Homöopathie

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
Dieses Thema ist geschlossen.
X
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Ditschi
    Freak

    Liebt das Forum
    • 20.07.2009
    • 13301
    • Privat

    • Meine Reisen

    #41
    AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

    Danke für den link, simurgh. Ich habe den beiden Autoren gelauscht und festgestellt, daß ich mit der Frucht eigenen Nachdenkens, dargelegt in post 70, ja richtig lag. Und einige neue gute Argumente habe ich hinzugewonnen.
    Etwas konsterniert bin ich über einige Reaktionen der Homöopatie- Befürwortern, die entweder nicht zugehört oder nichts verstanden haben. Wahrscheinlich beides nicht.
    In solchen Momenten begreife ich, daß ich zumindest in finanzieller Hinsicht den falschen Beruf habe: ich hätte Wunderheiler werden sollen. Die Empfänglichkeit für derartige Aktivitäten scheint weit verbreitet.
    Gruß Ditschi

    Kommentar


    • ijon tichy
      Fuchs
      • 19.12.2008
      • 1283
      • Privat

      • Meine Reisen

      #42
      AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

      bezüglich Placebo: Dan Ariely hat mit Kollegen am MIT Versuche zur Schmerzbekämpfung gemacht, hat Studentengruppen unterschiedlich behandelt. Sein Fazit: ROTE Pillen helfen besser als WEISSE.
      Spritzen sind wirksamer als oral einzunehmende Medikamente.
      Teure Medikamente helfen besser als billige.
      Untersucht wurde das Schmerzempfinden mit leichten bis mittleren Elektroschocks und dann die Schmerzbehandlung mit den verschiedenen Medikamenten.
      Der Clou kam zum Schluß: in einem Durchgang gab es die gleichen Resultate wie in anderen, aber es wurden ausschließlich Medikamente ohne Wirkstoff eingesetzt.
      Placebo hat vermutlich mit Konditionierung wie bei Pawlows Hund zu tun, man erwartet also etwas, was dann auch eintreten kann.
      Mir passiert das beim Zahnarzt als Nocebo, ich habe dort immer Angst und lasse mir immer eine Spritze verpassen, auch wenn es wirklich nur ganz kleine Löcher sind, die ausgebohrt werden.
      Es sind auch Untersuchungen gemacht worden zur Wirkung von Beipackzetteln, und da traten auch diverse Nebenwirkungen auf, die verzeichnet waren, und auch da, obwohl im Medikament kein Wirkstoff war.

      Man darf nur eines nicht vergessen: Placebo heilt nicht, sondern verbessert nur das Befinden. Kein Kranker, der eine Infektionskrankheit hat oder eine andere schwere Krankheit, wird dadurch gesund. Er fühlt sich aber besser und hat deshalb eine höhere Lebensqualität.

      Das alles macht sich der homöopathische Behandler zu nutze. Er hat--im Gegensatz zum Kassenarzt--Zeit, um sich mit dem Patienten zu unterhalten und eine ausführliche Anamnese zu machen. Alleine das hilft vielen schon sehr. Der homöopathische Behandler liquidiert direkt beim Patienten, so daß er nicht auf die Kassensätze angewiesen ist. Nähme sich der Hausarzt ähnlich viel Zeit und könnte er genauso liquidieren, so hätte er ähnliche Erfolge.
      Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt.
      Thomas Mann

      Kommentar


      • Sabine38

        Lebt im Forum
        • 07.06.2010
        • 5368
        • Privat

        • Meine Reisen

        #43
        AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

        So, ich habe mir jetzt wie versprochen die Mühe gemacht sowohl den von mir verlinkten Artikel von Shang et al. als auch die von simurgh verlinkte Kritik von Lüdtke et al. durchzulesen. Ich werde im Folgenden kurz zusammenfassen was in den jeweiligen Artikeln gemacht wurde und was die zentrale Kritik daran ist. Abschließend gebe ich kurz meine persönliche Abschätzung dazu ab.

        Shang et al. untersuchen wie bereits an anderer Stelle erläutert insgesamt 110 homöopathische und ebensoviele schulmedizinische Studien. Die homöopathischen Studien wurden aus den 19 für die Medizin wichtigsten wissenschaftlichen Datenbanken ausgewählt. Insgesamt konnten die Autoren 165 Publikationen orten, die die Ergebnisse homöopathischer Studien berichteten. Aufgrund von mangelnden Informationen, Daten oder Datenqualität dezimierte sich das Sample auf die genannten 110 Studien. Neben der Verfügbarkeit war dass zentrale Auswahlkriterium, dass es sich um Studien mit Kontrollgruppe handelt, d.h. die Hälfte der Teilnehmer an der Studie bekommt ein Placebo, die andere Hälfte bekommt den Wirkstoff. Die schulmedizinischen Studien stammten aus dem Cochrane Controlled Trials Register, der größten Bibliografie kontrollierter klinischer Studien die es gibt. Die schulmedizinischen Studien wurden gematcht, d.h. so ausgewählt, dass sie möglichst exakt den homöopathischen entsprachen, also Stichprobengröße, Art der untersuchten Krankheit und Vorgehensweise möglichst genau passte. Wenn mehrere schulmedizinische Studien in Frage kamen, wurden über einen Zufallszahlengenerator bestimmt welche dieser passenden Studien in die Analyse mit einfließen soll.

        Für ihre detaillierten Analysen beschränkten sich die Autoren auf die Studien von hoher Qualität, mit einem Standardfehler der sich im untersten Quartil bewegt. Dies bedeutete, dass 8 homöopathische und 6 schulmedizinische Studien mit einbezogen wurden. Die Autoren finden in dieser Analyse starke Hinweise darauf dass schulmedizinische Wirkstoffe Placebos überlegen sind, aber nur schwache Hinweise darauf, dass homöopathische Wirkstoffe Placebos überlegen sind.

        Lüdtke und Rutten reproduzieren den homöopathischen Teil der Metaanalyse von Shang et al.. Sie kommen im mit kleinen Abweichungen zu den gleichen Ergebnissen wie Shang et al., man kann also davon ausgehen, dass bei der Datenanalyse auf keiner der Seiten gravierenden Fehler vorgefallen sind. Über die von Shang et al. ausgeführten Analysen hinaus untersuchen sie jedoch noch andere Subsets der Studien, indem sie diese anders zusammenfassen und nach Gruppen getrennt analysieren, bzw. bei den Studien von hoher Qualität eine niedrigere Mindestfallzahl ansetzen.

        Sie kommen dadurch zu dem Ergebnis, dass
        1. die Ergebnisse von Shang et al. besonders durch eine einzelne Studie beeinflusst werden. Lässt man diese Studie außen vor sind die Ergebnisse für die Homöopathie wesentlich besser,
        2. bei einer separaten Beobachtung verschiedener Krankheitsbilder sich durchaus Bereiche identifizieren lassen in denen die Homöopathie Placebos überlegen ist und
        3. die Definition, was eine große Studie ist, willkürlich ist. Wenn die Schwelle für die Mindestanzahl an Probanden niedriger angesetzt wird, finden sich ebenfalls Hinweise dafür, dass die Homöopathie Placebos überlegen ist.

        Des weiteren kritisieren Lüdtke und Rutten ganz generell, dass Shang et al. von einer frequentistischen Position aus ihre Ergebnisse interpretieren, die Interpretation von einem bayesianischen Standpunkt aus aber an einigen Stellen ganz anders ausfallen müsste. Auf die Diskussion frequentistisch vs. bayesianisch werde ich nicht eingehen. Das ist eine Diskussion die meinen Horizont übersteigt und die ich daher den mathematischen Statistikern überlassen werde. Sie würde auch den Faden hier vollkommen sprengen, zumal es kein Thema ist in der sich eine halbwegs einheitliche Lehrmeinung finden lässt.

        Auf die anderen Kritikpunkte möchte ich jedoch gerne eingehen.

        Zu 1.: Diese Kritik ist zunächst durchaus gerechtfertigt. Eine ordentliche Datenanalyse umfasst auch immer die Suche nach einflussreichen Fällen. Einen solchen scheint es hier zu geben. Dies zu berichten haben Shang et al. versäumt, was man ihnen durchaus vorwerfen kann. Der Schluss von Lüdtke und Rutt diesen Fall einfach auszuschließen ist jedoch vollkommen inakzeptabel. Eine solche Entscheidung kann mit einer entsprechend guten inhaltlichen Begründung (beispielsweise wenn es starke Evidenz für einen Messfehler oder ein zufälliges Ergebnis gibt) durchaus getroffen werden, eine solche liefern die Autoren jedoch nicht.
        Zu 2.: Es mag so sein, dass es für einige Krankheitsbilder Evidenz gibt die für eine Überlegenheit der Homöopathie gegenüber Placebos gibt und dieser Effekt nur durch die Krankheitsbilder neutralisiert wird bei denen dies nicht der Fall ist. Jedoch gilt dies genauso für experimentelle schulmedizinische Wirkstoffe, manche wirken, andere nicht. Trotzdem ist die Überlegenheit der schulmedizinischen Wirkstoffe gegenüber dem Placebo auch bei den gepoolten Daten beobachtbar. Der Einwand ist dennoch nicht ganz unberechtigt, es fehlt jedoch die direkte Gegenüberstellung der Subgruppen mit den entsprechenden schulmedizinischen Subgruppen.
        Zu 3.: Die Festlegung scheint in der Tat auf gewisse Weise willkürlich und in ihrer Art etwas eigentümlich, beides ist jedoch begründet. Es wurde à priori festgelegt was das Auswahlkriterium sein soll. Eine Festlegung auf eine Mindestanzahl an Probanden hätte -- ohne eine zumindest flüchtige vorherige Datenanalyse -- zu einem extrem großen oder auch kleinen Subsample (= Teilstichprobe) führen können. Die durch Shang et al. getroffene Entscheidung, wodurch ein großes Sample bei ihnen definiert ist, ist aus methodischer Sicht nachvollziehbar. Hingegen liefern Lütdken und Rutten keine methodische Begründung, warum das von ihnen konstruierte Sample besser sein soll. Das Argument, dass dann ein positiver Effekt beobachtbar sei, ist unwissenschaftlich. Seine Vorgehensweise durch das Ergebnis zu begründen bedeutet das Pferd von hinten aufzuzäumen und entspricht keinerlei wissenschaftlichen Standards.

        Alles in allem ist daher mein Urteil, dass die ursprüngliche Studie trotz ihrer vorhandenen Schwächen im Großen und Ganzen saubere Arbeit ist. Die Autoren legen eine detailliert dokumentierte und somit nachvollziehbare (dies bestreiten auch Lütdke und Rutten nicht) und begründete Analyse vor. Die Kritik von Lütdke und Rutten trifft an einigen Stellen zu, ihre Interpretation und ihre Lösungsvorschläge scheinen jedoch mehr von dem Wunsch getrieben die "Homöopathie" zu rehabilitieren, als von wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse. Der implizite Vorwurf den sie Shang et al. machen, nämlich zugunsten der Schulmedizin an dem einen oder anderen Schräubchen gedreht zu haben muss umgekehrt an Lütdke und Rutten zurück gegeben werden. Des weiteren klammern sie aus ihren Analysen den Vergleich mit der Schulmedizin ganz aus. Da frage ich mich: Warum.

        Nur zur Klarstellung: Ich bin weder Medizinerin noch Epidemiologin noch mathematisch Statistikerin. Ich kenne mich jedoch ganz gut mit angewandter Statistik und mit empirischen (gesellschaftswissenschaftlichen) Studien aus, da ich damit beruflich zu tun habe. Ich traue mir daher zu, diese Studie besser als "der durchschnittliche Bürger" beurteilen zu können. Das heißt ausdrücklich nicht dass ich keine (Denk)Fehler mache oder dass meine Interpretation des Ganzen zwangsläufig richtig ist.

        Ich habe nicht alle möglichen Punkte angesprochen, wenn sie aufkommen kann ich dazu gerne noch was sagen, und habe bewusst die Zahlenjongliererei gelassen. Die Analysen in beiden Artikeln entsprechen anerkannten Standardverfahren, die hier einfach den Rahmen sprengen würden. Ich habe mich bemüht verständlich zu schreiben, ich hoffe das ist mir gelungen und ich bin nicht zu häufig ohne es zu merken in "Slang" verfallen oder habe Dinge als bekannt vorausgesetzt die es nicht sind. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.
        Zuletzt geändert von Sabine38; 18.02.2013, 21:35.
        Uuuups... ;-)

        Kommentar


        • Schattenschläfer
          Fuchs
          • 13.07.2010
          • 1702
          • Privat

          • Meine Reisen

          #44
          AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

          Danke! Liest sich sehr übersichtlich und stimmig - so in etwa kam mir das auch vor.
          OT: Natürlich wird das niemanden davon abhalten zu glauben, was man glauben möchte, ist ja schließlich nur Schulwissenschaftliche Rechnerei..

          Kommentar


          • wesen
            Fuchs
            • 16.02.2005
            • 2155
            • Privat

            • Meine Reisen

            #45
            AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

            @Sabine38: Danke für die Zusammenfassung und die Bewertung.

            Zumal ich keinen Zugang zum Volltext habe.
            Zuletzt geändert von wesen; 18.02.2013, 22:04. Grund: Wichtiges "k" ergänzt. Danke für den Hinweis.

            Kommentar


            • Ditschi
              Freak

              Liebt das Forum
              • 20.07.2009
              • 13301
              • Privat

              • Meine Reisen

              #46
              AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

              Danke, Sabine, für die Mühe.

              Gruß Ditschi

              Kommentar


              • sjusovaren
                Lebt im Forum
                • 06.07.2006
                • 6155

                • Meine Reisen

                #47
                AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

                Zitat von Sabine38 Beitrag anzeigen
                3. die Definition, was eine große Studie ist, willkürlich ist. Wenn die Schwelle für die Mindestanzahl an Probanden niedriger angesetzt wird, finden sich ebenfalls Hinweise dafür, dass die Homöopathie Placebos überlegen ist.

                Zu 3.: Die Festlegung scheint in der Tat auf gewisse Weise willkürlich und in ihrer Art etwas eigentümlich, beides ist jedoch begründet.
                Nein, so willkürlich ist die Festlegung bei Shang von N größer 98 gar nicht.
                Es gibt Untersuchungen, daß bei kleineren Studien (unter 100) nicht nur die Signifikanz abnimmt, sondern auch tendenziell eher "positive" Effekte beschrieben werden. Nicht nur im Rahmen der Thematik Homöopathie.
                Einige Erklärungsansätze für diese Verzerrung werden z.B. hier, klick, recht anschaulich vorgestellt.

                Es ist also sinnvoll und begründet, die Studien mit einer geringeren (unter 100) Probandenzahl wegzulassen, bzw. nicht verwunderlich, daß diese bei Einbeziehung das Ergebnis in Richtung "da ist ein Effekt (der Homöopathie)" verschieben.
                Zuletzt geändert von sjusovaren; 19.02.2013, 00:10.
                Heilig ist die Unterhose, wenn sie sich in Sonn' und Wind,
                frei von ihrem Alltagslose, auf ihr wahres Selbst besinnt.


                Christian Morgenstern

                Kommentar


                • Randonneur
                  Alter Hase
                  • 27.02.2007
                  • 3373

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

                  Ich glaube zwar nicht an Homoeopathie aber die Kritik an dem Orginalpaper erscheint mir nicht unberechtigt, soweit ich das aus den Zusammenfassungen erkenne kann.

                  Die Kritik an der Metastudie muss nur zeigen, dass diese nicht schluessig ist. Sie muss nicht das Gegenteil beweisen.

                  1) Ein Bias durch eine grosse Studie sollte in dem funnel plot auffallen. Wenn der Ausschluss einer Studie das Ergebnis signifikant aendert, ist die ganze Metastudie wenig wert. Diese Kritik ist also sehr berechtigt.
                  2) Die Studien zu verschiedenen Krankheitsbildern zu mischen ist problematisch. Die Studie das Homoeopathie nicht gegen Muskelkater beim Marathon hilft kann die Faelle ueberdecken wo Homoeopathie gegen etwas anderes hilft.
                  3) Der Ausschluss kleiner Studien hoher Qualitaet hat signifikanten Einfluss auf das Ergebnis. Eine "a priori" Festlegung des Studienumfangs ist natuerlich nicht nachpruefbar. Vielleicht hat man ja etwas rumprobiert. Daher ist der Ansatz zweifelhaft und muss sorgfaeltig begruendet werden. Die Herkunft der Studien ist wichtig um den Bias zu bestimmen der daruch entsteht, dass nur Studien mit dem vom Auftraggeber gewuenschtem Ergebnis veroeffentlicht werden.

                  Es ist ueberraschend zu sehen, dass 21 von 110 Studien zur Homoeopathie aber nur 8 von 110 zur Schulmedizin hohe Qualitaet haben.

                  Auch wenn ich nicht an Homoeopathie glaube, diese Metastudie traegt dazu nichts bei.
                  Je suis Charlie

                  Kommentar


                  • Randonneur
                    Alter Hase
                    • 27.02.2007
                    • 3373

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: Medikamente auf Tour - Notwendigkeit oder Mißbrauch?

                    Zitat von sjusovaren Beitrag anzeigen
                    Nein, so willkürlich ist die Festlegung bei Shang von N größer 98 gar nicht.
                    Es gibt Indizien, daß bei kleineren Studien (unter 100) nicht nur die Streuung zunimmt, sondern tendenziell auch eher "positive" Effekte beschrieben werden. Nicht nur im Rahmen der Thematik Homöopathie.
                    Einige Erklärungsansätze für diese Verzerrung werden z.B. hier, klick, recht anschaulich vorgestellt.
                    Es waere zu pruefen in wie weit kleine Studien ausgeschlossen werden sollen, wenn die Marathonstudie auch ausgeschlossen wird. Und wie gesagt, wer die verschiedenen Studien bezahlt hat.
                    Je suis Charlie

                    Kommentar


                    • fraizeyt

                      Fuchs
                      • 13.08.2009
                      • 1891
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: Homöopathie

                      Insgesamt kamen 23 der 26 Studien zu dem Resultat, dass eine positive Korrelation zwischen der -Finanzierung einer Studie durch pharmazeutische Unternehmen und/oder Interessenkonflikten der -Autoren und einem für den Sponsor günstigen Ergebnis beziehungsweise positiven Schlussfolgerungen besteht. Bei 22 Studien wurde die statistische Signifikanz für diese Aussage geprüft und bei 20 bestätigt.
                      Quelle

                      Die finanziellen Interessen sind bei dem Thema einfach zu groß, als dass es unabhängige Ergebnisse geben könnte. Ziel ist ja nicht die Erlangung eines Wissenschaftspreises.
                      Die Qualität unseres Lebens ist das Resultat unserer Gedanken.

                      Kommentar


                      • PWD
                        Fuchs
                        • 27.07.2013
                        • 1313
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: Homöopathie

                        Eine Medizin, die sich auf Wissenschaft beruft, sollte auch so fair sein, zu erkennen, dass Wissenschaft selbst einer Entwicklung, einem Wandel unterworfen ist - oder anders ausgedrückt, die Nichtakzeptanz (z.B. Homöopathie) aufgrund Unkenntnis von heute kann - nicht muss - die Realität von morgen werden; alles andere wäre Hybris.

                        Medizin ist immer System abhängig, in marktwirtschaftl. Systemen total anders als z.B. bei indigenen Völkern.

                        Wenn ich selbst nicht mehr die Verantwortung für meine Gesundheit (Gesundheit bin ich, nicht habe ich) übernehmen will/kann und auf einen Therapeuten übertrage, braucht der natürlich wiederum eine Absicherung für sein Handeln. Wie die Medizin ist auch die Rechtsauffassung vom jeweiligen System abhängig.

                        Kommentar


                        • Sabine38

                          Lebt im Forum
                          • 07.06.2010
                          • 5368
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: Homöopathie

                          @sjusovaren: Die Shang et al. haben aber nicht ein n von +/- 100 als Mindestgröße festgelegt. Es ist korrekt, dass bei kleinen Studien häufig Signifikanzen nicht vorliegen, aber das ist erstmal kein bzw. kein alleiniges Gütekriterium. Die Auswahl anhand eines Streuungsmaßes (in diesem Fall des Standardfehlers) halte ich daher für eine ganz gute Lösung.

                          @Randonneur: Lüdtke und Rutten tun aber so als würde ihnen das (ergänzend: der Umkehrschluss) gelingen. Deine Kritik an 1. sehe ich ja auch als berechtigt an, jedoch ist "einfach weglassen" nicht die Lösung. Wenn jemand zeigen möchte, dass Frauen im Durchschnitt 1,77 Meter groß sind und am Ende kommen nur 1,72 Meter raus kann der auch nicht sagen "Aber wenn ich die Sabine aus meinem Sample rausschmeiße dann kommts hin. Die macht mir nämlich mit ihren 1,62 Metern die ganze Statistik kaputt..." Da braucht man dann schon etwas bessere Argumente, auch wenn solche einflussreichen Fälle in der Tat ein Problem darstellen.
                          Zu 2. siehe meinen ursprünglichen Kommentar, dieses "Problem" hat ja nicht nur die Homöopathie. Ergänzend: Sicherlich wäre eine zusätzliche Trennung nach Krankheitsbildern super, jedoch liegen einfach nicht genügend Studien dazu vor.
                          Zu 3. nein, nachprüfbar ist das nicht. Keiner von uns hat daneben gesessen als die Autoren ihre Kriterien festgelegt haben. Ich habe an der Stelle der Redlichkeit der Forscher mehr vertraut (die nämlich geschrieben haben sie seien so vorgegangen), als einer Möglichkeit der Verdächtigung. Die Möglichkeit, dass nur den Auftraggebern genehme Ergebnisse veröffentlicht werden ist über den Publication Bias mit berücksichtigt.

                          Die Geschichte mit der Qualität ist mir auch unangenehm aufgefallen. Allerdings ist die schlechte Qualität von klinischen Studien meines Wissens nach schon länger Gegenstand von Kritik. Vielleicht sollte uns das also nicht weiter wundern.
                          Zuletzt geändert von Sabine38; 19.02.2013, 08:30.
                          Uuuups... ;-)

                          Kommentar


                          • simurgh
                            Fuchs
                            • 02.11.2011
                            • 1846
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: Homöopathie

                            Ein schnelles "Guten Morgen" in die Runde und ein besonderes Danke an Sabine, für die Mühe, die Du Dir gemacht hast. Danke auch an alle, die sich des weiteren um Sachlichkeit bemühen. Das hilft über die reinen "Spötter" hinweg zu sehen. Danke auch für's Abspalten der Diskussion. Jetzt ist es zwar "mein Thread" geworden, das war so von mir aus guten Gründen nicht gedacht, aber schau'n wir mal, wohin es sich weiter entwickelt. Ich bin mir jedenfalls des innewohnenden Konfliktpotentials bewußt.

                            Inhaltlich muß ich mir aber jetzt erst noch paar weitere Gedanken machen. Bis später!
                            >> Ich suchte Berge und fand Menschen <<

                            Kommentar


                            • Sabine38

                              Lebt im Forum
                              • 07.06.2010
                              • 5368
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #54
                              AW: Homöopathie

                              @fraizeyt: Du hast dich ja gestern schon mit dem Novartis Vorwurf recht weit aus dem Fenster gelehnt. Meines Wissens wurde die Studie von Shang et al. jedoch nur aus öffentlichen Töpfen gefördert:

                              This study was funded by the Complementary Medicine Evaluation Program (Programm Evaluation der Komplementärmedizin [PEK]) of the Swiss Federal Office for Public Health. We thank Marianne Amiet and Florian Mitscherlich from the PEK coordinating office and Felix Gurtner from the Federal Office of Public Health for their support. Peter Jüni was supported by grants from the Swiss National Science Foundation (grants no. 3233-066377 and 3200-066378).
                              dann kann man auch der DFG Einflussnahme auf Forschungsergebnisse unterstellen. Und wenn ich mir anschaue wo die forschen und arbeiten schreit da zumindest auf den ersten Blick auch nix "Pharmalobby".

                              Aijing Shang, MD a, Karin Huwiler-Müntener, MD a, Linda Nartey, MD a, Peter Jüni, MD a, b, Stephan Dörig a, c, Jonathan AC Sterne, PhD b, Daniel Pewsner, MD a, d, Prof Matthias Egger, MD a, b

                              a Department of Social and Preventive Medicine, University of Berne, Berne, Switzerland
                              b Medical Research Council Health Services Research Collaboration, Department of Social Medicine, University of Bristol, Bristol, UK
                              c Department of Pharmacology, University of Zürich, Zürich, Switzerland
                              d Practice Brückfeld, MediX General Practice Network, Berne, Switzerland
                              Der gute Herr Rutten hingegen gehört zur "Commissie Methode en Validering, Artsenvereniging voor homeopathie VHAN (Association of Dutch homeopathic physicians)".

                              Dass man jedoch grundsätzlich vorsichtig und kritisch sein sollte ist klar und gilt nicht nur für medizinische Studien. Daher meine Frage: Hast du einen konkreten Vorwurf, oder geht es hier nur um allgemeine Verdächtigungen bzw. Vorsicht?
                              Uuuups... ;-)

                              Kommentar


                              • Randonneur
                                Alter Hase
                                • 27.02.2007
                                • 3373

                                • Meine Reisen

                                #55
                                AW: Homöopathie

                                Zitat von Sabine38 Beitrag anzeigen
                                @Randonneur: [..] Deine Kritik an 1. sehe ich ja auch als berechtigt an, jedoch ist "einfach weglassen" nicht die Lösung. Wenn jemand zeigen möchte, dass Frauen im Durchschnitt 1,77 Meter groß sind und am Ende kommen nur 1,72 Meter raus kann der auch nicht sagen "Aber wenn ich die Sabine aus meinem Sample rausschmeiße dann kommts hin. Die macht mir nämlich mit ihren 1,62 Metern die ganze Statistik kaputt..." Da braucht man dann schon etwas bessere Argumente, auch wenn solche einflussreichen Fälle in der Tat ein Problem darstellen.
                                Wenn "Die Sabine rausschmeissen", das Ergebnis sosehr aendert dann taugt halt das Sample nix. Erst wenn Einzelfaelle keine Rolle spielen haben wir eine brauchbare Statistik.

                                Die Gegenstudie sagt ja nur aus, dass die erste Studie nicht ueberzeugt. Das erscheint mir richtig. Auch wenn ich denke das Homoeopathie nicht funktioniert.
                                Je suis Charlie

                                Kommentar


                                • Sabine38

                                  Lebt im Forum
                                  • 07.06.2010
                                  • 5368
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #56
                                  AW: Homöopathie

                                  Zitat von Randonneur Beitrag anzeigen
                                  Wenn "Die Sabine rausschmeissen", das Ergebnis sosehr aendert dann taugt halt das Sample nix. Erst wenn Einzelfaelle keine Rolle spielen haben wir eine brauchbare Statistik.

                                  Die Gegenstudie sagt ja nur aus, dass die erste Studie nicht ueberzeugt. Das erscheint mir richtig. Auch wenn ich denke das Homoeopathie nicht funktioniert.
                                  Sorry, habe oben noch ergänzt. Meine Lesart ist da nämlich etwas anders. Sie tun so als hätten sie zeigen können dass der Umkehrschluss richtig ist. Und das ist schlicht falsch.

                                  Dein Argument "dann taugt halt das Sample nix" halte ich im Übrigen für erstens falsch und zum zweitens, davon ganz unabhängig, in dem Fall eh nicht für zutreffend, weil es sich nicht um eine Zufallsauswahl aus X homöopathischen Studien, sondern, soweit aufgrund der verfügbaren Informationen machbar, eine Vollerhebung. Da kann man nicht mit Stichprobenfehlern und was weiß ich argumentieren.
                                  Uuuups... ;-)

                                  Kommentar


                                  • atlinblau
                                    Lebt im Forum
                                    • 10.06.2007
                                    • 5292
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #57
                                    AW: Homöopathie

                                    Das Bedürfnis zum "Wissen müssen"

                                    Nimmt man den Begriff für "Krankheit" als Störung der Lebensfunktion,
                                    so glaubt man mittlerweile, dass Krankheiten auf eine Art "Informations-
                                    Kommunikationsdefizit der Zellen" basieren.
                                    Quelle: 3sat "Mysterium Zelle"
                                    So kann auch eine Art "Kommunikationsdefizit" Menschen krank machen
                                    (Mobbing) oder auch gesund machen (Psychotherapie).
                                    So ist jeder Artztbesuch aber auch jede Studie auch eine
                                    Kommunikation/Interaktion zwischen Menschen, eine Art offenes,
                                    komplexes und dynamisches System.
                                    Das Bedürfnis nach Ordnung und Kontrolle umzusetzen
                                    (was passiert was-wann-warum, was wirkt-wann-wie-warum...)
                                    ist nur in normierten geschlossenen Systemen möglich, dabei ist jeder Mensch anders.
                                    Wissen kann in einer komplexen Welt Stabilität geben und hindert aber oft daran,
                                    das Leben so wahrzunehemen wie es ist.
                                    Wissenschaft fehlt manchmal die Demut vor dem Gesamtkonzept "Leben",
                                    der Faszinatin der Selbstorganisation. Sich einzugestehen vieles Nichtzuwissen,
                                    kann verunsichern aber auch befreien.
                                    Was hat dies mit Homöopathie zu tun?
                                    Medikamente machen nicht gesund, sie können den Körper
                                    lediglich dabei unterstützen, sich selbst zu heilen. Manchmal hilft schon die Zuwendung
                                    des Artztes oder die Selbstkonzentration auf die Krankheit oder
                                    das Ritual der Medikamenteneinnahme. Schon das Wissen, dass es gut tut, tut gut.
                                    Wie fragil die Wirkung von Medikamenten ist, zeigt sich am Spektrum der Nebenwirkungen.
                                    Bei der Wirkung von Medikamention wird eine Sicherhet von Artzt und Hersteller vermittelt,
                                    "...schaltet den Schmerz ab")
                                    die Nebenwirkungen werden jedoch in Wahrscheinlichkeiten angegeben.
                                    Der Patient glaubt das es wirkt und hofft, dass es nicht nebenwirkt.
                                    gefährliche Nebenwirkungen von Glückspillenl

                                    Thomas

                                    Mich z.B. fasziniert es, wie Lachse ihre Geburtsgewässer wieder finden.
                                    Der Verdünnungseffekt des Herkunftsgewässer im Meer muss gigantisch sein.
                                    Trotzden erkennen sie "wahrscheinlich" anhand irgendeines Konzentrationsgradienten,
                                    den Weg zu ihrem Heimatgewässer.
                                    Zuletzt geändert von atlinblau; 19.02.2013, 10:45.

                                    Kommentar


                                    • lina
                                      Freak

                                      Vorstand
                                      Liebt das Forum
                                      • 12.07.2008
                                      • 44659
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #58
                                      AW: Homöopathie

                                      Can’t resist

                                      Prof. Dr. G. Hüther von Lachsen und lernen

                                      Kommentar


                                      • blue0711
                                        Alter Hase
                                        • 13.07.2009
                                        • 3621
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #59
                                        AW: Homöopathie

                                        Das hat aber nix mit Homöopathie zu tun. Die Lachse schwimmen recht grob auf den Heimatfluss zu und keineswegs zielsicher, und schnuppern erst dann solange rum, bis sie den richtigen gefunden haben, wobei sie dann nach ca. 175 Tagen aufgeben.

                                        Und bereits schwache Verunreinigung macht diese Orientierung zunichte.

                                        Gukschtu

                                        Nebenbei: Ich finde manche Straßen in Stuttgart auch dem Geruch nach und meine Nase ist sichr schlechter als die von Lachsen.

                                        Kommentar


                                        • atlinblau
                                          Lebt im Forum
                                          • 10.06.2007
                                          • 5292
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #60
                                          AW: Homöopathie

                                          der Stresstod der Lachse durch die massenhafte Überpopulation muss nicht sein,
                                          hat sich aber evolutionär als optimal erwiesen.
                                          Das ist übrigens ein schönes Beispiel, wie man Verhalten ändern kann.
                                          Die Lachse bekamen die Zuwendung von außen und eine "befristete"
                                          Isolierung aus ihren sozialem Umfeld...(ohne Medikamente oder Globuli).

                                          Ich habe das Beispiel mit den Lachsen nicht als Beweis füt Homöopathie gegeben,
                                          sondern um das Unwissen und die Faszination vor den Fähigkeiten der Lachse Dinge wahrzunehmen,
                                          die für uns unter der technischen Nachweisgrenze liegen.

                                          Thomas
                                          Zuletzt geändert von atlinblau; 19.02.2013, 11:12.

                                          Kommentar

                                          Lädt...
                                          X