[HR] Seekajakrevival in Dalmatien

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  • LihofDirk
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
    Unter mir befand sich das Ende eines Abwasserrohrs der Stadt Zadar.

    Ja, den Anblick kenne ich, war bei mir zum Glück aber nur der "Brine" Auslass (keine Ahnung, wie die Aufkonzentrierte Salzlake einer Meerwasserentsalzung auf Deutsch heisst) vom Perth Seawater Desalination Plant im Cockburn Sound. Aber die Strömungsänderung ist schon ganz originell.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Zitat von qwertzui Beitrag anzeigen
    Ja, da kiekste, ne?

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  • qwertzui
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    DAS POTENZIAL ZUM SEEMANNSGARN

    Euphorisiert und noch sehr beeindruckt von der gewaltigen Natur zogen wir weiter.
    Noch lange begleitete uns der schwarze Himmel.
    Obwohl vor uns die Welt wieder licht und farbig wurde, konnte die Sonne uns noch lange nicht erreichen.
    Immer wieder drehten wir uns um und beäugten die schwarze Wand hinter und über uns.
    Sollte sie bloß bleiben wo sie war.
    Interessanter Weise zog die höhere Luftschicht mit dem Regen und dem Gewitter über und von uns weg.
    Während eine tiefere Luftschicht, inzwischen mit den angekündigten 5 Bft und einer ordentlichen Dünnung, uns von hinten schob.
    Wir erreichten das Industriegebiet von Zadar.
    Trist und öde reihten sich Türme, Hallen, Förderbänder und Hafenanlagen aneinander.
    Schön ist anders, wenngleich sie auch sehr dramatisch in Szene gesetzt waren durch die herrschenden Lichtverhältnisse.
    Dann kam der erste Hafen.
    Dort lagen die Fähren, soweit wir das sehen konnten.
    Eine fuhr gerade los.
    Wir manövrierten entsprechend.
    Sie zog an uns vorbei ins helle Sonnenlicht.
    Ich schaute ihr nach.
    An ihr konnte ich abschätzen, wie weit wir selbst noch vom Sonnenschein entfernt waren.
    Es würde noch dauern…

    Und nun ein kleines Extra:
    So von wegen Modor, Auge & co.

    In einiger Entfernung, genau auf meinem Kurs beobachtete ich eine handvoll Möwen, die im Wind kreisten und aufs Wasser stießen, um wieder empor zu steigen.
    Ich dachte sie fischen.
    Aber wieso hier mitten im Wasser?
    Die Möwen ließen sich nicht beirren, obwohl ich mich ihnen geradewegs näherte.
    In ca. 40 Meter Entfernung sah ich, dass das Wasser dort, wo sie waren und auf das ich exakt zusteuerte eine andere Farbe hatte.
    Das Wasser war türkisfarben, wie zuvor bei dem Starkregen.
    Und es hatte eine Form.
    Es war kreisförmig türkisfarben und seltsam glatt inmitten der sonst herrschenden Wellen a la 5 Bft und mächtig Dünung oberdrein.
    ?
    Ich dachte kurzzeitig ich sei übergeschnappt.
    Von wegen: aha, hier erfinden sie also das Seemanngarn.
    Jetzt hab ich auch welches gesehen.
    Dann dachte ich, Moment mal, es gibt kein Seemannsgarn und ich bin nicht alkoholisiert und habe nur körpereigene Drogen im Blut.
    Nach den letzten Stunden wahrscheinlich gar nicht mal so wenig.
    Aber muss man denn gleich davon halluzinieren?
    Nur das, was ich da sehe, sieht sehr unheimlich aus.
    Noch näher herangekommen, konnte ich das „glatt“ besser erkennen.
    Das glatt war eine Art Strudel!
    Wie eine plattgedrückte Walze.
    (Wenn vielleicht Wildwasserkanuten unter Euch sind?)
    Oder vielleicht besser so:
    Das dunkle Meer hatte einen ca. 10 Meter großen kreisrunden, türkisfarbenen Fleck, mit einer Oberfläche, welche siedendem Wasser glich.
    Besser kann ich es nicht beschreiben und nein, ich habe in meinem Zustand kein Foto gemacht.
    Aber ich habe Walter als Zeuge.
    Und eine Erklärung, zumindest meine.
    Verrückter Weise hielt ich weiter Kurs.
    Mir kam nicht der Gedanke auszuweichen.
    Die Möwen flogen fort.
    Vor lauter Beobachten, eigenem Antrieb und ordendlich Schub von den 5 Bft., war ich ruck zuck in den „magischen Kreis" eingedrungen.
    Ich starrte auf das Wasser um mich herum.
    Kurz hielt ich die Luft an, ob „es" mich jetzt nach unten zieht???
    Tatsächlich floss das Wasser wie eine Walze in Kreisen.
    Ich schaute in die Tiefe, in das nicht endende Türkis.
    Und wusste was es war.
    Ihr wahrscheinlich auch?
    Einerseits war ich erleichtert, denn es ist immer schön, wenn Diffuses Kontur annimmt.
    Doch in diesem Fall hätte ich gern darauf verzichtet.
    Unter mir befand sich das Ende eines Abwasserrohrs der Stadt Zadar.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 17:03.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    ZITTERPARTIE ZWEITER TEIL

    Ich hob zu einen kräftigen und gleichmäßigen Paddelschlag an und fixierte das Festland.
    Einmal losgerissen von Uglian, wollte ich nur noch da rüber.
    Der Regen wurde gleichmäßig, der Donner häufiger.
    Wir suchten uns einen Fixpunkt in einer gegenüberliegenden Ortschaft am Festland, auf den wir zuhalten und an dem wir unsere Abdrift überprüfen konnten.
    Bisher waren die Wellen ganz okay, ein schwacher Vierer vielleicht?
    Hie und da waren Schiffe zu sehen.
    Wir waren hier weiterhin auf einem stark befahrenen Kanal zwischen dem Festland und zwei länglich ausladenden Inseln.
    In einer breiten Fahrrinne sozusagen.
    Wir schauten immer wieder in alle Himmelsrichtungen, um sicher zu gehen, dass wir anderen Schiffen nicht in die Quere kamen.
    Das Meer ist laut, wenn der Wind weht und der Regen prasselt.
    Da ist es eventuell zu spät erst zu reagieren, wenn man Motorengeräusche hört.
    Für Nicht(see-)kajaker: Bereits stärkerer Wind reicht aus, um sich in 5 Meter Abstand nicht mehr schreien zu hören.
    Daher kommt das “auf Sicht fahren“.
    Eine Trillerpfeife kann bis zu einem gewissen Abstand auch hilfreich sein.

    Wir näherten uns der Mitte der Fahrrinne…und bemerkten, dass der Wetterbericht versagt hatte, weil das Gewitter inzwischen seitlich auf uns zukam.
    Es war hinter uns nördlich vorbeigezogen und warum auch immer, jetzt hatte der Wind sich gedreht und der ganze Himmel wanderte wieder nach Süden.
    Also über uns hinweg.
    Nicht in über eine Woche täglich und mehrfach Windfinder Pro abrufen, war die eingetretene Situation abzusehen.
    Nie tauchte diese Dynamik nur im Ansatz auf.

    Aber wir, wir tauchten in sie jetzt umso konkreter ein.
    Ich verwünschte alles.
    Bei nahem Gewitter auf einer großen Wasserfläche…
    Das ist der Alptraum.
    Das Auge hatte uns eben doch gesehen.
    Der Himmel war inzwischen so dunkel, dass wir die Blitze hinter uns in ihm wiederleuchten sahen.
    Wir zählten jedes Mal bis zum Donner.
    Es war nur noch vier, drei Kilometer von uns entfernt.

    Immer wieder passten wir unseren Fixpunkt an, damit wir möglichst kleine Hundekurve paddelten.
    Dabei versetzten wir unser Ziel weiter nach Norden.
    Ich wollte nur noch das Land erreichen, egal wie und wo.
    Nur runter vom Wasser.
    Das einzig Gute war, dass die 5 Bft brav auf sich warteten ließen.

    Ich kann nicht beurteilen, ob die Zeit langsam oder schnell verging.
    Alles bestand aus gespannter Aufmerksamkeit ohne jegliches Zeitempfinden.
    Jeder Paddelschlag brachte uns ein Stück näher ans Ufer.
    Jede Welle, die gemeistert wurde, war ein kleiner Sieg auf dem Weg zum Ziel...

    Endlich wurden die Häuser größer und wir erkannten eine vorgelagerte Strandpromenade.
    Hier konnten wir leicht aussteigen.
    Na immerhin etwas.
    Bald hatten wir es geschafft...

    Wir hatten es geschafft!
    Erleichtert stiegen wir aus den Booten und zerrten diese aus dem Wasser.
    An der Promenade standen Strohsonnenschirme in Beton eingelassen.
    Ich forderte Walter auf, sein Kajak unter einen solchen Schirm zu ziehen.
    Ich selbst hatte meines bereits unter einem anderen platziert, stieg wieder ein und schloss die Spritzdecke.
    Warum?
    Es war ziemlich kalt und windig.
    Alles war feucht und meine Beine unbedeckt.
    In der Bootsluke war ich am Besten vor jedwede Art von Wetter geschützt.
    Wie sagte ich schon zuvor?
    Manchmal kann ein Kajak ein Zuhause sein.
    Walter tat es mir nach.
    Dann hatten wir nichts mehr zu tun als zu staunen.

    Die Welt um uns herum war bleigrau-blauschwarz…
    Es blitzte und donnerte über uns hinweg.
    Es prasselte derart, dass das Meer weiß aufspritzte und sich komplett türkis färbte, soviel Luft mengte der Regen hinein.
    Es war Weltuntergang.
    Nicht, dass ich so etwas noch nie erlebt hätte, doch es ist schon eher selten.
    Meist eines davon, aber nicht alles auf einmal.
    Ich warf Walter aus meiner Tagesluke Fruchtriegel hinüber.
    Ziemlich viele sogar, sodass es ein richtiges Spiel wurde.
    Ich musste beim Werfen nämlich auch die Abdrift durch den Wind, oder besser Sturm berücksichtigen.
    Wenn ich nicht traf, musste Walter mit seinem Paddel nach den Riegeln angeln.
    Letztlich landeten sie jedoch alle in seinem Bauch.
    Das Wasser beruhigte sich farblich und wechselte wieder zu dunkelblau.


    nach dem Schlimmsten

    Wir beobachteten die Wellen.
    Es herrschte Chaos.
    Die Wellen wussten selbst nicht mehr, wie sie wellen sollten.
    Man konnte es bestenfalls mit Kabbelwasser beschreiben.
    Wir saßen in unseren Booten unter den Sonnenschirme...eine Stunde, zwei?
    Es spielte ja keine Rolle wie und ob die Zeit verging.
    Hauptsache wir waren sicher und weiter gehen würde es erst nach dem Gewitter.
    Ich hatte den Blick nach Norden.
    Vor mir lag Zadar, nein erst einmal seine Industrieanlagen.
    Es sah zum Fürchten aus.
    Alles in monochromen Graustufen, hie und da ein Flutlicht.
    Alles andere als heimelig.
    Zeitweise waren die Inseln Uglian und Pasman mehr linkerhand von uns gar nicht mehr da.
    Mitten auf dem Wasser stand eine Wand und mehr war von der Welt nicht zu sehen.
    Einfach verschluckt.
    DAS AUGE!
    Nicht auszudenken, wenn wir noch auf dem Wasser gewesen wären.
    Ich war sehr froh.
    Wir hatten diesen kniffeligen Teil unserer Rückfahrt schon mal sicher hinter uns gebracht und waren außer Gefahr.
    Insgesamt hatte das Wetter mit dem Gewitter eine große kreisartige Bewegung gemacht.
    Erst von uns weg, nach Norden, dann auf uns zu, nach Süden.
    Und nun hatte es sich verklemmt und stand auf der Stelle.
    Der Regen prasselte in Schüben.
    Doch irgendwann beruhigte er sich zu einem harmlosen Tröpfeln.
    Es dauerte und dauerte, bis ich im Norden endlich einen hellen Streifen erkennen konnte.
    Sehr, sehr langsam wurde dieser größer.
    Auch tauchte Uglian wieder auf, doch Pasman blieb jedoch weiter verschwunden.
    Ganz hinten sah ich beschienenes Land auf Uglian.
    Ich war einigermaßen beruhigt.
    Die Welt war doch nicht untergegangen.
    Das Auenland war noch da und das Auge hatte uns nicht vernichtet.


    Erste Sonnenstahlen auf Uglian

    Es regnete nur noch schwach.
    Sobald die Blitze nachgelassen hatten und der Donner ihnen in gebührendem Abstand folgte, setzten wir ein.
    Nichts wie weg, bevor der Wind noch mal drehte.
    Während über uns noch tiefste Schwärze herrschte, paddelten wir dem Licht entgegen wie zwei Nachtfalter zu einer brennenden einer Kerze.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 16:59.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    ZITTERPARTIE ERSTER TEIL

    Eigentlich ist Frühstücken für mich ein Muss vor körperlicher Anstrengung.
    Ich laufe sonst sehr schnell nur noch auf Standgas.
    Doch mir war immer noch nicht wohl, ja geradezu übel.
    Das vertrug sich mit dem bevorstehenden Seegang auch nicht so gut.
    Deshalb wollte ich erst einmal sehen, wie es so läuft und dann Stückchenweise zufüttern.
    Nach dem strahlenden sonnigen Wetter der letzten Tage war, seit wir die Augen aufgeschlagen hatten, nun eine dichte graue Masse um uns herum.
    Hie und da blinzelte etwas Rosa oder Gelb von der aufgehenden Sonne durch die Wolkenmassen hindurch.
    Ich hörte Gerumpel.
    Walter hörte jedoch nichts.
    Na gut, dann werden es vielleicht Sprengungen sein irgendwo im Hinterland sein…
    Bald darauf umrundeten wir die Südspitze von Uglian um den Kanal zu passieren und waren froh, trocken in unseren Boten zu sitzen.
    So ein Kajak kann auf dem Wasser ein Zuhause werden, es ist alles eine Sache des Kontextes.
    Das Rumpeln blieb konstant und ich begriff: wir haben Gewitter!
    Noch stand es über Dugi Otok.
    Na super.
    Das machte die anstehende Entscheidung nicht leichter.

    Ein einsames Fischerboot lag in der Passage vor der Bücke.
    Der Mann darauf sprach uns an, sobald wir in seiner Hörweite waren.
    Er machte uns auf das Wetter aufmerksam und gab uns zu verstehen, dass jetzt keine gute Zeit zum Paddeln sei.
    Wir nahmen seinen Rat freundlich entgegen.
    Wohl wissend, dass er es absolut gut mit uns meinte.
    Daraufhin war ich noch angespannter.
    Wir unterfuhren die hohe Brücke, welche die Zwillingsinseln verband.
    Eigentlich Zeit zu staunen, doch ich konzentrierte mich nur auf die Passage.
    Hier konnten Schnellfähren überraschend fix auftauchen.
    Oder größere Fischerboote oder Lastkähne.
    Wir befanden uns sozusagen auf der Schiffsautobahn.
    In der Regel haben große Schiffe keinen Blick für Kajaks.
    Defensives Fahren und Umsicht sind eine lebenswichtige Devise für Kajaker.
    Es blieb zum Glück recht übersichtlich.

    Die ersten Tropfen fielen aufs Wasser.
    Dann öffnete sich das Meer wieder zu beiden Seiten und in etwas über dreieinhalb Kilometer Entfernung wartete das Festland auf uns.
    Von unserer bevorstehenden Route war dies die schmalste Stelle zum Queren.
    Nun mussten wir eine Entscheidung treffen.
    Besser ich.
    Walter wollte es mir überlassen, da nur ich einschätzen konnte, was zu leisten ich gerade in der Lage war.

    Wegen des Gewitters weiter Uglian entlang dicht am Land paddeln und hoffen, dass das Gewitter vorüber war, wenn wir weiter nördlich auf Höhe unseres Ausgangspunktes queren würden?
    Aber bis dann hatten wir die 5 Bft seitlich und einige Kilometer mehr an offener See zu bewältigen.
    Jedoch gab es zumindest theoretisch die Möglichkeit die Fahrt zu unterbrechen und an Land zu gehen.
    Wenn es jedoch anhaltend junge Hunde regnen würde und die Temperatur empfindlich abkühlte, wäre ich gern am Festland und in der kleinen Unterkunft, wo auch mein Auto stand und wir schon den Jugo abgewettert hatten.
    Ich sehnte mich zudem nach sanitären Anlagen.
    Noch war der Wind nicht aufgebraust.
    Es waren vielleicht 3 Bft und nur dreieinhalb Kilometer.
    Aber was, wenn der Wind unterwegs einsetzte?
    Was, wenn das Gewitter schneller heranzog und wir uns mitten auf dem Wasser befanden?
    Was, wenn es mir noch blümeranter wurde, als es mir ohnehin schon ging?

    Solche Momente sind purer Stress.
    In solchen Situationen sind Fehlentscheidungen mehr als fatal.
    Solche Erlebnisse haben einen großen Ernst.
    Problem ist nur, sie müssen entschieden werden.
    Warten ist keine Lösung.
    Es verstreicht kostbare Zeit.
    Ich öffnete meine Tagesluke und griff in die Tüte mit den Nüssen.
    Soviel und so schnell ich konnte stopfte ich mir Kalorien in den Mund und kaute.

    Der Wind stand eigentlich so, dass das Gewitter an uns vorbeiziehen musste.
    Noch hatte der angekündigte Starkregen nicht eingesetzt.
    Noch war es früh genug am Morgen, dass wir die Überfahrt vor den 5 Bft schaffen konnten.
    Dann hätten wir auch wieder Land in unmittelbarer Nähe.
    Die Wellen würden von hinten schieben und unser Vorankommen beschleunigen.
    Aber wir mussten an der gesammten Industrie von Zadar vorbei.
    Da war mit Aussteigen sicher nichts.
    Und Zadar Stadt hatte auch keine Strände, sondern Stadtmauern oder war teils auf Fels gebaut.
    Aber, dachte ich mir, wenn wir dort in Not geraten, dann müsste Hilfe sehr nah sein.
    Auch nicht zu verachten.
    Ich lauschte in mich hinein und gab mir einen Ruck.
    Noch eine letzte Hand voll Nüsse.
    Ich verschloss die Luke und teilte Walter mit, dass wir jetzt und sofort queren.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 16:51.

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  • LihofDirk
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Hach ja...

    lass mir doch das Vergnügen.
    Es ist ja sowieso gleich vorbei.

    Dieser ruhige, herbstlich-idyllische Trip hatte nichts Spektakuläres.
    Außer seinem Ende.

    Und das kommt jetzt...

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  • LihofDirk
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
    DIE ÜBERFAHRT VON MODOR INS AUENLAND

    ...

    Doch das Auge hatte uns schon gesehen…
    Immer diese Kliffhänger

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    DIE ÜBERFAHRT VON MODOR INS AUENLAND

    In der Nacht wurden wir nicht gestört.
    Ab und zu warf ich einen prüfenden Blick in den Himmel.
    Wolkenfelder zogen durch.
    Bisher kein Tropfen Regen.
    Gut so.
    Vielleicht würde der Himmel halten bis in den frühen Morgen und wir kamen trocken in die Boote.

    Beim ersten Tageslicht waren Walter und ich gleichzeitig wach und einigten uns darauf aufzubrechen.
    Der Himmel war nun mächtig bewölkt...wenn wir Glück hatten, dann blieben die Schlafsäcke & co trocken.
    Hurtig raffte ich alles zusammen und ging auf den Felsen vor in Richtung Boote.
    Nur einmal die Sachen ablegen, gut zwei Meter hinunterklettern (dazu brauchte man beide Hände) und alles wieder einsammeln.
    Ich schaute hinunter und staunte nicht schlecht.
    Wir mussten wohl so etwas wie eine Mini-Springflut gehabt haben, denn das Meer war unerwartet hoch gestiegen.
    Üblicherweise lesen wir an der Verfärbung der Felsen ab, bis wohin das Wasser steigt.
    Oberhalb davon ist man auf der sicheren Seite.
    Nun waren die Tritte mit Wasser überspült.
    Glücklicherweise nicht viel.
    Es war noch möglich zu passieren ohne mehr als nasse Füße zu bekommen.


    Wetterwechsel

    Walters Boot lag mit seinem Heck fast im Wasser!
    So hatten wir es definitiv nicht abgelegt.
    Etwas weiter vorne hatte ich Schwemmholz auf den Felsen gestapelt, damit wir es am nächsten Tag gleich aufs Boot packen konnten.
    Es lag zwar noch genauso da, jedoch war es komplett nass.
    Hätte ich es nicht schon gebündelt; es wäre davon geschwommen.

    Wir frühstückten nicht, tranken auch keinen Kaffee.
    Es war die typische „Herr-der-Ringe-Stimmung“.
    Schnell fort von hier bevor das Auge uns sieht.

    Doch das Auge hatte uns schon gesehen…
    Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 16:44.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    @Euch:
    Es macht mir viel Spass zu beschreiben.
    Gut, dass Ihr da seid, denn sonst würde es nur halb so viel Freude machen.

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  • Croat
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    auch von mir einen herzlichen Dank fürs Bericht
    Einfach herlich zum lessen...

    Liebe Grüsse,
    Ivo

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    RUHE VOR DEM STURM


    ein letzter Sonnenaufgang mitten im Meer

    Der Sonnenaufgang war schön lange.
    Erst fahl, dann rot und dann orange.
    Wir schauten über eine Stunde nur an den Horizont.
    Welch ein Luxus.
    Die anfänglichen Wolken lösten sich auf und bis wir in See stachen war der Himmel blau und alles ist freundliches Licht getaucht.
    Schnell hatten wir unser Lager geräumt.
    Ich holte den Müll aus der Felsenritze.
    Sieh an, daher kam das Geräusch, dass ich in der Nacht gehört hatte.
    Die Verpackung der Nüsse hatte ein kleines zerfleddertes Loch, dass nach einem kleinen Nager aussah.
    Das arme Tier, ich hatte ein schlechtes Gewissen.
    Viel mehr als Plastikfitzel konnte es nicht gefressen haben.
    Aber das ist nicht gesund.
    Ich nahm mir vor, den Müll nur im Boot zu deponieren, wenn keine Bäume zur Verfügung standen...
    Jetzt lagen vor uns über zwei Stunden offenes Meer.


    Blick auf die Durchfahrt Uglian/Pasman

    Es war herrlich.
    Wir ließen uns Zeit.
    Wir hatten heute keinen weiten Weg, nur diese zwei Stunden, dann waren wir schon am Ziel.
    Früher waren diese offenen Fahrten befremdlich für mich.
    Kein Ufer in der Nähe zu haben, war doch verunsichernd.
    Heute ist es mir egal ob Land meine Route begleitet, solange der Seegang stimmt.
    Die meiste Zeit schaute ich nach links und rechts.
    Da war die größte Ausdehnung an Wasserfläche.
    Um ein vielfaches als die zwei Stunden Überfahrt.
    Ich hoffte darauf noch einmal Delfine zu sehen, aber stattdessen blickte ich auf zauberhafte Bergketten in Blauschattierungen.
    Die Kornaten zur einen, Dugi Otok zur anderen Seite.
    Vor uns lag die Durchfahrt zwischen Uglian und Pasman, verbunden mit einer Brücke.
    Diese leuchtete im Sonnenlicht.
    Wir waren absolut im Genusspaddeln.
    Ab und zu sahen wir eine Fähre in größerer Entfernung an uns vorbeiziehen.
    Einmal kreuze ein Segler unseren Kurs.
    Er hob anerkennend seine Daumen während er zu uns herübersah.
    Das Inselchen an der Durchfahrt wuchs allmählich und wir konnten Details erkennen.

    Dort anglangt, umrundeten wir sein Ufer, um einen geeigneten Ausstieg zu finden.
    Es wäre möglich gewesen.
    Doch das nahe Land von Uglian sah noch interessanter aus.
    Wir entschieden uns für einen Abstecher hinüber.
    Und tatsächlich, hier lockte ein großer Ausstieg und ein hübscher Platz, einige Meter entfernt unter zwei großen Pinien oberhalb des Felsengürtels.
    Eine provisorische Bank war unter ihnen aufgebaut.
    Hier würde es sich gut aushalten lassen bis die Nacht kam.
    Das sollte unser letzter Lagerplatz sein.
    Es lag viel Treibgut herum.
    Das versprach Kurzweil.
    Nach dem Boote sichern badete ich.
    Dabei erkundete ich die Küste in nördlicher Richtung.
    Die Felsen fielen nur mit geringer Neigung ins Wasser und bildeten endlose Badewannen.
    Ich kehrte zurück zu den Booten.
    Neben Walters Kajak lag ein großer Seeigel.
    Wie durch ein Wunder hatten wir ihn nicht zertreten.
    Ich hob ihn auf und dankte dem Zufall.

    Wir schleppten unsere Schlafsachen über die Felsen zu den Pinien.
    Auch den Kocher und etwas zu essen nahmen wir mit.
    Der Rest blieb in den Booten.
    Beim uns Einrichten entdeckte ich hinter der Bank auf den Piniennadeln einen weiteren großen Seeigel.
    Er hatte noch seine dunklen Stachen am Gehäuse und verschmolz farblich mit dem Untergrund.
    Heißa!
    Noch so ein großes Teil.
    Mit so viel Fund hatte ich hier gar nicht gerechnet.


    Seeigel klar zum Transport

    Später machten wir einen Spaziergang in Richtung Südspitze Uglians.
    Es war noch mal so richtig heiß geworden.
    Bestimmt 24 Grad.
    Wir genossen die sommerliche Wärme und kletterten auf der Grenze zwischen Felsen und Macchia.
    Meine Sammelleidenschaft erwachte und ich nahm einige brauchbare Schwemmhölzer in Obhut.
    Ich hatte da so eine Idee, was ich daraus bauen konnte.
    Nach unserer Rückkehr setzten wir uns auf das Bänkchen und schauten lange in eine nie zuvor gesehene Kulisse.
    Vor uns von links nach rechts, soweit das Auge reichte Meer.
    Und dort wo es aufhörte, wurde es von Hügelketten gesäumt.
    Über die ganze Breite.
    Von hier aus betrachtet bildeten die Kornaten und Dugi Otok eine Einheit.
    Schon geradezu unwirklich sah das aus.
    Fischerboote kreuzten die Wasserfläche und manchmal auch die Sonnenstraße.
    Wir sahen uns daran satt.


    Die Siluette

    Abends dann legten wir uns unter den Pinien schlafen.
    Keine Plane diesmal, obwohl in den Morgenstunden Regen angekündigt war.
    Wir wollten früh aufstehen und die Zeit vor dem aufkommenden Wind nutzen, um möglichst weit voranzukommen, bevor das Unausweichliche uns erreichte.


    Das letzte Abendlicht
    Zuletzt geändert von Suomalee; 07.04.2020, 16:42.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    EIN LETZTES MAL MITTEN IM MEER

    Nachdem wir uns eingerichtet hatten und ein wenig ausgeruht, wir waren ja früh aufgebrochen heute, machten wir einen Spaziergang.
    Hier gab es ein breites, wenn auch zerklüftetes Felsenband auf dem wir teils gehend, teils kletternd vorwärts kamen.
    Wir erkannten einige Stellen wieder, fanden Treibhölzer und Mäuerchen, ab und zu eine Möwe, die schon länger nicht mehr geflogen war.

    Etwa die halbe Insel hatten wir umrundet, als wir an einen kleinen Naturhafen kamen.
    Dann war Ende.
    Richtig klettern in der Macchia wollten wir lieber nicht.
    Wir machten kehrt und betrachteten unseren Landgang noch einmal von der anderen Seite.
    Ein Seeöhrchen gesellte sich zu uns.
    Ein intakter Möwenschädel auch und interessantes Kleinholz.

    Zurück an unserer Felsenplatte angelangt, beobachtete ich winzige rote Ameisen, die sich fleißig um zwei verlorene Erdnüsse kümmerten.
    Sie hatten einen Großeinsatz angefordert und zerlegten kunstvoll das seltene Nahrungsangebot.
    Okay, dachte ich mir, jetzt erinnere ich mich auch wieder hier in der Gegend diese kleinen roten Tierchen schon gesehen zu haben.
    Man musste den Müll ins Boot wegschließen und zwar sofort, denn vor diesen Minis war nichts sicher.
    Ich schaute in unsere Mülltüte.
    Die Verpackung von den Nüssen wimmelte bereits.
    So konnte die nicht in die Luke.
    Ich klemmte die wuselnde Tüte in einen Felsspalt, damit sie nicht verloren ging.
    Darum kümmern wir uns dann morgen, dachte ich und verschloss den unbelebten Müll in einer Gepäckluke.


    der geneigte Tag

    Der Tag ging zur Neige, der Sonnenuntergang verkündete den bevorstehenden Wetterwechsel.
    In zwei Tagen sollte das Wetter drastisch kippen.
    Es waren weiterhin Windstärken von 6 bis 7 Bft angesagt mit Spitzen von 10 oder 11 Bft.
    Das ist beachtlich.
    Immer wieder sprachen wir den letzten Abschnitt unserer Tour durch.
    Das hilft, um einigermaßen auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
    Wir hatten geplant am andern Tag noch mal gute 10 Kilometer über das offene Wasser paddeln bis kurz vor dem südlichen Ende von Uglian.
    Dort wollten wir versuchen auf einer kleinen Insel zu übernachten.
    Wohlgemerkt:
    es waren alles sehr große Insel nachdem wir das kleinste Eiland in Dalmatien entdeckt hatten.
    Aber im Verhältnis zu Uglian oder seine Zwillingsinsel Pasman, waren die sogenannten kleinen Inseln klein.
    Vielleicht in einer Stunde oder einer dreiviertel Stunde zu umrunden.
    Das war das übliche Klein.

    Es sollte noch einmal richtig sonnig werden am nächsten Tag und darauf freuten wir uns.
    In zwei Tagen dann sollte Wind vormittags aufkommen, ca. 5 Bft und es war auch Regen ab dem frühen Morgen angesagt.
    Wir schliefen unter freiem Himmel, vielleicht das letzte Mal.
    Mir ging es irgendwie blümerant.


    Blick in die Zukunft

    Ich musste etwas Falsches gegessen haben und ich schwächelte etwas.
    Das machte die aufkommende Anspannung nicht weniger.
    WIeder Überlegungen und Fragen, die es zu entscheiden galt.
    Sollten wir erst zum Festland queren oder möglichst lange auf der Ostseite von Uglian paddeln?
    Dann hätten wir die 5 Bft später auf der Überfahrt.
    Sie kämen wohl seitlich von Nordost.
    Und später von hinten, wenn wir die Richtung änderten.
    Geht alles, aber muss man nicht haben.
    Zwar hatten wir keine großen Aufbauten und waren daher recht schnittig, aber ich habe die Wellen am liebsten von vorne.

    Wir legten uns schlafen.
    Ich betrachtete die Felswand neben mir und hatte den Eindruck ganz woanders zu sein.
    Dieser Ausschnitt hätte auch in einer Wüste sein können.
    Ich kam mir vor wie ein Nomade oder ein Soldat.
    Mit diesem Eindruck schlief ich ein.
    Nachts hörte ich wiederholt Rascheln.
    Nicht wirklich nah aber es klang nicht mechanisch, sondern nach Lebewesen.
    Ich sah nichts.
    Ein anderes Mal spürte ich etwas unter mir zwischen Schulter und Kopf.
    Etwas bahnte sich seinen Weg durch die Höhle, die durch meinen Hals entstand.
    Es war unter dem Schlafsack.
    Ich richtete mich auf und lies dem Etwas Zeit zu passieren.
    Besser is…
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:29.

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  • LihofDirk
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
    Leider kein Foto.
    Aber ich wollte genießen und nicht nach dem kleinen Kasten suchen um, das Wunder durch eine Scheibe zu betrachten.
    Wie gut ich das verstehe. Bei der Sichtung von Walen und Delfinen vor Australien kam ich noch nicht mal auf die Idee nach der Kamera zu greifen (hing in wasserdichter Hülle an der Schwimmweste) sondern habe einfach nur genossen.

    Wie der Franzose so schön sagt sind Bilder gut aber die Vorstellung besser (L'image c'est bon, l'imagination c'est mieux).

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    @ Babsbara

    Ja, das war es wirklich.
    Es ist meine vierte Gepäckfahrt in Dalmatien.
    Und die erste fand auch Ende Sepmtenber/Anfang Oktober statt.
    Doch es war noch nicht so tuhig.
    Ich habe am Stück noch nie so stilles Meer erlebt.
    Auch das Licht war fantastisch.

    Wenn ich die Augen schließe bin ich immer noch voll mit dieser ruhigen blauen Weite.
    Der Velebit-Hodler ziert jetzt meinen Rechner und hält die Erinnerung wach.

    Allerdings haben wir die Tour zeitlich eingepasst zwischen einen Jugo und einer Bora.
    Und das war gut so.
    Mit der Bora ist nicht zu spaßen.
    Auf der Heimreise machten wir noch mal Bekanntschaft mit ihr.
    Aber dazu schreibe ich noch.

    Leider ist das Wetter im Oktober nicht mehr so zuverlässig.
    Das liegt mehr an den Stürmen als an den Temperaturen.
    Anfang September mag ein guter Kompromiss sein.
    Da ist der meiste Tourismus durch.
    Was uns wunderte war, dass eigentlich auch kaum Einheimische zu sehen waren.
    Allenfalls am Wochenende waren sie mit den Booten unterwegs.

    Lieben Gruß!

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  • Babsbara
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    Ein toller Bericht, ganz voll mit Erinnerungen und so absolut friedlich. Das muss eine wunderbare Tour zum Abschalten und Auftanken gewesen sein.

    Vielen Dank!
    Babs

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    ABSCHIED UND UNERWARTETER BESUCH


    Lagerplatz auf dem Eiland

    Wir brachen früh auf.
    Hatten nicht allzu lange schlafen können.
    Der Morgen war noch geheimnisvoll, die Sonne hatte sich noch nicht gezeigt.
    Schnell packten wir unsere sieben Sachen und stachen in eine noch ganz ruhige See.
    Oft drehte ich mich noch um nach diesem verzauberten Ort, der ein Stück seiner Geschichte mit uns geteilt hatte und sicher sehr viel mehr Geschichte zu erzählen hatte.
    Wer war ihr Hüter?
    Was geschah auf ihr im Krieg?
    Woher rührten die Mauern?
    War sie vor zu anderen Zeiten bewohnt gewesen?


    Rückblick

    Wir steuerten Veli Rava, einen kleinen Ort auf Rava an.
    Dort sollte es einen Laden geben.
    Wir brauchten ja Wasser.
    Der Ort schlief noch annähernd.
    Im Hafen trafen wir einen Mann auf seinem Boot.
    Wir fragten nach enem Geschäft.
    Schlaftrunken beantwortete er unsere Fage.
    Es hätte heute zu, erfuhren wir.
    So zogen wir weiter, Richtung Süden an Rava entlang und steuerten Luka an, eine Häuseranhäufung in einer größeren Bucht auf Dugi Otok.

    Der Himmel hatte sich inwischen gleichmäßig bewölkt und das Paddeln war recht angenehm.
    Wir begegneten keiner Menschenseele auf dem Wasser.
    Es ging vorbei an einer Fischfarm.
    Von Ferne hörten wir von dort Motorengeräusche.
    Sonst war alles ruhig.
    Heute wollten wir auf eine kleine Insel gelangen, die wir vor vier Jahren per Zufall entdeckt hatten und die eine größere Felsenplatte besaß, auf der genug Platz für uns und unsere Boote war.
    Wie würde es jetzt dort aussehen?
    Hatte sich was verändert?
    Wir waren gespannt.
    Doch zuvor paddelten wir in den Hafen von Luka.
    Auch hier alles ruhig.
    Kaum ein Mensch auf der Straße.
    Hinten im Hafen fanden wir einen Slip und stiegen aus.
    Obwohl Kajakfahrer keine Unbekannten sind in einer maritimen Gegend, werden wir doch immer wieder beäugt, denn fahrendes Volk per „handcraft“ ist doch eher selten.
    Im Dorfladen gab es reichlich Wasser.
    Das war schon mal das Wichtigste.
    Bier gab es auch, da konnte ja nichts mehr schief gehen.
    Das Gemüse war durchweg faulig, außer ein paar anständigen Möhren haben wir nichts mitgenommen.
    Die Menschen im Laden sahen irgendwie alle gleich aus: groß, reichlich untersetzt und mit knolligen Nasen ausgestattet.
    Sie sahen aus, als stammten sie aus einer einzigen Sippe.
    Ich hatte den Eindruck, dass der Ort sehr abgeschieden war.
    Wir beeilten uns fort zu kommen.
    Füllten das Wasser um, damit wir den Müll gleich im Ort entsorgen konnten.
    Dann brachen wir wieder auf.
    Raus aus der Bucht um das nächste Kap in die nächste Weite.
    Der Himmel gab im Westen Blau frei.
    Der Wind stand günstig.
    Bis wir Tukoscak erreicht hätten, dürfte Sonne satt scheinen.


    Wolkenwechsel

    Wieder ging es vorbei an einer Fischfarm.
    An der Küste saß eine Frau uns spielte klassische Musik auf einer Flöte...!
    Über das offene Wasser konnten wir einen kleinen Kegel in der Ferne ausmachen.
    Darauf steuerten wir zu.
    Von dieser Seite hatten wir uns noch nicht der Insel genähert.
    Interessiert betrachteten wir das gesammte Panorama und versuchten die verschiedenen Hügelketten den uns bekannten Inseln zuzuordnen.
    Der herbstliche Dunst half uns, da er die Hügel in abgestufte Blaus färbte.
    So lies sich ihre Lage zueinander besser bestimmen.
    Wir sahen die Kornaten majestätisch am südlichen Horizont.
    Zusammen mit Dugi Otok bildeten sie den Abschluss zur ganz offenen See bis nach Italien herüber.
    Im Herbstlicht, bei der tieferstehenden Sonne in dunstiges Monochrom gehüllt, war dies ein fantastischer Anblick.

    In weiter Ferne, am Ende der Wasserlinie sahen wir kleine weiße Striche.
    Sehr viele.
    Das blieb lange so.
    Die Bewölkung veränderte sich.
    Anstatt dass der Wind die Wolkendecke endlich zur Seite schob, entstanden neue Wolken.
    Jedoch eine andere Sorte.
    Es war toll zu beobachten, wie sie sich mischten und eine Synthese eingingen.
    Es war geradezu abgespaced.


    Synthese

    Tukoscak wuchs vor unseren Augen und unsere Aufregung auch.
    Kurz bevor wir die Insel erreichten, kam die Sonne dauerhaft durch auch die "weißen Striche" deutlich näher.
    Es musste wohl eine Regatta sein.
    Nach so viel Leere war der Anblick der 30 oder 40 Segelboote auch mal schön.
    Sie gaben der Meeresfläche eine ungewohnte Tiefe und Proportion.
    Wir umrundeten die Insel auf der Suche nach dem Ausstieg und fanden ihn bald.


    Ausbooten auf Tukoscak

    Wieder mussten sich unsere Augen an Bekanntes, doch in der Erinnerung Verselbsständigtes gewöhnen.
    Walter und ich hatten den Eindruck, dass der Fels hier stark verwittert war und an Höhe eingebüßt hatte.
    Möwen saßen dort herum und machten uns schweigend Platz.
    Den ganzen Nachmittag kamen sie in Abständen vorbeigeflogen und schauten nach uns.
    Aber sie benahmen sich anständig.
    Keine Angriffe, kein großes Geschrei.
    Nach dem Anlanden und Boote sichern, machten wir erst einmal Brotzeit.
    Ich hatte noch eine Salami und Nüsse.
    Auch ein Stück Brot hatte es aus dem Laden in unser Gepäck geschafft.
    Hatten wir nicht noch gekühltes Bier?
    Bis zum Abend war es sicher warm.
    Das musste verhindert werden.
    Wir ließen es uns gut gehen und beobachteten die letzten Segler, wie sie aus unserem Blickfeld verschwanden, Richtung Norden ziehend.

    Walter saß linker Hand von mir als ich zu ihm blickte und zu sprechen anhob.
    Aber da zum zweiten Mal nichts Gescheites aus mir heraus, denn hinter ihm…
    Da! Da! Schau!!!
    Er drehte sich um:
    Wir beide sahen Finnen.
    Eine, zwei, drei, vier… eine ganze Delphin Schule!
    Vielleicht waren es so an die zwanzig.
    Fast immer Pärchen mit ihren typischen kreisenden Bewegungen.
    Dazwischen auch Jungtiere.
    Die sprangen kerzengerade aus dem Wasser in die Luft und ließen sich genauso kerzengerade wieder ins Wasser fallen.
    Es war entzückend.
    Das Schauspiel dauerte diesmal einige Minuten.
    Ich grinse jetzt noch breit, wenn ich daran denke.
    Ich sah so etwas Wunderschönes zum ersten Mal.
    Ich war regelrecht glücklich!
    Die Welt kann sooo schön sein!!!
    Leider kein Foto.
    Ich wollte genießen und nicht nach dem kleinen Kasten suchen um, das Wunder durch eine Scheibe zu betrachten.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:24.

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  • qwertzui
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    ot:@ LihofDirk
    on topic
    schön, dass die Insel dich nicht gefressen hat und dieser wunderschöne "Bericht" weitergeht.

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  • Suomalee
    antwortet
    AW: HR Seekajakrevival in Dalmatien

    VERWEILTAG VOM FEINSTEN



    Eiland

    Wir hatten unruhig geschlafen.
    Obwohl wir uns sehr sicher fühlen konnten, weil abgeschottet wie eigentlich nie in der freien Natur, war es ungewohnt, dass das Wasser von mehreren Seiten, zwar nur sehr leise, zu hören war.
    Auch gab es ein feines Rauschen, wie es nur die Piniennadeln zu erzeugen vermögen.
    Da reicht ein feines Lüftchen.
    So lauschte ich nachts der Melodie der Pinien.
    Ich beobachtete Autoscheinwerfer auf der einzigen Straße Dugi Otoks, die mitten in der Nacht über die Insel krochen.
    Die Insel konnte ich noch unterhalb der Pinienäste erkennen.
    Sie war vielleicht einen knappen Kilometer entfernt.
    Ab und zu war noch ein Fischerboot zu hören.

    Der folgende Tag sollte ein weiterer Pausentag werden.
    Dieses hübsche Eiland musste gewürdigt, untersucht und genossen werden.
    Außerdem war Sonntag und wir brauchten demnächst wieder Wasser.
    Auf der nächsten Etappe würde es zwei Orte geben.
    Das galt es zu berücksichtigen.


    Blick nach Süd Süd-Ost

    Nach dem Frühstück verschwand Walter in Richtung Nordspitze.
    Als er wiederkam, berichtete er von einem Vogelkadaver.
    Ich fragte nach einem Schädel?
    Walter sagte, er hätte keine gesehen.
    Das musste geprüft werden.
    Manche wissen es aus führeren Berichten.
    Ich sammele auch gern mal einen Vogelschädel.
    Möwen hatte ich schon einige.
    Wir kletterten also erneut gemeinsam an die Nordspitze und ich begutachtete die Überreste eines großen Vogels und wusste sofort:
    Das ist keine Möwe.
    Das ist ein Kormoran!
    Und selbstverständlich fand ich seinen Schädel…unter ihm und recht sauber und intakt.
    Chaka!
    Was für eine wunderbare Insel!!!
    Nun war mein Suchinstinkt geweckt und wir zogen noch einmal los.
    Während ich Walter erklärte, wo man am besten große Seeigelgehäuse finden kann:
    "Schau Walter, hier, in solchen großen Felsspalten, da kommen die Möwen nicht dran und das Gehäuse bleibt heil"…
    fand ich genau unter den besagten Paradebedingungen ein Prachtexemplar.
    Einen faustgroßen Seeigel, besser seine Hülle.
    Seeohren lagen herum, waren schon etwas mit Kalk überzogen, so lange hatte sie Niemand finden wollen.
    Das sah wieder nach einer Fotosession am Nachmittag aus.

    Doch zunächst stieg ich ins Boot und fotografierte das Eiland rundherum.
    Das hatte ich gestern bei der Anreise nicht mehr getan.


    beim Umrunden

    Dann kam der Kormoran dran.
    Sehr vom Herrn der Ringe inspiriert.
    (Es war also doch eher eine Insel im Auenland als eine von Kapitän Blaubär)


    die letzte Reise des Kormorans

    Da ich ja schon Trostbretter mitführte, hatte ich einen sehr pittoresken Hintergrund für geborgenen Fundstücke.


    der große Seeigel vom kleinen Eiland


    mehr vom Meer

    Später wurde es wieder ganz still und das Wasser spiegelglatt.
    Da hatte der Kormoran noch ein zweites Shooting.
    Rumstreunen, Kaffeetrinken und in der Nase bohren.
    Das Leben kann herrlich sein.
    Der Abend kam.
    Nicht sentimental werden, nach vorne schauen.
    Der Tag hatte mich reich beschenkt und ich schickte mich in die abendliche Routine.
    Schnibbeln, kochen, essen.
    Allerdings suchte ich mir dazu ein Plätzchen auf der anderen Seite der Insel und genoss die sich neigende Sonne.
    Das war so Kleiner-Prinz-mäßig.
    Zuletzt geändert von Suomalee; 05.04.2020, 10:17.

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