[GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

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  • Enja
    Alter Hase
    • 18.08.2006
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

    Wikipedia sagt dazu:

    Kuh steht für: weibliches Hausrind nach der ersten Kalbung
    Bullen als Kuh zu bezeichnen, finde ich doch sehr gewöhnungsbedürftig.

    Das geschlechtsreife männliche Hausrind heißt Stier, in Deutschland auch Bulle

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    • volx-wolf

      Lebt im Forum
      • 14.07.2008
      • 5576
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

      Zitat von Chouchen Beitrag anzeigen
      Und jeder Bulle ist ja eine Kuh, aber nicht jede Kuh ein Stier.
      Ähm, nö
      Jeder Bulle ist ein Bulle. Jede Kuh ist eine Kuh.
      Und alle sind zusammen Rinder

      Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
      daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

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      • Chouchen
        Freak

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        • 07.04.2008
        • 20009
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

        Zitat von Enja Beitrag anzeigen
        Wikipedia sagt dazu:



        Bullen als Kuh zu bezeichnen, finde ich doch sehr gewöhnungsbedürftig.
        OT: Ich bin von dem Sprachgebrauch ausgegangen, der in der Landwirtschaft meiner Großeltern üblich war: Kühe wurde dort für die weiblichen Tiere als auch als Artbezeichnung genutzt. (Vergleichbar mit "Katze" als Art und als Bezeichnung für die Weibchen.) Rinder waren junge Kühe (egal ob männlich oder weiblich), vom Alter her also zwischen Kalb und Kuh. Wo die genaue Altersgrenze zw. Kalb und Rind gezogen wurde und ob es eine solche überhaupt gab, weiss ich nicht.

        Wie auch immer: Im Bericht schrieb GT ja von Stieren.
        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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        • Enja
          Alter Hase
          • 18.08.2006
          • 4750
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          #24
          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

          Ja, ich auch. Bin in der Landwirtschaft aufgewachsen. Bullen als Kühe zu bezeichnen, geht deshalb für mich gar nicht. Das schüttelt mich regelrecht. Aber sicher ist das regional unterschiedlich.

          "Kühe" bedeutet für mich: Kannst du auf der Weide spazieren, wie du willst. Nette, manchmal etwas sture Tiere mit denen der Umgang leicht ist. Zelten würde ich da trotzdem nicht. Könnte mir vorstellen, dass die in aller Freundlichkeit drüber stapfen.

          "Jungbullen" sind dagegen durchaus mit Vorsicht zu genießen. In meiner Heimat werden sie in relativ großen Gruppen ziemlich unbelästigt gehalten. Menschen betreten ihre Weiden nicht. Der Landwirt und seine Abgesandten erscheinen ausschließlich mit Traktor zum Füttern, Zählen und Tränken. Oder zu Pferd. Weshalb sie dann neugierig oder aggressiv, meistens beides, reagieren, wenn sich Fußgänger unter sie mischen. Das kann durchaus auch ohne Hund gefährlich werden.

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          • Enja
            Alter Hase
            • 18.08.2006
            • 4750
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

            Im Theater fiel mir ein, dass die "Hausrinder" meiner Kindheit nicht als Hausrinder bezeichnet wurden. Wenn man alles Rindvieh auf dem Hof zusammenfassen wollte, hieß das "de Keu". Also so ähnlich wie die Edel-Goldfische von heute. Ein gewisser Anklang an "die Kühe" lässt sich dabei nicht verleugnen.

            Aber es wäre schon sinnvoll, sich mit den Bewohnern unserer Kulturlandschaften entferntest vertraut zu machen, wenn man deren Habitats bewandert.

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            • Prachttaucher
              Freak

              Liebt das Forum
              • 21.01.2008
              • 11905
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              #26
              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

              Ob aggressiv oder nicht, es reicht auch schon, wenn sich eine neugierige Herde Kühe um die empfindliche Ausrüstung gruppiert und die vorderste Kuh einmal reintritt. Vielleicht auch nur weil hinter ihr gedrängelt wurde. Jedenfalls war unsere Tour damals beendet. Mag sein, daß jemand mit entsprechender Erfahrung die Kühe vorher wieder auseinander treiben kann, als Laie ist man da eher überfordert bzw. verängstigt (so harmlos eine einzelne Kuh sonst auch sein mag).

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              • Enja
                Alter Hase
                • 18.08.2006
                • 4750
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                #27
                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                Könnte mir vorstellen, dass die in aller Freundlichkeit drüber stapfen.
                schrieb ich.

                Der Umgang mit Kühen war in meiner Jugend mein tägliches Brot. Ich würde sie schon an die Seite schaffen. Trotzdem würde ich auf ihrer Weide nicht zelten. Kann ja meine Augen nicht überall haben und muss auch mal schlafen. Die lieben Tiere sind ziemlich neugierig. Was auf ihrer Weide ist, muss untersucht werden.

                Der Begegnung mit einer Gruppe unbekannter Jungbullen würde ich ausweichen wollen.

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                • Prachttaucher
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 21.01.2008
                  • 11905
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                  Sorry, hatte ich überlesen. Ob man das Thema ausgliedern kann ? Wenn ja : Ich habe z.B. gelegentlich die Gesellschaft von Schafen, das war bisher immer ohne Probleme.

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                  • Enja
                    Alter Hase
                    • 18.08.2006
                    • 4750
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                    Ja, mach doch ein extra-Thema auf. Ist doch interessant. Schafböcke können äußerst renitent sein. Die kann man als Wachhunde für Haus und Hof einsetzen. Wenn sie es zu weit treiben, enden sie aber meist flott in der Bratpfanne.

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                    • German Tourist
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                      • 09.05.2006
                      • 849
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                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                      ngland: Pennine Way Teil 1

                      Ich hatte mich sehr auf den Pennine Way gefreut, denn ich war ihn vor 6 Jahren schon mal komplett in 2 Wochen gelaufen und war damals richtig begeistert. Der Pennine Way bietet so ziemlich alles, was ein Wanderherz in England erwarten kann. Großartige, ja teilweise spektakuläre Landschaft, ziemlich viel Einsamkeit, aber auch niedliche kleine Städtchen dazwischen. Das ganze dazu noch verkehrstechnisch gut erreichbar, zahlreiche Wanderführer und Übernachtungsangebote. Nur leider spielte das Wetter diesmal so gar nicht mit.....

                      Mein erster Tag auf dem Pennine Way begann gleich mit einer Pleite: Ich hatte auf der Karte ein schönes Stück Wald ausfindig gemacht und plante dort wettergeschützt mein Nachtlager aufzuschlagen. Doch je näher ich der Stelle kam: Weit und breit kein Wald! Ich bin zwar nicht gerade der Navigationsweltmeister, aber so falsch konnte ich nun auch nicht liegen. Wo zum Teufel war der Wald abgeblieben? Des Rätsels Lösung fand sich bald: Der Wald war einfach komplett abgeholzt worden! Statt Tannenwald stand ich inmitten einer hässlichen Landschaftsnarbe mit Komplettkahlschlag. Und dieser trostlose Kahlschlag zog sich endlos hin, bis ich endlich auf ein Stück Restwald stieß und dort zelten konnte. Ich war umso verblüffter, als nur 5% Großbritanniens bewaldet sind – im Vergleich zu ca. 30% in Deutschland. Der wenige englische Wald besteht meist nur aus Nadelbaumplantagen, die dann eben hemmungslos abgeholzt werden. Kein Waldgesetz verbietet den Komplettkahlschlag. Die Engländer scheint das auch nicht weiter zu stören: Ich habe mehrere Wanderer dazu befragt und Wald steht demnach nicht hoch auf deren Prioritätenliste. Er wird eher als langweilig und sichtblockierend empfunden.

                      Freie Sicht hatte ich auf dem Pennine Way nun mehr als genug. Aber brachte mich das wirklich voran? Nein, ich empfand es eher ziemlich störend, denn so war ich ungeschützt dem zunehmend schlechten Wetter ausgesetzt. Der Mangel an Bäumen hatte auch noch einen weiteren Nachteil: Es gab nichts, um Wegmarkierungen daran zu befestigen und so wurde die Navigation wieder zum Thema. Man kann sich in dem offenen Gelände nicht wirklich komplett ver tun, aber trotzdem musste ich jetzt wieder verstärkt aufpassen.

                      Hadrian's Wall, der alte römische Grenzwall sollte eigentlich ein erstes Highlight werden, aber das Wetter war so bescheiden, dass ich nicht mal anständige Photos machen konnte aus Angst, meine Handyknipse zu überschwemmen. Der Weg entlang der Mauer ist eigentlich wirklich höchst interessant und schön, aber im Dauerregen verging mir so ziemlich die Lust – zumal ich mich auch langsam fragte, wo ich denn zelten sollte. Kein Baum und Strauch weit und breit, dafür heftiger Wind und Regen. Neben einem Parkplatz und öffentlichen Toiletten fand ich dann endlich ein halbwegs geschütztes Plätzchen und in der allergrößten Not könnte ich mich auch in die Klos retten. Ich verbrachte eine sehr stürmische und kurze Nacht. Trotz Ohrenstöpsel hörte ich den Wind so stark, dass ein Tiefschlaf nicht zu denken war. Natürlich auch aus Angst um mein Zelt, dass sich erstaunlich gut hielt. Um 4 Uhr morgens gab ich auf. Der Wetterbericht sagte nur noch schlimmeres voraus und ich beschloss, die nächstgelegene Jugendherberge aufzusuchen. Mit Hilfe des GPS fand ich sogar eine tiefergelegene und weniger ausgesetzte Route entlang einer alten Eisenbahnlinie. Obwohl ich auch einiges an Straße laufen musste, erschien mir das besser als auf dem Pennine Way zu bleiben. Ich packte mir stilgerecht Jane Austen's „Persuasion“ als Hörbuch aufs Ohr und lief los. Unterwegs traf ich zu meiner großen Freude auch weitere Pennine Way Wanderer, die angesichts des miserablen Wetters auch lieber Straße liefen. Der Wind war mittlerweile so stark, dass ich manchmal Angst hatte umgeweht zu werden. Damit war ich nicht allein: Als ich einen Hühnerstall passierte, hatten sich alle Hühner an der windabgewandten Stallseite aufgereiht und zusammengekuschelt. Kein guter Tag für Wanderer und Hühner!



                      In Alston hatte das Elend dann ein Ende. In der Jugendherberge war nicht nur ein Bett, sondern praktische die ganze Herberge frei! Außer mir gab es nur noch einen einzigen anderen Gast, einen älteren Herren, der durch England radelte. So konnte ich mich alleine im beheizten Schlafsaal ausbreiten und das miese Wetter aus sitzen. Im örtlichen Coop kaufte ich indische Tiefkühlkost für das Abendessen. Von der Herbergsmutter erfuhr ich, dass leider immer mehr Herbergen entlang des Pennine Way geschlossen werden. Während man früher von Jugendherberge zu Jugendherberge laufen konnte, wird diese Art des Wanderns immer unpopulärer. Die Herbergen sehen immer weniger Wanderer und auch der Pennine Way wird immer weniger begangen – sehr zu Unrecht wie ich finde. Die Herbergen werden entweder geschlossen oder wie diese hier in Alston privatisiert.
                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                      • TeilzeitAbenteurer
                        Fuchs
                        • 31.10.2012
                        • 1410
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                        #31
                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                        OT: Irgendwie fühle ich mich bei der Kuh-Diskussion unweigerlich an dieses Kleinod der Filmgeschichte erinnert. Kühe unterscheiden für Anfänger ab 0:28 min.

                        Vielen Dank für diesen unterhaltsamen Bericht! Ich hatte mittelfristig auch den WHW ins Auge gefasst. Nach den Schilderungen werde ich nochmal ausgiebig über Alternativen nachdenken.

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                        • German Tourist
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                          #32
                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                          @Teilzeitabenteurer:
                          Das solltest Du wirklich! Jeder andere National Trail in UK war landschaftlich schöner und weniger überlaufen als der WHW. Wenn es nach England gehen soll, dann kann ich wärmstens den Pennine Way, Offa's Dyke und den SouthWestCoast Path empfehlen - aber zu all diesen Trails werde ich ja noch was schreiben.... :
                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                          • German Tourist
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                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                            Pennine Way Teil 2:

                            Auf dem Pennine Way jagte jetzt eine Attraktion die nächste – leider auch eine Schlechtwetterperiode die nächste.... Ich verließ Alston wieder auf Schleichwegen und machte mich zurück auf dem Pennine Way zum Aufstieg auf zum Cross Fell, dem höchsten und ausgesetztesten Punkt auf dem Pennine Way. Ich hatte ja schon viel skurriles Wetter erlebt, aber auf diesem Wegabschnitt zeigte das englische Wetter mir so richtig, was alles in ihm steckt. Ich kam in fast strahlendem Sonnenschein oben auf dem Cross Fell an und innerhalb von 10 Minuten erschien plötzlich fast wie aus dem Nichts ein komplettes Whiteout mit gerade mal 10 Metern Sicht im Nebel. Glücklicherweise hatte ich ein GPS... Letztendlich wiesen mir aber auch die Flagstones den Weg: Da hier im Hochmoor die Wanderer die Wege in reinste Schlammpfützen verwandeln, wurden Steinplatten, sogenannte Flagstones verlegt, um die Erosion zu verhindern. Oben auf dem Cross Fell gab es sogar eine Bothy, in der ich eine windgeschützte Pause einlegen konnte.

                            Aber schon am nächsten Tag gab es das nächste Highlight: High Cup Nick, der wohl am meisten fotografierte Ort auf dem ganzen Pennine Way. Das High Cup ist ein riesiger Crater inmitten des Hochmoors und zieht sich u-förmig hin. Beim Aufstieg hatte ich sogar Begleitung durch einen älteren Herrn, der hier regelmäßig zum Ausflügen herkommt und mich ausführlich nach meinen Wanderungen befragte – was dazu führte, dass er leichtfüßig den Berg hochlief, während ich vor lauter Antworten kaum hinterher kam. Immerhin konnte ich ihm ein ausgelesenes Taschenbuch mitgeben und so meinen Rucksack erleichtern.



                            Nachdem ich ausführlich das High Cup fotografiert hatte und mein kurzfristiger Begleiter umgedreht war, ging es für mich über die Wasserscheide entlang des River Tees. Wieder mal eine spektakuläre Strecke mit mehreren Wasserfällen und einigen fast Kletterpartien. Einfach zu laufen ist der Pennine Way nämlich auch nicht gerade. Ich zeltete kurz vor Middleton in Teesdale und konnte so dort am frühen Morgen ausführlich einkaufen und frühstücken. Die dortigen öffentlichen Toiletten verhalfen mir sogar zu einer Waschgelegenheit und Trinkwassernachschub, da der öffentliche Trinkbrunnen mit neckischem Engel leider außer Betrieb war.

                            Das Wetter war mir auch weiterhin nicht hold. In Wind und Regen ging es weiter durch die desolat wirkende Landschaft, als ich plötzlich am frühen Nachmittag auf eine Hütte stieß. Die schien komplett verrammelt zu sein, Türen und Fensterläden fest verschlossen. Aber glücklicherweise gab ich nicht auf und probierte wirklich alle Türklinken und siehe da: Der Hintereingang war offen und offenbarte einen kleinen Notraum mit Stühlen – ein idealer Ruheplatz! Natürlich war diese Hütte in keinem Führer verzeichnet, aber das kannte ich ja nun schon aus Schottland. Nach einer ausführlichen Pause war ich hin und hergerissen, ob ich in diesem wunderbaren Unterschlupf bleiben sollte oder pflichtschuldig weiterlaufen, als ein ordentliches Gewitter mir die Entscheidung abnahm. Draußen brach die Hölle los: Es regnete so stark, dass Regenwasser durch den unteren Türschlitz durchkam! Ich war heilfroh, nicht schutzlos draußen rumlaufen zu müssen. Als das Gewitter vorüber war, war es schon nach 16 Uhr. Sollte ich jetzt noch weiterlaufen? Nein, ich machte es mir in diesem kleinen Notraum gemütlich. Der Betonfußboden würde zwar sicherlich nicht zu bequem sein, aber alles besser als im Sumpf zu zelten. Während ich es mir halbwegs bequem machte, liefen draußen zu meinem großen Erstaunen sogar noch zwei Wanderer vorbei, die sich allerdings erst gar nicht an der Hütte probierten. Auch gut: So hatte ich meinen spartanischen Schlafplatz immerhin für mich allein. Am nächsten Morgen wurde ich allerdings gleich wieder mit Regen wach – aber nach dem Schauer erwartete mich ein grandioser Regenbogen!

                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                              Fuchs
                              • 31.10.2012
                              • 1410
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                              #34
                              AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                              Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                              - aber zu all diesen Trails werde ich ja noch was schreiben.... :
                              Ich bin schon gespannt wie'n Regenschirm. Der Pennine Way hat auf jeden Fall schon einen Platz auf der Liste näher zu untersuchender Ziele. Dieser Bericht verspricht noch jede Menge interessante Unterhaltung

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                              • German Tourist
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                                • 09.05.2006
                                • 849
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                                #35
                                AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                Pennine Way Teil 3:

                                Mich erwartete wie üblich ein durchwachsener Tag: Ich verließ meine Notunterkunft mit einem tollen Regenbogen und Sonnenschein und keine 20 Minuten später wurde ich im nächsten Regenguss nass. Im strömenden Regen unterquerte ich dann die Autobahn, wo ich zumindest unter der Brücke etwas Schutz fand. Eines der erstaunlichsten Dinge am Pennine Way ist, dass man sozusagen mitten durch die industrialisierteste Ecke Englands läuft, aber auf dem „Gebirgszug“ der Pennines davon nichts mitbekommt. Keine 10 Minuten nach der Autobahnunterquerung fühlte ich mich schon wieder wie im Niemandsland....



                                Mein nächstes Ziel war Horton-in-Ribblesdale und dort weniger der Ort, als mein alter PCT-Freund John Manning. John und ich waren 2004 den PCT gelaufen – den allerersten Tag sogar gemeinsam. Aufgrund seines etwas skurrilen englischen Humors hatte er bald den Trailnamen Crazy John abbekommen. Obwohl wir uns vom ersten Tag mal abgesehen sonst nicht mehr auf dem PCT getroffen hatten, waren wir über die Jahre doch immer in Kontakt geblieben. Und da John direkt am Pennine Way wohnte, hatte er mich auf einen Ruhetag zu sich und seiner Familie eingeladen. Denn seit dem PCT hatte er nicht nur mit dem Rauchen aufgehört, sondern hatte auch Frau und Kind bekommen. Die Wiedersehensfreude war natürlich groß und wir verbrachten den Abend mit Erzählen alter PCT-Geschichten, wobei John sichtlich sentimental wurde. Obwohl er jetzt ein glücklicher Familienvater war, vermisste er das Trailleben schon sehr. Aber immerhin war er als Redakteur für das englische Outdoormagazin TGO zumindest beruflich fest im Outdoorbereich verwurzelt.

                                Ich wandte mich daher gleich mit einer Frage an ihn: Ich war auf dieser Wanderung mit meinem BPL 240 Quilt unterwegs, mit dem ich auch sehr zufrieden war. Nur hatte ich noch einen Monat Wanderung vor mir – und mir war ja schon am 25. August das Zelt eingefroren. Wie sollte das erst in einem Monat, also Mitte Oktober werden. Mein Quilt war zwar bis unter 0 Grad geratet, aber ich wollte das nicht ständig bis an die Grenze austesten. Und so fragte ich John, wo ich hier wohl am besten einen wärmeren Synthetikschlafsack herbekommen würde: Die Antwort überraschte mich dann doch: „Hier von mir! Ich habe mindestens 4 Stück zur Auswahl für Dich.“ Und damit verschwand er in seine Garage und kam tatsächlich mit 4 Schlafsäcken zurück. Des Rätsels Lösung war dann so einfach wie einleuchtend. Als Redakteur für das Outdoormagazin bekam er jede Menge Ausrüstung zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Danach konnte er das Zeug natürlich nicht verkaufen oder anderweitig kommerziell verwerten. Zum Wegwerfen war es natürlich zu schade und so stapelten sich in seiner Garage Schlafsäcke, Zelte und vieles mehr. „Such Dir einfach einen aus. Du tust mir damit sogar einen Gefallen, denn dann wird meine Garage leerer.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und nahm mir einen TNF Cat's Meow. Wie sich hinterher herausstellen sollte, war der zwar auch nicht viel wärmer als mein Quilt, aber es hatte zumindest eine positive psychologische Wirkung.

                                Als ich mich bei John über die mangelhafte Markierung auf dem Pennine Way „beschwerte“, erklärte er mir zu meiner leichten Verwunderung, dass die Markierung absichtlich so sparsam gehalten werde, um eine „wilderness feeling“ zu erhalten. Na vielen Dank auch! Am nächsten Tag schickte ich meinen Quilt nach Deutschland, kaufte Gaskanister und Proviantnachschub und verließ frohen Mutes Horton-on-Ribblesdale und John. Der frohe Mut hielt nicht mal einen halben Tag, denn dann hatte mich schon der nächste Regenschauer wieder komplett bis auf die Haut durchnässt. Angesichts endloser Kuhweiden war auch das Zelten ein Problem und ich landete nass wie eine Wasserrate nach Überkletterung einer Steinmauer in einem kleinen Wäldchen – und war restlos bedient.

                                Die Landschaft war nach wie vor toll: Malham Cove ist eine tolle Kalksteinformation und normalerweise eine überlaufenen Touristenattraktion, aber ich kam dort so früh am Morgen an, dass ich den Ort ganz für mich alleine hatte. Danach ging es weiter durch die Yorkshire Dales und das Hochmoor der Bronte-Schwestern. Ich hatte „Wuthering Heights“ zwar als Hörbuch dabei, war aber immer noch mit Jane Austen beschäftigt. Ich muss zugeben, dass mir das Wetter auch immer mehr zu schaffen machte. Jeden Tag kalter Regen und das ohne jeden Wetterschutz im ausgesetzten Hochmoor. Ich hatte bald so überhaupt keine Lust mehr und daran konnte auch die tolle Landschaft kaum was ändern.



                                Glücklicherweise sollte ich bald wieder ein Dach über dem Kopf haben: Für Hebden Bridge hatte ich eine Couchsurfing-Übernachtung arrangiert. Natürlich regnete es in Strömen, als ich dort ankam. Karen, meine Gastgeberin wollte mich so tropfnass gar nicht in ihre Wohnung lassen. Mein Rucksack musste auf alte Handtücher abgestellt werden und ich selbst musste mich komplett aus- und umziehen, bevor sie mich in ihr Wohnzimmer ließ. Ich muss zugeben, dass es schon etwas merkwürdig war, nach einem kurzen „hello“ von einer Fremden gleich zum Totalstriptease im Hausflur aufgefordert zu werden..... Die Lage entspannte sich aber beim Abendessen und meine nassen Sachen trockneten über der Heizung. Karen war Lehrerin und das hieß leider, dass ich am nächsten Morgen schon früh um 7 Uhr mit ihr das Haus verlassen musste. Wir checkten aber noch die Wettervorhersage im Internet. Temperatur ganz ok, aber wo befand sich die Niederschlagswahrscheinlichkeit? Wir suchten verzweifelt auf der ganzen Website herum bis es uns endlich dämmerte: Etwas völlig Unvorhergesehenes bahnte sich an: Niederschlagswahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen 0 (in Worten Null!) Prozent. Weder Karen noch ich konnten das so richtig glauben.

                                Morgens um 7 verließ ich also in hoffnungsvoller Stimmung das Haus, um im örtlichen Coop erst mal Frühstück einzukaufen. Ich belohnte mich mit einem preisreduzierten Charlotte Sponge Cake, also Bisquitkuchen mit Frucht- und Sahnefüllung, den ich komplett verschlang. Danach mit vollem Bauch den Rochdale Canal entlang wieder auf den Pennine Way, der nun bald ein Ende für mich haben würde. Gott sei Dank, denn ich war vom Wetter mehr als weichgekocht. Dennoch kann ich den Pennine Way nur empfehlen. Er ist für mich der schönste und abwechslungsreichste Weg in England – nur bei schlechtem Wetter deutlich schlimmer als Wege in bewaldeten Gebieten zu laufen.
                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                • German Tourist
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                                  • 09.05.2006
                                  • 849
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                                  #36
                                  AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                  England: Pennine Way to Offa's Dyke

                                  Ich war heilfroh, vom ausgesetzten Pennine Way runterzukommen und hatte sogar per GPS eine Abkürzung gefunden, die mich auf Rail Trails und kleinen Sträßchen schon etwas früher vom Pennine Way absteigen ließ. Natürlich erwiesen sich meine OSM-Karten mal wieder als unzureichend, aber ich traf einige Tagesauflügler, die mir mit ihren OS-Karten den richtigen Weg wiesen. Gleich am ersten Tag hatte ich ein lustiges Erlebnis: Wie immer war ich auf der Suche nach Bäumen oder etwas Wald, um versteckt mein Zelt aufzuschlagen. In diesem landwirtschaftlich genutzten Gebiet war das eher schwierig, aber endlich fand ich einen von Steinmauern umzäunten Mini-Wald inmitten all der Weiden. Nach einer kleinen Kletterpartie hatte ich im dichten Nadelwald den perfekten wind- und sichtgeschützten Zeltplatz gefunden und kochte gerade mein Abendessen, als ich lautstarkes Singen hörte. Das hier nun so mitten in der Pampa verblüffte mich doch sehr und neugierig lugte ich aus meinem Zelt. Bald sah ich den Verursacher des unerwarteten Konzerts: Ein Teenager führte seinen Hund aus und war offenbar wild entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, um für seine Karriere als Sänger in einer Rockband zu üben – denn hier glaubte er sich offenbar ungehört. Jedenfalls ahnte er sicherlich nicht, dass er eine deutsche Zuhörerin hatte. Dieses Konzert zog sich eine ganze Weile hin, während mein Rockstar in spe mit seinem Hund mein Wäldchen singend umrundete – ein großer Kunstgenuss war es allerdings nicht....

                                  In diesem Routenabschnitt wich ich zum ersten und einzigen Mal von der Route des Ciceroneführers ab. Mein Weg führte über den Gritstone Trail, South Cheshire Way und Maelor Way – alles sehr wenig begangene Wege. Dies führte zu mehreren Problemen: Das erste war mein altes Kuhproblem. Die Kühe hier waren aufgrund der wenigen Wanderer nicht so sehr an Menschen gewöhnt und dementsprechend neugierig. Mehrfach wurde ich wieder verfolgt und jede Kuhweide versetzte mich in eine neue Panikattacke. Bald hatte ich allerdings eine neue Strategie entwickelt: Ich näherte mich der Kuhweide und kletterte HALB über den Zaun, wo ich erst mal einige Minuten abwartete. Blieb auf der Weide alles ruhig, d.h. ignorierten mich die Viecher, traute ich mich weiter. Kamen allerdings schon nach wenigen Sekunden neugierige Jungstiere als Begrüßungskomitee auf mich zugerannt, dann suchte ich mir lieber einen anderen Weg. Die Kühe verursachten auch noch ein anderes Problem: Naturgemäß mussten die sich jeden Tag durch den Flaschenhals des Weidengatters drängen und dementsprechend zermanscht war der Boden dort. Oft war es unmöglich, trockenen oder sauberen Fußes das Gatter zu erreichen und öffnen. Dementsprechend sah dann auch mein Schuhwerk aus.



                                  Die Wege waren auch relativ ungepflegt. Die Markierung war lückenhaft oder gar nicht existent und vor allem waren die Stiles oft völlig überwachsen oder halb zusammengebrochen und stellten eine echte Gefahr da – vor allem für Wanderer meiner Gewichtsklasse....Brennnessel schienen sich auch bevorzugt dort anzusiedeln. Einmal rutschte ich auf einer bemoosten Steinstiege aus und legte mich voll in die Nesseln. Zu gut Deutsch: Das Vorankommen war meist äußerst mühsam, obwohl zumindest das Wetter sich deutlich verbessert hatte.

                                  Beim Herumspielen auf meinem GPS hatte ich dann den erlösenden Einfall: Ganz in der Nähe befunden sich jede Menge Kanäle und wie ich noch aus Schottland in Erinnerung hatte, waren damit die quick and easy Treidelpfade verbunden. Ich disponierte kurzfristig um und marschierte entlang der Kanäle, was zwar eigentlich ein Umweg war, aber letztendlich viel schneller und vor allem kräfteschonender war als die überwucherten und schlecht markierten Trails. Ich wurde mehr und mehr zum Kanalfan, zumal am Ende meiner Tour auch ein Besuch auf einem dieser Kanalboote anstand: Mein Freund John, mit dem ich vor zwei Jahren sieben Monate lang durch Neuseeland, Australien, Japan und Korea geradelt war, hatte sich nach seiner Rückkehr nach England auf einem Kanalboot niedergelassen und lebte dort nun permanent auf seinem schwimmenden Zuhause. Er hatte mich eingeladen, ihn am Ende meiner Wanderung auf seinem Boot zu besuchen und meine Kanalwanderung gab mir einen ersten Einblick in die Hausbootwelt. Die Kanalbootbesitzer sind in der Tat ein interessantes Volk und meist zu einem Schwätzchen aufgelegt. Zu Fuß ist man mindestens genauso schnell wie die Boote und so traf ich dieselben Kapitäne mehrmals. Oft wurde ich nach meiner Wanderung befragt und auf einen Tee eingeladen.



                                  Ich war richtiggehend traurig, als ich die Treidelpfade wieder verlassen musste. Immerhin erwartete mich auf dem South Chesire Way ein touristischen Highlight: Moreton Hall, ein Gutshaus aus dem 15. Jahrhundert. In weiser Voraussicht hatte ich mir einen National Trust Pass gekauft, der mir ein Jahr lang kostenlosen Eintritt in alle Schlösser, Häuser und Gärten des National Trust verschaffte – und das wollte ich jetzt natürlich ausnutzen. Außerdem musste mein Handy dringend aufgeladen werden – nur leider gab es an der Kasse des Hauses keine Steckdose. Also musste ich mein Handy sozusagen „on the go“ aufladen. Ich lief durch das Anwesen und steckte in jedem Zimmer mein Handy kurz ein. Es sah zwar wahrscheinlich etwas komisch aus, wie ich unter den Schränken herumkroch, um eine Steckdose zu finden, aber beschwert hat sich niemand.

                                  Zu meiner großen Freude fand sich sogar in dieser landwirtschaftlich stark genutzten Gegend ein wunderbarer Zeltplatz. Zwischen all den Feldern gab es alte Wirtschaftswege, die jetzt ziemlich überwachsen waren – und damit gut versteckt. Ich fand ein hübsches Plätzchen, dass nur leider dadurch etwas gemindert wurde, dass die danebenliegenden Felder gerade frisch geodelt worden waren – und die Jauche stank zum Himmel. Allerdings gewöhnte sich meine Nase nach einer Weile daran und verspeiste wie gewohnt mit großem Appetit mein Abendessen.

                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                  • Prachttaucher
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                                    • 21.01.2008
                                    • 11905
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                                    #37
                                    AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                    Ich finde die Schlechtwetterbilder sehr stimmungsvoll, auch wenn es unterwegs nicht so spaßig war. Den Kuhtrick werde ich mir merken, bzw. für Paddler entsprechend abwandeln, d.h. ggf. erstmal im Boot sitzen zu bleiben.

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                                    • Enja
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                                      • 18.08.2006
                                      • 4750
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                                      #38
                                      AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                      Am besten guckst du erst einmal, ob das Kühe oder Bullen (das sind die, die herantrappeln) sind. Kühe sind die mit dem Euter.

                                      Zwischen Kühen kannst du problemlos durchgehen. Zelten würde ich da auch nicht.

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                                      • German Tourist
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                                        • 09.05.2006
                                        • 849
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #39
                                        AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                        England: Offa's Dyke Path

                                        Zunächst mal: Warum heißt Offa's Dyke Path so? Oder besser. Was ist Offa's Dyke? Offa's Dyke ist oder besser war ein 285 km langer Befestigungswall zwischen England und Wales, gebaut von König Offa im 8. Jahrhundert. Erstaunlicherweise ist auch noch über 1.000 Jahre später einiges von diesem Befestigungswall erhalten, obwohl weite Teile davon im Laufe der Jahrhunderte von Bauern einfach umgepflügt worden sind. Was jetzt noch übrig ist, ist auf den ersten Blick auch nicht gerade spektakulär: Meist nur einige maulwurfshügelartige Erhebungen. Wenn man nicht weiß, dass man entlang einer alten Befestigungsanlage läuft, würde man es gar nicht bemerken. Wenn man aber bedenkt, dass die ganze Anlage im 8. Jahrhundert ohne Maschineneinsatz gebaut wurde, dann bekommt das ganze schon ganz andere Dimensionen. Offa's Dyke Path folgt dem Verlauf dieser Grenzanlage und ist ein National Trail. Die Bilder in der Collage zeigen Offa's Dyke in allen Variationen.



                                        Um es gleich vorwegzunehmen: Offa's Dyke war ein echtes Highlight – zumal ich jetzt zum ersten Mal ein positives Problem hatte: Anhaltend schönes Wetter! Nachdem mir am 25. August mein Zelt in Schottland eingefroren war, erlebte ich hier am 01. Oktober Temperaturen von 30 Grad Celsius! Ich war in einem Indian Summer in England gelandet. Nun fragt sich der Leser sicherlich, wo das Problem war. Ganz einfach: Ich konnte es kaum fassen und vor allem traute ich der Sache nicht. Nachdem ich nach all dem miesen Wetter nun in einer Schönwetterphase angelangt war, glaubte ich jede Minute Sonnenschein ausnutzen zu müssen und lief 2 Wochen lang am Stück durch ohne einen einzigen Ruhetag oder auch nur halben Ruhetag. Kein Wunder, das ich am Ende ziemlich erschöpft war....

                                        Und nicht nur das: Ich war auch verdreckt und verschwitzt ohne Ende. Da ich nie in Unterkünfte ging, waren meine einzige Waschgelegenheit öffentliche Toiletten und Flüsse/Bäche. Mehrmals machte ich vor erstaunten Kühen und Schafen einen Striptease und stieg in die Fluten – immer in der Hoffnung, dass nicht gerade ein Bauer auftauchte. In Monmoth kam ich zu meiner großen Freude an einem Campingplatz mit Duschmöglichkeit für 20 p vorbei. Ein Spottpreise – nur leider fehlte mir das passende Kleingeld und die Rezeption hatte noch geschlossen. Also zurück auf die Straße und Leute um Wechselgeld für ein Pfund bitten. Schon die erste Passantin, der ich meine Bredouille erklärte, schenkte mir ein 20 p Stück ohne zu Wechseln. Auf meine überraschte Frage sagte sie nur, dass sie mir von ganzen Herzen eine Dusche gönne... Ich muss wohl sehr gestunken haben.

                                        Monmoth war nicht das einzige Stadt-Highlight auf dieser Strecke. Am meisten hatte es mir Haye-on-Wye angetan, die Stadt der zahllosen Second-Hand-Buchläden. Wenn man allerdings als UL-Wanderer unterwegs ist, dann ist die Anzahl der mitzunehmenden Bücher doch sehr begrenzt. Macht nix, ich höre eh meist Hörbücher und war diesbezüglich gerade bei Jane Austens „Pride and Prejudice“ angelangt. Daneben gab es auch noch zwei National Trust Schlösser, die ich mit meinem Mitgliedsausweis umsonst besuchen konnte: Chirk und Powis Castle. Chirk Castle sah von außen zwar extrem imposant aus, war von innen aber eher der Flop. Ich kam zudem auch noch gerade eine Stunde vor Torschluss an – und dann wurde mir am Eingang auch noch gesagt, ich müsse eine Viertelmeile zurück zur Kasse laufen, um dort mein Gratisticket abzuholen. Also im Schweinsgalopp hin und wieder zurück – nur um feststellen zu müssen, dass man gerade mal ein paar halbleere Räume besichtigen konnte. Immerhin sorgten die Schlosstoiletten für eine kleine Erfrischung am Ende. Powis Castle liess ich daraufhin ganz ausfallen und Tintern Abbey, die auch romantisch am Weg liegt, kannte ich schon von einem anderen Besuch.



                                        Schönstes Naturhighlight ist Hatterall Ridge, ein ziemlich ausgesetzter Kamm mit vielen wilden Ponies, die sich leider nicht allzu gern fotografieren ließen. Natürlich war es gerade wieder mal mein Glück, dass genau an diesem Tag ein starker Wind aufkam und ich so spät am Tag ankam, dass ich den Kamm nicht mehr ganz an einem Tag schaffen würde. Ich lief trotzdem los und hoffte auf eine gute Zeltmöglichkeit. Die Kammstrecke war grandios mit tollen Ausblicken und über weite Strecken mit Bodenplatten erosionsgesichert, was schnelles Fortkommen garantierte. Aber natürlich weit und breit keine geschützte Stelle zum Zelten, ja nicht mal irgendein Strauch geschweige denn ein Baum. Ich musste also absteigen, bevor sich ein halbwegs geeigneter Platz fand – und weil ich keine Lust zum Wiederaufstieg hatte, lief ich am nächsten Tag den Rest der Strecke auf einem wunderschönen Parallelweg weiter.



                                        Überhaupt war der Offa's Dyke nicht gerade einfach. Der Weg nimmt so ziemlich jeden Hügel mit, denn für Verteidigungszwecke war das schwieriges Gelände ideal. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser Weg wohl die höchste Dichte an „Stiles“ pro Meile hat. Immerhin waren die meisten davon gut in Schuss und stellten kein Absturzrisiko dar. Auf der Plusseite kommt der Weg an Apfelplantagen und auch dem gelegentlichen Pflaumenbaum vorbei, was mir vitaminhaltigen Zusatzproviant einbrachte. Dazu hatten viele Kirchen den ganzen Tag über geöffnet, was alleine schon ein Grund zur Freude gewesen wäre, denn das sind meine bevorzugten Stellen zum Handyakku aufladen. Nein, obendrein boten die Kirchen den Wanderern kostenlose Tee- und Kaffeezubereitungsmöglichkeiten an, manchmal sogar Plätzchen. Und am Ende des Wegs sah ich dann sogar noch in amerikanischer Trail Angel-Manier Wasserkannister für die Wanderer am Wegesrand aufgestellt.



                                        Kurzum. Offa's Dyke war eine positive Überraschung. Tolle, abwechslungsreiche Landschaft. Wenn auch nicht so spektakulär wie der Pennine Way, so doch viel weniger ausgesetzt und damit einfacher bei schlechtem Wetter zu gehen. Dazu viele hübsche Trail Towns, ausgezeichnete Wegmarkierung und auch gute Möglichkeiten zum Wildzelten. Sehr zu empfehlen also!
                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                          Fuchs
                                          • 02.07.2009
                                          • 2425
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                                          #40
                                          AW: [GB] John O'Groats to Land's End: 2.000 km durch Großbritannien

                                          ...dass sie mir von ganzen Herzen eine Dusche gönne...
                                          Oh ja, dass kommt mir irgendwie bekannt vor.
                                          Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                          Abraham Lincoln

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