• Torres
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    • 16.08.2008
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    [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

    Tourentyp Wintertour
    Breitengrad 66.507721133
    Längengrad 25.727669132
    „Hast Du schon überlegt, wo Du im Januar Urlaub machst?“ „Ich dachte, ich mache eine Radtour in Finnland“ „Was willst Du denn in Finnland?“ „Keine Ahnung, irgendwie ist mir danach.“

    Naja, ganz stimmt das nicht. Das erste Mal hatte ich ein Auge auf Finnland/Lappland geworfen, nachdem es ernsthafte Überlegungen für ein Nordlichtertreffen in Rovaniemi gab. Dies fand dann aus verschiedenen Gründen nicht statt, aber seit der Zeit wusste ich, wo Rovaniemi liegt und hatte den Eindruck, man müsse da irgendwann einmal hin.

    Ende September 2011 fingen dann erste Vorüberlegungen an. Es sollte auf jeden Fall keine Flugreise werden. Vielleicht eine Fahrradtour an der dänischen Küste entlang, dann noch ein bisschen Schweden? Und dann über Finnland mit der Fähre zurück? Ein Blick in die Karten zeigt, dass eine derartige Strecke im Winter eine Herausforderung ist. Viel zu lang. Also vielleicht nur Finnland? Ich besuche Anfang Dezember die Weihnachtsmärkte der skandinavischen Kirchen. Dänische Kirche – nett. Schwedische Kirche – nett. Norwegische Kirche – wortkarg. Finnische Kirche – familiäre Athmosphäre und ich komme sofort ins Gespräch. Ich frage, ob man da im Winter Radfahren kann. Wenn nicht zuviel Schnee liegt, ja. Die Räumdienste sind zuverlässig. Und übrigens: Schnee ist hell. Die Entscheidung ist gefallen. Es wird Finnland.

    „Du könntest auch nach Südfrankreich fahren, da ist es warm. Bis Du Dir sicher, dass es wirklich Finnland sein muss?“ „Ja.“ „Da können aber bis zu – 30 oder – 40 Grad werden.“ „Ist doch schön, dann kann ich das mal ausprobieren.“
    „Ich brauche eine Skibrille fürs Fahrradfahren. Ich will im Januar nach Finnland“. „Im Winter?“ „Ja, im Winter“. „Aber nach Finnland fährt man doch nicht im Winter, sondern eher im Frühling!“ „So etwas will ich von einem …..verkäufer nicht hören, sonst beschwere ich mich!“ „Okay, also eine Skibrille.“
    „Und Du bist sicher, dass es Finnland sein muss?“ „Ja.“
    „Und – wo fährst Du diesmal hin?“ „Nach Finnland.“ „Skiurlaub?“ „Nein, mit dem Fahrrad.“ „Und womöglich auch noch mit dem Zelt?“ „Ja, natürlich.“ „Dir ist nicht zu helfen, was?“

    Ich entscheide mich, mein Reiseziel von jetzt an geheim zu halten.

    Ich lese ein bisschen herum. Die ODS Hotline versorgt mich mit Links von Winterradtouren. Hhhm, Januar ist nicht März. Aber im März kann ich nicht weg. Ich entscheide, mich nicht zu viel zu informieren. Wer zuviel weiß, fährt nicht los. Das wird sich schon alles vor Ort finden. Ein wenig Abenteuer muss sein. Ich weiß allerdings, dass Luminous zu der Zeit wieder in Rovaniemi ist und lege Rovaniemi als Ziel fest. Es ist ein sehr ambitioniertes Ziel, im Winter von Helsinki nach Rovaniemi zu fahren. Spätestens, als ich beim Buchhändler Radkarten von Finnland erwerbe, ist mir klar, dass Finnland verdammt groß und vor allem lang ist. Und Rovaniemi liegt schon ziemlich weit oben. Aber es ist irgendwie netter, ein Ziel zu haben, als ziellos durch die Gegend zu fahren.

    Ein wintertourentauglicher Benziner, zwei winddichte Winterradhosen als zweite Schicht, dicke Daunenhandschuhe sowie Radfahrhandschuhe, -sturmhauben, -schuhe werden neu angeschafft. Im Schnäppchenthread lese ich von einer Bersteigerhose aus Event – sie wird als Regenhose mitkommen. Meine Bekleidung besteht vor allem aus einem Mehrschichtsystem aus speziellen Radbekleidungsstücken - ich habe aus meiner ersten Winterradtour gelernt. Anfang Dezember rüstet mein Fahrradhändler mein Fahrrad auf Spikes um – zumindest theoretisch. Ich fahre probehalber einmal um den Block und die meisten Stahlstifte sind weg. Also zieht er wieder die Sommerreifen auf, die Winterreifen werden zum Hersteller geschickt, der ein neues Paar schickt. Dieses übersteht tatsächlich die erste Probefahrt und das Einfahren auf Asphalt. An Weihnachten buche ich die Fähre nach Helsinki. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Ich überlege, ob ich das Trollspiret Pro oder das Trollspiret Extrem mitnehme. Der Unterschied beträgt 1,3 kg. Ich baue das Pro im Garten meiner Eltern auf. Es hat hinten eine Bodenbelüftung. Das Extrem kommt mit.

    Einen Tag vor Beginn der Reise stapele ich meine Ausrüstung auf einem Haufen. Es ist eine Menge, aber watt mutt, datt mutt. Zur Verfügung stehen mir zwei Radtaschen, die Lenkertasche, eine Quertasche und Rucksack. Das ist der Plan. Ich probiere, ob ich den leichteren 50l Sommerrucksack mitnehmen kann und packe mein Raubtier hinein. Damit ist der Rucksack fast voll. Hilft nichts, es muss der schwerere, aber bewährte 65l Rucksack mit. Der Rucksack wird gepackt wie immer und enthält, was ich zum Schlafen brauche. Ohne es noch einmal kontrollieren zu müssen, weiß ich, dass nichts fehlt. Das Zelt, die Schaufel, der Gaskocher und das Futter kommen in die Quertasche. Die Packtaschen sind für die Reservekleidung, den Backup-Schlafsack, den Reservereifen und den Benzinkocher zzgl. Benzin sowie die Karten. Erstaunlich, wie wenig in die Packtaschen hineingeht, aber es reicht. In die Lenkertasche kommen der Reserveschlauch und der Elektronikkram inklusive Batterien und das Navi. Eine Thermoskanne kommt ans Fahrrad, die zweite auf die Quertasche.

    Dann stellt sich noch einmal die Schuhfrage. Ich habe geplant, mit den Radschuhen zu fahren. Um eine längere Strecke zu laufen, müssen aber noch normale Stiefel mit. Ich beäuge meine Sorel Caribou und entscheide mich für meine Wintergummistiefel. Vor zwei Jahren hatte ich die Caribou auf meiner Winterradtour nach Sylt mit und mir nach einem kurzen Fußmarsch die Fußgelenke aufgerissen, da die Verklebung zu grob war. Der großer Outdoorladen, bei dem ich sie gekauft hatte, hatte sie zwar hinterher netterweise in neue umgetauscht, aber ich habe Angst, dass das wieder passiert. Es hat lange gedauert, bis die Wunde verheilt war. Als das Fahrrad schon gepackt vor der Tür steht, entscheide ich mich in letzter Sekunde noch einmal um und ziehe doch die Caribou an. Wie sich nachher herausstellen wird, ist die Entscheidung goldrichtig.

    Und so geht es am 05.01.2012, ca. 15.00 Uhr los.
    Zuletzt geändert von Torres; 01.02.2012, 12:22.
    Oha.
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    #2
    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

    Die Anreise 5.1.-7.1.2012

    Mein Fahrrad ist gepackt und ich komme nicht drauf. Es ist der übliche Mist. Im Sommer kann ich lässig das Bein über den Gepäckträger schwingen, im Winter nicht. Und dann noch die dicken, schweren Caribou-Stiefel. Das heißt: Viel Schwung holen und das Bein gestreckt über die Mittelstange schwingen, ohne das Fahrrad fallen zu lassen. Und elegant soll es auch aussehen. Nun gut. Geht alles.
    Es weht ein kräftiger Wind und ich merke, dass meine Aufbauten nicht gerade filigran sind. Der Rollwiderstand der Spikes auf Asphalt ist vernichtend und ich schwanke die Straße entlang. Dann fällt mir irgendetwas ein, was ich vergessen habe – war es den Herd aus zu machen? - und ich fahre wieder zurück. Absteigen, in die Wohnung gehen, falscher Alarm. Mein Tourtagebuch liegt noch auf dem Tisch, das hat sich also doch gelohnt.
    Also wieder mit flottem Schwung auf das Fahrrad und dann geht es endlich los. Ich fahre ein paar Meter, der Gegenwind trifft mich voll und ich quäle mich. 40 kg Gepäck habe ich gewogen und sie wiegen schwer. Ich fahre wieder zurück und entscheide mich, den Backup-Schlafsack zu Hause zu lassen. Als ich ihn in der Hand halte, ist er so federleicht, dass es auf ihn auch nicht mehr an kommt. Also packe ich ihn wieder ein und entscheide mich, jetzt endlich los zu fahren. Und das tue ich dann auch.

    Ich fahre zur S-Bahn und erfreue mich daran, dass der Aufzug tatsächlich funktioniert. Dann kaufe ich die Fahrkarte nach Travemünde am Automaten, was für ein Gewaltakt, denn ich muss das Fahrrad sorgfältig anlehnen, sonst fällt es um. Der Mitttelständer ist keine Option heute, das sehe ich schnell am Biegegrad. Die Fahrradkarte nicht vergessen und dann kommt auch schon die S-Bahn. Ein letzter Wettercheck: Helsinki zwischen – 1 und + 2 Grad und in Rovaniemi sieht es auch nicht viel anders aus. Es soll wärmer werden. Das klingt doch nach einer entspannten Sommerradtour. Der Sturm, der mit Orkanstärke über Skandinavien hergefallen ist, ist auch abgeflaut. Ich habe ein gutes Gefühl.

    Am Hauptbahnhof steht der Zug nach Lübeck und alles klappt bestens. Ich steige ein. Ein dynamischer Mann mit Schrottfahrrad war schneller und stellt sich auf den Platz, den ich brauche, damit ich das Fahrrad justieren kann. Ich bitte ihn, sein Fahrrad um zu stellen und er macht es sofort und ich parke ein. Auf dem Klappsitz liegt ein angebissenes Stück Bockwurst mit Brötchenrest auf Pappe und da ich ein ordentlicher Mensch bin, schmeiß ich den Müll in den Mülleimer. Als ich zurück komme, fragt der Fahrradfahrer: „Hast Du meine Bockwurst gesehen, die habe ich eben dahin gelegt“ und ich denke „Sch.....“ und sage: „Eh, sorry, die habe gerade weg geschmissen. Ich kann Dir ein Brötchen geben.“ „Oh ne,“ sagt er gut gelaunt, „war ja sowieso nicht mehr viel“. Dann guckt er interessiert nach meinem Fahrrad, registriert, dass es keine Kettenschaltung hat und fragt: „Ah, Rücktritt, nicht wahr?“ Ich kämpfe mit meinem reinem Gewissen, es verliert. „Ja, sage ich“. „Und es hat Gänge, nicht?“ „Ja, klar“, sage ich. Er nickt fachmännisch. Ich fühle mich schlecht und bin froh, dass er nicht nach der Anzahl fragt. Es könnte ihn verwirren.

    In Lübeck suche ich den Zug nach Travemünde und fahre erst einmal Aufzug hoch und Aufzug runter. Der Zug kommt und das Fahrradabteil ist ein schmales enges Fleckchen, das eine missgelaunt schauende Dame mit riesigen Koffern zugeparkt hat. Ich komme so schon kaum in das Abteil und bitte sie, die Koffer weg zu nehmen und sie glotzt blöd und wendet sich ihren Fingernägeln zu. Ich nehme einen ihrer Koffer und stelle ihn um, kriege ihn aber nicht richtig zu fassen und er poltert in die Ecke. Ich habe eine Feindin. Dann räume ich die Koffer hinter mir weg, um meine Packtaschen aus dem Weg zu räumen, sie gehören einer hilflosen Asiatin. Gerade rechtzeitig, denn die Schaffnerin muss durch. Die Asiatin fragt nach dem Fährterminal und ich sage ihr, sie soll mit mir aussteigen. Meine Feindin murmelt wütende Beschimpfungen.

    Die Haltestelle kommt, ich steige zusammen mit der Asiatin aus, und komme fast nicht durch die Tür mit den breiten Packtaschen. Das muss ich üben. Ich folge dem Schild Terminal. Es sind ca. 6 Grad plus, es regnet in Strömen. Außerdem weht ein sehr frischer Wind. Ich finde ein Fahrradschild „Fährterminal“, es zeigt einen Geradeaus-und-dann-rechts-Pfeil und ich überquere die Straße. Der Wind wirft mich fast um. Am Ende der Unterführung befindet sich eine Bushaltestelle mit dem Schild: Fährpassagiere bitte warten, bis der Bus kommt. Ich bin begeistert. Weitere Schilder sind nicht zu sehen. Rechts ist Zaun, vorne ist Zaun und ich entscheide mich, der einzigen Straße zu folgen. Es gibt sogar einen Radweg. Ein junger Kerl kommt mir auf dem Fahrrad entgegen und ich frage: „Geht es hier zur Fähre?“ „Ja“. Kurz darauf sehe ich das auch. Es ist die Fähre von Travemünde nach Priwall. Priwall ist schön, aber eigentlich wollte ich nach Helsinki.

    Ich sehe eine Fußgängerin mit Hund und nach ihrer komplizierten Erklärung kombiniere ich: a) Die Fähre ist für Autos only und b) ich muss zurück. Diesmal fahre ich die andere Richtung. Der Wind wird stärker und ich verliere fast den Regenschutz des Rucksacks. An einer Steigung muss ich anhalten, da der Wind das Fahrrad fast umwirft. Mist. Als die Böe abflaut, fahre ich wieder los und in Schlangenlinien fast in den Graben, als mich eine starke Böe von der Seite erwischt. Das fängt ja gut an. Ich muss schieben. Dann sind rechts wieder windschützende Bäume und ich fahre weiter. Bin ich hier richtig? Wieder eine Frau mit Hund und sie sagt: „Fahren sie ein kleines Stück zurück, da geht es rein, den Deich hoch und dann sind sie da.“ Ich sage: „Das darf doch nicht wahr sein, da komme ich her“ Und sie sagt: „Ich weiß, für Fahrradfahrer gibt es keinerlei Schilder, das passiert vielen“. Ich finde den Deich und tatsächlich: Vor mir liegt das Terminal. Es ist 17.30 Uhr und Check-In Time ist ab 20.30 Uhr. Die Fähre fährt nämlich erst morgens um 3 Uhr.

    Und dann stehe ich am Zaun. Es regnet, es stürmt und es ist kalt. Aber ich bin ja vernünftig angezogen. Ich fühle mich als Held. Andere sitzen im Auto, ich bin Outdoorer.

    Nach einer Stunde kommt ein Finne, sieht mich und macht große Augen. Er öffnet mir die Schranke zum Innenbereich, befiehlt mir, mein Fahrrad am Zaun fest zu ketten und schickt mich energisch ins Restaurant. „Vor 22.00 Uhr brauchen Sie nicht wieder zu kommen, die Fähre kommt später wegen des Sturms.“

    Ich betrete eine architektonische Scheußlichkeit mit einem meterlangem gläsernen quer über das Terminal ragenden Gang und setze mich in das Restaurant. Es ist erstaunlich preiswert, ein guter Service und bei einem griechischen Salat und Pommes beobachte ich die russischen und finnischen LKW Fahrer beim Shoppen. Der Shop ist gut sortiert: Es gibt: Bier, Bier, Bier und Bier. Außerdem harte Drinks und härtere Drinks. Für die Warmduscher gibt es Süßigkeiten wie Schokolade und Weingummi. Ich oute mich als Warmduscher und kaufe Mineralwasser und Schokolade. Und das Hamburger Abendblatt.

    Und dann warte ich. Nach zwei Stunden kommt ein gut gelaunter Herr in Uniform und informiert, dass das Schiff später kommt. Check-In-Time ist frühstens 0.00 Uhr. Volle Begeisterung auf dem Flur. Ein paar russische Kinder erhöhen ihre Lautstärke und ein Mädchen nimmt der Mutter das Iphone weg. Sie wird laut. Eine Familie mit drei Kindern taucht auf, sie haben einen bayrischen Akzent. Nach einiger Zeit kommen wir ins Gespräch, die Familie lebt in Finnland, die Frau ist die Tochter einer Finnlandschwedin und in Bayern aufgewachsen. Sie freuen sich auf Finnland, es war ihnen einfach zu hektisch im Bussiland.

    Die Putzfrauen verlassen den Raum, das Schiff ist da. Gut anderthalb Stunden später gehe ich zu meinem Fahrrad, aber es dauert noch.



    Ich unterhalte mich mit dem Finnen und er sagt mir, was ich tun muss. Wenn das Fahrzeug kommt, das die Footpassengers transportiert, soll ich losfahren und ihm hinterherfahren. Dann soll ich auf das untere Deck und mit dem Fahrstuhl auf Deck 7 fahren. Als der Minibus kommt, gebe ich Gas und schere filmreich hinter ihm in die Spur ein. Ich fahre die Brücke hoch wie ein junger Gott und dann kommt dieses Rattelgestell und mir geht die Puste aus. Wie peinlich. Und alle PKWs schauen zu. Ich schiebe. Als ich auf Deck 7 ankomme, stehe ich vor einem aufgeregten Finnen. An einem Stuhl soll ich mein Fahrrad festketten. So originell habe ich noch nie auf einer Fähre mein Fahrrad befestigt. Aber es hält.



    Ich finde mein Zimmer, es ist super, das Schiff schwankt hin und her, ich werde gut schlafen können. Und so ist es.



    Als die Fähre los fährt, wache ich auf und schaue noch ein wenig aus dem Fenster. Dann falle ich in einen tiefen Schlaf.
    Zuletzt geändert von Torres; 27.01.2012, 02:14.
    Oha.
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    • hotdog
      Freak

      Liebt das Forum
      • 15.10.2007
      • 16106
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      #3
      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

      Du bist ja wahnsinnig
      Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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      • Voland
        Anfänger im Forum
        • 28.11.2010
        • 36
        • Privat


        #4
        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

        Ganz schön schräg.

        Freue mich auf mehr.

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        • Jumaso
          Anfänger im Forum
          • 22.10.2007
          • 20


          #5
          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

          War bislang klasse zu lesen - bin echt gespannt wie es weitergeht!

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          • Gast-Avatar


            #6
            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

            Was für eine abartige Idee! Sehr schön.

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            • Stephan Kiste

              Vorstand
              Lebt im Forum
              • 17.01.2006
              • 6875
              • Privat


              #7
              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

              Mensch Torres,

              ein Plan ist ein Plan, RESPEKT!!!

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              • Ditschi
                Freak

                Liebt das Forum
                • 20.07.2009
                • 12705
                • Privat


                #8
                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                Hallo torres,

                willkommen zurück. Bin gespannt, wie`s weitergeht.

                Gruß Ditschi

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                • Mika Hautamaeki
                  Alter Hase
                  • 30.05.2007
                  • 3996
                  • Privat


                  #9
                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                  Respekt! Freue mich auf die Fortsetzung!
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

                  Kommentar


                  • Torres
                    Freak

                    Liebt das Forum
                    • 16.08.2008
                    • 31757
                    • Privat


                    #10
                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                    Schräg ist, dass ich heute morgen träume, ich wäre wieder in Finnland und es liegt Schnee und dann schaue ich aus dem Fenster und es liegt Schnee.

                    Jetzt aber weiter, ich bin immer noch auf der Fähre nach Helsinki.
                    Am nächsten Morgen frühstücke ich luxuriös. Ich bin überrascht, sollten die Finnen etwas von gutem Essen verstehen? Die Antwort ist: ja, eindeutig, das tun sie. In Finnland isst man sehr gut. Das Schiff ist voll, es sind 500 Personen an Bord. Die russische Familie mit Kindern strapaziert meine Nerven: Er spielt den desinteressierten Macho, sie das zickige Schneckchen und die Kindern lassen den Punk raus, um ihre Eltern für sich zu interessieren. Fabelhaft.

                    Ich verziehe mich in meine Kabine, schlafe noch etwas und sehe im schwedischen Fernsehen die Sendung eines Geologen über die Hardangervidda. Schöne Einstimmung.
                    Um 18.30 kaufe ich einen Voucher für das Abendessen und vertilge ungeheure Mengen von Köstlichkeiten. Essen ich mir etwa Mut an? Auch beim Obst schlage ich wieder zu – es wird eine unruhige Nacht. Wie kann ich nur so blöd sein. Ich sehe mich schon morgen vom Fahrrad aus in die Büsche springen!

                    Nach dem Abendessen treffe ich die deutsche Familie wieder. Die Frau erzählt über Finnland, über die Schweden in Finnland (viele Schweden sprechen kein Finnisch, obwohl sie seit Generationen in Finnland leben. Es gibt reine schwedische Schulen etc. Aber der Staat muss sparen, daher wird die Zweisprachigkeit langsam zurückgefahren), die Präsidentenwahl und darüber, dass in Finnland die finnischen Frauen die Dinge am laufen halten, nicht die Männer. Da ist ihr Mann allerdings schon gegangen, um sich um die Kinder zu kümmern. Ich speichere ab, dass ich (wie in Polen) die Frauen fragen muss, wenn ich etwas wissen will. Sie gibt mir den Tipp, in Tankstellen zu essen, dort gibt es für kleines Geld Mittagstische. Beide Tipps sind später Gold wert.
                    Der Sonnenuntergang lässt hoffen.



                    Ich gehe früh zu Bett und schlafe vor.
                    Oha.
                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                    • Kastanie
                      Anfänger im Forum
                      • 25.10.2011
                      • 40
                      • Privat


                      #11
                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                      Jetzt komme ich gerade rein ins Lesen und dann ist dein spannender Bericht auch schon wieder vorbei...warte gespannt auf deine Fortsetzung!!!
                      - Palüm Palüm -

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                      • Torres
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 16.08.2008
                        • 31757
                        • Privat


                        #12
                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                        Samstag, 07.01.2012, Helsinki

                        Um es vorweg zu sagen: Von diesem Tag existieren keine Fotos. Bis auf das Zeltfoto sind die Fotos im Laufe der Tour oder vor der Rückreise gemacht worden. Ich war noch nicht in der Lage zu fotografieren, obwohl es Gelegenheiten gegeben hatte. Ich war mit „Überleben“ beschäftigt.


                        Helsinki

                        Am Morgen erreicht die Fähre um 7 Uhr Helsinki. Nach finnischer Zeit, natürlich. Meine Uhr muss um eine Stunde vorgestellt werden. Ich bin früh auf und frühstücke ausgiebig. Dann schaue ich von der Reling aus auf den Anlegehafen. Die russischen LKW Fahrer sind gedämpfter Stimmung und ich sehe, warum: Es liegt ziemlich viel Schnee. Mir rutscht das Herz in die Hose.



                        Als ich zu meinem Fahrrad gehe, winkt mir die Finnlandschwedin zu und wünscht mir viel Glück. Eine finnische Mitarbeiterin von Finnlines kommt aufgeregt zu mir. Es liegt viel Schnee und ich solle ausprobieren, ob ich fahren kann. Sonst fährt sie mich mit dem Bus zum Ausgang. Ich nicke selbstbewusst. Ich mache mein Fahrrad startklar und sehe, dass ich wieder Spikes verloren habe. Es betrifft glücklicherweise nur das Vorderrad, aber an einer Stelle fehlt eine ganze Reihe. Ich überlege, meinen Fahrradhändler und den Hersteller zusammen zu stauchen, reisse mich aber zusammen. Ich habe jetzt andere Probleme.



                        Ich rolle mein Fahrrad vorsichtig die Rampe herunter. Die Straße ist geräumt, aber völlig vereist. Das trifft sich gut, auf Eis habe ich Grip. Ich steige auf mein Fahrrad und fahre der Finnin hinterher. Der Weg zum Ausgang ist lang, aber das Fahren geht gut. Das wird schon. Am Ausgang wünscht mir die Finnin viel Glück und ich bin alleine. Und wenn ich sage alleine, dann meine ich alleine. Es ist dunkel, die Straßen sind menschenleer, die Autos bereits alle weg und Schilder gibt es nicht. Ich bin begeistert. Und wo muss ich jetzt hin?

                        Ich beschließe, hinter dem Terminal rechts abzubiegen und werde fast von einem Schneepflug überfahren. Sind wir hier in etwa in Polen? Das kann ja heiter werden. Der Fahrer schaut mich mitleidig an, aber es könnte auch sein, dass er denkt: Was will dieser Idiot denn hier mit einem Fahrrad? Ich steige ab, denn der Fahrradweg endet in einem hohen Schneehaufen, welchen die Schneepflüge beim Räumen der Straßen hinterlassen haben. Ich folge der Hauptstraße und schiebe das Rad durch ein Industriegebiet zur Kreuzung und hoffe, dass ich richtig bin. Frieren tue ich nicht, im Gegenteil, die Kälte ist angenehm. Aber es wäre schön, wenn mir jemand sagen könnte, wo ich jetzt hin muss.

                        Ich mache mein Navi an und sehe: Nach Helsinki zu kommen ist ganz einfach. Man fährt einfach auf die Autobahn. Ich versuche heraus zu finden, wo ich genau bin, aber ich sehe nichts. Keine Straßennamen auf meiner Garmin Karte, nur die Hauptausfallstraßen sind angezeigt. Der Pfeil befindet sich im Nichts. Mein Herz rast. Habe ich die falsche Karte eingepackt? Ist Finnland etwa kein Teil meiner Europakarte? Ich Idiot, ich habe das Navi nicht kontrolliert. Später werde ich feststellen, dass das Navi völlig in Ordnung ist. Nur Helsinki ist gerastert. Der Russen wegen? Ich weiß es nicht. Keine Chance, den Fernradweg zu finden, zumal ich keine Ahnung habe, wo genau ich bin. Auch meine Radwegkarte hilft nicht weiter.
                        Dann das nächste Problem. Wo zum Teufel ist Helsingfors? Von dem Ort habe ich schon gehört. Liegt das nicht in Schweden? Ich will aber nach Helsinki. Ich habe vergessen, dass alle südfinnischen Orte auch eine schwedische Bezeichnung haben, Helsinki und Helsingfors sind die gleiche Stadt. Ich zwinge mich, nicht weiter darüber nach zu denken, sonst stehe ich in einer Woche noch hier. Jetzt ist Action gefragt.

                        Die Auffahrt Richtung Autobahn – auf der Rückreise fotografiert. Im Moment ist es noch stockdunkel.

                        Ich versuche, klaren Kopf zu bewahren. Rechts ist die Autobahn. Links nicht. Das sieht doch gut aus. Und Finnland ist nicht Polen. Es besteht eine Chance, dass die Straße ein Ziel hat. Ich fahre los. Der Himmel über mir ist klar und hellt sich gaaanz laaangsam auf. Richtung Helsinki ist es dunkel. Ich rolle auf dem Radweg einen Hügel hinunter, der Weg ist vereist und gut befahrbar, hui, das macht Spaß. Ich bin zufrieden. Meine Laune bessert sich.



                        An der nächsten Kreuzung weiß ich wieder nicht weiter. Geradeaus stehen Container auf den Freiflächen, also wird es wohl rechts Richtung Vuossari abgehen. Ich biege ab und begegne etwas später einem spazierengehenden Ehepaar, das mich neugierig beäugt. Es ist frostig kalt, vermutlich um die – 5 Grad und ich fühle mich wohl. Dann endet der Radweg und ich stehe mitten in einem Stadtviertel, dass man diplomatisch gesehen als „urban“ bezeichnen könnte. Früher nannte man derartige architektonische Meisterleistungen auch „sozialer Wohnungsbau“. Langsam wird es hell, die ersten Menschen huschen zur Arbeit. Ich steige ab und frage eine Frau, wie ich am besten nach Helsinki komme. Ihre Antwort: „Metro“. Ich schüttele den Kopf, man hat als Outdoorer ja seinen Stolz.



                        Ich sehe einen Radfahrer und wechsele die Straßenseite. Der Straßentunnel ist voller Taubenkacke und ich gebe Gas. Parallel der Metro rolle ich weiter. Heraus komme ich an einer Kreuzung und wieder weiß ich nicht weiter. Von Helsinki steht hier nichts mehr, sondern die Verkehrsschilder weisen Namen aus (es sind vermutlich die Stadtteile), die ich weder kenne, noch auf einer Karte finde. Ich befrage einen Schüler, er ist eine Schlaftablette, spricht kaum Englisch und kann sich nicht entscheiden, wo ich hin muss. Wir einigen uns, dass ich geradeaus weiterfahre und er ist erleichtert. Ich rolle auf dem Fahrradweg über die Ampel und mein Fahrrad macht vor einem riesigen LKW einen Haken, der Fahrer erschrickt sich genau so wie ich. Eine versteckte Kante hat es aus der Spur gebracht. Also vorsichtiger sein!

                        Ich folge der Straße und dann hört der Fahrradweg wieder auf, um mich herum nur Hauptverkehrsstraßen und ein Busbahnhof. Mist. Ich halte eine ältere Frau an, sie spricht kein Englisch, will mir aber helfen und sagt: „Metro“. Ich komme aus einer Großstadt und wenn zwei Leute unabhängig voneinander Metro sagen, dann sollte man auf sie hören. Ich geben meinen Stolz auf und nähere mich der Metro. Die Frau freut sich, zeigt mir, wie der Automat funktioniert, zeigt mir den Fahrstuhl und welche Bahn ich nehmen muss. Ich bin gerührt. Auf dem Bahnsteig frage ich ein junges Mädel, wo ich aussteigen muss (junge Leute sprechen besser Englisch). Sie sagt: „Rautatientori.“ Aha.

                        Ihr Mutter kommt hinzu und ich begreife, dass ich an dieser Station aussteigen muss. Die Metro fährt eine halbe Stunde und ich beglückwunsche mich zu meiner Entscheidung. Langsam wird mir klar, dass Finnlines am östlichsten Punkt Helsinkis angesiedelt ist. Die Fährterminals, die auf den meisten Karten in Innenstadtnähe eingezeichnet sind, gehören zu Silja Lines. Schön für die Kunden von Silja Lines.

                        Dann bin ich im Zentrum. Auch die Station „Rautatientori“ ist behindertengerecht ausgebaut und als ich aus dem Aufzug steige, sehe ich den Hauptbahnhof. Ich bin im Zentrum von Helsinki. Es ist 10.00 Uhr finnische Zeit.


                        Helsinki Hauptbahnhof


                        Die Straßen sind glatt und eine leichte pudrige Schneedecke liegt über dem Eis. Die Menschen hetzen an mir vorbei und glücklich sieht anders aus. Ich folge meinem Navipfeil, ich will zum Westteil der Innenstadt, da dort der Fernradweg 2 verläuft. Ich schiebe durch die Stadt, es stehen schöne Häuser herum, aber ich konzentriere mich auf die Straße. Berg hinauf oder auf ebener Erde den Fußgängern nach? Ich entscheide mich für die Ebene, sie führt zu einem großen Gebäude. Tage später werde ich entdecken, dass es der unterirdische Busbahnhof ist. Links und rechts sind Treppen und ich muss zurück. Also schiebe ich das Fahrrad den Berg hinauf und sehe Fußgänger rutschen und mit Glatteis kämpfen. Auch die Finnen scheinen mit dem Winter Probleme zu haben. Das beruhigt.


                        Der Zugang zum Busbahnhof

                        Ich schiebe weiter und weiter und komme an einem Busparkplatz vorbei. Eine junge Russin raucht auf dem Bürgersteig und versperrt den Weg. Ich klingele und ich rufe, aber sie hört nicht. Ich tippe sie an, sie glotzt mich an und bleibt stehen. Also räume ich sie aus dem Weg - wozu ist man Großstädter – aber sie bleibt stoisch. Kein Geschimpfe, wie bei uns. Enttäuschend. Dann nähere ich mich der Bucht und finde einen Radweg. Er ist verschneit, aber geräumt und ich kann wieder fahren. Das Wasser ist schmutzig grau, der Himmel verhangen und es fängt leicht an zu schneien. Viele Spaziergänger sind unterwegs, vor allem Familien mit Kindern und ich denke an das im Forum immer wieder mal auftauchende Thema: "„Outdoor in the City“ - darf man Outdoorbekleidung in der Stadt tragen?" Es wird mich die ganze Tour über belustigen.

                        Ich radele weiter und finde die Ausschilderung des Fernradwegs 2. Endlich. Es geht auf Mittag zu. An einer Stelle ist es richtig schön, ich sollte fotografieren, aber ich will Strecke machen. Der Radweg endet an einer Straße, und mit viel Mühe schiebe ich das Fahrrad einen unbefestigten Pfad zur Straße hoch. Das kostet Kraft. Zwei sportliche Damen - in Outdoormontur und mit Trekkingstöcken bewaffnet - sprechen mich auf Englisch an und sind begeistert von meinen Plänen. Meine Laune hebt sich.

                        Ich biege links ab und fahre einen gut ausgebauten Radweg entlang. Ein Schneepflug kommt mir in einer Kurve in einem Mordstempo entgegen, aber er sieht mich. Ich überlebe. Dann stehe ich wieder an einer Kreuzung und stelle fest, dass ich falsch bin. Mist. Meine gute Laune endet wieder. Ich wende und fahre die hügelige Strecke zurück zu der Kreuzung, an der ich die Damen getroffen habe. Eine halbe Stunde geradelt für nichts. Es schneit immer noch und ich bin ratlos. Wo zum Teuel ist der Radweg 2?

                        Ein Auto kommt von links und bremst jäh ab. Eine junge Frau schaut mich vom Beifahrersitz aus aufgeregt an. Das Auto biegt flott um die Kurve und hält mitten auf dem Bürgersteig. Schluck. Die Frau steigt aus und rennt auf mich zu. Ich schlucke wieder. Outdoor in the City. Sie trägt ein knappes, modisches Softshellchen zu den hohen Schuhen, es sieht gut aus, aber es ist eindeutig auf Sylt in einer der Promilocations besser plaziert als hier im Schneeregen. Sie lässt einen finnischen Wortschwall auf mich los und ich verstehe nichts. Ihr Mann steigt nun auch aus und ich grinse in mich hinein. Er sieht aus, als wäre er von Beruf Model. Er trägt eine dicke, rote, modische Daunenjacke, die ihm verdammt gut steht und sieht nach Hundeschlittenrennen und Abenteuer in Alaska aus. Ich denke instinktiv: Er wäre das richtige Titelbild für den nächsten Jack Wolfskin Katalog. Die Jacke ist übrigens noname.

                        Die Frau versucht es nun mit Englisch und ist hoch zu frieden, dass ich Englisch spreche. Wo ich hin wolle. Wo ich her komme. Wieso mit dem Fahrrad. Ich bin in den letzten Stunden vorsichtig geworden und erzähle ihr, dass ich Finnland kennen lernen wollte und am liebsten nach Rovaniemi fahren würde. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob ich das wirklich schaffe. Sie strahlt und ist begeistert. Rovaniemi. Tolle Idee. Sie sind vorletztes Jahr mit dem Fahrrad nach Oulo gefahren. Drei Wochen haben sie gebraucht. Aber, sagt sie entschuldigend, natürlich im Sommer. Ich solle quer durchs Land fahren, an der Küste ist der Wind zu stark. Letztes Jahr waren sie ebenfalls vier Wochen mit dem Fahrrad unterwegs. Sie haben Dänemark umrundet. Oh, wie sie mich beneidet. Sie zeigt mir den Radweg. Ein älterer Herr hat der Unterhaltung gelauscht, er empfiehlt mir am Ende des Sees die Radwege auf der Landstraße. Sie sind besser zu fahren. Das Pärchen wünscht mir viel Glück und weg sind sie. Das zum Thema Vorurteile.

                        Ich biege in den Radweg ein und lande etwas später auf einem Parkplatz. Dahinter beginnt ein schmaler Fußweg. Ein Radwegschild fehlt. Und nun?
                        Ein fülliger Asiate holt gerade seine Schuhe aus dem Auto und ich frage auf Englisch nach dem Weg. Er stutzt und fragt, ob ich aus Deutschland bin. Ich bejahe. Er strahlt. Er spricht deutsch. Er hat einige Jahre in Deutschland gearbeitet und es hat ihm gut gefallen. Der Wanderweg ist tatsächlich der Fahrradweg und ich will weiter. Aber der Asiate ist so glücklich, dass er deutsch sprechen darf, dass ich nicht richtig weg komme. Man will ja nicht unhöflich sein. Nach dem dritten Versuch kann ich mich endlich loseisen und biege in den Wanderweg ein. Er ist eng und im Sommer bestimmt idyllisch. Links taucht eine Badestelle auf und ich sehe ein langgezogenes Badehäuschen. Ich überlege, ob es sehr dreist wäre, wenn ich hier einfach mein Zelt aufbauen würde. Allerdings sind viele Spaziergänger unterwegs und es ist erst halb drei. Ich fahre weiter. An einer Kurve verlasse ich den Weg, da ich denke, dass der schmale Weg geradeaus ein Trampelpfad ist, aber dann sehe ich wieder die Radwegschilder und schiebe mein Fahrrad den engen, steilen Pfad herunter. Sicher ist sicher, ich muss nicht im Wasser landen.

                        Kurz vor einer Holzbrücke mache ich Halt und verschnaufe. Das Wasser, das ich auf der Fähre eingefüllt habe, ist noch heiß. Die beste Thermoskanne, die ich je hatte. Ich überlege, ein Foto zu machen, aber alles sieht schmutzig grau aus und das Schilf im Wasser ist braun. Mit Schwung radele ich auf die Brücke und es gibt ein ohrenbetäubendes Geräusch, als ich über die schwingende n Brückenbefestigungselemente hüpfe und in tieferem Schnee lande und rutsche. Vor lauter Schreck gebe ich Gas und merke daher nicht, dass ich durch den Schlag meine Fahrradbrille verliere, die an der Lenkertasche hängt. Es ist nicht schlimm, ich habe noch drei in Reserve, aber es ist eine Warnung.

                        Die Brücke von der Straße aus gesehen. Das Bild ist natürlich später entstanden, aber die Atmosphäre ist identisch.

                        Der Radweg verläuft nun parallel zur Autobahn. Trotzdem halte ich Ausschau nach einem Übernachtungsplatz. Auf dem Hügel hinter der Brücke muss ich schieben, ich werde langsam müde, denn der Hügel ist mir zu steil. Ich biege in einem Wohngebiet in eine idyllische Seitenstraße ein – vielleicht finde ich hier einen Schlafplatz. Aber die Straße endet an einer Bootsanlege- und Bootsaufbewahrungsstelle. Videogesichert. Ich schiebe mein Fahrrad zurück.

                        Hinter der Siedlung ist ein schönes Waldstück, aber es ist völlig verwüstet. Der Sturm hat ganz Arbeit geleistet. Ich suche die Straße, die mir der ältere Herr empfohlen hat und beschließe, dort weiter zu suchen. Die Straße ist gut befahrbar und ich komme flott voran. Dann zeigt sich eine Zufahrt zu einem Golfplatz und ich biege ein. Der Golfplatz ist völlig verschneit und die Schneehügel sehen lustig aus. Leider ist er eingezäunt, so dass ich auf ein Foto verzichte. Der Weg wird breiter und verläuft sehr nahe an einer Siedlung. Ich radele weiter und dann Poff. Mein Lenker bricht aus, das Fahrrad schüttelt sich und ich stürze. Besser gesagt: Ich knalle voll auf mein linkes Knie. Der Schmerz ist nicht so schlimm, aber ich bin knockout und ziemlich benommen. Vorsichtig nehme ich mit meinem Knie Kontakt auf, aber gebrochen ist wohl nichts. Trotzdem brauche ich ziemlich lange, bis ich an Aufstehen denken kann.

                        Verdammt. Unter dem Schnee ist pures Eis. Das ist aber nicht das Schlimme, denn das war vorher auch schon. Nein, es ist spitzes, unregelmäßiges Eis. Auf der Autozufahrt war das Eis eben. Hier ist Schneematsch von vielen Füßen kantig geformt worden und dann vereist. An einer dieser Kanten bin ich hängen geblieben. Eine alte Frau hilft mir, das Fahrrad hoch zu wuchten. Mein Knie schmerzt. Das Blut tockert. Ich biege in das Wohngebiet ein, ich brauche einen Platz für mein Zelt. Dringend.

                        Die Straße ist steil und ich überlege, ob ich zurück zur Bucht fahre. Am Ende der Straße sehe ich ein paar Bäume und eine halbgefrorene Pfütze. Schmale Wanderwege führen in das Waldstück. Okay, here we go. Ich schiebe mein Fahrrad den Hügel hinauf, die Schneedecke ist dünn. Aus der Ferne ertönt Kinderlachen. Egal, hier bleibe ich. Dies ist ein Notfall. Innerhalb kürzester Zeit habe ich mein Zelt aufgebaut – minimalistisch wie immer, vier Heringe reichen. Das ständige Training hat sich gelohnt, jeder Handgriff sitzt und in die Schlafstatt ist bereitet. Mein Fahrrad schließe ich an einem Baum an. Es ist immer noch recht hell, obwohl es schon dunkel geworden ist. Der Boden ist weich und mir Nadeln bedeckt. Das ist nicht nur aus dem Grund Glück für mich, weil die Heringe halten. Sondern, weil ich mich nach Öffnen des Zeltes wie gewohnt auf die Knie fallen lasse. Keine gute Idee dieses Mal. Aber der Schmerz zeigt mir, dass ich am linken Knie nur eine Prellung habe.




                        Und es ist wärmer geworden. Ich ziehe die Daunenhose und die Daunenjacke an, um nicht aus zu kühlen, aber meine Radkleidung ist trocken und wärmer wird mir dadurch nicht. Mir ist warm. Ich ziehe das Daunenzeug wieder aus und die Hose wird für den Rest der Tour im Packsack verschwinden. Ich entfalte das erste Mal meinen VBL, nutze ihn aber mit meinem geliebten Komfort-Inlett mit Kapuze. Sofort ist mir warm. Das fängt ja gut an. Ich futtere mein letztes, kühl temperiertes Brötchen, denn ich bin wie immer zu müde zum Kochen. Dann trinke ich einen Liter warmen, köstlichsten Leitungswassers von der Fähre. Es ist 17.30 Uhr. Ich bin ungefähr 30 km gefahren.
                        Es ist Samstag und ich rufe meine Eltern an. Ich habe nicht erzählt. dass ich wegfahre. Meine Eltern sind dennoch in Alarmbereitschaft und mein Vater sagt: „Bist Du mal wieder im Zelt? Aber ich hoffe, Du bist jetzt nicht in Finnland“. Urggh. Ich wende die Vernebelungstaktik an. Meine Mutter wünscht mir eine gute Zeit und meint, es wäre besser, wenn ich nicht sagen würde, wo ich bin. Sie würde ja eh später den Reisebericht lesen. Ich grinse. Dann gebe ich der ODS Hotline meine Position durch und schlafe sofort ein.

                        Gegen 22.00 Uhr werde ich wieder wach, das Wasser will weggebracht werden. Ich warte auf den vertrauten Kälteschmerz, als ich aus dem Schlafsack krieche, aber da ist nichts. Es ist wunderbar warm draußen. Ich habe nur ein dünnes T-Shirt an, aber ich bleibe noch ein wenig draußen stehen und schaue in den hellen Himmel. Schön ist es hier.
                        Zuletzt geändert von Torres; 01.02.2012, 12:35.
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                        • heron
                          Fuchs
                          • 07.08.2006
                          • 1745


                          #13
                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                          Ich liebe Querdenken und GegendenStromschwimmen auch wenn es manchmal furchtbar anstrengend sein kann
                          Bitte weiterschreiben!
                          Ich habe keine grossen Ambitionen. Still sitze ich und betrachte wohlgemut das Gewimmel der Welt.
                          Ich benötige nur so viel, wie ich mir ohne Anstrengung und Demütigung beschaffen kann. (György Bálint)

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                          • HonkDerBaer
                            Erfahren
                            • 19.11.2010
                            • 140
                            • Privat


                            #14
                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                            Saustark!

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                            • bjoernsson
                              Fuchs
                              • 06.06.2011
                              • 1863
                              • Privat


                              #15
                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                              Respekt! Eine solche Tour hatte ich vor ein paar Jahren auch angefangen zu planen - die Planung dann aber ganz schnell wieder fallen gelassen. Wie du so schön schreibst: "Wer zuviel weiß, fährt nicht los." Bei mir hat's gestimmt...

                              Freue mich auf die Fortsetzung!

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                              • Torres
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                                Liebt das Forum
                                • 16.08.2008
                                • 31757
                                • Privat


                                #16
                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                Sonntag, 8.1.2012

                                Lippajärvi

                                Gegen 3 Uhr muss ich wieder raus, es ist noch wärmer geworden und ich lasse den Eingang auf und öffne das Innenzeltgewebe. Das Moskitonetz reicht.

                                Um 8 Uhr wache ich auf, und fühle mich ausgeschlafen, aber meine Glieder sind bleischwer. Ich döse wieder ein. Es ist ruhig, Finnland schläft. Um 9.00 Uhr ziehe ich mich an. Es ist weiterhin warm draußen und das Schlafen mit VBL war angenehm. Ich presse mein fluffiges Raubtier in den Packsack. Ich habe kein Brot mehr und entscheide mich für ein Reisgericht. Der Reactor macht seinem Namen alle Ehre und bläst Wolken in den klaren Himmel, als wäre er eine Industrieanlage. Hoffentlich ruft niemand die Polizei. Die Sonne blinzelt durch die Bäume.



                                Ich rappele mich hoch und packe. Als ich fertig bin, ist es 11.00 Uhr. Oh, oh. Ich schaue spaßeshalber in der Radtasche nach meinem Windmesser. Die Temperaturanzeige zeigt- 10 Grad. Upss. Daher kommt der Spruch: Bei – 10 Grad wird alles einfacher. Richtig. Kein Vergleich mit der ekligen + 2 Grad-Kälte. Mir ist wunderbar warm.
                                Ich schiebe mein Fahrrad aus dem Waldstück heraus und orte meine Position. Ich bin irgendwo bei Lahjalaati Bredvik. Ich steige auf mein Fahrrad und radele ein Stück die Hauptstraße entlang und zu meiner Freude funktioniert mein Navi wieder. Ich habe Helsinki verlassen. Aber an der nächsten Seitenstraße muss ich wieder absteigen. Was gestern noch weicher Schnee an der Bordsteinkante war, ist jetzt zu scharfkantigem Eis gefroren. Viel zu gefährlich, da hinüber zu fahren.

                                Ich quere die Autobahn und schiebe das Fahrrad weiter. Auf der anderen Straßenseite steht eine Tankstelle und ich entscheide mich, nach heißem Wasser zu fragen. Der Schnee hier sieht nicht so aus, als solle man ihn schmelzen. Die Tankstelle ist gut besucht. Immer mehr Finnen trudeln ein, aber sie machen nicht den Eindruck, dass sie das Wetter begeistert. Dabei scheint jetzt die Sonne und es ist trocken.
                                Die Dame an der Kasse weiß sofort was ich will und fragt, wieviel Liter ich brauche. 2 Liter. Sie tippt 3,60 Euro ein. Ich sehe eine Gruppe Jugendlicher, die sich an einem Buffett Essen holen und frage nach. Sie nickt und zeigt, dass das Buffett 8,90 Euro kostet. Das ist okay. Ich bediene mich am Buffet, es gibt Hackbällchen und/oder Cordon bleu, dazu Kartoffelpüree, Salat und Blumenkohl. Die Finnen haben Wasser auf ihrem Tablett und ich nehme Wasser dazu, es scheint inklusiv zu sein. Prima.

                                Nach dem Essen bin ich noch müder und schiebe lieber. Aufsteigen ist mir zu mühsam und fahren erfordert zuviel Konzentration. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin und finde den Radweg 2 nicht wieder. Auf den Bussen steht Keskuta und noch weiß ich nicht, dass das einfach nur Zentrum heißt. Sie fahren vermutlich nach Espoo und ich befinde mich in Kauniainen. Die Straße ist sehr hügelig und ich schiebe wie in Trance weiter. An einer Straße ist ein Wasserrohrbruch, das Wasser ist auf dem Bürgersteig den Hang heruntergeflossen und bietet eine perfekte Schlittschuhstraße. Ich weiche auf die Straße aus und werde von einem Sub-Fahrer angehupt. Die Völker ähneln sich. Ich warne ein wanderndes Paar vor dem Eis und sie bedanken sich.

                                An einer Bushaltestelle mache ich Rast und fotografiere die Eisblumen.



                                Dann fällt mir ein, dass ich auch noch ein paar Fotos von der Umgebung machen könnte. Das tue ich dann auch.







                                Viele Menschen nutzen den schönen Tag, um spazieren zu gehen. Meine Hände werden immer wärmer, aber weil alle anderen Handschuhe tragen, lasse ich meine auch an. Die Luft kratzt ein wenig an meinem Hals, es sind – 14 Grad und ich genieße die Wärme. Mir wird klar, wieso ich früher einmal bei dieser Temperatur Motorrad gefahren bin. Es ist einfach eine wunderbare Temperatur.

                                Aber gleichzeitig werde ich auch immer müder. Am liebsten würde ich die Augen schließen. An Radfahren ist daher nicht zu denken, auch wenn die Straße gut ist. In Lippajärvi Klappträsk finde ich einen geöffneten Supermarkt und kaufe einen Liter Apfelschorle und ein wenig Brot und Aufschnitt. Ich trinke die Schorle vor der Tür und wundere mich, wie verfroren die anderen Käufer aussehen.

                                Als ich wieder die Straße überquere, sehe ich, dass ich mich an Eingang zu einem kleinen Wäldchen befinde. Hier werde ich einen Schlafplatz finden. Ich schiebe mein Fahrrad in den Wald. Es muss hier wärmer sein, denn es fühlt sich feuchter an. Leider sind viele Bäume dem Sturm zum Opfer gefallen. Einige Bäume stehen unter Spannung. Hier kann ich schon mal nicht zelten. Eine große Lichtung lockt, aber Lichtungen sind mir suspekt – sie sind den Jägern vorbehalten. Außerdem will ich nicht auf dem Präsentierteller stehen. Ich laufe weiter und sehe, dass der Schnee ziemlich hoch ist. Da komme ich mit dem Fahrrad nicht rein. An einer Stelle sehe ich einen schmalen Pfad, ich merke ihn mir. Hier sind die Bäume in Ordnung und der Wald ist relativ dicht. Ich schaue noch weiter, aber ich finde nichts mehr und kehre zu der Stelle zurück. Schnell bin ich im Wald verschwunden, aber es gibt nur eine ebene, baumlose Stelle, die es mir gleichzeitig ermöglicht, mein Fahrrad an zu lehnen. Ich entscheide, dass die Stelle groß genug ist und baue flink mein Zelt auf. Es passt genau, aber breiter dürfte es auch nicht sein. Als ich hinten den Hering setzen will, sehe ich, dass das Zelt hinten in der Luft hängt. Merkwürdig. Ich zwinge es zu Boden und nehme statt des Herings einen Ast, den ich im Schnee vergrabe.



                                Als ich meine Tasche hole, bekomme ich einen gelinden Schreck. Ein kleines Bäumchen, dass ich mit meinem Zelt zu Boden gezwungen habe, ist wie ein Pfeil unter dem Zelt hervorgeschossen und hat ein merkwürdiges Geräusch gemacht. Ich beruhige mich wieder. Spaziergänger laufen vorbei, aber sie sehen mich nicht, obwohl ich sie sehen kann. Der Windmesser zeigt – 10,2 Grad. Aber die Feuchtigkeit deutet an, dass es morgen wärmer werden wird. Ich esse und mache gegen 18.00 Uhr die Augen zu. Ich bin 8 km weit gekommen.



                                Kurz darauf fällt ein Schuss. Mist. Jäger. Ich sehe schon die Schlagzeile: Jäger traf Zelt. Er scheint sich auf der Lichtung zu bewegen. Die Schüsse kommen näher und ein Hund verbellt die Beute, aber er scheint auf der anderen Seite des Hügels zu sein. Es ist auch unwahrscheinlich, dass er jagt, wo er Spaziergänger vermuten muss. Schließlich kehrt Ruhe ein. Ich schlafe ein.

                                In der Nacht schrecke ich erneut hoch. Ein ungewohntes Geräusch. Kurz und laut. Was ist das. Dann nochmal. Es schneit. Es ist der Schnee, der vom Zelt rutscht. Die spitze Form des Schlafraums sorgt dafür, dass der Schnee nicht liegen bleibt. Beruhigt schlafe ich hinter meinem Moskitonetz weiter.
                                Zuletzt geändert von Torres; 27.01.2012, 16:38.
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • Torres
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                                  Liebt das Forum
                                  • 16.08.2008
                                  • 31757
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                  Montag, 09.01.2012

                                  Lahnus

                                  Als ich aufwache, ahne ich noch nicht, dass dieser Tag nicht mein Tag sein wird. Aber noch bin ich guter Dinge. Erst einmal ein Bild von meinem Zelt in seiner natürlich Umgebung machen. Endlich! Und dafür, dass es lausig abgespannt und eigentlich gar nicht richtig befestigt war, macht es eine gute Figur.



                                  Dann ein Bild von meinem Fahrrad. Auch nicht schlecht.



                                  Und dann ist die Schonfrist vorbei. Unter meiner Evazote steht das Wasser zentimeterhoch. Schnee oder Tauwasser oder was auch immer hat sich durch den Zeltboden gedrückt. Ich weiß, dass der Boden dicht ist, denn das hatte ich auch schon bei anderen Zelten – mit und ohne Zeltunterlage. Aber das muss ja nicht gerade heute sein. Ich beschäftige mich mit erfreulicheren Dingen: Meiner Downmat. Ich öffne das Luftaustrittsloch und befinde mich inmitten minderwertiger Daunen. Yes. Der Tag beginnt erfreulich.



                                  Bisher hatte ich ja nur Matten, die Luft verloren haben. Eine Matte, die die Luft nicht rauslässt, ist mir neu. Ich fluche. Ich befreie das Loch von Daunen, aber es kommen ständig welche nach. Ich überlege, ob ich die Adresse von sarekmaniac dabei habe, vielleicht will sie die Daunen sezieren. Mit artistischen Verrenkungen hebe ich den Schutz am Austrittsloch hoch, ziehe die Daunen raus und presse gleichzeitig die Luft aus der Matte. Ich hätte ein Rentierfell mitnehmen sollen. Ich könnte mich in den Allerwertesten beißen.

                                  Irgendwann ist die Downmat verpackt und es kann weiter gehen. Um mein Seelenheil zu retten, entscheide ich mich, das Thema zu verdrängen.

                                  Ich schütte das Wasser aus dem Zelt, der Rest vereist sofort und ich packe. Dann bewundere ich, wie klein mein Palast ist, dass er in diese kleine Stelle gepasst hat.



                                  Nachdem das Fahrrad abgebürstet ist, lehne ich es an einen strategisch günstiger gelegenen Baum und belade es. In einem Kraftakt wuchte ich es aus dem Neuschnee auf den Wanderweg. Viel höher dürfte der Schnee nicht sein, sonst habe ich keine Chance mehr.

                                  Als ich die Straße betrete, trifft mich der Schlag. Der wunderbare kalte, eisige Belag ist weg und von feuchtem Neuschnee durchdrungen. Schneepflüge tanzen auf der Straße Ballett und machen einen Höllenlärm.



                                  Unter dem Schnee lässt sich nicht mehr erkennen, was reiner Schnee und was Eiskante ist. Ich mache etwas ganz Originelles: Ich schiebe mein Fahrrad.




                                  Als der Straßenzustand durch das Wirken der Schneepflüge etwas besser geworden ist, wird die Straße so hügelig, so dass ich nicht mehr auf die Straße ausweichen kann. Denn dafür bin ich einfach zu langsam und die Autofahrer wissen, dass es einen Radweg gibt. Ich fluche.




                                  Immerhin weiß ich nun, wo ich bin. Dieser Ort ist auf meiner Karte verzeichnet. Ich bin wieder auf einem lokalen Radweg.




                                  Außerhalb der Ortschaft wird der Weg besser, da es hier keine vereisten Fußgängerspuren und Einfahrten gibt. Ich radele ein Stück. Dann sehe ich ein Schild „Café“ und bekomme Hunger. Die Anlage heißt Margareteberg und es muss im Sommer hier sehr schön sein. Sie ist zwar in direkter Autobahnnähe, grenzt aber an ein Wandergebiet und die Seen Matalajärvi und Boddominjärvi an. Das Hostel ist natürlich geschlossen, und der Parkplatz nicht vom Schnee geräumt. Daher ist es nicht einfach, das Fahrrad voran zu schieben, aber es gefällt mir hier. Am Café duftet es nach Essen und ich bekomme einen mörderischen Hunger. Auch hier gibt es einen Mittagstisch und von überall her kommen Leute, um zu essen. Ich zahle 9,90 Euro und lerne dazu. Man kann sich zum Essen nicht nur Wasser nehmen, sondern auch Brot mit Butter und Milch. Wow. In Deutschland frische Milch zum Essen zu bekommen, ist eine Herausforderung. Ich genieße.







                                  Danach holt mich die Realität wieder ein. Mein Navi schickt mich in eine kleine Landstraße hinein, aber sie ist eng und ungeräumt und daher für mich nicht befahrbar. Also schiebe ich weiter. Ein freundlicher Schneepflugfahrer heizt frontal mit vollem Tempo auf mich zu, als wollte er mich auf die Schippe nehmen. In letzter Sekunde schiebt er die Schaufel zur anderen Seite und donnert an mir vorbei. Sehr witzig.
                                  Ich schiebe weiter, jede Einfahrt, jede Seitenstraße wird zur Gefahr. Selbst beim Schieben ist es nicht einfach, das Fahrrad über die Kanten oder vereisten Schneehaufen zu wuchten. Ich kämpfe mich bis Hämenkyla durch und biege in die Straße Richtung Niiperii ein.

                                  Der Radweg endet kurz und ich weiche auf die Straße aus. Die Straße ist nicht so stark befahren und die Autofahrer sind rücksichtsvoll. In zwanzig Minuten habe ich meine Tageskilometerleistung verdoppelt. Allerdings tue ich mich mit den Steigungen schwerer und schwerer. Ich habe einfach zuviel Gewicht auf dem Fahrrad. Eigentlich sind sie ein Klacks und die Kondition ist auch in Ordnung.
                                  Dann wird der Verkehr dichter und ich weiche wieder auf den Radweg aus. Die nächste Ortschaft kommt und der Weg wird wieder unbefahrbar. In einem Supermarkt kaufe ich etwas zu essen, es wird langsam dunkel und die Straße endet an der vielbefahrenen Bundesstraße 120. Ich überlege, ob ich in die Ortschaft fahre, aber es sind viele Menschen da, hinter dem Supermarkt ist ein Schwimmbad. Und der Wald dahinter sieht sehr dicht aus. Ortskundig müsste man sein. Oder Finnisch sprechen können. Am besten beides.

                                  Ich biege auf die Bundesstraße ein und vertraue auf mein Glück. Aber das hat mich verlassen. Ich schiebe und schiebe, neben mir ist Wald, aber die Bäume stehen dicht an dicht. Wanderwege gibt es keine und der Schnee ist hier verdammt hoch. Bietet sich mal ein Zwischenraum, so sieht dieser nach einem Bach aus – auch nicht der beste Zeltplatz. Also schiebe ich weiter, bergauf, bergab, bergauf, bergab. Die Autos fahren schnell, zu schnell, um auf der Straße zu fahren. Es ist immer noch Berufsverkehr. Und es ist dunkel. Also weiter. Ich sehe in meiner Karte, dass es hinter Lahnus einen Campingplatz gibt. Er wird geschlossen sein, aber vielleicht findet sich dort eine Möglichkeit, das Zelt auf zustellen, denn dort ist ein Wandergebiet. Endlich erreiche ich die Tankstelle bei Lahnus, ich bin am Ende meiner Kräfte. An der Kreuzung steht ein Hinweisschild. Hier muss es ein Hotel geben. Die kaputte Downmat schiebt sich wieder in mein Bewusstsein. Ich habe die Wahl: 4 km schieben in der Hoffnung, am Campingplatz etwas zu finden oder das Hotel.

                                  Ich studiere die Karte und sehe, dass der Fahrradweg hinter der Tankstelle endet. Es bleibt nur die vielbefahrene Landstraße. Und auf der bildet sich gerade fieses, scharfkantiges Eis. Ich muss eine Entscheidung treffen und zwar bevor ich umfalle. Ich frage an der Tankstelle, ob das Hotel geöffnet ist. Die Verkäuferin bejaht und zeigt mir die Karte. Also dann: Hotel. Ich wuchte das Fahrrad durch hohen Schnee, hier ist der Radweg nicht mehr geräumt. Dann geht es in einer Seitenstraße immer bergauf. Der Bodenbelag ist kritisch, es ist rutschig und glatt. Ich schiebe und schiebe und bin am Ende meiner Kraft. Das Hotel soll laut Tankstelle Serena heißen und endlich stehe ich vor einem Schild. Hotel Korpilampi – Serena welcome. Was denn nun? Ist das Hotel weiter oben? Oder gibt es hier zwei Hotels? Korpilampi und Serena? Ich habe keinen Plan. Menschen gibt es hier auch nicht. Ich entscheide mich, ab zu biegen. Natürlich ist die Entscheidung falsch. Und gefährlich, denn ich bewege mich auf purem Eis. Als ich am Ende der Straße ankomme, sehe ich selbst, dass ich falsch bin. Aber der Ausblick ist beeindruckend. Roter Dampf bläst zischend in die kalte Luft, die Szenerie sieht aus wie ein Weltuntergang. Es handelt sich um eine Skianlage. Und – wie ich später feststellen werde, - um ein riesiges Freizeitbad.

                                  Also wieder zurück. Dann ein Stück den Berg hoch und ich sehe das Hotel. Es sind angenehme – 8 Grad, aber jeder Schritt will jetzt wohl überlegt sein. Der Parkplatz und die Wege sind mörderisch glatt.



                                  Ich sehe sofort, das Hotel ist teuer, aber das ist mir jetzt egal. Der Herr an der Rezeption ist nett und muss erst einmal auf Englisch umschalten. Auch mein Wortschatz ist in der Kälte verglüht und wir verstehen uns trotzdem. Ich nehme ein Zimmer für zwei Tage und zahle 80 Euro die Nacht inklusive Frühstück. Mein Fahrrad kann ich im Skiabstellraum einschliessen und dort kann es auftauen.

                                  Als ich auf dem Bett liege, merke ich erst, wie müde ich bin. Ich rufe die ODS Hotline an und bin gefrustet. Downmat, Hotel, Fahrrad schieben. Ich bin so ein softegg! Die ODS Hotline ruft Exped an, erreicht aber niemanden. Ich schaue noch kurz den Wetterbericht an und höre von starken Schneefällen im Süden Finnlands. Aber es bleibt kalt. Dann schlafe ich ein. Gegen 10.00 Uhr wache ich wieder auf. Im Nebenzimmer feiern zwei russische Familien alkoholreich ihren Skiurlaub. Ich schlafe wieder ein und wache um Mitternacht wieder auf. Die Russen feiern immer noch. Ich knalle lautstark die Klotür zu und hoffe, dass das vielleicht für Ruhe sorgt. Zehn Minuten später ist tatsächlich Ruhe und ich falle in ein Schlafkoma.
                                  Oha.
                                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                                  • Vegareve
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                                    Moderator
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                                    • 19.08.2009
                                    • 14456
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                    OT: Torres is back .

                                    ODS Hotline?
                                    Zuletzt geändert von Vegareve; 27.01.2012, 17:54.
                                    "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                    • Harry
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                                      Lebt im Forum
                                      • 10.11.2003
                                      • 5049
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                      Irre.Wahnsinn.
                                      Wir haben uns letztens schon gefragt, wo du wohl steckst.
                                      da bin ich ja gespannt, wie es weiter geht.
                                      Gruß Harry.
                                      Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe)

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                                      • derSammy

                                        Lebt im Forum
                                        • 23.11.2007
                                        • 7412
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                        Torres!!

                                        Du hast echt ein Rad ab !!


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                                        • Torres
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                                          Liebt das Forum
                                          • 16.08.2008
                                          • 31757
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                          Dienstag, 10.01.2012

                                          Das Frühstück ist luxuriös. Vor allem der Lachs ist ein Gedicht. Meine Laune hebt sich. Gestärkt gehe ich in den Kampf um eine neue Isomatte.

                                          Ich frag an der Rezeption nach einem Outdoorshop in der Nähe. Die ODS Hotline war fleißig und hat bei Exped in der Schweiz herausgefunden, dass ich die Matte in jedem Outdoorshop vor Ort umtauschen kann, der eine Downmat hat. Die Nummer der finnischen Vertretung habe ich auch. In Leppävaara gibt es einen Outdoorladen. Also packe ich die Downmat in den Rucksack und mache mich auf den Weg.

                                          Der Bus fährt an der Einfahrt des Hotels los. Da ich noch etwas Zeit habe, mache ich Fotos.









                                          Ganz ungefährlich sind die Straßen zwar nicht:



                                          Aber Fahrradfahren ist durchaus möglich, wie ich von Bus aus beobachten kann. Und ohne Gepäck sieht es sogar elegant aus.




                                          Der Bus kostet 2,50 Euro und der Busfahrer fragt, ob ich nach Helsinki will. Nein, will ich nicht. Wie kommt er darauf?
                                          Der Busfahrer fährt rasant, aber es macht Spaß, einfach nur raus zu schauen. Obwohl man eigentlich nichts anderes sieht als Bäume, Schnee und ab und zu mal ein Haus. Wir fahren an dem Wald in Lippajärvi vorbei, in dem ich übernachtet habe und ich muss lächeln. Nach ca. 45 Minuten sind wir in Leppävaara.



                                          Ich schaue auf die Schriftzüge am Einkaufszentrum und mir kommen Zweifel. Neben der Bushaltestelle steht eine Art S-Bahn. Ziel: Helsinki. Ach. Daher die Frage. In Helsinki gibt es definitiv Outdoorläden mit Downmat.
                                          Ich ziehe am Automaten eine Karte, Großbereich. Sie kostet 4,50. In kürzerster Zeit ist Helsinki erreicht.



                                          Ich steige am Hauptbahnhof aus. Ich gehe zur Touristik Information und frage nach einem Outdoorshop, der auf Ausrüstung spezialisiert ist. Ich bekomme eine Adresse und laufe los. Den Weg kenne ich schon. Immer geradeaus und dann links.



                                          Auf der Straße ist rutschiger Sulz und es ist mit Temperaturen um den Gefrierpunkt feucht kalt. Ich mache schnell ein paar Bilder von den Hauptstraßen, weil jemand wissen wollte, wie Helsinki aussieht.








                                          Dann bin ich auch schon bei dem Outdoorladen.



                                          Der Laden ist gut sortiert, das sehe ich auf Anhieb. Hier gibt es alles, was dem Forum gut und teuer ist. Auch die Downmat ist da. Die Verkäuferin weiß nicht so ganz, was sie machen soll. Ich gebe ihr die Nummer von Exped Finnland, aber niemand geht ans Telefon. Sie macht und tut und bemüht sich. Und dann klappt es. Ich bekomme eine neue Downmat. Hallelujah. Eine Sorge weniger.
                                          An einem Ständer entspähe ich Canada Goose und darf ein Foto machen. Kleine nette Kinderanzüge für um die 500 Euro gibt es auch. Wow. Wie lange brauchen Kinder, um aus den Anzügen heraus zu wachsen? Outdoor in the City.



                                          JW ist hier nur preiswerte Nebenmarke. Fast ein Billiglabel. Ich schaue mich um. Die Creme de la Creme ist vertreten. Alle Hosen von Fjellräven sind da, die Zelte auch. Marmot, Haglöfs und vor allem Helly Hansen. Ein Saivo liegt im Regel, ebenso das Nallo. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Hätte ich nicht schon alles, würde ich in Kaufrausch geraten.
                                          Ich kaufe aus Dankbarkeit für den Umtausch eine Reservebenzinpumpe für meinen Benzinkocher, sie ist leicht und nicht teurer als in Deutschland. Die Verkäuferin strahlt und freut sich. Ich finde, das gehört sich so.

                                          Auf Stadtesichtigung habe ich keine Lust. Also esse ich noch schnell etwas und dann gehe ich zurück zum Bahnhof.



                                          Die Bahn nach Leppävaara fährt ständig.



                                          Daher entscheide ich mich, am Bahnhof nach Zügen nach Rovaniemi zu fragen. Nummern ziehen ist angesagt. Die Dame spricht zwar kaum Englisch, aber ich erhalte einen Fahrplan aller finnischen Züge und erfahre, dass ich mit dem Fahrrad derzeit auch mit kurzfristiger Reservierung im IC mitgenommen werde, wenn ich nicht gerade einen Freitag wähle. Ich sehe, dass der Zug nach Rovaniemi über Tampere und Hämenlinna fährt. Vielleicht schaffe ich es ja bis dahin mit dem Fahrrad und kann dann weiter fahren.

                                          Ich steige wieder in meinen Vorortzug und erfreue mich an einem schwedischen-finnischen Bahnhof.



                                          Dann bin ich wieder in Leppävaara und warte auf den Bus. Die Busfahrt ist nun im 4.50 Euro Fahrschein enthalten und das ist nicht teuer, wenn ich mir die Preise bei uns so anschaue.




                                          Der Bus fährt große Teile der Strecke, die ich am gestrigen Tage gefahren bin. Ich kenne jede Steigung und jede Kurve. Und merke, wie eng die Straße wirklich ist. Immer mehr junge Leute mit riesigen Snowboards steigen ein, die Stimmung ist gut. Sie wollen zur Skianlage Serena. Mein Plan, heimlich ein Foto zu machen, scheitert am Blitz.



                                          Blitzschnell steht der Junge auf dem Foto neben mir und will sehen, was ich da fotografiert habe. Scheinbar ist es okay, aber von jetzt an schaut er woanders hin.



                                          Als ich das Hotel erreiche, ist es dunkel. Der Abend ist wunderbar kalt. Ich beschließe, einen Spaziergang zu machen und mir die Skianlage an zu schauen. Das Licht ist zauberhaft. Das erste Mal denke ich darüber nach, ob Licht in Finnland vielleicht anders reflektiert wird, als bei uns. Auch wenn es im Original etwas dezenter und nicht ganz so kitschig wirkt, wie das Licht auf den Fotos, so ist das Spektrum doch erstaunlich.









                                          Der Schnee knirscht unter meinen Füßen, es sind wieder – 8 Grad und die Luft ist wunderbar. Ich komme an der Seite der Skianlage raus und genieße die unwirkliche Atmosphäre. Die Quelle des Dampfes ist schnell ausgemacht.



                                          Es sind viele Menschen auf der Piste und lassen sich mit dem Lift nach oben ziehen.



                                          Todesmutig stürzen sich die Snowboarder den Abhang herunter und ich mir wird klar, dass mein Leben anders verlaufen wäre, wenn ich in einem Skigebiet aufgewachsen wäre. Das sieht alles schon sehr interessant aus.



                                          Ich laufe noch ein wenig auf dem Wanderweg herum und kehre dann langsam zum Hotel zurück.



                                          Spontan entscheide ich mich, noch einen Tag zu verlängern. In der Nähe gibt an einen auf meiner Karte eingezeichneten Wanderweg, an dem ein Shelter liegt. Ich möchte den Weg erkunden und heraus finden, ob es überhaupt sinnvoll ist, derartige Shelter mit dem Fahrrad an zu fahren.

                                          Am Abend schaue ich fern und sehe Trabrennen im Schnee. Dann folgt eine skurrile britische Serie. Zwei ältere Männer beschließen, mit dem Rucksack in die Natur zu ziehen und lassen sich in der „Wildnis“ aussetzen. Es ist klar, dass es sofort an fängt zu regnen. Der eine will sofort zurück laufen, aber der andere setzt sich durch. Ich lache mich schlapp, als sie ihre Behausung aufbauen. Sie haben ein Plane-Dackelgarage-Tarpverlängerung Konstruktion dabei und es ist klar, dass es nicht nur regnet, sondern auch stürmt, als sie ihren Unterstand aufbauen. Dem einen fliegt erst einmal das Tarp weg und als die Konstruktion dann steht, ist sie so skurril, ungemütlich, flatterig, feucht und britisch, dass ich vor Lachen fast zusammen breche. Outdoor live. UL in der Praxis. Ich mache ein Foto von der Szene, weiß aber nicht, ob man sie hochladen darf, ohne Urheberrechte zu verletzen.

                                          Dann schlafe ich erneut bestens.
                                          Zuletzt geändert von Torres; 27.01.2012, 22:38.
                                          Oha.
                                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                                            • 19.08.2009
                                            • 14456
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                                            #22
                                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                            Bin echt gespannt ob es noch zum Outdoor kommt *mitdenaugenflatter*
                                            "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                              • 16.08.2008
                                              • 31757
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                                              #23
                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                              Mittwoch, 11.01.2011

                                              Als ich in den Früstücksraum komme, trifft mich der Schlag. Es taut. Die Bäume sind grün und auf dem Parkplatz bilden sich Wasserpfützen. Ich denke an die klare Kälte des gestrigen Tages und bin tief irritiert. Das Zimmer kostet diese Nacht nur noch 65,00 Euro. Die Nachsaison hat begonnen. Die meisten Russen sind nun abgereist.

                                              Ich breche dennoch zu meinem Spaziergang auf.

                                              Die Skianlage sieht aus wie ein Trauerspiel. Vorbei ist der Zauber der vergangenen Nacht. Was für ein grausamer Anblick.






                                              Ich finde den Wanderweg sofort und frage mich, wie lange die Eiszapfen sich noch halten werden.



                                              Der Wanderweg ist ausgeschildert und gut begehbar. Zumindestens zu Fuß. Denn mit dem Fahrrad ist er grenzwertig. Der Schnee ist zu weich und zu tief.



                                              Ein kleiner Bach sorgt für Abwechslung.



                                              Und langsam fängt es wieder an zu schneien.



                                              Nach ca. einem Kilometer sehe ich ein merkwürdiges Teil.



                                              Vielleicht ein Hinweis auf den Shelter? So ist es. Der Schnee ist unberührt und ziemlich tief. Mit dem Fahrrad ein Kraftakt.

                                              Ein paar Meter weiter steht eine Holzhütte, hier ist das Holz gelagert.





                                              Aber die eigentliche Anlage kommt noch.



                                              Ein Baum versperrt den Weg und es kostet ein wenig Akrobatik, ihn zu überwinden. Dann eröffnet sich der Blick auf die Hütte.



                                              Das Hauptgebäude und die Nebengebäude sind verschlossen, aber es ist eine sehr große Anlage.
                                              Ich schaue durch die Ritzen des Holzes und sehe ein Wohnzimmer mit Sofas und Aufenthaltsräume mit Bestuhlung und bin beeindruckt. Im Sommer werden hier viele Menschen Platz haben.



                                              Immerhin ist die Toilette geöffnet und ordnungsgemäß ausgestattet. Auch im Winter bietet er also für Wanderer Raum für eine Pause.



                                              Wenn man ihn findet und erreicht, natürlich.

                                              Ich laufe weiter und erfreue mich an den Spuren der Skier. Und denke natürlich an den Leitfaden für Anfänger.



                                              Der Weg ist wunderschön, aber viel mehr als Bäume sieht man nicht.









                                              Die Schranke ist da schon fast ein Lichtblick an Abwechslung. Sie würde gut zu meinem Zelt passen.



                                              Als ich die Straße höre, wandere ich den gleichen Weg wieder zurück, da es kein Rundweg ist. Erstaunlich, wie schnell man ist, wenn man kein Fahrrad dabei hat. Und es ist viel weniger anstrengend. Aber auch nicht so lustig. Und viel einsamer.





                                              Es schneit jetzt wieder in dicken Flocken und es scheint etwas kälter geworden zu sein, denn der Tauvorgang hat aufgehört.

                                              Ich schaue mir noch ein wenig die Hotelanlage an. Im Sommer wird es hier idyllisch sein – zumindestwenn keine Stechmücken unterwegs sind. Ich befürchte aber, sie werden den Teich lieben. Winter ist schon eine schöne Jahreszeit.



                                              Ich gehe in mein Hotelzimmer zurück und fange an zu packen. Morgen will ich möglichst früh starten. Bei Karkkila ist der nächste Shelter. Vielleicht schaffe ich es bis dorthin. Der Gedanke gefällt mir.
                                              Zuletzt geändert von Torres; 28.01.2012, 09:14.
                                              Oha.
                                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                • 17.12.2007
                                                • 929


                                                #24
                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                Verrückt

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                                                  Fuchs
                                                  • 19.07.2009
                                                  • 1411
                                                  • Privat


                                                  #25
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                                                  Meins wär's nicht...nichtsdestotrotz macht das Lesen und Bilder betrachten natürlich trotzdem Spaß!
                                                  ausrüstungsverliebter Schönwetter- & Gelegenheitstrekker

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                                                    • 30.08.2009
                                                    • 1094
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                    Bist ja absolut hart im Nehmen... Super spannender Bericht - freu mich auf die Fortsetzung!

                                                    Frage: Warum meinst du, dass der nächste Shelter bei erst oben bei Karkkila ist? Zumindest halboffene mit Feuerstelle gibt es im Gebiet in und um den Nuuksio NP doch eigentlich einige.
                                                    Oder wolltest du einfach geradeaus hoch Richtung Norden?
                                                    "Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."
                                                    Jean Paul

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                                                      Lebt im Forum
                                                      • 17.01.2006
                                                      • 6875
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                      Hammer,
                                                      man da haste aber Programm gehabt :-)

                                                      Bei Helsingfors musste ich sofort an Kishons
                                                      "Kein Weg nach Oslogrolls" denken, aber ich hoffe doch sehr das Deine Geschichte gut ausgeht :-)

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                                                        • 11.07.2008
                                                        • 1744
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                        Zitat von hotdog Beitrag anzeigen
                                                        Du bist ja wahnsinnig
                                                        Zitat von Voland Beitrag anzeigen
                                                        Ganz schön schräg.
                                                        Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                                                        Was für eine abartige Idee! Sehr schön.
                                                        Zitat von derSammy Beitrag anzeigen
                                                        Torres!!
                                                        Du hast echt ein Rad ab !!
                                                        Lese mit und hoffe, Du hast doch noch ein paar schönere Tage gehabt!
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                                                          • 11.07.2008
                                                          • 12533
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                          Auch wenn ich nie richtig dicke mit dir geworden bin, muss ich doch eingestehen, dass dein Reisebericht klasse ist.
                                                          Erinnert mich irgendwie an ein Zitat der Sportfreunde Stiller: "Jetzt kommt ein schönes Lied. Ein Lied, mit vielen klaren Tönen."
                                                          Kurze Sätze, einfach, aber ein besonderer Stil, der sich -in deinem Fall- klasse liest, und viele zum schmunzeln anregende Pointen hat.
                                                          Gewürzt mit genügend Verrücktheit und der Prise Abenteuer, die den meisten Menschen fehlt.


                                                          Bin gespannt, wie's weiter geht.
                                                          Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                                          Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                                                          • Peter83
                                                            Fuchs
                                                            • 22.08.2010
                                                            • 1115
                                                            • Privat


                                                            #30
                                                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                            Spannender Bericht - Danke! ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

                                                            Grüsse,
                                                            Peter
                                                            "A man who is a man goes on till he can do no more and then goes twice as far."

                                                            Norwegian saying

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                                                              Liebt das Forum
                                                              • 16.08.2008
                                                              • 31757
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                                                              Donnerstag, 12.01.2012

                                                              Karkkila

                                                              Am Morgen stehe ich früh auf, frühstücke und packe mein Fahrrad. Es ist wieder etwas kälter geworden. Na, mal schauen, was das wird. Der Mann an der Rezeption lächelt, als ich das Fahrrad belade. Zum Abschied sagt er: „Es wird Schnee kommen, mehr als uns lieb ist“. Ich lasse mich nicht verunsichern und verabschiede mich.

                                                              Draußen ist es sehr glatt und ich ziehe meine Gehfest Fußspikes an. Sie sind auch nötig und ich schiebe mein Fahrrad die Straße den Hügels hinunter. Dort ist ein Fußweg, die Verlängerung des Fußweges von gestern, aber er ist nicht geräumt und ich entscheide mich, Straße zu fahren. Es geht gut, der Sulz ist weg und ich habe Grip.
                                                              Ich biege in die 120 ein und bin erfreut, dass wenig Verkehr ist. Ich radele los. Die Straße ist recht hügelig, da die Seen grundsätzlich im Tal liegen, und an der einen oder anderen Stelle muss ich die letzten Meter über eine Kuppe schieben – mein Gepäck ist einfach zu schwer, denn normalerweise sind das meine Lieblingsstrecken - aber an vielen Stellen komme ich auch wunderbar hoch. Ich genieße es. Fahrradfahren kann schön sein. Ich sehe den geschlossenen Campingplatz und da hätte sich sicherlich eine Möglichkeit gefunden. Allerdings sehen die Waldwege nicht sehr vertrauenserweckend aus. Der Schnee ist recht hoch und keine Spuren von Menschen zu sehen. Ich verstehe, dass es einen Unterschied zwischen Stadt und Land gibt. In den Städten gehen die Menschen bei Wind und Wetter spazieren. Auf dem Land nicht. Outdoor in the City.

                                                              So muss ich mit Bedauern die eingezeichneten Nationalparks links liegen lassen. Wäre es kalt und der Schnee fest, würde ich mir dort eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Aber bei den Schneeverhältnissen heute habe ich keine Chance. Außerdem habe ich die Warnung von Timo im Ohr: Viel Schnee, mehr als uns lieb sein kann. Wenn ich Pech habe, komme ich dort nicht mehr heraus. Und wenn ich viel Pech habe, gibt der Schnee den angeknacksten, sturmgeschädigten Bäumen den Rest. Ich gehe lieber auf Nummer sicher.

                                                              Es fängt wieder leicht an zu schneien, aber es ist kein schöner Schnee, sondern ein nasser Schneeregen. Gegen 12.00 Uhr erreiche ich mein Minimalziel bei Salmi. Hier kann ich den Radweg 25 nehmen, der zu dem Shelter führt. An der Abzweigung ist ein Supermarkt und ich beschließe, ein wenig zu essen und zu trinken zu kaufen. Es ist ungemütlich und die Radwegstraße macht einen schlechten Eindruck. Sie ist völlig vereist, was nicht schlimm wäre, aber durch das Tauwetter und die Autos sind unangenehme Spurrillen in der Straße. Sie ist nicht geräumt worden. Und sie ist verflucht eng, da passen derzeit noch nicht einmal zwei Autos nebeneinander. Ich beschließe, jemanden zu fragen.



                                                              Im Supermarkt gibt es einen Tisch mit Sahnekuchen, Kaffee und Tee. Man darf sich bedienen und das tue ich gerne. Ich frage ein Ehepaar nach dem Straßenzustand und sie verneinen. Zu eng, zu vereist, zugefährlich. Mist. Ich zahle und verstaue meine Sachen. Mir ist kalt. Die Temperaturen sind um den Gefrierpunkt und alles ist feucht und ungemütlich. Es schneit wieder stärker.

                                                              Ich entscheide mich die Hauptstraße weiter zu fahren. Bis Vihti sind noch 14 km, das wird mein nächstes Minimalziel. Dass ich straßentechnisch gesehen gerade mal 36 km von Helsinki entfernt bin, ignoriere ich. Ich hatte gehofft, ich wäre schon weiter gekommen.

                                                              Die Straße ist weiterhin hügelig und jetzt setzt auch ein wenig Wind ein. Eigentlich ist die Straße sehr schön und abwechslungsreich, aber nicht heute. Ich quere bei Otilampi Bahngleise, ich bin mir aber nicht sicher, ob es dort einen Bahnhof gibt. Es können auch Gütergleise sein. In meinem Bahnbuch steht der Ort nicht.

                                                              Weiter geht es, immer hoch und runter und jeder Blick in Wanderwege an der Straße zeigt mir, dass der Schnee zu hoch ist, um in den Wald zu schieben. Keine Ahnung, wie es weiter gehen soll. Bei Siipoo kommt ein relativ flaches Straßenstück und ich fliege dahin. Dann wird es wieder hügeliger und ich muss ab und zu wieder schieben. Ich könnte mich zwar in einem Kraftakt den Berg hoch quälen, aber ich bin zu Fuß einfach schneller. Ich bringe es auf eine Formel: „20 kg zu viel, 20 Grad zu wenig und der Rollwiderstand von Spikes.“

                                                              Ich sehe mein erstes Elchschild



                                                              und nutze die Gelegenheit, die Straße zu fotografieren.



                                                              Wie man sieht, ist sie frei und sogar der Randstreifen ist zu sehen, so dass ich den Autos und den LKW gut ausweichen kann. Das Problem ist die Berg- und Talfahrt. Bergrunter bremst der Wind und bergauf auch. Da ist es schwierig, mit dem vielen Gepäck ausreichend Schwung zu bekommen. Denn eigentlich ist die Straße ideal.



                                                              Ich entscheide mich, Vihti links liegen zu lassen und den guten Straßenzustand aus zu nutzen.
                                                              Zwischen drin ist die Umgebung auch wirklich schön, und an einigen Stellen gibt es sogar Felsen an den Rändern der Straße. Leider kann ich sie nicht fotografieren, da die Kurven nicht gut ein zu sehen sind. Im Sommer ist es hier bestimmt sehr schön.




                                                              Dann geht die 120 in die Bundesstraße 2 über und ich kriege die Krise. Es muss eine der zentralen Hauptstraßen sein. Sie ist teilweise vierspurig ausgebaut und es ist sehr viel Verkehr. Und der Berufsverkehr fängt auch langsam an, denn die Dämmerung setzt ein.

                                                              Es hilft nichts, hier kann ich nicht stehen bleiben und so gebe ich Gas. Der Schneefall ist wieder zu Regen geworden und die Straße ist gestreut. Jeder überholende LKW übergießt mich mit Schneematsch. Außerdem ist die Straße nicht gerade flach, immerhin aber an den Steigungen jeweils zweispurig, so dass die Autos überholen können. Ich bin nicht mehr ganz so frisch wie am Anfang und muss ab und zu Pausen machen. Aber an Übernachtung ist hier nicht zu denken. Seitenstraßen sind Siedlungsstraßen und Wandergebiete gibt es hier nicht.
                                                              Ein LKW schüttet mir eine Ladung Schneematsch ins Gesicht und ich habe im wahrsten Sinne die Schnauze voll. Ich spüre den Geschmack von Salz. Aber es ist nicht mehr weit, das mobilisiert die Reserven.

                                                              Als es fast dunkel ist, erreiche ich die Tankstelle von Karkkila. Ich überlege, ob ich dort nach dem Shelter frage, aber dann wird es ganz dunkel sein. Ich schiebe also mein Fahrrad in die Seitenstraße hinein, denn laut meiner Karte soll dort eine kleine Straße zum Shelter führen. In der Seitenstraße muss ich wieder schieben. Scharfkantiges Eis befindet sich auf der Straße und die Rillen sind zu gefährlich. Der Bürgersteig ist aber auch nicht viel besser. Er ist nicht geräumt und es ist rutschiger nasser Schnee. Der Rollwiderstand ist hoch und ich brauche Kraft, um das Fahrrad zu bewegen. Aber gleich bin ich ja da.

                                                              Ich sehe schnell, dass ich in einem Industriegebiet bin. Überall sind Einfahrten, aber wo ist die Seitenstraße. Ich müsste schon zu weit sein. Ich sehe ein Geschäft mit Licht und beschließe zu fragen. Es ist eine Zoohandlung.
                                                              Die Verkäuferin sieht mich an, als wäre ich ein Alien und weiß nicht, was ich will. Sie spricht kaum Englisch und von einem Shelter hat sie noch nie etwas gehört. Immerhin holt sie ein Telefonbuch und wie bei uns ist auch dort ein Stadtplan drin. Mich trifft der Schlag. Ich sehe den Radweg, ich ahne den Shelter und ich sehe die Seitenstraße, die ich suche. Nur: Dazwischen ist ein kleiner Fluß und es gibt keine Brücke. Der Shelter ist für Radfahrer und Kanuten. Ich muss erst nach Karkkila reinfahren, dann durch den Ort und auf der anderen Seite zurück. Geschätzt: 6 Kilometer. Und nun?

                                                              Ich beschließe, die Seitenstraße dennoch zu suchen. Als ich mein Fahrrad wieder zurück schiebe, setzt dicker, nasser Schneefall ein. In kürzester Zeit ist der Bürgersteig von einer dicken Schneedecke bedeckt und Schieben wird immer schwieriger. Mir ist kalt und ich muss etwas tun. Ich sehe die Seitenstraße, aber sie ist eng und es geht steil bergab. Zu riskant. Also zurück zur Tankstelle, vielleicht haben die eine Idee. In Karkkila soll es ein Hotel geben.

                                                              Kurz vor der Tankstelle sehe ich noch eine Seitenstraße und dahinter ist Wald. Kurzentschlossen biege ich ein und sehe einen Wendehammer. Es ist der Hof eines Industrieunternehmens und dahinter geht der Wald steil hoch. Auch keine Option. Immerhin ist die Straße festgefahren und ich schiebe ein kleines Stück weiter. Auch hier ist ein Weg und die Bäume sehen gut aus.

                                                              Der Weg entpuppt sich als Zugang zu Häusern. Romantisch leuchtet ein Licht aus einem der Häuser.



                                                              Ich schiebe mein Rad in die Einfahrt und erinnere mich: Mit Zustimmung des Grundeigentümers ist Zelten auch auf Privatgrund möglich.
                                                              Ich gehe zur Haustür. Der Schlüssel steckt. Ich klopfe, aber niemand hört. Ich öffne die erste Glastür und klopfe an der zweiten Tür. Niemand hört. Ich öffne auch die zweite Glastür und klopfe an der dritten Tür. Auf dem Flur sieht man Kinderschuhe und das Haus macht einen netten Eindruck.
                                                              Ein Hund bellt und ich klopfe wieder. Tatsächlich öffnet sich die Tür und ein nett aussehender älterer Mann kommt hervor. Ich vermute, es ist der Opa.
                                                              Er spricht kein Englisch und kein Deutsch. Also male ich mit dem Finger ein Lavuu-Symbol an den Türbalken und einen Baum daneben. Tent, Baum und dann zeige ich mit dem Finger hinter den Holzschuppen. Er versteht nicht. Ich male wieder. Ich, Zelt, Baum, dahinten. Er schaut mich an. Also noch mal. Er schaut mich wieder an. Dann bricht es aus ihm heraus. „Täntsen“! „Täntsen“! Er hat ein undefinierbares Lächeln auf den Lippen. Ich nicke. Male wieder das Zeltsymbol und zeige auf den Wald. „Täntsen!“ „Täntsen!“ und dann nochmal: „Täntsen“. Er dreht sich um, macht die Tür zu und entschwindet im Wohnzimmer. Ich werte das als „ja“.

                                                              Ich verkrümele mich in das Waldstück hinter dem Holzschuppen. Ich finde eine Stelle, die nicht nur gerade ist, sondern auch wenig Schnee aufweist. Wer weiß, welche Mengen da heute noch herunterkommen, denn es schneeregnet immer noch. Ich lege das footprint unter das Zelt, sofort ist es klitschnass. Das Gestänge ebenfalls, wenn es morgen friert, kann das ja heiter werden.

                                                              Als ich mein Zelt aufgebaut habe, schmeiße ich Zelttasche und Rucksack in die Apsis und bin froh, so eine große Apsis zu haben, damit ich die nassen Sachen nicht ins Innenzelt legen muss. Trotz Regenschutz: Alles, auch meine Oberkleidung, ist klitschnass. Ich befreie mein Fahrrad mit der Bürste von dem nassen Schnee, aber die Vorderbremsen werden morgen garantiert eingefroren sein. Die Hinterradbremsen sind geschützter, da sind die Packtaschen davor. Wie gut, dass ich die Packtaschen nicht aufmachen muss, denn auch die Verschlüsse werden morgen vereist sein.



                                                              Ich friere entsetzlich. Der Regen hat ganz Arbeit geleistet. Da ich die Regenjacke ab und zu aufgemacht habe, sind alle Schichten durchnässt und der Regen ist in die Arme gelaufen. Nur die Hosen und die Schuhe sind trocken – meine Event Bergsteigerhose ist unbezahlbar. Die Downmat nimmt mühsam die Luft auf – wie immer beim ersten Aufpumpen, aber sie ist dicht. Immerhin.

                                                              Dann raus aus den Klamotten. Ich ziehe ein frisches T-Shirt, dicke Strümpfe und die Daunenjacke an und trinke warmes Wasser. Schnell noch ein Brot, zum Kochen ist es mir zu nass, ich will in den Schlafsack. Im Schlafsack mümmele ich mein Brot, es krümelt, aber das ist mir egal. Ich zittere vor Kälte. So geht das nicht. Morgen muss ich mir etwas einfallen lassen.

                                                              Das Raubtier leistet ganze Arbeit und bald ist mir warm. Ich verdränge den Gedanken an morgen und schlafe schnell ein. Immerhin bin ich 42 km weit gekommen.
                                                              Zuletzt geändert von Torres; 29.01.2012, 22:32.
                                                              Oha.
                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                                Freak

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                                                                • 16.08.2008
                                                                • 31757
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                Freitag, 13.01.2012

                                                                Helsinki

                                                                Es ist Freitag der Dreizehnte. Ein Glückstag. Oder so.

                                                                In der Nacht hat es geschneit, aber mein Zelt hat wenig abbekommen. So war der Plan. Es ist kälter geworden und alles was nass war, ist jetzt gefroren. Ich beglückwünsche mich, dass ich so klug war, die Spanngurte mit ins Zelt zu nehmen und mache ein paar Fotos.











                                                                Ich beschließe, an der Tankstelle zu frühstücken, sie ist ja nicht weit. Also packe ich und ziehe die eiskalten, steifgefrorenen Klamotten an. Wenn ich mich bewege, wird mir warm werden. Ich befreie das Zelt von den Schneeresten und stelle fest, dass ich vor allem Eis auf dem Zelt habe. Am Übergang zu den Snowflaps haben sich richtig feste Brocken gebildet. Ich drehe die Bürste um und klopfe die Eisklumpen ab. Dann will ich das Zelt abbauen und stelle fest, dass das Gestänge festgefroren ist. War ja klar. Aber ich habe Glück. Mit Krafteinsatz und etwas Drehen bekomme ich es aus den Gestängehaltern heraus. Bei einem Gestänge bleibt zwar nächst das Gestängeende stecken, aber mit etwas Gerüttel kommt es dann doch heraus und ich pfriemele den Knoten und den Nupsi wieder ins Gestänge hinein.

                                                                Ich verabschiede mich lautlos von meinen Gastgebern. Schön ist es hier.



                                                                Dann schiebe ich zur Kreuzung und mich trifft der Schlag. Da ist richtig Schnee herunter gekommen. Der Schneematsch von gestern ist vereist und jede Menge weichgefahrener Neuschnee ist darüber. Die Räumdienste scheinen nicht hinterher zu kommen.

                                                                Mit großen Kraftanstrengungen schiebe ich das Fahrrad über die Hauptstraße zur Tankstelle. Die Autofahrer haben die gleichen Mühen und ich glaube nicht, dass es Einbildung ist, wenn ich schreibe, dass einige ziemlich panisch gucken.
                                                                Vor der Tankstelle steht ein riesiger Pferdeanhänger, es sind vermutlich Rennpferde. Dieses Geschoss auf diesen Straßen. Respekt, meine Damen.

                                                                Ich parke mein Fahrrad vor der Tankstelle auf der Sommerterrasse. Als ich die Tankstelle betrete, gehen alle Köpfe in meine Richtung. Das ist mir noch nie in Finnland passiert. Ich im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ich grüße und finde es schade, dass ich kein Finnisch kann. Ich schlängele mich an einem großen Korb mit Winterhandschuhen vorbei – sie kosten 5,99 Euro. Das ist günstig. Die Bedienung lacht, als sie mich sieht und ich bestelle Buffett. Sie zeigt mir, dass ich mir auch Milch und Saft nehmen kann. Ich bedanke mich. Ich frage sie, ob es hier ein Hotel gibt und sie bejaht. Es ist im Zentrum von Karkkila. Eine gute Nachricht. Shelter oder Hotel. Mal schauen.

                                                                Ich bediene mich an dem reichhaltigen Buffett. Welch ein Luxus. Aber warm wird mit dennoch nicht, die Klamotten sind einfach zu nass.
                                                                Nach dem Essen überquere ich wieder die Straße, auch dies ein Kraftakt. Langsam wandere ich den Radweg Richtung Stadt entlang. Der Schnee ist zwar nicht tief und ich könnte theoretisch fahren, aber ich weiß nicht, was unter dem Schnee ist. So steif gefroren, wie ich bin, möchte ich einen Sturz nicht riskieren.

                                                                Nach gefühlt einer Stunde erreiche ich Karkkila und wir ist etwas wärmer. Trotzdem. So geht das nicht. Ich denke wieder an den Rezeptionsmitarbeiter Timo: Noch mehr Schnee. Und dann bei diesen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Das ist Selbstmord. Ich schiebe tapfer weiter, aber ich weiß, ich habe ein Tief. Unter der Brücke am Ortseingang mache ich halt und studiere die Karte. Hinter Karkkila hören die Radwege an den Straßen auf. Zwar könnte ich hier den Fernradweg 2 ansteuern, der in Porras in den Fernradweg 10 übergeht und nach Hämeenlinna führt. Dort könnte ich dann einen Zug nach Rovaniemi nehmen. Aber das Ganze ist unrealistisch. Zwar gibt es dort eine gute Infrastruktur zum Zelten, nein, ich korrigiere mich: Die perfekte Infrastruktur zum Zelten. Aber es ist zweifelhaft, ob ich das Fahrrad da durch geschoben bekomme. Selbst bei relativ guten Schneeverhältnissen schaffe ich derzeit ca. 8 km pro Tag. Wie weit ist es bis Hämeenlinna? Mindestens 70 km. Das sind acht Tage. Wenn ich durchkomme. Danach ist mein Urlaub vorbei.

                                                                Ich beschließe erst einmal das Hotel zu suchen und dann weiter zu überlegen. Den Shelter finde ich jetzt sowieso nicht. Die Straßenverhältnisse sind gelinde gesagt chaotisch und die Autos rutschen mit durchdrehenden Rädern. Was einen Motorradfahrer mit einer kleinen Enduro allerdings nicht vom Fahren abhält. Glücklich sieht aber auch er nicht aus. Wer aus den Einfahrten oder Seitenstraßen kommt, hat Panik im Blick. Die Finnen halten normalerweise sofort, wenn man sich einem Fußgängerüberweg nähert, aber heute sind sie dankbar, dass ich sie vorbei winke. Ich frage nach dem Hotel und werde weiter gewinkt. Also schieben, schieben, schieben. Die Bürgersteige sind nicht geräumt und ich brauche viel Kraft, um den Pappschnee zu überwinden.

                                                                An einer Kreuzung scheint sich das Ortsende zu nähern. Ich muss fragen. Eine Frau nähert sich und sie wirkt auf mich, als würde sie in einem Büro arbeiten und Englisch sprechen. Sie spricht perfekt englisch und erklärt mir, wo das Hotel ist. Dann überlegt sie und entscheidet sich, mich ein Stück zu begleiten. Ich frage sie nach den Fernradwegen. Sie sagt, nein. Die Räumdienste kommen derzeit nicht hinterher, die kleineren Straßen sind alle zu eng. Ich frage sie nach der direkten Verbindung über Loppi. Das ist die Straße, die sie immer mit dem Auto fahren. Sie rät mir ab. Die Straßen sind derzeit einfach zu eng. Schon wenn sich zwei Autos begegnen, wird es sehr schwierig. Und der Schnee an den Seiten verengt die Straße zusätzlich. Hügelig ist es dort natürlich auch. Schieben wird also äußerst schwierig. Im Winter rechnen die Autos nicht mit Radfahrern. Sie schaut mich bedauernd an.

                                                                In dem Moment kommt ein riesiger Bus auf uns zu und ich sehe den Schriftzug Helsinki. Oh. Ich frage meine Begleiterin nach „public transport“. Sie sagt, sie haben Expressbusse nach Helsinki, aber eine Bahn nach Hämeenlinna gibt es nicht. Mein Gehirn rattert. „Nehmen Busse auch Fahrräder mit?“ „Nein,“ sagt sie. „Da müssten sie schon viel Glück haben.“ „Ein Notfall, sozusagen. Oder Tränen.“, flachse ich. „Ja,“, sagt sie, „so ungefähr“ und grinst. Sie spricht wirklich gut Englisch und sie hat Humor.

                                                                Sie zeigt mir das Hotel und ich biege in die Seitenstraße ein. Die Entscheidung ist gefallen. Definitiv. Ich weiß es schon, aber gebe es nicht zu. Das Hotel ist geschlossen und macht einen puristischen Eindruck und sieht eher wie eine Disco aus. Ich frage ein junges Mädchen und sie sagt, ich solle die Nummer anrufen, die an der Tür angeschlagen ist, dann machen die das Hotel auf. Toll. Ein leeres Hotel in einem verlorenen Ort. Mach ich das jetzt oder nicht. Und damit meine ich nicht das Hotel. Wie immer, wenn ich ein Zeichen erhalten habe, verspüre ich ein lustiges Ziehen in der Magengegend, eine Art von freudiger Erwartung. Ich mache es. Dann bin ich eben ein softegg. Aber ich habe Urlaub und kann tun, was ich will. Das Hotel läuft nicht weg. Ich wende und biege in die Seitenstraße ein, aus der der Bus gekommen ist. Irgendwie sieht es hier plötzlich viel netter aus. Eine ältere Frau kommt mir entgegen und ich frage sie nach dem Bus. Das letzte Mal, dass sie englisch gesprochen hat, muss Jahre her sein und sie braucht sehr sehr lange, bis sie die einzelnen Worte erinnert. Geradeaus und irgendwie in der Nähe der Kirche. Ich schiebe weiter und dann sehe ich auch schon den Busparkplatz. Nun bin ich ja mal gespannt.

                                                                Am Busbahnhof gibt es ein Postbüro und ich trete ein.



                                                                Ein gut genährter junger Mann sitzt im Büro und als er mich sieht, ist er starr vor Staunen. Ich frage ihn, ob es einen Bus nach Helsinki gibt, der Fahrräder mitnehmen könnte. Dies ist ein Notfall, ich komme nicht mehr weiter. Er gräbt sein Englisch aus und entschuldigt sich ein paar Mal, dass er so schlecht Englisch spricht, dabei spricht er eigentlich ganz gut. Es gibt zwei Busse nach Helsinki. Einen normalen und der Expressbuss. Sie fahren aber erst in einer Stunde, also gegen 13.00 Uhr. Das ist mir völlig egal. Hauptsache, irgendein Bus nimmt das Fahrrad mit. Mir ist klar, es ist Freitag, die Busse werden voll sein. Das sagt er auch. Aber in seinen Augen ist ein kleines Glimmen. Endlich mal was los, hier in diesem Kaff, sagen sie. Und er ist im Mittelpunkt des Geschehens. Er kann sein Glück nicht fassen.







                                                                Der erste Bus kann mich nicht mitnehmen. Er hat keinen Platz. Kaum sind die Päckchen ausgetauscht, gibt er wieder Gas. Alle Busse haben heute Verspätung. Dann kommt der Expressbuss. Der Fahrer taxiert mich und dann geht alles ganz schnell. Der Bus ist ein Reisebus, es ist der Zubringerbus zum Flughafen Helsinki. Der Fahrer ist spät dran und räumt in unglaublicher Geschwindigkeit die Koffer von einem Gepäckfach in das andere. Ich lade das Fahrrad ab, ebenfalls in unglaublicher Geschwindigkeit. Schwupss, ist das Fahrrad im Bus. Die Packtaschen auch. Die Frau aus dem Bus nimmt mir den Rucksack weg und verstaut ihn ebenfalls, der Fahrer schließt das Abteil und die Frau schiebt mich in den Bus. Ich will bezahlen, sie schüttelt den Kopf und der Bus setzt sich in Bewegung. Was habe ich getan! Ich fahre Bus! Aber es fühlt sich verdammt gut an! Morgen kaufe ich mir eine Zugfahrtkarte nach Rovaniemi. Der Bus kostet 21.00 Euro, aber das ist es mir wert.

                                                                Der Bus fährt die Bundesstraße 2 entlang und ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie lange ich für diese Strecke gebraucht habe. Heute hätte ich hier nicht mehr fahren können. Die Randstreifen sind völlig vereist und man hört das Schaben an den Reifen.



                                                                Nach ungefähr einer Stunde erreicht der Bus Helsinki und ich sehe die Brücke, auf der ich die Fahrradbrille verloren haben. Das Bild dazu ist also heute entstanden. Dann geht es Richtung Zentrum.



                                                                Der Bus hält im unterirdischen Busbahnhof und mit Mühe belade ich mein Fahrrad wieder, da ich es nicht richtig anlehnen kann. Ein anderer Bus kommt, ich jongliere mit meinem Gepäck, damit der Fahrer das Gepäckabteil öffnen kann, aber irgendwie geht es. Dann finde ich den Aufzug und weiß sofort, wo ich bin. Jeder Umweg hat eben seinen Sinn.

                                                                Ich schiebe das Rad zum Bahnhof und lehne es an der Touristik Information an. Ich weiß, dass es in Helsinki Jugendherbergen gibt, die geöffnet sind und frage. Die Dame hinter dem Schalter ist nicht gerade erfreut. Sie kennt wohl das Hostel-Klientel zur Genüge. Gelangweilt sagt sie: „Wenn ich da anrufen soll, kostet das 8 Euro.“ und weiß die Antwort schon. Mir ist das Geld sowas von egal, ich will endlich aus den nassen Klamotten raus und wissen, wo ich heute abend bleibe. Ich habe keine Lust, dort hin zu laufen und das Hostel hat keine Zimmer mehr. Sie schaut mich verwundert an und dann reserviert sie mir ein Zimmer. Sie empfiehlt das Euro Hostel und ich nicke sofort. Es ist erstens am günstigsten und zweitens interessant gelegen. Auf das Hostel am Stadion habe ich keine Lust. Ich buche ein Einzelzimmer, da ich keine Lust habe, meine Ausrüstung in einem 12-Bett-Zimmer zu trocknen. Ich habe einen Jugendherbergsausweis und kann ihn endlich mal benutzen. Er bringt 10 Prozent. Trotzdem kostet das Zimmer 45 Euro. Aber ich kenne die Hotelpreise in Hamburg. Ich schätze, damit komme ich verdammt gut weg.

                                                                Es ist kalt geworden. Der Schnee ist gefroren und die Straßen sind geräumt. Endlich wird mir wieder warm. Ich könnte durchaus Fahrrad fahren, aber ich muss anhand des Stadtplanes die Straßen finden und das geht zu Fuß besser. Als ich die lutherische Kirche sehe, geht mir das Herz auf. Natur und Kultur. Das gefällt mir. Vielleicht ist Helsinki doch ganz schön und eine Besichtigung wert? Wenn man schon mal hier ist!







                                                                Das Hostel ist nicht weit von Anleger der Silja Line entfernt und als sich ein beleuchtetes Fährschiff langsam in den Hafen schiebt, weiß ich, dass meine Entscheidung richtig war. Es geht doch nichts über eine Hafenstadt. Und einen Moment lang überkommt mich die Sehnsucht nach dem Meer.

                                                                Die Frauen an der Rezeption sind unglaublich nett und ich checke ein. Einen Fahrradparkplatz gibt es leider nicht und ich kette mein Fahrrad hinter dem Haus auf der Terrasse an den Zaun. Der Schnee ist hier erstaunlich hoch und ich brauche etwas Geschick, obwohl es nicht beladen ist. Außerdem ist es glatt.

                                                                Das Hostel hat einen Fahrstuhl und ich bin erleichtert. Mein Gepäck ist schwer genug. Keine Lust, es in den 5. Stock zu transportieren. Ich drücke auf den Knopf des Fahrstuhls und es passiert nichts. Ich drücke wieder. Der Fahrstuhl ist da. Aber die Tür geht nicht auf. Ein Asiate kommt und macht die Tür auf und ich staune. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Fahrstuhl gesehen, wo man die Tür von Hand auf ziehen muss. Und die Tür ist schwer! Ich halte die Tür fest und balanciere mein Gepäck hinein, ein Kraftakt. Dann geht es endlich nach oben. Im Aufzug hängt die Werbung für die Serena und nun sehe ich erst einmal, was für ein riesiger Wasserpark sich dort befindet. Ich schmunzele. Da war ich schon.

                                                                Das Zimmer ist nicht gerade ein innenarchitektonisches Meisterwerk und eine Dusche oder Toilette suche ich vergebens.



                                                                Immerhin sind die Waschräume frisch renoviert und sehr einladend. Auch eine Küche gibt es. Eine ältere Finnin ist auch gerade bei Inspizieren der Räumlichkeiten und wir kommen ins Gespräch. Sie ist auf ein Familienfest eingeladen und das erste Mal in einem Hostel. Sie ist auch nicht begeistert, aber es ist eben günstig. Sie empfiehlt mir morgen zu frühstücken. Allein für einen Kaffee zahlt man in Helsinki so viel wie hier für ein ganzes Frühstück.

                                                                Ich packe das Zelt aus (erst das Pferd, dann der Reiter...) und dann ziehe mich mir meine Reservebekleidung an. Alles andere wird zum Trocknen im Zimmer verteilt. Das blanke Chaos. Ich stelle den Fernseher an, um den Wetterbericht zu checken. Zu meinem großen Erstaunen stelle ich fest, dass ich Internet übers Fernsehen habe. Als Schnellinfo gehe ich auf Videotext (Seite 190, YLE). Dort sind immer 3 Seiten Nachrichten und der Wetterbericht auf Englisch eingestellt. Es soll schneien.

                                                                In der Küche mache ich mir mein Tütenfutter warm. Ich gestehe der ODS Hotline, wo ich bin und sie muntert mich auf und empfiehlt mir Chouchens Reisebericht Rennradschieben auf den Inseln.

                                                                Ich schlafe tief und fest.

                                                                Am nächsten Morgen – dies sei vorweg genommen, - lese ich auf Seite zwei des meist politisch ausgerichteten englischen Videotextes folgende Nachricht:

                                                                Nasser Schnee erzeugt neuerliche Stromausfälle
                                                                Tausende Haushalte in vielen Teilen Süd- und Zentralfinnlands sind erneut ohne Strom. Nasser Schnee ist auf die Bäume und Strommasten gefallen und hat den Stromausfall verursacht. Freitag morgen sind noch 20.000 Haushalte betroffen.
                                                                Es wird vor schlechten und sogar dramatischen Straßenbedingungen gewarnt.
                                                                Zuletzt geändert von Torres; 28.01.2012, 11:34.
                                                                Oha.
                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                                                  Dauerbesucher
                                                                  • 22.07.2008
                                                                  • 777
                                                                  • Privat


                                                                  #33
                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                  Schöner ausführlicher Bericht. Ich kann deine Leiden gur verstehen, denn ich möchte bei diesen Umständen keine Tour machen. Es war auf jeden Fall ein guter Entscheid, am Freitag den 13. im Hotel zu übernachten und nicht im Wald, wo teilweise sehr viele Bäume umgestürzt sind. Wir hatten auf dem Lande ja während Stunden keinen Strom und viele mussten mehr als eine Woche warten, bis sie wieder an das Stromnetz angeschlossen waren.
                                                                  Bin schon gespannt, wie es weiter geht.

                                                                  Kommentar


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                                                                    Fuchs
                                                                    • 07.08.2006
                                                                    • 1745


                                                                    #34
                                                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                    Deine Bilder und Worte vermitteln absolut genial wie heimelig, einladend und kuschelig Südfinnland Anfang Jänner doch sein kann
                                                                    Ich habe keine grossen Ambitionen. Still sitze ich und betrachte wohlgemut das Gewimmel der Welt.
                                                                    Ich benötige nur so viel, wie ich mir ohne Anstrengung und Demütigung beschaffen kann. (György Bálint)

                                                                    Kommentar


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                                                                      Freak

                                                                      Liebt das Forum
                                                                      • 16.08.2008
                                                                      • 31757
                                                                      • Privat


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                                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                      nicht im Wald, wo teilweise sehr viele Bäume umgestürzt sind.
                                                                      Genau das war auch meine Angst im Hinterkopf. Ich habe zuviele Bäume gesehen, die unter Spannung standen und ich hätte nicht dafür garantieren mögen, dass die Shelter sicher sind. Danke für Deine Bestätigung.

                                                                      Auch den Garten hatte ich mir unter dem Gesichtspunkt sehr genau angeschaut und daher die schneelose Stelle gewählt.
                                                                      Oha.
                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                      Kommentar


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                                                                        Freak

                                                                        Liebt das Forum
                                                                        • 07.04.2008
                                                                        • 20009
                                                                        • Privat


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                                                                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                        Sehr hüsch, torres!
                                                                        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

                                                                        Kommentar


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                                                                          Freak

                                                                          Liebt das Forum
                                                                          • 16.08.2008
                                                                          • 31757
                                                                          • Privat


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                                                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                          Samstag, den 14.01.2012

                                                                          Am Morgen frühstücke ich im Hostel. Es kostet 8 Euro und ist zwar nicht luxuriös, aber ausreichend. Es gibt Müsli, Porridge, Eier und Würstchen sowie Aufschnitt und verschiedene Marmeladen. Das ist okay, auch wenn ich vom Hotel Serena doch etwas verwöhnt bin. Ich verlängere meinen Aufenthalt bis Montag.

                                                                          Die Dame von gestern frühstückt auch und wir kommen ins Gespräch. Sie hat schlecht geschlafen, da ein paar Jugendliche nachts lärmend nach Hause gekommen sind. Ich habe nichts gehört. Normalerweise schläft sie bei Verwandten, wenn sie in Helsinki ist. Diesmal geht es allerdings um eine Geburtstagsfeier von der das Geburtstagskind nichts weiß. Es weiß nur, dass es mir ihrem Mann essen geht und dann werden plötzlich alle Freunde und Verwandten hin zu kommen. Wir kommen ein wenig ins Gespräch und sie erzählt mir, dass im letzten Jahr so viel Schnee gefallen ist, dass es für die Finnen richtig teuer wurde. Sie selbst hat genug Platz auf dem Grundstück, aber andere hatten keinen. Die Städte haben dann Container vor die Häuser gestellt und den Schnee abgefahren. Das war teuer, denn Schnee gilt als Sondermüll und muss fachgerecht entsorgt werden. Jeder Container musste von den Anwohnern bezahlt werden. Ich staune.

                                                                          Auf der Straße sind angenehme – 7 Grad und ich laufe zum Bahnhof. Es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint. Rodelwetter.



                                                                          Ich stoppe die Zeit, damit ich weiß, wie lange ich am Montag zum Bahnhof brauchen werde. Viele Russen sind in der Stadt, während die Finnen einkaufen gehen. Es ist Samstag.

                                                                          Wieder fasziniert mich die Kirche.





                                                                          Und dann bin ich am Bahnhof. Ich brauche also 30 Minuten. Ich gehe zum Ticketschalter und ziehe eine Nummer. Es sind noch über 30 Personen vor mir.



                                                                          Der Ticketverkäufer wirkt abgestumpft. Keiner einfacher Job tagaus, tagein. Als ich mein Anliegen schildere, zeigt er ein ganz leichtes Lächeln, dass sich auf sein Inneres überträgt. Mit dem Fahrrad nach Rovaniemi. Das kriegen wir hin. Ich bekomme einen Platz für mein Fahrrad und für mich. Montag, 9.58 Uhr geht es nach Rovaniemi.

                                                                          Als ich den Bahnhof verlasse, bin ich ein wenig euphorisch. Dabei weiß ich noch gar nicht, dass ich mir eine Karte ins Glück gekauft habe. Aber Gedanke, auch mal nach Lappland zu kommen, gefällt mir. Und der Gedanke an einen Stammtisch mit Luminous, mit dem ich in Kontakt stehe, auch. Er wird heute nacht im Tarp übernachten. Ein bisschen beneide ich ihn. Er wird nicht dieses matschige weiße Zeug haben, was die letzten Tage herunter gekommen ist. Und schließlich: Wer weiß, ob ich noch einmal nach Finnland komme. Das passt schon alles.

                                                                          Entspannt verlasse ich den Bahnhof und schaue den Kindern beim Schlittschuhfahren zu.



                                                                          Aus dem Lautsprecher ertönt Jodelmusik.





                                                                          Outdoor in the City.
                                                                          Dann laufe ich ein wenig herum. Bei Stockmanns kaufe ich ein paar Lebensmittel und bin völlig geplättet. Ich kenne ja das Alsterhaus, aber die Lebensmittelabteilung von Stockmanns haut mich von den Socken. Was für ein Angebot. Was für eine Vielfalt. Das übertrifft französische Supermärkte bei weitem.

                                                                          Ich stromere noch ein wenig auf der unteren Etage herum und mache mir den Spaß mal zu schauen, mit welchen Outdoorjacken man hier so beim Einkaufen herum läuft. Die meisten Jacken sind zwar Outdoor, aber no name. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man doch das eine oder andere logo. Canada goose gewinnt.

                                                                          Ich schaue mir ein paar Geschäfte an und befingere in einem Outdoorgeschäft die Neo Air Winter. Dann überlege ich, ob ich noch mal zum Anfang meiner Reise laufe, aber ich entscheide mich dagegen. Man soll Erinnerungen nicht verdecken.
                                                                          Auf Ausstellungen oder Kirchenbesichtigungen habe ich keine Lust. Das Wetter ist viel zu schön. So laufe ich ein wenig durch die Wohnstraßen und Parkanlagen und genieße das Sonnenwetter. Fröhliche Menschen mit Rodelschlitten und glückliche Kinder mit roten Bäckchen begegnen mir. Auch einige Fahrradfahrer sehe ich. Tatsächlich sind die Radwege hier optimal. Aber da man zu Fuß viel mehr sieht, wandere ich lieber.

                                                                          Irgendwann nähere ich mich dem Traditionshafen und muss lächeln, als ich im Schaufenster einer Galerie Schuhe sehe. Ich denke an den letzten ODS-Fotowettbewerb und mache für Stephan Kiste ein Bild. Outdoor in the City.



                                                                          Dann schlendere ich am Traditionshafen entlang.






                                                                          Die Sonne geht langsam unter und spielt mit den Farben.







                                                                          Und dann mache ich ein Bild von den finnischen Ampeln, die mich am Anfang in den Wahnsinn trieben. Sie geben rhytmische Tonsignale. Tok Tok Tok Tok Tok und dann plötzlich toktoktoktoktok. Als stände jemand mit einem Gewehr hinter einem. Man hat kaum die Straße betreten, schon wird man zu Eile angehalten. Die ist allerdings nötig, denn die Ampel springen in Helsinki an manchen Stellen sehr schnell um. Bei Schnee und Eis verliert man.



                                                                          Ich laufe noch ein wenig am Fährhafen entlang und werde wieder einmal fast von einem Schneepflug geräumt, der auf dem Bürgersteig herumturnt. Jetzt werden die Nebenstraßen von Schnee befreit. Ich laufe langsam, denn ich genieße den Moment aus vollen Zügen.




                                                                          Ich koche mir wieder meine Fertiggerichte in der Küche. Das Zeug muss langsam weg, soviel Tage in der Wildnis sind nicht mehr zu erwarten. Ich reserviere ein Zimmer in Rovaniemi für zwei Tage. Hostel Rudolf. Noch teurer. Den Schlüssel gibt es beim Hotel Santa Claus.

                                                                          Dann mache ich noch ein Bild aus dem Fenster.



                                                                          Und beschließe den Abend mit „tiefem Nachdenken“.
                                                                          Ist es wirklich die richtige Entscheidung, die ich getroffen habe? Realismus wechselt sich ab mit dem Outdoorerherzen. Einerseits: Zelten bei Minustemperaturen macht wirklich Spaß. Andererseits: Was nützt mir das Schlafen im Zelt, wenn ich nicht voran komme. An einer schönen Stelle zu zelten ist ja schön. Aber dann lediglich tagsüber in Kreisen um das Zelt herum zu laufen, um warm zu bleiben, bringt ja wohl auch nichts. Dazu ist dieser Urlaub zu teuer.

                                                                          Mal sehen, was mich in Rovaniemi erwartet.
                                                                          Zuletzt geändert von Torres; 28.01.2012, 15:40.
                                                                          Oha.
                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                          Kommentar


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                                                                            Freak

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                                                                            • 31757
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                            Sonnstag, 15.01.2012

                                                                            Es schneit. Der Himmel ist bedeckt. Es ist Sonntagswetter.

                                                                            Ich mache etwas ganz Fürchterliches. Ich bleibe im Bett und surfe. Anonym natürlich. Auf der ODS Seite. Outdoor in the City.

                                                                            Ich lese Reiseberichte und Winterfragen. Ich lese von kaputten Fahrradmänteln und -schläuchen, einem unter der Schneelast zusammenbrechenden Nammatj und von Nasenängsten bei – 15 Grad. „Leg Dich in den Sack und gut ist“ (Buck.Mod) wird mein Ausspruch des Tages. Mein Selbstbewusstsein ist wieder in Ordnung. Andere kommen auch nicht besser klar.

                                                                            Ich stelle noch ein paar Recherchen an und programmiere die Nummer vom Hostel, die Nummer von Finnlines und die Nummer des Campingplatzes in Helsinki ein. Er liegt strategisch günstig in Richtung Fähre. Kurz hatte ich ihn am Freitag auch im Fokus gehabt, aber von dort kommt man ja nur umständlich zum Bahnhof. Das Hostel war die bessere Wahl.

                                                                            Ich stelle meine Ausrüstung auf den Prüfstand und schmeiße ein paar Sachen weg. Ich brauche keine Rolle Mülltüten. Weg mit dem Tape, das klebt hier sowieso nicht. Es sind vielleicht rund 500 Gramm, die dem Ausmisten zum Opfer fallen. Aber ich kann nun platzsparender packen und die Futtertüte im Rucksack verstauen. Schließlich gilt es morgen gerüstet zu sein, falls ich schnell abladen oder beladen muss.
                                                                            Zuletzt geändert von Torres; 28.01.2012, 15:41.
                                                                            Oha.
                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                            Kommentar


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                                                                              Erfahren
                                                                              • 17.04.2008
                                                                              • 290
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                              Schöner Reisebericht.

                                                                              Ich fahr ja auch viel Rad, aber Finnland im Januar find ich auch grenzwertig.
                                                                              Respekt.

                                                                              Bin auf die kommenden Tage gespannt.

                                                                              Sir_Hawk

                                                                              Kommentar


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                                                                                • 16.08.2008
                                                                                • 31757
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                Montag, den 16.01.2012

                                                                                Rovaniemi

                                                                                Ich stehe um 6 Uhr auf, dusche und packe die letzten Kleinigkeiten. Ich bin angespannt. Bloß nicht den Zug verpassen. War es wirklich eine gute Idee nach Lappland zu fahren? Ich bezweifele, dass ich dort Fahrrad fahren kann. Aber nach Hause zu fahren ist auch keine Option. Egal. Die Entscheidung ist gefallen.

                                                                                Ich frühstücke und hole mein Fahrrad aus dem Hinterhof. Es sind angenehme – 7 Grad und die Straßen sind frei. Als ich fertig bin mit dem Beladen ist es halb neun. Ich schiebe mein Fahrrad den gewohnten Weg entlang und fühle mich ein wenig heimisch. Vorbei an den Kirchen, die Nobeleinkaufsstraße entlang und dann zum Bahnhof. Die Berufstätigen huschen die Straßen entlang.

                                                                                Am Zeitungsstand ist nicht viel los und ich komme mit dem Fahrrad gut an die Kasse. Es gibt nur zwei deutsche Zeitungen und ich kaufe sie. FAZ und ZEIT. Ich komme mit der Zeitungsverkäuferin ins Gespräch und sie findet meine Reise mutig. Ich auch. Sie wundert sich, dass ich alleine unterwegs bin und ich erkläre ihr, dass man so etwas nur alleine machen kann. Zu zweit wäre zwar einfacher, aber wer macht schon so etwas. Sie lacht.

                                                                                Ich schaue mir die Menschen an, die aus den Vorortzügen steigen. Alle haben Daunenjacken oder Winterjacken an, aber kaum jemand Jacken mit Logo. Dann kommt endlich mal wieder Canada Goose. Es ist wieder ein sehr junges Mädchen. Dann sehe ich doch noch eine JW Jacke – die erste und letzte dieser Tour. Luminous wird später erzählen, dann man auf Skandinavientouren anhand der Marken die Herkunft der Wanderer erraten kann. JW ist mit ziemlicher Sicherheit Deutschland, Finnland ist Halti.

                                                                                Der Zug läuft ein und ich habe genug Zeit, um ein zu steigen. Wagen 3 ist das Fahrradabteil, es ist der rote Waggon.



                                                                                Die Fahrradaufhängung erschließt sich mir nicht sofort, aber dann sehe ich die Anleitung und es klappt.





                                                                                Ich wundere mich über den Geldschlitz, in den man 50 cent einwerfen soll. Wozu? Erst am Ende der Fahrt begreife ich, dass man damit den Greifarm arretieren und das Fahrrad abschließen kann.

                                                                                Pünktlich setzt sich der Zug in Bewegung. 10 Stunden Zugfahrt liegen vor mir. Ich sehe mir die chaotischen Straßenverhältnisse aus sicherer Entfernung an und fühle mich gut. Aus dem Zug sieht zwar alles ganz einfach aus. Das bisschen Schnee. Aber ich kenne die Verhältnisse vom Fahrrad aus. Das macht bescheiden.

                                                                                In Hämeenlinna fotografiere ich den Bahnhof. Das wird von jetzt an meine Lieblingsbeschäftigung: Bahnhöfe durch die Scheibe zu fotografieren.



                                                                                Ab und zu sind dann auch mal ein paar Landschaftsbilder dabei:







                                                                                Aber schnell wird mir klar, wie abwechslungsreich Zugfahren in Finnland ist: Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Feld, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Feld, Feld, Haus, Feld, Haus, Feld, Baum, Feld, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum, Baum. Das ganze kann man sich dann auch noch im Takt der Räder vorstellen. Und bei Schnee. Kurz: Zeitung lesen ist keine Verschwendung.

                                                                                Dafür gibt es anderes zu entdecken. Auf den Toiletten gibt es Kindertoiletten.



                                                                                Zwischen den Waggons gibt es Schnee.



                                                                                Der Speisewagen ist gemütlich.



                                                                                Und das Essen völlig okay.





                                                                                Je weiter nördlich der Zug fährt, desto mehr Schnee ist vorhanden.









                                                                                Und Eis. Die Räder der Züge sind völlig vereist. Ich erschrecke mich jedes Mal zu Tode, wenn wieder ein Eisbrocken zur Seite fliegt. Eine Frau steigt ein, die Deutsch spricht. Sie hat in Deutschland gelebt und liebt die Wärme. Wir unterhalten uns. In Rovaniemi liegt viel Schnee. Sie macht mir wenig Hoffnung, dass ich meine Tour fortsetzen kann.

                                                                                Und schließlich bin ich in Rovaniemi.



                                                                                In Rovaniemi herrscht eine wunderbare trockene Kälte und der Schnee knirscht unter den Füßen. Nachdem ich die richtige Straße gefunden habe, fahre ich mit dem Fahrrad los. Als ich gerade so schön in Schwung bin, fällt mir ein, dass ich vielleicht mal schauen sollte, wo ich eigentlich bin. Ich halte eine Joggerin an und sie verweist auf das Licht am Ende der Seitenstraße auf der anderen Straßenseite.

                                                                                Ich biege in die gezeigte Straße ein und es gefällt mir, was ich hier sehe. Die Beleuchtung. Die Menschen auf der Straße. Die Infrastruktur.

                                                                                Ich komme am Lordi Square heraus und sehe das Hotel. Die Dame an der Rezeption des Hotels ist sehr freundlich und händigt mir die Schlüsselkarten aus. Das Zimmer im Hostel kostet inklusive Rabatt 54,50 Euro die Nacht. Viel, aber nicht für Rovaniemi. Für 11,00 Euro kann ich im Hotel frühstücken. Sie schaut mein Fahrrad an und empfiehlt mir, es mit ins Hostelinnere zu nehmen. Ich frage sie, wie in Lappland derzeit die Straßen aussehen. Sie schüttelt den Kopf. Hier in der Stadt ist Fahrradfahren kein Problem, aber die Landstraßen sind ein Problem. Ich glaube ihr.

                                                                                Trotzdem bin ich guter Dinge, als ich mein Fahrrad zum Hostel schiebe. Als ich die Eingangstür öffne, sehe ich, dass es einen Fahrstuhl gibt. Ich lade ab und tatsächlich passt mein Fahrrad in den Fahrstuhl. Knapp, aber es reicht. Ich packe die Packtaschen dazu und schon geht es in den dritten Stock. Das Zimmer hat Dusche und Toilette. Das Fahrrad kommt mitten in den Raum.

                                                                                Ich schaue aus dem Fenster und habe einen weiten Blick über die Stadt. Was will man mehr. Ab heute bin ich Touri. Füße hochlegen und Urlaub machen.
                                                                                Oha.
                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 31757
                                                                                  • Privat


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                                                                                  17.01.2012

                                                                                  Das Treffen mit Luminous hat gestern nicht geklappt. Wir verabreden uns um 20.30 Uhr am Lordi Square. Hoffentlich weiß ich noch, wie er aussieht.

                                                                                  Es ist wunderbar kalt draußen und mir ist warm. Der Himmel in Lappland sieht anders aus und ich kann mich nicht satt sehen. Die Sonne macht Anstalten, die Wolken zu durch dringen.





                                                                                  Ich gehe in Richtung Innenstadt zum Hotel. Das Frühstück ist sensationell. Ich denke an deutsches Hotelfrühstück mit abgepackter Marmelade und einer Scheibe Käse und einer Scheibe Wurst. „Leben wie Gott in Finnland“ ist besser.

                                                                                  Ich tätige eine Zimmervorreservierung. Mir gefällt es hier. Zunächst muss ich aber erst die Zugfahrtkarte besorgen. Auf dem Weg zum Bahnhof besuche ich die Touristik Info und besorge mir einen Ortsplan. Ich frage nach den Straßen und auch sie sagen: Das geht nicht. Dann mache ich einen Abstecher in einen Laden mit finnischen Souvenirs. Ein schöner Laden und schnell komme ich mit der Dame ins Gespräch. Sie sagt: Es geht nicht.

                                                                                  Gut. Ich habe es verstanden. Das Fahrrad bleibt im Zimmer. Ich gehe zum Bahnhof. Fast übersehe ich etwas Wichtiges, aber im letzten Moment sehe ich sie doch und mache Bilder für Pfad-Finder.





                                                                                  Die Zugfahrtkarte ist schnell gekauft. Ich bekomme wieder den gleichen Wagen, den gleichen Stellplatz und den gleichen Sitzplatz.

                                                                                  Auf dem Rückweg staune ich über die Schneemauern.




                                                                                  Ich präge mir den Weg zum Hostel ein.



                                                                                  Eine Schönheit ist der Bau wirklich nicht. Aber effektiv.



                                                                                  Da sieht die Seitenstraße schon besser aus.




                                                                                  Dann gehe ich zurück zum Hotel und bezahle das Zimmer. Im Zentrum sind Wahlkampfstände aufgebaut. Es ist Präsidentenwahl und ich bekomme eine heiße Wurst geschenkt. Es wird dem Kandidaten aber nichts nutzen. Er verpasst die Stichwahl.



                                                                                  In einem Reisebüro buche ich die Fähre zurück nach Deutschland. Ich entscheide mich für die Fähre Helsinki – Rostock. Sie fährt über Gdynia und ist erst am Donnerstag morgen in Deutschland. Die Direktverbindung nach Travemünde kommt einen Tag eher um 20.30 Uhr an, aber wer weiß, ob dann noch ein Zug fährt.

                                                                                  Ich stromere ein bißchen herum und schaue mir den Ort an. Die Luft ist wunderbar und mir ist warm.







                                                                                  Bis zum Treffen mit Marc ist noch Zeit und ich koche mir in der Hostelküche etwas zu Essen. Aber schon bald zieht es mich wieder hinaus.

                                                                                  Vor dem Supermarkt parken Pulka und Hund.






                                                                                  Wieder gehe ich am Lordi Square vorbei






                                                                                  und von dort runter an den Fluss. Am Fluss ist die Landschaft märchenhaft schön und ich gehe spazieren.












                                                                                  Die Luft ist voller glitzernder Pünktchen, aber auf den Fotos sieht man es nicht.



                                                                                  Und immer wieder zieht mich die Brücke magisch an. Ich beobachte den Nebel, der vom Fluss herauf steigt und die Lichter, die sich im Abendhimmel ausbreiten.








                                                                                  Dann treffe ich mich mit Luminous im Hemingway´s. Der erste Nordlichterstammtisch in Rovaniemi hat stattgefunden.
                                                                                  Als ich bei – 15 Grad zurück zum Hostel laufe und der Schnee unter meinen Füßen knirscht, freue ich mich auf die nächsten Tage.





                                                                                  In der Nacht wache ich auf, weil mein Zimmer so hell ist. Die Lichter färben die Wolken rötlich.

                                                                                  Zuletzt geändert von Torres; 28.01.2012, 18:38.
                                                                                  Oha.
                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    • 31757
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                                                                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                    18.01.2012

                                                                                    Gegen acht Uhr wache ich auf. Vor meinem Fenster spielen Kinder an der Bushaltestelle und der Himmel sieht wunderbar kitschig aus.





                                                                                    Ich bin gespannt, wann die Bushaltestelle nicht mehr zu sehen ist.



                                                                                    Ich gehe im Hotel frühstücken und mache auf Wunsch ein paar Bilder.










                                                                                    Es sind immer noch ein paar russische Familien da und die Kinder benehmen sich auffällig. Ich bin hundemüde und beschließe, meine Fahrradtour zum Arctic Circle zu verschieben. Ich befürchte, auf dem Fahrrad ein zu schlafen.

                                                                                    Ich statte dem Souvenirgeschäft einen weiteren Besuch ab und stocke meine Bestände an Mitbringseln auf. Wieder kommen wir ins Gespräch und unterhalten uns lange. Ich habe keinen Plan, was ich heute machen will und kaufe mir erst einmal eine dickere Mütze. Mit Sturmhaube fühle ich mich in der Innenstadt leicht overdressed. Die meisten Mützen mit Polyesterpelz sind Russian Style und ich sehe aus, als wäre ich Türsteher in einer Disco. Dann lieber doch etwas Outdooriges. Es wird Fjällräven. Outdoor in the City.

                                                                                    Dann gehe ich erst einmal in Richtung Brücke, um die Eiskristalle zu fotografieren.



                                                                                    Aber so weit komme ich nicht. An einer Bushaltestelle klettert ein Kind auf einen riesigen Schneeberg und kommt nicht mehr runter. Die Mutter schimpft. Und während sie schimpft, denke ich: Die Sprache verstehe ich ja. Es ist französisch. Ich kombiniere scharf: Wenn in Finnland jemand französisch mit seinem Kind spricht, muss es sich um Franzosen handeln. Und was machen Franzosen in Rovaniemi? Sie besuchen den Weihnachtsmann.
                                                                                    Tatsächlich befinde ich mich an der Bushaltestelle zum Arctic Circle. Laut Fahrplan kommt er in vor 5 Minuten. Also jetzt. Einsteigen? Der Bus hält und da ich ein Herdentier bin, ich steige ein. 7,00 Euro hin und zurück. Warum eigentlich nicht.

                                                                                    Die Fahrt ist aufschlussreich. Die Radwege sind Bobbahnen. Links eine Wand aus Schnee, rechts eine Wand aus Schnee und in der Mitte die Fahrbahn. Sehr abwechslungsreich.
                                                                                    Ein Radfahrer hat sich auf die Straße gewagt und der Bus fährt so knapp an ihm vorbei, dass mir vom Zusehen schlecht wird. Hier hilft wohl nur ein Sprung in den Schneewall. Ne danke, ich habe schon.

                                                                                    Der Bus hält am Arctic Circle und spuckt die Fahrgäste aus. Ich fotografiere einen Baum, um mich für die Eindrücke zu rüsten.



                                                                                    Das ist auch bitter nötig. Denn der Eingang führt mitten in einen Souvenirladen. Alles, was das internationale Souvenirbusiness aufweisen kann, ist da. Auch ich kann mich dem Konsumdruck nicht verweigern und kaufe Aufkleber für mein Fahrrad. Dann wanke ich weiter. Nebenan ist ein Souvenirladen. Er wird von einem Souvenirladen abgelöst, dem ein Messerladen folgt. Immerhin. Marttini heißt die Marke und es ist ein Unternehmen aus Rovaniemi. Allerdings sind die meisten Messer mittlerweile aus China, wie ich in meinem Laden in Rovaniemi erfahren habe. Es folgt wieder ein Souvenirladen und ein Souvenirladen und es wird Zeit, den Ausgang zu suchen. Und nun stehe ich in einem kleinen Dorf.



                                                                                    Ich trete näher



                                                                                    und näher.



                                                                                    Es ist das Büro des Weihnachtsmannes. Allerdings nur unten. Oben ist nämlich der Svaroswki Shop. Gab es da nicht mal einen Adventskalender -Thread zu? Chouchen hätte sicherlich ihre Freude.

                                                                                    Ich konzentriere mich auf das Wesentliche und mache ein Foto von dem Gebäude, das ich gerade verlassen habe. Dem Gift Haus.



                                                                                    Aus schlechten und furchtbar lauten Lautsprechern dröhnen Weihnachtslieder. Deutsche Weihnachtslieder. Die Verbreitung deutschen Liedgutes in der Welt rührt mich. Deutsche Weihnachtslieder in Finnland. Aber Tränen kommen mir nicht. Ich flüchte.

                                                                                    Hinter dem Gebäude spielen ein paar Leute ODS Treffen.



                                                                                    Sie warten auf Kunden, die mit dem Rentierschlitten eine Runde drehen wollen. 12 Euro. Oder 20 Euro? Ich weiß es nicht mehr. Die Fahrt dauert 5 Minuten.



                                                                                    Ich entschließe mich, erst einmal Radwege zu checken. Das Ergebnis ist ernüchternd.



                                                                                    Schnee. Nichts als Schnee. Welch eine Überraschung.
                                                                                    Ich laufe ein wenig den Weg entlang, aber dann wird mir langweilig. Also drehe ich wieder um. Viel sieht man ja auch nicht. Immerhin stehen ein paar Bäume herum.



                                                                                    Ich wende mich wieder dem Dorf zu. An der Eisbar gehe ich achtlos vorbei.



                                                                                    Aber nicht am Postamt des Weihnachtsmannes.



                                                                                    Wie alle anderen schreibe ich brav ein paar Postkarten, die mit einem Sonderstempel versehen werden. Hilflos steht die Französin vor zwei Briefkästen und ich bin ganz Gentleman und erkläre ihr, dass der eine Briefkasten heute geleert wird und der andere an Weihnachten 2012. Damit die Post an Weihnachten da ist. Ich frage die Postbeamtin, wie viele Tonnen Post sie jährlich lagern müssen. Sie winkt ab: „Tausende“.







                                                                                    Nach dieser Fleißaktion setzte ich meine Entdeckertour fort und finde endlich die Kugel.





                                                                                    Die Schneemänner sind tatsächlich echt. Ich hätte schwören können, dass sie aus Pappmachee sind.



                                                                                    Dieses Bild ist für Chouchen.



                                                                                    Ich gehe noch einmal spazieren, aber diesmal in die andere Richtung. Abseits der Wege ist der Schnee knietief. Und wieder erschließt sich mir das winterliche Lappland in seinem Abwechslungsreichtum und seiner Farbenpracht.









                                                                                    Und ich lerne ein neues Schild kennen.



                                                                                    Als ich zurück komme, hat sich doch noch jemand für eine Schlittentour gefunden.






                                                                                    Wobei ich, wenn ich ehrlich bin, mich wohl eher für dieses Haustier erwärmen könnte.



                                                                                    Und dann nehme ich doch schnellen Schrittes Abschied.



                                                                                    Der Bus fährt mich zurück. Ich laufe durch die Innenstadt Richtung Hostel.




                                                                                    An der Supermarkttheke erwerbe ich heiße Hackbällchen mit Kartoffelpürre, Chips und Mineralwasser. Im Bücherregal der Küche finde ich ein englisches Buch und dann ziehe ich mich in meine Gemächer zurück.
                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 28.01.2012, 20:33.
                                                                                    Oha.
                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                      • 777
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                                                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                      Schön, was man aus Deinem Bericht so nebenbei alles erfahren kann.
                                                                                      Erstaunt mich jetzt, dass der Wolfgang seinen Svarowski Shop schon wieder in den oberen Stock verlegt hat, war er doch erst noch im Parterre.
                                                                                      Warst Du eigentlich schon in der Sauna?
                                                                                      Zuletzt geändert von Inarijoen Peter; 28.01.2012, 21:11.

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Freak

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                                                                                        • 31757
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                        Im Parterre ist das Outlett von Ittala und die Weihnachtsmanngeisterbahn mit Souvenirschop.

                                                                                        In der Sauna war ich nicht. Obwohl es teilweise inklusive war. Ist nicht so mein Fall.
                                                                                        Oha.
                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          • 31757
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                          Donnerstag, 19.01.2012

                                                                                          Ich wache auf und bin topfit. Ich hätte Lust, ein bisschen Fahrrad zu fahren, aber es hat wieder zuviel geschneit. Also gehe ich erst einmal frühstücken.



                                                                                          Dann frage ich bei der Touristik Information nach einem Buchladen und erhalten zusätzlich den Tipp, das Arktikum zu besuchen. Im Buchladen ist nur eine gerine Auswahl an englischen Büchern vorhanden. Die meisten bestehen aus viel Buch und wenig Text und haben das Niveau von Jerry Cotton. Ich entscheide mich für die Biographie von Elizabeth Taylor und „The Help“. Beide sind eine exzellente Wahl.

                                                                                          Ich laufe Richtung Arktikum.





                                                                                          Das Museum beeindruckt mich. Leider ist fotografieren in den Ausstellungen verboten. Verständlich.

                                                                                          Meine Rundreise beginnt mit einer Ausstellung über die Kultur der Samen. Es sind unter anderem Trachten, Essgefäße und Messer ausgestellt und es werden die Unterschiede erläutert. An einer Wand kann man sich die Sprachen der verschiedenen Regionen anhören.

                                                                                          Ein weiterer Teil widmet sich der arktischen Gebiete. Schwerpunkte sind die regionalen Besonderheiten, aber auch die Ölförderung, die Umweltverschmutzung und die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf das Leben der Menschen und Tiere.
                                                                                          Ein Nebenraum widmet sich der Frage, in welchen Dingen des Alltags Erdöl enthalten ist. Ich muss mir eigestehen, dass der größte Teil meines Gepäckes aus Erdöl. Isomatten, Funktionskleidung, Fertignahrungsverpackung, Fahrradreifen. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
                                                                                          In einem verdunkelten Raum werden Nordlichter gezeigt. Schade, dass sich mir keine Chance bieten wird, welche live zu sehen. Der Himmel ist abends bedeckt und das wird sich in den nächsten Tagen nicht ändern.

                                                                                          An anderer Stelle kann man die hölzernen Schneebrillen der Samen ausprobieren und den Windchill-Effekt testen.

                                                                                          Als ich in das Untergeschoß gehe, mache ich ein Bild vom Treppenhaus des Museums.



                                                                                          Hier befindet sich eine heimatkundliche Abteilung. Ich erfahre, dass Ounasvaara, der 204 Meter hohe Berg von Rovaniemi, in den fünziger und sechsziger Jahren des letzten Jahrhunderts das Zentrum des Skispringens war und bedeutende Sieger hervorgebracht hat. Alte Filmaufnahmen zeigen die damaligen Wettbewerbe und es ist aus heutiger Zeit wunderlich an zu schauen, wenn die Piste von Helfern während des Wettbewerbs wieder mit Schnee bedeckt und sprungbar gemacht wird. Das hat nichts mit den perfektionistischen Events heutiger Zeit zu tun. Ausgestellt ist auch die Ausrüstung der damaligen Skispringer. Die Schuhe reichen von ausgebeulten Lederschuhen bis zu traditionellen Fellschuhen der Samen. Heute würde man diese Sachen vermutlich in den Kleidersack stecken. Zumindest würde sich kein Leistungssportler finden, der mit dieser Ausrüstung an internationalen Wettbewerben teilnehmen würde.

                                                                                          An einer anderen Wand ist ausführlich der 2. Weltkrieges geschildert. Waren Deutschland und Finnland zunächst Verbündete, wurden die Deutschen durch ein Friedensabkommen zwischen Finnland und Russland gezwungen, das Land zu verlassen. Dadurch kam es im September 1944 zum Lapplandkrieg, in deren Folge die Bevölkerung nach Schweden evakuiert wurde und die Deutschen die Taktik der „verbrannten Erde“ anwandten. Rovaniemi wurde zu 90 Prozent zerstört und nach dem Krieg neu aufgebaut.

                                                                                          Im weiteren Verlauf folgen Fotos eines Landfotografen und auch Teile einer Tankstelle, die bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts zentraler Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens eines Ortes in Lappland war, wird hier erhalten.

                                                                                          Bilder der Fjällregionen und der Nationalparks im Norden sowie Informationen über die in Lappland angesiedelten Tiere runden die Ausstellung ab. Gerade dieser Teil beeindruckt mich besonders, zeigt er doch, wie Lappland in schneelosen Zeiten aussehen kann.

                                                                                          Nachdenklich wandere ich in den Ort zurück. Die Dämmerung hat bereits eingesetzt. Aber das Hostel ist noch keine Option. Ich quere den Fluss über meine Lieblingsbrücke.





                                                                                          und wandere Richtung Ounasvaara. Es gibt am Fuße des Hügels einen Fußpfad, der zum Aussichtsturm und zur Skischanze führt. Hier hatte Luminous am Samstag sein Tarp aufgebaut.



                                                                                          Der Weg ist sehr schmal, aber gut begehbar. Durch den Schnee ist der Wald taghell. Gar nicht einfach, hier ein Zelt unauffällig auf zu bauen. Fotos zu machen ist dennoch schwierig. Obwohl es hell ist, werden die Bilder schwarz.

                                                                                          Ich wandere den Weg immer weiter hoch und dann muss ich doch abbrechen. Immer wieder rutsche ich bis über die Knie in den Tiefschnee ab und merke, wie ich meine Bänder belaste. Eine Bänderdehnung möchte ich nicht riskieren und Schneeschuhe habe ich nicht dabei. Ich denke an mein Zelt. Und plötzlich kann ich das Dilemma dieser Tour in Worte fassen:

                                                                                          Ohne Fahrrad kann ich die Ausrüstung nicht transportieren.
                                                                                          Mit Fahrrad komme ich nicht in den Wald.

                                                                                          Das wäre also geklärt.

                                                                                          Ich laufe den Weg fast bis zum Ende zurück, möchte aber noch ein wenig weiterlaufen und biege in den großen Wanderweg ein. Langläufer kommen mir entgegen und verschwinden im Nichts.



                                                                                          Es schneit wieder und ich mache ein paar Bilder von Bäumen, die meine Aufmerksamkeit erregen.







                                                                                          Dann quere ich wieder den Fluß. Es ist Nacht geworden. Ich war ungefähr 3 Stunden unterwegs.



                                                                                          Am Lordi Square wird der Schneehaufen verkleinert.



                                                                                          In der Küche mache ich mir etwas zu essen und lese im Gästebuch. Viele Asiaten haben sich in dem Buch verewigt. Sie sind von Santa Claus Village restlos begeistert. Einige Gäste haben auch Bilder gemalt. Andere zeigen den Verlauf ihrer Reise. Zwei Ausschnitte möchte ich hier wiedergeben:





                                                                                          Dann ziehe ich mich wieder mit meinen Büchern in mein Zimmer zurück. Südfinnland versinkt im Schnee.
                                                                                          Oha.
                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            • 1607
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                            Torres, was Du Dir antust, geil.

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Freak

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                                                                                              • 31757
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                              Freitag, 20.01.2012 und Samstag, 21.01.2012

                                                                                              Die nächsten beiden Tage sind schnell erzählt. Ich bin müde und das ist ein gutes Zeichen. Ich erhole mich.

                                                                                              Aus meinem Fenster sehe ich den ersten Vogel meiner ganzen Reise. Gehört habe ich bisher keine.



                                                                                              Der Himmel ist grau in grau. Ich überlege, irgendwann mein Gefährt zu wechseln. Die Dinger sehen praktisch aus.



                                                                                              Im Frühstücksraum taucht eine große Gruppe sportlicher Holländer auf. Hinterher sehe ich sie in dicken Skianzügen von Lapland Safari in einen Reisebus steigen. Ich tippe auf Schneemobiltour. Ab 150,00 Euro ist man dabei. Ich verabschiede mich von meinem Souvenirladen, nachdem ich nun die halbe Familie kenne und tausche Adressen aus. Gestern habe ich mich lange mit ihrem Mann unterhalten, der fließend deutsch spricht und mir den März als Reisemonat empfiehlt. Da sind die Tage schon viel länger, die Sonne scheint und es ist tagsüber warm und nachts sehr kalt. Gute Bedingungen für Radfahrer. Ich erfahre, dass Rovaniemi über Weihnachten fest in russischer Hand ist. Man merkt es am Straßenverkehr, denn der russische Fahrstil ist finnlanduntypisch. Grenzwertig. Ich bekomme eine CD mit Nordlichtern geschenkt, damit ich sie mir auf Video ansehen kann, wenn ich schon keine Chance habe, sie live zu sehen.

                                                                                              Ich verbringe den Tag mit Lesen und unterhalte mich in der Küche mit zwei Australierinnen, die auf Skandinavienreise sind.
                                                                                              Luminous schickt eine SMS und fragt, ob ich am Sonntag mit auf eine Schneeschuhtour komme. Kann man Schneeschuhlaufen lernen? Ich schätze die statistische Wahrscheinlichkeit als ausreichend ein und sage zu.

                                                                                              Der Gedanke an meine erste Schneeschuhtour elektrisiert mich und ich entscheide mich für einen Spaziergang. Ich checke bei Lapland Safari die Ausleihgebühren. 14 Euro inklusive Stöcke. Besser als die eigenen auf dem Fahrrad mitschleppen.

                                                                                              Ich stelle erneut fest, dass Rovaniemi bei Beleuchtung viel schöner ist als am grauen, farblosen Tag. Ich laufe am Hostel vorbei und finde einen schönen Weg, der sogar radfahrtauglich wäre. Aber nicht zelttauglich.







                                                                                              Als der Wanderweg endet, gehe ich wieder zurück und laufe noch ein wenig durch die Straßen und genieße die Kälte und das Knirschen des Schnees.







                                                                                              Am gefährlichsten beim Radfahren im Schnee ist aus meiner Erfahrung, dass man als Fremder nicht erkennen kann, wo die Kanten sind. Man kann nur ahnen, wo die Straße endet und wo der Bürgersteig beginnt. Wird der Schnee weicher, kann das böse enden.



                                                                                              Die Fahrräder sind alle mit einem Hinterradschloss gesichert und ich bin froh, mein Fahrrad in meinem Zimmer zu wissen. Auch wenn man in Finnland das Eigentum anderer wie nirgend sonst respektiert, ist es doch sicherer.



                                                                                              Auf der Straße hat sich scharfkantiges Eis gebildet. Kleine Glitterpartikel tanzen in der Luft. Es ist einfach schön hier.

                                                                                              Am Samstag entscheide ich mich nach dem Frühstück, einen Faultag ein zu legen und weiter zu lesen. Ich möchte das Buch im Hostel lassen, um Gewicht zu sparen. Außerdem brauche ich diesen Tag, um Kräfte für die Rückreise zu tanken. Wer weiß, was mich in Helsinki erwartet. Dort ist es wieder wärmer geworden.

                                                                                              Ich fotografiere die Eiskanten auf den Straßen, die das Radfahrerherz höher schlagen lassen.



                                                                                              Die Australierinnen reisen mit großem Getöse ab. Eine andere Welt. Ich checke den Wetterbericht für die nächsten Tage und er stimmt nicht gerade optimistisch. Aber das muss ich vor Ort sehen.
                                                                                              Ich packe schon einmal vor. Den Rest der Tütennahrung werde ich im Hostel lassen. Die fetten Handschuhe können in die Packtaschen, mehr als – 20 Grad sind hier nicht mehr zu erwarten. Der Winter ist in Rovaniemi bisher ungewöhnlich mild verlaufen und das wird sich nicht mehr ändern.

                                                                                              Als mir einfällt, dass ich noch Reiseproviant brauche, ist der Supermarkt seit 2 Minuten geschlossen. Immerhin entdecke ich endlich die Pfandrückgabeautomaten für die Mineralwasserflaschen. Es ist das gleiche System wie in Deutschland.
                                                                                              Zuletzt geändert von Torres; 29.01.2012, 13:31.
                                                                                              Oha.
                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Alter Hase
                                                                                                • 01.12.2004
                                                                                                • 3325
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                schöne fotos. ich will auch wieder hoch.
                                                                                                das frühstück in den lappland hotels ist auch immer super üpig und lecker. wer da nicht satt wird, is n vielfraß
                                                                                                wir hatten sogar schon "sautet rendeer" zum frühstück.

                                                                                                grüße, marcus
                                                                                                \"wir haben gelernt wie vögel zu fliegen, wie fische zu schwimmen, aber wir haben verlernt wie menschen zu leben\"

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Freak

                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                  • 31757
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                  Sonntag, den 22.12.2012

                                                                                                  Ich nähere mich dem Höhepunkt meiner Reise und weiß es noch nicht.
                                                                                                  Ich lasse das Frühstück ausfallen und treibe mich bei Lapland Safari rum. Ich warte auf die anderen. Das dauert noch etwas und ich mache noch ein paar Bilder von meiner Lieblingsbrücke.



                                                                                                  Der Fluss friert langsam zu.



                                                                                                  Ich stöbere ein wenig im Shop herum, sehe ein interessante Flauschjacke und freue mich, hier vor Ort nicht der einzige Werbeträger der von mir bevorzugten Kleidermarke zu sein.
                                                                                                  Als die anderen kommen, geht alles ganz schnell. Die Schneeschuhe und die Stöcke überreicht uns eine Deutsche, die hier im Winter arbeitet. Dann verteilen wir uns auf die Mietwagen. Wir sind 8 Personen. Die Reifen sind mit den gleichen Spikes versehen wie mein Fahrrad. Kein Wunder, dass die Finnen so routiniert die Straßenverhältnisse bewältigen.

                                                                                                  Ich registriere, wie einfach alles wird, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Innerhalb kürzester Zeit sind wir 20 km von Rovaniemi entfernt und packen unsere Schneeschuhe aus. Zwei Chinesen sind ebenfalls Anfänger, sie wussten bis vor ein paar Tagen gar nicht, dass es Schneeschuhe gibt. Das macht die Sache einfacher.











                                                                                                  Dann geht es auch schon los.





                                                                                                  Wie schön kann Lappland abseits von Fahrradwegen sein. Ich staune mal wieder.



                                                                                                  An einer Stelle schimmert der Himmel rosa, aber es bleibt verhangen. Ich konzentriere mich auf die Schneeschuhe, es geht eigentlich ganz gut, aber noch bin ich nicht entspannt und merke ein Zwicken in der Oberschenkelmuskulatur. Fahrradfahren spricht andere Muskelgruppen an. Gott sei Dank spuren die schnellsten der Truppe vor. Denn es geht bergauf. Als Flachländer nicht meine Lieblingsdisziplin. Die anderen sind dennoch bester Laune.



                                                                                                  Immer wieder sind Infotafeln auf dem Weg und verschaffen kurze Pausen.





                                                                                                  Ansonsten: Bäume, Bäume, Bäume. Und schmale Holzbrücken, die unter dem Schnee verborgen sind und vorsichtig überquert werden müssen, denn links und rechts geht es in die Tiefe. Fotografieren tue ich sie nicht, denn hier sollte man sich konzentrieren.



                                                                                                  Dann ist auch schon das Ziel erreicht. Ein Aussichtsturm. Gar nicht so einfach, Schneeschuhe im Tiefschnee aus zu ziehen. Aber die Treppenstufen sind eng. Und dann geht mir das Herz auf. Lappland von oben. Weite. Nichts als Weite.













                                                                                                  Die Schneeschuhe wieder an zu ziehen, entpuppt sich als Balanceakt. Und dann vergesse ich endlich, dass ich Schneeschuhe an habe, bewege mich besser und es macht richtig Spaß.

                                                                                                  Wir halten an einer Schutzhütte, die wir ausgiebig inspizieren.











                                                                                                  Wir überlegen, welche Tür nichtfinnischsprachige Wanderer wählen. N oder M?



                                                                                                  Und dann vergesse ich immer noch, dass ich Schneeschuhe anhabe und als ich angesprochen werde, trete ich mir rückwärts auf die Schneeschuhe und falle einfach um.



                                                                                                  Viel zu schnell ist die Tour vorbei. Schon sind wir wieder an der Brücke.






                                                                                                  Ich probiere eine ungespurte Strecke aus und stelle fest: Schneeschuhlaufen im Tiefschnee ist anstrengend. Trotz der Schneeschuhe sacke ich bis zu den Knien ein.
                                                                                                  Ginge es nach mir, wäre ich weiter gelaufen. Aber die anderen haben ihren einzigen freien Tag und wollen zurück. In Windeseile geht es nach Rovaniemi zurück. Insgesamt waren wir ungefähr 3 Stunden unterwegs.

                                                                                                  Im Ort kaufe ich den letzten Reiseproviant und mache nun doch ein Bild von dem Wahlkampfshop in der Ladenzeile. Ältere Männer sitzen im Geschäft und trinken Tee oder Kaffee. Ein sozialer Treffpunkt. Der Kandidat wird am Abend mit den meisten Stimmen in die Stichwahl gehen. Sein Wahlkampf fand – wie auch der des Zweitplazierten – vor allem in den „social media“ statt.



                                                                                                  Ich telefoniere mit dem Campingplatz in Helsinki und melde mich an. Die Rezeption hat bis 21.00 Uhr geöffnet und ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Er sagt etwas von „Schnee wegräumen“.
                                                                                                  Ich packe und mache ein Abschiedsfoto.



                                                                                                  In der Küche brate ich Hackfleisch an und verfeinere es mit dem Inhalt einer Tüte Fertigfutter. Die restlichen Tüten sortiere ich ins Regal. Dann schaue ich Skiabfahrtsrennen. Das tue ich sonst nie, aber Schnee in den Straßen verändert die Perspektive. Ich feile noch etwas an meiner Logistik und lese die letzten Seiten meines Buches. Im Fernsehen werden die Ergebnisse der Präsidentenwahl bekannt gegeben. Es ist das Thema des Tages. Ich lasse den Fernseher an. Finnisch klingt wie ein leise plätschernder See. Man kann wunderbar dabei lesen. Der Wetterbericht für Helsinki ist nicht besonders erfreulich. - 2 Grad und Schneefälle. Schauen wir mal.

                                                                                                  Gegen 23.00 Uhr lege ich mein Buch aus der Hand. Fertig. Irgendwie bin ich aufgedreht, aber ich muss morgen früh raus und zwinge mich, ein zu schlafen.


                                                                                                  Morgens früh gegen 2.00 Uhr wache ich auf. Ich taste mich im Halbschlaf in Richtung Toilette und als ich - immer noch im Halbschlaf - zurück komme, falle ich über mein Fahrrad. Toll. Ausgerechnet am letzten Tag passiert mir das das erste Mal. Jetzt bin ich doch noch wach. Ich krieche unter die Decke und es macht „klick“. Hier stimmt etwas nicht. Das Zimmer ist dunkel.

                                                                                                  Zwei Sekunden später bin ich am Fenster und tatsächlich: Der Himmel ist klar. Ich sehe die Sterne. Ich mache das Fenster auf. Eine wunderschöne, klare Nacht. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich schaue in die Richtung, in der ich Ounasvaara vermute. Vom obersten Stock des Hotels dort soll man Nordlichter sehen können. Warum bin ich jetzt hier und nicht dort. Oder im Zelt. Aber weiß man das vorher? Nein. Und läge ich jetzt im Zelt, würde ich schlafen. Es hat nicht sollen sein.

                                                                                                  Ich will gerade das Fenster schließen, als direkt vor mir jemand in voller Breite das Licht anstellt. Ein Licht, das ich noch nicht gesehen habe. Es füllt mindestens ein Drittel meines Sichtfeldes aus. Und es gibt keinen Grund dafür, dass es da ist. Merkwürdig. Und wo kommt die Lichtquelle her? Links ist es dunkel. Rechts ist es dunkel. Unten ist es dunkel. Oben ist es dunkel. Nur in der Mitte strahlt dieses breite, fächerartige Licht. Einfach so.
                                                                                                  Ich suche nach Worten und Erklärungen. Ein Nordlicht kann das nicht sein. Ich kenne die Fotos. Nordlichter sind grüne oder rote schlangenförmige Gebilde. Dieses hier ist geometrisch. Akkurat. Striche. Als würde jemand Licht durch ganz schmale, hauchdünne Orgelpfeifen leiten. Oder durch eine Panflöte. Nur dass es keine Abstände zwischen den Strichen gibt. Nur Licht. Parallel verlaufende Striche aus hellerem und weniger hellem Licht. Und oben links ist das Gebilde kürzer, als würden die Striche vom Nichts verschluckt. Sonderbar. Die Farbe kann ich auch nicht beschreiben. Gleißend. Weiß und doch nicht weiß. Silber und doch nicht silber. Gleißend.

                                                                                                  Ich hechte zu meinem Fotoapparat. Aber das Foto ist dunkel. Verdammte Kamera.

                                                                                                  Das Gebilde ist immer noch da.
                                                                                                  Dann schaltet jemand das Licht aus. Ein zartgrüner Schleier breitet sich aus und ist weg. Er verzieht sich nicht, sondern ist einfach weg. Ich schaue in die dunkle Nacht.
                                                                                                  Das waren Wolken. Sicher. Das grün kommt von irgendeiner Lichtquelle, welche die Wolken gefärbt hat. Aber Wolken sind wie Watte. Wolken haben Tiefenstruktur. Was ist, wenn das keine Wolken waren? Torres, Du bist müde. Du hast Halluzinationen. Man sieht keine Nordlichter in der Stadt. Du gehst jetzt schlafen. Ich krieche unter die Bettdecke. Aber mein Körper ist elektrisiert.

                                                                                                  Ich mache wieder das Fenster auf. Die Sterne funkeln. Der Himmel ist dunkel. Die Sterne blinken. Die Häuser stehen da wie gewohnt. Nur die Konturen sind ungewöhnlich scharf. Es ist kalt geworden. Alles wie immer. Es gibt keine Nordlichter in der Stadt.

                                                                                                  Hinter den Häusern, in der Richtung, in der ich Ounasvaara vermute, sehe ich Licht über einem Hügel. War das immer schon da? Bisher ist es mir nicht aufgefallen. Erst ist es ein kleiner Punkt, dann wird es breiter. Ein schmaler, länglicher Streifen über einem Hügel. Als wäre hinter dem Hügel ein Stadion mit einer Flutlichtanlage. Ein brennendes Licht. Wo ist die Kamera. Foto machen. Man sieht nichts auf dem Kontrollbild.

                                                                                                  Ich schaue weiter in die kalte, klare Nacht. Ich habe ein dünnes Unterhemd an, aber mir ist nicht kalt. Die Nacht ist so besonders.

                                                                                                  Ich schaue nach links, dort ist es dunkler als über der Stadt, aber man sieht nichts. Ich sollte ins Bett gehen.
                                                                                                  Ich schaue nach oben. Über dem Dach sehe ich einen Stab. Gleißend und glänzend. Als hätte jemand seinen Glitzerstab fallen lassen. Schief hängt er am Himmel. Was ist das? Dann ist er weg. Ein dunkles Grün tritt an seine Stelle. Ich staune. Löse mich auf. Werde eins mit dem Licht. Das Licht verändert sich, wird größer, breitet sich aus. Es hat keine Form. Es hat keine Tiefe. Es ist einfach da. Lebt. Es ist Magie. Zeit und Raum haben keine Bedeutung mehr. Dann wird es kleiner, ändert die Farbe und ist plötzlich weg. Ausgeschaltet.
                                                                                                  Ich ringe nach Worten und das einzige, was mir einfällt ist: Das ist Weihnachten. Was für ein Geschenk. Dann kann ich nicht mehr weiter denken.

                                                                                                  Ich bin völlig durchgefroren. Ich krieche unter die Bettdecke und schließe die Augen. Ich fühle mich, als würde ich schweben. Überall ist das Licht. In meinem Kopf, in meinem Körper, Im Raum.

                                                                                                  Ob ich einschlafe, weiß ich nicht. Aber irgendwann springe ich wieder auf und schaue erneut in die klare Nacht. Das Licht hinter dem Hügel ist klein geworden. Der Himmel und die Konturen sind weicher geworden.
                                                                                                  Noch einmal sehe ich einen Stab rechts oben über meinem Fenster. Von Zauberhand getrieben geht er in ein breites und unten spitz zulaufendes J über. Das Grün ist heller und an den Seiten gelblich. Der Schwanz des Feuerfuchses.

                                                                                                  Ich bin bis in die Knochen vereist und kann mich kaum noch bewegen. Als ich unter die Bettdecke krieche, zittere ich am ganzen Körper. Mein Raubtier liegt noch im Schrank und ich hole es. Es platzt fast aus allen Nähten, als wollten die Daunen die Hülle sprengen. Mit Mühe und Not quetsche ich mich hinein und schlafe ein.
                                                                                                  Zuletzt geändert von Torres; 30.01.2012, 09:20.
                                                                                                  Oha.
                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    • Privat


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                                                                                                    Montag, 23.01.2012

                                                                                                    Der Wecker klingelt um 6 Uhr und ich bin immer noch auf einem anderen Stern. Ich stelle die Nachrichten an und nur am Rande nehme ich wahr, dass in Rovaniemi an der Messstation – 16 Grad gemessen wurden und in Helsinki -2 Grad sind.
                                                                                                    Die Fotos von den Nordlichtern sind nichts geworden. Nur auf einem sieht man einen grünen Schatten. Egal. Ich habe die Bilder im Kopf. Die Fotos sind zwischen 2.00 Uhr und 4.00 Uhr entstanden. Ich hätte gedacht, es waren nur zehn Minuten.

                                                                                                    Ich mache mich fertig, verpacke das Raubtier und bringe die Taschen zum Aufzug. Ich räume den Rollwagen der Reinigungsfrau aus dem Weg, damit mein Fahrrad vorbei passt und fahre mit dem Aufzug nach unten.

                                                                                                    Vor der Tür habe ich das Gefühl, als sähe ich die Straße das erste Mal. Der Himmel färbt sich langsam hellblau. Heute wird ein schöner Tag. Was für ein Abschied.

                                                                                                    Langsam rolle ich mein Fahrrad Richtung Bahnhof. Ich habe keine Eile. Ich schiebe lieber und schaue mich noch etwas um. Ich genieße die klare Luft, das Knirschen des Schnees und habe die Bilder der Nacht vor Augen. Der Schnee glitzert.

                                                                                                    Der Zug nach Helsinki steht bereits da. Ich weiß nicht, ob man schon einsteigen darf und lehne mein Fahrrad an einem Schneehaufen an.



                                                                                                    Heute wird die Sonne scheinen. Wie anders hier plötzlich alles aussieht, wenn die Sonne scheint. Ich mache ein paar Bilder.



















                                                                                                    Dann steige ich ein, schließe mein Fahrrad fest und verteile mein Gepäck auf der Gepäckablage. Einen Moment überlege ich, ob ich es bedauere, heute die Heimreise an treten zu müssen. Aber da gibt es nichts zu überlegen. Nein. Es war perfekt. Wenn es am schönsten ist, soll man gehen.

                                                                                                    Die Sonne zeigt sich am Horizont, aber sie hat Mühe, hinter den Bäumen hervor zu treten. Man sieht sie nur hinter den Feldern. Lange stehe ich an der Tür des Zuges und versuche, sie zu erhaschen.





                                                                                                    Erst hinter Oulo erhebt sie sich sichtbar, um dann hinter den Wolken zu verschwinden.



                                                                                                    Ich fange mein neues Buch an, „The Help“ und kann mich nicht mehr davon losreißen, bis wir kurz vor Helsinki sind. Die 10 Stunden Zugfahrt sind wie im Fluge vergangen.

                                                                                                    In Helsinki holt mich die Realität wieder ein. Nasser, pappiger Schnee. Bis zur Metro ist es nicht weit und ich kenne mich aus. Die Metro nach Vuosaari fährt in 5 Minuten. Das schaffe ich.
                                                                                                    Ich wuchte das Fahrrad in die Bahn und schubse ein Teenie zur Seite, das den Eingang mit seinem Allerwertesten versperrt und sich in Zeitlupentempo bewegt, als wäre es alleine in der Bahn. Die Umstehenden grinsen. Das Teenie grollt. Wer einen Sitzplatz findet, setzt sich hin und schreibt SMS oder surft mit dem Smartphone im Internet. Bin ich auch so? Ich verdränge das. Canada Goose und Marmot gewinnen. Marmot sieht besser aus.

                                                                                                    Als ich in Rastila aussteige, liegt hoher Schnee. Kein Räumdienst in Sicht. Ich pflüge mein Fahrrad durch den weissen Schiet und fluche. Nasse Pappe. Ich frage mich durch: Rechts, rechts und dann links. Der Rollwiderstand ist vom Feinsten. Die Schneehaufen auch. Ich fluche alle Flüche, die ich kenne. Dann denke ich an ODS. Flüche sind nicht erlaubt. Also fluche ich auf Englisch. Vielleicht ist das erlaubt.
                                                                                                    Zu meiner Freude ist der Campingplatz fast um die Ecke. Viel weiter wäre ich auch nicht gekommen. Ich wuchte das Rad über den letzten Schneeberg, den die Schneepflüge auf die Bürgersteige geräumt haben. Die Übernachtung kostet 8,00 Euro. Ich erkläre dem Mann an der Rezeption, wie schön der Schnee in Rovaniemi war: „kroad, kroad, kroad, kroad“. Hier ist er „fitsch, fitsch, fitsch, fitsch.“ Er nickt verständnisvoll und fragt, ob wir in Deutschland auch verschiedene Worte für Schnee haben. Ich bin mir nicht sicher, denn viele fallen mir nicht ein. Es sind vor allem Adjektive. Oder zusammengesetzte Worte.

                                                                                                    Ich schiebe mein Fahrrad auf der geräumten Straße Richtung Platz. Es ist rutschig. Mein Rad hinterlässt tiefe Spuren. Der Zeltplatz ist tief verschneit. Ich finde eine kleine Baumgruppe, an der ich mein Fahrrad anlehnen kann und trete den Schnee fest. Es schneit nasse Pappe.



                                                                                                    Ich nutze das footprint, um mein Fahrrad ab zu decken. Dann baue ich mein Zelt auf. Als ich es auf den richtigen Platz hebe, macht es „Knack“. Spitz ragt der vordere Bogen in den Himmel.

                                                                                                    Ich verfluche.... Dann nehme ich alles zurück und verfluche..... Und dann denke ich noch einmal nach und finde den wahren Schuldigen: MICH! Und ich verfluche mich. Ich weiß schon lange, dass die originalen Floating Connectors bruchanfällig sind. Eine Fehlcharge. Ich hatte auch schon längst Ersatz bekommen. Aber ich habe damit die hinteren Bögen des Originalgestänges ausgerüstet, weil da die meiste Spannung drauf ist. Und das liegt zu Hause. Ich bin so blöde. Ich hatte kurz vor der Abreise noch daran gedacht, auch den vorderen Gestängebogen um zu rüsten und es dann vergessen.

                                                                                                    Ich fische das Reparaturset aus den Packtaschen. Keine Floating Connectors drin. Wäre auch sinnlos, denn ich bekomme den einen Teil des alten Connectors jetzt sowieso nicht mehr heraus. Ich zerlege das Gestänge und bete, dass mir das Gummi nicht aus der Hand rutscht. Gestängebögen suchen im Schnee. Bestimmt eine tolle Beschäftigung. Aber alles geht gut. Die Reparaturhülse befestige ich mit Klebeband.
                                                                                                    Kaum steht der hintere Teil des Zeltes, rutscht das unterste Gestängesegment aus der Hülse. Zurückstecken geht nicht, das Loch im Tape ist geschrumpft. Also gebrauche ich Gewalt. Ich drücke das Tape nach innen und es hält. Ich grabe die üblichen vier Heringe ein und mache Fotos.





                                                                                                    Dann richte ich mich häuslich ein. Eine Jugendgruppe läuft vorbei, albert herum und lacht laut. Ich könnte schwören, dass sie sagen: „Im Zelt? Bei dem Schnee? Wie bekloppt. Das wäre mir viel zu kalt.“ Könnte ich finnisch reden, wurde ich sagen: „Mir auch. Hier ist es nämlich viel zu warm.“





                                                                                                    Ich packe mich in den Schlafsack und friere entsetzlich. Ich werde einfach nicht warm. Bei – 16 Grad stehe ich stundenlang halbnackt am offenen Fenster und bei – 2 Grad schlottere ich herum. Als ich meine Daunenjacke anziehe, wird es besser und ich schlafe ein.
                                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 29.01.2012, 22:21.
                                                                                                    Oha.
                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      Dienstag, 24.01.2012

                                                                                                      Um 7 Uhr donnert ein Schneepflug an meinem Zelt vorbei. Eine freundliche Art, geweckt zu werden, wenn man ausschlafen kann. Als er wieder kommt, stehe ich auf.







                                                                                                      Ich suche die Facilities auf und stelle fest, dass der Campingplatz gar nicht schlecht ist.







                                                                                                      Vor allem die Schilder machen Freude.











                                                                                                      Ich entscheide mich, einen Spaziergang zum Beach zu machen.













                                                                                                      Als ich zurückkomme und um die Ecke biege, denke ich: „Da steht ja ein Zelt!“ Manchmal bin ich echt ein Dösbaddel.









                                                                                                      Wieder jagt ein Schneepflug im Affentempo an mir vorbei. Am Steuer sitzt eine Frau. Ich verkneife mir den Kommentar.

                                                                                                      Ich packe meine Sachen und im letzten Moment fällt mir noch ein, dass ich das Gestänge fotografieren wollte.



                                                                                                      Da ich auf der Fähre an das Gepäck nicht mehr heran komme, entscheide ich, das Zelt auf die Packtasche zu packen. Ich muss es mit ins Zimmer zum Trocknen nehmen. Das Ergebnis zieht ziemlich deutsch aus. Naja. Nur fast.



                                                                                                      Ich pflüge Richtung Rezeption, um die Codekarte ab zu geben und frage den Mann an der Rezeption, wo genau ich hin muss. Er überreicht mir eine Landkarte. Sie ist kostenlos.



                                                                                                      Es ist die detaillierte Fahrradkarte des Großraums Helsinki. Zuzüglich Espoo und Kauniainen. Zwei Tage bin ich dort herumgeirrt. Ich bedanke mich höflich und zeige meine Freude. Aber innerlich stöhne ich. Wie schaffe ich es eigentlich immer, kurz vor der Abreise die Karten zu finden, die ich vor der Anreise gebraucht hätte? Das Leben könnte so einfach sein.

                                                                                                      Die Straßen sind immer noch nicht geräumt und in den Gesichtern der meist älteren Fußgänger steht Panik. Kein Wunder. Der Zustand der Bürgersteige ist katastrophal. Aber ich habe Zeit. Ich steige wieder in die Metro ein und fahre eine Station nach Vuossari. Ich bin gespannt. Ich könnte wetten, das ist die Station, an der ich das erste Mal auf die Metro verwiesen wurde.

                                                                                                      So ist es. Erst nehme ich den falschen Fahrstuhl, der auch noch quer plaziert ist, so dass ich mein Fahrrad nur mit viel Fantasie und rückwärts hinein bekomme. Dann nehme ich den richtigen und erkenne die architektonischen Scheußlichkeiten sofort. Von hier aus kenne ich den Weg im Schlaf.






                                                                                                      Der Schnee hebt den Eindruck allerdings ungemein. Die Häuser sehen heute richtig wohnlich aus. Aber nur aus der richtigen Perspektive.



                                                                                                      Ich quere die Straße und wuchte wieder über hohe Schneehaufen hinüber. Es sind – 3 Grad und der Schnee ist weich genug, um durch zu kommen und hart genug, dass er auch stabil bleibt. Dann beginnt der Endspurt. Der Radweg ist geräumt und ich könnte fahren, aber ich habe noch unendlich viel Zeit. Die Fähre fährt erst um 18.30 und es ist gerade 11.00 Uhr.

                                                                                                      Ich genieße die letzten Eindrücke. Zum Terminal fährt sogar ein Linienbus.



                                                                                                      Ich passiere den Golfclub von Vuossari, der hier irgendwo sein muss.



                                                                                                      Die zweite Kreuzung, an der ich nicht mehr weiter wusste.





                                                                                                      Ständig kommen neue LKW, die den Schnee abtransportieren.



                                                                                                      Der Schneepflugfahrer grüßt und ich grüße zurück. Gute Arbeit.





                                                                                                      Ein Wanderweg lockt.



                                                                                                      Der Anstieg vor dem Terminal und der Blick zurück.





                                                                                                      Die Kreuzung, an der ich festgestellt habe, dass mein Navi nicht funktioniert.





                                                                                                      Und dann bin ich am Terminal.



                                                                                                      Es ist gerade mal 12.30 Uhr und ich habe noch viel Zeit.



                                                                                                      Ein junger Mann in Lederschuhen raucht nervös eine Zigarette nach der anderen. Die Schuhe sind vom Schnee durchweicht und sehen erbärmlich aus. Ich verzichte darauf, ihm einen Outdoorladen zu empfehlen. Als der Check-In Schalter öffnet, frage ich, ob es einen Shuttle-Bus gibt. Die Strecke zum Schiff ist lang und wenn hier nicht richtig geräumt ist, muss ich die ganze Strecke schieben. Nicht, dass ich etwas gegen Schieben habe. Aber aufgrund des LKW Verkehrs ist das nicht ganz ungefährlich. Er verspricht, etwas zu organisieren.
                                                                                                      Der Shuttle-Bus ist zu klein für mein Fahrrad, also fahren wir mit offener Tür und ich halte das Fahrrad fest.



                                                                                                      Dann bin ich auch schon auf dem Schiff. Ich gehe auf das Sonnendeck.







                                                                                                      Das Sonnendeck sieht idyllisch aus, aber es ist spiegelglatt. Das Deck ist gestreut und der Schnee rutscht auf der nassen Fläche als wäre Eis darunter.



                                                                                                      Ich hole mir eine Zeitung aus dem Aufenthaltsraum. Drei Polen spielen Karten und einer begrüßt mich mit großem Hallo. Alles schaut mich an. Ich habe den Mann noch nie gesehen. Er macht Fahrradbewegungen und ich nicke. Er freut sich. Da ist es wieder. Das fröhliche Lachen der Polen. Erst hinterher fällt bei mir der Groschen: Mein Fahrrad hat einen polnischen Namen. Kurz: Das ganze Schiff kennt mich. Was keine Kunst ist, weil nur ca. 50 Fahrgäste auf dem Schiff sind und der größte Teil der Fahrgäste aus Polen stammt.

                                                                                                      Das Personal ist ungewöhnlich nett. Ein vollbesetztes Schiff ist anstrengend. Ein leeres nicht. Morgen werden ab Gdynia 19 Passagiere an Bord sein. Die Direktverbindung nach Travemünde dürfte ausgebucht sein.

                                                                                                      Ich zaubere in meinem Zimmer eine wohnliche Atmosphäre.



                                                                                                      Dann gönne ich mir ein Abendessen, während das Schiff Helsinki verlässt. Ich habe heute fast nichts gegessen.







                                                                                                      Das Schiff fährt auf das offene Meer. In der Ferne sieht man die Lichter Helsinkis.

                                                                                                      Ich verlasse Finnland mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Ich verlasse ein Land des Lichtes, der klaren Kälte und des Schnees. Aber Bäume habe ich wirklich genug gesehen.

                                                                                                      Oha.
                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                        • 19.08.2009
                                                                                                        • 14456
                                                                                                        • Privat


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                                                                                                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                        Der erste Bericht bei dem ich den ganzen Text gelesen habe .
                                                                                                        "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          • 16.08.2008
                                                                                                          • 31757
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                          Danke, danke. War doch eine tolle Tour, was? Inklusive Nordlichter. Hatte ich ein Glück.
                                                                                                          Oha.
                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                            • 13.07.2005
                                                                                                            • 3047
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                            Hallo Torres,

                                                                                                            super Reisebericht, war schön zu lesen.

                                                                                                            Ingo
                                                                                                            Wo war ich bloß?

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Freak

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                                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                                              • 31757
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                              Danke schön! Das freut mich.
                                                                                                              Oha.
                                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                • 777
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                Vielen Dank für den Reisebericht, hoffentlich wird mir nicht langweilig ohne tägliche Fortsetzungen. Schade eigentlich nur, dass Du gut 2 Wochen zu früh hier gewesen bist, denn nun ist auch im Süden wirklich Winter mit trockenem Schnee und Temperaturen bis -20 Grad.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                  • 06.04.2009
                                                                                                                  • 906
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                  Hallo Torres,

                                                                                                                  vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Bilder.
                                                                                                                  Tolle und mutige Aktion, hätte ich mich wohl nicht getraut

                                                                                                                  Viele Grüße,
                                                                                                                  Melli

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                    • 13.04.2009
                                                                                                                    • 4185
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                    Wunderschön geschrieben. Danke schön!
                                                                                                                    This space intentionally left blank

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                      • 30.08.2009
                                                                                                                      • 1094
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                      Wirklich mutig dein Vorhaben, aber auch die Entscheidung, den Plan eben zu ändern.

                                                                                                                      Persönlich witzig fand ich die Winterbilder von "meinen" Campingplatz, den ich auf der Durchreise schon seit einigen Jahren regelmäßig im Sommer besuche:

                                                                                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                      /
                                                                                                                      Ich entscheide mich, einen Spaziergang zum Beach zu machen.


                                                                                                                      Hier für dich im Gegenzug die Sommerversion

                                                                                                                      "Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."
                                                                                                                      Jean Paul

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Gerne im Forum
                                                                                                                        • 10.05.2011
                                                                                                                        • 81
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                        Ein super Bericht!

                                                                                                                        Hab auch einige Orte wiedererkannt... vor allem aber "deine Lieblingsbrücke"!

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 11.07.2008
                                                                                                                          • 1744
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                          Wunderbar geschrieben, Torres!

                                                                                                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                          Ich schaue weiter in die kalte, klare Nacht. Ich habe ein dünnes Unterhemd an, aber mir ist nicht kalt. Die Nacht ist so besonders.
                                                                                                                          Oh ja! Das erste Mal Nordlichter vergisst man nie.
                                                                                                                          Reiseberichte

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                            • 06.05.2010
                                                                                                                            • 357
                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                            #62
                                                                                                                            Trotz aller anfänglichen Rückschläge ein toller Reisebericht! Manchmal ist es eben doch nicht verkehrt auf Touri umzusatteln anstatt sich zwanghaft draußen durchzukämpfen :-) Es hat viel Spaß gemacht hier zu lesen und ich hab wirklich von Tag zu Tag mitgefiebert wie es dir wohl ergangen ist!

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Freak

                                                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                                                              • 15.10.2007
                                                                                                                              • 16106
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                              Na, Torres, nächstes Mal dann mit Pulka und Schneeschuhen, hm?
                                                                                                                              Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                                • 31757
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                Vielleicht. Aber so war es auf jeden Fall der erheblich spannendere Reisebericht

                                                                                                                                Inarijoen Peter
                                                                                                                                Vielen Dank für den Reisebericht, hoffentlich wird mir nicht langweilig ohne tägliche Fortsetzungen. Schade eigentlich nur, dass Du gut 2 Wochen zu früh hier gewesen bist, denn nun ist auch im Süden wirklich Winter mit trockenem Schnee und Temperaturen bis -20 Grad.
                                                                                                                                Das denke ich mir. Aber das Finnlandhoch ist ja jetzt auch bei uns. Ich muss mich gar nicht umstellen.

                                                                                                                                @all
                                                                                                                                Danke für die netten Kommentare.
                                                                                                                                Oha.
                                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                  • 17.04.2008
                                                                                                                                  • 290
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                  Super Reisebericht.
                                                                                                                                  Danke dafür.

                                                                                                                                  Mich würd mal interessieren,
                                                                                                                                  welches Modell genau dein "Raubtier" ist.

                                                                                                                                  Sir_Hawk

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                                                                    • 15.09.2011
                                                                                                                                    • 5177
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                    Ein toll geschriebener Bericht, danke
                                                                                                                                    Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                      • 07.02.2008
                                                                                                                                      • 194
                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                      Ein super Reisebericht mit tollen Photos. Meinen Respekt!

                                                                                                                                      Danke Torres, dass wir "dabei sein durften"
                                                                                                                                      >>>Wer die Freiheit liebt darf die Einsamkeit nicht scheuen<<<

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Freak

                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                        • 16.08.2008
                                                                                                                                        • 31757
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                                                                                                                                        @Sir_Hawk
                                                                                                                                        Ich gebe Dir mal ein Rätsel auf: Man nehme die Abkürzung von (Fußball)Weltmeisterschaft und kombiniere sie mit einer Kleinkatzenart = Mein Raubtier
                                                                                                                                        Oha.
                                                                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Freak

                                                                                                                                          Vorstand
                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                          • 12.07.2008
                                                                                                                                          • 43828
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                                                                                                                                          Klasse, vielen Dank!!

                                                                                                                                          Wie gut, dass Du nicht nach Südfrankreich gefahren bist
                                                                                                                                          Die spannendsten Reiseberichte gibt es ja immer dann, wenn nicht alles klappt wie geplant – vielleicht sollte man einfach generell mal Plan B zur Regel erheben
                                                                                                                                          Zuletzt geändert von lina; 30.01.2012, 18:26.

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Anfänger im Forum
                                                                                                                                            • 28.11.2010
                                                                                                                                            • 36
                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                            Das solltest du unbedingt wiederholen.

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Freak

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                                                                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                                                                              • 31757
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                                                                                                                                              Voland
                                                                                                                                              Das solltest du unbedingt wiederholen.
                                                                                                                                              Bin ich gemeint?

                                                                                                                                              Ich überlege schon. Jetzt kenne ich mich ja viel besser aus.
                                                                                                                                              Oha.
                                                                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Freak
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                                                                                                                                                • 21.12.2003
                                                                                                                                                • 13981
                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                #72
                                                                                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                Geniale Aktion mit einem schönen Bericht dazu.
                                                                                                                                                Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                Wie schaffe ich es eigentlich immer, kurz vor der Abreise die Karten zu finden, die ich vor der Anreise gebraucht hätte? Das Leben könnte so einfach sein.
                                                                                                                                                Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis :
                                                                                                                                                Das ist ein dezenter Wink mit dem Zaunpfahl dass man nochmal in die Region sollte.

                                                                                                                                                Also auf zur Planung der nächsten Radtour in Finnland

                                                                                                                                                Gruss
                                                                                                                                                Henning
                                                                                                                                                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                                                                                                nur unpassende Kleidung.

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Freak
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                                                                                                                                                  • 11.07.2008
                                                                                                                                                  • 12533
                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                  #73
                                                                                                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                  Ist ja echt klasse weiter gegangen.
                                                                                                                                                  Und auf deine Nordlichter bin ich richtig neidisch!
                                                                                                                                                  Vor allem, dass ich bei meinem Schweden- / Norwegenurlaub keine gesehen hab.

                                                                                                                                                  ...obs wohl daran lag, dass ich zu Mittsommer oben war?
                                                                                                                                                  Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                                                                                                                                  Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    Anfänger im Forum
                                                                                                                                                    • 28.11.2010
                                                                                                                                                    • 36
                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                    #74
                                                                                                                                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                    Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                    Bin ich gemeint?

                                                                                                                                                    Ich überlege schon. Jetzt kenne ich mich ja viel besser aus.
                                                                                                                                                    Ich lese schon den Titel :

                                                                                                                                                    Vom Touri zum Outdoorer - Städteradwandern in Lappland und Helsinki.

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                      • 18.04.2008
                                                                                                                                                      • 12049
                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                      Ich gehe zum Bahnhof. Fast übersehe ich etwas Wichtiges, aber im letzten Moment sehe ich sie doch und mache Bilder für Pfad-Finder.



                                                                                                                                                      Ohwiesüß!

                                                                                                                                                      Hatte mich ehrlich gesagt erst ein wenig gewundert, dass die Lok nicht den russisch-sowjetischen "Wodkazaun" hat - ein Geländer längs am Umlauf um den Kessel. Aber die Baureihe stammt schon aus der nachrussischen Ära, wie hier zu lesen ist. Interessiert ist, dass die Lok nicht die automatische Mittelpufferkupplung sowjetischer Bauart hat, sondern klassische Schraubenkupplung mit Seitenpuffern. Vermutlich ist sie nach der Ausmusterung in den Urzustand zurückversetzt worden.

                                                                                                                                                      Du hast hoffentlich auch zu würdigen gewusst, dass Finnland auf russischer Breitspur fährt (1520mm)?

                                                                                                                                                      OT: - Dies ist übrigens mein Beitrag Nr. 3000 -
                                                                                                                                                      Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                        • 30.05.2007
                                                                                                                                                        • 3996
                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                        Ohauahauaha, was ne Tour. Respekt, wie du das gemeistert hast!

                                                                                                                                                        Vielen Dank für den tollen Bericht.
                                                                                                                                                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                                                                                                                                        A. v. Humboldt.

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Freak
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                                                                                                                                                          • 21.12.2003
                                                                                                                                                          • 13981
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                          Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                          Interessiert ist, dass die Lok nicht die automatische Mittelpufferkupplung sowjetischer Bauart hat, sondern klassische Schraubenkupplung mit Seitenpuffern. Vermutlich ist sie nach der Ausmusterung in den Urzustand zurückversetzt worden.
                                                                                                                                                          Ich vermute eher dass die Lok gar nie auf SA-3 umgebaut wurde, die Finnen haben ja noch immer nicht komplett umgestellt. Und sämtliche Bilder von Denkmalloks die ich auf die Schnelle im Netz gefunden habe, zeigen Schraubenkupplungen, meine eigenen Dias (1990) müsste ich mal noch genau inspizieren.

                                                                                                                                                          Gruss
                                                                                                                                                          Henning
                                                                                                                                                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                                                                                                                                          nur unpassende Kleidung.

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Freak

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                                                                                                                                                            • 16.08.2008
                                                                                                                                                            • 31757
                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                            Ich bin gebeten worden, noch mal ein Fazit zu schreiben und das tue ich jetzt einfach mal. Vielleicht kann Inarijoen Peter ergänzen oder korrigieren, falls ich zu einer falschen Einschätzung gelangt bin.

                                                                                                                                                            Generelles

                                                                                                                                                            Grundsätzlich ist Fahrradfahren in Finnland auch im Januar möglich, auch wenn die besseren Reisezeiten für derartige Winteraktivitäten Ende Februar und März sind, wenn es länger hell ist und am Tage wärmer ist.
                                                                                                                                                            Fahrradfahren ist vor allem in den urbanen Regionen möglich, die vorbildlich geräumt werden. An allen Straßen befinden sich kombinierte Fußgänger- und Radwege, von deren Breite hier nur geträumt werden kann. Aus diesem Grunde sind auch im Januar Fahrradfahrer unterwegs. Auch Fahrradrouten oder Wanderwege können in diesen Gebieten befahren werden. Hier sind in der Nähe von den Städten ausreichend Wanderer oder Skifahrer unterwegs, die dafür sorgen, dass die Wege festgetreten sind. In stadtnahen Erholungsgebieten oder touristisch erschlossenen Wandergebieten werden auch diese Wege geräumt.

                                                                                                                                                            Schwieriger ist es außerhalb der urbanen Regionen. Hier sind die Fernradwege oder die regionalen Radwege auf wenig befahrenen Straßen oder Pfaden angesiedelt. Diese Straßen sind zwar grundsätzlich gut befahrbar und die Autofahrer sind erstaunlich rücksichtsvoll. (Eine Finnin brachte es auf den Punkt: „Wir sind nicht so viele. Deshalb müssen wir aufeinander achten“. Finnland ist ungefähr so groß wie Deutschland und hat so viele Einwohner wie Hamburg und Berlin zusammen. Die meisten Bewohner verteilen sich auf die Großregion Südfinnland und einige wenige Städte. Lappland hat ca. 200,000 Einwohner, von denen alleine die Hälfte in den drei großen Städten wohnt. Rovaniemi hat 60.000 Einwohner. ) Allerdings hatte ich den Eindruck, dass die Nebenstraßen bei großen Schneemengen erst später geräumt werden. Die Waldwege waren zum Teil sehr tief verschneit. Da es dort nur wenige Wanderer oder Sportler gab, war ein Durchkommen für mich unmöglich.

                                                                                                                                                            Generell ist das Problem, dass die Schneepflüge den Schnee natürlich nicht entfernen, sondern nur zu Seite schieben. An den Seiten türmen sich dann Schneewände, die das Verlassen der Straße erschweren.

                                                                                                                                                            Zu bedenken ist, dass die winterliche Landschaft außerhalb der Ortschaften ziemlich eintönig ist. Am Anfang erfreut man sich noch an den Bäumen, aber irgendwann weiß man jedes Fleckchen Feld oder den Blick auf einen See oder ein Haus zu schätzen. Es ist unglaublich still. Erst an meinem letzten Tag in Rovaniemi habe ich das erste Mal Vögel gehört.

                                                                                                                                                            Der Straßenzustand der finnischen Straßen ist sehr gut und die Ausschilderung auch. Selbst die regionalen Routen oder die örtlichen Wanderwege sind vorbildlich ausgeschildert. Wer in Polen radeln war, weiß Finnland zu schätzen.

                                                                                                                                                            Karten
                                                                                                                                                            Meine Fahrradkarten tragen die Bezeichnung Pyöröily GT und haben den Maßstab 1:200.000. Auf ihr sind nicht nur die Straßen, Radwege, Wanderpfade und Kanustrecken markiert, sondern auch die Skigebiete und die Nationalparks, sowie die Shelter, die offenen Hütten, Fjällhütten, die Feuerstellen, die Badestellen, die Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels, die Campingplätze und die Tankstellen eingezeichnet. Die Radwege sind in unterschiedlichen Farben dargestellt, je nachdem ob sie sich auf einer befestigten oder unbefestigten Straße (blau) oder einem befestigten und unbefestigten Weg (rot) befinden. Die Fernradwege sind mit einer Nummer versehen.

                                                                                                                                                            Übernachtung
                                                                                                                                                            Die Infrastruktur bezüglich Übernachtungsmöglichkeiten ist grundsätzlich gut. Vor allem im urbanen Umfeld hatte ich mehrere Möglichkeiten, da es dort Bereiche gibt, die über einen Misch- Baumbestand verfügen. Außerhalb der Städte gab es dagegen auch dichte Nadelwälder, die jedes Betreten oder Zelten zu einer schwierigen Aufgabe machen. Der Baumbestand ist hier so dicht, dass vermutlich auch im Sommer mit Schwierigkeiten zu rechnen ist. Deshalb gibt es in fahrradfreundlichen Abständen offene Hütten oder Shelter, die das Übernachten ermöglichen. Besonders gut ausgestattet sind die Naturschutzgebiete oder die Gegenden an den Seen. Andere Übernachtungsmöglichkeiten, wie Campingplätze oder Hostels sind im Winter im allgemeinen geschlossen. Hier ist man auf Sommertourismus eingestellt.

                                                                                                                                                            Versorgung
                                                                                                                                                            Die Versorgung mit Lebensmitteln ist in der Nähe von Ortschaften kein Problem, da es ausreichend Supermärkte oder Tankstellen gibt. Je weiter man nach Norden kommt, um so schlechter ist die Infrastruktur.

                                                                                                                                                            Licht
                                                                                                                                                            Im Januar geht die Sonne – sofern sie aufgeht – spät auf und früh unter. Ich empfand das nicht als sehr großes Problem, da Schnee hell ist. Allerdings ist hier auch wieder zwischen urban und nicht urban zu unterscheiden. In den Städten oder den touristischen Regionen sind die Radwege und zum Teil auch die Wanderwege beleuchtet und die Umgebung ist durch das in Städten abstrahlende Licht sehr hell. Außerhalb der Städte ist es dagegen schon erheblich dunkler.


                                                                                                                                                            Anmerkungen zu meiner Tour

                                                                                                                                                            Witterungsbedingungen
                                                                                                                                                            Das Hauptproblem meiner Reise waren die unbeständigen Witterungsverhältnisse. Der Winter ist in diesem Jahr sehr spät gekommen und hat eigentlich erst im Januar eingesetzt. Die Temperaturen waren für Finnland ungewöhnlich warm und gerade die Gegend von Helsinki hatte große Temperaturschwankungen. Dadurch konnte sich keine festgefahrene Schneedecke entwickeln. Vielmehr waren immer Tauperioden vorhanden, die dann zu überfrierender Nässe geführt haben. Viele Radwege waren daher nur schlecht zu befahren, vor allem in Gebieten, in denen Fußgänger unterwegs waren oder an Bushaltestellen und Einfahrten. Dort entwickelte sich keine glatte Eisfläche, sondern eine Huckelpiste. War diese dann mit Schnee bedeckt, ließen sich gefährliche Stellen nicht mehr entdecken, was ja dann letztlich einmal zum Sturz geführt hat.
                                                                                                                                                            Diese Bedingungen führten auch zu einem katastrophalen Zustand der Nebenstraßen. Da die Nebenstraßen recht eng sind und teilweise nicht geräumt waren, waren einige nur einspurig befahrbar und die Begrenzung der Straße nicht zu erkennen. Hin zu kam, dass eine Panne oder ein Unfall große Folgen gehabt hätte. Abseits der Städte wäre mit schneller Hilfe nicht zu rechnen gewesen. Das betraf auch die Straßen in Lappland, die aufgrund der niedrigeren und konstanteren Temperaturen in dieser Region in besserem Zustand waren. Mir wurde nicht allein deshalb von der Weiterfahrt abgeraten, weil die Straße durch die Schneemassen eng waren, sondern auch, weil dort keine Infrastruktur mehr ist. Wäre ich in Begleitung gefahren, hätte ich das Abenteuer eher wagen können. Aber alleine eine Straße zu bewältigen, an der die nächste menschliche Ansiedlung unter Umständen 100 km entfernt ist und aufgrund des Schnees keine Ausweichmöglichkeiten bestehen, ist nicht unbedingt zu empfehlen.

                                                                                                                                                            Erschwerend kam hinzu, dass die Stürme zumindest in Südfinnland Anfang Januar ganze Arbeit geleistet hatten. Viele Bäume standen unter Spannung, ganze Wälder waren zerstört und mit viel Respekt habe ich die baumhoch auf Holzpfählen befestigten Stromleitungen betrachtet, die sich bedenklich Richtung Boden neigten. Das Betreten der Wälder war also nicht ungefährlich.

                                                                                                                                                            Vor diesem Hintergrund wurde im Wetterbericht immer wieder vor „poor road conditions“ gewarnt, meist in gelber Farbe, aber einige Male auch in roter Farbe. Die Nachrichtensendungen warnten Fußgänger vor Glatteisunfällen und empfahlen Geh-Spikes und es wurde ausführlich über den Stromausfall und die zu reparierenden Strommasten berichtet. Als ich schon in Rovaniemi war, kam en auch Warnungen vor starkem Wind hinzu.

                                                                                                                                                            Ausrüstung
                                                                                                                                                            Ich war erstaunt, dass sich meine Ausrüstung bewährt hat. Auch wenn ich letztlich nicht alles gebraucht habe, so waren doch alle Teile sinnvoll und das Konzept durchdacht.
                                                                                                                                                            Die Schwachpunkte waren zu erwarten. Der erste Schwachpunkt war die Downmat, die schon so lange gehalten hatte, dass ich sie bereits mit Misstrauen eingepackt habe. Ein Rentierfell wäre allerdings keine Alternative gewesen, da ich erstens mit Feuchtigkeit rechnen musste und zweitens Probleme mit dem Packmaß bekommen hätte. Allerdings hätte ich eher damit gerechnet, dass die Downmat schleichend Luft verliert. Das Versagen der Downmat war allerdings nicht sicherheitsrelevant, da ich mich darauf eingestellt hatte und mit der Doublemat hätte improvisieren können. Nur die Stimmung trübt es natürlich. Sollte ich so etwas noch einmal machen, würde ich wohl noch eine Reservematte mitnehmen.
                                                                                                                                                            Der zweite Schwachpunkt war der vordere Gestängebogen, den ich die ganze Zeit wie ein rohes Ei behandelt habe. Am letzten Tag habe ich ihn dann nicht mehr geschont und die Quittung folgte prompt. Allerdings war dieser Bogen nicht sicherheitsrelevant. Das Zelt steht auch ohne. Unangenehm wäre ein Bruch bei den hinteren Bögen gewesen. Hier hatte ich das Original Scandiumgestänge allerdings bereits durch ein dickeres ersetzt und auch die entsprechenden Floating-Connectors in Reserve dabei. Ansonsten war die Zeltwahl richtig. Kleine Stellfläche, viel Platz, große Apsis für nasse Sachen und gutes Verhalten bei Schnee trotz lausiger Befestigung. Allerdings sollte ich mir vielleicht mal angewöhnen, das Zelt richtig zu befestigen. Möglicherweise ist das für das Gestänge besser :-) Da aber kein Wind war, habe ich (wie üblich) auf einen vernünftigen Aufbau verzichtet.

                                                                                                                                                            Kleidung
                                                                                                                                                            Kleidungstechnisch bin ich zu keinem Zeitpunkt an Grenzen gestoßen. Allerdings waren ja meist nur zwischen – 8 und – 11 Grad. Hier hätte ich gerne noch kältere Temperaturen gehabt, um die Grenzen genauer aus zu loten. Kalte Füße hatte ich das erste Mal in Rostock, nachdem ich bei leichtem Wind um 0 Grad zwei Stunden Fahrrad gefahren bin. Möglicherweise haben da in Finnland die geringeren Geschwindigkeiten, die Steigungen und das Schieben positiv gewirkt. Kalte Finger hatte ich nur am Anfang der Schneeschuhtour. Hier musste ich das erste Mal Liner unter die normalen Fahrradhandschuhe ziehen. Die dickeren und ganz dicken Handschuhe und den Finger-Windschutz am Fahrrad habe ich nicht gebraucht.

                                                                                                                                                            Fahrrad
                                                                                                                                                            Ungünstig war die Mittelstange an meinem Fahrrad. Ein tiefer Einstieg wäre auf Wintertouren zu empfehlen. Ich gebe zu, dass ich sicherlich öfter gefahren wäre, wenn es nicht so kompliziert gewesen wäre, ab zu steigen. Aufsteigen ging noch ganz gut, aber Absteigen war manchmal sehr schwierig. Ein Anhänger hätte hier Abhilfe geschaffen, aber ich bin bewusst ohne Anhänger gefahren, um flexibler zu sein. Letztlich die richtige Entscheidung.

                                                                                                                                                            Und sonst
                                                                                                                                                            Völlig falsch eingeschätzt habe ich die Auswirkungen der Kälte auf die Konzentrationsfähigkeit. Bei uns war es lange nicht mehr kalt und ich hatte nicht mehr in Erinnerung, wie müde Kälte macht. Das sollte ich bei zukünftigen Wintertouren mit einplanen.

                                                                                                                                                            @MonaXY
                                                                                                                                                            Danke für das Bild. Sieht so aus, als gäbe es einen Grund, da mal im Sommer hin zu fahren :-)

                                                                                                                                                            @Pfad-Finder
                                                                                                                                                            Ich habe es nicht gewürdigt, ich habe es nicht gewusst
                                                                                                                                                            Oha.
                                                                                                                                                            (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Fuchs
                                                                                                                                                              • 06.06.2011
                                                                                                                                                              • 1863
                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                              #79
                                                                                                                                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                              Ich muss noch einmal "Danke!" sagen für deinen Bericht, der echt Spaß gemacht hat zu lesen! Besonders schön fand ich deine Schilderung vom Polarlicht - mir erging es damals genauso. Der Verlust des Zeitgefühls, die Magie, die von dir Besitz ergreift - du hast es in tolle Worte gepackt!

                                                                                                                                                              Ansonsten muss ich zugeben, dass dein Bericht - und vor allem dein Fazit - dazu geführt hat, dass ich jetzt wohl doch noch mal die Pläne für meine Winterradtour in Finnland aus der Schublade holen werde. Mal sehen, ob ich verrückt genug bin, diese dann auch in die Tat umzusetzen (und ob Frau und Tochter das nötige OK dazu geben... ).

                                                                                                                                                              Deshalb noch einmal: Danke!

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                • 22.05.2003
                                                                                                                                                                • 345


                                                                                                                                                                #80
                                                                                                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                Zitat von bjoernsson Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                Ansonsten muss ich zugeben, dass dein Bericht - und vor allem dein Fazit - dazu geführt hat, dass ich jetzt wohl doch noch mal die Pläne für meine Winterradtour in Finnland aus der Schublade holen werde. Mal sehen, ob ich verrückt genug bin, diese dann auch in die Tat umzusetzen (und ob Frau und Tochter das nötige OK dazu geben... ).
                                                                                                                                                                Verrückt musst du dazu nicht sein, eher gut vorbereit und wissend auf welche Umstände du dich da einlässt. Wie Torres geschrieben hat ist es ab ende Februar auf jeden Fall lohneswerter weil es länger hell ist, wärmer ist es aber Ende Februar nicht unbedingt: Radtour Ende Februar in Finnisch-Lappland

                                                                                                                                                                So wirklich ungewöhnlich war es nun auch nicht das es im südlichen Finnland auch im Januar "wärmer" sein kann. Das man abseits von Siedlungen nur schlecht von der Straße runterkommt ist ja auch nicht anders zu erwarten. Da muss man rechtzeitig anfangen eine Zeltstelle zu suchen und öfters auch eine erstmal freischaufeln.

                                                                                                                                                                Jakob
                                                                                                                                                                bike-nord.de ...Reisen in die Arktis, nach Island, Skandinavien und den Oman

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                  • 06.06.2011
                                                                                                                                                                  • 1863
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                  Zitat von Jakob Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                  Verrückt musst du dazu nicht sein, eher gut vorbereit und wissend auf welche Umstände du dich da einlässt. Wie Torres geschrieben hat ist es ab ende Februar auf jeden Fall lohneswerter weil es länger hell ist, wärmer ist es aber Ende Februar nicht unbedingt: Radtour Ende Februar in Finnisch-Lappland

                                                                                                                                                                  So wirklich ungewöhnlich war es nun auch nicht das es im südlichen Finnland auch im Januar "wärmer" sein kann. Das man abseits von Siedlungen nur schlecht von der Straße runterkommt ist ja auch nicht anders zu erwarten. Da muss man rechtzeitig anfangen eine Zeltstelle zu suchen und öfters auch eine erstmal freischaufeln.

                                                                                                                                                                  Jakob
                                                                                                                                                                  Das "verrückt" hätte ich wohl besser in "Gänsefüßchen" gesetzt.

                                                                                                                                                                  Ich hatte es ja weiter vorne schon einmal geschrieben - eine Winterradtour durch Finnland hatte ich mir vor über zehn Jahren schon einmal vorgenommen. Dann habe ich mich etwas intensiver mit der Idee beschäftigt - und habe ganz schnell wieder aufgegeben. Die Temperaturen haben mich damals nämlich dann "verschreckt".

                                                                                                                                                                  Mittlerweile kenne ich den skandinavischen Winter und die skandinavischen Straßenverhältnisse zu dieser Jahreszeit (zumindest aus Schweden und Norwegen - Finnland dürfte nicht großartig anders sein). Aber irgendwie war die Idee bei mir so tief vergraben, dass ich nicht mehr daran gedacht habe - bis ich Torres Bericht gelesen habe...

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    Ich kannte die Straßenverhältnisse in Skandinavien im Winter nicht - jetzt kenne ich sie Ich bin kein Wintersportler und das war für mich absolutes Neuland.

                                                                                                                                                                    "Wärmer" für die Jahreszeit Februar und März stammte nicht von mir, sondern von einem Bewohner. Vermutlich meinte er damit "sonnig" als Ausdruck für Wärme - denn Sonne sieht schon sehr schön aus, wie man auf Jakobs Bildern sieht. In Rovaniemi war es zu der Zeit, in der ich da war, ungefähr sechs Stunden lang hell, weiter nördlich also noch weniger. Inzwischen sind dort übrigens auch -25 Grad tagsüber.

                                                                                                                                                                    Was ich jetzt anders machen würde, wäre, mir einen klar umgrenzten Bereich in der Nähe der Naturschutzgebiete heraus zu suchen. Einen Rundkurs also. Dabei würde ich den Süden meiden, da dort doch recht viel Verkehr ist. Ob ich allerdings wie Jakob alleine bei - 35 Grad auf menschenleeren Straßen herumradeln würde - ich weiß es nicht. Da bräuchte ich auf jeden Fall noch mehr Erfahrung. Das war meine erste Wintertour. Insofern war mir zivilisationsnah für den Anfang nicht ganz unrecht.
                                                                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                      • 777
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                      Dein Fazit ist gut geschrieben. Wie schon erwähnt, hattest Du einfach etwas Pech mit dem Wetter. Auf der anderen Seite wäre es bei den jetzigen Verhältnissen auch kein Zuckerschlecken mit dem Rad und im Zelt, bei Tagestemperaturen gegen -20 und in der Nacht nahe bei -30 Grad.
                                                                                                                                                                      Deiner Beurteilung über die winterliche finnische Landschaft von der Strasse aus, kann ich die nur beipflichten. Das ist aber auch in den übrigen Jahreszeiten so. Das bessert sich erst im Norden ziemlich weit über dem Polarkreis, wo man eher mal sicht in die Ferne hat.
                                                                                                                                                                      Tervetuloa uudelleen.

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        • 31757
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        Kiitos.
                                                                                                                                                                        Oha.
                                                                                                                                                                        (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                          • 22.05.2003
                                                                                                                                                                          • 345


                                                                                                                                                                          #85
                                                                                                                                                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                          Ob ich allerdings wie Jakob alleine bei - 35 Grad auf menschenleeren Straßen herumradeln würde - ich weiß es nicht.
                                                                                                                                                                          Allein war ich nicht unterwegs und würde das auch nicht machen. Es gibt aber auch Winterradler die selbst im tiefsten Sibirischen Winter alleine mit dem Rad unterwegs waren: Richard Löwenherz

                                                                                                                                                                          Jakob
                                                                                                                                                                          bike-nord.de ...Reisen in die Arktis, nach Island, Skandinavien und den Oman

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Freak

                                                                                                                                                                            Vorstand
                                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                                            • 12.07.2008
                                                                                                                                                                            • 43828
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                            OT: @Jakob: Was hattest Du eigentlich für Reifen auf Deinem Fahrrad?

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Freak

                                                                                                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                                                                                                              • 16.08.2008
                                                                                                                                                                              • 31757
                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                              Den Bericht von Richard Löwenherz und von winterlichen Radreisen in Norwegen hatte ich gelesen und Deine Website natürlich auch. Vor allem an Euren Infos habe ich mich auch bei der Vorbereitung orientiert.

                                                                                                                                                                              Aber meine Intention war eine andere als Eure Intention. Ich wollte Finnland kennen lernen. Und da ich nur im Januar Zeit hatte, wurde es eben eine Tour bei winterlichen Bedingungen.
                                                                                                                                                                              Oha.
                                                                                                                                                                              (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                • 22.05.2003
                                                                                                                                                                                • 345


                                                                                                                                                                                #88
                                                                                                                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                Hallo

                                                                                                                                                                                wenn man nur im Januar Zeit hat, dann sind die Rahmenbedingungen natürlich schon mal schwieriger. In Lappland würde ich im Januar wegen der langen Dunkelheit keine Radtour machen.

                                                                                                                                                                                OT: @Lina: ich fahre den Conti Spike Claw 240 und den Nokian Extreme 296...werde die auch in den nächsten Tagen wieder montieren denn nächste Woche ist ne kleine Radtour auf dem Eis gepalnt

                                                                                                                                                                                heute morgen bei -20°C hatte ich auf dem Rad echtes Lappland-Winterradtour-Feeling

                                                                                                                                                                                Jakob
                                                                                                                                                                                bike-nord.de ...Reisen in die Arktis, nach Island, Skandinavien und den Oman

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Freak

                                                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                  • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                  • 31757
                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                  #89
                                                                                                                                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                  heute morgen bei -20°C hatte ich auf dem Rad echtes Lappland-Winterradtour-Feeling
                                                                                                                                                                                  Neid. Bei uns ist es mit - 5 Grad viel zu warm. Bin aber gestern bei perfekten Bedingungen geradelt: Eis. Höchstens mal ein wenig Puderzucker. Kein Gepäck. Ist gleich etwas völlig anderes. Da stimmen dann auch wieder die Kilometerleistungen.

                                                                                                                                                                                  Und was auffällt: Es ist verdammt lange hell hier.
                                                                                                                                                                                  Oha.
                                                                                                                                                                                  (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                    • 28.09.2011
                                                                                                                                                                                    • 3237
                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                    #90
                                                                                                                                                                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                    Hallo Torres,

                                                                                                                                                                                    nach deiner Finnlandfahrt, wäre das hier doch die ideale Anschlußfahrt, oder?
                                                                                                                                                                                    Ist zwar mit dem Motorrad, aber trotzdem recht interessant!
                                                                                                                                                                                    http://www.spiegel.de/reise/fernweh/...813597,00.html

                                                                                                                                                                                    Grüße

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                      • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                      • 31757
                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                      Geheizte Jurte. Küchenzelt. Klingt gut Nur die Stürze würden mich nicht reizen.

                                                                                                                                                                                      Aber mit dem Motorrad nach Finnland? Da bringst Du mich ja auf Ideen.....
                                                                                                                                                                                      Oha.
                                                                                                                                                                                      (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                        • 25.01.2011
                                                                                                                                                                                        • 65
                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                        Schick, noch ein Verrückter wie Libertist :-)

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                                          • 08.02.2011
                                                                                                                                                                                          • 287
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          mit dem rad im winter durch die gegend radeln alter schwede! also ein abenteuer war das mal sicher! persönlich hätt ich das eher nicht gemacht trotzdem zeugt das echt von fetten eiern! respekt sag ich da nur!

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                                            • 20.11.2005
                                                                                                                                                                                            • 2329
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            Ich bin noch nicht ganz durch (hab's bisher nur bis zum ersten Tag in Rovaniemi geschafft), aber hab mich schon köstlich amüsiert und freue mich auf den Rest. Sind ja einige bekannte Orte dabei, u. a. das Hostel Rudolf.
                                                                                                                                                                                            Jedenfalls eine schön schräge Reiseidee und der Bericht sehr originell geschrieben.
                                                                                                                                                                                            Kilpailu ei kuulu erämaahan
                                                                                                                                                                                            ***********************
                                                                                                                                                                                            Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                              • 30.04.2011
                                                                                                                                                                                              • 376
                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                              Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                              Ich mache etwas ganz Fürchterliches. Ich bleibe im Bett und surfe. Anonym natürlich. Auf der ODS Seite. Outdoor in the City.


                                                                                                                                                                                              macht Spaß, deinen Bericht zu lesen Auch wenn nicht alles so ideal gelaufen (bzw. gefahren ) ist...

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                • 31757
                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                                Danke. Deiner hat mir auch gut gefallen!

                                                                                                                                                                                                Wenn alles auf Tour gut und wie geplant läuft - wie langweilig
                                                                                                                                                                                                Oha.
                                                                                                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                  Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                                  • 13.03.2008
                                                                                                                                                                                                  • 98
                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                                  Hej Torres,

                                                                                                                                                                                                  mit etwas Verspätung habe ich deinen Bericht entdeckt und gleich am Stück gelesen:
                                                                                                                                                                                                  Ich bin begeistert, sowohl von dem kurzweiligen Bericht als auch von dir
                                                                                                                                                                                                  Kann mich noch nicht entscheiden, ob der Bericht mich nun zu einer Wintertour in Lappland motiviert oder eher demotiviert.

                                                                                                                                                                                                  LG
                                                                                                                                                                                                  Luvo

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Freak

                                                                                                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                    Danke schön.

                                                                                                                                                                                                    Na, ich hoffe doch, dass Dich der Reisebericht motiviert . Ich würde nur einen anderen Monat nehmen, wenn die Tage länger hell sind. Selbst hier merkt man ja schon, wie lange die Tage plötzlich geworden sind.

                                                                                                                                                                                                    Abhängig ist man natürlich - wie immer auf dem Fahrrad - von relativ moderaten (konstanten) Wetterbedingungen und einer guten Boden/Straßenbeschaffenheit. Aber das gilt ja auch im Sommer. Heideradwege oder tiefer Schlamm bringen einen genau so an die Grenzen, wie verschneite Radwege - es sei denn, man kann zwischendrin die Reifen wechseln. Und von einer durchschnittlichen Tagesleistung von 100 km kann man sich im Winter natürlich auch verabschieden. Sonst ist es auf jeden Fall ein Erlebnis. Ich würde dann wie Jakob jedoch im Norden Lapplands einsetzen, wo die Autodichte geringer ist und das Wetter (hoffentlich) stabiler ist. Oder in Gebiete gehen, wo man über gefrorene Seen fahren kann.

                                                                                                                                                                                                    Meine erste Winterradtour war ja die WAI (Winterrad)Tour. Da habe ich immerhin 300 km geschafft. Da hatte ich aber Granulatreifen drauf, die auf Asphalt erheblich besser zu fahren sind. Und 10 kg weniger Gepäck. Nicht im Reisebericht der WAI Tour steht allerdings die Belastung der Atemwege, die bei mir damals nach dem dritten Tag zu einer Art Reizhusten geführt hat (sogenanntes Belastungsasthma), der erst nach 2 Monaten ausgeheilt ist. Zum Teil habe ich so schwere Hustenanfälle und Erstickungsanfälle gehabt, dass ich zeitweise mehrere Sekunden keine Luft mehr bekommen habe. Kein schönes Gefühl. Bisher habe ich das aber nicht mehr gehabt und auch in Finnland war ich davon nicht betroffen. Vermutlich bin ich damals zu viel und zu schnell gefahren und habe die Auswirkungen auf meine Atemwege unterschätzt.

                                                                                                                                                                                                    Aber ein besonderes Erlebnis ist Winterradfahren auf jeden Fall. Einfach mal ausprobieren. Kann süchtig machen
                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Torres; 27.02.2012, 09:29.
                                                                                                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                                                                                                      • 22.05.2003
                                                                                                                                                                                                      • 345


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                      Ich würde dann wie Jakob jedoch im Norden Lapplands einsetzen, wo die Autodichte geringer ist und das Wetter (hoffentlich) stabiler ist. Oder in Gebiete gehen, wo man über gefrorene Seen fahren kann.
                                                                                                                                                                                                      Lappland ist auf jeden Fall entspannter als im dicht besiedelten Süden! Auf Seen fahren ist leider fast nie möglich da immer Schnee drauf liegt. Wir hatten es auf dem Inari-See versucht aber es war einfach zuviel Schnee auf dem Eis. Da muss man schon zum Baikal-See....

                                                                                                                                                                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                      Nicht im Reisebericht der WAI Tour steht allerdings die Belastung der Atemwege, die bei mir damals nach dem dritten Tag zu einer Art Reizhusten geführt hat (sogenanntes Belastungsasthma), der erst nach 2 Monaten ausgeheilt ist. Zum Teil habe ich so schwere Hustenanfälle und Erstickungsanfälle gehabt, dass ich zeitweise mehrere Sekunden keine Luft mehr bekommen habe. Kein schönes Gefühl. Bisher habe ich das aber nicht mehr gehabt und auch in Finnland war ich davon nicht betroffen. Vermutlich bin ich damals zu viel und zu schnell gefahren und habe die Auswirkungen auf meine Atemwege unterschätzt.
                                                                                                                                                                                                      Das feucht-kalte Klima an der Nordsee ist bestimmt ne ganz andere Belastung für die Atemwege. Die Gefahr ist im Winter schon deutlich höher bei Verausgabung zu erkranken. Erst nach paar Tagen "draussen" hat dich der Körper umgestellt und man kommt mit der Doppel-Belastung durchs radfahren und permanent bei Kälte draussen sein klar.

                                                                                                                                                                                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                      Aber ein besonderes Erlebnis ist Winterradfahren auf jeden Fall. Einfach mal ausprobieren. Kann süchtig machen
                                                                                                                                                                                                      Wenn die Bedingungen in Dtl mal passen muss man ja nicht unbedingt nach Lappland ;): Klick

                                                                                                                                                                                                      Jakob
                                                                                                                                                                                                      bike-nord.de ...Reisen in die Arktis, nach Island, Skandinavien und den Oman

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                        • 06.06.2011
                                                                                                                                                                                                        • 1863
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                                        Zitat von Jakob Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        Lappland ist auf jeden Fall entspannter als im dicht besiedelten Süden! Auf Seen fahren ist leider fast nie möglich da immer Schnee drauf liegt. Wir hatten es auf dem Inari-See versucht aber es war einfach zuviel Schnee auf dem Eis. Da muss man schon zum Baikal-See....
                                                                                                                                                                                                        Ich könnte da noch den Storsjön bei Östersund in Schweden anbieten. Dort werden Straßen und Fußwege auf dem Eis angelegt und auch vom Schnee frei gehalten. Man ist dann zwar an die Wege gebunden - aber eine interessante Erfahrung ist es auf jeden Fall.

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Freak

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                                                                                                                                                                                                          • 31757
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                                          Ich war letztens auf einer Reisemesse und da sah es auf den Werbevideos auch so aus, als würden die zugefrorenen Seen in der Umgebung von Kupio oder Tampere vom Schnee geräumt und für den Tourismus freigegeben.

                                                                                                                                                                                                          Das Vergnüngen, auf der Alster zu radeln, war leider nur kurz in diesem Jahr. Vor 15 Jahren waren sogar die Seitenkanäle zu - das war klasse. Da konnte man sensationell gut und weit Fahrradfahren.

                                                                                                                                                                                                          An Brandenburg habe ich gar nicht gedacht. Guter Tipp, Jakob, muss ich mir merken
                                                                                                                                                                                                          Oha.
                                                                                                                                                                                                          (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                                            • 13.03.2008
                                                                                                                                                                                                            • 98
                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                            AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                                            Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                            Danke schön.

                                                                                                                                                                                                            Meine erste Winterradtour war ja die WAI (Winterrad)Tour. Da habe ich immerhin 300 km geschafft. Da hatte ich aber Granulatreifen drauf, die auf Asphalt erheblich besser zu fahren sind. Und 10 kg weniger Gepäck. Nicht im Reisebericht der WAI Tour steht allerdings die Belastung der Atemwege, die bei mir damals nach dem dritten Tag zu einer Art Reizhusten geführt hat (sogenanntes Belastungsasthma), der erst nach 2 Monaten ausgeheilt ist. Zum Teil habe ich so schwere Hustenanfälle und Erstickungsanfälle gehabt, dass ich zeitweise mehrere Sekunden keine Luft mehr bekommen habe. Kein schönes Gefühl. Bisher habe ich das aber nicht mehr gehabt und auch in Finnland war ich davon nicht betroffen. Vermutlich bin ich damals zu viel und zu schnell gefahren und habe die Auswirkungen auf meine Atemwege unterschätzt.

                                                                                                                                                                                                            Aber ein besonderes Erlebnis ist Winterradfahren auf jeden Fall. Einfach mal ausprobieren. Kann süchtig machen
                                                                                                                                                                                                            Dann weiß ich ja, was ich als nächstes lesen kann :-)
                                                                                                                                                                                                            Mich reizt es ja auch schon seit Ewigkeiten, aber so richtig getraut habe ich mich noch nicht. Mehr als zwei Tage Schnee in Lappland habe ich noch nicht gehabt.
                                                                                                                                                                                                            Meiner Lunge tut es bei Kälte ganz gut, nur durch ein Tuch/Schal zu atmen. Dabei wird das Tuch, und damit auch die eingeatmete Luft, etwas befeuchtet. ... aber vielleicht gefriert das Tuch bei den Minustemperaturen auch

                                                                                                                                                                                                            LG
                                                                                                                                                                                                            Luvo

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                              • 19.04.2011
                                                                                                                                                                                                              • 139
                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                              AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                                              Torres super Bericht, tolle Bilder, danke dafür.

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Freak

                                                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                                • 31757
                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland



                                                                                                                                                                                                                Das Rad war übrigens eine Sonderanfertigung für den Einsatzzweck Winter. Hat aber nüscht genützt

                                                                                                                                                                                                                ()
                                                                                                                                                                                                                Oha.
                                                                                                                                                                                                                (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Gerne im Forum
                                                                                                                                                                                                                  • 18.01.2011
                                                                                                                                                                                                                  • 76
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                  AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland

                                                                                                                                                                                                                  Verdammt, ich war total fasziniert. Konnte garnicht aufhören zulesen.

                                                                                                                                                                                                                  Vielen Dank für den tollen Bericht.

                                                                                                                                                                                                                  Beim lesen hab ich schon fast Schnupfen bekommen und angefangen zufrieren vor lauter Kälte.

                                                                                                                                                                                                                  Merci

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                                                                                                                                                                                                                  Die Straße gleitet fort und fort,
                                                                                                                                                                                                                  durch Berg und Schlucht, durch Feld und Tann,....

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                    Freak

                                                                                                                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                    • 16.08.2008
                                                                                                                                                                                                                    • 31757
                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                    AW: [FI] Vom Outdoorer zum Touri - Winterradwandern in Finnland und Lappland



                                                                                                                                                                                                                    Danke.
                                                                                                                                                                                                                    Oha.
                                                                                                                                                                                                                    (Norddeutsche Panikattacke)

                                                                                                                                                                                                                    Kommentar