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Molte und Cattle am A… von Island
Im vergangenen Juni haben Moltebaer und ich eine Traumtour in Hornstrandir, der unbewohnten Halbinsel im äußersten Nordwesten von Island, gemacht. Gerne hätte ich den Reisebericht schon viel früher veröffentlicht. Nur: Großmeister Moltebaer, der sich mit insgesamt vier (!) schweren und teuren Objekten durch Island geschleppt hat und der zweifellos tolle Fotos macht, schafft es nicht, mir die Fotos zukommen zu lassen. Ich habe ihn schon mehrmals beim Stammtisch in KA darauf angesprochen. Er verspricht dann brav, demnächst die Fotos zu bearbeiten und mir zu geben. Nur: Was meint er mit „demnächst“?
Um ihm Beine zu machen, fange ich einfach mal an. Nächsten Montag, 23.05., ist wieder Stammtisch. Vielleicht schafft er es bis dahin, insbesondere wenn er den Beginn des Berichtes liest.
24. Juni 2015
Als Storri mit dem motorbetriebenen Schlauchboot umdreht und durch den Fjord Hrafnfjördur wieder zurück Richtung Isafjödur fährt, sind wir ganz alleine. Rings um uns herum nur die steil ansteigenden Berge von Hornstrandir, das Eis des Gletschers Dranganjökülls in Sichtweite und vor uns die Ende Juni noch bemerkenswert verbreiteten Schneefelder, die sich in geschützten Lagen beinahe noch in den Fjord hinein ziehen.
Gestern Vormittag war ich noch in Frankfurt, habe dann nachmittags Moltebaer am Busterminal von Reykjavik getroffen, um dann den Inlandsflug nach Isafjödur in die Westfjorde zu nehmen. Während Molte noch an seinem Rucksack herumfummelt, um die bei der Bootsfahrt ausgekühlten Hände mit seinen Handschuhen zu wärmen, lasse ich die völlige Einsamkeit auf mich wirken.
„Island ist geografisch der A… von Europa, die Westfjorde sind der A… von Island und Hornstrandir ist der A… der Westfjorde. Wir sind hier im letzten Winkel vom Ende der Welt“, sage ich grammatikalisch wacklig, geografisch korrekt.
Molte schaut sich um, atmet einmal entspannt durch und nickt.
Als nächstes hole auch ich die Handschuhe aus meinem Rucksackfach, um meine ausgekühlten Hände zu wärmen, und stelle fest: Ich habe zwei linke Handschuhe dabei, einmal meinen passenden und dann noch den mir zu kleinen linken Handschuh von Frau Cattlechaser. Das geht ja gut los! Notgedrungen ziehe ich den etwas größeren linken Handschuh umgedreht an die rechte Hand und den engeren an die linke; das ist zum Wärmen in Ordnung, nur Bewegungsfreiheit habe ich in keinem der beiden Handschuhe.
Die Sonne scheint über einem fast wolkenlosen Himmel. Es ist kein einziger Regentropfen in Sicht und –so viel sei vorweg genommen- wir werden in der kommenden Woche nicht ein einziges Mal nass werden. Obwohl beständig ein kalter Wind vom Fjord über die Hänge fegt, sind dies für diese Gegend von Island traumhafte Bedingungen.
Mit dick bepackten Rucksäcken gehen wir erst ein Stück am Ufer entlang und machen uns dann ohne über den nur teilweise erkennbaren Pfad in Richtung Pass. An diesem ersten Tag muss ich mich noch anstrengen, um mit Molte Schritt zu halten, der von seinen vorherigen Islandtouren schon eine hervorragende Kondition hat. Aber nach dem ersten Tag gibt sich das schnell.
Als wir auf nur etwa 200 Höhenmeter gestiegen sind, beginnt das Schneefeld zur Passhöhe. Wir hatten schon gehört, dass der Winter dieses Jahr in Island extrem lang und schneereich war. Trotzdem hätten wir kaum erwartet, Ende Juni noch auf diese Höhe durchgängig Schnee zu finden. Zum Glück hat das gute Wetter der letzten Tage den Schnee so weit verharscht, dass er sich größtenteils verlässlich und ohne tiefes Einsinken begehen lässt. Ein Blick über die Spuren im Matsch und im Schnee verrät uns, dass erst eine einzige Person in diesem Jahr vor uns diesen Bereich von Hornstrandir begangen hat.
Die Gegend ist von Beginn an magisch. Schneefelder, Wasserfälle, Bäche, die Dank der Schneeschmelze zu reißenden Flüssen geworden sind, die steil zur Grönlandsee abfallenden Küsten und die zahlreichen Seevögel. Wir queren über den Pass ins nächste Tal, sehen uns die Ruinen des verlassenen Dorfes Furufjödur an, das nicht mehr war, als sechs entlang des Strandes verstreute Häuser. Dann arbeiten wir uns entlang der Steinkünste weiter. Es ist bereits Abend, als wir in Bolungavik ankommen. In der Schutzhütte kochen und essen wir. Im Hüttenbuch hat sich vor fünf Tagen eine Gruppe eingetragen, welche mit dem Boot angelandet und wieder abgefahren ist. Ein Wanderer ist auch noch für dieses Jahr verzeichnet. Ansonsten sind wir, zumindest laut Eintragung des Hüttenbuches, in diesem Jahr die ersten.
Im Gefühl der erhabenen Einsamkeit am Ende der Welt gehen wir ins Zelt.
EDIT, 21:04 Uhr: Ich hatte eine Handcam dabei und habe gefilmt, aber auch ganz wenige Bilder gemacht. Hier zwei Impressionen, die übrigens einmal den fotografischen Großmeister zeigen, der definitiv bessere Bilder gemacht hat:

Im vergangenen Juni haben Moltebaer und ich eine Traumtour in Hornstrandir, der unbewohnten Halbinsel im äußersten Nordwesten von Island, gemacht. Gerne hätte ich den Reisebericht schon viel früher veröffentlicht. Nur: Großmeister Moltebaer, der sich mit insgesamt vier (!) schweren und teuren Objekten durch Island geschleppt hat und der zweifellos tolle Fotos macht, schafft es nicht, mir die Fotos zukommen zu lassen. Ich habe ihn schon mehrmals beim Stammtisch in KA darauf angesprochen. Er verspricht dann brav, demnächst die Fotos zu bearbeiten und mir zu geben. Nur: Was meint er mit „demnächst“?
Um ihm Beine zu machen, fange ich einfach mal an. Nächsten Montag, 23.05., ist wieder Stammtisch. Vielleicht schafft er es bis dahin, insbesondere wenn er den Beginn des Berichtes liest.
24. Juni 2015
Als Storri mit dem motorbetriebenen Schlauchboot umdreht und durch den Fjord Hrafnfjördur wieder zurück Richtung Isafjödur fährt, sind wir ganz alleine. Rings um uns herum nur die steil ansteigenden Berge von Hornstrandir, das Eis des Gletschers Dranganjökülls in Sichtweite und vor uns die Ende Juni noch bemerkenswert verbreiteten Schneefelder, die sich in geschützten Lagen beinahe noch in den Fjord hinein ziehen.
Gestern Vormittag war ich noch in Frankfurt, habe dann nachmittags Moltebaer am Busterminal von Reykjavik getroffen, um dann den Inlandsflug nach Isafjödur in die Westfjorde zu nehmen. Während Molte noch an seinem Rucksack herumfummelt, um die bei der Bootsfahrt ausgekühlten Hände mit seinen Handschuhen zu wärmen, lasse ich die völlige Einsamkeit auf mich wirken.
„Island ist geografisch der A… von Europa, die Westfjorde sind der A… von Island und Hornstrandir ist der A… der Westfjorde. Wir sind hier im letzten Winkel vom Ende der Welt“, sage ich grammatikalisch wacklig, geografisch korrekt.
Molte schaut sich um, atmet einmal entspannt durch und nickt.
Als nächstes hole auch ich die Handschuhe aus meinem Rucksackfach, um meine ausgekühlten Hände zu wärmen, und stelle fest: Ich habe zwei linke Handschuhe dabei, einmal meinen passenden und dann noch den mir zu kleinen linken Handschuh von Frau Cattlechaser. Das geht ja gut los! Notgedrungen ziehe ich den etwas größeren linken Handschuh umgedreht an die rechte Hand und den engeren an die linke; das ist zum Wärmen in Ordnung, nur Bewegungsfreiheit habe ich in keinem der beiden Handschuhe.
Die Sonne scheint über einem fast wolkenlosen Himmel. Es ist kein einziger Regentropfen in Sicht und –so viel sei vorweg genommen- wir werden in der kommenden Woche nicht ein einziges Mal nass werden. Obwohl beständig ein kalter Wind vom Fjord über die Hänge fegt, sind dies für diese Gegend von Island traumhafte Bedingungen.
Mit dick bepackten Rucksäcken gehen wir erst ein Stück am Ufer entlang und machen uns dann ohne über den nur teilweise erkennbaren Pfad in Richtung Pass. An diesem ersten Tag muss ich mich noch anstrengen, um mit Molte Schritt zu halten, der von seinen vorherigen Islandtouren schon eine hervorragende Kondition hat. Aber nach dem ersten Tag gibt sich das schnell.
Als wir auf nur etwa 200 Höhenmeter gestiegen sind, beginnt das Schneefeld zur Passhöhe. Wir hatten schon gehört, dass der Winter dieses Jahr in Island extrem lang und schneereich war. Trotzdem hätten wir kaum erwartet, Ende Juni noch auf diese Höhe durchgängig Schnee zu finden. Zum Glück hat das gute Wetter der letzten Tage den Schnee so weit verharscht, dass er sich größtenteils verlässlich und ohne tiefes Einsinken begehen lässt. Ein Blick über die Spuren im Matsch und im Schnee verrät uns, dass erst eine einzige Person in diesem Jahr vor uns diesen Bereich von Hornstrandir begangen hat.
Die Gegend ist von Beginn an magisch. Schneefelder, Wasserfälle, Bäche, die Dank der Schneeschmelze zu reißenden Flüssen geworden sind, die steil zur Grönlandsee abfallenden Küsten und die zahlreichen Seevögel. Wir queren über den Pass ins nächste Tal, sehen uns die Ruinen des verlassenen Dorfes Furufjödur an, das nicht mehr war, als sechs entlang des Strandes verstreute Häuser. Dann arbeiten wir uns entlang der Steinkünste weiter. Es ist bereits Abend, als wir in Bolungavik ankommen. In der Schutzhütte kochen und essen wir. Im Hüttenbuch hat sich vor fünf Tagen eine Gruppe eingetragen, welche mit dem Boot angelandet und wieder abgefahren ist. Ein Wanderer ist auch noch für dieses Jahr verzeichnet. Ansonsten sind wir, zumindest laut Eintragung des Hüttenbuches, in diesem Jahr die ersten.
Im Gefühl der erhabenen Einsamkeit am Ende der Welt gehen wir ins Zelt.
EDIT, 21:04 Uhr: Ich hatte eine Handcam dabei und habe gefilmt, aber auch ganz wenige Bilder gemacht. Hier zwei Impressionen, die übrigens einmal den fotografischen Großmeister zeigen, der definitiv bessere Bilder gemacht hat:
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