• German Tourist
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    • 09.05.2006
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    [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

    Die Idee: Ich versuche meistens gerade dorthin zureisen, wo der Devisenkurs günstig für mich ist. 2011 war aufgrund der Eurokrise kein gutes Jahr für reisefreudige EU-Bürger. Bei meiner Suche nach Ländern, deren Währung noch schlechter dastand als der Euro, kam ich dann auf Großbritannien. Bislang aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten für mich kein attraktives Wanderziel, aber das britische Pfund schwächelte mindestens genauso wie der Euro und so schien mir die Gelegenheit günstig für eine Wanderung durch Großbritannien. Die Strecke war auch gleich gefunden. Als passionierte Langstreckenwanderin kam für mich eigentlich nur die längstmögliche Strecke in Frage: von John O'Groats im Nordosten bis nach Land's End im Südwesten, die längste Strecke, die man in UK auf Straßen zurücklegen kann. Dadurch ist diese Strecke extrem beliebt bei Autotouristen, Radlern und auch Wanderern. Die Distanz beträgt in der Luftlinie 970 km, auf Straßen ca. 1.400 km und für Fußgänger auf Wanderwegen ca. 2.000 km. Abgekürzt heißt das Ganze dann JoGLE oder LEJoG, je nachdem, in welche Richtung man läuft.

    Das Schöne an bekannten Strecken ist die Verfügbarkeit von Infomaterial aller Art, was die Vorbereitung natürlich extrem erleichtert. Obwohl die meisten JoGLE-Führer für Radler geschrieben werden, gibt es auch einen Wanderführer aus dem Cicerone-Verlag. Die klassischen JoGLE Routen verbinden bestehende Langstreckenwanderwege, für die es erfreulicherweise Streifenkarten gibt. Zudem kannte ich noch einen Engländer, der die Strecke schon mal gewandert war und mir gute Tipps geben konnte. Die Planung und Vorbereitung war also vergleichsweise einfach. Ich hielt mich bis auf eine Ausnahme an die Route aus dem Cicerone-Führer und damit ergab sich eine Distanz von 1.989 km, die ich glaubte, in gut 2 Monaten bewältigen zu können. Wie so vieles auf dieser Wanderung erwies sich auch diese Einschätzung als Trugschluss....



    Warnung: Um es gleich vorweg zu nehmen: Diese Wanderung war aus unterschiedlichen Gründen nicht gerade ein Highlight meiner Wanderkarriere. Gerade Schottland, vieler ODSler liebstes Wandergebiet, war für mich eine ziemliche Katastrophe. Bevor sich nun die Schottlandliebhaber über mein niederschmetterndes Urteil aufregen: Ich gebe hier lediglich meine persönlichen Eindrücke wieder und erhebe keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Jeder empfindet eine Landschaft anders. Hike your own hike!

    Der Start:
    Die Wanderung begann gleich sehr turbulent mit einem Fluglotsenstreik. Am Abend vor dem Abflug wusste ich nicht, ob ich am nächsten Morgen nach Edinburgh kommen würde. Das ganze wurde noch dadurch verkompliziert, dass ich nicht nur einen Anschlusszug gebucht hatte, sondern auch in Deutschland ab dem nächsten Tag gar keine Unterkunft mehr hatte. Nach einer unruhigen Nacht stellte ich am nächsten Morgen zu meiner großen Erleichterung im Internet fest, dass der Streik durch Mediation abgewendet worden war. Mein Ryanairflug war dann sogar noch überpünktlich und ich kam vorzeitig in Edinburgh an. Danach klappte alles wie am Schnürchen. Ich zog mir das im Internet gebuchte Zugticket aus dem Automaten, fuhr mit dem Zug nach Inverness und erreichte noch pünktlich die voll ausgebuchte, aber glücklicherweise vorreservierte Jugendherberge. Am nächsten Tag regnete es in Strömen, doch ich verbrachte den Tag noch mit Sightseeing in Inverness.

    Schottland John O'Groats bis Ullapool: Am 11.08. ging es dann endgültig los und zwar bei strahlendem Sonnenschein zuerst mit dem Bus nach John O'Groats, wo ich sogleich das obligatorische Startphoto unter dem berühmten Wegweiser machte. Dann wurde es ernst: Vor mir lagen laut Wanderführer 8 Tage bis zum nächsten Proviantnachschub und ich hatte vorsichtshalber für 9 Tage Futter eingepackt – und das war auch so ziemlich das Maximum, das mein Gossamer Gear G4 Rucksack verkraftet. Die Wanderung begann noch ganz gut am ersten Tag mit tollen Wetter und einer spektakulären Strecke entlang der Küste. Aber schon bald zeichnete sich ab, dass das Ganze nicht so einfach werden würde wie gedacht. Einen Weg gab es nämlich nicht, man lief einfach der Küste entlang, was dadurch erschwert wurde, dass die Farmer ihre Grundstücke komplett mit Stacheldraht umzäunt hatten. Zwischen Steilküste und Stacheldrahtzaun blieb oft kaum genug Platz, um entspannt zu laufen.



    Als die Route sich dann ins Inland wendete, begann die Katastrophe erst so richtig. Es gab keine Wege mehr, sondern fast nur noch crosscountry. Matsch und Schlamm überall. Ständig versank ich knöchel- bis knietief in Morast. Diese Peatbogs waren tückisch, denn meist nicht vorhersehbar. Nichtsahnend glaubte ich auf festen Grund zu treten und steckte bald knietief im Schlamm. Meine 9 Tage Proviant im Rucksack machten die Sache auch nicht besser. Das Gelände wurde immer schwieriger als ich dann in die Highlands kam. Entweder steil und geröllig oder total verschlammt. Ja, die Landschaft war toll, aber das schwierige Gelände raubte mir den letzten Nerv. Schon nach wenigen Tagen verspürte ich die negativen Auswirkungen. Durch die ständig nassen Füsse hatte ich Blasen bekommen und mir die Haut aufgescheuert.... etwas, was mir seit den Sümpfen Floridas nicht mehr passiert war. Einige Abend konnte ich vor Schmerzen nicht mehr weiterlaufen und musste vorzeitig zelten.



    Und dazu noch die Midges.... Ich hatte natürlich von ihnen gehört, aber all die schlimmen Geschichten hatte mich nicht wirklich auf die noch schlimmere Wirklichkeit vorbereitet. Die Viecher sind gegen alle Chemiekeulen resistent, d.h. es gibt kein wirkliches Mittel, sie sich vom Leib zu halten. Egal, wie schnell ich ins Zelt schlüpfte, sie hängten sich an meine Kleidung um kamen mit rein. Ich versuchte alle Tricks: Ich rannte wie wild durch die Gegend, um die Biester abzuschütteln, bevor ich ins Zelt kroch – aber ich hatte keine Chance. Kaum hatte ich den Zeltreißverschluss geschlossen, sah ich Hunderte von Midges im Zelt..... Und natürlich sind die Biester so klein, dass man sie vor dem Schlafengehen nicht alle abmurksen kann. Bald sah ich mit all den Mückenstichen aus wie von Beulenpest befallen.

    Mein schlauer Cicerone-Führer beschreibt diese Strecke in Tagesetappen von 40plus km. Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, wie ein normalsterblicher Wanderer dieses Tagesleistung in dieser Art von Gelände bringen soll – schon gar nicht mit Proviant für über eine Woche im Rucksack. Um es kurz zu machen: Nach knapp einer Woche war mir klar, dass ich ein echtes Problem hatte. Mein Laune war auf dem Nullpunkt, meine Vorräte trotz Sicherheitsreserve fast aufgezehrt und ich hatte keine vernünftigen Karten dabei, um mich aus diesem Schlamassel herauszumanövrieren. Eigentlich hatte ich die Strecke ja kartenmäßig sogar zweimal abgedeckt: Auf meinem GPS hatte ich die Strecke als gpx track gespeichert und die entsprechenden OSM Karten. Und zusätzlich hatte ich das ganze noch auf Papier als Streifenkarte ausgedruckt auf Basis der OS Karten. Dennoch war dieses System in meiner Notlage unzureichend. Die OSM-Karten entpuppten sich für Schottland als ausgesprochen schlecht; viele Pfade und Wege fehlten vollständig. Und meine ausgedruckten Streifenkarten war nicht „breit“ genug, um eine Ausstiegsroute planen zu können.

    Ich sah mich schon einen unfreiwillige Abmagerungskur machen, als mir der Zufall Charlie über den Weg schickte. Nachdem ich tagelang mutterseelenallein durch den Schlamm gewatet war, traf ich völlig überraschend mitten in der Pampa eine andere Solo-Wanderin! Während ich mir bei leichten Nieselregen den Allerwertesten abfror, war Charlie als echte Engländerin trotz Sauwetters bestens gelaunt in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs. Noch verblüffter war ich, als sie mir von ihrer Wanderung erzählte. Sie lief nicht nur ganz einfach von Land's End nach John O'Groats – nein, sie hatte Größeres vor und lief 8 points Britain. Dabei lief sie den südlichsten, südwestlichsten, südöstlichsten, östlichsten, westlichsten, nordwestlichsten, nördlichsten und nordöstlichsten Punkt Großbritanniens ab. Charlie war definitiv das Highlight des Tage: Sie kämpfte mit denselben Schwierigkeiten, hatte dabei aber anscheinend dennoch bessere Laune als ich. Außerdem erfreut es mich immer außerordentlich, andere Langstreckenwanderinnen zu treffen – was ja leider eher selten passiert. Ich beklagte meine Proviant- und Kartensituation und voila – Charlie offerierte mir die Lösung all meiner Probleme auf dem Silbertablett. Der nächste Ort mit Supermarkt war Ullapool, wo sie gerade herkam – und daher auch die entsprechende OS-Papierkarte nicht mehr benötigte und sie mir schenkte. Ein wahres Geschenk des Himmels! Mit der Aussicht auf Futter und einen baldigen Ruhetag verbesserte sich meine Laune schlagartig, als ich mich nach viel zu kurzem Plausch von Charlie verabschiedete. Noch besser wurde sie, als es mir bei kurzzeitigem Handyempfang gelang, für den nächsten Tag das letzte Bett in der dortigen Jugendherberge zu sichern. Nach einer letzten kurzen Durststrecke kam ich dann völlig erschöpft, verdreckt und hungrig in Ullapool an.

    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 19.11.2020, 11:11.
    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

  • Atze1407
    Fuchs
    • 02.07.2009
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    #2
    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

    HB,ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

    LG
    Atze
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    • Hunter9000
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      • 02.06.2012
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      #3
      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

      Klingt nach einer schönene Reise und der Bericht ist bisher auch sehr schön zu lesen - freue mich schon auf die weiteren Teile.

      Darf ich fragen, inwieweit du außer mit dem Buch geplant hast? Du scheinst ja von der schottischen Boden- und Wegbeschaffenheit etwas überrascht worden zu sein, sonst hättest du auch keine Tagesetetappen von 40km geplant. Auch keine Karten umfangreicheren Karten für einen Plan B mitzunehmen finde ich etwas ungewöhnlich.

      @ Midges: Ja, man glaubt es nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat

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      • German Tourist
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        • 09.05.2006
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        #4
        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

        @Hunter:

        Die Kartensituation war auch noch später ein echter Knackpunkt dieser Reise und hat mich leider ziemlich unvorbereitet getroffen.... denn eigentlich hatte ich sehr viel Zeit in die Planung der Tour investiert. Wie auf allen weiteren und vorherigen Touren bin ich zweigleisig gefahren: Eine Gesamtkarte von UK und die Route als gpx track auf dem GPS und die gesamte Route als Streifenkarte auf Papier. Nur dieses Mal hat es nicht funktioniert und zwar aus folgenden Gründen:

        Ich wollte ursprünglich die Garmin topo für UK kaufen, aber meine englischen Freunde hatten mir davon abgeraten, da die Qualität sehr schlecht sei und die Karten zu teuer. So bin ich auf die OSM-basierten Karten gekommen. In vielen Ländern habe ich damit gute Erfahrungen gemacht, nur gerade für Schottland war die Datenbasis in OSM ausgesprochen schlecht. Bei den Papierkarten war das Problem, dass der Streifen einfach nicht breit genug war - aber für den unwahrscheinlichen Fall eines Bailouts hatte ich ja die OSM-Karten geplant....

        Die Papierkarten waren entweder Kauf-Streifenkarten für bestehende Trails wie den Pennine Way oder aber ich habe mir sie selbst bei grough.co.uk ausgedruckt. Mehr Details zur Planung gibt es hier auf meinem Blog.

        Die 40 km Tagesetappen-Idee war übrigens nicht meine, sondern stammte aus dem Cicerone-Führer. Ich war diesbezüglich von vorneherein skeptisch und hatte daher auch zusätzlichen Proviant mitgenommen. Nur war das Gelände eben nochmals deutlich schwieriger als befürchtet.....
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        • Enja
          Alter Hase
          • 18.08.2006
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          #5
          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

          Du schreibst ja in deinem Blog, dass es so etwas wie der "worst hike ever" war und du UK für nicht geeignet für Wanderungen hälst. Unter genauer Aufzählung diverser Gründe.

          Aber ich lese das gerne hier noch mal in meiner Muttersprache. Ich finde, es ist eine gute Idee, die Texte aus dem Englischen zu übersetzen. Nicht jeder liest das flüssig weg.

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          • German Tourist
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            • 09.05.2006
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            #6
            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

            Schottland: Ullapool to Fort William

            Nach über einer Woche Schlamm und Migdes erschien mir die Jugendherberge in Ullapool wie ein Luxushotel. Doch leider hatte ich dort sogleich den schlimmsten Unfall der ganzen Tour: Beim Duschen rutschte ich aus und fiel direkt mit dem Steißbein auf die Duschkabinenkante. Bis zum Ende meiner Tour 2 Monate später würde ich deswegen noch Schmerzen beim Hinsetzen haben.....So bewegte ich mich wie ein Alien durch die Herberge: Vom vielen Laufen taten mir die Füße weh und so richtig hinsetzen konnte ich mich auch nicht. In einem weiteren Anfall geistiger Umnebelung nutzte ich leider nicht die Chance, einen echten Ruhetag einzulegen, sondern verließ am nächsten Tag bereits wieder Ullapool mit aufgefülltem Rucksack und schmerzendem Steißbein.

            Als Strafe für meinen ungeplanten Stadtaufenthalt musste ich einen halben Tag Straße laufen, um zurück zu meiner geplanten Route zu kommen – aber angesichst meines vollen Magens trug ich es mit Fassung. Zurück in den Highlands wurde meine Wanderung nicht besser, sondern noch mal einen Zacken schlimmer: Das Wetter verschlechterte sich. Tagelang watete ich in strömenden Regen durch den Schlamm und meine Laune sank immer tiefer. Den absoluten Tiefpunkt erreichte sie dann am 25. August: Ich war den ganzen Tag durch Regen gelaufen und nass bis auf die Haut. Je näher ich meinem Tagesendziel kam, desto frustrierter wurde ich: Das Wasser stand bereits überall – kein auch nur halbwegs trockenes Fleckchen Boden war in Sicht. Als Notfallplan wollte ich zur Jugendherberge von Glen Affric laufen und dort übernachten. Diese JH ist eine ehemalige Jagdhütte und nur zu Fuß erreichbar. Wie sich am nächsten Morgen herausstellen sollte, hätte dieser Plan eh nicht funktioniert, denn die kleine Herberge war voll ausgebucht, wie mir ein Schild im Fenster verkündete. Kurz vor der Hütte entdeckte ich dann doch noch einen Zeltplatz, der ganz offensichtlich viel von Herbergsgästen genutzt wurde. Direkt neben dem Fluss war er trotzdem sehr trocken. Erleichtert baute ich in einer Regenpause mein Zelt auf, rannte kurz ums Zelt, um die Midges erfolglos los zu werden und verschwand in mein Zelt, wo ich auch bald völlig erschöpft und fröstelnd einschlief. Ich verbrachte eine relativ kalte Nacht. Als ich am nächsten Morgen noch etwas verwirrt die Augen aufschlug, wunderte ich mich sogleich, warum mein Zelt plötzlich so anders aussah. Mein Tarptent Rainbow ist ja eigentlich dunkelgrün, aber jetzt blickte ich auf zartes lindgrün.... Verwirrt versuchte ich mich zu orientieren. Das Rätsels Lösung kam, als ich die Zeltwand anfasste. Am 25. August (!) hatte es über Nacht gefroren und das Kondenswasser im Zeltinneren hatte sich in eine weiße Frostschicht verwandelt. Ich konnte es kaum glauben und kratzte ungläubig das Eis ab....



            Die Highlands brachten mir noch eine weitere Überraschung: Die Bothies, also Schutzhütten für Wanderer. Nur leider waren die zu meiner großen Verwunderung nicht in meinem Cicerone Führer erwähnt. Auch hier stieß ich bald auf des Rätsels Lösung: Wie ich bald in den Hütten lesen konnte, werden diese Bothies von der MBA verwaltet, die aus Angst vor Vandalismus nicht möchte, dass der Standort der Hütten in Karten oder Wanderführern genannt wird. Nur die bösen deutschen Reiseführerautoren würden sich nicht immer an dieses Veröffentlichungsverbot halten..... Diese Bothies waren in der Regel großartig! Nur was nützten mir die Bothies, wenn ich nicht wusste, wo sie sich befinden? Durch eingehendes Studium der Gästebücher in den Hütten konnte ich mir aber dann schon bald ein Bild machen, wo sich wohl die nächste Hütte befand und so musste ich einige Nächte nicht im Zelt verbringen oder konnte meine Mittagspause im Trockenen verbringen. Ich verstehe zwar einerseits die Angst der MBA vor Vandalismus, aber irgendwie geht es am Sinn und Zweck von Schutzhütten vorbei, wenn man im Notfall nicht weiß, wo sie sich befinden. Auf der MBA website wird nur die ungefähre Lage der Hütten angegeben und nur Mitglieder von MBA bekommen mehr Informationen. Auch auf den OS Karten konnte ich nicht alle Bothies finden.



            Trotz wirklich atemberaubend schöner Landschaft schleppte ich mich mehr vorwärts als ich die Wanderung genoss. Schwieriges Gelände, Dauerregen, Midges.und das alles auch noch crosscountry... mir wurde das alles zu viel. Ich zählte die Tage bis zum Westhighland Way, wo ich endlich wieder auf richtige Wege und Markierungen stoßen würde.
            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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            • Alex79
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              • 05.06.2007
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              #7
              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

              Hi,
              sehr netter Bericht, aber langsam wundere ich mich doch über deine Vorbereitung!
              Du bist seit 2006 im Forum aktiv. Hier wimmelt es nur so in den Reiseberichten über Bothy-Übernachtungen und auf der MBA Website sind sogar die genauen Grid-Daten der Bothys angegeben!
              Auf den (neueren) OS Karten sind die Hütten immerhin mit Namen eingezeichnet.
              Und Midges im August in Schottland sind nicht gerade eine Seltenheit

              Irgendwie erinnert mich deine Tour etwas an den Schottland-Reisebericht von Fliehender. Für den Leser herrlich, aber auch etwas erstaunlich!
              Bitte schreib bald weiter!

              Gruß
              Alex

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              • Hunter9000
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                • 02.06.2012
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                #8
                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                Ich hab mir gerade einen Teil deiner Route im Detail angesehen: Und zwar den Abschnitt vom Cluanie Inn nach Loch Arkaig. Auf den Karten von walkhighlands sind auf den letzten Kilometern bevor man Loch Arkaig erreicht keine Wege eingezeichnet, zumindest keine, welche weit in die Highlands hinein reichen. Könntest du mir kurz sagen, ob du in diesem Bereich Wege vorgefunden hast oder ob du Querfeldein gewandert bist? Wie war es diese Strecke zu laufen? Ich hatte diesen Abschnitt nämlich auch schon mal geplant, dann aber wegen mangelnder eingezeichneter Wege wieder verworfen.

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                  • 18.04.2008
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                  #9
                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                  Ich kann mich Alex79 nur anschließen. Es verwundert mich, dass Du nicht vorbereitet warst
                  - auf Matsch/peat bogs
                  - Midges
                  - Bothies.

                  Ist hier im Forum alles rauf und runter dekliniert worden. Wobei ich Borderlis Gemaule über Peat bogs nicht ganz nachvollziehen kann, denn selbst ich Pflanzenlegastheniker kann "böses Gras" von "gutem Gras" unterscheiden.

                  Dass OSM für die Highlands und speziell im Norden abseits der Straßen keine gute Idee ist, wurde hier meines Wissens auch schon thematisiert. Warum kann ich wohl nach jedem Urlaub eine mittlere zweistellige Kilometerzahl an Wanderwegen neu einzeichnen?

                  40km ist übrigens keine unrealistische Idee von Cicerone. Die Langstreckenwanderer unter den Briten sind einfach unglaublich zäh und fit, und die laufen von sieben Uhr morgens bis sieben Uhr abends stramm durch - mindestens!

                  @Hunter9000: Walkhighlands benutzt in der mittleren Zoomstufe die OSM-Wege (die unvollständig sind, s.o.). Bitte schau mal auf die "echte" OS-Landranger-Karte, es gibt sogar zwei Wege: Einen ziemlich direkten über Poulary mit einem einzigen weglosen Pass durch offenes Gelände, und einen weiter westlich mit viel Straße am Ufer von Loch Arkaig.
                  Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                    #10
                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                    Schwieriges Gelände, Dauerregen, Midges.und das alles auch noch crosscountry... mir wurde das alles zu viel. Ich zählte die Tage bis zum Westhighland Way, wo ich endlich wieder auf richtige Wege und Markierungen stoßen würde.
                    Das kann ich mir gut vorstellen bzw. war ich in ähnlichen Situationen. Wenn man eine "ordentliche" Strecke schaffen möchte, ist das ziemlich frustrierend.

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                      • 09.05.2006
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                      #11
                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                      @Hunter:
                      Tut mir leid: Die Tour war so lang und ich bin seitdem ich so viel anderes gelaufen, dass ich mich nicht mehr in diesem Detailgrad an die Streckenbeschaffenheit erinnere.

                      @Chrischian:
                      Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Es kommt immer darauf an, unter welchem Aspekt man eine Strecke geht. Ich möchte in der Regel möglichst ohne großen Stress Strecke machen, und dann ist diese Art von Gelände auf Dauer frustrierend. Für andere Wanderer kann das genau die Herausforderung sein, die sie suchen.
                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                      • German Tourist
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                        • 09.05.2006
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                        #12
                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                        Schottland: West Highland Way

                        Als ich kurz vor Fort William auf den ersten offiziellen Trailmarker eines National Trail (in diesem Fall der Great Glen Way) stieß, hätte ich fast den Marker, den Boden oder beides küssen können. Endlich Wegmarkierung! Endlich richtige Wege! Das letzte Stück flog ich förmlich am Caledonian Kanal entlang nach Fort William. Am Neptun's Staircase erwartete mich die erste positive Überraschung. British Waterways hat dort für die Kanalbootfahrer eine Servicestation eingerichtet, darunter u.a. Duschen! Diese Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen: Während sich draußen Dutzende von Touristen um die Boote in den Schleusen drängelten, verwandelte ich mich in der Dusche von einem verdreckten stinkenden Langstreckenwanderer wieder zurück in einen normalen Menschen. Sauber und wohlduftend trabte ich weiter in das Zentrum von Fort William. Mein erster Besuch galt dem dortigen Outdoorshop, wo ich neue Socken erstand. Dann entdeckte ich zu meiner übergroßen Freude einen Lidl-Supermarkt und ich konnte es mir natürlich nicht verkneifen, ordentlich deutsche Schokolade einzukaufen.

                        Danach allerdings verließ mich mein Glück: Ich hatte eigentlich einen längst überfälligen Ruhetag in Fort William einlegen wollen, aber es war ein Bank Holiday Wochenende und so ziemlich alles war ausgebucht. Da ich kein Vermögen in eine Unterkunft investieren wollte, beschloss ich weiterzulaufen. Immerhin war ich ja zumindest schon mal geduscht. Mit der WHW-Unterkunftsliste aus dem TIC rief ich Hostels und Zeltplätze am Weg an, um für die nächsten Tage etwas zu reservieren. Dabei erhielt ich erstmals einen bitteren Vorgeschmack darauf, wie überlaufen der WHW war, denn auch hier war fast alles ausgebucht. Nur nach vielen Telefonaten gelang es mir, eine Hütte auf einem Zeltplatz in Kinlochleven zu ergattern.

                        Dennoch verließ ich frohen Mutes Fort William, denn der WHW würde nach meiner crosscountry Tour durch die Highlands jetzt das reinste Zuckerschlecken werden. Ich war den WHW nämlich vor Jahren schon einmal gelaufen und zwar in einem Anfall geistiger Umnebelung Ende Dezember . Da ich damals natürlich fast alleine unterwegs gewesen war, versetzten mir die Heerscharen der WHW-.Wanderer im Sommer einen ordentlichen Kulturschock. In den Highlands war ich fast alleine unterwegs gewesen. Außer Charlie auf ihrer 8 points Britain Tour hatte ich keine Langstreckenwanderer getroffen – nur vereinzelte Munro Bagger und Tages-/Wochenendwanderer. Aber bereits am ersten halben Tag auf dem WHW kamen mir 70 (!) Wanderer entgegen. Dies sollte in den nächsten vier Tagen, die ich den WHW laufen würde, noch schlimmer werden. Da die meisten den WHW von Süd nach Nord laufen und ich in umgekehrter Richtung unterwegs war, bekam ich die Menschenmassen auf dieser Wanderautobahn so richtig voll ab. Jeden Tag kamen mir hundert und mehr Wanderer entgegen – von schottischer Highland-Einsamkeit keine Spur. Ähnlich überlaufen sind wohl nur die spanischen Caminos. Und obwohl wildes Zelten entlang des WHW bis auf wenige Ausnahmen erlaubt ist, sammelten sich diese Menschenmassen auch noch alle an denselben Campingplätzen z.B. neben Pubs. In meinen 4 Tagen auf dem WHW sah ich einen einzigen anderen Wildzelter, der abseits der Massenlagerplätze sein Zelt aufgeschlagen hatte.

                        Mit meiner Campingplatzhütte hatte ich so richtig Glück gehabt. Als ich ankam, fing es natürlich prompt an zu regnen und ich konnte den verregneten Tag genüsslich in meiner beheizten Hütte mit Wäschewaschen und Lesen zubringen. Als dann am nächsten Tag auch noch mein Schuhnachschubpaket im örtlichen Postamt auf mich wartete, war ich ziemlich glücklich. Ich hatte neue Schuhe, lief nun endlich auf Wegen statt durch Schlamm und konnte einfach den Wegmarkierungen folgen. Kurz: Ich hatte nun endlich das Gefühl, dass ich ein wenig vorankam.



                        Meine Route bog kurz vor Glasgow vom WHW ab und ich verbrachte nur 4 Tage darauf. Mir hatte der Weg schon beim ersten Mal nicht sonderlich gut gefallen und ich wäre eigentlich gerne eine andere Strecke gelaufen, aber da ich nun schon mal die Karten dafür hatte, bin ich ihn halt noch ein zweites Mal gelaufen. Mein Eindruck vom WHW hat sich dadurch nicht verbessert. Mir ist es ziemlich schleierhaft, warum er sich so großer Beliebtheit erfreut. Für schottische Verhältnisse ist der WHW nämlich nicht mal besonders schön und fällt im Vergleich zum ersten Teil meiner Route deutlich ab. Mich persönlich nervte am meisten die Nähe zur Autobahn A82, die man über weite Strecken nicht nur hört, sondern sogar oft auch sieht. Nicht gerade das, was ich mir unter Schottlandidylle vorstelle. Am abschreckendsten waren jedoch die Menschenmassen auf dem Weg. Wenn man mit der Herde von Süd nach Nord läuft, bekommt man das vielleicht nicht so mit, aber wenn einem alle 5 Minuten ein Wanderer entgegen kommt, dann nervt es bald. Ich hatte zudem den Eindruck, dass hier mehr Deutsche als Engländer unterwegs waren. Wer diese Art von Landschaft mag, ist jedoch nicht auf den WHW angewiesen: Es gibt in England/Schottland viel schönere und weniger überlaufene Alternativen, allen voran den von mir später noch begangenen Pennine Way.
                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                          • 09.05.2006
                          • 849
                          • Privat


                          #13
                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                          Schottland: Central Scottish Way

                          Dieser Routenabschnitt hatte mir in der Planung am meisten Bauchschmerzen bereitet. Am Ende des WHW kurz vor Glasgow musste ich nun irgendwie Schottland Richtung Richtung Edinburgh durchqueren, um wieder auf National Trails zu stoßen. Nur leider war dies die am dichtesten besiedelte und industrialisierte Gegend Schottlands und es fand sich so gar kein vernünftiger Wanderweg. Der Cicerone-Führer folgte letztendlich einer Route namens Central Scottish Way, von der ich antiquarisch noch einen alten Wanderführer von Erl Wilkie auftreiben konnte – der sich aber letztendlich als völlig überflüssig herausstellte. Der Central Scottish Way folgt in Ermangelung von Wanderwegen einfach alten, stillgelegten Eisenbahnlinien und vor allem den Treidelpfaden des Forth&Clyde und Union Canal. Dies alles hörte sich so überhaupt nicht idyllisch an und vor allem befürchtete ich, dass ich nirgendwo einen Platz zum Zelten finden würde.

                          Wenig begeistert begann ich also meine Wanderung auf diesem Abschnitt und wurde in fast allen Punkten ausgesprochen positiv überrascht – obwohl mein erster Tag auf diesem Abschnitt sehr turbulent endete.... Nach einem Tag Regen auf alten Eisenbahntrassen kam ich nun endlich mit schmerzenden Füssen an einem Stück heißersehnten Waldes an, das mich förmlich um Zelten anschrie. Dabei störte es mich nicht, dass ich einen Stacheldrahtzaun überklettern musste – schließlich war hier fast alles eingezäunt. Viel mehr hätten mich die vielen Kuhfladen und der zermanschte Boden stutzig machen sollen, aber irgendwie entging mir das alles. Ich hatte gerade mein Zelt ausgepackt und wollte es an einem schönen Fleck aufbauen, als ich in der Ferne eine Kuh erblickte – leider innerhalb der Umzäunung, in der auch ich mich befand. Nicht gut! Hier wollte ich keinesfalls die Nacht verbringen. Missmutig packte ich mein Zelt wieder zusammen, als das Unheil seinen Lauf nahm. Aus einer Kuh wurden plötzlich ca. 20 Stiere, die sich wohl im Wald versteckt hatten und nun eine lustige Abendunterhaltung witterten. Kaum hatte mich das erste Viech entdeckt, kam auch schon die ganze Herde auf mich zu galoppiert. Mir sackte das Herz in die Hose. Die Viecher waren keinesfalls in irgendeiner Weise durch mein Gebrüll zu beindrucken und kamen im Vollgalopp auf mich zu. Als ich schon glaubte, mein Leben unter Kuhhufen zu beenden, kamen die Nachwuchsstiere mich qualmenden Hufen weniger als einen Meter vor mich endlich zum Halt. Ich stand da wie versteinert und konnte kaum glauben, dass ich noch am Leben war. Es war auch nicht gerade hilfreich, dass ich erst vor kurzem einen Artikel über tödliche Kuhunfälle auf englischen Wanderwegen gelesen hatte. Immerhin erinnerte ich mich aus dem Artikel daran, dass man sich im Falle aggressiver Kühe in keinem Fall bücken oder gar stolpern und hinfallen sollte. Nur leider war noch ein Teil meiner Ausrüstung verstreut und ich wollte keinesfalls mein Zelt zurücklassen. Ganz, ganz vorsichtig raffte ich mein Equipment zusammen und stopfte es irgendwie in meinen Rucksack. Jetzt hoffte ich auf einen geordneten Rückzug – doch leider hatten mich meine neugierigen Freunde komplett umzingelt. Freundlich lächelnd versuchte ich mich zurück in Richtung Zaun zu bewegen, immer dicht gefolgt von 20 neugierigen Stieren. Mir brach der Angstschweiß aus, denn die Viecher wurden immer zudringlicher und ließen mir kaum Raum. Nach scheinbar endlosen Minuten war nun endlich der Stacheldrahtzaun erreicht und meine Freiheit schien zum Greifen nah – nur wollten meine neuen Freunde mich nicht gehen lassen. Sie blieben einfach vor dem Zaun stehen und ließen mich nicht durch..... Ich konnte ja nun schlecht den Rest des Abends Stiere anstarren. Beherzt sprang ich deshalb unerwartet über den deutlich niedrigen Zaun zur Nachbarweide und damit in die Freiheit. Dann noch unter Stacheldraht durch und ich war zitternd am Ausgangspunkt meiner Expedition zurück.

                          Nur leider war es mittlerweile schon fast dunkel und ich hatte immer noch keinen Zeltplatz gefunden. Im Eilmarsch ging es also weiter, aber es wollte sich so gar kein verstecktes Plätzchen finden. Endlich, kurz bevor das Tageslicht mich dann komplett im Stich ließ, fand ich in den Büschen einen geeigneten flachen Platz. Hurtig baute ich mein Zelt auf und stellte erst dann fest, dass ich 20 m entfernt von einer viel befahrenen Bahnlinie zeltete...... Nun war es aber definitiv zu spät zum Umziehen, obwohl die vorbeirauschenden Züge mein Zelt zum Wackeln brachten. Glücklicherweise endete der Zugverkehr um Mitternacht, so dass ich wenigstens bis zum frühen Morgen etwas Ruhe hatte.

                          Die nächsten zwei Tage lief ich entlang der ehemaligen Treidelpfade und wurde ausgesprochen angenehm überrascht. Obwohl ich mich fast immer sehr nahe an Häuser, Industrie oder gar Autobahnen befand, waren die Kanäle eine eigene kleine, grüne und überraschenderweise sehr ruhige Welt. Oft tief eingeschnitten in die übrige Landschaft, sah und hörte ich kaum etwas von der Zivilisation. Interessant waren vor allem die Schiefervorkommen, die sich hier links und rechts des Kanals befanden. Sogar das Wildzelten war erstaunlich einfach: Ich endete ich einem kleinen Wäldchen am Kanal und obwohl sich die Autobahn gerade mal einen Kilometer weit entfernt befand, sah und hörte ich nichts.

                          Am nächsten Morgen hatte ich mal wieder ein lustiges Erlebnis. Die Treidelpfade waren natürlich auch sehr beliebt bei Radfahrern und so stieß ich am Morgen auf einen Vater-Sohn-Paar, die direkt am Treidelpfad gezeltet hatten – ganz offen vor aller Augen. Erstaunt fragte ich sie, ob das denn erlaubt wäre und lernte zu meiner großen Freude, dass der Treidelpfad selbst öffentlicher Grund wäre und Zelten erlaubt. Sie waren schon zwei Nächte hier und niemand hätte sich beschwert. Als wir munter plauderten, kamen einige Spaziergänger und Hundeausführer vorbei. Die beiden Radler bereiteten gerade ihr Frühstück vor und so standen Kaffeetassen und Porridgetopf auf ihrer Picknickdecke. Das wiederum schien einen der herumlaufenden Hunde sehr zu interessieren, der neugierig angerannt kam und mal kurz den Porridge probierte.... Als meine beiden Radlerfreunde das entdeckten und ihn verscheuchen wollten, stieß das vertriebene Tier gleich noch die Kaffetassen um. Das herbeigelaufene Herrchen entschuldigte sich natürlich vielmals, aber der Anblick des Frühstückschaos war besser als jede Slapstick-Komödie und ich kam noch Kilometer später kaum aus dem Lachen heraus.



                          Fazit: Obwohl ich niemanden raten würde, extra nach Großbritannien zu fahren, um dort an den Kanälen entlang zu wandern, waren diese Treidelpfade doch eine ausgesprochen angenehme Erfahrung. Natürlich läuft man dabei nicht durch unberührte Natur, aber die Kanäle und die damit zusammenhängenden Bauten wie Brücken und Äquadukte waren ausgesprochen interessant. Zudem war ich hocherfreut, endlich ordentlich Kilometer machen zu können, denn auf den ebenen Treidelpfaden waren 40 km am Tag kein Problem.
                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                          • Hobbyhiker
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                            • 49
                            • Privat


                            #14
                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                            Wie auch deine anderen Reiseberichte sehr Beneidenswert.
                            Denke jeder schonmal durch schottische Moore gestapft ist kann dein Leiden gut nachvollziehen dein Durchhaltevermögen nach so einem Start finde ich schon ziemlich klasse.
                            Bekommt man da nach Jahren des Wanderns so etwas wie Routine und läuft auch wenns nicht so toll ist einfach weiter ?

                            Zu deiner Strecke und der Etappe an den Kanälen entlag, ging es dir um die kürzesten Verbindungen Richtung Südwesten? Es wäre vllt. schöner gewesen nach dem Loch Lomond Richtung Westen zur Küste zu laufen und dort entlang der Coast Paths. Glaube einer davon ist der Ayershire Coastal Path von dem man über den Southern Upland Way zum Pennine Way gehen kann. Ist natürlich ne längere Strecke.. bzw. einfach durch Glasgow durch über den Clyde Walkway + Southern Upland Way.

                            Freue mich schon auf die Fortsetzung!

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                            • German Tourist
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                              • 09.05.2006
                              • 849
                              • Privat


                              #15
                              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                              @Hobbyhiker

                              Interessante Frage! Ja, nach so vielen Wanderkilometern bekommt man schon Routine. Vor allem ist mir mittlerweile klar, dass zu jeder Wanderung auch Durststrecken gehören. Und da es die jedesmal mehr oder minder ausgeprägt gibt, laufe ich da halt mittlerweile meist ziemlich unbeeindruckt durch. Dabei musste ich feststellen, dass mir gerade im Nachhinein die Bewältigung der schwierigen Strecken oft (aber nicht immer) die größte Befriedigung verschafft.
                              Auf dieser Wanderung war es jedoch ein bisschen anders gelagert. Ich fragte mich nach einigen Wochen, ob ich mir nicht einfach das falsche Ziel herausgesucht hatte. Ich hatte teilweise den Eindruck, dass es sich nicht um eine temporäre Durststrecke handelt, sondern dass die ganze Idee von vorneherein falsch oder zumindest sehr suboptimal war.

                              Jetzt, über ein anderthalb Jahre später kann ich sagen, dass es wohl eine Kombination aus vielen Dingen war, die mir diese Wanderung so verleidet und zur insgesamt unerfreulichsten Wanderung meiner bisherigen Wanderkarriere werden ließ. Viel liegt daran, dass Großbritannien nicht gerade das ideale Land für Langstreckenwanderer mit begrenzten Budget ist, aber dazu mehr und ausführlich am Ende dieses Berichts. Aber insgesamt hatte ich halt ausgesprochen Pech mit dem Wetter am Anfang der Tour, beging einige Planungs- und Ausrüstungsfehler und hatte noch dazu eine ziemlich falsche Erwartungshaltung, mit der ich die Realität nur als frustrierend empfinden konnte. Ich würde mittlerweile durchaus nochmals eine lange Wanderung durch UK machen, aber mit einer ganz anderen Erwartungshaltung und Kartenausstattung.

                              Zur Strecke: Ich bin ja erst Mitte August gestartet und lieferte mir damit einen kleinen Wettlauf mit den Jahreszeiten. Ich konnte nicht allzu lange "herumtrödeln", wenn ich vor Einbruch des Winters in Land's End ankommen wollte. Und damit wollte ich in diesem eher nicht so idyllischen Teil Schottlands einfach die kürzeste Strecke laufen. Und interessanterweise war dieser "Central Scottish Way" für mich dann letztendlich eine der unerwartet schönsten Strecken auf der ganzen Tour.
                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                              • Prachttaucher
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                                • 21.01.2008
                                • 11979
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                                #16
                                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                Danke für den Bericht - besonders interessant war für mich die Kuhgeschichte. Tatsächlich sind wir als jugendliche Paddler einmal ähnlich von unserem Platz an einem französischen Kleinfluß vertrieben worden. Das Zelt konnten wir zwar noch retten, ein Faltboot wurde aber eingetreten (Riß im Verdeck). Auf das Erzählen der Geschichte haben wir dann bald verzichtet, da wurde man nur ausgelacht. Seidem achte ich jedenfalls penibel auf das Alter von etwaigen Kuhfladen !

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                                • German Tourist
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                                  • 09.05.2006
                                  • 849
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                  @Prachttaucher:
                                  Danke für den Hinweis - jetzt komme ich mir nicht ganz so Weichei-mäßig vor! Der Artikel mit den tödlichen Wanderunfällen durch Kühe erzählte im übrigen, dass die meisten dieser zugegebenerweise wenigen Unfälle mit Wanderern mit HUNDEN passieren. Der Hund greift die Kühe an, die Kühe schlagen zurück, Hund läuft davon, Herrchen will den Hund schützen und gerät in die "Schusslinie" der Kühe.
                                  Seit England habe ich eine Kuhphobie, aber ich musste auch feststellen, dass englische Kühe besonders aggressiv sind. In anderen Ländern hatte ich eigentlich kaum Probleme, dafür in England umso mehr. Mehr dazu später.
                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                    • 18.08.2006
                                    • 4869
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                                    #18
                                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                    Ich vermute mal, dass es sich wohl eher um Jungbullen als um Kühe handelte? Kühe sind eigentlich weder zudringlich noch aggressiv, solange man sie in Ruhe lässt. Jungbullen sind da von anderem Kaliber. Da ist durchaus Vorsicht geboten. Außerdem sollte man Tiere auch nicht stören. Zäune also vielleicht nur überklettern, wenn man weiß, dass die Koppel unbewohnt ist?

                                    Ich würde auch nicht "unter Schafen" zelten wollen.

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                                    • German Tourist
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                                      • 09.05.2006
                                      • 849
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                      Schottland: The Scottish Borders

                                      Nach dieser schnellen Eisenbahn- und Kanalwanderung kam ich durch West Linton, ein ansonsten ziemlich unbedeutendes Kaff, aber: es gab dort einen Couchsurfing-Gastgeber, wie ich in meiner Vorab-Recherche bereits festgestellt hatte. David war zudem auch noch hocherfreut, mich beherbergen zu können. Er war pensioniert und mochte CS vor allem deswegen, weil er so jemanden bekochen konnte – und das tat er ausgesprochen gut und gerne! Wie versprochen holte er mich im örtlichen Pub ab und während ich mich unter der Dusche wieder in einen normalen Menschen verwandelte, bereitete er ein wunderbares Abendessen: Haggis! Ich war zunächst ja mehr als skeptisch, aber nicht um meine Essgewohnheiten wissend hatte David vegetarischen Haggis bereitet, der aus Haferflocken, Linsen, Karotten und Nüssen besteht. Das ganze schmeckte ganz hervorragend und wurde zum kulinarischen Highlight dieses Trips. Am Ende wurde ich sogar noch mit Islay-Whiskey belohnt, der mir Alkoholbanausen natürlich erst mal nichts sagte, aber trotzdem ganz hervorragend schmeckte.

                                      Besonders angetan hatte es mir Murphy, Davids höchst energiegeladener Mischlingshund, der sich während des Essens ständig an mich heranrobbte, bis er von seinem Herrchen wieder des Zimmers verwiesen wurde. Leider war ich zu geschafft, um ausgiebig mit Murphy zu spielen, aber er wurde von mir zumindest fast zu Tode gekrault, während David mir Highlights aus der schottischen Geschichte und Politik erzählte. Wie üblich ging mein Ruhetag bei David viel zu schnell zu Ende und vor allem das gute Essen hätte ich mir noch eine längere Weile guttun lassen.

                                      Für mich ging es jetzt wieder auf National Trails, aber leider ohne Fleiß kein Preis – und so musste ich erst mal einen halben Tag crosscountry laufen. Dieser halbe Tag genügte, um meine bei David wiedererlangte gute Laune sofort wieder in den Keller sinken zu lassen. Zunächst schien alles gut: Der Weg war genau da, wo er laut GPS und Karte sein sollte. Dann begann laut GPS das crosscountry, aber mein schöner Weg führte weiter in die richtige Richtung und zu allem Überfluss gab es auch noch ein Schild, das genau meinen Zielpunkt anzeigte. Warum also crosscountry gehen? Freudig folgte ich weiter dem Weg, nur um eine halbe Stunde später festzustellen, dass es plötzlich weder Schilder oder Wegmarkierungen gab und ich nicht mal ansatzweise da war, wo ich sein sollte. Meine OSM-Karte war wie üblich auch keine große Hilfe und ich verfluchte sie zum hundertsten Mal. Also es half alles nichts: Ich musste zurück laufen. Halb zurück sah ich einen halbwegs passablen Pfad, der am Waldrand entlang in meine Richtung führte. Laut GPS war es nur gerade mal 800 m bis zum richtigen Weg! Nur leider endete dieser verheißungsvolle Pfad in einem einzigen Sumpf der noch dazu garniert war mit umgefallenen Bäumen. Laut GPS nur noch 600 m, das würde doch wohl zu schaffen sein. Ich brauchte 45 Minuten um durch den Morast zu robben und dann nochmals 45 Minuten, um inmitten einer erstaunten Schafherde durch hüfthohen Farn einen steilen Abhang hinaufzuklettern – nur um dann festzustellen, dass ich immer noch ca. 100 m zu tief war und denselben Scheisshügel noch weiter hochklettern musste.. Nach 3 Stunden war ich dann endlich am Ziel meiner Träume angekommen und hatte mal wieder die Schnauze voll von Schottland.

                                      Zugegebenerweise verbesserte sich die Situation dramatisch auf den National Trails. Zuerst verbrachte ich einen Tag auf dem Southern Upland Way, wo ich sogar auf eine Wanderhütte stieß! Danach ging es weiter auf dem St. Cuthbert's Way, der die drei schottischen Abteien Jedburgh, Melrose und Dryburgh verbindet. Nur leider waren die Abteien nicht frei zugänglich, sondern es kostete 5,50 £ die Ruinen inmitten von Heerscharen von Touristen zu besuchen. Ich investierte das Geld lieber in Schokolade, erfreute mich aber an den touristischen Einrichtungen wie saubere Großtoiletten, die mir zu einem Waschtag verhalfen. Bald hatte ich es zum Pennine Way geschafft! Das letzte Stück ging entlang der Deere Street, einer alten Römerstraße, die mich zum Grenzzaun zwischen Schottland und England und damit zum Pennine Way führte. Ich muss sagen, dass ich heilfroh war, Schottland endlich hinter mir zu lassen und freute mich jetzt auf den Pennine Way, den ich auch schon mal komplett gelaufen war.

                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                      • Chouchen
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                                        #20
                                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                        Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                        Ich vermute mal, dass es sich wohl eher um Jungbullen als um Kühe handelte?
                                        Im Bericht schrieb sie ja Stiere. Und jeder Bulle ist ja eine Kuh, aber nicht jede Kuh ein Stier.

                                        GT, falls es Dich tröstet: Wir sind auch mal bei einem Wandertag mit einer kompletten Klasse und unserem Lehrer vorneweg in heller Panik vor ein paar Bullen geflüchtet. Im nach hinein war's irgendwie witzig, in diesem Augenblick aber gar nicht.
                                        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                                          • 18.08.2006
                                          • 4869
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                          Wikipedia sagt dazu:

                                          Kuh steht für: weibliches Hausrind nach der ersten Kalbung
                                          Bullen als Kuh zu bezeichnen, finde ich doch sehr gewöhnungsbedürftig.

                                          Das geschlechtsreife männliche Hausrind heißt Stier, in Deutschland auch Bulle

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                                            • 14.07.2008
                                            • 5576
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                            Zitat von Chouchen Beitrag anzeigen
                                            Und jeder Bulle ist ja eine Kuh, aber nicht jede Kuh ein Stier.
                                            Ähm, nö
                                            Jeder Bulle ist ein Bulle. Jede Kuh ist eine Kuh.
                                            Und alle sind zusammen Rinder

                                            Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                                            daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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                                              • 07.04.2008
                                              • 20009
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                                              #23
                                              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                              Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                              Wikipedia sagt dazu:



                                              Bullen als Kuh zu bezeichnen, finde ich doch sehr gewöhnungsbedürftig.
                                              OT: Ich bin von dem Sprachgebrauch ausgegangen, der in der Landwirtschaft meiner Großeltern üblich war: Kühe wurde dort für die weiblichen Tiere als auch als Artbezeichnung genutzt. (Vergleichbar mit "Katze" als Art und als Bezeichnung für die Weibchen.) Rinder waren junge Kühe (egal ob männlich oder weiblich), vom Alter her also zwischen Kalb und Kuh. Wo die genaue Altersgrenze zw. Kalb und Rind gezogen wurde und ob es eine solche überhaupt gab, weiss ich nicht.

                                              Wie auch immer: Im Bericht schrieb GT ja von Stieren.
                                              "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                                                • 18.08.2006
                                                • 4869
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                Ja, ich auch. Bin in der Landwirtschaft aufgewachsen. Bullen als Kühe zu bezeichnen, geht deshalb für mich gar nicht. Das schüttelt mich regelrecht. Aber sicher ist das regional unterschiedlich.

                                                "Kühe" bedeutet für mich: Kannst du auf der Weide spazieren, wie du willst. Nette, manchmal etwas sture Tiere mit denen der Umgang leicht ist. Zelten würde ich da trotzdem nicht. Könnte mir vorstellen, dass die in aller Freundlichkeit drüber stapfen.

                                                "Jungbullen" sind dagegen durchaus mit Vorsicht zu genießen. In meiner Heimat werden sie in relativ großen Gruppen ziemlich unbelästigt gehalten. Menschen betreten ihre Weiden nicht. Der Landwirt und seine Abgesandten erscheinen ausschließlich mit Traktor zum Füttern, Zählen und Tränken. Oder zu Pferd. Weshalb sie dann neugierig oder aggressiv, meistens beides, reagieren, wenn sich Fußgänger unter sie mischen. Das kann durchaus auch ohne Hund gefährlich werden.

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                                                  • 18.08.2006
                                                  • 4869
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                  Im Theater fiel mir ein, dass die "Hausrinder" meiner Kindheit nicht als Hausrinder bezeichnet wurden. Wenn man alles Rindvieh auf dem Hof zusammenfassen wollte, hieß das "de Keu". Also so ähnlich wie die Edel-Goldfische von heute. Ein gewisser Anklang an "die Kühe" lässt sich dabei nicht verleugnen.

                                                  Aber es wäre schon sinnvoll, sich mit den Bewohnern unserer Kulturlandschaften entferntest vertraut zu machen, wenn man deren Habitats bewandert.

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                                                    • 21.01.2008
                                                    • 11979
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                    Ob aggressiv oder nicht, es reicht auch schon, wenn sich eine neugierige Herde Kühe um die empfindliche Ausrüstung gruppiert und die vorderste Kuh einmal reintritt. Vielleicht auch nur weil hinter ihr gedrängelt wurde. Jedenfalls war unsere Tour damals beendet. Mag sein, daß jemand mit entsprechender Erfahrung die Kühe vorher wieder auseinander treiben kann, als Laie ist man da eher überfordert bzw. verängstigt (so harmlos eine einzelne Kuh sonst auch sein mag).

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                                                      • 18.08.2006
                                                      • 4869
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                      Könnte mir vorstellen, dass die in aller Freundlichkeit drüber stapfen.
                                                      schrieb ich.

                                                      Der Umgang mit Kühen war in meiner Jugend mein tägliches Brot. Ich würde sie schon an die Seite schaffen. Trotzdem würde ich auf ihrer Weide nicht zelten. Kann ja meine Augen nicht überall haben und muss auch mal schlafen. Die lieben Tiere sind ziemlich neugierig. Was auf ihrer Weide ist, muss untersucht werden.

                                                      Der Begegnung mit einer Gruppe unbekannter Jungbullen würde ich ausweichen wollen.

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                                                        • 11979
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                        Sorry, hatte ich überlesen. Ob man das Thema ausgliedern kann ? Wenn ja : Ich habe z.B. gelegentlich die Gesellschaft von Schafen, das war bisher immer ohne Probleme.

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                                                          • 18.08.2006
                                                          • 4869
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                          Ja, mach doch ein extra-Thema auf. Ist doch interessant. Schafböcke können äußerst renitent sein. Die kann man als Wachhunde für Haus und Hof einsetzen. Wenn sie es zu weit treiben, enden sie aber meist flott in der Bratpfanne.

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                                                            • 09.05.2006
                                                            • 849
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                                                            #30
                                                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                            ngland: Pennine Way Teil 1

                                                            Ich hatte mich sehr auf den Pennine Way gefreut, denn ich war ihn vor 6 Jahren schon mal komplett in 2 Wochen gelaufen und war damals richtig begeistert. Der Pennine Way bietet so ziemlich alles, was ein Wanderherz in England erwarten kann. Großartige, ja teilweise spektakuläre Landschaft, ziemlich viel Einsamkeit, aber auch niedliche kleine Städtchen dazwischen. Das ganze dazu noch verkehrstechnisch gut erreichbar, zahlreiche Wanderführer und Übernachtungsangebote. Nur leider spielte das Wetter diesmal so gar nicht mit.....

                                                            Mein erster Tag auf dem Pennine Way begann gleich mit einer Pleite: Ich hatte auf der Karte ein schönes Stück Wald ausfindig gemacht und plante dort wettergeschützt mein Nachtlager aufzuschlagen. Doch je näher ich der Stelle kam: Weit und breit kein Wald! Ich bin zwar nicht gerade der Navigationsweltmeister, aber so falsch konnte ich nun auch nicht liegen. Wo zum Teufel war der Wald abgeblieben? Des Rätsels Lösung fand sich bald: Der Wald war einfach komplett abgeholzt worden! Statt Tannenwald stand ich inmitten einer hässlichen Landschaftsnarbe mit Komplettkahlschlag. Und dieser trostlose Kahlschlag zog sich endlos hin, bis ich endlich auf ein Stück Restwald stieß und dort zelten konnte. Ich war umso verblüffter, als nur 5% Großbritanniens bewaldet sind – im Vergleich zu ca. 30% in Deutschland. Der wenige englische Wald besteht meist nur aus Nadelbaumplantagen, die dann eben hemmungslos abgeholzt werden. Kein Waldgesetz verbietet den Komplettkahlschlag. Die Engländer scheint das auch nicht weiter zu stören: Ich habe mehrere Wanderer dazu befragt und Wald steht demnach nicht hoch auf deren Prioritätenliste. Er wird eher als langweilig und sichtblockierend empfunden.

                                                            Freie Sicht hatte ich auf dem Pennine Way nun mehr als genug. Aber brachte mich das wirklich voran? Nein, ich empfand es eher ziemlich störend, denn so war ich ungeschützt dem zunehmend schlechten Wetter ausgesetzt. Der Mangel an Bäumen hatte auch noch einen weiteren Nachteil: Es gab nichts, um Wegmarkierungen daran zu befestigen und so wurde die Navigation wieder zum Thema. Man kann sich in dem offenen Gelände nicht wirklich komplett ver tun, aber trotzdem musste ich jetzt wieder verstärkt aufpassen.

                                                            Hadrian's Wall, der alte römische Grenzwall sollte eigentlich ein erstes Highlight werden, aber das Wetter war so bescheiden, dass ich nicht mal anständige Photos machen konnte aus Angst, meine Handyknipse zu überschwemmen. Der Weg entlang der Mauer ist eigentlich wirklich höchst interessant und schön, aber im Dauerregen verging mir so ziemlich die Lust – zumal ich mich auch langsam fragte, wo ich denn zelten sollte. Kein Baum und Strauch weit und breit, dafür heftiger Wind und Regen. Neben einem Parkplatz und öffentlichen Toiletten fand ich dann endlich ein halbwegs geschütztes Plätzchen und in der allergrößten Not könnte ich mich auch in die Klos retten. Ich verbrachte eine sehr stürmische und kurze Nacht. Trotz Ohrenstöpsel hörte ich den Wind so stark, dass ein Tiefschlaf nicht zu denken war. Natürlich auch aus Angst um mein Zelt, dass sich erstaunlich gut hielt. Um 4 Uhr morgens gab ich auf. Der Wetterbericht sagte nur noch schlimmeres voraus und ich beschloss, die nächstgelegene Jugendherberge aufzusuchen. Mit Hilfe des GPS fand ich sogar eine tiefergelegene und weniger ausgesetzte Route entlang einer alten Eisenbahnlinie. Obwohl ich auch einiges an Straße laufen musste, erschien mir das besser als auf dem Pennine Way zu bleiben. Ich packte mir stilgerecht Jane Austen's „Persuasion“ als Hörbuch aufs Ohr und lief los. Unterwegs traf ich zu meiner großen Freude auch weitere Pennine Way Wanderer, die angesichts des miserablen Wetters auch lieber Straße liefen. Der Wind war mittlerweile so stark, dass ich manchmal Angst hatte umgeweht zu werden. Damit war ich nicht allein: Als ich einen Hühnerstall passierte, hatten sich alle Hühner an der windabgewandten Stallseite aufgereiht und zusammengekuschelt. Kein guter Tag für Wanderer und Hühner!



                                                            In Alston hatte das Elend dann ein Ende. In der Jugendherberge war nicht nur ein Bett, sondern praktische die ganze Herberge frei! Außer mir gab es nur noch einen einzigen anderen Gast, einen älteren Herren, der durch England radelte. So konnte ich mich alleine im beheizten Schlafsaal ausbreiten und das miese Wetter aus sitzen. Im örtlichen Coop kaufte ich indische Tiefkühlkost für das Abendessen. Von der Herbergsmutter erfuhr ich, dass leider immer mehr Herbergen entlang des Pennine Way geschlossen werden. Während man früher von Jugendherberge zu Jugendherberge laufen konnte, wird diese Art des Wanderns immer unpopulärer. Die Herbergen sehen immer weniger Wanderer und auch der Pennine Way wird immer weniger begangen – sehr zu Unrecht wie ich finde. Die Herbergen werden entweder geschlossen oder wie diese hier in Alston privatisiert.
                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                              Fuchs
                                                              • 31.10.2012
                                                              • 1446
                                                              • Privat


                                                              #31
                                                              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                              OT: Irgendwie fühle ich mich bei der Kuh-Diskussion unweigerlich an dieses Kleinod der Filmgeschichte erinnert. Kühe unterscheiden für Anfänger ab 0:28 min.

                                                              Vielen Dank für diesen unterhaltsamen Bericht! Ich hatte mittelfristig auch den WHW ins Auge gefasst. Nach den Schilderungen werde ich nochmal ausgiebig über Alternativen nachdenken.

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                                                                • 09.05.2006
                                                                • 849
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                @Teilzeitabenteurer:
                                                                Das solltest Du wirklich! Jeder andere National Trail in UK war landschaftlich schöner und weniger überlaufen als der WHW. Wenn es nach England gehen soll, dann kann ich wärmstens den Pennine Way, Offa's Dyke und den SouthWestCoast Path empfehlen - aber zu all diesen Trails werde ich ja noch was schreiben.... :
                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                                  Dauerbesucher
                                                                  • 09.05.2006
                                                                  • 849
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                  Pennine Way Teil 2:

                                                                  Auf dem Pennine Way jagte jetzt eine Attraktion die nächste – leider auch eine Schlechtwetterperiode die nächste.... Ich verließ Alston wieder auf Schleichwegen und machte mich zurück auf dem Pennine Way zum Aufstieg auf zum Cross Fell, dem höchsten und ausgesetztesten Punkt auf dem Pennine Way. Ich hatte ja schon viel skurriles Wetter erlebt, aber auf diesem Wegabschnitt zeigte das englische Wetter mir so richtig, was alles in ihm steckt. Ich kam in fast strahlendem Sonnenschein oben auf dem Cross Fell an und innerhalb von 10 Minuten erschien plötzlich fast wie aus dem Nichts ein komplettes Whiteout mit gerade mal 10 Metern Sicht im Nebel. Glücklicherweise hatte ich ein GPS... Letztendlich wiesen mir aber auch die Flagstones den Weg: Da hier im Hochmoor die Wanderer die Wege in reinste Schlammpfützen verwandeln, wurden Steinplatten, sogenannte Flagstones verlegt, um die Erosion zu verhindern. Oben auf dem Cross Fell gab es sogar eine Bothy, in der ich eine windgeschützte Pause einlegen konnte.

                                                                  Aber schon am nächsten Tag gab es das nächste Highlight: High Cup Nick, der wohl am meisten fotografierte Ort auf dem ganzen Pennine Way. Das High Cup ist ein riesiger Crater inmitten des Hochmoors und zieht sich u-förmig hin. Beim Aufstieg hatte ich sogar Begleitung durch einen älteren Herrn, der hier regelmäßig zum Ausflügen herkommt und mich ausführlich nach meinen Wanderungen befragte – was dazu führte, dass er leichtfüßig den Berg hochlief, während ich vor lauter Antworten kaum hinterher kam. Immerhin konnte ich ihm ein ausgelesenes Taschenbuch mitgeben und so meinen Rucksack erleichtern.



                                                                  Nachdem ich ausführlich das High Cup fotografiert hatte und mein kurzfristiger Begleiter umgedreht war, ging es für mich über die Wasserscheide entlang des River Tees. Wieder mal eine spektakuläre Strecke mit mehreren Wasserfällen und einigen fast Kletterpartien. Einfach zu laufen ist der Pennine Way nämlich auch nicht gerade. Ich zeltete kurz vor Middleton in Teesdale und konnte so dort am frühen Morgen ausführlich einkaufen und frühstücken. Die dortigen öffentlichen Toiletten verhalfen mir sogar zu einer Waschgelegenheit und Trinkwassernachschub, da der öffentliche Trinkbrunnen mit neckischem Engel leider außer Betrieb war.

                                                                  Das Wetter war mir auch weiterhin nicht hold. In Wind und Regen ging es weiter durch die desolat wirkende Landschaft, als ich plötzlich am frühen Nachmittag auf eine Hütte stieß. Die schien komplett verrammelt zu sein, Türen und Fensterläden fest verschlossen. Aber glücklicherweise gab ich nicht auf und probierte wirklich alle Türklinken und siehe da: Der Hintereingang war offen und offenbarte einen kleinen Notraum mit Stühlen – ein idealer Ruheplatz! Natürlich war diese Hütte in keinem Führer verzeichnet, aber das kannte ich ja nun schon aus Schottland. Nach einer ausführlichen Pause war ich hin und hergerissen, ob ich in diesem wunderbaren Unterschlupf bleiben sollte oder pflichtschuldig weiterlaufen, als ein ordentliches Gewitter mir die Entscheidung abnahm. Draußen brach die Hölle los: Es regnete so stark, dass Regenwasser durch den unteren Türschlitz durchkam! Ich war heilfroh, nicht schutzlos draußen rumlaufen zu müssen. Als das Gewitter vorüber war, war es schon nach 16 Uhr. Sollte ich jetzt noch weiterlaufen? Nein, ich machte es mir in diesem kleinen Notraum gemütlich. Der Betonfußboden würde zwar sicherlich nicht zu bequem sein, aber alles besser als im Sumpf zu zelten. Während ich es mir halbwegs bequem machte, liefen draußen zu meinem großen Erstaunen sogar noch zwei Wanderer vorbei, die sich allerdings erst gar nicht an der Hütte probierten. Auch gut: So hatte ich meinen spartanischen Schlafplatz immerhin für mich allein. Am nächsten Morgen wurde ich allerdings gleich wieder mit Regen wach – aber nach dem Schauer erwartete mich ein grandioser Regenbogen!

                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                  Kommentar


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                                                                    • 31.10.2012
                                                                    • 1446
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                    - aber zu all diesen Trails werde ich ja noch was schreiben.... :
                                                                    Ich bin schon gespannt wie'n Regenschirm. Der Pennine Way hat auf jeden Fall schon einen Platz auf der Liste näher zu untersuchender Ziele. Dieser Bericht verspricht noch jede Menge interessante Unterhaltung

                                                                    Kommentar


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                                                                      • 849
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                                                                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                      Pennine Way Teil 3:

                                                                      Mich erwartete wie üblich ein durchwachsener Tag: Ich verließ meine Notunterkunft mit einem tollen Regenbogen und Sonnenschein und keine 20 Minuten später wurde ich im nächsten Regenguss nass. Im strömenden Regen unterquerte ich dann die Autobahn, wo ich zumindest unter der Brücke etwas Schutz fand. Eines der erstaunlichsten Dinge am Pennine Way ist, dass man sozusagen mitten durch die industrialisierteste Ecke Englands läuft, aber auf dem „Gebirgszug“ der Pennines davon nichts mitbekommt. Keine 10 Minuten nach der Autobahnunterquerung fühlte ich mich schon wieder wie im Niemandsland....



                                                                      Mein nächstes Ziel war Horton-in-Ribblesdale und dort weniger der Ort, als mein alter PCT-Freund John Manning. John und ich waren 2004 den PCT gelaufen – den allerersten Tag sogar gemeinsam. Aufgrund seines etwas skurrilen englischen Humors hatte er bald den Trailnamen Crazy John abbekommen. Obwohl wir uns vom ersten Tag mal abgesehen sonst nicht mehr auf dem PCT getroffen hatten, waren wir über die Jahre doch immer in Kontakt geblieben. Und da John direkt am Pennine Way wohnte, hatte er mich auf einen Ruhetag zu sich und seiner Familie eingeladen. Denn seit dem PCT hatte er nicht nur mit dem Rauchen aufgehört, sondern hatte auch Frau und Kind bekommen. Die Wiedersehensfreude war natürlich groß und wir verbrachten den Abend mit Erzählen alter PCT-Geschichten, wobei John sichtlich sentimental wurde. Obwohl er jetzt ein glücklicher Familienvater war, vermisste er das Trailleben schon sehr. Aber immerhin war er als Redakteur für das englische Outdoormagazin TGO zumindest beruflich fest im Outdoorbereich verwurzelt.

                                                                      Ich wandte mich daher gleich mit einer Frage an ihn: Ich war auf dieser Wanderung mit meinem BPL 240 Quilt unterwegs, mit dem ich auch sehr zufrieden war. Nur hatte ich noch einen Monat Wanderung vor mir – und mir war ja schon am 25. August das Zelt eingefroren. Wie sollte das erst in einem Monat, also Mitte Oktober werden. Mein Quilt war zwar bis unter 0 Grad geratet, aber ich wollte das nicht ständig bis an die Grenze austesten. Und so fragte ich John, wo ich hier wohl am besten einen wärmeren Synthetikschlafsack herbekommen würde: Die Antwort überraschte mich dann doch: „Hier von mir! Ich habe mindestens 4 Stück zur Auswahl für Dich.“ Und damit verschwand er in seine Garage und kam tatsächlich mit 4 Schlafsäcken zurück. Des Rätsels Lösung war dann so einfach wie einleuchtend. Als Redakteur für das Outdoormagazin bekam er jede Menge Ausrüstung zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Danach konnte er das Zeug natürlich nicht verkaufen oder anderweitig kommerziell verwerten. Zum Wegwerfen war es natürlich zu schade und so stapelten sich in seiner Garage Schlafsäcke, Zelte und vieles mehr. „Such Dir einfach einen aus. Du tust mir damit sogar einen Gefallen, denn dann wird meine Garage leerer.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und nahm mir einen TNF Cat's Meow. Wie sich hinterher herausstellen sollte, war der zwar auch nicht viel wärmer als mein Quilt, aber es hatte zumindest eine positive psychologische Wirkung.

                                                                      Als ich mich bei John über die mangelhafte Markierung auf dem Pennine Way „beschwerte“, erklärte er mir zu meiner leichten Verwunderung, dass die Markierung absichtlich so sparsam gehalten werde, um eine „wilderness feeling“ zu erhalten. Na vielen Dank auch! Am nächsten Tag schickte ich meinen Quilt nach Deutschland, kaufte Gaskanister und Proviantnachschub und verließ frohen Mutes Horton-on-Ribblesdale und John. Der frohe Mut hielt nicht mal einen halben Tag, denn dann hatte mich schon der nächste Regenschauer wieder komplett bis auf die Haut durchnässt. Angesichts endloser Kuhweiden war auch das Zelten ein Problem und ich landete nass wie eine Wasserrate nach Überkletterung einer Steinmauer in einem kleinen Wäldchen – und war restlos bedient.

                                                                      Die Landschaft war nach wie vor toll: Malham Cove ist eine tolle Kalksteinformation und normalerweise eine überlaufenen Touristenattraktion, aber ich kam dort so früh am Morgen an, dass ich den Ort ganz für mich alleine hatte. Danach ging es weiter durch die Yorkshire Dales und das Hochmoor der Bronte-Schwestern. Ich hatte „Wuthering Heights“ zwar als Hörbuch dabei, war aber immer noch mit Jane Austen beschäftigt. Ich muss zugeben, dass mir das Wetter auch immer mehr zu schaffen machte. Jeden Tag kalter Regen und das ohne jeden Wetterschutz im ausgesetzten Hochmoor. Ich hatte bald so überhaupt keine Lust mehr und daran konnte auch die tolle Landschaft kaum was ändern.



                                                                      Glücklicherweise sollte ich bald wieder ein Dach über dem Kopf haben: Für Hebden Bridge hatte ich eine Couchsurfing-Übernachtung arrangiert. Natürlich regnete es in Strömen, als ich dort ankam. Karen, meine Gastgeberin wollte mich so tropfnass gar nicht in ihre Wohnung lassen. Mein Rucksack musste auf alte Handtücher abgestellt werden und ich selbst musste mich komplett aus- und umziehen, bevor sie mich in ihr Wohnzimmer ließ. Ich muss zugeben, dass es schon etwas merkwürdig war, nach einem kurzen „hello“ von einer Fremden gleich zum Totalstriptease im Hausflur aufgefordert zu werden..... Die Lage entspannte sich aber beim Abendessen und meine nassen Sachen trockneten über der Heizung. Karen war Lehrerin und das hieß leider, dass ich am nächsten Morgen schon früh um 7 Uhr mit ihr das Haus verlassen musste. Wir checkten aber noch die Wettervorhersage im Internet. Temperatur ganz ok, aber wo befand sich die Niederschlagswahrscheinlichkeit? Wir suchten verzweifelt auf der ganzen Website herum bis es uns endlich dämmerte: Etwas völlig Unvorhergesehenes bahnte sich an: Niederschlagswahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen 0 (in Worten Null!) Prozent. Weder Karen noch ich konnten das so richtig glauben.

                                                                      Morgens um 7 verließ ich also in hoffnungsvoller Stimmung das Haus, um im örtlichen Coop erst mal Frühstück einzukaufen. Ich belohnte mich mit einem preisreduzierten Charlotte Sponge Cake, also Bisquitkuchen mit Frucht- und Sahnefüllung, den ich komplett verschlang. Danach mit vollem Bauch den Rochdale Canal entlang wieder auf den Pennine Way, der nun bald ein Ende für mich haben würde. Gott sei Dank, denn ich war vom Wetter mehr als weichgekocht. Dennoch kann ich den Pennine Way nur empfehlen. Er ist für mich der schönste und abwechslungsreichste Weg in England – nur bei schlechtem Wetter deutlich schlimmer als Wege in bewaldeten Gebieten zu laufen.
                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                      Kommentar


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                                                                        Dauerbesucher
                                                                        • 09.05.2006
                                                                        • 849
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                        England: Pennine Way to Offa's Dyke

                                                                        Ich war heilfroh, vom ausgesetzten Pennine Way runterzukommen und hatte sogar per GPS eine Abkürzung gefunden, die mich auf Rail Trails und kleinen Sträßchen schon etwas früher vom Pennine Way absteigen ließ. Natürlich erwiesen sich meine OSM-Karten mal wieder als unzureichend, aber ich traf einige Tagesauflügler, die mir mit ihren OS-Karten den richtigen Weg wiesen. Gleich am ersten Tag hatte ich ein lustiges Erlebnis: Wie immer war ich auf der Suche nach Bäumen oder etwas Wald, um versteckt mein Zelt aufzuschlagen. In diesem landwirtschaftlich genutzten Gebiet war das eher schwierig, aber endlich fand ich einen von Steinmauern umzäunten Mini-Wald inmitten all der Weiden. Nach einer kleinen Kletterpartie hatte ich im dichten Nadelwald den perfekten wind- und sichtgeschützten Zeltplatz gefunden und kochte gerade mein Abendessen, als ich lautstarkes Singen hörte. Das hier nun so mitten in der Pampa verblüffte mich doch sehr und neugierig lugte ich aus meinem Zelt. Bald sah ich den Verursacher des unerwarteten Konzerts: Ein Teenager führte seinen Hund aus und war offenbar wild entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, um für seine Karriere als Sänger in einer Rockband zu üben – denn hier glaubte er sich offenbar ungehört. Jedenfalls ahnte er sicherlich nicht, dass er eine deutsche Zuhörerin hatte. Dieses Konzert zog sich eine ganze Weile hin, während mein Rockstar in spe mit seinem Hund mein Wäldchen singend umrundete – ein großer Kunstgenuss war es allerdings nicht....

                                                                        In diesem Routenabschnitt wich ich zum ersten und einzigen Mal von der Route des Ciceroneführers ab. Mein Weg führte über den Gritstone Trail, South Cheshire Way und Maelor Way – alles sehr wenig begangene Wege. Dies führte zu mehreren Problemen: Das erste war mein altes Kuhproblem. Die Kühe hier waren aufgrund der wenigen Wanderer nicht so sehr an Menschen gewöhnt und dementsprechend neugierig. Mehrfach wurde ich wieder verfolgt und jede Kuhweide versetzte mich in eine neue Panikattacke. Bald hatte ich allerdings eine neue Strategie entwickelt: Ich näherte mich der Kuhweide und kletterte HALB über den Zaun, wo ich erst mal einige Minuten abwartete. Blieb auf der Weide alles ruhig, d.h. ignorierten mich die Viecher, traute ich mich weiter. Kamen allerdings schon nach wenigen Sekunden neugierige Jungstiere als Begrüßungskomitee auf mich zugerannt, dann suchte ich mir lieber einen anderen Weg. Die Kühe verursachten auch noch ein anderes Problem: Naturgemäß mussten die sich jeden Tag durch den Flaschenhals des Weidengatters drängen und dementsprechend zermanscht war der Boden dort. Oft war es unmöglich, trockenen oder sauberen Fußes das Gatter zu erreichen und öffnen. Dementsprechend sah dann auch mein Schuhwerk aus.



                                                                        Die Wege waren auch relativ ungepflegt. Die Markierung war lückenhaft oder gar nicht existent und vor allem waren die Stiles oft völlig überwachsen oder halb zusammengebrochen und stellten eine echte Gefahr da – vor allem für Wanderer meiner Gewichtsklasse....Brennnessel schienen sich auch bevorzugt dort anzusiedeln. Einmal rutschte ich auf einer bemoosten Steinstiege aus und legte mich voll in die Nesseln. Zu gut Deutsch: Das Vorankommen war meist äußerst mühsam, obwohl zumindest das Wetter sich deutlich verbessert hatte.

                                                                        Beim Herumspielen auf meinem GPS hatte ich dann den erlösenden Einfall: Ganz in der Nähe befunden sich jede Menge Kanäle und wie ich noch aus Schottland in Erinnerung hatte, waren damit die quick and easy Treidelpfade verbunden. Ich disponierte kurzfristig um und marschierte entlang der Kanäle, was zwar eigentlich ein Umweg war, aber letztendlich viel schneller und vor allem kräfteschonender war als die überwucherten und schlecht markierten Trails. Ich wurde mehr und mehr zum Kanalfan, zumal am Ende meiner Tour auch ein Besuch auf einem dieser Kanalboote anstand: Mein Freund John, mit dem ich vor zwei Jahren sieben Monate lang durch Neuseeland, Australien, Japan und Korea geradelt war, hatte sich nach seiner Rückkehr nach England auf einem Kanalboot niedergelassen und lebte dort nun permanent auf seinem schwimmenden Zuhause. Er hatte mich eingeladen, ihn am Ende meiner Wanderung auf seinem Boot zu besuchen und meine Kanalwanderung gab mir einen ersten Einblick in die Hausbootwelt. Die Kanalbootbesitzer sind in der Tat ein interessantes Volk und meist zu einem Schwätzchen aufgelegt. Zu Fuß ist man mindestens genauso schnell wie die Boote und so traf ich dieselben Kapitäne mehrmals. Oft wurde ich nach meiner Wanderung befragt und auf einen Tee eingeladen.



                                                                        Ich war richtiggehend traurig, als ich die Treidelpfade wieder verlassen musste. Immerhin erwartete mich auf dem South Chesire Way ein touristischen Highlight: Moreton Hall, ein Gutshaus aus dem 15. Jahrhundert. In weiser Voraussicht hatte ich mir einen National Trust Pass gekauft, der mir ein Jahr lang kostenlosen Eintritt in alle Schlösser, Häuser und Gärten des National Trust verschaffte – und das wollte ich jetzt natürlich ausnutzen. Außerdem musste mein Handy dringend aufgeladen werden – nur leider gab es an der Kasse des Hauses keine Steckdose. Also musste ich mein Handy sozusagen „on the go“ aufladen. Ich lief durch das Anwesen und steckte in jedem Zimmer mein Handy kurz ein. Es sah zwar wahrscheinlich etwas komisch aus, wie ich unter den Schränken herumkroch, um eine Steckdose zu finden, aber beschwert hat sich niemand.

                                                                        Zu meiner großen Freude fand sich sogar in dieser landwirtschaftlich stark genutzten Gegend ein wunderbarer Zeltplatz. Zwischen all den Feldern gab es alte Wirtschaftswege, die jetzt ziemlich überwachsen waren – und damit gut versteckt. Ich fand ein hübsches Plätzchen, dass nur leider dadurch etwas gemindert wurde, dass die danebenliegenden Felder gerade frisch geodelt worden waren – und die Jauche stank zum Himmel. Allerdings gewöhnte sich meine Nase nach einer Weile daran und verspeiste wie gewohnt mit großem Appetit mein Abendessen.

                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                        Kommentar


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                                                                          Freak

                                                                          Liebt das Forum
                                                                          • 21.01.2008
                                                                          • 11979
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                          Ich finde die Schlechtwetterbilder sehr stimmungsvoll, auch wenn es unterwegs nicht so spaßig war. Den Kuhtrick werde ich mir merken, bzw. für Paddler entsprechend abwandeln, d.h. ggf. erstmal im Boot sitzen zu bleiben.

                                                                          Kommentar


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                                                                            Alter Hase
                                                                            • 18.08.2006
                                                                            • 4869
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                            Am besten guckst du erst einmal, ob das Kühe oder Bullen (das sind die, die herantrappeln) sind. Kühe sind die mit dem Euter.

                                                                            Zwischen Kühen kannst du problemlos durchgehen. Zelten würde ich da auch nicht.

                                                                            Kommentar


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                                                                              Dauerbesucher
                                                                              • 09.05.2006
                                                                              • 849
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                              England: Offa's Dyke Path

                                                                              Zunächst mal: Warum heißt Offa's Dyke Path so? Oder besser. Was ist Offa's Dyke? Offa's Dyke ist oder besser war ein 285 km langer Befestigungswall zwischen England und Wales, gebaut von König Offa im 8. Jahrhundert. Erstaunlicherweise ist auch noch über 1.000 Jahre später einiges von diesem Befestigungswall erhalten, obwohl weite Teile davon im Laufe der Jahrhunderte von Bauern einfach umgepflügt worden sind. Was jetzt noch übrig ist, ist auf den ersten Blick auch nicht gerade spektakulär: Meist nur einige maulwurfshügelartige Erhebungen. Wenn man nicht weiß, dass man entlang einer alten Befestigungsanlage läuft, würde man es gar nicht bemerken. Wenn man aber bedenkt, dass die ganze Anlage im 8. Jahrhundert ohne Maschineneinsatz gebaut wurde, dann bekommt das ganze schon ganz andere Dimensionen. Offa's Dyke Path folgt dem Verlauf dieser Grenzanlage und ist ein National Trail. Die Bilder in der Collage zeigen Offa's Dyke in allen Variationen.



                                                                              Um es gleich vorwegzunehmen: Offa's Dyke war ein echtes Highlight – zumal ich jetzt zum ersten Mal ein positives Problem hatte: Anhaltend schönes Wetter! Nachdem mir am 25. August mein Zelt in Schottland eingefroren war, erlebte ich hier am 01. Oktober Temperaturen von 30 Grad Celsius! Ich war in einem Indian Summer in England gelandet. Nun fragt sich der Leser sicherlich, wo das Problem war. Ganz einfach: Ich konnte es kaum fassen und vor allem traute ich der Sache nicht. Nachdem ich nach all dem miesen Wetter nun in einer Schönwetterphase angelangt war, glaubte ich jede Minute Sonnenschein ausnutzen zu müssen und lief 2 Wochen lang am Stück durch ohne einen einzigen Ruhetag oder auch nur halben Ruhetag. Kein Wunder, das ich am Ende ziemlich erschöpft war....

                                                                              Und nicht nur das: Ich war auch verdreckt und verschwitzt ohne Ende. Da ich nie in Unterkünfte ging, waren meine einzige Waschgelegenheit öffentliche Toiletten und Flüsse/Bäche. Mehrmals machte ich vor erstaunten Kühen und Schafen einen Striptease und stieg in die Fluten – immer in der Hoffnung, dass nicht gerade ein Bauer auftauchte. In Monmoth kam ich zu meiner großen Freude an einem Campingplatz mit Duschmöglichkeit für 20 p vorbei. Ein Spottpreise – nur leider fehlte mir das passende Kleingeld und die Rezeption hatte noch geschlossen. Also zurück auf die Straße und Leute um Wechselgeld für ein Pfund bitten. Schon die erste Passantin, der ich meine Bredouille erklärte, schenkte mir ein 20 p Stück ohne zu Wechseln. Auf meine überraschte Frage sagte sie nur, dass sie mir von ganzen Herzen eine Dusche gönne... Ich muss wohl sehr gestunken haben.

                                                                              Monmoth war nicht das einzige Stadt-Highlight auf dieser Strecke. Am meisten hatte es mir Haye-on-Wye angetan, die Stadt der zahllosen Second-Hand-Buchläden. Wenn man allerdings als UL-Wanderer unterwegs ist, dann ist die Anzahl der mitzunehmenden Bücher doch sehr begrenzt. Macht nix, ich höre eh meist Hörbücher und war diesbezüglich gerade bei Jane Austens „Pride and Prejudice“ angelangt. Daneben gab es auch noch zwei National Trust Schlösser, die ich mit meinem Mitgliedsausweis umsonst besuchen konnte: Chirk und Powis Castle. Chirk Castle sah von außen zwar extrem imposant aus, war von innen aber eher der Flop. Ich kam zudem auch noch gerade eine Stunde vor Torschluss an – und dann wurde mir am Eingang auch noch gesagt, ich müsse eine Viertelmeile zurück zur Kasse laufen, um dort mein Gratisticket abzuholen. Also im Schweinsgalopp hin und wieder zurück – nur um feststellen zu müssen, dass man gerade mal ein paar halbleere Räume besichtigen konnte. Immerhin sorgten die Schlosstoiletten für eine kleine Erfrischung am Ende. Powis Castle liess ich daraufhin ganz ausfallen und Tintern Abbey, die auch romantisch am Weg liegt, kannte ich schon von einem anderen Besuch.



                                                                              Schönstes Naturhighlight ist Hatterall Ridge, ein ziemlich ausgesetzter Kamm mit vielen wilden Ponies, die sich leider nicht allzu gern fotografieren ließen. Natürlich war es gerade wieder mal mein Glück, dass genau an diesem Tag ein starker Wind aufkam und ich so spät am Tag ankam, dass ich den Kamm nicht mehr ganz an einem Tag schaffen würde. Ich lief trotzdem los und hoffte auf eine gute Zeltmöglichkeit. Die Kammstrecke war grandios mit tollen Ausblicken und über weite Strecken mit Bodenplatten erosionsgesichert, was schnelles Fortkommen garantierte. Aber natürlich weit und breit keine geschützte Stelle zum Zelten, ja nicht mal irgendein Strauch geschweige denn ein Baum. Ich musste also absteigen, bevor sich ein halbwegs geeigneter Platz fand – und weil ich keine Lust zum Wiederaufstieg hatte, lief ich am nächsten Tag den Rest der Strecke auf einem wunderschönen Parallelweg weiter.



                                                                              Überhaupt war der Offa's Dyke nicht gerade einfach. Der Weg nimmt so ziemlich jeden Hügel mit, denn für Verteidigungszwecke war das schwieriges Gelände ideal. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser Weg wohl die höchste Dichte an „Stiles“ pro Meile hat. Immerhin waren die meisten davon gut in Schuss und stellten kein Absturzrisiko dar. Auf der Plusseite kommt der Weg an Apfelplantagen und auch dem gelegentlichen Pflaumenbaum vorbei, was mir vitaminhaltigen Zusatzproviant einbrachte. Dazu hatten viele Kirchen den ganzen Tag über geöffnet, was alleine schon ein Grund zur Freude gewesen wäre, denn das sind meine bevorzugten Stellen zum Handyakku aufladen. Nein, obendrein boten die Kirchen den Wanderern kostenlose Tee- und Kaffeezubereitungsmöglichkeiten an, manchmal sogar Plätzchen. Und am Ende des Wegs sah ich dann sogar noch in amerikanischer Trail Angel-Manier Wasserkannister für die Wanderer am Wegesrand aufgestellt.



                                                                              Kurzum. Offa's Dyke war eine positive Überraschung. Tolle, abwechslungsreiche Landschaft. Wenn auch nicht so spektakulär wie der Pennine Way, so doch viel weniger ausgesetzt und damit einfacher bei schlechtem Wetter zu gehen. Dazu viele hübsche Trail Towns, ausgezeichnete Wegmarkierung und auch gute Möglichkeiten zum Wildzelten. Sehr zu empfehlen also!
                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                              Kommentar


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                                                                                Fuchs
                                                                                • 02.07.2009
                                                                                • 2425
                                                                                • Privat


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                                                                                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                ...dass sie mir von ganzen Herzen eine Dusche gönne...
                                                                                Oh ja, dass kommt mir irgendwie bekannt vor.
                                                                                Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                Abraham Lincoln

                                                                                Kommentar


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                                                                                  • 849
                                                                                  • Privat


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                                                                                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                  England: Von Offa's Dyke zum South West Coast Path

                                                                                  Nach dem wunderschönen Offa's Dyke Path erwartete mich jetzt ein Wander-Alptraum: Zwischen Chepstow, dem Ende von Offa's Dyke und Bristol liegt der River Severn – und die einzige Möglichkeit (neben Schwimmen natürlich), diesen Fluss zu überqueren war die Autobahnbrücke der M4. Diese Brücke ist 4 (vier!) Kilometer lang, natürlich total ausgesetzt und vierspurig. Die einzige gute Nachricht war, dass es eine separate Fahrradspur gibt. Und ich hatte auch mit dem Wetter Glück: Es war zwar windig, aber immerhin herrschte strahlender Sonnenschein. Auf dem Weg über die Brücke überholten mich mehrere Service-Fahrzeuge der Autobahnmeisterei und fragten besorgt, ob alles mit mir in Ordnung sei... Ich war heilfroh, diesem Monstrum zu entkommen, obwohl die Vororte von Bristol zu durchwandern auch nicht gerade verlockend war.

                                                                                  Ohne einen Aufenthalt in Bristol wäre dieser Abschnitt ohne Zeltmöglichkeiten wohl sehr schwer in einem Stück zu durchlaufen gewesen. Aber ich hatte viel Glück: Bei meiner Couchsurfing-Recherche stieß ich auf Phil und Sheila, die nur Gäste über 35 Jahre akzeptierten – passte also genau auf mich. Noch viel besser passte, dass sie in einem Vorort quasi fast an meiner Route wohnten. Also nur ein kurzer Anruf bei Phil und zehn Minuten später holte er mich mit dem Auto ab und brachte mich zu ihrem ausgesprochen luxuriösen Haus, wo mich nicht nur ein eigenes Zimmer, sondern sogar ein eigenes Badezimmer erwartete. Phil und Sheila waren überzeugte Couchsurfer, sowohl als Gäste als auch als Gastgeber. Phil hielt sogar Vorträge über ihre Couchsurfingerfahrungen im örtlichen Nachbarschaftshaus. Die beiden hatten in der Tat viel interessantes zu erzählen: Nachdem sie ein indisches Ehepaar zu Gast gehabt hatten, beschlossen sie, eine Couchsurfing-Reise durch Indien zu unternehmen – eine Idee, auf die ich nie gekommen wäre, die sich aber als voller Erfolg herausstellte, wie die beiden mir anhand von vielen interessanten Photos zeigten. Aber auch ich konnte ihnen viele Infos mit auf den Weg geben, denn sie planten, John O'Groats nach Land's End zu radeln. Bristol war viel netter als gedacht, obwohl meine persönliche Hauptattraktion, das British Empire und Commonwealth Museum geschlossen worden war..... Sheila und Phil begleiteten mich zur Clifton Suspension Bridge, zur Kathedrale und zum niegelnagelneuen Bristol Museum und Art Gallery, das sie selbst noch nicht gesehen hatten. Wie üblich hätte ich noch viel länger bleiben können, aber die fortschreitende Jahreszeit mahnte mich zu einem baldigen Aufbruch.



                                                                                  Also nochmals fast ein ganzer Tag durch die Vororte von Bristol, über den River Avon auf der M5-Autobahnbrücke und ich war wieder auf dem Land angekommen war. Dieses tiefliegende Marschland war von jeder Menge Deichen durchzogen, die das Wandern zu einer Art Zick-Zack-Lauf machten. Die Bauern nutzten die Deiche auch als Zäune: Kühe hinter Deich statt Zaun sozusagen. Zelten war mal wieder ein Problem, wenn ich nicht mitten im Sumpf oder auf dem Präsentierteller landen wollte. Mein winziges Stück Wald auf der Karte entpuppte sich beim Näherkommen als Totalkatastrophe. Es war komplett von einem völlig überwucherten Deich umgeben, so dass absolut kein Durchkommen war. Zudem war das ganze auch noch völlig zugewachsen, so dass ich eh keinen Platz für mein Zelt gefunden hätte. Zudem um mich herum nur Kühe, und inmitten derer wollte ich bekanntlicherweise ja nun nicht gerade zelten. Missmutig lief ich weiter und fand zu meinem großen Glück tatsächlich bald ein sichtgeschütztes Plätzchen hinter ein paar Büschen. Und die Kühe nur 10 Meter weiter, aber hinter einem tiefen Deich – hurra!



                                                                                  Obwohl das Wetter über 2 Wochen lang mehr als hervorragend gewesen war, konnte es ja nicht ewig anhalten, schließlich hatten wir ja nun schon Mitte Oktober. Das Unheil nahm seinen Lauf im Exmoor National Park, wo es 2 Tage lang ununterbrochen wie aus Kübeln schüttete. Ich war bis auf die Knochen nass und schleppte mich über völlig verschlammte Kuhweiden, wo jedes Gatter ein neuer Schlammtauchgang war. Meine Laune erreichte ihren Tiefpunkt, als ich zwei Bauern auf der Weide traf, die mich fragten, was ich denn bei diesem Wetter hier draußen machen würde. Meine Antwort versetzte sie in großes Erstaunen. Sie selbst hätten schon überhaupt keine Lust, bei diesem Regen rauszugehen, aber sie müssten ja wohl arbeiten. Aber wie jemand freiwillig hier rumlaufen konnte, konnten sie so gar nicht verstehen. Nach dieser „aufmunternden“ Begegnung machte ich einen entscheidenden Fehler. Ich passierte einige sehr hübsche Zeltmöglichkeiten, aber anstatt früh Feierabend zu machen, beschloss ich bis Tagesende weiterzulaufen. Schließlich war ich eh schon komplett nass und mein wunderbarer Cicerone-Führer versprach Zeltmöglichkeiten an der Quelle des Exe River. Der Autor muss seine Zeltplätze allerdings im Rahmen einer ausprägten Dürreperiode gesehen haben, denn ich konnte trotz einer Stunde Herumsuchens keinen einzigen Quadratmeter finden, auf dem nicht zentimeterhoch das Wasser hochgekommen wäre, sobald ich mit dem Fuß drauf trat. Dies war mittlerweile eine kritische Situation, denn es wurde bald dunkel und auch Weiterlaufen versprach keine Besserung der Lage. Da erspähte ich ein Mini-Wäldchen, das geradezu traumhafte Zeltmöglichkeiten bot – aber eine großen Nachteil hatte: Es lag auf dem Grundstück eines Bauerhofs und war auch nur durch dessen Gartentor zugänglich.

                                                                                  Soweit irgendmöglich versuche ich immer, unverkannt zu zelten, aber dies war eine Notlage. Ich beschloss, in den sauren Apfel zu beißen und im Bauernhof um Erlaubnis zu fragen. Leider öffnete auf mein Klopfen und Rufen niemand die Tür. Als ich die Klinke niederdrückte, stellte ich fest, dass nicht mal abgeschlossen war. Ich stand direkt im Wohnzimmer, wo ich einfach die Stereoanlage und den Computer hätte mitnehmen können....Natürlich hatte ich keinerlei dergleichen kriminelle Energie, aber jetzt ein Dilemma: Was sollte ich jetzt tun? Einfach mein Zelt aufbauen? Und wenn die Besitzer später wiederkämen und mich verscheuchten? Ich war noch am Grübeln, als ein Auto die Auffahrt hochkam und die Besitzer wohl recht verwundert waren, dass ein wasserrattenartiges Geschöpf sie fast ansprang und etwas von Zelten faselte. Natürlich wurde mir die Erlaubnis erteilt, gefolgt von einer Einladung zum Tee. Schließlich sind wir ja in England. Aus der Tasse Tee wurde ein zwei Stunden langes Gespräch inklusive Hofführung. Ich verließ das Haus mit einem halben Dutzend Eier, während meine nassen Klamotten im Heizraum trockneten. Außerdem wusste ich jetzt alles über Lamm- und Rindfleischpreise in der EU. Am nächsten Tag wurde das Wetter leider nicht besser, sondern nur anders. Statt Regen jetzt dichter Nebel, der mich aus Angst, mich zu verlaufen, auf die Straßen zwang. Verlaufen habe ich mich trotzdem: Der Nebel war so dicht, dass ich eine Kuh für eine Wegmarkierung hielt....

                                                                                  Größtes Highlight auf diesem eher unspektakulären Wegabschnitt waren die vielen kleinen Dorfkirchen, wenngleich ohne Tee- und Kaffeekochnische. Dafür waren hier wohl viel zu wenig Wanderer unterwegs. Leider hatte ich mittlerweile auch gelernt, dass englische Friedhöfe keine Wasserhähne haben. Die Gräber haben meist auch keinen Pflanzenschmuck, so dass man auch keine Gießmöglichkeiten braucht. Außerdem regnet es eh andauernd...

                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Anfänger im Forum
                                                                                    • 17.05.2012
                                                                                    • 49
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                    Du hattest aber wirklich etwas Pech mit dem Wetter. Natürlich ist es so spät im Jahr wirklich sehr wechselhaft in GB. August in Schottland ist Hauptsaison für Touris und Midges da ist früher starten (Mai) oder später (September) ankommen wohl geschickter. So lange Regenperioden sind aber wirklich schon ungewöhnlich, klar es regnet gefühlt öfter als hier aber wechselt normalerweise auch wegen der Insellage öfter zwischen verschiedenen Wetterlagen..

                                                                                    Hoffe du hattest dann auf dem Coast Path besseres Wetter und konntest die schöne Gegend mehr genießen auf die Südliche Ecke Englands bin ich schon gespannt.

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      • 849
                                                                                      • Privat


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                                                                                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                      Das Wetter war wirklich bizarr auf dieser Tour. Die kälteste Temperatur hatte ich im August (!) in Schottland, während ich 1 1/2 Monate später in Wales plötzlich 30 Grad im Schatten hatte. Das Hauptproblem ist jedoch, dass in Großbritannien aufgrund des fehlenden Waldes das Wetter einen viel größeren Einfluss auf das Wander-Wohlbefinden hat als z.B. in Deutschland, wo mir vergleichbares Wetter wahrscheinlich nicht so sehr an die Substanz gegangen wäre.
                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        Fuchs
                                                                                        • 27.04.2004
                                                                                        • 1077


                                                                                        #44
                                                                                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                        danke schön, sehr interessant! war schon lange nicht mehr in gb und alle beschriebenen gegenden kenne ich nicht.

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                          • 849
                                                                                          • Privat


                                                                                          #45
                                                                                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                          England: Southwest Coast Path

                                                                                          Um es mal gleich vorwegzunehmen: Der SWCP ist ein toller Trail mit grandiosen Aussichten, aber wahrscheinlich werde ich ihm in meinem Bericht nicht die richtige Würdigung zukommen lassen, die er verdient. Ich war zu diesem Zeitpunkt nämlich einfach schon ziemlich fertig. Zum ersten Mal in meiner Wanderlaufbahn zog ich es sogar in Erwägung, meine ursprünglichen Plan dramatisch abzukürzen und anstatt nach Land's End der Küste entlang einfach an den Ärmelkanal zu laufen und dort meine Wanderung durch Großbritannien zu beenden. Aber John, mein früherer Radelpartner, bei dem ich mich in einigen Telefonaten über mein Leiden beklagte, redete mir das glücklicherweise gleich aus. Rückblickend bin ich froh, dass ich den SWCP gelaufen bin, obwohl ich damals nicht gerade hochmotiviert war, denn der SWCP ist in meinen Augen der schönste Küstenwanderung Europas.



                                                                                          Damit das Ganze nicht zu einer weiteren Leidensgeschichte würde, hatte ich zumindest beschlossen, auf diesem letzten Wegabschnitt jeden zweiten oder dritten Tag in einer Unterkunft zu übernachten. Normalerweise zelte ich fast immer und gehe nur alle 7 – 10 Tage in eine Herberge. So steuerte ich hochmotiviert Barnstaple an, wo ich auf den SWCP stoßen sollte. Ich wusste zwar, dass es dort keine Jugendherberge gibt, aber ich wollte mir ein schnuckeliges B&B gönnen. Um 16 Uhr lief ich in der Touristeninformation ein und trug mein Anliegen vor. Eine halbe Stunde später verließ ich sie ziemlich frustriert: An diesem ganz normalen Wochentag Mitte Oktober (also keine Spur von Urlaubszeit oder Hochsaison) war alles ausgebucht. Die freundlichen Mitarbeiter hatten 10 Anrufe für mich getätigt, aber keine halbwegs bezahlbare Unterkunft auftreiben können. Glücklicherweise hatte ich beim Weg nach Barnstaple hinein die Augen offen gehalten und wusste, wo ich ein annehmbares Zeltplätzchen finden würde, aber das bedeutete, dass ich über 2 km zurück laufen musste.

                                                                                          Missmutig nahm ich Teil 2 meiner Stadtmission in Angriff: Den Kauf eines Wanderführers für den SWCP. Ich hatte mir schon in der Vorbereitung die Telefonnummern der Buchläden notiert und vor ein paar Tagen dort angerufen, um nachzufragen, ob die Führer auf Lager sind. Ich hatte Glück und das gute Stück war auch wie versprochen für mich zurückgelegt worden. 5 Minuten vor Ladenschluss tätigte ich meinen Einkauf und machte mich missmutig auf den Weg zurück – nur um am nächsten Morgen dieselbe Strecke nochmals zu laufen. Aber bei 2.000 km Gesamtstrecke kommt es auf 2 km mehr oder weniger auch nicht mehr an.

                                                                                          Ich wollte so schnell als möglich vorankommen und hatte daher überlegt, wenn möglich auf kleine Straßen auszuweichen, um nicht das ständige kräftezehrende Auf und Ab an der Küste mitmachen zu müssen. Diese Idee gab ich schon am ersten Tag auf, denn die Küstenstrecke war einfach zu spektakulär, um sie nicht doch noch mitzunehmen. Zudem hielt sich zu meiner großen Überraschung das relativ warme Herbstwetter. Und so trabte ich an der Küste entlang und machte dabei mehr tägliche Höhenmeter als auf mancher Gebirgstour. Wer nämlich glaubt, diese Küstenwanderung sei flach, befindet sich gewaltig auf dem Holzweg. Die Anstiege sind zwar nie sehr lang, dafür aber ausgesprochen häufig. Jeder kleine Bach oder Fluss, der hier ins Meer mündet, führt zu einem Auf- und Abstieg von jeweils 50 – 100 Höhenmetern und das schlaucht auf Dauer ganz schön.



                                                                                          Immerhin ging meine Jugendherbergsstrategie mehr als auf: Entlang des SWCP gibt es nämlich zahlreiche Jugendherbergen, in denen ich den schwierigen Zeltbedingungen entkommen wollte. Die erste war im Ort Westward Ho! - der sich übrigens genauso schreibt inklusive Ausrufungszeichen. Wie schon auf dem Pennine Way waren fast alle diese Herbergen privatisiert worden und jetzt zur Nebensaison ziemlich leer. Nur am Wochenende kann es eng werden, wenn die Herbergen komplett an Gruppen vermietet werden. So aber hatte ich in jeder Herberge einen Schlafsaal ganz für mich alleine! Vor allem die nagelneue Herberge in Boscastle war ein echter Traum fast schon auf Hotelniveau. Auch in den Nächten im Zelt hatte ich Glück: Die Wildzeltsituation auf dem SWCP ist nämlich ziemlich schwierig und nirgendwo sonst auf dieser Wanderung hatte ich so viele Probleme, einen geeigneten Zeltplatz zu finden.

                                                                                          Zunächst mal gibt es entlang des Weges so gut wie keinen Wald, der Wind- und Sichtschutz bietet. Dazu wird das Hinterland fast komplett als landwirtschaftliche Fläche genutzt, d.h. ist eingezäunt und/oder wird als Weidefläche genutzt. Nach meinen bisherigen Erfahrung mit britischen Kühen also keine Alternative. Das größte Problem aber ist der Wind. Obwohl mein Tarptent Rainbow doch sehr windstabil ist, ist eine Nacht ungeschützt im Wind doch sehr unangenehm oder vor allem laut. Die einzige Möglichkeit, all dem zu entkommen, ist also in den Bachniederungen zu zelten. Aber ob dort ein geeignetes Plätzchen sein würde, war auf den Karten leider keinesfalls zu erkennen. Und so war die Zeltplatzsuche jeden Abend ein Vabanque-Spiel, zusätzlich erschwert durch das wenige Tageslicht. Einerseits musste ich bis kurz vor Dunkelwerden laufen, um überhaupt ein bisschen Strecke machen zu können, aber anderseits ließ dies natürlich nicht viel Spielraum für Fehlschläge. Aber wie schon gesagt: Ich hatte jedes Mal Glück und verbrachte ungestörte Nächte.

                                                                                          Auf ein Feature des SWCP möchte ich allerdings besonders hinweisen: Wer dort unberührte Küstenlandschaft vermutet, liegt falsch. In dieser Ecke Cornwalls wurde früher viel Bergbau betrieben und die Überreste der alten Industriekultur liegen an vielen Stellen direkt am Weg. Natürlich sind diese Einrichtungen seit Jahrzehnten stillgelegt und sind jetzt eine interessante Kulisse für die ohnehin schon spektakuläre Küstenlandschaft.



                                                                                          So näherte ich mich langsam, aber stetig meinem heißersehnten Endziel Land's End. Jeden Tag studierte ich nervös den Wetterbericht, aber kein Tiefdruckgebiet oder ähnliche Katastrophen in Sicht – nur ein ziemlich heftiger Wind! Je näher ich Land's End kam, desto mehr Tagesausflügler und Touristen kamen mir entgegen. Land's End ist nämlich eine deutlich größerer Touristenattraktion als John O'Groats und der Landzipfel selbst ist ein scheußlicher Mini-Vergnügungspark mit Geisterbahn, Aquarium und Dutzenden von Souvenirshops. Dort befindet sich auch das gleich aussehende Pendant zum Schild in John O'Groats – hier allerdings eingezäunt und Photomöglichkeit nur nach Entrichtung eines Obolus. Angesichts des extremen Windes hatte sich der Photograph allerdings schon verzogen und so konnte ich zumindest außerhalb der Umzäunung ein Zielphoto von mir machen. Dabei musste ich höllenmäßig aufpassen, dass mir nicht irgendetwas weg flog, denn der Wind war wirklich heftig.

                                                                                          Hier konnte ich auch sehen, wie beliebt die Tour von Land's End nach John O'Groats ist: So gibt es einen Land's End to John O'Groats Club, dessen Mitglied ich allerdings nicht werden wollte. Im Hotel des Komplexes fand ich dann auch das Trailregister, wo sich jeden Tag mehrere Land's End to John O'Groats-Jünger eintragen. Die überragende Mehrzahl von ihnen macht die Strecke allerdings mit dem Auto, gefolgt von einigen Radler. Wanderer gibt es nur sehr wenige.....

                                                                                          Erleichtert macht ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle, um den letzten Bus nach Penzance und dem dortigen YMCA zu erwischen. Diese Haltestelle hatte weder ein Dach noch irgendein Schutzhäuschen und die 15 Minuten Wartezeit im fast orkanartigen Wind dehnten sich zu einer Ewigkeit. Erst als ich im warmen Bus saß, atmete ich auf: Es war geschafft! Ich war von John O'Groats nach Land's End gelaufen – allen Widrigkeiten zum Trotz!



                                                                                          Die Wanderung hat bei mir sehr gemischte Gefühle hinterlassen, so dass ich noch ein Fazit schreiben werde über Wandern in Großbritannien mit einigen Tipps und Hinweisen.
                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Fuchs
                                                                                            • 02.07.2009
                                                                                            • 2425
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                            Hallo HB,
                                                                                            wo immer Du auch gerade bist, ich hoffe das Du dieses mal, etwas besseres Wetter hast.

                                                                                            Schöner Bericht, Danke.

                                                                                            LG
                                                                                            Atze
                                                                                            Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                            Abraham Lincoln

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                              • 849
                                                                                              • Privat


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                                                                                              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                              @Atze1407:
                                                                                              Du wirst lachen: Ich bin gerade wieder in England (allerdings nicht wandernd oder radfahrend) und das Wetter ist seit einem Monat mehr als bescheiden. Ich laufe schon den ganzen Mai mit Mütze und Handschuhen rum, so kalt ist es hier noch. Irgendwie scheine ich in England kein so rechtes Glück mit dem Wetter zu haben....
                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                • 12049
                                                                                                • Privat


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                                                                                                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                Ich laufe schon den ganzen Mai mit Mütze und Handschuhen rum, so kalt ist es hier noch. Irgendwie scheine ich in England kein so rechtes Glück mit dem Wetter zu haben....
                                                                                                Wenn es dich tröstet: Hier ist es auch mehr als kühl, morgens sind selbst mitten in der Stadt kaum mehr als 5 Grad.
                                                                                                Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                  • 849
                                                                                                  • Privat


                                                                                                  #49
                                                                                                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                  Fazit und Tipps:

                                                                                                  Diese 2.000 km lange Wanderung durch Großbritannien hat bei mir sehr gemischte Gefühle hinterlassen. Für mich ganz persönlich war es diejenige Langstreckenwanderung meiner bisherigen Wanderlaufbahn, die ich am wenigsten genossen habe. Wie üblich bin ich im Nachhinein dann doch froh, dass ich es komplett gelaufen bin, aber meine Lieblingswanderung wird es dennoch nie werden.

                                                                                                  Ein Teil meiner Frustration rührt aus den unglücklichen Wetterumständen und kann daher nicht generell auf Wanderungen durch Großbritannien übertragen werden. Ein weiterer Teil resultiert aus fehlerhafter Planung, vor allem auf zu schlechtem Kartenmaterial und vorbehaltslosem Glauben an den Cicerone-Führer, der zwar prinzipiell recht gut war, aber mich in puncto Zeitplanung in ziemliche Probleme gebracht hat.

                                                                                                  Dennoch möchte ich behaupten, dass ein Teil der Probleme tatsächlich im Land selbst liegen und auch anderen Langstreckenwanderern zusetzen wird. Generell bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Großbritannien nicht das idealste Land ist für low-budget Langstreckenwanderungen. Es ist zwar machbar, aber es gibt Ländern, in denen diese Art von Wanderungen deutlich mehr Spaß macht. Bitte das richtig wörtlich nehmen: Ich meine damit nämlich auch, dass es sehr wohl ein tolles Land ist für kürzere Wanderungen von bis zu ein paar Wochen oder auch längere Wanderungen, sofern man ein etwas üppigeres Budget hat. Denn Großbritannien hat einiges zu bieten:

                                                                                                  Die Landschaft ist ziemlich einzigartig. Da die Engländer ihre Wälder schon vor der Steinzeit fast komplett abgeholzt haben, ist ein ungewöhnliches Landschaftsbild entstanden. Weite, ungehinderte Ausblicke, sanfte (oder nicht ganz so sanfte) Hügel, viel Grass, viel Schafe und Kühe und dazwischen immer die zahllosen Steinmauern. Schottland und auch Teile von England können es durchaus mit der rauen Schönheit Skandinaviens aufnehmen. Die englische Küste ist spektakulär.

                                                                                                  Außerdem sind die Engländer ein Volk der Wanderer. Kaum irgendwo sonst trifft man soviele skurrile Mitwanderer. Pub- und B&B-Besitzer sind auf Wanderer eingestellt und verziehen keine Miene, wenn man schlammbedeckt und tropfnass ankommt.

                                                                                                  Auch neben den Trails gibt es jede Menge zu sehen von alten Schlössern und Herrenhäusern bis zu urigen Pubs. Und die englischen B&B sind nicht nur wegen ihres üppigen Frühstücks grandios.

                                                                                                  Also alles eindeutige Pluspunkte von Großbritannien. Leider verkehren sich diese Pluspunkte für Langstreckenwanderer oft ins Gegenteil, vor allem wenn man mit geringem Budget unterwegs ist.

                                                                                                  Die baumlose Landschaft wird zur Katastrophe, wenn man darin tage- und wochenlang schutzlos dem schlechten Wetter ausgesetzt ist. Nichts steht zwischen Dir und dem Atlantik, wenn Du auf einem englischen Hügel durch einen atlantischen Tiefausläufer wanderst. Die Wegmarkierung ist schlecht bis nicht existent, denn mangels Bäumen gibt es nichts, woran man diese befestigen könnte. Und die malerischen Kühe und Schafe trampeln Markierungspfosten nieder und verwandeln die Wege in wahre Schlammbäder. Mal ganz abgesehen davon, dass man scheinbar immer Gefahr läuft, Opfer einer Attacke freilaufender Stiere zu werden. Die idyllischen Steinmauern haben leider den Nachteil, dass man sie mühevoll auf Stiles überqueren muss – jeden Tag Dutzende von Malen.

                                                                                                  Die B&B sind zwar toll, aber auch ausgesprochen teuer. Für einen Einzelwanderer mit kleinem Budget auf lange Sicht einfach unerschwinglich. Jugendherbergen sind auch nicht gerade billig und werden entlang der Wege immer weniger. Leider fehlt aber im Gegensatz zu Skandinavien eine alternative Hüttenstruktur, also gratis oder billige Unterkünfte entlang der Wege. Einzig in Schottland gibt es die Bothies. Es gibt nicht mal die in Deutschland üblichen überdachten Rastplätze. Also entweder man investiert in ein B&B oder einen Pub, um mal aus dem Regen raus zukommen – oder man wird eben nass. Unterstandsmöglichkeiten unterwegs sind so gut wie nicht existent.

                                                                                                  Wildzelten wiederum ist recht problematisch und so schwierig wie in kaum einem anderen europäischen Land. In Schottland ist es zumindest legal, aber aufgrund des ausgesetzten und oft total sumpfigen Geländes nicht immer einfach. Die Midges geben einem dann den Rest. Im England gibt es zwar keine Midges, dafür ist das Wildzelten aber noch schwieriger: Kühe und Schafe als neugierige Zeltplatzbesucher, keine Wald als Sicht- und Windschutz und bei Regen verwandelt sich alles in einen großen Sumpf.

                                                                                                  Wer nur ein paar Tage oder Wochen unterwegs ist, wird das sicherlich gut wegstecken. Aber über Wochen und Monate kocht es einen weich. Würde ich die JoGLE Wanderung einem Freund empfehlen? Prinzipiell Wandern in Großbritannien ja, aber Langstrecke nicht unbedingt. Vor allem für eine erste Langstreckenwanderung gibt es unkompliziertere Gegenden in Europa.

                                                                                                  Tipps:

                                                                                                  Hier noch einige nicht so bekannte Tipps für Großbritannien-Wanderer:

                                                                                                  Die tollen OS-Karten muss man nicht unbedingt in Papierform kaufen, sondern kann sie bei www.grough.co.uk für einen nominalen Betrag von 2 £ für die Routenplanung nutzen und 40 Seiten ausdrucken. GPX tracks für fast alle Wege in England bekommt man als Mitglied von www.ldwa.org.uk. Wer lange in England unterwegs ist und sich für Kultur und Geschichte interessiert, für den lohnt sich die Jahresmitgliedschaft beim National Trust oder English Heritage. Als Mitglied kann man nämlich ein Jahr lang die vom jeweiligen Verband betreuten Schlösser, Gärten und Häuser umsonst besichtigen.

                                                                                                  Da das Klima feucht und kalt ist, ist man mit Daune auf Dauer schlecht bedient. Ich würde in jedem Fall Synthetik für Schlafsack und Jacke nehmen. Im Dauerregen lässt einen die beste Goretex-Jacke im Stich. Meine englischen Wanderfreunde schwören daher auf Paramo, das ich leider selbst noch nicht probiert habe, aber bei einer weiteren Wanderung durch England anschaffen werde.

                                                                                                  Meine JoGLE-Wanderung hat verschiedene Langstreckenwanderwege verbunden. Der am wenigsten attraktivste davon ist erstaunlicherweise der populärste: Der West Highland Way. Ich persönlich kann von diesem Weg nur abraten, denn in England gibt es deutlich schönere und vor allem weniger überlaufene Trails: Der Pennine Way hat ähnliche, aber deutlich spektakulärere und abwechslungsreichere Landschaft. Offa's Dyke Path scheint im deutschsprachigen Raum recht unbekannt zu sein, ist aber ein wirklich angenehmer und abwechslungsreicher Trail. Und der South West Coast Path ist eine der schönsten Küstenwanderungen Europas.

                                                                                                  So, und wer jetzt noch nicht genug hat, kann sich die ganze Geschichte auf Englisch auch auf meinem Blog anschauen.

                                                                                                  http://christine-on-big-trip.blogspo...ch/label/JoGLE
                                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Fuchs
                                                                                                    • 31.12.2005
                                                                                                    • 1642
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                    Hallo,

                                                                                                    danke für den ausführlichen Bericht. Eine Menge Arbeit, gerade auch mit den schönen Bildern dabei.

                                                                                                    Interessieren würde mich nun allerdings wo bitte sich diese "unkomplizierteren Gegenden in Europa" in denen "diese Art von Wanderungen deutlich mehr Spaß macht" befinden??

                                                                                                    Insbesondere wenn ich deine eigenen Stichworte:
                                                                                                    • erlaubtes Wildzelten
                                                                                                    • ländlich, aber bitte schön ohne neugierige Nutz-Tiere (?!)
                                                                                                    • bei den Bewohnern hohe Akzeptanz der Wanderkultur und Bereitstellung der erwarteten Infrastruktur, aber bitte schön für möglichst kostenlos.
                                                                                                    • intakte Natur, aber bitte schön wenig Regen und keine lästigen Insekten im Sommer (da fällt Skandinavien schon mal komplett flach)


                                                                                                    zu Rate ziehe.

                                                                                                    Sorry, aber für mich entsteht subjektiv der Eindruck das da jemand ziemlich blauäugig los gestiefelt ist, Pech mit dem Wetter hatte, und nun seinen Frust am Urlaubsziel auslässt.

                                                                                                    Reichhaltige Erfahrung auf fremden Kontinenten enthebt einen nicht der soliden Vorbereitung auf Ziele in Mittel-Europa. Auch bin ich erstaunt das hin und wieder scheinbar eine Art Konsum Haltung ("Die Wegmarkierung ist schlecht bis nicht existent..." oder, "Die Wege waren auch relativ ungepflegt") sich auch bei Protagonisten des "alternativen Wandererlebens" nicht ausschließt.

                                                                                                    LG
                                                                                                    Rainer
                                                                                                    radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                      • 18.08.2006
                                                                                                      • 4869
                                                                                                      • Privat


                                                                                                      #51
                                                                                                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                      Das französische Jura. Ansonsten ist alles ungeeignet. Die Donau. Süd-Frankreich. Die Pyrenäen. Die spanischen Caminos. Der Elisabeth-Weg geht noch durch. Aber nur die Variante aus östlicher Richtung nach Marburg.

                                                                                                      Christine ist auf den usamerikanischen Langstrecken-Trails zum Wandern gekommen. Und die sind nun die Messlatte. Das passt zu europäischen Verhältnissen halt nicht. Die europäischen Landschaften sind viel kleinteiliger. Europa ist stark besiedelt. Und weil das Phänomen des "Thruhikes" nicht so verbreitet ist, fehlt es auch an Thruhikern. Dazu kommt das Sprachen-Wirrwarr. Tüten-Mampf bekommt man nicht überall nach ihren Vorstellungen. (wundert mich irgendwie) Und die unabdingbar benötigte Garmin-Topo-Karte fehlt in den östlichen Bereichen.

                                                                                                      Also ich sehe da wenig Möglichkeiten. Aber lese natürlich gespannt ihren Blog mit.

                                                                                                      Kommentar


                                                                                                      • Rainer Duesmann
                                                                                                        Fuchs
                                                                                                        • 31.12.2005
                                                                                                        • 1642
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                        Hallo Christine,

                                                                                                        vielleicht magst Du bitte dieses Thru-Hiken etwas erläutern. Ich gehe glaube ich mit falschen Vorstellungen an diese Weitwanderungen. Bisher dachte ich das man auf so einem, zum Beispiel 2000km langen Weg, viel Zeit verbringt. Ich bewundere ja schon sehr das du den Mut hattest dein Leben zum Wandern auszurichten. Was ich noch nicht versteh ist dieser "sportliche" Aspekt des "schnell-durch". Zumindest drängt sich mir der Eindruck beim Lesen auf. Kann man dabei ausschließen das man auch mal ein oder zwei Wochen an einem schönen Flecken verbleibt weil Land und/oder Leute es einem lohnenswert erscheinen lassen?

                                                                                                        Das soll bitte nicht als Kritik verstanden werden, ich versuche nur zu verstehen. Es ist natürlich jedem selber überlassen wie er solche Weitwanderungen angeht. Ich hatte halt das Gefühl beim Lesen das alles etwas "hektisch" abläuft?!
                                                                                                        radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                          • 849
                                                                                                          • Privat


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                                                                                                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                          @Rainer

                                                                                                          Vielen Dank für Deinen zweiten, klarstellenden Post, den Deine erste Frage fand ich etwas irritierend. Bevor ich die JoGLE-Wanderung gemacht habe, war ich bereits mehrfach in Großbritannien unterwegs gewesen, was Du im übrigen auch meinem Bericht hättest entnehmen könnnen. Ich bin den WHW, den Pennine Way bereits vorher komplett gelaufen, sowie Teile des SWCP und Offa's Dyke. Ich wusste sehr wohl, was mich erwartet, aber Dinge beinflussen einen eben anders, wenn man Monate unterwegs ist als wenn man nur ein oder zwei Wochen im Urlaub läuft. Und genau das versuche ich in meinem Berichten hier rüberzubringen und genau das wird mit schöner Regelmäßigkeit missverstanden.

                                                                                                          Ich glaube, was Dich irritiert, ist meine andere Bewertung von Wanderwegen. Die meisten hier im Forum gehen in ihrem wohlverdienten und heißersehnten Urlaub wandern und da gibt es einen gewissen Rechtfertigungsdruck. Man versucht, immer das Schöne in der Wanderung zu sehen, denn sonst hätte man ja den wenigen Urlaub in den Sand gesetzt. Das ist eine völlig normale menschliche Reaktion und daher sind die meisten Berichte hier auch ausgesprochen positiv.
                                                                                                          Wenn Du wie ich ständig durch die Gegend läufst, entfällt dieser unbewusste Druck, Sachen "schön" zu malen. Würdest Du es denn für glaubhaft halten, wenn ich jede meiner Wanderung ist supertoll darstellen würde? Wie im ganz normalen Arbeitsleben auch gibt es halt auch in meinem Wanderleben bessere und schlechtere Trails. Dieser war einer der schlechteren und das habe ich versucht, möglichst objektiv darstellen. Wenn die Wegmarkierung schlecht war, dann schreibe ich das halt, ohne es schönzureden. Was soll das aber mit "Konsumhaltung" zu tun haben? Jedes Land, in dem ich unterwegs war, hat seine schönen und weniger schönen Seiten.

                                                                                                          Meine Wanderungen würde ich auch nicht als "hektisch" bezeichnen. Es gibt viele hier im Forum, die deutlich schneller und mehr Tageskilometer laufen. Mein Tagesschnitt von 30-36 km ist nicht gerade sehr sportlich.... Vielleicht kommt der Eindruck ja bei Dir auf, weil ich selten länger an einem Ort bin. Das hat einfach etwas mit dem Budget zu tun. Ich kann und will mir halt keine Unterkunft leisten. Als thruhiker läufst Du nicht unbedingt schnell, aber stetig.

                                                                                                          Ich hoffe, dass hat Deine Frage nun etwas beantwortet....
                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Fuchs
                                                                                                            • 31.12.2005
                                                                                                            • 1642
                                                                                                            • Privat


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                                                                                                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                            Nö, kaum. Du beantwortest meine Fragen ja in keiner Weise.

                                                                                                            Aber lassen wir das. Es sprengt den Rahmen dieses Reiseberichtes.
                                                                                                            radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Freak

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                                                                                                              Liebt das Forum
                                                                                                              • 12.07.2008
                                                                                                              • 43828
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                              Ich habe das, bisher jedenfalls, so verstanden, dass der Begriff thruhiker davon kommt, dass man – einerseits – in einem Stück durchläuft, wobei man das, zumindest bei einem der großen USA-trails, in – andererseits – nur einem bestimmten Zeitfenster tun kann, weil sonst die Jahreszeiten einen zum Abbruch zwingen. Flappsig gesagt: Man hat (mal abgesehen von einer langen, festgelegten Strecke, hier auch zum einzig möglichen Zeitpunkt) angefangen, und da muss man halt jetzt through

                                                                                                              Von letzterer Zwangslage kommt eventuelle auch die Eile, die den Wanderer z.B. vom Pilgerer unterscheidet (außerhalb von der religösen Komponente), welcher zwar idealerweise die Strecke ebenfalls in einem Stück durchläuft, bei dem es aber jahreszeitlich egal ist, wann er ankommt: er hat also mehr Zeit.

                                                                                                              Interessant dabei ist, finde ich, noch die kulturelle Akzeptanz der untererschiedlichen Unternehmens.

                                                                                                              Während in den USA die thruhiker z.B. per trail angels und Logistik unterstützt werden, gibt es hierzulande hauptsächlich Verständnis bis Unterstützung für Handwerksburschen, die sich auf der Walz befinden sowie für Pfadfinder (beide erkennbar an einer bestimmten Kluft), seit nicht so langer Zeit auch für Nepal-Trekker und seit Hapes Bestseller auch für Pilger. Außerdem gibt es noch die kulturell orientierten Naturflaneure bzw. Wanderer (Goethe; Seume, ...).

                                                                                                              Was GB betrifft, kenne ich mich bezüglich der Wanderlogistik nicht so besonders gut aus, es scheint dort aber, auch außerhalb des gut erschlossenen Lake Districts, eine lebendige Wander- und Spontancamp-Szene zu geben, wobei milde Skurilitäten im persönlichen Ausdruck tendenziell wertschätzend genossen werden – und die Erfahrung, dass sich kaum eine Augenbraue hebt, wenn man verschlammt und verregnet aufkreuzt, habe ich auch schon oft gemacht :-)


                                                                                                              Eigentlich ist das ein außerordentlich spannendes und vielfältiges Thema – vielleicht sollten wir tatsächlich einen separaten Thread dazu eröffnen
                                                                                                              Zuletzt geändert von lina; 25.05.2013, 18:42.

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                • 18.08.2006
                                                                                                                • 4869
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                Wenn jemand so ganz andere Reisen macht, ist es natürlich sehr interessant, was ihn dazu motiviert. Und diese Thruhike-Geschichte ist mir auch recht fremd. Sehr amerikanisch. Diese Fragen sind dann eben spannender als die 48. Schilderung des WHW.

                                                                                                                Wenn ich jetzt mal als Otto-Normal-Unterwegsler mir vorstelle, dass das Wetter wochenlang furchtbar ist, mir der Zustand des Wegs nicht gefällt, ich die Landschaft uninteressant finde, die Unterkünfte nicht meinen Vorstellungen entsprechen und ich die Menschen, die ich unterwegs treffe blöd finde - würde ich halt abbrechen. Ein andermal bei besserem Wetter weitermachen. Zu einem anderen Wanderweg wechseln. Wie auch immer. Auf keinen Fall würde ich etwas dauerhaft fortsetzen, was mir nicht gefällt.

                                                                                                                Aber das Weitermachen um jeden Preis macht halt den Thruhiker aus. Und das bringt mich ins Grübeln.

                                                                                                                Bei mir ist es eigentlich so, dass ich, seit ich mindestens eine monatelange Tour pro Jahr mache - neben all den ein- und zweiwöchigen - abbruchfreudiger geworden bin. Nicht auf den langen. Davon habe ich bisher noch jede zu Ende geführt. Aber bei den kurzen. Wenn es schüttet und der Wetterbericht sicher ist, dass sich das auch nicht ändern wird, suche ich den nächsten Bahnhof auf. Weil ich weiß, dass diese Zeit draußen im Grunde nicht mehr limitiert ist, sondern ich jederzeit wieder los kann. Und es scheint sich auch einzubürgern, diese Touren unterwegs zu modifizieren. Je nach den äußeren Umständen. Weil die Gelassenheit wächst.

                                                                                                                Ansonsten macht es natürlich Sinn, auch die Schattenseiten der Unternehmungen zu schildern. Das mache ich auch. Gibt dann ein realistisches Bild.

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                  • 11.02.2013
                                                                                                                  • 183
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                  Ich verstehe die Kritik nicht so wirklich. Jeder hat seine eigenen Vorlieben und Abneigungen, und gerade wenn man bereits in so vielen verschiedenen Gebieten gewandert ist, ist es doch klar dass es Länder gibt, mit denen man besser zurecht kommt und Länder, in denen das nicht so ist. Ist halt Ansichtssache. Da braucht sich niemand aufzuregen. Ich finde es eigentlich interessanter auch von den negativen Dingen zu lesen - selbst wenn ich das selbst nicht unbedingt als negativ empfinden würde. Es geht doch auch ein wenig darum zu sehen, ob sich so ein Trip für einen selbst lohnen würde.
                                                                                                                  www.haengemattenforum.de

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                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                    • 18.08.2006
                                                                                                                    • 4869
                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                    #58
                                                                                                                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                    Welche Kritik?

                                                                                                                    Die nächste Tour soll ja nun auch ohne Zeitdruck stattfinden. Und mit vielen Fähren-Short-Cut-Möglichkeiten. Weil am Ende wieder irgendeine Deadline zu bestehen scheint.

                                                                                                                    Keine Flüge oder Ähnliches vorzubuchen und nicht zu genau zu planen, um Raum für Spontanität zu lassen, ist für mich das Interessanteste an Touren, die nicht durch irgendwelche Zwänge zeitlich eingeschränkt sind. Ich halte das für den gravierendsten Unterschied zu Urlaub-Touren.

                                                                                                                    Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass im Baltikum nicht alle Radwege und Autostraßen den Anforderungen genügen.

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                      • 11.02.2013
                                                                                                                      • 183
                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                      Meine Antwort bezog sich auf den Rainers Post weiter oben. Ich fand den Reisebericht sehr interessant, und konnte die Kritik eben nicht so ganz nachvollziehen. Würde ich mir soviel Mühe machen und so einen langen Bericht schreiben, würden mich solche Kommentare eher abschrecken, in Zukunft nochmal zu posten. Und das fände ich in diesem Fall sehr schade.
                                                                                                                      www.haengemattenforum.de

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                                                                                                                        Freak

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                                                                                                                        • 43828
                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                        Zitat von TreeGirl Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Es geht doch auch ein wenig darum zu sehen, ob sich so ein Trip für einen selbst lohnen würde.
                                                                                                                        Das gerade kann man aber, finde ich jedenfalls, ohne das Vorwissen über die persönlichen Kriterien des Wandernden, nicht einschätzen.

                                                                                                                        Diese Einschätzung, die GT hier beschreibt

                                                                                                                        Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                        Ich glaube, was Dich irritiert, ist meine andere Bewertung von Wanderwegen. Die meisten hier im Forum gehen in ihrem wohlverdienten und heißersehnten Urlaub wandern und da gibt es einen gewissen Rechtfertigungsdruck. Man versucht, immer das Schöne in der Wanderung zu sehen, denn sonst hätte man ja den wenigen Urlaub in den Sand gesetzt. Das ist eine völlig normale menschliche Reaktion und daher sind die meisten Berichte hier auch ausgesprochen positiv.
                                                                                                                        Wenn Du wie ich ständig durch die Gegend läufst, entfällt dieser unbewusste Druck, Sachen "schön" zu malen. Würdest Du es denn für glaubhaft halten, wenn ich jede meiner Wanderung ist supertoll darstellen würde? Wie im ganz normalen Arbeitsleben auch gibt es halt auch in meinem Wanderleben bessere und schlechtere Trails. Dieser war einer der schlechteren und das habe ich versucht, möglichst objektiv darstellen. Wenn die Wegmarkierung schlecht war, dann schreibe ich das halt, ohne es schönzureden. Was soll das aber mit "Konsumhaltung" zu tun haben? Jedes Land, in dem ich unterwegs war, hat seine schönen und weniger schönen Seiten.
                                                                                                                        ist mir z.B. völlig fremd.

                                                                                                                        Zum einen gehe ich raus, weil ich mich bewegen möchte.

                                                                                                                        Einen bestimmten Weg gehe ich, weil ich neugierig bin, wie es dort aussieht. In ein bestimmtes Land gehe ich außerdem noch, weil ich wissen will, wie die Menschen dort leben und kommunizieren, etc..

                                                                                                                        Außerdem möchte ich gerne Bilder machen. Von diesen milliardonen Grüntönen draußen im Moment zum Beispiel. Das gilt auch für den Wechsel der Jahrszeiten, deswegen kann es auch öfter dieselbe Wegstrecke sein. Alle die Bilder, die im Kopf und die aus der Kamera sind ein Schatz, z.B. für Tage, an denen es mir nicht gut geht.

                                                                                                                        Dabei ist natürlich auch nicht immer alles "schön" unterwegs. Aber Frieren, Blasen an den Füßen und die Ansicht niemals zu enden scheinender blattloser Buchenplantagen verschwinden. Oder dieser Straßenabschnitt bei der letzten mehrwöchigen Radtour, zu dem in meinem Reisetagebuch steht "Endlos lange entlang einer komplett öden Landstraße", dahinter dann aber "aber immerhin keine Mikro-Huckelpiste" und 2 Sätze weiter: "Schließlich da angekommen, wo ich hinwollte *freu*. Wenn ich’s nicht aufgeschrieben hätte, hätte ich es bestimmt schon vergessen.

                                                                                                                        Rechtfertigungsdruck ist da jedenfalls nirgends.



                                                                                                                        Aber ich finde es insgesamt interessant, auch über andere Herangehensweisen an Langstrecken zu lesen, möchte gerne die Blickwinkel dahinter verstehen und finde es spannend, sich darüber auszutauschen.
                                                                                                                        Zuletzt geändert von lina; 26.05.2013, 10:03. Grund: Tppifehler

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                          • 02.07.2009
                                                                                                                          • 2425
                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                          #61
                                                                                                                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                          Kann mir mal jemand bitte den Begriff Thruhiker in Deutsch übersetzen, denn im Englishen bin ich nicht so bewandert.
                                                                                                                          Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                                                          Abraham Lincoln

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Freak

                                                                                                                            Vorstand
                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                            • 12.07.2008
                                                                                                                            • 43828
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                            Kurzübersetzung eines Teils des englischen wikipedia-Artikels
                                                                                                                            • Thru-hiking: Bewanderung eines definierten Langstreckenwanderwegs von einem Ende bis zum anderen, ursprünglich nur bezogen auf den Appalachian Trail, aber auch benutzt für den PCT und ähnliche Weitwanderwege
                                                                                                                            • Gegenbegriff: Section hiking: Wandern eines Weitwanderwegs in nicht zeitlich direkt aufeinanderfolgenden Abschnitten (ebenfalls die gesamte Strecke)

                                                                                                                            Ursprünge: Ehemalige Transportwege wurden bewandert zum Vergnügen und/oder als Möglichkeit, die Welt zu sehen.

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                              • 11.02.2013
                                                                                                                              • 183
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                              Zitat von Atze1407 Beitrag anzeigen
                                                                                                                              Kann mir mal jemand bitte den Begriff Thruhiker in Deutsch übersetzen, denn im Englishen bin ich nicht so bewandert.
                                                                                                                              "Thru" von "Through" = "durch" / "Hiker" = "Wanderer"
                                                                                                                              Also "Durch-Wanderer" - im deutschen würde man wohl eher sowas wie "Weitwanderer" sagen. Jemand der Weitwanderwege läuft, d.h. das Gegenteil von einem "Dayhiker" oder "Tageswanderer".

                                                                                                                              Thruhiker stehen meist unter einem gewissen Zeitdruck, weil die Strecken häufig so lang sind, dass man bei einem zu langsamen Tempo bereits in eine Jahreszeit kommt, in der das Wandern nicht mehr möglich oder zumindest deutlich schwieriger ist.
                                                                                                                              www.haengemattenforum.de

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                • 02.07.2009
                                                                                                                                • 2425
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                                Danke lina, wieder was dazu gelernt.

                                                                                                                                Edit; TreeGirl war schneller als ich. Also noch mal Danke.
                                                                                                                                Zuletzt geändert von Atze1407; 26.05.2013, 09:46.
                                                                                                                                Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                                                                Abraham Lincoln

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                  • 11.02.2013
                                                                                                                                  • 183
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                                  Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                                                                                                                  Das gerade kann man aber, finde ich jedenfalls, ohne das Vorwissen über die persönlichen Kriterien des Wandernden, nicht einschätzen.
                                                                                                                                  Ich hatte kein Problem damit. Es ging doch aus der Beschreibung ziemlich klar hervor, was die problematischen Punkte waren, und dass die sich auf diese Art des Wanderns beziehen. Es ist schon klar, dass die wenigsten diese Art des Wanderns betreiben, und dann kann man diese Punkte getrost vergessen. Wenn ich nur für 3 Wochen zum Wandern nach GB reise, habe ich vermutlich ein anderes Budget, kann mir u.U. eine besser geeignete Jahreszeit aussuchen (z.B. ohne Midges oder mit einer geringeren Regenwahrscheinlichkeit). Ich muss vielleicht nicht wild zelten, und kann mir meine Unterkunft im Voraus reservieren. Trotzdem hilft mir so ein Bericht dann aber weiter, denn das sind vielleicht alles Punkte, die ich sonst nicht beachtet hätte.
                                                                                                                                  www.haengemattenforum.de

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                    • 18.08.2006
                                                                                                                                    • 4869
                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                    Solche Informationen kannst du eigentlich aus jedem Reisebericht ziehen. Wenn du genug zur selben Strecke liest, triffst du auf unterschiedliche Einschätzungen und machst dir langsam ein Bild, ob das wohl etwas für dich sein könnte oder nicht.

                                                                                                                                    Wenn das alles wäre, was einen an Reiseberichten interessiert, würde man nur die lesen, die sich auf Vorhaben beziehen, die man gerade auch hat. Es gibt aber noch andere Motivationen. Ich lese zum Beispiel hier im Forum jeden Reisebericht. Ob ich da nun schon war, dasselbe gerade plane oder im Leben nicht vorhabe, die beschriebene Gegend mal aufzusuchen. Rein, weil ich gerne Reiseberichte lese. Ich sammele zum Beispiel auch historische.

                                                                                                                                    Dabei werden dann unterschiedliche Sichtweisen und Wahrnehmungen/Motivationen wichtiger als die schlichte Information darüber, wie toll oder wie nicht-toll irgendein B&B ist. Zumal Sach-Informationen in Reiseberichten nicht immer "stimmen".

                                                                                                                                    Für mich persönlich ist es zum Beispiel zu einer Art entschiedenem sowohl-als auch gekommen. Ich besuche gerne Weltkulturerbe-Stätten, Weltwunder, weltweit einzigartige Landschaften - fahre aber auch genauso gerne mit dem Rad durch die unmittelbare Umgebung und genieße dabei jeden einzigen unspektakulären Grashalm. Die Jahreszeiten. Das Wetter. Nuancen, die sich verändern. Was sich mit den Jahren immer mehr verstärkt. Ich könnte mir vorstellen, künftig jede Tour von zu Hause aus zu beginnen. Oder maximal noch ein bißchen RE zu juckeln. Und das gleich intensiv zu genießen, wie früher vielleicht eine Reise durch die amerikanischen Nationalparks.

                                                                                                                                    Die Idee des Thruhikes fand ich mal ganz interessant. Inzwischen ist sie mir aber zu sportlich. Passt nicht zu meinen Reiseprioritäten. Und mich stört es milde ein bißchen, dass alles, was nicht Thruhike ist, irgendwie minderwertig zu sein scheint. Von Menschen ausgeübt, die man gar nicht erst treffen möchte. (Habe gestern noch einmal die Berichte über die Touren innerhalb Europas gelesen, um herauszufinden, welche Ecken dort aus Christines Sicht tauglich zum Wandern sind)

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                      • 07.08.2006
                                                                                                                                      • 1745


                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                                      Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      .... - würde ich halt abbrechen. Ein andermal bei besserem Wetter weitermachen. Zu einem anderen Wanderweg wechseln. Wie auch immer. Auf keinen Fall würde ich etwas dauerhaft fortsetzen, was mir nicht gefällt.

                                                                                                                                      Aber das Weitermachen um jeden Preis macht halt den Thruhiker aus. Und das bringt mich ins Grübeln.
                                                                                                                                      Mich auch - denn ich finde das Leben ist viel zu kurz, um es mit Dingen zu verbringen, die keine Freude machen ...
                                                                                                                                      und Freude, also richtig FREUDE und Leidenschaft berührt mich aus keinem der Berichte von GT, schon lange nicht mehr. Aber das mag an mir liegen


                                                                                                                                      Zitat von TreeGirl Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      Thruhiker stehen meist unter einem gewissen Zeitdruck, weil die Strecken häufig so lang sind, dass man bei einem zu langsamen Tempo bereits in eine Jahreszeit kommt, in der das Wandern nicht mehr möglich oder zumindest deutlich schwieriger ist.
                                                                                                                                      Zu diesem Thema hatte wir letztes Jahr schon eine ausgedehnte Diskussion und vielleicht sollten wir dort fortsetzen?
                                                                                                                                      Ansonsten: den Zeitdruck macht weder die Strecke noch die Jahreszeit! Den macht sich einzig und allein ausschliesslich jeder
                                                                                                                                      ganz alleine mit einer fixen Idee.
                                                                                                                                      Ich habe keine grossen Ambitionen. Still sitze ich und betrachte wohlgemut das Gewimmel der Welt.
                                                                                                                                      Ich benötige nur so viel, wie ich mir ohne Anstrengung und Demütigung beschaffen kann. (György Bálint)

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        • 12506
                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                                        Zitat von heron Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Mich auch - denn ich finde das Leben ist viel zu kurz, um es mit Dingen zu verbringen, die keine Freude machen ...
                                                                                                                                        und Freude, also richtig FREUDE und Leidenschaft berührt mich aus keinem der Berichte von GT, schon lange nicht mehr. Aber das mag an mir liegen ...

                                                                                                                                        Hi,

                                                                                                                                        schön, dass du das wichtigste Wort GROSS schreibst. :-)
                                                                                                                                        Und ich glaub nicht, dass es an dir liegt. Geht mir genau so.

                                                                                                                                        Grüße, Ronald

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Freak

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                                                                                                                                          • 11979
                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                          #69
                                                                                                                                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                                          Zitat von heron Beitrag anzeigen
                                                                                                                                          ...Ansonsten: den Zeitdruck macht weder die Strecke noch die Jahreszeit! Den macht sich einzig und allein ausschliesslich jeder ganz alleine mit einer fixen Idee....
                                                                                                                                          Meine Zustimmung und weil das an anderer Stelle so geschrieben wurde : Ich rede mir meinen 2-wöchigen Trekking-Urlaub nicht schön ! Es ist immer wieder eine einzigartige Erfahrung und das auch wenn da mal schlechtes Wetter dabei ist.

                                                                                                                                          Davon mal abgesehen : Ich finde es toll, daß Christine hier Ihre einzigartigen Erfahrungen teilt, die andere in diesem Ausmaß eher nicht machen können. Lange Diskussionen darüber fände ich auch in separaten Threads besser.

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                            • 27.04.2004
                                                                                                                                            • 1077


                                                                                                                                            #70
                                                                                                                                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                                                                                                                            also ich lese christines reiseberichte gerne, auch/weil ich daraus eher reiseführer-infos ziehe (wie ist was wo) und auch/weil sie "ungeschminkt" mögliche problemfaktoren aufführt. ob mich die dann dort auch stören würden, kann ich ja immer noch mir selber denken. (mich würde ja niemand wo hinkriegen, wo midges sind, brr.) welche länder/wege sie wie bewertet, ist ihre meinungsfreiheit, das kann man ihr in ihrem eigenen thread doch wirklich so stehen lassen. macht man bei anderen reiseberichten doch auch. ich mag generell die reiseberichte, wo die persönlichkeit mit rüber kommt, wo man eine gegend durch die brille der autorin sieht. dass das nie die eigene brille sein wird, sollte doch jedem klar sein, zumindest jedem, der gerne liest. alle bücher funktionieren doch irgendwie auch so. oder würdet ihr erwarten, z.b. nikki´s rosarote verliebtbrille nachzuerleben, wenn ihr ihre wandertouren nachwandern würdet (süsse berichte waren das, hab sie genossen)? oder die berichte von sibirier? ich würde nie auf so jagdtouren gehen (können), aber mich mal virtuell von ihm mitnehmen zu lassen, war spannend.

                                                                                                                                            schreibe das, weil mich manche nachfragen hier runterziehen würden, wenn ich die autorin wäre. andererseits sollen auch kritische nachfragen durchaus ihren platz haben, ist ein schwieriger grad.

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                              • 11.02.2013
                                                                                                                                              • 183
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              +1!
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