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Nordseeradweg von Hamburg nach Niebüll
Der Plan war wieder einfach: Vier Tage Zeit im Juni vor Pfingsten, dem Nordseeküstenrad-weg für 300 km nach Norden folgen (oder der „North Sea Cycle Route“, wie sie auf den kleinen Schildern heißt), von Hamburg bis zur dänischen Grenze. Nach dem etwas durchwachsenen Erlebnis von Emden bis Wilhelmshaven ein zweiter Versuch.

Abfahrt war Donnerstag morgens, sehr früh. Alle späteren Züge waren für Fahrräder bereits komplett ausgebucht. Ich startete dann nicht in Hamburg, sondern nahm Elmshorn, um die ersten Meter an der Elbe zu sparen. Ich hatte vier Tage Zeit, da schien es sinnvoll, einige Meter zu Beginn noch mit dem Zug abzukürzen.
Auf den letzten Metern nach Elmshorn schaffte die Bahn noch 40 Minuten Verspätung, aber was solls. Es ging los! Elmshorn wirkte nicht so, dass dort alles Hamburger Millionäre leben. An der Straße entlang zur Elbe hinunter. Keine sehr atemberaubende Strecke, aber es war okay.
Die Elbe ist dann bereits sehr eingedeicht. Brokdorf ist ein überraschend properes Dorf. Auch Brunsbüttel hat schöne Ecken. Die Atomkraftwerke scheinen ordentlich Gewerbe-steuer zu zahlen und den lokalen Fußballverein zu unterstützen. Flussradwege heißt in Deutschland: Atomkraftwerke knipsen.

Der Wetterbericht versprach 4 Tage blauen Himmel und schwachen Wind. Aus West. Als ich aus dem Zug stieg, regnete es. Der Wind blies erstaunlich böig. Aus Nord. Ich war mit einem neuen Rad unterwegs, normales Tourenrad (Cube Touring EXC). Ich hatte das Rad zwei Tage zuvor mit der Post bekommen und es kaum 200 Meter ausprobiert. Ich musste den Sattel noch ein paar Mal verstellen, aber alles passte.
Frühere Strecken hatte ich häufiger mit dem E-Bike gemacht, aus dem einfachen Grund, dass ich kein Tourenrad mehr hatte. Erstaunlicherweise ist der Unterschied zum E-Bike geringer als gedacht. Natürlich ist ein E-Motor nett bei heftigen Böen von vorne. Aber am Ende des Tages kommt man ohne Motor ebenso weit, 80 bis 100 km, zudem entspannter, da man nicht immer auf den Akku-Stand schielen muss. Und ich hatte wenig Gewicht da-bei, Zelt, Schlafsack, keinen Kocher.

In Brunsbüttel hört dann die Elbe auf und die offene See beginnt. Viele größere Schiffe nun am Horizont. Eine kostenlose Fähre bringt einen über den Nord-Ostsee-Kanal und der Radweg verlässt am ersten Abend die Küste und geht ins Binnenland Richtung Meldorf.

Ich hatte keine Campingplätze gebucht, um je nach Wind und Wetter flexibel zu bleiben. An der Küste sind reichlich Campingplätze, die aber meist „Wohnmobilhafen“ heißen und asphaltiert sind.
Aber ich hatte Glück. Bei Michaelisdonn gab es einen kleinen Camping mit Wiese, der Chef winkte mir vom Sitzmäher zu und rief: „Das erste Bier geht auf mich!“. Nebenan war ein kleiner Flugplatz und er verbrachte den Abend mit Erzählungen über seine Spitfire-Erlebnisse („Motor verglüht“).
Die Nacht war empfindlich kalt für Juni, nur 6 Grad, und ich war recht froh, meinen dicken Schlafsack dabei zu haben. Einige feiernde Jugendliche gaben gegen 22:30 Uhr auch Ruhe, ich konnte die Ohrenpops wieder raus nehmen, und es war insgesamt gelungen.

Auf dem Platz auch ein Paar aus Österreich (sie fuhren von Kiel bis Amsterdam entlang der Küste), die interessanterweise sehr viel Aufhebens darum machten, dass ihr Zelt trocken eingepackt wurde. Sie stellten es tatsächlich lange in die Morgensonne, damit (reichlich) Tau abtrocknete. Ich bin kein Zeltexperte, aber ich hoffe mal, dass es meinem Zelt nicht viel ausmacht, wenn es ein paar Tage (oder selbst 3 Wochen) feucht eingepackt wird und eben abends erst trocknet (oder auch nicht).
Zumindest kam ich ohne Trocknungszeit immer früh los. Morgens war meine erste Suche eine Bäckerei mit Kaffee und ich hatte Glück. Nach kaum 3 km kam in Hopen eine Mini-Rösterei („Eggi‘s Kaffeerösterei“). Begeistert erklärte mir der junge Mann, dass „heute Kenia im Angebot ist. Sehr viel Frucht und großes Aroma.“ Was will man mehr. Dort sitzen, den Kaffee trinken und den Leuten zuschauen.
Ich traf tagsüber kaum andere Radreisende mit Gepäck. Da hatte ich mehr erwartet entlang der Nordsee. Abends auf den Campingplätzen waren zwar immer zwei oder drei Radfahrer, aber tagsüber hielt es sich sehr in Grenzen, obwohl Pfingsten vor der Tür stand.

Die Strecke bis Meldorf ist nett. Feldwege, viel Grün, Wiesen. Hinter Meldorf geht es durch irre weite neue Kooge (Eindeichungen), kilometerlang geradeaus, menschenleer, Gegenwind. Das ist nichts, worauf man sich freut. Selbst in den Vogelbeobachtungsständen war absolut niemand.


Büsum dann eher ein Schock, rummelig wie ein Schi-Resort, aber äußerst zufrieden schau-ende Menschen in den ersten Reihen der Straßencafés. Sie waren an der See, aber irgendwie doch nicht an der See. Einkaufen in einem Supermarkt. Dann wieder endlose Deichwege, dann das Eidersperrwerk. Die Straße hob und senkte sich um 90 Grad, ein kleiner Ausflugskahn fährt in die Schleuse. Wir knipsen, aus dem Kahn wird zurückge-knipst. Hunderte Menschen plötzlich, Väter hoben ihre Kinder auf die Schultern.
Immer wenn eine Attraktion angekündigt wurde, tauchten wie aus dem Nichts ein paar Dutzend Radler auf, Tagestouren. Ansonsten war absolut niemand zu sehen, sobald man die Orte verlassen hatte. Auf einer schmalen Landstraße querten zwei Enten mit fünf winzigen Küken. Da macht man gerne mal eine Pause und staunt.

Teil 2 folgt.
Der Plan war wieder einfach: Vier Tage Zeit im Juni vor Pfingsten, dem Nordseeküstenrad-weg für 300 km nach Norden folgen (oder der „North Sea Cycle Route“, wie sie auf den kleinen Schildern heißt), von Hamburg bis zur dänischen Grenze. Nach dem etwas durchwachsenen Erlebnis von Emden bis Wilhelmshaven ein zweiter Versuch.
Abfahrt war Donnerstag morgens, sehr früh. Alle späteren Züge waren für Fahrräder bereits komplett ausgebucht. Ich startete dann nicht in Hamburg, sondern nahm Elmshorn, um die ersten Meter an der Elbe zu sparen. Ich hatte vier Tage Zeit, da schien es sinnvoll, einige Meter zu Beginn noch mit dem Zug abzukürzen.
Auf den letzten Metern nach Elmshorn schaffte die Bahn noch 40 Minuten Verspätung, aber was solls. Es ging los! Elmshorn wirkte nicht so, dass dort alles Hamburger Millionäre leben. An der Straße entlang zur Elbe hinunter. Keine sehr atemberaubende Strecke, aber es war okay.
Die Elbe ist dann bereits sehr eingedeicht. Brokdorf ist ein überraschend properes Dorf. Auch Brunsbüttel hat schöne Ecken. Die Atomkraftwerke scheinen ordentlich Gewerbe-steuer zu zahlen und den lokalen Fußballverein zu unterstützen. Flussradwege heißt in Deutschland: Atomkraftwerke knipsen.
Der Wetterbericht versprach 4 Tage blauen Himmel und schwachen Wind. Aus West. Als ich aus dem Zug stieg, regnete es. Der Wind blies erstaunlich böig. Aus Nord. Ich war mit einem neuen Rad unterwegs, normales Tourenrad (Cube Touring EXC). Ich hatte das Rad zwei Tage zuvor mit der Post bekommen und es kaum 200 Meter ausprobiert. Ich musste den Sattel noch ein paar Mal verstellen, aber alles passte.
Frühere Strecken hatte ich häufiger mit dem E-Bike gemacht, aus dem einfachen Grund, dass ich kein Tourenrad mehr hatte. Erstaunlicherweise ist der Unterschied zum E-Bike geringer als gedacht. Natürlich ist ein E-Motor nett bei heftigen Böen von vorne. Aber am Ende des Tages kommt man ohne Motor ebenso weit, 80 bis 100 km, zudem entspannter, da man nicht immer auf den Akku-Stand schielen muss. Und ich hatte wenig Gewicht da-bei, Zelt, Schlafsack, keinen Kocher.
In Brunsbüttel hört dann die Elbe auf und die offene See beginnt. Viele größere Schiffe nun am Horizont. Eine kostenlose Fähre bringt einen über den Nord-Ostsee-Kanal und der Radweg verlässt am ersten Abend die Küste und geht ins Binnenland Richtung Meldorf.
Ich hatte keine Campingplätze gebucht, um je nach Wind und Wetter flexibel zu bleiben. An der Küste sind reichlich Campingplätze, die aber meist „Wohnmobilhafen“ heißen und asphaltiert sind.
Aber ich hatte Glück. Bei Michaelisdonn gab es einen kleinen Camping mit Wiese, der Chef winkte mir vom Sitzmäher zu und rief: „Das erste Bier geht auf mich!“. Nebenan war ein kleiner Flugplatz und er verbrachte den Abend mit Erzählungen über seine Spitfire-Erlebnisse („Motor verglüht“).
Die Nacht war empfindlich kalt für Juni, nur 6 Grad, und ich war recht froh, meinen dicken Schlafsack dabei zu haben. Einige feiernde Jugendliche gaben gegen 22:30 Uhr auch Ruhe, ich konnte die Ohrenpops wieder raus nehmen, und es war insgesamt gelungen.
Auf dem Platz auch ein Paar aus Österreich (sie fuhren von Kiel bis Amsterdam entlang der Küste), die interessanterweise sehr viel Aufhebens darum machten, dass ihr Zelt trocken eingepackt wurde. Sie stellten es tatsächlich lange in die Morgensonne, damit (reichlich) Tau abtrocknete. Ich bin kein Zeltexperte, aber ich hoffe mal, dass es meinem Zelt nicht viel ausmacht, wenn es ein paar Tage (oder selbst 3 Wochen) feucht eingepackt wird und eben abends erst trocknet (oder auch nicht).
Zumindest kam ich ohne Trocknungszeit immer früh los. Morgens war meine erste Suche eine Bäckerei mit Kaffee und ich hatte Glück. Nach kaum 3 km kam in Hopen eine Mini-Rösterei („Eggi‘s Kaffeerösterei“). Begeistert erklärte mir der junge Mann, dass „heute Kenia im Angebot ist. Sehr viel Frucht und großes Aroma.“ Was will man mehr. Dort sitzen, den Kaffee trinken und den Leuten zuschauen.
Ich traf tagsüber kaum andere Radreisende mit Gepäck. Da hatte ich mehr erwartet entlang der Nordsee. Abends auf den Campingplätzen waren zwar immer zwei oder drei Radfahrer, aber tagsüber hielt es sich sehr in Grenzen, obwohl Pfingsten vor der Tür stand.
Die Strecke bis Meldorf ist nett. Feldwege, viel Grün, Wiesen. Hinter Meldorf geht es durch irre weite neue Kooge (Eindeichungen), kilometerlang geradeaus, menschenleer, Gegenwind. Das ist nichts, worauf man sich freut. Selbst in den Vogelbeobachtungsständen war absolut niemand.
Büsum dann eher ein Schock, rummelig wie ein Schi-Resort, aber äußerst zufrieden schau-ende Menschen in den ersten Reihen der Straßencafés. Sie waren an der See, aber irgendwie doch nicht an der See. Einkaufen in einem Supermarkt. Dann wieder endlose Deichwege, dann das Eidersperrwerk. Die Straße hob und senkte sich um 90 Grad, ein kleiner Ausflugskahn fährt in die Schleuse. Wir knipsen, aus dem Kahn wird zurückge-knipst. Hunderte Menschen plötzlich, Väter hoben ihre Kinder auf die Schultern.
Immer wenn eine Attraktion angekündigt wurde, tauchten wie aus dem Nichts ein paar Dutzend Radler auf, Tagestouren. Ansonsten war absolut niemand zu sehen, sobald man die Orte verlassen hatte. Auf einer schmalen Landstraße querten zwei Enten mit fünf winzigen Küken. Da macht man gerne mal eine Pause und staunt.
Teil 2 folgt.
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