Trekkingautobahn gesucht!

[loquita]

Hallo,

ich bin neu im Forum und auf der Suche nach einem schönen, möglichst viel bewanderten Weg. Die meisten hier scheinen auf der Suche nach einem Weg zu sein, auf dem sie allein sind- ich suche das Gegenteil Ich möchte Menschen treffen, gerne aus vielen verschiedenen Nationen. Unterkunft entweder Campingplatz (ab und zu wildcampen ist auch ok, falls geduldet) oder billige Hostels/Herbergen.

Das Land ist mir erstmal egal, hauptsache die Landschaft ist abwechslungsreich, nur möchte ich im September nicht im Dauerregen unterwegs sein, und die Anreise sollte nicht zu teuer sein (also nicht gerade Neuseeland ). Ich habe mal an den Camino Francés gedacht, aber ich weiß nicht, ob Wanderer ohne religiösen Hintergrund da so gern gesehen sind und ob ich mich als Atheist nicht etwas fehl am Platz fühlen würde? Andererseits kann man sich dort ja sicher sein, nicht allein zu sein und jeden Tag eine günstige Unterkunft zu finden, und die Markierung ist auch super. Gibt es Wege, die ähnlich frequentiert sind und eine ähnlich gute touristische Infrastruktur haben?

Zu mir- ich bin 20 Jahre alt, weiblich, meine Fitness halte ich für durchschnittlich, habe ein paar Wanderungen von 1-2 Tagen gemacht, aber noch keine längere Tour. Allein unterwegs mit Bussen und Zügen war ich allerdings schon öfters und in mehreren Ländern. Jetzt möchte ich für 3-4 Wochen losziehen.

Für Vorschläge bin ich dankbar

[Camper31]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

E5 (Europa-Fernwanderweg)
Schöne Strecken im Flachland und:
Transalpin ist er ein Highway für Hiker und Trekker!
Empfehlenswert.

[hosentreger]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Hallo - und willkommen im Forum!

Wenn das Land egal ist, kann es auch Deutschland sein?

Dann kann ich Dir als vielbegangene Wege anbieten: Den Saar-Hunsrück-Steig oder die vielbegangenen Klassiker wie den Westweg (Schwarzwald) bzw. den Rennsteig (Thüringen/Franken).

hosentreger

[loquita]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Erstmal dankeschön

Deutschland ist auch gut, hier gibts bestimmt auch noch viel zu sehen. Aber im direkten Vergleich würde ich das Ausland bevorzugen, einfach, weil ichs immer ganz spannend finde, kleine Unterschiede zu entdecken. Aber im Schwarzwald war ich noch nie- vielleicht mal unbewusst durchgefahren, aber mich hats noch nie in den deutschen Süden gezogen. Das ist vielleicht doch ne Überlegung wert.

Der E5 klingt wirklich interessant, den schau ich mir auf jeden Fall mal genauer an. Wie siehts dort auf den verschiedenen Teilstrecken mit Unterkünften aus?

[Werner Hohn]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Ich habe mal an den Camino Francés gedacht, aber ich weiß nicht, ob Wanderer ohne religiösen Hintergrund da so gern gesehen sind und ob ich mich als Atheist nicht etwas fehl am Platz fühlen würde? Andererseits kann man sich dort ja sicher sein, nicht allein zu sein und jeden Tag eine günstige Unterkunft zu finden, und die Markierung ist auch super.

Keine Sorge. Unter den 270.000 Menschen die diesen Weg 2010 ganz oder nur Teilstrecken (eher die Regel) gegangen sind, war mehr als ein Atheist.

Sogar beim offiziellen Pilgerbüro in Santiago de Compostela, das immerhin die Pilgerurkunde, die "Compostela" austellt, sind Wanderer willkommen. Wenn man bei der Ankunft als Beweggrund "Nicht religiös" ankreuzt, gibt es stattdessen die sogenannte "Sporturkunde".

Werner, Sporturkundenbesitzer

[Camper31]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Der E5 klingt wirklich interessant, den schau ich mir auf jeden Fall mal genauer an. Wie siehts dort auf den verschiedenen Teilstrecken mit Unterkünften aus?

In den Alpen mit AV-Hütten und Zimmern in Talorten gut abgedeckt. Außerhalb habe ich keine Ahnung, gehe aber nicht zuletzt aufgrund der hohen Wandererzahlen von guten Verhälnissen aus...

[loquita]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Danke für die Info, Camper31! Das klingt gut.

Keine Sorge. Unter den 270.000 Menschen die diesen Weg 2010 ganz oder nur Teilstrecken (eher die Regel) gegangen sind, war mehr als ein Atheist. r

Ok, und wie sehr kommt auf dem Weg das Thema Religion auf? Nicht falsch verstehen, es ist nicht so, dass ich was gegen religiöse Menschen habe oder sofort die Flucht ergreife, wenn mir jemand von seinem Glauben erzählt Aber auf Dauer weiß ich nicht, obs mich nocht doch nerven würde, ständig gefragt zu werden, ob ich Gott schon begegnet bin. Ist das tatsächlich so oder unterhält man sich auch dort meistens nur über "ganz normale" Themen?

[Werner Hohn]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Wenn es nicht ganz so voll werden soll, bietet sich der GR 65 von Genf nach Saint-Jean-Pied-de-Port an. Ca. 1.100 km. Dieser franz. Weitwanderweg ist als Via gebennensis und Via podiensis für einen bekannten Pilgerweg nicht so überlaufen wie der sich anschließende Camino francés. Es gibt reichlich preiswerte Wanderunterkünfte, die Gîte d'étape. Der Conrad Stein Verlag hat einen kompakten Wanderführer für diesen Weg.

[Werner Hohn]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

...#
Ok, und wie sehr kommt auf dem Weg das Thema Religion auf? Nicht falsch verstehen, es ist nicht so, dass ich was gegen religiöse Menschen habe oder sofort die Flucht ergreife, wenn mir jemand von seinem Glauben erzählt Aber auf Dauer weiß ich nicht, obs mich nocht doch nerven würde, ständig gefragt zu werden, ob ich Gott schon begegnet bin. Ist das tatsächlich so oder unterhält man sich auch dort meistens nur über "ganz normale" Themen?

Wenig, wenn du keinen Wert darauf legst. Hin und wieder bin ich gemeinsam mit einem kath. Priester aus Südkorea gegangen. Über Religion haben wir uns nicht unterhalten, was aber auch daran lag, dass ich ihm nicht so richtig geglaubt hatte, dass er Priester sei.

Der Reisebericht dazu.

[loquita]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Ich liebe deinen Reisebericht! Der macht wirklich Lust, gleich loszuwandern. Scheint ja ein interessantes Erlebnis zu sein

Dann muss ich mir also keine Sorgen machen, 24/7 von strenggläubigen Katholiken umgeben zu sein, die kein anderes Thema kennen? Das beruhigt mich jetzt. Der Wegteil in Frankreich klingt auch interessant, nur werde ich da wahrscheinlich nicht annähernd so vielen verschiedenen Menschen und Nationalitäten begegnen wie auf dem Camino Francés, oder?

Mal sehen, was sich noch so über die verschiedenen Teilstrecken des Jakobsweges und des E5 finden lässt. Ich vermute mal, dass man auf dem Jakobsweg deutlich günstiger unterwegs ist? Das wäre für mich als arme Studentin ein ausschlaggebendes Argument

[khyal]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

...
Mal sehen, was sich noch so über die verschiedenen Teilstrecken des Jakobsweges und des E5 finden lässt. Ich vermute mal, dass man auf dem Jakobsweg deutlich günstiger unterwegs ist? Das wäre für mich als arme Studentin ein ausschlaggebendes Argument

Mal davon abgesehen, ob man es fair findet, als "Nicht-Pilger" die teilweise staerk gesponserten Pilgerunterkuenfte in Anspruch zu nehmen, wuerde ich Dir raten, auf dem Camino unbedingt ein vernuenftiges Zelt mitzunehmen bzw deutlich mehr Geld, als frueher noetig war, die Zuwachszahlen sind gigantisch (ca 1000% / 15 Jahre), die Zahl der Unterkuenfte hat damit bei weitem nicht Schritt gehalten.

Wenn Du bis jetzt erst Wanderungen von 1-2 Tagen gemacht hast, bist Du ja vermutlich noch nie mit richtig viel Gepaeck viele Hoehenmeter gelaufen. Wuerde jetzt nicht "trocken" irgendwas am PC aussuchen, sondern als Erstes den Rucksack mit dem Gewicht vollpacken, was Du Drin hast, wenn Du hinterher unterwegs bist, incl Essen fuer min 2,5 Tage und Wasser fuer 1.5 Tage und mit dem Gewicht mal an einem We min 700 Hoehenmeter hoch und wieder runter laufen. Dann hast Du eine Einschaetzung, wieviel Hoehenmeter/Tag Du Dir zumuten willst und kannst das in Deine Routenueberlegungen einbeziehen.

Kenne das z.B. von La Palma, dass ich da haeufiger Leute getroffen habe, die sich das via den "tollen Routenbeschreibungen" ausgesucht haben und dann schon am 2.Vulkan am Ende sind
Oder ich bin wiederum im Winter in der Eifel mit Leuten hier aus dem Forum unterwegs gewesen und fand es im Vergleich zu den Anderen bedeutend anstrengender, dass man bei jedem Schritt tief in den Schnee eingesunken ist...

Gruss

Khyal

[Werner Hohn]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Mal davon abgesehen, ob man es fair findet, als "Nicht-Pilger" die teilweise staerk gesponserten Pilgerunterkuenfte in Anspruch zu nehmen, wuerde ich Dir raten, auf dem Camino unbedingt ein vernuenftiges Zelt mitzunehmen bzw deutlich mehr Geld, als frueher noetig war, die Zuwachszahlen sind gigantisch (ca 1000% / 15 Jahre), die Zahl der Unterkuenfte hat damit bei weitem nicht Schritt gehalten.

Na ja, da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Es stimmt zwar, dass viele Jakobsgesellschaften Pilgerunterkünfte betreiben (in der Regel als Zuschussbetrieb), daneben sind aber sehr, sehr viele private Unterkünfte entstanden und die wollen damit Gewinn machen. Ebenso gibt es Gemeinden, die Unterkünfte bauen, und das nicht als Zuschussbetrieb sehen. Eindrucksvoll ist das auf den letzten 100 km zu sehen, denn dort wachsen Pilgerherbergen im Eiltempo in die Höhe.

Die Regionalregierungen, besonders die in Galicien, bauen und betreiben ebenfalls Pilgerhergen. Die sehen das eindeutig als Investition in den Tourismus. Im spanischen Fernsehen laufen Werbespots für die galicischen Wanderwege, die eindeutig auf die Jakobswege zielen (Muschelsymbol, gelbe Pfeile), und im einschlägigen Zeitschriftenhandel kann man ein tolles mehrsprachiges Jakobswegmagazin in Hochglanz für Galicien kaufen.

Die galicischen Pilgerwege mit den Herbergen der Regionalregierung. Dazu kommen noch jede Menge private Unterkünfte.

Mit einem schlechten Gewissen muss man als Wanderer nicht auf einem Jakobsweg unterwegs sein. Das scheint eine deutsche Spezialität zu sein. Die Spanier und Portugiesen sind da viel pragmatischer, die legen einfach ihre Fernwanderwege darüber (oder umgekehrt). So ist der Camino francés zugleich der span. GR 65, somit auch der Europäische Fernwanderweg E3.

Davon abgesehen: Pilgerherbergen, die sich mit freiwilligen Spenden begnügen gibt es auf dem Camino francés fast nicht mehr. Sogar bei den Herbergen der Regionalregierungen muss man mind. 5 Euro zahlen.

Nachtrag: Der Hospitalero der Herberge „Albergue de las Carbajalas“ im Monasterio de Benedictinas Sta. Mª de Carbajal (Benediktinerinnenkloster in Leon), einer der letzten Pilgerunterkünfte, die sich mit Spenden begnügt, meinte 2008, dass aus Erfahrung von den mehr als 100 Pilgern/Wanderer bis zu diesem Abend noch keine 50 Prozent eine Spende für die Übernachtung geleistet hätten. Umgerechnet auf die Gesamtzahl würden ca. 2 Euro pro Kopf gespendet.

[loquita]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Also, es ist nicht so, dass ich nicht auch schonmal überlegt hätte, ob ich mir irgendwas "erschleiche", wenn ich einen Pilgerausweis mit mir herumtrage, obwohl ich kein Katholik (oder überhaupt Christ) bin, und dann auch die damit verbundenen Vorteile nutze. Das meinte ich u.a. auch mit der Frage, ob nicht religiös motivierte Wanderer gern gesehen sind. Aber nach Werners Ausführungen denke ich mal, dass das klar geht. Übrigens würde ich niemals auf die Idee kommen, wenn um Spenden gebeten wird, nicht auch was zu geben, selbst wenn ich knapp bei Kasse bin.

Aber eine Frage- darf man am Camino francés wirklich zelten? Von offiziellen Campingplätzen habe ich noch nichts gelesen, und wildcampen dürfte bei diesen Massen an Pilgern/Wanderern wohl auch nicht gern gesehen sein. Oder zeltet man dann in den Dörfern oder wie ist das? Ein gutes Zelt hätte ich zwar, aber dafür, es ein- oder zweimal nutzen zu können, würde ich es nicht mitschleppen wollen...

Achja, der Tipp mit dem Probewandern mit Gepäck und großem Höhenanstieg ist gut, danke, das werde ich demnächst mal machen, wenn ich Zeit und eine geeignete Strecke finde. Meine bisherigen Wanderungen waren in deutschen Mittelgebirgen und in Island, wo ich aber immer mit Bussen unterwegs war und nur eine Eintageswanderung von Thórsmörk nach Skógar mit vollem Gepäck inkl. Campingausrüstung gemacht habe, sonst haben wir das Zeug immer auf dem Camingplatz zurückgelassen und sind nur mit Minirucksack gewandert. Wobei es sicher ein Riesenunterschied ist, ob man das mit dem ganzen Gepäck mal einen Tag macht oder einen Monat lang

[Erny]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Danke für die Info, Camper31! Das klingt gut.


Ok, und wie sehr kommt auf dem Weg das Thema Religion auf? Nicht falsch verstehen, es ist nicht so, dass ich was gegen religiöse Menschen habe oder sofort die Flucht ergreife, wenn mir jemand von seinem Glauben erzählt Aber auf Dauer weiß ich nicht, obs mich nocht doch nerven würde, ständig gefragt zu werden, ob ich Gott schon begegnet bin. Ist das tatsächlich so oder unterhält man sich auch dort meistens nur über "ganz normale" Themen?

Vielleicht solltest du mal das Buch "Ich bin dann mal weg" lesen. Hape Kerkerling ist in Nordspanien den Jakobsweg, auch ein alter Pilgerweg, längs gewandert. Hape Kerkerling ist wohl auch nicht unbedingt ein gläubiger Mensch, fand aber die Begegnungen mit anderen Wanderern sehr interessant. Vielen dort war wohl der Heilige Jakobus relativ egal. Das wichtigste war für die meisten "zu sich selbst zu finden".

Das Buch ist wirklich toll, und zeigt auf, dass auch auf Pilgerwegen es nicht unbedingt um Glauben an Gott und an das Christentum geht.

Gruss

Erny

[hosentreger]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

... Hape Kerkerling ist wohl auch nicht unbedingt ein gläubiger Mensch, fand aber die Begegnungen mit anderen Wanderern sehr interessant. ...

Ich habe das Buch auch angelesen, es dann aber nach der Hälfte weggelegt!

Das "Interessante" an seinen Begegnungen mit anderen Wanderern war, dass er sich sehr genußvoll (und sehr voreingenommen) über sie lustig macht - danke bestens!
Das Buch zählt für mich zu den miesesten Büchern, die mit Wandern zu tun haben!

hosentreger

[Monika]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Der E5 ist trotz/wegen der Hüttenübernachtung zumindest auf der Strecke Oberstdorf-Meran nicht wirklich billig. Unser Problem war damals, dass wir parallel zu einer Bergschule unterwegs waren - diese hatte z.T. die Hütten schon fast ausgebucht und diese haben auch Halbpension bestellt - da wir ohne Anmeldung dort aufgeschlagen sind, wurde uns auf den ersten Hütten erklärt, dass es kein preiswertes Essen mehr gäbe. Auf den Strecken davor und danach ist man dagegen auch im Hochsommer oft alleine unterwegs, so dass man beim kompletten E5 nur bedingt von Trekkingautobahn sprechen kann.

Richtig schönen Kontakt mit vielen sehr netten Wanderern haben auf der Via Alpina (http://www.wandersite.ch/Alpenpassroute.html) in der Schweiz gehabt. Die Schweiz ist zwar teuer, aber die Hüttenpreise sind eigentlich noch einigermassen o.k. und in den Tälern gab es z.T. Campingplätze - wenn man Mitglied in einem Alpenverein ist, darf man auf den SAC-Hütten auch ohne Probleme selber kochen, so dass man so die Kosten in Grenzen halten könnte.

Gerne wird in der Schweiz in der Mitte folgende Variante gegangen: Statt Abstieg zur Griesalp eine Übernachtung auf der Gspaltenhornhütte.
Allerdings sollte man auf der Etappe um die Gspaltenhornhütte auf jeden Fall trittsicher sein und gute Wanderschuhe haben.

Monika

[Kenny]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

Zum Thema Jakobsweg kann ich auch den Film "St. Jaques - Pilgern auf Französisch" empfehlen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Saint-J...0%A6_La_Mecque

Ist zwar ein Film, zeigt aber auch, dass es nicht auf den Glauben ankomme um den Weg zu laufen.



Grüße Kenny

[Werner Hohn]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

... Der Wegteil in Frankreich klingt auch interessant, nur werde ich da wahrscheinlich nicht annähernd so vielen verschiedenen Menschen und Nationalitäten begegnen wie auf dem Camino Francés, oder?

Nein, dort sind sehr viel weniger Menschen unterwegs, was vermutlich auch daran liegt, dass die Wanderheime nicht immer ganz billig sind und manchmal auch größere Etappen anstehen, wenn man eins erreichen möchte. Es gibt zwar ein paar Pilgerunterkünfte, die sind aber dünn gesät. Weil dem so ist, sollte man die Pilgerunterkünfte, tatsächlich den Pilgern ohne Geld überlassen.

Im Frühjahr 2004 und 2005 bin ich die Via Gebennensis von Genf bis Le-Puy-en-Velay gegangen (ca. 350 km). Auf dieser Strecke gibt es sehr viele Campingplätze. Irgendwo unterwegs hatte ich ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit einem Mann, der in seinem Haus ein kostenloses Zimmer für Pilger anbot. Nachdem er das mehrere Jahre gemacht hatte, würde Ende 2004 endgültig Schluss sein. Er war sauer über die Menschen, die sich zwar als Pilger sahen, jedoch nicht bereit waren, sich zum Beispiel bei der Zubereitung des Abendessens einzubringen.

Wie gesagt: das ist nun auch schon ein paar Jahre her. Auf den 350 km sind uns/mir noch keine 5 Menschen begegnet. Heute ist das anders. Besonders ab Le-Puy sind viele unterwegs. U.a., weil das eine beliebte Wanderroute der Franzosen ist. Im Sommer kann es vorkommen, dass ein Wanderheim auf Tage ausgebucht ist, weil sich eine große Wandergruppe dort eingenistet hat. Das ist der Unterschied zu den Pilgerherbergen in Spanien, denn dort kann man nur eine Nacht bleiben (ausgenommen private Herbergen, die auf kommerzieller Basis betrieben werden).

...Ich vermute mal, dass man auf dem Jakobsweg deutlich günstiger unterwegs ist? Das wäre für mich als arme Studentin ein ausschlaggebendes Argument

Ja. 2008 habe ich Menschen getroffen, die nur 100 Euro die Woche ausgeben konnten. Das wird aber sehr eng. Herbergen kosten im Schnitt 7 Euro, da ist dann schon die Hälfte weg. Wie die das angestellt haben, kann ich mir nicht vorstellen, aber es geht offensichtlich. Ich habe im Schnitt 30 Euro am Tag ausgegeben. Allerdings habe ich niemals in den Herbergen gekocht. Restaurants gehen halt ins Geld. Sogar bei 10 Euro fürs allgegenwärtige Pilgermenü.

... Aber eine Frage- darf man am Camino francés wirklich zelten? Von offiziellen Campingplätzen habe ich noch nichts gelesen, und wildcampen dürfte bei diesen Massen an Pilgern/Wanderern wohl auch nicht gern gesehen sein. Oder zeltet man dann in den Dörfern oder wie ist das? Ein gutes Zelt hätte ich zwar, aber dafür, es ein- oder zweimal nutzen zu können, würde ich es nicht mitschleppen wollen...

Jein, darf man eigentlich nicht. Manchmal kann man auf dem Gelände einer Pilgerherberge das Zelt aufstellen. Tu dir einen Gefallen und lass das Zelt zu Hause. Du brauchst es wirklich nicht, es sei denn, du möchtest dem Betrieb in den Herbergen aus dem Weg gehen. Sogar einem Gruppenmuffel, wie ich einer bin, freut sich mit der Zeit aufs abendliche Herbergsleben und Zusammentreffen mit Menschen vom Weg. Nochmal. Ein Tienda de campaña ist überflüssig wie ein Kropf.

...Wobei es sicher ein Riesenunterschied ist, ob man das mit dem ganzen Gepäck mal einen Tag macht oder einen Monat lang

Wenn der Rucksack für den Jakobsweg komplett mit allem (auch mit der Regenjacke und dem Ersatzakku für die Kamera) mehr als 8 Kilo auf die Waage bringt, hast du einen Fehler gemacht.

Vielleicht solltest du mal das Buch "Ich bin dann mal weg" lesen. Hape Kerkerling ist in Nordspanien den Jakobsweg, auch ein alter Pilgerweg, längs gewandert.

OT: Dieser Jakobsweg ist der Jakobsweg um den er hier geht. Camino francés = DER Jakobsweg. Die anderen 10 oder mehr kennt eh kaum jemand.

Ich habe das Buch auch angelesen, es dann aber nach der Hälfte weggelegt!

Das "Interessante" an seinen Begegnungen mit anderen Wanderern war, dass er sich sehr genußvoll (und sehr voreingenommen) über sie lustig macht - danke bestens!
Das Buch zählt für mich zu den miesesten Büchern, die mit Wandern zu tun haben!

hosentreger

OT: Stimmt. Bei mir hat es nur zum Diagonallesen gereicht.

[Monika]

Kerkeling

OT: Da ich mich bisher um das Buch gedrückt habe, aber anscheinden jeder das Ding hat und für schlecht befindet: mag mir das mal jemand "leihen" (wir können ja auch eine Buch-Kette starten, ich würde es dann auch entsprechend weiterschicken) um mir (und gg. anderen) den Kauf zu sparen?

Monika

[Kenny]

AW: Trekkingautobahn gesucht!

OT: Also mir gefällt das Buch...