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2015 begann als hektisches Jahr, ein beruhigender Urlaub wäre super. Island!
Zwar wollten wir nach unserer Tour 2013 erst einmal aussetzen, dann aber fällt die Entscheidung doch schnell. Irgendwie ist die Sehnsucht groß und Schweden wir um ein Jahr verschoben. Wir planen den alten Kjalvegur mit Verlängerung, starten in Varmahlið und laufen dann nach Þingvellir. Diese Route lag fragmentarisch schon ein bisschen angeplant auf Halde, jetzt wird sie ausgearbeitet. Gesagt, getan, Flüge gebucht - Vorfreude ab März, dann ist warten angesagt: Von Varmahlið im Norden nach Þingvellir im Süden, 270km in 12 Etappen. Weggelassen habe ich drei Tage Auto-Tour, die uns am Beginn der Tour über die 1 gegen den Uhrzeigersinn nach Akureyri geführt hat.
Größere Bilder, gerade auch der Panoramen, gibt's per Mausklick.
Etappenliste
GPX-Track
Die vollständige GPX-Strecke gibt es >hier.
Dienstag, 14.7.2015 / Stuttgart nach Reykjavík
Der Mann vor uns in der Schlange ist aufgebracht, dabei müssen wir gerade alle warten. Als er aggressiver wird und lautstark mit der Security am Terminal diskutiert und sich der Kontrolle widersetzt, verspielt er sich und seiner Familie fast den Flug. Die Schlange am Check-in in Stuttgart war sehr lang, keine Frage.
Natürlich wartet das Flugzeit nach fast 3h Verspätung mit dem Boarding auf uns, und natürlich kommen alle mit. Unsere Maschine, die kurz vor 1 Uhr nachts nach einem ruhigen Flug in Keflavík mit zapfiger Verspätung aufsetzt, ist rappelvoll.
Beide Rucksäcke sind heil angekommen und so nehmen wir schon bald unseren Mietwagen im Empfang. Der Rav4 ist deutlich größer als das „Stadtrutscherle“, dass ich eigentlich geordert habe, aber die Änderung passt gut zu unserer Island-Einleitung: eine kleine 3-Tages-Tour von Reykjavík nach Akureyri. Lediglich das Amaturenbrett knarzt bei km-Stand 32.000 hundserbärmlich, wird jedoch mit etwas eingeklemmten Papier ruhig gestellt. Den Campground in der Hauptstadt finden wir zielsicher, unser Ankunftsbier im aufgebauten Zelt beendet den doch ziemlich langen Tag. Meine Güte, ist es hier voll.
15.7.bis 17.7. / Reykjavík bis Akureyri
Unruhig geschlafen, matschiger Kopf inklusive - das klassische Erster-Urlaubstag-Syndrom. Nach kurzer Morgenroutine und einem Frühstücks-Oatsnack sitzen Kathrin und ich im Auto. Reykjavík liegt schnell hinter uns, den Golden-Circle lassen wir links liegen. Sightseeing on the road, gegen den Uhrzeigersinn die 1 entlang. Die drei Tage tun uns gut, wir kommen auf der Insel an und streifen den Alltag ab.
In Akureyri angekommen, geben wir den Toyota ab. Der vielleicht 20 Jahre alte Mitarbeiter der Autovermietung interessiert sich keine Sekunde für den Fahrzeugzustand - dreckig aber heile - bietet uns jedoch an, uns in die Stadt zu fahren. Da sagen wir nicht nein! Dann steht schon bald das Zelt auf dem Campground.
Während das Wasser im Kocher heißer wird, rufe ich daheim an. Kleine Hiobsbotschaft: Kater Emil wurde seit Mittwoch Abend nicht mehr gesehen, meint Katzenwächter Günther. Zu bedeuten hat das zwar wenig, aber unsere Laune bekommt doch eine ordentliche Delle. Ein solides Abendessen und vor allem aber die Dusche danach bessern die Stimmung. Das Kartenschreiben artet fast in Arbeit aus, ab morgen werden wir jedoch nur noch wenig Gelegenheit dazu haben.
Samstag 18.7.2015 / Varmahlíð - Camp 1
Um sechs Uhr klingelt der Wecker - es geht per Bus nach Varmahlíð, dort startet unsere Trekkingtour durch den verlängerten Kjalvegur mit Ziel Þingvellir. Der Busfahrer frägt schelmisch nach dem Sommer, die Wetterprognose sagt jede Menge Regen voraus. Schauen wir mal.
Kater Emil ist wieder da, er streift wohl ob unserer Abwesenheit etwas beleidigt ums Haus, teilt uns Günther während des Tourstart-Anrufs in Varmahlíð mit - alles gut! Somit beginnt unsere Tour ohne emotionalen Ballast, die Rucksäcke schlagen mit etwas unter 20 kg zu Buche, Essen für 15 Tourtage und Wasser inklusive. Das Thermometer meldet erfrischende 5°C Grad, also fackeln wir nicht lange und laufen los. Die ersten zehn Kilometer führen an der Landstraße entlang und sind zugegebenermaßen wenig spektakulär. Muss auch nicht sein, wir freuen uns, endlich auf Tour zu sein!

Hinter Varmahlíð geht es noch an der Teerstraße entlang
Diesen ersten Abschnitt sehen wir als Einlaufkilometer, wir gewöhnen uns an die Rucksäcke und das Wandern an sich. Dann geht die Abzweigung Richtung Efribyggð rechts ab und führt uns den Hang hinauf. Den Wind von hinten möchten wir als Gegenwind nicht haben.

Blick zurück ins Tal
Bald biegen wir links auf die 756 ein, hinter einer Brücke und Gatter öffnet sich ein breites Tal vor uns - für uns beginnt hier das Hochland. Zeit für's Mittagessen! Noch etwas ungelenk geht die Essenszubereitung mit Sprituskocher und Tüttenfutter von der Hand, aber wir kommen wieder rein. Frisch gestärkt geht es auf der breiten Schotterstraße stetig bergauf.

Wolken und Sonne spielen mit dem Grün und den schroffen Konturen der Hänge.
Es ist jedoch absehbar, dass wir zunehmend in den Wolken laufen. Keine Fußgänger auf dieser Etappe, dann und wann fährt ein Auto an uns vorbei, die Insassen grüßen allesamt. Es wird duster und auch kälter, wir laufen in den Wolken. Keine Fotos mehr heute. Am späten Nachmittag, es dämmert bereits, knattert ein Motorrad hinter uns, ein Däne hält an. Er habe keine Ahnung, wo er sei und will wissen, ob es hier in der Nähe ein Camp gäbe. „Hveravellir in etwa 100km“ ist unsere Antwort, dann fährt er weiter.
Ein weiteres Gatter öffnen und schließen, es ist dunkel, dann kommt uns ein Auto entgegen. Die Scheinwerfer werfen ausgefranste Lichtkegel in die neblige Dunkelheit. Der Wagen wendet und kommt zurück. Erst denken wir, dass uns die Insassen fragen, ob alles in Ordnung sei - aber es ist genau umgekehrt. Warum der Weg denn versperrt sei, frägt uns die junge Beifahrerin, die genau wie der Fahrer einen verunsicherten und ängstlichen Eindruck machen. Die beiden kommen aus Hveravellir und hatten offensichtlich andere Straßenverhältnisse erwartet. Das Prinzip „Gatter auf, Auto durch, Gatter zu“ ist schnell erklärt, erscheint den beiden aber trotzdem suspekt. Ich glaube, das Pärchen hat uns nie richtig geglaubt, dass sie auf dem richtigen Weg nach Varmahlið sind - mit Auto dürften sie die etwa 30 km jedoch in kurzer Zeit zurückgelegt haben.
Diese Entfernung erinnert uns daran, dass unsere Gehapparate für heute gerne Schicht machen würden. Tagesziel war der Wegpunkt „Dieters Camp“, noch drei Kilometer. Es ist Nacht geworden und als Kathrin eine gute Campmöglichkeit etwas abseits des Weges und nahe an einem kleinen Bachlauf entdeckt, beenden wir unsere erste Etappe früher. Nach dem gelungenen Tourauftakt freuen wir uns auf das warme Zelt und vor allem auf das verdiente Abendessen. Das mäßige Chilli con carne ist die einzige Enttäuschung des Tages. Dann ist nach 34km und 850hm Nachtruhe angesagt.
Sonntag 19.7. / Camp 1 - Camp 2
Wir schlafen ziemlich lange, haben aber auch keinerlei Grund zur Eile. Die Fußfesseln eines Stundenrasters zumindest gegen ein Tagesraster tauschen zu können, empfinde ich auf jeder Tour erneut als ziemlich befreiend. Also gibt es Frühstück erst gegen 12 und weil es draußen trübe ist und feiner Niesel aufs Zelt tickert, kommen wir erst gegen 14 Uhr los. Ein Lichtlanze bricht in einiger Entfernung durch die Wolken. Das gibt usn genügend Energie, das Zelt ohne Regen und halbwegs trocken abzubauen. Den restlichen Tag über wird es jedoch trübe bleiben. Der leichte Sprühregen geht hin und wieder in Graupel über. Schroffer Wind von hinten, wir machen gut Strecke, die Schotterpiste ist aber auch sehr dankbar zu laufen.

Weiter über weite Ebenen
Dass wir dann die Abzweigung von der Piste auf den alten Reitweg nach links verpassen, beschwert uns neben einigen Extrametern um den kleinen See Aðalmannsvatn immerhin eine trockene und warme Mittagspause in einer Hütte, auf die wir bereits in einiger Entfernung schon spekuliert hatten. Die Einrichtung ist spartanisch und abgenutzt, aber schon die Windstille empfinden wir als Luxus. Das Hüttenbuch beginnt in 2006 und hat noch wenig Einträge - hier kommen nicht viele vorbei. Wir freuen uns über den Gaskocher und hinterlassen unseren Obulus. Bald schon packen wir frisch gestärkt unsere Sachen, draußen pfeift der Wind. Eine Reitergruppe kommt an der Hütte an. Wir fragen, ob wir durch‘s Pferdegatter dürfen - dürfen wir - und so sind wir bald tatsächlich auf einem alten Reitweg unterwegs.
„Are you completely lost?“ frägt uns ein Reiter, der uns mitsamt Herde nach einiger Zeit entgegenkommt. Nachdem wir unsere Route erklärt haben und auch versichern, ausreichend ausgerüstet zu sein, hellt sich seine Miene auf, dann reitet die ganze Gruppe freundlich grüßend an uns vorbei.

Für heute unser letzter Kontakt mit Menschen.
Die frischen Spuren der Reitergruppe schaffen einen guten Kontrast durch die aufgewühlte Erde und zeigt unseren Weg an. Auf weitläufigen und steinigen Ebenen verlieren sich die Spuren in einzelne, individuelle Wegfindungen, aber die Steinwarten zeigen die Route zuverlässig ab.

Die Landschaft verschwindet im Nebel

Ein trockenes Plätzchen an einem Flußlauf findet sich nach 24km und 550hm.
Die letzten Kilometer für heute führen über weite, steinige Ebene. Unser Zelt schlagen wir dann auch heute wieder direkt neben einem Wasserlauf auf. Kaum steht die Behausung, setzt böiger Wind und Regen ein. Uns stört das nicht, und so ist nach einem ausgiebigen Abendessen erneut Bettruhe angesagt.
Zwar wollten wir nach unserer Tour 2013 erst einmal aussetzen, dann aber fällt die Entscheidung doch schnell. Irgendwie ist die Sehnsucht groß und Schweden wir um ein Jahr verschoben. Wir planen den alten Kjalvegur mit Verlängerung, starten in Varmahlið und laufen dann nach Þingvellir. Diese Route lag fragmentarisch schon ein bisschen angeplant auf Halde, jetzt wird sie ausgearbeitet. Gesagt, getan, Flüge gebucht - Vorfreude ab März, dann ist warten angesagt: Von Varmahlið im Norden nach Þingvellir im Süden, 270km in 12 Etappen. Weggelassen habe ich drei Tage Auto-Tour, die uns am Beginn der Tour über die 1 gegen den Uhrzeigersinn nach Akureyri geführt hat.
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Etappenliste
- Varmahlíð - Camp 1
- Camp 1 - Camp 2
- Camp 2 - Camp 3
- Camp 3 - Hveravellir
- Hveravellir - Þjófadalir
- Þjófadalir - Þverbrekknamúli
- Þverbrekknamúli - Hvitarnes
- Hvitarnes - Camp Fremstaver
- Camp Fremstaver - Hagavatn
- Hagavatn - Hlöðuvellir
- Hlöðuvellir - Laugarvatn
- Laugarvatn - Þingvellir
GPX-Track
Die vollständige GPX-Strecke gibt es >hier.
Dienstag, 14.7.2015 / Stuttgart nach Reykjavík
Der Mann vor uns in der Schlange ist aufgebracht, dabei müssen wir gerade alle warten. Als er aggressiver wird und lautstark mit der Security am Terminal diskutiert und sich der Kontrolle widersetzt, verspielt er sich und seiner Familie fast den Flug. Die Schlange am Check-in in Stuttgart war sehr lang, keine Frage.
Natürlich wartet das Flugzeit nach fast 3h Verspätung mit dem Boarding auf uns, und natürlich kommen alle mit. Unsere Maschine, die kurz vor 1 Uhr nachts nach einem ruhigen Flug in Keflavík mit zapfiger Verspätung aufsetzt, ist rappelvoll.
Beide Rucksäcke sind heil angekommen und so nehmen wir schon bald unseren Mietwagen im Empfang. Der Rav4 ist deutlich größer als das „Stadtrutscherle“, dass ich eigentlich geordert habe, aber die Änderung passt gut zu unserer Island-Einleitung: eine kleine 3-Tages-Tour von Reykjavík nach Akureyri. Lediglich das Amaturenbrett knarzt bei km-Stand 32.000 hundserbärmlich, wird jedoch mit etwas eingeklemmten Papier ruhig gestellt. Den Campground in der Hauptstadt finden wir zielsicher, unser Ankunftsbier im aufgebauten Zelt beendet den doch ziemlich langen Tag. Meine Güte, ist es hier voll.
15.7.bis 17.7. / Reykjavík bis Akureyri
Unruhig geschlafen, matschiger Kopf inklusive - das klassische Erster-Urlaubstag-Syndrom. Nach kurzer Morgenroutine und einem Frühstücks-Oatsnack sitzen Kathrin und ich im Auto. Reykjavík liegt schnell hinter uns, den Golden-Circle lassen wir links liegen. Sightseeing on the road, gegen den Uhrzeigersinn die 1 entlang. Die drei Tage tun uns gut, wir kommen auf der Insel an und streifen den Alltag ab.
In Akureyri angekommen, geben wir den Toyota ab. Der vielleicht 20 Jahre alte Mitarbeiter der Autovermietung interessiert sich keine Sekunde für den Fahrzeugzustand - dreckig aber heile - bietet uns jedoch an, uns in die Stadt zu fahren. Da sagen wir nicht nein! Dann steht schon bald das Zelt auf dem Campground.
Während das Wasser im Kocher heißer wird, rufe ich daheim an. Kleine Hiobsbotschaft: Kater Emil wurde seit Mittwoch Abend nicht mehr gesehen, meint Katzenwächter Günther. Zu bedeuten hat das zwar wenig, aber unsere Laune bekommt doch eine ordentliche Delle. Ein solides Abendessen und vor allem aber die Dusche danach bessern die Stimmung. Das Kartenschreiben artet fast in Arbeit aus, ab morgen werden wir jedoch nur noch wenig Gelegenheit dazu haben.
Samstag 18.7.2015 / Varmahlíð - Camp 1
Um sechs Uhr klingelt der Wecker - es geht per Bus nach Varmahlíð, dort startet unsere Trekkingtour durch den verlängerten Kjalvegur mit Ziel Þingvellir. Der Busfahrer frägt schelmisch nach dem Sommer, die Wetterprognose sagt jede Menge Regen voraus. Schauen wir mal.
Kater Emil ist wieder da, er streift wohl ob unserer Abwesenheit etwas beleidigt ums Haus, teilt uns Günther während des Tourstart-Anrufs in Varmahlíð mit - alles gut! Somit beginnt unsere Tour ohne emotionalen Ballast, die Rucksäcke schlagen mit etwas unter 20 kg zu Buche, Essen für 15 Tourtage und Wasser inklusive. Das Thermometer meldet erfrischende 5°C Grad, also fackeln wir nicht lange und laufen los. Die ersten zehn Kilometer führen an der Landstraße entlang und sind zugegebenermaßen wenig spektakulär. Muss auch nicht sein, wir freuen uns, endlich auf Tour zu sein!

Hinter Varmahlíð geht es noch an der Teerstraße entlang
Diesen ersten Abschnitt sehen wir als Einlaufkilometer, wir gewöhnen uns an die Rucksäcke und das Wandern an sich. Dann geht die Abzweigung Richtung Efribyggð rechts ab und führt uns den Hang hinauf. Den Wind von hinten möchten wir als Gegenwind nicht haben.

Blick zurück ins Tal
Bald biegen wir links auf die 756 ein, hinter einer Brücke und Gatter öffnet sich ein breites Tal vor uns - für uns beginnt hier das Hochland. Zeit für's Mittagessen! Noch etwas ungelenk geht die Essenszubereitung mit Sprituskocher und Tüttenfutter von der Hand, aber wir kommen wieder rein. Frisch gestärkt geht es auf der breiten Schotterstraße stetig bergauf.

Wolken und Sonne spielen mit dem Grün und den schroffen Konturen der Hänge.
Es ist jedoch absehbar, dass wir zunehmend in den Wolken laufen. Keine Fußgänger auf dieser Etappe, dann und wann fährt ein Auto an uns vorbei, die Insassen grüßen allesamt. Es wird duster und auch kälter, wir laufen in den Wolken. Keine Fotos mehr heute. Am späten Nachmittag, es dämmert bereits, knattert ein Motorrad hinter uns, ein Däne hält an. Er habe keine Ahnung, wo er sei und will wissen, ob es hier in der Nähe ein Camp gäbe. „Hveravellir in etwa 100km“ ist unsere Antwort, dann fährt er weiter.
Ein weiteres Gatter öffnen und schließen, es ist dunkel, dann kommt uns ein Auto entgegen. Die Scheinwerfer werfen ausgefranste Lichtkegel in die neblige Dunkelheit. Der Wagen wendet und kommt zurück. Erst denken wir, dass uns die Insassen fragen, ob alles in Ordnung sei - aber es ist genau umgekehrt. Warum der Weg denn versperrt sei, frägt uns die junge Beifahrerin, die genau wie der Fahrer einen verunsicherten und ängstlichen Eindruck machen. Die beiden kommen aus Hveravellir und hatten offensichtlich andere Straßenverhältnisse erwartet. Das Prinzip „Gatter auf, Auto durch, Gatter zu“ ist schnell erklärt, erscheint den beiden aber trotzdem suspekt. Ich glaube, das Pärchen hat uns nie richtig geglaubt, dass sie auf dem richtigen Weg nach Varmahlið sind - mit Auto dürften sie die etwa 30 km jedoch in kurzer Zeit zurückgelegt haben.
Diese Entfernung erinnert uns daran, dass unsere Gehapparate für heute gerne Schicht machen würden. Tagesziel war der Wegpunkt „Dieters Camp“, noch drei Kilometer. Es ist Nacht geworden und als Kathrin eine gute Campmöglichkeit etwas abseits des Weges und nahe an einem kleinen Bachlauf entdeckt, beenden wir unsere erste Etappe früher. Nach dem gelungenen Tourauftakt freuen wir uns auf das warme Zelt und vor allem auf das verdiente Abendessen. Das mäßige Chilli con carne ist die einzige Enttäuschung des Tages. Dann ist nach 34km und 850hm Nachtruhe angesagt.
Sonntag 19.7. / Camp 1 - Camp 2
Wir schlafen ziemlich lange, haben aber auch keinerlei Grund zur Eile. Die Fußfesseln eines Stundenrasters zumindest gegen ein Tagesraster tauschen zu können, empfinde ich auf jeder Tour erneut als ziemlich befreiend. Also gibt es Frühstück erst gegen 12 und weil es draußen trübe ist und feiner Niesel aufs Zelt tickert, kommen wir erst gegen 14 Uhr los. Ein Lichtlanze bricht in einiger Entfernung durch die Wolken. Das gibt usn genügend Energie, das Zelt ohne Regen und halbwegs trocken abzubauen. Den restlichen Tag über wird es jedoch trübe bleiben. Der leichte Sprühregen geht hin und wieder in Graupel über. Schroffer Wind von hinten, wir machen gut Strecke, die Schotterpiste ist aber auch sehr dankbar zu laufen.

Weiter über weite Ebenen
Dass wir dann die Abzweigung von der Piste auf den alten Reitweg nach links verpassen, beschwert uns neben einigen Extrametern um den kleinen See Aðalmannsvatn immerhin eine trockene und warme Mittagspause in einer Hütte, auf die wir bereits in einiger Entfernung schon spekuliert hatten. Die Einrichtung ist spartanisch und abgenutzt, aber schon die Windstille empfinden wir als Luxus. Das Hüttenbuch beginnt in 2006 und hat noch wenig Einträge - hier kommen nicht viele vorbei. Wir freuen uns über den Gaskocher und hinterlassen unseren Obulus. Bald schon packen wir frisch gestärkt unsere Sachen, draußen pfeift der Wind. Eine Reitergruppe kommt an der Hütte an. Wir fragen, ob wir durch‘s Pferdegatter dürfen - dürfen wir - und so sind wir bald tatsächlich auf einem alten Reitweg unterwegs.
„Are you completely lost?“ frägt uns ein Reiter, der uns mitsamt Herde nach einiger Zeit entgegenkommt. Nachdem wir unsere Route erklärt haben und auch versichern, ausreichend ausgerüstet zu sein, hellt sich seine Miene auf, dann reitet die ganze Gruppe freundlich grüßend an uns vorbei.

Für heute unser letzter Kontakt mit Menschen.
Die frischen Spuren der Reitergruppe schaffen einen guten Kontrast durch die aufgewühlte Erde und zeigt unseren Weg an. Auf weitläufigen und steinigen Ebenen verlieren sich die Spuren in einzelne, individuelle Wegfindungen, aber die Steinwarten zeigen die Route zuverlässig ab.

Die Landschaft verschwindet im Nebel

Ein trockenes Plätzchen an einem Flußlauf findet sich nach 24km und 550hm.
Die letzten Kilometer für heute führen über weite, steinige Ebene. Unser Zelt schlagen wir dann auch heute wieder direkt neben einem Wasserlauf auf. Kaum steht die Behausung, setzt böiger Wind und Regen ein. Uns stört das nicht, und so ist nach einem ausgiebigen Abendessen erneut Bettruhe angesagt.
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