[UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

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  • Osprey67
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    [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

    Tourentyp
    Lat
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    Mitreisende

    Flowerdale Forest, Wester Ross


    Intro

    Die schottischen Highlands ziehen mich mit ihrer wildromantischen Schönheit, ihrem geheimnisvollen Lichtzauber und ihrem raubeinigem Charme schon seit über 25 Jahren in ihren Bann. Bin am liebsten querfeldein mit Sack und Pack unterwegs. Mein Trail-Portfolio beinhaltet unter anderem eine einmonatige Weitwanderung von Edinburgh ans Cape Wrath (2010), Abschnitte des Cape Wrath Trails sowie des Great Glen Ways und last but not least eine achtmalige Teilnahme am TGO Challenge.

    2013 habe ich mir dann meine persönliche Weitwanderroute durch die NW Highlands, den Wester Ross Trail, zusammengestellt. Der Trail, dessen vollständige Begehung je nach Wetterlage ca. 2 Wochen in Anspruch nimmt, verläuft überwiegend auf befestigten Wegen und führt in einem weiten Bogen von Inverness durch die North West Highlands auf die Redpoint Halbinsel und durch die Great Wilderness wieder zurück nach Inverness.

    Der erste Abschnitt des Trails folgt dem gut markierten Great Glen Way bis nach Drumnadrochit am Loch Ness. Danach schlängelt sich die Route via Glen Urquhart und Tomich auf Forstwegen ins wildromantisch schöne Glen Affric. Nach einem anspruchsvollen Intermezzo quer durch eine abenteuerliche Bergwildnis mit Trampelpfaden, wegelosen Passagen und Bachdurchquerungen erreicht der WRT bei Strathcarron die tief eingeschnittene Westküste. Vorbei an urweltlichen Tafelbergen und dunkel schimmernden Karseen windet sich der Trail über Bergpässe hinunter nach Torridon. Ein landschaftlicher Höhepunkt des Trails ist die Wanderung auf Küstenpfaden um die vom Atlantik umschäumte Redpoint Halbinsel. Bei blauem Himmel reichen die Panoramablicke bis zu den Äußeren Hebriden. Mit dem malerisch gelegenen Loch Maree streift die Route einen der schönsten Seen Schottlands. Von Poolewe führt die Route wieder ins Landesinnere durch das erhabenste Wildnisgebiet Großbritanniens, den Fisherfield Forest. Mit der Überquerung der Western Fannichs lässt der Trail die North West Highlands hinter sich. Durch eine heidekrautbewachsene Hügellandschaft und liebliche Täler geht es auf Schotterpisten und verträumten Landsträßchen bis nach Muir of Ord, wo eine Whisky Distillery (Glen Ord) auf durstige Kehlen wartet. Dem Nordufer des Moray Firth folgend gelangt man wieder an die Nordsee und über die Kessock Bridge zurück nach Inverness.

    Die Redaktion des britischen TGO Magazins (The Great Outdoors) war von dieser Route derart angetan, dass sie in der Mai-Ausgabe 2014 einen 6-seitigen Artikel darüber veröffentliche. Mittlerweile habe ich mir auch eine Homepage mit den wichtigsten Trail-Infos zusammengestellt.

    Im September 2016 bin ich dann noch einmal den Abschnitt zwischen Torridon und den Fannichs nachgewandert. Hiervon handelt der folgende Bericht.

    To be continued (The Highlands are calling) …
    Zuletzt geändert von Osprey67; 22.02.2017, 11:41.

  • codenascher

    Alter Hase
    • 30.06.2009
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    #2
    AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

    Freu ma

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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    • Borderli
      Fuchs
      • 08.02.2009
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      #3
      AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

      Fängt gut an. Bitte weitermachen!

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      • Osprey67
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        • 21.10.2014
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        #4
        AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

        Mache Schottland-Junkies doch gerne glücklich


        14. September 2016: Anreise Inverness

        Da ich im Westen der Alpenrepublik zuhause bin, ist München mein bevorzugter Abflughafen nach Schottland. Leider sind seit ein paar Jahren die Abflug- bzw. Ankunftszeiten (Edinburgh 23.10 Uhr) des easyJet Direktfluges nach Edinburgh alles andere als passagierfreundlich gestaltet. Daher geht es diesmal – ebenfalls mit easyJet – vom EuroAirport Basel-Mulhouse in Schottland´s Kapitale.

        Bei der Sicherheitskontrolle passiert mir dann ein peinliches Malheur. Mein Daypack wird herausgefischt und einer näheren Prüfung unterzogen. Dabei taucht ein kleines, unverfängliches Schweizermesser auf. Mir schwant übles. Eine Mitarbeiterin des Sicherheitspersonals weist mich dezent darauf hin, dass ich mich nicht von der Stelle rühren dürfte. Die Polizei wäre verständigt und man würde meine Daten aufnehmen. Was mich dann erwartet, jagt mir einen mächtigen Schrecken ;) ein. Die behördliche Amtshandlung entpuppt sich als martialisch ausgestattetes, finster dreinblickendes 6-köpfiges Rollkommando der französischen Polizei. Während mir die Knie schlottern, nimmt der Capo das Corpus Delicti mit der mehr als handbreiten Klinge näher in Augenschein. Gott sei Dank kostet ihm die ganze Angelegenheit nur ein müdes Lächeln und die Staatsgewalt lässt mich ungeschoren weiterziehen. Der Heldentod bleibt mir somit erspart. Der Stein des Anstoßes wird eingezogen und gegen eine Kaution beim Infoschalter hinterlegt.

        Der Flug nach Edinburgh verläuft dann ohne weitere Komplikationen. Wieder einmal trifft der Flieger mit Verspätung ein. Der wartende Airlink Bus in die City ist übervoll und fährt ohne mich ab. Etwas Stress kommt auf, da ich unbedingt den nächsten Citylink Bus nach Inverness erwischen möchte. In Inverness wartet ein B&B auf mich. Dort wäre man froh, wenn ich noch vor 20.00 Uhr auftauchen würde. In der Princess Street verlasse ich den Bus eine Station zu früh. Im hechelnden Sauseschritt geht´s vorbei an Horden von Städteurlaubern weiter zur St. Andrew`s Square Bus Station. Als ich dann endlich im Bus bin, verbleiben mir noch 5 min. Zeit bis zur Abfahrt. Uff, das war knapp. Auch wenn ich lieber mit der Bahn Richtung Hochland losstarte, hat auch die Anfahrt mit dem Bus ihre Reize. Die Überquerung des Firth of Forth ist immer wieder ein besonderes Erlebnis. Links wird eine dritte Brückenkonstruktion, welche die bestehende Forth Road Bridge entlasten soll, hochgezogen. Zu meiner Rechten erstrahlt die altehrwürdige Forth Railway Bridge in neuem Glanz. Bei Perth tauchen am nördlichen Horizont die ersten Ausläufer der Highlands auf. Ein Anblick bei dem mein Abenteurerherz Sprünge macht. Auf dem Abschnitt durch den Cairngorms National Park wird die A9 auf vier Spuren ausgebaut. Die Bagger wühlen sich links und rechts der Straße gefräßig durch die Kiefernwälder und ringen der schottischen Landschaft ein weiteres Stück grüner Natur ab.



        Nur wenige Minuten über der Zeit trifft der Bus in einem nebelverhangenen, etwas verdrießlich wirkenden Inverness ein. Mein B&B in der an B&Bs nicht gerade armen Fairfield Road erweist sich als wahrer Glücksgriff. Im heimelig eingerichteten Zimmer wartet ein Gläschen Single Malt auf mich. Komme schon seit über 25 Jahren nach Schottland, aber einen solch flüssigen Willkommensgruß gab´s noch nie. Nachdem ich meinen vollgestopften ULA Circuit Rucksack abgelegt habe, mache ich mich hungrig auf den Weg ins Zentrum auf der Suche nach einem Restaurant. Auf Empfehlung meiner B&B Gastgeberin lande ich im „Zizzi“. Ein hell designter Kettenitaliener mit Blick auf den River Ness. Habe echtes Glück und muss nur kurz auf einen freien Tisch warten. Das Essen schmeckt vorzüglich und die Atmosphäre lädt zum genussvollen Absacken mit Birra Peroni und Aqua minerale ein. Feeling groovy.



        Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu.
        Zuletzt geändert von Osprey67; 22.02.2017, 11:45.

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        • Osprey67
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          #5
          AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

          15. September 2017: Gestrandet im Nirgendwo

          Nach einem vorzüglichen Scottish Breakfast (mit der Lachsvariante) in netter Gesellschaft schultere ich meine Siebensachen und ziehe meines Weges. Bei Craigdon Mountain Sports in der Academy Street besorge ich mir noch eine Gaskartusche und sonstigen Krimskrams und hole beim freundlichen Personal den aktuellen Bergwetterbericht ein. Die Prognose für die kommenden Tage ist nicht gerade vielversprechend. Windiges, kühles und regnerisches Westwetter sollte die nächsten Tage bestimmen. Immerhin ist etwas Sonne auch dabei. Nach einem Abstecher zum Morrison (Super Market) mache ich mich auf den Weg zur Station und löse mir ein Ticket für den 11.00 Uhr Zug von Inverness nach Kyle of Lochalsh. Durch die Wartehalle der Inverness Station weht ein Hauch von Abenteuer. Mit mir tummeln sich auch andere Trekker vor der Absperrung zu den Bahnsteigen.


          Bergszenerie bei Torridon

          Nach einer gefühlten Ewigkeit bekommen die wartenden Passagiere vom gravitätisch auftretenden Stationspersonal das heiß ersehnte Zeichen zum Durchschreiten der Ticketkontrolle. Der Zug ist nur halbvoll als er Richtung Beauly Firth losruckelt. Freue mich schon auf die Panoramafahrt. Zu früh gefreut. In Dingwall entert eine englische Reisegruppe den Zug und füllt die Waggons bis auf den letzten Platz. Wäre ich doch nur auf meinem Zweiersitz in Fahrtrichtung geblieben. So nehme ich halt mit der Gesellschaft älterer englischer Ladies vorlieb. Eine florale Duftwolke von Laura Ashley durchzieht das Zuginnere. Die Bahnstrecke zwischen Garve und der Westküste verzaubert durch ihre landschaftliche Schönheit und die offene Weite der Landschaft. Draußen wachsen die Berge allmählich in die Höhe. Auf den vorbeiziehenden Seen tänzeln die Sonnenstrahlen.

          In Strathcarron wartet der Kleinbus von DMK Motors auf Fahrgäste. Hinter dem Chauffeur hat schon ein reichlich betagter, etwas verwahrloster Herr namens Finlay Platz genommen. Er scheint dem Alkohol mehr zugetan zu sein als ihm gut tut. Vor dem Spar in Lochcarron legt der Busfahrer einen Zwischenstopp ein, damit sich ein Teil der Passagiere mit Lebensmitteln eindecken kann. Auch der ältere Highlander nützt die Gelegenheit. Er muss wohl jeden Penny zweimal umdrehen. Aus dem Laden bringt er nur eine Packung Billig-Ravioli mit. Beim Community Centre von Lochcarron steigt er aus dem Bus. Der Fahrer schickt ihm noch ein frech saloppes „Finlay don´t get too much crack“ nach. Hinter Kishorn zieht ein klassisches Highland-Panorama mit Lochs, Bens, Humps and Bogs an meinen Augen vorüber. Freue mich auf das Draußensein. Nach Shieldaig bin ich der letzte Passagier im Bus. Last man rolling. Der Fahrer drückt auf das Gas und nimmt die kurvenreiche Strecke entlang des Loch Torridons mit Vollspeed. Bin heilfroh, als ich in Torridon endlich an die frische Luft komme. Um mich herum türmt sich eine Bergkulisse von grandioser Erhabenheit empor. Bevor es losgeht, statte ich dem gut ausgestatteten Torridon Store & Cafe noch einen Besuch ab. Mit einem Cappuccino und einer Karotten-Ingwer-Suppe stimme ich mich auf die kommenden Tage ein. Im Hochland etabliert sich mehr und mehr eine Cafe-Szene. Die muffigen Tearooms früherer Tage werden immer seltener. Für mich als leidenschaftlichen Kaffeetrinker kein großer Verlust.


          Torridon

          Es ist bereits nach 14.00 Uhr als ich endlich in die Gänge komme. Eigentlich will ich es heute noch zur MBA Bothy nach Craig schaffen. Frage mich jedoch, ob ich mir da nicht zu viel vornehme … Zuerst folge ich dem schmalen Küstensträßchen Richtung Diabaig. Nach einem kurzen Asphalthatscher nehme ich die Abzweigung zum herrschaftlichen Torridon House. Der Weg windet sich durch üppig grüne Wäldchen voller wuchernder Rhododendronsträucher der Küste entlang. In mir ein unbändiges Gefühl von Freiheit und Abenteuer In Alligin Shuas lokalisiere ich mit Hilfe der Karte den Beginn des Küstenpfades nach Diabaig. Für mich Neuland. Hab um den Küstenpfad bislang einen Bogen gemacht, weil der Abstieg hinunter nach Diabaig als ziemlich heikel verrufen ist. Bin jedoch in bester Stimmung und bereit für jedes Wagnis. Schade, dass sich der Himmel immer mehr eintrübt. Bei sonnigem Wetter genießt man von hier einen grandiosen Ausblick auf die zyklopenhaften Bergriesen von Torridon und die halbstarke Entourage der Coulin Hills. Die Wanderung entlang des Küstenpfades bietet Offroad-Abenteuer vom Feinsten. Anmutig schlängelt sich der Weg um Landvorsprünge und klettert steile Hügelflanken hoch. Unter mir kocht das wogende Meer. Ein Steinadler leistet mir für eine kurze Zeit Gesellschaft. Dann entschwindet er in den Wolken. Bei blauem Himmel muss diese Küstenwanderung ein einziger Traum sein. Leider spielt das Wetter nicht mehr mit. Erste Regentropfen fallen von oben. Komme gut voran. Eine Stelle erfordert eine kurze Kraxelei. Aber alles im grünen Bereich. Bin bereits im Verzug. Mit Craig wird es heute wohl nichts mehr. Halte nach potentiellen Zeltplätzen Ausschau. Leider bietet das felsige Vorgebirge zwischen Loch Torridon und Diabaig keine geeigneten Flächen. Das dicht an dicht stehende Heidekraut überwuchert alles. Auch ist der Untergrund mit Feuchtigkeit vollgesogen. Bei Port Laire gäbe es um ein weiß getünchtes Cottage herum genügend Platz für ein Zelt. Nur ist es von einer Aussteigerfamilie bewohnt und ein Besuch zu so später Stunde würde wohl eher als Überfall aufgenommen werden. Laufe daher weiter. Der Regen wird immer intensiver. Das Sichtfeld unter der Kapuze immer diffuser.


          Auf dem Küstenpfad zwischen Alligin Shuas und Diabaig

          Nach zwei Stunden komme ich endlich am anderen Ende der Halbinsel heraus. Das letzte Stück des Weges vor Diabaig zieht sich durch eine klippenreiche, himmelwärts ragende Bergflanke. Ausgesetzt führt der Pfad auf eine aussichtsreiche Plattform hoch. Unter mir tauchen in der einbrechenden Dunkelheit die ersten Häuser von Diabaig auf. Sehe mich schon bei einem Bierchen im dortigen Seafood Restaurant sitzen. Auf einmal verschwindet der Pfad in der Tiefe. Vor mir fällt das Gelände steil ab. Ein Anflug von Panik überkommt mich. Nachdem ich den Rucksack abgesetzt habe, sondiere ich die Felspartien unter mir. Zwei Rinnen führen durch eine zerklüftete Felswand auf ein schmales Band hinab. Ich versuche es zuerst mit der rechten Rinne. Mich an Gestrüpp klammernd, klettere ich im strömenden Regen ein kleines Stück ab. Mir wird jedoch gleich klar, dass ein weiterer Abstieg auf dem rutschigen Untergrund fatal wäre. Auch die linke Rinne führt in unsicheres Terrain. Ich verzichte daher auf einen weiteren Versuch. Viel zu riskant. Zwischen großen Blöcken stelle ich notdürftig mein Tarp (SMD Gatewood Cape) auf und richte mich für eine ungemütliche Nacht in den Klippen oberhalb von Diabaig ein. Bin mittlerweile so erschöpft und ausgekühlt, dass ich auf das Abendmahl verzichte und stattdessen gleich in den Schlafsack schlüpfe. Aufgewühlt wie ich bin, will sich kein Schlaf einstellen. Komme mir wie ein gestrandeter Möchtegern-Abenteurer vor


          Notlager in den Klippen oberhalb von Diabaig
          Zuletzt geändert von Osprey67; 22.02.2017, 11:50.

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          • Meer Berge
            Fuchs
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            #6
            AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

            Sehr schöne Tour!
            Ich bin sie vor ein paar Jahren anders herum gelaufen. Auch um die Diabaig-Halbinsel. Wir standen unten vor deinen Klippen. Rauf ging. Ich meine, es hing sogar ein altes Seil da. Für meine Freundin war das aber ein kleiner Schocker, da rauf zu müssen. Es war ihre allererste Trekkingtour, das erste Mal wandern, das erste Mal mit großem Rucksack, ... Aber sie kam dann auch rauf.
            Auf dieser Halbinsel haben wir immer wieder feral goats getroffen, die wilden Ziegen mit Hörnern wie Steinböcke.

            Bin gespannt, wie es weiter geht. Da kommen schöne Erinnerungen auf.

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            • KaffeeSchwarz
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              • 13.01.2017
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              #7
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              Hallo,

              die Beiträge lesen sich richtig gut. Schottland interessiert mir auch schon seit einer Weile und Freunde berichten nur gutes. Die Bilder machen Lust auf Mehr. Weiter so!

              LG,

              Udo

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              • Osprey67
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                #8
                AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                Hallo Meer Berge!

                Ich danke dir für die interessante Info. Habe mich vor der Tour im Internet über die Wanderung durch die Diabaig Halbinsel erkundigt. Auf Walkhighland.co.uk wird der Start ab Diabaig empfohlen. Die felsige Stelle mit dem angebrachten Seil sollte jedoch ziemlich schmierig sein. Bin nur froh, dass ich den Abstieg nicht gewagt habe. Das wäre ins Auge gegangen ... Feral Goats sind mir auf der Halbinsel leider keine begegnet.

                Kann den Wester Ross Trail jeden nur empfehlen. Die zwei Wochen haben es voll in sich. Soviel geballte Schönheit muss man/frau gesehen haben.

                Hallo Udo!

                Freut mich, dass mein Schreibstil und meine Bilder Gefallen finden

                Bleibe gerne dran!

                LG
                Markus

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                • codenascher

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                  #9
                  AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                  Diese Feral Goats haben wir 2013 südlich des An Teallach ebenfalls gesehen, kurz vor erreichen der Shenaval Bothy. Hab mich damals riesig gefreut, ohne zu wissen worum es sich genau handelt - mountain goats hab ich im RB geschrieben.

                  Mir gefallt dein Schreibstil auch ausgesprochen gut, von den Bildern darfst gerne noch ein paar mehr pro Reisetag reinstellen.

                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                  meine Weltkarte

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                    #10
                    AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                    Liest sich sehr schön. Bitte gerne schnell und mit vielen Bildern weiter schreiben. Genau diese Ecke wird von mir im Herbst auch bewandert.
                    Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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                    • Ziz
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                      #11
                      AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                      Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
                      Nein.

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                      • Osprey67
                        Anfänger im Forum
                        • 21.10.2014
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                        #12
                        AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                        16. September 2017: Meeresrauschen und Narrenkastl schaun

                        Nach einer durchwachsenen Nacht schaffe ich es nur mit Mühe aus dem Schlafsack. Mein Kopf brummt vor Müdigkeit. Werfe einen Blick nach draußen. Der fast wolkenlose Himmel bringt die Lebensgeister wieder zurück. Schlaftrunken torkle ich aus dem Tarp hinaus. Hab mir da einen luftigen Adlerhorst als Nachtlager ausgesucht. So ausgesetzt der Platz ist, so herrlich schön ist das Panorama vor meinen Augen. Das Meer schmiegt sich sanft wie ein schlafender Riese an die Küste. Zum Frühstück genehmige ich mir nur einen Instant-Kaffee und einen Mars-Riegel. Dann geht´s ans Packen. Nach einer Nacht mit einer homöopathischen Dosis Schlaf eine leidige Tortur.


                        Logenblick von meinem Nachtlager oberhalb von Craig

                        Nachdem mir der Abstieg nach Diabaig versperrt ist, laufe ich ein Stück des gestrigen Weges wieder bis zum Loch a´Bhealaich Mhoir zurück. Möchte über einen Sattel unterhalb des Meall Ceann na Creige zum Sträßchen nach Diabaig gelangen. Passe höllisch auf, dass ich auf den feuchten Steinen nicht ins Rutschen komme. Die Umgehungsroute über den Bealach erweist sich als gute Alternative. Komme im weglosen wenn auch durchnässten Gelände zügig voran. Die Sonne kitzelt mein Gesicht Bin wieder ganz in meinem Element. Die Blicke wandern zurück über den Upper Loch Torridon auf die Applecross Halbinsel. Oberhalb des Loch a´Mhullaich gerate ich in abschüssiges Gelände. Felsriegel versperren den Weg nach unten und drängen mich nach oben ab. Im Nebel möchte ich da nicht gerade herumirren. Finde eine Bresche, die mir einen Abstieg ermöglicht. Der Untergrund ist teilweise arg rutschig und bringt mich immer wieder ins Schlingern. Ausnahmsweise bin ich einmal nicht unglücklich, als meine Wanderschuhe wieder Asphalt unter den Sohlen haben.


                        Übergang unterhalb des Meall Ceann na Creige

                        Mit Karambo & Karacho stürme ich Diabaig entgegen. Die Ansammlung von Cottages und Crofts, die auf eine Wikingergründung zurückgeht, befindet sich in paradiesischer Lage. Am westlichen Horizont dümpeln die Inseln Raasay und Skye vor sich hin. Beneide die Zweit- und Drittwohnungsbesitzer, die sich hier ihren Lebenstraum erfüllt haben. Hoffe, dass das Örtchen niemals auf einer „Must-see“ Liste irgendeines Lifestyle-Magazins auftaucht und der Schickeria zum Opfer fällt. Leider ist es für das Seafood Restaurant, welches untertags auch als Cafe betrieben wird, noch viel zu früh. So schwenke ich auf den Küstenpfad nach Craig ein. Für mich die schönste Küstenwanderung ganz Schottlands. Und immer noch ein Geheimtipp. Der Weg nach Craig wurde vor einigen Jahren wieder hergerichtet und lädt zum genussvollen Wandern ein. Lasse mein Blicke in die Ferne schweifen. Bis zu den Äußeren Hebriden. Im Osten ragen die Sandsteinkolose der Torridon Mountains wie Schiffsbuge in den Himmel. Gen Norden lugt der Sandstrand von Red Point hervor. Komme auf dem gut angelegten Pfad flott voran. Schaffe es ab der Abzweigung in etwas mehr als einer Stunde nach Craig. Zwischendurch lasse ich mir Zeit zum Staunen und Schauen.


                        Am Pfad von Diabaig nach Craig

                        Die Bothy bei Craig liegt nahe am Paradies. Craig wurde einmal als Jugendherberge der Scottish Youth Hostel Association geführt. Mit der Zeit wurde der Unterhalt des Gebäudes dann doch zu teuer und dieses der Mountain Bothy Association übergeben. Trete in das Innere des Gebäudes ein. Wie es scheint, dürfte eine größere Gruppe hier eine feuchtfröhliche Nacht verbracht haben. Im Aufenthaltsraum liegen verschiedenste Lebensmittel, Hochprozentiges und allerlei Outdoorkram herum. Ein echtes Tohuwabohu. Die Besitzer scheinen ausgeflogen zu sein. Lege meinen Rucksack ab. Bereite mir auf dem Gaskocher ein leckeres Outdoorgericht von Real Turmat zu. Das Ganze spüle ich mit einer Cola und einer Tasse Tee hinunter. So lässt sich´s leben. Nachdem ich meinen Rucksackinhalt wieder organisiert habe, mache ich mich auf den Weiterweg nach Red Point. Als ich Craig Lebewohl sage, tauchen die Urheber des Saustalles auf. Zwei polnische Pärchen, die es mit dem Bothy Code wohl nicht so genau nehmen.


                        Craig Bothy mit Umgebung


                        Craig Bothy

                        Der Pfad von Craig nach Red Point ist leider das unrühmliche Gegenteil seines südlichen Vetters. Das Vorankommen gestaltet sich um einiges mühevoller. Unzählige Generationen von Wanderern und Schafen haben aus dem Weg einen tief ausgespülten Hindernisparcours gemacht. Zwischendurch verliert er sich im Heidegestrüpp oder bricht zur See ab. Der Blick hinaus auf das Meer entschädigt jedoch für die unzähligen Zickzack-Manöver. Gegen 15.00 Uhr treffe ich in Red Point ein. Der Tag ist relativ jung und ich könnte wohl so einige Kilometer noch hinter mich bringen. Entscheide mich jedoch für ein luftig frisches Wild Camp in den Dünen. Träume seit den 1990er-Jahren davon. Das Tarp ist schnell aufgebaut und windfest vertäut. Dann schlüpfe ich in die Shorts und stapfe barfuß durch die Dünen zum goldbraunen Sandstrand hinunter. Das Wetter könnte nicht besser sein. Die Idylle nicht schöner. Mit mir genießt noch ein kleines Häufchen unerschrockener Naturliebhaber die besondere Magie des Ortes. Wage mich bis zu den Oberschenkeln ins Meer hinein. Die Wassertemperatur ist angenehm und verleitet mich fast zu einem Bad im Meer. In Unkenntnis der Strömungsverhältnisse vor Ort verzichte ich jedoch darauf. Möchte nicht vor Harris an Land gespült werden. Zur Belohnung für die Unannehmlichkeiten der letzten Nacht genehmige ich mir eine kleine Zigarre und schaue den Wolken beim Bummeln zu


                        Red Point (eine ehemalige Fischereistation)


                        Wild Camp in den Dünen von Red Point

                        Der Tag klingt in einem Lichtermeer von Abendfarben aus. Nachdem die letzten Touristen weg sind, trauen sich auch die Locals respektive die heimische Schaf- und Rinderpopulation wieder aus ihrer Deckung. Misstrauisch beäugen sie den Eindringling, der ihnen wohl den besten Futterplatz vor der Nase weggeschnappt hat. Eine stattliche Kuh schnaubt vor Groll und würde das Zelt wohl am liebsten in den Sandboden stampfen. Genieße die Abendstimmung bis zum letzten Strahl der untergehenden Sonne. Möchte jetzt nirgendwo anders sein. Dafür lasse ich jeden Wellnesstempel links liegen.


                        Protestfuttern für zeltfreie Weiden
                        Zuletzt geändert von Osprey67; 03.02.2017, 12:58.

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                        • Glenfiddich
                          Erfahren
                          • 19.02.2012
                          • 278
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                          #13
                          AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                          oh man, das ist schön mit dir zu gehen. Danke.

                          Menschen die mit einem Tarp in SCO unterwegs sind müssen aus einem anderen Holz geschnitzt sein als ich, oder liegt es daran das mein Holz schon die Mitte 50 überschritten hat und faulig wird ?
                          Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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                          • Osprey67
                            Anfänger im Forum
                            • 21.10.2014
                            • 36
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                            #14
                            AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                            17. September 2016: High Noon in den Highlands

                            Sanftes Meeresrauschen kündigt den Beginn eines neuen Tages an. Um mich herum liegt noch alles im Dornröschenschlaf. Draußen ist es wolkig. Mach den Gaskocher an und bereite mir ein Früchte-Porridge zu. All is well. Beinahe. Unter meiner Liegematratze haben sich während der Nacht kleine Sandpolster angesammelt. Spüre den Sand sogar zwischen meinen Zähnen. Muss wohl durch den Wind ins Zelt hineingekommen sein. Als ich das Tarp mit Innenzelt abbaue, stelle ich zu meinem Schrecken fest, dass das Dünengras einem Nagelbrett alle Ehre macht. Ein nadelspitzer Halm hat sich durch den dünnen Zeltboden und die Tyvek-Unterlage gebohrt. Immerhin hat meine Exped-Matte nichts abbekommen. Verstaue meine Ausrüstung im Rucksack und mache mich auf den Weg Richtung Redpoint Farm.

                            Der Farmweg wird am anderen Ende zu einer Matschpiste. Nach der Redpoint Farm lande ich wieder auf Asphalt. Auf dem schmalen Küstensträßchen geht es herrlich ruhig zu. Draußen auf dem Minch pflügt ein einsames Schiff durch die Wellen. Fühle mich frei wie der Wind. Als die Straße eine Anhöhe erklimmt, wittere ich Gefahr in der Luft. Dass darf doch nicht wahr sein! Vor mir lümmeln tatsächlich die Puffy Angels am Straßenrand. Die härteste Gang zwischen Gairloch und Torridon. Komme mir wie in "High Noon" vor. Der einsame Held alleine gegen die ganze Bande. Bleibe jedoch cool. Spüre, dass bei der anderen Seite die Nerven zu flattern beginnen. Als ich einen Schritt vortrete, erleidet die Bande einen halben Nervenzusammenbruch und nimmt schnurstracks reißaus. Zur Strafe lasse ich sie vor mir in Reih & Glied antreten und bei ihren Grannies schwören, nie mehr wieder an der Straße herumzulümmeln.


                            Die Puffy Angels


                            High Noon bei Redpoint

                            Komme zügig voran. Bei South Erradale würde der Wester Ross Trail die Straße verlassen und einen Abstecher durch eine kahle Heidekrautsteppe machen. Entscheide mich jedoch dafür auf der Straße zu bleiben. In Badachro wartet ein prämiertes Seafood Pub auf hungrige Reisende und durstige Segler. Als ich dort eintreffe, platzt der Traum von einem Lunch Meal. Das Pub wurde vor kurzem dichtgemacht und steht zum Verkauf. Da Badachro als kleines Nest sonst nichts zu bieten hat, halte ich mich nicht länger auf und kehre auf das Küstensträßchen Richtung Gairloch zurück. Nach einem kleineren Gewaltmarsch erreiche ich die Abzweigung zur A 832 bei Kerrysdale. Der Wester Ross Trail zweigt hier auf einen Karrenweg Richtung Loch Maree ab, von wo er dem Tollie Path nach Poolewe folgt. Ein Wandergenuss mit einem malerisch schönen Berg-und Seenpanorama. Da die Zeit etwas knapp wird, entscheide ich mich für die eintönige Straßenvariante über Gairloch. Im Old Inn in Gairloch strecke ich die Beine aus und stärke mich mit einem Pint und einer köstlichen Tomatensuppe. Dann heißt es wieder auf die Straße hinaus. Die A 832 zwischen Gairloch und Poolewe verleitet so manchen zum Vollgas geben. Die Wanderung entlang des Straßenbanketts ist ein einziger Spießrutenlauf. Dafür entschädigt die grandiose Landschaft der North West Highlands für die Mühen.


                            Loch Bad a´Chrotha


                            Gairloch Sands

                            In Poolewe checke ich im dortigen Hotel ein. Bekomme ein komfortables Zimmer mit Bad in einem Nebengebäude. Am früheren Abend schaue ich ins Restaurant und hoffe, dass ich als Hausgast einen Tisch zugewiesen bekomme. Werde leider enttäuscht Das Restaurant ist bis auf den letzten Tisch voll. Für die Gäste des nahe gelegenen Campingplatzes bietet das Poolewe Hotel die einzige Möglichkeit für ein Essen außerhalb des eigenen Campmobils. Muss mich derweilen mit zwei Pints an der Theke begnügen. Der Abend wird jedoch noch recht vergnüglich. Schließe Bekanntschaft mit einer quirligen Amerikanerin, die mit ihrer Mutter für zwei Wochen durch Schottland unterwegs ist. Mit einem Schweizer und ein paar Pints halte ich es dann bis zur Sperrstunde aus. Der sympathische Schweizer hat sich nach einem Burnout eine Auszeit in den Highlands genommen und genießt die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Hochländer. Er bewundert meinen Abenteuergeist und meint, dass Österreicher so viel cooler als Schweizer seien. Bin zwar nicht Felix Baumgartner, hab aber sonst nichts dagegen einzuwenden
                            Zuletzt geändert von Osprey67; 09.02.2017, 14:59.

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                            • Wanderreiterin
                              Erfahren
                              • 10.01.2010
                              • 343
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                              #15
                              AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                              Na toll.... Jetzt hab ich wieder einen dieser Reiseberichte erwischt.... die noch nicht fertig sind Und dabei ist es spannend und gut geschrieben Voll gemein - bitte schnell weiterschreiben!
                              Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben. Abraham Lincoln

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                              • Rainer Duesmann
                                Fuchs
                                • 31.12.2005
                                • 1642
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                                #16
                                AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                                Klasse Arbeit, Respekt.
                                Gerne mehr.
                                Rainer
                                radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

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                                • Borderli
                                  Fuchs
                                  • 08.02.2009
                                  • 1734
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                                  #17
                                  AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                                  Schöner Bericht aus einer schönen Gegend. Einiges davon kenne ich persönlich, einiges will ich nicht persönlich kennenlernen ( ), und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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                                  • Osprey67
                                    Anfänger im Forum
                                    • 21.10.2014
                                    • 36
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                                    Hallo Glenfiddich, Wanderreiterin, Rainer & Borderli,

                                    ich freue mich über die lobende Rezension meines Schottland-Berichtes und hoffe, dass ihr mir weiterhin gewogen bleibt

                                    Osprey


                                    18. September: In die Letterewe Wilderness

                                    Im Frühstücksraum des Poolewe Hotels geht es lustig zu. Die Mutter der quirligen Amerikanerin erweist sich als aufgeweckte Dame mit viel Sinn für Humor. Während die Gäste ihr opulentes Scottish Breakfast genießen, steht sie von ihrem Stuhl auf und wünscht der schmatzenden Schar mit einem strahlenden Lächeln einen wunderprächtigen Morgen. „What a beautiful morning. The sun is shining outside. I wanna see you smile“. Betretenes Schweigen erfüllt den Saal. Für mich ein sympathischer Start in den Tag. Für so manch anderes Gemüt wohl eher eine wenig geziemliche Unartigkeit. Ich räume mein Zimmer und mache mich auf den Weg zur Rezeption. Im Innenhof des Hotels werde ich von der quirligen Amerikanerin zum Abschied ganz fest gedrückt. Ich soll auf mich aufpassen. So werden wohl nur wahre Explorer in die Wüste geschickt.


                                    Rush Hour Time in Poolewe

                                    Der Himmel über Poolewe zeigt sich in einem matten Grau, als ich das Hotel verlasse. Ein bleierner Schatten schwebt über den Bergen des Letterewe Forest. Für den späteren Vormittag kündigt der Wetterbericht Regen an. Der dunkle Himmel drückt etwas auf die Stimmung. Laufe ein Stück der A 832 entlang bevor ich bei Srondubh hinter einem Gebäudekomplex Richtung Kernsary einschwenke. Schon nach wenigen Schritten bleibt die Zivilisation hinter mir zurück. Folge einem bestens ausgebauten Pfad, der vom National Trust for Scotland (NTS) angelegt wurde. Der Weg führt mich durch ein hügeliges Gelände mit felsigen Kuppen, bemoosten Findlingen und violett blühenden Heidekrautteppichen. Junge Kiefern und Laubbäumchen säumen den Weg. Ein Abkömmling des einstigen kaledonischen Waldes erblüht wieder zu neuem Leben. Der Trust hat hier tolle Arbeit geleistet. Wandere wie auf Wolke Sieben. Ein mystischer Schleier hüllt alles in märchenhaftes Licht. Sonnenstrahlen tauchen den Loch Kernsary in eine Szenerie aus flüssigem Gold. Dahinter leuchtet ein Cottage in hellem Weiss. Eine Impression aus einer keltischen Anderswelt. Nur schade, dass das Wetter nicht mitmacht. Von Westen drängen dunkle Regenwolken herein. Schaue, dass ich weiter komme.


                                    Loch Kernsary

                                    Hinter Kernsary setzt der angekündigte Regen ein. Hole aus dem Rucksack meine Regenjacke hervor. Vor einem Torgatter stoße ich auf eine Gruppe erschöpft auf dem Boden kauernder Jugendlicher. Es sind Student/innen, die am Duke of Edinburgh Award Programm teilnehmen. Zusammen mit zwei weiteren Gruppen sind sie vor vier Tagen in Lochluichart zu einer mehrtägigen Outdoor-Unternehmung aufgebrochen. Heute geht es wieder zurück Richtung Zivilisation. Schäkere mit einer Teilnehmerin, die mit violett lackierten Fingernägeln auf Tour ist. Ich sage ihnen Lebewohl und setze meine abenteuerliche Wanderung fort. Die nächsten eineinhalb Kilometer verlaufen auf einem Landrover Track durch eine monotone Fichtenplantage. Stellenweise geht es nur mühsam voran. Immer wieder erfordern tiefe Schlammpfützen einen kleineren Umweg. Unterwegs treffe ich auf die beiden Nachzüglergruppen. Ihren Gesichtern ist unschwer die Freude anzusehen, es bald nach Poolewe geschafft zu haben. Dort wartet bereits ein Bus, der sie wieder in ihr durchgestyltes Leben zurückbringt. Als ich den Fichtenforst hinter mich bringe, kommt mir aus der Gegenrichtung eine drahtige Rucksackwanderin entgegen. Eine Bergführerin, welche die Jugendlichen als eine Art Supervisorin begleitet. Sie greift nur dann ein, wenn Not am Mann oder der Frau ist. Mit zwei der Teilnehmer hat sie noch ein Hühnchen zu rupfen. „The teenage brain is a strange thing“, klingt es etwas resigniert. Nach einem Disput über den richtigen Kurs hätten sich zwei Studenten einfach von ihrer Gruppe abgesetzt und seien planlos in die falsche Richtung gelaufen. Zurück in die Wildnis. Sie konnte die beiden Ausreißer erst nach einer längeren Aufholjagd wieder stellen und mit ihrer Gruppe vereinen. Dann eilt sie weiter um nicht den Anschluss zu verlieren.


                                    Duke of Edinburgh Award Aspiranten unterwegs nach Poolewe

                                    Die umgebende Landschaft wird mit jedem Schritt, den ich Richtung Osten vorankomme, unwirtlicher und wilder. Ich tauche ein in eine raue Bergwelt von schroffer Erhabenheit und ungezähmter Schönheit. Durchweht von der torfigen Luft des schottischen Hochlandes. Ein unbändiges Gefühl von Freiheit beflügelt meine Schritte. Am frühen Nachmittag stoße ich auf den künstlich aufgeschütteten Damm zwischen Fionn Loch und Dubh Loch. Das andere Ende des Dammes ist auch als Eingangstor zur berüchtigten Whitbread Wilderness bzw. zur Great Wilderness bekannt. Colonel Whitbread war ein viktorianischer Exzentriker, der über ein großes Vermögen verfügte und sich die Bergwelt des Fisherfield Forest als privates Jagdparadies einverleibte. Gewöhnlichen Sterblichen war der Zugang zu dieser Wildnis verboten. Die Spanischen Reiter links und rechts des Dammes zeugen noch von dieser feudalistischen Attitüde. Überquere den Damm. Auf der gegenüberliegenden Seite finde ich am Dubh Loch eine offene Grasfläche. Ein traumhaft schöner Platz zum Zelten. Auch wenn es erst 15.00 Uhr ist, entscheide ich mich dafür das Tarp aufzubauen. Habe vor hier abzuwettern. In der Hoffnung, dass der nächste Tag Sonne bringt und ich Schottland´s schwer zugänglichsten Munro, den A´Mhaighdean, besteigen kann.


                                    Am Ufer des Fionn Loch

                                    Als das Tarp steht, genieße ich die Abgeschiedenheit des Ortes in vollen Zügen. Die Spaghetti Bolognese von Lyo Food schmecken fast wie beim Italiener. Im Schlafsack dösend, lesend und mit flowiger Musik aus Schottland verbringe ich den Rest des Nachmittags. Mehr Entspannung geht nicht. Zwischendurch trete ich ins Freie. Für eine Zigarren- und Whiskypause. Den Midges, der Plage der Highlands, ist es zu windig. Gegen Abend setzt aus Westen stürmischer Wind mit Regenschauern ein. Das Tarp steht bombenfest. Selbst unter diesen widrigen Bedingungen vermittelt es ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Nur bei einem orkanartigen Sturm hätte ich wohl schlechte Karten und wäre mit einer Hilleburg besser dran. In der Dunkelheit hallt von den benachbarten Bergflanken das Brunftgebrüll der Hirsche wider. Das unheimliche Naturschauspiel geht durch Mark und Bein. Bin davon jedoch kein bisschen geängstigt, sondern fühle mich als Teil eines größeren Ganzen. Im Laufe der Nacht schütteln immer wieder starke Windböen das Zelt durch. So viel Action ist ganz nach meinem Geschmack.


                                    Wild Camp am Dubh Loch
                                    Zuletzt geändert von Osprey67; 01.02.2017, 15:25.

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                                    • Osprey67
                                      Anfänger im Forum
                                      • 21.10.2014
                                      • 36
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                                      19. September 2016: Bergabenteuer in leuchtender Stille

                                      Morgenstund hat Gold im Mund. Stecke meinen Kopf aus dem Tarp. Der Himmel hüllt sich in tristes Grau. Lege mich daher wieder hin und döse noch eine Runde. Aus dem Nichts verirrt sich ein Sonnenstrahl ins Zelt. Bin wie elektrisiert. Draußen reißt die Wolkendecke auf und von Westen her schiebt sich ein weiter, blauer Himmel über die Letterewe Wilderness. Im Nu bereite ich mir ein Frühstück zu und verstaue meine Ausrüstung im Rucksack. Das Tarp ist rasch abgebaut. Traue meinen Augen nicht. Die Innenseite des Tarps ist so gut wie trocken. Nur ein Hauch von Kondens. Und dabei war es eine ganze Nacht lang an einem See aufgestellt. Wäre ich mit einem Hilleberg Akto oder Suolo auf Tour, würde das Außenzelt jetzt wohl vor Nässe tropfen.


                                      Letterewe Wilderness


                                      Hochplateau zwischen Carnmore und Gleann na Muice Beag

                                      Der Stalker´s Path von Carnmore hinauf auf die darüber liegende Hochebene zieht sich anstrengend steil hoch. Unter mir glitzert das Dubh Loch im Sonnenlicht. Um mich herum gluckern kleinere Bergbäche in die Tiefe. Genieße den Zauber des Augenblicks. Oben auf dem Plateau dehnt sich eine gebirgige Szenerie von skandinavischer Weite mit eingesprenkelten Seenaugen bis zum Horizont aus. Rötlich schimmernde Bergkegel ragen steil in den Himmel empor. Der Wester Ross Trail durchquert auf einem gut ausgetretenen Pfad diese Hochfläche und steigt am anderen Ende steil ins Gleann na Muice Beag hinab. Lasse heute den Trail links liegen. Stattdessen nutze ich das sich bietende Wetterfenster für eine Besteigung des A´Mhaighdean (967 m). In der Vergangenheit hat mich das Wetter immer im Stich gelassen. Heute ist mir das Glück hold. Eine Steinpyramide weist den Weg nach oben. Auf Höhe des Fuar Loch Mor verliert sich der Steig für einen kurzen Moment im Geröll. Dann taucht er wieder auf und steigt an den gerölligen Steilflanken des Ruadh Stac Mor weiter empor. Als ich den Sattel zwischen dem Ruadh Stac Mor und dem A´Mhaighdean erreiche, raubt mir die Fernsicht fast den Atem. Im Westen wandert mein Blick über den Fuar Loch Mor auf den Atlantik hinaus. Gegen Osten zu reiht sich Bergkette an Bergkette. Ein Bild von archaischer Wildheit. Ein Backpacker kreuzt meinen Weg. Sein Englisch hat einen amerikanischen Akzent. Es stellt sich heraus, dass er ein Deutscher ist, der die Bergwelt zwischen Kinlochewe und Dundonnell für ein paar Tage mit Rucksack und Zelt durchwandert. Das Wetter macht ihm Sorgen. Zu seiner Freude habe ich den aktuellen Wetterbericht zur Hand. In den nächsten Tagen sollte es viel Sonne geben. Seine Stimmung hellt sich auf.


                                      Fuar Loch Mor


                                      Ruadh Stac Mor

                                      Auf Pfadspuren geht es dem Gipfel des A´Mhaighdean entgegen. Während ich mich nach oben kämpfe, schiebt sich eine graue Suppe über das Gipfelplateau. Zum Ärgern! Der Munro gilt als eine der schönsten Aussichtslogen ganz Großbritanniens. Als ich den höchsten Punkt erreiche, decken Wolken den Himmel ab. Immerhin stecke ich nicht im Nebel fest. So bekomme ich wenigstens eine Ahnung von der Exklusivität des Gipfelpanoramas. Wegen des kalten Windes halte ich auf dem Gipfel nur kurz Rast. Über die breite, grasige Südostschulter steige ich Richtung Pollan na Muice ab. Auf dem Weg nach unten erfordern abbrechende Felswände volle Konzentration. Hab mir den Abstieg angenehmer vorgestellt. Der Pollan na Muice ist ein weiter mooriger Sattel mit kreuz und quer verlaufenden Peat Hags (Torfbrüchen). Das ständige Auf und Ab in dieser erodierten Wüstenei bringt mich zum Schnaufen. Bin froh, als ich die andere Seite erreiche.


                                      Posing auf dem Gipfel des A´Mhaighdean


                                      Lochan Fada mit Slioch

                                      Mit dem nächsten vor mir aufragenden Berg, den Beinn Tarsuinn (937 m), habe ich mir für heute einen weiteren Munro vorgenommen. Leider lässt sich im weitläufigen Gelände zunächst kein Pfad ausmachen. Stattdessen steuere ich einer direkten Linie folgend auf die höchste Erhebung des langgezogenen Kammes zu. Nach einer Weile taucht endlich eine deutlich erkennbare Pfadspur auf. Der folgende Ridge Walk bietet herrliche Tiefblicke. Kann mich an den Ausblicken nicht sattsehen. Im Süden bringen Sonnenstrahlen den Loch Garbhaig zum Funkeln. Dahinter ragen die imposanten Berge des Flowerdale Forest und die Torridon Mountains in leuchtender Stille himmelwärts. Den dunklen Klotz des Meall Garbh umgehe ich links auf einem ausgesetzten Steig.


                                      Fisherfield Munros


                                      Schneehuhn im Tarnmodus

                                      Es ist bereits später Nachmittag, als ich auf der anderen Seite ins Coire Mhic Fhearchair hinabsteige. Hoffe in diesem weglosen Hochtal einen trockenen Platz für die Nacht zu finden. Der Abstieg verläuft durch ein steiles und spaltenreiches Blockgelände. Passe auf, dass ich mir keine Knochen breche. Mitten drin komme ich einem Schneehuhn in die Quere, welches mit mir toter Mann spielt. Gönne ihm seinen Spaß. Am Talboden geht es dann zügiger voran. Nur trieft alles vor Nässe. Und keine trockene Stelle soweit das Auge reicht. Nach längerem Hin und Her bietet sich endlich eine felsige Empore an, die ein Zelt aufnimmt. Die Zeltnägel finden jedoch im steinigen Untergrund kaum Halt. Beschwere die Heringe zusätzlich mit ein paar Gesteinsbrocken. Die Abendsonne spendet noch reichlich Wärme und lädt zum Kochen außerhalb des Zeltes ein. Wieder so ein Wohlfühlerlebnis inmitten herrlichster Bergnatur. Auf der gegenüberliegenden Talseite erschallt erneut das heisere Brunftgebrüll liebestoller Hirsche. Wie von tausend Furien getrieben, jagen die Bullen die steilen Berghänge rauf und runter. Das wilde Spektakel dauert die halbe Nacht. Bewundere diese ausdauernde Hingabe. Irgendwann ist endlich über allen Gipfeln Ruh.


                                      Wild Camp im Coire Mhic Fhearchair
                                      Zuletzt geändert von Osprey67; 31.01.2017, 08:50.

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                                        AW: [UK] [SCO] Auf wilden Trails durch die NW Highlands

                                        Ganz ehrlich, ich ich glaube, ich werde mir deine Tour mal auf einer Karte markieren. Die schreit ja danach (mehr oder weniger genau) nachgewandert zu werden. Ich will auch endlich wieder nach Schottland!
                                        Nein.

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