• German Tourist
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    [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    Im Sommer 2012 habe ich meine bislang längste selbst geplante Wanderung unternommen – 4.500 km durch Deutschland, Frankreich und Spanien. Dafür habe ich fast 6 Monate gebraucht – und dafür eine der schönsten Wanderungen meiner bisherigen Outdoorkarriere erleben dürfen, die den Vergleich mit den amerikanischen Trails wie AT oder PCT nicht scheuen muss. Es ist sehr schwer, eine so lange Wanderung in einen Reisebericht zu pressen. Ich will es versuchen, indem ich Euch kleine Anekdoten von unterwegs berichte und auf besonders schöne oder auch besonders furchtbare Teilstrecken hinweise. Den kompletten Reisebericht in Englisch inklusive Photos und vielen Tipps gibt es wie immer auf meinem Blog:

    http://christine-on-big-trip.blogspo...stern%20Europe

    Aber zunächst mal will ich berichten, wie alles anfing:

    Die Idee: Bereits 2006 hatte mir ein englischer Wanderfreund ein Buch von Nicholas Crane in die Hand gedrückt mit dem Titel „Clear Waters Rising“. Crane berichtet darin von seiner ca. 10.000 km langen Wanderung quer durch Europa, von einem der westlichsten Orte, nämlich Cabo Finisterre bis zum östlichsten Punkt Europas, Istanbul. Ich war sofort fasziniert. Das Buch ist unglaublich spannend und lustig geschrieben und ich fand die Idee großartig. Es sollte jedoch noch einige Jahre und mehrere Trails in USA dauern, bis meine Zeit für Europa gekommen war. 2012 war es dann soweit: Der Euro war schwach und Reisen nach USA und Australien daher ungünstig. Also genau der richtige Zeitpunkt für eine lange Tour durch Europa.

    Die Vorbereitung: Im Gegensatz zu Crane wollte ich keine 1,5 Jahre am Stück mit der Wanderung zubringen, sondern das ganze in zwei separaten Touren erledigen. Einmal Westeuropa und in einer zweiten Tour Osteuropa. Mir war bald klar, dass ich mit Westeuropa beginnen würde, denn die Kartensituation für Osteuropa war einfach miserabel. Crane ist auf seiner Tour durch Osteuropa mit österreichischen Karten aus dem 1. (in Worten Ersten) Weltkrieg gelaufen, weil er nichts besseres finden konnte. Er versuchte auf seiner Tour, alle drei großen europäischen Gebirgszüge zu durchwandern - und daraus ergab sich dann auch sein größtes Problem: Durch falsche Zeitplanung landete er mitten im Winter in den Alpen und musste auf das tiefer gelegenen Alpenvorland ausweichen. Auch mir wurde bald klar, dass ich die zwei westeuropäischen Gebirgszüge, Alpen und Pyrenäen, nicht in einer Saison komplett durchwandern konnte. Die Saison im Hochgebirge ist einfach zu kurz, zumal ich ja auch noch zwischen Alpen und Pyrenäen durch Frankreich wandern musste. Ich entschloss mich daher schweren Herzens, auf die Alpen zu verzichten. Um dann immerhin den optimalen Zeitraum für die Pyrenäen zu erwischen, wollte ich im Frühjahr in Deutschland starten, um dann im Hochsommer die Pyrenäen zu erreichen. Als Startpunkt wählte ich einen ehemaligen Ost-Westgrenzübergang: Zinnwald

    Ich gebe zu, dass ich die Route durch Deutschland hauptsächlich aufgrund zweier Kriterien auswählte: Ich wollte möglichst viele Wanderfreunde an der Strecke besuchen und dabei durch Gegenden wandern, die ich noch nicht kannte. In Frankreich wollte ich die populäre Gebiete wie z.B. die Alpen meiden und stattdessen eher weniger bekannte Gebiete erkunden. Die fast kompletten Pyrenäen sollten dann ein Highlight der Tour werden. In Spanien wollte ich auf Jakobswegen wandern, einfach weil ich noch nie gepilgert war und wissen wollte, wie das so ist.

    Die Zusammenstellung der Route und vor allem die Logistikplanung war doch recht aufwendig, hat aber viel Spass gemacht. Drei Monate habe ich daran herumgebastelt, allerdings habe ich in dieser Zeit auch noch einige andere Sachen geplant und erledigt. Am Ende hatte ich meine komplette Route als gpx track und einen kleinen selbstgemachten Führer mit Angaben zu Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten und sonstigen logistischen Informationen. Hier mal eine Karte meiner Route von 4.500 km:



    Fortsetzung folgt
    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 19.11.2020, 11:10. Grund: Spamlink rausgeniommen
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  • Stephan Kiste

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    #2
    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

    WOOOOWWWWWW, ich bin voll elektrisiert
    und total gespannt, wahnsinniges Projekt!

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      #3
      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

      Deutschland: Kammweg Erzgebirge

      Meine Tour begann am 1. April – war aber keineswegs als Aprilscherz geplant! Schon tagelang zuvor hatte ich voller Sorge die Webcams in den erzgebirgischen Skigebieten beobachtet und leider lag da noch ziemlich viel Schnee.... Ich hatte das deutsche Mittelgebirge unterschätzt und es schlug auch gleich voll zu. Als ich mit dem Zug in Geising ankam, war es eisig kalt und überall lag noch Schnee. Das konnte ja heiter werden, zumal ich die Ausrüstung für diese Tour voll auf Sommer ausgerichtet hatte. Ich stapfte zum Grenzübergang Zinnwald und musste gleich die bittere Erfahrung machen, dass ich mich wohl etwas besser mit dem Gebrauch meiner neuen Smartphone-Kamera hätte vertraut machen sollen. Meine Startphotos wurden alle unbeabsichtigt Schwarzweiss und die vorbeifahrenden Grenzgänger wunderten sich sicherlich, warum jemand stundenlang vor einem Deutschlandschild steht und in klirrender Kälte auf ein Smartphone starrt.



      Das Wetter besserte sich auch die nächsten Tage nicht – im Gegenteil. Darüber hinaus war mir irgendwie entgangen, dass der Kammweg Erzgebirge auf über 1.300 m führt und dort ein Skigebiet ist. Als ich dort ankam, war es unter Null Grad und so neblig, dass die Sicht unter 20 m lag. Ganze Bänke waren noch unter Altschnee begraben und ich musste zu allem Unglück noch vereiste Skipisten überqueren. Ich fragte mich zeitweise, ob ich all meine Wildnistouren in USA nur überlebt hatte, um hier mitten im Erzgebirge auf einem Skihang auszurutschen und mir das Genick zu brechen.

      Ostersamstag stellte ich mein Zelt wieder mal in einer kleinen Schutzhütte auf. Eine gute Entscheidung, wie sich am nächsten Morgen herausstellen sollte. Als ich mich aus meinem Zelt gepuhlt hatte, strahlte mich eine blütenweiße Schneelandschaft an. Über Nacht waren 10 cm Neuschnee gefallen. Ich war fürs erste bedient. So hatte ich mir den Frühlingsstart in meine Tour nicht vorgestellt. Ich steuerte die nächste Jugendherberge an, die ein wahres Prachtstück aus DDR-Zeiten war. Ich dachte, dass jeden Moment Junge Pioniere in den Waschraum kommen würden, wo über 20 Waschbecken dicht gedrängt nebeneinander auf ehemalige Massenabfertigung schließen ließen. Zu Ostern waren außer mir allerdings nur 2 weitere Gäste da. Ich lag den halben Tag nur im leider zu kurzen Bett und erfreute mich an der funktionierenden Zentralheizung, bevor ich mich am nächsten Tag aufgewärmt wieder auf die jetzt trockenen Socken machte.



      Größtes Highlight auf dem Kammweg war das ehemalige Grenzdorf Mödlareuth, das jetzt ein großes Freilichtmuseum ist. Aber nicht nur die ehemaligen Grenzanlagen, sondern auch das Museum waren absolut sehenswert. Danach ging es kilometerlang weiter auf dem ehemaligen Kolonnenweg – auf Beton. Am Anfang war ich zwar hocherfreut, den schlammigen Wegen entkommen zu sein, aber so auf Dauer waren die Betonplatten auch nicht das Wahre für die Füße. Immerhin war ich jetzt in niedrigeren Höhen angelangt und das Schneeproblem war zumindest vorerst erledigt.



      Fazit Kammweg Erzgebirge: Schöner Weg, allerdings nicht zu diesen Wetterverhältnissen. Die Ortschaften waren recht trostlos und zu dieser Jahreszeit war so ziemlich alles geschlossen. Dafür ist Mödlareuth ein echtes Highlight.
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        #4
        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

        Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
        Darüber hinaus war mir irgendwie entgangen, dass der Kammweg Erzgebirge auf über 1.300 m führt und dort ein Skigebiet ist.
        Das ist recht unwahrscheinlich. Nach Deinem GPS-Track warst Du auf dem höchsten Berg Sachsens und der ist nur 1214m hoch. Der höchste Berg ist der Keilberg mit 1244m.

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          #5
          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

          Oops, Du hast recht! Da habe ich mich um hundert Meter vertan....
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            #6
            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

            Deutschland Rennsteig:

            In Blankenstein, dem großen Wanderweg Drehkreuz, endet der Kammweg und ich wechselte auf den Rennsteig über, den ich allerdings schon mehrfach gegangen war. Auch diesmal hat er mich nicht wirklich begeistert. Weite Teile des Rennsteigs verlaufen direkt neben einer vielbefahrenen Straße. Selbst zu dieser unwirtlichen Jahreszeit traf ich Unmengen von Wanderern, sprich der Weg ist eigentlich schon fast überlaufen. Total erstaunt war ich, als ich dann neben mehreren ehemaligen Grenzsteinen Auskunftstafeln mit Telefonnummern sah. Anrufen und man bekommt die Geschichte dieses Grenzsteins am Handy erzählt. Geht man deswegen wandern, um doch nur wieder seinem Handy zuzuhören? Der Vorteil der Popularität des Rennsteigs lag allerdings in den äußerst komfortablen Schutzhütten, die einen förmlich zum darin übernachten auffordern. Und verlaufen kann man sich aufgrund der zahllosen Markierungen auf dem Rennsteig auch nicht.



            Der Rennsteig verhalf mir aber zu zwei der herausragendsten Erlebnisse auf der ganzen Wanderung: Dem gruseligsten und dem widerlichsten. Zuerst zur Schauergeschichte: Auf dem Rennsteig hatte mich der Schnee wieder eingeholt, vor allem in den höheren Lagen. Die Überquerung des Großen Inselsberg wäre in Schneeschuhen wohl einfacher gewesen und so wurde es beim Abstieg schon dunkel. Voller Missmut befürchtete ich schon, mein Zelt auf Schnee aufbauen zu müssen, als ich mitten im Wald auf eine eigenartige Konstruktion stieß: Einen gläsernen Container! Das war einfach zu schön um wahr zu sein. Flugs hinein und nach einer kurzen Untersuchung wurde mir auch klar, warum das Ding hier so mitten im Wald stand. Es handelte sich um den Schiedsrichter-Container, der von einem Skilanglauf-Rennen übriggeblieben war. Er war voll ausgerüstet mit Tischen und Stühlen und sogar, von der Sonne aufgeheizt, noch recht warm. Mich störte zwar ein wenig, dass ich darin quasi wie auf dem Präsentierteller lag, aber ich beschloss dennoch meiner Bequemlichkeit nachzugeben und dort mein Nachtlager aufzuschlagen.

            Um 22 Uhr ging der Spuk los: Ich hörte plötzlich Stimmen und Menschen mit Taschenlampen gingen direkt am Container vorbei. Noch glaubte ich an verirrte Tagesausflügler oder Nachtwanderer und war zwar verwirrt, aber noch nicht richtig besorgt und schlief wieder ein. Um Mitternacht wurde ich wieder aus dem Schlaf gerissen. Ein Auto kam auf den vereisten und noch mit Schnee bedeckten Forststraßen direkt auf meinen Container zu! Ich konnte kaum etwas erkennen, denn die Autoscheinwerfer blendeten mich. Zu allem Unglück hielt der Wagen dann auch noch fast direkt vor meinem Container. Autotüren schlugen, Taschenlampen huschten hin und her und mehrere Personen liefen durch die Gegend. Was zum Teufel wollten die um Mitternacht mitten im Wald? Ich war starr vor Schrecken und wagte kaum mehr zu atmen, vor lauter Angst entdeckt und massakriert zu werden. Doch nach 10 Minuten war alle vorbei. Die Leute stiegen ein und der Wagen fuhr weg. Noch mal davongekommen!

            Aber zu früh gefreut. Zwei Stunden später, also um 2 Uhr morgens passierte dasselbe nochmal. Wieder ein Auto die Forststraße entlang, Türenknallen und Taschenlampen. Mittlerweile war ich davon überzeugt, dass es sich hierbei um eine illegale Aktion handeln musste. Als das Auto wieder abgefahren war, stand ich auf, um den Schauplatz zu besichtigen. Nur konnte ich ausser Reifenspuren nichts entdecken – keine abgelegten Leichen oder auch nur eine illegale Müllkippe. Ich war noch mit meiner Untersuchung beschäftigt, als ich schon wieder ein Auto hörte. Sollte ich mich im Wald verstecken oder Zuflucht im durchsichtigen Container suchen? Meine Kälteempfinden überwand alle Ängste und ich flüchtete in den Container in meinen warmen Quilt. Wieder blieb ich unentdeckt und hatte nun endlich für den Rest der Nacht Ruhe. Nur schlafen konnte ich jetzt nicht mehr, denn ständig rätselte ich, was da draußen vor sich gegangen war.

            Eine mögliche Erklärung bekam ich erst Wochen später von einem Freund: Bei den nächtlichen Besuchern handelte es sich höchstwahrscheinlich um Nacht Geocacher. Diese speziellen Geocaches sind mit Reflektoren markiert, die nur im Dunkeln mit Taschenlampe gesehen werden können. Und dafür fahren die Geocacher dann auch schon mal nachts mit dem Auto durch den verschneiten Wald...



            Leider hat der Rennsteig mir auch zu einem der widerlichsten Erlebnisse auf der Wanderung verholfen. Als es regnete, wollte ich meine Mittagspause in einer der zahlreichen Schutzhütten verbringen. Das habe ich mir aber gleich wieder anders überlegt, als ich die Hinterlassenschaften der vorherigen Wanderer sah. Ganz offensichtlich war da jemand zu faul oder zu bequem gewesen, um sein großes Geschäft im Wald zu erledigen und zu vergraben. Stattdessen hat jemand einfach mitten in die Hütte gekackt und das ganze gerade mal notdürftig mit Klopapier zugedeckt. Na dann: Prost Mahlzeit!

            Fazit Rennsteig: Es gibt in Deutschland schönere und vor allem weniger überlaufene Wanderwege.
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            • Atze1407
              Fuchs
              • 02.07.2009
              • 2425
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              #7
              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

              Dafür ist Mödlareuth ein echtes Highlight.
              Das ist wohl wahr, nur nicht die Gaststätte auf "DDR" Seite.

              Sieh mal zu, das Du weiter schreibst.

              LG
              Atze
              Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
              Abraham Lincoln

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              • German Tourist
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                • 849
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                #8
                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                @Atze:
                Ich gehe so gut wie nie in Gaststätten, weil zu teuer.... und wie man aus Deiner Bemerkung sieht, erspare ich mir dadurch so manche schlechte Erfahrung.
                Bin schon am Weiterschreiben...
                Übrigens nochmals danke für die Inspiration mit den Collagen. Diese Idee habe ich glatt bei Dir abgekupfert.
                Christine
                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                • blauloke

                  Lebt im Forum
                  • 22.08.2008
                  • 8843
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                  #9
                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                  Freue mich auf die Fortsetzung.
                  In Mödlareuth war ich mit dem WAI, ist ein wirklich interessantes Museum.
                  Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                  • German Tourist
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                    • 849
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                    #10
                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                    Deutschland: Elisabethpfad

                    Ich war bezüglich des Elisabethpfades sehr skeptisch. Eigentlich war dieser Weg eher eine Notlösung gewesen, denn ich wollte unbedingt nach Marburg, um dort einen Freund zu besuchen und dafür war der Elisabethpfad ideal. Aber es war halt ein Pilgerweg auf den Spuren der Hl. Elisabeth und hatte damit einen deutlich höheren Asphaltanteil als normale deutsche Wanderwege. Dieser Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg stellte sich aber schon bald als ausgesprochen positive Überraschung heraus.

                    Es begann gleich am Anfang mit einer Übernachtung in Eisenach, wo ich meine erste Pilgerherberge besuchte, das Diakonissenmutterhaus direkt im Zentrum. Ich hatte vorher angerufen und ein Bett reserviert – und war nun furchtbar neugierig. Ich wurde gleich von einer netten älteren Schwester in Empfang genommen, die mir eine wahre Luxusunterkunft zeigte. Das frisch renovierte „Pilgerzimmer“ hatte zwar 4 Stockbetten, aber ich war der einzige Gast. Dazu gab es hervorragende Sanitäranlagen und auch noch eine richtige Küche. Als die Schwester mich dann noch fragte, ob ich am nächsten Morgen Frühstück wolle, glaubte ich mich eher in einer Luxushotel denn in einer Pilgerherberge. Am nächsten Morgen nahm ich an der Morgenandacht teil und wurde sogar noch mit einem Pilgersegen und einem kleinen Andenken bedacht. Pilgern war vielleicht doch nicht so schlecht.... Zurück auf dem Elisabethpfad erwartete mich die nächste Überraschung: Der Weg folgt über weite Strecken der Ars Natura, einer Art Kunstpfad, bei dem Skulpturen unterschiedlicher Künstler direkt am Wegrand im Wald aufgestellt sind. Auf meiner weiteren Wanderung durch Deutschland sollte ich allerdings noch mehrere dieser Kunstpfade antreffen.



                    Als ich die ehemalige deutsch-deutsche Grenze überschritt, änderte sich die Umgebung radikal. Jetzt in Hessen reihte sich ein Bilderbuch-Fachwerk-Dorf an das nächste. Die kleinen Dorf- bzw. Stadtkirchen waren alle geöffnet und boten den erschöpften Pilgern sogar oft Mineralwasser an. Anhand der ausliegenden Gästebücher konnte ich sehen, dass der Elisabethpfad selbst zu dieser Jahreszeit ganz gut besucht war, allerdings habe ich selbst nur eine einzige, eher unfreundliche Pilgertruppe getroffen. Die Anwohner kannten den Pilgerweg natürlich und so wurde ich oft nach meiner Wanderung befragt.



                    In Marburg besuchte ich dann Wildniswanderer aus dem Forum, der als Förster arbeitet. In seinem Forsthaus im Wald legte ich erst mal zwei Tage Ruhepause ein. Dabei nutzte ich die Gelegenheit, mir von einem Fachmann mal erklären zu lassen, was denn eigentlich die Markierungen auf den Bäumen im Wald bedeuten. Mir was schon klar, dass die etwas mit der forstwirtschaftlichen Nutzung des Waldes zu tun hatten, aber was genau sie bedeuteten, eröffnete mir einen ganz neuen Blick auf den deutschen Wald. Ich lernte vor allem, wie und nach welchen Kriterien ein Förster einen Baum zum Fällen „freigibt“ und wie die Holzernte dann verwertet wird. Gerald bescherte mir wohl den größten Lernerfolg auf dieser Tour und seitdem wandere ich mit ganz anderen Augen durch den Wald.

                    Fazit Elisabethpfad: Als Pilgerweg wirklich großartig! Kunst am Weg und wirklich zauberhafte interessante kleine Dörfer und Städte, nur halt viel Asphalt. Dieser aber meist auf Radwegen und nicht auf Strassen. Eine echte Entdeckung und für Pilger sehr empfehlenswert!
                    Zuletzt geändert von German Tourist; 03.03.2013, 01:06.
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                    • dingsbums
                      Fuchs
                      • 17.08.2008
                      • 1503
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                      #11
                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                      Danke für diesen Bericht, ganz toll zu lesen. Ich freue mich auf die weiteren Abschnitte!

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                      • German Tourist
                        Dauerbesucher
                        • 09.05.2006
                        • 849
                        • Privat


                        #12
                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                        Deutschland: Westerwaldsteig

                        Von Marburg aus ging es erst mal auf den Lahn-Dill-Berglandpfad, der allerdings für meine Verhältnisse sehr kurz ist. War zwar ganz nett, aber etwas wirklich interessantes passierte dort nicht. Der nächste große Weg auf meiner Strecke war nun der Westerwaldsteig, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er für 60 km Luftlinie 240 km Wanderstrecke braucht. Hier musste ich wohl ein paar Abkürzungen einbauen, um nicht völlig durchzudrehen, denn leider war meine Stimmung nicht so besonders. Mein als Frühlingswanderung geplanter Start war bisher mehr Winter gewesen und ich hatte mir so ziemlich den Allerwertesten abgefroren. Da ich unterwegs keinen Ausrüstungstausch machen oder Sachen zurückschicken wollte (wohin auch, ich habe kein zuhause mehr und lebe im Zelt), hatte ich mich damit beholfen, dass ich ein paar alte warme Klamotten mitnahm, die ich dann bei Frühlingsanfang wegschmeißen wollte. Aber mittlerweile hatten wir Ende April und kein Frühling in Sicht – bis es dann am 28. April passierte. Das Wetter ging nahtlos von Winter auf Sommer über und ich saß plötzlich abends im T-shirt vor meinem Zelt.

                        Meine Laune besserte sich noch mehr bei der Besichtigung der Attraktionen, die am Rande des Westerwaldsteigs liegen. Da ist zunächst mal der Stoeffelpark, ein alter Industriepark, der völlig zu Unrecht nur wenige Besucher hatte. Als ich mich an der Kasse als Langstreckenwanderin outete, wurde ich sogleich auf die „Erlebnistoilette“ verwiesen, um mich dort ein wenig „frisch zu machen“. Ich muss wohl schon sehr mitgenommen ausgesehen und gerochen haben. Die „Erlebnistoilette“ verdiente ihren exotischen Namen durch Klanguntermalung mit Fabrikgeräuschen und eignete sich hervorragend zum „Frischmachen“ inklusive Haarewaschen. Die nächste „Frischmach“-Gelegenheit bot dann das Kloster Marienthal mit der sogenannten „Pilgertoilette“ - allerdings ohne Geräuschuntermalung. Vor der Gaststätte in der Nähe fand ich dann auch die skurrile Einrichtung einer „Wanderstiefelwaschstation“, deren Sinn und Zweck sich mir nicht so ganz erschloss, die aber immerhin sehr gut zum Wassertanken geeignet war. Der Westerwaldsteig kreuzt in Rheinnähe dann auch noch den Limes, wo es einen rekonstruierten römischen Wachtturm zu besichtigen gibt. Selbst einen Holzkohlemeiler gibt es am Wegesrand, der alljährlich von einer örtlichen Freiwilligentruppe errichtet und auch betrieben wird.



                        Größtes Highlight für mich war allerdings ein Besuch bei einem Wanderfreund am Westerwaldsteig inklusive Ruhetag und stundenlangen Gesprächen über das Langstreckenwandern. Frisch gestärkt und mit Karten für den nächsten Streckenabschnitt ausgerüstet startete ich dann wieder los Richtung Rhein. Interessanterweise habe ich auf dem Westerwaldsteig nicht allzu viele Wanderer getroffen – dafür eines Morgens einen Trupp von über 50 Rekruten auf Übungsmarsch. Es muss wohl dort in der Nähe einen Truppenübungsplatz geben....



                        Fazit Westerwaldsteig: Definitiv einer der am besten markierten Wanderwege Deutschlands mit vielen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand und netter, wenn auch nicht gerade spektakulärer Landschaft.
                        Zuletzt geändert von German Tourist; 02.03.2013, 20:42.
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                        • Enja
                          Alter Hase
                          • 18.08.2006
                          • 4869
                          • Privat


                          #13
                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                          Ach ja, der Elisabeth-Weg. Da bin ich auch gerade unterwegs.

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                          • Atze1407
                            Fuchs
                            • 02.07.2009
                            • 2425
                            • Privat


                            #14
                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                            Es begann gleich am Anfang mit einer Übernachtung in Eisenach, wo ich meine erste Pilgerherberge besuchte, das Diakonissenmutterhaus direkt im Zentrum. Ich hatte vorher angerufen und ein Bett reserviert – und war nun furchtbar neugierig. Ich wurde gleich von einer netten älteren Schwester in Empfang genommen, die mir eine wahre Luxusunterkunft zeigte.
                            In der Tat, eine Luxusherberge. Wenn ich das hier lese,werden gleich Erinnerungen wach. So musste ich wohl oder übel nach dem wahrhaftigen königlichen Frühstück, erst an der morgenliche Messe teilnehmen, bevor ich meinen Stempel und ebenfalls ein kleines Geschenk zum Abschied bekam. Das Mutterhaus kann man wirklich jeden Pilgerer empfehlen.

                            LG
                            Atze.
                            Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                            Abraham Lincoln

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                              • 09.05.2006
                              • 849
                              • Privat


                              #15
                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                              Deutschland Eifelsteig:

                              Der Westerwaldsteig endet am Rhein in Bad Hönningen, das man getrost auch „Mineralwasser“-City nennen könnte. Auf dem Weg zum örtlichen Aldi und meinem Schokoladennachschub kam ich an mehreren Mineralwasserfabriken vorbei. Das ganze stimmte mich aber eher skeptisch: Mineralwasserabfüllung direkt neben der „Dreckbrühe“ Rhein? Ob das so lecker ist? Mit der Rheinfähre setzte ich dann über den Fluss und trat meinen Weg zum Eifelsteig an, glücklicherweise ausgerüstet mit Karten von Werner. Sehr schön dabei der Blick zurück auf den Rhein vom Rheinhöhenweg aus. Über den Ahr-Venn-Weg ging es dann weiter bis zum Eifelsteig.



                              Der Eifelsteig bedeutete für mich eigentlich einen relativ großen Umweg, zu dem mich vor allem meine Krimileidenschaft bewogen hatte. Unterwegs beim Wandern unterhalte ich mich nämlich täglich mit Hörbüchern, über die ich an den Krimiautor Jacques Berndorf geraten bin. Und als großer Berndorf-Fan konnte ich es mir nicht entgehen lassen, mir die „Original“-Schauplätze der Krimis anzuschauen. Jacques Berndorf heißt übrigens eigentlich Michael Preute und kommt ursprünglich aus dem Ruhrgebiet. Sein Pseudonym kommt wohl von dem Eifelort „Berndorf“, durch das auch der Eifelsteig führt. Durch Berndorf und seine „Eifelkrimis“ wurde die Eifel zur Krimizentrale Deutschlands. Daher gibt es dort auch den „Eifelkrimi-Wanderweg“, der teilweise auf dem Eifelsteig verläuft. Über Handy kann man dort Informationen zu den einzelnen Tatorten abrufen. Ganz stilecht gibt es dann in Hillesheim auch das Krimicafe „Sherlock“ und in der Touristeninformation werden alle Arten von „Krimi“-Führungen und Wanderungen angeboten. Ich muss leider sagen, dass diese Region auch einen zusätzlichen Anreiz für Touristen braucht, denn die Städte und Dörfer in der Eifel waren erschreckend langweilig, um nicht zu sagen unattraktiv.



                              Dafür war die Landschaft umso schöner! Auf dieser Tour durch Deutschland kriegt der Eifelsteig den Preis für den schönsten Trail. Der Slogan des Eifelsteigs lautet „Wo Fels und Wasser Dich begleiten“ und damit haben es die Werbeleute gut getroffen. Zunächst geht es durch Vulkaneifel, wo man die Maare, also erloschene Vulkankegel, sehen kann. Der Lieserpfad, ein Teilstück des Eifelsteig an den Berghängen entlang der Lieser ist einfach traumhaft schön. Allerdings hatte ich das Pech, dieses Wegstück in strömendem Regen zu laufen. Die schmalen Pfade am steilen Hang waren total verschlammt und ein paar Mal habe ich mich hingelegt und ordentlich eingesaut. Allerdings könnte der Slogan vom Eifelsteig auch lauten „Wo Kampfjets Dich begleiten“, denn in direkter Nähe zum Steig befindet sich der Fliegerhorst Büchel. An einigen Tagen dröhnten die Kampfjets im Stundentakt über mich hinweg und flogen dabei so tief, dass ich schon Gehörschäden befürchtete.



                              Das glorreiche Ende des Eifelsteigs ist die Stadt Trier, der ich gerne den Titel als einer der besten „trail towns“ Deutschlands verleihe. Dabei ließ sich Trier zunächst gar nicht gut an. Ich konnte weder eine Couchsurfing-Unterkunft noch ein Hostel finden. Alle verwiesen mich auf „Heilig Rock“. Erst als ich meine Suche auf die Vororte ausdehnte, wurde ich fündig. In Kordel, am Ende der vorletzten Etappe des Eifelsteigs fand sich durch einen Hinweis eines Vermieters, der zwar auch ausgebucht war (wieder mal Heilig Rock), endlich eine Unterkunft bei einer Nachbarin. Und damit hatte ich das große Los gezogen. Kordel hatte eine gute Zugverbindung mit Trier und meine Unterkunft stellte sich als komplett eingerichtete Ferienwohnung für gerade mal 18 EUR pro Nacht heraus. Freudig legte ich dort einen Ruhetag ein, den ich mit einem Ausflug nach Trier verbringen wollte.

                              Dabei löste sich auch das Rätsel um Heilig Rock. Schon tagelang vorher hatte ich entlang der Strecke Plakate mit der Aufschrift „Heilig Rock“ gesehen, allerdings war mir daraus nicht so recht ersichtlich, um was es sich handeln sollte. Anhand des Titels ging ich von einem christlichen Rockmusikfestival aus – und lag damit gründlich daneben. Heilig Rock ist eine große europäische Wallfahrt zum heiligen Rock (= Gewand), dem angeblichen Kleidungsstück Jesu. Dieses befindet sich im Dom zu Trier, wird dort nur aber einmal alle paar Jahrzehnten für einige Wochen ausgestellt, was dann zur Heilig Rock Wallfahrt führt – und genau in diese war ich nun unwissentlich hineingeraten, unglückseligerweise auch noch an einem der letzten Ausstellungstage. Deshalb waren auch alle Unterkünfte mit Pilgern ausgebucht.

                              Schon am Bahnhof in Trier waren große Informationsstände über Heilig Rock aufgebaut, die die Pilger in die richtige Richtung lotsen sollten. Darüber hinaus waren überall in der Stadt Freiwillige postiert, die den Pilgern Auskunft gaben. Das wollte ich mir nun auch nicht entgehen lassen. Mein Überschwang wurde allerdings sogleich gedämpft, als mir die freiwilligen Helfer erklärten, dass ich mit mehreren Stunden Wartezeit rechnen musste, um in den Dom zu kommen. Und in der Tat: Vor dem Dom waren riesige Warteschlangen mit Pilgern aus aller Welt. Hier war mehr los als bei einem Madonnakonzert mit Freikarten. Da es abends ruhiger werden sollte, schaute ich mir erst mal die Porta Nigra an, vor der schon allerlei verkleidete Gestalten in Römer-Outfit historische Führungen abhielten. Ich wunderte mich nur, was denn dieser bärtige Typ im schlecht sitzenden Pfarrergewand darstellen sollte. Bei näherer Betrachtung entpuppte er sich dann als authentischer orthodoxer Priester, der eine Pilgergruppe aus Russland führte. Ups.... Abends konnte ich dann nach nur einer halben Stunde Wartezeit dann endlich auch den berühmten Heilig Rock in Augenschein nehmen, wobei der Anblick eines alten, halb zerfallenen Stoffkleides nun eher nicht so spektakulär war. Genial dagegen fand ich das "Pilger Schweisstuch", ein kleines Handtuch, das man im nahen Souvenir-Zelt als einen der zahlreichen Merchandising-Artikel erwerben konnte.

                              Das schöne an Trier ist, das es für jeden Geschmack etwas bietet. Heilig Rock und jede Menge Kirchen für die Pilger, die Porta Nigra für die Geschichtsfan und das Geburtshaus von Karl-Marx für die politisch Interessierten. So tummelte sich denn dann auch ein buntes Völkergemisch in Trier. Sehr viele Russen und Slawen auf Pilgerfahrt, die Deutschen an der Porta Nigra und im Karl-Marx-Haus dominierten die Chinesen. Das alles war auch noch gut zu Fuß zu erreichen und in der Fußgängerzone gab es jede Menge Imbisse und Supermärkte. Sogar ein Internetcafe fand sich, um meinen Blog upzudaten. Ich fand Trier großartig – die ideale Stadt für einen Ruhetag auf Wanderschaft.



                              Fazit Eifelsteig: Ein toller Wanderweg mit ausnehmend schönen Teilstücken, vor allem dabei die Flusswanderungen. Gut markiert und abwechslungsreich. Einziger Minuspunkt ist der Krach der Kampfjets, die allerdings wohl nicht das ganze Jahr über fliegen.
                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                              • Eisenzwerg
                                Erfahren
                                • 03.01.2013
                                • 103
                                • Privat


                                #16
                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                Hiho,
                                was ist denn da für eine Türe die da halb im Boden steckt? (In der Collage des Westerwaldsteiges links oben)

                                Gruß

                                Zwerg

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                                • German Tourist
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                                  • 09.05.2006
                                  • 849
                                  • Privat


                                  #17
                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                  @Eisenzwerg
                                  Gute Frage, ich weiss es nämlich auch nicht und habe genau deshalb das Photo gemacht. Für mich sah es aus wie ein Bunkereingang. Ich habe nochmals nachgeschaut, wann ich das Photo gemacht habe und dieser "Bunker" oder was auch immer da im Wald steckte, befindet sich in der Nähe von Herborn. Vielleicht kann ja mal ein Ortskundiger sagen, um was es sich dabei handelt.
                                  Christine
                                  Zuletzt geändert von German Tourist; 02.03.2013, 21:18.
                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                  • Enja
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                                    • 18.08.2006
                                    • 4869
                                    • Privat


                                    #18
                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                    Den Eifelsteig bin ich jetzt gerade in dickem Schnee gelaufen. Ein Traum. Ich werde das unbedingt nächsten Sommer wiederholen.

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                                    • German Tourist
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                                      • 09.05.2006
                                      • 849
                                      • Privat


                                      #19
                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                      Deutschland: Saarland und Pfalz

                                      Nach dem großen Umweg Eifelsteig wollte ich jetzt so schnell als möglich nach Frankreich in die Vogesen. Leider konnte ich aber bereits in der Vorbereitung keinen schönen langen Weg finden, der mich unkompliziert ans Ziel bringen würde. So musste ich mehrere Wege zusammenstückeln, was mit dem Saar-Hunsrück-Steig begann. Durch das Saarland zu kommen, war die größte Herausforderung, aber nach einiger Recherche stieß ich auf die Saarlandrunde, ein ob all der neuen Premiumwanderwege schon etwas in Vergessenheit geratener Rundweg durch das Saarland. Obwohl ich meine liebe Not gehabt hatte, dafür gpx tracks zu finden, war die Saarlandrunde vor Ort erstaunlich gut markiert. Obwohl wir mittlerweile bereits Mitte Mai hatten, gab es immer noch kalte Nächte mit Minusgraden. Leider hatte ich aber beim ersten Frühlingsanfall meine warmen Zusatzklamotten weggeschmissen und sehnte entsprechend den Sommer herbei.

                                      Auf der Saarlandrunde passierte mir auch einer der größten Planungsfehler auf der Tour – trotz meiner exzellenten Vorbereitung hätte ich beinahe Hunger leiden müssen. Tagelang schon freute ich mich auf meinen nächsten Großeinkaufstag am Donnerstag, den 17. Mai bei Lidl. Als ich so vor mich hinlief, dachte ich an die letzten Telefonate mit meinen Freunden, die mir begeistert von ihren Ausflugsplänen für Christi Himmelfahrt erzählten. Und urplötzlich, am 16. Mai um 18.00 Uhr wurde mir schlagartig klar, dass mein Großeinkaufstag auf Christi Himmelfahrt fiel und damit wohl ins Wasser fallen würde. Mir brach förmlich der Angstschweiß aus, denn ich hatte kaum mehr Vorräte. Meine gute Vorbereitung rettete mich dann aber doch noch: Ich kramte meinen kleinen selbstgeschriebenen Führer hervor und schaute nach, wo der nächste Supermarkt war. Tatsächlich: 8 km von meinem Standort entfernt befand sich ein kleiner Laden. Ich rief sofort an und hörte voll Freude, dass er bis 20 Uhr geöffnet war. Das hieß jetzt allerdings 8 km in weniger als 2 Stunden zu laufen. Die Angst vor einem leeren Magen trieb mich an und ich erreichte den kleinen Laden in Rekordzeit. Ich war so schnell gelaufen, dass ich sogar noch eine halbe Stunde Zeit zum Einkaufen hatte.

                                      Christi Himmelfahrt ist ja auch Vatertag und so wurde der nächste Tag eher schwierig. Im Wald stieß ich ständig auf Horden grölender, äh.... singender Männer und ich fürchtete schon Schlimmstes für meine Nachtruhe. Ich suchte mir daher an diesem Abend einen besonders abgelegenen und versteckten Zeltplatz und blieb daher auch unbehelligt. Die Strecke durch das Saarland war eher unspektakulär. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir allerdings wieder die viele Kunst am Wegesrand.



                                      In der Pfalz lief ich zunächst auf einem der Pfälzer Jakobswege, der den Preis für den schlimmsten Wanderweg auf dieser Tour durch Deutschland erhält. Schlecht markiert, jede Menge Asphalt und wenig zu sehen. Trotzdem sah ich zahlreiche Pilger, was mir völlig unverständlich war. Es gibt so viele schöne Wandermöglichkeiten in der Pfalz, dass ich dort angesichts der besseren Alternativen nie den Jakobsweg empfehlen würde. Einziges Highlight auf diesem 2-Tagesabschnitt war Kloster Hornbach – jetzt ein Luxushotel mit angeschlossenem kleinen Museum. Für 3,50 EUR konnte man dort einen schlechten Film sehen und sich mit allerlei Computerspielen die Welt der mittelalterlichen Klöster zeigen lassen. Am besten war allerdings die Gästetoilette im Luxushotel, die mir mal wieder zu frisch gewaschenen Haaren und intensiver Körperpflege verhalf. Den Pfälzer Wald durchquerte ich dann auf einer selbstgestrickten Route und wurde an der deutsch-französischen Grenze mit richtig spektakulären Felsformationen belohnt. Ich konnte mich gar nicht satt sehen an den fast rosafarbenen Felsgebilden. Allerdings ist diese Gegend verdienterweise sehr populär und ich traf auf Heerscharen anderer Wanderer.



                                      Am 19. Mai war es dann soweit: Nach 1 ½ Monaten und über 1.500 km verließ ich Deutschland und startete Teil 2 meines Großprojektes in Frankreich auf dem GR 53.
                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                        • 01.08.2009
                                        • 981
                                        • Privat


                                        #20
                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                        Ich war zwar auf einem anderen Abschnitt in der Eifel unterwegs aber auch dort verlief der Eifelsteig teilweise mit dem Jakobsweg.
                                        Die Eifel war auch für mich der schönste Abschnitt.
                                        Wegmarkierung: Der Jakobsweg ist auch dort sehr spärlich ausgewiesen, nicht nur südlicher.
                                        Von Nord nach Süd Deutschland würde ich sagen wird es immer weniger.
                                        Mir wurde von "Heilig Rock" auch einiges erzählt, obwohl ich kurz danach erst in der Region war. Bin nach deiner Beeschreibung froh, nicht in diesen Trubel gekommen zu sein.

                                        Sehr schöner Bericht, ich freu mich auf die Fortsetzung.
                                        Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich bin in Euch und geh’ durch Eure Träume. (Michelangelo)
                                        Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen. (Albert Schweitzer)

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                                          • 09.05.2006
                                          • 849
                                          • Privat


                                          #21
                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                          @changes
                                          Also viel Trubel war schon wegen Heilig Rock, aber ich fand es unglaublich spannend, da es sich hierbei um eine seltene (findet nur alle Jahrzehnte statt) und zeitlich begrenzte Wallfahrt handelt. Am meisten war ich erstaunt, wie viele orthodoxe Christen dafür unterwegs waren. Anders als auf den spanischen Pilgerwegen waren die Pilger bei Heilig Rock auch fast ausschliesslich religiös motiviert. Allerdings hättest Du in Trier echt keine Unterkunft gefunden, weil halt alles wegen der Pilger proppevoll war.
                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                            • 18.08.2006
                                            • 4869
                                            • Privat


                                            #22
                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                            Es gab die sogenannte Pilgeroase. Eine Zeltstadt. Die Verantwortlichen haben alles untergebracht, was kam. Es brauchte nicht einmal eine Voranmeldung. Wir haben etwa 10 Minuten gewartet, bis wir vor dem "Heilig Rock" standen. Das finde ich durchaus zumutbar.

                                            Die Stadt war voller Menschen. Aber warum sollte das stören?

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                                              • 05.03.2013
                                              • 5
                                              • Privat


                                              #23
                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                              Lieber German Tourist,

                                              ich verfolge deine Posts schon eine Weil und für diese Tour wünsche ich dir ganz ganz viel Glück und tolle Erlebnisse.

                                              Arnu

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                                              • Werner Hohn
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                                                Liebt das Forum
                                                • 05.08.2005
                                                • 10870
                                                • Privat


                                                #24
                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                Zitat von German Tourist
                                                Der Westerwaldsteig endet am Rhein in Bad Hönningen, das man getrost auch „Mineralwasser“-City nennen könnte. Auf dem Weg zum örtlichen Aldi und meinem Schokoladennachschub kam ich an mehreren Mineralwasserfabriken vorbei. Das ganze stimmte mich aber eher skeptisch: Mineralwasserabfüllung direkt neben der „Dreckbrühe“ Rhein? Ob das so lecker ist?
                                                Tja, der Abstieg Bad Hönningens. Alle, die noch nie in dem Städtchen waren, fallen die großen Hallen der Mineralwasser-Abfüller auf. Leider sind alle Fimen zu. Die letzte hat 2008 dicht gemacht. Von außen sind die noch propper, so dass man meint, da wird noch gearbeitet.

                                                Natürlich ist das Mineralwasser aus den Quellen am Rhein lecker. Es geht nichts über Rheinuferfiltrat. Wenn ich Mineralwasser aus der Eifel trinke, verziehe ich die Miene. Undrinkbar. Im Ernst. Am Rhein gibt es jede Menge Mineralquellen. Das Wasser ist ja kein Oberflächenwasser.

                                                Und die Hundebesitzer bei uns, jagen ihre Hunde lieber in den Rhein als in die vermeindlich sauberen Nebenflüsse, denn der Rhein ist ziemlich sauber.

                                                Zitat von Der Westen
                                                Die Wasserqualität des Rheins ist so gut wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Außerdem herrscht eine nie dagewesene Artenvielfalt. Vom Piranha, über den Kormoran, bis zur Schnappschildkröte haben sich Arten angesiedelt, die man eher in fremden Gefilden vermutet.
                                                Quelle: Der Westen.

                                                Mach mal weiter. Es ist ziemlich interessant wie andere WandererInnen die Landschaften sehen, die man kennt.
                                                Zuletzt geändert von Werner Hohn; 06.03.2013, 18:30. Grund: Da hat ein n gefehlt.
                                                .

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                                                • German Tourist
                                                  Dauerbesucher
                                                  • 09.05.2006
                                                  • 849
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                  Frankreich: Vogesen

                                                  Schon der Pfälzer Wald hatte mir sehr gut gefallen – endlich mal ein richtig großes ausgedehntes Waldgebiet. Kaum war ich in den Vogesen, steigerte sich das noch. Wald, wohin das Auge blickt. Und zudem handelte es sich nicht nur um die in Deutschland üblichen endlosen Fichtenwälder, sondern meist um alten Mischwald. Streckenweise hatten die Förster Douglastannen gepflanzt, die ja ursprünglich aus den USA stammen. Ich fühlte mich zeitweise wie auf dem PCT. Vor allem der Geruch der Douglasien in der warmen Sonne versetzte mich gedanklich schnurstracks nach Kalifornien.



                                                  Doch für mich war jetzt doch noch mal ein kurzer Abstecher nach Deutschland angesagt. Ich wollte 2 Freunde im Schwarzwald besuchen und das ließ sich verkehrstechnisch am besten von Saverne aus bewerkstelligen. Zuerst besuchte ich einen ods-Freund in Offenburg, der mir zum größten kulinarischen Highlight dieser Tour verhalf: Frischer Spargel aus der Pfalz. Wir hatten ja schon mittlerweile Ende Mai und damit Beginn der Spargelsaison. Aber trotz des superleckeren Essens fühlte ich mich zunehmend mulmiger. Mir schwante auch schon, was die Ursache wahr....

                                                  In den letzten Wochen in Deutschland waren wieder mal die Zecken über mich hergefallen. Und wenn ich schreibe „hergefallen“, dann meine ich das auch genauso. Tag für Tag zog ich 20 bis 30 Zecken von mir runter, die sich leider auch schon festgesaugt hatten. Diese Nymphen, also Zecken im ersten Wachstumsstadium sind besonders tückisch, weil sehr klein und damit nur schwer sichtbar – und dementsprechend schwer zu entfernen. Die Zeckenschlinge aus der Apotheke entpuppte sich als pure Geldverschwendung, genau wie die Scheckkarten zur Zeckenentfernung. Am Ende nahmen sie so überhand, dass ich so mit der Pinzette raus zog oder einfach weg kratzte – alle anderen Entfernungsmethoden funktionierten nicht. Bei einem Durchseuchungsgrad der Zecken mit Borrelien von 5 – 35% und 20 – 30 Zeckenbissen pro Tag war mir klar, dass ich jetzt ein Problem hatte. Und das auch nicht zum ersten Mal. Bereits bei meiner Wanderung quer durch Deutschland im Jahr zuvor hatte ich eine ähnliche Zeckenattacke erlebt und war von einem Landarzt mit Antibiotika versorgt worden. Zurück in der Heimat hatte ich das Zeckenproblem, was bei meinem Wanderleben ja praktisch ein Berufsrisiko ist, ausführlich mit meinem Hausarzt besprochen. Gegen FSME habe ich mich natürlich impfen lassen, aber gegen Borreliose gibt es das nicht, und so hatte mich mein Hausarzt mit Doxycyclin als Notfallmittel auf die Wanderung geschickt. Und genau mit dieser Doxycyclin-Therapie hatte ich vor 2 Tagen begonnen, mit dem Effekt, dass mir mein Morgen-Müsli beinahe wieder hochkam und es in meinen Gedärmen rumorte wie blöd. Ganz offensichtlich vertrug ich das Antibiotikum wohl nicht....

                                                  Am nächsten Tag fuhr ich weiter zu meiner Freundin Ursula im Schwarzwald. Nach einem wirklich guten Essen beim Italiener legte ich mich dann bei ihr auf die Luftmatratze, schlief ein – und erlebte eine der schlimmsten Nächte der letzten Jahre. Das Doxycyclin hatte meine Darmflora wohl grundlegend ruiniert, dann ich hatte nun nicht mal mehr Durchfall, sondern mir lief einfach das Wasser die Beine runter. Ich konnte nichts mehr halten und vom Anblick all dieses Unglücks wurde mir dann so schlecht, dass ich mich ständig übergeben musste. Glücklicherweise arbeitet Ursula als Altenpflegerin und war daher dergleichen Kummer gewöhnt. Um drei Uhr nachts war ich „leer“, frisch geduscht und fertig mit der Welt. Um 8 Uhr morgens saß ich dann schon ratlos bei Ursulas Hausarzt, der mich sofort auf ein anderes Antibiotikum umstellte – und für diese Konsultation nicht mal Geld haben wollte.... Natürlich war ich jetzt entsprechend wackelig auf den Beinen und sofortiges Weiterwandern kam nicht in Frage. Stattdessen legte ich 2 Ruhetage bei Ursula ein und glücklicherweise schlug das neue Antibiotikum in Kombination mit Imodium auch gut an. Nach 2 Tagen war ich wieder auf dem Damm und im Zug zurück auf den Trail nach Saverne.

                                                  Zurück in den Vogesen entlohnte mich der GR 5 für all die Strapazen. Die Vogesen waren einfach großartig und noch dazu gab es einiges zu sehen. Zunächst mal das ehemalige Konzentrationslager Struthof, das allerdings schon geschlossen hatte, als ich am Abend vorbeikam. Einige Militärfriedhöfe waren ebenfalls traurige Zeugen deutsch-französischer Geschichte. Viel erfreulicher hingegen war mein Besuch im Kloster der heiligen Odile, wo ich leider Gottes genau am Pfingstwochenende ankam. Das Kloster und die Kapelle mit der ewigen Anbetung befindet sich traumhaft schön gelegen auf einem 763 m hohen Berg, auf den ein interessanter Kreuzweg mit Terrakotta-Fliesen führt. An Pfingsten war in diesem himmlischen Ort allerdings die Hölle los. Die Touristen traten sich fast gegenseitig auf die Füße und ich wollte genervt schon wieder abziehen, als ich ein Schild zum „Pilgerspeisesaal“ sah. Wer sich wie ich monatelang von Tütensuppen ernährt, den erfreut die Aussicht auf ein richtiges Essen zu kleinem Preis natürlich. Und so ließ ich meinen Maggi-Pasta-Snack für einen Tag sausen, holte mir Hähnchen mit Gemüse für 5,80 EUR und ließ mich in einer Ecke mit Steckdose nieder, um mein Handy aufzuladen. So bequem platziert fand ich die Touristenströme dann doch eher interessant und sah stundenlang dem Gewusel zu.



                                                  Begeistert haben mich auch die vielen Burgruinen in mehr oder minder gut erhaltenem oder restaurierten Zustand. Am besten gefallen haben mir allerdings die Städte und Dörfer, die der GR 5 durchquert. Ich hatte zwar schon viel vom Charme des Elsass gehört, aber nach den tristen Dörfern der Eifel waren die Fachwerkhäuser des Elsass eine wahre Augenweide. Nur die Proviantbeschaffung gestaltete sich manchmal schwierig. Zwar gab es in den auf Tourismus ausgelegten Orten keinen Mangel an Restaurants, nur mit den Supermärkten in Wegnähe sah es nicht ganz so gut aus. Einen Laden gefunden habe ich aber doch allemal.



                                                  Je weiter ich in den Süden kam, desto höher wurden die Berge. Die vielen Höhenmeter schlauchten mich ganz schön. Mein Tagespensum von 30 plus km war manchmal ganz schön schwierig zu bewältigen, aber glücklicherweise hatte ich ja mehr als genug Tageslicht. Bald stieß ich sogar wieder auf Schnee, allerdings nur auf jämmerliche Reste, die mich keineswegs beim Wandern behinderten. Nur der heftige Wind setzte mir auf den ausgesetzten Passagen ganz schön zu. Und natürlich verschlimmerte sich das Wetter mal wieder. Eines Morgens wachte ich in so dichtem Nebel auf, dass ich keine 50 m weit sehen konnte. Der Wetterbericht, den ich dank Smartphone abrufen konnte, sagte Regen und Wind voraus und das ausgerechnet an dem Tag, an dem ich über den Ballon d Alsace, den höchsten Punkt in den Vogesen gehen sollte. Mit Hilfe des GPS fand ich eine tiefer gelegene Alternativroute und wurschtelte mich auf dem GR 592 durch Nebel, Regen und Wind Richtung Belfort. Dabei kamen mir die abris, also Schutzhütten zugute, die der Club Vosgien vor allem für Skiwanderer unterhält. Diese Schutzhütten sind so komfortabel, dass sie oft sogar über einen Ofen verfügen. In diesem Tag im Juni fühlte ich mich so unterkühlt, dass ich gerne darauf zurückgegriffen hätte...



                                                  Von Belfort aus wollte ich einen Ausflug nach Basel machen und hatte mich darauf verlassen, dass ich dort wohl einfach einen Couchsurfing Gastgeber finden würde. Nur leider stellte sich das als viel schwieriger heraus als gedacht. Die angeschriebenen Gastgeber antworteten entweder überhaupt nicht oder schickten Absagen. Ich war schon ganz verzweifelt, als sich endlich in letzter Sekunde doch noch eine Gastgeberin fand. Doch als die beglückende Nachricht eintraf, lag ich schon im strömenden Regen im Zelt und hatte gerade mal einen Balken Handyempfang. Meine Antwort wollte und wollte nicht rausgehen und so musste ich mich noch mal anziehen und mit dem Smartphone durch den Wald laufen, um endlich eine Stelle mit besserem Empfang zu finden. Dabei habe ich mich dann prompt auf den verschlammten Wegen lang gelegt.. und um mein Handy zu retten, eine Bauchlandung in den Schlamm hingelegt. Für den hoffentlich nicht vorhandenen Betrachter muss das wohl sehr ulkig ausgesehen haben, wie ich leicht bekleidet und dann total verschlammt durch den strömenden Regen hüpfte und dabei mein Smartphone anbetete.

                                                  Fazit: Großartig, großartig, großartig! Die Vogesen sind ein Traum, vor allem für Wanderer, die ausgedehnte Waldgebiete mögen. Übrigens: Die über weite Strecken parallel verlaufenden Touristenstrasse stört beim Wandern kaum, da wenig Verkehr.
                                                  Zuletzt geändert von German Tourist; 06.03.2013, 09:34. Grund: Fazit vergessen
                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                    Fuchs
                                                    • 02.07.2009
                                                    • 2425
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                    Ach joi, schreib bloß weiter.

                                                    LG
                                                    Atze
                                                    Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                    Abraham Lincoln

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                                                      Erfahren
                                                      • 31.03.2007
                                                      • 304
                                                      • Privat


                                                      #27
                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                      Hallo Christine,

                                                      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                      Frankreich: Vogesen

                                                      Zwar gab es in den auf Tourismus ausgelegten Orten keinen Mangel an Restaurants, nur mit den Supermärkten in Wegnähe sah es nicht ganz so gut aus. Einen Laden gefunden habe ich aber doch allemal.
                                                      Die Supermarches liegen immer außerhalb im Industriegebiet, die Franzosen haben ein super Wanderwegenetz, aber zu Fuß einkaufen ist eher was exotisches.

                                                      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                      .... an dem ich über den Ballon d Alsace, den höchsten Punkt in den Vogesen gehen sollte.
                                                      Der Grand Ballon ist der höchste Berg in den Vogesen, verziehrt mit einem wunderbaren Radarrandom und einer Mamortreppe im Naturschutzgebiet.

                                                      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                      Mit Hilfe des GPS fand ich eine tiefer gelegene Alternativroute und wurschtelte mich auf dem GR 592 durch Nebel, Regen und Wind Richtung Belfort.
                                                      GR592?
                                                      Eigentlich kommt man an dem Ballon d'Alsace nicht wirklich vorbei, entweder über die GR5, den Sentier des Roches ( nicht mit dem am Hohneck zu verwechselt) oder zwischen Gipfel und Lac d'Alfeld in der Süd-Ostflanke.

                                                      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                      Die über weite Strecken parallel verlaufenden Touristenstrasse stört beim Wandern kaum, da wenig Verkehr.
                                                      Die Route des Cretes ist ebenfalls ein Relikt aus der unsäglichen Zeit der Erbfeindschaft Frankreich/Deutschland und allenfalls unter der Woche leer, am Wochenende und an den Feiertagen in BW flüchtet man am besten dort ganz weit weg.

                                                      Gruß Andreas

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                                                        Dauerbesucher
                                                        • 09.05.2006
                                                        • 849
                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                        Zitat von Andreas-F Beitrag anzeigen
                                                        GR592?
                                                        Eigentlich kommt man an dem Ballon d'Alsace nicht wirklich vorbei, entweder über die GR5, den Sentier des Roches ( nicht mit dem am Hohneck zu verwechselt) oder zwischen Gipfel und Lac d'Alfeld in der Süd-Ostflanke.
                                                        Tippfehler! Gemeint war der GR 532. Wenn Du wie ich rechtzeitig vorher (am Rossberg) abbiegst, kannst Du auf dem GR 532 den Ballon d Alsace östlich umgehen.
                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                          Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                          Meine Startphotos wurden alle unbeabsichtigt Schwarzweiss und die vorbeifahrenden Grenzgänger wunderten sich sicherlich, warum jemand stundenlang vor einem Deutschlandschild steht und in klirrender Kälte auf ein Smartphone starrt.
                                                          Die "Grenzfahrer" wunderten sich wahrscheinlich eher darüber, was Du dort überhaupt gemacht hast. Die Straße E55 ist kein Wanderweg und wahrscheinlich auch für Fahrräder gesperrt. Halt eine ungemütliche Schnellstraße.

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                                                            • 09.05.2006
                                                            • 849
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                                                            #30
                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                            Frankreich: Doubs

                                                            Mein Kurzausflug nach Basel war dann nach den „schlammigen“ Anfangsschwierigkeiten sehr angenehm. Ich war der erste Gast einer netten CS-Gastgeberin und wurde in einem luxuriösen Zimmer für mich allein untergebracht. Neben Sightseeing gab es in Basel auch allerlei Logistisches zu erledigen. Bei einem Ausflug an den Stadtrand von Basel hatte ich sogar deutschen Handyempfang und konnte wieder mal ausführlich mit meinen deutschen Freunden telefonieren. Ein weiterer Riesen-Vorteil dieses Ausflugs in Schweiz lag im Proviantnachschub, So sehr ich ja auch die französische Küche mag, ein großes Problem gibt es in Frankreich für Wanderer: Man kann nirgendwo Tütengerichte wie Maggi-Pastasnack kaufen. Nudeln ja, aber keine dehydrierten Fertiggerichte. Hier in der Schweiz war für mich die letzte Gelegenheit, nochmals ordentlich Tütenfutter einzukaufen – was hier allerdings deutlich teurer war als in Deutschland.

                                                            Zurück in Belfort musste ich nun wieder irgendwie auf meinen Trail und mit Hilfe der Touristeninfo fand sich auch schnell eine ideale Lösung: Einfach immer am Kanal entlang. Ich machte flott Kilometer, wunderte mich aber, warum mir ständig die Augen brannten und die Nase tropfte. Irgendwann dämmerte es mir dann, dass es sich wohl um einen Allergieanfall handeln musste. Nur war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht klar gewesen, dass ich eine Allergie hatte. Ähnliche Symptome hatte ich bisher nur ein einziges Mal verspürt und das war in Australien gewesen. Und so rätselte ich stundenlang, was wohl sowohl in Australien als auch in Frankreich im Juni blüht und eine Allergie auslöst. Nach einem langen Tag am Kanal entlang ging es endlich in den Wald und ich schlug versteckt in den Büschen mein Zelt auf.

                                                            Am Morgen erwartete mich ein böse Überraschung: Ich hörte auf einem Ohr fast nichts mehr! Als alter Hypochonder geriet ich fast in Panik. Warum hatte mir das nicht am Tag zuvor im deutschsprachigen Basel passieren können? Was sollte ich jetzt tun? Das Problem ignorieren und auf Besserung hoffen? Zurück nach Basel? Oder einen französischen Arzt aufsuchen? Langes Suche per Google auf meinem Smartphone verhalf mir zu der Erkenntnis, dass sich nur 5 km von der heutigen Wegstrecke entfernt ein HNO-Arzt befand. Ich beschloss, erst mal loszulaufen und zu sehen, wie sich die Sache entwickelt. Leider verbesserte sich mein Hörproblem kein bisschen. Mittags kam ich in einem kleinen Ort an, in dem ich mich nun entscheiden musste, ob ich zum Arzt abbiegen oder zivilisationsfern weiterwandern wollte. Als ich mit einigen kleinen Einkäufen aus dem Dorfladen kam und eine schöne Sitzgelegenheit für meine Mittagspause suchte, viel mir sofort ein anderer Wanderer auf. Der war mit einschlägiger amerikanischer UL-Ausrüstung ausgestattet, so dass ich annahm, dass es sich um einen Amerikaner handeln musste. Wir kamen sofort ins Gespräch und ich schwärmte ihm begeistert von meinen amerikanischen Wanderungen vor. Dennoch war ich sehr verblüfft, als mein neuer Bekannter nach gerade mal 10 Minuten Unterhaltung seine Geldbörse zückte und mir einen 100 EUR Schein in die Hand drückte. Er fände meine Wanderungen klasse und wolle mich gerne ein wenig sponsorn. Ich konnte es gar nicht fassen und beschloss sogleich, diese Spende in einen Arztbesuch zu investieren, um mein hypochondrisches Gemüt zu beruhigen. Den edlen amerikanischen Spender habe ich später leider nicht mehr getroffen.

                                                            Die 5 km in den nächsten Ort waren schnell gelaufen, aber leider wollte mich der örtliche HNO-Arzt wegen überfülltem Wartezimmer nicht dran nehmen. Ich wurde zu einem der örtlichen Allgemeinärzte umgeleitet. Dort erwartete mich die nächste Überraschung. Das Wartezimmer des Arztes erinnerte mich mehr an mein Arbeitsamt in Berlin-Kreuzberg denn an eine Arztpraxis. Keine Spur von einer Sprechstundenhilfe, Arzthelferin oder auch nur einer Rezeption. In radebrechendem Französisch erfuhr ich von den anderen Patienten, dass das in Frankreich wohl so üblich sei. Nun denn! Nach 20 Minuten war ich dann dran. Der Arzt sprach keinerlei Fremdsprachen und ich nur sehr rudimentär Französisch. Dennoch schaffte ich es, mich halbwegs verständlich zu machen und die Diagnose zu verstehen. Mein Hörproblem sei auf eine Allergie zurückzuführen. Mit einem Rezept für Nasen- und Augentropfen und ein Anti-Allergikum verließ ich die Praxis. Die Rechnung konnte man gleich in bar zum Einheitspreis von 23 EUR pro Konsultation beim Arzt direkt begleichen. Interessantes Konzept! Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass mir stinknormale Nasentropfen mein Gehör wiedergeben sollte, aber ich holte mir pflichtschuldig alles aus der Apotheke. Und siehe da: Nasentropfen rein – und 10 Minuten später hörte ich wieder erstklassig!

                                                            Nun war leider ein Gewitter im Anzug. Ich eilte zurück auf den Trail und wurde mitten im Wald vom Platzregen überrascht. Schnell stellte ich mein Zelt auf. Als der Regen endlich aufhörte, war es schon zu spät zum Weiterwandern. Ich beschloss, mir an meinem Arzttag Ruhe zu gönnen und blieb einfach dort, wo ich gerade war. Beruhigt und wieder im Vollbesitz meines Gehörs schlief ich dann ein.

                                                            Wenn man einen so langen Trail wie ich vorbereitet, dann kann man sich nicht um jedes Detail am Weg kümmern – und so war mir überhaupt nicht klar, welches Highlight mich als nächstes erwartete. Auf der Karte hatte ich nur gesehen, dass ich jetzt lange einem Fluss, der Doubs folgen würde. Der GR 5 folgt dem Ufer der Doubs auf schmalen Pfaden und die Aussicht auf das Wildwasser war großartig. Aber je näher der Sonnenuntergang kam, desto mehr Sorgen machte ich mir um einen Zeltplatz. Zwischen den Steilhängen und dem Fluss gab es so gut wie keinen flachen Flecken Erde – und die wenigen passablen Zeltmöglichkeiten am Ufer waren von Anglern besetzt. Die würden sich zwar sicher bei Einbruch der Dunkelheit verabschieden, aber ich bleibe lieber unerkannt. Es wurde schon fast dunkel, als ich an einem kleinen Wasserkraftwerk mit großem Parkplatz ankam. Dort war es flach, aber die Angler folgen wohl eher nicht den LNT-Prinzipien und so war der Wald voller Klopapier und anderen „Hinterlassenschaften“. Da entdeckte ich eine kleine Kapelle. Neugierig trat ich ein und stellte voller Verwunderung und dann Begeisterung fest, dass es sich um eine offizielle Schutzhütte handelte. Sogar Feldbetten und Matratzen gab es dort, die aber so verdreckt waren, dass ich sofort meiner Isomatte den Vorzug gab. Ich verrammelte die Tür von innen, denn so ganz geheuer waren mir die vielen Angler nicht. Doch meine Sorgen waren unbegründet. Die Angler zogen nach und nach ab und um 21 Uhr war der Parkplatz leer.



                                                            Am nächsten Tag wurde der Weg entlang der Doubs immer spektakulärer. Das Flusstal wird total eng und hat an beiden Seiten steile Hänge und Felsen. Der Pfad war nicht so ganz einfach zu laufen, war voller Wurzeln, Felsen und oft total glitschig – aber immer großartig. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an den Felsschluchten. Wildzelten wäre hier fast unmöglich, aber es gab einige Schutzhütten entlang des Weges. Auf diesem wirklich spektakulären Abschnitt traf ich nur eine Gruppe deutscher Wanderer, die sich ziemlich in der Zeit verschätzt hatten und mich nach Abkürzungen befragten. Am Ende steigt der GR 5 hoch auf die Felsen und gewährt einen grandiosen Überblick über die Schlucht. An mehreren Stauseen entlang geht es dann weiter und der Fluss weitet sich wieder. Die Doubs bietet in diesem Abschnitt alles von Wildwasser im engen Canyon bis zum ruhigen weiten Fluss.



                                                            Fazit: Dieser Abschnitt des GR 5 entlang der Doubs ist eine der spektakulärsten Flusswanderungen, die ich in Europa kenne. Absolut empfehlenswert! Im Canyon selbst fühlt man sich total wie in der Wildnis. Nur einige Wasserkraftwerke erinnern daran, dass man sich sehr nahe an der Zivilisation befindet.
                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                              Erfahren
                                                              • 07.02.2010
                                                              • 124
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                                                              #31
                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                              OT:
                                                              Hmmm....ich meine im Discounter, dem eine Stiftung vorsteht, gibt es in F ähnliche Nudel- /Reis-
                                                              Fertiggerichte wie es sie auch in Deutschland gibt.....ansonsten hab ich hier noch ein Nudelfertiggericht
                                                              der Marke Panzani rumliegen (sogar Novelle Recette ), aber wo ich das mal gekauft habe, auf jeden
                                                              Fall ist es schon 2012 abgelaufen.....


                                                              Im übrigen tolle Idee und toller Reisebericht.


                                                              Gruß Michael

                                                              Zuletzt geändert von mazh; 06.03.2013, 21:36.

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                                                                Dauerbesucher
                                                                • 09.05.2006
                                                                • 849
                                                                • Privat


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                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                @mazh
                                                                Deswegen steuere ich auch jeden dieser Discounter, dem eine Stiftung vorsteht, in Frankreich an.... Nur leider gibt es die da nicht so häufig in der Provinz wie in Deutschland. Auf deren Website kann man sich sogar alle Standorte in Europa als POI auf das GPS runterladen. Verwende ich gerade ausgiebig bei der Planung meiner nächsten Tour.
                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                                                  Erfahren
                                                                  • 07.02.2010
                                                                  • 124
                                                                  • Privat


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                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                  OT:
                                                                  Gefühlt gibt es dort den Discounter dem eine Stiftung vorsteht mittlerweile häufiger als den Discounter, dem ein
                                                                  Brüderpaar vorsteht/ vorstand.....hab das Gefühl die breiten sich von der deutschen Grenze kommend aus.

                                                                  Hier mal ein Foto von dem anderen Fertiggericht, vielleicht hilft es dir ja mal bei der Fertiggericht-Jagd
                                                                  im normalen Supermarche....








                                                                  Kommentar


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                                                                    Alter Hase
                                                                    • 18.08.2006
                                                                    • 4869
                                                                    • Privat


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                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                    Der normale Supermarche in Frankreich ist halt recht unübersichtlich. Und die Franzosen sind immer noch nur in Maßen Fertiggerichts-affin. Es gibt dort aber trotzdem diese Tütchen wie abgebildet. Einfach fragen....

                                                                    Und Nudeln hat der klassische Dorfladen auch.

                                                                    Kommentar


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                                                                      Dauerbesucher
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                                                                      • 849
                                                                      • Privat


                                                                      #35
                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                      Frankreich: Haut Jura

                                                                      Am Ende meiner Doubs-Wanderung gab es Regen, Regen und noch mehr Regen. Einerseits schön, denn das Wildwasser und die Wasserfälle waren dadurch besonders grandios. Andererseits war ich nass und hatte die Schnauze voll vom Regen. Leider hatte ich im tiefen engen Tal der Doubs auch keinerlei Handyempfang gehabt und hatte daher keine Ahnung, wie lange das Sauwetter noch anhalten sollte. Als ich nun endlich aus dem Tal raus war und mein Smartphone wieder mit mir kommunizierte, kam die erdrückende Erkenntnis: Der Regen sollte nur noch schlimmer werden. Doch mein Smartphone verhalf mir auch zu einem Lichtblick: Nur wenige Kilometer abseits vom GR 5 lag Pontarlier mit Jugendherberge und laut Reservierungssystem gab es dort noch massenweise leere Betten. Nur wenige Stunden später stand ich völlig durchnässt an der dortigen Rezeption, wo natürlich kein Mensch auch nur ein Wort einer Fremdsprache verstand. Dafür zeichnete sich die Rezeptionistin eher durch einen extrem kurzen Minirock und Stöckelschuhe aus. Immerhin gab sie mir ein Bett in einem Doppelzimmer für mich allein zum Schlafsaalpreis. Leider funktionierte die Magnetkarte als Türöffner nicht und die Rezeptionisten war eindeutig mehr an den französischen männlichen Gästen als an meinem Magnetkartenproblem interessiert. Dennoch konnte ich sie zur Problemlösung zum mehrmaligen Treppensteigen hinauf in mein Stockwerk bewegen, was mir atemberaubende Einblicke in ihr Outfit gewährte. Als das Problem dann endlich gelöst war, entpuppten sich die deutschen Gäste auch nicht gerade als sehr freundlich. Zwei ältere deutsche Herren empörten sich lautstark auf Deutsch darüber, dass ich jetzt auch in der winzigen Küche kochen wollte und waren recht pikiert, als ich mich als Deutsche entpuppte, die ihr Gelästere verstanden hatte. Dennoch war ich heilfroh über diese supermoderne Jugendherberge, denn draußen goss es in Strömen, während ich frisch geduscht meine Klamotten auf der Heizung trocknete.

                                                                      Der Regen hielt auch am nächsten Tag an und sollte erst abends aufhören. Ich drückte mich solange als möglich in der Jugendherberge herum und besichtigte jedes Museum und Kirche in Pontarlier, bis ich den Aufbruch nicht mehr länger hinauszögern konnte. Zu allem Unglück standen mir auch mehrere Stunde Straße bevor, bevor ich wieder auf den GR 5 stoßen würde. Immerhin stimmte der Wetterbericht und das Wetter klarte im Laufe des Nachmittags auf. Ziel des heutigen Tages war ein Refuge, an dem ich auf einen Wetterschutz hoffte. Doch als ich am Abend endlich dort ankam, war das ganze Refuge komplett verschlossen und nicht mal eine Nothütte oder -zimmer geöffnet. Leider sollte sich das immer wieder wiederholen. Die Refuges müssen vorab gebucht werden und werden vor allem von Gruppen genutzt. Geöffnete Noträume habe ich kein einziges Mal angetroffen. Ich hätte ja auch irgendwo gezeltet, aber die ganze Gegend war voller Kühe, die ich nachts nicht als unangemeldete Zeltbesucher haben wollte. Ich bettete mich schließlich auf den Eingang zur Hütte, der leider schräg war, was mir eine rutschige Nacht verschaffte.



                                                                      Die nächsten Tage waren sonnig und die Landschaft großartig. Vor allem die Ausblicke vom Hochplateau sind atemberaubend. Selbst an der Quelle der Doubs führte mich der Weg vorbei - wobei die Quelle schon riesig ist und nicht etwa ein Rinnsal. Das ganze steigert sich noch, wenn man sich dem „Reculet“auf der „Cret de la Neige“ nähert. Die Ausblicke auf den Genfer See und Genf selbst sind an einem klaren Tag unglaublich und dementsprechend viele Tagesausflügler sind dann auch unterwegs. Auf dem Reculet selbst wollte ich ich die Aussicht genießen, konnte mich aber nicht so recht konzentrieren, während die Touristen rechts und links von mir auf allen möglichen Sprachen in ihre Handys brüllten. Also weiter zum nächsten Refuge, was ein unglaublich zähes Unterfangen war. Ständig rauf und runter und das in sommerlichen Temperaturen mit so gut wie keinem Wasser mehr. Ich hatte die Temperaturen unterschätzt und zu wenig Wasser mitgenommen. Ich hoffte, alleine im Refuge zu sein, sah aber schon von weitem Rauch aufsteigen. Doch glücklicherweise erwartete mich keine Riesengruppe, sondern nur ein einsamer Franzose, der mir verblüfft über mein spätes Eintreffen gleich die Reste seines Abendessens anbot. Ich musste mich zuerst aber an der Wasserpumpe auftanken... Auch er sprach kein Deutsch oder Englisch, gestand aber, dass er gerade einen Spanischkurs besuchte. Und so parlierten wir radebrechend auf Spanisch bis spät in die Nacht.



                                                                      Am nächsten Tag stand mein Ausflug nach Genf auf dem Programm. Ich stieg nach Bellegarde sur Valserienne ab, wo man vom überdimensionierten TGV-Bahnhof hervorragende Zugverbindungen nach Genf hat. In Genf war ich wieder mal bei einer CS-Gastgeberin untergekommen. Zunächst klapperte ich alle Buchhandlungen der Stadt ab, um den topoguide für den nächsten Abschnitt zu finden. Und dann natürlich auch die Schweizer Supermärkte auf der Suche nach meinem heißgeliebten Tütenfutter. In Genf sind die städtischen Museen umsonst, und so verbrachte ich meinen Ruhetag eifrig mit Sightseeing, bevor es nach zwei Nächten wieder auf den Trail ging.



                                                                      Von Bellegarde natürlich wieder endlos lange hoch und dann wieder auf dem Hochplateau entlang. Bei strahlendem Sonnenschein einfach grandios! Dies ist definitiv „cow country“, aber die Kühe hier sind viel friedlicher als die aggressiven Kollegen in Großbritannien, die mich auf meiner John O Groats to Lands End Wanderung in Angst und Schrecken versetzt hatten. Ein atemberaubendes Finale der Grande Traverse Du Jura ist dann der Abstieg herunter vom Plateau nach Culoz. Der Ausblick auf Culoz und das Rhonetal ist einfach phantastisch.



                                                                      Fazit: Das französische Jura ist wieder mal ein Geheimtipp. Alpines Flair ohne wirklich in alpine Höhen zu klettern. Höchster Punkt ist die Cret de la Neige und der Reculet mit ca. 1.700 m. Dadurch ist der Weg auch noch begehbar, wenn in den Alpen schon Schluss ist. Einziges Problem war die zu erwartende Wasserknappheit auf dem Plateau.
                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                      Kommentar


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                                                                        Dauerbesucher
                                                                        • 09.05.2006
                                                                        • 849
                                                                        • Privat


                                                                        #36
                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                        Frankreich Chartreuse:

                                                                        Bevor es wieder richtig in die Höhe ging, wanderte ich erst mal ein paar Tage entlang der Rhone mit immer wieder schönen Ausblicken auf den Fluss und die Weinberge. Leider bekam ich bald eine Nachricht von meinem neuen französischen Wanderfreund, den ich am Refuge im Jura getroffen hatte. Er hatte so schlimme Fußprobleme bekommen, dass er seine Wanderung abgebrochen hatte. Schade, ich hatte gehofft, ihn nochmals zu treffen und ein bisschen plaudern zu können.



                                                                        Dann ging es endlich hoch in den Parc de Chartreuse. Während ich im Rhonetal noch in der Sommerhitze schwitze, konnte ich in der Ferne schon das beeindruckende Felsmassiv des Chartreuse sehen, das hoch aufragte. Der weisse Kalkstein begeisterte mich mit seinen skurillen Formationen.



                                                                        Leider hatte ich beim Aufstieg anfangs ziemlichen Nebel und Nieselregen und sah nicht viel von der zunehmend alpineren Landschaft. Doch am späten Nachmittag klarte es auf und beim Anstieg auf den höchsten Pass meiner bisherigen Tour von über 1.900 m hatte ich traumhafte Ausblicke. Die Landschaft erinnerte mich stark an die Sierra Nevada in Kalifornien – ein Traum. Jede Menge Bergziegen und Murmeltiere. Endlich oben am Pass hatte ich wunderschöne Aussicht nach allen Seiten – aber es war schon spät am Nachmittag und ich musste Gas geben, wenn ich im steilen Gelände noch einen Zeltplatz finden wollte. In der Hütte wollte ich nicht übernachten, denn ich sah schon von Ferne, dass sich dort eine Gruppe niedergelassen hatte. Also weiter ins Chaos de Belleforte. Der Name war wirklich sehr passend, denn riesige Felsbrocken machten das Wandern echt schwierig und die Zeltplatzsuche unmöglich. Ich wurde langsam unruhig, denn ich fragte mich, wo ich denn mein Zelt aufschlagen sollte. Endlich raus aus dem Chaos (im wörtlichen Sinne) gab zwar schönen Wiesen, aber alles war steil und abschüssig. Endlich kam ich an einer ebenen Stelle an, wo ganz offensichtlich schon vor mir eine große Gruppe gezeltet hatte. Das störrische Gras war bereits platt getreten und ich nutzte die Gelegenheit, fix mein Zelt aufzustellen.

                                                                        Am nächsten Morgen erwachte ich zu Nebel und Nieselregen. Aber ich hatte ja nur einen halben Tag zu laufen, denn ich wollte nach Grenoble absteigen, wo ich schon einen Couchsurfing-Aufenthalt arrangiert hatte. Ich wusste allerdings nicht, dass mir noch der schwierigste Teil meiner Wanderung bevorstand. Der Abstieg war steil und das Gelände ausgesprochen schwierig. An mehreren Stellen waren Stahlseile angebracht worden, um den Wanderern den Abstieg über den glatten Fels zu erleichtern. Da es regnete, war alles nass und rutschig. An einigen Stellen schwitzte ich Blut und Wasser und legte mich prompt auch einige Male hin. Einmal ging es durch einen so engen Felsspalt, dass ich meinen Rucksack vor mir hertragen musste, um durchzukommen. Das ganze sah fast genauso aus wie eine ähnliche Felsformation auf dem Appalachian Trail, der sogenannten „Guillotine“. Bald kamen mir mehr und mehr Tagesausflügler entgegen, denn ich befand mich ja praktisch vor den Toren von Grenoble. Ich wunderte mich allerdings, wie diese doch meist sehr ungeübt aussehenden Tageswanderer auf den Steilstellen klarkommen würden.



                                                                        Ich stieg immer weiter ab und vereinbarte mit meinem CS-Gastgeber per SMS einen Treffpunkt. Jacques hatte ich schon vor Wochen während der Vorbereitung meiner Tour kontaktiert. Er jahrelang als Wanderführer tätig gewesen und kannte die Gegend wie seine Westentasche. Mittlerweile arbeitete er als amerikanischer Englischlehrer in Grenoble. Er wollte die Gelegenheit zu einem kleinen Ausflug nutzen und wanderte mir einige Kilometer entgegen. Jacques entpuppte sich als der ideale Gastgeber für mich: Er wohnte in einem zauberhaften Apartment in Grenoble mit Ausblick auf die Berge. Aus Kostengründen hatte er darin allerdings weder Heizung noch Warmwasser. Bei der mittlerweile herrschenden Julihitze war das allerdings überhaupt kein Problem. Er hatte mir sogar schon den topoguide für den nächsten Abschnitt gekauft und wir verbrachten mehrere Stunden mit dem Durchgehen meiner Route. Jacques musste am nächsten Tag Grenoble verlassen, um woanders einen Sprachkurs zu geben, überließ mir aber großzügigerweise seine Wohnung. Er beschenkte mich sogar noch mit Proviant von Lidl. Ich hatte also eine eigene Wohnung und genoss das Sightseeing in vollen Zügen. Es war allerdings so heiß, dass ich vor allem im vollklimatisierten Kunstmuseum abhing.... Das beste an Jacques Wohnung war allerdings, dass er Internettelefon hatte. Ich konnte also wie ein Weltmeister Freunde und Bekannte mit Festnetz anrufen. Hier hätte ich es noch länger aushalten können, aber nach 2 Tagen musste ich wieder weiter.

                                                                        Fazit Chartreuse: Klein, aber fein! Leider sehr beliebt bei Tagesausflüglern aus Grenoble, daher nicht am Wochenende besuchen. Ansonsten aber ein echtes Juwel!
                                                                        Zuletzt geändert von German Tourist; 11.03.2013, 15:56. Grund: Foto vergessen
                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                        Kommentar


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                                                                          • 849
                                                                          • Privat


                                                                          #37
                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                          Frankreich Vercors:

                                                                          Aufgrund der sommerlichen Hitze (und meiner großen Freude über ein eigenes Apartment) verliess ich Grenoble so spät wie möglich, nämlich am Nachmittag. Ich wollte noch den Aufstieg hinauf auf das Plateau des Vercors schaffen, aber die Hitze und meine Trägheit machten mir einen Strich durch die Rechnung. 1.800 m Aufstieg auf einmal waren dann doch zuviel, aber ich fand einen Zeltplatz, gerade als es dunkel wurde. Der nächste Tag war wieder mal heiß und dunstig. Ich schaffte es endlich hinauf aufs Plateau und war heilfroh, dass Jacques mir alle Wasserquellen eingezeichnet hatte. Die Aussichten entlang des Plateau waren mal wieder großartig und oben erwartete mich eine parkähnliche Landschaft. Dennoch machte mir die Hitze zu schaffen und ich hatte meinen letzten Tropfen Wasser aufgebraucht, als ich endlich an einer Quelle ankam. Durch ein Leitungssystem füllte diese Quelle mehrere Viehtränken, aber weit und breit war kein Mensch oder Tier zu sehen. Ich ließ mich an der eigentlichen Quelle nieder und beschloss, direkt an Ort und Stelle ein frühes Abendessen zuzubereiten. Ich hatte gerade meine Thai-Nudelsuppe zu Ende geschlürft, als ich eigenartige Geräusche vernahm. Zuerst ein entferntes Klingeln, und dann schien der Boden förmlich zu vibrieren. Bevor ich mich versah und meine Siebensachen zusammenraffen konnte, kam eine riesige Schafherde auf mich zugaloppiert. Ich bekam fast Panik, denn ich befürchtete, dass die Schafe meine herumliegenden Kochutensilien zerstören würden, aber glücklicherweise bog die Herde in Richtung der Viehtränken ab. Ich wollte gerade aufatmen, als ich einen riesigen schwarzen Hund direkt auf mich zu rennen sah. Gerade war ich einer Schaf-Stampede entkommen und nun sollte ich von einem Hütehund gebissen werden? Der Hund brach aber förmlich vor mir (und dem Wasser) zusammen und rollte sich zu meinen Füssen ein. Endlich tauchte auch der Schäfer auf, der sich als junge Schäferin entpuppte. Wir kamen sofort ins Plaudern, obwohl das mit meinen rudimentären Französischkenntnissen eher beschwerlich war. Die Schäferin war ganz alleine mit ihrem Hund für eine Herde von 1.500 Schafen verantwortlich. Nachts wurden die Schafe in einem elektrischen Zaun eingesperrt, denn auf dem Plateau gab es Wölfe.... Das konnte ja eine ruhige Nacht werden.

                                                                          Am nächsten Tag hatte ich schon wieder eine Schäferhund-Begegnung. Eine Schafherde näherte sich meinem Wanderweg und ich dachte eigentlich, dass ich noch davor vorbeikommen würde. Der Patou, also der Schäferhund war allerdings anderer Meinung. Er kam sofort auf mich zugerannt, bellte nicht oder war auch nicht sonst wie aggressiv – aber er baute sich direkt vor mich auf und alle Versuche, um ihn herumzulaufen waren zwecklos. Die vielen Blutflecke auf seinem Fell belehrten mich auch, dass ich mich vielleicht besser nicht mit ihm anlegen sollte. Als die Schafherde vorüber war, zog auch der Hund sofort ab und ließ mich meiner Wege ziehen...



                                                                          Leider versprach der Wetterbericht den Durchzug eines heftigen Tiefdruckgebiets und ich beschloß, auf eine niedriger gelegene Route auszuweichen. Gute Idee, denn ich lief fast einen ganzen Tag im strömenden Regen. Meine Begeisterung, in diesem Wetter zu zelten, war gleich Null. Auf meiner Karte hatte ich ein Forsthaus ausgemacht und ich hoffte, dort Unterschlupf zu finden. Mich erwartete eine wahre Luxusunterkunft mit Tischen und Stühlen. Und dank des Dauerregens machte es auch gar nichts aus, denn kein Bach in der Nähe war. Ich hielt einfach meinen Topf unter die tropfende Regenrinne und konnte so sehr schnell meine Wasservorräte auffüllen. Abends räumte ich Tische und Stühle zur Seite und verbrachte eine sehr gemütliche Nacht, während draußen der Regen kein bisschen nachließ. Am nächsten Morgen wurde ich durch Hundegebell geweckt. Was sollte das denn mitten in der Pampa. Als ich nach draußen schaute, traute ich meinen Augen nicht. Im strömenden Regen war ein Hundeschlitten auf Trainingsfahrt unterwegs! Der Lenker winkte mir freundlich zu... Ich verließ meine luxuriöse Unterkunft erst Mittags, als der Regen aufhörte und stieg nach Die ab.

                                                                          Ich hätte gehofft, dass nach Die das ständige Auf und Ab endlich ein Ende hätte, aber weit gefehlt. Noch weitere 3 Tage ging es täglich eine Bergkette hoch und dann gleich wieder runter. Immerhin erfreuten mich hier die zahlreichen Lavendelfelder. Ich war es langsam müde. Seit den Vogesen hatte ich nur relativ anstrengendes Gelände gehabt. Alles wunderschön zwar, aber nun wollte ich auch mal langsam ein paar Kilometer machen!



                                                                          Fazit Vercors: Auch das Vercors war wieder eine großartige Entdeckung. Ein fantastischen Hochplateau mit nur einem einzigen Problem: Nur sehr wenige Wasserquellen.
                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                          Kommentar


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                                                                            Dauerbesucher
                                                                            • 09.05.2006
                                                                            • 849
                                                                            • Privat


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                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                            Frankreich Ardeche:

                                                                            Anfang Juli war ich nun endlich dem Gebirge entronnen – und vom Regen in die Traufe geraten. Statt anstrengendem Gelände und relativ hohe Lagen bewegte ich mich nun auf niedrigerer Höhe, dafür aber in einer wahren Sommergluthitze. Mir war schon beim Planen der Tour klar gewesen, dass es wohl keine so brilliante Idee war, im Hochsommer durch Südfrankreich zu laufen. Aber was auf der Karte gar nicht so schlimm aussah, entpuppte sich in Wirklichkeit als Backofen. Dazu war mittlerweile die Sommerhochsaison angebrochen und die Ardeche ist eine wahre Touristenhochburg. Eine Rafting-Agentur neben der nächsten, nur unterbrochen durch zahlreiche Campingplätze. Das Ganze war fest in belgischer und holländischer Hand – die sonst überall urlaubenden Deutschen waren hier eindeutig in der Minderzahl.

                                                                            Ich war mittlerweile leicht genervt. Zunächst mal dämmerte mir so langsam aber sicher, dass ich in meinem Zeitplan hinterher war. Die Gebirgskette Vogesen, Jura, Chartreuse und Vercors war zwar traumhaft schön gewesen, aber viel anstrengender als gedacht. Dazu traten mittlerweile auch die ersten Materialverschleiss-Erscheinungen auf: Meine Thermarest delaminierte wieder mal. Ich kannte das Problem schon zur Genüge. Dies war mittlerweile schon die achte oder neunte Matte, die mir nach ca. 6 Monaten Gebrauch delaminierte. Dies geht bei Thermarest auch anstandslos als Reklamation durch – nur gab es hier in Frankreich weit und breit keinen Outdoorladen, der TAR Prolites führte. Mir blieb also nichts anderes übrig, als eine neue TAR in Deutschland zu bestellen und sie mir von meinem „trail manager“ postlagernd schicken zu lassen. Meine Schuhe litten ebenfalls. Ein Paar Trailrunner hält bei mir normalerweise 1.200 – 1.500 km, aber die Strecke vorher war auch für die Schuhe stressiger gewesen als normal und nun ging mal wieder die Sohle ab. Als Hauptproblem identifizierte ich jedoch einen Fehler, aus dem ich wohl nie lerne: Ich hatte einfach zu wenig Ruhetage eingelegt! Das sollte sich jetzt ändern, denn schließlich hatte ich bald Geburtstag. Und den wollte ich nicht im Zelt verbringen. An meinem Geburtstag schlief ich erst mal aus und spazierte dann an der Ardeche-Schlucht entlang, die mich mit großartigen Ausblicken beschenkte.



                                                                            Dann ging es weiter in den Ort Le Vigan, der voller Touristen war. Ich war dennoch wild entschlossen, eine Unterkunft zu finden und schilderte den Damen in der Touristeninformation mein Geburtstagsproblem. Und tatsächlich fand sich dann auch ein Hotel, das gerade noch so in meinem preislichen Rahmen lag und sofort bezogen werden konnte. Ich machte mich auf die Socken und traf auf eine sehr nette Rezeptionistin, die in meine Heimatstadt Berlin ziehen wollte. Natürlich kamen wir ins Plaudern und als ich meinen Geburtstag erwähnte, verschwand sie kurz, um mir dann einen schnell selbst gepflückten Blumenstrauß aus dem Garten zu überreichen. Frisch geduscht feierte ich dann mit einem Restaurant-Essen und einem faulen Nachmittag. Am nächsten Tag konnte ich sogar mein Schuhproblem mit Sekundenkleber beheben und mir als Zwischenlösung für mein Thermarest-Problem eine billige Schaumstoffmatte besorgen. Le Vigan war wie die meisten Städte und Dörfer in Südfrankreich natürlich auch ganz zauberhaft. Überhaupt hatten mir in den letzten Tagen die vielen romanischen Kirchen und Kapellen gefallen, an denen mich der Wanderweg vorbeiführte.



                                                                            Fazit Ardeche: Ganz hübsch, aber außer der Schlucht selbst nicht so spektakulär wie die vorherigen Gebiete. Im Hochsommer definitiv nicht zu empfehlen, da viel zu heiß und voller Touristen.
                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                            Kommentar


                                                                            • German Tourist
                                                                              Dauerbesucher
                                                                              • 09.05.2006
                                                                              • 849
                                                                              • Privat


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                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                              Frankreich Cevennes:

                                                                              Ich verließ Les Vans in einer Gluthitze und natürlich erwartete mich ein Aufstieg von 1.000 Höhenmeter. Der Vorteil bestand aber zumindest darin, dass es oberhalb von 1.000 m erträglich kühl wurde. Ich kannte die Cevennes schon von einer früheren Wanderung, dem GR 70 oder Stevenson Trail. Robert Louis Stevenson war in den Cevennes mit einem Esel namens Modestine gewandert und hatte darüber ein Buch geschrieben: „Travels with a Donkey“. Das wiederum brachte die Franzosen dazu, ihm später einen ganzen Trail zu widmen. Ob es nun am Buch lag oder an der Tradition: Die Cevennes sind Esel-Land! Wahre Touristenströme waren auf Eseln unterwegs, wobei die meisten neben ihren vierbeinigen Freunden her liefen, so dass ich mich fragte, warum sie überhaupt einen Esel gemietet hatten. In der Naturparkinformationsstelle führte die Eselleidenschaft sogar so weit, dass sich ein Esel IM Zentrum herumtrieb – die Touristen mussten ihm ihn herumlaufen, um an die ausliegenden Broschüren und Bücher zu kommen. Immerhin war das gute Tier so gut erzogen, dass es keine duftenden Hinterlassenschaften fallen liess.

                                                                              Ich war erstaunt, wie viel Wasser es hier auf dem Hochplateau gab, u.a. die noch sehr schmale Tarn. Ich kam dort am späten Nachmittag an und hatte sofort Visionen von einem erfrischenden Bad. Doch immer, wenn ich mich gerade ausziehen und in das kühle Nass steigen wollte, tauchte eine Touristengruppe auf und postierte sich auf der nahegelegenen idyllischen Steinbrücke, um Fotos zu schießen. Und da ich nicht die Hauptattraktion auf den Fotos werden wollte, zog ich mich also wieder an und wartete auf den Abzug. Dieses Spiel ging fast eine halbe Stunde so und ich wollte schon fast das Handtuch schmeißen, als endlich Ruhe einkehrte. Das anschließende Bad war die Wartezeit eindeutig Wert gewesen.



                                                                              Bald ging es vom kargen Hochplateau auf uralten Pfaden in etwas bewaldetere Gegenden und ich bewunderte mal wieder die kleinen idyllischen Dörfer.



                                                                              Am Ende der Cevennes erwartete mich mal wieder ein überraschendes Highlight: Der Cirque des Navacelles. Auf meiner Karte groß als Attraktion markiert hatte ich keine Ahnung, was es sein sollte. Ich näherte mich auf der Autostraße und stand bald an einem atemberaubenden Aussichtspunkt: Der Cirque des Navacelles ist eine Art französischer Grand Canyon! Unten in der Schlucht befindet sich der idyllische, aber völlig mit Touristen überlaufene Ort Navacelles. Der Wanderweg verlässt bald die Autostraße und führt steil nach unten in den Ort. Hat man aber Navacelles einmal hinter sich gelassen, werden auch die Touristen immer weniger. Der Weg jedoch führt über mehrere Stunden immer entlang der Schlucht und bietet einen atemberaubenden Anblick nach dem anderen. Ich kam aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus. Auch war ich ausgesprochen froh, hier nicht zelten zu müssen, denn der Weg führt immer am Steilhang entlang und es findet sich kilometerweit kein Platz, der flach und groß genug wäre um ein Zelt aufzustellen.



                                                                              Fazit Cevennes: Ein großartiges Gebiet, das sich mit seinem großen Wanderwegnetz für einen Urlaub anbietet. Der Cirque des Navacelles alleine ist schon ein Highlight, das die Anreise lohnt.
                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                              Kommentar


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                                                                                Erfahren
                                                                                • 17.02.2013
                                                                                • 162
                                                                                • Unternehmen


                                                                                #40
                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                Schöner Bericht!

                                                                                Ich war mal im Herbst im Cirque de Navacelles. Da war's total verschlafen und das Bad im unten liegenden See (mit Wasserfall) herrlich.
                                                                                Wandern auf dem E1

                                                                                Kommentar


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                                                                                  Erfahren
                                                                                  • 03.08.2007
                                                                                  • 397


                                                                                  #41
                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                  Tolle Tour

                                                                                  Kommentar


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                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                    • 09.05.2006
                                                                                    • 849
                                                                                    • Privat


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                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                    Frankreich: Haut Languedoc

                                                                                    Die Strecke zwischen den Cevennes und Carcassone war die schlimmste Strecke in Frankreich. Obwohl eigentlich ganz nett, fehlen hier jegliche touristische oder geographische Highlights. Zu allem Überfluss führt der GR 7 hier auch noch über lange Strecken auf Straßen. Dort war zwar so gut wie kein Verkehr, tolles Wandern war es aber auch nicht. Zum einen musste ich ständig in der prallen Sonne laufen und zum anderen waren meine Schuhe definitiv am Ende. Ohne Dämpfung waren die langen Straßenabschnitte schmerzhaft. Die Alternative auf Pfaden war allerdings auch nicht viel besser. Auf diesem Teil des GR 7 sind so gut wie keine Wanderer unterwegs und die Wege sind in einem dementsprechend desolaten Zustand. Vor allem sind sie mit stacheligem Gestrüpp aller Art überwachsen, die mir zu zahllosen Kratzern an meinen kurzbehosten Beinen verhalfen und meinem Silnylon-Rucksack auch nicht gerade gut taten. Meist handelte es sich um Brombeersträucher, die noch nicht mal Früchte tragen – das hätte mir die stachelige Passage noch versüßen können.

                                                                                    Etwas anderes war aber schon reif: Aprikosen und Pfirsich! Ich passierte einige aufgegebene Obstgärten und konnte mich mit den süßen Früchten so richtig vollstopfen. Ein echter Genuss, den ich auf den Wildnistrails in den USA immer vermisst habe. Die „wilden“ Aprikosen, Pfirsiche und Pflaumen waren zwar sehr klein und sahen oft nicht gerade toll aus, schmeckten aber großartig. Ein weiteres kulinarisches Highlight erwartete mich in Lamalou-les-Bains, einem schnuckeligen Kurort, wo ich völlig unerwartet auf einen Lidl stieß. Meine Wander-Diät besteht zu weiten Teilen aus Schokolade und die ist in Frankreich sehr teuer – außer bei Lidl, wo ich jetzt kiloweise einkaufen konnte. Allerdings war der Schokoladentransport in der Gluthitze schwierig und ich musste meinen kostbaren Schatz mit meinen gesamten Restklamotten umwickeln, um ihn vor dem Schmelzen zu schützen.

                                                                                    Auch das Wildzelten war jetzt echt schwierig geworden. Alles war stachelig und steinig. Es war schwer, einen halbwegs versteckten flachen und nicht überwucherten Platz für mein Zelt zu finden und landete mehrfach in Obstgärten. Ich gebe zu, dass ich die Kilometer nur noch abriss, um so schnell wie möglich nach Carcasonne zu kommen. Ich brauchte dringend eine Pause und meine Nachschubpakete aus Deutschland.



                                                                                    Um Zeit zu sparen, war ich auf dem GR 7 geblieben und nahm jetzt den Zug von Castelnaudary nach Carcassonne. Leider hatte ich dort keinen CS Gastgeber gefunden, aber ich hatte auch nicht wirklich viel Zeit investiert. Eigentlich wollte ich vor allem meine Ruhe haben und so hatte ich mich in die Jugendherberge einquartiert. Bevor ich mich allerdings auf den Weg zur JH und die Altstadt machte, stand mir ein spannender Besuch auf dem Postamt bevor. Waren meine Nachschubpakete angekommen? Ich stellte mich in die Schlange und wartete gespannt. Als ich endlich an der Reihe war, präsentierte ich dem Postbeamten meinen Ausweis und fragte nach meinen postlagernden Sendungen. Der Beamte verschwand – und kam mit leeren Händen zurück. Mir sank das Herz in die Hose. Dennoch versuchte ich einen zweiten Anlauf und erklärte radebrechend, ob er auch bei den Paketen nachgeschaut habe. Er verschwand ein zweites Mal und kam tatsächlich mit einem Paket zurück. Das war zwar ein Teilsieg, aber ich wartete eigentlich auf zwei Pakete. Also schickte ich den Beamten nochmals auf die Suche – und siehe da, auch mein zweites Paket tauchte auf. Ich musste nicht mal eine Poste Restante-Gebühr bezahlen, obwohl das auf der Website der französischen Post so angekündigt war. Erleichtert verließ ich das Postamt und wanderte voll bepackt zur Jugendherberge, wo mich eine zweite Überraschung erwartete: Obwohl wir uns im Juli und in der Hochsaison befanden, hatte ich ein Zimmer für mich alleine! Ich konnte mein Glück kaum fassen und verbrachte daher zwei Tage auf meinem Zimmer. Ich hatte zwar ein leicht schlechtes Gewissen, weil ich so gut wie kein Sightseeing in dieser wunderbaren Stadt betrieb, aber ich war einfach zu erschöpft. Immerhin machte ich einen Ausflug zum örtlichen Decathlon, um Gaskartuschen zu erwerben. Damit war meine Outdoor-Ausrüstung jetzt wieder in gutem Zustand. Ich hatte mir aus Deutschland neue Schuhe und eine neue Thermarest schicken lassen. Dazu die Karten und Führer für die Pyrenäen. Gut ausgerüstet und halbwegs erholt konnte ich mich jetzt auf den Weg in die Pyrenäen machen.



                                                                                    Fazit Haut Languedoc: Zwar nicht schlecht, aber auch keine wirklich interessante Wandergegend mit relativ hohem Asphaltanteil. Vor allem im Sommer nicht empfehlenswert.
                                                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                    Kommentar


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                                                                                      Fuchs
                                                                                      • 04.04.2004
                                                                                      • 1307
                                                                                      • Privat


                                                                                      #43
                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                      Klasse gemachter Bericht. Und schöne Beschreibungen der verschiednen Abschnitte.
                                                                                      Ich freu mich jetzt mal auf die Pyrenäen

                                                                                      Gruß Folko
                                                                                      www.mitrucksack.de
                                                                                      Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                                      Kommentar


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                                                                                        • 849
                                                                                        • Privat


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                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                        Frankreich: Carcassonne bis Pyrenäen

                                                                                        Ich nahm den Zug zurück nach Castelnaudary und wurde zunächst mit einem schönen einfachen Stück Weg beglückt: Es ging einige Stunden entlang am Canal du Midi. Immer geradeaus und schön flach auf den ehemaligen Treidelpfaden. Obwohl dieses Teilstück nur sehr kurz war, genoss ich es in vollen Zügen, denn bei mir kamen Erinnerungen an meine Zeit auf einem Kanalboot hoch. Vor einem Jahr hatte ich meinen ehemaligen englischen Radelpartner besucht, der in Großbritannien auf einem Kanalboot lebt. Einen Monat lang waren wir im bitterkalten November über die englischen Kanäle geschippert, bis schließlich auch ich gelernt hatte, wie man so ein Ding steuert. Hier am Canal du Midi waren ebenfalls Hausboote unterwegs, die allerdings ganz anders gebaut waren. Ich machte meine Mittagsrast am Kanal und betrachtete das Treiben der Boote.



                                                                                        Danach ging es weiter durch unzählige, leuchtend gelbe Sonnenblumenfelder. Die sind nun zwar nichts ungewöhnliches, aber die Masse begeisterte mich. Obwohl ich eigentlich ein Fotomuffel bin, kam ich hier aus dem Fotografieren gar nicht mehr raus.



                                                                                        Zunächst blieb der GR 7 auch relativ einfach. Nach den Treidelpfaden verlief er ein gutes Stück auf einer stillgelegten Bahnlinie, wo natürlich auch einige Radfahrer unterwegs waren. Eisenbahnbrücken und ein langer dunkler Tunnel sorgten für Abwechslung. Einige Tage nach Carcassonne konnte ich dann endlich die Pyrenäen am Horizont ausmachen und die Spannung stieg. Zunächst aber ging es noch durch das Land der Katharer mit malerischen alten Burgruinen, die ich leider nur aus der Ferne sah. Den Katharern ist ein eigener Fernwanderweg gewidmet, der Sentier Cathare, den mein GR 7 kreuzte. Jeden Tag zeltete ich in höheren Lagen und bald stand mein erster Pass mit über 2.000 m Höhe an. Bisher waren die französischen GR technisch relativ einfach gewesen und so erwartete ich, zügig über den Pyrenäenkamm rüber und auf den spanischen GR 11 zu kommen. Leider sollte sich das als totale Fehleinschätzung herausstellen....



                                                                                        Fazit Carcassonne bis Pyrenäen: Keine sonderlich spannende Strecke. Zwar einfach zu laufen, aber weder spektakuläre Landschaft noch viele Sehenswürdigkeiten. Viel interessanter als der GR7 in dieser Gegend ist der Katharerweg (Sentier Cathare), der zu den Burgen der Katharer führt.
                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                        Kommentar


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                                                                                          Lebt im Forum
                                                                                          • 21.02.2005
                                                                                          • 7454
                                                                                          • Privat


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                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                          Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                          [Viel interessanter als der GR7 in dieser Gegend ist der Katharerweg (Sentier Cathare), der zu den Burgen der Katharer führt.
                                                                                          Hallo Christine!
                                                                                          Der steht bei mir auch noch auf dem Plan. Bist Du den auch noch gelaufen? Im übrigen hast Du einen wunderbaren Schreibstil.
                                                                                          "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur das falsche Fell!"

                                                                                          -Samson und Beowulf- Als Hunde sind sie eine Katastrophe, aber als Menschen unersetzbar.

                                                                                          Kommentar


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                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                            • 849
                                                                                            • Privat


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                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                            Markus,
                                                                                            leider bin ich den Katharerweg selbst nicht gelaufen. Wenn ich mich recht erinnere, verlaufen der GR 7 und der Sentier Cathare nur ein winziges Stück zusammen, denn der GR 7 verläuft ja eher Nord-Süd und der Sentier Cathare Ost-West. Ich habe das damals sehr bedauert, denn die wenigen Burgen, die ich aus der Ferne sehen konnte, haben mich schon sehr gereizt. Daher habe ich meinem Bericht auch extra darauf verwiesen. Der Katharerweg ist relativ populär - und wahrscheinlich zurecht. Ich denke, dass Du damit eine gute Wahl triffst.
                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                            Kommentar


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                                                                                              • 849
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                                                                                              Frankreich: Pyrenäen

                                                                                              Ich hatte in der Planungsphase dieser Wanderung sehr lange überlegt, welchen Weg ich in den Pyrenäen nehmen sollte. Letztendlich habe ich mich dann für den GR 11 auf der spanischen Seite entschieden, weil ich in jedem Land etwa gleich lange Zeit verbringen wollte und mein Frankreichaufenthalt schon sehr lange war. Dennoch musste ich ja erst mal in Frankreich über die Pyrenäen, um auf die spanische Seite zu gelangen. Schon der erste Pass in den Pyrenäen verpasste mir einen gewaltigen Tritt in den Arsch: Naiverweise hatte ich angenommen, dort auf schönen Pfaden den Berg hoch und dann wieder runter laufen zu können. Stattdessen erwartete mich ein einziges riesiges Geröllfeld. Ich konnte es erst nicht glauben, dass ich da hoch sollte, aber die Markierungen belehrten mich eines besseren. Zu allem Unglück war es auch schon später Nachmittag und ich wollte keines Falls in diesem unwegsamen Gelände von der Dunkelheit überrascht werden. Unendlich langsam arbeitete ich mich auf den Pass hoch, wo mich neben einem tollen Ausblick gleich das nächste Problem erwartete. Der GR 7 war hier offensichtlich umgeleitet worden, denn die Markierungen stimmten nicht mit meinem heruntergeladenen gpx track überein. So langsam sank die Sonne, ich hatte keine Ahnung wohin und Zeltmöglichkeiten gab es auch keine. Ich beschloss, einfach den Markierungen zu folgen, was sich als goldrichtig herausstellen sollte, denn bald kamen die Markierungen und mein gpx track wieder zusammen. Auch das Gelände wurde nun flacher und erschöpft baute ich mein Zelt auf.



                                                                                              Leider wiederholte sich dasselbe Spiel am nächsten Tag. Auf schönen Pfaden kam ich zusammen mit gefühlten Hundert Tageswanderern zu einem traumhaft schön gelegenen Refuge, wo ich eine ausgedehnte Mittagspause einlegte. Man ließ mich sogar auf der Sonnenterrasse sitzen und mein Süppchen kochen, obwohl ich nichts in Hütte konsumierte. Die Hütte verfügte sogar über Wifi! Willkommen im 21. Jahrhundert! Um nicht unangenehm aufzufallen, fragte ich leider nicht nach, wie denn der nächste Wegabschnitt beschaffen sein war. Auf der Karte sah das alles ganz einfach aus: Immer nur einem kleinen Bach folgen. Leider sah die Realität ganz anders aus: Für 4 km Strecke brauchte ich 2,5 Stunden. Meine einfache Wanderung entlang eines Baches entpuppte sich als eine einzige lange Kletterpartie über endlose Geröllfelder. Ich kam mir vor wie in der Mahoosuk Notch auf dem AT. Meine Stimmung änderte sich mehrfach täglich schlagartig: Die Landschaft war einfach großartig und versetzte mich in absolute Hochstimmung – jedoch kam dann mit schöner Regelmäßigkeit ein großer Dämpfer in Form eines Geröllfeldes. Während ich kletterte, rutschte und balancierte, fluchte ich dann nur noch vor mich hin und fragte mich, warum ich mir das eigentlich antue.

                                                                                              Zudem hatte ich noch ein kleines Problem zu bewältigen: Zwischen dem GR 7 und dem GR 11 auf der spanischen Seite klaffte eine Lücke von ca. 5 km. Normalerweise wäre das ja kein Problem, denn kurze Strecken kann man ja auch mal querfeldein gehen. Nur eines war mir sonnenklar: In diesem Gelände querfeldein über Geröllfelder ist keine gute Idee. Weder auf meinen GPS- noch auf meinen etwas veralteten Papierkarten war ein Weg eingezeichnet. Ich wollte daher auf einer aktuellen Detailkarte recherchieren, ob es dort nicht einen Verbindungsweg gab. Da ich noch durch den Ort Puymorens durch kam, wollte ich dort noch mal etwas Proviant nachkaufen und eine Karte suchen. Damit war leider komplett Pustekuchen, denn ich Puymorens gab es überhaupt keine Einkaufsmöglichkeiten und schon gar keinen Buch- oder Kartenladen, nur einen Bahnhof. In meiner Not kam ich auf die Idee, mich in den nächsten Zug zu setzen und nach La Tour, dem Grenzbahnhof mit Spanien zu fahren. Dort gäbe es in jedem Fall einen Supermarkt. Gesagt, getan – wobei es gar nicht einfach war, vom Trail auf das umzäunte Bahnhofsgelände zu kommen. Ich befürchtete schon, meinen Zug zu verpassen, bis ich endlich einen Durchgang fand. Im Zug wurde ich dann von einer perfekt Englisch sprechenden jungen Schaffnerin abgefertigt – eine echte Rarität in Frankreich, wo so gut wie niemand irgendeine Sprache außer Französisch mit mir sprechen wollte. Ich erging mich daher auch in Lobesreden über ihre Sprachkenntnisse.

                                                                                              In La Tour löste sich mein erstes Problem sogleich im überdimensionierten Bahnhofsgebäude. Im Bahnhofskiosk fand ich alle möglichen Landkarten und stellte voll Freude fest, dass es nicht nur einen Verbindungsweg zwischen GR 7 und GR 11 gab, sondern dass es sich gar um einen GR 107 handelte. GR sind auch immer markiert, so dass sich mein Problem damit in Wohlgefallen auflöste. Ich marschierte in den fast 2 km entfernt gelegenen Ort und versorgte mich mit zusätzlichem Proviant, bevor ich mich mit dem Bus wieder auf den Rückweg machte. Kaum wieder auf dem Trail wurde ich auch sogleich von einem heftigen Gewitter beglückt. Ich hatte in La Tour noch ein letztes Mal französischen Internetempfang genutzt und war so zumindest vorbereitet. Glücklicherweise fand ich auf der Terrasse eines geschlossenen Restaurants auch einen guten Unterschlupf und arbeitete während des Gewitters an meinen Trekkingstöcken. Nach mehreren Tausend Kilometern waren die Spitzen eingesunken. Das ist ein normales Phänomen und ich hatte mir in weiser Voraussicht schon Ersatzspitzen nach Carcassonne schicken lassen. Der Austausch ist mit dem richtigen Werkzeug ganz einfach, aber so mitten in der Pampa problematisch. Denn zunächst mal müssen die alten Spitzen ab. Kein Problem, wenn man sie in einen Schraubstock einspannen kann, aber so was hatte ich ja nun leider nicht dabei. In der Natur suche ich für solche Zwecke einen Felsspalt, in der man die Spitze einzwängen kann. In diesem Fall genügte mir eine Parkbank. Ich klemmte meine Stock zwischen die Holzplanken und zog und drehte kräftig. Mit viel Geduld und Spucke kriegte ich die Spitzen dann noch 10 Minuten los.

                                                                                              Als das Wetter endlich besser wurde, ging ich im nachlassenden Regen wieder los, denn ich wollte noch ein bisschen Höhenmeter machen. Ausnahmsweise erwarteten mich auch keine Geröllfelder, sondern ein ausgesprochen angenehmer Weg – und hunderte von Kühen. Die waren nun so überhaupt nicht beeindruckt von mir und wollten mir auf dem engen Pfad nicht aus dem Weg gehen. Seit meinen lebensbedrohlichen Kuherfahrungen in England bin ich stark kuh-phobisch und mir graute vor der Vorstellung, inmitten dieser riesigen Kuhweide zelten zu müssen. Schließlich wollte ich ja nicht Opfer einer nächtlichen Kuh-Stampede werden. Auch dieses Problem löste sich in Wohlgefallen auf, denn plötzlich kam ich an eine Schäferhütte, die zu meinem Erstaunen offen war und wohl auch öffentlich genutzt werden konnte. Ich sah keine Anzeichen, dass dort gerade ein Schäfer hauste, wartete aber bis zum Dunkelwerden, bis ich mich häuslich in dieser Kuhschutzbehausung niederließ.



                                                                                              Am 27.07.12 war es dann soweit: Nach über 2 Monaten in Frankreich und fast 4 Monaten Gesamtwanderzeit überquerte ich auf einem Pass die Grenze zu Spanien. Wie erhofft fand ich den Verbindungsweg GR 107 sofort und stieg durch ein wunderschönes Tal ohne Geröllfelder zum GR 11 nach Spanien ab.

                                                                                              Fazit GR 7 Pyrenäen: Traumhaft schön, aber technisch anspruchsvoll.
                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                              Kommentar


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                                                                                                Fuchs
                                                                                                • 04.04.2004
                                                                                                • 1307
                                                                                                • Privat


                                                                                                #48
                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                Ich versuche grade mitzulaufen.....
                                                                                                Hier ein Kartenausschnitt mit GR 7 von Puymorens zum GR 11 und von Latour zum GR 11. Karte hier die Topopirineos. Ist aber auch in der Rando Editions eingezeichnet.
                                                                                                Wo war das denn mit dem Geröllfeld und welche war die "traumhaft" gelegende Hütte (Refuge d'en Beys?) ... möchte gerne mit dir die Strecke laufen :-).... nachvollziehen.
                                                                                                Ich war 2006 in Puymorens, da gab es noch einen kl. Laden. Der war aber schön in Auflösung... kaum ein Angebot.


                                                                                                Grüße Folko
                                                                                                www.mitrucksack.de
                                                                                                Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                                                Kommentar


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                                                                                                  Dauerbesucher
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                                                                                                  • 849
                                                                                                  • Privat


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                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                  Hallo Folko,

                                                                                                  da ich unterwegs kein GPS mittracken lasse, ist es manchmal gar nicht so einfach, später meine Route nachzuvollziehen. Ich habe mir aber immerhin immer die Wegpunkte meiner Zeltplätze auf dem GPS gespeichert und so konnte ich die Strecke jetzt hoffentlich halbwegs nachvollziehen.

                                                                                                  Das erste grosse Geröllfeld ist der Aufstieg auf dem GR 7 auf den Pass, der laut meiner Topo France "Baxouillade d En Haut" heisst. Dort gabelt sich der GR 7 in GR 7 und GR 7b. Das 2. kleine Foto von oben auf der ersten Collage zeigt den Rückblick auf den Passaufstieg. Das grosse Foto der ersten Collage zeigt den Abstieg vom Pass entlang des Ruiseau de Baxouillade.

                                                                                                  Danach geht es weiter zum Etang d En Beys und Du hast völlig recht, die traumhaft gelegene Hütte auf dem großen Bild der zweiten Collage zeigt das sehr populäre Refuge d en Beys. Die zweite Geröllstrecke ist der Aufstieg vom Refuge d en Beys entlang des Ruiseau de l Etang (zweite Collage kleines Bild oben links). Oben gibt es dann eine Art Hochplateau mit vielen Seen, wo das zweite kleine Bild oben in der Mitte aufgenommen ist. Danach Abstieg nach Puymorens und Zug nach La Tour und wieder zurück. Von Puymorens dann entlang der Strasse bis Porta und Aufstieg entlang des Ribera de Campcardos auf dem GR 7. Die Steinhütte auf dem kleinen Foto Mitte rechts befindet sich dort auf ca. 1.980 m Höhe und ist sogar auf meiner topo France eingezeichnet. Dann Aufstieg zum Pass Portella Blanca D Andorra. Das kleine Foto unten links zeigt den Blick von diesem Pass auf das Tal des Riu D Engait, durch das der GR 107 zum GR 11 führt, also schon spanisches Territorium. Kurz vor der Cabana dels Esparvers mündet der GR 107 dann auf den GR 11.

                                                                                                  So, und ab jetzt wird es einfach, denn ich folge ab dort immer dem GR 11.
                                                                                                  Zuletzt geändert von German Tourist; 16.03.2013, 13:21. Grund: rechts und links verwechselt
                                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                    • 31.01.2011
                                                                                                    • 2501
                                                                                                    • Privat


                                                                                                    #50
                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                    Hi Christine,
                                                                                                    toll dass du deinen Bericht nun auch hier veroeffentlichst
                                                                                                    In deinem Blog hatte ich ihn ja schon intensiv verfolgt aber hier aufgrund meiner begrenzten Internetzeit nur mal kurz ueberflogen.

                                                                                                    lg aus Neuseeland
                                                                                                    www.trekking.magix.net

                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                      • 09.05.2006
                                                                                                      • 849
                                                                                                      • Privat


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                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                      Andorra:

                                                                                                      Ich war heilfroh, mein erstes GR 11 Schild zu sehen und schlug zielstrebig den Weg nach Encamp in Andorra ein. Das Wetter sollte umschlagen und ich wollte schnellstmöglich zum nächsten Refuge L´illa kommen. Der Himmel hatte sich schon dramatisch verfinstert und es fing schon an zu tröpfeln, als ich am Refuge ankam. Dort erwartete mich eine Art Kulturschock. Schon draussen vor der Tür erwartete mich eine Horde gröhlender Typen, die ihr im Brunnen gekühltes Bier bewachten und Zigaretten qualmten. Nicht gerade ein Anblick, den man auf einer Berghütte erwartet. In der riesigen, unbemannten Hütte herrschte emsiges Treiben. Obwohl gerade erst mal früher Nachmittag versuchten zahlreiche Kleingruppen, sich bereits einen guten Schlafplatz zu reservieren. Dann traf noch eine Horde lärmender Spanier mit großer Picknickausrüstung ein. Die waren zwar sehr freundlich und boten mir immer wieder von ihren mitgebrachten Delikatessen an, aber warum man literweise Wein in Glasflaschen den Berg hochschleppen muss, um dort halbe Saufgelage abzuhalten, erschließt sich mir persönlich nicht. Mir war das alles viel zu laut und stressig. Sobald der Regen ein bisschen nachließ, flüchtete ich förmlich – und passierte dabei einen riesigen Müllcontainer, voll mit Verpackungsmüll und leeren Weinflaschen. Der ganze Dreck wird von den Wanderern zwar hier hochgeschleppt – und wird dann per Helikopter ausgeflogen....

                                                                                                      Ich flüchtete durch ein wunderschönes Tal unter Gewitterwolken Richtung Encamp immer auf der Suche nach einem guten Unterschlupf für das drohende Gewitter. Zwar gab es einige Steinhütten entlang des Weges, aber die waren entweder total verfallen und versifft oder schon mit Wanderern belegt. Vielleicht schaffte ich es ja bis Encamp? Mein Führer erwähnte noch eine „Grillhütte“ auf dem Weg... und dann brach das Gewitter los. Ich rannte mehr als dass ich lief und jubelte innerlich, als tatsächlich besagte Grillhütte auftauchte. Die war zwar riesig und bot einen prima Schutz vor dem Regen, aber sie hatte ein großes Problem: Der Boden bestand aus lauter großen, unebenen Steinen! Ich versuchte meine Isomatte in allen möglichen Varianten, aber egal wie ich mich hinlegte, der kalte unebene Boden war entsetzlich unbequem. Darüberhinaus lag ich in dieser Hütte quasi wie auf dem Präsentierteller, falls nachts ein paar Einheimische auf die Idee kommen sollten, hier eine Party zu veranstalten. Doch an Umziehen war nicht zu denken. Erst stürmte es fast eine Stunde lang und dann war der Boden so überschwemmt, dass Zelten draussen unmöglich war. Mal ganz zu schweigen von all den Glasscherben, die das Umfeld der Grillhütte verzierten. Weiter weg wurde das Gelände dann wieder zu steil zum Zelten. Ich verbrachte eine sehr unruhige Nacht und vor allem unbequeme Nacht in der Grillhütte. Zu allem Überfluss wurde ich dann auch noch kurz nach Sonnenuntergang durch laute Technomusik geweckt. Nach einem ersten Schreckmoment folgerte ich, dass sich ein paar Jugendliche auf dem Parkplatz im Tal zu einer Impromptu-After hour Techno-Party getroffen haben mussten. Der Lärm und die Angst, dass sie in meiner Hütte weiterfeiern wollen könnten, trieb mich dann früh aus den Federn. Völlig unausgeschlafen packte ich zusammen und machte mich auf den Weg – und keine 10 Minuten später traf ich auch schon auf den ersten Wanderer.

                                                                                                      Mit ziemlich schlechter Laune, aber bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein kam ich in Encamp an. Ich war ziemlich unschlüssig, ob ich bleiben oder weiterwandern sollte. Ein umfangreiches Frühstück aus einem der beiden recht gut bestückten Supermärkte verbesserte meine Laune erheblich. Außerdem sah ich, dass es jetzt wieder meinen heißgeliebten Tütenfraß zu kaufen gab. Meine französische SIM-Karte funktionierte hier natürlich nicht mehr und eine spanische konnte ich hier nicht kaufen, aber dafür fand ich hervorragendes Wifi. Nachdem ich bis mittags so herumgetrödelt hatte, fasste ich endlich den weisen Entschluss, mich in einem Hotel einzuquartieren. Der Campingplatz schied aus, denn an diesem Wochenende fand in Encamp ein Bikertreffen mit Open-Air-Konzert statt und ich wollte nicht noch eine schlaflose Nacht verbringen.

                                                                                                      Ich stolperte in das nächstbeste Hotel und war angenehm überrascht. Für 43 EUR bekam ich ein palastartiges Zimmer, ein riesiges AYCE Abendessen und Frühstücksbuffet und kostenloses Wifi. Ich war begeistert und verbrachte zwei ausgesprochen angenehme halbe Ruhetage, bevor ich mich wieder auf den GR 11 und nach Spanien aufmachte. Ich schaffte es sogar, mir noch ein Museum und einige der romanischen Kirchen anzuschauen.



                                                                                                      Fazit: Andorra ist ein Wanderparadies!
                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                      Kommentar


                                                                                                      • German Tourist
                                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                                        • 849
                                                                                                        • Privat


                                                                                                        #52
                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                        Spanien: Andorra bis Parc de Aiguestortes i Estany de Sant Maurici

                                                                                                        Der Aufstieg aus Andorra begann noch ganz moderat auf wunderschönen einfachen Wanderwegen im Wald – nur sollte sich das leider am nächsten Tag drastisch ändern. Vor mir lag die Portella de Baiau, auf der die Grenze zwischen Andorra und Spanien verläuft. Der Aufstieg mit 2.000 Höhenmetern war zwar anstrengend, aber nicht wirklich schwierig – und hatte einige grandiose Ausblicke. Am frühen Nachmittag kam ich dann endlich oben auf dem Pass an – und dann traf mich beim Blick nach unten fast der Schlag. Das konnte doch wohl nicht ernsthaft gemeint sein, dass ich dort runtersteigen sollte? Vor mir lag ein extrem steiler Hang mit losem Geröll, keinem erkennbaren Pfad, dafür aber jede Menge „Schleif- und Abrutschspuren“ meiner Vorgänger. Hilfesuchend blickte ich mich um, in der vagen Hoffnung, dass ich den richtigen Weg übersehen hatte. Das war leider nicht der Fall.... Auf dem Pass sonnte sich nur ein junger Yetimäßiger Spanier. Es war mir allerdings unverständlich, wie man im Angesicht dieses Höllenabstiegs noch ruhig schlafen konnte. Ich machte mich ans Werk und rutsche mehr als dass ich lief nach unten. Mir zitterten die Knie und ich fragte mich ständig, warum ich mir das eigentlich antue. Selbst ein Foto (siehe großes Hochkantfoto) war nur schwer zu machen, denn ich rutsche ständig ab. Leider wurde die Sache auch nicht wirklich besser, als der Hang flacher wurde. Markierungen gab es überhaupt keine mehr und obwohl ich natürlich die grobe Richtung wusste, irrte und kletterte ich ziemlich genervt über Felsblöcke. Während ich mich stückweise vorwärts tastete, rutschte mein spanischer Kollege förmlich an mir vorbei. Fix und fertig kam ich dann am Refugio an, das extrem luxuriös sogar mit Matratzen ausgestattet war. Ich wollte aber nur noch weg vom Ort des Schreckens und lief weiter durch das traumhaft schöne Tal nach unten. Leider kam mir kurz vor meiner anvisierten Campingstelle mit Quelle trotz schon sehr fortgeschrittener Tageszeit noch eine Gruppe jugendlicher Pfadfinder entgegen. Also Pustekuchen mit Zelten – hier würde das keine ruhige Nacht werden. Noch eine halbe Stunde weiter konnte auch ich mich dann aber in die Büsche schlagen.



                                                                                                        Am nächsten Tag ging es sehr viel gemütlicher weiter durch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Ich sah wieder (sehr friedliche) Kühe und vor allem einige total bzw. fast verlassene Dörfer. Auch auf meinen spanischen Mitwanderer stieß ich wieder und sprach ihn endlich mal an. Dabei stellte sich heraus, dass er vor einem Jahr den Camino del Norte gelaufen war, der in Spanien als nächstes für mich auf dem Programm stand. Bald plauderten wir angeregt im Schatten der verfallenen Häuser.



                                                                                                        Es ging weiter nach Espot, einem der wenigen größeren Orte am GR 11. Ich stürzte sogleich in einem der zwei kleinen Läden, um mir meinen Resupply zu sichern, denn hier weiß man nie, wann ein Laden zur Mittagspause schließt. Dann genehmigte ich mir ein großartiges 3 gängiges Mittagessen und fühlte mich schon sehr gut. Endgültig großartig fühlte ich mich dann, als ich beim Herumschlendern im Ort ein kostenloses kleines Schwimmbad entdeckte. Ich musste sowieso Wäsche waschen... Den Rest des Nachmittags verbrachte ich am Pool. Leider musste ich nur ein paar Kilometer laufen, denn am nächsten Tag hatte ich ein kleines logistischen Problem: Vor mir lag der Nationalpark Aiguestortes i Estany de Sant Maurici und darin war wildzelten nicht nur streng verboten, es wurde auch streng verfolgt. Ich musste also in einem Tag durchlaufen. Daher wollte ich so nahe wie möglich am Parkeingang zelten, was mir auch ganz einfach gelang. Prompt begegnete ich früh am nächsten Morgen auch einigen Parkranger, denen ich allerdings mit ruhigem Gewissen gegenübertreten konnte.

                                                                                                        Der Tag im Nationalpark war sicher einer der schönsten in den ganzen Pyrenäen und entsprechend viele Touristen waren auch unterwegs. Man konnte sich ja auch per Jeep rein fahren lassen... Aber am besten lasse ich hier die Bilder sprechen.



                                                                                                        Leider konnte ich noch nicht aufatmen, als ich das Ausgangsschild des Parks sah. Neben der eigentlichen Kernzone gibt es auch eine Randzone, in der Camping leider immer noch verboten war. Also weiter und immer weiter bis ich irgendwann nicht mehr wusste, ob ich immer noch in der Randzone oder endlich außerhalb des Parks war. Aber egal – es gab in dem abschüssigen Gelände sowieso keine vernünftigen Zeltplätze. So langsam wurde es dunkel und ich begann die Randzonenparkregelung innerlich zu verfluchen, als ich urplötzlich ein Zelt am Wegesrand sah. Das sollte doch nicht etwa mein spanischer Kollege sein? Doch, er war es und versicherte mir, dass wir nun im Ranger-freien Gebiet wären. Halleluja, ich konnte also endlich mein Zelt aufschlagen und erschöpft einschlafen.

                                                                                                        Als ich spät am nächsten Morgen aufbrach, war mein spanischer Kollege immer noch beim Frühstücken. Als ich mich verabschieden wollte, gestand er mir, dass er wohl den Trail vorübergehend verlassen müsste. Erschrocken fragte ich nach, was los sei. Mein spanischer Freund hatte strenge Diätvorstellungen, die vor allem das Essen von braunem Reis umfassten. Nur hatte er den natürlich nicht in Espot kriegen können, wo ihm überhaupt alle angebotenen Lebensmittel nicht ökologisch einwandfrei erschienen waren. Er hatte daher so gut wie nichts eingekauft und wollte sich auf den Hütten verproviantieren. Als ihm dann allerdings bereits gleich am ersten Tag 18 EUR für drei jämmerliche Sandwiches abgeknöpft worden waren, hatte er wohl eingesehen, dass es so nicht weitergehen konnte. Einige wohlmeinende Wanderer hatten ihn mit Tütensuppen versorgt, aber auch die glaubte er nicht essen zu können. Angewidert las er mir die Inhaltsstoffe vor. Somit konnte ich ihm auch nicht weiterhelfen, denn meine Ernährung besteht unterwegs auch nur aus Schokolade und Tütenfraß, von dem ich, mit deutlich weniger Ernährungsskrupeln geplagt, ordentliche Mengen in Espot eingekauft hatte. Und so musste mein kulinarisch anspruchsvoller Kollege nun leider seine Wanderung unterbrechen, um braunen Reis zu kaufen.... Ich habe ihn danach leider nicht mehr wiedergesehen.



                                                                                                        Fazit: Spanien GR 11 Andorra bis Parc Aiguestortes i Estany de Sant Maurici: Die Portella de Baiau ist ein Höllentrip, den ich nicht noch mal machen möchte. Der Nationalpark hingegen ist einfach großartig – ein echtes Highlight. Nur sollte man wirklich nicht auf die Idee kommen, dort wild zu zelten, denn die Ranger ahnden dies mit Geldbussen.
                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                          • 849
                                                                                                          • Privat


                                                                                                          #53
                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                          Spanien: Parc Aiguestortes i Estany de Sant Maurici bis Bielsa

                                                                                                          Am selben Tag, als ich mich von meinem spanischen Mitwanderer verabschiedete, hatte ich gleich noch eine interessante Begegnung auf dem Trail. Von weitem kam mir ein einzelner Wanderer mit leichtem Gepäck entgegen. Beim Näherkommen erkannte ich gleich einen amerikanischen UL-Rucksack und auch sonst sah der Wanderer doch sehr amerikanisch aus. Also habe ich ihn gleich mal auf Englisch angesprochen und siehe da, ich hatte recht gehabt. Sofort waren wir in ein interessantes Gespräch über amerikanische Langstreckenwanderwege verwickelt und als ich mich als „Triple Crowner“ outete, fragte mein Gegenüber wie aus der Pistole geschossen: „You aren't the famous GT, are you?” Ich konnte es ja erst nicht so recht glauben, dass ich hier mitten in den Pyrenäen einen Amerikaner getroffen hatte, der mich kannte – aber genau das war der Fall. Es kam sogar noch besser: Er war im Jahr 2007 ebenfalls den AT southbound gelaufen und war immer einige Tage hinter mir gewesen – und hatte mich so schon durch die trail register kennengelernt. Dan, mit trail name „Two litres“ war auf der HRP unterwegs und hatte dasselbe Problem wie ich: Wir hatten beide die Schwierigkeit des Geländes unterschätzt und lagen weit in unserem Zeitplan zurück.....

                                                                                                          Leider mussten wir in unterschiedliche Richtungen weiter und ich lief mal wieder geradewegs in ein Unwetter hinein. Der Himmel verdunkelte sich immer mehr und mir wurde angesichts der Pässe, die jetzt noch vor mir lagen, ganz anders zumute. Ich schleppte mich aber immer weiter und weiter und das Wetter verschonte mich auch mit dem Schlimmsten. Es regnete und hagelte zwar ab und an, aber ich konnte noch weiterlaufen. Allerdings sank meine Laune immer mehr gen Nullpunkt. Zwar war die Landschaft wieder mal traumhaft schön, aber ich hatte immer weniger Lust, über diese ewigen Geröllfelder zu klettern – vor allem nicht mit einem drohenden Gewitter über mir. Auf dem letzten Pass fing dann auch noch mit linkes Knie zu knacken an. Dennoch musste ich immer weiter, denn in diesen Geröllwüsten gab es keinen vernünftigen Zeltplatz. Als das Gelände endlich besser wurde, rannte ich förmlich abwärts, um zumindest noch vor Einbruch der Dunkelheit die Baumgrenze und damit zumindest etwas Wetterschutz zu erreichen. Glücklicherweise verwendete ich sehr viel Zeit für die Zeltplatzsuche an diesem Abend. Kaum stand mein Zelt nämlich, ging es so richtig los: Ein Hagel- und Schneesturm brach los, der sich gewaschen hatte. Der Berge wackelten förmlich und ich hatte richtig Angst, dass mein Zelt von den Hagelkörnern beschädigt werden würde. Draußen war mittlerweile alles weiß vor Hagel und Schnee. Erst mal gab es eine kurze Gewitterpause und dann brach die nächste Sturmwelle los. Wieder das volle Programm mit Blitz, Donner und großen Hagelkörner. Das kleine Rinnsal neben meinem Zelt hatte sich mittlerweile in einen Bach verwandelt. Ich war eigentlich erstaunt, wie gut mein Zelt das Unwetter überstand. In den frühen Morgenstunden war das Unwetter dann endlich vorüber und ich schlief erschöpft ein... und erwachte zu strahlendem Sonnenschein und lautem Gesang neben meinem Zelt. Eine Wandergruppe war schon früh unterwegs.



                                                                                                          Ich hatte die Schnauze gründlich voll und wollte nur noch nach Benasque, den nächsten Ort. Wieder genehmigte ich mir ein Hotel und ein gutes Essen. Leider konnte ich aber mein Smartphone-Problem nicht lösen. Es gab nur eine Art von SIM-Karten im Schleckermarkt und die war leider ohne Internet. Es war übrigens interessant zu sehen, dass Schlecker in Deutschland zwar pleite, hier in Spanien aber noch weit verbreitet war.

                                                                                                          Und schon ging es wieder weiter, aber ich muss zugeben, dass ich nicht mehr mit vollem Herzen bei der Sache war. Ich konnte nicht mehr länger die Tatsache verdrängen, dass ich mein Wanderziel in diesem Tempo nicht erreichen würde. Denn leider hatte ich einen entscheidenden Fehler begangen: Ich hatte bereits einen Flug nach USA gebucht, wo ich mit einem Wanderfreund den Mississippi paddeln wollte. Und dieser fixe Endtermin wurde nun immer mehr zum Problem. Ich hatte einfach nicht mehr genügend Zeit. So sehr auch mich dafür auch in den Allerwertesten beißen wollte, ich konnte daran jetzt nichts mehr ändern. Ich hätte ja sogar den Anschlussflug umgebucht, aber ich konnte ja nicht einfach meinen Paddelpartner hängen lassen. Eigentlich gab es jetzt nur drei Alternativen für mich, da alle gleich beschissen waren.....

                                                                                                          Ich konnte mein Lauftempo steigern und hoffen, dass ich es dann innerhalb meines Zeitrahmens schaffen würde. Leider war diese Alternative ziemlich unrealistisch, denn ich war schon jetzt gestresst und genoss die Pyrenäen nicht sehr.

                                                                                                          Oder ich konnte die Pyrenäen schon am Somportpass oder Roncesvalles verlassen und Spanien auf dem Camino Frances statt wie geplant auf dem Camino del Norte/Primitivo durchwandern. Die Aussicht, in der Hochsaison mit hunderten von Pilgern auf dem überlaufenen Camino Frances zu laufen, erschien mir allerdings wie ein Alptraum.

                                                                                                          Oder ich übersprang ein Stück des Weges in den Pyrenäen, um meinen Zeitplan aufzuholen. Das allerdings widersprach meinem ehernen Wandererprinzip, wonach ich eine Strecke immer durchgängig laufe. Egal, ob ich Umwege laufe oder Abkürzungen – Hauptsache ich laufe die Strecke durchgängig.

                                                                                                          Die Entscheidung zog mich komplett runter. Egal, für was ich mich entschied, ich würde damit unglücklich sein. Beim abendlichen Kartenstudium hatte ich dann aber endlich die Erleuchtung. Irgendwann kam mir plötzlich alles so bekannt vor und dann dämmerte es mir: Ich war die kommende Teilstrecke des GR 11 bereits schon mal vor vielen Jahren gelaufen.Wenn ich dieses Stück ausließ, dann wäre das für mich psychologisch nicht ganz so schlimm. Außerdem musste ich mir eingestehen, dass ich die Pyrenäen nicht wirklich genoss. Die ständigen Geröllfelder waren mir viel zu stressig. Ich wollte einfach nur laufen und nicht klettern. Ein Plan reifte heran: Ich würde den GR 11 bei Parzan verlassen und ein kurzes Stück nach Bielsa laufen. Dort hoffte ich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Canfranc zu kommen, wo ich wieder auf den GR 11 stoßen würde. Die übersprungene Strecke wäre zwar nur 122 km, aber da sie mehrere sehr steile Auf- und Abstiege hatte, würde sie mich inkl. Ruhetag fast eine Woche kosten.

                                                                                                          Ich brütete immer noch über meinem neuen Plan, als ich am nächsten Tag auf einen englischen Wanderer traf, der sich hier in den Pyrenäen niedergelassen hatte und geführte Touren anbot – ein echter Kenner also. Ich schilderte ihm mein logistisches Problem und er bestätigte mir, dass es eine Verbindung Zug-Busverbindng von Bielsa nach Canfranc gäbe. Und damit waren die Würfel nun gefallen. Ich war zwar nicht 100% glücklich darüber, ein Stück des Weges zu überspringen, aber es schien mir noch die beste aller möglichen Alternativen.



                                                                                                          In Parzan bog ich dann vom GR11 ab und lief einige Kilometer Strasse bis nach Bielsa, wo ich die Touristeninformation belagerte, um die Verkehrsverbindung nach Canfranc herauszufinden. Nach langem Hin und Her und einigen Telefonaten war es dann amtlich: Mit zwei Bus- und einer Zugfahrt würde ich nach Canfranc kommen. Dafür musste ich dann auch schon um 5 Uhr morgens aufstehen, um um 20 Uhr anzukommen....Dennoch war mir jetzt ein Stein vom Herzen gefallen: Die Kletterei hatte jetzt bald ein Ende.

                                                                                                          Fazit: Wieder mal eine traumhaft schöne, aber anstrengende Strecke.
                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                            Erfahren
                                                                                                            • 21.03.2012
                                                                                                            • 215
                                                                                                            • Privat


                                                                                                            #54
                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                            Na toll. Danke Christine.

                                                                                                            Dank deiner tollen Fotos und deines spannenden Berichts, wandern die Pyrenäen direkt mal in die Top 3 meiner nächsten Wanderziele...
                                                                                                            Kate-ventures - My adventures on the road

                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                              • 849
                                                                                                              • Privat


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                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                              @Katja
                                                                                                              Dann lies Dir aber noch mal meine Pyrenäen-Zusammenfassung auf meinem Blog durch. Die Pyrenäen waren nicht ohne und ich kann die Tour nicht uneingeschränkt empfehlen. Es kommt halt sehr darauf an, auf welche Art von Touren man steht. Mir persönlich waren die Pyrenäen zu stressig, aber das ist halt Geschmacksfrage.
                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                • 21.03.2012
                                                                                                                • 215
                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                Ah, die Zusammenfassung hatte ich noch gar nicht gesehen. Deine geteilten Erfahrungen sind Gold wert . Da fährt man dann nicht unbedarft dort hin, sondern weiß gleich, worauf man sich einlässt.
                                                                                                                Mich reizen anspruchsvolle Strecken. Ich kraxel lieber den ganzen Tage Berge hoch und und runter, als durch den schönsten Wald zu laufen Im Rahmen von 1-2 Wochen ist das sicher auch ne andere Nummer, als auf einem Long Distance Trail. Da kann das schnell nervig werden.
                                                                                                                Kate-ventures - My adventures on the road

                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                  • 981
                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                  Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                  Ich konnte es ja erst nicht so recht glauben, dass ich hier mitten in den Pyrenäen einen Amerikaner getroffen hatte, der mich kannte – aber genau das war der Fall. Es kam sogar noch besser: Er war im Jahr 2007 ebenfalls den AT southbound gelaufen und war immer einige Tage hinter mir gewesen – und hatte mich so schon durch die trail register kennengelernt.
                                                                                                                  Auch eine Art "Spuren" zu hinterlassen, allerdings eine schöne Art die der Natur nicht schadet
                                                                                                                  Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich bin in Euch und geh’ durch Eure Träume. (Michelangelo)
                                                                                                                  Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen. (Albert Schweitzer)

                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                    • 849
                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                    Spanien: GR 11 Canfranc bis Atlantik

                                                                                                                    In Canfranc erinnerte ich mich sofort an das riesige, völlig überdimensionierte Bahnhofsgebäude. Leider blieb mir nicht viel Zeit, es ausführlich zu bewundern, denn es war schon fast 20.00 Uhr als ich ankam und ich musste ja noch einen Wildzeltplatz finden. Das stellte sich leider als schwieriger heraus als gedacht. Entweder war das Gelände zu steil, zu nah an der Straße oder es zelteten schon andere Leute dort. In meiner Not endete ich schließlich auf dem grasbewachsenen Dach eines alten Betonbunkers.

                                                                                                                    Am nächsten Tag wurde es noch mal richtig alpin. Diesmal konnte ich die tolle Landschaft auch etwas besser genießen, denn ich war jetzt den Zeitdruck los und das Wetter war großartig. Allerdings war ich in diesen eher zivilisierteren Regionen nun auch wieder mit den Problemen der Viehzucht konfrontiert. Die Weiden waren hier nicht eingezäunt und die Kühe liefen „beglockt“ frei herum – und versetzten mich in Angst und Schrecken. Ich hatte am Ende eines langen Tages gerade mein Zelt aufgebaut und bereitete mein Abendessen zu, als ich verräterisches Gebimmel hörte. Voll Entsetzen stellte ich fest, dass eine ganze Kuhherde talabwärts genau auf mein Zelt zusteuerte. Sollte ich flüchten? Als die Kühe näherkamen, konnte ich allerdings voller Erleichterung feststellen, dass sie sich nicht im geringsten für mich interessierten und sondern ganz einfach langsam an mir vorüberzogen. Das wäre in England nicht so gut ausgegangen...



                                                                                                                    Danach verwandelten sich die felsigen Berge eher in hochgelegene Hügellandschaft, die leider Gottes ohne Wald völlig dem Wind und Wetter ausgesetzt war. Ich hatte nun so gar keine Lust, mitten auf dem Präsentierteller für Wind, Wetter und vorbeiziehende Kuhherden zu liegen, aber die Landschaft bot eines Abends überhaupt gar keinen Schutz. Da entdeckte ich in der Ferne eine kleine Hütte abseits des Weges und etwas Gebüsch. Ich schlug mich quer über die Wiese durch und stellte zu meiner großen Freude fest, dass die Hütte, eine Betonkonstruktion völlig unbewohnt war und einen hervorragenden Windschutz bot. Statt der erwarteten unruhigen und windigen Nacht schlief ich hier drin wie in Abrahams Schoß.

                                                                                                                    Einige Tage später ging es weniger friedlich zu. Ich hatte gerade mein Zelt jenseits aller befahrbaren Forstwege und Straßen aufgeschlagen, als mir mitten in der ruhigen Berglandschaft ein knatterndes Motorrad entgegenkam. Ich war sehr beunruhigt, denn ich hielt den abendlichen Motorradfahrer für einen Hooligan – und von dergleichen Zeitgenossen möchte ich eigentlich nicht entdeckt werden. Eine halbe Stunde später löste sich die Situation allerdings in Wohlgefallen auf. Der „Hooligan“ kam zurück und trieb mit seinem Motorrad eine große Schafherde vor sich her – ein moderner Schäfer also. Freundlich winkte er mir zu und ich legte mich beruhigt zur Ruhe. Allerdings schlief ich nicht lange, denn schon wenige Stunden später wurde ich durch lautes Hufgetrappel geweckt. Eine Herde wilder Pferde galoppierte des nächtens direkt an meinem Zelt vorbei. Ich konnte nur hoffen, dass die Viecher nicht nachtblind waren und über mein Zelt stolperten...Interessanterweise tragen hier nicht nur die Kühe Glocken, sondern auch die Pferde.

                                                                                                                    Überhaupt gab es allerlei interessantes zu sehen, z.B. eine mobile Einkaufsmöglichkeit. Ich war gerade in einem kleinen Dorf angekommen und fragte eine Frau auf der Straße, ob man hier irgendwo Brot kaufen könne. In Spanien wird Brot nämlich oft in der örtlichen Kneipe mit verkauft. Ich erhielt eine verblüffende Antwort: Sie warte gerade selbst auf den „Brotmann“. Sie habe ihn schon gehört, er müsse also bald kommen. Auf mein verblüfftes Nachfragen stellte sich heraus, dass der „Brotmann“ mit seinem Wagen alle Dörfer der Umgebung abklappert und jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit in den Ort kam. Keine zwei Minuten später war er dann auch schon da und ich konnte ein knuspriges Brot erstehen. Meine freundliche Informantin verschwand aber immer noch nicht, sondern wartete weiter auf den „Obst und Gemüse-Mann“. Zehn Minuten später rollte ein kleiner LKW auf den Platz, der Fahrer sprang heraus, kletterte auf seinen Truck und öffnete die Ladentheke. So konnte ich mein Mittagessen noch mit Aprikosen und Pfirsichen vervollständigen. Da war ich wohl ausnahmsweise mal zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen....



                                                                                                                    So ganz nebenbei stieß ich dann auch noch auf jede Menge Bunker und Jagdunterstände. Immer wieder zwischen drin wilde Ponys, Schafe, Kühe. Die Landschaft war jetzt zwar nicht mehr so spektakulär, aber immer noch sehr interessant. Vor allem hatte jetzt das elende Klettern ein Ende – hier konnte ich wieder laufen und so ging es jetzt flott voran. Am 18.08. erreichte ich in Irun die Atlantikküste.



                                                                                                                    Fazit: Der GR 11 war zwar traumhaft schön, aber viel anstrengender als gedacht. Eine etwas umfassendere Zusammenfassung der Pyrenäen und einige Tipps und Tricks befinden sich hier auf meinem Blog.
                                                                                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                      Erfahren
                                                                                                                      • 06.04.2009
                                                                                                                      • 167
                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                      #59
                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                      dass der „Brotmann“ mit seinem Wagen alle Dörfer der Umgebung abklapper
                                                                                                                      „Hör auf die Hupe“, ist in Spanien in der Pampa m.E eine goldene Faustregel um Vormittags (meist zw. 9 und 11) an Brot (aber auch ab und an Gemüse, Wurst, Käse) zu kommen. Auch an abgelegensten Orten mit ein paar Häusern. Zumal in Spanien kl. Ortschaften immer weniger Infrastruktur bieten (wie eben auch hier).
                                                                                                                      Funktioniert recht gut und ich hab damit sicher über 50% meiner Broteinkäufe getätigt.
                                                                                                                      Jemand der mit seiner coche Hupt und gleichzeitig stehen bleibt, hat meist was zu verkaufen (Vormittags).

                                                                                                                      lG

                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                                        • 26.04.2010
                                                                                                                        • 5726
                                                                                                                        • Unternehmen


                                                                                                                        #60
                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                        Danke für deinen tollen Bericht Christine.
                                                                                                                        Das war die Westhälfte Europas.
                                                                                                                        Wann geht es denn in die andere Richtung?

                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                                                          • 849
                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                          @abt
                                                                                                                          Gute Frage, denn ich "quäle" mich mit dem Ostteil dieser Wanderung schon seit geraumer Zeit herum und komme nicht wirklich weiter. Die Ostrichtung umfasst idealerweise den ganzen Karpatenzug und trotz intensiver Recherche musste ich leider feststellen, dass es für Rumänien und Ukraine nur sehr unzureichend Karten gibt. Wie schon einleitend geschrieben war mein Vorbild Nicholas Crane mit Karten aus dem Ersten Weltkrieg unterwegs....und leider hat sich das noch nicht grundlegend gebessert. Ich werde den Ostteil der Tour also noch eine ganze Weile vor mir herschieben und liebäugle zur Zeit eher mit einem logistisch etwas einfacherem Projekt: von Tarifa zum Nordkap, also vom südlichsten Punkt Europas zum nördlichsten.
                                                                                                                          Den Ostteil der Tour werde ich sicherlich nicht vor 2016 in Angriff nehmen.

                                                                                                                          Übrigens ist mein Reisebericht ja noch nicht zu Ende....
                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                            • 18.08.2006
                                                                                                                            • 4869
                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                            Das überrascht mich jetzt. Plane gerade meine eigene "Ost-Variante". Das geht eigentlich sehr gut. Hatte gedacht, du planst die Donau im Boot. Die Strecke ist nun wirklich nicht unerschlossen.

                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                                              • 09.05.2006
                                                                                                                              • 849
                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                              Camino del Norte: Irun bis Bilbao

                                                                                                                              Irun war ein wichtiger Punkt in meiner Wanderung: Ab hier hatte ich das technisch anspruchsvolle Gelände endgültig hinter mich gelassen und würde jetzt nur noch auf Pilgerwegen unterwegs sein. Ich war noch nie gepilgert und hatte auch keine allzu hohen Erwartungen daran. Ich hatte diese Route gewählt, da ich einfach mal rausfinden wollte, was es denn mit dem Pilgern so auf sich hat. Dabei hatte ich bewusst den Camino del Norte gewählt, der nicht so überlaufen wie der Camino Frances ist und sich auch mit dem relativ wenig begangenen Camino Primitivo kombinieren lässt.

                                                                                                                              In Irun angekommen steuerte ich erst mal das Postamt an. Dort erwartete mich hoffentlich ein Nachschubpaket mit Karten. Die spanische Post hat für Pilger extra das sogenannte „Paquete Xacobeo“ eingerichtet. Die Postämter entlang der Caminos bewahren so markierte Pakete sogar 30 Tage lang auf. Und tatsächlich fand sich mein Paket auch sofort an. Auch mit der Zimmersuche hatte ich Glück. Obwohl aufgrund eines Festivals im Nachbarort San Sebastian die Unterkünfte knapp waren, fand mir ein netter Mitarbeiter in der Touristeninformation eine preisgünstige Unterkunft, wo ich mich erstmal von den Pyrenäen etwas erholen konnte.

                                                                                                                              Am nächsten Tag ging es weiter in das 25 km entfernte San Sebastian. Die Strecke entlang der Küste ist eigentlich sehr schön mit tollen Ausblicken auf das Meer. In einem der kleinen Küstenorte erwartete mich ein riesiger Menschenauflauf. Hunderte, ja tausende von Menschen warteten entlang der Bucht und Polizei versuchte die Neugierigen unter Kontrolle zu halten. Leider war mir anfangs völlig unklar, worum die ganze Aufregung ging. Als ich selbst außerhalb des Ortes immer noch dutzende von aufgeregten Fotografen herumrennen sah, fragte ich mal nach. Alle Passanten warteten auf die Einfahrt eines großen Kreuzfahrtschiffes in die Bucht. Das passierte nur wenige Male im Jahr, denn die Einfahrt war extrem eng und schwierig. Und da hörte ich auch schon das Tuten eines Ozeanriesen und konnte durch die Büsche einen kurzen Blick auf das schwierige Einparkmanöver erhaschen. Der Kapitän muss wohl ziemlich geschwitzt haben bei dem knappen Manöver....

                                                                                                                              Mir war sehr unschlüssig gewesen, ob ich mich in dieser dicht bevölkerten Gegend mit Wildzelten versuchen oder mein Glück in einer Jugendherberge suchen sollte. Leider erwiesen sich alle potentiellen Wildzeltplätze als problematisch und so lief ich immer weiter, bis ich schon fast die Stadtgrenze von San Sebastian erreicht hatte. Die Jugendherberge am Stadtrand hatte auch noch ein Bett für mich, die Rezeptionisten versuchte aber eindringlich, mich in die zentralere Stadtherberge umzuleiten und reservierte dort auch ein Bett für mich. Maximal 40 Minuten Fußweg seien es dorthin..... Wahrscheinlich war sie Marathonläuferin, denn ich brauchte mehr als 1,5 Stunden und erhielt einen echten Kulturschock. Genau zur Zeit des abendlichen Paseos erreichte ich die Strandpromenade von San Sebastian. Heerscharen von Spaziergängern versperrten mir den Weg. Ich, im schon ziemlich mitgenommenen Wanderoutfit sah mich plötzlich mit Hunderten von aufgetakelten Spanierinnen im Minirock und High Heels konfrontiert – der Kulturschock hätte nicht größer sein können.



                                                                                                                              Ich fühlte mich nicht sehr wohl im trendy San Sebastian, wo sich alles um die Strandpromenade drehte und ergriff schon am nächsten Tag die Flucht. Die weitere Strecke nach Bilbao eröffnete mir gleich alle Aspekte eines Pilgerwegs. Es gab zwar auch schöne Strecken durch vor allem Eukalyptuswälder und auch einige schöne historischen Wege, aber leider auch endlos viel Strasse. Vor allem die Gegend um die Großstädte war in einziger Betonalptraum, der so gar nichts mit Pilgeridylle zu tun hatte.

                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                • 06.04.2009
                                                                                                                                • 167
                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                Hatte gedacht, du planst die Donau im Boot. Die Strecke ist nun wirklich nicht unerschlossen.
                                                                                                                                Nee, steht weiter oben, sie möchte die Karpaten machen Slowakei, Ukraine, Rumänien,
                                                                                                                                Für mich auch eine Traumstrecke. Vielleicht in Verbindung mit Eisenach – Budapest ohne Ungarn.
                                                                                                                                Wenn es da vernünftige Karten gibt bzw. GPS-Tracks wäre ich auch gern Informiert.

                                                                                                                                @German Tourist

                                                                                                                                Vielen Dank für deinen Bericht.
                                                                                                                                Der GR11 scheint schon eine Nr. für sich. Noch vor einem Jahr wurde er mir, von kompetenter Seite, als einer der wildesten, einsamsten europäischen Fernwege gepriesen. Wobei er auch die 45 Tage als notwendig erachtete.
                                                                                                                                Na ja, klettern und hochgradig potentielle Verletzungsgefahren brauch ich keine. Mal sehen.
                                                                                                                                Aber wie in deiner Zusammenfassung: In den Bergen gibt es zwei arten von Menschen (brauch nur an meine Verwandten in A zu denken).

                                                                                                                                lg

                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                  Freak

                                                                                                                                  Vorstand
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                                                                                                                                  • 43828
                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                  Zitat von azaun Beitrag anzeigen
                                                                                                                                  Vielen Dank für deinen Bericht.
                                                                                                                                  Dem möchte ich mich anschließen
                                                                                                                                  Ich habe über die Strecke zwar schon auf Deinem blog geschmökert und mochte den Bericht dort, aber das alles nochmal hier und neu formuliert lesen zu können ist toll! Vielen Dank dafür, dass Du Dir die ganze Arbeit machst mit dem Nochmal-Schreiben! Das liest sich alles ganz wunderbar! Fein, dass es noch weitere Etappen gibt!

                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                    • 18.08.2006
                                                                                                                                    • 4869
                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                    #66
                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                    Hallo Azaun,

                                                                                                                                    wenn du Infos zu den Karpaten möchtest, machst du dafür besser einen eigenen Thread auf. Das würde hier den Rahmen sprengen.

                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                      #67
                                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                      @abt
                                                                                                                                      ... Die Ostrichtung umfasst idealerweise den ganzen Karpatenzug und trotz intensiver Recherche musste ich leider feststellen, dass es für Rumänien und Ukraine nur sehr unzureichend Karten gibt.
                                                                                                                                      Für die die Ukraine stimmt das nicht, da gibt es eigentlich ein recht umfangreiches Angebot. Mit welchem Teilgebiet hast Du denn Probleme? Auch für die rumänischen Karpaten kann ich mir das nur schwer vorstellen. Ja sicher, vor 1990 waren wir mit kopierten Skizzen unterwegs, aber die Zeiten sind vorbei.

                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                        Lebt im Forum
                                                                                                                                        • 26.04.2010
                                                                                                                                        • 5726
                                                                                                                                        • Unternehmen


                                                                                                                                        #68
                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                        Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                                                                                                                                        Für die die Ukraine stimmt das nicht, da gibt es eigentlich ein recht umfangreiches Angebot. Mit welchem Teilgebiet hast Du denn Probleme? Auch für die rumänischen Karpaten kann ich mir das nur schwer vorstellen. .......
                                                                                                                                        auch Bulgarien ist kartenmäßig komplett erfasst, die Wege sind allgemein gut markiert.
                                                                                                                                        Zum Streckenverlauf gibt es zumindest zwei grobe Varianten. Aber OK,- im Extratread wenn ihr wollt.
                                                                                                                                        Zuletzt geändert von Abt; 24.03.2013, 10:02.

                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                                                                          • 849
                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                          So, ich habe jetzt für die Kartendiskussion Osteuropa einen neuen Thread eröffnet.
                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                            Camino del Norte: Bilbao bis Santander

                                                                                                                                            In Bilbao hatte ich mich in die ultramoderne Jugendherberge einquartiert. Die war super modern und sauber, hatte aber weder eine Küche oder einen Gemeinschaftsraum und vor allem keinen Büchertausch. Dementsprechend logierten dort auch vornehmlich Familien. In Bilbao interessierte mich vor allem das Guggenheim-Museum, das zwar in einem tollen Gebäude untergebracht war, aber inhaltlich nicht viel interessantes zu bieten hatte. Viel Luft um nichts.....Natürlich fiel mein Ruhetag auf einen Feiertag und so wurde es schwierig mit dem Einkaufen. Nur nach langem Suchen fand ich einen geöffneten Buchladen, wo ich mir endlich Lesenachschub kaufen konnte.

                                                                                                                                            Der Weg hinaus aus Bilbao war lang und ziemlich ätzend. Zunächst stieß ich auf zwei versprengte Pilgerinnen aus Südafrika, die ohne Karte unterwegs waren und so in die völlig falsche Richtung liefen. Danach ich die beiden wieder auf den rechten Weg zurückgebracht hatte, legte ich einen Zahn zu und versuchte, die endlosen Vorstädte schnellstmöglich hinter mich zu bringen. Dabei ging es erst den halben Tag am Ria de Bilbao endlang, wo sich eine hässliche Industrieanlage neben die andere reihte. Erst bei Portugalete ging es mit der ältesten Schwebefähre der Welt über den Fluss und dann sogar per Rolltreppe auf dem Pilgerweg weiter. Doch leider hatte der Asphalt dann immer noch kein Ende. Mehrere Stunden ging es dann auf einem futuristischen Fahrradweg über und entlang der vielbefahrenen Autobahn. Erst ganz spät am Abend kam ich endlich aus der Beton- und Autobahnwüste heraus und fand einen Zeltplatz im Eukalyptuswald.



                                                                                                                                            Überhaupt war das Wildzelten ausgesprochen schwierig in dieser dicht bevölkerten Ecke Spaniens. Es gab nur sehr wenig Wald zum Verstecken und der bestand fast ausschließlich aus Eukalyptus. Nur musste ich dabei leider lernen, dass dieser Eukalyptuswald komplett mit dichtem Unterholz und stacheligem Gestrüpp überwuchert ist, d.h. Zelten im Wald ist fast immer unmöglich. Und so musste ich mir irgendwelche alten Waldwege suchen, um mein Zelt aufzuschlagen. So fühlte ich mich nachts dann immer mehr wie in Australien denn in Spanien.

                                                                                                                                            Bisher hatte ich noch keine einzige Pilgerherberge besucht, denn ich wollte mich nicht den Schnarchern im Riesenschlafsaal aussetzen. Mein Pilgerführer versprach mir aber, dass man an der vielgepriesenen Herberge von Padre Ernesto in Guemes auch Zelten könne, und so legte ich einen 40+ km Tag hin, um dort abends anzukommen. Ich war so spät dran, dass ich die Hälfte der allabendlichen Ansprache von Padre Ernesto verpasste. Der erzählt in der Hochsaison jeden Abend den Pilgern von der Reise des Lebens und vielen anderen Lebensweisheiten. Danach gibt es dann ein gemeinsames Abendessen für alle Pilger. Bei den Pilgern fand ich nicht so rechten Anschluss, aber während die Meute am nächsten Morgen früh aufbrach, ließ ich mir viel Zeit und konnte sehr ausführlich mit dem Padre über sein ausgesprochen interessantes Leben plaudern. Der war als Priester in jungen Jahren mit dem VW Bus auf Weltreise aufgebrochen und hatte sich in der Kirche der Befreiung engagiert. Jetzt lebte er als Dorfpfarrer in Guemes und führte die Pilgerherberge zwar mit der Duldung seiner kirchlichen Vorgesetzten, erhielt aber keinesfalls deren Unterstützung. Leider war die Herberge von Padre Ernesto das einzige spirituelle Angebot auf dem Camino del Norte, das ich mitbekommen habe.

                                                                                                                                            Wieder mit einer Fähre ging es dann über die Bucht nach Santander, wo ich im Dauernieselregen ankam und die ersten Billigherbergen gleich voll belegt waren. Ich rettete mich in ein AYCE Chinabuffet, um neue Kräfte zu sammeln. Mit gefülltem Magen nahm ich die Zimmersuche dann per Telefon in Angriff und siehe da, es fand sich auch sogleich eine preiswerte und ausgesprochen schöne Unterkunft im Zentrum. Ich machte mir nur langsam Sorgen um mein Budget, denn so viele Nächte hatte ich auf der ganzen Wanderung noch nicht in bezahlten Unterkünften verbracht wie hier auf dem Camino. Als ich Santander verließ, war wie immer ein Feiertag und alles geschlossen... und es regnete.

                                                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                                                              • 09.05.2006
                                                                                                                                              • 849
                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                              Camino del Norte: Santander bis Oviedo

                                                                                                                                              Ich gebe zu, dass mich der Camino del Norte langsam anfing zu nerven. Nach Irun/San Sebastian und Bilbao war Santander jetzt die dritte große Metropole, die ich durch Beton- und Industriewüsten betreten und verlassen musste. Und fast immer dauerte es fast einen ganzen Tag, in die Stadt hineinzulaufen und nochmals fast einen ganzen Tag, um wieder aus der Stadt und ihren Industrie- und Vorstädten rauszukommen. Leider wurde es danach auch nicht viel besser. Gerade dieser Abschnitt des Camino del Norte zeichnete sich durch eine Vielzahl von Industrieansiedelungen aus und läuft auch noch über weite Strecken entlang der Küstenautobahn. Zudem ist das Umweltbewusstsein der Spanier auch nicht besonders ausgeprägt: Fast jeden Tag stieß ich auf wilde Müllkippen. Die Pilger tragen auch noch dazu bei, in dem sie in jedem Seitenweg ihr Geschäft erledigen und dann auch noch massenweise Klopapier hinterlassen. Entsprechende Photos erspare ich Euch hier. Alle Photos der nächsten Collage sind auf diesem Abschnitt aufgenommen – nur leider zeigen die meisten Pilger in ihren Berichte eine verklärte Idylle und nicht die ebenso realen Betonwüsten auf den Caminos.



                                                                                                                                              Dabei gibt es auch einige schöne Abschnitte am Meer, wie die nachfolgende Collage zeigt. Dabei fand ich es herzzerreißend, dass nur noch wenige Pilger diese hübschen Abschnitte so ungestört genießen werden können, denn genau dort wird jetzt gerade die Küstenautobahn weitergebaut.....



                                                                                                                                              Auf diesem Abschnitt hatte ich dann auch meine nächsten Erfahrungen mit Pilgerherbergen. Dabei war die erste völlig unbeabsichtigt: Ich kam spät am Abend noch durch ein Dorf und wollte die Herberge eigentlich nur von außen beäugen, als ich in der Kneipe davor schon von der Hospitalera als Pilger erkannt und abgefangen wurde. Eh ich es mich versah, hatte ich einen Stempel und war fünf Euro ärmer – dafür durfte ich aber auch Zelten und musste mich nicht mit anderen Schnarcher herum plagen. Dabei gab es in dieser Herberge sogar ein Schnarcherzimmer....Den Abend verbrachte ich dann mit einem spanischen Pilger bei philosophischen Gesprächen in der örtlichen Bar.

                                                                                                                                              Wenige Tage später konnte ich bei aufkommendem Nebel so überhaupt keinen vernünftigen Schlafplatz finden und beschloss, die Pilgerherberge zu testen. Nur leider konnte man dort nicht zelten und man wies mir ein Zimmer mit einem dänischen Ehepaar zu. Die entpuppten sich allerdings als hardcore Dauerschnarcher. Es war so schlimm, dass ich auf den Balkon der Herberge flüchtete, um dort wenigstens ein bisschen Ruhe zu haben. Ruhig war es zwar, aber der Nebel durchfeuchtete meinen Quilt derartig, dass ich ihn am Morgen fast auswringen konnte. Glücklicherweise war ich mit Synthetik unterwegs. Als ich zurück im Schnarcherzimmer meine Siebensachen packte, schnarchten die beiden Dänen immer noch lautstark vor sich hin, obwohl mittlerweile schon ein Dutzend Pilger türenknallend die Herberge verlassen hatte. Ich beschloss, dass dies mein letztes Herbergsexperiment gewesen war.

                                                                                                                                              Die Orte auf diesem Abschnitt des Camino versprühten oft einen morbiden Charme. Viele romantisch überwucherte Häuserruinen erzählen von der Landflucht. Sehr interessant sind allerdings die Horreos, die ehemaligen mäusedichten Vorratsspeicher, die sich in allen möglichen Variationen am Wegesrand befinden.



                                                                                                                                              Camino del Norte Fazit:
                                                                                                                                              Der Camino del Norte war wohl die schlimmste Wanderung meiner ganzen mittlerweile schon 28.000 km umfassenden Wanderkarriere. Es ist mir ein totales Rätsel, warum Pilger von diesem Weg schwärmen. Dieser Camino verläuft zu 75% auf Asphalt, darunter auch häufig viel befahrene Strassen. Die vielen Großstädte am Weg sind zwar interessant, aber zum Wandern furchtbar. Wildzelten ist zwar möglich, aber so schwer wie nirgendwo sonst in Europa, wenn man Wert auf Ruhe und Abgeschiedenheit legt. Eine etwas umfassendere Kritik findet sich hier auf meinem Blog.
                                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                Freak
                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                • 05.08.2005
                                                                                                                                                • 10870
                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                Zitat von German Tourist
                                                                                                                                                ... und dann sogar per Rolltreppe auf dem Pilgerweg weiter.
                                                                                                                                                Du hast doch nicht die Rolltreppe genommen? Das gäbe 0,05 Punkte Abzug in der B-Note.
                                                                                                                                                .

                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                                                  • 09.05.2006
                                                                                                                                                  • 849
                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                  Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                  Du hast doch nicht die Rolltreppe genommen? Das gäbe 0,05 Punkte Abzug in der B-Note.
                                                                                                                                                  Oh je, erwischt.... Ich gestehe es: Ich habe die Rolltreppe genommen...
                                                                                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                    • 18.08.2006
                                                                                                                                                    • 4869
                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                    Du wolltest den CF nicht, um dort nicht den Pilgern zu begegnen. Stattdessen hast du dann den Norte genommen. Um dort dem Massentourismus, der Schwerindustrie und den Autobahnen zu begegnen. Ich glaube, dass das keine gute Entscheidung war.

                                                                                                                                                    Spirituelle Angebote gibt es durchaus. Aber die findest du nicht im Wald. Wenn du Kirchen, Pilgerherbergen und Pilger meidest, ist es relativ schwer, sich für das Pilgern zu begeistern. Bzw. es überhaupt kennenzulernen.

                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                      Camino Primitivo: Oviedo nach Lugo

                                                                                                                                                      In Oviedo hatte ich mal wieder viel Glück mit einer preiswerten und guten Pension gehabt. Die nette Putzfrau ließ mich sogar bis in den frühen Nachmittag in meinem Zimmer, so dass ich mich recht gut erholen konnte. Ich wollte dann noch schnell im nahegelegenen Supermarkt einkaufen und mich wieder auf den Weg machen. Doch als ich vor dem Supermarkt stand, glaubte ich meinen Augen nicht: Trotz Wochentag war das Ding geschlossen! Ursache war mal wieder eine örtliche Fiesta... Das war mir nun schon zum dritten Mal passiert und so langsam wunderte ich mich nicht mehr über den desolaten Zustand der spanischen Wirtschaft... Hier schien es mehr Feier- als Arbeitstage zu geben. Immerhin hatten die Bäckereien offen und so konnte ich mir notdürftig Futter für die Strecke bis zum nächsten Ort beschaffen.

                                                                                                                                                      Ich hatte gehofft, dass der Camino Primitivo, der laut Pilgerführer abgelegen, schwer und wenig begangen sein sollte, mir nun besser gefallen würde. Nur leider waren die ersten Tag ähnlich furchtbar wie auf dem Camino del Norte. Was vorher die Küstenautobahn war, war hier die A63. Zwar noch im Bau befindlich verschandelte sie die Landschaft. Dazu die üblichen vergammelten Industrieanlagen und Müllkippen. Ich hatte die Schnauze voll von den Caminos.



                                                                                                                                                      Doch nach einigen Tagen änderte sich die Umgebung. Plötzlich keine Autobahn mehr, kein Laufen auf Asphaltstrassen sondern plötzlich Waldwege und abgelegene Pfade. Dann gab es sogar Alternativwege: Man konnte entweder den „schwierigen“ Weg über den Pass gehen (Hospitales) oder das ganze eher umlaufen. Mein Führer schilderte die Hospitales-Route in den abschreckendsten Tönen. Man sollte diese Route nur wählen, wenn man sich mental und körperlich dazu in der Lage sähe und das Wetter gut sei. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es hier so schlimm sein könne wie in den Pyrenäen und wählte die „schwierigere“ Route, die sich dann auch prompt als idioteneinfach herausstellte. Und das, obwohl ich das ganze Stück in dichtem Nebel gehen musste, wovon mein Führer natürlich dringend abriet. Dabei war der ganze Weg durchgehend so gut markiert, dass mir selbst meine Sichtweite von unter 50 m nichts ausmachte. In dichtem Nebel kam ich oben am Pass und einer völlig zugemüllten Schutzhütte an. Beim Abstieg lichtete sich dann der Nebel und ich fand sogar noch einen Zeltplatz mit Aussicht. Überhaupt muss ich sagen, dass sich das Wildzelten auf dem Primitivo deutlich einfacher machen ließ als auf dem Camino del Norte.



                                                                                                                                                      Auch nach der für Pilgerverhältnisse „spektakulären“ Hospitales-Route blieb der Weg weiterhin recht schön. Der Stausee bei Grandas de Salime war recht beeindruckend – genau wie der lange Abstieg vom Pass hinunter zum Stausee. Ich war nun wieder ein wenig mit dem Camino versöhnt. Endlich nicht mehr endloser Asphalt und Großstädte, sondern Wege und hübsche Dörfer. Leider tauchten nun völlig unerwartet auch wieder Zecken auf, die schon seit Monaten kein Problem mehr gewesen war. Aber nun ausgerechnet hier, wo ich nicht mal viel durch hohes Gras und Gesträuch laufen musste, fielen sie wieder über mich her. An einem Abend musste ich wieder mal 10 festgebissene Zecken von mir runterziehen....

                                                                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                        Camino Primitivo: Lugo bis Camino Frances

                                                                                                                                                        Lugo war der letzte Stop und Ruhetag vor dem Ende meiner Tour in Santiago de Compostella. Ich hatte ursprünglich eigentlich bis nach Cabo Finisterre, also ans „Ende der Welt“ laufen wollen, aber das wäre zeitlich nun sehr schwierig geworden. Zudem war ich von den Pilgerwegen nicht so sehr angetan, dass ich noch 90 km dran hängen hätte wollen...

                                                                                                                                                        Lugo beeindruckte mich schon von Anfang an durch die imposante Stadtmauer, die die Stadt noch komplett umgibt und auch belaufen werden kann. Wie üblich wollte ich nicht in die Schnarcher-Pilgerherberge, sondern in eine billige Pension. Da ich in den letzten Städten nicht gerade positive Erfahrungen mit den Touristeninformationen gemacht hatte, begab ich mich gleich selbst auf Zimmersuche. Ich marschierte in das erste Haus mit „Hostal“-Schild und kippte beinahe aus den Schuhen, als mir ein Einzelzimmer für 12 EUR angeboten wurde. Ich erwartete eine Total-Absteige, aber das angebotene Zimmer war sauber und sogar ganz nett. Ich konnte es immer weniger glauben, warum die Pilger sich um die 5 EUR-Bette in den Schnarchsälen der Pilgerherbergen schlugen, wenn es hier in Spanien solch preisgünstige Alternativen gab. Ich verbrachte dann auch eine ruhige Nacht in meinem Billigzimmer, wenngleich auch am Morgen die einzige Glühbirne des Raums ihren Geist aufgab.

                                                                                                                                                        Da ich wie üblich an einem Feiertag in der Stadt war, waren natürlich wieder mal alle Geschäfte geschlossen. Dafür war in der romanischen Kathedrale umso mehr Betrieb. Hier fanden die Hochzeiten quasi am Fließband statt. Stundenlang bestaunte ich das Treiben in der Kathedrale, wo es im Gegensatz zu draußen angenehm kühl war. Auf Empfehlung meines Billigherbergenbesitzers aß ich in einem sehr guten Restaurant zu sehr billigen Preisen und wurde noch dazu von einer perfekt Englisch sprechenden jungen Spanierin bedient. Wir kamen ein bisschen ins Plaudern: Sie hatte Englisch studiert und sogar darin promoviert, aber in Spanien aufgrund der derzeitigen Wirtschaftslage keinen Job gefunden. Und so arbeitete sie Vollzeit als überqualifizierte Kneipenbedienung.



                                                                                                                                                        Als am nächsten Tag Lugo verließ, so ich mich mit einem neuen Problem konfrontiert. Um die offizielle „Compostella“, also den Pilgernachweis zu bekommen, musste man zumindest für 100 km vor Santiago Stempel im Pilgerausweis vorweisen können. Nun war ich zwar deutlich weiter als 100 km gelaufen, aber mein letzter Stempel in Pilgerausweis stammte vom Diakonissenhaus in Eisenach.... Das war halt das Problem, wenn man wie ich nicht in Pilgerherbergen schläft. Jetzt musste ich mir plötzlich Gedanken machen, wo ich jeden Tag zwei Stempel her kriegen sollte. Glücklicherweise war das so nah vor Santiago kein Problem: Jede Bar am Wegesrand hatte eine Stempelstelle.

                                                                                                                                                        Die letzten Kilometer auf dem Camino Primitivo waren recht ereignislos. Der Weg verlief weiterhin durch recht verlassene ländliche Gegenden, aber leider war ich jetzt wieder auf überwiegend Asphalt unterwegs. Allerdings handelte es sich um kleine Landstrassen mit nur sehr wenig Verkehr. Und dabei war ich nicht allein: Oft musste ich mir den Weg mit ganzen Kuhherden teilen, denen ich mich mittlerweile heldenhaft stellte. Die Orte waren winzig und oft schon halb verlassen, dafür waren die Einwohner den Pilgern gegenüber sehr positiv eingestellt, denn sie brachten immerhin etwas Geld in diese verlassene Gegend. Überall entlang des Wegs wurden darum auch neue Pilgerherbergen gebaut oder alte renoviert.



                                                                                                                                                        Fazit Camino Primitivo: Im Vergleich zum Camino del Norte war der Camino Primitivo recht schön. Als Wanderweg würde ich ihn eher als mittelprächtig beurteilen, aber für einen Pilgerweg ist er ziemlich gut. Wildzelten war relativ unproblematisch und auch der Asphaltanteil hält sich in Grenzen. Einige Abschnitte, wie z.B. die Hospitales-Route sind sogar wirklich schön. Zudem hält sich der Massenansturm der Pilger hier noch in Grenzen. Obwohl dieser Camino als schwierig und anspruchsvoll beschrieben wird, fand ich ihn total einfach – sogar die gefürchtete „Hospitales“-Route. Wer also unbedingt pilgern möchte, findet hier einen relativ naturnahen und schönen Camino.
                                                                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                          • 18.08.2006
                                                                                                                                                          • 4869
                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                          Die Stempel sind eigentlich nirgendwo ein Problem. Jeder Übernachtungsbetrieb. Jeder Laden. Jede Bar hat einen und drückt dir den begeistert da rein. Dazu brauchst du keine Pilgerherbergen.

                                                                                                                                                          Die Pilger sind sehr lange unterwegs und können/wollen deshalb nicht für jede Nacht Hotel oder Pension anmieten. Außerdem mögen viele die Athmosphäre in den Herbergen. Dort bist du "ganz unter Pilgern", triffst Nacht um Nacht alte Bekannte. Es gibt jede Menge Austausch. Man geht zusammen in die Pilgermesse, um den Pilgersegen zu empfangen. Es wird immer mal zusammen gekocht. Es gibt Küche, Waschmaschine usw. Eben alles, was der Wanderer so braucht.

                                                                                                                                                          Wir haben meistens gezeltet. Auf den Campingplätzen entsteht genauso Abend um Abend ein Pilgertreff.

                                                                                                                                                          Wenn man all diesen Pilger-Specials ausweicht, macht es eigentlich kaum Sinn, ausgerechnet einen Pilgerweg zu wählen. Es gibt genügend Wanderwege, die landschaftlich endrucksvoller sind.

                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                            Freak
                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                            • 05.08.2005
                                                                                                                                                            • 10870
                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                            #78
                                                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                            Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                            ...
                                                                                                                                                            Wir haben meistens gezeltet. Auf den Campingplätzen entsteht genauso Abend um Abend ein Pilgertreff.
                                                                                                                                                            Das finde ich interessant, aber ich frage mich, wo sind die Campingplätze. Mittlerweile habe ich 2.000 km spanische Caminos unter den Füßen gehabt - übrigens als Wanderer, denn die Caminos sind auch profane Wanderwege (GR 65, GR 100 , Europäischer Fernwanderweg E3 und E9) - doch Campingplätze habe ich nur sehr selten gesehen. Für Radfahrer mag das anders aussehen, denn die sind flexibler.
                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Werner Hohn; 29.03.2013, 18:10. Grund: Rechtschreibung
                                                                                                                                                            .

                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                                                                              • 09.05.2006
                                                                                                                                                              • 849
                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                              #79
                                                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                              Da Frage nach den Campingplätzen stelle ich mir auch. Am Camino del Norte gibt es, wenn überhaupt, nur Dauercampingplätze für Strandurlauber. Am Camino Primitivo habe ich keinen einzigen Campingplatz in Erinnerung. Nur kurz vor Santiago bin ich an einem Campingplatz vorbeigekommen, auf dem wahrscheinlich auch Pilger unterkommen.
                                                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                • 849
                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                Camino Frances: Melide bis Santiago

                                                                                                                                                                In Melide stieß ich dann auf den gefürchteten Camino Frances – und alle meine schlimmsten Vermutungen bestätigten sich.... Der Camino Frances, vor allem hier so kurz vor Santiago, ist eine Wanderautobahn. Es war fast unmöglich, außerhalb der Sichtweite eines anderen Pilgers zu laufen. Hunderte von Malen am Tag wurde ich mit „Buen Camino“ begrüßt, was mir bald tierisch auf die Nerven ging. Nie hatte ich meine Ruhe und ungestört Pinkeln gehen war fast unmöglich. Heerscharen von Pilgern so weit das Auge reichte und nur am Nachmittag wurde es ruhiger. Da die Pilger im Kampf um die Schnarchsaalbetten schon vor Sonnenaufgang los rennen, war abends nicht mehr viel los auf dem Camino. Das Gerangel um die Pilgerherbergen empfand ich als schlimm: Wenn ich am späten Nachmittag durch die Orte kam, verkündeten Schilder an fast allen Herbergen „completo“. Glücklicherweise hatte ich ja mein Zelt dabei.

                                                                                                                                                                Vor allem die Begleiterscheinungen des Pilgerns fand ich abstoßend: Überall am Wegesrand hatten sich „Verpflegungsstationen“ angesiedelt. Statt einfach Wasser am jahrhundertealten Brunnen zu trinken, werden die Pilgern nun durch Getränkeautomaten mit eisgekühltem Coca-Cola versorgt. Der Strom kommt per Verlängerungskabel vom nächsten Haus. Dazu Karren mit Thermoskannen voller Kaffee (Becher 1 EUR) und Stände mit Obst. Sinnvoller wäre es wohl, Dixie-Klos aufzustellen, denn die von mir zum Wildzelten frequentierten Nebenwege waren alle mit Klopapier und noch unappetitlicheren Hinterlassenschaften zugemüllt. Alle 5 Minuten stieß ich auf Markierungen, die die Strecke nach Santiago mittlerweile auf den Meter genau angaben. Dazu Gedenkstätten für auf dem Camino verstorbene Pilger und Suchanzeigen nach dem Pilgerflirt. Immer was los hier...



                                                                                                                                                                Am 19. September war es dann soweit: Nach über 5 1/2 Monaten auf Wanderschaft kam ich Santiago de Compostela und damit am Endziel meiner Wanderung an. Ich war so erschöpft, dass ich gar keine Kraft hatte, mir die Stadt anzuschauen, sondern mir einfach in meinem Mini-Einzelzimmer im Seminario Menor einen gemütlichen Nachmittag machte. Erst am nächsten Tag fühlte ich mich fit für eine Stadtbesichtigung.

                                                                                                                                                                Ich empfand Santiago als wunderschöne Stadt, aber die Pilgermassen als fast erdrückend. Die mittägliche Pilgermesse war so proppenvoll, dass Sicherheitskräfte die Besucher dirigieren mussten. Es gab keine Sitzplätze mehr und beim Herumgehen in der Kathedrale musste man aufpassen, nicht über die zahllosen Pilgerrucksäcke zu fallen. Trotz meiner akribisch eingesammelten Pilgerstempel gab ich auch bald die Idee auf, mir die Compostela zu holen. Die Schlange am Pilgerbüro war endlos lang und Santiago viel zu schön, um zwei Stunden mit Warten auf ein Stück Papier zu verbringen. Vor dem Pilgerbüro parkten Dutzende von Fahrrädern der Radpilger und im Hof gab es sogar eine Ecke für abgelegte Pilgerstöcke. Auch meine Unterkunft, das Seminario Menor, war auf Massenabfertigung eingestellt. Die riesigen Schlafsäle umfassten 50 und mehr Betten pro Saal....

                                                                                                                                                                Das schönste Erlebnis für mich war jedoch das deutschsprachige Pilgertreffen, das dort in der Saison jeden Tag im Anschluss an die mittägliche Pilgermesse stattfindet. Hier können sich deutschsprachige Pilger mit einem Geistlichen und zwei Laienbetreuern treffen, ihre Erfahrungen austauschen und die vielen Erlebnisse gemeinsam oder im Gespräch mit den geistlichen Helfern verdauen. Leider hatten sich nur wenige Pilger eingefunden, um dieses interessante Angebot wahrzunehmen, was mir aber die Gelegenheit verschaffte, den Geistlichen ganz für mich alleine zu haben und mit Fragen löchern zu können. Der war angesichts meiner langen Wanderung so begeistert, dass er mich anschließend sogar zum Essen einlud. Ein würdiger Abschluss meiner Wanderung.

                                                                                                                                                                Zu guter Letzt stellte sich mir dann aber noch die Frage nach einem Abschlussphoto. Auf den amerikanischen Trails ist das ganz einfach und das Motiv ergibt sich von selbst. Auf dem AT stellt man sich vor das berühmte Schild auf dem Mt. Kathadin, auf dem PCT an das amerikanisch-kanadischen Grenzmonument und auf dem CDT ist es der Grenzzaun. Auf meiner UK-Wanderung gab es sogar die berühmten Wegweiser am Lands End und in John O Groats. Aber hier in Santiago? Wo lässt man sich als Pilger ablichten? Erst probierte ich es in der Kathedrale, was sich aber angesichts meiner Handyknipse als unpraktisch, weil zu dunkel erwies. Auch das Schild vor dem Pilgerbüro war nicht gerade dekorativ für ein Abschlussphoto. In strahlendem Sonnenschein schlich ich um die Kathedrale auf der Suche nach einem passenden Motiv. Schließlich entschied ich mich für zwei Apostel, die würdig auf mich herabblickten.

                                                                                                                                                                Anders als auf den klassischen amerikanischen Trails stellte sich bei mir allerdings jetzt kein besonderes Gefühl ein. Erstaunlicherweise war ich weder besonders stolz darauf, diese Wanderung geschafft zu haben, noch erleichtert, dass es vorüber war. Ich war einfach nur sehr zufrieden und glücklich und freute mich über die gelungene Tour – und auch schon auf den nächsten Trip....



                                                                                                                                                                Fazit Pilgern: Ziel des letzten Teils dieser Wanderung war es für mich gewesen, nach so vielen Tausend Kilometern Wandern auch mal Pilgern zu erleben. Die Pilgerwege Camino del Norte, Camino Primitivo und Camino Frances hätten unterschiedlicher nicht sein können. Vom „Pilger-Ballermann“ auf dem Frances bis zum relativ naturnahen Pilgern auf dem Primitivo war alles dabei. Bei den meisten Pilgerberichten wird der Pilgerweg rückblickend verherrlicht. Die Bilder zeigen fast immer nur die schönen Seiten des Wegs, weswegen ich versucht habe, mit meinen Collagen auch mal die weniger schönen Aspekte ins Bewusstsein zu rücken. Pilgern in Spanien heißt in der Regel viel Asphalt und Zivilisationsnähe. Mehr über meinen Eindruck vom Pilgerleben gibt es hier auf meinem Blog.

                                                                                                                                                                Ich bin jetzt zwar am Ende mit meiner Wanderung, aber noch nicht am Ende des Berichts. Ich habe sehr viel gelernt auf dieser Wanderung durch Europa und werde sicherlich noch ein Fazit, Statistiken und über meine Lernerfolge schreiben. Und natürlich freue ich mich auch über Fragen zum Trip selbst, seiner Planung und Durchführung.
                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von German Tourist; 29.03.2013, 16:23. Grund: Link eingefügt
                                                                                                                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                  Freak
                                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                                  • 05.08.2005
                                                                                                                                                                  • 10870
                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                  Da bleibt nur eins: Via de la Plata im Winter.

                                                                                                                                                                  Heute, also bis 14:20 , sind übrigens 341 Fuß- und Radpilger in Santiago angekommen, die sich eine der beiden Urkunden abgeholt haben. Das liegt wohl an Ostern, dass um diese Zeit schon so viele unterwegs sind.

                                                                                                                                                                  Die Zahlen aus dem Pilgerbüro in Santiago fast in Echtzeit.
                                                                                                                                                                  .

                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                    • 981
                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                    Fazit Pilgern: Ziel des letzten Teils dieser Wanderung war es für mich gewesen, nach so vielen Tausend Kilometern Wandern auch mal Pilgern zu erleben.
                                                                                                                                                                    Ich kenne die Spanischen caminos ja noch nicht aber nach allem was ich bisher gelesen habe, (viele Erfahrungsberichte im Vorfeld meiner Tourplanung letztes Jahr) Werden auch die negativen Seiten oft genug genannt. Um den Trubel den die "Pilgermode" hervorruft zu erleben hat du dir m.E. den richtigen Abschnitt des CF ausgesucht. Ich habe schon viel darüber gelesen daß es sogar Bustouren gibt um die Massen auf die letzten 100km zu karren.
                                                                                                                                                                    Was das "Pilgern" an sich angeht.... Ich habe ja das Wandern erst durch das Pilgern angefangen. Meine Strecke in D war trotz Sommer und Ferienzeit sehr ruhig. Außer wenn ich durch Ortschaften musste habe ich im Durchschnitt täglich weniger Menschen gesehen als wenn ich zuhause im Winter auf dem Balkon sitze. Und auch dann nur Ortsnah.
                                                                                                                                                                    Aber jedesmal wenn ich seitdem losgehe, und wenn es nur eine Tagestour ist und nicht auf einem Pilgerweg, frage ich mich ob es denn einen Unterschied macht. Ich bekomme auch so meinen Kopf frei, bin offen für alles was Gott mir zeigen und geben möchte. Von daher denke ich der einzige wirkliche Unterschied außer dem Namen der Strecke und dem vorgegebenen Ziel ist Glaube und wer nicht glaubt kann zig tausend Km Pilgerweg aus Sportgründen Laufen und ist nie wirklich gepilgert. Wie gesagt, meine Meinung.
                                                                                                                                                                    Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich bin in Euch und geh’ durch Eure Träume. (Michelangelo)
                                                                                                                                                                    Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen. (Albert Schweitzer)

                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                      Freak
                                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                                      • 05.08.2005
                                                                                                                                                                      • 10870
                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                      Zitat von changes Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                      ...
                                                                                                                                                                      Aber jedesmal wenn ich seitdem losgehe, und wenn es nur eine Tagestour ist und nicht auf einem Pilgerweg, frage ich mich ob es denn einen Unterschied macht. Ich bekomme auch so meinen Kopf frei, bin offen für alles was Gott mir zeigen und geben möchte. Von daher denke ich der einzige wirkliche Unterschied außer dem Namen der Strecke und dem vorgegebenen Ziel ist Glaube und wer nicht glaubt kann zig tausend Km Pilgerweg aus Sportgründen Laufen und ist nie wirklich gepilgert. Wie gesagt, meine Meinung.
                                                                                                                                                                      Das unterschreibe sogar ich als eingefleischter Wanderer. Nur mach das mal den vielen Leuten auf den spanischen Caminos klar, die den als Event betrachten. Wenn du denen sagst, dass sie trotz Muschel am Rucksack eigentlich nur Wanderer sind, kannst du was erleben. Am besten greifst du dir die 100-km-Pilger raus, oder die vielen, vielen Gruppen, die nur mal so ein paar Tage auf dem Camino sind, weil einer die Idee hatte. Ich habe Gruppen getroffen, die im Jahr zuvor am Ballermann waren, dann halt Camino, und fürs nächste Jahr war schon wieder was ganz anderes geplant. Schulklassen wurden über den Camino gejagt, weil die Eltern das toll fanden. Die Jungs und Mädels wären mit Mallorca besser bedient gewesen; und ich hätte nicht zwei Abende hintereinander keifende elterliche Betreuer in den Herbergen ertragen müssen. Sogar die verstehen sich als Pilger. Ich habe mehr als einen Pilger getroffen, der nicht wusste, wer in dem Grab in Santiago angeblich liegt. Über das (Nicht)Wissen um die geschichtlichen Hintergründe möchte ich erst gar nichts schreiben.
                                                                                                                                                                      .

                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                        • 18.08.2006
                                                                                                                                                                        • 4869
                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                        Für Radpilger gibt es sowohl am CF als auch am Norte in passenden Abständen Campingplätze. Die Refugios bieten dazu oft ihre Gärten zum Zelten an. Die Fußpilger haben keine Zelte dabei. Alle 20 km ein Platz wäre wohl auch zuviel verlangt.

                                                                                                                                                                        Wir waren dort im Juli. Vor 19 Uhr haben wir nie nach einem Refugio geguckt. Es fanden sich trotzdem immer Betten. Wenn nicht im ersten Refugio, dann im nächsten - 100 m weiter. Hektik war also keine erforderlich.

                                                                                                                                                                        Toiletten sind in so ausreichendem Umfang vorhanden, dass "shit in the woods" definitiv nicht erforderlich ist. Jeder Laden, jede Bar hat eine und die darf man auch als Nicht-Kunde benutzen.

                                                                                                                                                                        Auf meine Pilgerurkunde habe ich etwa 10 Minuten gewartet.

                                                                                                                                                                        Ich finde es erfrischend, dass hier mal keine Werbung für den Jakobsweg gemacht wird. Aber ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht.

                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                          • 981
                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                          Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                          Ich will es versuchen, indem ich Euch kleine Anekdoten von unterwegs berichte und auf besonders schöne oder auch besonders furchtbare Teilstrecken hinweise. Den kompletten Reisebericht in Englisch inklusive Photos und vielen Tipps gibt es wie immer auf meinem Blog:
                                                                                                                                                                          Das war die längste kurze Zusammenfassung, die ich je gelesen habe. Deine Anekdoten haben mir sehr gut gefallen. Auch die Fotokollagen fand ich sehr passend. Ein toller Bericht von einer beeindruckenden Tour!
                                                                                                                                                                          The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                            Freak
                                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                                            • 11.07.2008
                                                                                                                                                                            • 12533
                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                            Hallo Christine,

                                                                                                                                                                            wirklich bereichernd, deinen so liebevoll geschriebenen Reisebericht zu lesen. Da freu ich mich glatt auf mehr davon!
                                                                                                                                                                            Mehr als nur einmal habe ich mich selbst darin gesehen, als du angenerft von Menschenmassen warst. An anderer Gelegenheit hab ich mich aber auch selbst in solchen Menschenmassen quasi "wiedergefunden". Schon erstaunlich, wie unterschiedlich man selbst sein kann.

                                                                                                                                                                            Es hat mir sehr viel Spaß gemacht deinen Bericht zu lesen. Wissend, dass ich selbste mir nie diese Zeit wohl nehmen werde, die du hast.
                                                                                                                                                                            Ich finde es aber toll, dass du so deinen Weg gehst. Wortwörtlich.

                                                                                                                                                                            Nur eine Frage stell ich mir dennoch: Zecken sind wirklich keine Freude. Ich kenne das Problem diese Dre**sviecher aus dem Körper zu ziehen. Sobald du in Gegenden bist, die hier etwas problematischer sind, hast du keine Mittel dagegen?
                                                                                                                                                                            Mit diversen netten Chemiekeulen hab ich da schon gewisse Erfolge verspürt.
                                                                                                                                                                            Vom Mittelchen, dass auf die Hose kommt bis hin zum einfachen "Zecken-Authan".
                                                                                                                                                                            Das wärs mir wohl wirklich wert, etwas mehr zu schleppen.
                                                                                                                                                                            Ansonsten ein ganz großes Dankeschön für deinen tollen Reisebericht und ich hoffe auf mehr!

                                                                                                                                                                            Grüße,
                                                                                                                                                                            Bernd.
                                                                                                                                                                            Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                                                                                                                                                            Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                              • 849
                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                              Zu den Zecken:

                                                                                                                                                                              Ich habe jetzt zwei Jahre hintereinander eine Antibiotika-Behandlung wegen massiven Zeckenbefalls hinter mir. Wirklich keine Freude und natürlich Anlass, die Problematik ausführlich mit meinem Hausarzt zu besprechen. Dabei kamen eigentlich nur zwei Alternativen für meine spezielle Situation heraus:

                                                                                                                                                                              Entweder ich verwende in Zeckengebieten, (sprich in Europa fast überall) ständig Autan oder andere DEET-basierte Mittel zur Zeckenabwehr.
                                                                                                                                                                              Oder ich nehme ein Antibiotika als Notfallmittel mit, wenn der Zeckenbefall schlimm wird und/oder erste Symptome auftreten.

                                                                                                                                                                              Ich habe den Arzt gefragt, was er tun würde. Selbst er sagte, dass das eine Entscheidung zwischen Teufel und Belzebub ist. Die ständige Anwendung von DEET ist alles andere als gesund. Vor allem beim Einsprühen oder Einreiben kommt DEET langfristig immer über die Hände irgendwie in den Mund und in den Körper. Ich verwende manchmal kurzfristig DEET in Hardcore-Mückengebieten, aber schon dabei habe ich ein schlechtes Gewissen. Langfristig möchte ich DEET nicht einsetzen, da ich die Langzeitfolgen nicht absehen kann. Die Erhöhung des Rucksackgewichts spielt allerdings keine Rolle bei dieser Entscheidung.

                                                                                                                                                                              Und dann bleibt halt nur die Einnahme von Antibiotika, wenn es einen erwischt. Auch nicht gerade gesundheitsförderlich, aber zumindest zeitlich begrenzt. Bisher habe ich die Antibiotika sozusagen "auf Verdacht" genommen, wenn ich mehrere Tage hintereinander Dutzende von Zecken von mir runtergezogen habe. In Zukunft werde ich wahrscheinlich damit warten, bis sich Symptome zeigen. Das passende Antibiotikum hat mir mein Hausarzt prophylaktisch verschrieben und es ist auf jeder Wanderung dabei.
                                                                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                • 17221
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                                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                OT: probier mal nobite textilspray von außen auf hose und sockenschaft zu sprühen - wirkt lang und gut
                                                                                                                                                                                420

                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                                  • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                  • 4869
                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                  Ich wage es kaum zu schreiben, aber ich habe zwischen Deutschland und Santiago keine einzige Zecke angetroffen und auch niemanden, der mit welchen zu tun hatte.

                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                    Freak

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                                                                                                                                                                                    • 43828
                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                    #90
                                                                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                    OT: Bisher hatte ich auch eher Glück mit Zecken, schreibe das aber zum Teil auch Vorsichtsmaßnahmen zu, wie den Versuchen, nicht zu nahe an hohe Gräser zu kommen und durch’s Unterholz zu streifen, wenn doch, dann einen Kontrollblick auf Hosenbeine und Jacke zu werfen, kombiniert mit UL-Kurzgamaschen und Hosenbein-Enden in den Socken verstauen. Damit habe ich schon so manche Zecke rechtzeitig erwischt.

                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                      Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                      • 26.04.2010
                                                                                                                                                                                      • 5726
                                                                                                                                                                                      • Unternehmen


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                                                                                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                      Christine, wo geht dein nächstes Projekt entlang?
                                                                                                                                                                                      Mich wundert immer, wie wenige nach Jerusalem pilgern.

                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                        • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                        • 849
                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                        #92
                                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                        Also, pilgern ist ja nicht so ganz mein Ding wie ich auf dieser Wanderung ja schmerzlich kennenlernen konnte. Ich kann mir zwar vorstellen, z.B. die Via de la Plata im Winter zu laufen, aber prinzipiell sind Pilgerwege für mich eher zweite Wahl.

                                                                                                                                                                                        Für 2013 plane ich zunächst mal eine längere Radtour durch Skandinivien im Sommer und für Herbst und Winter eine Wanderung von Deutschland über Frankreich nach Südspanien. Und da hat Werner Hohn mir ja einen Floh ins Ohr gesetzt:

                                                                                                                                                                                        Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                        OT: Die einzig wahre Wanderung ist die vom Nordkinn (nördl. Punkt des europäischen Festlands) nach Tarifa (südl. Punkt des europäischen Festlands). Das Nordkinn liegt ja gleich neben dem Nordkap. Das macht übern Daumen ca. 8.500 km. So gesehen ...
                                                                                                                                                                                        Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, werde ich in 2013 von Deutschland nach Tarifa laufen und in einem der nächsten Jahre von Deutschland ans Nordkap, also in zwei "Saisons" vom südlichsten Punkt Europas bis zum nördlichsten als Flipflop.

                                                                                                                                                                                        Aber meine langfristige Tourenplanung hängt von vielen Faktoren ab. Wen es genauer interessiert: Gerade heute habe ich hier auf meinem Blog etwas zu meinen Plänen für 2013 geschrieben.
                                                                                                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                          • 02.07.2009
                                                                                                                                                                                          • 2425
                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                          Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                          Für 2013 plane ich zunächst mal eine längere Radtour durch Skandinivien im Sommer und für Herbst und Winter eine Wanderung von Deutschland über Frankreich nach Südspanien. Und da hat Werner Hohn mir ja einen Floh ins Ohr gesetzt:
                                                                                                                                                                                          Ja ja, der Werner, er ist schon ein Schlingel. Mit den Flöhen in den Ohren setzen, das hat er gut drauf.

                                                                                                                                                                                          Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                          Mich wundert immer, wie wenige nach Jerusalem pilgern.
                                                                                                                                                                                          Vielen ist ihr Leben lieber, als nun ausgerechnet in dieses vom Terror verseuchten Land, zu Pilgern. Was bei der Einreise mit dem Flieger als solches kein Problem darstellt, kann bei der Einreise zu Fuß zu einen echten Problem/Stress werden. Erst Recht wenn man von einen Arabischen Land aus versucht in Israel einzureisen. Es hängt auch immer von der jeweiligen Situation ab. Da bedarf es besondere Vorbereitungen.

                                                                                                                                                                                          Trotzdem pilgern jedes Jahr viele Leute nach Jerusalem, und das ist auch gut so.

                                                                                                                                                                                          (Ich beziehe hier mich auf eigene Erfahrungen,die ich vor vielen Jahren mal machen musste, und die haben keine allgemeine Gültigkeit.)

                                                                                                                                                                                          LG
                                                                                                                                                                                          Atze1407
                                                                                                                                                                                          Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                                                                                                                          Abraham Lincoln

                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                            • 849
                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                            Fazit:

                                                                                                                                                                                            Die Wanderung war einfach großartig! Sie hat mir sogar so gut gefallen, dass ich für 2013 eine ähnliche Tour plane. Zum Langstreckenwandern muss man also nicht nach USA, sondern kann auch hier in Europa tolle Touren machen. Die sind zwar anders als in den USA, aber in meinen Augen mindestens genauso schön. Anders als bei den klassischen amerikanischen Trails wie AT oder PCT musste ich mir für diese Wanderung die Route selbst planen. Wie man eine solche Routenplanung durchführt, habe ich hier auf meinem Blog ausführlich beschrieben.

                                                                                                                                                                                            Zur Strecke selbst: Rückblickend kann ich sagen, dass die Strecke im großen und ganzen wirklich sehr schön war. Obwohl mir der Teil durch Deutschland gut gefallen hat, muss ich sagen, dass die Strecke, die ich im Jahr zuvor gelaufen war, mir etwas besser gefallen hat. Der Streckenabschnitt durch Frankreich war einfach traumhaft und hier würde ich überhaupt nichts verbessern. Wie ja schon ausführlich geschrieben, hat mir der Camino del Norte überhaupt nicht gefallen. Dennoch empfinde ich diesen Teil der Wanderung nicht als enttäuschend, denn ich wollte ja mal Pilgern ausprobieren - mit allen Konsquenzen.

                                                                                                                                                                                            Das einzige Problem auf dieser Tour war die Zeitnot. Ich hatte mich einfach total im Zeitbedarf verkalkuliert. Mein größter Fehler war gewesen, von meinen Erfahrungen auf den amerikanischen Trails auf Europa zu schließen. Aufgrund vieler Faktoren war ich in Europa einfach langsamer unterwegs – vor allem, weil es hier viel mehr Ablenkung in Form von Sightseeing und besserem Essensangebot gab. Das ganze hat mir zu vielen neuen Erkenntnissen für die Zeitkalkulation von Langstreckenwanderungen verholfen, die man hier auf meinem Blog nachlesen kann.

                                                                                                                                                                                            So, aber jetzt mal zu ein paar Facts und Figures:

                                                                                                                                                                                            Länge der Tour: ca. 4.500 km
                                                                                                                                                                                            Davon ohne Begleitung gelaufen: 4.500 km
                                                                                                                                                                                            Dauer der Tour: 172 Tage vom 01.04. - 19.09.2012
                                                                                                                                                                                            Volle Ruhetage: 14
                                                                                                                                                                                            Davon krankheitsbedingt: 2
                                                                                                                                                                                            Halbe Ruhetage: ca. 20
                                                                                                                                                                                            Tagesschnitt inkl. Ruhetage: 26,12 km
                                                                                                                                                                                            Tagesschnitt exkl. Ruhetage: 30, 41 km

                                                                                                                                                                                            Anzahl Übernachtungen im Zelt: 125
                                                                                                                                                                                            Anzahl Übernachtungen in frei zugänglichen Schutzhütten: 10
                                                                                                                                                                                            Anzahl Übernachtungen in Jugend- oder Pilgerherbergen: 9
                                                                                                                                                                                            Anzahl Übernachtungen bei Freunden in Deutschland: 10
                                                                                                                                                                                            Anzahl besuchte Freunde: 4
                                                                                                                                                                                            Anzahl Übernachtungen in Hotels, Pensionen oder Ferienwohnung: 12
                                                                                                                                                                                            Anzahl Übernachtungen bei Couchsurfing Gastgebern: 6
                                                                                                                                                                                            Anzahl besuchte CS Gastgeber: 3

                                                                                                                                                                                            Defekte an Ausrüstung: 1 gebrochene Zeltstange, 1 delaminierte Thermarest, 2 Platypus-Faltflaschen mit Löchern, 3 ½ Paar durchgelaufenen Schuhe, 2 Paar fertige Socken

                                                                                                                                                                                            Anzahl Nachschubpakete aus Deutschland: 4

                                                                                                                                                                                            Erkrankungen: Durchfall aufgrund von Anti-Borreliose Antibiotika-Kur, kurzfristige Ertaubung aufgrund von Heuschnupfen

                                                                                                                                                                                            Schönste Strecke: Frankreich von Vogesen bis Vercors
                                                                                                                                                                                            Hässlichste Strecke: Spanien Camino del Norte
                                                                                                                                                                                            Positive Wanderweg-Überraschung: Deutschland Elisabethpfad
                                                                                                                                                                                            Negative Wanderweg-Überraschung: Spanien GR 11 in den Pyrenäen

                                                                                                                                                                                            Größter Lernerfolg: Wildniswanderers forstwirtschaftliche Ausführungen
                                                                                                                                                                                            Gruseligstes Erlebnis: Nächtliche Begegnung mit Geo-Cachern auf dem Rennsteig
                                                                                                                                                                                            Gefährlichste Tierbegegnungen: Zeckenbisse

                                                                                                                                                                                            Hat mir die Tour gefallen? Ja, sehr!
                                                                                                                                                                                            Würde ich sie einem Freund empfehlen? Ja, unbedingt!
                                                                                                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                                              • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                              • 4869
                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                              #95
                                                                                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                              Da wir in Sachen Pilgern auf den Geschmack gekommen sind, wollen wir natürlich unbedingt nach Jerusalem. In diesem Jahr erst einmal die erste Etappe. Ursprünglich bis Istanbul. Jetzt werden wir etwas eher umkehren und über die Via Regia zurückkehren.

                                                                                                                                                                                              Der Etappe nach Jerusalem stehen dann die diversen Konflikte dort in der Ecke im Wege. Und das wird vermutlich auch noch auf Jahre hinaus so bleiben.

                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                • 25.08.2009
                                                                                                                                                                                                • 923
                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                #96
                                                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                Fazit:


                                                                                                                                                                                                Würde ich sie einem Freund empfehlen? Ja, unbedingt!

                                                                                                                                                                                                3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

                                                                                                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                                                                                                • Nicki
                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                  • 04.04.2004
                                                                                                                                                                                                  • 1307
                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                  #97
                                                                                                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                  Negative Wanderweg-Überraschung: Spanien GR 11 in den Pyrenäen
                                                                                                                                                                                                  Deine Beschreibungen und Fazits darunter lesen sich eigentlich nicht so......

                                                                                                                                                                                                  Gruß Folko
                                                                                                                                                                                                  www.mitrucksack.de
                                                                                                                                                                                                  Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                    Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                    • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                    • 849
                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                    #98
                                                                                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                    @Nicki

                                                                                                                                                                                                    Die Aussage bezieht sich auf mein ganz persönliches Fazit. Und ich schreibe auch nicht, dass die Pyrenäen die furchtbarste Strecke gewesen sind, sondern ausdrücklich, dass ich sehr überrascht war. Ich hatte gedacht, dass die Pyrenäen für mich der schönste Teil der Wanderung werden würden. Aber aufgrund einiger Umstände, vor allem wegen der Zeitnot, der Schwierigkeit des Geländes und meiner daraus resultierenden Erschöpfung war das dann leider nicht der Fall. Ich konnte die Pyrenäen leider nicht so geniessen, wie sie es aufgrund ihrer Schönheit verdient hätten. Dadurch wurde diese Teilstrecke zu einer persönlichen Enttäuschung und ich war erleichtert, als ich das schwierige Gelände hinter mich lassen konnte. Unter anderen Umständen hätte ich die Strecke sicherlich ganz anders wahrgenommen.

                                                                                                                                                                                                    Ich wollte mit dem Absatz über die positivste und negativste Überraschung vor allem zum Ausdruck bringen, dass der Genuss einer Teilstrecke nicht vorhersehbar oder planbar ist. Auch ich erlebe immer wieder, dass die Realität von meiner Erwartungshaltung ganz gravierend abweichen kann. Wie sehr mir eine Strecke letztendlich gefällt, hängt von vielen Faktoren ab. Die Pyrenäen waren auf dieser Wanderung sicherlich der spektakulärste und mit der schönste Abschnitt. Aber das ist halt nur ein Faktor von vielen. Wenn der Rest nicht stimmt, dann ist die schönste Landschaft nur ein schwacher Trost.

                                                                                                                                                                                                    Nimm mal das Gegenbeispiel, den Elisabethpfad. Auf dieses Teilstück hatte ich eigentlich so gar keine Lust und hatte sogar eine Alternativstrecke vorbereitet. Mich schreckte der hohe Asphaltanteil ab und ich begann den Weg recht lustlos. Aber obwohl der Elisabethpfad sicherlich nicht die schönste Wanderung Deutschlands ist, haben mich die vielen schönen Fachwerkdörfer mehr als genug für den hohen Asphaltanteil kompensiert und ich bin froh, dass ich den Weg gelaufen bin.

                                                                                                                                                                                                    Letztendlich waren der Elisabethpfad und der GR 11 die beiden Teilstrecken, auf denen meine persönliches Erleben am stärksten von meiner Erwartungshaltung abwich.
                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von German Tourist; 02.04.2013, 10:16. Grund: Ergänzung
                                                                                                                                                                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                      • 16.02.2007
                                                                                                                                                                                                      • 981
                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                      #99
                                                                                                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                      Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                      Christine, wo geht dein nächstes Projekt entlang?
                                                                                                                                                                                                      Mich wundert immer, wie wenige nach Jerusalem pilgern.
                                                                                                                                                                                                      Zwei Jungs aus Neuss haben zwar nicht Jerusalem im Auge, aber Mekka: Sohn des Weges. Eigentlich wollten sie schon Anfang März los, sind nun aber scheinbar immer noch zuhause und machen bisher hauptsächlich Werbung für das Unternehmen...
                                                                                                                                                                                                      The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                        Freak

                                                                                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                        • 21.01.2008
                                                                                                                                                                                                        • 11979
                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                        Von mir auch ein dickes Dankeschön. Gerade wenn man selbst nicht die Möglichkeit zu so langen Touren hat, hilft es, diesen Bericht zu lesen und sich zu überlegen "Was wäre wenn ?". Daß in Text und Bild auch Negatives angesprochen wird, finde ich sehr erfrischend.

                                                                                                                                                                                                        Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                        ...
                                                                                                                                                                                                        Das einzige Problem auf dieser Tour war die Zeitnot. Ich hatte mich einfach total im Zeitbedarf verkalkuliert....
                                                                                                                                                                                                        Ein Gedanke, der mir dabei kommt : Eigentlich hast Du ja soviel Zeit, wie kaum jemand von uns, aber trotzdem ist da die Zeitnot....Ist es bei Deinen Touren immer so, daß vorher ein Zielpunkt festgelegt wird, den Du auf jeden Fall erreichen willst ? Gibt es nicht die Möglichkeit, z.B. 3 Monate in eine Richtung unterwegs zu sein und eben soweit zu gehen, wie Du dann kommst ? Oder würde Dir das nicht zusagen ?

                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                          • 849
                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                          Ich habe eigentlich immer einen festen Zielpunkt - schon aus psychologischen Gründen. Einfach so vor mich hinzulaufen, wäre nicht mein Ding. Da es auf jeder Tour auch mal Durststrecken gibt, hilft ein fester Endpunkt beim Durchhalten. Ich habe bei jeder Tour eine ziemlich feste Regel: Ich lege den Start- und Zielpunkt fest und laufe die gesamte Strecke dazwischen ohne Lücke. Dabei kann ich auch von der geplanten Route abweichen, solange es eine durchgehende Wanderung ist. Wenn man einmal von dieser Regel abweicht, reisst das Auslassen bald ein. Wo zieht man dann die Grenze? Ausserdem muss ich aus Erfahrung sagen, dass gerade das Durchhalten "schwieriger" Streckenabschnitte einem hinterher die größte Befriedigung verschafft.

                                                                                                                                                                                                          Die Zeitnot auf dieser Tour war ein Sonderfall durch eine nicht verschiebbare Anschlusstour und dieser Fehler wird mir auch nicht noch mal passieren.
                                                                                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                                                            • 04.04.2004
                                                                                                                                                                                                            • 1307
                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                            Hallo Christine

                                                                                                                                                                                                            Danke für deine Erläuterung.
                                                                                                                                                                                                            Trotdem finde ich diese Aussage- so alleine stehend
                                                                                                                                                                                                            Negative Wanderweg-Überraschung: Spanien GR 11...
                                                                                                                                                                                                            unpassend.
                                                                                                                                                                                                            Was kann diese Landschaft, und die schwierigkeit des Geländes dafür das ein Wanderer mit den Anforderungen Probleme hat?

                                                                                                                                                                                                            Grüße Folko
                                                                                                                                                                                                            www.mitrucksack.de
                                                                                                                                                                                                            Ganz viel Pyrenäen ( HRP- Haute Randonnée Pyrénéenne - komplett) und ein bisschen La Gomera

                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                                                              • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                              • 4869
                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                              Keinen festen Zeitpunkt für die Ankunft zu haben, macht für mich den Hauptreiz meiner Langstreckenunternehmungen aus. Im Unterschied zu den 30 Jahren in denen meine Berufstätigkeit mir da immer enge Grenzen setzte. Wo es schön ist, möchte ich bleiben dürfen und genießen.

                                                                                                                                                                                                              Genauso mag ich extrem durchgeplante Reisen auch nicht so. Eine Tour, bei der jeder Discounterbesuch unterwegs eingeplant wäre, böte mir zu wenig Überraschungen. Weshalb ich mich jetzt auch sehr auf die Ost-Europa-Tour freue. Der Jakobsweg durch Deutschland, Frankreich und Spanien war weniger Abenteuer als Wellness-Reise. Unbegrenzt Zeit - bedeutet doch auch, einfach ins Blaue aufbrechen zu können.

                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                Freak
                                                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                • 10870
                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                Zitat von Atze1407 Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                Ja ja, der Werner, er ist schon ein Schlingel. Mit den Flöhen in den Ohren setzen, das hat er gut drauf.
                                                                                                                                                                                                                OT: Man kann ja über Foren und soziale Netzwerke viel Schlechtes denken, zum Beispiel, dass die Leute nicht vor die Tür kommen; gelegentlich trifft man die Leute real, und dann denkt man, das der/die/das empfänglich für einen Floh sein könnte.

                                                                                                                                                                                                                Erfreulich, dass nicht nur junge Frauen, sondern auch alte Männer dem einen oder anderen Floh eine Heimstatt geben.
                                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von Werner Hohn; 02.04.2013, 18:30. Grund: Das waren zu viele Flöhe
                                                                                                                                                                                                                .

                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                                  • 02.07.2009
                                                                                                                                                                                                                  • 2425
                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                  @ Werner
                                                                                                                                                                                                                  Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                                                                                                                                                  Abraham Lincoln

                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                    Freak

                                                                                                                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                    • 21.01.2008
                                                                                                                                                                                                                    • 11979
                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                    ...Ich habe bei jeder Tour eine ziemlich feste Regel: Ich lege den Start- und Zielpunkt fest und laufe die gesamte Strecke dazwischen ohne Lücke. Dabei kann ich auch von der geplanten Route abweichen, solange es eine durchgehende Wanderung ist. Wenn man einmal von dieser Regel abweicht, reisst das Auslassen bald ein. Wo zieht man dann die Grenze? Ausserdem muss ich aus Erfahrung sagen, dass gerade das Durchhalten "schwieriger" Streckenabschnitte einem hinterher die größte Befriedigung verschafft....
                                                                                                                                                                                                                    Zumindest das mit dem nicht Unterbrechen/ Auslassen würde ich sogar auch so empfinden/ machen. Ich vermute auch mal, daß sich für jeden erst auf so langen Touren herauskristallisiert, wie es am besten paßt. Vieles wird wohl anders sein, als bei einem 14 tägigen Trip ?

                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                      • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                      • 4869
                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                      Ohne Frage. Dabei ist das Wichtigste für mich der fehlende Zeitdruck. Die Möglichkeit, sich ganz auf das Unterwegs-Sein einzulassen, ohne ständig das Ende der Aktion unmittelbar vor sich zu haben. Dadurch tritt dann alles andere, was einen sonst beschäftigt, mehr und mehr in den Hintergrund. Das Leben wird überschaubar und einfach. Man kümmert sich um das unmittelbar Notwendige. Wo schlafe ich nächste Nacht? Wo finde ich zu essen und zu trinken?

                                                                                                                                                                                                                      Und dazu gehört für mich auch die Abkehr von engmaschiger Planung. Raum für Überraschungen. Sich einlassen auf völlig andere Verhältnisse. "Die Feste feiern wie sie fallen." Immer Zeit für ein gutes Gespräch. Zum Genießen einer schönen Aussicht. Zum Sitzen in der Sonne.

                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                                        • 02.07.2009
                                                                                                                                                                                                                        • 2425
                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                        @ Enja

                                                                                                                                                                                                                        Genau so ist es!

                                                                                                                                                                                                                        Was gibt es schöneres, als sich auf dem Moment einzulassen.

                                                                                                                                                                                                                        LG
                                                                                                                                                                                                                        Atze
                                                                                                                                                                                                                        Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                                                                                                                                                        Abraham Lincoln

                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                          • 849
                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                          Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                          Ich vermute auch mal, daß sich für jeden erst auf so langen Touren herauskristallisiert, wie es am besten paßt. Vieles wird wohl anders sein, als bei einem 14 tägigen Trip ?
                                                                                                                                                                                                                          Dies ist ein interessanter Aspekt, denn in der Tat hat sich meine Erwartungshaltung und Herangehensweise an Wandertouren sehr stark verändert.

                                                                                                                                                                                                                          Als ich noch gearbeitet habe, ging es mir wie wohl den meisten hier im Forum: Wichtig bei einer Wandertour war vor allem die schöne, am besten spektakuläre Landschaft. Das Gelände konnte auch ruhig etwas schwierig sein, denn das erhöhte nur den Abenteueraspekt der Tour. Neben dem Hauptfaktor "tolle Landschaft" spielten andere Aspekte kaum eine Rolle.

                                                                                                                                                                                                                          Je länger ich unterwegs bin, desto mehr tritt die Gewichtung der schönen Landschaft in den Hintergrund. Dies hat wohl mehrere Gründe: Erstens habe ich mittlerweile so viel schöne und spektakuläre Landschaft gesehen, dass es sich trotz aller Schönheit halt doch immer wiederholt. Daher interessiert mich mittlerweile eher eine ungewöhnliche Landschaft und ich suche einzigartige oder seltene Ökosysteme. Aus diesem Grund fand ich meine Wanderung durch die Sümpfe Floridas oder das australische Outback so toll. Diese Landschaft gibt es nur dort, während ich tolle Hochgebirgsidylle in vielen Ländern finden kann. Das heisst aber jetzt im Extrem auch nicht, dass mir die Landschaft total egal ist - sie ist halt nur nicht mehr der Hauptfaktor.

                                                                                                                                                                                                                          Auch meine Risikobereitschaft hat stark nachgelassen. Es ist eben ein Unterschied, ob man sich auf einer zweiwöchigen Tour ein paar Mal über ein paar Geröllfelder quält oder ob man das über Monate hinweg macht. Das statistische Risiko einer Verletzung wird einfach größer und das möchte ich nicht eingehen, zumal ich fast immer alleine unterwegs und quasi "obdachlos" bin. Im Falle einer ernsthaften Verletzung kann ich nicht in meine Wohnung nach Deutschland zurückkehren und mich auskurieren.

                                                                                                                                                                                                                          Aus Budgetgründen werden für mich mehr und mehr logistische Faktoren wichtig wie Kartenverfügbarkeit, einfacher und billiger Proviantnachschub, preisgünstige An- und Abreisemöglichkeiten. Als ich noch gearbeitet habe, war es mir auch egal, ob ich für einen zweiwöchigen Wanderurlaub 100 und mehr Euro in Papierkartenmaterial verballert habe. Da konnte ich auch ausgefeilte Tourenplanung betreiben und es war mir egal, dass ich unterwegs nur in Berghütten zu Goldpreisen einkaufen konnte. Und bei der An- und Abreise war mir die Zeitersparnis zumindestens genauso wichtig wie die Geldersparnis. All diese Faktoren haben sich gravierend gewandelt. Bei knappem Budget müssen meine Touren jetzt vor allem unter finanziellen Gesichtspunkten bestehen. Die Verfügbarkeit von gutem und preiswertem (digitalen) Kartenmaterial ist mittlerweile fast ein ko-Kriterium von Wandertouren für mich geworden. Damit sich die An- und Abreisekosten amortisieren, mache ich auf anderen Kontinenten nur noch sehr lange oder miteinander einfach kombinierbare Touren. Ich kann und will mir keine teuren Permits für Nationalparkeintritte, Hüttennutzungen oder Campingerlaubnisse leisten. Einfaches und stressfreies Wildzelten ist mir extrem wichtig. Die Liste der logistischen Faktoren könnte ich noch lange weiterführen.
                                                                                                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                            • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                            • 4869
                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                            Die Verfügbarkeit von gutem und preiswertem (digitalen) Kartenmaterial ist mittlerweile fast ein ko-Kriterium von Wandertouren für mich geworden. Damit sich die An- und Abreisekosten amortisieren, mache ich auf anderen Kontinenten nur noch sehr lange oder miteinander einfach kombinierbare Touren. Ich kann und will mir keine teuren Permits für Nationalparkeintritte, Hüttennutzungen oder Campingerlaubnisse leisten. Einfaches und stressfreies Wildzelten ist mir extrem wichtig.
                                                                                                                                                                                                                            Da passt der AT natürlich perfekt. In Europa ist es schwierig, perfekt erschlossene, menschenleere Landschaften zu finden. Denke ich mal. Ich habe mich allerdings schon gefragt, ob die ganzjährige Ernährung von Tütennahrung gesund bzw. preiswert ist. Warum ernährst du dich nicht einfach von dem, was die Leute, die dort leben, auch essen? Das ist doch meistens preiswert zu haben.

                                                                                                                                                                                                                            Skandinavien haben wir bislang aus Kostengründen ausgelassen. An- und Abreise spart man, wenn man einfach dort losläuft, wo man gerade ist.

                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                              Freak

                                                                                                                                                                                                                              Liebt das Forum
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                                                                                                                                                                                                                              • 11979
                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                              Danke Christine, war für mich eine sehr interessante Antwort.

                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                • 849
                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                In Europa ist es schwierig, perfekt erschlossene, menschenleere Landschaften zu finden. Denke ich mal.
                                                                                                                                                                                                                                Da denkst Du leider falsch. Die ""Wildnisgebiete" Europas wie z.B. in Skandinavien oder den Hochgebirgen sind recht einfach sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. In den USA hingegen gibt es kaum öffentliche Verkehrsverbindungen und schon gar nicht zu den Wilderness Areas. Hier bist Du auf teure Shuttle oder eben trail angels angewiesen.


                                                                                                                                                                                                                                Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                Warum ernährst du dich nicht einfach von dem, was die Leute, die dort leben, auch essen? Das ist doch meistens preiswert zu haben.
                                                                                                                                                                                                                                Wenn Du auch mal Langstrecke wandern solltest, wirst Du feststellen, dass Gewicht eine entscheidende Rolle spielt. Daher leichte Tütennahrung statt normaler "schwerer" Lebensmittel, die dann meist auch nicht haltbar sind und zu lange in der Zubereitung dauern. Aber für Radfahrer wie Dich spielt dieser Aspekt natürlich keine Rolle, denn Du bist ja ständig in der Zivilisation und kannst fast täglich einkaufen.


                                                                                                                                                                                                                                Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                An- und Abreise spart man, wenn man einfach dort losläuft, wo man gerade ist.
                                                                                                                                                                                                                                Ist halt nur ein bisschen blöd, wenn man in Australien wandern will....
                                                                                                                                                                                                                                http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                                                                                                                                • Enja
                                                                                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                  • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                  • 4869
                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                  Australien liegt meines Wissens nicht in Europa.

                                                                                                                                                                                                                                  In Europa sind Landschaften ohne Versorgungsmöglichkeiten selten groß genug, um darin monatelang Langstrecken zu wandern.

                                                                                                                                                                                                                                  Wenn du in Frankreich wochenlang wandern willst, ohne durch ein Dorf zu kommen, kannst du sie natürlich meiden. Das kann man aber auch lassen. Und wenn du mit Boot oder Rad unterwegs bist, kannst du ohnedies genügend mitnehmen/einkaufen.

                                                                                                                                                                                                                                  Weil außer dir und Werner niemand aus Europa Langstrecken wandert (habe ich in deinem Blog gelesen), interessiert es uns eben besonders, von dir zu hören, wie sich das anfühlt und was du für Erfahrungen machst. Deshalb die Fragen.

                                                                                                                                                                                                                                  Mich interessiert zudem dein Lebensmodell. Seit drei Jahren bin ich zunehmend unterwegs. Und arbeite entsprechend weniger. Ich muss allerdings weiterhin meine Studi-Kinder finanzieren und will auch mein Haus nicht aufgeben. Daneben sind dann die Ausgaben für die Touren relativ bescheiden. Trotzdem arbeite ich zwischen den Touren noch. Möchte das aber mit der Zeit aufgeben.

                                                                                                                                                                                                                                  Monatelanges Langstreckenwandern halten meine Arthrose-geplagten Gelenke nicht aus. Insofern bin ich in der Beziehung auf die Erfahrungen anderer angewiesen.

                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                    Die Verfügbarkeit von gutem und preiswertem (digitalen) Kartenmaterial ist mittlerweile fast ein ko-Kriterium von Wandertouren für mich geworden.
                                                                                                                                                                                                                                    Meiner Meinung nach gibt es entweder entweder frei verfügbares oder "recht teueres" digitales Kartenmaterial. Wie frei verfügbares digitales Kartenmaterial entsteht, ist bekannt. Gibst Du in dieser Richtung auch was zurück oder nutzt Du nur die Arbeit anderer? Zumindest bei dieser Tour scheinst Du ja keinen eigenen Track aufgenommen zu haben.

                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                      Moderator
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                                                                                                                                                                                                                                      • 12.01.2009
                                                                                                                                                                                                                                      • 17221
                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                      Die Liste der logistischen Faktoren könnte ich noch lange weiterführen.
                                                                                                                                                                                                                                      ich bitte darum!
                                                                                                                                                                                                                                      420

                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                        Freak
                                                                                                                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                        • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                        • 10870
                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                        Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                        Meiner Meinung nach gibt es entweder entweder frei verfügbares oder "recht teueres" digitales Kartenmaterial. Wie frei verfügbares digitales Kartenmaterial entsteht, ist bekannt. Gibst Du in dieser Richtung auch was zurück oder nutzt Du nur die Arbeit anderer? Zumindest bei dieser Tour scheinst Du ja keinen eigenen Track aufgenommen zu haben.
                                                                                                                                                                                                                                        Muss man das? Wovon ist das abhängig? Von der Länge der Tour? Von dem Anteil, der mit Hilfe der "Arbeit anderer" gewandert wurde?

                                                                                                                                                                                                                                        Wenn ich mir eine Karte von den Vermessungsbehörden oder gewerblichen Kartenanbietern kaufe und danach wandere, gebe ich dann etwas an die ehrenamtlichen Wegemacher und -betreuer zurück? Muss man etwas zurück geben, wenn man mit einem Wanderbuch unterwegs ist, das Wanderungen auf Wegen beschreibt, die ehrenamtlich betreut werden?

                                                                                                                                                                                                                                        @Enja

                                                                                                                                                                                                                                        Es gibt noch mehr, die in Europa Weitwandern. Wenn du genau liest, steht das auch da.
                                                                                                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von Werner Hohn; 03.04.2013, 13:12.
                                                                                                                                                                                                                                        .

                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                          • 43828
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                                                                                                                                                                                                                                          dito! :-)

                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                            • 849
                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                            Meiner Meinung nach gibt es entweder entweder frei verfügbares oder "recht teueres" digitales Kartenmaterial. Wie frei verfügbares digitales Kartenmaterial entsteht, ist bekannt. Gibst Du in dieser Richtung auch was zurück oder nutzt Du nur die Arbeit anderer? Zumindest bei dieser Tour scheinst Du ja keinen eigenen Track aufgenommen zu haben.
                                                                                                                                                                                                                                            Teuer wird in diesem Zusammenhang auch relativ: Wenn ich monatelang durch Spanien oder Frankreich laufe und das auch noch mehrere Jahre hintereinander, dann lohnt sich auch die Ausgabe von 150 bis 250 EUR für eine gute Garmin topo Karte. Wenn ich dort allerdings nur kurz durchlaufe, wird das zu teuer.

                                                                                                                                                                                                                                            Das mit dem "Ausnutzen" der Arbeit anderer sehe ich ähnlich wie Werner. Ich gebe gerne etwas an die Community zurück und stelle meine Tracks z.B. auch bei Wikiloc ein oder beteilige mich an Outdoorforen wie z.B. hier bei ODS. Das "Mit-Tracken" von Touren für OSM ist meines Erachtens nach jedoch eine Frage von Aufwand und Nutzen. In den Vorjahren war ich meist in recht abgelegenen Gegenden in USA oder Australien unterwegs. Dort hatte ich einfach nicht die nötigen Batterien zur Verfügung, die ein konstantes Mittracken erlauben würden. Da haben es Wanderer auf Kurzstrecke einfacher. Hier in Europa sieht die Sache ein bisschen anders aus und im Vorfeld für meine nächste Europawanderung überlege ich mir tatsächlich, ob ich für OSM einige Strecken mittracke.
                                                                                                                                                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                              Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                              Muss man das? Wovon ist das abhängig? Von der Länge der Tour? Von dem Anteil, der mit Hilfe der "Arbeit anderer" gewandert wurde?
                                                                                                                                                                                                                                              Wo habe ich was von "Muss" geschrieben? Es hat mich einfach interessiert. Das Wort "ausnutzen" ist mir einfach rausgerutscht. Es sollte natürlich "nutzen" heißen.

                                                                                                                                                                                                                                              Edit: Ich stelle gerade an Hand der Zitate fest, ich habe gar nicht "ausnutzen" geschrieben. Das Wort hat Christine verwendet. Zwischen "ausnutzen" und "nutzen" besteht schon ein Unterschied.
                                                                                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von ; 06.04.2013, 17:15.

                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                Freak
                                                                                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                                • 10870
                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                So ganz fremd sind mir deine Überlegungen nun auch wieder nicht. Oft frage ich mich, warum ich nichts an die Leute zurückgebe, die "meine" Wanderwege machen.

                                                                                                                                                                                                                                                Ausdrücklich sind damit nicht die Leute von OpenStreetMap u.ä. gemeint. OSM trägt wie die Wikipedia das Fähnlein "vom Nutzer für Nutzer und das kostenlos" weit vor sich her. Dass OSM sauer wird, wenn Anbieter von Naviprogrammen (egal ob kostenlos oder kommerziell) große Datenmengen ohne Gegenleistung runterladen, hat mein vollstes Verständnis. Doch als Privatmensch habe ich nicht die Spur eines schlechten Gewissens, wenn ich auf diese Karten zurück greife, ohne eine Gegenleistung zu erbringen.

                                                                                                                                                                                                                                                Edit: Wenn das hier nun in eine OSM-Debatte gibt, lohnt vielleicht ein neuer Thread?
                                                                                                                                                                                                                                                .

                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


                                                                                                                                                                                                                                                • Kaesehobler
                                                                                                                                                                                                                                                  Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                  • 16.02.2013
                                                                                                                                                                                                                                                  • 1203
                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                  Toller Bericht! Motiviert, selbst mal loszulaufen...

                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                    • 14.07.2008
                                                                                                                                                                                                                                                    • 5576
                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                    Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                    @abt
                                                                                                                                                                                                                                                    Die Ostrichtung umfasst idealerweise den ganzen Karpatenzug und trotz intensiver Recherche musste ich leider feststellen, dass es für Rumänien und Ukraine nur sehr unzureichend Karten gibt.
                                                                                                                                                                                                                                                    ???

                                                                                                                                                                                                                                                    www.dimap.hu bzw. http://www.mapfox.de/WG_901.php
                                                                                                                                                                                                                                                    http://www.mapfox.de/WG_902.php
                                                                                                                                                                                                                                                    http://www.mapfox.de/WG_903.php


                                                                                                                                                                                                                                                    Ukraine: http://www.mittelosteuropa-landkarte...andkarten.html

                                                                                                                                                                                                                                                    Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                                                                                                                                                                                                                                                    daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                      Doch als Privatmensch habe ich nicht die Spur eines schlechten Gewissens, wenn ich auf diese Karten zurück greife, ohne eine Gegenleistung zu erbringen.
                                                                                                                                                                                                                                                      Wie gesagt, halte ich auch nicht für nötig. Außerdem, wer Reiseberichte schreibt, gibt ja auch bereits was zurück. Ich stand noch unter dem Eindruck der intensiven Suche nach digitalem Kartenmaterial in Osteuropa. Und da sieht es auch bei OSM recht dünn aus.

                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                      Edit: Wenn das hier nun in eine OSM-Debatte gibt, lohnt vielleicht ein neuer Thread?
                                                                                                                                                                                                                                                      Wäre vieleicht nicht schlecht. Interessant finde ich solche aufbauende Projekte wie die Wanderreitkarte. Lina postete neulich auch eine interessante Seite mit internationalen Wanderwegen. Da gab es gerade beim östlichen E3 noch jede Menge Lücken.

                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                        • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                                        • 4869
                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                        ok. Nicht "der einzige" Fernwanderer. "one of the very few"..... Besser?

                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                                          • 849
                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                          @Homer und lina

                                                                                                                                                                                                                                                          So, ihr habt es so gewollt.... Jetzt gibt es also mal einen Exkurs über die Logistik bei Langstreckentouren.

                                                                                                                                                                                                                                                          Karten: Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich digitale Karten für Touren benötige. Da mir aber schon zweimal das GPS unterwegs verreckt ist, habe ich in der Regel für die komplette Strecke ein Papier-Backup dabei. Ein logistischer Vorteil ist es dabei, auf bestehenden Langstreckenwegen zu wandern, für die es bereits spezifische Führer und/oder Streifenkarten gibt. Die Vorbereitung für den AT oder PCT ist ein Klacks im Verhältnis zu dem Aufwand, den ich für diese Europatour betrieben habe. Für AT und PCT kaufst Du Dir ein guidebook oder Kartenset, das den kompletten Trail abdeckt. Für die Logistik hast Du ein Databook. Eigene Recherche musst Du dabei so gut wie nicht betreiben. Ähnlich sieht es auf den Pilgerwegen oder populären europäischen Trails aus. Ich liebe z.B. die französischen topoguide. Karten, Wegbeschreibung, touristische und logistische Hinweise – alles in einem Buch! Rechercheaufwand damit fast Null. Ähnliches gilt für gpx tracks. Klar kann ich die mir mit digitalen Karten auch selbst erstellen, was aber bei mehreren Tausend Kilometer immens zeitaufwendig ist. Viel einfacher ist es, wenn Du Dir vorhandene Tracks einfach runterladen kannst. D.h. für mich sind vor allem Trails attraktiv, für die ich auf gutes und preisgünstiges/kostenloses Datenmaterial zurückgreifen kann.

                                                                                                                                                                                                                                                          Nachschublogistik: Obwohl ich in der Regel versuche, alles dabei zu haben bzw. unterwegs zu kaufen, lässt es sich oft nicht vermeiden, mir Sachen auf den Trail zuschicken zu lassen. Dazu brauche ich jemanden, der die Sachen aufbewahrt und losschickt und jemanden, der sie in Empfang nimmt und aufbewahrt, bis ich sie abhole. Hier habe ich schon alle möglichen Varianten durch von trail angel in USA, Freunden in Deutschland, postlagernde Sendungen etc. Einfach sind für mich trails, an deren Strecke Freunde und Bekannte wohnen, die ich als Versandadresse verwenden kann. In USA gibt es zudem die trail angels. Postlagernde Sendungen bei Postämtern unterliegen viel mehr Problemen wie eingeschränkte Lagerzeit und Öffnungszeiten. Dann gibt es noch den Versand selbst: Aus Deutschland nach USA zu versenden ist viel zu teuer, hat ein hohes Verlustrisiko und ist nicht gut planbar. Ich versuche daher, im jeweiligen Land einen „trail manager“ zu finden, der den Versand national übernimmt. Daher sind Länder, in denen ich bereits über ein Freundes-Netzwerk verfüge für mich viel einfacher als exotisches Neuland. Und am besten sind Touren, bei denen ich keinen Ausrüstungswechsel oder Nachschub aus der Heimat brauche.

                                                                                                                                                                                                                                                          Nachschub Konsumgüter: Hierbei meine ich Brennstoffe, Proviant und Schuhe, von denen ich beim Wandern alle 6 Wochen ein neues Paar brauche. Wie einfach kriege ich Gaskanister her? Natürlich kann ich auch einen Benzinkocher mitnehmen, aber das bringt Gewichtsnachteile. Wie einfach komme ich an kalorienhaltigen, leichten Proviant? Kann ich Schuhe unterwegs nachkaufen oder kann ich muss ich sie mir teuer und risikobehaftet nachschicken lassen? All das sind natürlich keine ausschlaggebenden Kriterien, aber sie führen zu Plus- oder Minuspunkten für eine Tour und haben massgeblichen Einfluss auf die Planungsintensität einer Tour.

                                                                                                                                                                                                                                                          Anschlusslogistik: Gerade wenn meine Tour mehrere Kontinente oder Fortbewegungsmittel umfasst, muss ich überschüssige Ausrüstung irgendwo zwischenlagern. D.h.: Wohin mit dem Fahrrad, wenn ich gerade wandern gehe? Oder wo mein Faltboot einlagern, wenn ich anschließend wandere? Ohne Freunde, trail angel oder andere hilfsbereite Menschen bin ich dann aufgeschmissen. In USA kommt dann noch das Problem dazu, dass es kaum öffentliche Verkehrsverbindungen gibt und ich shuttles von oder zum trail brauche. Ohne trail angels wäre das entweder gar nicht oder nur mit sehr hohem finanziellen Aufwand machbar. Um teure Flüge zu vermeiden, bin ich bereits zwei Mal round the world geflogen. Also von Deutschland nach USA, dann nach Australien/Neuseeland und über Asien zurück nach Europa. Hier wird es dann so richtig kompliziert. Wie kriege ich preisgünstig mein ganzes Gepäck mit? Ein echtes Problem, wenn man mit Fahrrad und/oder Faltboot unterwegs ist. Mein Fahrrad ist bereits zwei Mal um die Welt geflogen und ich bin mittlerweile Experte bei Sportgepäckzuschlägen von Airlines. Dann muss ich die ganze Tour auch noch so planen, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin, denn australisches Outback im Sommer oder Kanada zu Fuß im Winter ist keine gute Idee. Erschwerend kommt hinzu, dass Langstreckenflüge nur bei langer Vorausbuchung günstig zu haben sind. D.h. ich muss schon ein halbes Jahr im Voraus wissen, wann ich wo hin fliegen will.

                                                                                                                                                                                                                                                          Keine homebase: Ich habe seit fünf Jahren keine eigene Wohnung mehr. Meine Outdoorsachen sind in einem Lager eingelagert. Wenn ich wie jetzt für ein paar Monate in Deutschland bin, muss ich mir eine Wohnung oder ein WG-Zimmer befristet anmieten. D.h. im Klartext, ich kann zwischen zwei Touren nicht einfach mal kurz in die Heimat zurück. Wenn ich einmal mein befristetes WG-Zimmer aufgebe, müssen alle anschließenden Touren durchgängig durchgeplant sein, denn ich habe dann keine homebase mehr. Auch die Nachschublogistik muss bei Freunden oder trail managern komplett und selbsterklärend hinterlegt sein. Ausrüstungswechsel in der Heimat muss innerhalb von 1 oder 2 Tagen und Übernachten auf der Couch bei Freunden möglich sein. Entweder ich bin einige Monate in Deutschland oder nur für 1 oder 2 Tage. Kurze Erholungspausen oder ungeplante Heimaturlaube wegen Krankheit oder Erschöpfung sind nur schwer umsetzbar, daher ist für mich eine stringente und lückenlose Zeitplanung sehr wichtig.

                                                                                                                                                                                                                                                          Devisenkurs: Ich versuche möglichst da zu sein, wo mir der Devisenkurs gerade wohlgesonnen ist. 2008 war z.B. ein tolles Jahr für Australien: 1 EUR gleich 2 AUD. Jetzt ist es gerade mal 1 EUR gleich 1,25 AUD und ich werde wohl in Europa bleiben.

                                                                                                                                                                                                                                                          Die Planung einer Langstreckentour ist für mich ein Gesamtkonzept. Dabei geht es nicht nur darum, die Tour selbst in einem finanziell und zeitlich vertretbaren Rahmen zu planen, sondern auch die Anschlusstouren und Heimaturlaube zu berücksichtigen. Viel hängt auch von meinem derzeitigen körperlichen und mentalem Zustand ab. 2012 war für mich ein körperlich anstrengendes und logistisch schwieriges Jahr. Daher möchte ich in 2013 keinen großen Stress haben und suche relativ einfache Touren aus. 2014 wird die Sache vielleicht dann schon wieder ganz anders aussehen und ich habe dann wahrscheinlich Lust auf eine abenteuerlichere und aufwendigere Tour. Um Verletzungen vorzubeugen, alterniere ich zwischen Wandern, Radfahren und Paddeln. Auch das muss in die Logistik eingebaut werden.
                                                                                                                                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                            • 16.02.2007
                                                                                                                                                                                                                                                            • 981
                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                            @Homer und lina

                                                                                                                                                                                                                                                            So, ihr habt es so gewollt.... Jetzt gibt es also mal einen Exkurs über die Logistik bei Langstreckentouren.
                                                                                                                                                                                                                                                            Danke für den interessanten Exkurs. Das ist natürlich auch eine Art und Weise zu leben. Allerdings frage ich mich schon die ganze Zeit, wie man dies finanziell schafft. Hast Du über Jahre gespart, oder verdienst Du Dir in Verbindung mit Deinen Touren das benötigte Geld? Ganz ohne geht es ja leider in unserer Kultur nicht.
                                                                                                                                                                                                                                                            The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                              Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                              • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                                              • 4869
                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                              Du bildest solange Vermögen bis es genug Ertrag abwirft, um für deine Zwecke auszureichen. Dann gibst du deine Arbeit auf und ziehst los.

                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                • 07.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                • 1745


                                                                                                                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                Du bildest solange Vermögen bis es genug Ertrag abwirft, um für deine Zwecke auszureichen. Dann gibst du deine Arbeit auf und ziehst los.

                                                                                                                                                                                                                                                                ... und hast unter Umständen eine Vielfaches an Stress und Belastung als in der Arbeit ein ganzes
                                                                                                                                                                                                                                                                Leben lang
                                                                                                                                                                                                                                                                Für mich klingt das alles nach dem absoluten Gegenteil von simplify your life ...
                                                                                                                                                                                                                                                                Ich habe keine grossen Ambitionen. Still sitze ich und betrachte wohlgemut das Gewimmel der Welt.
                                                                                                                                                                                                                                                                Ich benötige nur so viel, wie ich mir ohne Anstrengung und Demütigung beschaffen kann. (György Bálint)

                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                                  • 16.02.2007
                                                                                                                                                                                                                                                                  • 981
                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                  Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                  Du bildest solange Vermögen bis es genug Ertrag abwirft, um für deine Zwecke auszureichen. Dann gibst du deine Arbeit auf und ziehst los.
                                                                                                                                                                                                                                                                  Hm, ok, für mich nicht realisierbar. Immer, wenn gerade mal etwas über ist, geht das Auto kaputt, bekomme ich eine satte Energiekostenrechnung, muss der Hund behandelt werden oder sonst was...
                                                                                                                                                                                                                                                                  The earth is your grandmother and mother, and is thus sacred. Every step that is taken upon her should be as a prayer (Black Elk)

                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                    Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                    • 26.04.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                    • 5726
                                                                                                                                                                                                                                                                    • Unternehmen


                                                                                                                                                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                    Christine, da hälts du einen ganzen Stab auf Trab für deine Touren . Aber (m)eine andere Sicht der Dinge.
                                                                                                                                                                                                                                                                    Bist du K.Kassenversichert bei deinen Unterfangen?

                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                                      • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                      • 849
                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                      In Deutschland bin ich pflichtbersichert. Bei den langen Auslandsaufenthalten melde ich mich in Deutschland ab und habe unterwegs eine Reisekrankenversicherung.
                                                                                                                                                                                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                        Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                        • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                        • 4869
                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                        Also doch ein Wohnsitz?

                                                                                                                                                                                                                                                                        Zum "Stab" gehören dann auch noch all die CS-Gastgeber. Ich dachte bislang, dazu müsse man eine eigene "Couch" anbieten. Aber ich habe eben mal auf der Seite gelesen. Im Gegensatz zu etwa den ADFC-Dachgebern geht es auch ohne.

                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                          Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                          • 14.07.2008
                                                                                                                                                                                                                                                                          • 5576
                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                          Um mal einen Stab für Christine zu brechen (verzeiht das Wortspiel):
                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich denke mal, dass niemand (zwangs-)verpflichtet wird, ihr zu helfen.
                                                                                                                                                                                                                                                                          Dass es Gastfreundschaft ist. Ein Geben und Nehmen.
                                                                                                                                                                                                                                                                          Ein Bett & ein Abendbrot gegen ein paar nette Gespräche und Geschichten aus der weiten (Wander-)Welt, die ich als normaler Arbeitnehmer, der nicht ganzjährig unterwegs ist, mir damit an den Essenstisch "hole".
                                                                                                                                                                                                                                                                          Insofern finde ich Begriffe, wie "unterhältst einen Stab" doch etwas daneben - meine Meinung.

                                                                                                                                                                                                                                                                          Moralische Kultur hat ihren höchsten Stand erreicht, wenn wir erkennen,
                                                                                                                                                                                                                                                                          daß wir unsere Gedanken kontrollieren können. (C.R. Darwin)

                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                            Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                            • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                            • 4869
                                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                            Das ist doch nicht unfreundlich gemeint. Ich bin mir sicher, dass "der Stab" freiwillig arbeitet und seinen Spaß dran hat.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Unser "Stab" sind im Prinzip unsere Kinder. Wenn irgendetwas ist, kontaktieren wir sie und sie kümmern sich. Wenn es auch bisher immer umgekehrt lief. Es wäre denkbar.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Bisher haben wir unterwegs immer alles gefunden, was wir brauchten. Aber für diesen Sommer grübele ich zum Beispiel an einer Lösung für unsere Briefwahl-Unterlagen.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Meine frühen Langzeit-Reisen führten mich hauptsächlich durch Afrika. GPS gab es nicht. Couchsurfing auch nicht. Da habe ich halt "Autarkie" gelernt. Und dann beibehalten. Nach meinem Eindruck stammt Christines Reisetechnik aus den USA. Weshalb sie auch in Australien gut funktioniert. Und in Maßen in Westeuropa. Und ich frage mich halt, wie sich das auf Osteuropa überträgt. Oder gar Asien und Afrika.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Persönlich habe ich schon herausgefunden, dass ich mit einem 365-Tage-Walk durch den grünen Tunnel wohl nicht zufrieden wäre. Ich brauche eine Verankerung in Familie, Haus und Hof. Und auch Abwechslung. Kulturelle. Intellektuelle. Und eine Auf- und Nachbereitung der Reisen. Also einen gewissen Abstand zwischen den Touren.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Beim Klarwerden darüber hat mir das Lesen von Christines Blog geholfen. Gut, wenn man jetzt auch mal Fragen stellen kann.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Haus und Garten. Versicherungen. Soziale und familiäre Bindungen lasse ich einfach bestehen, wie sie sind. Vermutlich hat deshalb die Finanzierung 10 Jahre länger gedauert als Christines. Ich habe im Moment sogar den Verdacht, dass ich zwischen den Touren arbeiten möchte. Bisher dachte ich, dass sei eine gute Methode, die Ausbildung der Kinder zu finanzieren. Aber offensichtlich bedeutet mir meine Arbeit auch sonst mehr als ich anfänglich dachte.

                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                              • 5726
                                                                                                                                                                                                                                                                              • Unternehmen


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                                                                                                                                                                                                                                                                              Na klar arbeitet der Stab aus Freunden da m.o.w. freudig mit. Ich bin gerade mal so ehrlich, da mich das abgestellte Depot eines, na sagen wir mal Weltenbummlers etwas stört. Ansosten gehöre ich auch zu den Ob-Dachgebern und Obdachnehmern unterwegs. Das war und ist im Balkanraum viel ausgedehnter als hier. Nur leider passen sie sich allmählich den (Lebens?)-Gewohnheiten des Westens an. Früher waren sie oft genauso arm wie heute, daran wird es nicht liegen. Ich bin als abendlicher Tramper ab und zu eingeladen worden, über Nacht zu bleiben.
                                                                                                                                                                                                                                                                              Ich habe eine gewisse Hemmschwelle, das hier so hinauszupossaunen, auch das eigene Geben steht mit dabei.
                                                                                                                                                                                                                                                                              Aber wir sind hier in Mitteleuropa und was weiß ich über die amerikanische Ortsüblichkeit. Mein mithelfender Fleiß hält sich in Grenzen und ist auf gebend-und-nehmende Kumpels beschränkt. Mich gehen die Tournee-Vorhaben anderer eigentlich wenig an und ich lasse mich da weniger gut integrieren. Soweit es über allgemeine Infos drüber hinausgeht.
                                                                                                                                                                                                                                                                              Der Proviantnachschub ist in BG, UA und RO selbst in den allerkleinsten Orten überhaupt kein Problem wegen der mangelnden Verkehrsanbindung und fehlender Motorisierung.
                                                                                                                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von Abt; 04.04.2013, 09:42.

                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                • 4869
                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                Christine ernährt sich ausschließlich von Instant-Produkten und an AYCE-Buffets. Was schon in Frankreich und Spanien nicht so klappte. Ich denke, dass das in den USA einfacher ist.

                                                                                                                                                                                                                                                                                Wenn Du auch mal Langstrecke wandern solltest, wirst Du feststellen, dass Gewicht eine entscheidende Rolle spielt. Daher leichte Tütennahrung statt normaler "schwerer" Lebensmittel, die dann meist auch nicht haltbar sind und zu lange in der Zubereitung dauern.
                                                                                                                                                                                                                                                                                Wir haben bei unseren bisherigen Touren Richtung Osten festgestellt, dass wir wenig gekocht haben, weil es fertiges Essen in hervorragender Qualität zum kleinen Preis im Überfluss gab. Ein bißchen Tütenreserve "für den Notfall" haben wir allerdings auch meist dabei.

                                                                                                                                                                                                                                                                                Mit rationierten Fertigmahlzeiten komme ich auf monatelangen Touren nicht gut zurecht. Das ist nicht gut für die Stimmung.

                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                  Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 5726
                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Unternehmen


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                                                                                                                                                                                                                                                                                  In der Ukraine ist es eher schlecht mit Fertigessen an der Strecke, da sich es die meisten Leute nicht leisten können.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  In Bulgarien sehr gut, auch in den Berghütten. In Rumänien auch allgemein gut in den Berghütten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Vorräte sind bestenfalls für 4...5 Tage nötig. Außer im Fagarasch-Ostteil, da die Hütten sehr weit unten und vom Kamm weg liegen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                    Freak
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 10870
                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zitat von volx-wolf Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                    ...
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Dass es Gastfreundschaft ist. Ein Geben und Nehmen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ein Bett & ein Abendbrot gegen ein paar nette Gespräche und Geschichten aus der weiten (Wander-)Welt, die ich als normaler Arbeitnehmer, der nicht ganzjährig unterwegs ist, mir damit an den Essenstisch "hole".
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Das trifft es auf den Punkt. Für mich ist das viel mehr Nehmen als Geben. Doch ich muss aber zugeben, dass ich wählerisch bin, denn wer mal eben eine Runde auf dem Westerwald Steig oder dem Rheinsteig dreht, interessiert mich wenig. Traben Weit- und Langstreckenwanderer oder Leute die ich kenne, hier vorbei, bekommen die eine Einladung. PCT, AT, E1 komplett, einmal quer über den Balkan, die Via de la Plata rauf, quer durch Deutschland - Mann!, Mann!, die stehen nicht an jeder Ecke rum.

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Über Rente, Politik, Euro, das Liebesleben irgendwelcher Silikont... kann ich mich jeden Tag mit meinen Nachbarn unterhalten. Ich wäre böld, wenn ich mir die Chance entgehen lasse, für ein oder zwei Nächte einen Menschen ins Haus zu holen, der anderes zu erzählen hat. Da lasse ich mich gerne als Paketstation "missbrauchen".

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Vor Jahren habe ich mich gefragt, ob es möglich ist, einmal längs durchs Land zu wandern und mehr oder weniger jede Nacht bei einem ods-Nutzer zu pennen. Leider ist es bei der Theorie geblieben.
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 04.04.2013, 11:47. Grund: Ein i vertauscht
                                                                                                                                                                                                                                                                                    .

                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 592
                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Vor Jahren habe ich mich gefragt, ob es möglich ist, einmal längs durchs Land zu wandern und mehr oder weniger jede Nacht bei einem ods-Nutzer zu pennen. Leider ist es bei der Theorie geblieben.
                                                                                                                                                                                                                                                                                      OT: Lieber Werner, wenn du ganz "tief im Westen" ein Lager brauchst: du bist herzlich willkommen!
                                                                                                                                                                                                                                                                                      (Irgendwo hier stand, du würdest anderen "Flöhe ins Ohr setzen", ich will nur deinen füttern )

                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 06.04.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 167
                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                        Also bei meiner Tour durch ES 2011/12 hatte ich in 120 Tagen keine einziges Fertiggericht (und insgesamt bisher eines. Ein Geschenk von Fligfix bei meinem Besuch anlässlich meiner Alpenüberquerung)

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Als Grundsubstanz (Kohlenhydrate) waren in ES Fideos (feine Suppennudeln 2-3min) ansonsten auch gerne Kuskus (Bulgur), Polenta (bzw. jede Art von Gries)meine erste wahl. Mit einem Suppengewürz (Pulver, vegetarisch).
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Zu dem gibt es ja nach dem wie ich in Orte komme (Zwiebel, Paprika, Tomaten......meist aber nur eine Sorte wegen dem Gewicht oder auch oft mal gar keines).
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Gelbe Linsen (5min) sind auch immer ein Bringer m.M. Kräuter, und Wildpflanzen, Pilze. Beeren für Süßspeisen, bringen manchmal Abwechslung (wenn es denn passt).

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Olivenöl in einer PET.
                                                                                                                                                                                                                                                                                        In die fertige Suppe womöglich noch mit einem Stück Weißbrot (kann auch schon ein bisschen trockener Sein) ist m.M ein erstklassiger Energiespender.

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Natürlich dürfte das Gewicht meiner „Grundküche“ etwas höher sein als mit Tütennahrung. Aber viel schwerer denke bin ich auch nicht, und habe 1A Essen (jedenfalls ohne Geschmacksverstärker Farbstoffe Konservierungsstoffe Trans-fette...........).
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Na ja, möglicherweise geht es einen leichter von der Hand, wenn man fast 20 Jahre täglich für Kinder gekocht hat. Jedenfalls hatte ich mich von meinen Variationen, auch nach 4 Monaten, noch nicht abgesessen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                        @Werner

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Findest du die Via de la Plata schön? Ich bin Sie von Zamora bis Sevilla gelaufen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Extremadura und Andalusien sind schon sehr schön, aber der Weg war mir tw. zu viel auf Straßen (wobei ich gestehen muss, dass mein GPS Track manchmal eine Route zeigte die schon durch eine schönere alternative ersetzt wurde, aber die ich nicht immer durchgehend fand. (War ja verkehrt auf dem Weg, und bei Pilgerwegen.......).
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Tut sich m.M viel in diesem Gebiet bei der Erschließung von Wanderwegen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Jedenfalls fand ich den GR7 um einiges ansprechender (großteils).

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Werner Hohn
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Freak
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 10870
                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                          OT: @walkingalone

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Meine Frau und ich denken für den Herbst mal wieder über eine Wanderung an die Nordsee nach. Diesmal über den E8. Von Rheinhessen bis Aachen kenne ich den Weg. Wir würden nicht allzu weit von „tief im Westen“ unterwegs sein. Noch ist alles sehr wolkig. Zunächst steht eine Fahrradtour an.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          @azaun

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Salamanca-Zamora sind natürlich die scheußlichsten 70 km der Route. 2007 haben wir in der Kirchenherberge von El Cubo de la Tierra del Vino im Pilgerbuch geblättert. Da ist mir der Eintrag eines deutschen Pärchens aufgefallen, das von Salamanca nach Zamora unterwegs war. „Wir wollen mal sehen, wie das Pilgern so ist“ hatte da gestanden. Eine schlimmere Strecke hätten sie sich nicht aussuchen können.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          2007 wollte ich nach 10 Jahren mit dem Wandern aufhören. Jedes Wochenende, wirklich jedes, und fast jeder Urlaub war fürs Wandern drauf gegangen. Mir hing das Wandern auf Wanderwegen so zum Hals raus, das kann ich nicht beschreiben. Hier noch einen Umweg zu einem nichtssagenden Aussichtspunkt, von dem man in ein nichtsagendens bewaldetes Tal blicken konnte, da noch eine Schleife, weil eine kaum noch als Ruine zu bezeichnende Mauer einmal die Burg eines lokalen Despoten war. Schleifen, Umwege, sinnlose Abstiege, sinnlose Aufstiege. Zehn Stunden zu Fuß und am Abend war ich mal eben einen Steinwurf weit vom Morgen weg.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Einmal noch sollte es eine lange Wanderung geben. Ein Jakobsweg, dann sollte endgültig Schluss sein. Der Camino stand nicht zu Debatte. Zu viel Betrieb. Ich mag das nicht. Spontan wurde es die Via de la Plata und das im März. Klar, Andalusien, die Weite der Extremadura, dafür bin ich dahin. Einiges davon kannte ich schon von normalen Urlauben. Vorgefunden habe ich eine andere Landschaft, ein ganz anderes Land als ich zu kennen glaubte.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Damals (ach, damals) war fast kein Mensch unterwegs. Der März ist den meisten zu früh. Ich hatte anderthalb Tage Regen, der Rest war blauer Himmel und Temperaturen von -8° bis 25°. Wir wenigen hatten das Land für uns.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Von den 1.000 km bin ich 900 mit einem Spanier gewandert. Wir haben uns nicht hin und wieder am Tag gesehen, wir waren rund um die Uhr zusammen. Mein Spanisch hat ungeahnte Fortschritte gemacht. Dank meines spanischen Freundes, das ist er geworden, habe ich das Land kennengelernt, wie ich es nicht erwartet hatte. Das weniger, weil er sich dort auskannte, kannte er nicht, sondern weil er mir sein Land im Alltag begreifbar machte.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Genau das war das, was mich beim Wandern immer mehr gestört hatte: Man läuft durch schöne Landschaften, durch Wälder, Wälder, Wälder … und erlebt das Land überhaupt nicht. Für mich ist es egal, ob ich durch einen Buchenwald in Deutschland oder Frankreich wandere – es bleibt Buchenwald. Wenn man ein Land nicht nur auf eine möglichst schöne Wegführung reduziert, stören die Straßen mit der Zeit nicht mehr.


                                                                                                                                                                                                                                                                                          Zitat von Werner Hohn
                                                                                                                                                                                                                                                                                          32. Tag: Mittwoch, 28. März 2007 Vom Besaufen im Regen
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Etappe: Lalín-Bendoiro-Laxe – Vedra-Susana-Santiaguiño
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Tageskilometer: 35 Gesamtkilometer: 974



                                                                                                                                                                                                                                                                                          Es gibt solche Tage, da spür' ich, dass es ein besonderer Tag wird. Seltene Tage des Glücks. Tage an denen ich mich noch Jahre später besaufen kann. Das sind jene raren Tage, die eine Keil in die bürgerliche Existenz schieben und die Tür zu einem anderen Leben einen Spalt weit öffnen. Tage, die den Traum vom Unterwegssein, vom sorglosen Leben, vom Wohlfühlen in der Fremde und den Geruch der Freiheit in sich tragen. Es sind allerdings auch Tage, die ganz tief im Innern bohren und für eine stete Unruhe sorgen, bis ich wieder den Rucksack packe und losziehe.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Es ist eine Auslaufen, wie eine Ehrenrunde auf dem Sportplatz, nur das da niemand ist, der die Hände zum Applaus hebt. Ich brauche heute niemand der applaudiert. Heute nehme ich Abschied von der Vía de la Plata, von der Route an der ich ein Spanien gefunden habe, welches ich schon in den Geschichtsbüchern wähnte. Es ist mein Abschied von den großartigen, beschissenen, langweiligen, aufregenden, nervenaufreibenden, unendlich weiten, rauen, einsamen, den Menschen klein machenden Landschaften am westlichen Rand Europas.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Es ist ein Abschied von einem Weg, der süchtig machen kann, man muss sich nur darauf einlassen. Auf die Ungewissheit, auf die Fremde, auf das Ausgeliefert sein, oft aufs Alleinsein, ja, hauptsächlich muss man sich auf die Einsamkeit einlassen wollen und können - sogar wenn man nicht alleine ist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Das habe ich 2007 in meinem Reisebericht geschrieben. Den einen oder anderen Satz würde ich heute vermutlich etwas nüchterner formulieren. Doch der fett markierte Satz hat heute, immerhin nach 6 Jahren, immer noch Gültigkeit. Aktuell sind es eher Packtaschen am Fahrrad die ich packe, doch das Unterwegssein unterscheidet sich nicht wirklich.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Zeit auf der Via war so intensiv, dass sie mir im Jahr darauf über den Camino geholfen hat; ja, mich sogar noch 5 Jahre länger beim Wandern gehalten hat. Dort wurde auch der Grundstein fürs Straßenwandern gelegt. Ohne wäre ich niemals auf die Idee gekommen, Portugals Küste entlang zu wandern und das überwiegend auf Straßen; an manchen Tagen vom frühen Morgen bis in den Nachmittag durch menschenleere öde Feriensiedlungen. Auch diese beiden Wanderung zusammen mit meiner Frau, klingen noch nach. Aber anders.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Die ersten Wochen und Monate nach dem Ende der Vía de la Plata hatte ich Probleme mich ins bürgerliche Leben einzuordnen. Bei anderen langen Wanderungen war das nie so. Die Zeit auf der Vía de la Plata wirkt bis heute nach. Es gibt da jemand, der behauptet, seitdem bin ich immer unterwegs, auch wenn ich auf dem Sofa sitze.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ob die Vía de la Plata schön ist? Ja, mit ganz wenigen Abstrichen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Werner
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Zuletzt geändert von Werner Hohn; 05.04.2013, 08:15.
                                                                                                                                                                                                                                                                                          .

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 28.08.2012
                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 373
                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Danke Werner,

                                                                                                                                                                                                                                                                                            ich dachte mir lange, schreib ich hier was? Schreib ich nichts?
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Aber was solls, der Thread ist es schon ziemlich 'zerlabert'.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Aber es steht natürlich jedem frei, diesen Beitrag zu ignorieren, ist ja auch ziemlich viel Text.

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ich habe deinen Blog gelesen Christine, anfangs mit Neid, später mit Verwunderung und am Ende mit etwas Mitleid.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            An irgendeiner Stelle fragst du, was um alles in der Welt andere Leute an Schottland so toll finden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Dies ist der Versuch einer Antwort. Für mich atmet jeder Meter in Schottland Geschichte und Geschichten. Deswegen gibt es für mich in diesem Land auch keine Durststrecken. Ganz egal wie schlecht das Wetter ist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ein Beispiel? Der Weg, den du von Traquair nach Melrose gelaufen bist, war einmal die wichtigste Ost-West Verbindung in ganz Schottland. Er führte nach Roxburgh, eine der vier wichtigsten Städte in Schottland. Nein, mach dir nicht die Mühe Roxburgh auf der Karte zu suchen, es ist nicht mehr da. Kein einziger Stein ist vom reichen Roxburgh übrig geblieben. Genauso wie vom riesigen Römerlager am Fuße der Eildon Hills. Da gibt es nur noch eine Delle im Boden, in der jetzt Schafe grasen, das ehemalige Amphitheater. (Übrigens vermutlich das nördlichste im ganzen römischen Imperium.) Nur die Eildon Hills sind noch da und schauen seit tausenden von Jahren den Menschen dabei zu, wie sich wichtig nehmen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Die Eildon Hills hätten dir so viel erzählen können, von Thomas the Rhymer z.B., der am Fuße der Hügel im Feenreich verschwand. Oder von König Artus, der unter den Eildon Hills schläft, und auf den Tag wartet an dem Britannien in größter Not ist. Du hättest ihnen nur zuhören müssen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Und du? Ärgerst dich, weil der Weg 'unnützerweise' über diesen dummen Hügel läuft anstatt einfach außen herum. Du kommst mir vor wie ein Mensch, der mit geschlossenen Augen durch ein Museum rennt - und sich hinterher beschwert, da gäbe es nichts zu sehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Nein, Schottland ist kein Museum, es ist ein Buch voller Geschichten, die niemals langweilig werden. Du hast sie nur leider alle - verpasst.
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Aber gut, es ist dein Leben, renn weiter, wenn du willst. Ich habe nur das Gefühl, all die Rennerei macht dich nicht unbedingt glücklich. Deswegen dieser, viel zu lang geratene, Text. Verzeih, ich wollte dich nicht aufhalten. Wer interessiert sich schon für dumme Geschichten?

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Gruß
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Schlammschnecke
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Caelum crebris imbribus ac nebulis foedum - Das Klima ist durch die häufigen Regenfälle und Nebel widerlich
                                                                                                                                                                                                                                                                                            Tacitus (über das Wetter in Britannien)

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                              Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 923
                                                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                              Das ist eben deine Sicht der Sache. Es müssen sich nicht alle für Geschichte interessieren um eine Berechtigung zu haben dort unterwegs zu sein. Wenn man nur einen verdammten Hügel sieht, dann sieht man nur einen Hügel.
                                                                                                                                                                                                                                                                                              3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zitat von MatthiasK Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wenn man nur einen verdammten Hügel sieht, dann sieht man nur einen Hügel.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Und da stehst Du sicher auf der Seite der Mehrheit. Schon erstaunlich, wie blind manche durch die Gegend stolpern.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 06.04.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 167
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Danke Werner
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  In der Tat Zamora – Salamanca sind nicht unbendingt der Bringer. Aber im Dezember bei Nebel.....und ja auch nur 70 von 600km. Es waren eher die immer wieder mal dazwischen > 10km Straßenabschnitte (tw. nicht wenig befahren) die ich nicht so toll fand (auch in Andalusien). Zu einer anderen Jahreszeit als im Winter stell ich mir das tödlich vor.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Aber die Ecke Extremadura und N-W Andalusien ist schon sehr schön. Nur würde ich einen anderen Track wählen (so weit ich gesehen habe, tut sich dahingehend viel).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Und was ist denn ein Hügel anderes als ein Hügel (hab ich was verpasst)?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Aus geschichtlicher Hinsicht könnt ich auch auf der Autobahn vor Demut niederknien.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 4869
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Es gibt viele verschiedene Motivationen, "durch die Gegend zu stolpern". Christine schrieb, dass sie sich für weltweit einzigartige Ökosysteme interessiert. Die vermutlich nicht an jeder Straßenecke zu finden sind. Landschaften interessieren sie nicht. Sie besucht aber durchaus die üblichen Touri-Anlaufpunkte und Museen. Was zumindest auf ein mildes Interesse an Geschichte und Kunstgeschichte schließen lässt. Und an moderner Kunst und Architektur.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Andere haben vielleicht eher Interesse an Flora und Fauna. An Geologie und Topographie. Oder an fremden Kulturen und Begegnungen mit Menschen. Und manche habe eine sportliche Motivation. Wollen sich schlicht beweisen, dass sie da "thru" kommen. Dass sie das können.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Normalerweise findet sich irgendeine Kombi aus diversen Möglichkeiten.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Interessanter finde ich die Frage, ob man sich mit solchen Touren sozusagen "überfüttern" kann. Vermutlich wird das so sein. Bei mir ist es zum Beispiel nach vier Monaten "unterwegs" meist so, dass ich bemerke, dass ich gar keine weiteren Eindrücke mehr aufnehmen kann und erst einmal eine Auszeit zwecks Verarbeitung der Erlebnisse brauche.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Wir kamen mal nach fünf Monaten Asien zurück über (u.a.) Venedig. "Venedig: blöd und langweilig". Später, als wir uns die Fotos ansahen, waren wir fasziniert. Venedig im Winter bei Überschwemmung und Sturm. Völlig menschenleer und sehr faszinierend.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Je älter ich werde, desto mehr entdecke ich zum Beispiel die faszinierenden Aspekte meiner direkten Umgebung. Der Reiz, erst einmal um die halbe Welt zu fliegen, ist nicht mehr sehr stark. Hm. Doch nicht. Mein Traumziel ist im Moment Armenien.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Freak
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 10870
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von azaun Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Also bei meiner Tour durch ES 2011/12 hatte ich in 120 Tagen ... n
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      OT: Das sind 4 Monate, und damit eine Frage wert. Wenn du zwischendurch keine Wellness-Wochen eingeschoben hast, musst du ganz schön weit gekommen sein. Und das auf einer Route, die nicht alltäglich ist. Schon mal an einen kleinen Wanderbericht gedacht?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von Werner Hohn; 05.04.2013, 08:30.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      .

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 849
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        OT: Und das auf einer Route, die nicht alltäglich ist. Schon mal an einen kleinen Wanderbericht gedacht?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Genau das habe ich bei azaun auch schon mal angeregt.... Ich würde mich sehr darüber freuen!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 26.04.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 5726
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Unternehmen


                                                                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Da stehe ich hier auch zur Minderheit (?). Ist sicher auch etwas altersbedingt, wenn ich nicht an Keltische Sagas glaube.Aber das Gefühl ist nachvollziehbar bei diesen Landschaften. Genau wie die Erkenntnis das das Abklopfen aller Gipfel oder das den Trail machen nicht das Non plus Ultra ist. Es gibt nicht mehr das menschenleere unbekannte Gebirge für mich allein.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Jeder hat seine eigenen Gründe, warum er diese seine Tour so plant und macht, legt seine Wertigkeiten fest.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Intensives Kartenstudium, das Beschäftigen mit Sprache, Verkehrsverbindungen, Kultur und Geschichte gehören für mich einfach mit dazu. Genauso wie Klima und Anforderungen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 849
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Jeder hat seine eigenen Gründe, warum er diese seine Tour so plant und macht, legt seine Wertigkeiten fest.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Genau das wollte ich mit meinem Bericht eigentlich transportieren. Plus den Zusatz, dass sich diese Wertigkeiten im Laufe einer Wanderlaufbahn verschieben - wie ja auch Werner in seinem Beitrag ähnlich beschrieben hat.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Lebt im Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 26.04.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 5726
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • Unternehmen


                                                                                                                                                                                                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ups, eigentlich hat Enja genau das Gleiche geschrieben wie ich.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 06.04.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 167
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                OT:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                OT: Das sind 4 Monate, und damit eine Frage wert. Wenn du zwischendurch keine Wellness-Wochen eingeschoben hast, musst du ganz schön weit gekommen sein. Und das auf einer Route, die nicht alltäglich ist. Schon mal an einen kleinen Wanderbericht gedacht?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bis auf eine Woche in Alpuchara (wo ich ein bisschen in die Sierra Nevada reingeschnuppert habe) war ich nur Unterwegs.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                26.Nov von Irun (FR/ES Grenze) über Pamplona nach Logrono > Transfer mit Bus nach Zamora.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                8. Dez. Zamora Via de la Plata nach Sevilla > Transfer Bus nach Tariffa
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                27.Dez Tariffa GR7 nach Frankreich (die letzten 200km auf einer Alternativroute, da es Ende März auf der orig. noch zu winterlich war).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Mit einem Bericht ist es halt so eine Sache. Es gibt kein einziges Foto (kein Handy, keine Digicam). So stell ich mir einen Bericht eher langweilig vor.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Für interessierte (z.B GT) die auf den Weg laufen möchten, habe ich begonnen einen kurzen Bericht mit den wie ich finde Besonderheiten des Weges (Wasserstellen, Einkaufsmöglichkeiten, Schlafplätze, die ich bei Google Earth, was mich selbst verwundert, alle wieder gefunden habe und mich somit jedenfalls auf dem GR7 an jede Tagesetappe erinnere) aufzuschreiben.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ob der einer Veröffentlichung gerecht wird.......(die Latte liegt ja hier sehr hoch) wage ich zu bezweifeln.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Andererseits würde ich gerne jenen helfen, denen meine Erfahrungen wertvoll sein könnten. Schon alleine, weil ich hier und anderswo so viel von anderen profitieren konnte.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Genau das wollte ich mit meinem Bericht eigentlich transportieren. Plus den Zusatz, dass sich diese Wertigkeiten im Laufe einer Wanderlaufbahn verschieben - wie ja auch Werner in seinem Beitrag ähnlich beschrieben hat.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Das kommt ja auch super rüber. Danke auch für die interessanten logistischen Hintergründe.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Zitat von azaun Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ob der einer Veröffentlichung gerecht wird.......(die Latte liegt ja hier sehr hoch) wage ich zu bezweifeln.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ich glaube, hier ist jeder Bericht gerne gesehen. Zur Not kann man ja ein paar Links auf bestehende Bildersammlungen setzen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 07.08.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 448
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Für mich sind Christines Berichte eine große Bereicherung weil sie eben eine Grenze berührt, die ich persönlich sicher nie erreichen werde.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Gerade deshalb aber bin ich sehr froh, dass mir jemand Einblicke gewährt, in seine Art zu wandern, in seine Philosophie. Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt, Christine!?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Was mich aber immer sehr negativ berührt, sind dogmatisch geprägte Einlassungen anderer Menschen hierzu.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Es gibt hier doch kein Richtig, es gibt kein Falsch - es gibt aber für uns Glückliche die Freiheit, in einem großen Rahmen tun und lassen zu können was man individuell gerade ausleben mag!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    "Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen". Kurfürst F.W. aus Brandenburg, 1640 - 1688

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 923
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Und da stehst Du sicher auf der Seite der Mehrheit. Schon erstaunlich, wie blind manche durch die Gegend stolpern.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Warum ich? Diese Sichtweise hat überhaupt nichts mit mir zu tun. Ich übe mich lediglich darin Dinge aus verschiedenen Blickwinkel zu sehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      3000 Kilometer zu Fuß durch die österreichischen Alpen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Freak

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 07.04.2008
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 20009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Zitat von xsamel Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Was mich aber immer sehr negativ berührt, sind dogmatisch geprägte Einlassungen anderer Menschen hierzu.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Es gibt hier doch kein Richtig, es gibt kein Falsch - es gibt aber für uns Glückliche die Freiheit, in einem großen Rahmen tun und lassen zu können was man individuell gerade ausleben mag!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 849
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Nochmal was kurz zur Einstimmung auf Kultur und Geschichte einer durchwanderten Region:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich höre unterwegs beim Laufen sehr viel Hörbücher und versuche wenn möglich, meine "Hörliteratur" auf die Umgebung anzupassen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Auf dieser Wanderung zum Beispiel lief ich durch das Erzgebirge mit Karl Mays Heimatgeschichten wie z.B. "Das Buschgespenst", auf dem Elisabethpfad waren dann Heiligengeschichten dran und auf dem Eifelsteig natürlich Jacques Berndorfs Eifelkrimis.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Für meine Englanddurchwanderung hatte ich mir mehrere Jane Austen Romane in ungekürzter englischer Originalfassung geholt, die meinem Englisch dann eine etwas eigentümlich altmodische Färbung verliehen...
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 03.08.2007
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 397


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Dem spannenden Bericht von Christine hat sich nun eine sehr interessante Diskussion über Sinn und Inhalt von Fernwanderungen angeschlossen. Gut so.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Was mich an manchen Beiträgen allerdings stört, ist, dass nicht mehr gefragt und/oder ergebnisoffen diskutiert wird, sondern geurteilt, ja fast verurteilt wird. Christine wird teilweise unter einen Rechtfertigungsdruck gesetzt, dem du unter keinen Umständen folgen solltest. Das hast du nicht nötig, Christine!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zitat von xsamel Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Was mich aber immer sehr negativ berührt, sind dogmatisch geprägte Einlassungen anderer Menschen hierzu.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Was mich an manchen Beiträgen allerdings stört, ist, dass nicht mehr gefragt und/oder ergebnisoffen diskutiert wird, sondern geurteilt, ja fast verurteilt wird.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Für mich sieht es eher aus, als hättet Ihr ein Problem mit der Meinung anderer.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Jubelbeiträge, wie "Tolle Tour!" sind sicher eine angenehme Bestätigung für den Reisenden, aber für andere eigentlich eher langweilig zu lesen. So richtig interessant wird es doch erst, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 03.08.2007
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 397


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                @ chrischian

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wie sollte ich "ein Problem mit der Meinung anderer" haben? Ich bzw. meine Art zu reisen/wandern wurde doch gar nicht angesprochen bzw. kritisiert.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ich wandere durchaus anders als Christine. Aber ich möchte mich hüten, ihre Heransgehensweise als richtig oder falsch zu beurteilen. Ihr Weg ist spannend und gibt Stoff zum Nachdenken.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 5726
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Sicher fällt es schwer, sich in derartige Situationen Anderer hineinzuversetzen, die derartig anders als die eigene ist: Ohne feste Basis, das was wir zu Hause nennen und überall nur mal Gast sein.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Mich intressiert mal, welche Sprachen Christine spricht, wie viele Kilos ihr Rucksack ohne H²O schwer ist, wieviele Nahrungspausen sie täglich macht, ob es viele brenzlige Situationen gab, wie viele Pässe sie dabei hat.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Wie ist die Gastfreundschaft in Amerika? Ehrlich oder werden Einladungen oberflächlich dahergelabbert?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Entschuldigt, wenn die eine oder andere Antwort auf diese Fragen mir hier durch die Lappen gegangen ist.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 07.02.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 124
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    OT:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    @ chrischian

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    hmmm....hab jetzt nicht jedes Wort gelesen, aber für mich hat es sich so dargestellt als wäre
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Christine dafür, daß sie die Lieblingsregion eines /einer Andere als einfache Hügel gesehen hat
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    ziemlich angemacht worden, ein psychoanalytischer Erklärungsansatz für ihre Langzeitwanderschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    wurde praktischerweise auch gleich mitgeliefert....

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Da glaube ich dann wiederum, daß man Christines Auffassung so stehen lassen sollte....oder in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    netterer Form seine eigene kundtun sollte, aber das ist auch nur meine Meinung.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Gruß Michael

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Memo an mich selbst....aus solchen Diskussionen raushalten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich wandere durchaus anders als Christine. Aber ich möchte mich hüten, ihre Heransgehensweise als richtig oder falsch zu beurteilen. Ihr Weg ist spannend und gibt Stoff zum Nachdenken.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich habe jetzt 4 Seiten zurück gelesen. Mir ist kein Beitrag aufgefallen, in dem German Tourist verurteilt wurde.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von mazh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      hmmm....hab jetzt nicht jedes Wort gelesen, aber für mich hat es sich so dargestellt als wäre
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Christine dafür, daß sie die Lieblingsregion eines /einer Andere als einfache Hügel gesehen hat
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ziemlich angemacht worden, ein psychoanalytischer Erklärungsansatz für ihre Langzeitwanderschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      wurde praktischerweise auch gleich mitgeliefert....
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Nun gut, das wird es wohl sein. Seine Meinung oder Sicht zu dem Thema. Andere sehen es wieder ganz anders.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zitat von mazh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Memo an mich selbst....aus solchen Diskussionen raushalten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Wie wahr.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Zuletzt geändert von ; 06.04.2013, 17:32.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 02.07.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 2425
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ... dass nicht mehr gefragt und/oder ergebnisoffen diskutiert wird, sondern geurteilt, ja fast verurteilt wird. Christine wird teilweise unter einen Rechtfertigungsdruck gesetzt,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Zitat von chrischian Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Ich habe jetzt 4 Seiten zurück gelesen. Mir ist kein Beitrag aufgefallen, in dem German Tourist verurteilt wurde.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Das hat auch niemand gesagt. Man sollte auch mal zwischen den Zeilen lesen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Abraham Lincoln

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 07.02.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 124
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          [OT]

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ok.... dann mal ein Beispiel

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          du machst eine Tour und schreibst einen Bericht darüber, du interessierst dich für Geschichte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          und hast jeden Kilometer der Tour historisch aufgearbeitet, es macht dir Freude über jedes
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          geschichtliche Ereignis ausführlich zu berichten

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          jetzt liest das einer, der sich nur für den sportlichen Aspekt einer Tour oder z.B. nur für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Fauna und Flora interessiert

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          jetzt könnte er schreiben, daß

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          a) deine Herangehensweise nichts für ihn wäre, weil ihn eben nur die körperliche Herausforderung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          bzw. die Tiere und Pflanzen reizen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          b) du ihm leid tust weil du anscheinend in der Vergangenheit lebst was vielleicht daran liegen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          könnte, daß du ein Problem mit deiner eigenen Geschichte hast

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          sowas wie b muß für mich halt einfach nicht sein.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Und für mich macht es einen großen Unterschied, ob du eine Landschaft oder Region abqualifizierst,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          oder über einen Menschen sprichst, wobei das Erste einen natürlich auch treffen kann....



                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Memo.....halt endlich die Klappe

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Freak

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 07.04.2008
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 20009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von mazh Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Memo.....halt endlich die Klappe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Nö, passt schon, mach ruhig weiter.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 849
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              @mazh:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Vielen Dank für Deinen letzten Post. Du hast meinen Eindruck und meine Einstellung hierzu exakt auf den Punkt gebracht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              @abt:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zitat von Abt Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Mich intressiert mal, welche Sprachen Christine spricht, wie viele Kilos ihr Rucksack ohne H²O schwer ist, wieviele Nahrungspausen sie täglich macht, ob es viele brenzlige Situationen gab, wie viele Pässe sie dabei hat.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Wie ist die Gastfreundschaft in Amerika? Ehrlich oder werden Einladungen oberflächlich dahergelabbert?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Sprachen: Ich spreche neben Deutsch Englisch und Spanisch fliessend, Französisch sosolala, und ein paar Brocken Japanisch.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Rucksackgewicht: Mein Rucksackgewicht ohne Verbrauchsgüter (Base Weight) beträgt im Sommer knapp 6 kg und im Winter für Touren in gemäßigtem Klima um die 7 kg. Eine Ausrüstungsliste findest Du hier auf meinem Blog.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Pausen: Ich mache täglich eine lange mindestens einstündige Mittagspause. Ausserhalb der Zivilisation koche ich auch Mittags, in Europa koordiniere ich das oft mit einem Supermarktbesuch und einer dort gekauften "Brotzeit". Während des Tages mache ich viele kleine Pausen und ich laufe auch eher langsam, dafür aber sehr viele Stunden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Brenzlige Situationen: Es gibt fast auf jeder langen Tour irgendwelche brenzligen Situation, vor allem in den eher zivilisationsfernen Gegenden in Nordamerika und Australien, wie z.B. Begegnungen mit Grizzlybären und Klapperschlangen oder Unterkühlung. In der Regel sind diese Situationen zwar potentiell bedrohlich, aber das Risiko einer schweren Verletzung oder gar Lebensgefahr aber dennoch sehr gering. Ich hatte bisher glücklicherweise nur einen wirklich schweren und leider überhaupt nicht vorhersehbaren Wanderunfall in Australien, als ich völlig unerwartet in eine unterirdische Höhle eingebrochen bin. Die Geschichte ist allerdings mit einer tiefen Schnittwunde, einem Schock und zerrissenen Klamotten sehr glimpflich ausgegangen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ausweis: In Europa habe ich nur einen Personalausweis dabei, in allen anderen Ländern natürlich einen Reisepass.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Gastfreundschaft: Die Gastfreundschaft in Amerika ist unglaublich und fast immer ehrlich und aufrichtig gemeint. Ich habe so viele interessante Leute kennengelernt und einige langanhaltende Freundschaften geschlossen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von German Tourist; 07.04.2013, 09:36. Grund: und vergessen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 06.04.2009
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Vielen Dank Christine, dass du hier offen deine Erfahrungen teilst.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wenn wir schon bei Einstellungen und der usa sind, hätte ich dahingehend die Frage, inwieweit es in us (oder anderswo) Unterschiede in der Hikerscene gibt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Sind Menschen wie du, die hiken als ihren Lebensinhalt betrachten und es nicht nur hobbymäßig betreiben in den Staaten verbreiteter und wie ist ihre gesellschaftliche Stellung im allgem. Kontext.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                In Europa scheint es mir dafür (noch?) keinen Signifikanten zu geben. Oder ist das weltweit so zu betrachten?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                lG und schönen, frühlingshaften, sonnigen Sonntag (jedenfalls hier in w-germany)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 849
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Der grosse Unterschied zwischen USA und Deutschland besteht schon mal darin, dass es in USA überhaupt eine "hiker scene" oder "trail community" gibt, während sowas in Deutschland so gut wie nicht existiert. Das hat mehrere Gründe:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Während man in Europa eigentlich fast überall auf allen möglichen Wegen Langstrecke laufen kann, beschränkt sich das in den USA auf die bestehenden National Scenic Trails wie AT, PCT und CDT sowie einige kürzere Trails. Die "thruhiker" laufen also alle diesselben Strecken, jahreszeitlich bedingt auch meist zu ähnlichen Zeiten, d.h. man trifft sich zwangsläufig öfter.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Zudem ist in den USA die Infrastruktur auch sehr beschränkt, d.h. in Ermangelung von öffentlichem Transport und Unterkunftsmöglichkeiten springen die sogenannten "trail angels" ein. In Europa ist man nicht so sehr auf Helfer angewiesen. Während ich in den USA sehr häufig auch von Fremden eingeladen worden bin, passiert das Europa sehr selten - wird hier aber auch nicht so oft benötigt. Trail angels gibt es in Europa nicht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Als Resultat entsteht in den USA eine Community, die über Mailinglisten (z.B. PCT-l), Websites (whiteblaze) und Treffen (z.B. The Gathering, Trail Days) sehr gut vernetzt ist. Man kennt sich entweder direkt oder über andere. In Europa gibt es diese zentralen Einrichtungen nicht. Websites und Treffen sind nur national oder sogar regional und beschäftigen sich eher mit Outdoor allgemein denn mit Langstreckenwandern.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Menschen, die sich sozusagen "Vollzeit" mit Wandern beschäftigen, gibt es sowohl in den USA als auch in Europa nur sehr, sehr wenige. Die thruhiker in den USA sind in der Regel entweder relativ jung und laufen zwischen College und Einstieg ins Berufsleben einen oder mehrere Trails. Oder aber es sind (Vor-)ruheständler, die einen grossen Teil ihrer Zeit mit Wandern zubringen, aber noch eine homebase und Familie haben. Alles dazwischen geht zwischen den Trails immer mal wieder für einige Monate oder Jahre arbeiten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Da es nur so wenige und so völlig unterschiedliche Vollzeit-Wanderer gibt, kann man diese schwer generalisieren oder Unterschiede zwischen den Ländern festmachen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ein thruhike des AT oder PCT ist in den USA ähnlich akzeptiert wie eine lange Pilgerwanderung in Europa. Sowohl beim AT/PCT oder bei den Pilgerwegen hat die breite Bevölkerung durch Medienberichte ein Bild von dieser Wanderung und den Beteiligten, d.h. der thruhiker oder Pilger kann sozusagen eingeordnet werden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 5726
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zunächst sage ich mal danke für deine ausführliche Beantwortung meiner Fragen hier.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Hat mich doch ein wenig überrascht, mit wie wenig Kilos du unterwegs bist, Aber das verdeutlicht wie nötig die Hilfe der Trailsangels ist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Jeder erfüllte Wunsch hat Junge, als nutze ich nochmals die Möglichkeit, bevor du wieder auf Achse bist:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Sind die Trail-Helfer irgendwie organisiert und registriert oder bekommst du die Anschriften ausschließlich übers Tablo heraus? Ist deren Einladung stets kostenlos, da zu duschen, übernachten, und zu speisen? Sorry, ich habe da keine rechte Vorstellung davon, finde es nur Klasse.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ebenso intressiert mich noch mal der für die US-Trails angebotene elektronische Schnickschnack.Schließlich fatal, wenn sich die nicht so Geübten da in der Pampa verlaufen. setzt man da Kopfhöhrer auf, Musik von AC/DC, Led Zeppelin volle Pulle auf und ab. Wenn zu weit nach rechts machts piepiep, zu langsam brummm, falsch nach links donggggg ...also voll überwacht,-oder wie kann ich mir das vorstellen? Natürlich der Blick auf GPS, aber ist man da mit dem Service enien Schritt weiter?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Lasse dann hier wieder andere weiterfragen und wünsche dir ne gute Tour.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zuletzt geändert von Abt; 07.04.2013, 13:20.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      @Abt

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Also, Du hast schon interessante Vorstellungen von den amerikanischen Trails....

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Erst mal haben die trail angels keinerlei Einfluss auf mein Rucksackgewicht. Ich würde mit oder ohne trail angels genausoviel oder wenig mit mir herumtragen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die trail angels sind nicht organisiert, aber man findet sie entweder in den entsprechenden Führern, Internetforen oder durch Information der Organisationen, die den jeweiligen Trail unterhalten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die trail angel bieten ganz unterschiedliche Hilfe an. Für einen shuttle sollte der Wanderer mindestens Benzingeld anbieten, obwohl das oft vom trail angel abgelehnt wird. Manche trail angels beherbergen die Wanderer. Das geht vom Zelten im Garten bis hin zur Unterkunft im Haus mit Waschmaschinen- und Duschbenutzung. Hierfür verlangen sie in der Regel kein Geld, aber manchmal gibt es eine Spendenbox, in der man je nach eigener finanzieller Lage einen Obulus hinterlässt. Verpflegung gibt es meist nicht - das wäre auf den grossen Trails aufgrund der Masse der Wanderer nicht machbar. Andere trail angels helfen den Wanderern, indem sie in trockenen Gebieten Wassercaches aufstellen. Oder indem sie auf dem trail an einigen Tagen Verpflegung anbieten. Das ist dann allerdings eher eine Überraschung und nicht regelmäßig.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Viel hängt davon ab, wie viel der Trail begangen wird. Auf den großen Trails wie dem AT oder PCT kommen pro Saison schon mal 300 und mehr Wanderer bei einem trail angel durch und da gibt es dann natürlich keine Verpflegung oder extra shuttles. Auf den unbekannteren Trails bin ich allerdings schon oft abgeholt, verpflegt und im Gästezimmer untergebracht worden - aber da war ich dann auch der einzige Wanderer in der Saison.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Was Du mit "elektronischem Schnickschnack" meinst, entzieht sich allerdings völlig meinem Vorstellungsvermögen. In USA wandert man wie auch hierzulande nach Karte und Markierung und ggf. GPS, wobei man letzteres auf dem AT oder PCT nun wirklich nicht braucht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 06.04.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 167
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Ah, danke, dass erhellt einiges. Der us Trail im Vergleich zum europäischen pilgern.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Gerade in Spanien fand ich (im Gegensatz zu D oder A) den unterschied vom Pilgern zum Fernwandern gravierend.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Ersterer völlig akzeptiert und immer gerne geholfen, ist zweiterer ein Unikum und eher suspekt. Je nach dem auf welchen Weg du dich befindest (Pilgerroute oder normaler Fernwanderweg).
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Das Erbe der europ. Kultur. Eigentlich schade wie ich finde (aus egozentrischen Beweggründen).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 02.07.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 2425
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ehrlich, ich komme mir vor wie nach einen dieser vieler Orts von diversen Abenteuerern angebotenen Lichtbildervorträgen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Christine du solltest auf keine Frage mehr eingehen, ohne Hinweis auf Dein Konto!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Es geht ja gar, wie Du dein Innerstes nach Aussen kehren musst. Und zu guter letzt dich vielleicht auch noch dafür entschuldigst, das Du eben ein etwas anderes Leben führst.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich für meinen Teil, finde Deine Touren und mit dem dazu entsprechenden Leben äußerst interessant und spannend. Du kannst mir glauben, wenn ich nicht so gebunden wäre, wäre ich der erste, der sein Ränzlein schnüren würde um loszuziehen. Was gibt es schöneres als sich auf die Abenteuer des Lebens einzulassen. Da gibt es jedoch dieses kleine Wörtchen Aber. Und dieses ja Aber, hört man mehr als es einen lieb ist. Mehr noch, es ist im Grunde nichts weiter als ein Schutz, um all jene Gründe aufzuzählen, warum man dieses oder jenes nicht machen kann. (Ich schließe mich hierbei nicht aus.) Ich höre jetzt schon den Aufschrei,-der hat ja gut Reden. Was wird aus mein Beruf, was aus meiner Ehe,was aus meiner Rente, mein Haus und Hof, etc...

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Wenn ich an meiner letzten Tour im vergangenen Jahr zurück denke, so habe ich viele Menschen kennen lernen dürfen, die es Toll fanden, das es solch "verrückte" Leute gibt, die mal eben rund 1400 Km durch die Lande wandern.(ich weiss, ich bin nur ein kleines Licht)Die Wärme und Herzlichkeit die ich dabei erfahren durfte war und ist für mich ein unvergessliches
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Erlebnis. Die Palette reichte von Einladungen nach Hause, bis zum Kaffe und Kuchen am Küchenfenster, oder man wird auf der Strasse mit Leckereien versorgt. Man muss sich nur einlassen und auf die Menschen auch zugehen können. Ich glaube es ist völlig egal wo man auf dieser Welt ist, ob Deutschland, Europa oder am Ende dieser Welt. Die Menschen sind so Unterschiedlich nicht. Man muss es nur machen. Ja Christine, ich kann Dich verstehen und Nachvollziehen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Wenn ich dann hier lese wie einen vorgeworfen wird, man verstehe nicht wie man dieses oder jenes nicht mag und warum man sich nicht für deren Geschichte interessiert, da habe ich dann nur Kopfschütteln übrig. Als ich den Rennsteig entlang gewandert bin, fielen mir unsere Rennsteigläufer ein, die in 3 Tagen die 168 Kilometer gelaufen sind.Ich habe dafür eine Woche gebraucht. Oder die "Verrückten" die den Harzer Hexenstieg innerhalb von 24 Stunden hinter sich ließen. Nein, dass wäre nicht mein Ding. Liegt vielleicht auch etwas an mein Bäuchlein mit den etwas zu kurz geratenen Beinen daran, das ich solche Sachen für mich ausschließe und über solche "Verrücktheit" nur den Kopf schüttel. Die Wahrheit wird jedoch sein, eigentlich bin ich im Innern nur Neidisch. Ob diese Sportgewaltigen nun sich die Zeit nahmen, und die Schöhnheit der sie umgebenen Natur aufzunehmen, weiss ich nicht. Aber eines weiss ich genau, ich habe Ehrfurcht vor solchen Leistungen.(Auch wenn ich es nicht so zugebe.) Und weil ich gerade beim Rennsteig bin, während er für die einen das Non plus Ultra
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          darstellt, gilt auch für dessen Geschichte, ist er für mich nichts weiter als eine, im wahrsten Sinne des Wortes, Wanderautobahn. Die von A nach B führt und für mich keinerlei Highlights
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          hat. Bin ich deshalb verachtenswert, nur weil ich meine Meinung/Sichtweise dazu sage?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Was mich aber ganz besonders ärgert sind jene User, die aus dem Dunkeln auftauchen. Wenn man bei denen unter ihren Profil den Knopf nach den Reiseberichten drückt, kommt meist eine gähnende Leere. Und da muss man sich schon wundern, wie der eine oder andere auf den "Putz"haut. Da kann ich nur sagen, nachmachen und schreibt einen Reisebericht, damit man diejenigen auch Einschätzen und Beurteilen kann.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Danke Christine,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          danke dafür, das Du uns ein Stück an deinen Leben hast Teilnehmen lassen. Ich wünsche Dir vom ganzen Herzen die Kraft und Gesundheit für weitere Abenteuer, sowie für kommende Reiseberichte.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          LG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Atze
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Abraham Lincoln

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 8843
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            @Atze:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              @GT Danke für den Bericht und die damit verbundene Beschreibung des Lebensmodells!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              "Keine homebase: Ich habe seit fünf Jahren keine eigene Wohnung mehr. Meine Outdoorsachen sind in einem Lager eingelagert. Wenn ich wie jetzt für ein paar Monate in Deutschland bin, muss ich mir eine Wohnung oder ein WG-Zimmer befristet anmieten. D.h. im Klartext, ich kann zwischen zwei Touren nicht einfach mal kurz in die Heimat zurück. Wenn ich einmal mein befristetes WG-Zimmer aufgebe, müssen alle anschließenden Touren durchgängig durchgeplant sein, denn ich habe dann keine homebase mehr."

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Mich würde insoweit noch interessieren (falls Du darauf antworten magst), ob DU mit dem inzwischen nicht mehr ganz neuen Lebensmodell zufriedener bist als vorher (= gut bezahlte Arbeit, wenig Zeit, kurze Urlaube) oder ob sich die Pros und Cons z.B. ungefähr die Wage halten.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              @alle

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Einige haben so einen Ausstieg ja offenbar schon angedacht und finanziell durchkalkuliert. Ich gehe davon aus, dass keiner ohne Rente im Alter auskommen möchte (wenn es z.B. mit der körperlichen Fitness vielleicht nicht mehr so gut steht). Enja hat davon gesprochen, dass sie 10 Jahre länger gespart hat als GT.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Mich würde interessieren, wie Ihr hier ungefähr kalkuliert (monatl. Budget für das "Wanderleben", Geldpolster bzw. Rentenansprüche für das Alter). Danke.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Freak
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 10870
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zitat von Bergtroll Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ...
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Einige haben so einen Ausstieg ja offenbar schon angedacht und finanziell durchkalkuliert. Ich gehe davon aus, dass keiner ohne Rente im Alter auskommen möchte (wenn es z.B. mit der körperlichen Fitness vielleicht nicht mehr so gut steht). Enja hat davon gesprochen, dass sie 10 Jahre länger gespart hat als GT.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Mich würde interessieren, wie Ihr hier ungefähr kalkuliert (monatl. Budget für das "Wanderleben", Geldpolster bzw. Rentenansprüche für das Alter). Danke.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Die Frage ist, worauf würdest du schon jetzt verzichten, um ein Geldpolster aufzubauen, damit du eventuell früher oder für ein paar Jahre zwischendurch losziehen kannst. Oder wenn es dann mal soweit ist im Alter, sitzt der ein oder andere auf einem oft zu großen Haus. Verkaufen, damit man 10 Jahre vor der Rente weg kommt? Macht doch keiner. Würdest du?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                .

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Werner, ich denke die individuellen Situationen sind verschieden. In der von Dir kursorisch beschriebenen Situation würde ich das Haus vermutlich nicht verkaufen. Etwas anderes mag es sein, wenn Du Dein bisheriges Leben bei einer Investmentbank gearbeitet und 5 Mio. in bar und Wertpapieren auf dem Konto hast (was auf mich leider nicht zutrifft ;). Nochmal andere sagen sich vielleicht: "Ich möchte JETZT Leben" und vertrauen dann im Alter zur Not auf die Sozialhilfe.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Mein Eindruck ist, dass man - wenn man die letzte von mir genannte Variante vermeiden will - entweder ganz schön viel Geld haben muss, um z.B. mit 45 aussteigen zu wollen oder SEHR SEHR sparsam sein muss.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 849
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zitat von Bergtroll Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Mich würde insoweit noch interessieren (falls Du darauf antworten magst), ob DU mit dem inzwischen nicht mehr ganz neuen Lebensmodell zufriedener bist als vorher (= gut bezahlte Arbeit, wenig Zeit, kurze Urlaube) oder ob sich die Pros und Cons z.B. ungefähr die Wage halten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Als ich vor mittlerweile über 5 Jahren umgestiegen bin, war ich recht "ergebnisoffen". Ich wollte mindestens 2 oder 3 Jahre Wandern gehe, hatte aber nicht ausgeschlossen, danach wieder zu arbeiten. Eigentlich hatte ich erwartet, dass mir das Outdoorleben bald langweilig werden würde oder mir die Ideen ausgehen. Bisher ist keiner der beiden Fälle eingetreten - im Gegenteil. Im Moment habe ich eher zuviele Ideen und weiss gar nicht, wann ich welche Tour machen soll.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Deine Frage ist für mich persönlich aber dennoch sehr schwierig zu beanworten. Ich war mit meinem früheren Lebensmodell "Karriere und Geldverdienen" nämlich auch sehr zufrieden. Ich habe sehr gerne gearbeitet und mir hat mein Job sehr viel Spass gemacht. Ich bin also nicht aus Frust oder Unzufriedenheit umgestiegen, sondern einfach, weil ich das Outdoorleben eben auch sehr attraktiv fand. Angesichts der begrenzten Ressource Lebenszeit bin ich dann halt schon relativ früh auf Outdoor umgestiegen. Mir war das Risiko zu gross, den Wechsel immer wieder z.B. bis zum Rentenalter hinauszuschieben, um dann aufgrund von eventuellen gesundheitlichen Problemen nicht mehr oder nur sehr begrenzt wandern zu können.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich habe diesen Umstieg nie bereut - im Gegenteil! Ich finde aber mein jetziges Outdoorleben nicht besser als mein früheres Berufleben. Alles hat halt seine Zeit. Ich bin sehr froh über mein früheres Berufsleben. Ich bin aber jetzt genauso froh über meine "Outdoorkarriere" und kann mir zur Zeit nicht vorstellen, wieder ins "normale" Leben zurückzukehren. Seit vielen Jahren ist das "Draussen" leben für mich eindeutig attraktiver geworden, vor allem weil sich dadurch auch meine persönlichen Wertvorstellungen verschoben haben.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 27.04.2004
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 1077


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      danke an GT für all die interessanten antworten in diesem thread und natürlich auch für den feinen reisebericht!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      weil du alles so ehrlich und ausgewogen beschreibst, kann man sich wirklich ein gutes bild machen!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      alles gute unterwegs weiterhin von der faulen socke, die schon weiss, warum sie nur ab und zu aus ihrer homebase ausbricht (sofa! Bücher! Dusche!...) ;) und daher gerne bei dir und anderen virtuell mitwandert.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 27.04.2004
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 1077


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        weil sich hier ja etliche fragen, wieviel geld braucht man für so einen lebensstil:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        die im thread erwähnten 5 mio sicherlich nicht, ist zwar nett und damit ist man sicher gegen alles gewappnet, aber mit geringerem sicherheitsbedürfnis geht es auch mit weniger. um wieviel weniger? das hängt von dir ab und von deinen ausgaben!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        aber wie man das berechnet (grob und auf einfache weise), das kann ich gerne zeigen. das sollte sowieso jeder der sich ev. selbständig machen will, achwas, überhaupt jeder, mal durchrechnen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        1. aufgabe: geldbedarf pro monat
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        wieviel brauchst du pro monat?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        das herauszukriegen ist die anfangshürde, je nach deinem überblick über dein ausgabenverhalten ist sie höher oder niedriger.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        hilfen dazu gibts z.b. hier:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        http://www.helpster.de/monatliche-ko...altsplan_96495
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        http://www.beobachter.ch/geld-sicher...h-plan-laeuft/

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        der einfachheit halber sagen wir mal, wir wollen als einzelperson jeden monat 1000EUR zum leben haben. --> x12 = 12000 EUR pro jahr brauchen wir. das ist sowieso was mittleres, nicht üppig, schon sparsam, aber noch über harz-niveau (nein, gar nicht so weit darüber wie du jetzt vielleicht denkst, zu den harz-sätzen kommt ja noch miete und krankenkasse dazu. kenn mich damit aber nicht aus (zum glück)).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        so, ab jetzt wird es einfacher. wir müssen zwar rechnen, aber es gibt hilfsmittel dafür.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        2. aufgabe: wie hoch muss dein kapital sein, damit du deinen geldbedarf daraus erwirtschaften kannst?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        dafür gibt es die schönen renten-tools, z.b. dieses:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        http://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        hier wählst du kapitalvermögen berechnen und ewige rente (wer weiss wie alt du wirst?) und gibst bei monatliche entnahme unsere angenommenen 1000 EUR ein.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        dann siehst du, dass dein kapital dafür 406.500 EUR sein müsste. viel geld, klar, aber doch weit von den im thread erwähnten 5 mio weg!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        bei der konservativen, aber ich sage mal auch eher realistischen annahme (ausser das geldsystem bricht zusammen, wieder börsenkrach, etc. etc.), dass du 3% zinsen pro jahr darauf erwirtschaftest, nach steuer. da bist du aber schon nicht schlecht bei der verwaltung und anlage deiner 400000EUR.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        wenn wir optimistisch sein wollen und 5% zinsen als erwirtschaftet annehmen, hoppla, da brauchen wir plötzlich nur noch 246.500 EUR. zinseszinseffekt. schön, nicht wahr? aber riskant als annahme. und über 5%? da wärst du ein sehr versierter börsencrack, bzw. eher ein zocker, bzw. wahrscheinlich ein kapital-verzocker. damit rechnen wir lieber mal nicht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        3. aufgabe: wie lang dauert es bis du dieses kapital beisammen hast, damit es eben die 12000/jahr erwirtschaften kann?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        das hängt natürlich wieder von dir ab, bzw. von deiner sparrate, wieviel du pro monat auf die hohe kante legen kannst.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        dafür gibt es die ganzen sparrechner tools, z.b. dieses:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        http://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        hier wählen wir ansparzeit berechnen, geben unsere 406500 ein und spielen mal mit der sparrate.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        bei 500 pro monat auf der hohen kante, brauchen wir 37 jahre, bis wir die 406000 beisammen haben. uups, jetzt wissen wir, wieso das da oben rentenrechner geheissen hat und wieso die meisten erst im rentenalter mit arbeiten aufhören können.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        wenn wir uns bei der sparrate mehr ins zeug legen und 1000 pro monat sparen können, sind wir schon bei 23 jahren. bei 5% zinsen sind es schon knapp unter 20 jahre.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        hoffnungslos lange? naja, müssen wir den gürtel enger schnallen und 2000 weglegen. macht 12 jahre bei 5%.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        vielleicht brauchst du ja auch keine 1000/monat. christine müsste ohne homebase vermutlich darunter liegen. oder jemand arbeitet weiter das halbe jahr hindurch, dann muss das kapital z.b. nur noch 500/monat abwerfen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        wollte ja hiermit nur die grundprinzipien veranschaulichen, jetzt kannst du anhand deiner situation deine zahlen in die rechnung einsetzen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich halte die Berechnungen noch für zu optimistisch.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          1.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich will nicht mit 12000 EUR pro Jahr auskommen, sondern auch mal ein Auto kaufen etc. Sagen wir also lieber mindestens 30.000 EUR pro Jahr.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          2.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Aufgrund der weltweit angeworfenen Geldpressen ist in den kommenden Jahr(zehnten) mit nicht unerheblicher Inflation zu rechnen. Ist die ausreichend berücksichtigt?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          3.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Es ist schwierig, auch nur 3% Zinsen zu erzielen (Aktieninvestments sind z.B. derzeit aufgrund der gestiegenen Kurse schon wieder riskant; Staatsanleihen werfen nichts ab und sind auch nicht sicher). Die meissten sind seit der Finanzkriese jedenfalls noch immer im Minus.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Nach meiner Einschätzung braucht man vielleicht nicht 5 Mio., um sich komfortabel mit 45 zur Ruhe zu setzen. Eine Mio. ist aber z.B. zu wenig bzw. riskant.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Man muss sich auch überlegen: Wenn man erst einmal alt und für einige Jahre aus dem Job raus ist, bekommt man anschliessend im Zweifel keinen oder zumindest keinen guten Job mehr.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 849
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            @Faule Socke:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Erst mal Hut ab! In Deinem letzten Beitrag hast Du ziemlich exakt vorgeführt, wie ich mir bei meinem Ausstieg meinen Finanzplan auch errechnet habe. Das Tool ist wirklich sehr gut! Danke für den Link!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Hier noch mal einige Ergänzungen zu Deinen wirklich sehr treffenden Ausführungen und Bergtrolls Anmerkungen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            1.000 EUR pro Monat Finanzbedarf (inflationsbereinigt) ist ein guter Durchschnittswert. Nein, Bergtroll, davon kann man sich dann kein Auto mehr kaufen, aber das brauchst Du auch nicht als Dauerwanderer. Ich kenne Dauer-Outdoorer, die mit der Hälfte auskommen, aber mit 1.000 EUR kannst Du Dir auch mal einen Auslandsflug, ein Hotel oder ein Restaurantessen leisten. Zudem muss man ja auch verschlissene Ausrüstung ersetzen. (Auslands-)Krankenkasse und Lagerkosten ebenfalls nicht vergessen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Es kommt halt darauf an, was Du mit diesem Betrag alles abdecken möchtest. Wenn Du bereits bist, auf Wohnung und Auto zu verzichten, kannst Du mit 1.000 EUR gut über die Runden kommen. Wenn Du das zu Deinem persönlichen Wohlbefinden brauchst, reicht es Dir natürlich nicht. Es ist halt immer die Frage, wie viel Dir Dein Lebensstil Wert ist und welche Opfer Du dafür bereit bis zu erbringen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Die Inflationsrate kannst Du mit dem Tool unter "Dynamik" auch berücksichtigen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kurzfristige wirtschaftliche Entwicklungen wie die derzeitige Rezession kannst Du ebenso wenig als Richwert in eine solche Berechnung einfliessen lassen wie die Spitzenerträge von Boom-Jahren. Ein durchschnittlicher Kapitalertrag von 3-4% ist aber über die Jahre gesehen nicht unrealistisch. Zudem erhälst Du im Alter auch bei nur wenigen Jahren Berufstätigkeit zumindest eine kleine Rente, die Deinen monatlichen Kapitalbedarf reduziert.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ausserdem würde ich auch nicht mit ewiger Rente rechnen, sondern eine realistische Rentendauer eingeben, was die Sache auch schon wieder einfacher macht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            @Bergtroll

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ich denke, Faule Socke und ich reden von einem etwas anderen Ausstieg als Du. Du schreibst von komfortabel zur Ruhe setzen. Wenn das "komfortabel" Dein Ziel ist, dann wird ein Dauerleben im Zelt und Draussen für Dich nicht attraktiv sein und die Beispielrechnung nicht zutreffend.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Wenn aber ein Outdoorleben Dein Ziel ist, dann ist der Verlust des Autos für Dich nicht von Bedeutung und der reduzierte Lebensstandard ist dann kein grosses Problem. Ich liege 250 Nächte im Jahr eh in meinem Zelt. Da kann ich meinen Standard bestenfalls durch eine NeoAir statt Schaumstoffmatte erhöhen - grosse finanzielle Auswirkungen hat das dann aber nicht.... In diesem Fall ist die Beispielrechnung von Faule Socke wirklich sehr zutreffend.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ich wollte die Berechnung von faule socke auch keineswegs schlecht machen, sondern nur verdeutlichen, dass man da schon ganz schön hart zu sich selbst sein und zu gewissen Risiken bereit sein muss.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Es gilt ja im Prinzip diverse Eventualitäten zu berücksichtigen, wenn man mit einiger Sicherheit nicht krank, arm und einsam im Alter auf den Tod warten will.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Beispielsweise kann es durchaus sein, dass man sich 5 Jahre nach dem Ausstieg ins Outdoorleben so schwer verletzt, dass man eben nicht mehr dauerhaft per pedes unterwegs sein kann. Oder man stellt doch fest, dass man es nicht mehr will. In diesen Fällen ist eine Rückkehr in die Arbeitswelt nicht einfach. Und man will dann eben vielleicht wirklich nicht ohne Auto auskommen (insbesondere bei körperlicher Gebrechlichkeit). Wenn man dann nur EUR 12000 p.a. hat, bereut man seinen Beschluss vielleicht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Die Rentenansprüche sind auch wichtig. Aus meiner Sicht macht es Sinn so zu kalkulieren, dass man in die berufsständische bzw. private RV weiterhin bis 68 einzahlt. Dann hat man als Rentner hoffentlich genug Geld und kann einfacher kalkulieren, wieviel Geld man bis dahin benötigt. Leute, die in die gesetzliche RV einzahlen müssen (Fass ohne Boden), müssen natürlich anders kalkulieren.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zur Verzinsung von 3-4%. Da es sich hier wohl um den Betrag NACH Steuern und NACH Inflation handeln soll, darf man sich hier bei der Anlage keine grossen Fehler erlauben.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Weiterer Punkt: Falls eine linke Partei an die Macht kommt, kann es gut sein, dass eine Vermögenssteuer erhoben wird. Dann sind evt. diejenigen Leute, die für das Alter privat vorgesorgt und Vermögen gebildet haben, gekniffen. Sie müssen dann noch mehr Zinsen generieren.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Die kommende Finanztransaktionssteuer macht dies auch nicht einfacher.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Weiterer Gedanke: Falls es später finanziell eng werden sollte, kann man evt. in ein Land mit niedrigerer Kaufkraft auswandern, um dort besser über die Runden zu kommen. Ist aber auch nicht einfach.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zuletzt geändert von ; 08.04.2013, 13:03.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 27.04.2004
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 1077


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                @bergtroll:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                du hast natürlich völlig recht mit deinen einwänden. auch mit den renten/sicherheits, - etc. bezogenen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                deshalb steigen ja auch nur die wenigsten aus, und die meisten von diesen auf einem komfort-niveau, das nicht mehr "bürgerlich" ist.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                mir gings nur mal darum, dass die jüngeren nicht gleich ihre träume streichen, nur weil sie schnappatmung bekommen, weil ja schon 400000 eine enorme summe für sie sind.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                sondern dass sie sehen, dass auch solche grosse summen nicht völlig unerreichbar sind, wenn man diszipliniert drangeht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                macht ja auch jeder hauskäufer ähnlich (oder sollte es zumindest).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                also dachte ich ich bringe einfach mal ein bisschen basis finanzwissen (ich hab das auch erst mit über 25 gelernt, sollte eigentlich in der schule drankommen). die bedenken von bergtroll sind dann die aufbaustufe für fortgeschrittene, die sollte man auch durchgehen, bevor man wirklich nur noch vom kapital leben will.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                was man ja durchaus kann, wenn man sich bewusst für die dadurch nötigen einschränkungen und sparsamkeitserfordernisse entscheidet. alles (haus + auto + kinder + sozialer status) haben geht halt nicht (zumindet für die ohne wirklich reiche eltern).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                die 1000/monat habe ich auch genommen, weil es eine runde summe ist und jeder dann leicht schon im kopf die anderen zahlen abschätzen kann entsprechend der eigenen bedürfnisse.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Dauerbesucher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 09.05.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 849
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Nochmal eine weitere Anmerkung zu dem Thema:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Der finanzielle Aspekt ist eigentlich nur die erste und meines Erachtens gar nicht mal die entscheidende Hürde. Viel wichtiger und entscheidender ist der soziale Aspekt. Wer sich einmal für Ehe und Familie entschieden hat, der kann in der Regel nicht einfach plötzlich für ein Jahr losziehen und die Kindererziehung dem Partner überlassen. Auch sind Ehepartner in der Regel nicht begeistert, wenn der andere für Monate unterwegs ist - und wollen oder können in den seltensten Fällen mitkommen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Selbst für Singles hat dieser Umstieg gravierende Folgen: Freundschaften leiden, wenn man Jahre unterwegs ist und immer nur mal für ein paar Wochen auf Heimatbesuch kommt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Wer auf ein "Nomadenleben" umsteigt, sollte sich vor allem diese sozialen Konsequenzen bewusst machen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 24.06.2003
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 2074
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Der soziale Aspekt ist tatsächlich nicht ganz ohne.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ich steck ja jetzt quasi in der Familienfalle :-) und frag mich wann ich den CDT laufen werde.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Als Single habe ich die Problematik nicht gesehen, weil ich auf jedem meiner Trails Freunde
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    gefunden habe.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Jetzt als Papa und thruhiking-infizierter hoffe ich, dass ich tatsächlich in 3-4 Jahren noch den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Mumm habe für ein halbes Jahr zu verschwinden. Meine Partnerin würde wohl alle Hühneraugen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    zudrücken...

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    CU

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Carsten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Eine komplette UL-Ausrüstung in einem Shop gekauft

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Prachttaucher
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Freak

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 21.01.2008
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 11979
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Sehr interessante Beiträge - danke an alle für Ihre Offenheit !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die soziale Komponente bekommen meiner Meinung nach auch schon Nichtaussteiger zu spüren : Dazu reicht es regelmäßig an Wochenenden unterwegs sein zu wollen + den gesamten Urlaub outdoor verbringen zu wollen. Eine Beziehung ist da höchstens möglich, wenn der Partner ebenfalls outdoorbegeistert ist. Auch sind z.B. Elteren wenig begeistert, wenn man regelmäßig stattfindenden Events (Hochzeitstag, runder Geburtstag, Jubiläum xy) nicht beiwohnt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Es wäre sicherlich auch schon etwas gewonnen, wenn man z.B. 4 Monate im Jahr unterwegs sein könnte. Solche Jobs sind aber mit Sicherheit rar.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 05.10.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 1315
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Erstmal: GT, auch wenn ich mich mit der ganzen thruhike/ amerikanisch-geprägten Langstreckenwanderungs-Philosophie nicht wirklich idendifizieren kann, finde ich es bemerkenswert wie du dein persönliches Ding durchziehst-so wie du es willst. Hut ab, auch und vor allem davor, dass du die damit verbundenen Entbehrungen so hinehmen willst/kannst, ich bin diesbezüglich doch eher ambivalent.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Der finanzielle Aspekt ist eigentlich nur die erste und meines Erachtens gar nicht mal die entscheidende Hürde. Viel wichtiger und entscheidender ist der soziale Aspekt. Wer sich einmal für Ehe und Familie entschieden hat, der kann in der Regel nicht einfach plötzlich für ein Jahr losziehen und die Kindererziehung dem Partner überlassen. Auch sind Ehepartner in der Regel nicht begeistert, wenn der andere für Monate unterwegs ist - und wollen oder können in den seltensten Fällen mitkommen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Selbst für Singles hat dieser Umstieg gravierende Folgen: Freundschaften leiden, wenn man Jahre unterwegs ist und immer nur mal für ein paar Wochen auf Heimatbesuch kommt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        wohl wahr! Dennoch, um konkret beim Christin'schen Austiegsmodell zu bleiben: in diesem Fall sind wohl die Finanzen ein mindest gleichwertiger Faktor.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Weil hier immer wieder vom "1000€ Model" gesprochen wird:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Leider sind "1000€ Netto " (Fixkosten bereits abgezogen) ein eher unrealistischer Betrag, zumindest auf die breite Masse bezogen, selbst als Akademiker, je nach Richtung, hat man selten wirklich "1000€ Netto" pro Monat zu Verfügung-zumindest in den Einstiegsjahren (natürlich auch wieder abhängig von der eingeschlagenen Richtung).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Eine Beziehung ist da höchstens möglich, wenn der Partner ebenfalls outdoorbegeistert ist
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Nein-ich denke so lange es im "üblichem Rahmen" ist, ist lediglich ein gewisses Maß an Verständniss/Konsens vorausgesetzt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Es wäre sicherlich auch schon etwas gewonnen, wenn man z.B. 4 Monate im Jahr unterwegs sein könnte. Solche Jobs sind aber mit Sicherheit rar.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Da könntest du mal BernieHH fragen, es entpricht in etwa seinem Stil - Ein bis einenhalb Jahre arbeiten, dann mehrere Monate am Stück weg-ich denke wenn würde ich dieses Modell definitiv dem Christin'schem Model vorziehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Bergtroll hat es irgendwo erwähnt-manche wollen nicht bis xy warten, sondern wollen es jetzt, oder zumindest in absehbarer Zeit. Allerdings wie sowas beruflich vereinbar ist, weiß ich auch nicht, aber ich denke das könnte Bernd beantworten, wenn er wieder hier ist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Zuletzt geändert von fjellstorm; 08.04.2013, 15:26.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 06.04.2009
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ist es nicht hauptsächlich die soziale Komponente?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich mein noch nie war in Europa die materielle Versorgung so gut wie heute. Also wann, wenn nicht heute, wäre es möglich ein Leben auf dem Trail zu leben?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Wenn denn nicht die psychologischen und damit einhergehend die sozialen Schranken wären.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Mich verwundert es zu sehen, wie die Spezies Mensch (insbes. in Europa und der sogenannten westl. Welt) ihre rationalen Fähigkeiten fast ausschließlich für die soundso vorhandenen evolutionären Triebe des Überlebens und der Reproduktion verwendet (nehme mich als vollständig soziales Wesen nicht aus)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Hier haben wir die Möglichkeit uns nicht den ganzen Tag dem Überleben widmen zu müssen, und doch scheint mir fällt uns nichts weiter ein um eben dieses Denken zu kultivieren und es für den Sinn des Lebens zu halten. Die Unsicherheit und Gereiztheit über eine vermeintliche Fehleinschätzung der Werte ist m.E tw. greifbar.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Ich meine, dass hat nichts damit zu tun wie und was ich mache, oder wie ich lebe (wie und was ich denke, insbes. über mich selbst, schon eher), aber sehr wohl damit wie ich Menschen begegne, die anders als ich oder der Masse leben. Ich finde, wir machen es uns gegenseitig schwerer als es sein müsste.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Just my 2 cents bei einem kurzen philosophischen Ausblick

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Kommentar


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Gast-Avatar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Wow. Was für ein schwammiger und missverständlicher Beitrag.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von azaun Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ist es nicht hauptsächlich die soziale Komponente?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ich mein noch nie war in Europa die materielle Versorgung so gut wie heute. Also wann, wenn nicht heute, wäre es möglich ein Leben auf dem Trail zu leben?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Wenn denn nicht die psychologischen und damit einhergehend die sozialen Schranken wären.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            *** Ich vermute, Du willst damit NICHT sagen, dass man sich über das Finanzielle wegen Sozialhilfe, Möglichkeiten zum Betteln usw. keine Gedanken machen sollte. Ich weiss aber nicht, was Du eigentlich sagen willst. ****

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Mich verwundert es zu sehen, wie die Spezies Mensch (insbes. in Europa und der sogenannten westl. Welt) ihre rationalen Fähigkeiten fast ausschließlich für die soundso vorhandenen evolutionären Triebe des Überlebens und der Reproduktion verwendet (nehme mich als vollständig soziales Wesen nicht aus)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            *** Ich vermute, Du willst Dich NICHT als vollständig sozial und damit sozialer als andere Menschen bezeichnen. Wieder weiss ich aber nicht so genau, was Du eigentlich sagen wolltest.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            *** Auch Dein Eindruck, dass sich die Mehrheit der Menschen fast ausschließlich um das Überleben und den Sex kümmern, entspricht nicht meinem Eindruck. Die Mehrzahl der Leute, die ich kenne, interessiert sich für gute Gespräche, Parties, Kino, Oper, Geschichte und/oder Telespiele. Es ist gerade die Ausnahme, wenn Leute back to the basics gehen und mehr Outdoor und das Ursprüngliche erleben wollen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Hier haben wir die Möglichkeit uns nicht den ganzen Tag dem Überleben widmen zu müssen, und doch scheint mir fällt uns nichts weiter ein um eben dieses Denken zu kultivieren und es für den Sinn des Lebens zu halten. Die Unsicherheit und Gereiztheit über eine vermeintliche Fehleinschätzung der Werte ist m.E tw. greifbar.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            *** Klingt nach einem Plädoyer GEGEN Outdoor, Friluftsliv und das Outdoorforum. Wirklich so gemeint?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ich meine, dass hat nichts damit zu tun wie und was ich mache, oder wie ich lebe (wie und was ich denke, insbes. über mich selbst, schon eher), aber sehr wohl damit wie ich Menschen begegne, die anders als ich oder der Masse leben. Ich finde, wir machen es uns gegenseitig schwerer als es sein müsste.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            *** Wer macht es einem schwer? Alle die ich bislang getroffen habe, waren sehr tolerant gegenüber meinen Outdooraktivitäten, auch wenn sie selbst daran kein Interesse haben.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Just my 2 cents bei einem kurzen philosophischen Ausblick

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 24.02.2012
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ich habe den tollen Reisebreicht verschlungen und die nachfolgende Diskussion ebenfalls.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Vielen Dank, GT! Auch ein dickes Danke dafür, dass du uns einen Einblick in deinen für mich spannenden und beneidenswerten Lebensentwurf gewährt hast.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Für mich persönlich sind Berichte von individuellen Lebensweisen immer erfreulich und ermutigend; das soziale und familiäre Umfeld neigt ja penetrant dazu, einen immer die "Sicherheit", die "Risiken" und "denk an deine Zukunft, willst du dem Sozialstaat auf der Tasche liegen?!" unter die Nase zu reiben. Am Ende macht man nicht das, was man wirklich will, sondern was die Gesellschaft vom produktiven Mitmenschen erwartet.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Was für den einen Verzicht auf Komfort und Sicherheit bedeutet, kann für den anderen eine echte Befreiung aus einem schablonenhaft vorgegebenem Leben sein, in dem das Träumen und einfach-Genießen nur noch in der Freizeit gestattet ist, während man aber zwingend das neue iPhone, die Doppelhaushälfte und den HD-Flatscreen braucht und dazu eben auch das über Jahre berechenbare Gehalt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Als Selbständige in der Kreativwelt mit entsprechendem Freiraum kenne ich sowohl die Künstler mit alternativem Lebensentwurf als auch diejenigen, die mit Sicherheit seelisch krank werden würden, wenn sie sich von vertrauten Dingen trennen müssten, keine Möglichkeit zum Rückzug hätten und wüssten, dass es auch kein Sicherheitsnetz (Familie, finanzielles Polster) für den Notfall gäbe.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 01.08.2009
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 981
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zitat von Bergtroll Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Weiterer Gedanke: Falls es später finanziell eng werden sollte, kann man evt. in ein Land mit niedrigerer Kaufkraft auswandern, um dort besser über die Runden zu kommen. Ist aber auch nicht einfach.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Falls du damit meinst, wenn du mit deiner Rente in D nicht auskommst ziehst du in ein Land in dem die Lebenshaltungskosten geringer sind .......
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Die Gesetzlichen Renten zumindest werden dann angepasst. Aktuell ist es in D schon so wenn du in eins der "neuen" Bundesländer ziehst, daß du dann evtl weniger Rente Bekommst als vorher wo du in einem der "Alten" wohnst.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume, ich bin in Euch und geh’ durch Eure Träume. (Michelangelo)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen. (Albert Schweitzer)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 18.08.2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 4869
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Vielleicht beschreibe ich mal mein Outdoor-Leben, das sich bisher durchaus mit dem Modell Familie kombinieren ließ.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Meine Großeltern und Eltern waren auch schon "Outdoorer". Insofern ging das früh los. Sobald ich 18 wurde, habe ich mich auf die Socken nach Istanbul gemacht und dabei meinen Mann kennengelernt. Während des Studiums waren wir immer ca. 6 Monate im Jahr auf Tour. Bis zur Bologna-Reform sollte es noch lange dauern. In der Zeit sind wir weit durch Afrika und Asien gezogen. Immer neugierig auf das, was hinter dem Horizont lag.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Danach kam das Berufsleben. Und drei Kinder. Die Angestelltentätigkeit haben wir genau zwei Jahre lang ausgehalten. Um uns dann gemeinsam selbstständig zu machen. Trotzdem waren die Möglichkeiten nun eingeschränkter. Outdoor ja. Fernreisen eingeschränkter. Outdoor geht auch um die Ecke. Und in zeitlich überschaubaren Abschnitten. 16 Jahre lang waren wir auf Schulferien angewiesen. Und unser Betrieb konnte uns selten mal länger als zwei Wochen entbehren. Also eigentlich gar nicht.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Nach der Schulzeit das Studium der Kinder. Eines ist inzwischen durch. Zwei finanzieren wir noch. Das Modell "1000 €" fällt deswegen aus. Da brauchen wir doch deutlich mehr.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Das Sparen auf "Outdoor" lief dann im Grunde synchron mit dem Sparen für das Alter. Man guckt, wieviel man haben will. Spart das an. Und irgendwann lebt man davon. Am besten so früh wie möglich. Zum 40. Geburtstag war durchaus mal Ziel. Dann hat es noch 10 Jahre länger gedauert. Das lässt sich alles nicht so auf Heller und Pfennig kalkulieren. Vieles ist reichlich unwägbar. Viele unsere Freunde haben sich mit Aktien in den Ruin geschossen. Manches funktioniert. Manches funktioniert nicht. Manche Zeiten sind schwer. In anderen läuft es leichter.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Im Moment sehe ich so eine Art Übergangsphase. Eine gewisse Summe pro Jahr muss ich noch verdienen. Dazu reichen mir aber drei Monate. Wenn die Kinder mit dem Studium fertig sein werden, kann das entfallen. Falls ich das möchte. Meine Arbeit macht mir durchaus viel Freude. Vor allem, wenn sie mich nicht mehr so einengt wie früher.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Als Mutter habe ich mir nie ernsthaft gewünscht, meine damals kleinen Kinder mal für ein halbes oder ein ganzes Jahr zu verlassen. Im Rückblick verging die Zeit mit ihnen wie im Fluge. Davon hätte ich nichts missen mögen. Meinem Mann ging es offensichtlich genauso.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Mein Wohnhaus möchte ich nicht verkaufen. Darin möchte ich leben und es später mal einem meiner Kinder vererben.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Zitat von changes Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Falls du damit meinst, wenn du mit deiner Rente in D nicht auskommst ziehst du in ein Land in dem die Lebenshaltungskosten geringer sind .......
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Die Gesetzlichen Renten zumindest werden dann angepasst. Aktuell ist es in D schon so wenn du in eins der "neuen" Bundesländer ziehst, daß du dann evtl weniger Rente Bekommst als vorher wo du in einem der "Alten" wohnst.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Teilweise bekommt man ohne gesicherte Einkünfte in einer bestimmten Mindesthöhe auch kein Visum im Ausland. Außerdem zahlen Zugezogene im vermeintlich günstigen Ausland oft "Gringopreise". Deshalb sagte ich "nicht einfach".

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 28.09.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 3237
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Hallo Christine,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ich wollte dich kurz noch etwas zu deiner Logistik während deiner Tour fragen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Angesichts dessen dass Frankreich und Spanien fest in Decathlon-hand sind (aber auch Italien und mittlerweile gibts ja auch immer mehr Läden in Deutschland), würde es da vielleicht nicht praktisch sein sich doch mit dem Sortiment anzufreunden?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      So könntest du unterwegs immer wieder Verbrauchsgegenstände (beispielsweise Schuhe) nachkaufen und müßtest dir diese nicht schicken lassen. Decathlon hat ja mittlerweile auch eine eigene kleine UL-Kollektion und auch preislich sind die Sachen ja recht "gut" was das Preis/Leistung-Verhältnis angeht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich weiß das du bisher kein besonderer Fan von Decathlon bist (besonders was die Qualität der Sachen angeht), ich wollte einfach mal nachfragen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Und nochetwas wollte ich dich fragen: Wie machst du das eigentlich mit einer delaminierten TAR Matte während der Tour? Schickst du die ein nach Irland und besorgst dir vor Ort eine neue Matte oder tauscht du die in einem Laden vor Ort?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Viele Grüße

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Dauerbesucher
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        @Ingwer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Ich plane gerade meine nächste Tour durch Frankreich/Spanien und bin aus den von Dir genannten Gründen in der Tat gerade dabei, mich mit deren Schuhsortiment anzufreunden. Ich bin durchaus ein Freund von Decathlon und Co, was Textilien anbelangt. Nur hochwertigere Produkte würde ich dort nicht kaufen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Die delaminierte TAR in Frankreich war in der Tat ein Drama. Da die Händler vor Ort keine TAR führen, konnte ich sie dort auch nicht umtauschen. Ich habe sie zu meinem "trail manager" nach Deutschland zurückgeschickt und dann nach meiner Rückkehr bei Globetrotter gegen eine neue getauscht....
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Alter Hase
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 28.09.2011
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 3237
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Hi,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ah ok, ich hatte deine Worte bezüglich Decathlon im Blog "cheap but of very low quality" vielleicht etwas misinterpretiert.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Und ja du hast recht, für die hochpreisigen bzw "hochwertigen" Sachen muß man nicht zu Decathlon gehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Dann bin ich einmal gespannt auf deinen Bericht (in einen halben Jahr?) ob die Decathlonversorgung unterwegs im Praxistest auch wirklich geklappt hat.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Danke für deine Schilderungen zur TAR Matte.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Grüße

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von German Tourist Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            @Ingwer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Ich plane gerade meine nächste Tour durch Frankreich/Spanien und bin aus den von Dir genannten Gründen in der Tat gerade dabei, mich mit deren Schuhsortiment anzufreunden. Ich bin durchaus ein Freund von Decathlon und Co, was Textilien anbelangt. Nur hochwertigere Produkte würde ich dort nicht kaufen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Bei Decathlon kaufe ich schon seit Jahren. Mangels Markt vor der Haustür fast immer auf Tour oder im Urlaub. Die führen auch Markenprodukte, fürs Wandern aber weniger. Das Problem ist, dass die sogar ihr eigenes Sortiment nicht immer vorrätig haben. Meine Sommerwander und - radhose habe ich in 5 Läden verteilt über 3 Länder gesucht. Eigenmarke wohlgemerkt. Hinzu kommt, dass die den Lagerbestand regional anpassen. In Faro in der Algarve hat man jede Menge Auswahl fürs Golfen und Tauchen. Wanderhosen, wenn die Baumwolldinger wegfallen, fast keine. In Bad Kreuznach hatten sie letzten Mai nur ein Zelt mit normalem Gestänge. Zufällig das, was ich wollte. Die bestellen zwar alles für den nächsten Tag, was unterwegs nicht weiterhilft.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zuletzt geändert von Werner Hohn; 11.04.2013, 17:07.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            .

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 11108
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Post als Moderator
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              So, jetzt melde ich mich hier mal zu Wort.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ich habe einen Beitrag von wonderrentner gelöscht und stehe auch weiterhin dazu. Allerdings hätte ich, wie es hier auch anklang, die Aktion öffentlich machen und mit einem Modpost versehen sollen anstatt nur eine PN an den user zu schreiben. Das war ein Fehler.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Wonderrentners Beitrag und die Reaktionen darauf werde ich auch jetzt wieder löschen, so dass zum eigentlichen Thema weiterdiskutiert werden kann.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Der Reisebericht gleitet nun schon seit mehreren Seiten an der Schwelle zum OT, da German Tourist sich aber weiterhin aktiv daran beteiligt, habe ich bisher nicht eingegriffen.



                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden.  Dein Team der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 13.07.2005
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 3047
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Post als Moderator

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Denkt bitte daran, den Meldebutton zu nutzen , wenn Ihr mit unserer Moderation nicht einverstanden seit und zerstört bitte nicht den Lesefluss von Usern die nur am Thema (Hier der Reisebericht) interessiert sind.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bei wiederholtem OT, anstelle des Meldebuttons, muss mit Punkten gerechnet werden.


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden.  Dein Team der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wo war ich bloß?

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Freak
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • 10870
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Für das 2011er ods-Heft hatte German Tourist einen Beitrag geschrieben. Keinen Wanderbericht, mehr so in die Richtung warum sie das macht und wie sie das finanziert. Also das, was hier nach und nach erfragt und diskutiert wurde. Meine erste Reaktion damals war, dass ich mir den Ordner mit Bankunterlagen und einen Taschenrechner geschnappt hatte. Nachmachen wollte ich ihr Leben sicherlich nicht. Doch ein paar Stunden hatte ich rumgedoktert, was möglich ist. Anderen ist es ähnlich ergangen. Das ist der Sinn solcher Berichte.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Jetzt hat sie hier einen Wanderbericht gebracht, den einige Leser wegen der Länge und Dauer, andere wiederum von der Freiheit, die vielleicht auch ihre Freiheit sein könnte interessant, wenn nicht sogar fazinierend finden. Das ist doch das, was mit Reiseberichten bezweckt werden soll. Träumen, Spinnen und vielleicht die ein oder andere Frage stellen, ... (die Schere im Kopf).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Als sie ihren Bericht von den winterlichen Nebenwegen des AT gebracht hat, habe ich nur gedacht, sieht aus wie die Eifel im Winter. Brauch' ich nicht für mein Glück.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Bei dem hier hat mir gefallen, dass sie nicht durch die ferne USA, das kalte Nordskandinavien oder durch das nasse Schottland gewandert ist. Sie ist durch meine Heimat gewandert, deren Grenzen ich nicht sonderlich eng ziehe. Sie ist auf Wegen gewandert, die ich teilweise auch unter den Füßen hatte. Von den 4.500 km kenne ich bis auf 500 km alles - wenn auch so gut wie alles aus dem Autofenster. Trotzdem, genau das war für mich das fazinierende an diesem Wanderbericht: Kein Gerenne durch Landschaften die ich nicht kennen, in denen ich niemals wandern werde. Wenn sie mal wieder einen Abschnitt gepostet hatte, brauchte es nicht die Fotos, da war reale Landschaft in meinem Kopf.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  In diesem Sinne ...
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  .

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 08.11.2008
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • 402
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Christine, ich finde es sehr interessant, wie du hier deinen Werdegang zum Vollzeitwanderer beschreibst. Wenn auch nicht jeder diesen Weg gehen kann und will, ich finde es sehr inspirierend auch deine praktischen Infos hierzu zu lesen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Und was die Planung deiner Touren und ähnliche organisatorische Sachen angeht, würde ich gerne mehr darüber lesen...

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Also lass dich nicht von dem einen oder anderen Miesmacher hier abschrecken und hau weiter fleissig in die Tasten...

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Gerald
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    http://geraldtrekkt.blogspot.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Lebt im Forum
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • 9533
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Hallo Christine.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich habe mir heute deinen Reisebericht über diese Tour durch Westeuropa reingezogen. Hab ihn auf einen Rutsch gelesen. Der gefällt mir sehr gut und zeigt mir auch, dass es noch viele Ecken gibt, die es zu erkunden gilt. Auch die folgende Diskussion finde ich sehr aufschlussreich - jeder hat eine andere Motivation für's Wandern und ein Blick durch fremde Augen ist immer interessant. Ich bin aktuell am rechnen wie das bei mir zukünftig aussehen könnte. Aber bis meine Kinder so weit sind, dass ich/wir sie länger alleine lassen können dauert es noch etwas. Wir haben halt spät angefangen. Dein Bericht motiviert ungemein etwas mehr aus dem Trott unserer Gesellschaftszwänge auszubrechen und auch mal andere Wege zu gehen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich finde deinen Schreibstil auch sehr locker und ich habe kaum gemerkt wie der Sonntag dahinzog. Dann freue ich mich mal auf weitere Berichte von dir und wünsche dir noch alles Gute und vor allem bestmögliche Gesundheit damit du deinen Weg noch eine Weile gehen kannst! Vielen Dank, dass du uns "mitgenommen" hast!

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Gruß Wafer

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Anfänger im Forum
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • 11
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Respekt für diese Tour! Ich hätte ja nicht die Ausdauer, 4500 km zu Fuß zurückzulegen. Aber es gibt keine bessere Möglichkeit, die Natur wahrzunehmen als zu Fuß. Mit dem Auto sieht man halt wirklich nur wenig von der Landschaft.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Freak
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • 10870
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          In der aktuellen Ausgabe (Nr. 18) der Frauenzeitschrift "Brigitte" ist ein mehrseitiger Artikel über German Tourist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          .

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Fuchs
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 30.01.2013
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • 1944
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            In der aktuellen Ausgabe (Nr. 18) der Frauenzeitschrift "Brigitte" ist ein mehrseitiger Artikel über German Tourist.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Geschieht ihr recht. Ich fordere ja schon seit Jahren, dass man da mal was Investigatives machen muss. Leider war das Heft hier in Prenzlauer Berg schon wenige Minuten nach Deinem Post nirgends mehr zu bekommen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Lebe Deine Albträume und irre umher

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Erfahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 01.10.2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • 197
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              • Privat


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ja, wirklich schöner Artikel! Hab das erste Mal in meinem Leben die "Brigitte" in der Hand gehabt. Den Rest kann ich nicht so richtig kommentieren, aber der Artikel über Christine, ihre Einstellungen und Hintergründe war schon sehr interessant. Leseempfehlung für alle, die mehr über "die weitgewanderste Frau Europas" erfahren wollen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              www.frischluftgeschichten.de

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kommentar


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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Freak
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Liebt das Forum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 05.08.2005
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • 10870
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                • Privat


                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                AW: [D] [FR] [ES]: 4.500 km zu Fuss durch Westeuropa

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                German Tourist (bürgerl. Christine Thürmer) hat es von den US-Trails und den Europäischen Fernwanderwegen in die ARD geschafft:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Freitag, 01. April 2016, 18:45 bis 19:30 Uhr: NDR - DAS! Christine Thürmer zu Gast.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zuletzt geändert von Werner Hohn; 26.03.2016, 22:01.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                .

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kommentar