[IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

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    • 01.05.2014
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    [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

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    Mitreisende
    2015 begann als hektisches Jahr, ein beruhigender Urlaub wäre super. Island!

    Zwar wollten wir nach unserer Tour 2013 erst einmal aussetzen, dann aber fällt die Entscheidung doch schnell. Irgendwie ist die Sehnsucht groß und Schweden wir um ein Jahr verschoben. Wir planen den alten Kjalvegur mit Verlängerung, starten in Varmahlið und laufen dann nach Þingvellir. Diese Route lag fragmentarisch schon ein bisschen angeplant auf Halde, jetzt wird sie ausgearbeitet. Gesagt, getan, Flüge gebucht - Vorfreude ab März, dann ist warten angesagt: Von Varmahlið im Norden nach Þingvellir im Süden, 270km in 12 Etappen. Weggelassen habe ich drei Tage Auto-Tour, die uns am Beginn der Tour über die 1 gegen den Uhrzeigersinn nach Akureyri geführt hat.

    Größere Bilder, gerade auch der Panoramen, gibt's per Mausklick.


    Etappenliste
    1. Varmahlíð - Camp 1
    2. Camp 1 - Camp 2
    3. Camp 2 - Camp 3
    4. Camp 3 - Hveravellir
    5. Hveravellir - Þjófadalir
    6. Þjófadalir - Þverbrekknamúli
    7. Þverbrekknamúli - Hvitarnes
    8. Hvitarnes - Camp Fremstaver
    9. Camp Fremstaver - Hagavatn
    10. Hagavatn - Hlöðuvellir
    11. Hlöðuvellir - Laugarvatn
    12. Laugarvatn - Þingvellir


    GPX-Track
    Die vollständige GPX-Strecke gibt es >hier.


    Dienstag, 14.7.2015 / Stuttgart nach Reykjavík

    Der Mann vor uns in der Schlange ist aufgebracht, dabei müssen wir gerade alle warten. Als er aggressiver wird und lautstark mit der Security am Terminal diskutiert und sich der Kontrolle widersetzt, verspielt er sich und seiner Familie fast den Flug. Die Schlange am Check-in in Stuttgart war sehr lang, keine Frage.

    Natürlich wartet das Flugzeit nach fast 3h Verspätung mit dem Boarding auf uns, und natürlich kommen alle mit. Unsere Maschine, die kurz vor 1 Uhr nachts nach einem ruhigen Flug in Keflavík mit zapfiger Verspätung aufsetzt, ist rappelvoll.

    Beide Rucksäcke sind heil angekommen und so nehmen wir schon bald unseren Mietwagen im Empfang. Der Rav4 ist deutlich größer als das „Stadtrutscherle“, dass ich eigentlich geordert habe, aber die Änderung passt gut zu unserer Island-Einleitung: eine kleine 3-Tages-Tour von Reykjavík nach Akureyri. Lediglich das Amaturenbrett knarzt bei km-Stand 32.000 hundserbärmlich, wird jedoch mit etwas eingeklemmten Papier ruhig gestellt. Den Campground in der Hauptstadt finden wir zielsicher, unser Ankunftsbier im aufgebauten Zelt beendet den doch ziemlich langen Tag. Meine Güte, ist es hier voll.


    15.7.bis 17.7. / Reykjavík bis Akureyri


    Unruhig geschlafen, matschiger Kopf inklusive - das klassische Erster-Urlaubstag-Syndrom. Nach kurzer Morgenroutine und einem Frühstücks-Oatsnack sitzen Kathrin und ich im Auto. Reykjavík liegt schnell hinter uns, den Golden-Circle lassen wir links liegen. Sightseeing on the road, gegen den Uhrzeigersinn die 1 entlang. Die drei Tage tun uns gut, wir kommen auf der Insel an und streifen den Alltag ab.

    In Akureyri angekommen, geben wir den Toyota ab. Der vielleicht 20 Jahre alte Mitarbeiter der Autovermietung interessiert sich keine Sekunde für den Fahrzeugzustand - dreckig aber heile - bietet uns jedoch an, uns in die Stadt zu fahren. Da sagen wir nicht nein! Dann steht schon bald das Zelt auf dem Campground.

    Während das Wasser im Kocher heißer wird, rufe ich daheim an. Kleine Hiobsbotschaft: Kater Emil wurde seit Mittwoch Abend nicht mehr gesehen, meint Katzenwächter Günther. Zu bedeuten hat das zwar wenig, aber unsere Laune bekommt doch eine ordentliche Delle. Ein solides Abendessen und vor allem aber die Dusche danach bessern die Stimmung. Das Kartenschreiben artet fast in Arbeit aus, ab morgen werden wir jedoch nur noch wenig Gelegenheit dazu haben.

    Samstag 18.7.2015 / Varmahlíð - Camp 1

    Um sechs Uhr klingelt der Wecker - es geht per Bus nach Varmahlíð, dort startet unsere Trekkingtour durch den verlängerten Kjalvegur mit Ziel Þingvellir. Der Busfahrer frägt schelmisch nach dem Sommer, die Wetterprognose sagt jede Menge Regen voraus. Schauen wir mal.

    Kater Emil ist wieder da, er streift wohl ob unserer Abwesenheit etwas beleidigt ums Haus, teilt uns Günther während des Tourstart-Anrufs in Varmahlíð mit - alles gut! Somit beginnt unsere Tour ohne emotionalen Ballast, die Rucksäcke schlagen mit etwas unter 20 kg zu Buche, Essen für 15 Tourtage und Wasser inklusive. Das Thermometer meldet erfrischende 5°C Grad, also fackeln wir nicht lange und laufen los. Die ersten zehn Kilometer führen an der Landstraße entlang und sind zugegebenermaßen wenig spektakulär. Muss auch nicht sein, wir freuen uns, endlich auf Tour zu sein!


    Hinter Varmahlíð geht es noch an der Teerstraße entlang

    Diesen ersten Abschnitt sehen wir als Einlaufkilometer, wir gewöhnen uns an die Rucksäcke und das Wandern an sich. Dann geht die Abzweigung Richtung Efribyggð rechts ab und führt uns den Hang hinauf. Den Wind von hinten möchten wir als Gegenwind nicht haben.


    Blick zurück ins Tal

    Bald biegen wir links auf die 756 ein, hinter einer Brücke und Gatter öffnet sich ein breites Tal vor uns - für uns beginnt hier das Hochland. Zeit für's Mittagessen! Noch etwas ungelenk geht die Essenszubereitung mit Sprituskocher und Tüttenfutter von der Hand, aber wir kommen wieder rein. Frisch gestärkt geht es auf der breiten Schotterstraße stetig bergauf.


    Wolken und Sonne spielen mit dem Grün und den schroffen Konturen der Hänge.

    Es ist jedoch absehbar, dass wir zunehmend in den Wolken laufen. Keine Fußgänger auf dieser Etappe, dann und wann fährt ein Auto an uns vorbei, die Insassen grüßen allesamt. Es wird duster und auch kälter, wir laufen in den Wolken. Keine Fotos mehr heute. Am späten Nachmittag, es dämmert bereits, knattert ein Motorrad hinter uns, ein Däne hält an. Er habe keine Ahnung, wo er sei und will wissen, ob es hier in der Nähe ein Camp gäbe. „Hveravellir in etwa 100km“ ist unsere Antwort, dann fährt er weiter.

    Ein weiteres Gatter öffnen und schließen, es ist dunkel, dann kommt uns ein Auto entgegen. Die Scheinwerfer werfen ausgefranste Lichtkegel in die neblige Dunkelheit. Der Wagen wendet und kommt zurück. Erst denken wir, dass uns die Insassen fragen, ob alles in Ordnung sei - aber es ist genau umgekehrt. Warum der Weg denn versperrt sei, frägt uns die junge Beifahrerin, die genau wie der Fahrer einen verunsicherten und ängstlichen Eindruck machen. Die beiden kommen aus Hveravellir und hatten offensichtlich andere Straßenverhältnisse erwartet. Das Prinzip „Gatter auf, Auto durch, Gatter zu“ ist schnell erklärt, erscheint den beiden aber trotzdem suspekt. Ich glaube, das Pärchen hat uns nie richtig geglaubt, dass sie auf dem richtigen Weg nach Varmahlið sind - mit Auto dürften sie die etwa 30 km jedoch in kurzer Zeit zurückgelegt haben.

    Diese Entfernung erinnert uns daran, dass unsere Gehapparate für heute gerne Schicht machen würden. Tagesziel war der Wegpunkt „Dieters Camp“, noch drei Kilometer. Es ist Nacht geworden und als Kathrin eine gute Campmöglichkeit etwas abseits des Weges und nahe an einem kleinen Bachlauf entdeckt, beenden wir unsere erste Etappe früher. Nach dem gelungenen Tourauftakt freuen wir uns auf das warme Zelt und vor allem auf das verdiente Abendessen. Das mäßige Chilli con carne ist die einzige Enttäuschung des Tages. Dann ist nach 34km und 850hm Nachtruhe angesagt.

    Sonntag 19.7. / Camp 1 - Camp 2

    Wir schlafen ziemlich lange, haben aber auch keinerlei Grund zur Eile. Die Fußfesseln eines Stundenrasters zumindest gegen ein Tagesraster tauschen zu können, empfinde ich auf jeder Tour erneut als ziemlich befreiend. Also gibt es Frühstück erst gegen 12 und weil es draußen trübe ist und feiner Niesel aufs Zelt tickert, kommen wir erst gegen 14 Uhr los. Ein Lichtlanze bricht in einiger Entfernung durch die Wolken. Das gibt usn genügend Energie, das Zelt ohne Regen und halbwegs trocken abzubauen. Den restlichen Tag über wird es jedoch trübe bleiben. Der leichte Sprühregen geht hin und wieder in Graupel über. Schroffer Wind von hinten, wir machen gut Strecke, die Schotterpiste ist aber auch sehr dankbar zu laufen.


    Weiter über weite Ebenen

    Dass wir dann die Abzweigung von der Piste auf den alten Reitweg nach links verpassen, beschwert uns neben einigen Extrametern um den kleinen See Aðalmannsvatn immerhin eine trockene und warme Mittagspause in einer Hütte, auf die wir bereits in einiger Entfernung schon spekuliert hatten. Die Einrichtung ist spartanisch und abgenutzt, aber schon die Windstille empfinden wir als Luxus. Das Hüttenbuch beginnt in 2006 und hat noch wenig Einträge - hier kommen nicht viele vorbei. Wir freuen uns über den Gaskocher und hinterlassen unseren Obulus. Bald schon packen wir frisch gestärkt unsere Sachen, draußen pfeift der Wind. Eine Reitergruppe kommt an der Hütte an. Wir fragen, ob wir durch‘s Pferdegatter dürfen - dürfen wir - und so sind wir bald tatsächlich auf einem alten Reitweg unterwegs.

    „Are you completely lost?“ frägt uns ein Reiter, der uns mitsamt Herde nach einiger Zeit entgegenkommt. Nachdem wir unsere Route erklärt haben und auch versichern, ausreichend ausgerüstet zu sein, hellt sich seine Miene auf, dann reitet die ganze Gruppe freundlich grüßend an uns vorbei.

    Für heute unser letzter Kontakt mit Menschen.

    Die frischen Spuren der Reitergruppe schaffen einen guten Kontrast durch die aufgewühlte Erde und zeigt unseren Weg an. Auf weitläufigen und steinigen Ebenen verlieren sich die Spuren in einzelne, individuelle Wegfindungen, aber die Steinwarten zeigen die Route zuverlässig ab.


    Die Landschaft verschwindet im Nebel


    Ein trockenes Plätzchen an einem Flußlauf findet sich nach 24km und 550hm.

    Die letzten Kilometer für heute führen über weite, steinige Ebene. Unser Zelt schlagen wir dann auch heute wieder direkt neben einem Wasserlauf auf. Kaum steht die Behausung, setzt böiger Wind und Regen ein. Uns stört das nicht, und so ist nach einem ausgiebigen Abendessen erneut Bettruhe angesagt.
    Zuletzt geändert von Styg; 16.09.2016, 11:47.

  • Dieter

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    #2
    AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

    Weiter, weiter - über die Feiertage lässt es sich doch herrlich schreiben
    Eine meiner Lieblingsrouten!

    Dieter

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    • attue
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      #3
      AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

      super, da bin ich ja gespannt wie es weitergeht.... wir sind voriges jahr auch einen Teil des kjalvegurs von hvitarnes nach hveravellir gegangen. Leider war das Wetter eher "suboptimal".. . Bin schon sehr auf den Bericht des "ganzen" Weges gespannt!!

      Hoffe auf eine baldige Fortsetzung

      lg attue

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      • Styg
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        • 01.05.2014
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        #4
        AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

        Letzte Woche saß ich an der Westküste der Normandie, daher die Pause hier. Laptop und Aufzeichnungen waren dabei, deswegen geht es hier nun zügig weiter. Besonderer Dank vorab geht insbesondere an Dich, Dieter, denn die unserer Kjalvegur-Tour vorne und hinten angehängten Etappen basieren weitgehend auf Beschreibungen, die wir deinen Berichten auf isafold.de entnommen haben.

        Montag 20.7., Camp 2 - Camp 3

        Surreal fühlt es sich an, mitten im Nirgendwo zu stehen und bei kristallklarer Verbindung mit der Heimat zu telefonieren. Versprochen ist versprochen. Erst kurz vor Mittag haben wir das Zelt abgeschlagen und die Tagesetappe in Angriff genommen. Die ersten Kilometer verlaufen ohne klaren Weg über weite Felder, die Spuren der Reitergruppe von gestern haben sich verlaufen. Jeder sucht sich seinen Weg, wir genießen die Stille der Umgebung.


        Der konturlose Himmel der letzten beiden Tage ist strukturierteren Wolken gewichen.

        Das Wetter war bisher eher trübe und kalt. Wir sind angesichts der weitaus schlechteren Wetterprognose absolut zufrieden - jeden Tag sehen wir vor und hinter uns weitläufige Regenfelder, bekommen aber - und das sollte für den gesamten Urlaub gelten - niemals wirklich ernsthaften Regen ab. Heute kommt für kurze Zeit kommt sogar die Sonne raus! Eine Reiterin samt Begleiter und Herde kommt uns entgegen, etwas mürrisch wird unser Gruß erwidert. Die einzigen Menschen für heute. Hinter der ersten Furt der Tour, über die wir uns nicht trockenen Fußes schummeln konnten, machen wir Mittagspause.


        Kaum dampft das Wasser, schon scheint die Sonne!

        Nach der Pause, zieht der Himmel allerdings wieder zu, es graupelt ganz leicht. Der Reitweg ist nun wieder mehrspurig und klar erkennbar. Den ganzen Tag über messe ich mit dem GPS einige Steinwarten ein, die nicht auf unserer GPS-Karte verzeichnet sind.


        Auf der Reiterautobahn kommen wir den Bergen schnell näher.

        Schließlich mündet der Weg in die F734, wir lassen einen Reiterhof weit links liegen und laufen kurz darauf über eine große Brücke. Die Sonne frisst sich erneut blaue Flecken durch die Wolkenbänder und so laufen wir bei schönem Lichtspiel weiter.


        Hinter dem großen Felsblock rechts ist es fast windstill - wir machen Kaffeepause ohne Kaffee.

        So langsam wären unsere Beine mit dem Pensum für heute zufrieden, auch wenn die Etappe bislang topfeben und mit 21km vergleichsweise kurz war. Bis zu unserem gesetzten Ziel, der Furt eines Seitenarms der Blanda, sind es noch knapp vier Kilometer. Die Gletscher Langjökull linksseitig und Höfsjökull mit Kerlingarfjöll rechterhand rücken Schritt für Schritt näher.


        Wieder zieht es zu, aber das düstere Wetter ist in Verbindung mit der Landschaft ein echtes Erlebnis.

        Als wir schließlich vor der Strömung stehen, deutet das weitläufige und noch ziemlich sumpfige Bachbett an, dass hier von nicht allzu langer Zeit noch deutlich mehr Wasser durchgerauscht sein muss. Glück gehabt, davor hatte ich nämlich Bedenken: Nicht furten zu können, und umkehren zu müssen. So aber ist der Wasserstand in Ordnung, eine passable Furtstelle ohne stehende Wellen finden wir ein paar Steinwürfe flussaufwärts. Kurz vor der Furt sehe ich einen jungen Polarfuchs, er ist ähnlich erschrocken wie ich und zischt hüpfend ab. Die knietiefe Querung ist dann trotz recht starker Strömung kein Problem. Noch praktischer ist, dass unser heutiger Zeltplatz direkt am gegenüberliegenden Ufer schon auf uns wartet, wenige Schritte von der Stelle entfernt, an der wir anlanden.


        Schnell steht das Zelt, dann nehmen wir das Abendessen bei geöffneten Apsiden ein.

        Die Sonne beehrt uns erneut und scheint zum Sonnenuntergang eine halbe Stunde nur für uns beide.

        Dienstag 21.7 / Camp 3 nach Hveravellir

        Das erste „Hello?“ baue ich noch in einen wirren Traum ein, beim zweiten antworte ich sinnfrei mit „Yes!“, erst beim dritten bin ich wach genug, um unter einem hektischen „I‘ll come out“ eilig in meine Hose zu schlüpfen.

        Draußen stehen zwei Ranger. Während die mitgeführten Pferde großes Interesse am Zelt und dessen Inhalt an den Tag legen, erklärt uns einer der beiden, dass ein 60-jähriger Deutscher vermisst wird. Er habe ein grünes Zelt wie wir, deshalb seien wir geweckt worden. No problem, im Gegenteil! Der Wanderer sei am Tag zuvor an einem Ausläufer des Hofsjökull zuletzt gesehen worden, nachdem er sich von seiner Wanderbegleitung getrennt habe. Wir versprechen, die Augen offen zu halten. Wie die Suche ausging, habe ich nach unserer Rückkehr nicht in Erfahrung bringen können - was ich als gutes Zeichen werte.

        Diese Episode wirft uns rekordverdächtig früh auf die Piste. Eine weitere Furt kurz nach Start gelingt ebenfalls problemlos, auch sie ist relativ breit. Damit sind wir hinsichtlich Querungen vom Eis: Nun geht es ohne weitere Flussüberquerungen Hveravellir entgegen. Zwei Männer, offensichtlich Vater und Sohn und außerdem Angler, kommen uns in ihrem 4x4 entgegen und wollen wissen, wohin die Piste führt. Wir geben Auskunft und treffen kurz darauf auf einen Deutschen aus Bonn, der „unsere Tour“ in die entgegengesetzte Richtung bis nach Varmahlið läuft - Grüße an dieser Stelle!


        Kur vor der Abzweigung auf die 35.

        Seit einigen Kilometern schon kündigen Staubwolken in der Ferne an die 35 ab, nun biegen wir auf diese Straße ein. Einiges los hier! Die restlichen Kilometer bis Hveravellir verlaufen relativ und flach und bei gutem Wetter - Wind von hinten, kein Regen. Unsere Papierkarte wird nutzbar, wir laufen über den nördlichen Rand in sie hinein. Die Sérkort 3 zeigt einen Reitweg etwas westlich der 35, wir folgen - warum eigentlich? - trotzdem der Piste.


        Hinter einem großen Fels machen wir Mittagspause.

        Frisch gestärkt marschieren wir weiter und grüßen fleißig und bald routiniert den motorisierten Verkehr: Wohnmobile, Busse, Trucks, Mietwagen. Einige Fahrradfahrer strampeln sich durch die Wand aus Wind, andere Fußgänger begegnen uns nicht.


        Das Etappenziel kommt in Reichweite.

        Einen langgezogenen Anstieg später kommt schon bald Tagesziel links in einer grünen Senke gelegen in Sicht. An den Hütten wird ganz offensichtlich gebaut, auch auf dem Parkplatz herrscht reger Betrieb.


        Hveravellir

        In der Rezeption der Haupthütte checken wir für zwei Tage ein und finden dann einen guten Platz für unser Zelt auf dem prall gefüllten Campground - laute Schulklassen inklusive. Tourabschnitt 1 geschafft! Ein ausgedehntes Abendessen und diverse Thor-Biere haben wir uns verdient, beschließen wir.

        Kurz darauf sitzen wir zur im Restaurant bzw. Gastraum der Hütte.Vier zusammengefügte Container bringen viel Platz für Touristen, versprühen aber im Vergleich zur ursprünglicheren Hütte auch einen deutlich spröderen Charme. Das obligatorische Bad in den heißen Quellen verschieben wir auf morgen, denn die waren heute heillos mit einer französischen Schulklasse verstopft. Pappsatt schlummern wir schon kurz nach dem Abendessen einem Pausentag entgegen.

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        • Wooody
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          • 30.11.2014
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          #5
          AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

          Danke schonmal für das Weiterschreiben Sehr schöne Bilder und lässt sich schön mitlesen
          Wenn im März nicht Norwegen anstehen würde, wäre Island dieses Jahr ein Ziel.
          Beste Grüsse

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          • Styg
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            • 01.05.2014
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            #6
            AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

            ... und weiter geht's!

            Mittwoch 22.7. / Pausentag in Hveravellir

            Frühstück in der Hütte. Die Leute starren auf ihre Smartphones, fast wie daheim. Kurze Ladekabel fesseln Menschen in die Nähe der Steckdosen, wie Motten ans Licht. Eine Mitarbeiterin der Hütte bringt energisch Aufkleber mit dem Preis zur Nutzung über den Steckdosen an.

            Draußen taucht trübes Wetter die Umgebung in stumpfes Licht, aber das ist uns egal: Lesen im Zelt und ausspannen ist angesagt. Ich lese dort weiter, wo ich letztes Jahr auf der Norwegen-Tour aufgehört habe. Seltsam, lese ich doch fast nur noch auf Tour - sollte mir zu denken geben. Buch zu Ende, nächster Band. Nach 30 Seiten bemerke ich, dass ich nach Band 2 wohl besser Band 3 lesen sollte, nicht Band 4. Dank tadelloser Internetverbindung ist der Lapsus schnell behoben. In der Heimat melden wir uns ebenfalls, erster Teilabschnitt geschafft, alles gut. Wir sind ziemlich entspannt heute.


            Zwei Minuten Sonnenschein reichen für die fotografische Geschichtsklitterung.

            Am Nachmittag legen wir uns für eine gute Stunde in den Hotpot. Abendessen gibt es wieder im Hüttenrestaurant, wir gönnen uns das einfach. Morgen geht es weiter, wir freuen uns auf die Kernetappen des alten Kjalvegur.

            Donnerstag 23.7. / Hveravellir - Þjófadalir

            Frühstück gibt es in der Hütte - Skyr war aus, daher Thunfischbrötchen. Im Toilettencontainer pinkelt ein Jungendlicher linkerhand, während er rechterhand sein Smartphone bedient. Es wird Zeit, weiterzugehen.

            Ab auf die Piste und rein in die Einsamkeit. Wie üblich laufen wir gegen Mittag los, ein Schild weißt den Weg nach Þjófadalir als für Autos gesperrt aus. Wir folgen der Piste F735, die Pferdeautobahnen kreuzen diese Piste heute immer wieder einmal. Nach wenigen Kilometern stehen wir auf einer Anhöhe.


            Links fließt das Lavafeld Kjalhraun bis in den Horizont, rechts begrenzen Hügelketten die Sicht.

            Die rechts von uns gelegenen Osthänge sind bedeckt von Altschnee. Manche dieser Felder reichen bis zur Piste hinunter und als wir im Tal ankommen, wird offensichtlich, dass hier zumindest für kleine Geländewagen noch kein Durchkommen ist, ohne hirnlos querfeldein zu fahren. Bald lassen wir die Piste hinter uns, und laufen wieder auf den charakteristischen „Pferdeautobahnen“, die auf dem schmalen grünen Streifen zwischen Hügeln und Lavafeld verlaufen.


            Der mehrspurige alte Reitweg

            Eine Abbiegung verpassen wir - das scheint symptomatisch zu werden - trotzdem erreichen wir das malerische Þjófadalir nach nicht einmal einem halben Wandertag, es ist erst früher Nachmittag.


            Oben auf der Schulter einer Anhöhe eröffnt sich uns der Blick in das malerische Tal.

            Ein Bachlauf windet sich hindurch, mittendrin steht eine der vielleicht schnuckeligsten Hütten Islands (ich kenne aber auch nur einen Bruchteil).


            Umrandet wird das Tal von Hügeln, die in ihrem Farbenspiel etwas an Landmannalaugar erinnern.

            Unten angekommen, bietet die winzige Hütte dann mehr Platz, als man von außen meinen könnte. Entgegen der Wetterprognose, die uns noch in Hveravellir drei Tage Sauwetter prophezeit hat, hatten wir heute zwar wenig Fotografierlicht, aber durchaus gutes Wanderwetter: Kein Regen, Wind von hinten. Schon bald sitzen wir windgeschützt hinter den Hütte beim Mittagessen, die Schafe des Tals machen das genauso. Eine vierköpfige Familie hat in der Hütte Quartier bezogen.


            Wir schlagen unser Zelt nahe am Bachlauf in einer kleinen windgeschützten Senke auf.

            Etwas abseits steht ein weiteres Zelt, sonst sind wir alleine im Tal. Dann schimmert gegen Abend ganz kurz die Sonne durch die Wolken. Kurz vor Mitternacht wird es dann endgültig zu duster, wir legen unsere Bücher weg und schlafen.

            Freitag 24.7 / Þjófadalir - Þverbrekknamúli

            Gegen 10 Uhr schultern wir die Rucksäcke. Es ist windig, aber trocken. Südlich aus dem Tal herausgelaufen, eröffnet sich eine weite Eben vor uns, der Berg Kjalfell liegt in einigen Kilometern Entfernung direkt vor unserer Nase.

            Nach wenigen hundert Metern ist beim Blick zurück der Eingang zum Þjójadalir nur noch schwer auszumachen.

            Erneut folgen wir der Pferdepiste, laufen über Steinfelder und grünere Abschnitte. Die Etappe ist bis auf wenige Erhebungen sehr flach. Der Himmel ist heute deutlich klarer als in den letzten Tagen, unser erster Tag mit etwas Sonnenschein auf Tour.

            Wir laufen dem Regenbogengletscher entgegen, den Fingern des Hrútfellsjökull entgegen.

            Es gibt allerhand zu sehen am Wegesrand.

            Das Schmelzwasser der umgebenden Erhebungen vereint sich zunehmend und bald mündet der sanfte Bachlauf aus dem Þjófadalir in den schnell fließenden Fúlakvísl.


            Der mit reichlich Sediment durchsetzte Fluss bleibt unser Begleiter bis zur Hütten Hvítárnes am Htítarvatn.

            Eine mögliche Abkürzung nach Þverbrekknamúli über die Hügel Múlar und Þverbrekkur zweigt rechts ab und führt über eine kleine Brücke recht steil einen Osthang hoch. Oben allerdings führen die wenigen Fußspuren über breite Schneefelder - wir laufen die reguläre Route weiter, lang ist die Etappe sowieso nicht. Das Wetter spielt mit - Wind wie gewohnt von hinten, keine Niederschlag und hin und wieder etwas Sonne.


            Eine größere Reitergruppe überholen wir bei ihrer Mittagspause an einem Gatter.


            Die einzelnen Pfade der Pferdepiste bahnen Ihren Weg durch das Hochland.



            Dann haben wir den Hügel Kvíslarmúli umlaufen: Der Höfsjökull liegt nun direkt östlich von uns, etwas weiter im Süden nimmt das Kerlingafjöll immer mehr Platz am Horizont ein, im Westen laufen wir am Langjökull entlang. Der Reiz der drei Kernetappen des Kjölur ist für mich dann auch, durch die Szenerie der beiden großen Gletschter Schritt für Schritt hindurchzulaufen. Noch vor Hveravellir und zwei Etappen vorher sahen wir diese Formationen in weiter Ferne, heute laufen wir schon hindurch. Ich mag dieses sich ändernde Gefühl für Distanzen auf Tour. Aus dieser Situation heraus bedauere ich die Autofahrer, die auf der nicht weit entfernten 35 große Staubfahnen hinter sich herziehen und zwischen Gullfoss und Hveravellir keine zwei Stunden Zeit haben, sich auf diese Landschaft einzulassen.


            Eine kaum zu verfehlende Brücke zeigt in Richtung der etwas versteckt gelegenen Hütte Þverbrekknamúli.

            Diese Hütte kommt tatsächlich erst auf den letzten Metern in Sicht.

            Im Tagesverlauf sind uns einige Wanderer entgegen gekommen, daher haben wir diese wie erwartet auch nicht für uns alleine. Aus einer Laune heraus und weil uns die Hütte gut gefällt, beziehen wir innen Quartier. Aus dem Küchenfenster und natürlich auch vor der Hütte selbst dominiert der Hrútfell mit seinem weißen Deckelchen die Szenerie.


            Gegen Abend sogar mit etwas Sonne!

            Drei Süddeutsche leisten uns in der Hütte bald Gesellschaft, draußen versammeln sich im Lauf des Tages noch vier bis fünf Zelte. Eine Familie bringen den kranken Sohn zur Hütte, er legt sich sofort auf einer Bank in die Sonne und schläft: Magen-Darm und vorzeitiges Tourende. Wir bieten unsere Bordapotheke an, aber die Familie ist bestens eingedeckt. Gemeinsam mit dem Vater suchen wir auf unserem GPS einen möglichst kurzen Weg zur 35.

            Ziemlich offensichlich ist, dass die wenigsten Gäste ihren Obulus in die dafür vorgesehen rote Metalkiste einwerfen. Die Flüge auf diesen Felsbrocken gibt‘s nicht geschenkt, fast jeder hier trägt ein kleines Vermögen an Hochleistungstextilien am Körper und sonstiges Ultraleicht-Trekkinggedöns im Rucksack, aber dafür scheint‘s dann doch nicht zu reichen. Schade.

            Samstag 25.7 / Þverbrekknamúli - Hvitarnes

            Da wir uns nach dem Aufstehen noch etwas verquatschen, laufen wir erst kurz vor Mittag los. Macht nichts, auch die heutige Etappe ist mit 16 km ziemlich kurz, sie verläuft nahezu auf gesamter Strecke östlich am Fúlakvísl und dem Hügel Baldheiði entlang. Der Wasserlauf nährt sich wie schon am Tag zuvor aus diversen Schmelzwasserzuflüssen und gräbt mittlerweile stark rauschend an einem tiefen Bachbett, fast schon ein kleiner Canyon. Entfernt man sich wenige Schritte von diesem Flußlauf, ist er kaum noch zu erahnen oder zu sehen.

            Blick zurück nach Norden, links der Hrútfell


            Wanderauftakt bei strahlendem Sonnenschein - endlich! Allerdings: Der Wind steht still, Plagegeister in Form von Mücken kriechen aus ihren Löchern. Unsere Mückennetze lagern sebstverständlich ganz unten in den Rucksäcken, aber die Plagegeister sind noch nicht lästig genug für das kurze Gewurschtel im Gepäck. Ausnahmsweise sind wir trotzdem um jedes bisschen Gegenwind froh. Selbiger bläst schon blad vehement aus aus Süden und schiebt uns ziemlich dunkle Wolken über den Bláfell entgegen.


            Ich hätte nichts dagegen, wenn uns dieses Wetter am Bláfell nicht streifen würde.

            Da die Gehmoral heute ausgesprochen gut ist, legen wir die Mittagspause erst eine Stunde vom Tagesziel entfernt ein.


            Die Reitpiste reißt tiefe Furchen in den zunehmend sandigen Boden.

            Auch die Schafe beobachten das "Wetter" am Bláfell

            Kaum sind Kocher und Co. wieder im Rucksack verstaut, beginnt es leicht zu regnen. Nach einer knappen halben Stunde ist der Spuk schon wieder vorbei, die Sonne zeigt sich für den restlichen Tag jedoch nicht mehr.

            Unser Pfad dreht sanft nach rechts ein, die Hütte Hvitarnes kommt in Sicht. Der Fúlakvísl fächert sich nun zu einem breiten Delta auf. Wir haben freie Sicht auf den Hvítárvatn, die Gletscherzunge Norðurjökull reicht noch an den See hinunter, der Suðurjökull hat sich schon etwas zurückgezogen.


            Das Tagesziel erscheint als kleiner roter Punkt.

            Einige Spuren der Reiterautobahn sind hier den Wassermassen zum Opfer gefallen, das Gelände wird sumpfiger. Über eine morastige Furt mogeln wir uns zügigen Schrittes, trockene Füße haben wir nur dem zuverlässig wasserdichten Schuhwerk zu verdanken. Im Süden rücken großflächige Regenfahnen beständig näher.


            [/url]Campinganlagen links, Hütte rechts.

            Kurz darauf kommen wir an der Hütte an. Auf dem vorgelagerten Campingplatz stehen nur wenige Zelte, der größte Schwung an Wanderern ist uns auf der gestigen Etappe entgegengekommen. Ein älteres Ehepaar betreibt die Hütte über den Sommer, wir unterhalten uns nett und quartieren uns aus einer Laune heraus ein. Da wir die einzigen Gäste sind, breiten wir uns im Einzelzimmer richtig aus.


            Rechts die Hütte, links die Freiluftdusche mit Panoramablick.

            Nach dem Abendessen machen wir eine kurze Bestandsaufnahme des Proviant - langsam aber sicher werden die Rucksäcke spürbar leichter. Draußen beginnt es zu schütten, wir lesen drinnen erneut bis tief in die Nacht. Ich habe die Handlung der zugehörigen Fernsehserie endlich eingeholt und freue mich nun auf echtes leserisches Neuland.

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            • Mika Hautamaeki
              Alter Hase
              • 30.05.2007
              • 4006
              • Privat

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              #7
              AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

              Diese Bilder...Träum...
              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
              A. v. Humboldt.

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              • Styg
                Gerne im Forum
                • 01.05.2014
                • 86
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

                Sonntag 26.7. / Hvitarnes - Camp Fremstaver

                Der zweite Pausentag steht in der Planung, aber uns zieht es weiter. Ausdrücklich sei der heiße Kaffee lobend erwähnt, den uns der Hüttenwart morgens anbietet. Damit setzt er unserem Frühstück die Krone auf - herzlichen Dank, immer wieder gerne!
                Wir folgen der Piste, die auf den ersten Kilometern parallel zur 35 verläuft, in Entfernung zum Wasser wird die Landschaft karger, Gras weicht Stein.


                Als wir an der Piste ankommen, offenbart der Blick zurück nach Norden eher düstere Wetteraussichten.

                Auch im Süden verheißen Regenfelder nichts Gutes.

                Knappe zwei Kilometer weiter südlich passieren wir eine große Brücke über die Hvítá. Die einzige Beeinträchtigung durch einsetzenden Regen besteht für uns beide dann darin, dass wir unsere Mittagspause unter dem breiten Betonpfeiler besagter Brücke zu uns nehmen. Der Regenvorhang zieht vorbei, dann laufen wir von Nässe unbehelligt weiter in einen etwas heller gewordenen Himmel.

                Nach der Mittagspause geht's bergauf.


                Unsere Route führt uns westlich am Bláfell vorbei. Das Tagesziel lautet »Dieters Camp bei Fremstaver oder soweit uns unsere Füße heute tragen«. Unsere Füße tragen uns vor allem erst einmal über einen langen Anstieg nach oben. Mit jedem Höhenmeter gewinnt die Aussicht an Weite. Zwar laufen wir die 35 entlang, aber was wir bei der Tourplanung noch als »Transportetappe« verunglimpft hatten, entpuppt sich als ausgesprochen schöne Wanderung, die oben angekommen mit tollen Ausblicken nach Norden und Süden belohnt. Zudem sind heute nur wenige Fahrzeuge unterwegs, sodass wir die Landschaft häufig für uns haben.

                Wir verabschieden uns mit Blick nach Süden von Höfsjökull, Langjökull und Kerlingafjöll.

                Wir stehen am heutigem Höhen-Maximum und haben freie Sicht vor und zurück.
                Im Norden offenbart sich eine grandiose Aussicht - weite Ebenen liegen endlos im Süden und Osten.


                Westlich (rechts) von uns liegt die langgezogene Jarlhettur-Kette, unser Tagesziel für morgen.

                Heute aber geht es erst einmal noch einige Kilometer bergab und als wir in der Ferne eine Autobrücke über die Grjotá erkennen, kommt unser Tagesziel endlich in Sicht. Kurz vor der Brücken biegen wir links nach Süden ab und folgen dann noch ein, zwei Kilometer dem Flußbett.


                Unsere Beine sind uns wirklich dankbar, als wir schließlich am Westufer einen Lagerplatz in toller Lage entdecken.

                Nach dem Abendessen wird nur kurz gelesen - für heute sind wir wirklich beide platt.


                Montag 27.7., Camp Fremstaver - Hagavatn

                Hatte es gestern kurz vor Schlafenszeit noch geregnet, kommt heute die Sonne ab und zu durch. Es ist außerdem warm, der Wind ist gerade kräftig genug, uns die Mücken vom Leib zu halten. Auch heute kein Pausentag, das gute Wetter wollen wir nutzen - weiter geht's!

                Unsere Route zeichnet heute ein großes »V« auf den ersten Kilometern. Vom rechten Schenkel oben könnten wir nach links deutlich abkürzen, wenn auch weglos. Wir entscheiden uns für die Route und folgen erneut der 35.

                Bald geht der festgefahrene Schotter in Teer über.

                Ein Abzweig nacht rechts zeigt die Entfernung zum nordwestlich gelegenen Hagavatn mit 15km an, acht sind erst geschafft. Die Gehmoral ist heute nicht die Beste, ein Pausentag wäre langsam aber sicher eine feine Sache.


                Kurz nach dem Abzweig machen wir an einem Bachlauf Mittagspause, dank Windstille inklusive Mückennetz.

                Die penetranten Quälgeister haben mir gestern Hände und Ohren böse verstochen, heute sind sie noch nerviger. Der weitere Weg führt uns weg von grüner Vegetation immer weiter bergauf durch ausgedehnte Geröllfelder.
                Brauntöne dominieren die Landschaft und der Weg ist weit zu sehen.

                Die auf der Karte eingezeichneten Bachläufe - einer davon als Furt markiert - sind beide furztrocken.


                Die Jarlhettur-Zinnen rücken stetig näher.

                Es wird Abend und so langsam fragen wir uns, wann genau heute die Hütte in Sicht kommt.

                Dann macht der Weg eine Biegung und hinter eine Kuppe kommen die Baumwipfel kleiner Birken in Sicht.


                Baumwipfel. Auf Island im Hochland.

                Kurz darauf stehen wir im Südosten eines Tals inmitten einer grünen Miniaturidylle und sind einigermaßen sprachlos: Unser Zelt steht inmitten einer Gruppe aus Büschen und Bäumchen windgeschützt auf grünem Gras, knapp hundert Meter entfernt steht die Hütte Hagavatn im Schatten von kleinen Birken.

                In einiger Entfernung rauscht der aus Hagavatn bzw. Eystri-Hagafellsjökull gespeiste Gletscherfluß Far vorbei. Das Wasser ist sehr sedimenthaltig und damit in den Flaschen grau, schmeckt aber prima. Im Hüttenbuch haben sich für 2015 nur wenige Gäste eingezeichnet, wir tragen uns ein und stellen die Parkuhr auf »zwei Tage Pause im Zelt«.


                Hier bleiben wir zwei Tage, ganz sicher!

                Die ganze Szenerie ist eine grandiose Überraschung für uns. Nach der zwar landschaftlich reizvollen, aber in Hinsicht auf Zeltmöglichkeiten kargen Etappe, hatten wir diese grüne Oase absolut nicht erwartet.

                Da uns das Wetter noch einige Sonnenstrahlen schenkt, entsteht eine ganz eigentümtliche Stimmung. Friedlich ist es hier.

                Links im "Wald" steht unser Zelt.

                Für uns endet hier der zweite große Abschnitt unserer Tour. Die letzten drei Etappen sind möglicherweise wasserlos. Da wir dieses daher mitschleppen müssen, steht nun eine ausgedehnte Pause auf dem Plan. Die haben wir uns auch verdient.
                Zuletzt geändert von Styg; 13.02.2016, 18:35.

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                • Daddyoffive
                  Fuchs
                  • 24.08.2011
                  • 2437
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

                  Toller Bericht. Danke! Und super Bilder. 1997 war ich etwa dort unterwegs. Das waren noch Zeiten...
                  Das Leben ist kein Problem, das gelöst werden müsste, sondern ein Abenteuer, das gelebt werden will.
                  John Eldredge
                  ><>

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                  • Mika Hautamaeki
                    Alter Hase
                    • 30.05.2007
                    • 4006
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

                    träum 2....
                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                    A. v. Humboldt.

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                    • Styg
                      Gerne im Forum
                      • 01.05.2014
                      • 86
                      • Privat

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                      #11
                      AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

                      Dienstag und Mittwoch, 28./29.7., Hagavatn

                      Beide Pausentage verbringen wir größtenteils faulenzend, belassen es bei kleineren Ausflügen und lesen. Wir liegen wenige Meter vom Zelt entfernt im Gras und lassen uns die Sonne auf den Pelz brennen, ab und zu wird gekocht. Die meisten Touristen, die mit Autos zum Gletscher fahren, dürften uns nicht einmal bemerkt haben, da unser Zelt von der Straße aus kaum zu erkennen ist. So darf Erholung aussehen.


                      Pausentag in Hagavatn

                      Am zweiten Tag melden wir uns wie versprochen in der Heimat, immerhin geht meine Mutter heute in Rente. Dann, wenn wir schon zwecks Empfang einige Meter im Hang stehen, kraxle ich den Hügel Jarlhettur hoch, dabei beginnt es etwas zu regnen.

                      Etwas verregnete Sicht vom Jarlhettur Richtung Süden

                      Aus der Ferne dröhnen Rotoren, dann kommt ein Hubschrauber aus Richtung des Gletschers in Sichtweite. Kathrin und ich sind noch nicht wieder unten im Tal angekommen, da seilen sich zwei Personen ab, rennen kurz zur Hütte, rennen zurück, sehen uns, winken kurz und fliegen schließlich wieder davon. Suchaktion, Übung, man weiß es nicht.


                      Kurzer Hubschrauberbesuch

                      Der Abend kommt, es regnet sich etwas ein. Wir aktualisieren unsere Aufschriebe und lassen auch den zweiten Pausentag in aller Ruhe ausklingen. In den beiden Tagen konnte man wunderbar die Zeit vergessen und einfach nur in den Tag hineinleben.

                      Hier könnte ich es länger aushalten ...


                      30.7., Hagavatn - Hlöðuvellir

                      Nach zwei Tagen Pause starten wir frisch ausgeruht und bei gutem Wetter in den letzten Abschnitt unserer diesjährigen Tour. Das idyllische Tal lassen wir nach wenigen Minuten etwas wehmütig hinter uns, dann laufen wir an einem kleinen Seitenarm der Far entlang. An einem kleinen Seitenarm nehmen wir kristallarmes Wasser auf - gute 10kg, denn die Wasserversorgung ist für die nächsten Tage nicht unbedingt gesichert. Den Fluss hier zu Fuß zu furten, wäre haarig bis ummöglich gewesen!


                      Über die in Sicht kommende Fußgängerbrücke sind wir ziemlich glücklick.

                      Die nächsten Kilometer laufen wir querfeldein Richtung Süden, ein Weg ist hier nur schwach erkennbar. Der Untergrund ist etwas weicher als er aussieht, das Gehen ist relativ anstrengend. Es geht Richtung Piste, diese ist durch Strommasten unübersehbaren markiert. Ich hadere anfangs etwas mit der Lastverteilung des Wassers am Rucksack, finde aber eine passable Lösung noch bevor wir auf die Piste F338 einbiegen.


                      Die Landschaft ist weit und offen.

                      Es ist gegen Mittag, uns passieren schon bald die ersten Offroad-Fahrzeuge. Motorräder oder Fahrradfahrer sehen wir den ganzen Tag über nicht, ebenso wenig andere Wanderer.


                      Ein blaues Blütenmeer aus Lupinen soweit das Augen sehen kann.

                      Die Piste führt in Serpentinen einen steilen Aufstieg hinauf. Kaum oben angekommen, stehen wir in der Wüste. Hinter uns, Richtung Westen, liegt das Lavafeld Lambahraun, das es heute zu durchqueren gilt.


                      An der Kante oben reicht die Sicht kilometerweit nach Osten.


                      Die Landschaft zieht uns in ihren Bann.

                      Für etwa eine Stunde haben wir nahezu perfektes Licht, zusammen mit den wilden Wolken, die der aufkommende Wind vor sich her blässt, eine wundervolle Stimmung. Die Landschaft ist hier schlagartig völlig verändert. Da zwingen sich Fotografierpausen geradezu auf. Einzig der feine Sand setzt sich wirklich überall fest, und so wird auch das Mittagessen zur Etappenhalbzeit in einer windgeschützten Felsspalte zu einer etwas knirschenden Angelegenheit.


                      Frisch gestärkt geht es weiter der Abiegung Richtung Hlöðuvellir entgegen

                      Dann biegen wir auch schon Richtung Süden ab. Die F337 läuft westlich des Hlöðufell, wir laufen jedoch südlich. Erneut laufen wir einen ziemlichen Zacken, ich bin mir jedoch absolut nicht sicher, ob die Luftlinie querfeldein tatsächlich schneller ist, denn der Untergrund abseits der Wege ist sehr sandig und damit nicht einfach zu gehen. Von den Osthängen des Hlöðufell sind große Felsbrocken hinab gekullert. Auch wenn der Bewuchs auszeigt, dass das eine ganze Weile her sein muss, will man diese Brocken ganz sicher nicht auf sich zurollen sehen. Wir umrunden den Berg, jedoch machen sich unsere Gehapparate bemerkbar. Mein linkes Sprunggelenk ist nicht mehr taufrisch und Kathrin wird von Blasen geplagt. Einen Oatsnack später sieht die Welt schon wieder ganz anders aus, trotzdem ziehen sich die restlichen 3km bis zu Hütten ziemlich.

                      In der Hütte selbst sitzen zwei Isländerinnen beim Abendessen. Wir bekommen in barschem Tonfall erklärt, dass sie die Hütte gebucht hätten. Ich versuche zu erklären, dass ich eigentlich nur auf der Suche nach dem Geldbriefkasten für die Zeltgebühr bin. Ihre Begleitung ist deutlich höflicher und nachdem wir das Zelt draußen aufgeschlagen haben, ist die Welt wieder in Ordnung und die Stimmung gut. Da sich kein Geldbriefkasten findet, gebe ich den beiden die Gebühr in bar mit, sie versprechen, es in Reykjavík abzugeben. An der Hütte selbst gab es über eine manuelle Pumpe Wasser, unser Wasserproblem entspannt sich und ich bin froh, dass wir etwas großzügiger mit unseren Reserven sein können.
                      Zuletzt geändert von Styg; 16.09.2016, 10:47.

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                      • Styg
                        Gerne im Forum
                        • 01.05.2014
                        • 86
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

                        Was lange währt wird endlich fertig! Nachdem die diesjährige Tour auch langsam aber sicher aufbereitet werden möchte, sollte ich wohl das Vorjahr abschließen. Daher nun die letzten beiden Etappen ...

                        31.7., Hlöðuvellir - Laugarvatn

                        Die Überschrift nimmt es vorweg: Wir verfransen uns heute ziemlich. Eigentlich. Letztendlich war es egal. Wir schaffen es, auf den ersten Metern und kurz nach Start falsch bzw. nicht abzubiegen. So laufen wir statt in westlicher Richung ziemlich genau nach Süden auf der F337. Aber der Reihe nach.


                        Hütte, Klohäuschen und Zelt bei Hlöðuvellir


                        Auch heute wieder Glück mit dem Wetter - im Zelt ist es brütend heiß.

                        Um 8 Uhr weckt uns die Hitze im Zelt. Auf die Piste kommen wir nach ausgiebigem Frühstück und Pflege der malträtierten Füße gegen 11 Uhr. Eilig haben wir es nicht, denn die Tour wir bald enden, es schleichen sich die ersten leisen Gedanken an den Alltag ein. Wie gestern laufen wir die ersten Kilometer durch malerische Wüstenlandschaften.


                        Details im Großen wie im Kleinen.



                        Langsam aber sicher kommt mehr Vegetation und auch Farbe in Spiel. Vereinzelte Restschneefelder und sogar kleine Wasserläufe würden eine Wasserknappheit beheben, aber wir sind noch versorgt.


                        Blick zurück - langsam laufen wir in's Grün.


                        Mittagspause!

                        Während das Wasser langsam heiß wird, kontrolliere ich den Kilometerstand auf dem GPS. Nach 10 km bemerken wir unseren Lapsus. Zurücklaufen erscheint uns nicht als Option, wir disponieren kurzerhand um und erklären Laugarvatn zum heutigen Etappenziel. Alles kein Drama. Von dort aus soll es dann nach Þingvellir weitergehen.

                        Wieder auf der Piste, es geht bergauf. Alsbald werden wir mit einer grandiosen Aussicht in die tiefer liegenden Gebiete im Süden belohnt: Weit in das Land hinein und bis zur Küste reicht die Sicht, Hekla trohnt majestätisch über der Landschaft und erinnert uns an unsere dortige Tour in 2013.


                        Die Nachmittagssonne malt mit Licht.


                        Blick gen Süden - das Etappenziel Laugarvatn ist rechts im Bild.

                        Den Nachmittagskaffee nehmen wir dann bei erneut großartiger Sicht ein. Im Tal liegen Laugarvatn und Apavatn. Kurz darauf führt uns ein sehr steiler Abstieg endgültig aus dem Hochland heraus. Die Isländer misstrauen Serpentinen ja grundsätzlich, der grobe Schotter macht den Abstieg einigermaßen beschwerlich. Wir sind sehr froh, hier nicht hochlaufen zu müssen. Ab und zu passieren uns geländegängige Fahrzeuge. Die Vegatation nimmt mit jedem Schritt zu und bald schon säumt üppiger Bewuchs den Weg ins Tal. Der Wechsel von kargem Hochlandbewuchs hin zur üppigen Vegetation im Tal ist ein echtes Erlebnis!




                        Die Richtungstraße im Rücken - links oben die Piste F337 Richtung Hlöðuvellir

                        Für mich markieren zwei Jugendliche das geistige Tourende. Die beiden hören Musik über‘s Smartphone und werfen unmotivert Steine in ein kleines Tal. Willkommen zurück in der Zivilisation. Die beiden kommen aus einer nahegelegenen Feriensiedlung mit Campingplatz. Allerdings steht besagter Campingplatz nicht für die Öffentlichkeit zur Verfügung, sondern nur für die Mitglieder der Graphic Union. Zumindest steht das auf einem kleinen Schild, das wir nach fast einstündiger Suche auf dem Gelände an einer Waschhütte finden.

                        Auf der 1 geht es in Richtung Laugarvatn. Uns stört nicht, nach den letzten Etappen einige wenige Kilometer Teerpiste zu gehen, zumal die Abendstimmung prima ist: Die Sonne steht mittlerweile recht tief am Himmel, wir genießen das tolle Licht und auch das viele Grün um uns herum. Auf dem Campingplatz in Laugarvatn endet die Etappe dann nach 28km.

                        Die Entzückung stelle ich fest, dass es hier erste anständige Duschen gibt, kostenfreie noch dazu. Heißes Wasser von oben ist für uns der pure Luxus und nach diversen Waschgängen sind wir auch wieder sauber. Von irgendwoher tönt Live-Musik. Nach dem Abendessen schlafen wir zufrieden ein. Morgen wartet der letzte Tourtag auf uns, eine klassische Abschiedsetappe.

                        Zwar war die eigentliche Route so nicht geplant, uns hat das jedoch nicht gestört. Das Herauslaufen aus dem Hochland klappt auch auf diese Weise ganz gut, der Ausblick in die südlichen Tallagen - bei entsprechendem Wetter - ist wirklich toll. Beginnt man die Tour in Laugarvatn bzw. an der Piste F337, wären es bis Hagavatn zwei etwas wackelige Tage hinsichtlich Wasserversorgung.

                        1.8. Laugarvatn - Þingvellir

                        Erneut weckt uns die Hitze im Zelt relativ früh aus, obwohl uns eines hohes Gebüsch noch etwas Schatten spendet. Ein strahlend blauer Himmel versüßt uns unser Frühstück, dann laufen wir los.


                        Campground in Laugarvatn nach Zeltabbau

                        Im kleinen Supermarkt im Ort kaufen wir genügen Essen ein, um bis zum Abflug versorgt zu sein. Unsere Rationen gehen wie geplant langsam zu Neige. Vor dem Geschäft verdrücken wir auf Bänken jeweils eine dicke Portion Skyr, dann laufen wir im T-Shirt los. Viele Menschen. Die Strecke zweigt kurz hinter dem Ortsausgang auf eine zweispurige Schotterpiste ab, die später in die 367 mündet. Es läuft sich gut, jedoch ist es heute nahezu windstill sodass uns diese elenden Mücken an das Nervenkostüm wollen.


                        Blick zurück nach Laugarvatn

                        Bald schon lassen wir die Höhle Laugarvatnshellir rechts liegen, dann geht es einige Höhenmeter nach oben. Die Sicht öffnet sich Richtung Westen, unser Tagesziel wird erkennbar. Hier machen wir in bester Kulisse Mittagspause. Statt gefriergetrocknetem Futter gibt es heute Baguette, Käse und Salami, eine willkommene Abwechslung!

                        Im weiteren Verlauf geht es bergab, zunehmend kommen Wolken auf, kurzzeitig wird es regelrecht duster. In Seenähe verdichtet sich die Vegetation zusehends, bald schon stoßen wir auf die 36. Dieser folgen wir nur wenige hundert Meter bei starkem Verkehr um in die 361 einzubiegen. Hier wird es deutlich ruhiger, wir laufen direkt am Seeufer.


                        Wo Wasser, da auch Mücken!

                        Nach wenigen Gehminuten führt uns eine Abzweigung nach rechts auf einen Fußweg, der uns auf direktem Wegen auf den Campingplatz führt. Runter vom Teer und rein in den schmalen und irgendwie idyllischen Wanderpfad. Fühlt sich an, als würde man diese Touristenattraktion durch den Hintereingang betreten.


                        Auf dem Weg Richtung Campingplatz



                        Nach halber Strecke treffen sich mehrere Wege sternförmig, mangels Beschilderung raten wir und verlieren natürlich, was uns einen guten Kilometer Teerstraße einbringt. Man könnte ja auch den Kompass nutzen oder auf das GPS schauen, in Nachhinein betrachtet hatten wir die Gedanken wohl einfach anderswo. Geschenkt, denn bald ist es geschafft! Dass wir hier ein weiteres Mal falsch abbiegen und noch einen guten Kilometer Straße laufen müssen - nochmals geschenkt.

                        Dann stehen wir auf eine großen Grünfläche, einem Campingplatz. Vor etwa zwei Wochen sind wir im Norden in Varmahlíð gestartet und nun, nach etwa 270 Kilometern, im Süden Þingvellir angekommen. Tourende! Wir sind absolut zufrieden mit dem Verlauf: prima Wetter, keine Ausrüstungskatastrophen und auch der Tourenplan ging fast vollständig auf, wie geplant.


                        Finales Camp für diese Tour!

                        Am Tag darauf bringt uns der Bus in die Hauptstadt. Wir beziehen Quartier in einem Guesthouse direkt an der Hallgrimsskirkja, ordern den FlyBus - bei Lichte betrachtet hätte man die ~700m zum BSI wohl auch laufen können, ähem -und verbringen dann noch einen gemütlichen Tag in Reykjavík. Die neue Lebowski-Bar ist jedenfalls empfehlenswert!

                        Zuletzt geändert von Styg; 17.09.2016, 10:05.

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                        • Dieter

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                          AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

                          Danke für den guten Bericht. Besonders gefallen mir die Panorama Fotos!
                          Der Bericht eigt sehr schön, dass es in Island noch mehr gibt, als den Laugavegur.

                          Dieter

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                          • Styg
                            Gerne im Forum
                            • 01.05.2014
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                            #14
                            AW: [IS] Alter Kjalvegur mit Verlängerung - von Varmahlið nach Þingvellir

                            Hallo Dieter und vielen Dank für deine Rückmeldung - und Danke auch dafür, dass ich den Startpunkt im Norden als auch die Verlängerung Richtung Süden deinen Tourberichten entnehmen konnte!

                            Manche Panoramen erstelle ich um mich im Nachhinein bei der Betrachtung an Einzelheiten der Etappe selbst oder sogar den Moment der Aufnahme erinnere. Ein gewisser Eigennutz sozusagen, um Erinnerungen wachzurufen.

                            Der alte Reitweg ist im Vergleich zum Laugavegur zwar landschaftlich zurückhaltender, jedoch sind die Etappen einfach(er) zu gehen. Gerade die Kernetappen sind von den Entfernungen her absolutes Genusswandern. Dann hat uns die Route ermöglicht, ohne größere Steigungen oder knifflige Abschnitte Island von Norden nach Süden zu durchqueren. Auch das Betreten des Hochlands mit den ersten Etappen und das Herauslaufen zum Abschluss ist eindrucksvoll.

                            Auf meiner diesjährigen Solotour von Höfn über die Askja nach Myvatn (Bericht folgt) habe ich ganz andere Facetten von Island kennengelernt. Hinter dem Hálslón durch neblige Mondlandschaften in Richtung der Brücke über die Jokülsá á Fjöllum zu laufen, war für mich ein wuchtigeres Erlebnis als der gesamte Laugavegur, dabei hat hier kaum ein Hügel (auf meinen Karten) einen Namen.

                            Ach, es wird einfach nicht langweilig. Mal sehen, wohin die Reise nächstes Jahr geht ...

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