• Pax
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    [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

    Tourentyp Trekkingtour
    Breitengrad 64.587292819
    Längengrad -18.02539062
    Land: Island
    Reisezeit: August 2011
    Region/Kontinent: Nordeuropa


    Nach Publikumserfolgen wie Hannibal ohne Elephanten, Good Trekkers - Deutsche in Skandinavien und der wenig beachteten Arthouse-Produktion Für eine Handvoll Karwendelschotter nun das lang ersehnte epische Meisterwerk von Inselaffe Productions:

    Flieht, ihr Narren! - Island 2011



    Prolog

    Und so begab es sich aber nach über einem Jahr, dass der wackere Informatiker, der edle Chemietechniker und noch ein anderer Trottel sich wiederum gen Norden wandten, den Schädel voll ermunternder Gedanken wie: "So schlimm war es letztes Mal ja gar nicht" und "Vielleicht hält Alex ja die Klappe", das Gepäck voller Futter und der unbedingt nötigen DSLR in doppelter Ausführung. Ja, sogar ein Fünkchen Fernweh und die Hoffnung auf zahme, geordnet Deutsche Abenteuer erhellten das Herz dieser drei Fehlgeleiteten.


    6/08/11 Anreise

    Bereits am Flughafen werden wir von guten Omen geradezu überschüttet, heftige Gewichtsüberschreitung, der nicht ganz erlaubte Transport des Kochers und die nach Einfuhrbestimmungen zu große Lebensmittelmenge bleiben samt und sonders ungeahndet. Etwas Sorgen macht uns lediglich, das wir zu keinem Zeitpunkt irgend eine Form der Identifikation vorzeigen mussten, Reisepass sowie Ausweis haben den Geldbeutel nie verlassen.
    Am Flughafen in Island angekommen heben wir alle 20.000 ISKR vom dortigen Automaten ab und nehmen den Bus zu unserer Operationsbasis, dem Campingplatz in Reykjavik. Dort werden flugs die Zelte aufgebaut, und ab in die Stadt: Informationsbeschaffung, Karten, Essen & Gas einkaufen. Der Plan für die 3 Wochen steht, Laugavegur, Kjalvegur und dann ab nach Hornstrandir. Nächtle!


    Sonnenuntergang am Campingplatz in Reykjavik


    Teil 1: Laugavegur


    7/08/11 Auf nach Skogar

    Jetzt geht's los Kinder, jetzt geht's los! Um 6 Uhr aus den Federn, dann um 7:15 mit dem kostenlosen Bus vom Campingplatz zum Busterminal, wo wir überflüssiges Gepäck (Trockennahrung für die anderen Wochen & Zivilkleidung) einlagern, gegen 8:30 geht dann der Bus nach Skogar, wo wir um 11:30 ankommen.


    Jerome, Chris und meine Wenigkeit v.l.n.r. am Startplatz des Laugavegur in Skogar


    Einer der vielen Wasserfälle auf dem Weg zum Fimmvörduhals-Pass

    Ist Weg läuft Anfangs beständig aufwärts an einem wasserfalldurchsetzten Fluss entlang Richtung Fimmvörduhals-Pass, während unten alles noch recht grün wirkt, wird die Landschaft nach und nach mit Höhengewinn von Lavagestein dominiert.


    Näher am Pass

    Laut Karte gibt es am Pass 2 Hütten, auf einer der beiden wollten wir ursprünglich übernachten, da wir ja doch relativ spät losgekommen sind. Hütte Nummer eins ist allerdings verschlossen, ein Blick durch die verstaubten Fenster lässt ahnen, dass das evlt auch besser so ist.


    Hütte Nummer eins

    Näher am Pass wird die Landschaft endgültig von Feuer und Eis geprägt, hier eine der letzten Steigungen vor der Passhöhe.


    Fast oben!

    Auf dem Scheitelpunkt des Passes steht Hütte Nummer 2, welche allerdings komplett überlaufen ist. Nach kurzem Kriegsrat entscheiden wir uns dazu, die restliche Strecke bis Básar zu laufen. Erstens befinden wir uns in einem Naturschutzgebiet, d.h. wild zelten ist nicht erlaubt, zweitens haben wir ohnehin noch genug Tageslicht zur Verfügung.


    Wasserdampf steigt von warmen Lavagestein auf

    Die Landschaft steht im krassen Gegensatz zu den grünen Flächen an die wir uns im Aufstieg so gewöhnt haben, hier oben bestimmen feuerspuckende Berge und Eis das Landschaftsbild.


    Auf dem Weg nach unten Richtung Básar

    Teile des Weges sind versichert, die Verankerungen der Kette aber von äußerst fragwürdiger Qualität, lose Eisenstifte sitzen kaum fest im Boden. Wirklich nötig ist die Versicherung aber ohnehin nicht, trotzdem hält sich die Begeisterung der beiden Flachländler in Grenzen.


    Versicherte Passage

    Nach diesem etwas wilderen Teil kommen wir auf einem nebligen Plateau an, hier wirkt alles extrem surreal. Die Sichtweite beträgt gerade mal an die 5m, der Pfad ist schmal aber gut erkennbar. Mittlerweile macht sich auch bemerkbar, das wir schon ein gutes Stück unterwegs waren, aber die Landschaft wandelt sich bereits zum grünen, und bald rückt das bewaldete Tal mit Básar ins Blickfeld.


    Basar in Sicht!

    Jerome und Chris sind ziemlich mitgenommen und haben daher ein paar Gänge runtergeschaltet, ich fühle mich eigentlich noch recht fit und würde auch ganz gerne das Zelt aufschlagen. Daher laufe ich schon mal voraus, suche uns einen schönen Zeltplatz, koche Wasser und erkunde den Campingplatz. Wirklich schön hier! Nun ist es mittlerweile auch schon Mitternacht, und wir beschließen morgen schön auszuschlafen.


    Im laufe der nächsten Tage wird hier der Rest des Reiseberichts entstehen, je nachdem wie viel ich klettern bin oder anderen Unfug treibe
    Zuletzt geändert von Pax; 30.06.2012, 14:33. Grund: Geotag & Art der Reise
    Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

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  • gearfreak
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    #2
    AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

    Sehr schöne Bilder bisher; bin gespannt wie es weitergeht!

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    • Prachttaucher
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      • 21.01.2008
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      #3
      AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

      und sehr amüsant geschrieben - bitte bald weitermachen...

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      • Atze1407
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        • 02.07.2009
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        #4
        AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

        schließe mich mal Prachttaucher an, - weitermachen.

        LG
        Atze1407
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        • Pax
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          #5
          AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

          &%$§!! Da schreib ich meinen Bericht nach einem schönen Klettertag gleich weiter, und der blöde Schlepptop stürzt sich lemminggleich von der Klippe. Frechheit, das!
          Also, nochmal... *grummel*

          Eigentlich wollte ich den Bericht schon viel früher schreiben, wie man sehen kann ist das ganze ja schon ne Weile her. Aber mein letztes Jahr Uni hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht, außerdem war anscheinend das halbe Forum auf Island und es gab sowieso 101 Reiseberichte.


          8/08/11 Von Básar nach Emstrur

          Jerome wurde ausschlafen versprochen, also wecke ich niemanden auf als ich gegen 9 aus meinem Zelt fliehe schreite. Selbiges hat sich sonnenbedingt in einen Kernfusionsreaktor verwandelt; die letzten Flammen ausklopfend blinzle ich etwas durch die Gegend, Schlafsack auslüften, Tee kochen.


          Moin moin!

          Etwa eine halbe Stunde später gesellt sich Chris zu mir, wohl von ähnlichen Problemen aus dem Zelt getrieben. Jerome ist anscheinend hitzebeständig und pennt noch eine Weile weiter. Schließlich fertig gebacken macht er aber keinen besonders frischen Eindruck, was sofort lamentierend bestätigt wird. Wehwehchen hier, schlecht geschlafen da. Daher wird solidarisch beschlossen, dass wir erst mal gemütlich zum nächsten, gerade mal 2km entfernten Campingplatz flanieren werden. Aber erst mal wird gefrühstückt und die Tropfsteinhöhle ausgelüftet
          (das Tunnelzelt meiner Mitwanderer, also ich in meinem HillebergTM-Zelt hatte keine Probleme, HillebergTM-Zelte sind generell viel stabiler; meiner pseudoprofessionellen Meinung nach sollte jeder ein HillebergTM haben, für's Southside oder den Südpol, auf HillebergTM Zelte ist immer verlass, ohne mein HillebergTM würd ich nicht aus dem Haus gehen).


          Weiter gehts

          Nach kurzer Pause an Campingplatz Nummer 2 und ein paar motivierenden Worten ("Opa ist damals ja auch nicht auf seinem Hintern gesessen sondern hat den schönen russischen Winter genossen, und die hatten nur Panzerschokolade!") geht die Prozession weiter.


          Die Herrschaften bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, ein Wunder das wir irgendwo angekommen sind

          Kurz danach gibt's dann auch gleich die erste Furt, huiii!


          Ich fress mal wieder, wie übrigens auf recht vielen Bildern. Hmmm...

          So, wir sind ja nicht zum Spaß hier Herrschaften, weiter geht's! Inzwischen haben wir ganz ordentlich zuwachs bekommen, Básar ist woh Einstiegspunkt für die weniger Lavabegeisterten Wanderer. So langsam nimmt das hier ja Kungsleden-Ausmaße an *grummel, da hätt ich auch in der Münchner Fußgängerzone bleiben können*.


          Rödel, rödel, rödel... "Aaalex, sind wir bald da?"


          "Und jetzt? Sind wir jetzt bald da?" Der Gesichtsausdruck spricht glaube ich Bände

          Tja, das oben abgebildete Wegesstück ist zwar abwechslungsreich, zieht sich aber etwas, schließlich kommen wir an einer "schönen" Brücke über den Stinkfluss an.


          "Chris, hast du die Balken auch ordentlich angesägt?" "Jau, den sind wir gleich los"


          Sieht schön aus, riecht als ob der werte Kommilitone gerade einen dicken Schwefelgruppen-Trenngang macht

          Aber schön ist das ganze ja schon, mit Gletscher, Fluss und allem was man sich so vorstellt.


          Hach Kinder, da wird mir ganz schwummelig

          Allerdings steht jetzt mal wieder etwas Steigung an, was die Flachländler gewohnt unmutig hinter sich bringen. Obwohl ich auf flacher Strecke nicht wirklich viel schneller bin, Berge & Hügel sind anscheinend wirklich Übungs-/ Gewohnheitssache.


          Aufi geht's!

          Danach noch ein bisschen Flachlandgerödel, und schwupps die wupps kommt der Campingplatz in Sicht! Feine Sache, Zelte aufbauen und Futtee. ESSEN! Essenessenessenessen! Hier ein großes Lob an Chris der die ihm erteilte Nachtischpflicht gewohnt gewissentlich und zur vollsten Zufriedenheit aller Mitreisender erfüllt hat. Den moralischen Wert eines ordentlichen Nachtisches sollte man nie unterschätzen!


          Wollinger, jetzt gibt's was zu mampfen!

          Wie dem ein oder anderen vielleicht aufgefallen ist, machen wir nie richtig Mittag, gemäß Erfahrungen der letzten Skandinavientour haben wir alle Knabberzeug bei uns, die wir tagsüber vor uns hinknabbern. In meinem Fall selbstgemachte Müsliriegel mit dickem Nussanteil und ebenso dem heimischen Ofen entspringendes Ostrich Jerkey (Strauß da fettfrei).


          Am Campingplatz Emstrur
          Zuletzt geändert von Pax; 01.07.2012, 00:27.
          Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

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            #6
            AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

            Witzig geschrieben. Musstet Ihr die Krossa queren? Davon hast Du gar nichts geschrieben ...

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            • Pax
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              #7
              AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

              Servus Bergtroll,
              ich schreibe das ganze gerade mit Hilfe meines Reisetagebuches und der Photos, beide sind etwas geizig was geographische Angaben angeht... und die Karten sind momentan sinnigerweise in München. Von daher habe ich leider keine Ahnung, überhaupt kann es durchaus sein, dass recht große Wegesstücke kaum oder gar nicht beschrieben werden, wenn ich sie nicht in mein Reisetagebuch aufgenommen habe (aus welchem Grund auch immer).
              Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

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              • Dethix
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                #8
                AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                Also soweit ich weiss, haben wir in Basar einen recht breiten Fluss mithilfe einer Fußgängerbrücke gequert. Das dürfte die Krossa gewesen sein. War eigentlich relativ unspektakulär, nachdem wir die Brücke gesichtet hatten.
                Eine Übersicht deutschsprachiger Outdoor-Blogs

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                • Pax
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                  #9
                  AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                  Mir ist gerade aufgefallen, dass mein Reisetagebuch von nun an fast frei von geographischen Beschreibungen ist, was wohl an der auf den Laugavegur kaum notwendigen Navigation lag. Insofern sind ein paar Ortsangaben evtl. eine "educated guess", ersichtlich an einem eingeklammerten Fragezeichen hinter der Angabe.


                  9/08/11 Von Emstrur zur Hvanngil-Hütte (?)

                  Wie eigentlich immer sind wir heute recht spät aus den Federn, wir sind oft eine der letzten Gruppen die losziehen, holen im Verlauf des Tages dann aber die meisten wieder ein (bei guten Bedingungen ist laut Jerome's GPS ein Schnitt von 5km/h schon drinnen).
                  Der Zeltabbau wird durch den äußerst sandigen Boden etwas erschwert, wir wollen nur ungerne einen halben Sandkasten mit einrollen. Ich bin wirklich äußerst froh, ein Groundsheet mitgenommen zu haben.


                  Anonymer Mitwanderer Nr 1

                  Nach viel rumgerödel geht es um 12:30 also endlich los, aber heute warten ohnehin nur 13km auf uns. Der Weg verläuft durchgehen unschwierig durch sandige Lavalandschaft, aus dem schwarzen Meer erheben sich bizarrerweise grüne Tafelberge.


                  Im Gleichschritt Marsch

                  Rechterhand erscheint auch bald ein riesiger Gletscher, der für den Rest des Weges im Blickfeld bleibt.


                  Informativ-witzige Bildunterschrift

                  Schließlich stoßen wir auch ebenerdig auf ein paar grüne Flecken, am ersten, von einer Brücke überspannten Fluss wird Knabberpause gemacht.


                  Ohmnomnom, bei dem Gedanken an Ostrich Jerkey läuft mir ungelogen das Wasser im Munde zusammen

                  Der nächste Fluss zeichnet sich durch die Abwesenheit jeglicher Überquerungskonstruktion aus, und wir verwöhnten Säcke müssen da wohl so durch. Dieses fiese Gewässer ist bisher mit Abstand das kälteste, und reicht mir an der tiefsten Stelle auch bis übers Knie (bei 175cm Lebendgröße). Chris der dürre Riese ist da etwas besser dran, trotzdem wird selbst zum Beweisphoto nur äußerst unwillig stillgestanden.


                  Gute Miene, böses Spiel

                  Die Füße sind nach der Furt auch gut taub, erholen sich im Sonnenschein aber recht zügig. Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück bis zu Campingplatz, den wir gegen 15:30 erreichen. Erst mal Zelte aufstellen.


                  Gesagt, getan



                  Da wir jetzt recht viel Zeit zum faulenzen haben, wird erst mal geduscht, Wäsche gewaschen, Abendbrot. Danach fühle ich mich aber immer noch recht unausgelastet, weswegen ich eine Runde laufen gehe. Der Traum eines jeden Trailrunners hier, meine "Barfußschuhe" federn unglaublich angenehm auf dem moosbewachsenen Boden.


                  Traumhaft schöner Trail

                  Oben angekommen erlebe ich dann sogar einen zweiten Sonnenuntergang über den Bergen, doch auch der östliche Blick auf den in warmes Rot getauchten Gletscher ist nicht zu verachten.


                  Gletscher im Sonnenuntergang

                  Am Campingplatz im Tal ist anscheinend Ruhe eingekehrt, Chris und Jerome schlafen den Schlaf der Gerechten. Meine restliche Wäsche ist noch ziemlich feucht, in der Hoffnung selbige trocken zu kriegen hänge ich alles ins Zelt.


                  Wäschezelt

                  Im nachhinein stellt sich das allerdings als etwas suboptimal heraus, die Nacht ist sternenklar und dementsprechend knackig kalt, in meinem feuchten Zelt hat es gefühlt deutlich unter Gefrierpunkt. Insofern keine besonders erholsame Nacht für mich, aber man kann halt nicht alles haben.
                  Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

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                  • lina
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                    #10
                    AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                    OT:
                    Zitat von Pax Beitrag anzeigen
                    Am Campingplatz im Tal ist anscheinend Ruhe eingekehrt, Chris und Jerome schlafen den Schlaf der Gerechten. Meine restliche Wäsche ist noch ziemlich feucht, in der Hoffnung selbige trocken zu kriegen hänge ich alles ins Zelt.


                    Wäschezelt

                    Im nachhinein stellt sich das allerdings als etwas suboptimal heraus, die Nacht ist sternenklar und dementsprechend knackig kalt, in meinem feuchten Zelt hat es gefühlt deutlich unter Gefrierpunkt. Insofern keine besonders erholsame Nacht für mich, aber man kann halt nicht alles haben.
                    Solche Versuche kenne ich doch
                    Versuchsergebnis: Hilft nix, Wind fehlt. Also entweder im Zelt per Körperwärme trocknen oder Wäsche draußen aufhängen.

                    Zuletzt geändert von lina; 28.06.2012, 12:28.

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                    • Pax
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                      #11
                      AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                      10/08/11 Von der Hvanngil-Hütte zum Hrafntinnusker

                      Kaum sind die Zelte verstaut und meine mehr als feuchten Klamotten am Rucksack befestigt, machen wir uns um 10:30 rekordverdächtig früh an die nächsten Tagesetappe. Jerome wollte vorher vlt noch kurz bei der Bank vorbei, Campingplatzgebühren und so.


                      Wo ist denn jetzt die Bank?

                      Mit schwarzem Lavasand ist es jetzt vorbei, die Landschaft ist deutlich grüner und bald rücken auch die für das nächste Wegesstück charakteristischen ockerfarbenen Hügel ins Blickfeld.



                      Zwischendurch gibt's auch noch die ein oder andere Furt, im Reisetagebuch werden die gar nicht mehr erwähnt. I.d.R. ein relativ kühles Vergnügen, aber bei so schönem Wetter ist es eigentlich ganz nett ab und an aus den Wanderstiefeln rauszukommen. Was Jerome zum furten verwendet hat, habe ich vergessen; Chris verwendet Surferschuhe und ich meine Merrel "Barfußpatschen" die ich auch zum joggen hernehme (auf Island und für Trailruns, auf Asphalt wären die Dinger nix für mich).


                      Wieder mal furten

                      Am Álftavatn vorbei führt unser Weg Richtung Hügelland, ich bin für Karten & Co zustöndig und habe der Truppe für heute heiße Quellen versprochen. Dass die etwas anders aussehen, als wir uns vorgestellt haben wird der geneigte Leser weiter unten sehen.


                      "Alex, wie weit noch bis zu den heißen Quellen?" "Wir sind fast da." Wie waren übrigens immer "fast da".

                      Was ich den beiden Flachlandpiraten verschwiegen habe: Nach dem Álftavatn wartet eine kleine Steigung auf uns, ich will den beiden ja nicht die Vorfreude rauben *hrhrhr*
                      Diesen Hügel überwunden setze ich mich oben zur Jausn hin während Jerome und Chris noch mit Wadelspannen beschäftigt sind. Aber schließlich erscheinen auch die Köpfe meiner beiden Mitwanderer, und bald auch der Rest.


                      Links im Hintergrund der Álftavatn

                      Wie für Island üblich hat die Landschaft mal wieder eine 180° Drehung gemacht und besteht jetzt aus ockerfarben-rötlichen Hügeln, zwischen denen zischend nach Schwefel riechende Dampfschwaden in den Himmel ziehen.


                      Unser erster Blick auf den kommenden Landschaftsabschnitt

                      Tja, und hier geht uns auch langsam ein Licht auf, was die heißen Quellen angeht. Irgendwie haben wir alle an die berühmten Hotpots gedacht, d.h. ein schöner natürlicher Pool voll heißem Thermalwasser. Tatsächlich sehen die heißen Quellen hier aber ganz anders aus.


                      Und wo ist jetzt der Pool?

                      Den Quellen sollte man teilweise nicht zu nahe kommen, da erstens die Gase von überaus ungesunder Natur sein können (was einem das Riechorgan aber ohnehin mitteilt), zweitens sind die Dinger recht temperamentvoll und blubbern nicht gerade friedlich vor sich hin.

                      Video: siehe nächsten Post, Einfügen des Videos lässt alle Bilder verschwinden

                      Klassischer Fall von blöd gelaufen, so gibt's anstatt Thermalbad heiße Schwefeldämpfe. Der Weiterweg durch die Hügellandschaft zieht sich etwas, da es naturgemäß beständig hoch und wieder runter geht. Schließlich kommt aber das Ziel in Sicht, die Hrafntinnusker-Hütte. Einzig und allein ein paar alte Firnschneefelder versperren uns jetzt noch den Weg, welche wir allerdings umgehen da selbige offensichtlich unterspült sind. Einige der Fußspuren über diese Felder enden in Löchern, was dann doch die Phantasie bzgl. des Schicksals des Spurenverursachers anregt.

                      Der "Zeltplatz" ist relativ spartanisch und besteht aus kleinen Obsidianfestungen auf Lavasand, der Obsidian ist teilweise messerscharf und man sollte schon darauf achten, worauf das Zelt jetzt genau steht.


                      Zeltplatz Hrafntinnusker

                      Wie man sehen kann, haben wir die Zelte immer ordentlich abgespannt, was daran liegt das eigentlich immer mit starkem Wind zu rechnen war. Auch wenn es sich zwischendurch mal wieder beruhigt hat, die nächsten Böen kommen bestimmt.


                      Die Hütte selbst

                      Wie üblich gefuttert, aus Chris's Sortiment gibt es heute Schokopudding! Wollinger, der Nachtisch ist wie immer ein Erlebnis, besonders da mein Trekkingfutter heute besonders unbefriedigend war, nach Anleitung Wasser hinzugegeben und das war eher eine Nudelsuppe als Pasta mit.. hmh.. irgendner Soße.
                      Unsere extreme Wetter-Glückssträhne wird übrigens durchbrochen, es fängt an zu Regnen. Zwar nicht allzu stark, aber hartnäckig, hoffentlich ändert sich das bis morgen.
                      Zuletzt geändert von Pax; 29.06.2012, 14:11.
                      Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                      Kondition statt Carbon!

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                        #12
                        AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                        Video der heißen Quelle:

                        Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

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                        • SeScull
                          Erfahren
                          • 10.05.2011
                          • 168
                          • Privat


                          #13
                          AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                          Schön zu lesen, wunderbar vom Lernen ablenkend! In genau einer Woche geht's für mich auch los und Dein Bericht macht's nicht leichter hier zu hocken...

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                          • Pax
                            Dauerbesucher
                            • 14.02.2009
                            • 700
                            • Privat


                            #14
                            AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                            11/08/11 Endspurt nach Landmannalaugar

                            In der Nacht hat es immer wieder genieselt, wobei es mich ehrlich wundert, dass es bei der Schweinekälte nicht schneit. Der Morgen präsentiert sich allerdings trocken, und so beginnt für uns der letzte Tag auf dem Laugavegur! Selbiger ist übrigens kaum ein Endspurt, da nur noch eine kurze Etappe quasi ohne Aufstieg auf uns wartet. Daher geht es gewohnt gemütlich los.


                            Lava, Schnee, gelbe Steckerl

                            Der Weg verläuft Anfangs über das gewohnte Lavageröll & Sand, wandelt sich aber bald zu einer farbenfrohen Hügellandschaft. Selbige spucken hin und wieder Dampfschwaden in den indifferenten Himmel oder auch in Richtung des nicht ganz so indifferenten Wanderers (so er denn zu neugierig ist).



                            Einer dieser Wanderer bin ich, für ein Photo stelle ich mich neben ein scheinbar harmlos blubberndes kleines Loch. Das timing ist unerwartet perfekt, da genau im "richtigen" Augenblick eine heiße Dampfwolke aus dem Loch schießt. Ein paar Tropfen kochendes Wasser treffen mich am Arm, gut dass ich nicht näher dran war. Curiosity killed the cat...


                            Eine Sekunde später schaue ich nicht mehr so entspannt drein

                            Bald darauf erstreckt sich der finale Abstieg nach Landmannalaugar vor uns, im Hintergrund kann man eine sehr bizarre Lavakonstruktion erkennen, die aus der Nähe noch interessanter ist.


                            Abstieg nach Landmannalaugar

                            Aber an Farbenpracht ist noch längst nicht alles gelaufen, neben solch interessanten Verfärbungen wie auf dem unteren Bild kommen wir auch an seltsam pinken Gebilden vorbei, die für Chris und mich verdächtig nach Cobalt (II) Salzen aussehen; auf jeden Fall komplett unpassend für irgendwelche Eisenverbindungen.



                            Ein schöner Kontrast wird durch beginnendes Grün gebildet, so findet man auf kleinster Fläche wirklich ein bewundernswertes Spektrum.



                            Inzwischen ist auch wirklich die Hölle los, wir sind im Tagestouren-Einzugsgebiet von Landmannalaugar, und das macht sich sehr deutlich bemerkbar.


                            Gleich um die Ecke von Landmannalaugar

                            Ursprünglich hatten wir den losen Plan, von Landmannalaugar nach Gullfoss weiterzuwandern; die müßigen Abende habe ich bisher auch mit Kartenstudium verbracht und bin inzwischen von dieser Möglichkeit wenig überzeugt. Die Verfügbarkeit von Wasser ist kritisch, eine Besteigung des Hekla aus Sicherheitsgründen nicht ratsam, und ob das ganze Landschaftlich so reizvoll ist, ist auch zu bezweifeln.
                            Also wir daher in Landmannalaugar ankommen, der Bus zufällig gerade dort steht, man für die heißen Quellen Schlange stehen muss, es ohnehin zu Regnen beginnt und der Zeltplatz steinig und sumpfig ist, verfrachten wir unsere Rucksäcke kurzerhand in den Bus und fahren zurück nach Rejkjavik. Guter Plan, keine 10min im Bus fängt es an zu hageln wie die Sau.

                            Der Bus hält sogar an der "Abzweigung" zum Hekla, wo natürlich prompt das obligatorische Touribild gemacht wird.


                            Einmal Touribild, bitte

                            Das war's auch schon vom Laugavegur, comming up next: Sightseeing in Reykjavik & der Kjalvegur.
                            Zuletzt geändert von Pax; 29.06.2012, 14:11.
                            Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                            Kondition statt Carbon!

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                            • Juergen
                              Fuchs
                              • 17.01.2011
                              • 2221
                              • Privat


                              #15
                              AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                              Sehr schöne Fotos ! Gibt es wirklich blauen Himmel in Island oder ist das retouchiert ? Seid ehrlich !

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                              • Pax
                                Dauerbesucher
                                • 14.02.2009
                                • 700
                                • Privat


                                #16
                                AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                Hand aufs Herz: Wir hatten einen irre Dusel mit dem Wetter. Zwischendurch hat's immer mal wieder ein bisschen geschwächelt, aber nie so das es uns ernsthaft die Laune verdorben hätte, in meinem Reisetagebuch kann ich keine Zeile über miesen (d.h. andauernden) Regen lesen (wobei ich Regen tendentiell gewöhnt bin).
                                Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                Kondition statt Carbon!

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                                • Mika Hautamaeki
                                  Alter Hase
                                  • 30.05.2007
                                  • 3996
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                  Genialer Bericht wie immer sehr unterhaltsam geschrieben. Hoffentlich gehts bald weiter.
                                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                  A. v. Humboldt.

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                                  • Pax
                                    Dauerbesucher
                                    • 14.02.2009
                                    • 700
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                    12/08/11 Ruhetag in Reykjavik

                                    Heute ist Ruhe- und Waschtag in Reykjavik, neben etwas Sightseeing schauen wir auch in einem größeren Einkaufszentrum vorbei um uns Outdoorgeraffel zu begutachten. Man kann halt nicht aus seiner Haut. Merinosachen haben ähnliche Preise wie in Deutschland, ansonsten eher teurer bis viel teurer. Schnäppchenjagd ist nicht wirklich.


                                    Beeindruckende Kirche in Rey.



                                    Der Plan für die nächste Route: Den Kjalvegur laufen, allerdings in 3 und nicht wie in Jeromes Buch in 4 Tagen.


                                    Teil 2: Kjalvegur


                                    13/08/11 Auf zum Kjalvegur

                                    Um den Bus zu erwischen dürfen wir wieder mal um 6 Uhr aufstehen, was ist das denn für eine unchristliche Zeit! Seltsamerweise sind die Zelte wie auch auf dem Laugavegur in der Früh immer klitschnass vom Morgentau (?), so stark habe ich das bisher nirgendwo erlebt. Hilft alles nix, ausschütteln und nass einpacken.
                                    Verfahren genau wie beim Laugavegur, zum Busterminal, Sachen einlagern, weiter mit einem diesmal deutlich kleineren Bus. Mit Reservierungen oder Planung habens die Isländer anscheinend nicht so, so präsentieren sich für unseren Bus z.B. 18 Personen für 15 Plätze.
                                    Bis zu unserer Station hält der Bus an 3 Sehenswürdigkeiten: Der Kontinentalscheide, einem Geysirfeld und dem Gulfoss-Wasserfall. Sightseeing!


                                    Kontinentalscheide

                                    An der Grenze der europäischen & amerikanischen Kontinentalplatten hat es ein Passagier so eilig dieses Motiv vor die sicher nicht ganz billige Linse seiner (wenn ich micht nicht irre) Canon EOS 5D zu bekommen, dass es den armen Mann prompt auf die Nase legt, samt der Kamera. Also, Kinder: Eile mit Weile! Besonders wenn man über tausen Euro in den Patschen hält.

                                    Photos gemacht, umgesehen, weiter geht's du den Geysiren! Hier zeigt Hofphotograph Jerome mal wieder, was er mit seinem Baby so alles anstellen kann. (Die Bilder sind übrigens alle unbearbeitet, dazu bin ich viel zu faul)


                                    Da geht die Post ab!

                                    Nur damit da keine Illusionen aufkommen, an solchen Sehenswürdigkeiten ist es vorbei mit jeglicher Einsamkeit! Allein schon die 1te Reihe am Geysir ist begehrt und wird enthusiastisch gegen Eindringlinge verteidigt. Vlt früh am Morgen hin und per Handtuch reservieren?



                                    Am Geysir-Restaurant verdrücken wir alle einen leckeren, wenn auch sehr teuren Burger, bevor es weiter nach Gulfoss geht.


                                    Gulfoss


                                    So, jetzt ist aber auch mal Schluss mit Touriprogramm! Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier, was uns auch recht schnell deutlich wird als uns der Bus an unserer Station (Hvitarnes ?) anscheinend mitten in der Wüste absetzt.


                                    Hmh, na immerhin ein Schild

                                    Während die Staubwolke des Busses in der Ferne verschwindet, hoffen wir doch alle sehr, am richtigen Ort zu stehen. Tun wir, wie sich herausstellt. Top!
                                    Inzwischen ist der Wind noch stärker geworden, und was auf dem unteren Bild wie ein harmloser Staubschleier aussieht ist tatsächlich unsere erste Begegnung mit einem Sandsturm (auch wenn Wüstenerprobte hier sicher lachen werden).


                                    Was ist das denn? Och nö...

                                    Mit jedem Atemzug zieht man sich Staub in die Lunge, die Augen kann man kaum aufhalten weil irgend ein Witzbold den Sandtrahler draufhält... Ich weiß schon, warum ich immer in den ansonsten sehr sandarmen Norden gehe. Naja, Buff und Sonnenbrille raus und das beste draus machen. Aber in eine Wüste kriegt mich so schnell keiner.


                                    Wo ist denn nun das Kamel?


                                    Nun hat alles ein Ende (nur die Wurst hat zwei), und bald kommt unser Zeltplatz in Sicht. Selbiger ist Gott sei Dank deutlich grüner als der bisherige Weg, und der Wind weht von ausgedehnten Grünflächen und nicht vom Ödland her. Der Aufbau gestaltet sich bei dem nach wie vor starken Wind (so 50-60km/h würd ich sagen) nicht ganz trivial, ist aber machbar.


                                    Hurra, die Zelte stehen!

                                    Ich gehe ne Runde joggen und schaue mir schon mal einen Teil des morgigen Weges an. Gegen den Wind joggen = gutes Training und schwieriger als gedacht.



                                    Wieder zurück bei den Zelten, Jerome und Chris haben Tee gekocht. Hach, ist das schön. Zelte stehen, Ruhe, Einsamkeit... was ist denn das für eine Staubwolke am Horizont? Wie sich herausstellt, gehört die Staubwolke zu einem Reisebus der Bismarck-Klasse, und was befördert der? Eine ganze Rotte an deutschen Geologie-Erlebnisreisenden gehobenen Alters! Ich glaub ich spinn. Nachdem die Deppen mehrfach über meine Zeltleinen stolpern (sry, aber da müsste echt keiner langlaufen, Platz ist genug da), bin ich ganz froh als die Truppe wieder abzieht.

                                    Nur um das klarzustellen, ich habe nichts gegen ältere Reisenden, und wir Trekking-Jungspunde haben die Natur auch nicht gepachtet. Wenn ich 70 bin, wahrscheinlich durch Arbeit und Familie nicht mehr ganz so sportlich unterwegs, sitz ich hoffentlich nicht zu Hause rum und jammer, sondern mache das genauso wie die Herrschaften im Bus und schaue mir die Welt an.
                                    Aber die Umstände waren etwas ungünstig, und ich werde ungern wie ein Tier im Zoo begafft (und ohne Wortaustausch als Photomotiv verwendet), besonders wenn die Besucher dann über meine Abspannleinen herfallen.
                                    Zuletzt geändert von Pax; 30.06.2012, 14:34.
                                    Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                    Kondition statt Carbon!

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                                    • Pax
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                                      • 14.02.2009
                                      • 700
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                      14/08/11 Vom Winde verweht

                                      Gewohnt gemütlich geht es um 11 Uhr los, der Zeltabbau hat allerdings etwas gedauert. Könnte an dem Wind mit sicher beständigen 50km/h und Böen von geschätzten 70km/h (wenn wir gerade nicht aufpassen oder die Böe aus einer unerwarteten Richtung kommt, haut es uns fast um) liegen. Noch dazu kommen diese widerspenstigen Luftverfrachtungen aus genau der falschen Richtung, nämlich uns entgegen.
                                      Dadurch wird der Weg, welcher ansonsten super Wanderautobahn-Qualität hat, erstaunlich beschwerlich und wir kommen ungewohnt langsam voran; die Landschaft ist grün und flach. Ganz was anderes als der Laugavegur, und Gott sei Dank viel einsamer.


                                      Gegen den Wind

                                      Zwischendurch regnet es immer mal wieder leicht, die anfänglich aufgesetzten Regenüllen werden aber wieder zügig abgenommen, da sie sich offenbar hervorragend als Segel eignen. Wir folgen dem gut ausgebauten Weg bis zu einer Brücke, welche gen Westen überquert wird; bereits kurz darauf treffen wir an der Hütte an.
                                      Die kurze Beschreibung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Tag ein echter Kampf war, bei solchen Verhältnissen wäre ich in den Bergen sicher nicht mehr freiwillig unterwegs (vergleichbar mit einem ordentlichen Föhnsturm).

                                      Im Bereich hinter der Hütte bläst der Wind zwar noch ordentlich, aber zeltaufstellen ist möglich. Gut abspannen nicht vergessen!


                                      Steht wie eine 1

                                      In der Hütte ist es wirklich urig, wir gesellen uns zu 6 anderen Wanderern, die allerdings alle in der Hütte schlafen. Hüttenwart gibt es genauso wie bei der letzten Hütte keinen, Bezahlung auf Gewissen. Wenn ich mich recht erinnere (in meinem Reisetagebuch steht davon nichts), kostet auch das Campieren, wir haben auf jeden Fall Geld in der dafür vorgesehenen Kassette hinterlassen.
                                      Frischwasser muss man an der Hütte übrigens von einer ca. 1km weit entfernten Quelle geholt werden, das hat allerdings netterweise schon Arnaud (einer der "Hüttenschläfer", mittels großem Kanister) für uns erledigt.
                                      Zuletzt geändert von Pax; 30.06.2012, 11:34.
                                      Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                      Kondition statt Carbon!

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                                        • 14.02.2009
                                        • 700
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                                        #20
                                        AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                        15/08/11 Zu den Hotpots in Hveravellir

                                        Das Wetter zeigt sich in der Früh etwas mittelprächtig; Nachts hat es immer wieder geregnet. Dafür hat der Wind stark nachgelassen, und Jerome der gestern noch über ein paar Wehwechen und generelles Unwohlsein geklagt scheint einigermaßen erholt. Trotzdem etwas angeschlagener als wir, mal sehen ob wir heute die geplante Doppeletappe schaffen.
                                        Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten für den Weiterweg, wir entscheiden uns für die kürzere, landschaftlich reizvollere westliche Variante, die allerdings ein bisschen mehr Steigung bereit hält.


                                        Blick auf den Fulakvisl (?)

                                        Wir kommen gefühlt sehr schnell an der winzigen Brücke an, die über die von Wasser in den Fels geschnittenen Fluss führt.



                                        Ich muss der Versuchung widerstehen, nicht den sehr kurz wirkenden Sprung über die Schlucht zu wagen; falls man sich verschätzt und im eiskalten Wasser landet, könnte das der letzte Sprung gewesen sein.

                                        Auf unschwierigen Pfaden überholen wir die vier Deutschen (2 Pärchen), die beide jeweils deutlich früher aufgebrochen sind, und erreichen schließlich das breite, idyllische Präskuldur-Tal in welchem die winzige aber sehr gemütlich wirkendes Hüttchen steht. Inzwischen hat auch der hartnäckige Nieselregen aufgehört, welcher uns fast den ganzen Morgen begleitet hat. Ein wenig später kommen auch Arnaud und seine Freundin an der Hütte an, nach etwas Plausch und Süßigkeitenaustausch machen wir uns auf den Weg zum Hotpot.


                                        Hotpot, Hotpot, Hotpot!

                                        Nach einem kurzen, steilen Anstieg geht es leicht abfallend weiter, zweimal die Jeeppiste kreuzend, bis wir rechterhand die Abzweigung in wegeloses aber hervorragend markiertes Gelände finden.


                                        Kommt die Regenjacke auch mal zum Einsatz

                                        Dieses Stück gefällt mir trotz des nun beständigen Regens am besten, es geht durch faszinierende Lavaformationen, die Navigation ist nicht schwierig, fordert aber mehr Aufmerksamkeit als einfach einem Weg nachzulaufen.


                                        Der Weg wird von faszinierenden Lavaformationen gerahmt

                                        Schließlich erblicken wir tatsächlich Dampfsäulen in der Ferne, hurra! Hveravellir & Hotpots, wir kommen! Schließlich angekommen löhnen wir erst einmal Zeltplatzgebühr und bauen unsere Zelte im inzwischen recht enthusiastisch herunterprasselnden Regen auf.
                                        Doch jetzt kann uns nichts mehr halten, ab in den Hotpot! Umkleide gibt es keine (vermutlich da der Hotpot recht klein ist und man so die "Benutzerzahl" klein halten will), daher einfach vor dem dampfenden Teich bis auf die Unnerbux ausziehen, die sowieso nasse Kleidung sinnigerweise in einen Drybag, und ab in den Tümpel! Was ein Genuss!


                                        Hotpot

                                        Hier wie eigentlich den ganzen Tag über hat sich meine wasserdichte Kamera sehr bewährt, sonst gäbe es von diesem Tag fast keine Bilder.
                                        Während Chris & meine Wenigkeit (Jerome hatte da glaube ich noch keine Lust) zunächst alleine im warmen Wasser entspannen, kommt später eine ganze Rotte fränkischer Geologiestudenten hinzu, und mit ihnen Wein & Hochprozentiges. Na dann Prost! (Uns wird großzügig etwas abgegeben) Eine Riesengaudi auf jeden Fall.

                                        Aber auch dieses Vergnügen muss leider ein Ende haben, also raus aus der Badewanne, bei 5°, Wind & Regen in der Unnerbux vorbei an Touristen über den Parkplatz geflitzt und im Zelt abtrocknen & trockene Klamotten an. Ein Schelm der behaupten würde, ich hätte beim Queren des Parkplatzes leichte Schlangenlinien gezogen.

                                        Doppeletappe bedeutet Doppelportion, der Drytech-Kabeljau ist wie immer ein Genuss. Werbung hin oder her, das Zeug muss man probiert haben!


                                        Mhhmmm, Kabeljau


                                        Es hat einfach was, hotpotgewärmt im Zelt zu sitzen, draußen prasselt der Regen, und man futtert gemütlich sein Abendbrot und kocht sich dann noch Tee. Feine Sache. Als Sahnehäubchen fließt nahe an meinem Zelt ein kleiner Bach vorbei, der mich in den Schlaf gluckert.
                                        Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                        Kondition statt Carbon!

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                                        • Pax
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                                          • 14.02.2009
                                          • 700
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                          16/08/11 Zurück nach Reykjavik

                                          Chris und ich stehen etwas früher auf, um noch einmal in den Hotpot zu springen bevor uns der Bus zurück nach Reykjavik fahren wird; Jerome genießt lieber die Wärme seinen Schlafsacks. Meiner ist heute am Fußende durch den beständigen Regen arg feucht, dem kann aber leicht abgeholfen werden: Mein leckerer Tee wird frischgekocht in die Nalgene gefüllt und ans Fußende verfrachtet, welches auch prompt zu dampfen anfängt. So hab ich warme Füße, bald einen recht trockenen Schlafsack und warmen Tee. So gefällt mir das.


                                          Tee im Hotpot

                                          Der Hotpot ist im immer mal wieder herabprasselnden Regen sicher noch toller als ohne, nur ist er gerade nicht so warm. Dem kann abgeholfen werden, indem alle Kaltwasserrohre aus dem Pool genommen werden, ist es bald kuschelig warm. Nach einer Stunde ist es dann leider Zeit, die Zelte abzubauen, die Busfahrt nach Reykjavik dauert islandtypisch etwas länger.


                                          Symbolbild

                                          Abends in Reykjavik angekommen wird erst mal ein dicker Sub verdrückt, der Subway findet sich in bequemer nähe zum Busterminal. Am Campingplatz bauen wir die natürlich patschnassen Zelte auf, Dank der letzten Sonnenstrahlen und etwas Wind trocknen die aber noch recht gut.


                                          17/08/11 Ruhetag Reykjavik

                                          Es ist wieder mal ein Ruhetag in Reykjavik angesagt, wir schauen im Einkaufszentrum vorbei wo ich eine recht dicke lange Merinounterhose erwerbe, da ich die letzten Nächte gefroren hab wie der Schneider. Was für mich sehr ungewöhnlich ist, eigentlich reicht mir meine Daunentüte bis in die Minusgrade hinein.
                                          Im Konsumrausch besorge ich mir auch noch einen sehr schönen Wollpulli. Den wollte ich eigentlich gar nicht kaufen, aber er passt wie angegossen und ist auch genau mein Stil (d.h. nicht mir Zwanzigtausend Markenbezeichnungen quer über das Kleidungsstück sondern schwart mit dezent isländischem Muster an den Schultern). Tja, Gesamtbilanz: 30.000 ISKR ärmer, Kreditkarte sei Dank.


                                          Vorbereitungen für Hornstrandir


                                          Da der Flug morgen recht früh geht und wir sicher gehen wollen, das alles klappt, haben wir ein Taxi für 6:30 bestellt, also früh in die Haia denn der Wecker ist für 5:30 gestellt.


                                          Teil 3: Hornstrandir


                                          18/08/11 Auf nach Isafjördur

                                          Ahhh, 5:30, tut denn das Not? Die Zelte sind vom Morgentau gewohnt klatschnass, naja. Alles verstaut? Und da ist auch schon das Taxi, ab an den Flughafen!


                                          Campingplatz Reykjavik

                                          Eine 50-Passagier Propellermaschine bringt uns nach Isafjördur, man kann auch den Bus nehmen, Kosten sind vergleichbar aber man verliert dadurch insgesamt 2 Tage.



                                          Der Flughafen Isafjördur liegt passenderweise genau am gegenüberliegenden Ende der Bucht als Isafjördur selbst, weswegen wir einen Bus in die "Stadt" nehmen. Hier stellt sich heraus: Der "standard" Campingplatz in der Stadt ist ein umfunktionierter Schulhof, der zu unserem Glück heute um 12:00 dicht macht. Hurra. Der andere Campingplatz liegt wieder Richtung Buchtende, aber bevor wir da hinstapfen kaufen wir in der Touriinfo die Fährtickets, welche übrigens sündhaft teuer sind. So erfahren wir auch, das am 23ten die letzte Fähre der Saison von Hornstrandir abfährt, die sollte man also nicht verpassen.


                                          Isafjördur

                                          Der Campingplatz ist ca. 1h zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt, stellt sich als recht idyllisch heraus. Mit Wasserfall und allem drum und dran. Die Ausstattung ist luxuriös, top Toiletten & Duschen (umsonst so lange wie man will), beheiztem Aufenthaltsraum, und generell super Atmosphäre. Würde ich weiterempfehlen.


                                          Campingplatz Isafjördur

                                          Während Chris noch schnell in die Stadt schaut um sich ein Inlet zu besorgen (auch er war arg kältegeplagt, obwohl ja zu zweit im Zelt), steigen Jerome und ich auf den Hügel hinterm Zeltplatz. Scheint im Winter wohl ein Skigebiet zu sein. Danach wird der lokale Bonus geplündert, mjamjam. Chris und Jerome gehen recht bald schlafen, während ich noch mit zwei deutschen Mädels plaudere.

                                          Morgen Hornstrandir, wohoo!
                                          Zuletzt geändert von Pax; 06.07.2012, 09:45.
                                          Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                          Kondition statt Carbon!

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                                          • Pax
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                                            • 14.02.2009
                                            • 700
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                            Mal so ganz nebenbei:
                                            Sorry für grammatikalischen Verfehlungen & Rechtschreibung, 4 Jahre England haben hier wirklich ihren Tribut gefordert. Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, "längere" Texte auf Deutsch zu verfassen. Besonders bei dass / das bin ich mir wirklich immer sehr unsicher... Hoffentlich tut das dem Reisebericht keinen Abbruch.
                                            Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                            Kondition statt Carbon!

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                                            • boulderite
                                              Fuchs
                                              • 12.05.2012
                                              • 1260
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                              Top Bericht - macht total Lust auf Island!
                                              Dein Deutsch finde ich prima, aber vielleicht liegt das daran, das ich selber 80% des Tages Englisch benutze und auch so meine Schwierigkeiten damit habe, grade deutsche Sätze zu schreiben

                                              Freu' mich auf die Fortsetzung!

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                                              • busch-i
                                                Gerne im Forum
                                                • 07.03.2009
                                                • 61
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                Die Frage ist?!

                                                Was machen wir dieses Jahr ?! :-)

                                                Schade das es wohl leider nicht klappen wird ..

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                                                • Pax
                                                  Dauerbesucher
                                                  • 14.02.2009
                                                  • 700
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                  Tja Chris,
                                                  ich würde sagen Wintertour, oder? Beteilige dich mal an der fb-Nachricht zu fauler Hund! Jerome und ich geilen uns schon an eventuell anzuschaffender Ausrüstung auf.

                                                  Was Fortsetzungen angeht müsst ihr euch leider etwas gedulden, ich fahr morgen nach Südengland und bin ein paar Tage offline.
                                                  Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                                  Kondition statt Carbon!

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                                                  • Mika Hautamaeki
                                                    Alter Hase
                                                    • 30.05.2007
                                                    • 3996
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                    Zitat von Pax Beitrag anzeigen
                                                    Nur damit da keine Illusionen aufkommen, an solchen Sehenswürdigkeiten ist es vorbei mit jeglicher Einsamkeit! Allein schon die 1te Reihe am Geysir ist begehrt und wird enthusiastisch gegen Eindringlinge verteidigt. Vlt früh am Morgen hin und per Handtuch reservieren?
                                                    Wenn man die Kohlen über hat (z.B. weil man sich gerade ehelichte ), am besten in dem Geysir Hotel einchecken. Ab 8 Uhr abends hats sich mit den Bussen erledigt, man ist allein und könnte nackt in das Butterfaß eintauchen. Man sollte aber auch zur Buszeit (also 9-19.59 Uhr) da sein, am besten mit nem Pils oder zwei, sich auf eine der Bänke setzen und die Touris beim erste-Reihe-ddrängeln beobachten. Ein wunderbares Forschungsfeld für Ethnologen und solche die es nicht werden wollen.
                                                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                    A. v. Humboldt.

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                                                    • Mika Hautamaeki
                                                      Alter Hase
                                                      • 30.05.2007
                                                      • 3996
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                      Zitat von Pax Beitrag anzeigen
                                                      Aber die Umstände waren etwas ungünstig, und ich werde ungern wie ein Tier im Zoo begafft (und ohne Wortaustausch als Photomotiv verwendet), besonders wenn die Besucher dann über meine Abspannleinen herfallen.
                                                      Na wenigstens haben sie nicht dein Zeltaufgemacht, in dem du noch geschlafen hast, wie es mir mit ner Truppe "Nordkapreisen im bus von Süddeutschland aus" passiert ist. Wir waren die Nacht durchgefahren und wollten einfach nur pennen, dann morgens um 12 Uhr, riiiitsch, helllllo! ja mei, schlafen die denn..wat´n Glück, daß ich im Schlafsack festgezurrt war...
                                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                      A. v. Humboldt.

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                                                        Erfahren
                                                        • 29.05.2008
                                                        • 248
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                                                        #28
                                                        AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                        Zitat von SeScull Beitrag anzeigen
                                                        Schön zu lesen, wunderbar vom Lernen ablenkend!
                                                        Dem schließe mich dem mal an, irgendwie ist so ein Reisebericht dann doch etwas spannender als indizierte Tensornotation und Balkenbiegung

                                                        OT: Ganz schön dreist, einfach mal n fremdes Zelt aufzumachen und reinzugucken
                                                        Search the red T

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                                                          Alter Hase
                                                          • 30.05.2007
                                                          • 3996
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                                                          #29
                                                          AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                          Zitat von redragon Beitrag anzeigen
                                                          Dem schließe mich dem mal an, irgendwie ist so ein Reisebericht dann doch etwas spannender als indizierte Tensornotation und Balkenbiegung

                                                          OT: Ganz schön dreist, einfach mal n fremdes Zelt aufzumachen und reinzugucken
                                                          OT: Ohja, aber als wir ziemlich bissige Komentare gebracht haben ("Na, bei denen mach ich auch mal die Tür zum Schlafzimmer auf, auch wenn ich den anblick nicht toll finden werde."), haben Sie uns nen Kaffee ans "Bett" gebracht. da waren wir wieder etwas versöhnt.
                                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                          A. v. Humboldt.

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                                                            Anfänger im Forum
                                                            • 10.07.2012
                                                            • 11
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                            Super Bericht und eindrucksvolle Naturaufnahmen, vielen Danke! Bin richtig neidisch. Island muss auch unbedingt mal auf meinem Reiseplan stehen...

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                                                              Gerne im Forum
                                                              • 22.01.2011
                                                              • 58
                                                              • Privat


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                                                              AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                              Zitat von herbert123 Beitrag anzeigen
                                                              Super Bericht und eindrucksvolle Naturaufnahmen, vielen Danke! Bin richtig neidisch. Island muss auch unbedingt mal auf meinem Reiseplan stehen...
                                                              Kann mich da nur anschließen. Finde den Bericht super und habe nun noch mehr Lust auf Island bekommen.

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                                                                Fuchs
                                                                • 30.08.2009
                                                                • 1094
                                                                • Privat


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                                                                AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                Lebendiger Reisebericht mit tollen Fotos - Danke!
                                                                "Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."
                                                                Jean Paul

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                                                                  Anfänger im Forum
                                                                  • 11.05.2012
                                                                  • 26
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                  Schöner Reisebericht. Danke! Ich finde es vorallem immer schön wenn es auch viele Bilder gibt! Großes Lob also für die Bilder

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 700
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                                                                    AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                    Danke für das Lob, in Bezug auf die Bilder sei auf meine Mitwanderer Jerome und Chris verwiesen! Die hatten die beiden DSLRs dabei, ich nur meine wasserdichte Knipse.

                                                                    Sry das so lange nichts mehr rein ist, aber direkt nach Südengland hatte ich meine Abschlusszeremonie vom Master, dann nach Deutschland, dann sofort nach Italien wo ich gerade bei 30° brate. Lust auf Bergsteigen oder Mountainbiken ist da etwas gedämpft.

                                                                    Anfang August bin ich zurück, dann geht's weiter!
                                                                    Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                                                    Kondition statt Carbon!

                                                                    Kommentar


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                                                                      Gerne im Forum
                                                                      • 18.01.2011
                                                                      • 76
                                                                      • Privat


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                                                                      Tolle Bilder und schön zu lesen. Inspiriert mich Island auch in den engsten Kreis für die Tour 2013 mit einzubeziehen.

                                                                      Aber wann gehts weiter? Anfang August ist schon vorbei.

                                                                      Ich will mehr.... bitte
                                                                      Die Straße gleitet fort und fort,
                                                                      durch Berg und Schlucht, durch Feld und Tann,....

                                                                      Kommentar


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                                                                        Lebt im Forum
                                                                        • 26.04.2010
                                                                        • 5726
                                                                        • Unternehmen


                                                                        #36
                                                                        AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island


                                                                        Auch wir hatten eine einzigartige Zeit dort, hier ein kleines Dankeschön für deinen/euren Bericht

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 700
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                          Äh, ach ja, Reisebericht, hoppla. Sagte ich Anfang August? Ich meinte natürlich Anfang September

                                                                          Zu meiner Verteidigung, ich war bzw bin arg geplagt, da Parcelforce beim Umzug meine gesamte Bergsteiger- & Kletterausrüstung im Wert vom £ 2500 verschlampt hat, was mir bis heute viel Ärger bereitet, da ich das Zeug unbedingt wieder haben will, sich diverse Parteien aber etwas däml... sonderbar anstellen.

                                                                          @ Alibotusch:
                                                                          Cooles Bild ^^

                                                                          Aaalso, wo waren wir stehen geblieben? Ah ja, Hornstrandir.


                                                                          19/08/11 Hornstrandir, oooleee, ooleee!

                                                                          Um 14:000 geht unsere Fähre ins gelobte Land, 13:30 sollte man da sein, deswegen laufen wir gemütlich um 12 Uhr los. Auf der Fähre ist ganz schön was los, sicher an die 20 Leute fahren zusammen mit uns nach Hestari. Davon bin ich etwas mittelbegeistert, von wegen Einsamkeit und so.
                                                                          Schnell verschwindet Isadüdelü, wie wir die "Stadt" üblicherweise nennen, hinter uns im Fjord, und gen Norden kommen bald die Wolkenverdeckten Tafelberge von Hornstrandir in Sicht.


                                                                          Erste Blicke auf Hornstrandir

                                                                          Kaum in den Fjord hineingefahren, kann man auch schon die Anlegestelle Hestari sehen, wo wir mittels eines Schlauchbootes an Land geshuttelt werden. Hier stehen ein paar vereinzelte Häuschen, die wir allerdings nicht besonders lange begutachten, ich will sofort los und dränge zum Aufbruch zum ersten Ziel Richtung Westen.


                                                                          Hütte in Hestari

                                                                          Anfangs führen noch Pfade durch die Landschaft, die sich schließlich verlaufen und man geht ein ganzes Stück wegelos an der Küste entlang. Den Karten sollte man nur bedingt Vertrauen schenken, insbesondere was verzeichnete Wege anbelangt.


                                                                          Auf dem Weg zu Lager Nummer 1

                                                                          Unser Weg führt von der Küste nach oben über eine Erhöhung, von welcher wir einen schönen Blick auf den Fjord und eine Art Seendurchsetzte Hochebene haben.


                                                                          Oben angekommen

                                                                          Vereinzelt markieren Steinhaufen den Weg, oder sonst irgendwas. Selbige sind aber nicht immer auf der Karte verzeichnet (auch die offenkundig sehr alten nicht), was wieder einmal den extremen nutzen unserer Karten unterstreicht.

                                                                          Hin und wieder muss mal ein Bach überquert werden, auch sind wir mittlerweile komplett wegelos unterwegs. Für die Navigation bin ich zuständig, aber das stellt bei perfekter Sicht und einfachem Gelände nicht gerade eine Herausforderung dar. Im Endeffekt wollen wir einfach wieder an die Küste runter, wo angeblich eine Schutzhütte stehen soll; in deren Nähe wollen wir unsere Zelte aufschlagen.


                                                                          Ein Bach hin und wieder macht die Sache interessanter

                                                                          Schließlich erblicken wir unten an der Küste ein (vlt auch mehr als eins) Häuschen, auf welches wir frohen Mutes zuhalten, wobei uns arglistige Vegetation (irgend ein wucherndes Kraut) hin und wieder den Weg versperrt. Außerdem müssen wir noch einen kleinen Graben samt Bach überqueren, ein dubioses Brett verschwindet bei vorsichtigen Belastungsversuchen in der Versenkung.

                                                                          Denkt sich der Alex:
                                                                          Ha, Weitwurf, da war ich damals schon bei den Bundesjugendspielen gut drin, den Rucksack schmeiß ich ans andere "Ufer" (so ca. 2m) und spring dann hinterher! So spar ich mir die ~500m Umweg des rumlaufens. Tjaaa... mit viele Elan wird Schwung geholt, Jerome (der klugerweise außenrum gelaufen ist) geht am anderen Ufer in Erwartung des Rucksackprojektils schon in Deckung.
                                                                          Über den ersten Meter verläuft die Flugbahn sehr erfolgsersprechend, ergibt sich dann aber abrupt der Gravitation 20kg rauschen ungebremst in nahezu rechtem Winkel in den Graben. In den Schlammbach.
                                                                          Schreckenssekunde, dann die Erkenntniss, und hinterhergesprungen. Jerome lacht sich schon krumm, während meine Füße im Schlamm stecken und den gut gefluteten Rucksack heraushieven.

                                                                          Zunächst die gute Nachricht: Wir sind ca 1km von unserem Tagesziel entfernt, (fast) alle Besitztümer sind bei mir prinzipiell in wasserdichten Säcken verpackt.

                                                                          Die schlechte:
                                                                          Der Rucksack selbst sowie meine Schuhe wurden ordentlich geflutet.

                                                                          Hilft alles nix, den restlichen Kilometer zum Lagerplatz und auf dem sandigen Boden mit gewissen Schwierigkeiten die Zelte aufgestellt, dann alles zum trocknen aufgehängt.


                                                                          Regenbogen, Islands Spezialität


                                                                          Lagerplatz Nummer 1

                                                                          Eine Schutzhütte gibt es hier entgegen der Karte übrigens nicht, nur ein oder zwei Ferienhäuser. Dafür aber eine orangenen Leuchtturm!


                                                                          Unser persönlicher Leuchtturm


                                                                          Blick auf den Fjord

                                                                          Vor uns das Meer, hinter uns die grünen "Tafelhügel", ein Bach in der Nähe... so gefällt mir das! Trotz der kleinen Eskapade also ein recht gelungener erster Tag auf Hornstrandir, wie wir finden. Ein wenig schaue ich mich noch am felsigen Strand um, in der Hoffnung, Muscheln zu finden die man dann verspeisen könnte. Jeromes kritische Nachfrage, ob ich mich denn mit Muscheln überhaupt auskenne, und ob es da nicht auch giftige gebe, erübrigt sich, da ich keine Muscheln finde die groß genug wären. Sehen aber aus, wie Miesmuscheln. Macht nichts, nach einem leckeren Drytech-Gericht kredenzt Chris zum Nachtisch Milchreis. Hmmm, lecker!

                                                                          Nach unserem losstürmen in Hestari sind wir übrigens keiner Menschenseele begegnet, und so wird auch mein Wunsch nach Einsamkeit erfüllt.
                                                                          Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                                                          Kondition statt Carbon!

                                                                          Kommentar


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                                                                            • 76
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                            Solli Pax,

                                                                            erstmal danke für die Fortsetzung.
                                                                            Ich drück dir die Daumen das du dein komplettes Equipment bald wieder in Händen halten kannst.
                                                                            Die Straße gleitet fort und fort,
                                                                            durch Berg und Schlucht, durch Feld und Tann,....

                                                                            Kommentar


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                                                                              Dauerbesucher
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                                                                              • 700
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                              Kein Problem, gut das mal einer was geschrieben hat, sonst hätt ich's noch ganz verpennt.

                                                                              Hab mal die Karte rausgekramt, um den Reisebericht auch mit ein paar Angaben schmücken zu können. Aber Gewähr gibt's auf nüscht.

                                                                              20/08/11 Vom Leuchtturm Sléttunes nach Garðar

                                                                              Wie ich bereits gestern Abend feststellen musste, geht meinem Kugelschreiber die Tinte aus. Genau zum richtigen Zeitpunkt natürlich, wenn wir uns im hintersten Winkel der Alten Welt befinden. Chris hat zwar noch einen Schreiber dabei, der gibt aber auch kaum noch was her, dementsprechend sind meine Tagebucheinträge mehr oder weniger in Steno verfasst. Aber an die wichtigsten Sachen kann ich mich noch gut erinnern

                                                                              Also, in der Früh aufgestanden machen wir auf Island zum ersten mal mit etwas Bekanntschaft, auf das wir gerne verzichtet hätten: Mücken. Und zwar einige. Heute wollen wir auf ins Vestur-Aðalvik Tal, wofür wir uns nach aufbruch der Zelte die Einschartung des Garðanesgil-Flusses hinaufbewegen, vorher aber viel Sumpf queren müssen.
                                                                              Der auf der Karte von Ost nach West verlaufende Weg ist reine Fiktion, man sollte keine Zeit auf die Suche nach demselbigen verschwenden (so wie wir zunächst). Überbleibsel alter Be- bzw wohl eher Entwässerungsgräben führen einen gerne in die Irre, vermutet man hinter gerade verlaufenden Linien doch einen Weg.


                                                                              Am Garðanesgil entlang nach oben

                                                                              Wie dem auch sei, von Mücken verfolgt geht es trotzdem nicht besonders zügig voran, bis wir schließlich ein ganzes Stück weiter nördlich auf einen offensichtlichen Weg stoßen. Der andere Weg existiert m.M. nach nicht mehr, insofern bin ich über die gute Sicht recht dankbar. Auf sichtnehmenden Nebel bzw. Wolken (wie sie hier häufig vorkommen) hätte ich jetzt keine Lust, das würde dann deutlich mehr Aufmerksamkeit erforden (peilen, Schritte zählen, usw.).


                                                                              Weg gefunden!

                                                                              Wie um den anfänglichem Sumpf wieder gut zu machen, mausert sich unser Weg schließlich zum stilechten Highway!


                                                                              Hornstrandir-Highway

                                                                              Bald können wir ins Ziel-Tal mit dem Staðarvatn in seiner Mitte sehen, auch lassen sich schon recht viele Gebäude erkennen (für Hornstrandir-Verhältnise, Ferienhäuser wie sich später herausstellt). Über's Meer zieht der charakteristisch frische Salzgeruch zu uns herauf, zusammen mit den uns umgebenden Kräutern fühle ich mich sehr an Schottland erinnert (eine Mischung aus Heather und Salz eben).
                                                                              An einer alten Kirche vorbei nähern wir uns dem Strand, hier laufen wir bald auf einem regelrechten Deich entlang. Die Gegend muss einmal landwirtschaftlich recht intensiv genutzt worden sein, so einen fetten Damm schüttet man nicht zum Spaß auf, und überall Be- oder Entwässerungsgräben.

                                                                              Linkerhand sieht man bald ein regelrechtes Dörfchen, wobei auf der Karte null Gebäude verzeichnet sind. Den Zeltplatz finden wir aber schnell, mit Plumsklo, Strandnähe und allem drum und dran! Herrlich hier.


                                                                              Zeltplatz gefunden

                                                                              Da wir recht früh angekommen sind (heute haben wir Streckenmäßig auch kaum was gemacht, vlt 12km oder so), sehen wir uns in aller Ruhe die Umgebung an. Jerome geht auf Phototour, und die Resultate will ich euch natürlich nicht vorenthalten:


                                                                              Diese verrosteten Überreste wurden ursprünglich wohl von den Briten hierher verfrachtet, dazu mehr im nächsten Teil.


                                                                              Blick am Strand entlang nach Osten, gut erkennbar sind hier die charakteristischen, von Gletschern abgeschliffenen Tafelberge


                                                                              Immer wieder findet man Überbleibsel aus dem Arbeitsleben der ehemaligen Bewohner, seit dem 50ger Jahren kommen Isländer aber nur noch auf ihre Ferienhäuser auf Hornstrandir

                                                                              Einige dieser Ferienhausbewohner verlassen heute Hornstrandir für die Saison, beachtlich wie viele Habseligkeiten da auf ein größeres Schiff geshuttelt werden (im nicht sichtbaren linken Bildteil türmen sich die Truhen).


                                                                              Nur weg bevor der Winter kommt

                                                                              Chris und ich unternehmen noch einen ramontischen Spaziergang am Strand, wobei wir auf ein kleines grünes Zelt am anderen Ende der Bucht zuhalten. Hier treffen wir ein amerikanisches Pärchen, mit denen wir eine Weile plaudern, auch um Infos über den Weiterweg zu erhalten. Selbiger ist ganz und gar kein Weg wie in der Karte angedeutet, sondern eine Tidenabhängige Kletterpartie an der Steilküste entlang, die Tidentabelle überlassen uns die beiden großzügigerweise. Immer gut zu wissen, sowas.

                                                                              Na dann: Zähne putzen und ab in die Haia Kinder! Morgen wollen wir einen Ausflug zu einer nahen Militärruine unternehmen, mal sehen was uns dort so erwartet.


                                                                              Immer brav Zähne putzen!
                                                                              Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                                                              Kondition statt Carbon!

                                                                              Kommentar


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                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                • 700
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                                Ach ja, bis zum nächsten Tag müsst ihr euch leider etwas gedulden, morgen geht's auf den Stubaier Höhenwanderweg und ich muss noch ein paar Sachen erledigen.

                                                                                So viel sei verraten:
                                                                                Wir sichten eine britische Militärruine
                                                                                Wir kraxeln im Regen an der Steilküste & furten durch's Meer
                                                                                Wir sehen alle heißer aus als die Mädels am Bahnhof, und ziehen uns fast genauso leicht an (oder eben aus)
                                                                                Es gibt Videos!

                                                                                Hier schon mal ein unspektakulärer Vorgeschmack, auf unserem Spaziergang kommen wir an einen kleinen Fluss, Chris schaut hin und sagt: "Da kann ich drüberspringen!" Ich sage: "Schaffst du nie! Da wett ich ein Bier drauf!"

                                                                                Tja, hier das Resultat:



                                                                                Leider (oder Gott sei Dank) habe ich mit dem Filmen aufgehört, bevor ich in Gelächter ausgebrochen bin.
                                                                                Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                                                                Kondition statt Carbon!

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Alter Hase
                                                                                  • 30.05.2007
                                                                                  • 3996
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                                  Juhuuu! Endlich geht es weiter!!!!
                                                                                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                  A. v. Humboldt.

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                    • 700
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                                    21/08/11 Von Garðar nach Látrar mit Besuch der Militärruine Darri

                                                                                    Laut Tidentabelle ist erst heute am späten Nachmittag/ Abend der von uns benötigte Niedrigstand erreicht, da es sowieso ständig hell ist kein Problem. Ein Solowanderer wusste nichts von den Gezeiten (und zur Beobachtung hat ihm wohl die Zeit gefehlt), er hat die "Schlüsselstelle" am Hyrningsgata schwimmend überwunden. Mit Trekkingrucksack So hat er allerdings gestern auch ausgeschaut, d.h. total durchnässt und fertig mit der Welt.

                                                                                    Wir machen uns in der Früh erst einmal auf zur britischen Militärruine bei Darri, und laufen gleich mal etwas zu motiviert mitten durch die Pampa. Erst von oben kann man dann den damals aufgeschütteten Weg erkennen.


                                                                                    Zur Militärruine bei Darri

                                                                                    Die Schienen welche wir gestern am Strand gefunden hatten dienten den Briten ursprünglich zum Transport von Ausrüstung auf das Hochplateau, was von uns gut nachvollziehbar ist: Erst nach 400m steilem Aufstieg steht man auf einmal einer brettebenen Fläche gegenüber. Für den Moment sehen wir aber nicht besonders viel, da alles in Wolken gehüllt ist. Nach etwa einem Kilometer gestapfe über diese surreale Platte kommen die ersten Überbleibsel des einstigen Stützpunktes in Sicht.



                                                                                    Militärruine in Sicht



                                                                                    Seltsam, im Nebel zu wandern!


                                                                                    Plötzlich verziehen sich die Wolken und geben nicht nur freie Sicht auf verrostete Metallgerüste, sondern auch die atemberaubende, uns umgebende Landschaft.



                                                                                    Ohne Wolken



                                                                                    Frei wie ein Vogel


                                                                                    Wir haben außerdem einen guten Blick auf unseren Weiterweg, am ersten Steilküstenstück vorne im Bild müssen wir vorbei (dunkles Dreieck). Na das kann ja was werden...


                                                                                    Der Weiterweg in Sicht


                                                                                    Noch schnell ein Gruppenphoto, dann geht's wieder runter.


                                                                                    Alle recht freundlich, bitte!


                                                                                    Jetzt wo sich die Wolken verzogen haben, können wir auch gut den "Weg" erkennen welcher über das Hochplateau zur ehemaligen Stellung führt, hier neben einem alten Geschütz.



                                                                                    Strategisch sicher ein guter Standort


                                                                                    Tja, aber das war erst Teil 1 des Tages! Jetzt geht die Sache erst richtig los

                                                                                    Unten angekommen bauen wir die Zelte ab, und prompt fängt es zu regnen an. Ich schmeiße mich daher sofort in Furt-Kluft, Jerome wartet noch bis wir ca. anderthalb Kilometer später nahe der Furtstelle angekommen sind.



                                                                                    Umziehen, Mädels!


                                                                                    Warnung: Grottenschlechte Kameraführung!




                                                                                    Da ist auch bald Schluss mit Strandurlaub, jetzt sind rutschige Steine angesagt. Chris und Jerome mögen das Gelände nicht so wirklich, ich denk mir: Besser als Karwendelschrofen.


                                                                                    Hrmpf

                                                                                    Nach einigem gekraxel auf glitschigen Felsen kommt sie dann auch tatsächlich in Sicht, die Furtstelle! Das Timing war perfekt, wir kommen 25min vor Niedrigststand an.


                                                                                    Furtstelle

                                                                                    Auf der anderen Seite geht's dann an einer rostigen Eisenkette wieder hoch, wobei sich mir die Frage stellt, wer zum Teufel diese tonnenschwere Kette hierher verfrachtet haben mag.


                                                                                    Hoch die Kette


                                                                                    Nach der Furt geht's noch eine ganze Weile über ähnliches Gelände weiter, unsozialerweise springe ich einfach mal vor, da mir das ganze zu lange dauert. Chris und Jerome brauchen noch etwas, am Ende des Blockgeländes setze ich mich auf einen Baumstumpf und schneide mir die aufgeweichten Nägel. Muss auch mal sein.



                                                                                    Erst noch am Abhang



                                                                                    Dann über offenes Blockgelände

                                                                                    Schließlich kommen die anderen beiden auch an, und weiter geht's über den Strand! Relativ kurz darauf (und noch einige Furten, Schuhe anziehen lohnt nicht) kommen wir an unserem Ziel an und schlagen auch gleich mal die Zelte auf. Nach diesem ereignisreichen und auch etwas anstrengenden Tag wird schnell gekocht, und ab in den Schlafasack. Mal sehen, was der morgige Tag so bringt...


                                                                                    Angekommen
                                                                                    Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                                                                    Kondition statt Carbon!

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Gerne im Forum
                                                                                      • 07.03.2009
                                                                                      • 61
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                                      Alex, ich weiß das du im Dauerurlaub bist aber du könntest hier mal etwas weiter schreiben

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                        • 14.02.2009
                                                                                        • 700
                                                                                        • Privat


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                                                                                        Also, für Chris, Stefan und mich geht es in ein paar Tagen in die Hardangervidda, und dafür hätten wir gerne Jerome's GPS. Damit der das Teil rausrückt, muss ich den Reisebericht hier fertigschreiben.
                                                                                        Was vlt auch mal höchste Zeit ist, der Bericht über 6 Wochen Neuseeland ist noch nicht mal in Arbeit, Norwegen steht vor der Tür, und der Islandbericht ist immer noch nicht komplett. Alsdann!

                                                                                        Die Islandkarte kann ich aber momentan nicht finden, Ortsangaben werden wohl etwas darunter leiden. Aber wir sind eh so gut wie durch.


                                                                                        22/08/11 Ruhetag mit Militärruine Nummer 2 in Látrar

                                                                                        Nach dem gestrigen Tag hat Jerome keine Lust mehr auf irgendwas, wie es so schön heißt, außer etwas am Zeltplatz zu entspannen. Kein Problem, in der Nähe befindet sich eine weitere Militärruine, diesmal eine amerikanische; und zu der wollen Chris und ich.
                                                                                        Die Anlage ist auf einem Tafelberg direkt über unseren Köpfen, nur muss man erst zum Ende des Tals um von dort dem alten Fahrweg zu folgen. Wir kürzen über alte Steigspuren ab und stoßen schnell auf die nicht zu übersehende Schotterstraße, an deren Rand sich hin und wieder bereits Überbleibsel der Amerikaner finden.


                                                                                        US 1, wir sind also auf dem richtigen Weg

                                                                                        Auf dem Hochplateau angekommen stehen wir auch ratz-fatz wieder in den Wolken, in sofern sind wir über die offensichtliche Straße ganz froh.


                                                                                        Chris in den Wolken

                                                                                        Chris und ich wandern eine ganze Weile durch den Nebel, deutlich länger als gedacht, bis sich tatsächlich dunkle Schemen aus dem Dunst materialisieren. Das werden doch nicht die ersten Gebäude sein? Sind sie!


                                                                                        Die ersten Schemen im Nebel


                                                                                        Aus der Nähe betrachtet

                                                                                        Die Anlage ist kein Vergleich zu der doch eher übersichtlichen britischen Ruine, hier stehen mehrere vor sich hin verfallende turnhallengroße Gebäude. Unvorsichtigerweise spaziere ich gleich mal in einem solchen herum, bis ein Blick nach oben deutliche Zweifel bezüglich der Statik des Daches aufkommen lässt, und ein zügiger strategischer Rückzug angetreten wird.

                                                                                        Ob Chris und ich alle Gebäude erkundet haben ist fraglich; der Nebel erlaubt leider keine gute Übersicht, trägt aber sehr zur Atmosphäre bei. Auf jeden Fall ein gespenstisches, surreales Erlebnis. Wir beide Fragen uns, wie zum Teufel die Amis das ganze Baumaterial hierher geschafft haben. Auch kann man sich hier viel eher vorstellen (vlg britische Ruine), wie Menschen wie du und ich hier gelebt haben, da einige Gebäude eindeutig eher der Freizeit der hier stationierten Soldaten gedient haben müssen (so wie eine Turnhalle).

                                                                                        Der Rückweg hält dann noch eine besondere Überraschung für uns bereit, direkt aus dem Nebel kommt eine Gestalt auf uns zu, was mir Chris zunächst nicht glauben will. Aber tatsächlich, eindeutig ein Mensch der da mitten im Nirgendwo am Arsch der Welt auf uns zukommt. Die gute ist Deutsche, und hat sich im Nebel verlaufen Sachen gibt's...


                                                                                        Schutzhütte Látrar
                                                                                        Wir machen uns wieder auf den Rückweg, wo Jerome einen sehr entspannten Tag hatte. So sind alle zufrieden, morgen soll es zurück nach Hesteri gehen um das letze Boot der Saison zu erwischen.



                                                                                        23/08/11 Von Látrar nach Hesteri und zurück nach Ísafjörður

                                                                                        Die Nacht war nicht so der Brüller, es hat ausdauernd geregnet und gestürmt, und auch in der Früh sieht es nicht besonders prickelnd aus. So bauen wir die Zelte ab, hängen alles etwas zum trocknen in der Schutzhütte auf und machen uns schließlich auf den Weg, wir haben immerhin eine Fähre zu erwischen.


                                                                                        Herrliches Wetter heute


                                                                                        Auf geht's!

                                                                                        Und bald kommt auch unsere letzte Furt für diesen Urlaub in Sicht, wir sind gespannt was Treibsand und Co angeht.


                                                                                        Furt Ahoi!


                                                                                        Furt gut überstanden, jetzt aber wieder rein in die Wanderschuhe

                                                                                        Weiter geht es zu einem gerölligen Sattel hinauf, ständig begleitet von einem leichten Nieselregen.


                                                                                        Auf dem Sattel

                                                                                        Mich erinnert das ganze natürlich an Schottland, weswegen ich mich eigentlich ganz wohl fühle. Die anderen beiden glaube ich eher weniger.


                                                                                        "Mann, wie in Schottland hier, total schön, nur bisschen feucht." Chris gedanklich: "Halt einfach's Maul Alex, einfach mal still sein" So oder ähnliche könnte es gewesen sein

                                                                                        In Hesteri kommen wir bereits gegen drei Uhr an, nur geht das Boot blöderweise erst um sieben. Toll. Wär alles nicht so wild, aber ein schneidender Wind macht das Warten zur kühlen Angelegenheit.


                                                                                        Bibber


                                                                                        Meiner ist länger als deiner

                                                                                        Doch, nach einigem rumsitzen, etwas rumblödeln und Tee trinken kommt dann tatsächlich das Boot. Und die Sonne noch einmal heraus! Perfekt.


                                                                                        Boot, Sonne, was will man(n) mehr

                                                                                        In Ísafjörður angekommen ziehen wir zu unserem altbekannten Campingplatz und machen es uns erst mal so richtig gemütlich. Hach so ein beheizter Raum ist was feines.


                                                                                        Zurück in Ísafjörður


                                                                                        24/08/11 Ísafjörður

                                                                                        Tja, hier zitiere ich wohl am besten direkt aus dem Reisetagebuch:
                                                                                        "Beim Bonus für 5000 ISKR eingekauft und den rest des Tages mit fressen verbracht."


                                                                                        24/08/11 Von Ísafjörður zurück nach Reykjavik

                                                                                        Tja, im Prinzip kein Unterschied zu gestern, nur das wir heute die Zelte packen mussten und uns auf den Rückweg nach Reykjavik gemacht haben. Dort hat dann der inzwischen klassische Subway auf uns gewartet, und ab zum Campingplatz.

                                                                                        25/08/11 Reykjavik

                                                                                        Zwei Worte: Blue Lagoon!


                                                                                        Ende gut, alles gut


                                                                                        Beautybehandlung (nicht das es was helfen würde)


                                                                                        Alle oder keiner

                                                                                        Tja Leute, das war's. Nach weit über einem Jahr ist der Bericht auch mal fertig geworden. Ich hoffe der Bericht fand Gnade vor dem Auge des geneigten Lesers, und wenn du damit spielst dich auf nach Island zu machen: Tu es! Besonders Hornstrandir ist eine einsame Oase.

                                                                                        Aaahh, und der Neuseelandbericht ist noch nicht mal angefangen, in 4 Tagen geht's Richtung Hardangervidda... ich krieg die Krise.

                                                                                        Jerome, schick das GPS los!
                                                                                        Zuletzt geändert von Pax; 04.03.2013, 16:44. Grund: katastrophale Rechtschreibung
                                                                                        Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                                                                        Kondition statt Carbon!

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Alter Hase
                                                                                          • 30.05.2007
                                                                                          • 3996
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [IS] Flieht, ihr Narren! 3 Wochen auf Island

                                                                                          Zitat von Pax Beitrag anzeigen
                                                                                          Also, für Chris, Stefan und mich geht es in ein paar Tagen in die Hardangervidda, und dafür hätten wir gerne Jerome's GPS. Damit der das Teil rausrückt, muss ich den Reisebericht hier fertigschreiben.
                                                                                          [...]
                                                                                          Schade, und ich dachte Du schreibst für uns den Rest
                                                                                          Auf jeden Fall bin ich froh nun auch die letzten tage und Bilder gezeigt bekommen zu haben. Vielen Dank!
                                                                                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                          A. v. Humboldt.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 700
                                                                                            • Privat


                                                                                            #46
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                                                                                            Mika, du hast einen ganz erheblichen Anteil daran, dass zwischen den Schreibtagen nicht noch mehr Zeit vergangen ist. Deine netten Kommentare muntern immer dazu auf, jetzt doch endlich mal den nächsten Tag zu schreiben

                                                                                            Auch wenn meine Reiseberichte wahrlich keine Textmonster sind, fehlt einem manchmal einfach die Motivation zum weiterschreiben. Danke Mika!
                                                                                            Moos - das war sein letzter Griff, bevor er in die Tiefe pfiff.

                                                                                            Kondition statt Carbon!

                                                                                            Kommentar