Zur Geschichte
Eine Gruppe von Bushcraftern/Survivlern hat sich in den Kopf gesetzt, den E5 im Winter mit Schneeschuhen zu begehen. Die Tour wurde auf allen möglichen Kanälen (inkl. Funk und Fernsehen) publik gemacht. Alle Diskussionen zur Tour, die in eine kritische Richtung abdrifteten wurden jedoch gelöscht. Trotzdem sind noch eine Infos vorhanden, und da ich keine Lust darauf habe, ständig für den Papierkorb zu schreiben, obwohl sich einige im dortigen Forum dafür sehr interessiert haben (es gab genug Feedback per PN und Chat), kommen sie eben hier ein.
Gesamteindruck:
Welches Grundwissen bezüglich Ausrüstung für Gruppentouren vorhanden war zeigte sich in der Wahl/Diskussion über die Ausrüstung. Einer wollte zunächst mit Tarp/Hängematte als Kombination losziehen, konnte aber umgestimmt werden. Die Ausrüstungsliste der drei Teilnehmer besteht nun u.a. aus drei Einmannzelten und drei Kochern unterschiedlicher Bauart. Bei der Wahl des Schlafsacks konnte einer nicht überzeugt werden und ist mit einem Tyn Winter (Komfort -7°C) losgewandert, der zweite nutzt einen ähnlich dünnen Schlafsack, lediglich der Dritte hat einen Winterschlafsack (-24°C Komfort) im Gepäck. Mit aller Ausrüstung kommen die Teilnehmer so auf 26 bis 33 kg Gepäck, was sich bei einem der drei auf ein Gesamtgewicht von fast 145 kg aufsumiert.
Dass die drei Jungs haben Erfahrung mit Wintertouren im (Hoch)gebirge haben, haben sie mir per PN bestätigt und zeigte sich auch im Laufe der Diskussion rund um die Ausrüstung. Einer könnte etwas Bescheid wissen, zumindest wohnt er in Alpnennähe, das wars aber schon.
Für die Tour mussten alle drei essentielle Dinge besorgen, die eigentlich jeder mit Winter-/Schneeerfahrung im Keller (Steigeisen, Eispickel, Schneeschuhe) liegen hat. LVS wurden erst nach einer 2-monatigen Diskussion (über 18 Seiten Text, leider gelöscht) ausgeliehen. Noch am 9. Januar lehnte einer ein LVS als sinnvollen Gegegnstand für die Tour ab.
Zur Routenplanung:
Ich habe den drei die einzige mir bekannte Routenbeschreibung zum Aufstieg zur Kemptner Hütte rauskopiert (Allgäu Skibergsteigen/Skitouren, 2000) und in ihrem Forum gepostet (wurde gelöscht). In der neuen Ausgabe ist die Route nicht mehr aufgeführt, woanders findet man sie nicht beschrieben. Im Netz findet sich eine Frühjahrstour mit eindeutigen Hinweisen (Lawinen bei der Abfahrt, kritische Situation) sowie an allen Ecken und Enden Bilder und Texte, die grosse Lawinenreste im Sperrbachtobel zeigen.
Nimmt man die online aufrufbare Karte (Austrian Map - Amap) heran und misst die Abstände der Höhenlinien, so sieht man schell dass das Gelände im Zustieg zum Tobel sehr steil bis extrem steil ist (stellenweise >45°) und im Sektor Nord bis NW erfolgt. Der Bereich ist zudem Buschdurchwachsen (schwächt die Schneedecke) und wird im Winter nicht begangen. Der Tobel selbst ist flacher, liegt jedoch im Einzugsgebiet der Hänge darüber. Diese Hänge sind aus dem Tobel heraus nicht einsehbar und können vor dem Einsteig nicht auf eine etwaige Lawinengefahr beurteilt werden.
Nimmt man dieses Wissen kann man jegliche mir bekannte Beurteilungsmethode anwenden (Snowcard, Reduktionsmethode,...), das Ergebnis ist selbst bei einer kleinen Gruppe mit Sicherheitsabständen ab Lawinenwarnstufe 2 nicht mehr vertretbar, insb. wenn man an das Gesamtgewicht der Einzelpersonen denkt (145kg, Schneeschuhe).
Ich habe die Jungs auf die Wintervariante des E5 sowie die Umgehung des Sperrbachtobels (Heilbronner Höhenweg) hingewiesen, aber diese wurden kategorisch abgelehnt (Beitrag ebenfalls gelöscht).
Wer selber nachrechnen möchte: Es gibt eine App (AviRisk), welche die Reduktionsmethode beherrscht. Dort bei steilste Stelle "40° und mehr" wählen, dann bei "Wo wirst Du Dich bewegen" auf "Alle Ausrichtungen" und bei Gruppe "kleine Gruppe mit Entlastungsabständen" anklicken. Ab LWS 2 ist das Risiko zu hoch.
Psychologische Aspekte:
Die drei haben es mit der Werbung für die Tour mehrfach bis ins Fernsehen geschafft, was zusammen mit der Diksussion lediglich den Schluss zulässt, dass sie unter Erfolgsdruck stehen und entsprechend viel riskieren werden.
Updates :
Mittlerweile gibt es die ersten drei Bilder auf FB vom Tourenstart. Eins davon zeigt zwei der Jungs im geringen Abstand im Gelände, womit der Punkt "Sicherheitsabstand einhalten" erledigt ist - klick).
Ein zweites Bild zeigt den Lawinenkegel einer Spontanlawine, die laut eigenen Angaben in der Nacht 50m neben dem ersten Lager runter kam - klick. Spätestens hier sollten die Alarmglocken brüllen.
Was ich verwunderlich finde ist das Datum. Eigentlich war der Tourstart am 17.2. angekündigt, die Bilder sind jedoch vom Samstag (ebenso Kommentare). Südlich von Oberstdorf befinden sie sich gerade so an der Grenze zw. dem Geltungsbereeich des bayrischen Lawinendienstes und dem österreichischen. Der österreichische LLB gab für die Ecke Vorarlberg / Allgäuer Alpen am Sa noch Warnstufe 3 aus, nachdem eine kleine Schlechtwetterfront am Tag zuvor für 10-15 cm Neuschnee gesorgt hat. Die Lage entspannte sich am Sonntag etwas, auch Arlberg zeigte dann LWS 2 an.
Das Bild mit dem Lawinenkegel zeigt noch etwas - sie befinden sich zu dem Zeitpunkt noch nicht oberhalb des Sperrbachtobels, denn es hat Bäume auf dem Bild. Die Kemptner Hütte liegt oberhalb der Waldgrenze
Eine Gruppe von Bushcraftern/Survivlern hat sich in den Kopf gesetzt, den E5 im Winter mit Schneeschuhen zu begehen. Die Tour wurde auf allen möglichen Kanälen (inkl. Funk und Fernsehen) publik gemacht. Alle Diskussionen zur Tour, die in eine kritische Richtung abdrifteten wurden jedoch gelöscht. Trotzdem sind noch eine Infos vorhanden, und da ich keine Lust darauf habe, ständig für den Papierkorb zu schreiben, obwohl sich einige im dortigen Forum dafür sehr interessiert haben (es gab genug Feedback per PN und Chat), kommen sie eben hier ein.
Gesamteindruck:
Welches Grundwissen bezüglich Ausrüstung für Gruppentouren vorhanden war zeigte sich in der Wahl/Diskussion über die Ausrüstung. Einer wollte zunächst mit Tarp/Hängematte als Kombination losziehen, konnte aber umgestimmt werden. Die Ausrüstungsliste der drei Teilnehmer besteht nun u.a. aus drei Einmannzelten und drei Kochern unterschiedlicher Bauart. Bei der Wahl des Schlafsacks konnte einer nicht überzeugt werden und ist mit einem Tyn Winter (Komfort -7°C) losgewandert, der zweite nutzt einen ähnlich dünnen Schlafsack, lediglich der Dritte hat einen Winterschlafsack (-24°C Komfort) im Gepäck. Mit aller Ausrüstung kommen die Teilnehmer so auf 26 bis 33 kg Gepäck, was sich bei einem der drei auf ein Gesamtgewicht von fast 145 kg aufsumiert.
Dass die drei Jungs haben Erfahrung mit Wintertouren im (Hoch)gebirge haben, haben sie mir per PN bestätigt und zeigte sich auch im Laufe der Diskussion rund um die Ausrüstung. Einer könnte etwas Bescheid wissen, zumindest wohnt er in Alpnennähe, das wars aber schon.
Für die Tour mussten alle drei essentielle Dinge besorgen, die eigentlich jeder mit Winter-/Schneeerfahrung im Keller (Steigeisen, Eispickel, Schneeschuhe) liegen hat. LVS wurden erst nach einer 2-monatigen Diskussion (über 18 Seiten Text, leider gelöscht) ausgeliehen. Noch am 9. Januar lehnte einer ein LVS als sinnvollen Gegegnstand für die Tour ab.
Zur Routenplanung:
Ich habe den drei die einzige mir bekannte Routenbeschreibung zum Aufstieg zur Kemptner Hütte rauskopiert (Allgäu Skibergsteigen/Skitouren, 2000) und in ihrem Forum gepostet (wurde gelöscht). In der neuen Ausgabe ist die Route nicht mehr aufgeführt, woanders findet man sie nicht beschrieben. Im Netz findet sich eine Frühjahrstour mit eindeutigen Hinweisen (Lawinen bei der Abfahrt, kritische Situation) sowie an allen Ecken und Enden Bilder und Texte, die grosse Lawinenreste im Sperrbachtobel zeigen.
Nimmt man die online aufrufbare Karte (Austrian Map - Amap) heran und misst die Abstände der Höhenlinien, so sieht man schell dass das Gelände im Zustieg zum Tobel sehr steil bis extrem steil ist (stellenweise >45°) und im Sektor Nord bis NW erfolgt. Der Bereich ist zudem Buschdurchwachsen (schwächt die Schneedecke) und wird im Winter nicht begangen. Der Tobel selbst ist flacher, liegt jedoch im Einzugsgebiet der Hänge darüber. Diese Hänge sind aus dem Tobel heraus nicht einsehbar und können vor dem Einsteig nicht auf eine etwaige Lawinengefahr beurteilt werden.
Nimmt man dieses Wissen kann man jegliche mir bekannte Beurteilungsmethode anwenden (Snowcard, Reduktionsmethode,...), das Ergebnis ist selbst bei einer kleinen Gruppe mit Sicherheitsabständen ab Lawinenwarnstufe 2 nicht mehr vertretbar, insb. wenn man an das Gesamtgewicht der Einzelpersonen denkt (145kg, Schneeschuhe).
Ich habe die Jungs auf die Wintervariante des E5 sowie die Umgehung des Sperrbachtobels (Heilbronner Höhenweg) hingewiesen, aber diese wurden kategorisch abgelehnt (Beitrag ebenfalls gelöscht).
Wer selber nachrechnen möchte: Es gibt eine App (AviRisk), welche die Reduktionsmethode beherrscht. Dort bei steilste Stelle "40° und mehr" wählen, dann bei "Wo wirst Du Dich bewegen" auf "Alle Ausrichtungen" und bei Gruppe "kleine Gruppe mit Entlastungsabständen" anklicken. Ab LWS 2 ist das Risiko zu hoch.
Psychologische Aspekte:
Die drei haben es mit der Werbung für die Tour mehrfach bis ins Fernsehen geschafft, was zusammen mit der Diksussion lediglich den Schluss zulässt, dass sie unter Erfolgsdruck stehen und entsprechend viel riskieren werden.
Updates :
Mittlerweile gibt es die ersten drei Bilder auf FB vom Tourenstart. Eins davon zeigt zwei der Jungs im geringen Abstand im Gelände, womit der Punkt "Sicherheitsabstand einhalten" erledigt ist - klick).
Ein zweites Bild zeigt den Lawinenkegel einer Spontanlawine, die laut eigenen Angaben in der Nacht 50m neben dem ersten Lager runter kam - klick. Spätestens hier sollten die Alarmglocken brüllen.
Was ich verwunderlich finde ist das Datum. Eigentlich war der Tourstart am 17.2. angekündigt, die Bilder sind jedoch vom Samstag (ebenso Kommentare). Südlich von Oberstdorf befinden sie sich gerade so an der Grenze zw. dem Geltungsbereeich des bayrischen Lawinendienstes und dem österreichischen. Der österreichische LLB gab für die Ecke Vorarlberg / Allgäuer Alpen am Sa noch Warnstufe 3 aus, nachdem eine kleine Schlechtwetterfront am Tag zuvor für 10-15 cm Neuschnee gesorgt hat. Die Lage entspannte sich am Sonntag etwas, auch Arlberg zeigte dann LWS 2 an.
Das Bild mit dem Lawinenkegel zeigt noch etwas - sie befinden sich zu dem Zeitpunkt noch nicht oberhalb des Sperrbachtobels, denn es hat Bäume auf dem Bild. Die Kemptner Hütte liegt oberhalb der Waldgrenze
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