Abstandspflicht ggü. Radfahrern

[Christian J.]

... hier wird man öfter mal vorgelassen und auf das eigene Vorrecht verzichtet.
Und das gute: Das steckt an!

Unpopuläre Meinung: Ich finde es gefährlich, auf Vorrechte zu verzichten. Das macht nämlich Situationen uneindeutig. Das wird ja gern bei Kindern gemacht. Aber es schafft Probleme: Wenn ein Autofahrer, der auf der Hauptstraße Vorfahrt hat, ein Kind auf dem Rad vorbeiwinkt, meint er dann die Eltern, die 20 Meter dahinter fahren, auch? Sieht er die überhaupt? Nimmt er wahr, dass die dazugehören? Und was ist mit dem vollkommen fremden Radfahrer 5 Meter hinter den Eltern? Und was ist mit dem Auto, was hinter unserem Winker steht? Denkt die Fahrer*In, dass derjenige einparken will, überholt und nietet die Kinder um? Und die Kinder: die sehen, dass sie vorbeigewunken werden, fahren also unbekümmert über die Kreuzung und beachten nicht, dass auch der Gegenverkehr Vorfahrt hätte und sie jetzt umnietet.

Das heißt natürlich nicht, dass ich im Auto die Radfahrer*in, die meine Vorfahrt missachtet, über den Haufen fahren soll aber das "vorbeiwinken" finde ich nicht klug.

[Karlsson]

Das sehe ich anders, auf das Vorrecht zu verzichten, sorgt immer für Entspanung. Wenn man damit agefangen hat, muss man das auch durchziehen.

[Buck Mod.93]

@Chinook: Versteh ich, geht mir oft auch so.
Allerdings denke ich nicht, dass das Problem mit technischem Schnickschnack entschärft, geschweige denn gelöst werden kann.
..
Noch eine Beobachtung, rein anedotisch: In den engen Straßen unseres Viertels weichen gerade ältere Radfahrer, um dem Stress zu entgehen, auf die (oft breiten) Gehwege aus. Und damit übergebe ich wieder an Torres.

Ah! Du bist das, den ich ab und an mit 95 Dezibel überhole.
Ich bin immer ganz erstaunt über diese dauerhaft schlecht gelaunten Selbskastier. Wenn Radfahren so unangenehm und gefährlich ist, dann fahrt doch einfach Auto, wie jeder normale Mensch. Vor allem im Winter…

[chinook]

Ah! Du bist das, den ich ab und an mit 95 Dezibel überhole.

Autofahrer erkennen mich ganz unzweifelhaft an dem rostigen Eisennagel, den ich in der linken Hand führe ...

Ich bin immer ganz erstaunt über diese dauerhaft schlecht gelaunten Selbskastier. Wenn Radfahren so unangenehm und gefährlich ist, dann fahrt doch einfach Auto, wie jeder normale Mensch. Vor allem im Winter…

Ich bin eigentlich nie schlecht gelaunt und ganz sicher nicht dauerhaft.
Auto fahren kann ich nicht, da ich keins habe. Es ist ja viel schlimmer, ich will gar keins. Nichtmal geschenkt.
Ich nehme auch das mit dem ökologischen Fußabdruck ernst. Auch, wenn es Einschränkung bedeutet. Ich rede nicht, ich handele. Konsequent.

Radfahren hingegen ist eine Quelle für Lebensqualität. Erfahrung der Natur, Gesundheit, Fitness und noch viel mehr.
Gefährlich ist Radfahren eigentlich nur durch die mich umgebenden Autofahrer. Gut, dann und wann stürze ich mit dem Rad. Aber bis auf kleine Blessuren ist mir da kaum was Schlimmes passiert. Ausser einer in der Bewegung eingeschränkten Hand.


-chinoook

[Buck Mod.93]

Ausser einer in der Bewegung eingeschränkten Hand.


-chinoook

Damit hätte ich schon allergrößte Probleme. Ich sehe schon, das wird nichts mit mir und dem Fahrrad.

[markrü]

Unpopuläre Meinung: Ich finde es gefährlich, auf Vorrechte zu verzichten. Das macht nämlich Situationen uneindeutig. Das wird ja gern bei Kindern gemacht.

Du hast Recht, es kann Situationen uneindeutig machen. Um es besser zu machen, gehört dazu eins: Abstand - Dadurch wird es eindeutiger! Und danach langsam (!) wieder an- und weiterfahren.
An unübersichtlichen Stellen ist so etwas wahrscheinlich auch nicht empfehlenswert...

Seit ich mit meinem Sohn über den Zebrastreifen gehe, habe ich mir beim Autofahren angewöhnt, deutlich und eindeutig weit vor dem Zebrastreifen abzubremsen, um klarzumachen: Ich bremse (auch für Kinder) klar sichtbar ab.

[DerNeueHeiko]

Ah! Du bist das, den ich ab und an mit 95 Dezibel überhole.

Siehste, und ich wunder mich immer, was für Leute das sind, die sich die Auspuffreparatur nicht leisten können

Hoffentlich zerstört das deine Reste von Selbstwert nicht, aber die Leute, die sich nach dem Lärm umdrehen, tun das nicht bewundernd, sondern verwundert.

[Buck Mod.93]

Siehste, und ich wunder mich immer, was für Leute das sind, die sich die Auspuffreparatur nicht leisten können

Hoffentlich zerstört das deine Reste von Selbstwert nicht, aber die Leute, die sich nach dem Lärm umdrehen, tun das nicht bewundernd, sondern verwundert.

Ich muss wirklich sehr lachen. Geh du mal lieber eine Runde auf deinem Drahtesel drehen.

[Scrat79]

Hoffentlich zerstört das deine Reste von Selbstwert nicht, aber die Leute, die sich nach dem Lärm umdrehen, tun das nicht bewundernd, sondern verwundert.

Wie wahr.
Aber jemanden, der Neid und Mitleid nicht voneinander unterscheiden kann, brauchst du so etwas nicht zu erklären.

[Buck Mod.93]

Wie wahr.
Aber jemanden, der Neid und Mitleid nicht voneinander unterscheiden kann, brauchst du so etwas nicht zu erklären.

Ich freue mich immer sehr, wenn du sowas sagst. Das sind die Gedanken, die dich warm halten, wenn du in deinem Plastikjäckchen mit dem Croozer durch den Schneematsch gurkst.
Einfach fest dran glauben.

[Torres]

OT: Mein Gott, Buck.

Der Kenner genießt und schweigt… !

[Degger]

Ich muss wirklich sehr lachen. Geh du mal lieber eine Runde auf deinem Drahtesel drehen.

Ich bin sehr verwundert über deine Intoleranz und gleichzeitig auch Deine Arroganz. Vielleicht solltest Du dich mal einen Monat aufs Bike setzen, das verändert Blickwinkel unheimlich. Und entspannt dazu und hält fit, ganz ohne Fitnessstudio.

Ich habe im Juni die Entscheidung ebenfalls für mich getroffen und fahre nahezu vollumfänglich mit dem Fahrrad. Und zwar alles. Und (bislang) bei jedem Wetter. Mein Arbeitsweg dauert dadurch auf einmal doppelt so lange, ich stehe 45 Minuten dafür früher auf etc.
Ich habe 25 Jahre Auto fahren auf dem Buckel und dabei auch nichts ausgelassen. Auch Autos mit einer Gruppe N Auspuffanlage, geänderten Fächerkrümmer und einer Riesen HIFI Anlage statt Rückbank waren dabei. Und auch jetzt (noch) steht ein 2,5 Liter 5 Zylinder vor der Tür.

Mich hat das Autofahren zum Schluss nur noch genervt und nervt mich weiterhin hart. Staus, schnelle Idioten, langsame Idioten, die Suche nach dem Parkplatz und die Kosten für die Bude.

Seitdem ich die Entscheidung getroffen hatte, die auch einiges an Überwindung gekostet hat und auch streckenweise eine komplette Veränderung des Alltages bedurfte, geht es mir aber persönlich besser. Viel besser.
Wenn ich an der Ampel stehe, draußen Nieselregen, 2 Grad und in die Autos gucke, weiß ich genau was die Leute denken, wenn sie dick angezogen, Sitzheizung an, Heizung auf 22 Grad mich angucken. Die denken: Die arme Sau.

Und ich denke mir, ihr da in euren Blechbuden, ihr wisst gar nicht was ihr verpasst. Weil ich habe etwas für mich gefunden, was mich stolz macht.
Ich habe jeden Morgen ein "Runnershigh", ich bin jedem Morgen total stolz auf mich. Ich bekomme auf einmal jede Menge Anerkennung im Kollegium und im Freundeskreis. Wir pushen uns gegenseitig...na wieder durchgezogen heute? Na klar!
Meine Familie zieht mit. Meine 11jährige fährt neuerdings 7km mit dem Fahrrad zum Pferd, anstatt das Mama sie bringt. Meine Frau fährt nur noch zum einkaufen mit dem Auto, bald kommt ein Lastenrad ins Haus.

Ich fahre jeden Morgen an einer Tankstelle vorbei, halb sieben. Und ich sehe die Leute da stehen, missmutig tanken sie ihr Auto, haben schlechte Laune wegen der hohen Preise. Ich zeige, und das mache ich ernsthaft, der Preistafel meinen Mittelfinger. Und trinke ein Schluck Wasser. Mein Benzin.

Ich brauche keine Sarek oder wilden Wanderung irgendwo im nirgendwo, worauf ich lange sparen und warten muss. Ich habe jeden Tag mein Outdoorerlebnis. Und das ist mal anstrengend aber oftmals wunderschön.

Was allerdings ein Nachteil ist, das Gefährdungspotential ist dramatisch gestiegen. Würde ich nicht aktiv aufpassen, auf die Rücksicht der Autofahrer braucht man nicht zu setzen, wäre es schon mehrfach zu schweren Unfällen gekommen. Auch deswegen, weil die Leute im Auto oftmals sehr aggressiv sind, jemanden schlichtweg übersehen oder die Infrastruktur wirklich schlecht ist.

Ich war das bestimmt früher auch, so aggressiv. Aber, ich habe mein Blickwinkel nun verändert. Und in Summe bin ich deutlich, deutlich entspannter.

In dem Sinne, ich habe eine Entscheidung getroffen, weil ich es konnte. Und es ist gut so!

[chinook]

... sehr langer und inspirierender Text ...

Manomann. So gut hätte ich das nicht schreiben können.
Ich bin zu 100% bei Dir. In jedem Punkt.

Vielen Dank!


-chinoook

[Torres]

Das gehört eigentlich auch in den „Ohne Auto“-Thread. Daumen hoch!

[Degger]

Manomann. So gut hätte ich das nicht schreiben können.
Ich bin zu 100% bei Dir. In jedem Punkt.

Vielen Dank!


-chinoook

Vielen Dank. Einen kleinen Überzeuger habe ich vielleicht noch, der insbesondere Männer anspricht. Männer geben ja sehr gerne Geld für Gadgets aus, wenn sie etwas gefunden haben für das sie Leidenschaft entwicklen. Und ein Fahrrad und die Ausrüstung rund herum ist ein wunderbarer Bereich sein Geld zu versenken. Ich warte aktuell auf meinen neuen Helm mit selbsttönenden Visier Und die Frau kann nicht meckern, geht ja um meine Sicherheit

[chinook]

Ich bin kurz davor mir ein Elektro-Fahrrad zu kaufen. Ein Vanmoof. Ich finde das einfach grandios. Sport machen, die Umwelt berücksichtigen, Spass haben und Rumdüsen.

Und das, wo ich mir doch so viel auf meine Fitness einbilde. Manomann. Schon wieder dabei, mehr als 1000 EUR zu versenken. Gottseidank hab ich ja das Geld ...


-chinoook

[Degger]

Das gehört eigentlich auch in den „Ohne Auto“-Thread. Daumen hoch!

Danke! Der eigentliche Trigger für die Entscheidung war folgendes Erlebnis, was ich hier auch im Forum vorgestellt habe.
https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...urch-die-berge

Da ging das Ganze eigentlich los, im Kopf. Und, auf dem Weg zur Arbeit habe ich jeden Morgen immer einen Mann gesehen, so um die 50, auf dem Fahrrad, immer an der selben Stelle, mit dem Fahrrad. Und während ich mich wieder mal über die Minibusse ärgerte, die vor mir rumschlichen oder den Vollidioten, der meint, alle überholen zu müssen damit er 30 Sekunden schneller auf Arbeit ist, war ich auf den Typen neidisch. Ich war echt neidisch auf den Typen, weil er den Schneid hat.
Und was hatte ich für Ausreden: Viel früher aufstehen, vielleicht duschen müssen, unflexibel, was ist wenn die Schule anruft weil ein Kind abgeholt werden muss usw usw. Und ich hab ja immerhin knapp 20km eine Strecke zur Arbeit.
Und eines Tages im Juni, eine hübsche Kollegin fragte mich, ob ich nicht beim Stadtradeln mitmachen will. Region Hannover ist übrigens erster geworden ;)
Ich wachte eines morgens um 5 Uhr auf und hatte irgendwie keinen Bock eine Stunde im Bett rumzugammeln. Am Ende war ich auf Platz 3 der gesammelten Teilnehmer meiner Arbeitsstätte. Nur 2 Sportler, die extra mit ihren Rennrädern Kilometer gemacht haben, waren vor mir.

Und ernsthaft, ich freue mir jeden Morgen einen Keks wenns wieder losgeht. Auch wenns aktuell anstrengend ist wegen des Wetters. Aber jeden Morgen fährt meine Nachbarin an mir vorbei, mit dem Auto, genau 1,5 Kilometer zum Bahnhof. Und ich denk mir immer, "und wer ist hier der Chef im Ring"?

Und wenn Du morgens so früh an einer blöden Hauptstraße fährst, auf der linken Seite, die LKW rotzen dir ihre Gischt ins Gesicht und dann kommt im Radio Papa Roach mit "Last Resort", da fühle ich mich wie Herr Kaleu in das Boot, wo sie durch die Straße von Gibraltar brechen. Not yet Kameraden, not yet. Und so übertrieben das klingt, das macht was mit Dir.

Ich komme oftmals an so einen Punkt, und das ist wirklich das Runnershigh, dann passt alles. Die Musik ist geil, die Muskulatur ist warm, du hast deinen Takt gefunden, deinen Rhythmus, alles fliesst, Glückshormone fluten ein. Und dann komme ich mit einem fetten Grinsen auf Arbeit an. Die Kollegen sind schon genervt von meiner guten Laune.
Und dann ist der Tag scheiße, die Arbeit nervt, alles blöd....und dann kommen wieder 60 Minuten Zeit für mich. Andere Strecke, quer durch die Natur, idealerweise passt das Wetter und ich komme tiefentspannt zu Hause an, gehe duschen und widme mich mit guter Laune meinen Kindern.

Ernsthaft Leute, mir ging es mental noch nie so gut in meinem Leben. Durch ein bisschen Fahrrad fahren. Und das Wetter ist nie so schlecht wie angesagt und es ist erstaunlich, wie wenig Kleidung reicht. An der Bushaltestelle stehen sie mit dicken Outddoorjacken und ich schwitze im Merinoshirt und dünner Radjacke bei 2 Grad. Verkehrte Welt.

[lina]

OT:

Vanmoof

Yup, das ist wirklich faszinierend, anzuschauen, wie gut das durchdacht ist. Allein schon die Montage.

Andere Strecke, quer durch die Natur, idealerweise passt das Wetter und ich komme tiefentspannt zu Hause an

Das kann ich sowas von unterschreiben!

Region Hannover ist übrigens erster geworden ;)

Logisch

[chinook]

Region Hannover ist übrigens erster geworden ;)

Du bist in Hannover?
Meld Dich mal.


-chinoook

[Degger]

Du bist in Hannover?
Meld Dich mal.


-chinoook

Done. PN