weidmanns Heil!

    Kurz danach erreiche ich, nach guten 21 km, mein heutiges Etappenziel. Mein Zelt schlage ich gute 300 m entfernt vom See auf und somit auch in etwas Entfernung und außer Sichtweite anderen 5 Wanderer...



    Am See hole ich schnell noch etwas Wasser...



    ...und mache mein allabendliches Ritual: Kochen, Essen, Zähne putzen, Abendtoilette, Schlafen. Heute in Ruhe.

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