[HR] Seekajakrevival in Dalmatien

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    DAS EILAND


    Das Eiland ist der kleine Punkt zwischen der 2 und dem M

    Die Insel maß wahrlich keine 150 Meter in der Länge und an die 30 Meter breit.
    Sie war an ihren schmalen Enden sehr hübsch von abgerundeten Felsen gesäumt.
    Da lagen dicken Bollwerke im Wasser und brachen höhere Wellen, sollten diese einmal vorbei an der Nachbarinsel direkt auf das kleine Eiland treffen.
    An den Längsseiten des Inselchens bestanden die Felsen eher aus schuppigem Gestein.
    Hier sah man gut, wie der Stein verwitterte und immer wieder dem Meer von seiner Substanz gab und neue kleine Plateaus schuf.
    So wie auf der Insel Lavdava.
    Pflanzen, die sowohl im Süß- als auch im Salzwasser leben können, hatten sich rundherum am Felsensaum angesiedelt.
    Auf einer Seite der Insel stand ein Grüppchen Pinien.
    Jemand hatte ihre unteren Äste abgeschnitten und daher gaben die Pinien einen Platz frei, um sich darunter bequem aufhalten zu können.
    Dieses Stück Erde wurde also gehegt!
    Das Absurde war, dass es unter dem Wäldchen so viel Platz zum Lagern gab, wie wir es definitiv nie vorfinden.
    Da hätte auch eine Fußballmannschaft drauf schlafen können!


    quer durch fotografiert

    Der Boden war mit einer dicken Schicht Nadeln bedeckt und unberührt seit dem heftigen Regen vor Beginn unserer Tour.
    Das konnte ich an der Art ablesen, wie die Nadeln noch in feinen Bögen auf der Erde lagen.
    Dazwischen lag feiner Humus.
    Der Regen hatte ihn aus dem Untergrund getrommelt.
    Wir wussten sofort, wo wir schlafen würden…


    im Wäldchen

    Das Wäldchen war also von drei Seiten mit Felsen gesäumt und auf seiner vierten Seite hatte es eine Steinmauer und hinter der Steinmauer lag ein zugewucherter Platz.
    Es hätte eine gute Kulisse für Dornröschen abgegeben, wären die Dornen Rosen gewesen.
    Doch es war stachelige Macchia.
    Wir wagten keinen Versuch hinter die Mauer zu gelangen.


    Blick auf die große Schwester

    Stattdessen umrundeten wir die Insel auf ihrem Felsenband.
    Das ging so gerade.
    Mit vorsichtigem Klettern und von Fels zu Fels hüpfen, kamen wir einmal rund herum.
    Außer Vogelschiss sahen wir nichts weiter.
    Ich tippte darauf, dass sich hier manchmal Möwen ausruhten oder etwas verzehrten.
    Keine weitere Spur von Tier oder Mensch.
    Wir fragten uns, ob es hier Mücken gab?
    Oder andere Tiere?
    Mäuse, Ratten?

    Wir richteten uns ein, nahmen die Boote hoch, damit etwaige Wellen oder etwas höherer Tidenhub nichts ausrichten konnte.
    Manchmal sind es auch die Schnellfähren, deren Routen wir nicht immer im Kopf haben, die derart heftige Wellen erzeugen, dass einem angst und bange wird.
    Walter baute die Plane auf und ich kochte für uns.
    Die Dämmerung lies nicht mehr lange auf sich warten.
    Wir suchten uns ein Plätzchen mit Blick auf das Hodler-Velebit-Gebierge und lauschten…
    Von Rava drang Musik herüber.
    Dort feierten Kroaten, vermutlich auf einem Segelboot.
    Es war Samstag, das passte.
    Bald kamen die ersten kleinen Fischerboote und schwoiten mal hier mal dort um ihre eigene Achse und verschwanden wieder aus unserem Blick.
    Wir tranken noch einen Tee, wie eigentlich jeden Abend und legten und auf unsere Matten.


    vom Schlafplatz auf das Hodler-Velebit-Gebirge

    Definitiv gab es Mücken.
    Und Ameisen.
    Und Eidechsen.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:13.

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  • November
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Zitat von LihofDirk Beitrag anzeigen
    ... poetisch
    Das war das Wort, nach dem ich gestern schon gesucht, es aber nicht gefunden hatte.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Der Reihe nach:
    nun, ich habe zwar noch frei, denn der aufmerksame Leser weiß ja, dass die Tour verkürtzt wurde.
    Nur die Wäsche wäscht sich bekanntlich nicht allein und outdoor-equipment will nach Touren gepflegt werden.
    Außerdem bin ich eingefrohren.
    Mir ist so kalt.
    Bibber...


    Zwischen dem Schreiben muss ich nachdenken.
    Wiederkäuen.
    Das ist mir ganz kostbar am Erzählen.
    Das Nacherleben und in Worte kleiden intensiviert die Eindrücke undgemein.
    An alle Urlaube, die ich verschriftlicht habe, habe ich eine deutlich detailreichere Erinnerung als an die übrigen.
    Allerdings muss ich zugeben, dass Urlaube mit mehr als zwei Personen ihren poetischen Zauber einbüßen.
    Ich brauche auch schon unterwegs ein gerütteltes Maß an Ruhe um aufzunehmen.

    Es war keine fleischfressende Insel.
    Dieser Film hier war eher der kleine Hobbit oder der kleine Prinz.
    Also bitte wieder zurücklehnen und enspannen, meine Herren, meine Damen.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:04.

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  • LihofDirk
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
    oh Gott, ich muss da an Käpt'n Blaubär denken. Die idyllische Insel, war hoffentlich keine fleischfressende Insel?!?
    OT: Könntest Du auf solche Kommentare verzichten, wenn ich gerade am Rechner sitze und einen Tee schlürfe. Oder wenn doch dann wenigstens meinen Monitor putzen!

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  • qwertzui
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    oh Gott, ich muss da an Käpt'n Blaubär denken. Die idyllische Insel, war hoffentlich keine fleischfressende Insel?!?

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  • ticipico
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
    Oh Du zauberhaftes kleines Stück Erde! Wir booteten entzückt aus.
    Schöner Spannungsbogen. Weiter !!

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    UMKEHR UND WEITERE SCHÖNHEITEN


    Abschied von der Felsenplatte/Dugi Otok

    Am Tag darauf brachen wir von diesem schönen Ort auf.
    Nun wurde die Kursänderung real.
    Außerhalb der Bucht genoss ich noch einmal die Weite des Meeres und brannte den Eindruck tief in mich ein.
    Ein Psychotattoo, sozusagen.
    Schnell gelangten wir wieder ins Innere der Inselwelt und paddelten Dugi Otok östlich abwärts.
    Vorbei an den Buchten, die wir zwei Tage zuvor schon gesehen hatten.
    Das herbstliche Wetter ließ uns stumm sein.
    Wir genossen in unseren Gefühlen eingesponnen zu sein.

    So leise dahingleitend, warf ich Walter einen Blick über meine rechte Schulter zu und stieß unwillkürlich einen hellen Schrei aus.
    Eine Finne!
    Walter schreckte aus seinen Gedanken und starrte mich an.
    Ich deutete stammelnd über ihn hinweg nach Osten.
    Da, jetzt zwei!
    Ein Delphinpärchen!
    Sie zeigten sich zwei, drei Mal keine zehn Meter neben Walters Boot.
    Wie zwei rotierende Scheiben, die leicht versetzt ihren Zyklus durchlaufen und dabei zu einer Bewegung verschmelzen.
    Sie bewegten sich wie in Zeitlupe, einerseits und andererseits war alles an ihnen fließend geschmeidig.
    Ich war euphorisiert.
    Vor acht Jahren hatten wir nicht weit von hier schon mal ein Pärchen gesehen.
    Früh am Morgen, beim ersten Kaffee, weit draußen vor unserem Lagerplatz auf der Insel Lavdara.

    An Bozava vorbei paddelten wir, kauften nicht ein, sondern steuerten eine Bucht weiter unterhalb an und machten Rast.
    Wir überlegten, wie es weiter gehen konnte.
    Jetzt nach der Kursänderung hatten wir eine Station zu überbrücken, zu der wir keinen konkreten Lagerplatz wussten.
    Wir stellten uns auf längeres Suchen ein und aßen daher ausgiebig Nüsse und Salami.
    Nach dem Blick in die Karte hatten wir mehrere Buchten bestimmt, in denen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchen konnten.
    Von ihrer Form her machten sie uns dazu Hoffnung.

    Weiter ging es nach Süden, vorbei an kleinen Städtchen, Kaps und Käppchen und vorgelagerten Inselchen.
    Alle Orte sind nämlich auf der Ostseite Dugi Otoks, die Westseite bietet nichts dergleichen.
    Auf den kleinen vorgelagerten Inseln änderte sich die Farbe der Erde.
    Sie war sehr rot.
    Viel Eisen also.
    Und mehr als in anderen Gegenden Dalmatiens, gab es Pinienbewuchs an der Küste.
    Auch die kleinen Inselchen waren mit leuchtenden Piniengrün überzogen.
    Sie verströmten sie ihren Geruch hinaus aufs Wasser, lange bevor man das Ufer betrat.
    Das war ein farbigeres Dalmatien, als ich es bisher kannte.


    kleiner Friedhof am Meer

    Wir näherten uns den Buchten, die wir inspizieren wollten und fuhren in ihre hintersten Winkel.
    Mhm, irgendwie Fehlanzeige.
    Die erste Bucht war ganz okay im Grunde.
    Sie hatte einen tollen Ausblick doch war leider komplett vermüllt.


    So sähe es eigentlich überall aus, wenn nicht Menschen aufräumen

    Sie würde zur Not gehen.
    Aber dafür war es noch ein bisschen früh, um sich schon zufrieden zu geben.
    Wir zogen weiter und in der nächsten Bucht standen zwei Häuser.
    An und für sich nicht wirklich ein Hindernis, wenn auch immer erst zweite Wahl, doch es gab einfach nicht genügend Hinterland für die Boote und uns.

    Nun wurde es spannend.
    Die Zeit war fortgeschritten und wir hatten die bisherigen Angebote Dugi Otoks ausgeschlagen.
    Einen Kilometer weiter im Meer lag eine kleine Insel und dahinter noch eine Größere.
    Die Insel Rava.
    Wir entschieden uns die kleinere im Vordergrund anzusteuern, ihren Saum zu beäugen, um noch mal zu queren und auf Rava weiter zu suchen.
    Dort hätten wir im noch notfalligeren Notfall vielleicht auch ein Zimmer nehmen können.
    Was mir im Grunde immer wiederstrebt.
    Ich will frei sein!
    Nach der ersten Querung sahen wir schnell, dass die Insel nichts für uns zu bieten hatte.
    Ihr Ufer war zu felsig und zu steil.
    Keine Möglichkeit auch nur herauszukommen.
    Rechts von ihr, in unserem Augenwinkel lag ein so winziges Inselchen, dass wir es gar nicht wirklich bemerkt, geschweige in Betracht gezogen hatten.
    Jetzt schob sie sich direkt in unser Gesichtsfeld und wartete still.
    Ich deutete auf sie, während ich Walter den Vorschlag machte, dieses Minieiland auch noch gleich mitzunehmen, bevor es nach Rava weiter ging…
    Okay, unsere Neugierde war geweckt.
    Paddelschlag für Paddelschlag wuchs unsere Neugier und Hoffnung, ob dieses winzigste Eiland in ganz Dalmatien uns beherbergen konnte?


    Oh Du zauberhaftes kleines Stück Erde!

    Wir booteten entzückt aus.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:02.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    @alle:
    GRINS...

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  • ronaldo
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Schön, wieder von euch zu hören!
    Großes Kino.

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  • qwertzui
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    wieso "nahezu poetisch", schon eher reine Poesie. Eidechsenberührungen kenne ich noch aus der Kindheit in der ich regelmäßig bewegungslos mit dem Untergrund verschmolz, um Eidechsen zum Spazierengehen auf mir einzuladen, nur der Flügelschlag eines auf dir startenden Schmetterlings ist noch zarter.
    Wunderschön erzählt abonniert!

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  • LihofDirk
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Schön. Nahezu poetisch. Danke fürs Teilen.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    ZARTE GEFÜHLE VERSCHIEDENER ART


    am Morgen

    Wir schliefen unter freiem Himmel.
    In der Nacht waren lediglich ein paar Fischer in unsere Bucht gekommen.
    Zum Netze einholen und Tintenfische jagen.
    Ansonsten war es still geblieben.
    Halt, doch! Da war etwas:
    Wiederholt hatte ich das Gefühl, mich würde in der Nacht etwas ganz sachte an den Haaren berühren.
    So leicht, dass es ausgezeichnet in einen Horrorfilm passen könnte.
    So ein µ von einer Berührung, als würde mir ein nicht wahrnehmbarer Wind durch das Haar streichen, oder besser durch meine Kopfhaut.
    Es ging so schnell...es war so fein...dass ich sofort danach glaubte es mir eingebildet zu haben.
    Es war ein Gefühl, das an mir vorbeiglitt.
    Obwohl ich schon oft draußen geschlafen hatte, war mir das neu.

    Doch nun brach der Morgen an und wir warteten darauf, dass die Sonne in unsere Bucht schien und uns erwärmte.
    Selbstverständlich wollte ich einen Tag hier verweilen und alles in mich aufsaugen, um dann erfüllt und ohne Wehmut von dieser alten Bekannten wieder weiter zu ziehen.
    Und genau deshalb brauchte ich diesen Tag hier.
    Mich einmal voll betrinken mit einem schönen Ort, die Lichtverhältnisse beobachten, sich mit scheinbaren Nichtigkeiten befassen und dabei beiläufig meine Eindrücke zu vertiefen.
    Das macht meine Seele satt.

    Nachdem die Sonne die meisten Winkel unseres Lagers ausgeleuchtet hatte, war uns warm genug zu baden.
    Ansonsten stand Rumstreunen und Inspizieren an.
    Ich stieg wegen des einfacheren Zugangs hinten in der Kiesbucht aus dem Wasser und betrachtete das umliegende Strandgut nur beiläufig.
    Ein Seeigelgehäuse! Noch eines und noch eines.
    Schön! Drei kleine Gehäuse auf einmal.
    Wieso hatte ich die gestern nicht gesehen?
    Nun war mein Interesse doch wieder geweckt und ich begab mich erneut in ein intensives Sehen.
    Es dauerte nicht lange und ich fand kleinen echten Bims und Wassernüsse.
    Auch drei an der Zahl im hintersten Teil der Kiesbucht.


    Wassernüsse

    Nach weiteren Funden dann zückte ich die Kamera und verarbeitete meine Entdeckungen.
    Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen an Pausentagen.
    Manchmal wird’s auch ein bisschen Kunst.


    Symbiose


    Die Krieg-dem-Plastik-Plastik aus Plastik


    Homage an Dalí

    Den ganzen Tag blieben wir unbehelligt.
    Die einzigen Gäste auf der Felsenplatte waren kleine Eidechsen.
    Wenn sie sich nicht gerade in der Sonne auf Steinen wärmen, flitzen sie in Fugen aller Art von einem Ort zum anderen.
    Glücklicher Weise sind sie so flink, dass man keine Sorge haben muss, versehentlich aus sie zu treten.

    Der Tag verging schnell.
    Ich hatte es nicht einmal geschafft mich in die Sonne zu legen.
    Wir bauten zudem noch die Plane auf, da in der kommenden Nacht Regen angezeigt war.
    Beiläufig beobachtete ich die Eidechsen, wie sie geduckt zwischen Stein und der Kante Isomatten in Deckung gingen.

    Die Dämmerung kam zeitig und mit ihr diese Ausdehnung in den Himmel.
    Nach eingehender Betrachtung des Sternenhimmels und einer einzelnen Sternschnuppe krochen wir in unsere Schlafsäcke.

    Das Meer wurde so still, dass ich mich fragte, ob es da ist.
    Eigentlich hatte ich mich auf das Wellenrauschen gefreut.
    Das Meer rauscht überall anders.
    Ob zerklüfteter Fels, ob grober oder feiner Kies, ob Sand.
    Durch die Gezeiten ergibt sich, dass das Meer in Felsenspalten gluckst oder röchelt.
    Mitten in der Nacht kann so etwas anfangen.
    Wenn ich so ganz draußen schlafe, wache ich in kurzen Abständen auf und horche in die Dunkelheit.
    Sind das Geräusche, die nicht dort sein sollten?
    Höre ich Tiere, Regen oder Wind?
    Wenn ich über mir in den Nachthimmel schaue, sehe ich, wie die Sternbilder ihre Bahnen ziehen.
    Es hat etwas Ewiges.
    Mein Schlaf ist nicht so tief. Das merke ich vor allem jetzt. Ich schlafe wieder durch.

    Zurück zum Meer:
    Akustisch war es nicht da. Ich hatte den Eindruck an einem mittelgroßen See bei Flaute zu sein.
    Fast gespenstisch war das.

    Apropos gespenstisch.
    Auf einmal wusste ich woher das unheimliche Gefühl an meiner Kopfhaut kam.
    Es mussten die Eidechsen sein, die über meine Haarspitzen huschten!
    Ich glaube das ist die feinste Berührung die ich bisher in meinem Leben gespürt habe.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:57.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    TROSTBRETTER, ALLEIN AUF WEITER FLUR UND WIEDERSEHEN MIT EINER ALTEN BEKANNTEN

    Morgens waren wir allein.
    Unsere Vermieterin und ein anderer Nachbar waren abends zum Festland aufgebrochen.
    Wir hatten alle Häuer und Gassen nur für uns.
    Daher frühstückten wir mitten auf einem Gassentreppenabsatz und betrachteten dabei die wieder beruhigte See.
    Nach dem Packen und Boote zu Wasser lassen, ging Walter zum anderen Ende des Ortes um den Schlüssel bei dem Herrn abzugeben, der uns tags zuvor die Unterkunft vermittelte.
    Ich ging ein Stück die Straße mit.
    Im Boot würde ich heute noch lange genug sitzen.
    Mein Blick fiel erneut auf einen Haufen alter Bretter, von denen die Farbe abblätterte.
    Ich sah sie gestern schon.
    Bretter, genauer gesagt Schwemmholz wollte ich vor allem auf der Westseite, also "da Draußen" sammeln.
    Ich hatte eine Klappsäge dabei, um entsprechende Teile frei zu legen, damit ich sie besser mit dem Boot transportieren konnte.
    Nun traf mein Blick zum zweiten Mal auf das ausrangierte Holz.
    Ich brauchte ja noch Trost…
    Die Formate waren gerade so, dass ich sie auf den hinteren Teil des Hecks befestigen konnte.
    Oft empfinde ich zu Anfang meine Entdeckungen als gar nicht so schön.
    Ich muss mich erst einsehen und eine Idee haben, wofür ich das Stück verwenden kann.
    Dann ist es Liebe auf den zweiten Blick.
    In den nächsten Tagen bewahrheitete sich, dass meine Entscheidungen richtig waren:
    Nicht außen um Dugi Otok zu paddeln und dass die Trostbretter funktionieren würden.


    morgens von Setrunj in Richtung Dugi Otok

    Hoffnungsvoll stach ich an diesem Tag in See.
    Über Bozava (einkaufen) im Osten der langen Insel vorbei und im Norden herum…
    Aber der Reihe nach: Irgendwas war anders...

    Das Meer war unglaublich ruhig.
    Und nicht nur wegen der Fast-flaute. Es waren überhaupt keine Boote unterwegs, außer der Fähren.
    Erst Nachmittag waren vereinzelt Segler zu sehen.
    Jetzt erst realisierte ich, dass wir in meinen optischen Radius über Stunden oft die einzig sichtbaren Lebewesen waren.
    Da wir auf Höhe paddelten, verstellten wir uns selbst gegenseitig nicht die Sicht (mit ein Grund, warum ich Einer bevorzuge).
    Diese Ruhe, die von der langsam und simultan zum Paddelschlag sich verändernden Landschaft ausging, hatte ich erst jetzt bemerkt.
    Überwältigend!
    Wir hatten die ganze Landschaft, das ganze Meer für uns allein.
    Das war Herbststimmung at it´s finest.
    Gute Gelegenheit um gaaanz runterzukommen.


    Hersbtliche Stimmung mit ohne alles

    Es zeichneten sich dadurch unmerklich langsam und dann doch ins Bewusstsein dringende optische Veränderungen ab.
    Es tauchten neue Kaps und Buchten auf, sanken und stiegen Inseln und Inselketten am Horizont ums uns herum.
    Meist säumte im Osten das Velebitgebirge die Kulisse, in wechselnder Beleuchtung von morgendlich dunstig kühlem Blau über nachmittägliches lila-grau-rosé, wie ein Monumentalschinken in einer alten Bauernstube.
    Nach einer kleinen Essenspause mit kontemplativer Betrachtung von allem, was ist, brachen wir auf zur letzten Etappe des Tages.
    Nun näherte sich das nördliche Ende der langen Insel und wir bogen sozusagen ab, zwischen kleinen Inselchen hindurch in Richtung richtig offene See.
    Wieder einmal verschlug es mir den Atem, zwar wie erwartet, doch letztlich unvermittelt diese Weite zu sehen und sofort über mein Boot die Rückmeldung zu bekommen, dass hier ein anderer Wind weht.
    Ich wurde wehmütig und hatte gleichzeitig, wie immer, einen Heiden-Respekt.
    Aber genau das macht ja den Reiz aus.
    Hier Draußen waren in der Ferne ein paar wenige Segler zu sehen.
    Auch zeichneten sich zwei Schifffracks am Horizont ab.
    Wir hielten uns links, an den Felsen entlang und umrundeten die erste der drei nördlichen Inselspitzen.
    Dugi Otok ist hier oben sozusagen Flossenartig.
    Kurz hinter der ersten großen Landflosse sollte eine exquisite Felsenplatte mit kleiner Kiesbucht auftauchen.
    Und auf das Erscheinen dieser alten Bekannten warteten wir jetzt mit Spannung.
    Was würde sich verändert haben? Erkannten wir die Stelle wieder? Waren Felsen abgebrochen?

    Wir erkannten sie sofort.
    Zwar braucht das Auge einen Moment, bis es einmal Gesehenes identifiziert hat und es mit der Erinnerung, die sich innerhalb von acht Jahren hie und da selbstständig gemacht hat, wieder in Einklang bringt.
    Aber dann ist es einfach ein tolles Gefühl und sehr vertraut.


    Felsenplatte/Dugi Otok/Norden

    Als wir einigermaßen angelandet hatten, inspizierte ich oberflächlich den hinteren Kiesstrand nach Treibgut und Treibungut.
    Auf den ersten Blick außer Treibungut nichts für mich Interessantes.
    Ich erwartete keine Seeigel hier zu finden.
    Doch mich interessierte, ob ich noch einmal Wassernüsse finden würde, worauf ich auf gewisse Strömungen schließen könnte.
    Bisher nichts von alledem.
    Die große Felsenpatte zum lagern war noch besser als ich sie in Erinnerung hatte.
    Es gab ideale Vertiefungen für Feuerstellen, Schlaf und Sitzplätze...irgendwie von allem alles.

    Wir bereiteten unser Lager, dann kochten wir.
    Aßen in der Dämmerung und schauten in den gigantischen Sternenhimmel.
    Nirgends war es so dunkel gewesen auf unserer Tour wie hier.


    Dämmerung
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:51.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    KURSÄNDERUNG

    Grundsätzlich checkten wir täglich den Wetterbericht.
    Leider zeichnete sich in einer ungefähren Woche ein mittleres Desaster ab:
    Sah aus wie eine Bora mit Temperatursturz und viel Wasser obendrein von oben rein.
    Bora, das sind Winde vom Velebitgebirge herkommend.
    Die haben zwar nicht den langen Weg über das Mittelmeer, aber durch die hohen und steilen Hänge des Velebits könnte man diese Winde so beschreiben, als machten sie Bungee -Jumping ohne Bungee.
    Die Bora also kann also enorm beschleunigen.
    Die Wetterinfo gab bisher zwar nicht katastrophale Werte, doch es sollte ungemütlich werden.
    Mal waren 6 Bft mit Spitzen von 8 Bft ausgewiesen, mal war es etwas mehr.
    (Auflösung folgt selbstverständlich zum Schluß)
    Wir überlegten, wie die Tour weiter zu planen sei.
    Wir hatten, wie immer einen groben Ablauf vorab aufgestellt.
    Der konnte, je nach Wetter, Kondition und weiteren Wünschen adaptiert werden.
    Er gab genügend Zeit, um Pausen- und Abwettertage einzulegen und all die Plätze anzusteuern, die wir wiedersehen wollten.
    Es sollte ja ein Revival werden.
    Weiter südlich hatten wir manche unserer Lieblingsplätze schon zum Zweiten Mal aufsuchen innerhalb drei Touren können.
    Doch diesmal hatte ich einen konkreten Wunsch:
    Ich wollte noch einmal die ganze Westküste Dugi Otoks entlangpaddeln wie in 2011.
    Warum?
    Dugi Otok schließt die Inselketten Dalmatiens an dieser Stelle ab.
    Auf ihrer Westseite ist nichts mehr, außer Meer.
    Da gibt es Stellen, die sehen aus, als wäre man am Atlantik!
    Wild, viel Schwemmholz, Einsamkeit und Weite bis zum Horizont.
    Wie ein riesiges Bild von Rothko in verblasstem Blau-Grau gehalten.


    Dugi Otok 2011

    Dugi Otok ist 43 Kilometer lang, hat ausnahmsweise auch große, tiefe Kiesstrände und eine atemberaubende Steilküste.
    Man fühlt sich fast nach England versetzt.

    Dugi Otok/Steilküste
    https://upload.wikimedia.org/wikiped...sola_Lunga.JPG
    Wikipedia

    War man einmal da draußen, war man auch abgeschnitten und brauchte Tage, um wieder in besiedeltere Gebiete zu kommen.
    (Besiedeltere Gebiete will meinen: alle paar Paddelstunden eine Handvoll Häuser).
    Das Meer auf der Westseite war rauer.
    Die Lagerplätze weiter südlich konnte man an zwei Fingern (!) abzählen und die Steilküste war paddeltechnisch nur in Einem zu bewältigen.
    Situative Pausen waren da nicht möglich.
    Diesen Fragen beschäftigten uns ausgiebig.
    Letztlich entschieden wir uns, die Tour nicht außen herum um Dugi Otok fortzusetzen, sondern im Inneren, im Inselwirrwar zu bleiben, weil wir dadurch besser auf die Wetteränderungen reagieren konnten.
    "Da Draußen", wie wir ihre Westseite nannten, konnte Abwettern über zwei drei Tage dauern.
    Diese Zeit würde uns später fehlen.
    Letztlich gab der Temperatursturz den Ausschlag, Regen und Sturm hätte ich bei entsprechender Wärme riskiert.
    Aber alles zusammen?
    Ich nahm Abschied von einem lang gehegten Wunsch.
    Ich hatte mich so gefreut auf diese Weite.
    Der Blick dehnt sich aus und entspannt da, wo die Blaus ineinander schmelzen…
    Das tat mir richtig weh.
    Ich kämpfte immer wieder mit meinen Gefühlen und meiner Vernunft und suchte nach etwas, das mich trösten könnte für den Rest der Tour.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:40.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    ANDERE INSELN - ANDERE SITTEN


    Blick auf Zadar

    Der nächste Morgen war wolkig, doch wenig später riss der Himmel auf und nach einem ersten Frühstück auf Felsen paddelten wir weiter hoch nach Norden, vorbei an Uglian Ort und um die Nordspitze Richtung Südspitze Rivanj.
    Zwischen den Inseln hindurch, dem Festland den Rücken kehren und im Süden von Rivanj an einer Mole lagern.
    Fast hätten wir diese übersehen und wären daran vorbeigepaddelt, doch es fiel uns noch rechtzeig auf.
    Die Buchten und Molen auf der Karte schnurren zur Unkenntlichkeit zusammen, gerade wenn man noch in großer Entfernung zum Land ist.
    Die felsigen Säume der Küsten verstecken Gemauertes geradezu perfekt.
    Wir steuerten den Minihalfen an und machten Rast.
    Inspizierten das Gelände.
    Es war unmöglich dort zu übernachten.
    Die Mole war nur locker mit Beton auf den groben Steinen zusammengefügt.
    Das Hinterland zu felsig und mit Macchia zugewachsen.


    unbrauchbare Minihafenmole im Süden von Rivanj

    Wir fuhren weiter und waren mitten im typischen Abendteuer für diese Gegend als Paddler:
    auf der Suche nach einem Schlafplatz.
    Um die nächste Inselspitze kam offenes Wasser bis Dugi Otok.
    Das war zu weit für heute und die nächste Insel war Sestrunj, rechter Hand von uns.
    Inzwischen war es wieder deutlich bewölkt und windiger geworden, der Tag schon deutlich fortgeschritten.
    Wir entschieden uns Sestrunj anzusteuern, da die westliche Küste von Rivanj geschlossen nach Felsengürtel aussah und keinerlei Bucht oder Büchtchen versprach.
    Nach einer kleineren Überfahrt erreichten wir die Südspitze von Sestrunj und suchten ihre Ufer nach einer Gelegenheit zum Lagern ab.
    Wir fuhren zweimal in Buchten und machten wieder kehrt.
    Zu felsig oder zu schmal um die Boote zu sichern und zusätzlich zwei Schlafplätze abzutrotzen.
    Walter machte den Vorschlag in der nächsten Ortschaft ein Zimmer zu nehmen, zumal in der Nacht Gewitter und Regen zu erwarten war.
    Wir steuerten einen tiefen Einschnitt auf der Westseite der Insel an und fanden zuhinterst eine Handvoll Häuser.
    Und links noch tiefer dahinter einen kleinen Hafen.
    An der Promenade standen Autos dicht an dicht.
    Die meisten ohne Kennzeichen.
    Menschen sahen wir nicht.
    Wir paddelten durch den kleinen Hafen und suchten einen Slip um auszusteigen.
    Endlich ein Mensch in einem kleinen Boot.
    Ein Mann der zum Fischen rausfuhr.
    Walter fragte ihn nach Unterkunftsmöglichkeiten.
    Der Mannn ermutigte uns im Ort zu fragen und fuhr weiter.
    Wir stiegen aus und begutachteten das Ufer.
    Maccia, sehr dornig, Müll, Autos, soweit der Untergrund eine ebene Fläche hergab.
    Ich begegnete einer großen Schlange, die durch meine Präsenz aufgeschreckt worden war.
    Die maß locker an die zwei Meter und war mattdunkelbraun ohne Zeichnung.

    Die Häuser hier waren merkwürdig schäbig, wie Arbeiterhäuser.
    Und sie waren meist leer, ohne Fensterscheiben und verlassen.
    Hinter den Häusern waren weitere Häuser, dahinter wieder welche.
    Sie waren den Hang hoch gestapelt und durch schmale Treppengassen zu erreichen.

    Nachdem wir vor und zurück gegangen waren und Niemanden antrafen, entschied sich Walter eine der Treppengassen hinauf zu steigen und nach Menschen in den höheren Etagen des Ortes zu suchen.
    Tatsächlich wurde er in der dritten Ebene fündig und wir konnten mit unserem Anliegen weiterkommen.
    Ein älteres Paar war so freundlich, wenn auch in einer recht spröden Art und vermittelte uns weiter an eine alte Dame am anderen Ende des Ortes.
    Der Mann begleitete uns dorthin, die Promende entlang, vorbei an zahllosen Autos, ohne Kennzeichen und überwiegend eher oll. Typische Roststellen, wie sie von salziger Luft entstehen, übersähten die Karosserien.
    Wir fragten uns, ob das hier der örtliche Schrottplatz war.
    Wir bemerkten einen größeren Anleger und erfuhren nebenbei, dass hier eine Fähre die Inselbewohner mit dem Festland verband.
    Angekommen am anderen Ende des Ortes, der deutlich bewohnter aussah, konnten wir einen kleinen Raum beziehen.
    Zwar waren die Wände feucht, wie wir später merkten und es roch auch deutlich so, aber für eine Nacht und unter diesen Umständen schätzen wir uns glücklich darüber.
    Die Toilette war außerhalb von der Gassentreppe zugänglich und die Möglichkeit zum Duschen befand sich in einer Art Aufgang zu einem terrassierten Gartenteil hinter dem Haus.
    Zwischen Kiwi, Wein und Paprikastauden konnten wir uns immerhin süsswässern, wenn auch nur kalt.
    Nachdem wir alles Nötige zum Schlafen und Essen in unser Domizil gebracht hatten, setzten wir die Boote aus, da es auch hier keinen Kiesstrand gab, der genug Schutz bot bei etwas unruhigeren Wetter, bzw. Wellengang.


    abends in Sestrunj

    Anschließend machten wir einen Landgang ins Inselinere, die Teerstraße hinauf in die eigentliche Ortschaft.
    Unterwegs trafen wir den Mann, der zuvor zum Fischen hinausfuhr und kamen mit ihm ins Gespräch.
    Wir erfuhren, dass er ein Insulaner war, der hervorragend deutsch sprach, da er die letzten vierzig Jahre in der Schweiz gearbeitet hatte.
    Jetzt war er frisch berentet und in seine Heimat zurückgekehrt.
    Wir erfuhren, das Sestrunj eine private Insel ist, die seit der römischen Zeit Dalmatiens unter ungefähr dreißig Familien aufgeteilt wurde.
    Und jetzt kommts: nicht in zusammenhängenden Flächen, sondern in 15 Meter breiten Steifen!
    Einer Familie gehörten also viele, im wahrsten Sinne des Wortes, Landstriche auf der Insel!
    Daher erklärt sich die terrassierte Bauweise an der Küste.
    Eine Familie baute also für ihre weiteren Mitglieder in die Tiefe, bzw. Höhe ihres Landes.
    Die abgemeldeten Autos gehörten ebenfalls zu diesem privaten Systhem.
    Auf der Insel gab es keine KFZ Steuer oder Tüv.
    Hier herrschten eigene Gesetze.
    Der wilde Westen also von Kroatien.
    Lässt Fragen offen, wie:
    Wer repariert hier die Stassen? Wer sorgt für öffentliche Beleuchtung? Wie werden hier Verkehrsunfälle geregelt?
    Auf diese Fragen haben wir in der Kürze keine Antworten erhalten.
    Aber auf eine andere.
    Ich fragte den Mann nach seiner Einschätzung über sein Land und seine Leute seit dem Krieg vor über dreißig Jahren.
    Wie hat sich die Gesellschaft verändert danach?
    Die Kurzfassung lautete ungefähr so:
    Ein einziger korrupter Klüngel.
    Der kleine Mann wird für kleine Fehler hart bestraft, der große Mann für große Missgriffe womöglich subventioniert.

    Okay...? Bitter. Und leider nachvollziehbar.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:31.

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  • Suomalee
    hat ein Thema erstellt [HR] Seekajakrevival in Dalmatien.

    [HR] Seekajakrevival in Dalmatien

    Dalmatien per Kajak, 24.9.-2.10 2019, ca. 120 km


    Stilleben Punkte und Kreise

    ES WAR ANDERS DIESMAL

    Diesmal roch es oft sehr lecker nach Pinien.
    Diesmal war das Meer abends meist so ruhig, dass man glauben konnte an einem See zu sein.
    Diesmal war das Velebitgebirge fast immer gegenwärtig und dessen Erscheinung durch den frühherbstlichen Dunst mutete an wie ein Gemälde von Hodler.


    Das Velebitgebirge ist der grau-rosa-lila Streifen im Hintergrund

    Die letzte richtige Seekajaktour hatten wir vor vier Jahren gemacht.
    Zwar waren wir 2017 im August auch losgezogen und wollten Cres umrunden und vielleicht auch noch ein paar Inselchen dranhängen, doch wer sich erinnert, weiß, dass damals Italien und Dalmatien unter Sintflutartigen Zuständen litt.
    Unsere Tour viel buchstäblich ins Wasser… und in Gewitter, die sich bedingt durch die geographischen Gegebenheiten im Kreis drehten.
    Dazu hatten sich 6 Bft ebenfalls für einen Aufenthalt in Norddalmatien entschieden.
    Der Wind kam von Süden übers Meer, Jugo heißt er und er bringt immer ein Gewitter mit.
    Zwischen Istrien und dem Velebitgebirge wird es dann eng für so viel Wind, der aus Afrika übers Mittelmeer Fahrt aufnimmt.
    Er muss sich ganz schön quetschen und je nach dem, was von den Alpen und Slowenien an Wetterlage entgegensteht, knallt, heult und tobt die Natur gewaltig.
    Das war eine harte Schlappe gewesen für uns und daher planten wir diese Tour weiter südlich, um bessere Voraussetzungen zu haben.

    (Reisevorbereitung, Anreise, Proviant und andere Umstände bitte meinen anderen Reiseberichten hier im Forum entnehmen:
    -Mein Seekajakherz auffüllen
    -Seekajakherz reloaded oder die Geschichte vom Wellenkamm
    -Zum Donnerwetter mit dem Seekajakherz, mein persönlicher Lieblingsbericht)

    Wir starteten bei Zadar.
    Genauer in Diklo.
    Doch zuvor wetterten wir noch am Festland so einen eben erwähnten Jugo ab.
    Es schüttete den ganzen Tag aus Kübeln, Blitz und Donner inklusive.
    Da blieb nur Abwarten und Tee trinken und schon mal am Strand checken, wie oft die Fähren den Kanal kreuzten damit wir bei der Überfahrt keine unangenehmen Überraschungen haben würden…

    Am 24.9. dann luden morgens die Boote am Strand ab und packten.
    Die Luft war frisch geputzt, die Aussicht gigantisch scharf.
    Erstaunlich schnell konnten wir in See stechen und begannen mit der Überfahrt nach Uglian.
    Das ist die nördliche der Zwillingsinseln, die dem Festland bei Zadar vorgelagert sind.
    Dort lagerten wir in einer kleinen Bucht, die gerade genug Kiesstrand für unsere zwei Boote hergab.
    Seitlich von ihr und über dem Felsenband schliefen wir unter einer dicken Pinie mit einer einfachen Plane als Tarp.
    Zadar war am anderen Ende des Wassers am Horizont zu sehen.
    Weit genug weg um sich draußen zu fühlen und nah genug um die Stadt zu erkennen.
    Außer ein paar Mücken war es ruhig in der Nacht.
    Die Fasane waren nur von fern zu hören, nachdem ich tags zuvor beim Erkunden der Umgebung einen aufscheuchte und dieser explosionsartig neben mir wir ein verspäteter Silvesterkracher durchstartete.
    Seeigel sah ich spärlich im Wasser und an Land nichts außer dem üblichen Schwemmmüll am Spülsaum...
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 09:05.
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