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    [PL] Paddeltour auf San und Weichsel, Juli 2021

    Tourentyp Kanutour
    Breitengrad 49.4675837
    Längengrad 22.3237038
    Leerzeile
    Die Sommerferien 2021 ging es für uns - Corona sei Dank - wieder mal nur nach Polen. Letztes Jahr waren wir im Nordosten des Landes unterwegs, dieses Jahr ging es auf Dörtes dringenden Wunsch hin in den Südosten, in die Bieszczaden und auf den San. Mich hat der Fluss jetzt nicht besonders gereizt, aber ok. Eher noch wollte ich mal auf den Mittellauf der Weichsel, in die der San mündet. Die Weichsel ist dort bekannt für ihre ausgedehnten Sandbänke, auf denen man sehr schön lagern kann.

    Die Bieszczaden standen immerhin vor >40 Jahren schon mal auf meinem Wunschzettel. Damals war es in meiner Vorstellung eines der abgelegensten Gebirge, die man als Ossi theoretisch erreichen konnte. Nur die Kommunisten setzten aus Angst vor der Solidarność auch dorthin einen Riegel vor und ließen mich seit Beginn der 80er Jahre nicht mehr frei nach Polen reisen.
    Ich fuhr aber auch vorher sowieso lieber nach Süden und Südosten (CS, HU, ROU, BG). Die Polen waren mir damals irgendwie suspekt, da man sie idR nur als Schmuggler wahrnahm, welche die DDR leerkaufen wollten (die Tschechen waren da ganz anders, Zahlen dazu).

    Zurück zum Heute: Die Corona-Lage sah in Polen während und auch noch viele Wochen nach dem Urlaub sehr entspannt aus (während der Rest Europas schon wieder mit 3. oder 4. Wellen zu kämpfen hatte). Die Inzidenzen lagen in Deutschland zu Beginn des Urlaubs 4x höher als in Polen, zum Ende hin 8x höher. Als Geimpfter hatte man schon seit Juni keinerlei Probleme bei Ein- und Ausreise, weder nach Polen rein noch raus bei der Rückkehr nach Deutschland. Einzig ein Impfnachweis musste mitgeführt werden (aber ich kann gleich sagen, dass der kein einziges Mal überprüft wurde).


    Berlin - Czernichów
    Sa 10. Juli 2021, 🚗607km


    Kurz vor 11 tuckern wir los, bis Breslau auf mautfreier Autobahn, ab da geht es 175km an Oppeln vorbei bis Gleiwitz übers Land auf meist schönen kleinen Landstraßen, und durch Kattowitz wieder auf der Autobahn.
    Um 9 Uhr abends, die Sonne ist bereits untergegangen, gelangen wir nach Czernichów, einem Dorf in der Nähe der Weichsel, 20km vor Krakau. An der Weichsel gibt es einen geeigneten Platz zum Übernachten, den ich schon von meiner Donaudelta-Tour 2008 her kenne. Kaum steigen wir aus dem Auto, überfallen uns die Mücken. Schnell mal runter zum Fluss, dann Zelt aufbauen und ab ins Bett.


    Czernichów - Krakau - Humniska
    So 11. Juli 2021, 🚗228km, 🥾8km


    Bei Tageslicht sehen wir uns die Weichsel noch mal genauer an und kochen unseren Morgenkaffee:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5059kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,03 MB ID: 3072220

    Der Fluss ist stark eingetieft, von Deichen gefesselt, der Flussgrund kiesig. Spuren von Pferdewagen und Quad-Spielchen auf der Kiesbank.
    Man könnte die Weichsel auf jeden Fall auch schon ab hier paddeln. Andere machen das regelmäßig. Seit 1999 wird die Nationale Kanu-Rallye auf der Strecke Czernichów-Krakau veranstaltet (Link 2020).

    Kurz vor 10 machen wir uns auf nach Krakau, wo wir ½11 in der Nähe der Weichsel parken. Zwar ist jeder Parkplatz hier als Bezahlparkplatz ausgewiesen (Map), aber am Sonntag ist das Parken frei.
    Wir spazieren am Weichselufer entlang in Richtung der Burg auf dem Wawel, der ehemaligen Residenz der polnischen Könige von 1040 bis 1795. Unter anderem wurden dort, von den polnischen Adligen gewählt, auch der sächsische Kurfürst Friedrich August zum Polnischen König gekrönt (1697), und eine Generation später sein Sohn Friedrich August II. (1734).

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5070kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,57 MB ID: 3072221

    Wir kennen den Wawel bereits von früheren Besuchen der Stadt und lassen ihn heute aus.

    Stattdessen wenden wir uns gleich dem Ring zu, dem großen Marktplatz im Zentrum der Altstadt mit dem imposanten Rathausturm und den Tuchhallen in der Mitte:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5069kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,55 MB ID: 3072218

    Der Platz wurde im 13.Jhdt angelegt und ist mit einer Fläche von 4ha (200 x 200m) einer der größten mittelalterlichen Marktplätze in Europa. Die Architektur ist wie in vielen Städten in ganz Polen im Mittelalter vom damals deutschen Bürgertum geprägt. Krakau war nach Magdeburger Recht organisiert und sogar Mitglied der Hanse.

    Wie überall in Polen ist die Stadt in den letzten 3 Jahrzehnten nach Ende des Kommunismus umfassend saniert worden und glänzt in frischen Farben. Unmengen Touristen bevölkern die Stadt, von Corona kaum eine Spur. Zwar scheint es in Innenräumen einen Maskenzwang zu geben, aber die Hälfte der Leute trägt ihre Maske unterm Kinn, die andere Hälfte verzichtet ganz. Nur wir Deutschen sind wie immer artig und fallen damit auf, dass wir unsere FFP2 korrekt auf dem Gesicht sitzen haben.
    Im Übrigen sind weit über 99% der Touristen Polen, Ausländer bemerken wir extrem selten (das war vor Corona ganz anders).

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5065kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,13 MB ID: 3072217
    Während die Kutschen auf Touristen warten, sitzen zumeist attraktive Damen auf den Kutschböcken. Sobald sich Kunden gefunden haben, steigen sie ab und lassen alte Männer die Pferde lenken.

    Wir schlendern eine ½h durch die Tuchhallen, Andrea kauft ein Paar Opanken.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5062kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,90 MB ID: 3072219

    Anschließend besuchen wir kurz die Marienkirche mit dem berühmten Veit-Stoß-Altar, dem größten gotischen Hochaltar Europas. Dann geht es für 2h ins Czartoryski-Museum. Andrea möchte unbedingt die Hauptattraktion dieses Museums, das Gemälde “Die Dame mit dem Hermelin” sehen, eines von 4 Frauenportraits von Leonardo da Vinci:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210711_150054.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,62 MB ID: 3072216

    Die übrigen Frauenportraits von Leonardo hängen im Louvre in Paris und in der National Gallery of Art in Washington.

    Aber auch die übrige Ausstellung ist interessant, zeigt sie doch vieles aus der Welt des polnischen Hochadels. 1796 wurde dieses älteste Museum Polens von Fürstin Izabella Czartoryska geb. Gräfin von Flemming im Palast der Adelsfamilie Czartoryski in Puławy eingerichtet, den ich bereits 2007 besuchen konnte.
    Das heutige Museumsgebäude in Krakau wurde vor 1½ Jahren umfassend saniert und auf den neuesten Stand gebracht.

    ¾4 setzen wir uns noch neben den Posamentiererturm auf ein Bier. Andrea schreibt Postkarten und hat anschließend Schwierigkeiten, einen Briefkasten zu finden. Die Zeit der Postkarten ist einfach vorbei, muss man mal einsehen.
    Immerhin kam sie noch deutlich vor unserer Rückkehr nach Deutschland bei meinen Eltern an.

    Kurz nach 5 tuckern wir aus der Stadt. Es ist ja noch eine ganze Weile hell, da schaffen wir es noch bis in die Bieszczaden. Unterwegs heftige Gewitterschauer, die auch einmal die Autobahn lahmlegen - 30min bzw 5km stockender Verkehr. Auf der Gegenfahrbahn sah es noch übler aus. Aber das ist alles nichts gegen die gewöhnlichen Staus in Westeuropa. "Der hohe Anteil an Auto-Urlaubern 2021 schlägt sich auch in den ADAC Stauzahlen nieder: In den Monaten Juli und August zählte der ADAC 169.000 Staus mit einer Gesamtlänge von rund 244.000 Kilometern. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich bei der Zahl der Staus ein Plus von rund 50 Prozent. Auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 stieg die Zahl der Staus um rund 25 Prozent" (ADAC).

    An der Ausfahrt Dębica Wschód verlassen wir die Autobahn und fahren auf bergigen Landstraßen nach Südosten ins Gebirge, in die Ausläufer der Bieszczaden. Oberhalb von Bresen/Brzozów versuchen wir auf Waldwegen einen Platz zum Schlafen zu finden. Aber die wenigen Wege sind so tief von Traktoren zerfahren worden, dass unser kleiner Daihatsu keine Chance hat und umkehren muss. Hier in Ostpolen ist es oft recht schwierig, geeignete Wildcampingstellen zu finden.
    Nun ist es schon dunkel und wir steuern das nächstbeste Hotel an. Das “Gasthaus unter der Linde” liegt noch 5km weiter hinter Humniska direkt an der Landstraße (Map) und hat gerade noch ein einziges Zimmer frei. Glück gehabt. Für 150 Złotych (~33€) bekommen wir einen stickigen Raum im Dachgeschoß. Zum Glück gehen die Fenster aufzumachen. Aber ansonsten weiß ich schon, warum ich lieber draußen schlafe.

    Auf jeden Fall sind wir schon mal in den Bieszczaden angekommen. Morgen werden wir den San zum ersten mal sehen, ihn an möglichen Einsatzstellen inspizieren, und uns abends mit Dörte treffen, die erst morgen von zu Hause abfahren möchte.
    Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:12.

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    #2
    Humniska - Sanok - Lesko - Wetlina
    Mo 12. Juli 2021, 🚗91km, 🥾9km


    Der große Frühstücksraum hat den Charme der späten 80er Jahre, obwohl das ganze Objekt sicher erst in den letzten 10 Jahren renoviert oder gar neu gebaut wurde. Das Frühstück war weder üppig noch besonders gut, Heißgetränke hat man sich aus einem elektrischen Samowar abgefüllt.

    ½10 fahren wir ab in Richtung Sanok, unserem ersten möglichen Einsatzort am San. Eine ½h später stehen wir kurz unterhalb der alten, schmalen Straßenbrücke zum Biała Góra am Ufer:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5075kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,22 MB ID: 3072734

    Gegenüber sind Schlauchbootverleiher stationiert. Bei ihnen frage ich nach der Befahrbarkeit des San auf dem oberhalb liegenden Abschnitt von Lesko bis Sanok nach. Sie hätten den Abschnitt in diesem Jahr bereits befahren, wollen sich aber bezüglich der derzeitigen Befahrbarkeit nicht festlegen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5099k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,48 MB ID: 3072744

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    Trotzdem einige flache, steinige Stellen erkennbar sind, sieht es für mich erst einmal nicht so schlecht aus. Klar, an einigen Stellen muss man wahrscheinlich treideln, aber im Großen und Ganzen kommt man durch.

    Dann wandern wir eine Runde durch die Stadt, besuchen das Sanoker Königsschloss und die Altstadt, beides hoch auf dem Berg. Saanig/Sanok scheint schon wieder eine deutsche Gründung oder im Mittelalter zumindest wirtschaftlich durch Deutsche dominiert gewesen zu sein.

    In der Wikipedia finden sich diese Fußnoten: “... vom Sanoker Flachland an bis nach Gorlice, Szymbark und Pilzno wurde durch Sachsen kolonisiert und noch heute nennt das Volk diese Gegend ‚na Głuchoniemcach‘.“ In: Geographisches Lexikon des Königreiches Polen. Band II, Warszawa, 1889, S. 612” und “Das deutsche Stadtrecht hatte in Polen, mit wenigen Ausnahmen, von Anfang an für deutsche und polnische Bürger gegolten. In Rotreußen hatte es 1339 Georg II. bei der Gründung von Sanok den "Ungarn, Deutschen, Polen und Rotreussen" gewährt. [...] " 1376 legte er (Oppelner Wladislaus II.) westlich Sanok eine deutsche Stadt an." In: Walter Kuhn: Geschichte der deutschen Ostsiedlung in der Neuzeit. Teil 2”.

    Mir ist das neu, dass so weit im Osten (Sanok gehörte anfangs noch zur Kiewer Rus) die bedeutenderen Orte auch oft von Deutschen gegründet und zu Städten erhoben wurden, die sich dann unter dem Magdeburger Recht oft gut entwickeln konnten.

    Am Marktplatz erwischt uns ein kräftiger Gewitterschauer, der aber unterm Terassenschirm beim Mittagessen schnell weiterzieht:
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    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5095kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3072735

    Zum Schluss möchten wir das große Freiluftmuseum besuchen, den Skansen:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5100kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,25 MB ID: 3072742

    Das Freilichtmuseum wurde im Jahre 1958 errichtet und gehört zu den größten in Polen. Es zeigt einige Dutzend originale und rekonstruierte Gebäude aus den Gebirgsgegenden Niedere Beskiden, Sanoker Flachland und dem polnischen Teil der Bieszczaden. Der ethnografische Park des Museums zeigt traditionelle Lebens- und Arbeitsweisen der polnisch-ruthenischen Bevölkerung der Karpatenvorlandes, außerdem der Walddeutschen, Lemken und Bojken. Bauernhäuser, Speicher, Windmühlen, Wirtschaftsgebäude, ein Wirtshaus und eine Kirche in Holz- bzw. Blockhüttenbauweise können besichtigt werden. Alle Gebäude sind mit entsprechender Ausstattung und teilweise mit Haustieren versehen, so dass das Landleben vergangener Zeiten nachvollzogen werden kann.

    Allerdings haben wir das Pech, das am Montag bereits um 12 Uhr geschlossen wird. Also wird es nichts mit einem Besuch und wir fahren ½3 zum Kaufland und 1h später weiter nach Lesko.
    Lesko empfängt uns mit 1.2km Stau. Wir parken unterhalb der Stadt und besichtigen die Brücke über den San sowie den damals noch in der OSM eingezeichneten Campingplatz. Einen Campingplatz entdecken wir nicht, aber der Weg dahin ist ausgeschildert. Mittlerweile (August 2021) ist er auch von der OSM gelöscht worden.
    Danach schlendern wir kurz durch die auf dem Berg gelegene Altstadt.

    Denkmal “Zum Gedenken an die [polnischen] Gefallenen und Ermordeten in den Kämpfen mit der Ukrainische Aufstandsarmee in den Jahren 1944-1947”:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5109kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,68 MB ID: 3072743

    Pegel Lesko an der Straßenbrücke:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5107kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,57 MB ID: 3072741
    Die aktuellen Werte dieses Pegels lassen sich im Netz abrufen (ebenso wie Sanok, Dynów, Przemyśl und weitere).

    Blick von der Brücke über den San in Lesko:
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5103kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,33 MB ID: 3072740
    Auch hier sieht der Fluss befahrbar aus und ich beschließe, dass wir hier unsere Paddeltour starten werden.

    Aber noch ist es nicht soweit. Zunächst wollen wir ja in den Bieszczaden wandern gehen. So fahren wir ½6 weitere 53km rein ins Gebirge bis auf den Campingplatz Stare Sioło kurz vor Wetlina. Auf Google Maps heißt er Pole namiotowe Nad Rzeką (“Zeltplatz am Fluss”, Map, Fotos, Preisliste).
    Er hat keine Rezeption, sondern man muss sich vorher telefonisch anmelden. Das haben wir mit Hilfe der freundlichen Dame in der Touristeninformation am Marktplatz in Sanok auch gemacht. Man zahlt für die Übernachtung 20Zł/Person und 10Zł fürs Auto, also in Summe für uns beide 50Zł (~11€). Dafür gibt es einen schönen Naturcampingplatz mit Wiese, Badestelle, Feuerstellen, Trockentoilette, aber ohne Strom und ohne Wasser und natürlich auch ohne WLAN. Fast schon wie Wildcampen. Uns gefällt es hier (und echtes Wildcampen ist in dieser touristisch erschlossenen und naturgeschützten Gegend zumindest mit Auto nahezu unmöglich).

    Sehr spät am Abend stößt noch Dörte zu uns. Sie ist erst heute früh im Brandenburgischen aufgebrochen und ist in einem Rutsch durchgedüst bis hier in die Bieszczaden.
    Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:25.

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      #3
      Wetlina - Tarnica - Wetlina
      Di 13. Juli 2021, 🚗51km, 🥾11.4km


      Heute möchten wir die Tarnitza/Tarnica besteigen, mit 1346m der höchste Berg der Bieszczaden.
      Wir verbringen einen sehr ausgedehnten, ruhigen Vormittag auf dem Zeltplatz, mit ausgedehntem Frühstück, baden etc. Das heißt, ruhig sind eigentlich nur die beiden Damen. Ich würde lieber früh loswandern, denn die letzten beiden Tage haben dieses typische sommerliche Wetterschema gezeigt: schöne Vormittage, und Gewitter am Nachmittag.

      Unser Zeltplatz:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5147kc.jpg Ansichten: 471 Größe: 2,97 MB ID: 3073195
      Wir haben die Autos in Zeltnähe, Platz ohne Ende, eigene Feuerstelle und mit der Sitzgruppe ein bisschen Infrastruktur. Kann man sich das auf einem deutschen Campingplatz vorstellen?

      Blickrichtung Fluss:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5140kc.jpg Ansichten: 470 Größe: 2,90 MB ID: 3073191
      Klar, das monströse Zelt, das uns vom Immobilienmakler und seiner Familie am Morgen in der Sichtachse zum Wasser aufgebaut wurde, ist jetzt nicht so toll, aber so ist das nun mal bei grenzenloser Freiheit.

      Badestelle im Fluss:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5144kc.jpg Ansichten: 469 Größe: 2,90 MB ID: 3073194

      Der Hund einer polnischen Familie war ganz vernarrt ins Wasser. Er war ständig baden, tauchte auch gerne mit dem Kopf unter, und wenn die Kinder mal nicht mehr mitspielen wollten, bellte er sie zurück ins Wasser.

      Der Tannenhäher lässt seinen typischen Ruf hören:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5240kc.jpg Ansichten: 466 Größe: 1,68 MB ID: 3073192
      Nicht ganz so markant wie der Sibirische Tannenhäher im Ural, aber ich habe ihn sofort erkannt.

      ¾11 starten wir endlich in Richtung Tarnitza. Wir fahren mit Dörtes Auto, in meinem ist die Rückbank ausgebaut.

      Zu Beginn stoppen wir noch mal 8min am kleinen Laden in Stare Sioło (Map). Hier bezahlen wir den Campingplatz. Den Adressaten des Geldes haben wir nie gesehen. Aber die Chefs der Pfadfinder auf unserem Campingplatz haben uns erklärt, wie das funktioniert. Die Verkäuferin hat eine Geldkassette, in die wir das Geld passend in bar hineinstecken. Sie gibt es dann weiter an unseren Vermieter. Eine Quittung gibt es nicht, das läuft alles auf Vertrauensbasis.

      Die Summe rechnen wir selbst aus: 3*20zł/Person/Nacht, dazu 2 Autos a 10zł/Nacht, also in Summe 160Zł=35.31€ für 2 Nächte.

      Nach insgesamt 25km Autofahrt landen wir in Wołosate, dem Ort, von wo aus der kürzeste Weg hinauf auf die Tarnitza führt. Schon in dem Ort davor, in Ustrzyki Górne, sehen wir Unmengen Autotouristen, die die ausgewiesenen Bezahlparkplätze füllen.

      Noch vor dem Ortseingang von Wołosate stehen wir im Stau. Alle wollen auf die Parkplätze, aber diese sind bereits gefüllt. So müssen wir 1¼h warten, bis wieder genügend Leute davongefahren sind.

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5110kc.jpg Ansichten: 462 Größe: 1,67 MB ID: 3073181

      So ist es bereits ½1, als wir endlich starten. Zunächst geht es 700m die Straße entlang durch das Dorf. Dahinter befindet sich ein Eingangsbereich mit Kassenhäuschen und Toilette. Huch, tatsächlich muss man hier für den Wanderweg bezahlen. Der Eintritt kostet 8ZłpP (~1.75€).

      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5135kc.jpg Ansichten: 462 Größe: 2,24 MB ID: 3073193

      Wir befinden uns im Nationalpark und so ist alles außer wegegebundenes Wandern am Tage verboten:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5134kc.jpg Ansichten: 461 Größe: 2,57 MB ID: 3073190
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5113kc.jpg Ansichten: 465 Größe: 2,26 MB ID: 3073183

      Massen von Leuten aller Alters- und Fitnessklassen wandern den Berg hoch (und da es so spät ist auch schon viele wieder runter). Krass finde ich die Mütter, die den Kleinen auf dem Arm tragen und den “großen” 4-Jährigen an der Hand halten. Es ist ja doch oft recht steil. Ausgewiesen sind die Wegstrecken mit 2h hoch und 1:10h runter. Der Höhenunterschied zwischen Startpunkt und Gipfel beträgt 620m. Der Weg ist ausgebaut (Treppen, zT Geländer), oft ziemlich ausgelatscht, bietet dann auch Möglichkeiten zum Überholen.

      An einem schönen Rastplatz auf 870m Höhe entscheidet sich Andrea, nicht weiterzugehen. Ihr schmerzen bereits die seit der Jugend lädierten Knie. Sie möchte hier warten, bis wir zurückkommen.
      Ab hier laufen wir jeder in unserem eigenen Tempo. Ich möchte noch vor dem erwarteten Nachmittagsgewitter oben ankommen, und Dörte möchte sich wie in Sibirien langsam nach oben bewegen.

      An der Baumgrenze, Blick hoch zum Sattel links und zur Tarnitza rechts:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5116kc.jpg Ansichten: 454 Größe: 1,85 MB ID: 3073182

      Blick vom Sattel in Richtung Nordost:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5118kc.jpg Ansichten: 466 Größe: 1,36 MB ID: 3073185
      Zu sehen sind ganz links der Krzemień, mit 1335m der zweithöchste Berg der Bieszczaden, dann links der Bildmitte die Kopa Bukowska 1320m, rechts der Mitte der Halicz, mit 1333m dritthöchster Berg der Bieszczaden, und rechts der Rozsypaniec 1280m (Panorama UDeuschle). Ein Kartenausschnitt der Compass-Wanderkarte zeigt den hier gezeigten Kernbereich des Bieszczady-Gebirges im Maßstab 1:50000.

      Auf den letzten 400m vom Sattel bis zum Gipfel der Tarnitza kommen mir die meisten Wanderer schon wieder entgegen:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5119k.jpg Ansichten: 460 Größe: 2,14 MB ID: 3073184

      Kurz nach 2 erreiche ich den Gipfel. Für die letzten 476 Höhenmeter habe ich 53min gebraucht. Ich unterhalte mich erstmal ½h mit einem Studentenpärchen aus Łańcut, ruhe mich anschließend auf einer Bank am Ende des Plateaus aus und genieße die Aussicht.

      Gipfelplateau der Tarnitza, Gipfelkreuz:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5120kc.jpg Ansichten: 489 Größe: 1,55 MB ID: 3073180

      Die Fernsicht ist ganz gut, und von den befürchteten Gewittern gibt es keine Spur.
      Habe ich also meinen Schirm nicht umsonst mitgeschleppt (alte Weisheit: nimm den Schirm mit, dann regnet es nicht).

      Man kann ~50km weit in die Ukraine schauen, Blickrichtung Süd:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5129kc.jpg Ansichten: 467 Größe: 1,29 MB ID: 3073187
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5125kc.jpg Ansichten: 460 Größe: 1,28 MB ID: 3073188

      Der erste “Hügel” im Bildvordergrund ist der Menczuł, 1008m hoch. Auf bzw hinter ihm verläuft die ukrainische Grenze, gut sichtbar auf dem Sattel rechts vom Menczuł. Die Wiesen darauf sind polnisch, der Wald dahinter ukrainisch. Die übrigen Berge befinden sich damit alle in der Ukraine.
      Die fernsten heute sichtbaren Berge sind links die Lutańska Holica/Лютанська Холіца, 1374m hoch und 25.5km entfernt, und in Bildmitte die Гора Маковица östlich von Ungwar/Ужгород, 978m hoch und 47.2km entfernt (Panorama UDeuschle).

      Der Ursprung des San ist von der Spitze der Tarnitza aus 13.5km entfernt:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5123k.jpg Ansichten: 449 Größe: 1,62 MB ID: 3073186
      Man kann aber nicht direkt dorthin blicken, da die Bergmassive Kińczyk Bukowski mit 1251m und Stinśka/Стінська mit 1212m zu hoch davor aufragen (Panorama UDeuschle). Da bleibt mir nur, morgen mal direkt dort vorbei zu schauen.

      An richtig klaren Tagen könnte man von hier bis zur Hohen Tatra schauen (190km entfernt), zu den höchsten Bergen der ukrainischen Waldkarpathen (Wielka Sywula 120km, Howerla 165km), und bei perfekten Bedingungen sogar bis Rumänien (Rodna-Gebirge, 230km entfernt).

      Um 3 Uhr erreicht auch Dörte den Gipfel. Wir rasten noch für eine ½h und steigen dann ab. Andrea hat sich gut erholt, und so erreichen wir kurz nach 5 das Auto. Zurück am Zeltplatz wird erst einmal gebadet. Eine heiße Brühe möbelt wieder auf. Das Wasser dafür mache ich auf der Glut eines erloschenen Lagerfeuers der Nachbarn heiß. Es war schon etwas anstrengend für mich, wo ich Wanderungen im Gebirge nicht mehr gewöhnt bin.

      Haben wir uns also heute in den Massentourismus gefügt. Aus heutiger Sicht würde ich eine Wanderung auf die Tarnitza anders angehen. Ich würde nur bis Ustrzyki Górne fahren, das Auto dort parken (kostet genau dieselben 18Zł/Tag wie in Wołosate), und von dort über den Szeroki Wierch den Fernwanderweg E8 zur Tarnica wandern. Von dort dann runter nach Wołosate, und von da mit den oft fahrenden Kleinbussen zurück zum Auto in Ustrzyki Górne. Oder gleich eine größere Runde über die Bukowe Berdo (Połonina Dźwiniacka) und den Krzemień.

      Am Abend beobachten wir neben unserem Lager die Pfadfinder bei ihren Ritualen:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5138kc.jpg Ansichten: 459 Größe: 2,35 MB ID: 3073189
      Dort herrscht ein gewisser Drill, es werden patriotische Lieder gesungen und anscheinend so etwas wie ein Aufnahmeritual durchgezogen. Ältere Jugendliche, die schon gewisse Positionen bekleiden, versuchen sich in Reden, die den Zusammenhalt der Rotten beschwören. “Die Sonne wird mich immer wieder trocknen und mir den Weg weisen … ” ... “Allein bist du klein ….” und so in dem Stil.
      Am Ende läuft alles sehr diszipliniert ab und wir erleben keine Störung der Nachtruhe.
      Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:30.

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      • November
        Freak

        Liebt das Forum
        • 17.11.2006
        • 11108
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        #4
        Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
        Aus heutiger Sicht würde ich eine Wanderung auf die Tarnitza anders angehen. Ich würde nur bis Ustrzyki Górne fahren, das Auto dort parken (kostet genau dieselben 18Zł/Tag wie in Wołosate), und von dort über den Szeroki Wierch den Fernwanderweg E8 zur Tarnica wandern. Von dort dann runter nach Wołosate, und von da mit den oft fahrenden Kleinbussen zurück zum Auto in Ustrzyki Górne. Oder gleich eine größere Runde über die Bukowe Berdo (Połonina Dźwiniacka) und den Krzemień.
        Als ich deine Routenbeschreibung gelesen habe, hatte ich dir so was in der Art vorschlagen wollen, aber letztlich bist du ja von selber drauf gekommen. Gleicher Weg hin und zurück muss ohnehin nicht sein und wo Shuttlebusse fahren, sollte man sie auch nutzen.
        Wir waren im Herbst 2019 in den Bieszczady: deutlich weniger voll als während der Sommerferien, allerdings auch etwas weniger Infrastruktur.

        Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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        • Spartaner
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          • 24.01.2011
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          #5
          Euren schönen Bericht hatte ich mir gestern Abend noch einmal durchgelesen. Jetzt, nachdem man selber dort war, versteht man ja gleich viel besser, wo es jeweils entlangging. Es liest sich sozusagen wie ein neuer Bericht.

          Ein paar eurer Bildmotive vom 29. September werde ich beim meinem nächsten Tag auch einbauen.

          Nur eins funktioniert jetzt auch nicht mehr: in Edge und Opera werden eure Bilder auch nicht mehr angezeigt (in Chrome sowieso nicht). Nur mein TOR-Browser macht keine Probleme damit. Ich würde ja vorschlagen, die Bilder doch noch hier auf ODS hochzuladen. Der Bilder-Upload funktioniert mittlerweile, ich habe es schon oft genug probiert.
          Zuletzt geändert von Spartaner; 28.08.2021, 08:54. Grund: Opera ergänzt

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            #6
            Wetlina - Ursprung des San - Wetlina
            Mi 14. Juli 2021, 🚗112km, 🥾25km


            Heute früh zieht es sich die Morgenroutine nicht ganz so lang wie gestern und so fahren wir bereits ¾10 vom Platz. Unser Wanderziel ist der Ursprung des San, in der südöstlichsten Ecke der Bieszczaden und direkt auf der Grenze zur Ukraine gelegen.
            Zunächst geht es auf guten Straßen über Ustrzyki Górne und Stuposiany bis Tarnawa Niżna, und ab da auf einer einspurigen, im Zerfall befindlichen Teerstraße weiter. Die letzten 3½km sind Schotterstraße bis zum Waldparkplatz “Parking Bukowiec” (Map):

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5149kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,25 MB ID: 3073535

            Bis 1946 gab es hier das Dorf Bukowiec. Weiter darf man mit Auto im Nationalpark nicht fahren. Heute befinden sich hier ein Kassenhäuschen und Toiletten. Wieder zahlen wir 8ZłpP Eintritt, und Andrea kauft sich noch ein Paar Wanderstöcke in der Hoffnung, damit ihre Knie entlasten zu können. Immerhin liegen bis zum Ursprung des San ~11km und 328 Höhenmeter vor uns.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5148kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,96 MB ID: 3073539

            ½12 wandern wir los. Der Weg ist heute viel weniger steil als gestern und schlängelt sich mehr oder weniger nah an der Grenze zur Ukraine dahin, die hier vom San gebildet wird.

            Die ganze Gegend wurde während der Aktion Weichsel von den polnischen Kommunisten vollständig entvölkert und die Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Die Ukrainer, Lemken und Bojken wurden einzelfamilienweise in die ehemaligen deutschen Ostgebiete umgesiedelt, wo die deutsche Bevölkerung vollständig vertrieben war und massenweise Häuser leer standen. Dort sollten sie sich in neuer polnischer Umgebung assimilieren.

            Entlang des San sieht man die Dorfstellen an den Inseln im Wald, die heute noch Wiesen sind. Von den damals üblichen Holzhäusern ist keine Spur übriggeblieben, nur von einzelnen Kirchenbauten sind manchmal steinerne Reste sichtbar.
            Die Reste der Besiedlung werden heute als touristische Attraktionen geführt, gepflegt und zT mit erklärenden Schautafeln bestückt.

            Alter Grabstein am Wegesrand:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5151kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,73 MB ID: 3073540

            Weg durch Wiesenlandschaft:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5158kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,37 MB ID: 3073537
            Warum dieser Weg hier gesperrt sein soll, können wir nicht herausfinden. Wir lassen uns davon jedenfalls nicht vom Weg abbringen.

            Admiral (Vanessa atalanta):
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5194k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,77 MB ID: 3073550

            Große Schillerfalter (Apatura iris):
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5152kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,52 MB ID: 3073536

            Wolfslosung:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5157kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,66 MB ID: 3073538

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5159kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,11 MB ID: 3073543

            Wieder ein vereinzelter alter Gedenksteine am Wegesrand:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5162kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,92 MB ID: 3073545

            Es wandert sich schön durch diese Landschaft:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5168kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3073542

            Premium-Wanderweg:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5174kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,18 MB ID: 3073549

            Die Vegetation auf den Wiesen wuchert auffällig dicht und hoch, offenbar perfekte Wachstumsbedingungen. Ich finde es schade, dass die Wiesen nicht mehr beweidet werden.

            Unterwegs quert man eine Kette kleiner Teiche, die der Biber angelegt haben soll.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5235kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,63 MB ID: 3073578

            Blick von Beniowa in Richtung Westen:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5169k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,13 MB ID: 3073541
            Man sieht von links nach rechts die Gipfel von Rozsypaniec, Halicz, Wołowy und ganz klein am rechten Rand die Kopa Bukowska (Panorama UDeuschle). Der Halicz ist, wie bereits mal erwähnt, mit 1333m dritthöchster Berg der Bieszczaden.

            Das wir hier nicht alleine unterwegs sind, merken wir spätestens am ehemaligen Friedhof von Beniowa, einem beliebten Pausenplatz. Etliche Wanderer sowie Fahrradfahrer besuchen den historischen Ort. Eine zweiteilige Schautafel erklärt die Geschichte des Ortes. Was die Linde im Bild oben bereits alles erlebt hat, ist zB hier dargestellt:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5172kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,21 MB ID: 3073544

            Die ersten Erwähnungen von Beniowa gehen auf das 16. Jahrhundert zurück. In der Blütezeit von Beniowa gab es ua Wassermühlen, Sägewerke, eine Fassfabrik, eine Brauerei und sogar eine Glasfabrik und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Schmalspurbahn! in der Zwischenkriegszeit gab es hier etwa 100 Häuser. 482 Einwohner waren griechisch-katholisch, 25 römisch-katholisch und 85 jüdisch.

            Am 2. Juni 1946, bereits vor der eigentlichen Aktion Weichsel, wurden die Einwohner im Rahmen eines von den polnischen und sowjetischen Kommunisten ausgehandelten Deportationsprogrammes in die Sowjetunion vertrieben (nach Stryj/Стрий, ethnische Polen in der Sowjetunion mussten von der SU nach Polen, Ukrainer und ähnliche Volksgruppen von Polen in die SU gehen). Im Frühjahr 1947 wurden die Gebäude auf der polnischen Seite vollständig niedergebrannt. Heute ist Beniowa nur noch von einigen wenigen Familien auf der ukrainischen Seite bewohnt, die polnische Seite wurde von der Natur übernommen und ist bis heute unbewohnt.

            Hier stand einmal die Orthodoxe Kirche von Beniowa, der Stein mit dem Fisch ist wahrscheinlich der Sockel des Taufbeckens:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5171kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,20 MB ID: 3073546

            Alter sowjetischer Nahverkehrszug auf der ukrainischen Seite der Grenze:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image_32648.jpg Ansichten: 2 Größe: 2,17 MB ID: 3073547
            Alternativbild aus Ukrillisch-Polen: Elektritschka

            Und hier die Schilderung einer Fahrt auf der Strecke, geschildert von 2 jungen Eisenbahn-Enthusiasten.

            Unten in der Senke fließt der San. Manchmal sind es nur wenige Meter hinunter zum Fluss:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5175kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,06 MB ID: 3073551
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5180kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,68 MB ID: 3073552
            Das andere Ufer ist Ukraine.

            Der Fluss führt sehr wenig Wasser und es sind bereits einige der typischen diagonal verlaufenden Felsrippen erkennbar, die den San in seinem Ober- und Mittellauf auszeichnen:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5184k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,44 MB ID: 3073553
            Ergänzend diese Bilder aus Ukrillisch-Polen, San bei Niedrigwasser: Bild1 (Map), Bild2 (hier oder da?).

            Kaulquappen und Köcherfliegenlarven im San:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5181kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,15 MB ID: 3073548

            Einer der Rastplätze am Wanderweg:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5187kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,06 MB ID: 3073554

            Folgt man den Wegweisern weiter in Richtung Sianki, gelangt man zu den Ruinen des Stroiński-Gutshauses. Früher war es der große Gutshof der Besitzer von Sianki. Die Gebäude bestanden aus einem Herrenhaus und mehreren Wirtschaftsgebäuden, die allesamt aus Holz gebaut waren. Außerdem gab es eine Kapelle. Die steinernen Fundamente der Gebäude wurden vor kurzem freigelegt.

            Ehemalige Hofstellen in Sianki:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5197kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,81 MB ID: 3073556
            Die Gegend war doch damals ziemlich dicht besiedelt.

            Der Biber hat eine große Weide gefällt und uns damit eine Brücke in die Ukraine geschaffen:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5200kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,07 MB ID: 3073557
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5198kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,72 MB ID: 3073555

            San:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5202kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,10 MB ID: 3073562
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5203kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,41 MB ID: 3073560

            Neu errichtete Kapelle in der ehemaligen Dorflage von Sianki (Gróbowiec Hrabiny):
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5204kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,15 MB ID: 3073561

            Hier gibt es ebenfalls einen Rastplatz, und weil Andrea wieder die Knie schmerzen und der Weg schwieriger wurde, bleibt sie hier, während wir noch die restlichen 2.2km bis zum Ursprung des San wandern.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5228kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,17 MB ID: 3073573

            An einem Aussichtspunkt unterhalb des Wierszek (871m) kann man rüberschauen auf das ukrainische Sianki und den Uschok-Pass:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5206kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,15 MB ID: 3073558
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5209kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,02 MB ID: 3073559

            Maulwurf:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5210kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,65 MB ID: 3073563

            Das war nicht der einzige tote Maulwurf auf dieser Wanderung. Neben einem weiteren Maulwurf fanden sich auch etliche tote Spitzmäuse.

            Weißer Germer (Veratrum album)
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5229kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3073572
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5231kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,47 MB ID: 3073575
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5232kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,33 MB ID: 3073576
            Das erfahrene Großvieh rührt diese stark giftige Pflanze nicht an, doch gehen an ihr immer wieder Kälber, Schafe und Ziegen zugrunde.

            Orchidee:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5233kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,89 MB ID: 3073577
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5234kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 865,6 KB ID: 3073574

            Buchenmischwald in der Nähe der San-Quelle:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5211kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,03 MB ID: 3073565

            Um ½4 erreiche ich den offiziellen Ursprung des San:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5212kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,35 MB ID: 3073566
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5217kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,84 MB ID: 3073569

            Wir haben den Beginn des Flusses erreicht, den wir in den nächsten Tagen paddeln möchten. Von hier aus schlängelt er sich 460km durch den äußersten Südosten Polens, entwässert den größten Teil der Biszczaden, bis er unterhalb von Sandomir/Sandomierz in die Weichsel mündet (Map).

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5213kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,36 MB ID: 3073567

            Auf dem Obelisken sind zwei Metallplaketten angebracht. Die oben angebrachte kleine polnische Plakette behauptet, der offizielle Ursprung des San befindet sich hier in der Nähe bei 49°00'19.3"N 22°52'43.5"E (Map). Zugleich aber steht in Klammern dazu “Linker Nebenfluss”.

            10 Meter weiter südöstlich findet sich genau auf der Grenze und genau bei den angegebenen Koordinaten tatsächlich eine kleine Quelle:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5220kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,72 MB ID: 3073570
            Das ist die Quelle, die auf der polnischen Plakette benannt ist (“Umowne źródło Sanu”).

            Auf der großen ukrainischen Plakette steht, dass sich der Ursprung des San auf N49°00’10”, E22°52’30” befindet (Map). Das wäre 400m südwestlich vom Obelisken und 130m tief in der Ukraine. Tatsächlich weist die Openstreetmap dort in der Nähe den wahren Ursprung des San aus (“Неузгоджений витік Сяну”).

            Ganz so weit trauen wir uns nicht in die Ukraine, wer weiß, wo die Grenzer lauern und ich habe heute nicht einmal einen Ausweis oder Pass dabei.
            Die Ukrainer sehen das mit ihrer Grenze und dem Grenzgebiet nicht so absolut locker, wie wir 2010 am Mittelpunkt Europas in der Nähe der rumänischen Grenze erfahren konnten.

            Nur mit der довжина, der Länge des Flusses, vertun sie sich kräftig. Mit 444km wird sie 16km zu kurz angegeben. Wahrscheinlich wurde die Länge damals noch auf kleinmaßstäbigen Generalstabskarten ausgemessen, wo die kleinen Mäander besonders im Oberlauf schnell mal unterschlagen werden.

            10m hinter der Grenze steht auf der ukrainischen Seite eine Infotafel, die aber leider schon so weit verblichen ist, dass man nichts mehr lesen kann:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5216kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,39 MB ID: 3073564

            Freigehauener Grenzsicherungsstreifen auf polnischer Seite:
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5219kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,97 MB ID: 3073568

            Die Grenze hier ist EU-Außengrenze, aber es gibt hier weder böse Zäune wie in Ungarn oder an der Südgrenze der USA, noch gibt es gute Zäune wie sie derzeit in Litauen und 500km nördlich von hier in Polen gebaut werden.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5225kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,31 MB ID: 3073571

            Nach dem obligatorischen Ich-war-hier-Beweisfoto machen wir uns auf den Rückweg, sammeln Andrea ein und sind um 7 zurück am Auto, welches jetzt ganz alleine auf dem Parkplatz auf uns wartete. Das GPS zeigt mir 25 gewanderte Kilometer an.

            Auf dem Rückweg zum Zeltplatz möchte Dörte noch in der “Wilcza Jama”, der “Wolfshöhle” vorbeischauen und dort Abendbrot essen gehen (Map). Sie kennt dieses Hotel und Restaurant schon von ihrem Besuch im letzten Herbst und fand das Essen dort sehr lecker.
            Aber leider stellt sich heraus, dass das Restaurant schon geschlossen hatte. So fahren wir weiter zu einem Hofladen in der Nähe, der Ziegenkäse aus eigener Produktion anbietet, Bieszczadzka Koza. Die beiden Damen packen sich jeweils ein halbes Kilo verschiedener Käsesorten ein, und ich lasse 2 unserer 6L-Wasserflaschen auffüllen.

            Von dort soll es eigentlich nach Hause gehen, aber als wir nach weiteren 7km am “Caryńska Resort & SPA” vorbeikommen, möchte Dörte doch noch mal versuchen, etwas zu essen zu bekommen.
            Wir setzen uns draußen auf die gut besuchte Terrasse, wo uns ein polnisches Paar bereitwillig einlädt, an ihrem Tisch mit Platz zu nehmen, sie seien bald fertig. Die Kellnerin wollte uns überreden, doch lieber reinzugehen, aber wir bestanden darauf, draußen zu sitzen. Dann passierte erst einmal seitens der Bedienung etliche Minuten nichts mehr. Andere Tische werden leergeräumt, aber eine Bestellung können wir nicht aufgeben.
            Wir unterhalten uns mit den beiden Polen. Sie kommen aus Łańcut und machen hier ein paar Tage Urlaub.
            Und dann stellt sich heraus, es ist nach 9 Uhr und damit Küchenschluss. Wir bekommen hier nichts mehr zu essen. Dörte ist sehr betrübt. Ich erzähle das nur deshalb so ausführlich, weil uns 10 Tage später fast genau das gleiche passiert ist, ziemlich genau dasselbe Schema. Ob der frühe Küchenschluss jetzt speziell Corona-bedingt war oder ganz normal, dass weiß ich nicht.

            Jetzt geht es tatsächlich zurück auf unseren Campingplatz Stare Sioło. Kurz nach ½10, es ist schon ziemlich dunkel, kommen wir an, waschen uns den Schweiß des Tages im Fluss runter und lassen den Abend bei 1, 2 Bieren ausklingen.
            Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:32.

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            • EbsEls
              Erfahren
              • 23.07.2011
              • 436
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              #7
              Danke für die Schilderung dieser Wanderung zur Quelle des San. Mich fasziniert diese Gegend.
              In 2009 stand ich an der Mündung des Wołosaty in den San.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: image_32690.jpg
Ansichten: 1258
Größe: 4,14 MB
ID: 3073644
              Da wollte ich in diese äußerste Ecke der Bieszczady fahren. Das Wetter gab es nicht her.
              Deine Impressionen wecken wieder Lust für die Gegend.
              Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
              Eberhard Elsner

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              • Spartaner
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                • 24.01.2011
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                #8
                Wetlina - Lesko
                Do 15. Juli 2021, 🚗57km, 🥾4km


                Heute fahren wir nach Lesko, unserem Startpunkt der Paddeltour. In meiner naiven Vorstellung fahren wir zur Einsatzstelle, bauen die Boote auf, und paddeln heute unsere erste Etappe auf dem San.

                Lesko liegt bereits unterhalb des einzigen großen Stausees im San, dem Solina-Stausee/Jezioro Solińskie. Dieser Stausee ist mit 22km² der größte von Polen und speist ein Pumpspeicherkraftwerk mit 200MW. Gleich unterhalb liegt noch der in den 20er Jahren gebaute Stausee Jez. Myczkowieckie, der die starken Durchflussschwankungen durch das Pumpspeicherkraftwerk des Solina-Stausees dämpft, und 7 Fluss-km weiter liegt dann die Kleinstadt Lesko.

                In Lesko angekommen suchen wir den Ort, der in der OSM direkt am San als Zeltplatz ausgewiesen war bzw in Google Maps immer noch ausgewiesen ist. Wenn man von der Landstraße DW893 kommt ist am Abzweig in die Straße Turystyczna ein Hinweis auf den Campingplatz zu sehen.

                Aber vor Ort erkennt man nichts. Auch nachfragen bei den Anwohnern bringen keine neuen Erkenntnisse. Allmählich kristallisiert sich heraus, dass man wohl einfach so im Park bzw. auf der Wiese übernachten kann. Einziges Stück Infrastruktur sind zwei Dixiklos.

                Während wir uns so umsehen, ziehen langsam dunkle Wolken auf. Die Frauen wollen auf Nummer sicher gehen und heute nicht mehr abfahren. Sie bauen unter den alten Bäumen am Ufer die Zelte auf und richten das Lager ein. Kurz darauf fängt es an zu regnen, begleitet von Blitz und Donner. Wir wettern eine Weile unterm Tarp ab und entschließen uns dann, hochzufahren in die Stadt.

                ¾2 fahren wir los und parken am oberen Rande des Parkes am Rande der Altstadt. Gerade wollen wir aussteigen, da fängt es so richtig zu schütten an, nicht nur fette Regentropfen, sondern auch richtig große Hagelkörner prasseln aufs Auto. Na schön, im Boot wäre das jetzt nicht so angenehm gewesen.

                ½3 spazieren wir dann los durch die Stadt. Nach wenigen Minuten entdecken die beiden ein Restaurant im ersten Stock eines Eckhauses und wir kehren ein. Zwei Polen am Nachbartisch verzehren gerade jeder ein riesiges Schnitzel und raten uns, uns einen Teller zu teilen. Das machen wir (Andrea und ich) sowieso gerne und die Kellnerin sieht darin auch kein Problem. Wir wollen ja nicht fett werden.

                Von der Freiterrasse des Hotels aus haben wir einen guten Blick über die Straße, wo die Feuerwehr gerade dabei ist, ein Fischgeschäft und einen Angelladen leerzupumpen, die während des Starkregens vollgelaufen sind.

                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210715_144351.jpg Ansichten: 0 Größe: 5,63 MB ID: 3073680
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210715_143905.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,03 MB ID: 3073679

                2h später gehen wir dann noch eine kleine Runde durch die Stadt, fahren anschließend Tanken und Einkaufen (ua bekomme ich simple Trockenmilch bei Tesco) und sind ¼7 zurück bei den Zelten.

                Der “Campingplatz” hat sich derweil tatsächlich noch etwas gefüllt. Etwas weiter weg auf der Wiese campieren mehrere Familien, und nahe bei uns hat sich ein polnisches Wohnmobil plaziert. Wenig später kommt noch ein junges Paar in einem ausgebauten Sprinter aus Kiel dazu. Sie sind auf ihrer ersten Reise durch Polen und haben bereits viel vom Land gesehen.

                ½8, Abendstimmung am San:
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5244kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,36 MB ID: 3073678
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                In Lesko geht die Sonne übrigens heute 50min eher unter als in Berlin und 61min eher als in Aachen (alle MESZ).
                Zuletzt geändert von Spartaner; 28.08.2021, 16:42.

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                • AlfBerlin
                  Lebt im Forum
                  • 16.09.2013
                  • 5073
                  • Privat


                  #9
                  Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                  ... In Lesko geht die Sonne übrigens heute 50min eher unter als in Berlin ...
                  Krass, wie man sich das antun kann. Da bleibe ich lieber in Brandenburg. Aber interessant zu lesen.

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                  • 51069Swing2
                    Anfänger im Forum
                    • 11.01.2021
                    • 27
                    • Privat


                    #10
                    Dafür darf man in Lesko auch 50 Minuten früher als in Berlin sein Bettchen am Morgen verlassen; Kann ja auch von Vorteil sein, je nach dem, mit wem man am Vorabend schlafen gegangen ist .....

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                    • Spartaner
                      Lebt im Forum
                      • 24.01.2011
                      • 5056
                      • Privat


                      #11
                      Der morgendliche Vorteil beträgt wegen der südlicheren Lage nur 22 Minuten, aber egal, ich hatte nie das Bedürfnis, den von dir postulierten Vorteil zu nutzen.

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                      • AlfBerlin
                        Lebt im Forum
                        • 16.09.2013
                        • 5073
                        • Privat


                        #12
                        Zitat von 51069Swing2 Beitrag anzeigen
                        Dafür darf man in Lesko auch 50 Minuten früher als in Berlin sein Bettchen am Morgen verlassen ...
                        Das macht es nicht besser, sondern noch schlimmer.

                        Aber trotzdem bin ich auf die Fortsetzung der Geschichte gespannt ...

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                        • Spartaner
                          Lebt im Forum
                          • 24.01.2011
                          • 5056
                          • Privat


                          #13
                          Lesko - Postołów
                          Fr 16. Juli 2021, 🚗3km, 🥾2km, 🛶8km


                          Wir künzeln unser Frühstück mit den gestern unterm Tarp vor dem Starkregen geretteten Zweigen Totholz und unterhalten uns ein Weilchen mit dem Paar aus Kiel nebenan.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image_32790.jpg Ansichten: 1 Größe: 2,79 MB ID: 3074103
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                          Dörte hatte ihr Boot bereits gestern abend aufgebaut. Ich weiß, dass sich der Morgen noch ewig hinziehen wird und baue erst jetzt am Vormittag auf.
                          Gegen 12 ist es dann endlich soweit: ich kann die Autos hoch in die Stadt fahren und dort am Rande des Zentrums parken. Hier unten möchte ich sie nicht tagelang unbeobachtet abstellen.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5252kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,30 MB ID: 3074105
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                          ¾1 geht es dann tatsächlich los: Wir paddeln unsere ersten Meter auf dem San. Zusammen mit der Strömung kommen wir auf 3 bis 7km/h, im Schnitt ~5.3km/h.

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                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5275kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,49 MB ID: 3074112

                          Auf den ersten 6km haben wir 7 mal sehr flache, steinige und felsige Flussabschnitte zu überwinden. Das Wasser ist nicht so klar wie von Roland "versprochen" und so sind die Hindernisse unter Wasser auch nicht besonders gut zu erkennen.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5276kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,01 MB ID: 3074111
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                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5283kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,35 MB ID: 3074113

                          20min Pause auf einer kleinen Kiesbank:
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5286kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,40 MB ID: 3074116

                          Ein ¼h nach Ende der Pause ziehen dunkle Wolken auf, es donnert in der Ferne und die beiden Damen möchten an Land abwettern. Wir bauen also in Windeseile das Tarp auf, decken die Boote ab und warten auf den befürchteten Regen.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5289kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,58 MB ID: 3074115

                          Der will aber nicht so richtig kommen. Stattdessen kommt uns der Bauer besuchen, dem diese Wiese gehört. Er ist gerade beim Mähen und befürchtet, wir könnten über Nacht hier bleiben. Er bereitet nämlich diesen Platz als Treffpunkt für Hovercrafts, wie er sagt, vor, also für Luftkissenboote.

                          Als es 2½h später dann auch für die Skeptiker so aussieht, als wenn es jetzt nicht mehr regnen würde, möchten wir den Bauern nicht länger ärgern und fahren weiter.
                          Weit kommen wir aber nicht, denn jetzt ist schon längst die Zeit erreicht, wenn Dörte das Lager aufbauen möchte. Lagerplätze zu finden ist schwieriger als erwartet. Überall wuchert hohe krautige Vegetation, und nur, wo der Mensch gemäht hat, findet sich ein freier, zugänglicher Fleck. Oftmals stehen dann aber auch gleich dahinter Ferienhäuser und die meisten von denen sind zZ auch bewohnt.

                          800m unterhalb unseres Pausenplatzes ist dann aber eine gemähte Fläche zu sehen, hinter der nicht gleich ein Haus aufragt. Wir legen an und kämpfen uns einen schmalen steilen Pfad durch hohe Brennesseln und Brombeergestrüpp hoch auf die angrenzende Wiese. 250m entfernt ist ein Haus zu sehen und ich gehe fragen, ob wir hier unten übernachten dürfen. Das Haus ist allerdings noch nicht fertig ausgebaut und zur Zeit ist es unbewohnt. Na gut, hoffen wir, das heute Abend die Besitzer nicht doch noch vorbeikommen. Besonders wohl ist mir nicht dabei, aber andernseits ist es wohl auch so wie bei uns, dass der unmittelbare Uferstreifen eigentlich der “Wasser- und Schifffahrtsverwaltung” untersteht und sich von den Grundstücksbesitzern zusätzlich angeeignet wurde. Oben am Rande der Wiese sind jedenfalls Grundstücksgrenzmarkierungen zu sehen, die diesen Schluss nahelegen.

                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5290kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,26 MB ID: 3074118
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5294kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,25 MB ID: 3074117

                          Am Abend kommt die Sonne wieder heraus und wir können den Sonnenuntergang in bester Stimmung genießen. Einziges Manko ist die nervige “Bumm-Bumm-Musik”, die zeitweise irgendwo wenige 100m südwestlich von uns erschallt.

                          Nicht einmal ganz 8km haben wir heute auf dem Fluss zurückgelegt und ich ahne schon, dass wir in diesem Tempo wohl niemals auf dem San bis zur Weichsel gelangen werden. :-(
                          Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:35.

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                          • Flachlandtiroler
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                            Liebt das Forum
                            • 14.03.2003
                            • 29704
                            • Privat


                            #14
                            Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                            Aus heutiger Sicht würde ich eine Wanderung auf die Tarnitza anders angehen. Ich würde nur bis Ustrzyki Górne fahren, das Auto dort parken (kostet genau dieselben 18Zł/Tag wie in Wołosate), und von dort über den Szeroki Wierch den Fernwanderweg E8 zur Tarnica wandern. Von dort dann runter nach Wołosate, und von da mit den oft fahrenden Kleinbussen zurück zum Auto in Ustrzyki Górne.
                            Ich glaube genau so haben wir es seinerzeit auch gemacht, außer dass wir zum Schluß die elende Landstraße bis Ustricki Gora zurück gelatscht sind... vielleicht ist es eh' eine bessere idee, den zweit höchsten Berg zu bewandern als diese Touri-Attrktion. War schon damals alles niedergetrampelt und recht überlaufen -- vor fast dreißig Jahren.

                            Zum San-Stausse sind wir auch extra gefahren (mit ÖPNV...), denn im San war mit Schwimmen sonst nicht viel mangels Wasserstand. Aber wie es scheint hat es ja mit Euren Booten gepaßt.
                            Meine Reisen (Karte)

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                            • Pfad-Finder
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                              Liebt das Forum
                              • 18.04.2008
                              • 12049
                              • Privat


                              #15
                              Klüger ist es, die Tour umzudrehen und morgens mit einem der vielen Kleinbusse von Ustrzyki Gorne nach Wolosate zu fahren und dann über Tarnica (oder E8 mit Halicz) über den Szeroki Wierch nach Ustrzyki Gorne zurückzulaufen. Nachmittags fahren nämlich nur noch ganz wenige Kleinbusse von Wolosate nach Ustrzyki Gorne, und der letzte Linienbus fährt so gegen 15:00 Uhr (Stand 2019).
                              So haben wir es jedenfalls gemacht, nachdem wir beim ersten Mal in Wolosate gestrandet waren und nur dank Daumentaxi um die Latscherei rumgekommen waren, siehe Die Reise nach Ukrillisch-Polen.
                              Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                              • Spartaner
                                Lebt im Forum
                                • 24.01.2011
                                • 5056
                                • Privat


                                #16
                                Zitat von Pfad-Finder Beitrag anzeigen
                                Nachmittags fahren nämlich nur noch ganz wenige Kleinbusse von Wolosate nach Ustrzyki Gorne, und der letzte Linienbus fährt so gegen 15:00 Uhr (Stand 2019).
                                Das hängt sicherlich stark von der Nachfrage bzw dem Andrang auf dem Gipfel ab. Als wir nach dem Gipfel gegen 17 Uhr zurück am Auto waren, haben wir noch mehrere Kleinbusse fahren sehen, die auch immer wieder Leute aufnahmen.
                                Und wir waren an einem Dienstag in den Sommerferien da, ihr an einem Sonntag im Herbst. Vielleicht schätzen ja sogar die geschäftstüchtigen Fahrer ein wenig ihre Sonntagsruhe?

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                                • Spartaner
                                  Lebt im Forum
                                  • 24.01.2011
                                  • 5056
                                  • Privat


                                  #17
                                  Postołów - Sanok (Olchowce)
                                  Sa 17. Juli 2021, 🥾10km, 🛶13km


                                  Heute schaffen wir es bereits kurz nach ½9 aufs Wasser. Das liegt daran, dass es hier um den gemähten Uferbereich kein leicht erreichbares Künziholz gibt. Das Kraut neben dem gemähten Bereich ist so dicht und hoch gewuchert, dass wir uns nicht bis zu den Bäumen durchschlagen wollen.

                                  Der Morgennebel verfliegt:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5296k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,40 MB ID: 3074618

                                  Ohne Frühstück paddeln wir erst einmal los, bis wir eine ¼h später einen angenehmen Rastplatz entdecken, und zwar am rechten Ufer direkt in der Ortslage Łukawica (Map). Auch hier wurde der Uferbereich gemäht und es gibt bereits eine Feuerstelle. Aber der Platz ist nicht direkt einem Grundstück zuzuordnen, sondern dient wahrscheinlich als öffentlicher Anglerplatz. Die Häuser liegen ein paar dutzend Meter oberhalb des Steilhangs und es führt ein öffentlicher Fahrweg runter ans Ufer. Auf dem Satellitenbild ist erkennbar, dass die Bauern hier mit ihren Treckern wohl auch öfter mal den San durchqueren, um auf ihre Wiesen, Felder und Obstplantagen am anderen Flussufer zu gelangen. Der Flussgrund ist felsig und zeigt wieder die bekannten Querrippel.

                                  Künziholz ist viel verfügbar, aber alles trieft vor Nässe. Zum Glück habe ich immer auch eine Tüte Vorrat trockenes Holz dabei, so dass das Feuer leicht zu zünden ist. Die feuchten Zweige lassen sich dann gut an den Seiten des Künzis aufgestapelt vortrocknen und brennen dann ganz normal.

                                  Nach einer knappen Stunde geht es weiter:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5298k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,38 MB ID: 3074621

                                  Die Sonne hat sich mittlerweile durchgesetzt. Auch jetzt gibt es immer wieder Flachwasserbereiche, in denen man ganz genau schauen muss, wo man durchkommt. Oft muss man auch kurz aussteigen, um eine Felsrippe zu überqueren. Im Kanu macht sich das schnell und einfach, im Kajak ist es schon aufwändiger.

                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5299kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,45 MB ID: 3074619

                                  Eisenbahnbrücke Zagórz:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5301kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,60 MB ID: 3074620

                                  Sie verband über 93km Schienenweg den kleinen Eisenbahnknoten Zagórz und die heute ukrainische Stadt Sombor/Самбір. So wie sie aussieht stammt die Brücke wohl aus K.u.K.-Zeiten und wurde 1872 als Teil der Ersten Ungarisch-Galizischen Eisenbahn in Betrieb genommen. Die Fahrzeit von Zagórz nach Sambor betrug vor 77 Jahren 2h22min, während man heute mit ÖPV auf Umwegen mindestens 10h einplanen muss.

                                  700m weiter erreichen wir das erste Wehr auf dem San uh Lesko (Map). Wozu das hier gebaut wurde ist nicht klar ersichtlich. Vielleicht wurde oder soll damit ein Kleinwasserkraftwerk betrieben (werden). Möglicherweise ist es links auch befahrbar, aber die Fallhöhe beträgt ~1m, die Wellen sehen heftig aus und so untersuchen wir das nicht näher. Die Beschilderung ist jedenfalls eindeutig und zeigt den Umtrageweg am rechten Ufer. Dieser ist mit nur 70m Länge kurz und gut begehbar.

                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5302kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,88 MB ID: 3074623
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5303kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,28 MB ID: 3074624
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5304kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,10 MB ID: 3074625

                                  Eine erste Gruppe von Leihboot-Paddlern holt uns ein. Sie sind heute Vormittag in Lesko gestartet:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5305kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3074626

                                  Eine ½h benötigen wir für die Umtrage, dann geht es weiter. Die Osława bringt leider kein spürbares Plus an Wasser für den San (Map).

                                  Wieder einmal Gänsesäger:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5326kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 967,9 KB ID: 3074622

                                  7km weiter auf Höhe von Olchowce, einem der Vororte von Sanok, lädt uns am rechten Ufer wieder einer der raren freigemachten Uferbereiche zum Pausieren ein (Map). Der Platz sieht so groß aus, dass wir zunächst denken, dass hier die Gemeinde für einen großen öffentlichen Platz sorgt.

                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5329kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,83 MB ID: 3074629

                                  Kurz davor fahren wir uns noch einmal fest. Hier sieht man den felsigen Grund unter Wasser:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5328kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,92 MB ID: 3074627
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5330kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,95 MB ID: 3074630

                                  Im Schatten der Weiden lässt es sich sehr gut ruhen. Später künzeln wir uns noch Kaffee.

                                  Im Laufe des Nachmittags passieren mehr als 100 Leihboot-Paddler unseren Pausenplatz:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5331kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,03 MB ID: 3074628

                                  Viele von ihnen fahren sich hier vor unserem Pausenplatz auch fest und es ist interessant zu beobachten, wie sie mit der Situation umgehen. Groß Rücksicht auf das Boot nimmt jedenfalls keiner.

                                  Für mich ist es natürlich jetzt um 2 oder 3 Uhr noch viel zu früh, um schon wieder Feierabend zu machen. Aber Dörte ist so geschafft vom Ein- und Aussteigen an den Flachstellen, dass sie nicht mehr weiter kann und auch die Nacht hier verbringen möchte.

                                  Der Platz ist an sich sehr gut, bietet Sitzgelegenheiten, Feuerstelle, genug Feuerholz, und sogar eine Kühlmöglichkeit in dem fließenden klaren Wasser einer austretenden Quelle.

                                  Morgen ist Sonntag, und nachdem wir uns eine Weile ausgeruht haben, gehe ich um ½5 zum Einkaufen nach Sanok. Morgen soll Kaufland angeblich geschlossen sein, da sichere ich mir lieber heute schon den dort erhältlichen koffeinfreien löslichen Kaffee. Aber natürlich habe ich noch eine lange Einkaufsliste mit den Wünschen der Damen abzuarbeiten.

                                  4½km sind es bis zum Kaufland zu laufen. Auf der Brücke der Landstraße DK28 (Map) erwische ich dieses Raft:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5333k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,05 MB ID: 3074631

                                  Auf dem Foto sieht man auch wieder sehr schön die Eigenart des San oberhalb von Sanok: sein über die gesamten 100m-Flussbreite oft sehr gleichmäßig flaches, felsig-steiniges Flussbett.

                                  Um ¼8 bin ich wieder zurück. Die Damen haben unterdessen die Zelte im Abendlicht aufgebaut:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5338kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,94 MB ID: 3074632

                                  Das Bier und der Joghurt werden im kalten Quellwasser versenkt:
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5341kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,37 MB ID: 3074633

                                  Abends kommen noch Mutter, Großmutter und eine große Kinderschar ans Ufer, gehen dann aber schnell wieder nach Hause. Mittlerweile glaube ich, dieser Platz ist doch privat angelegt, denn es gibt keinen richtigen Zugang vom Dorf hierher.

                                  In der Dämmerung piesacken uns nicht nur Mücken, sondern hier auch so etwas wie Kriebelmücken und Gnitzen, so dass wir wieder schnell im Zelt verschwinden. Die Larven der Kriebelmücken finden auf den gut überströmten Steinen des Flussbettes allerbeste Bedingungen sich festzuheften und Nahrung aus der Strömung zu filtern.
                                  Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:40.

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                                  • Spartaner
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                                    • 24.01.2011
                                    • 5056
                                    • Privat


                                    #18
                                    Sanok (Olchowce) - Diabla Góra
                                    So 18. Juli 2021, 🛶17km


                                    Schöner sonniger Sommermorgen am Ufer des San:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5339kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,96 MB ID: 3075291

                                    Andrea hat einige Kriebelmückenbisse abbekommen, auf die sie allergisch reagiert. Die Fußgelenke schwellen an, zu spät eingenommenes Cetirizin sorgt für langsame Besserung. Aber es bleibt schon noch ein paar Tage geschwollen.

                                    Heute morgen zieht es sich wieder sehr und wir kommen erst gegen ¾12 aufs Wasser.

                                    Wieder sind einige Flachstellen zu überwinden:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5350kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,21 MB ID: 3075294

                                    Wir finden eine fahrbare Rinne, Dörte hat sich ein Stück verfahren und treidelt ein längeres Stück.

                                    Eine Stunde später wettern wir im Stadtgebiet von Sanok einen einzelnen kleinen Gewitterschauer ab:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5351kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,72 MB ID: 3075292

                                    Dörte möchte hier in Sanok die Tour unterbrechen und sucht nach dem nebenan eingezeichneten Campingplatz. Dieser ist jedoch bereits aufgegeben, eventuell wegen Corona. Das Gelände wächst zu.

                                    Dörte ist es zuviel geworden mit dem mehrfachen Aussteigen wegen der Flachstellen. Sie möchte einen Tag unterbrechen, sich den weiteren Verlauf vom Auto aus anschauen und dann entscheiden, wo sie wieder mit uns weiterpaddeln will.

                                    Ich bin mir relativ sicher, dass der schwierigste Abschnitt jetzt überwunden sein muss, aber sie lässt sich von meinen Vermutungen nicht überzeugen. Nicht ohne Grund starteten alle uns bekannten deutschen Reiseberichte erst in Sanok, und nicht bereits in Lesko. Wir haben ja, erkennbar am trüben Wasser des Sans, doch schon einen leicht erhöhten Wasserstand wegen vorhergehender Niederschläge und so war es aus meiner Sicht recht unkompliziert, den Abschnitt von Lesko bis Sanok zu befahren.
                                    Der Pegelstand in Lesko betrug während unserer 3-Tage-Tour bis Sanok (Langzeit-Rekord für diese 24km Flussstrecke!) immer zwischen 170 und 178cm, der Durchfluss entsprechend zwischen 12 und 20m³/s. In Olchowce (Sanok) betrug der Pegelstand zwischen 138 und 145cm, der Durchfluss entsprechend zwischen 12 und 22m³/s.

                                    Bei wirklichem Niedrigwasser wäre die Befahrung für Faltboote aber wohl nahezu unmöglich. Bei diesem Fluss zählt im Niedrigwasserbereich wirklich jeder Zentimeter!

                                    Nach einer ¾h Abwetterns paddeln wir weiter bis hinter den Biała Góra, da wo die Raft-Verleiher ihr Geschäft betreiben. Hier ist ein weiterer Zeltplatz eingezeichnet. Dörte und Andrea gehen ihn suchen, während ich eine ½h bei den Booten warte.

                                    Erfolg haben sie keinen, zelten ist wohl zZ hier nicht möglich. So lässt Dörte ihr Boot mit allem Gepäck am Ufer zurück und holt ihr Auto aus Lesko. Mal sehen, wo wir uns wiedersehen.

                                    Wir zwei übriggebliebenen starten ½3 wieder aufs Wasser. Fast wie erwartet (naja, sicher war ich mir nicht), ändert der Fluss schlagartig seinen Charakter. Anstatt durchgehend felsigem Grund ist er jetzt zu einem ganz normalen “voralpinem” Schotterfluss mutiert. Damit gibt es regelmäßig Kiesbänke an den Ufern, und den typischen Wechsel von ruhiger fließenden Abschnitten und Kiesbankschwellen. Dort findet man oft schöne V-Strömungszungen und manchmal geht es turbulent zu bis Wildwasser WW1. Sicher, ab und zu ragt auch hier mal eine Stein oder eine Felsrippe aus dem Wasser, aber viel seltener als oberhalb von Sanok.

                                    San unterhalb von Sanok:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5352kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,21 MB ID: 3075290
                                    Links “am höchsten” die Horodyszcze, 429m, Mitte der Kopacz, 541m und 4km entfernt, und rechts der Pillnik, 473m hoch (Panorama UDeuschle). Der Fluss liegt hier ~280müNN.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5356kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,83 MB ID: 3075293
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5353kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,16 MB ID: 3075296

                                    Kurze Pause am Ufer:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5361kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,10 MB ID: 3075295
                                    Auch hier gibt es nur selten Zugang zum Ufer, alles ist hoch von Vegetation überwuchert. Ein paar Meter landwärts ist auch ein offizieller Pausenplatz für die Rafter. 2 Leute sind an einem provisorisch überdachten Lager, die Frau brät eine große Menge Hühnerkeulen für die bald erwarteten Rafter.

                                    Eindrucksvoll türmen sich die Wolken am Nachmittagshimmel, manchmal grummelt es auch schon:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5362kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,52 MB ID: 3075299

                                    Einer der Endpunkte für die Rafter (ZielonyPonton.pl):
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5363kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,89 MB ID: 3075297

                                    Kurz vor ½5 beginnt es dann auch bei uns zu regnen. Wir flüchten schnell auf einen weiteren Endpunkt der Rafter (Map), machen das Boot am Ufer fest und wettern im Schutze der überdachten Tische ab. Rings um uns blitzt und donnert es. Ganz SO-Polen, die Westukraine, die gesamte Slowakei und große Teile des Balkans erfreuen sich heute dieser Sommergewitter. Ich mag das sehr, dieses Modell-Sommerwetter, welches viel Sonne am Vormittag und viel Wasser am Nachmittag kombiniert. Perfektes Wachstumswetter und wohl eine Erklärung für die so dicht und hoch gewachsene Vegetation entlang der Ufer und auch sonst überall hier im Land.

                                    Blick über den Fluss:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5365kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3075300

                                    Es schüttet ordentlich und nach 1h steht diese Pfütze auf der Spritzdecke:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5369kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,22 MB ID: 3075298

                                    Sie ist schön dicht, unsere selbstgenähte Spritzdecke, und so müssen wir nur wenig Wasser aus dem Boot wischen.

                                    Wir warten dann noch fast 1h ab, bis wir selber weiterpaddeln. Zwischenzeitlich passieren uns die einzigen 3 Paddler heute:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5372kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,54 MB ID: 3075301

                                    Im Laufe des Nachmittags hatten wir Kontakt zu Dörte und einigen uns telefonisch auf den Treffpunkt Campingplatz Diabla Góra auf Höhe des Dorfes Mrzygłód (Map).

                                    Am späten Nachmittag kommt nach Abzug der Gewitter noch einmal die Sonne hervor und taucht die Landschaft in ein warmes Licht:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5377kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,43 MB ID: 3075303
                                    Gleich hinter der Brücke liegt unser Tagesziel, der Campingplatz.

                                    ¾7 landen wir an. Fast 17km haben wir heute geschafft, was man schon fast als normal bezeichnen könnte.
                                    Der Campingplatz macht einen guten Eindruck. Ich arbeite mich bis zur Rezeption hoch und vereinbare für uns einen Platz nah am Wasser im Sektor C (Luftbild).

                                    Perfekt! Kurzgemähte Zeltwiese, man hat die Wahl, ob man unter Bäumen oder auf freier Wiese zelten möchte, die ersten direkten Nachbarn sind ~50m entfernt, eine überdachte Sitzgruppe für uns alleine, 30m entfernt ein größerer überdachter Bereich mit Feuerstelle, Koch- und Abwaschgelegenheit sowie Kühlschrank. Die Sanitärcontainer sehen sehr neu aus, fast alles funktioniert, sie werden regelmäßig gereinigt und das Duschwasser ist warm. Für uns 2 mit kleinem Zelt kostet es Σ28Zł/Nacht (~6.14€).

                                    Dörte stößt etwas später dazu. Das Faltboot, ein alter Poucher E65, hatte sie in aufgebautem Zustand auf dem Dach transportiert.

                                    Unser Zeltplatz:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5410kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,04 MB ID: 3075302
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5416kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,96 MB ID: 3075306

                                    Der Campingplatz ist zZ nicht ausgebucht, alle haben viel Platz:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5415kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,16 MB ID: 3075307

                                    Großer überdachter Bereich mit großer Feuerstelle in der Mitte:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5414kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,96 MB ID: 3075309

                                    Kühlschrank und Kochgelegenheit mit Flüssiggas, alles zur freien Benutzung:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5413kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,04 MB ID: 3075304

                                    Sanitärcontainer mit Toiletten und Duschen:
                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: SanitaercontainerDiablaGora.png Ansichten: 0 Größe: 505,4 KB ID: 3075305

                                    Wie schon bei den Touristen in den Städten beobachtet sind auch hier fast alle Camper Einheimische. Neben uns sind die einzigen Ausnahmen eine westdeutsche Familie mit 2 Kindern im Campingbus, ein Paar aus Potsdam mit neu erworbenem kleinen Wohnwagen und ein älteres Paar mit Wohnwagen aus Holland.

                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210718_194322k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3075308
                                    Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:42.

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                                      • 24.01.2011
                                      • 5056
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                                      #19
                                      Diabla Góra - Holzarchitektur - Sanok - Diabla Góra
                                      Mo 19. Juli 2021, 🚗55km, 🥾6km


                                      Dörtes Wetterbericht sagt für heute erhebliche Regenmengen voraus, so um die 30 - 50mm, wenn ich mich nicht irre. So entscheiden wir uns für einen Paddel-Ruhetag und wollen, wo wir nun schon mal das Auto hierhaben, die historischen Holzkirchen der Umgebung besuchen, die hier allerorten gepriesen werden.

                                      Die hölzernen Architekturdenkmäler sind entlang von 9 verschiedenen Trassen des Szlak Architektury Drewnianej (województwo podkarpackie) erreichbar. Wir besuchen die Holzkirchen in Hłomcza, Łodzina, Ulucz, Dobra und Tyrawa Solna. Sie liegen allesamt auf Trasse II, der Sanok-Dynów-Route.

                                      ¼12 fahren wir los. Erste Station ist Hłomcza. Die Kirche liegt auf einem Hügel im Ort:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5385kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,76 MB ID: 3075598

                                      Die erste Erwähnung der Gemeinde stammt aus dem Jahr 1400. Die Kirche wurde 1859 erbaut. Vor dem Zweiten Weltkrieg war sie eine griechisch-katholische Kirche der Geburt der seligen Jungfrau Maria.

                                      1945 wurden die Bewohner von Hłomcza, darunter der letzte griechisch-katholische Priester, Pater Mikołaj Aronc, in die ukrainische Region Ternopil umgesiedelt, also in die Sowjetunion vertrieben.
                                      Anschließend besiedelten einige polnische Familien die freigewordenen ukrainischen Gehöfte und die Kirche wurde von ihrer römisch-katholischen Gemeinde übernommen.
                                      Dann kamen die Partisanen der UPA zum Zuge, die diesen Ort mehrfach überfielen und 1946 niedergebrannt haben.
                                      1947 wurde dann von den polnischen Kommunisten mit der “Aktion Weichsel” begonnen, das Problem UPA final zu lösen. Im Unterschied zu den Dörfern im Quellgebiet des San wurden die Dörfer hier aber nicht vollständig dem Erdboden gleichgemacht und die Gegend vollständig entsiedelt. Hier gab es auch damals schon immer auch ein paar polnische Familien, die von den Umsiedlungen nicht betroffen waren, vielleicht auch polnische Zuzügler (die waren 1945-46 das Angriffsziel der UPA).

                                      Hinein kommen wir in die Kirche nicht, der Eingang ist verschlossen. Dafür begeistern uns die uralten Eichen rund um die Kirche:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5386kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,46 MB ID: 3075600

                                      800 Jahre alte Eiche:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5387k.jpg Ansichten: 0 Größe: 930,2 KB ID: 3075597

                                      Jede Kirche war von einem Kranz aus Bäumen, entweder Linden oder Eichen, umgeben. Diese Tradition geht auf heidnische heilige Haine zurück, in denen eine Linde das weibliche Element und die Gesundheit symbolisierte, während eine Eiche das männliche Element und die Stärke darstellte.

                                      Die beiden Eichen werden von den Einheimischen Kyrill und Method genannt. Im Jahr 1939 wurden die Hłomcza-Eichen von Lemberger Dendrologen untersucht, die zu dem Schluss kamen, dass die Kyrill-Eiche an der San-Seite 800 Jahre alt sein könnte, während die Eiche am Glockenturm 700 Jahre alt ist!
                                      1939-41, als die deutsch-sowjetische Grenze entlang des Flusses San verlief, wurde die Eiche mit dem Namen Kyrill von den Deutschen als Ausguck für einen Wachposten genutzt.

                                      Neben der Eiche steht der Glockenturm mit 3 Bronzeglocken, eine davon von 1668, die anderen beiden von ~1800.

                                      Unten im Dorf gibt es ab und zu auch noch alte Gehöfte in traditioneller Holzbauweise:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5382kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,58 MB ID: 3075599

                                      Viele der alten Gehöfte sind aber auch bereits verschwunden oder sind im Zerfall begriffen. In den letzten 20 - 30 Jahren wurde sehr viel neu gebaut und ältere Häuser modernisiert. Die Zersiedelung der Landschaft schreitet weiter schnell voran.

                                      ¾12 sind wir an der nächsten Kirche. Sie liegt nur 3km entfernt in Łodzina oben am Rande der Höhen (Map).

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5390kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,89 MB ID: 3075601

                                      Auch diese Kirche ist abgeschlossen. Als es anfängt zu regnen, wir sind fast schon wieder am Auto, kommt uns ein alter Mann entgegen und lädt uns ein, die Kirche von innen zu besichtigen. Er hat uns vom Fenster seines Hauses aus gesehen und schließt uns jetzt auf.

                                      Die Kirche ist erheblich älter als die vorhergehende und wurde 1743 erbaut. Im Inneren ist eine komplette Ikonostase erhalten geblieben:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5391kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,23 MB ID: 3075605

                                      Auch in Łodzina wurden 1945 alle Ukrainer in die Sowjetunion vertrieben, der allergrößte Teil der Dorfbevölkerung. 1946 hat die UPA dann ähnlich agiert wie in Hłomcza.

                                      Während wir die Kirche besichtigen, schüttet es draußen wie aus Eimern:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5394kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,05 MB ID: 3075602

                                      Zum Glück haben wir unsere Schirme dabei und kommen halbwegs trocken wieder zum Auto.

                                      Nächste Station ist die Kirche in Ulucz:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5400kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,92 MB ID: 3075608
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5395kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,92 MB ID: 3075603

                                      Sie gehört zu den attraktivsten und am schönsten gelegenen Kirchen in Polen. Bis 1744 befand sich hier ein Kloster. Die Kirche soll in den Jahren 1510-1517 erbaut worden sein. Andererseits haben dendrochronologische Analysen ergeben, dass die gesammelten Holzproben aus dem Jahr 1659 stammen. Die Kirche wurde mehrmals renoviert und umgestaltet.

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5396kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,41 MB ID: 3075604

                                      Die Kirche liegt hoch oben auf einem steilen, hohen Hügel und ist von hohem Buchenwald umgeben.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210719_125555k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,76 MB ID: 3075614

                                      Es regnet durchgängig, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie in Łodzina. Zurück wandern wir einen anderen Weg und bleiben unten fast in der hohen, nassen Vegetation stecken. Der “Weg”, der in der OSM eingezeichnet ist, wird offenbar kaum noch benutzt. Zum Schluss muss auch noch ein Bach gefurtet werden. Aber Luft und Wasser sind sommerlich warm, wir haben nur kurze Hosen und Tevas an, und so gibt es kein Problem.

                                      Letzte Station heute vormittag ist die Kirche in Dobra:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5401kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3075606

                                      Die Kirche wurde 1879 gebaut. Der freistehende Glockenturm mit Tor wurde um 1600 erbaut und um 1700 umgebaut:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5402kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,01 MB ID: 3075610

                                      Türme dieser Art sind in Polen eine Seltenheit.

                                      Nun ist es bereits ½2 und wir beschließen, zum Einkaufen und Essen nach Sanok zu fahren. Am Markt angekommen checkt Dörte nach ihren Kriterien 3, 4 Restaurants, die aber offenbar nicht zufriedenstellend sind, bis wir in einem Hinterhof bei leicht abgesenkten Erwartungen fündig werden (Map). Hier kann man unter einem transparenten Dach auch bei Regen auf der Terasse sitzen und von hoch oben auf dem Berg ins Tal schauen.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5404kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,09 MB ID: 3075607

                                      Gegen ½3 hört der Regen langsam auf. Wir kaufen noch Lebensmittel im Kaufland Sanok ein und fahren wieder zurück in Richtung Zeltplatz. Kurz davor machen wir in Tyrawa Solna noch einen Schlenker zur letzten Kirche heute. Mir ist es bereits etwas viel Kultur und so verzichte ich auf Bilder.

                                      Aber im Prinzip haben wir den Regentag optimal genutzt. Auf dem Wasser wäre das kein Vergnügen geworden. An der Wetterstation in Lesko, ~15 - 20km entfernt von unseren heutigen Aufenthaltsorten, wurden heute 29mm Niederschlagssumme gemessen. Ich bin sicher, dass es auf den Höhen wie zB in Łodzina auch deutlich mehr gewesen sein könnten.

                                      Wir hatten auch diesmal das Boot nicht umgedreht, sondern nur die Spritzdecke geschlossen. Auf der sammelte sich natürlich wieder eine ganze Menge Regenwasser, ein Teil drückte auch durch ins Boot. Trotzdem finde ich es wieder erstaunlich, wie dicht die selbstgenähte Spritzdecke hält.

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5407kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,42 MB ID: 3075612
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5408kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,16 MB ID: 3075611
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5409k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,37 MB ID: 3075613

                                      Das Flusswasser hat seine Farbe gewechselt und ist jetzt hellbraun bis ocker und sehr trübe. Jeder Seitenbach trägt deutlich sichtbar dieses Schlammwasser ein.


                                      Dörte macht Abends noch eine Pilzexkursion hoch auf den Diabla Góra, den Teufelsberg, und bringt reiche Ernte heim:
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210720_094108.jpg Ansichten: 0 Größe: 28,5 KB ID: 3075609
                                      Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:47.

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                                      • Spartaner
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                                        #20
                                        Diabla Góra - Dąbrówka Starzeńska
                                        Di 20. Juli 2021, 🛶31km


                                        Auch heute Morgen kommen noch ab und zu leichte Schauer herunter. Es wird wieder umfangreich gekocht. Lange dauert es auch, bis die Zelte getrocknet sind. Letztlich sind wir erst ¼2 auf dem Wasser.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5419kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,21 MB ID: 3075927

                                        Wir haben heute einen leicht erhöhten Wasserstand, die Fließgeschwindigkeit ist etwas höher, aber das Wasser ist immer noch sehr trübe:
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5420k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,20 MB ID: 3075926

                                        Der Pegelstand betrug gestern Abend in Sanok (Olchowce) maximal 172cm (~67m³/s) und ist bis heute um 10 Uhr auf 159cm gefallen (~44m³/s+). Der Pegel Olchowce liegt ~15.5km oberstrom von Diabla Góra.

                                        Wasserstand (links) und Durchfluss (rechts) in Sanok (Olchowce):
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: WQSanokOlchowce20Juli2021.png Ansichten: 0 Größe: 389,7 KB ID: 3075947

                                        Dörte hat sich von den verbesserten Verhältnissen auf dem Fluss überzeugt:
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5417kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3075929

                                        Schwemmholz vor der Straßenbrücke zwischen Hłomcza und Dobra:
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5421kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,64 MB ID: 3075930

                                        Silberreiher sind öfter zu sehen:
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5427kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,73 MB ID: 3075928
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5439kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,80 MB ID: 3075933
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5448kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,99 MB ID: 3075935

                                        Graureiher natürlich auch, aber die fotografiere ich seltener.

                                        Die Ufer sind weiterhin hoch zugewachsen und bieten nur dort Anlandemöglichkeiten, wo von Menschen gemäht oder sonstwie freigemacht wurde:
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5429kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,50 MB ID: 3075932
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5432kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,20 MB ID: 3075934
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5464kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3075945
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5431kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,18 MB ID: 3075931

                                        Die 2010 neu gebaute Fußgängerbrücke bei Witryłów wird nicht nur solar, sondern auch mit Windenergie beleuchtet:
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5453kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 942,7 KB ID: 3075936

                                        Um 3 machen wir eine ¾h Mittagspause an einem gemähten Anglerplatz:
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5455kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,31 MB ID: 3075937
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5456kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,03 MB ID: 3075938
                                        Man könnte an dieser Stelle gut zelten, Feuerstelle gibt es auch, aber heute dürfen wir doch noch ein Stück weiter paddeln.

                                        Eine der Brücken war bei näherer Betrachtung keine Fußgängerbrücke, sondern hier wurde Kies mit einem Förderband über den Fluss transportiert (Map):
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5459kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,40 MB ID: 3075939
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5461kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,27 MB ID: 3075943
                                        Entlang unserer heutigen Paddelstrecke gibt es ~10 Auenbereiche, in denen Kies abgebaut wurde oder immer noch wird. Übrig blieben bisher ~70 Restgewässer, die mehr oder weniger schnell renaturieren (Beispiel).

                                        Seilfähre zwischen Jabłonica Ruska und Krzemienna (Map):
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5458kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,82 MB ID: 3075940

                                        Solche Seilfähren gab es mehrfach entlang des San. Aber es werden immer weniger.
                                        Am linken Ufer lädt das Gasthaus "Wiking" zur Rast ein.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5462kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,31 MB ID: 3075941

                                        Ein nirgendwo eingezeichneter privater Campingplatz bei Niewistka (Map):
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5463kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,36 MB ID: 3075942

                                        Diese Fußgänger-Hängebrücke über den San verbindet Siedliska mit Wara:
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5466kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,35 MB ID: 3075944

                                        ½6 beginnen wir mit der Suche nach einem Lagerplatz. 3 mal inspizieren die Damen potentielle Plätze, die aber immer wieder an Details scheitern. Schließlich landen wir ½7 nach 31km Paddeln an einem offiziellen Rastplatz nahe des Dorfes Dąbrówka Starzeńska an.
                                        Hier gibt es eine große gemähte Wiese, oben am Fahrweg auch Tische und Bänke sowie eine Schutzhütte mit einer großen, aber verdreckten Feuerstelle. Unter der Schutzhütte liegt trockenes Brennholz bereit.

                                        Ein Angler sitzt am Ufer, und als er unsere Unschlüssigkeit bezüglich einer geeigneten Ausstiegsstelle bemerkt, macht er uns seinen Platz frei, wo man relativ gut an Land kommt.

                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5470kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,41 MB ID: 3075948
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5475kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,03 MB ID: 3075946
                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5476kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,37 MB ID: 3075949

                                        Kurz nach uns kommen mehrfach einzelne Motorradfahrer aus den umliegenden Dörfern vorbei, die den Platz checken. Ich vermute, sie wollten sich hier versammeln, lassen das aber aus Rücksicht auf uns bzw weil sie hier eigentlich auch ungestört sein wollten.
                                        Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:50.

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                                        • Spartaner
                                          Lebt im Forum
                                          • 24.01.2011
                                          • 5056
                                          • Privat


                                          #21
                                          Dąbrówka Starzeńska - Słonne
                                          Mi 21. Juli 2021, 🛶19km


                                          Schöner sonniger Morgen, Abfahrt ¼ nach 12. Eine ¼h später passieren wir Dünow/Dynów, eine Stadt, die im Mittelalter wie etliche hier in der Umgebung ebenfalls Magdeburger Recht verliehen bekam, was auf einen damals deutschen Wirtschaftskern hinweist.

                                          An einer ehemaligen Fährstelle, die in Google Maps sogar noch als solche verzeichnet ist, sehen wir dieses interessante Gefährt liegen:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5479kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,36 MB ID: 3076131

                                          2km stromab wurde 2019 eine neue Brücke gebaut und damit diese Fähre aufgegeben.

                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5481k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,60 MB ID: 3076135

                                          Ein paar hundert Meter weiter, da vorne in der Kurve am Rande des Naturschutzgebietes Kozigarb, gibt es links wieder so einen eigenartigen undokumentierten Campingplatz (Map).

                                          Der nächste Campingplatz ist ebenfalls nicht in der OSM vermerkt:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5482kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,06 MB ID: 3076130

                                          Aber es gibt immerhin Hinweise im Netz. Es handelt sich um die Agroturystyka Wiesław Płowy. Der bequeme Schwimmsteg und der gepflegte Platz laden zu einer ¾h Rast:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5486kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,73 MB ID: 3076132

                                          Moderne Architektur: Kościół Matki Bożej Częstochowskiej w Słonnem.

                                          Wieder Silberreiher:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5490kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 648,8 KB ID: 3076128
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5492kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 688,3 KB ID: 3076129
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5495kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 608,7 KB ID: 3076133

                                          Und Gänsesäger:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5510kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,13 MB ID: 3076139
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5504kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,44 MB ID: 3076141

                                          ¾4 erreichen wir die Fußgängerbrücke von Słonne:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5503k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,49 MB ID: 3076134

                                          Am rechten Ufer gibt es einen Campingplatz:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5516kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,15 MB ID: 3076138

                                          An den Brücken über den San finden sich in diesem Flussabschnitt auch immer wieder Hinweisschilder auf Rastplätze mit offizieller Kilometrierung:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5517kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,82 MB ID: 3076136

                                          Diesen Rastplatz am linken Ufer 200m uh der Fußgängerbrücke steuern wir an, um die Vorräte aufzustocken. Nur 50m vom Ufer entfernt ist ein Laden eingezeichnet (Map). Der ist zwar winzig, aber die notwendigsten Dinge wie Bier und Zigaretten und genügend Essbares finden sich auch hier. “Einziges Manko ... Preise wie am Meer” (aus Google-Rezension).

                                          Dörte findet den Platz so gut, das sie heute schon wieder Schluss machen möchte. Ich finde das nicht ganz so toll hier neben der Straße, werde aber überstimmt. Seit der Mittagsrast haben wir noch einmal enorme 1.7km zurückgelegt.

                                          So bleiben wir also hier. Tatsächlich ist hier auch offiziell Zelten erlaubt. Es gibt eine Preisliste an der Zufahrt von der Straße. Ich frage die Verkäuferin im Laden, ob wir über sie die angegebene Telefonnummer sprechen könnten, aber sie meint, das wäre nicht nötig, es käme jemand vorbei zum Abkassieren.

                                          San am Rastplatz:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5557kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,13 MB ID: 3076144

                                          Schwimmsteg:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5559kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,24 MB ID: 3076143

                                          Die Sanitäranlagen mit Toiletten, Duschen und langen Reihen Handwaschbecken sind modernisiert, aber wohl von der Anlage her noch aus Ostzeiten.
                                          Sie finden sich im Gebäude über die Straße:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5521k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,26 MB ID: 3076140

                                          Die Türen stehen offen für jedermann. Das ziemlich heiße Beuler-Wasser aus dem Hahn verströmt einen modrigen Geruch.

                                          Auf dem weitläufigen Grün finden sich einige Sitzgruppen und Feuerstellen. Bisher sind wir die einzigen hier. Wir haben Platz ohne Ende. Dörte findet sogar ausreichend Feuerholz, hier im Ort ist das nicht ganz so einfach.

                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h49m54s107k.png Ansichten: 0 Größe: 4,25 MB ID: 3076150
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h51m13s052k.png Ansichten: 0 Größe: 4,36 MB ID: 3076153

                                          Ich habe ja nun viel Zeit am Nachmittag und so lasse mal die mitgeführte Drohne steigen. Eigentlich gedachte ich sie erst in den Weichsel-Auen einzusetzen, aber hier haben wir Strom im Sanitärtrakt und können schon mal über die Berge schauen.

                                          San von Słonne stromab, Blickrichtung Nordosten:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h46m09s664k.png Ansichten: 0 Größe: 3,96 MB ID: 3076151

                                          Polnische Kleinfelderwirtschaft:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h45m43s109k.png Ansichten: 0 Größe: 4,11 MB ID: 3076148

                                          Der San direkt an unserem Rastplatz:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h47m09s677k.png Ansichten: 0 Größe: 3,39 MB ID: 3076152

                                          Wasserpflanzenbestände im lehmtrüben Wasser:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h48m31s820k.png Ansichten: 0 Größe: 2,93 MB ID: 3076149

                                          Jetzt wieder mit der Sony und entsprechendem Tele: Silberreiher beim Fischen vor unserem Rastplatz:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5530kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,54 MB ID: 3076137
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5542kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,52 MB ID: 3076142

                                          Um ½7 wandere ich rüber über die Fußgängerbrücke zu dem anderen, gut besuchten Campingplatz.
                                          Blick von der Hängebrücke:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5571k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,69 MB ID: 3076146
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5566kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,46 MB ID: 3076147
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5567k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,95 MB ID: 3076145

                                          Ich möchte herausfinden, was diesen Platz so attraktiv macht, weshalb alle hier zelten und keiner bei uns drüben. Es handelt sich um das Erholungszentrum “Zielona Polana” (Map).

                                          Der Hütten- und Hotelkomplex bietet Pool, ein Restaurant, man hat WLAN-Empfang (eine Frau ist bereit, mir das Passwort zu geben), man kann Fahrräder ausleihen, eine Sauna besuchen, Tennis spielen und mehr. Die Preise sind etwas höher als auf unserer Seite.

                                          Während ich drüben war, ist mein Drohnenakku im Sanitärkomplex voll geladen worden. Da aber dieser hochintelligente Akku nach ein oder 2 Tagen Volladung sowieso den Akkustand aktiv auf 67% senkt, steige ich in der Dämmerung lieber noch mal mit der Drohne hoch und senke dabei den Akkustand selber auf die von der Akku-Intelligenz angepeilten 67% Ladestand (das ist eine Funktion zur Schonung des Akkus und zur Verlängerung seiner Lebensdauer, aber während einer Reise ohne Lademöglichkeit natürlich irgendwie suboptimal).

                                          Blick aus größerer Höhe über den gesamten Komplex “Zielona Polana” links und Teile des Dorfes Słonne rechts:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-12h54m45s683k.png Ansichten: 0 Größe: 3,59 MB ID: 3076154
                                          Der San fließt uns in diesem Bild entgegen.

                                          Unser Lager in Słonne:
                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-09-12-13h01m07s715k.png Ansichten: 0 Größe: 3,36 MB ID: 3076155

                                          Im Hintergrund ist jetzt im letzten Abendlicht ein weiteres Zelt erkennbar. 2 polnische Radler haben in unserer Nähe ihr Lager aufgeschlagen.
                                          Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:53.

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                                            • 24.01.2011
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                                            #22
                                            Słonne - Mielnów (Perła Sanu)
                                            Do 22. Juli 2021, 🛶34km


                                            Der Biwakplatz Słonne in der Morgensonne:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210722_081558.jpg Ansichten: 0 Größe: 7,50 MB ID: 3081005
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5576kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,77 MB ID: 3081002

                                            Um 8 paddeln diese beiden Wanderpaddler an unserem Lager vorbei:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5572kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,50 MB ID: 3081004
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5573kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,85 MB ID: 3081003

                                            Es sind neben uns die einzigen Wanderpaddler, die wir auf unserer gesamten Tour auf dem San zu Gesicht bekommen. Wobei das nicht gerade normale Wanderpaddler sind, sondern Extremisten.
                                            Sie rufen uns “Kajakiem przez Polskę” zu und verweisen auf einen gleichnamigen Facebook-Account, auf dem wir ihre Tour dokumentiert finden (“Auf den Spuren von Aleksander Doba - mit dem Kajak durch Polen für Emily”). Also einmal diagonal 1500km durch Polen. Die beiden Soldaten starteten vor 2 Tagen sehr weit oben auf dem Grenzabschnitt des San zur Ukraine in Tarnawa Wyżna (Map). Nach 430km auf dem San werden sie in 4 Tagen die Weichsel erreichen, paddeln darauf bis Bromberg/Bydgoszcz, dann weiter auf dem Bromberger Kanal und auf den Flüssen Brahe/Brda, Netze/Noteć und Warthe/Warta nach Westen. Über die Oder geht es anschließend nach Stettin und weiter bis zur Ostsee. Mit durchschnittlich >80km/d benötigen die beiden ungeübten Paddler in ihrem plumpen Leihkanu 18 Tage für die gesamte Strecke - Männer halt.

                                            Dieser Aleksander Doba, auf dessen Spuren sie wandeln, hat nicht nur Polen durchquert, sondern ist auch 3 mal über den Atlantik gepaddelt. Im Februar 2021 starb er im Alter von 74 Jahren auf dem Gipfel des Kilimandscharo. Ich würde mal sagen, besser kann es nicht laufen! So ähnlich stelle ich mir mein Ende auch vor, allerdings befürchte ich, dass passiert eher unschön im Rachen eines Krokodils.

                                            Um ¼11, >2h nach den Männern, ist auch unsere frauendominierte Gruppe wieder auf dem Wasser.

                                            Fähre Wybrzeże (Map):
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5578k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,88 MB ID: 3081000
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5582k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,72 MB ID: 3080997
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5584kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,36 MB ID: 3081001

                                            Die 3 Herren in dem motorisierten Schlauchboot haben ebenfalls eine längere Tour vor sich. Sie fahren den San bis auf die Weichsel, diese dann runter bis Demblin/Dęblin, wo sie in den Nebenfluss Wieprz abbiegen und diesen gegen die Strömung bis in die Nähe von Lublin befahren.
                                            Hier scheinen sie noch Schwierigkeiten mit den Flachstellen im San zu haben und sind langsamer als wir. Später erhöht sich ihr Tempo, und wir werden sie 3 Tage später auf der Weichsel wiedersehen, wie sie unter Vollgas vorbeirasen.

                                            Die weiterhin oft unzugänglichen Ufer des San:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5585kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,77 MB ID: 3080999
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5591kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3080996
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5593kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3080998

                                            Bereits um ½12 legen wir nach 8km Paddeln wieder für eine 1½-stündige Pause an und kochen uns Brühe und Kaffee:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5590kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,17 MB ID: 3080995
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5588kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,00 MB ID: 3080994

                                            Autobrücke über den San (Map):
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5595kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,68 MB ID: 3080993

                                            Gänsesäger, bereits in Hab-Acht-Stellung:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5614kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,69 MB ID: 3080991
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5624kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,57 MB ID: 3080992

                                            Fähre Babice (Map):
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5626k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,14 MB ID: 3080990

                                            Seeadler:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5630kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 842,2 KB ID: 3080985
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5639kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,12 MB ID: 3080984
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5643kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,08 MB ID: 3080983

                                            Um 3 Uhr, nach 21km paddeln, beginnen die Frauen mit der Rastplatzsuche. Diese gestaltet sich jedoch heute ziemlich schwierig. 5 mal legen wir im Abstand einiger Kilometer an und besichtigen potentielle Zeltstellen. Aber alles vergebens, irgendein Detail stimmt jeweils nicht.
                                            Als letzte Rettung kann ich den in der OSM verzeichneten Zeltplatz “Perła Sanu” anbieten, die “Perle des San”.

                                            Damit wird das heute doch noch ein langer Paddeltag.

                                            Nach 34km Paddelstrecke erreichen wir um ½6 den Zeltplatz:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5654kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,59 MB ID: 3080986

                                            Besonders schön ist die Gegend nicht. Beim Anlegen müssen wir auf spitze Steine, Betonbruchstücken und Bewehrungsstahl aufpassen. Anstatt eines Strandes gibt es hier eine große schräge Betonplatte zur Uferbefestigung.

                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5664ka.jpg Ansichten: 300 Größe: 2,15 MB ID: 3081122

                                            Am Ufer ist erst einmal von Campingplatz nichts zu sehen. Hinter einem alten Zaun stehen dann etliche Bungalows aus kommunistischen Zeiten verstreut im Wald, verbunden mit ebenso alten und nie sanierten Betonplattenwegen. Uralt das alles, und ziemlich verstaubt. Darin wohnen tatsächlich Leute. Wahrscheinlich haben sie schon vor 40 Jahren hier Urlaub gemacht.

                                            Ich frage mich durch zur “Rezeption” und frage dort, ob sie es stört, wenn wir vor ihrem Gelände zelten. Die ältere Dame ist sehr freundlich und hat nichts dagegen.

                                            Unser Zeltplatz auf gemähter Wiese im Uferbereich:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5659kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,01 MB ID: 3080989

                                            Abendbrot auf der Betonplatte:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5658kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,65 MB ID: 3080987

                                            Über dem Beton gibt es weniger störende Mücken und Gnitzen.

                                            Eine Feuerstelle gab es hier nicht. Jetzt gibt es eine:
                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5655kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,33 MB ID: 3080988

                                            Sorry, war ziemlich überflüssig, aber ich konnte sie nicht verhindern. Direkt im Vorgarten der Gastgeber.
                                            Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:56.

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                                            • Spartaner
                                              Lebt im Forum
                                              • 24.01.2011
                                              • 5056
                                              • Privat


                                              #23
                                              Perła Sanu - Ostrów (Przemyśl) - Krasiczyn
                                              Fr 23.Juli 2021, 🛶22km, 🚌171km, 🚖18km, 🚗92km


                                              Wir frühstücken wieder ausgiebig auf der Betonplatte:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5661kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,28 MB ID: 3081495

                                              Während des Frühstücks besucht uns die Dame von der Rezeption bei ihrer Inspektionstour mit dem Auto und fragt nach wie es geht und ob wir noch irgendetwas benötigen. Ja, Trinkwasser wäre schön, das würden wir uns später gerne abfüllen. Sie fährt weiter, ist aber einige Minuten später wieder da und bringt uns eine neue große 5L-Wasserflasche, Trinkwasser aus dem Laden. Oh, so meinten wir das gar nicht. Wir bedanken uns, möchten aber noch unsere leeren Behälter auffüllen.
                                              Ich schnappe mir die 2 5L-Behältnisse und gehe mit ihr zu dem Grundstück nebenan, wo Pferdeställe und eine Reitschule zu Hause sind. Dort ist einer ihrer Arbeiter mit einem Wasserschlauch zugange und füllt uns fix die Behälter auf.

                                              Beim Zeltabbau kommen die Spuren der Nacht zum Vorschein:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5663kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3081494
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5665kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,66 MB ID: 3081493
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5666kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,48 MB ID: 3081497

                                              Überall Schleimspuren der Nacktschnecken!

                                              ¼12 paddeln wir los:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5667kc.jpg Ansichten: 288 Größe: 1,44 MB ID: 3081520

                                              Heute wird wohl unser letzter Paddeltag auf dem San werden. Wir werden nach 144km auf dem Fluss in Premissel/Przemyśl diese Flusstour beenden. In Premissel verlässt der San das Mittelgebirge und wird für weitere 177km zum Flachlandfluss. Ältere Streckenbeschreibungen klingen nicht besonders verheißungsvoll: die Strecke sei langweilig und schöne Rastplätze finden sich nur selten. Darauf haben wir keine Lust.

                                              Lieber möchten wir noch ein paar Tage auf der Weichsel paddeln. Dazu würden wir in Premissel die Autos nachholen und nach Sandomir an die Weichsel umsetzen.

                                              Weiter auf dem San:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5669k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,70 MB ID: 3081496

                                              1h später passieren wir Krasiczyn. Der Ort ist in Polen bekannt für sein schönes Schloss aus dem 17.Jhd (Map). Das war uns aber nicht gegenwärtig und so paddeln wir dran vorbei. An der Straßenbrücke gibt es für Paddler extra noch ein nicht zu übersehendes Hinweisschild “Pałac Krasickich 500m”.
                                              Das wir heute Abend hier im Ort nächtigen werden, wissen wir zZ auch noch nicht.

                                              Kleingärten in Krasiczyn:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5672kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,80 MB ID: 3081499
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5674kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,47 MB ID: 3081498

                                              Nach 12km machen wir ¾h Mittagspause:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5690k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,03 MB ID: 3081508
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5689k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,84 MB ID: 3081506
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5676kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,11 MB ID: 3081501

                                              In der OSM ist hier im nahen Dorf Wapowce ein Laden eingezeichnet, und da das Bier zur Neige geht, schaue ich nach Nachschub. Leider vergebens, der Laden ist schon seit einiger Zeit dauerhaft geschlossen.

                                              Weg ins Dorf:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5685kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,25 MB ID: 3081504

                                              Am Wegesrand wächst ein dichter Eichenwald von geringer Wuchshöhe:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5687kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,77 MB ID: 3081503

                                              Fast zurück am Dorfbadestrand: “Baden verboten”:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5688kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,04 MB ID: 3081505

                                              Admiral am Strand:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5681kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,21 MB ID: 3081502

                                              Leihpaddler auf Tagestour:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5677kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,26 MB ID: 3081500
                                              Sie bleiben die einzigen.

                                              ½3 geht es weiter:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5694k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,62 MB ID: 3081507

                                              Nach insgesamt 22km Paddelstrecke heute erreichen wir um 4 das einzige ernsthafte Hindernis auf unserer Tour, das Wehr in Ostrów, einem Vorort von Premissel.
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5695kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3081510

                                              Ich dachte erst noch, dass wir das Wehr fahren, treideln oder wenigstens umtragen können, so dass wir die letzten 4km direkt nach Premissel hineinfahren können, aber das sieht nach der Beschilderung nicht so aus:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5698k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,67 MB ID: 3081509
                                              Achtung!
                                              Ort nicht passierbar
                                              Geh zum linken Ufer!

                                              Und dieses neuere Schild verweist auf eine Ampel:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5696kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,13 MB ID: 3081517

                                              Die Ampel steht auf der linken Seite des Wehres und zeigt rot. Dem Google-Satellitenbild ist keine brauchbare Info zu entnehmen (Map). Stattdessen ist eine Baustelle zu sehen. Das Wehr wurde grundlegend erneuert. Roland, der das Wehr schon mal passiert hat, hatte Infos, die aber jetzt nicht mehr passen dürften. Dachte ich zumindest.

                                              Jetzt stelle ich dagegen fest, dass das “aktuelle” Google-Bild bereits vom 1.Aug 2013 stammt, der Bau also auch schon seit einigen Jahren abgeschlossen sein muss. Ich kenne nur den Weg, auf dem lokal installierten Google Earth Pro die Aufnahmedaten zu ermitteln, nicht auf Google-Maps.

                                              Auf Google-Earth sind sogar neuere Bilder zu sehen, mit dem Wehr im fertigen Zustand:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: WehrOstrowPrzemysl2017.png Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3081518
                                              Wehr Ostrów am 1.Sep 2017

                                              Hier vor Ort müssten wir also erst einmal selber besichtigen.

                                              Eine Minute vor uns sind die beiden Leihpaddler an der Aussetzstelle angekommen. Sie beenden ihre Tour und werden vom Boots-Verleiher hier abgeholt.

                                              Das bringt uns auf die Idee, unsere San-Tour ebenfalls hier zu beenden und Dörte und mich von ihrem Verleiher mit in die Stadt fahren zu lassen, um die Autos zu holen. Andrea würde hier beim Gepäck und den Booten bleiben und wir würden mit den Autos zurückkommen und nachts an der Ausstiegstelle zelten. Wir gehen erstmal davon aus, dass es jetzt noch ÖPV-Verbindungen gibt.

                                              Nun ist Tempo angesagt. Ihr Boots-Verleiher soll bald kommen. In Windeseile zerlege ich den Ally, so dass er schon mal eine Weile trocknen kann. Schnell werden die Daypacks gepackt, Autoschlüssel, Maske und Geld nicht vergessen, und da kommt er schon.

                                              Der junge Fahrer hat neben den beiden Leihpaddlern problemlos Platz im Fiat Scudo seines Chefs und nimmt uns um ½5 bereitwillig mit zum Bahnhof in Premissel. Dort holt er seine Freundin ab und uns gibt er noch seine Telefonnummer mit, für alle Fälle, falls wir Hilfe benötigen.
                                              Auf dem Weg ins Zentrum hatten wir Gelegenheit, den e-podroznik.pl nach möglichen ÖPV-Verbindungen zu fragen. Er zeigt auch jetzt am späten Nachmittag und Abend noch ein paar mögliche Verbindungen nach Sanok an.

                                              Die einzige Direktverbindung fährt täglich um 7:25 Uhr ab Premissel und dauert nur 1¼h. Ansonsten geht es nur mit Umsteigen, meist über die größere Stadt Resche/Rzeszów, und mit einer Gesamtfahrzeit von 3 - 4h. Puhhh, nicht so schön, wie ich mir das vorgestellt habe, das wird wohl ein langer Abend werden.

                                              Um 16:50 kommen wir vor dem Bahnhof Premissel an. Der nächste Zug nach Resche fährt 16:51 Uhr! Schade, den verpassen wir knapp.

                                              Dann auf zur nächsten Variante. 17:15 Uhr soll ein Flixbus nach Resche ablegen. Der Busbahnhof liegt gleich neben dem Eisenbahnhof (Map). Der Fahrer steht schon vor seinem Bus und gewährt Einlass, wir müssen aber noch im Büro des Busbahnhofs die Fahrkarten kaufen. Der e-podroznik.pl verspricht einen Preis ab 9.99PLN, am Ende werden es aber erheblich mehr, ich glaube so um 40Zł/Person (die Bahn hätte 11Zł gekostet). Online wird mir von Flixbus im Moment übrigens tatsächlich der günstige Preis angeboten, der hohe Preis gilt also wohl nur beim Vor-Ort-Kauf.

                                              Der Flixbus ist fast leer, die obere Etage außer uns ganz leer. Corona ist kein Thema.
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5715kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,58 MB ID: 3081513
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5716kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,45 MB ID: 3081511

                                              Wahrscheinlich wird er sich im Verlaufe der weiteren Strecke noch füllen. Sein Endziel ist der ZOB in Berlin (23€ für die gesamte Strecke ).

                                              Neue Brücke über den San in Premissel:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5717kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,22 MB ID: 3081514
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5719kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,37 MB ID: 3081512

                                              Kurz dahinter passieren wir dieses Steinkohle-befeuerte Heizkraftwerk:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5720kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,39 MB ID: 3081515

                                              Der Anteil der Kohle an der gesamten Stromerzeugung lag 2020 in Polen bei 70%. Aber da die EU-CO2-Emissionsrechte auch für Polen immer teurer werden, kümmern sie sich jetzt verstärkt um CO2-arme Alternativen. Flatterstrom soll ausgebaut werden, und ab 2033 soll das erste Atomkraftwerk in Polen (sehr wahrscheinlich mit amerikanischer Hilfe) in Betrieb gehen.

                                              Wir sind immer noch im Flixbus unterwegs, da ruft Andrea an. Sie schildert ihre Beobachtungen an der Aussetzstelle und möchte woanders übernachten. Mir falle da bestimmt was ein. Sie hat nämlich zwischen den von den Bootsverleihern zur Entsorgung abgestellten prall gefüllten Mülltüten Ratten herumflitzen sehen.

                                              Ich rufe daraufhin den freundlichen jungen Fahrer des Bootsverleihers an, der uns am Bahnhof für genau solche Fälle seine Telefonnummer mitgegeben hat. Kein Problem, meint er, er komme in einer halben Stunde bei Andrea vorbei und bringe sie zu einem geeigneten Platz (50 Złoty, ~11€).
                                              Das hat auch alles wunderbar geklappt, so dass Andrea um 19 Uhr mit 2 Booten und allem Gepäck auf einer Zeltwiese am San landet, und zwar genau in Krasiczyn, wo wir heute Mittag durchgepaddelt sind (Map). Dort kann sie noch bei Sonnenschein die Zelte aufbauen.

                                              Wiese in der Ortslage Krasiczyn:
                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210723_190013.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,74 MB ID: 3081519

                                              Wir dagegen kommen nach 92km zunächst mal etwas verspätet in Resche/Rzeszów an, und zwar auf dem Dworzec lokalny (Map), wahrscheinlich dem Busbahnhof für die nähere Umgebung und ein Knotenpunkt für Stadtbusse. Von dem aus soll in einer ½h auch der Anschlussbus nach Saanig/Sanok fahren:

                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: BusPremisselSaanigFr.png Ansichten: 0 Größe: 578,2 KB ID: 3081516

                                              Wir schauen uns auf dem Busbahnhof um, können aber auf den Abfahrttafeln keinen Bus 19:15 nach Sanok finden. Unruhe kommt auf. An einer der vielen Haltestellen ist auf einer Blechtafel ein Bus nach Sanok 19:45 und zwei weitere durchgestrichen. Erst gegen 23 Uhr soll ein nicht durchgestrichener Bus fahren. Die Unruhe steigt.

                                              Daraufhin fragen wir einen wartenden Busfahrer der Busgesellschaft Marcel, welche uns entsprechend der Angaben des e-podroznik auch 19:15 nach Sanok fahren sollte, wo wir diesen Bus finden. Er geht mit uns zu der besagten Haltestelle und zeigt uns den späten, nicht durchgestrichenen Bus 23 Uhr.

                                              Hmmm, irgendwas stimmt hier nicht. Da kommt ein Arbeiter auf uns zu, der die Unterhaltung mit dem Busfahrer mitbekommen hat, und erklärt uns in einem sehr ausgeprägten nordenglischen Dialekt die Hintergründe dieses Kuddelmuddels hier (wahrscheinlich ein Brexit-Flüchtling oder halt nur auf Urlaub hier in der Heimat):
                                              Die verschiedenen Busgesellschaften liegen im Clinch gegeneinander und bekämpfen sich mit mehr oder minder unlauteren Mitteln.
                                              Die durchgestrichenen Busse auf der Abfahrtstafel fahren alle. Der Busbahnhof gehört quasi der Busgesellschaft Marcel, und die hat alle Bus-Abfahrtszeiten anderer Busgesellschaften als gestrichen überklebt. Die Leute wissen das hier auch. Nur wir nicht. Das heißt, der angeschlagene aber durchgestrichene Bus 19:45 könnte fahren.

                                              Nun bleibt uns aber noch die Frage nach dem Bus 19:15 Uhr. Wir wollen ja diese halbe Stunde nicht unbedingt verschenken. Der Arbeiter meint, der Bus könne eventuell von einem anderen Busbahnhof fahren. Dieser liege 20 Minuten östlich von hier.

                                              Das wollen wir probieren. 10 vor 7 hasten wir los in die angegebene Richtung. Wir fragen noch 2, 3 mal nach und landen nach 1.1km kurz nach 7 auf dem Dworzec Autobusowy PKS Rzeszów S.A. (Map).
                                              Hier fragen wir in der Information nach unserem gesuchten Bus und bekommen wieder eine abschlägige Antwort. Niemand kennt angeblich diese Busverbindung. Wir begeben uns schon auf den Weg zurück zum Dworzec lokalny, da sehen wir noch auf dem Dworzec Autobusowy PKS einen Bus stehen, welcher auf seiner Seitenwerbung auch das Wort “Sanok” zu stehen hat. Sollte das unser Bus sein?

                                              Hier steht eine lange Schlange Leute am Einstieg, der bereits in vollem Gange ist. Und tatsächlich, dieser Bus fährt jetzt nach Sanok. Als Endziel ist allerdings ein anderer Ort an der Busfront angezeigt. 4 Minuten vor Abfahrt haben wir ihn gefunden. Erleichterung.

                                              Es dauert dann doch noch etwas, bis alle Fahrgäste eingestiegen sind und bezahlt haben, so dass wir mit 8min Verspätung abfahren. Hier sind die Preise im Gegensatz zum Flixbus wieder auf normalem polnischen Niveau (~15 - 18Zł). Dieser Bus ist fast vollbesetzt. Die Masken hängen dennoch alle unterm Kinn. Nur wir 2 Deutsche fallen damit auf, dass wir die FFP2 korrekt auf der Nase tragen.

                                              Nach 30km fahren wir in Niebylec wieder auf einen Busbahnhof. Eine Durchsage ertönt, die ich so verstehe, dass die Fahrgäste nach Sanok irgendwas beachten müssten. Zeitgleich sehe ich auf dem Busbahnhof bereits einen Bus stehen, der nun auch tatsächlich “Sanok” als Ziel angeschlagen hat. Wir müssen also offensichtlich den Bus wechseln. Das machen mit uns sicher mehr als die Hälfte aller Fahrgäste. 3min später kommt noch ein weiterer Bus auf den Platz gefahren, und auch aus dem steigen etliche Leute zu uns ein.

                                              11min später geht es weiter und ¼10 sind wir in Sanok. Nach Lesko, wo mein Auto steht, würden wir mit ÖPV heute sowieso nicht mehr kommen. Dörte hat ihr Auto auf dem Campingplatz Diabla Góra zu stehen und wollte dorthin ohnehin mit dem Taxi fahren. Also eilen wir zum Taxistand, bevor uns die letzte Taxe vor der Nase weggeschnappt wird (2 standen noch da, aber die meisten Ankommenden werden ohnehin von Angehörigen mit dem Auto abgeholt).

                                              2min nach Ankunft des Busses fahren wir bereits mit dem Taxi weiter. Es ist ein alter klappriger Chevrolet Lumina oder so etwas ähnliches. Nach 18km werden wir am Ziel Diabla Góra abgesetzt. Nun das Auto beim Zeltplatzbetreiber auslösen (Parken unterm Schutzdach kostet 5Zł/d), Dörte trinkt als Ersatz für ihr ausgefallenes Abendbrot noch eine große Limo, und dann fahren wir weiter nach Lesko, um mein Auto zu holen.

                                              Das steht noch friedlich da, so einsam auf dem städtischen Parkplatz ½11 in der Nacht. Dörte düst ab nach Krasiczyn, während ich noch die Scheiben säubern und das Navi programmieren muss. 61km durch Mittelgebirge sind es noch, dann bin auch ich gegen Mitternacht bei Andrea und den Zelten. Das Autorückholen hat geklappt, da werden wir morgen sicher auch gut bis Sandomir kommen.
                                              Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:59.

                                              Kommentar


                                              • Spartaner
                                                Lebt im Forum
                                                • 24.01.2011
                                                • 5056
                                                • Privat


                                                #24
                                                Krasiczyn - Premissel - Sandomir
                                                Sa 24.Juli 2021, 🚗165km, 🥾8km


                                                Heute morgen erwachen wir im Sonnenschein auf einer schönen Zeltwiese am Ufer des San:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5721kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,24 MB ID: 3085003

                                                Wir zelten hier mitten im Ort. Über die 100m entfernte Stahlbrücke rumpeln die Autos.
                                                Um 11 fahren wir los in Richtung Premissel. Zuvor möchte ich mir allerdings noch mal das Wehr in Ostrów anschauen, vor dem wir gestern unsere Tour auf dem San beendet haben.

                                                Wehr in Ostrów, Blickrichtung Süd:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5725kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3084999

                                                Das Gelände des Wehres ist auf beiden Seiten weitläufig eingezäunt.
                                                Ganz hinten ist der Fischpass zu erkennen:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5727k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,21 MB ID: 3084996

                                                Vor der Mauer, die den Fischpass abgrenzt, scheint es eine gut befahrbare Rinne zu geben.
                                                Auch der Auslauf sieht gut aus, keine Walze, kein hängengebliebener Baumstamm o.ä.:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5731k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,30 MB ID: 3084998

                                                Auf dem Luftbild ist diese Rinne auch gut erkennbar:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: WehrOstrowPrzemysl2017Pfeil.png Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3085026

                                                Ob diese Rinne allerdings zur Zeit befahrbar wäre, kann ich nicht sicher sagen (Video). Auf jeden Fall sind auch dort die im Vordergrund (der nördlichen Seite) sichtbaren scharfkantigen Steinblöcke eingebaut, nur etwas tiefer gesetzt als im Vordergrund (siehe Video bei Niedrigwasser).
                                                Wir hatten zum Zeitpunkt der Aufnahme einen Wasserstand von 130cm und einen Durchfluss von 36m³/s.
                                                Bei höheren Durchflüssen ist sie aber bestimmt gut befahrbar. Ganz im Gegensatz zur der für die Kajaker gebauten Bootsgasse.

                                                Einfahrt in die Bootsgasse, gesteuert über eine Ampel:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5734k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,05 MB ID: 3085000

                                                Im Auslauf stehen sinnlose Sperren im Weg:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5728k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,21 MB ID: 3084997
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5729k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,77 MB ID: 3084995

                                                Weiteres Bild vom Auslauf hier.
                                                Bei der Bootsgasse handelt es sich um eine völlige Fehlkonstruktion, zumindest für Allys. Roland ist sie mit einem Kajak bereits getreidelt und hält sie für zu schmal für unseren Ally.

                                                Folgendes Bild scheint das zu bestätigen:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: BootsgasseWehrOstrowPrzemysl.png Ansichten: 0 Größe: 1,74 MB ID: 3085025
                                                (Screenshot aus Video)

                                                Zudem ist die Bootsgasse bei niedrigen Wasserständen oben ohne Wasser. Gedacht ist sie offenbar nur zum Treideln, sonst würde man ja nicht die unsinnigen Sperren am Auslauf gebaut haben.
                                                Wenn man aber Treideln möchte, kann man auf der Nordseite nicht einfach so entlanglaufen, ein Zaun behindert die Führung des Seils. Führt man das Boot auf der anderen Seite, auf der Betonmauer ohne Zaun, dann kann man unten kaum noch einsteigen, Mauer zu hoch.
                                                Ob es oben eine Treppe zum Aussteigen aus dem Boot gibt, habe ich nicht gesehen. Unten gibt es eine.

                                                Das Wehr wurde im Oktober 2014 fertiggestellt. Im Video wird ausführlich auf die Berücksichtigung der Paddler eingegangen.

                                                Dann gehts weiter rein nach Premissel. Um ¾12 parken wir am Plac Orląt Przemyskich mit seinem gleichnamigen Denkmal:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5736kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3085002
                                                Hier wird seit 1938 der jungen polnischen Kämpfer der Stadt Premissel gedacht, die gegen die Ukrainer und die Russen in den Jahren 1918 - 1921 gekämpft hatten.

                                                Blick von der Brücke über den San in Premissl:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5737k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,11 MB ID: 3085001

                                                Im Hintergrund, so etwa auf Höhe der ganz hinten sichtbaren Fußgängerbrücke, soll Roland bei seinen Touren hier mitten in der Stadt gezeltet haben. Ich glaube so dreist wären wir nicht gewesen. Ist schon ganz gut, so wie es jetzt gelaufen ist mit Abbruch am Wehr.

                                                Dann geht es hoch in die Altstadt von Premissel. Premissel/Przemyśl wurde erstmals im Jahre 981 erwähnt, als Großfürst Wladimir I. die Burg Peremyschl eroberte. Großfürst Wladimir, auf altnordisch Valdamarr Sveinaldsson, war der bedeutendste Fürst der Kiewer Rus, neben Nowgorod dem Kern des entstehenden Russischen Reiches.

                                                1340 wurde Premissel wie das gesamte Rotruthenien schrittweise von König Kasimir I. für das Königreich Polen in Besitz genommen. 1389 bekam Premissel Stadtrecht nach Magdeburger Recht.
                                                1772 bis zu seiner Zerschlagung 1918 war Premissel Teil der Habsburger Monarchie, danach wieder Polen.

                                                1939-41 war der Teil nördlich des San entsprechend dem Hitler-Stalin-Pakt deutsch und südlich sowjetisch okkupiert, 1941-44 dann nur deutsch.

                                                Am meisten Spuren haben das alte Polen und das Habsburger Reich hinterlassen, und so ist die Altstadt schon ein sehr schönes Städtchen. Nach dem Ende des Kommunismus wurde der Verfall gestoppt und schon fast alles restauriert, schick gemacht und profitiert jetzt auch viel von zumeist innerpolnischem Tourismus.

                                                Im Zentrum der Altstadt von Premissel:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5740kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,31 MB ID: 3085006
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5739kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,64 MB ID: 3085005
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5738kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,76 MB ID: 3085004

                                                In der römisch-katholischen Kathedrale von Premissel:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5743kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3085007
                                                (Bazylika archikatedralna Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny i św. Jana Chrzciciela w Przemyślu)

                                                Blick auf den Glockenturm der Kathedrale von Premissel vom Burgberg:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5747kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,78 MB ID: 3085011

                                                Burg Premissel:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5746kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,83 MB ID: 3085008

                                                Eingangstreppe der Erzkathedrale St. Johannes dem Täufer, im Hintergrund die römisch-katholische Kathedrale von Premissel:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5755kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3085009

                                                Im Inneren der griechisch-katholischen Erzkathedrale St. Johannes dem Täufer:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5756kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,68 MB ID: 3085012
                                                (Archikatedralny sobór grekokatolicki św. Jana Chrzciciela w Przemyślu)

                                                Reste der Todesanzeigen am Schwarzen Brett vor der Erzkathedrale St. Johannes dem Täufer:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5754kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,16 MB ID: 3085010

                                                Nach 2h Spaziergang durch Premissel genehmigen wir uns ein Mittagessen auf der Terrasse des Restauracja Dominikańska:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210724_141659k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3085024

                                                Dort sitzt man ganz schön mit Blick auf den Dominikaner-Platz. Nach 1¾h brechen wir auf, es soll ja weitergehen nach Sandomir.

                                                Wir tuckern schön über die Landstraßen und kommen um ½8 abends in Sandomir an. Zuerst steuern wir einen möglichen Aufbauplatz an einer alten Fährstelle gleich unterhalb der Weichselbrücke an. Zum Aufbauen wäre es eigentlich ideal, aber eine Schranke versperrt die befestigte Zufahrt zum Wasser, und Übernachten wäre hier auch nicht optimal. Sandomir ist heute ein richtiges Touristenstädtchen, und so sind natürlich einige Vorkehrungen getroffen worden, wildes Parken und Übernachten einzuschränken.

                                                Also fahren auch wir noch auf einen Bezahlparkplatz und erkunden 1¾h lang die abendliche Stadt.

                                                Sandomir liegt sehr schön auf einem Hügel über der Weichsel. Die Stadt Sandomir/Sandomierz zählt zu den bedeutendsten Städten im polnischen Abschnitt der Via Regia und wurde bereits im 10. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Sie wurde 1138 zum Zentrum und Hauptort eines kleinpolnischen Herzogtums Sandomir. Sandomir wurde daher häufig von polnischen Königen besucht. Das Stadtrecht erhielt Sandomir im Jahre 1236 verliehen. Beim Mongolensturm 1241 wurde die Stadt geplündert. 1259 nahmen Tataren Sandomir ein und brannten Teile der Stadt nieder. 1286 verfügte Herzog Leszek der Schwarze die Neugründung der Stadt nach Magdeburger Recht. Der polnische König Kasimir III. verbriefte und erweiterte 1366 die Rechte der Stadt, in deren Schloss er mehrfach residierte. Die damalige Bedeutung der Stadt zeigt sich auch daran, dass König Kasimir III. Sandomir in seinen Herrschertitel aufnahm: „König von Polen und Russland, Herr und Erbe der Länder und Herzogtümer von Krakau, Sandomir ...“

                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Jozef_Szermentowski_Widok_Sandomierza_od_strony_Wisly.jpg Ansichten: 0 Größe: 297,3 KB ID: 3085022
                                                (Sandomir 1855, gemeinfrei)

                                                Das heutige Stadtbild der Altstadt geht im Wesentlichen auf die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück. Die Altstadt war damals von einer Stadtmauer umgeben, ihre Ausdehnung betrug etwa 600 Meter in Nord-Süd-Richtung und 200 Meter in Ost-West-Richtung. Im Stadtzentrum befindet sich der Marktplatz Rynek mit dem Rathaus. Am südlichen Stadttor befand sich der Zugang zu den Hafenanlagen an der Weichsel und zur Burg der Herzöge, die sich außerhalb der Stadtbefestigung auf dem Hochufer der Weichsel befindet.

                                                Beim Vorrücken der Roten Armee 1944 verhinderte der von dem malerischen Stadtbild beeindruckte Artilleriekommandeur, Oberst Skopenko, die Beschießung der Stadt, indem er den erhaltenen Befehl ignorierte. Angesichts ihrer aussichtslosen Situation kapitulierten die deutschen Einheiten, die die Stadt zu verteidigen hatten, kampflos, womit die Altstadt fast unbeschädigt den Krieg überstand. Damit blieb die Altstadt von Sandomir eine der besterhaltenen in Polen.

                                                Unser Spaziergang, Aufstieg zur Burg:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5758kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,66 MB ID: 3085013

                                                Von der Burg kommt man schnell weiter in die Altstadt, vorbei an der vorwiegend gotischen Kathedrale von Sandomir.

                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5760kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,92 MB ID: 3085016

                                                Auf dem Rynek, dem Marktplatz:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5762kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,92 MB ID: 3085014
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5765kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3085023

                                                Historischer(?) Eisstand:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5763kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,08 MB ID: 3085021

                                                Das Rathaus von Sandomir auf dem Marktplatz:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5761kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,86 MB ID: 3085015
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5764kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,60 MB ID: 3085017
                                                Es ist gotisch 14.Jhd, im 16.Jhd umgebaut.

                                                Opatower Tor:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5768kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,65 MB ID: 3085018
                                                Es ist das einzige erhaltene Stadttor von vieren, die einst nach Sandomir führten.

                                                Kurz vor dem Opatower Tor balanciert einer von 4 Weichselflößer-Brüdern über die Straße:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5770kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,59 MB ID: 3085019
                                                (Installation zum Jahr der Weichsel 2017, der Künstler Jerzy Kędziora hat auch mindestens 2 Werke in Berlin hinterlassen: Fischerjunge und Akrobat mit Stuhl).

                                                Was wir diesen Abend nicht mehr besuchen konnten, ist die ausgedehnte Unterwelt von Sandomir, hier beschrieben.

                                                Ganz zum Schluss möchte Dörte noch mal zu Abend essen und klappert die Restaurants am Marktplatz ab, wo es ihr am besten zusagt. Als wir dann endlich sitzen, ist es bereits wieder kurz vor 9. Und da passiert es ziemlich genauso, wie ein paar Tage zuvor bei der Rückkehr von der Wanderung zur San-Quelle: die Kellnerin kommt angeflitzt, fragt nach den Essenswünschen, wir haben noch nichts heraussuchen können und erbitten noch etwas Zeit. Wahrscheinlich sagt sie uns auch, dass wir diese Zeit nicht mehr haben. Jedenfalls lässt sie sich dann lange nicht mehr blicken, und als sie doch wieder zu uns kommt, ist Küchenschluss und wir könnten höchstens noch Getränke bestellen. 21 Uhr Küchenschluss - muss man ernst nehmen!

                                                Nun ist es dunkel. Als Übernachtungsplatz hat uns Dörte eine Stelle 4½ Fahr-km östlich von Sandomir am linken Weichsel-Ufer ausgesucht. Ich bin skeptisch, da die Fahrwege auf dem Satellitenbild recht schwach aussehen und zZ vielleicht zugewachsen sind. Aber tatsächlich geht es auf stark ausgefahrenen Wegen zum Ufer.

                                                Hier sind an mehreren Stellen Angler aktiv. Da wo wir an den Fluss stoßen, brennt sogar ein Lagerfeuer. Wir schauen uns die Stelle an, der Zugang zum Wasser ist hier sehr steil und hoch (also nichts für Andreas Knie). Wir unterhalten uns ein bisschen mit den Anglern am Feuer und bekommen den Tipp, es eine Buhne weiter zu versuchen.
                                                Tatsächlich, 100m weiter östlich finden wir dann eine eigene freie Buhne, wo wir auch relativ leichten Wasserzugang bekommen.

                                                Mondlicht spiegelt sich in der Weichsel:
                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210724_223211k.jpg Ansichten: 0 Größe: 922,5 KB ID: 3085020
                                                Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 12:01.

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                                                  • 22.08.2008
                                                  • 8843
                                                  • Privat


                                                  #25
                                                  Hallo Spartaner, eure Flussfahrten verfolge ich immer gerne.

                                                  Beeindruckend wieviel Arbeit du dir mit den Verlinkungen zu den verschiedenen Infoseiten machst.
                                                  Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                                                    • 24.01.2011
                                                    • 5056
                                                    • Privat


                                                    #26
                                                    Der brave Soldat Josef Schwejk
                                                    Ergänzung zu Sanok und Premissel


                                                    janhimp hat mich neben dem Tabakpfeifenmuseum noch auf den bronzenen Schwejk in Przemyśl hingewiesen. Natürlich fielen uns in den Stadtzentren von Sanok und Premissel ebenfalls die Bronzedenkmäler für den braven Soldaten Schwejk auf, gerne genutzt für Erinnerungsfotos.

                                                    Aber was hat der Schwejk mit diesen beiden Orten zu tun? Schwejk ist ja eigentlich Tscheche und kommt aus Prag, und da ich die Geschichte nicht in allen Details kannte, habe ich sie mir nun doch mal teilweise durchgelesen.
                                                    Ja, Schwejk kam während des I. Weltkrieges durch beide Städte, die zu dieser Zeit zur Habsburger Monarchie/Galizien gehörten und heute zu Polen gehören. Nachlesen kann man die ganze Geschichte hier und da.

                                                    In Sanok machte sein Bataillon Station während des Marsches an die Ostfront:
                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Svejk_sanok_beentreeK.jpg Ansichten: 0 Größe: 539,3 KB ID: 3087397
                                                    (CC BY-SA 3.0)

                                                    In Premissel/Przemyśl kam er in Festungs-Arrest, da er ‘zufällig’ in einer russischen Uniform, der des Feindes, aufgegriffen wurde und damit der Spionage verdächtig ward:
                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2015_Przemyśl,_Pomnik_Józefa_Szwejka_na_rynkuK.jpg Ansichten: 0 Größe: 540,1 KB ID: 3087396 (Foto Marcin Konsek, CC BY-SA 4.0)

                                                    Der Przemyśler Verein der Freunde des braven Soldaten Schwejk hat 2008 diese Bronzestatue aufstellen lassen.

                                                    Josef Schwejk hatte vor Jahren den Militärdienst quittiert, nachdem er von der militärärztlichen Kommission endgültig für blöd erklärt worden war, und ernährte sich vor dem Krieg durch den Verkauf von Hunden, häßlichen, schlechtrassigen Scheusälern, deren Stammbäume er fälschte.

                                                    Aber natürlich wurde er im I. Weltkrieg wieder eingezogen und erlebte eine Reihe besonderer Abenteuer in der ihm eigenen Art. Der Roman vermittelt ein hübsches satirisches Bild von den Verhältnissen in der KuK-Monarchie. Interessant übrigens auch bezüglich der Unterschiede zwischen den verbündeten Armeen der Deutschen und der Österreicher.

                                                    Der Autor Jaroslav Hašek war schon ein ziemlicher Querkopf. Er gründete zB schon 1904 die “Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze” und trat 1911 zur Wahl des österreichischen Abgeordnetenhauses an. Das Wahlprogramm umfasste sieben Punkte:
                                                    • Die Wiedereinführung der Sklaverei.
                                                    • Verstaatlichung der Hausmeister („auf die gleiche Weise wie in Rußland [..], wo jeder Hausmeister gleichzeitig ein Polizeispitzel ist“).
                                                    • Die Rehabilitierung der Tiere.
                                                    • Die Einrichtung von staatlichen Anstalten für schwachsinnige Abgeordnete.
                                                    • Die Wiedereinführung der Inquisition.
                                                    • Die Unantastbarkeit der Geistlichen und der Kirche („Falls ein Schulmädchen von einem Geistlichen defloriert wird“).
                                                    • Die obligatorische Einführung des Alkoholismus.

                                                    Die Partei veranstaltete zahlreiche Rednerabende mit mehrstündigen Wahlreden „mit einer Menge Versprechungen und Reformen. Jaroslav Hašek schmähte die anderen Parteien und denunzierte die Gegenkandidaten, alles wie es sich für einen anständigen Bewerber für eine solche Würde gehört“, so der Teilnehmer František Langer.

                                                    Ähnliche Parteien findet man ja auch heute wieder auf den Wahlzetteln.
                                                    Aber im Unterschied zu heute wurde er nur von sehr wenigen Wählern angekreuzt (16 Stimmen, manche behaupten 38) und er bekam auch keine "Wahlkampfkostenerstattung".
                                                    Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 11:02.

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                                                      • 24.01.2011
                                                      • 5056
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                                                      #27
                                                      Sandomir - Kępa Chwałowska
                                                      So 25.Juli 2021, 🚗12km, 🛶14km


                                                      In der Frühe, noch während wir schliefen, setzten sich 2 Angler auf “unsere” Buhne. Richtig dreist kam dann nach dem Aufstehen noch einer mit seinem Landrover vorbei, drängelte sich bei uns durch und setzt sich direkt vor unsere Nasen:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5773kc.jpg Ansichten: 117 Größe: 1,64 MB ID: 3087996

                                                      In der Ferne liegt Sandomir im Morgenlicht:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5774kc.jpg Ansichten: 116 Größe: 1,63 MB ID: 3087993

                                                      Nach dem Frühstück verlässt uns Dörte und macht sich auf nach Hause, nicht ohne zuvor noch kurz in Kazimierz Dolny vorbeizuschauen. Ab jetzt sind wir also zu zweit unterwegs.

                                                      Wir starten um ¾10 nach Sandomir. Zuerst schauen wir beim Busbahnhof, ob wir noch irgendwelche zusätzliche Verbindungen erkennen können, über die wir von unserem anvisierten Endpunkt Kazimierz Dolny nach Sandomir zum Auto zurückkommen könnten.

                                                      Leider hat der Busbahnhof am Sonntag geschlossen. Abgeschlossen war das neue Gebäude aber nicht, und so können wir die dortigen Sanitäranlagen und das WLAN für die Fahrplansuche benutzen.

                                                      Das, was uns der e-podroznik.pl anbietet, dauert meist über 4h und ist mit 2x Umsteigen verbunden. Aber es gibt auch Ausnahmen wie diese hier:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: BeispielKazimierzDolnySandomir.png Ansichten: 116 Größe: 1,19 MB ID: 3087980

                                                      Neue Erkenntnisse bezüglich der Rückfahrt zum Auto gibt es hier vor Ort damit leider nicht.
                                                      Immerhin ist das Delikatesy Centrum, ein Supermarkt im gleichen Gebäude, auch Sonntags geöffnet und so können wir noch den Proviant ergänzen.

                                                      Anschließend suchen wir einen Aufbauplatz an der Weichsel. Zuerst versuchen wir es am Bulwar Sandomierski bzw dem Stary Port - przystań, dem alten Hafen und Anlegesteg von Sandomir. Das schien zwar nach Karte sehr verheißungsvoll, aber vor Ort stellt sich heraus, dass das eine gut besuchte Touri- und Flanier-Meile ist, und der Zugang mit dem Auto stark eingeschränkt. Hier kommen wir nicht nahe ans Wasser.

                                                      So bewegen wir uns wieder in Richtung des alten Fähranlegers, den wir gestern bereits kurz besichtigt haben. Besonders schön ist es nicht, dass wir hier das Boot und Gepäck schon an der Schranke 100m vor dem Wasser entladen sollen. So untersuchen wir den Zugang zum Wasser noch 200 und 400m stromauf, aber nirgendwo gibt es einen einfachen, flachen Zugang zum Wasser.

                                                      Am Ende der Suche bauen wird das Boot dann doch an der Schranke vor dem Fähranleger auf:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5788kc.jpg Ansichten: 113 Größe: 1,78 MB ID: 3087990

                                                      Während Andrea bei Boot und Gepäck bleibt und die Zeit zum finalen Gepäck packen nutzt, bringe ich um ½1 das Auto hoch in die Stadt und parke es ‘unauffällig’ in einem Wohngebiet:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5777kc.jpg Ansichten: 113 Größe: 2,32 MB ID: 3087994

                                                      Ansonsten ist Sandomir durchweg parkraumbewirtschaftet, nur hier scheint freies Parken möglich. Besonders anheimelnd ist die Gegend nicht. Auch tagsüber treiben sich hier allerhand stark angetrunkene Gestalten rum. Macht nichts, an meinem Autochen wird sich wohl keiner stören.

                                                      Auf dem Rückweg gerate ich zufällig noch in eine besondere Attraktion von Sandomir. Direkt bei der Kirche der Bekehrung des Hl. Apostels Paulus beginnt ein tief in den Löß eingeschnittener Hohlweg, die ~½km lange Königin-Jadwiga-Schlucht (Wąwóz Świętej Królowej Jadwigi). Die Seitenwände sind bis zu 10(15)m hoch und die Hänge und die Oberkante sind von Laubbäumen bestanden, deren Wurzeln vielfach freiliegen.

                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5780kc.jpg Ansichten: 105 Größe: 2,39 MB ID: 3087995
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5782k.jpg Ansichten: 111 Größe: 2,51 MB ID: 3087992
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5785kc.jpg Ansichten: 110 Größe: 5,65 MB ID: 3087997
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5786kc.jpg Ansichten: 110 Größe: 2,48 MB ID: 3087991

                                                      Letzter Blick auf Sandomir:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5787kc.jpg Ansichten: 107 Größe: 1,70 MB ID: 3087989

                                                      ¾2, abfahrbereit:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5789kc.jpg Ansichten: 111 Größe: 1,67 MB ID: 3087988

                                                      Wir befinden uns hier angeblich noch im Oberlauf der Weichsel. Die Weichsel/Wisła ist mit insgesamt 1023km der längste und bedeutendste polnische Fluss. Die Tatsache, daß sie als einziger Großfluß komplett in Polen liegt und die Königsstädte Krakau, Sandomir und Warschau durchströmt, gibt ihr im polnischen Bewußtsein den Rang, den der Rhein im deutschen hat.
                                                      Sie entspringt in den Schlesischen Beskiden, durchfließt Krakau nach 175km, Sandomir bei 368km, der San mündet bei 378km, Kazimierz Dolny bei 455km, Warschau bei 600km, Thorn 815km, Bromberg 853km, und mündet schließlich 20km östlich von Danzig in die Danziger Bucht der Ostsee.
                                                      Die Wasserführung an der Mündung liegt ~doppelt so hoch wie die der Oder und immer noch ¼ höher als die der Elbe an ihrer Mündung.

                                                      Unser Ziel liegt also 87km voraus.

                                                      Die Weichsel fließt hier ganz ordentlich. So stadtnah herrscht auch noch recht dichter Ausflugsverkehr, Dampfer, Kajaks, Ruderer und private Motorboote. Der Dampfer, der uns überholt, zwingt uns zusammen mit einer Gruppe Kajaker erst mal in Ufernähe. Aber nach wenigen hundert Metern, noch bevor die ersten Sandbänke auftauchen, wendet er und fährt zurück nach Sandomir.

                                                      Erste Sandbänke mitten im Fluss:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5792k.jpg Ansichten: 111 Größe: 2,08 MB ID: 3087987

                                                      Nach 1½km beschleunigen wir unsere Paddelfrequenz und erreichen laut GPS-Aufzeichnung eine maximale Geschwindigkeit von über 500km/h!
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GPS_Anomalie.png Ansichten: 110 Größe: 745,6 KB ID: 3087979

                                                      Auf dem Fluss merken wir davon nichts, das fiel mir erst nachträglich auf. Solch eine Anomalie im GPS-Track ist mir noch nicht untergekommen und bleibt mir auch rätselhaft. Denn anscheinend sind Zeiten und Orte richtig aufgezeichnet worden, nur die zugeordnete Geschwindigkeit ist vollkommen falsch. Auffällig ist, dass während dieser Anomalie die Wegpunkte zT im Abstand einer Sekunde gespeichert wurden, während ich normalerweise nur im 5sec-Rhythmus tracke.

                                                      Selbst wenn ich die Punkte mit den falschen Geschwindigkeiten herausnehme, bleibt ein Sprung von 1.2km mit 56km/h bestehen:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: GPSAnomalie2.png Ansichten: 122 Größe: 57,4 KB ID: 3087978

                                                      Gerade so, als ob die Zeit gestockt hätte. Wie gesagt, die Lage der Trackpunkte stimmt genau. Da sind wir offenbar ein Stück aus dem Raum-Zeit-Kontinuum gefallen.

                                                      Nach 4km passiert man diese Eisenbahnbrücke, gebaut 1928:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5790k.jpg Ansichten: 110 Größe: 1,42 MB ID: 3087985

                                                      Auf dem Bild erkennt man schon dunkel heranziehende Regenwolken. Bei Abfahrt war es noch sonnig, und so sind ich bin nicht besonders gut vorbereitet. Wir schließen die Spritzdecke, mein Schirm und die Schwimmweste, die normalerweise nur die Aufgabe hat, meinen Schirm zu halten, bleiben im Heck vergraben. Andrea ist immer gut vorbereitet und sitzt unterm Schirm.

                                                      Nach 10km, während einer Regenpause, passieren wir die Mündung des San:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5799k.jpg Ansichten: 111 Größe: 1,66 MB ID: 3087982

                                                      Kurz danach beginnt es richtig heftig zu prasseln. Aber zum Glück ist es sommerlich warm, und so macht es mir nicht groß was aus, Oberkörper nackig, Spritzdecke geschlossen, im Regen zu sitzen und weiter zu paddeln.

                                                      Wir paddeln noch 3km weiter und landen kurz nach 4 an einer hübschen Sandbank an.
                                                      Hier wollen wir das Lager aufschlagen:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5805k.jpg Ansichten: 111 Größe: 1,92 MB ID: 3087981

                                                      Der ufernahe Bereich hat zwar eine dünne Schlammauflage auf dem Sand, aber weiter oben gibt es sauberen Sand und junge Weiden, die Schutz vor dem Wind und eventuell Feuerholz bieten.

                                                      Zunächst schüttet es wieder wie aus Gießkannen und wir bleiben noch etwas im Boot sitzen. Den Schirm habe ich inzwischen herausgekramt. Wenn ich nicht paddle, kann ich ihn ja halten.

                                                      Als der Regen kurz nachlässt, bauen wir das Lager auf:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5807kc.jpg Ansichten: 114 Größe: 2,42 MB ID: 3087984
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5809k.jpg Ansichten: 113 Größe: 2,00 MB ID: 3087986

                                                      Eine Stunde später landen 100m weiter die Kajaker an, welche wir beim Start in Sandomir überholt hatten, und schlagen ihr Lager auf der Inselspitze auf:
                                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5806kc.jpg Ansichten: 114 Größe: 1,14 MB ID: 3087983

                                                      Es sind 4 Männer in Kajaks und einer im motorisierten Schlauchboot, der die Gruppe sehr unerfahrener Paddler begleitet. Es handelt sich um einen mehrtägigen “Betriebsausflug” von Versicherungsvertretern, oder neudeutsch “Gruppenevent zur Teambildung”.

                                                      Es regnet jetzt weiter und wir sind bald im Zelt. Selbst die Männer verzichten heute abend auf Lagerfeuer, Grillen usw, was ein “Teamevent” normalerweise auszeichnet.

                                                      Das Boot, beschwert mit den Wasserbehältern und einem Teil des Gepäcks, lassen wir so an der Wasserlinie liegen. Eigentlich keine gute Idee, denn der Wasserstand der Weichsel unterliegt wie der der Oder öfter mal erratischen Schwankungen. Wäre das Wasser in der Nacht gestiegen, wäre das Boot wohl weg gewesen. Aber ich kann gleich verraten, es ging alles gut.
                                                      Zuletzt geändert von Spartaner; 01.12.2021, 12:02.

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                                                        • Privat


                                                        #28
                                                        Kępa Chwałowska - Zawichost - Annopol - Nowe
                                                        Mo 26.Juli 2021, 🛶23km


                                                        Am nächsten Morgen haben sich die Regenwolken verzogen. Uns erwartet ein perfekter Sommertag:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5810kc.jpg Ansichten: 78 Größe: 2,57 MB ID: 3088788
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5811kc.jpg Ansichten: 75 Größe: 2,17 MB ID: 3088785

                                                        Um ½11 verlassen uns die paddelnden Versicherungsvertreter:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5814kc.jpg Ansichten: 69 Größe: 1,77 MB ID: 3088784

                                                        Unsere Inselspitze:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5818kc.jpg Ansichten: 69 Größe: 1,46 MB ID: 3088783

                                                        Stilleben mit Müll:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5819kc.jpg Ansichten: 70 Größe: 1,91 MB ID: 3088786

                                                        Ich muss betonen, der Müll stammt nicht von unseren heutigen Mitbewohnern der Insel, sondern lag schon vorher da. Immerhin wurde er sauber verpackt - nur zum Mitnehmen hat es nicht gereicht.

                                                        Am Vormittag wird es immer sonniger. Das lockt mich, hier mal die Drohne fliegen zu lassen und mir die Gegend von oben anzuschauen:

                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h12m44s955kc.png Ansichten: 67 Größe: 4,43 MB ID: 3088818
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h12m08s067kc.png Ansichten: 67 Größe: 4,62 MB ID: 3088819

                                                        Südspitze unserer Insel:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h10m53s331kc.png Ansichten: 66 Größe: 3,93 MB ID: 3088812

                                                        Nordspitze unserer Insel:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-07-12h24m49s607kc.png Ansichten: 100 Größe: 3,84 MB ID: 3088809
                                                        Wir haben uns hier nicht nur auf einer Sandbank niedergelassen, sondern auf einer richtigen Flussinsel. Diese ist gar nicht mal so alt. Auf den Google-Earth-Bildern im Laufe der letzten Jahre kann man die Entwicklung der Insel gut nachvollziehen.

                                                        Hier 2 entsprechende Google-Maps-Bilder zum Vergleich:

                                                        Das Bild vom 28.5.2017 zeigt die Sandbank im Entstehen, noch ohne jede Vegetation:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Weichselinsel20170528.png Ansichten: 65 Größe: 1,74 MB ID: 3088807

                                                        Das Bild vom 3.10.2020 zeigt die höher gelegenen Teile der Sandbank bei leicht höheren Wasserständen:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Weichselinsel20201003.png Ansichten: 66 Größe: 2,00 MB ID: 3088808

                                                        Hier ist die Insel schon fast so hoch bewachsen wie wir sie zZ vorfinden.

                                                        So weiß ich jetzt auch, wie alt die Weiden maximal waren, die wir auf der Sandbank wegen dem Schatten und dem Windschutz aufgesucht haben. Totholz für den Künzi gab es trotz der jungen Weiden dennoch genügend, da wo sich angeschwemmtes Treibholz zwischen den Weidenschösslingen gesammelt hat.

                                                        Ich staune vor allem, wie schnell diese Weiden hochwachsen und die halbe Insel überwuchern.

                                                        Aufstieg Blickrichtung stromab, nach Norden:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h08m19s930kc.png Ansichten: 64 Größe: 3,62 MB ID: 3088811
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h09m09s638kc.png Ansichten: 63 Größe: 3,57 MB ID: 3088814
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h09m55s961kc.png Ansichten: 65 Größe: 3,52 MB ID: 3088810

                                                        Wenn man genau hinschaut, erkennt man die großen Unterwasserdünen im Flussbett der Weichsel.

                                                        Blickrichtung stromauf, nach Süden:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-11-03-08h11m28s722kc.png Ansichten: 63 Größe: 3,40 MB ID: 3088813

                                                        Da vorne, 3km stromauf, mündet der San in die Weichsel.

                                                        Im Deichvorland, also der Fläche zwischen den beiden Deichen und dem Fluss, wuchert ein nahezu undurchdringlicher “Urwald”. Selbst Anglerpfade fehlen hier. Man ist auf dieser Insel von der Außenwelt also nahezu perfekt abgeschirmt.

                                                        Gegen ½1 verlassen wir diesen schönen Ort und paddeln weiter. Nach 5km passieren wir die mittelalterliche Stadt Zawichost. Auch sie liegt, wie schon Krakau und Sandomir, auf einem Hügel neben dem Fluss.

                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5826kc.jpg Ansichten: 76 Größe: 962,5 KB ID: 3088782
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5839kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 1,07 MB ID: 3088789
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5842kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 2,08 MB ID: 3088796

                                                        Von diesem Ort gibt es eine historische Abbildung aus dem Jahr 1657 und diese zeigt eine Burg mitten in der Weichsel:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Prospectus_oppidi_Savichost_1696_(79073716).jpg Ansichten: 64 Größe: 2,86 MB ID: 3088817 (public domain)

                                                        König Kasimir der Große baute diese Burg, die den Weichselübergang bewachte. Wie andere Städte in Polen florierte Zawichost im 15. und 16. Jhdt. Zu dieser Zeit lag es an der Handelsstraße von Krakau zum Großfürstentum Litauen und profitierte von Steuern auf Waren, die auf der Weichsel transportiert wurden. Die gute Zeiten endeten als es zuerst von den Schweden 1655 und dann von den Ungarn geplündert und zerstört wurde. Die Eindringlinge brannten die Burg nieder, die bis 1813 eine Ruine blieb, bis ihre Mauern bei einem Hochwasser von der Weichsel verschlungen wurden.

                                                        Kiesabbau bei Zawichost:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5840kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 1,37 MB ID: 3088791

                                                        Steilufer und Sandbänke am Weichselufer:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5838kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 1,61 MB ID: 3088790
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5841kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 1,88 MB ID: 3088792

                                                        Ab Zawichost beginnt der “Kleinpolnische Weichseldurchbruch”, der sich bis Puławy erstreckt und als einer der schönsten Landschaftsabschnitte entlang der Weichsel gilt. “Hohe Ufer, Sandstrände und unbewohnte Inseln sind perfekt, um einen mehrtägigen Ausflug mit Camping im Zelt zu organisieren” (kajaki.lublin).

                                                        Beim “mittelpolnischen Weichseldurchbruch” handelt es “sich um ein Stück des Weichsellaufes, das landschaftliche Reize aufweist, die man sonst in der polnischen Niederung vergeblich suchen würde. Dieselben stellen diesen Durchbruch in eine gewisse Parallele zum Rheindurchbruch durch das niederrheinische Schiefergebirge, wobei uns von vornherein selbstverstandlich ist, dass die landschaftlichen Formen am Niederrhein jugendlicher, prägnanter und malerischer sind, als an der Weichsel, und zwar mit Rücksicht auf die größere Widerstandsfähigkeit der durchbrochenen Gebirge. Diese landschaftlichen Reize erhöhen, analog wie beim Rheindurchbruch, malerisch gelegene Ortschaften und das Defile beherrschende Burgen und Ruinen” (L. Sawicki, 1925: Der Mittelpolnische Weichseldurchbruch).

                                                        7km unterhalb von Zawichost nähern wir uns Annefeld/Annopol, welches im Bild hinter bzw auf dem Berg liegt:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5846kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,09 MB ID: 3088793

                                                        An dieser Stelle “erhebt sich unvermittelt, ohne Vorterassen der Steilhang von Opoka Duża und Opoka Mała. ... sich die Landstufe mit 30 - 40m bis zu absolut 200m Höhe. Der ganze Hang deckt überwiegend Kreidemergel auf” (die weißen Hänge im Bild).

                                                        “Hier beginnt die erste Talenge, die fast 40km lang sich bis Kamień am rechten, Ciszyca am linken Ufer hinzieht. Die Höhen treten beiderseits so hart an den Fluss mit seinen Altwassern heran, dass dem Talboden kaum 2.5 - 3km Breite bleiben.”

                                                        In der Vergangenheit wurden in der Nähe Phosphate zur Herstellung von Düngemitteln abgebaut. Heute sind die Anlagen einer stillgelegten Mine Gegenstand wissenschaftlicher Erkundungen auf der Suche nach Fossilien der Bewohner der Kreidezeit. In ihnen wurden Hunderte von Haifischzähnen und Dutzende von Wirbeln, zahlreiche Zähne von Chimären, Knochen und Zähne von großen Meeresechsen (Ichthyosaurier und Plesiosaurier) sowie Fragmente von Panzern von aus Polen unbekannten Kreideschildkröten gefunden. Was den Artenreichtum angeht, ist die Wirbeltierfauna von Annopol in der polnischen Kreide unübertroffen (paleo.pan.pl).

                                                        In der Ferne sehen wir jetzt wieder die paddelnden Versicherungsvertreter vor uns. Wir nähern uns langsam und überholen sie noch vor der Straßenbrücke von Annopol. 3 von 4 machen bereits einen sehr geschafften Eindruck. Sie klammern sich an ihr Begleit-Schlauchboot und lassen sich mit Motorkraft schleppen.

                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5853kc.jpg Ansichten: 65 Größe: 1,37 MB ID: 3088797

                                                        Unterhalb der Straßenbrücke von Annopol wird die Weichsel wieder etwas breiter und erreicht stellenweise eine Breite von über 500m. Überall sind jetzt die großen flachen Sandbänke zu sehen, die die Weichsel in ihrem Mittellauf auszeichnen.

                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5854kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,14 MB ID: 3088794

                                                        Wieder werden an verschiedenen Stellen Kies und Sand aus dem Flussbett extrahiert:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5858kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,43 MB ID: 3088795

                                                        Gegen ½3 ziehen von Westen her dunkle Gewitterwolken heran. Andrea möchte so schnell wie möglich an Land, und so suchen wir einen guten Rastplatz.
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5868kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 1,80 MB ID: 3088816

                                                        Hier links an dem Strand neben der Baumgruppe landen wir schließlich an:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5864kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,37 MB ID: 3088798

                                                        Es ist ein sehr schöner Rastplatz auf einer einsamen Insel, (bis auf den Ausstieg) mit sauberem Sand und viel angeschwemmtem Feuerholz:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5890kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 2,11 MB ID: 3088806
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210726_160423k.jpg Ansichten: 64 Größe: 2,49 MB ID: 3088800

                                                        In Windeseile ist das Zelt aufgebaut und das Gepäck halbwegs wasserfest verstaut. Tatsächlich entladen sich rings um uns ein paar sommerliche Nachmittagsgewitter. Nur bei uns bleibt es trocken, da wir zufällig zwischen den Zugbahnen zweier Gewitterstaffeln stehen.

                                                        Wir haben jetzt viel Zeit und Muße, unsere Umgebung zu beobachten.
                                                        Auffällig sind zB mehrere motorisierte Barken, die auf größerer Tour unterwegs scheinen:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5891kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 2,21 MB ID: 3088805

                                                        Während bei uns die Sonne scheint, blitzt und donnert es um uns herum und es fallen Schauer:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5888kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 1,34 MB ID: 3088802
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5886kc.jpg Ansichten: 63 Größe: 1,13 MB ID: 3088801

                                                        Neben Greifvögeln (Schwarzer Milan, …), Gänsesägern, Enten, Kormoranen, Grau- und Silberreihern sind auch sonst seltenere Vögel zu beobachten.

                                                        Hier zB eine Zwergseeschwalbe:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5873kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,13 MB ID: 3088799

                                                        Flussseeschwalben sind häufig:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5834kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,05 MB ID: 3088787

                                                        Eine Menge Rauchschwalben flattern über dieser Sandbank, nehmen Sandbäder und trinken:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5894kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 987,0 KB ID: 3088804

                                                        Der mittelpolnische Weichseldurchbruch mit seinen ausgedehnten Sandbänken im Flussbett ist ein Paradies für manche Wasservögel wie Sturmmöwe, Lachmöwe, Flussseeschwalbe, Zwergseeschwalbe, Flussregenpfeifer und Sandregenpfeifer, welche auf diese großen Offenflächen angewiesen sind.

                                                        Manche Arten haben genau hier entlang der Weichsel ihren Verbreitungsschwerpunkt in Polen. Von den 1700 - 1800 Paaren aller polnischen Sturmmöwen siedeln zB 80 - 85% auf den Inseln der mittleren Weichsel. Von den 800 - 900 Paaren der Zwergseeschwalbe in Polen brüten 480 - 540 Paare an der mittleren Weichsel, bei der Flussseeschwalbe sind es 1580 - 1730 Paare an der mittleren Weichsel von 4000 - 4500 Paaren in ganz Polen.
                                                        Auch für den Sandregenpfeifer ist der mittlere Weichsellauf zwischen der Mündung des Sans und Plotzk/Płock der einzige stabile Niststandort. Hier ist der Bestand des Sandregenpfeifers im Vergleich zu dem aus der zweiten Hälfte des 20.Jh. sogar gewachsen. 2009 siedelten sich nur zwischen Puławy und Płock 147 - 167 Paare neu an. Von allen anderen (ehemaligen) Brutgebiten des Sandregenpfeifers in Polen wird ein starker Rückgang der Population gemeldet (Quelle).


                                                        Wo nun wieder zeitweise die Sonne scheint, wollen wir noch Smartphones und Powerbank aufladen. Aber wo ist das Solarpanel abgeblieben? Es ist einfach nicht zu finden. Langsam dämmert uns, dass wir es wohl heute morgen an unserem letzten Rastplatz zusammen mit Andreas Powerbank in der Sonne stehen gelassen haben.
                                                        Oh, gar nicht gut. Bis Kazimierz Dolny wird der vorhandene Strom nicht reichen, das wären bei unserem Tempo noch ~3 Tage.

                                                        Haben wir eine realistische Chance, es noch zu holen? 20km mit dem schweren Kanu gegen den Strom paddeln kommt gar nicht in Frage. Per ÖPNV innerhalb eines Tages in die Nähe und wieder zurück zu kommen, scheint ebenso aussichtslos. Andreas Idee, ein Taxi zu rufen oder einen Privaten um die Fahrt anhauen, würde sich nicht lohnen, so viel ist der Kram nicht wert. Und meine Idee, mir ein Fahrrad auszuleihen, scheint auch nicht besonders wahrscheinlich zu realisieren sein.

                                                        Aber dennoch, meine Idee mit dem Fahrrad lässt mich nicht mehr los. Das verspricht einen Tag Abenteuer.

                                                        Ich würde ins nahegelegene Dorf Nowe laufen, mir, höchstwahrscheinlich von privat, ein Fahrrad leihen, damit 30km zum Deich in der Nähe von Witkowice demmeln, mich einen Kilometer durch den Dschungel im Deichvorland schlagen, zu unserer Insel schwimmen, das Panel und die Powerbank einsammeln und das gleiche retour. Sozusagen ein Spezial-Triathlon.

                                                        Aber wie wahrscheinlich ist es, dass die Technik noch aufzufinden, und wenn gefunden, noch intakt ist? Die Insel ist von Land aus normalerweise nicht zugänglich, also von den Anglern droht eher keine Gefahr. Nur Leute, die auf der Weichsel auf Tour sind, könnten es “wegfinden”. Ja, da gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Schließlich war unsere Insel der erste schöne Pausenplatz nach einer Reihe von Kilometern ohne entsprechend gute Rastplätze.

                                                        Und wenn es noch daliegt, wäre es noch intakt? Die Gewitter könnten auch diesen Platz gewässert haben. Aber gut, da bleibt sicherlich noch eine Chance 50-50, dass die Technik nicht gewässert oder trotz Wässerung noch intakt geblieben wäre.

                                                        Kann also gut sein, dass das Ganze umsonst ist. Aber was solls, wir machen das einfach. Ist ja letztlich auch so interessant zu erfahren, welche der verschiedenen Möglichkeiten es denn am Ende ist.

                                                        Um aber nach Nowe laufen zu können, müsste ich erst einmal von der Insel an den Strand von Nowe paddeln und dort das Boot den ganzen Tag liegen lassen. Dieser Gedanke gefällt mir nicht so richtig.

                                                        Unseren heutigen Platz wollen wir jetzt nicht verlassen, aber wir machen wenigsten mal einen kleinen abendlichen Ausflug an den Strand von Nowe und schauen uns dort um.

                                                        7 Minuten paddeln, und wir sind da. Der Strand scheint nur selten besucht zu werden, es sind kaum Spuren zu sehen und es liegt auch nicht viel Müll herum. Der Zugang zum Dorf ist wenn überhaupt zZ nur mit Geländewagen oder Quad erreichbar. Dann gibt es große Bereiche mit mannshoher Vegetation, in denen man das Boot über den Tag gut verstecken könnte.

                                                        Ich habe allerdings einen großen Nachteil unseres derzeitigen Inselplatzes überhaupt noch nicht erwähnt, und das ist der eingeschränkte Zugang zum Wasser. Der direkte Uferbereich ist verschlammt, und wenn man zB nach dem Bade heraussteigt, hätte man wieder schlammige Füße.

                                                        Unser schlammiger Ausstieg auf der Insel:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5900kc.jpg Ansichten: 64 Größe: 1,45 MB ID: 3088815

                                                        Dagegen ist der Strand hier beim Dorf Nowe sauber und Andrea würde den Tag lieber hier verbringen. Also ist es gesetzt, wir ziehen morgen früh mit allem Sack und Pack um, und Andrea kann die Sachen tagsüber im Auge behalten.

                                                        Jetzt aber fahren wir wieder zurück auf unsere Insel und beobachten weiter die Gewitter, die in einigen Kilometern Entfernung noch blitzen und Donnern.

                                                        Dieses hier könnte zB nach Richtung und Entfernung genau über unserem einsamen Solarpanel stehen:
                                                        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5903kc.jpg Ansichten: 67 Größe: 979,2 KB ID: 3088803

                                                        Stehen kann man tatsächlich wörtlich nehmen. Der Gewitterturm verändert zwar im Verlaufe des Abends ständig Höhe und Gestalt, aber er wandert nicht großartig. Ein toller warmer Gewitterabend, so richtiger typischer Osteuropa-Sommer, genau wie ich das mag.
                                                        Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 12:09.

                                                        Kommentar


                                                        • Spartaner
                                                          Lebt im Forum
                                                          • 24.01.2011
                                                          • 5056
                                                          • Privat


                                                          #29
                                                          Nowe - Witkowice - Nowe
                                                          Die 27.Juli 2021, 🚲60km, 🥾9km


                                                          So, heute ist für mich ein Triathlon angesagt, das auf unserer gestrigen Insel vergessene Solarpanel holen.
                                                          Nachts hat es geregnet und selbst am Morgen regnet es noch, so dass wir etwas länger im Zelt bleiben als ich vor hatte. Das Frühstück bleibt heute spartanisch, 1 Pott Kaffee und ein Schälchen Müsli. Ich packe noch 1 Flasche Tee ein sowie etwas zu knabbern. Das Zelt wird ausnahmsweise nass eingepackt.

                                                          ½10 paddeln wir wieder rüber zum Strand des Dorfes Nowe. Schnell wird das Gepäck entladen und das Boot aus dem Wasser gehoben.

                                                          Um 10 verabschiede ich mich von Andrea. Sie wird hier das Lager aufbauen und einen Ruhetag genießen.

                                                          Ich wandere los. Der Weg zum Dorf ist zurzeit kaum passierbar. Durch die tiefen Pfützen will man weder mit dem Auto fahren noch zu Fuß durchlaufen. Zu Fuß finde ich aber meistens schon schmale Trampelpfade durch die Vegetation zur Umgehung der tiefsten Pfützen.

                                                          Nach 600m erreiche ich das Dorf. Gleich bei den ersten Gehöften frage ich einen alten Mann nach der Möglichkeit, ein Fahrrad auszuleihen. Er holt dann seine Tochter und den Enkel aus dem Haus, die beide Englisch sprechen. Ich erzähle ihnen meine Geschichte und sie verweisen mich auf eine Pension am anderen Ende des Dorfes, dort könne man Fahrräder ausleihen.

                                                          Die Pension ist sogar in der OSM verzeichnet und so laufe ich schnell noch 1½km weiter. Hier läuft dann die Konversation auf Polnisch. Immerhin weiß ich bereits, was Fahrrad oder Radfahren heißt (Rower, Rowerowy, erst habe ich da immer an Rudern geglaubt).
                                                          Die Besitzerin, eine alte Frau, hat aber keine Leihfahrräder, das war eine Fehlinformation. Immerhin ist sie noch so freundlich und nimmt mir meine volle Mülltüte ab.

                                                          Tja, was nun? Jetzt schlendere ich langsam zurück und schaue, wo ich belebte Gehöfte finde. Beim nächsten Versuch treffe ich 3 Mädels im Vorschul- und Schulalter an, die im Garten spielen. Sie holen auf meine Bitte ihre Mama aus dem Haus, auch die versteht mein Polnisch, aber kann mir ebenfalls nicht helfen. Sie seien hier nur in den Ferien zu Besuch und können nicht über die Fahrräder verfügen.

                                                          Also weiter. 4. Versuch, 2 Männer, die vor ihrem Gehöft am Straßenrand gerade an einem LKW herumschweißen. Und Bingo, hier klappt es. Auch sie verstehen mein mit rudimentärem Polnisch vorgetragenes Problem (also nur einzelne Wörter und Zeichensprache) und einer bietet mir das Fahrrad seiner Frau an, die tagsüber mit Auto in die Stadt zum Arbeiten gefahren ist. Das Fahrrad ist wohl länger nicht benutzt worden. Er pumpt noch gut Luft auf und fettet die Kette mit Kettenspray. Perfekt! Zur Leihdauer sage ich ihm, ich würde wahrscheinlich heute noch zurückkommen. Er hätte aber auch mit 2 Tagen kein Problem. Geld möchte er dafür nicht haben, zur Sicherheit behält er aber meinen Personalausweis da. Ich finde das in Ordnung.

                                                          Tja, die erste große Hürde ist genommen, mein Plan scheint aufzugehen. Mit einem Hochgefühl verabschiede ich mich und demmele los, die Dorfstraße runter, und erreiche hier fast 30km/h.
                                                          Das Fahrrad ist eine simples “Citybike”, vielleicht aus den 90er Jahren. Die Reifen sind alt, die Oberfläche rissig. Ich habe schon gewisse Bedenken, ob sie denn halten werden. Aber immerhin verfügt das Rad über eine funktionierende 3-Gang-Schaltung und ebenfalls funktionierende Bremsen.

                                                          Unten wird es natürlich etwas anstrengender und ich bewege mich mit 19 - 23km/h vorwärts. Den Berg nach Annopol rauf schiebe ich. Nach insgesamt 30km bin ich durch Witkowice durch und stehe auf dem Deich, ca. 1km von unserer Insel entfernt. Die Hoffnung auf einen geeigneten Anglerpfad, der mich in die Nähe der Insel bringt, muss ich schnell aufgeben. Die vorhandenen Pfade führen in falsche Richtungen, und selbst wenn sie dann mal irgendwann ans Wasser stoßen nützt das nicht viel, da man am Ufer auch nicht gut entlanglaufen kann (Steilufer und zugewachsen).
                                                          Ich verstecke das Fahrrad in der hohen Vegetation (ein Fahrradschloss ist nicht dabei), markiere den Standort mit Locus auf dem Smartphone, dass ich es auch sicher wiederfinde, und schlage mich nun durch die hoch und dicht gewachsene Vegetation.

                                                          Das Fahrrad im Versteck:
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ProCamX_20210727_143115.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,12 MB ID: 3090198

                                                          Die Vegetation ist schon echt ätzend: mannshohe Brombeeren, Brennnesseln, Schlingpflanzen (Hopfen?) ua:
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ProCamX_20210727_140732.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,07 MB ID: 3090197

                                                          Ich habe das schon geahnt und bin jetzt entsprechend angezogen: feste lange Hose, langärmelige Jacke. Natürlich schwitze ich darunter wie ein Schwein, es ist ja Sommer und hat jetzt zur Zeit des höchsten Sonnenstandes mehr als 27°C im Schatten (wobei der Schatten hier auch nicht so perfekt ist).
                                                          Nur an den Füßen habe ich nichts weiter an als die Tewas und entsprechend blutig wird die ganze Aktion. Aber was solls, ist ja für eine gute Sache
                                                          Und wann hat man sonst schon Gelegenheit und Motivation, sich tatsächlich mal experimentellerweise durch so einen Dschungel zu schlagen.

                                                          Immer wieder gibt es auch Passagen, da existieren für einige Meter Tierpfade. Wohin die dann aber immer wieder auch verschwinden, bleibt mir ein Rätsel. Wildschweine drücken sich wahrscheinlich ganz unten durch.
                                                          Für die schlimmsten 500m Dschungel komme ich auf 1.7km/h.

                                                          Nach 700m Dschungel erreiche ich das Weichsel-Ufer. 200m geht es jetzt noch am Ufer stromauf, dann kann ich zu unserer Insel queren. Schwimmen ist nicht nötig, die Weichsel ist hier so flach, dass man einfach durchwaten kann. Auf dem Luftbild ist das links oben gut zu erkennen:



                                                          Um ½2 stehe ich dann endlich auf unserer Insel. Natürlich gilt mein erster Blick dem Ziel der ganzen Operation, dem vergessenen Solarpanel. Leider ist es nirgendwo zu finden.
                                                          Stattdessen finde ich direkt neben unserem alten Lagerplatz (ausgelegt mit den vertrockneten Weidenzweigen in Bildmitte) eine neue Feuerstelle, die nach uns angelegt wurde:
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_132947.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,71 MB ID: 3090196

                                                          Das Feuer brannte nicht lange, wahrscheinlich nur kurz zur Mittagspause, und wurde später von Gewitterregen erwischt.

                                                          Vom Wasser in Richtung der Feuerstelle gibt es eine lange Schleifspur:
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: ProCamX_20210727_133214.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,66 MB ID: 3090194

                                                          Wahrscheinlich wurde hier ein (leichtes?) Boot an Land gezogen.

                                                          Naja, damit ist die Sache klar. Solarpanel und Powerbank wurden weggefunden, noch bevor es der Regen wässern konnte. Pech gehabt.

                                                          Und Glück für den Finder (ich hätte solch einen Fund sicherlich auch nicht liegen lassen).

                                                          Ich schicke Andrea das Ergebnis meiner Recherchen und wasche mir bei einem erfrischenden Bad den Schweiß von der Haut.

                                                          10min später bin ich auf dem Rückweg. Wieder schlage ich mich durch den Dschungel, finde das Fahrrad wieder und demmele heim. In Annopol wird noch kurz im Biedronka eingekauft.

                                                          Allerdings lege ich jetzt immer öfter auch Gehpausen ein und schiebe das Fahrrad für ein paar hundert Meter. Mein Sitzfleisch ist einfach nicht gemacht für längere Fahrradtouren.

                                                          Auf der Brücke der Landstraße 74 über die Weichsel wird noch einen Fotostopp eingelegt:
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_164359.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,98 MB ID: 3090193
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_164628.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,82 MB ID: 3090199
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_164339.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,90 MB ID: 3090195
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_164519.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,01 MB ID: 3090201
                                                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_20210727_165001.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3090200

                                                          Man sieht, dass auch an der Weichsel einmal versucht wurde, dem wilden Mäandrieren und Laufverlagern abzuhelfen. Immer wieder stößt man auf Reste von Uferbefestigungen, Buhnen und Leitwerken. Zum Glück waren diese Versuche nicht so erfolgreich wie an den deutschen Strömen, so dass die Weichsel heute noch so ein schöner Sandfluss ist, wie es Elbe und Oder früher auch einmal waren.

                                                          Kurz vor ½6 bin ich in Nowe und kann das Fahrrad abgeben. Es hat tatsächlich schadlos durchgehalten.
                                                          Diesmal fehlen die Männer und die Frauen sind zu Hause. Ich bekomme meinen Ausweis wieder und bedanke mich herzlich.

                                                          Um 6 bin ich dann wieder am Strand, reichlich geschafft vom "Triathlon". Das Lager hat Andrea fertig aufgebaut. Wir baden noch mehrmals im warmen Weichselwasser und ich genieße mein Feierabendbier, eisgekühlt aus dem Biedronka.

                                                          Abends kommt noch ein verliebtes Paar aus dem Dorf an den Strand und verbringt ein Stündchen mit Baden und Schwatzen in der Abendsonne auf den Flussinseln.

                                                          Dann wird es mückig und wir verschwinden im Zelt.
                                                          Zuletzt geändert von Spartaner; 11.11.2021, 12:11.

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                                                            • 24.01.2011
                                                            • 5056
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                                                            #30
                                                            Nowe - Wałowice
                                                            Mi 28.Juli 2021, 🛶7km


                                                            Wir sind hier am Strand des Dorfes Nowe an einem sehr schönen Abschnitt der Weichsel mit einer Vielzahl von Sandbänken und Inseln mitten im Fluss.
                                                            Hier lohnen sich an diesem sonnigen Vormittag mal wieder ein paar Luftbilder:

                                                            Blickrichtung Nord, viele Sandbänke mitten im Fluss:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-10-21h49m18s724.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,27 MB ID: 3092440

                                                            Der Platz unserer gestrigen Übernachtung auf der Insel:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-07-12h23m07s192.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,66 MB ID: 3092437

                                                            Das ist einfach eine perfekte Landschaft für unser Freiluftleben. Nicht überlaufen, sogar so abgelegen, dass man auch meist nackig herumlaufen kann, warmes Badewasser im Fluss, sauberer, feiner Sand, Schatten von höheren Weiden und genügend Brennholz.
                                                            Nur bei schlammigen Auflagen an der Wasserlinie sind Abstriche zu machen, oder man sucht sich etwas besseres.

                                                            Der Platz unserer heutigen Übernachtung am Strand von Nowe:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-10-21h50m41s828.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,57 MB ID: 3092442

                                                            Wenn man genau hinschaut, erkennt man Zelt und die große graue Plane mit dem Gepäck drauf. Das Boot ist extrem schwer zu erkennen am Rande des Gebüsches in Strandnähe.

                                                            Die Sandbänke bieten herrliche Anblicke, fast schon wie abstrakte Kunst:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-10-21h51m11s891.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,27 MB ID: 3092444
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: vlcsnap-2021-08-10-21h51m41s176.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,22 MB ID: 3092443

                                                            Dabei gehorcht das alles nur den Gesetzen der Physik.

                                                            Jetzt beim Berichtschreiben fällt mir auf, dass es auf Google Earth genau von heute, dem 28. Juli 2021, aktuelle Satellitenbilder dieser Gegend gibt. Leider werden die wieder nicht auf Google Maps angezeigt, so dass man explizit Google Earth bemühen muss.

                                                            Natürlich versuche ich, uns mit dem Boot auf diesen Bildern zu finden, was mir aber nicht gelingt. Darum muss ich genauer nachforschen. Wenn ich wüsste, wann die Google-Aufnahme im Tagesverlauf entstanden ist, sollte doch das eigene Boot zu finden nicht mehr so schwierig sein.

                                                            Aus dem Schattenwurf eines Mobilfunkmastes in der Nähe versuche ich, den genauen Zeitpunkt der Aufnahme zu ermitteln:

                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Schattenwurf28Juli2021.jpg Ansichten: 0 Größe: 420,3 KB ID: 3092445

                                                            Auf sonnenverlauf.de finde ich Angaben zur Sonnenrichtung zu einem bestimmten Datum und einer bestimmten Uhrzeit.
                                                            Wenn man dann dort die MESZ (=UTC+2) -Uhrzeit auf 11:34 verschiebt, dann erreicht man eine Sonnenrichtung von 152.12°, was die beste Annäherung an meine gemessenen 152.3° darstellt (Grafik).



                                                            Und das heißt, die Satellitenbilder wurden ziemlich genau zu dem Zeitpunkt geschossen, zu dem ich Wasser fassen war.
                                                            Leider kann ich auch bei genauester Inspektion der Satellitenbilder das eigene Boot nicht sicher erkennen, dafür reicht die Auflösung des neuen Bildes nicht aus. :-(
                                                            Das alte Bild von 2013, welches auch in Google Maps angezeigt wird, ist dagegen viel besser aufgelöst und das Boot wäre problemlos zu finden.
                                                            Und wären wir statt am Ufer in diesem Moment auf dem offenen Wasser gewesen, wäre das Boot ebenso klar erkennbar gewesen.

                                                            Aber egal, die neuen Bilder repräsentieren das Beste, was man von Google als Dokument für den Zustand am heutigen Tag bekommen kann. Hier sieht man im Gegensatz zu meinen eigenen Aufnahmen die Sandbänke genau senkrecht von oben.

                                                            Dieses Bild zeigt zentral die Insel mit unserem gestrigen Übernachtungsplatz rechts und den heutigen Übernachtungsplatz am Strand von Nowe links unten:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bernachtungNowe28Juli2021nah.png Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3092446

                                                            Hier der Ausschnitt erweitert um die Sandinseln links (also nördlich):
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bersichtÜbernachtungNowe28Juli2021.png Ansichten: 0 Größe: 2,83 MB ID: 3092447

                                                            Und hier nochmals stark erweiterter Ausschnitt, so dass man auch einen Eindruck vom Umland bekommt:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bersichtÜbernachtungNowe28Juli2021weit.png Ansichten: 0 Größe: 3,49 MB ID: 3092449

                                                            Weitere zT sehr schöne Drohnen-Aufnahmen der Sandbänke der Weichsel:

                                                            Soweit zu der tollen Weichsel-Landschaft.

                                                            Um 11 paddeln wir los. 2km weiter halten wir am Rande des Ferienhaus-Resorts Słupia Nadbrzeżna um Wasser zu fassen (Map). Das hätte ich zwar auch schon heute früh in Nowe machen können, aber da hätte ich das viele Wasser zu weit schleppen müssen.

                                                            Das “Resort” ist eine einfach gehaltenen Anlage mit einem dutzend Ferienbungalows und schon ein wenig älter. Eine Familie mit 4 Kindern, Eltern, Großeltern frage ich nach Wasser aus dem Hahn und werde freundlich zum Kaffee eingeladen. Am liebsten würden sie jetzt eine Weile mit mir plauschen, aber ich kann ja Andrea nicht so lange am Ufer in der prallen Sonne warten lassen. So bin ich nach einer ¼h wieder zurück beim Boot, beladen mit 2x 5L Wasser.

                                                            Kurz nach ½12 schippern wir weiter und suchen einen Platz für die Mittagespause.
                                                            Unterwegs begegnen wir diesen Kiebitzen auf einer Sandbank:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5916kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,37 MB ID: 3092433
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5922kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,48 MB ID: 3092432

                                                            ¼1 lächelt uns diese schöne saubere Sandbank mit schattenspendenden Uferbäumen an:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5933kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,41 MB ID: 3092434

                                                            Die lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Am Strand finden sich Trittsiegel eines großen Huftieres:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5935kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,89 MB ID: 3092435

                                                            Keine Ahnung, was das war, meine Mutmaßungen gehen von entlaufenem Rindvieh über Rieseneber bis zu einem einsamen Elch.

                                                            Zunächst kochen wir uns Brühe und Kaffee:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5939kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,48 MB ID: 3092439

                                                            Die Bedingungen hier sind einfach ideal. Ein gut abgelegenes Stück Wildnis, Schattenbäume, die man von morgens bis abends nutzen kann, auf beiden Seiten der Bäume offener Sand, keine hohe krautige Vegetation, in der sich die Mücken verstecken können, viel viel angeschwemmtes, aber jetzt gut durchgetrocknetes Feuerholz:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5942kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,99 MB ID: 3092436

                                                            Nach 2 Stunden Siesta entscheiden wir, für heute ganz hierzubleiben. Wir sind zwar bisher nur 7km gepaddelt, aber was solls. Einen schöneren Platz werden wir heute sicherlich nicht finden.

                                                            Also ist jetzt weiter Entspannung angesagt.
                                                            Das Abendbrot köchelt auf dem Feuer:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5948kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,23 MB ID: 3092441

                                                            Unser Lagerplatz befindet sich in einer Hochwasser-Fließrinne:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210729_082539.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,89 MB ID: 3092438
                                                            (das Bild mit der Wolkendecke ist von morgen früh, aber zur Illustration der Lage passt es hier besser)

                                                            Ansonsten befinden wir uns gut abgeschirmt von der Zivilisation, umgeben von Urwald-ähnlichen Dickichten, wie das Google-Earth-Bild von heute zeigt:
                                                            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: bernachtungWałowice29Juli2021.png Ansichten: 0 Größe: 2,59 MB ID: 3092448
                                                            (wir befinden uns da, wo der Bootstrack an den Strand führt)

                                                            Nach Kazimierz Dolny wären es von hier aus noch 47km zu paddeln, also für uns mindestens 2 volle Tage. Soweit kämen wir ohne zu hetzen gar nicht mehr. Da fehlt uns einfach der gestrige Tag (Solarpanelsuche).

                                                            Bis Solec nad Wisłą, dem einzigen Ort, in dem wir die Tour vorher mit guter ÖPV-Anbindung beenden könnten, sind es nur noch 20km. Das können wir morgen bequem schaffen.
                                                            Dort würden wir die Bootstour beenden, das Auto aus Sandomier holen, und mit dem dann weiterfahren nach Kazimierz Dolny. Das ist ab jetzt der Plan.
                                                            Zuletzt geändert von Spartaner; 19.11.2021, 13:39.

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                                                              Lebt im Forum
                                                              • 24.01.2011
                                                              • 5056
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                                                              #31
                                                              Wałowice - Solec nad Wisłą
                                                              Do 29. Juli 2021, 🛶21km, 🚌89km, 🚗61km, 🥾5km


                                                              In der Nacht regnet es ein wenig, ein einsames kleines Sommergewitter zieht durch. Es hört aber zum Morgen wieder auf.

                                                              Letztes Frühstück auf unserem Weichsel-Ufer:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5950kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,80 MB ID: 3094464

                                                              Heute möchten wir früher starten, damit ich nach Ankunft am Ziel in Solec nad Wisłą noch das Auto aus Sandomir heranholen kann. Darum wird auf ein großes Feuer verzichtet und Kaffe-, Tee- & Müsliwasser nur gekünzelt.

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5951kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,43 MB ID: 3094465

                                                              Auf dem Foto erkennt man sehr schön die Wirksamkeit des Hoboofen-Prinzips. Der Kocher ist nach dem letzten Nachlegen einfach ausgebrannt. Sobald die Flammen den vom Metall umschlossenen Raum verlassen hatten, ging das Feuer aus. Isolation und Reflektion der Wärme an den Außenwänden hielten das kleine Feuer gut am Leben, während es draußen nicht mehr zum Selbsterhalt reichte.

                                                              Unser Lager in einer Hochwasser-Fließrinne:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5956kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,37 MB ID: 3094467
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5949kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,87 MB ID: 3094461

                                                              Frische Tier-Spuren im Sand:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5952kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,97 MB ID: 3094463

                                                              Wer hat solche breiten Pfoten?

                                                              Um ½10 paddeln wir los. Bald verziehen sich die Wolken und wir haben wieder einen makellosen Sommerhimmel über uns.
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5965kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,73 MB ID: 3094470

                                                              Nach 1km landen wir rechts am Ort Wałowice an und ich gehe los, wieder Wasser fassen. Diesmal bekomme ich es auf einem kleinen Bauernhof,vollgestellt mit Landtechnik, wo mir die alte Bäuerin die Tür öffnet und den 5L-Kanister befüllt. Der andere 5L-Kanister war noch voll, aber da unser heutiges Tagesziel weit von einer Wasserfassung entfernt ist, wollten wir das Wasserholen schon dort erledigen, wo die Wege kurz und bequem sind.

                                                              Wieder Baustoffgewinnung mit Saugbagger mitten im Fluss, kurz vor Józefów nad Wisłą (Map):
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5960kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,43 MB ID: 3094462

                                                              In Google-Maps ist hier eine Panzertrasse quer durch den Fluss vermerkt. Die massiv befestigte Zufahrt wird heute von der Baustoff-Firma genutzt.

                                                              Familienausflug mit dem Enkel, gestakt, nicht motorisiert:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5966kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,36 MB ID: 3094466

                                                              Rast auf einer ausgedehnten Sandbank:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5981kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,51 MB ID: 3094471
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5978kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,50 MB ID: 3094472
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5987kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,04 MB ID: 3094469

                                                              Über uns kreisen die Flussseeschwalben:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY5995kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 594,5 KB ID: 3094468
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6001kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 737,2 KB ID: 3094473

                                                              Sie finden hier auf den ausgedehnten flachen Sandinseln ideale Brutbedingungen. Hier sind sie geschützt vor Fuchs und Marder, allerdings durch eventuelle Weichsel-Hochwässer während der Brutzeit auch gefährdet.

                                                              Wieder ein großer Trupp Kiebitze:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6016kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,20 MB ID: 3094477

                                                              Uns kommt ein kleines Motorboot entgegen, auf welchem ein Mann diese Stangen in den Sand steckt:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6031kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,52 MB ID: 3094476

                                                              Damit wird immer wieder neu die aktuelle Fahrrinne markiert. Auch uns helfen diese neu gesteckten Stangen ab jetzt, Untiefen zu vermeiden. Vorher hatten wir uns schon gefragt, was diese Stangen wohl für einen Sinn haben. Da standen sie meist an den Buhnenköpfen, wurden da wohl bei höheren Wasserständen gesetzt.

                                                              Der Steinbruch Kaliszany-Kolonia:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6033kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 956,8 KB ID: 3094478

                                                              Das helle Material ist wie vor Annopol offenbar wieder die Weichsel-Kreide. “Der Steinbruch Kaliszany befindet sich in der Gemeinde Józefów an der Weichsel. Er bietet eine der schönsten Aussichtsterrassen in der Gegend, denn von seinem Gipfel aus kann man nicht nur die Weichsel und Józefów, sondern auch das Heiligkreuzgebirge bewundern. Die Kalksteine und Kreidefelsen enthalten Pflanzen- und Tierfossilien, die bis zu 65 Mio Jahre alt sind. Es handelt sich um einen sehr schönen Steinbruch, in dem wertvolle geologische Spuren erhalten sind” (kraina.org.pl).

                                                              Sommerhimmel, Weichselstrand:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6036kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,38 MB ID: 3094480

                                                              Herrenhaus Piotrawin:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6037kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,49 MB ID: 3094475

                                                              Im 18.Jhdt gab es hier eine Bischofsresidenz, die 1841 ausbrannte. Um die Jahrhundertwende wurde das Schloss im neoklassizistischen Stil umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Schloss eine Schule, Büros der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft und Personalwohnungen. Typisch für die sozialistische Zeit verfiel die Anlage und wurde schließlich aufgegeben.
                                                              “Aktuell können wir nach 14 Jahren Renovierungsarbeiten wieder die klassizistische Architektur des Piotrawin-Palastes bewundern”. Heute beherbergt es ein Hotel.

                                                              ¾1 erreichen wir Solec nad Wisłą, hier die Straßenbrücke über die Weichsel:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6038kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,18 MB ID: 3094474

                                                              Der Ort selber befindet sich noch 2km nordwestlich von hier. 3km weiter zeigt das Satellitenbild einen Wasserlauf, auf dem wir an den Rand des Ortes paddeln könnten.

                                                              Wir stoppen jedoch bereits wenige 100m vor der Einfahrt, da wir uns hier bessere Übernachtungsmöglichkeiten versprechen.

                                                              Nach 142km auf dem San und 64km auf der Weichsel das Ende unserer Tour:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6039kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,80 MB ID: 3094481

                                                              Es sieht so aus, als könnte ich hierher auch mit dem Auto fahren. Zumindest sind entsprechende Fahrspuren auf dem Luftbild zu erkennen.

                                                              An Land stellt sich die Sache jedoch schwieriger dar als vom Luftbild her erwartet. Die Vegetation wuchert hoch, Angler haben bisher nur minimale Trampelpfade erhalten können.

                                                              Ich schaue zwar noch nach alternativen Anlegemöglichkeiten, aber keine Chance, es ist überall so enorm zugewuchert.

                                                              Eine Behelfsbrücke aus Ästchen und Gras führt über einen tiefen Graben:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6058kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,99 MB ID: 3094494
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6064kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,94 MB ID: 3094495

                                                              Boot und Gepäck müssen über dieses Brückchen getragen werden. Bei jedem Gang ist man gespannt, ob sie hält.

                                                              Nach 110m schmalem Trampelpfad gelangt man aber auf eine kurzgehaltene Wiese mit Fahrspuren und Feuerstelle. Hier können wir gut zelten.

                                                              So baue ich das Boot ab und Andrea baut das Zelt zum Trocknen auf. Es ist noch nass von heute früh.

                                                              1½h später mache ich mich auf den Weg, das Auto aus Sandomir zu holen.
                                                              So sieht die Busverbindung heute nachmittag aus:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210729_142150k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,42 MB ID: 3094479

                                                              Mit 1x Umsteigen und nur 13min Wartezeit beim Umstieg eine ziemlich gute Verbindung.

                                                              Nach 700m erreiche ich eine Brücke über den Weichsel-Nebenfluss Krępianka:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6043kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,66 MB ID: 3094484

                                                              Über diese Brücke muss ich auch mit dem Auto fahren. Ich bin gespannt, ob das Autochen hochbeinig genug ist für die Kante am Brückenende.

                                                              Die Krępianka von der Brücke aus gesehen:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6041kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,39 MB ID: 3094483
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6042kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,59 MB ID: 3094482

                                                              Das kleine Flüsschen ist nur ~36km lang. Davon verlaufen ~9km unterirdisch im Karst. Es wird von etlichen Karstquellen entlang seines Laufes gespeist.

                                                              Nach 1½km erreiche ich die Ruine der Burg von Solec nad Wisłą.
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6046kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,82 MB ID: 3094486

                                                              Die Burg wurde im Mittelalter von Kazimierz III Wielki angelegt und 1615-1627 zu einem Renaissance-Schloss erweitert. 1656 wurde die Burg von den Schweden erobert und zerstört. Um 1780 wurde das Gebäude teilweise umgebaut. Bis zum 19.Jhdt war es noch bewohnt, dann wurden seine Überreste abgetragen. Nur die unteren Teile der Burgmauern sind bis heute erhalten.

                                                              Ansicht der Burgruine Mitte des 19.Jhdt:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Solec_zamek_Stronczynski.jpg Ansichten: 0 Größe: 195,0 KB ID: 3094490
                                                              (gemeinfrei)

                                                              Mein Foto von den Grundmauern der Burg entstand auf einem Aussichtspunkt an der Hangkante gegenüber der Burgruine, von dem aus man gute Sicht über die Weichsel-Niederung hat. Hier oben befinden sich auch ein schöner Spielplatz und ein Fitness-Parkour:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6050kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 3,12 MB ID: 3094489

                                                              Rastplatz für Radler mit Karte der Radwege und Luftpumpe:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6049kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,12 MB ID: 3094485

                                                              In diesem historischen Holzhaus finden Veranstaltungen statt, auch Kinovorführungen:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6051kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,88 MB ID: 3094492

                                                              Das Arkadenhaus wurde 1787 erbaut und in den 1970er Jahren rekonstruiert. Ursprünglich gehörte es dem Verwalter des Kirchenvermögens. Seine Funktion änderte sich, es war Gasthaus, nach dem 2. Weltkrieg Grundschule und ab 1978 Kulturhaus. Derzeit dient das Gebäude als Städtisches Kulturzentrum.

                                                              Marktplatz von Solec:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6052kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,91 MB ID: 3094493

                                                              Der Sprinkler auf dem Marktplatz zeigt, dass die Gemeinde auch gut auf den Klimawandel vorbereitet ist. Überhaupt macht der Ort einen sehr soliden, fast wohlhabenden Eindruck. Die EU-Fördermittel sind hier maximal gewinnbringend eingesetzt worden. Seitdem die Kameraüberwachung installiert wurde, gibt es auch keine Probleme mehr mit Vandalismus. Die 1870 entzogenen Stadtrechte wurden zum 1. Januar 2021 wieder verliehen.

                                                              Im Ort frage ich mich durch zur Bushaltestelle. Eine Frau, welche italienisch und englisch spricht, begleitet mich dahin und möchte sichergehen, dass auch tatsächlich ein Bus fährt. Aber es ist alles gut, der Fahrplan ist zwar kompliziert zu lesen, aber mein Bus scheint zu existieren.

                                                              Der Bus kommt genau pünktlich. Für 13 Złoty bringt er mich 43km bis Ostrowiec Świętokrzyski. Über weite Strecken bin ich der einzige Fahrgast.
                                                              Auffällig ist, dass Busfahrer tatsächlich während der ganzen Fahrt seine Maske trägt:

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6053kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,35 MB ID: 3094487

                                                              Überpünktlich, 5min vor der versprochenen Zeit, kommen wir am Busbahnhof in Ostrowiec an:
                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6054kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,77 MB ID: 3094488

                                                              Hier gilt es nun, den genauen Abfahrtsort (Platform) des Anschlussbusses nach Sandomir herauszufinden. Auch hier nimmt mich eine junge Frau unter ihre Fittiche. Sie fährt nicht in dieselbe Richtung und meint, es sei zu Corona-Zeiten extrem schwierig geworden, mit dem öffentlichen Verkehr klarzukommen. Ständig ändert sich etwas, der ÖP-Verkehr ist wegen der Lockdowns ausgedünnt worden und kommt auch in den monatelangen Phasen zwischen den Corona-Wellen nicht wieder voll in Gang. Einzige Chance sind Online-Infos wie der e-podroznik.pl, busradar.pl und ähnliche.
                                                              Dumm ist nur, dass ich bei all den Verbindungen nicht erkennen kann, was denn das Endziel des jeweiligen Busses ist. Das ist ja eigentlich eine wichtige Information, um den richtigen Bus auf den Fahrplänen und Abfahrtstafeln zu finden.

                                                              Der Bus, welcher 5min verspätet kommt, hat als Ziel “Tarnobrzeg” angeschlagen. Meine Betreuerin fragt den Busfahrer, ob er denn tatsächlich nach Sandomir fährt und gibt mir grünes Licht. Dazu weist sie den Busfahrer darauf hin, dass hier ein Ausländer mitfährt, der nichts versteht und sich nicht auskennt, und dass der Busfahrer darauf achten möchte, dass ich auch richtig aussteige.
                                                              Dank Locus und Openandromaps auf dem Smartphone weiß ich natürlich immer, wo ich bin.

                                                              Der neue Bus ist richtig voll besetzt. Die Masken sitzen auch hier prinzipiell unter dem Kinn. Allerdings muss man wissen, dass Corona in Polen im Sommer extrem weit unten war, Europameister. Der 7-Tage gleitende Mittelwert an nachgewiesenen Infektionen pro 1 Mio Einwohner lag bei nur 2.99 (Deutschland am gleichen Tag bei 23.67; am 24.11.21 lagen diese Werte dagegen in PL bei 572 und in D bei 651).

                                                              Die einstündige Überlandfahrt kostet 13.20 Złoty für 47km, für die ganze 89km-Busfahrt von Solec bis Sandomir also ~5.70€.

                                                              Die Strecke führt durch das schöne Städtchen Opatów und durch ausgedehnte Obstplantagen. Diese Gegend ist eine der polnischen Hauptregionen für den Obstanbau. Die polnischen Obstplantagen machen fast 30% der Obstanbauflächen in der EU aus. Die ersten Gärten und Obstplantagen wurden in der Region Sandomierz von Zisterzienser-Mönchen angelegt. Fruchtbare Böden, hohe Sonneneinstrahlung (die höchste in ganz Polen) und die richtige Menge von Regen und Frösten (die nicht allzu lange und intensiv ihren Tribut fordern) begünstigen den Gartenbau.

                                                              Pünktlich gegen ¾6 erreicht der Bus Sandomir. Anstatt am Busbahnhof steige ich schon eine Haltestelle vorher aus und kürze mir damit den Fußweg ab (Haltestelle Sandomierz, SANDO Mic. Ożarowska rond 07). Von hier sind es nur noch 800m zum Auto.

                                                              Das steht noch da in alter Frische, nicht mal die Frontscheibe ist groß eingesifft, und so mache ich mich kurz nach 6 auf zurück nach Solec nad Wisłą. 61km später bin ich bei Andrea und zurück am Weichselufer. Es ist noch lange genug hell, so dass wir das Boot sauber verpacken können. Die Matte hatte über den Nachmittag genügend Zeit zu trocknen.

                                                              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210729_181511k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,61 MB ID: 3094491

                                                              Morgen möchten wir nach Kazimierz Dolny fahren und uns den schönen Ort, den ich bereits 2007 und wir zusammen auch schon 2016 besucht hatten, noch einmal vornehmen.
                                                              Zuletzt geändert von Spartaner; 25.11.2021, 10:37.

                                                              Kommentar


                                                              • Spartaner
                                                                Lebt im Forum
                                                                • 24.01.2011
                                                                • 5056
                                                                • Privat


                                                                #32
                                                                Solec nad Wisłą - Kazimierz Dolny
                                                                Fr 30. Juli 2021, 🚗44km, 🥾9km


                                                                Sonniger Morgen, ausgedehntes Frühstück am Feuer. Kurz nach 11 fahren wir los und kommen 1h später in Kazimierz Dolny an. Wir möchten zuerst den in der OSM und Google Maps eingezeichneten Biwak- oder Campingplatz checken, der sich in der Nähe der Weichsel befindet und ein günstiger Anlaufpunkt bei Paddeltouren wäre.

                                                                Marina mit Campingplatz:
                                                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                Hier unsere Paddeltour zu beenden wäre kein Problem gewesen. Für Paddelboote gibt es keinen speziell flachen Steg. Man könnte aber über die Sliprampe aussteigen.

                                                                Wir entschließen uns gleich, hier das Auto abzustellen und uns an der Rezeption anzumelden.

                                                                Die Anlage ist gut in Schuss. Man kann fast überall sein Zelt oder Wohnmobil aufstellen, auch auf der schmalen Landzunge direkt am Wasser. Da man aber dort derzeit wegen der hohen Vegetation auf der Böschung nicht runter an den Fluss kommt, es unten keinen Strand gibt (grobe Steinschüttung) und das Baden im Fluss sogar explizit verboten ist, gehen wir auf die extra eingezäunte Zeltwiese weiter im Landesinneren. Von hier aus ist es nicht so weit zu den sanitären Anlagen. An der Rezeption kann man auch elektrisch Wasser kochen und seine Geräte aufladen.

                                                                ½1 machen wir uns auf zu einem Spaziergang durch die Stadt. Kazimierz Dolny ist ein gern besuchtes Touristenstädtchen. Zunächst geht es auf dem Deich am Fluss entlang. Darauf entlang führt der 4km lange Promenadenweg “Bulwar Nadwiślański”. Er bietet zahlreiche Aussichten auf Kazimierz Dolny und die Weichsel und ist von ein paar einfachen Imbissbuden und Restaurants gesäumt. Restaurant- und Ausflugsschiffe liegen am Ufer.

                                                                Blick auf die Weichsel stromab in Richtung Puławy:
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                                                                Die Anfänge des Ortes reichen bis ins 11.Jhdt zurück. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1249. Der Beiname „Dolny“ (= Unter/Nieder) wurde erst später unter Bezugnahme auf die Lage an der Weichsel hinzugefügt, um Kazimierz Dolny von Kazimierz bei Krakau zu unterscheiden.
                                                                In der ersten Hälfte des 14.Jhdt. wurde die Burg gebaut und Stadtrechte verliehen. 1406 erfolgte unter Władysław II. Jagiełło eine weitere Stadtgründung, diesmal nach Magdeburger Recht. Der Ort entwickelte sich zu einem wichtigen Umschlagplatz für das Weichsel abwärts verschiffte Getreide. Zwei Handelsstraßen kreuzten die Stadt: Die erste führte von Lemberg nach Großpolen und Preußen, die zweite verband Rußland und Preußen.
                                                                Der Niedergang der Stadt setzte 1656 ein, als schwedische Truppen sie in Brand setzten und plünderten. 1677 erließ König Johann III. Sobieski ein Dekret, das die Ansiedlung armenischer, griechischer und jüdischer Kaufleute gestattete, aber die nächsten polnisch-schwedischen Kriege machten die Aufbruchstimmung zunichte, zumal die europaweite Nachfrage nach polnischem Getreide immer stärker zurückging.
                                                                Die Teilungen Polens bedeuteten dann ein endgültiges Ende des Getreidehandels.
                                                                Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann mit dem einsetzenden Tourismus eine Renaissance der Stadt, die nun im russischen Teilungsgebiet lag. Es entstanden Villen und Pensionate für die Sommerfrischler aus Warschau und Lublin. Schon in dieser Zeit kamen viele Künstler hierher.
                                                                Während des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile der Stadt zerstört, der Wiederaufbau erfolgte aber rasch und Kazimierz Dolny konnte seine touristische Bedeutung noch ausbauen.

                                                                Der Marktplatz mit Brunnen in Kazimierz Dolny:
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ID: 3096303

                                                                Im Hintergrund die Kirche St. Johannes der Täufer und Bartholomäus, sowie der Drei-Kreuze-Hügel.

                                                                Die beiden berühmtesten Bürgerhäuser in Kazimierz Dolny “Zum Heiligen Nikolaus” links und “Zum Heiligen Christophorus” am Marktplatz:
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                                                                Die üppig geschmückten Fassaden aus relativ weichem Weichsel-Kalkstein stellen eine naive Nachahmung der Meisterwerke der italienischen und niederländischen Architektur dar.

                                                                Der Teufel mit Pferdefuß, Hakennase und langem Spitzbart am rechten Rand des Hl.Nikolaus-Haus ist vom Geschehen links im Bild abgewandt:
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ID: 3096313

                                                                Erst dachte ich noch, er hat auch den Spitzhut auf, aber bei genauer Betrachtung scheint es sich nur um seine Hörner zu handeln.
                                                                Ich nehme an, die Juden von Kazimierz Dolny mochten diese Darstellung damals trotzdem nicht besonders.

                                                                Der dagegen sollte uns eher gefallen:
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ID: 3096324

                                                                Der heilige Christophorus gilt immerhin als Schutzheiliger der Reisenden. Hier trägt er das Jesuskind über den Fluss.

                                                                Klasztor Ojców Franciszkanów:
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ID: 3096315

                                                                Die Franziskaner ließen sich 1628 in Kazimierz Dolny nieder und errichteten das Kloster.

                                                                Wegweiser zu den Städte-Partnern von Kazimierz Dolny:
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                                                                In der Stadt trennen sich unsere Wege. Andrea möchte shoppen gehen, ich auf den Drei-Kreuze-Hügel mit seiner schönen Aussicht steigen.
                                                                Auf dem Weg zum Hügel passiere ich die Kirche St. Johannes der Täufer und Bartholomäus:
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                                                                Der Burgberg ist eingezäunt, man kann aber Hügel, Burg und den Burgturm gegen Eintritt besichtigen:
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                                                                Oben angekommen zahlt man seit 2016 auch für den Drei-Kreuze-Hügel Eintritt (4Złoty). Geöffnet ist von 8 - 21Uhr.

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                                                                Vom Gipfel aus hat man einen schönen Blick auf Kazimierz Dolny, die Weichsel und die gesamte Region.

                                                                Blick auf den Marktplatz:
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                                                                Nur die Stoffbespannung ist nachempfunden:
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                                                                “Vorsicht! Der Feind sieht dein Licht!”:
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                                                                Die Zündapp KS 750 zeitgemäß aufgehübscht:
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                                                                Über die Jüdischen Figuren kommt sie im Geschäft mit einer Kundin ins Gespräch, welches darin mündet, dass wir morgen früh bei der Kundin zum Brunch eingeladen sind. Die beiden möchten ein mögliches gemeinsames Projekt besprechen, in dessen Rahmen Schüler aus Deutschland, Polen und Israel zusammenfinden sollen.

                                                                Juden prägten über fünf Jahrhunderte das Leben der Stadt mit. Zeitweise betrug ihr Anteil an der Stadtbevölkerung 80%. Während der Adel den Getreidehandel dominierte lag der Einzelhandel in Kazimierz Dolny in der Hand der Juden.
                                                                An das jüdische Leben in Kazimierz Dolny erinnern heute noch die Alte Synagoge in der ul. Lubelska und der jüdische Friedhof.

                                                                Die ehem. Synagoge in Kazimierz Dolny:
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                                                                Seit ein paar Jahren stehen in dem Gebäudekomplex, der Anfang der 2000er Jahre an die jüdische Gemeinde zurückgegeben wurde, allen ein Gästehaus und ein koscheres Café offen. Die Synagoge selbst dient als Museum – eine funktionierende Gemeinde gibt es seit der Shoa nicht mehr.

                                                                Mittagessen im “Ministerstwo Smaku u Rzetelskich”:
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ID: 3096308

                                                                In einem Seitental des Wąwóz Małachowskiego:
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ID: 3096319

                                                                Die steilen Hänge rund um Kazimierz Dolny weisen mehrere tief auserodierte, bewaldete Lößtäler auf. Manche sind viel besuchte Touristenattraktionen, ähnlich der in Sandomir.

                                                                ¼7 sind wir zurück auf dem Zeltplatz. Hier hat sich zwischenzeitlich ein weiteres deutsches Paddler-Paar angesiedelt:
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ID: 3096317

                                                                Sie sind Rentner mit viel Zeit und möchten die Weichsel bis Danzig herunterschippern. Gestartet sind sie wie wir in Sandomir. Unterwegs sind sie mit einem Nortik Scubi 2 XL, wenn ich mich nicht irre. Die Anreise erfolgte Faltboot-standesgemäß mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

                                                                Abends nach Sonnenuntergang machen wir noch einen kleinen Stadtspaziergang.
                                                                Weichsel im Abendlicht von der Promenda aus:
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ID: 3096316

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                                                                • Spartaner
                                                                  Lebt im Forum
                                                                  • 24.01.2011
                                                                  • 5056
                                                                  • Privat


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                                                                  Kazimierz Dolny - Kępno
                                                                  Sa 31. Juli 2021, 🚙, 7km, 🥾3km, 🚗333km


                                                                  Der Morgen ist sonnig und trocken. Nach dem Morgenkaffee, diesmal elektrisch gekocht an der Rezeption der Marina, bauen wir das Zelt ab und verstauen das gesamte Gepäck im Wagen.
                                                                  ¼10 holt uns Izabela an der Marina ab und fährt uns mit ihrem Mitsubishi Pajero (o.ä.) 4½km raus aus Kazimierz Dolny zu ihrem Anwesen “Wiatrakowo” (Map). Wiatrakowo heißt Windmühle, und tatsächlich stand hier früher auf luftiger Höhe einmal eine Windmühle. Heute steht an der selben Stelle ein selbstgebauter Aussichtsturm, von dem aus man einen weiten Blick in die Landschaft hat. Reste der alten Mühlsteine zieren die Zufahrt.

                                                                  Das mehrere Hektar große Areal umfasst mehrere Häuser, eine große Walnussplantage und einen ausgedehnten Garten rund um die Häuser. Alles ist an drei Seiten von tief eingeschnittenen Tälern mit Eichen-Hainbuchen-Wald umgeben.

                                                                  Izabela und ihr Mann Stanisław haben den verlassenen Hof vor ~20 Jahren gekauft und nach und nach in Schuß gebracht. Heute betreiben sie hier eine größere Pension mit Platz für 40 - 55 Gäste in 6 auf dem Grundstück verteilten Häusern. Man kann ganze Häuser mieten oder Zimmer für 1 - 5 Personen. Die Häuser haben ökologische Heizungs- und Abwassersysteme und der Strom wird (zT?) mit eigener Photovoltaik produziert.

                                                                  Zunächst machen wir einen Rundgang über das Gelände:
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                                                                  Am Nordende des Geländes fällt das Grundstück in tiefe bewaldete Täler ab:
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                                                                  Das Einsiedlerhaus tief im Wald:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                  Ich fand die Gestaltung der Gebäude und der Außenanlagen ausgesprochen geschmackvoll, sehr im Kontrast zu vielen sonstigen seit den 60er Jahren aber nicht minder auch seit den 90er Jahren gebauten Privathäusern in Polen, die mir schon seit Jahrzehnten durch ihre oft “eigenwillige” Gestaltung aufgefallen sind. So hässlich wie in Polen wurde sonst nirgendwo privat gebaut, höchstens die Ukraine kommt da noch ran. Aber im Baltikum, Tschechei, Ungarn oder auf dem Balkan zB sieht es besser aus, da haben die Häuser eher noch ein gefälliges Äußeres. Keine Ahnung, wieso Polen da so rausfällt.

                                                                  Hier jedenfalls gefällt es uns sehr und ich würde jedem empfehlen, sich bei einem mehrtägigen Besuch von Kazimierz Dolny hier einzuquartieren (Kontakt).

                                                                  Danach frühstücken wir und die Damen besprechen mögliche gemeinsame Projekte.
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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                                                                  Izabela hat früher mehrere Jahre in Hamburg gelebt und arbeitet seit 1994 als Lehrer für deutsche Sprache am Staatlichen Lizeum für Bildende KünsteJózef Chełmoński” in Nałęczów, 20km östlich von Kazimierz Dolny. Die Ergebnisse der Arbeit der Schule kann man zB auf diesen 95 Seiten bewundern.
                                                                  Zum Abschied schenkt uns Izabela einen Bildband mit sehr schönen Luftaufnahmen von der Weichsel. Es handelt sich um einen Katalog der Ausstellung "Das Kleinpolener Weichsel-Durchbruchstal aus der Vogelperspektive". Einige der Aufnahmen kennt auch die Google-Bildersuche.

                                                                  ¼1 brechen wir schließlich auf und werden wieder nach Kazimierz Dolny gefahren. Andrea besucht ein paar von Izabela empfohlene Kunstgalerien und am Ende schlendern wir noch mal über den Markt.

                                                                  Einziges Foto vom Markt:
                                                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3099871

                                                                  Gegen ½2 sind wir zurück an der Marina, verpacken die letzten Mitbringsel im Auto und machen uns dann endgültig auf den Heimweg. Wir fahren den kürzesten Weg über Radom und Petrikau/Piotrków Trybunalski in Richtung Breslau.

                                                                  Ganz so weit kommen wir aber nicht. Gegen 8 Uhr abends, 50km vor Breslau, biegen wir auf Höhe von Kempen/Kępno ab und versuchen unser Glück an einem Gewässer, welches lt. Karte eine günstige Übernachtungsmöglichkeit verspricht. Zumindest führen Fahrwege am Ufer entlang.

                                                                  Vor Ort stellt sich die Sache aber nicht ganz so schön dar. Die Zufahrt ist mit einer Schranke gesichert, welche zZ offensteht. Wir fahren zum Ufer, wo bereits etliche Fahrzeuge stehen. Überall wird geangelt. Aber es ist schon spät, und so wollen wir nicht mehr allzu wählerisch sein, was die Übernachtung betrifft. Wir erkunden erst mal zu Fuß weiter und werden nach ~300m fündig. Ein schmaler Damm, der in das künstliche Gewässer (Baggersee) hineinragt, ist zur Zeit ohne menschliche Besiedlung. Hier machen wir für heute Schluss und bauen das Zelt auf.

                                                                  Später, es ist schon dunkel, kommen allerdings doch noch eine Handvoll Jugendliche aus dem nächsten Dorf mit 2 Autos auf unseren Damm gefahren. Sie machen ein großes Feuer und versuchen zu Angeln.
                                                                  Ich habe bereits den Verdacht, dass es sich hier um ein privates Angelgelände handelt, und das wird mir von den Jugendlichen bestätigt. Nicht schön, aber Abbauen tun wir jetzt auch nicht mehr. Bis jetzt wurden wir ja noch nicht entdeckt. Büsche und Bäume entlang der Ufer geben uns Deckung.
                                                                  Die Anglerjugend ist nicht allzu laut (das sind Angler naturgemäß nicht), und so schlafen wir rasch ein.

                                                                  Kommentar


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                                                                    #34
                                                                    Kępno - Schleife - Berlin
                                                                    So 1. August 2021, 🚗460km


                                                                    Unser Lager am kommerziellen Angelteich:
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6145kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,78 MB ID: 3100529

                                                                    Kurz nach 8 fahren wir los. Wir möchten hier nicht noch kochen und frühstücken und suchen uns lieber eine Alternative, bevor wir noch eventuell Ärger bekommen.

                                                                    32km weiter finden wir diese Alternative an einem Stausee. Hier ist zwar ebenfalls alles mit Anglern besiedelt, die Wasserqualität lädt auch nicht zum Baden ein (Blaualgenblüte), aber der Ort selbst ist insofern einladend, als dass man hier auch hätte frei übernachten können. Etliche der anwesenden Angler, auch Familien, haben das so gemacht.

                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6147k.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,88 MB ID: 3100527

                                                                    Wir künzeln uns Kaffee für hier und Tee für die Thermoskanne und Wasser fürs Müsli. Dabei fängt es an leicht zu regnen. Ein wenig scheuer Storch streicht zwischen uns herum und bettelt die Angler um Fische an:
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: _SNY6152kc.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,89 MB ID: 3100530
                                                                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 20210801_095742k.jpg Ansichten: 0 Größe: 2,56 MB ID: 3100528

                                                                    Fast 2h später fahren wir weiter. Es regnet jetzt eine ganze Weile. Es geht vorbei an Breslau und weiter die A4 und die A18. Die nächste Station liegt bereits in Deutschland. Roland, mit dem wir vor 3 Jahren am Baikal paddeln waren, wollte, dass wir ihn besuchen kommen, er hätte auch noch ein Solarpanel für uns als Ersatz für das auf der Weichsel-Insel verlorengegangene.

                                                                    Um 4 sind wir am Grenzübergang Łęknica - Bad Muskau und fahren über die Neiße-Brücke. Die deutschen Zöllner sitzen gelangweilt im Wagen, hier gibt es keine Kontrollen, oder wenn, dann nur stichprobenartig.
                                                                    15km weiter sind wir im kleinen Ort Schleife, wo Roland seit ein paar Monaten wohnt. Jensen, mit dem wir auch schon öfters paddeln waren, ist ebenfalls gerade zu Besuch.

                                                                    1½h später sind wir wieder auf Achse und 150km weiter daheim in Berlin.

                                                                    ----------------

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                                                                    Der San hat mich schon viele Jahre interessiert, ich bin froh, dass ich ihn kennengelernt habe, aber ich würde ihn wahrscheinlich nicht noch einmal befahren wollen.

                                                                    Naja, nun ich bin gespannt, wohin es uns die nächsten Jahre noch verschlagen wird. Dank Omikron werden wir ja im Verlaufe des ersten Halbjahres 2022 endgültig vom Corona-Ausnahme- zum Normalzustand zurückkehren und damit sollten auch die Reisemöglichkeiten wieder vielfältiger werden. So jedenfalls meine heutige Prognose.
                                                                    Zuletzt geändert von Spartaner; 17.12.2021, 08:36.

                                                                    Kommentar