Tarping in den Alpen Erfahrungen

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  • Immo
    Anfänger im Forum
    • 17.07.2012
    • 12
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    • Meine Reisen

    Tarping in den Alpen Erfahrungen

    Hallo Zusammen, ich bin neu hier und möchte zu meinem Einstand einen konstruktiven Beitrag leisten. Ich bin seit einem Jahr Tarp-Nutzer und möchte meine Erfahrungen teilen. Ich benutze zur Zeit noch das DD-Tarp und hatte es letztes Jahr eine Woche in den Alpen beim Wandern dabei. In der Regel war das Wetter gut. Es gab jedoch zwei Abende, an denen diese Art der Übernachtung auf die Probe gestellt wurde. Die Kommentare stehen immer unter den Bildern.


    Ich habe mich für die klassische A-Frame-Aufstellung mit einer Giebelschnur, an die die einzelnen Schlaufen am First mit Prussikknoten befestigt sind entschieden. In dieser Nacht hat es ein wenig geregnet, kein Problem. Wind blies die ganze Nacht mäßig, das Tarp stand so, dass der Wind durchblies. Höhe so ca. 2800 m. Hier das Bild in Originalgröße: Tarping1


    In dieser Nacht habe ich diese hundsmiserable Aufstellung benutzt. Ich war den ganzen Tag abgestiegen, habe unterwegs keine einzige Stelle gefunden, die nicht von Kühen zugeschissen war und im Tal war alles voll mit Touris. Ich flüchtete in den Wald und dann wurde es schon dunkel. Im schwindenden Tageslicht habe ich schnell das hier hingemurkst. Gegen einen Sturm hätte es nicht geholfen, hätte es geregnet, hätte ich es zuklappen können und wäre ausreichend geschützt gewesen. An diesem Abend merkte ich, dass es Übung braucht, will man mit einem Tarp unterwegs sein, damit man bei Gewitter schnell seinen Unterschlupf hat. Bild in Originalgröße: Tarping2


    Am folgenden Abend hatte ich diesen schönen Platz am Urner See. Ich habe die eine Seite geschlossen, um ein wenig Privatsphäre zu haben, da ich auf einem Campinglplatz war. Hier zeigt sich einer der Vorteile einer Giebelschnur über dem Tarp, vielen Schlaufen am First und Prussikknoten. Man kann jederzeit einen Eingang schließen und muss nur kurz etwas nachspannen. Dauert zwei Minuten. Zur Not könnte man wohl auch beide Eingänge schließen, aber dann wird´s glaube ich ungemütlich. Bild in Originalgröße: Tarping3


    Das ist Joe. Er stieß unterwegs dazu. Hier sieht man das Tarp im Sturmmodus. Es steht auf dem Jochpass. Wir hatten hier die Möglichkeit, das Tarp auf Sturmtauglichkeit zu testen, da der Jochpass mit Skihütten, einem Hotel, Skiliften etc. vollgebaut ist und man zur Not irgendwo Schutz hätte finden können. Es braute sich ein heftiges Gewitter zusammen und die Windgeschwindigkeiten würde ich definitiv in die Sturmkategorie einordnen. Besonders am Pass. Wie man sieht, ist das Tarp sehr flach aufgebaut. Die beiden Wanderstöcke von Joe haben wir genutzt um das Tarp zusätzlich abzustützen und die Spannung an weiteren Punkten zu verteilen. Ebenso haben wir unsere Rucksäcke von innen aufrecht gegen das Tarp gestellt und so weitere Stabilität gewonnen. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Rucksack ein Tragesystem hat (Ich benutze den Osprey Exos 65). Alle Abspannpunkte an den Seiten sind abgespannt und größtenteils mit Steinen gesichert. Der Wind war so heftig, dass einzelne Böen immer wieder das ganze Ding flachgedrückt haben. Unsere große Sorge war, dass irgendetwas reißt. Es hat aber alles gehalten. Das ist einer der Vorzüge des DD-Tarps: Es ist sehr robust. Dadurch natürlich auch etwas schwerer (720g). Trotz des Sturms hatten wir es sehr bequem und genossen die Aussicht. Diese war nämlich spektakulär. Ringsherum braute sich ein Gewitter zusammen, wie ich es in meinem Leben noch nicht gesehen hatte. Pechschwarze Wolken in jede Richtung. Nur über uns nicht. Man konnte die Sterne sehen. Der Wind war extrem, doch es fiel kein Tropfen Regen. Und außenrum blitzte es wie in der Hölle. Ab und zu erreichte uns ein sanftes Donnergrollen. Dieses Wetterleuchten fand auf 360 Grad um uns herum statt. Direkt über uns war nichts. So etwas habe ich noch nie erlebt und es wird einer meiner schönsten Outdoormomente bleiben. Vor allem dank des Tarps. Durch dieses konnten wir in unseren Schlafsäcken liegen, und gemütlich zusehen, wie um uns die Welt unterging. Was für ein Schauspiel! Hier noch ein Foto, von hinten, bevor es schlimm wurde:
    Und am nächsten Morgen:
    Bilder in Originalgröße: Tarping4 Tarping5 Tarping6


    Jetzt folgt eine abenteuerliche Konstruktion:






    Ich kann das erklären! Also, das war so: Ausgerechnet auf einem Campingplatz am Brienzer See ging uns der Arsch auf Grundeis. Das Zelt stand wie eine eins als A-Frame, unsere Sachen waren verstaut und dann kam ein monsunartiger Wolkenbruch. Es hat gegossen wie aus Kübeln. Das Tarp war dicht, wir saßen drunter und freuten uns. Zwei Minuten später spürte ich, wie über eine meiner Hände, die ich auf dem Gras abgestützt hatte, sturzbachartig das Wasser lief. Das Wasser konnte nicht versickern. Es war zuviel. Ich hatte nur eine Rettungsdecke als "Zeltboden" mitgenommen (für Notfälle) und die hätte uns nun auch nicht weitergeholfen. Mit meinem Biwacksack für meinen Schlafsack und meinem wasserdichten Rucksacküberzug hätte ich vielleicht noch damit leben können, aber selbst dann wäre es sehr ungemütlich gewesen, das Wasser floß in Strömen über den Rasen. Wir mussten umdenken. Das kam dabei raus. Am einen Ende des Tarps sieht man eine Schweizer Militärblache, die uns die nette Pfadfinderin aus dem beigen Zelt im Hintergrund lieh. Damit konnten wir diese Konstruktion etwas erweitern und wenigstens unser Gepäck auslagern. Da ich derjenige mit dem Biwacksack war, sollte ich außen schlafen (die gelbe Isomatte ist die meine), in der Annahme, dass ich die meiste Feuchtigkeit abbekommen würde. Joe schlief innen. Jetzt war es letzten Endes aber so, dass ich geschlafen habe wie ein Baby und überhaupt nicht nass wurde (es schüttete weiterhin wie wahnsinnig) und Joe klitschnass war, weil sich Kondenswasser bildete, das alles zu ihm lief. Er hatte die ganze Nacht einen nassen Plastiklappen im Gesicht und konnte so gut wie gar nicht schlafen. Die Konstruktion funktionierte also nur sehr bedingt, bzw. nur für eine Person.
    Bilder in Originalgröße: Tarping7
    Tarping8
    Tarping9

    Das hier war letztes Wochenende:


    Wie man noch ganz gut erkennen kann, benutze ich mittlerweile eine Unterlage aus Tyvek. Ich konnte sie schon auf sehr nassem Boden ausprobieren. Kein Problem. Solche Bedingungen wie am Brienzer See hatte ich aber bisher nicht mehr und kann daher noch nicht sagen, ob mich das gerettet hätte. Wie man sieht, kann man beim Kanufahren hervorragend die Paddel zum Aufstellen des Tarps verwenden. Bild in Originalgröße:Tarping10

    Ich hoffe dieser Beitrag war interessant für "Tarper", was Aufbau und Technik des Tarpings angeht. Über Kommentare und Anregungen freue ich mich sehr.
    "Aber Madame Mim, wir haben doch gesagt: Keine Drachen!"

  • Benzodiazepin
    Fuchs
    • 12.03.2012
    • 1322
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

    wow, das ist doch mal ein einstand!

    ich stehe gerade davor, mir selbst ein tarp zu kaufen, danke also für die ideen, wie man das nutzen kann.
    experience is simply the name we give to our mistakes

    meine reiseberichte

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    • Buddy99
      Fuchs
      • 06.08.2009
      • 1136
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

      Das ist ja mal ein schöner Bericht.
      Tolle Bilder und erstaunlich was man mit so einer Plane alles hinbekommt.
      Ehrlich gesagt hätte ich es nicht drauf nur mit Tarp in die Alpen zu ziehen und ein Tarp wäre mir auch zu unbequem, aber ich bewunder Leute die es so drauf haben wie Du.
      Gruss Sven

      Kommentar


      • danke
        Erfahren
        • 17.11.2010
        • 108
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

        Interessante und dank der Bilder eindrückliche Anwenderbeispiele, danke dafür.
        Ich hatte neulich mal in einem anderen Faden zweifelnd gefragt, was man mit einem Tarp bei Sauwetter in den Bergen wohl macht. Jetzt kann ich mir das besser vorstellen.
        OT: Hattest du für die Synmat eine extra Unterlage? Auf dem Bild im Wald sieht es so aus, als läge sie direkt auf dem Boden. Keine Angst vor Perforation?

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        • Massi
          Gerne im Forum
          • 03.10.2010
          • 65
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Liegt es gerade an Tapatalk, dass ich keine Bilder sehe? Oder sind sie evtl. verschwunden?
          „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit zu verteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer“ - saint exupéry

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          • Sabine38

            Lebt im Forum
            • 07.06.2010
            • 5368
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

            Zitat von Massi Beitrag anzeigen
            Liegt es gerade an Tapatalk, dass ich keine Bilder sehe? Oder sind sie evtl. verschwunden?
            Liegt an dir...
            Uuuups... ;-)

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            • Immo
              Anfänger im Forum
              • 17.07.2012
              • 12
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

              Danke allerseits für das nette Feedback!

              @danke:
              Zitat von danke Beitrag anzeigen
              OT: Hattest du für die Synmat eine extra Unterlage? Auf dem Bild im Wald sieht es so aus, als läge sie direkt auf dem Boden. Keine Angst vor Perforation?
              Doch, in diesem Fall hatte ich Angst vor Perforation. Ich hatte keine Unterlage dabei und habe den Boden vorher ein wenig mit Moos ausgepolstert. Inzwischen habe ich ja eine Tyvek-Unterlage und die nutzt mir natürlich auch in solchen Fällen.
              "Aber Madame Mim, wir haben doch gesagt: Keine Drachen!"

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              • Immo
                Anfänger im Forum
                • 17.07.2012
                • 12
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

                Kurze Korrektur: Ich benutze den Osprey Exos 46. Nicht den 65. Falls das jemand interessiert.
                "Aber Madame Mim, wir haben doch gesagt: Keine Drachen!"

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                • hotdog
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 15.10.2007
                  • 16106
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

                  Zitat von Immo Beitrag anzeigen
                  Kurze Korrektur: Ich benutze den Osprey Exos 46. Nicht den 65. Falls das jemand interessiert.
                  Danke, ich wollte schon nach dem neuen Modell googlen
                  Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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                  • jannemann
                    Anfänger im Forum
                    • 01.03.2008
                    • 31
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

                    Ich hab das mit dem Tarping letztes Jahr auf meiner Tour in Norwegen auch versucht, bin in höheren Lagen allerdings kläglich gescheitert!
                    Gestartet in Finse sind wir ca. auf 1300m Höhe zum tarpen gezwungen worden und ja....es ist total schief gegangen.

                    Also: Kompliment!
                    Ich liebe meine neue "Lücke im Lebenslauf"

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                    • Massi
                      Gerne im Forum
                      • 03.10.2010
                      • 65
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

                      Magst es erläutern was schief ging?
                      „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit zu verteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer“ - saint exupéry

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                      • cast
                        Freak
                        Liebt das Forum
                        • 02.09.2008
                        • 19443
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: Tarping in den Alpen Erfahrungen

                        Ich hab das mit dem Tarping letztes Jahr auf meiner Tour in Norwegen auch versucht, bin in höheren Lagen allerdings kläglich gescheitert!
                        Gestartet in Finse sind wir ca. auf 1300m Höhe zum tarpen gezwungen worden und ja....es ist total schief gegangen
                        sogenanntes "extrem tarping"
                        "adventure is a sign of incompetence"

                        Vilhjalmur Stefansson

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