Fischsterben in der Oder August 2022

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Flachlandtiroler
    Freak
    Moderator
    Liebt das Forum
    • 14.03.2003
    • 29038
    • Privat

    • Meine Reisen

    #41
    Richtig. Ist aber ein beliebter Whatabout...
    Und wenn man sieht wie es hier läuft versteht man sicherlich auch, warum in Kaczynski-Polen keiner was ändert. Unser eigenes Verhalten liefert die bequeme Ausrede, sich die Kosten für eine polnische Entsalzungsanlage zu sparen.
    Meine Reisen (Karte)

    Kommentar


    • atlinblau
      Alter Hase
      • 10.06.2007
      • 4125
      • Privat

      • Meine Reisen

      #42
      "Wer hat die Oder versalzen?"

      "Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat nun, ein dreiviertel Jahr danach, erstmals die Namen der verursachenden Unternehmen genannt.
      Demnach sind es vor allem die Abwässer aus Bergwerken der polnischen Bergbaukonzerne Polska Grupa Górnicza (PGG) und Jastrzębska Spółka Węglowa S.A. (JSW SA), die für das Fischsterben verantwortlich sind (hier findet sich der Bericht auf Englisch als PDF). Die Unternehmen bauen in Oberschlesien in Polen Steinkohle ab. Damit das in großen Tiefen möglich ist, wird aus den Kohlegruben Wasser abgepumpt. Das Grubenwasser ist sehr salzhaltig und wird zuerst in Becken gesammelt. Anschließend wird dieses dann über umliegende Flüsse entsorgt, in der Hoffnung, dass es dabei stark verdünnt wird...
      Das Vorgehen der Unternehmen ist im Prinzip legal."

      https://www.zeit.de/wissen/umwelt/20...-bergbau-polen
      Zuletzt geändert von atlinblau; 02.03.2023, 13:34.

      Kommentar


      • Spartaner
        Alter Hase
        • 24.01.2011
        • 4802
        • Privat

        • Meine Reisen

        #43
        Zitat von atlinblau Beitrag anzeigen
        "...Das Vorgehen der Unternehmen ist im Prinzip legal."​
        Nee, ist es nicht. Greenpeace schreibt, die Polen hätten rumgetrickst, um Umweltverträglichkeitsprüfungen zu "vermeiden": "Die oben genannten Genehmigungen liefen in den letzten Jahren aus, und die Bergwerke benötigten Umweltverträglichkeitsprüfungen, um sie verlängern zu können.
        Das polnische Parlament umging dieses Problem, indem es das Gesetz über das Geologie- und Bergbaurecht und das OOŚ-Gesetz änderte, so dass eine einmalige Verlängerung der Genehmigungen für den Steinkohleabbau ohne solche Bewertungen möglich war. Auf dieser Grundlage verlängerte das Umweltministerium in den folgenden Jahren 16 Bergbaugenehmigungen, einige davon bis Ende der 2040er Jahre, obwohl die Umweltverträglichkeitsprüfungen für diese Bergwerke nicht durchgeführt worden waren.
        Auf diesen groben Verstoß gegen das EU-Recht reagierte die Europäische Kommission mit Nachdruck. Das polnische Parlament reagierte mit einer weiteren Änderung des OOŚ-Gesetzes und hob die umstrittene Änderung auf. Dennoch blieben die Bergbaugenehmigungen in Kraft. Auf diese Weise wurden die Bestimmungen, die eindeutig gegen die EU-Richtlinien verstießen aufgehoben, aber ihre rechtlichen Folgen blieben bestehen. Greenpeace beschrieb diesen erschreckenden Fall im September 2021 (https://www.greenpeace.org/poland/aktualnosci/30561/greenpeace-ujawnia-conajmniej-9-slaskich-kopaln-dziala-nielegalnie/)".

        Kommentar


        • Spartaner
          Alter Hase
          • 24.01.2011
          • 4802
          • Privat

          • Meine Reisen

          #44
          Interessant auch, das die Weichsel ähnlich gefährdet ist: "Was macht es schlecht für die Fische in Wisła Śląsko-Małopolska? Sicherlich einige morphologische Veränderungen - dieser Abschnitt wurde bereits in österreichisch-ungarischen Zeiten geregelt. Aber nicht nur. Wie ich oben geschrieben habe, ist das Wasser dort nicht tragisch überdüngt (intensive Landwirtschaft ist aber woanders, und Städte haben bessere oder schlechtere Kläranlagen und leiten nicht so viel Phosphor ein), es ist auch nicht so besonders mit organischen Stoffen belastet (sprich: Exkremente), und selbst in diesem Abschnitt gibt es genug Wasser in der Weichsel, dass es sich gut verdünnt und selbst reinigt.

          Nun, fast die gesamte Weichsel hat die Standards des guten Zustands für den Salzgehalt (gemessen zum Beispiel als elektrische Leitfähigkeit) überschritten. Die Quellabschnitte haben eine Leitfähigkeit von 125–177 μS/cm. Selbst unterhalb von Goczałkowice sind es nicht viel mehr, aber oberhalb der Mündung der Przemsza sind es fast 6000 µS/cm. Kein Wunder, denn dort gibt es den Bach Goławiecki mit einer Wasserleitfähigkeit von 46000 µS/cm. Dann münden die Przemsza (sie hat an ihrer Mündung fast 2000 μS/cm) und andere, der breiten Öffentlichkeit eher unbekannte Bäche dazu, die mehr oder weniger salziges Wasser aus den Bergwerken führen. Die Tatsache, dass Krakau möglicherweise einen ähnlichen Einfluss auf den Salzgehalt hat wie Warschau (worüber ich vor langer Zeit geschrieben habe), ist von geringer Bedeutung und von diesem Moment an sinkt der Salzgehalt (so gemessen) eher auf 2-3 Tausend µS/cm. Im mittleren Abschnitt nimmt die Leitfähigkeit weiter ab und fällt auf Werte unter 1000 μS/cm und paradoxerweise in der Region Kujawy, wo Salzwasser aus dem Grundwasser zufließen kann (und der Chemiefabrik in Inowrocław, wo Salzkrautbestände wachsen), diese Werte sind für einen großen Tieflandfluss recht anständig, in der Größenordnung von mehreren hundert μS/cm. Zum Vergleich: Die Martwa Wisła, wo ab und zu Wasser aus der Ostsee fließt, hat eine Leitfähigkeit von knapp 8000 µS/cm" (Płynie w Wiśle, płynie).​

          Also vom Salzgehalt her ist die Weichsel ähnlich gefährdet. Aber wahrscheinlich muss noch etwas dazukommen, zB ein Staubecken oder so, wo die Algen Zeit haben, sich zu entwickeln.

          Kommentar


          • atlinblau
            Alter Hase
            • 10.06.2007
            • 4125
            • Privat

            • Meine Reisen

            #45
            Über 10 Jahre hatte ich konkrete Erfahrung mit der polnischen Bergbaupolitik. Direkt neben der Neiße war ein riesiger Braunkohle-Tagebau geplant.

            https://www.kein-tagebau.de/index.ph...au-gubin-brody

            Der staatliche Konzern PGE war nicht in der Lage, zeitnah aussagekräftige Unterlagen zur Umweltprüfung nach EU-Recht (insbesondere für die FFH- bzw. Natura 2000-Gebiete) nachzureichen. Infolge der grenzüberschreitenden Auswirkungen des Projektes war der Konzern dazu verpflichtet. Die übersandten Unterlagen waren fachlich mangelhaft, der Text offensichtlich einem Übersetzungsprogramm entnommen. Das liest sich dann so:

            https://www.kein-tagebau.de/images/_...y_auszuege.pdf

            Es ist davon auszugehen, dass die von PGE eingereichten Unterlagen von den polnischen Behörden für ausreichend und genehmigungsfähig eingeschätzt wurden.

            " Tagebau Turów besteht polnische Umweltprüfung"
            Für den bestehenden PGE-Tagebau Turów gibt es bis 2044 von den polnischen Behörden grünes Licht.

            https://www.mdr.de/nachrichten/sachs...peace-100.html


            Noch gab es in der Neiße kein Fischsterben, aber
            "...durch die Erweiterung des Tagebaus könnten insbesondere auf die Neiße weitere Probleme zukommen. Auf der „Frýdlant-Conference“ warnte der Hydrologe Dr. Sylwester Kraśnicki vor einer Auswaschung von Uran, Quecksilber und Cadmium sowie entsprechenden Belastungen für die Gewässer, wie der Neiße. Bereits heute seien erhöhte Werte in tschechischen Neiße-Zuflüssen festzustellen..."

            https://gruene-fraktion-brandenburg....ungen-in-turow

            Kommentar


            • atlinblau
              Alter Hase
              • 10.06.2007
              • 4125
              • Privat

              • Meine Reisen

              #46
              2023 - Fischsterben in der Oder

              Die Temperatur in der Oder steigt, wieder sind tote Fische gefunden worden...Anfang der Woche waren nach Angaben der Gebietsverwaltung der Woiwodschaft Opole in dem von der Oder abzweigenden Gleiwitzer Kanal sowie im Kanał Kędzierzyński insgesamt 450 Kilogramm verendeter Fische geborgen worden. In Wasserproben wurde auch die giftige Goldalge nachgewiesen. Bereits im Mai und im April war die Goldalge in zwei Stauseen in der Nähe der Oder aufgetaucht.​..

              ​​>>>klick!

              Kommentar


              • ApoC

                Moderator
                Lebt im Forum
                • 02.04.2009
                • 5864
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                Aus dem Artikel
                Wie das Umweltministerium mitteilte, empfiehlt der Krisenstab unter anderem, die Altarme der Oder vorübergehend abzuriegeln und in Rückhaltebecken natürliche Barrieren zu errichten, um die Entwicklung der Goldalge zu stoppen.
                Was soll das bringen? Damit sich die Alge nur in den Altarmen vermehrt und nicht in die Oder gelangt?

                Kommentar


                • Pfad-Finder
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 18.04.2008
                  • 11916
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48
                  Frau Umweltministerin Anna Moskwa sieht kein Problem. Alles ok. Im übrigen klassische Whataboutistin.

                  https://www.schifffahrtundtechnik.de...a-oder-3385442
                  Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

                  Kommentar


                  • atlinblau
                    Alter Hase
                    • 10.06.2007
                    • 4125
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                    Frau Umweltministerin Anna Moskwa sieht kein Problem. Alles ok. Im übrigen klassische Whataboutistin.

                    https://www.schifffahrtundtechnik.de...a-oder-3385442
                    Aber so richtiger Whataboutism...
                    "Moskwa verwies hingegen auf die Notwendigkeit der Energiesicherheit für ihr Land und darauf, dass Deutschland noch sieben Braunkohlentagebaue betreibe, Polen hingegen nur noch einen..."

                    Erstens stimmt das nicht - Polen hat mehrere Braunkohletagebaue (Belchatov, Tourov)
                    und
                    Zweitens - die vier Tagebaue der Lausitz gewährleisten über die Spree die Trinkwasserversorgung von Berlin und Frankfurt/Oder (noch).

                    Kommentar


                    • Spartaner
                      Alter Hase
                      • 24.01.2011
                      • 4802
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      Heute und morgen versuchen die Angler entlang der Oder, so viel wie möglich Barsche, Zander, Plötze, Welse etc aus der Oder zu fischen:
                      "Angeltage für die „Wissenschaft an der Oder“ am 14. und 15. Oktober"

                      Das IfB möchte in Zusammenarbeit mit den Anglern die Bestandsentwicklung nach dem Fischsterben bewerten und Wege für eine nachhaltige und zukunftsfähige Angelfischerei an der Oder aufzeigen.

                      Kommentar


                      • Muecke

                        Dauerbesucher
                        • 12.03.2022
                        • 981
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #51
                        Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                        Heute und morgen versuchen die Angler entlang der Oder, so viel wie möglich Barsche, Zander, Plötze, Welse etc aus der Oder zu fischen:
                        "Angeltage für die „Wissenschaft an der Oder“ am 14. und 15. Oktober"

                        Das IfB möchte in Zusammenarbeit mit den Anglern die Bestandsentwicklung nach dem Fischsterben bewerten und Wege für eine nachhaltige und zukunftsfähige Angelfischerei an der Oder aufzeigen.
                        Das klingt ziemlich nach einer Promo-Aktion des Anglerverbands.
                        Tatsächlich gibt es ein Sonderuntersuchungsprogramm des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Auftrag des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Das IfB ist da nur ein kleiner Projektpartner. (Die Angler spielen dabei eigentlich gar keine Rolle.)

                        Die Fischfauna in der Oder war schon vor der Katastrophe letztes Jahr sehr gut erforscht, daher liegen glücklicherweise viele Vergleichsdaten vor. Es gab in der Vergangenheit und auch nach dem Fischsterben regelmäßig wissenschaftliche Befischungen. Das macht man übrigens mit Schleppnetzen und Elektrofischerei, Angeln kommt dabei im wissenschaftlichen Kontext eigentlich nicht vor weil es keine aussagekräftigen Daten liefert. (Aber trotzdem nett, dass sich die Sportangler da auch einbringen wollen.)

                        Erste wissenschaftliche Auswertungen geben Grund zur Hoffnung: Es scheint keine Fischart, die vorher in der Oder vorkam, dort komplett ausgestorben zu sein - auch wenn die Bestände teils heftig dezimiert wurden. (Ich reiche dazu bei Gelegenheit noch einen Link nach.)
                        Zuletzt geändert von Muecke; 15.10.2023, 19:23.

                        Kommentar

                        Lädt...
                        X