Durch den Hochharz

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  • Bennsen
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    • 27.06.2021
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    Durch den Hochharz

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Prolog
    Ich traue mich mal wieder auf Wandertour. Mein Problem ist eine Gleichgewichtsstörung im rechten Ohr, die ich im Alltag kompensieren muss. Trotzdem will ich wieder raus auf Trekkingtour und mich im Hochharz auch mal mit unwegsamem Gelände anlegen. Das gibt es dort zur Genüge. Außerdem bin ich gerade zwar nicht wander- aber schon reisefaul. Zudem gab es familiäre Gründe, mich nicht allzu weit in die Pampa zu verkrümeln. Der Harz liegt bei mir quasi gleich nebenan. Ein Tripp mit historischen Bezügen wirds ebenfalls, auch persönlich erlebtem. Schließlich war ich schon 1978 das erste mal dort. Da lagen Teile des Harzes noch in einem anderen Land.

    1.Tag - Granitiger Empfang
    Der Ottofelsen: welch schwungvolle Formen, welch brachiale Gestalt, welch schwindelerregende Höhen! Ich meine natürlich die Stahltreppen nebst Geländer, die auf ihn hinauf führen. Irgend eine höhentaugliche Schlosser-Truppe muss vor langer Zeit dieser Granitklippe die üppige Metallkonstruktion verpasst haben. Respekt!
    Der Ottofelsen befindet sich sozusagen auf der Mittleren Etage des Oberharzes. Am frühen Nachmittag bin ich bei sonnigem Wetter in Wernigerode gestartet und über die Steinerne Renne, einem Katarakt mit Ausflugslokal daneben, hier aufs Plateau gewandert. Mein Ziel ist eine mehrtägige Rundwanderung über die Höhenzüge des Hochharzes, die die obere Etage des Gebirges bilden. Hohnekamm, Zeterklippen, Brocken, Achtermannshöhe und Wurmberg stehen auf dem Plan. Nach Süden schaue ich unmittelbar auf den Hohnekamm mit seinem chaotischen Granitblockgewirr und seinen silbergrau abgestorbenen Fichten, die den Höhenzug von weitem wie einen alten Mann mit Bartstoppeln aussehen lassen. Nach Norden geht der Blick über die „Mittlere Etage“, bestehend aus Kahlschlagsflächen mit gelegentlichen Bauminseln, nach Wernigerode hinunter und ins Flache Land. Die nächsten Tage werde ich durch die Resultate einer Umweltkatastrophe wandern. Der Fichtenborkenkäfer hat dem Großteil der älteren Fichtenbestände absterben lassen. Im Nationalpark steht jetzt alles voller Totholz, drumherum dagegen Kahlschlagflächen. Es war ein perfektes Zusammenspiel aus klimawandelbedingten Trockenperioden, Orkanen, und jahrhunderte betriebener Fichtenmonokultur. Überall finden sich zudem aufgetürmete Granithaufen, die hier Klippen genannt werden, oder scherbige Hornfelsen mit der gleichen Bezeichnung. Dazu Hochmoore und zugewucherte Granitblockfelder. Wollsackverwitterung nennt sich diese rundlich rechteckige Blockform des Granits, meist mit mehreren Metern Durchmesser.
    Eigentlich wollte ich am Ottofelsen übernachten. Aber von der wenige hundert Meter unterhalb liegenden Hütte schallt Musik herauf. Das Karlshaus oberhalb scheint auch gerade belegt zu sen. Zuviel laute Nachbarschaft für mich. Ich verziehe mich hoch zu der Oberen Hohnsteinklippe und finde einen Zeltgrund gleich bei der Grotte. Abends klettere ich über die Blöcke hoch auf die Hohnsteinklippe und genieße die Abendsonne. Ich muss vorsichtig sein, weil ich immer noch Gleichgewichtsprobleme habe. Es findet sich jedoch ein einfach kletterbarer Weg rauf und runter. Im Hochharz gibt es viel verblockte Pfade, die ganz schön Trittsicherheit erfordern. Ich musste mich auf den ersten Strecken hierher erstmal wieder an dieses Terrain gewöhnen. Es klappt aber und die Kraxelei macht Spaß. Mit Unwegsamkeit werde ich am nächsten Tag noch richtig Spaß haben. Das weiß ich jetzt schon.
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    Zuletzt geändert von Bennsen; 17.09.2025, 21:55.

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    #2
    2.Tag - Grenzklippe, Höllenklippe, Landmannsklippe, Zeterklippe
    Ich bin am Trudenstein oberhalb Schierke und es nieselt. Die Höhen um mich stecken in den Wolken. Auch der Trudenstein besitzt eine üppige Stahlkonstruktion aus Treppen und Geländern (es wird auch für heute nicht die letzte sein). Es ist Sonntag und die ersten Wanderer begegnen mir. Wer Einsamkeit haben möchte, sollte nicht in den Harz fahren. Von hier aus geht es steil bergauf in die wilde Welt des Hohnekamms.
    Der Hohnekamm ist ein breiter Bergrücken, auf den kompakte Granitklippen wie riesige Steinhaufen aufsitzen. Eine von ihnen, die Leistenklippe, hat auch einen Eisenweg. Die Spitze bildet ein einzelner schmaler Granitblock, wo man sich schon mal energisch dran hochziehen muss, um ihn zu besteigen. Diesmal geht hier oben die Sicht nur ca hundert Meter weit. Ich stecke in den Wolken. Unterhalb des Felsens ist eine Kothe (spitzdachige Schutzhütte aus Brettern). In unmittelbarer Nähe ist ein kleiner Felsturm, der stark an einen Psilo-Pilz erinnert. In dieser Gegend ticken die Uhren anders und die Zeit verfliegt, weil es vieles zu entdecken und zu sehen gibt. Es zieht mal wieder Nieselregen durch und die Wolkendecke hebt sich. Der Wurmberg im Süden ist zu sehen.
    Im westlichen Teil des Hohnekamms wird es noch wilder und unwegsamer. Hier kommt der schwierigste Teil meiner gesamten Wanderung: durch quasi wegloses Gelände zur Pramme-Plakette gelangen und die Höllenklippe besteigen. Beides liegt abseits des Eulenstieges, der hier hindurchführt. Durch abgestorbene und umgefallene Bäume sind die alten Pfade großteils verschwunden bzw. nur noch schemehaft vorhanden. Zudem steht in dem zugewachsenen Blockgewirr auch dichter Jungwuchs und macht alles unwegsamer als früher. Die Pramme-Plakette hatte ich vor Jahren mit Freunden durch Zufall gefunden, als wir auf der Suche nach Parkour-Spots uns verlaufen hatten (Ja! Klettern und Parkour kann man hier auch betreiben!). Wir haben nicht schlecht geguckt, als wir mitten im Nirgendwo auf einmal vor einem Granitobelisken mit der Gedenktafel für den Harzmaler Wilhelm Pramme standen.
    Natürlich bin ich wieder falsch abgebogen und kam nach einigem umherirren, mit Ruckdsack über Blöcke kriechend, über tiefe Spalten springend und durch sperriges Geäst kriechend, oberhalb der Plakette heraus. 1. Teil der Challenge erfüllt! Durch die Bäume sehe ich unweit die Höllenklippe und die beiden Granittürme „Jungfer“ und „Jungfrau“. Unweit heißt noch lange nicht, dass es ein Klax ist, sich dorthin durchzuarbeiten. Neben der Plakette steht seit dem letzten Jahr eine metallene Gipfelbuchkassette. Im Buch ist zu lesen, dass immerhin ca alle paar Wochen im Sommer jemand hier vorbei kommt. Es scheint ein Geheimtipp zu sein. Nach ein paar Beweisfotos kehre ich zurück zum Eulenstieg und versuch mir den Weg zur Pramme-Plakette zu merken. Immerhin gibt es hier auf den Steinen ein paar alte rote Punkte als Markierung.
    Der Weg zur Höllenklippe ist Hölle! Ich war 1983 das erste mal mit einer Urlaubergruppe mit Wanderführer hier. Damals gab es noch einen deutlichen und markierten Pfad. Der ist über die Jahre immer unsichtbarer geworden und die umgefallenen Bäume zahlreicher. So gerate ich öfter in Sackgassen, wo es nicht weitergeht, balanciere mit meinem katastrophalen Gleichgewichtssinn über umgefallene morsche Baumstämme, kraxel irgendwie 2 Meter hohe Granitblöcke hinunter und finde 50 Meter vor der Klippe eine verlässliche Pfadspur nach oben. Der Zugang vom unteren Teil hat noch ein paar alte Rote Punkte und der Pfad ist deutlicher erkennbar, aber eben auch steile Kraxelei.
    Die Höllenklippe ist ein Turm von mehreren Granitquadern, der auf einem Gewirr von durcheinander liegenden riesigen Granitblöcken thront. Schon am Fuße der Klippe gibt es Fernsicht. Obwohl alles noch ein bischen feucht ist, beschließe ich hoch zu klettern. Erst muss ich mich durch 3 Meter Kamin auf ein kleines Plateau hochstemmen. Obendrauf den letzten Gipfelstein nehme ich den kurzen Handriss bis direkt zum Gipfelbuch, dass hier irgend ein Spaßvogel pink angemalt hat. Geschafft - 2. Teil der Challenge erfüllt! Ich bin oben und habe einen wunderbaren Rundblick auf das chaotische Blockgewirr unter mir und zu den anderen Höhen des Hochharzes. Unten am Nordrand des Gebirges ist Wernigerode zu sehen, dass jetzt schon recht weit tiefer liegt. Der Brocken steckt noch in den Wolken. Hier oben sieht man auch das ganze Ausmaß der Käferplage der letzten Jahre. 90 % der Fichten stehen kahl herum oder sind bereits umgekracht. Es wird dauern, bis hier so was wie ein Hochwald sich wieder bilden kann.
    Nordwestlich unterhalb auf der Landmannsklippe sehe ich zwei Gestalten sitzen. Spontan beschließe ich, die Landmannsklippe auch noch in Angriff zu nehmen. Erstmal muss ich wieder heil die Höllenklippe hinunter kommen. Ein beherzter Sprung aufs Plateau, dann sich durch den Kamin herablassen und ich bin wieder beim Rucksack. Ein Glück, dass der Rucksack ein olles aber robustes Teil der Schwedischen Armee aus den 80ern ist. Ein neuerer mit tausend Schnallchen, Nähten und Reißverschlüsschen hätte bei dem Gekrieche hier durch die Wildnis bestimmt Schaden genommen.
    Als Rückweg nehme ich diesmal den unteren Zustieg zur Höllenklippe und kraxel den steilen Blockhang hinunter zum Eulenstieg. Weiter unten ist der Abzweig zur Landmannsklippe ausgeschildert und schon kommen mir die beiden Leutz entgegen, die ich oben auf den Felsen gesehen habe. Kurzer Smalltalk über den Weg und schon gehts weiter. Der Pfad zur Landmannsklippe ist nicht mehr ganz so chaotisch. Einmal führt der Pfad durch ein Loch zwischen den Blöcken und ich muss den Rucksack abnehmen und vor mir her durchschieben. Dabei bemerke ich, dass der Zeltsack einen großen Dreiangel eingerissen bekommen hat. Shit! Wenn ich hier aus bin, kümmer ich mich drum. Weiter oben gibt es eine Felsquerung auf einem ca 30 cm breiten Band in ca 15 Meter Höhe. Bloß nicht hier rauskippen! Ich beschließe, den Rucksack hier stehen zu lassen und die letzten 10 - 15 Meter nur mit Kamera hochzuklettern. Schön ist es oben! Ein Gipfelbuch und Rundsicht gibt es auch. Genau wegen so was kraxel ich gerne fluchend durchs Harzer Unterholz.
    Am Ende des Eulenstieg, als die befestigten Wege wieder beginnen, mache ich Pause, koche mir Kaffee und flicke meine Sachen. Die sündhaft teure Fjällräven Hose hat es nämlich an der Seitentasche auch entschärft. Sternchenzwirn wirds schon richten.
    Über Forststraßen geht es nun das Holtemme-Tal hoch zum Molkenhausstern. Auf der Strecke kommen mir ab und an Wanderer entgegen, die auf dem Rückweg vom Brocken nach Wernigerode unterwegs sind. Die Tour ist nicht ohne, weil ein Höhenunterschied von mindestens 900 Metern überwunden werden muss und steile blockige Stiegen den Weg noch „versüßen“. Am späten Nachmittag komme ich an der oberen Zeterklippe an. Sie steht wie eine Mauer aus Quadersteinen auf der Hochfläche und mal wieder führt eine Leiter hoch zum Geländer. Der Brocken steht unmittelbar gegenüber. Den spare ich mir für morgen auf und campiere hier. Es ist ein entspannter Sommerabend. Die Zeterklippen sind wunderbar abgelegen.

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      #3
      3.Tag - Auf ausgelatschten Wegen über den Brocken
      Morgens packe ich nach dem Frühstück mein taunasses Zelt zusammen und laufe gegen 8 Uhr los. Es ist Montag, knallblauer Himmel und somit beste Bedingungen, um auf den Brocken zu gehen. Das ist wichtig, weil auf dem Brocken ein steife Brise in den Vorbergen schnell zum Orkan ausartet, und es einem passieren kann, an Feiertagen in Kolonne mit hunderten anderen hochzulaufen und oben auf weitere tausend zu treffen. Außerdem ist es von Vorteil, noch vor der ersten Brockenbahn oben zu sein. Am Brockenbett auf der Brockenstraße angekommen ist der Gipfel schon nah, die Landschaft weitet sich und mutet trotz toter Bäume richtig skandinavisch an. An dieser Stelle mal ein Rückblick:

      Mein erster Versuch, den Brocken zu besteigen
      August 1983 stakste ein schlacksiger 14 Jähriger, gewandet in schwarzen Elpico Kordhosen, Jeansjacke Marke „Boxer“ und Trampern (sächsische Kletterschuhe aus Rauleder mit dünner Sohle - ein must have neben den Römerlatschen für alle Langhaarigen in der DDR!) die Brockenstraße hoch. Ich machte gerade Urlaub mit meinen Eltern in Schierke. Der Ort lag im Grenzgebiet, einer der Staatsgrenze zur BRD vorgelagerten Zone, die nur mit Passierschein betreten werden durfte. Als Urlauber hatte ich einen solchen. Was verboten war für mich, die mit Schildern ausgewiesene Sperrzone zu betreten.
      Am Vortag gabs ein geführte Wanderung, die über das Eckerloch hoch bis zum Bahnübergang der Brockenstraße mit der Bahnlinie führte; über die Heinrichshöhe ging es wieder runter. Im Eckerloch kläfften die ganze Zeit damals neben uns die 100-Meter Hunde, die an Laufleinen mit Wald gehalten wurden. Oben an der Brockenstraße war zu sehen, dass der Gipfel so was wie ein Berliner Mauer besaß. Das ganze war überhaupt nicht mehr weit weg. Was mir noch auffiel, dass die Brockenstraße offensichtlich nicht in der Sperrzone lag. Zumindest konnte ich diese Schilder nirgends sehen.Theoretisch müsste ich die also laufen dürfen, oder?
      Zurück zu meinem Versuch: ab Brockenbett und an der Ilsenburgskihütte vorbei lief ich mit wackeligen Knien weiter bergauf. Noch vor der Geraden zur Brockenbahn bemerkte ich auf einmal wenige Meter neben mir lauter braune Uniformen in den Blaubeersträuchern. Ein Trupp Sowjetsoldaten, die zum Kabel verlegen hierher beordert wurden, lag schlafend in der Sonne. Soldaten sind immer müde, war eine der Standardweisheiten meines Vaters (5 Jahre später sollte ich das am eigenen Leib spüren). Ein Sibirier hob den Kopf, schaute mich an und winkte mir näher zu kommen. Ich wollte brav ihm meinen Passierschein zeigen, aber der interessierte ihn nicht. Ich wollte ihm meinen Personalausweis zeigen, aber er nickte nur freundlich anerkennend, als ob ich ihm ein Foto von meiner Familie gezeigt hätte. Was ihn interessierte war meine Geldbörse. Er deutete auf sie, ich gab sie ihm und er machte sie auf. Ich hatte einen 10 Mark Schein bei (natürlich DDR-Mark!). Er nahm ihn, tat so als ob er ihn einstecken würde, und schaute mich fragend grinsend an. Geistesgegenwärtig verneinte ich. Er gab ihn mir zurück, begann theatralisch in seinen Hosentaschen zu wühlen und brachte ein 5 Mark-Stück zutage. Er deutete mir Tausch an und schaute mich wieder grinsend fragend an. Ich war jetzt doch etwas verwirrt von der Situation und nickte aber. Ok, von mir aus; den Zehner gegen den Fünfer. Freudig steckte er den Geldschein ein und machte sich daran, einen seiner Kameraden zu wecken.
      An dieser Stelle brach ich meine Expedition ab und marschierte wieder hinunter nach Schierke. Da lag nun oben am Brocken die ruhmreiche Sowjetarmee schlafend in der Sonne, über deren Heldenhaftigkeit wir Gedichte und Lieder in der Schule auswendig lernten. Und einer der Soldaten, realisierte ich im nachhinein, hatte mich um Geld angebettelt! Als ich unten im Ferienheim meinen Eltern die Story erzählte, meinte mein Vater, dass ich den Wehrsold des Sibiriers mal schnell verdoppelt hätte. 5,10 DDR-Mark bekamen sie pro Monat, damit sie nicht sich besaufen können. Alle anderen Sachen, die sie benötigten (bis hin zu Seife und Zahnpasta), bekamen sie ausgehändigt.

      Heute laufe ich an der Stelle weiter. Es gibt keine Sowjetsoldaten mehr, keine Mark (DDR-Mark schon gar nicht), der Brocken hat keine „Berliner Mauer“ mehr, und ich hab keine Tramper mehr an den Füßen. Dafür sind jetzt hier fast alle Bäume abgestorben und ich lebe jetzt in anderen seltsamen Zeiten. Kurz vor der Waldgrenze wirds doch noch mal grüner, dann bin ich oben.
      Ludwig Bechstein schrieb mal, dass die Aussicht auf dem Großen Inselsberg in Thüringen großartiger sei als auf dem Brocken. Der war ja auch Märchenerzähler! Die Fernsicht ist mal wieder vom Feinsten. Ich glaube sogar den Inselsberg schemenhaft im Süden zu erkennen. Aktuell sind hier oben nur so ca 30-40 Leute unterwegs, was für Brockenverhältnisse an Einsamkeit grenzt. Was den Brocken neben seiner geografischen Lage oberhalb der Waldgrenze noch interessant macht, ist seine Geschichte, die immer noch sichtbar, mindestens aber erahnbar ist. Sei es das kleine Wolkenhäuschen, oder der große Essensaal im Brockenhaus, der immer noch nach Armeekantine aussieht. Natürlich hat das wandernde Schandmaul Heinrich Heine hier oben ein Denkmal bekommen. Seine „Harzreise“ ist für mich bis heute amüsant zu lesen. Zu dem Gesamtbild gesellt sich die Brockenbahn mit Bahnhof. Von hier aus drehe ich eine Ehrenrunde auf dem Ringweg. Der Imbiss hat nämlich noch nicht auf. Nachdem ich die Runde gelaufen bin und mich versorgt habe, gehts wieder bergab. Am Imbiss traf eh gerade eine größere Gruppe (fast nur) Männer ein, großteils schwarz gekleidet im Military-Look und Betonscheitel auf dem Kopf. Wehrsport- oder Wandergruppe? Wer weiß. Die erste Dampflok tutet schon um den Berg herum. Dann wirds meist hier oben voll. Weiter unten biege ich am Bahnübergang in Richtung Torfhaus ab, meinem nächsten Etappenziel. Der Weg nach Torfhaus ist aber auch die meist begangene Route auf den Brocken. Bei schönem Wetter sind hier immer viele Leute unterwegs.
      An der ehemaligen innerdeutschen Staatsgrenze mache ich Rast und stelle mein Zelt zum trocknen auf. Es ist lustig, wie die Leute auf die ehemalige Grenze reagieren. Die meisten lesen sich die Schilder durch und machen Selfies. Ein Typ mit Anhaltiner Akzent marschiert mit großen Schritten auf den Pfeiler zu und rief zu seiner zurückfallenden Begleiterin: „ Ich mach mal schnell rüber. Soll ich dir was mitbringen?“ Dann lachte er. Den Meisten, die im Osten damals „Deutschland einig Vaterland!“ brüllten und Helmut Kohl bejubelten, ging es ums konsumieren, nicht um Demokratie und Freiheit. Mit letzterem fremdeln sie bis heute.

      Kurz vor Torfhaus mache ich noch eine Schlenker nach Norden. Ich hab noch viel Zeit und es ist nicht mehr weit für heute. Torfhaus selbst ist fest in der Hand von Motorradfahrern. Wenn sie den Helm abnehmen, kommen meist Grauköpfe jenseits der 60 zum Vorschein. Am Imbiss beschränkt sich das kulinarische auf Bratwurst mit Pommes. Einen Kaffee gönne ich mir noch.
      Die Wolfswarte ist ein Felsen aus glattem zackenförmigen Quarzitgestein um die 918 m. ü. NHN. Unter ihm breitet sich ein imposante und durch Flechten bunte Blockhalde aus. Hier bleibe ich zum übernachten. Der Fernblick wird nach Süden durch den breiten Hügel des Bruchbergs eingeschränkt. Nach Norden und Westen lassen sich große Teile des Westharzes überblicken. Im Vordergrund unterhalb ist Altenau zu erkennen. Im Norden im Einschnitt des Okertales sind Teile des Okerstausees zu sehen. Zum Sonnenuntergang sitzen dann bis zu 10 Leute mit mir auf der Klippe. Ich sags immer wieder: wer Einsamkeit sucht, darf nicht in den Harz fahren. Da mein selbstgeschnitzter Holzlöffel auf dieser Tour zerbrochen ist, schnitze ich mir hier gleich den Nächsten. Ein Gartenschläfer liefert noch eine Showeinlage, indem es munter den Leuten durch die Beine flitzt auf der Suche nachen Essensresten. Mindestens 3 Smartphones dokumentieren das ganze. Zwischendurch geht auch spektakulär die Sonne hinter den Höhen bei Goslar unter. Gegen 21 Uhr kehrt langsam Ruhe ein. Die Nacht zieht kühl herauf und ich verkrümel mich ins Zelt in den Schlafsack.
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      Zuletzt geändert von Bennsen; 17.09.2025, 21:13.

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        #4
        4.Tag - Sonne ohne Ende; über Achtermannshöhe und Wurmberg
        DAS KANN NICHT WAHR SEIN! Ab 5:30 plappert es auf dem Felsen! Die Ersten sind schon wieder anmarschiert, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Ich bin zwar genervt, kann es ihnen aber nicht verübeln, weil der Panoramablick auf der Wolfswarte auch am Morgen ganz schön was her macht.
        8 Uhr habe ich mein Zeug bereits wieder auf dem Rücken und marschiere nach Oderbrück. Mein nächstes Ziel ist die Achtermannshöhe. Wenns gut läuft, will ich noch bis zum Campingplatz am Stern bei Schierke. Kurz vor Oderbrück ist es so warm geworden, dass ich kurzärmlig weiterlaufe. Vorher muss ich mich aber mit Sonnenschutzfaktor 30 absichern, da hier weit und breit nicht mit Schatten zu rechnen ist. Die Sonne scheint gnadenlos aus einem wolkenlos blauen Himmel. In Oderbrück am Parkplatz gibt es eine „Kaffeeklappe“, wo ich mir einen solchen noch mal gönne. Dann geht es weiter.
        Die Achtermannshöhe ist eine kompakte Felskuppe aus Hornfels, welche steil aus der Umgebung herausragt. 925 m. ü. NHN misst die Höhe. Das Felszackengewirr oben ist von einem Geländer umrahmt. Hier ist ein kompletter Rundblick angesagt. Im Westen begrenzt der Acker-Bruchberg Höhenzug den Blick, im Norden ist Torfhaus zu erkennen, im Nordosten steht der wuchtige Brocken, im Osten steht nicht weit entfernt der steile Wurmberg, nach Süden öffnet sich die Landschaft und die Sicht geht bis ins Harzvorland. Ich nutze hier die leichte Brise und trockne mein Zelt ausgiebig. Da es hier oben weder Parkplatz noch Imbissbude oder Drahtseilbahn gibt, sitzen nicht mehr als eine Halbes Dutzend Menschen auf dem Gipfel.
        Der Weg auf den Wurmberg zieht sich in der Nachmittagshitze bei praller Sonne über eine schier endlose Asphaltstraße, bis sich kurz vor dem Gipfel die Möglichkeit ergibt, auf einen etwas schattigen Weg an der Nordseite auszuweichen. Unmittelbar vor dem Ende des Weges schlägt mir Kinderlärm entgegen, als wäre dort oben der Pausenhof einer Grundschule. Mindestens 200, denke ich. Es waren nur ca 20-30 Kids, die über einen Spielplatz tobten. Auf dem Wurmberggipfel ereilt mich die volle Wucht des Overtourism: ein Teich mit Springbrunnen (im Winter für die Beschneiungsanlagen notwendig), besagter Spielplatz, eine klotzige Bergstation der Drahtseilbahn, eine „Ski Gaudy“ versprechende Bar mit Imbissbude, noch ein Spielplatz, ein Restaurant mit Terrasse und ein Aussichtsturm mit hinterlistig eingebauter Rutsche. Diese bringt Eltern zur Verzweiflung, weil ihre Kinder quengeln und unbedingt runterrutschen wollen und es selbstverständlich Eintritt kostet. Dazu noch etliche Skihänge. So was zieht natürlich Massen an. Ich bin ja auch hier und Teil dieses Treibens und entscheide mich bei der Einkehr für den „Ski Gaudi“. Eins muss man dem Wurmberg aber lassen: der Blick in die Landschaften hat was. Nach Osten ist es eine regelrechte Adlerperspektive auf den Mittel- und Ostharz. Das Brockenmassiv liegt im Norden gleich gegenüber. Im Tal davor ist Schierke zu erkennen.
        Über eine offene Kahlschlagfläche, die bei diesem Sonnenwetter mehr was von Serengethi als Harzgebirge hat, komme ich zu den Schnarcherklippen. Irgend ein Riese hat hier wohl aus lauter Granitklötzen zwei steile ca 25 Meter Türme aufgebaut. Auf eine führt ein typischer Eisenweg. Hier war ich schon mit 9 Jahren mal oben. Allerdings hat sich seitdem die Landschaft schon stark verändert.
        Endlich komme ich am Zeltplatz am Stern an. An der Rezeption steht ein Schild, dass der Platz ausgebucht sei. Ich frage trotzdem. „Wanderer schicken wir nicht weg. Für die findet sich immer ein Platz.“ ist die Antwort der resoluten Dame. Es schütten sich bei mir dermaßen Glücksendorphine aus, dass ich losplapper, was ich alles noch gebrauchen könnte. „Sachte, Sachte. Erst mal einchecken. Dann kümmer ich mich um den Rest deiner Wünsche“, ist die souveräne Antwort. Ja, gerne.
        „UAH!“, ein Urschrei lässt mich nachts auf dem Zeltplatz im Schlafsack hochschrecken. „Ich hab ihn erwischt! Sag mal oben Bescheid, dass hier en Fuchs liecht!“, ruft ein Frauenstimme in grobem sächsisch. „Is mir scheißegal, wenn das Vieh verreckt!"(Schuldabwehr); „Ah nee der läuft wieder! Jetzt muss ich meene Teekanne noche mal saubermachen - scheixxe!“ (Täter - Opfer Umkehr). Die Vorgeschichte: Der Dame wurde letzte Nacht von einem Fuchs ein Wanderschuh angekaut und dann doch für ungenießbar befunden. Außerdem hat er das Brot weggeschleppt. Nunja wenn ein Fuchs in der Nähe ist, sollte man die Schuhe mindestens in die geschlossene Apsis stellen. Und das Essen sowieso ordentlich wegpacken. Einem Fuchs kann man auch anders beibiegen, dass er unerwünscht ist, als das Tier mit Teekannen zu bewerfen.

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        • Bennsen
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          • 27.06.2021
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          #5
          5.Tag - Im Zickzack durch den Kahlschlag
          Beim Loslaufen vom Campingplatz scheint noch die Sonne. Vom Norden her zieht jedoch Hochnebel auf. Bald laufe ich durch trübes Wetter, was mir aber die bessere Variante zu knalligem Sonnenschein ist. Der Weg über Bhf. Drei Annen Hohne nach Wernigerode erweist sich noch mal als etwas kompliziert. Durch die massiven Kahlschläge und die dadurch neu entstandenen Rückwege ist es immer wieder ein Rätselraten, wo es denn jetzt nun lang geht. Mit den Bäumen sind wohl auch die Wegmarkierungen verschwunden. Mit einigen unnötigen Zickzacks kämpfe ich mich bis zum Elversstein vor. Ab hier und über den Steinbergkopf wird es noch mal schön. Dann laufe ich runter nach Wernigerode. Ich habe die Runde von 88 Kilometern und 2300 Höhenmetern in 4,5 Tagen fertig. Um einiges verdreckter, mit Sonnenbrand auf der Nase stehe ich nun gegen 14 Uhr mit Kaffee in der Hand wieder am Zug nach Hause.
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          Epilog
          Auch wenn der Hochharz keine Bilderbuchidylle mehr ist und ziemlich überlaufen - es lohnt sich, ihn zu erwandern. Ich hatte genug Spaß und Erlebnisse. Bis zum nächsten mal. Wer jedoch Einsamkeit sucht, darf nicht in den Harz fahren.





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          • blauloke

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            • 22.08.2008
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            • Meine Reisen

            #6
            Einen Harzbericht gab es hier schon länger nicht mehr, wurde auch langsam Zeit dafür.
            Er hat mich an meine Harzwanderung erinnert.
            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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            • Bennsen
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              • 27.06.2021
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              • Meine Reisen

              #7
              Zitat von blauloke Beitrag anzeigen
              Einen Harzbericht gab es hier schon länger nicht mehr, wurde auch langsam Zeit dafür.
              Er hat mich an meine Harzwanderung erinnert.
              Ich hab auch erst überlegt, ob es denn nun DER Knüller ist, über den Hochharz zu berichten, der ja nun wirklich nicht unbekannt ist. Aber vllt. sind ja bei meinem Bericht nen paar Nuancen und Ecken dabei, die noch nicht so beachtet wurden.

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              • Sternenstaub
                Alter Hase
                • 14.03.2012
                • 3788
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                • Meine Reisen

                #8
                mir hat dein Bericht auch sehr gut gefallen, obwohl die Kraxelei nicht so mein Ding ist. Ich war zwar bereits öfter im Harz, aber auf dem Brocken war ich noch nicht. Vor allem, weil Menschenmassen nicht so mein Ding sind.
                Two roads diverged in a wood, and I—
                I took the one less traveled by,
                And that has made all the difference (Robert Frost)

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                • Bennsen
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                  mir hat dein Bericht auch sehr gut gefallen, obwohl die Kraxelei nicht so mein Ding ist. Ich war zwar bereits öfter im Harz, aber auf dem Brocken war ich noch nicht. Vor allem, weil Menschenmassen nicht so mein Ding sind.
                  Die Kraxelei muss man wirklich mögen. Beim Brocken allerdings meine Empfehlung, wochentags in der Frühe hochzugehen. In Mitteleuropa gibt es bei solchen Hotspots keine Einsamkeit und dem Massenauflauf kann man manchmal nur mit Timing aus dem Weg gehen. Und der Brocken lohnt sich.

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                  • Pfad-Finder
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                    • 18.04.2008
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    Schön, mal einen Bericht von einem echten Harz-Veteranen zu lesen!

                    Erkennst du, woher mein Avatar-Bild stammt?
                    Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                    • Bennsen
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                      #11
                      Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                      Schön, mal einen Bericht von einem echten Harz-Veteranen zu lesen!

                      Erkennst du, woher mein Avatar-Bild stammt?
                      Ehrlich gesagt, kann ich nur raten. Von der Spurbreite der Gleise her (1m) könnte es die Brockenbahn oder Harzquerbahn sein. Das Logo oben links ist das des Hexenstiegs. Aus der "24" darin werde ich nicht schlau. Stempelstelle 24 ist zumindest an der Wolfsklippe nordöstlich des Molkenhaussterns. Also abseits des Hexenstiegs. Ist das auf dem Bild der Bahnsteig des Brockenbahnhofs?
                      Und zu Harz-Veteran: ich habe zwar lang zurückliegende Erinnerungen und war so locker über zehnmal insgesamt dort. Aber als Harz-Veteranen würde ich mich nicht sehen. Das trifft eher für Thüringer Wald zu .
                      Zuletzt geändert von Bennsen; 20.09.2025, 22:00.

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                      • Prachttaucher
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                        Liebt das Forum
                        • 21.01.2008
                        • 12228
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                        • Meine Reisen

                        #12
                        Vielen Dank für Bericht und Bilder. Insbesondere auch für den historischen Rückblick ! Eine schöne Runde, die Du da gegangen bist.

                        Für mich ist es auch etwas Hassliebe, aber am Harz führt (für mich) kein Weg vorbei. Zahnstocher und Abholzung trüben den Genuß schon häufig. Manche Wege erkenne ich fast nicht wieder - die verliefen vor 10 Jahren noch komplett im Wald und jetzt "Serengethi" - gut ausgedrückt. Manch interessanter Pfad von früher lässt sich wegen der vielen umgestürzten Bäume definitiv nicht mehr begehen - häufig muss ich meine Tracks nachbessern.

                        Andererseits : Wo gibt es im (mittleren) Norden ein so großes Wandergebiet. Sucht man außerhalb des NP gibt es noch so viele Tour-Möglichkeiten. Habe auf meinem Rechner etliches ausgearbeitet, was ich noch nie gelaufen bin. Der Charakter ändert sich ja teilweise auch sehr wenn man z.B. im Südosten unterwegs ist. Mit etwas Glück finden sich auch ein paar Laub-Bäume.

                        Regelmäßig überkommt mich dann allerdings eine gewisse Harz-Müdigkeit und dann geht es zur Erholung in ein Laubwald-Gebiet.

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                        • Bennsen
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                          • 27.06.2021
                          • 231
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                          • Meine Reisen

                          #13
                          Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                          Vielen Dank für Bericht und Bilder. Insbesondere auch für den historischen Rückblick ! Eine schöne Runde, die Du da gegangen bist.

                          Für mich ist es auch etwas Hassliebe, aber am Harz führt (für mich) kein Weg vorbei. Zahnstocher und Abholzung trüben den Genuß schon häufig. Manche Wege erkenne ich fast nicht wieder - die verliefen vor 10 Jahren noch komplett im Wald und jetzt "Serengethi" - gut ausgedrückt. Manch interessanter Pfad von früher lässt sich wegen der vielen umgestürzten Bäume definitiv nicht mehr begehen - häufig muss ich meine Tracks nachbessern..
                          ​Als ich so 2018 rum beim Renneckenberg/Zeterklippe unterwegs war, und es überall Nadeln rieselte, war meine erste Reaktion: hier brauchst du nicht wieder her! Ich bin dann doch wieder hin. Das ist eben die "Natur", die wir uns eingebrockt haben und mit der wir klar kommen müssen.
                          Ich versuche zwar schöne Fotos davon zu machen, aber nichts zu beschönigen. Die Waldschäden sind eben landschaftsprägend.
                          Ich kann dem ganzen trotzdem was abgewinnen und damit umgehen.
                          Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                          Regelmäßig überkommt mich dann allerdings eine gewisse Harz-Müdigkeit und dann geht es zur Erholung in ein Laubwald-Gebiet.
                          LOL so gehts mir mit dem Thüringer Wald. Ab und zu muss es auch mal woanders hingehen! Definitiv!

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                          • codenascher

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                            • 30.06.2009
                            • 5215
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                            #14
                            Danke für diesen schönen Bericht! Super geschrieben, stimmige Bildauswahl.
                            Einmal im Jahr verirren wir uns auch in den HochHarz. Ich bin trotz des Zustands gerne dort.

                            Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                              • 12213
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                              #15
                              Zitat von Bennsen Beitrag anzeigen
                              Ist das auf dem Bild der Bahnsteig des Brockenbahnhofs?
                              Exakt, das gibt es eine Webcam, die alle 10 Minuten ein Foto macht: https://www.hsb-wr.de/Webcam/Brocken/

                              Und die "24" im Hexenstieg-Logo geht auf eine Forumschallenge vor 16 Jahren zurück:
                              https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...tunden?t=32343
                              https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...-06-28-06-2009
                              https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...i-12-13-9-2009

                              Inzwischen würde ich das nicht mehr schaffen, "man ist ja keine 50 mehr".
                              Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                              • codenascher

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                                • 30.06.2009
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                                • Privat

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                                #16
                                Zu beachten sei das kleine Extra, welches die Truppe damals mit auf den Brocken nahm.

                                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                                  • 27.06.2021
                                  • 231
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                                  Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen

                                  Exakt, das gibt es eine Webcam, die alle 10 Minuten ein Foto macht: https://www.hsb-wr.de/Webcam/Brocken/

                                  Und die "24" im Hexenstieg-Logo geht auf eine Forumschallenge vor 16 Jahren zurück:
                                  https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...tunden?t=32343
                                  https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...-06-28-06-2009
                                  https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...i-12-13-9-2009

                                  Inzwischen würde ich das nicht mehr schaffen, "man ist ja keine 50 mehr".
                                  Neiiiin! Ihr seid/wart des Wahnsinns fette Beute! Ich hab die Hälfte der Distanz mal am Stück geschafft und war völlig hinüber. Den Hexenstieg bin ich noch nie in voller Länge gelaufen, aber mehrmals von Osterode nach Thale und andersrum. Meist bin ich am Hohnekamm und der Hanskühnenburg "fremdgegangen". Ich habs mir trotzdem mal vorgenommen, auf dem Trail zu bleiben.
                                  Und wenn ihr dann da durchgerattert kommt, werde ich schnell zur Seite springen und freundlich grüßen .

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                                    #18
                                    Zitat von Bennsen Beitrag anzeigen
                                    Mein erster Versuch, den Brocken zu besteigen
                                    August 1983 stakste ein schlacksiger 14 Jähriger, gewandet in schwarzen Elpico Kordhosen, Jeansjacke Marke „Boxer“ und Trampern (sächsische Kletterschuhe aus Rauleder mit dünner Sohle - ein must have neben den Römerlatschen für alle Langhaarigen in der DDR!) die Brockenstraße hoch. Ich machte gerade Urlaub mit meinen Eltern in Schierke. Der Ort lag im Grenzgebiet, einer der Staatsgrenze zur BRD vorgelagerten Zone, die nur mit Passierschein betreten werden durfte. Als Urlauber hatte ich einen solchen. Was verboten war für mich, die mit Schildern ausgewiesene Sperrzone zu betreten.
                                    Am Vortag gabs ein geführte Wanderung, die über das Eckerloch hoch bis zum Bahnübergang der Brockenstraße mit der Bahnlinie führte; über die Heinrichshöhe ging es wieder runter. Im Eckerloch kläfften die ganze Zeit damals neben uns die 100-Meter Hunde, die an Laufleinen mit Wald gehalten wurden. Oben an der Brockenstraße war zu sehen, dass der Gipfel so was wie ein Berliner Mauer besaß. Das ganze war überhaupt nicht mehr weit weg. Was mir noch auffiel, dass die Brockenstraße offensichtlich nicht in der Sperrzone lag. Zumindest konnte ich diese Schilder nirgends sehen.Theoretisch müsste ich die also laufen dürfen, oder?
                                    Und wie war es wirklich? Hättest du damals den Brockengipfel besteigen dürfen mit deinem Passierschein, oder dachtest du nur, du dürftest das tun? Meiner Meinung nach durften das die Normalsterblichen nicht (Militärgebiet, Radarkanzel, Geheimnisse ausspähen...) und sie hätten dich irgendwo auf dem Weg noch wegefangen. Die Russen, die du da getroffen hattest, wussten wahrscheinlich nicht, was da erlaubt ist oder verboten. Aber DDR-Grenzer gab es sicher auch noch genug auf dem Weg nach oben.



                                    Zitat von Bennsen Beitrag anzeigen
                                    „UAH!“, ein Urschrei lässt mich nachts auf dem Zeltplatz im Schlafsack hochschrecken. „Ich hab ihn erwischt! Sag mal oben Bescheid, dass hier en Fuchs liecht!“, ruft ein Frauenstimme in grobem sächsisch. „Is mir scheißegal, wenn das Vieh verreckt!"(Schuldabwehr); „Ah nee der läuft wieder! Jetzt muss ich meene Teekanne noche mal saubermachen - scheixxe!“ (Täter - Opfer Umkehr). Die Vorgeschichte: Der Dame wurde letzte Nacht von einem Fuchs ein Wanderschuh angekaut und dann doch für ungenießbar befunden. Außerdem hat er das Brot weggeschleppt. Nunja wenn ein Fuchs in der Nähe ist, sollte man die Schuhe mindestens in die geschlossene Apsis stellen. Und das Essen sowieso ordentlich wegpacken. Einem Fuchs kann man auch anders beibiegen, dass er unerwünscht ist, als das Tier mit Teekannen zu bewerfen.
                                    Ich finde es sehr vernüftig, den Fuchs mit ausgesucht "robusten Methoden" von seinen Untaten abzubringen. Die "Schuhe mindestens in die geschlossene Apsis stellen" reicht oft nicht. Ich habe es selber erlebt, wie ein Fuchs auf dem Biwakplatz Mönchwinkel große Taschen mit viel Gewalt von unter der Apsis herausgezerrt hat.
                                    Anderen hat er bei anderer Gelegenheit auf demselben Platz den Zeltboden 1m weit aufgerissen! Solche Dreistigkeiten kann man nur mit überzeugenden Argumenten begegnen. Ein einfaches "Du Du" reicht da nicht, da reagiert der Fuchs genauso wenig wie menschliche Intensivtäter.​

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                                      #19
                                      Tolle Bilder.

                                      Das mit dem Waldumbau ist einerseits traurig: manche Sachen sehen sehr kahl aus, man sieht einiges was man nicht sehen möchte (Industrie mit Steinbrüche) und einige Loipen sind im Winter kaum mehr nutzbar (Sonne schmilzt alles weg).

                                      Aber man sieht immerhin von manchen Aussichtspunkten/-türmchen wieder etwas und der Wald versperrt die Sicht nicht mehr.

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                                        Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                        Und wie war es wirklich? Hättest du damals den Brockengipfel besteigen dürfen mit deinem Passierschein, oder dachtest du nur, du dürftest das tun? Meiner Meinung nach durften das die Normalsterblichen nicht (Militärgebiet, Radarkanzel, Geheimnisse ausspähen...) und sie hätten dich irgendwo auf dem Weg noch wegefangen. Die Russen, die du da getroffen hattest, wussten wahrscheinlich nicht, was da erlaubt ist oder verboten. Aber DDR-Grenzer gab es sicher auch noch genug auf dem Weg nach oben.





                                        Ich finde es sehr vernüftig, den Fuchs mit ausgesucht "robusten Methoden" von seinen Untaten abzubringen. Die "Schuhe mindestens in die geschlossene Apsis stellen" reicht oft nicht. Ich habe es selber erlebt, wie ein Fuchs auf dem Biwakplatz Mönchwinkel große Taschen mit viel Gewalt von unter der Apsis herausgezerrt hat.
                                        Anderen hat er bei anderer Gelegenheit auf demselben Platz den Zeltboden 1m weit aufgerissen! Solche Dreistigkeiten kann man nur mit überzeugenden Argumenten begegnen. Ein einfaches "Du Du" reicht da nicht, da reagiert der Fuchs genauso wenig wie menschliche Intensivtäter.​
                                        Spätestens am Tor oben hätte ich (respektive meine Eltern) fürchterlichen Ärger bekommen. Ich wollte mich ja in meiner Unbefangenheit darauf hinausreden, dass ich belehrt wurde, das Schild "Sperrzone" niemals von hinten sehen zu dürfen. Das gabs ja in dem Bereich nur entlang des jetzigen Wanderweges durchs Eckerloch. Bis zum Brockenbett (hier war ein Wachtposten der Grenzer und Schlagbaum - nicht immer besetzt!), Renneckenberg/Zeterklippe/Hohnekamm war ja generell außerhalb des Grenzgebietes. Du konntest ohne Passierschein den Glashüttenweg bis zum Ende gehen. Einheimische aus Schierke sind auch auf die Heinrichshöhe gegangen und haben dort in den Grundmauern der ehemaligen Hütte Lagerfeuer gemacht. Da konnte die Brockenbesatzung ja direkt drauf schauen (zumindest den Rauch sehen). Ich haue euch hier nicht die Taschen voll, würde aber selbst die Story nicht glauben.

                                        Übrigens zur Terminologie "Russen": Ich hatte damals konkret mit einem Sibirier (könnte Grenze zur Mongolei gewesen sein, wo er her kam) zu tun und ich weiß nicht, ob da noch neben Russen auch Balten, Belarussen und Ukrainer, Tataren whatever rumlagen. Die alle in einen Topf zu werfen ist einer der großen Denkfehler von uns hier in Mittel- und Westeuropa, weshalb viele auch nicht verstehen, was in den letzten Jahren in Osteuropa abgeht. Ich glaube auch, dass die Soldaten Bescheid wussten, dass der Brocken Sperrzone war. Aber manchmal war es ihnen schlichtweg egal. Für Zigaretten hatten die uns (bei einer anderen Begegnung im Berliner Umland) auch scharfe Munition getauscht . Da wussten die auch, dass das verboten war.

                                        Zum Thema Fuchs: wenn ich sie in unmittelbarer Nähe weiß, nehme ich die Treter sogar mit ins Zelt. Essen wird in wirklich dichten Beuteln eingepackt, seitdem habe ich auch vor Mäusen u.ä. Ruhe. Ich bin auch schon mal mit Knüppel hinterher und das Tier ist stiften gegangen und kam nicht wieder. Ich muss also nicht gleich verkrüppeln und töten. Mit Steinen musste ich bisher nur auf Wilde Schweine in Korsika schmeißen. Die waren auch viel dreister und robuster (mir wurde der Käse unterm Kopf weggezerrt!).


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