AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer
29.08.14
Kurzbeschreibung (4. Etappe ): Beginnen Sie mit einem kurzen Spaziergang auf einem guten Weg unten im Tal
( gestern Abend, 28.08. ). Anschließend steil und hoch zu einem Plateau ( 29.08. ). Leichtes Gehen auf dem " fest geerdeten " Plateau, danach in ein Tal hinunter, wo es einen Fluss gibt, der leicht zu überschreiten ist. Ein kurzer, anstrengender Aufstieg bis zu einer weiteren, großen Hochebene, dann leicht bergauf zu einem Hochplateau, bevor Sie wieder bergab auf einem guten Weg zu einer Gemeinde hinunter kommen.
Heute war die - mit Abstand - kälteste Nacht der gesamten Tour. Das Zelt ist mit einer dicken Schicht Raureif überzogen. Da ich mich tief unten im Lyngsdalen befinde, erreicht die Sonne den Talboden noch nicht, kann das Zelt somit nicht trocknen und ich muss es deshalb klitschnass einpacken. Es ist nun also die zweite Nacht tief unten im Tal, und die Nässe in jeder Form ist wirklich sehr lästig.
Mein Knie macht mir sehr zu schaffen: Heftige Schmerzen während der gesamten Nacht.
Die Schwellung ist ordentlich und leider auch über Nacht nicht zurückgegangen.
Ich rechne für heute mit einer weiteren, deutlichen Reduzierung der Tour - Geschwindigkeit. Dennoch möchte ich gerne mein Etappen - Ziel - Lyngseidet - erreichen und die Hälfte der Traverse wäre geschafft.
In Lyngseidet werde ich mir weitere Gedanken machen, wie es weiter gehen soll.
Ich folge dem schmalen, aber deutlichen Weg weiter entlang der Lyngsdalselva. Am westlichen Ufer, in Höhe des Várás, 240m, stösst ein namenloser Fluss in den Lyngsdalselva. Der Fluss kommt von einem kleinen See auf 971m Höhe. " Verwenden Sie die Karte, um diese Phase zu planen " heisst es so schön im Buch.
Nicht zuletzt deshalb hatte ich mir etwas Sorgen gemacht, die genaue Aufstiegsstelle zu finden. Wichtig ist, dass der Fluss nicht überquert werden darf.
Es gibt einen Weg auf der rechten ( östlichen ) Seite des Flusses, den ich auf Anhieb finde, obwohl er am Anfang nur schwer auszumachen ist. Der Weg wird nun langsam deutlicher, steil nach oben, während das das Flussufer tief hinunter führt. An der " edge ", der scharfen Uferkante, windet sich der Weg, vorbei an einigen Stellen mit recht losem Boden unter den Füssen ( Obacht! ), hoch hinauf auf das Plateau.
Bei 550 / 600m nimmt die Steilheit etwas ab und die Landschaft öffnet sich mit schönen, und bei diesem herrlichen Wetter grandiosen Ausblicken nach Jiehkevarri; der Gletscher bedeckt riesige Gebiete im Norden. Bei diesem Anblick hätte ich nur zu gerne die eine, oder andere Tageswanderung unternommen. Hier gibt es wirklich unglaublich viel zu sehen und auszukundschaften. Für mich einer der absoluten Höhepunkte der gesamten Tour.

Blick zum fantastischen Jiekkevarri


Wow....!

Erinnert ein wenig an das Flussgewirr im Rappadalen


Auf 971m erreiche ich den kleinen See, der den namenlosen Fluss speist. Ich orientiere mich an der Höhe 1029m und sehe den Myrvatnet tief unten auf 824m. Ich passiere den See auf der rechten, östlichen Seite.
Ich staune später nicht schlecht, als ich ein Foto des Sees sehe, das drei Wochen zuvor von Vegareve und Becks gemacht wurde: Uii, noch so viele Schneefelder! Davon ist nun gar nichts mehr übrig geblieben.

Herrlich: Der Nordfjord

Im Vordergrund: Der Myrvatnet

Myrvatnet - vom Schnee befreit

Frisch abgegangen...
Wie befürchtet, bin ich sehr langsam unterwegs, aber trotz großer Schmerzen macht es riesigen Spass in der herrlichen Sonne zu laufen.
Ich halte mich leicht nach oben auf meist einfachem Boden. Ich folge dem offenen Gelände über eine Anhöhe hinweg und passiere dabei mehrere Seen. Auf der anderen Seite eines Sees steht ein einsamer Angler, doch er ist zu weit weg und erwidert meinen Handgruß nicht.

Kleiner See

Fjord - Blick

Auf der Ebene: Schon zu weit östlich
Zahlreiche Rentier - Spuren kommen und gehen. In der Beschreibung heisst es nun, das diese nach links unten ins Goalsevaggi ( Kvalvikdalen ) hinunter führen. Ich schließe daraus, dass ich mich hier mehr östlich halten soll. Ein Fehler, wie sich noch herausstellt, denn ich kann die zwei Inseln im Goalsejohka ( Kvalvikelva ) aus der Höhe nicht ausmachen. Im Gegenteil, hier, zu weit östlich, kann ich wegen der Bäume den Fluss überhaupt nicht sehen.
Bei den Inseln ist die beste Möglichkeit, den Goalsejohka zu queren.
Es ist schon nach 18 Uhr, als ich endlich, nach mir endlos - vorkommendem, teilweise sehr steilem Abstieg, den Fluss erreiche. Ich will den Fluss unbedingt noch heute, an der vorgesehenen Stelle, bei den zwei Inseln im Fluss, queren.
Endlos viele, wirre und quer laufende Schafs - Pfade habe ich schon verfolgt und bin viele einfach nur gequert. Schafs - Pfade scheinen keiner Systematik zu folgen, was ich leidgeprüft und auch etwas frustriert feststellen konnte.
Ich lasse mein Gepäck am Fluss liegen und mache mich auf, dem Fluss abwärts zu folgen. Nach jeder weiteren Windung des Flusses nimmt meine Enttäuschung zu, denn die Inseln tauchen einfach nicht auf. Nach 45 Minuten gebe ich genervt auf und gehe zurück zu meinem Gepäck. Wie ich auf einem weiteren Foto von Vegareve / Becks sehen konnte,
gibt es diese Inseln, nur wesentlich weiter westlich.
Ich beschließe, schnell das Zelt aufzubauen, den Fluss morgen und direkt auf dieser Höhe
zu queren.
Eine erneute Nacht im nassen, tiefen Tal steht vor mir.
Nur zu gerne hätte ich heute mein Zelt in luftiger Höhe, mit guter Rundumsicht, aufgebaut.
Nach dem Abendessen schaue ich noch kurz nach einer günstigen Stelle für die Fluss - Überquerung. Das Knie.....na, ja, etwas unförmig......
Die Dämmerung folgt nun schon deutlich und immer früher. Ganz dunkel wird es natürlich immer noch nicht, doch weitergehen in diesem diffusen Licht möchte ich auch nicht mehr.
Ein weiterer, spektakulärer Tag neigt sich dem Ende.

Camp 6
30.08.14
Ich habe überraschender Weise recht gut geschlafen, und schon früh am Morgen packe ich das wieder einmal triefend - nasse Zelt ein. Schnell ist eine gute Stelle gefunden, an der ich sicher den Goalsejohka überquere.

Querung der Goalsejohka

Seit gestern macht mir zu allem Überfluss auch wieder die rechte und linke Fußsohle zu schaffen.
Ich habe mich entschieden, vom vorgeschlagenen Weg abzuweichen. Damit ich Knie und Füsse etwas schonen kann, werde ich nun nicht zum nächsten Plateau aufsteigen, sondern halbhoch am Hang, parallel zum Nordfjord, nach Lyngseidet gehen. Ich verspreche mir davon ein schonenderes und schnelleres Vorankommen. Meine Hoffnung erfüllt sich leider nicht, denn der Weg ist teilweise ebenso anstrengend und zieht sich gefühlt endlos in die Länge.
Ich laufe auf der anderen Seite der Goalsejohka auf gutem Weg Richtung Kvalvik.

verschlossene Dalvikhytta
Kurz bevor ich parallel zum Fjord abbiege, treffe ich die ersten Menschen seit Tagen. Nach einem kurzen Plausch bestätigen sie mir, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde.
Der Weg verläuft meist im Wald und ist Anfangs sehr schön zu gehen. Immer wieder öffnet sich das Terrain und gibt den Blick frei auf den Fjord.

Irgendwann treffe ich auf den Wegweiser zur Skihytta, an der ich auch auf dem regulären Weg vorbeigekommen wäre.

Ich komme an einem Lavuu vorbei, bin neugierig und schaue kurz hinein: Der Boden ist sauber mit geschliffenen Holzbohlen ausgelegt und neben einem guten Ofen steht auch - unter anderem - ein niedriger Ikea - Tisch, Modell " Lack " in kreischend " Pink ", in der Mitte. Echtes Luxus - Lavuu.
Ich passiere ein weiteres Lavuu, diesmal eines der ganz einfachen Sorte.

Lavuu


Schließlich kann ich schon den Ort Lyngseidet erkennen und sehe aus der Ferne, wie gerade eine Fähre anlegt.
Dann verlaufe ich mich etwas im Wald und nur mit viel Geduld und Zeit finde ich den Weg wieder.
Als ich endlich die ersten Häuser des Ortes erreiche, habe ich große Mühe, runter an die Straße zu kommen, da überall Zäune den Weg versperren. Ist ja wie daheim hier, denke ich noch, als ich endlich an der Hauptstrasse stehe.

Lyngseidet
Es ist Samstag am frühen Nachmittag, als ich das Zentrum des Ortes erreiche.
Es gibt sogar einen Outdoor - ähnlichen Laden, doch der ist bereits geschlossen.
Schade, denn ich hatte gehofft, hier meine Verpflegung zu ergänzen. Dafür gibt es einen guten Supermarkt, doch ich finde da nur wenige Fertiggerichte.
Mein bevorzugtes Real Turmat gibt es hier ( natürlich ) nicht.
Ich erkundige mich dort nach Unterkünften, denn es gibt im Ort keinen Campingplatz und nach einer Dusche nebst gutem Essen ist mir gerade sehr der Sinn.
Ich entscheide mich also für das nächstgelegene kleine Hotel und nachdem ich mich von dem Schock ( Übernachtungspreis knapp 110 € ) halbwegs erholt habe, checke ich ein.
Nach einer ausgiebigen Dusche stelle ich erst einmal das Zelt zum Trocknen in die Nachmittagssonne.
Das Abendessen danach ist allerdings wirklich sehr lecker.
Ich bin wirklich sehr müde und verschiebe die Entscheidung über den weiteren Tour - Verlauf auf den nächsten Morgen. Nachdem die Sonne hier unten am Fjord längst untergegangen ist, gönne ich mir noch einen letzten Schluck Single malt.
Toller Tag - trotz alledem.

Straßenbeleuchtung auch am Tage
31.08.14
Ich habe wirklich super im Hotelbett geschlafen und selbst meinem Knie hat die Pause der Nacht gut getan.
Nach dem Frühstück ( eher sehr bescheiden ) will ich mich entscheiden.
Ich wäge ab: Ich habe noch Essen für 2, notfalls 3 Tage. Damit ist das Ziel der Nordspitze nicht zu erreichen, es sei denn, ich treffe noch unterwegs auf einen weiteren Laden, oder kaufe hier noch etwas dazu.
Mein Knie ist in einem schlechten Zustand, es würde aber wohl noch etwas durchhalten.
Zumindest zwei weitere Tagesetappen wären schon noch machbar, aber damit wäre die gesamte Traverse auch gescheitert.
Der Wetterbericht gibt schließlich den Ausschlag: Wetterwechsel mit viel Regen und Sturm
ab 02.09.14. Unter diesen Umständen macht es für mich keinen Sinn, weiterzugehen.
Wenn ich heute nach Tromsø zurückfahre, könnte ich noch das hoffentlich passable Wetter für eine Tagestour ins Nordfjellet machen. Dort oben soll es eine gute Aussicht auf die Stadt geben. Perfekt für ein paar letzte Fotos.
Ich buche noch meinen Flug um und fliege nun einige Tage früher zurück. In Deutschland herrscht sommerlich - warmes Wetter - besser, als tagelanger Regen. Die Umbuchungs - Gebühr lässt mich noch einmal zögern, doch in Tromsø hätte ich auch weitere Kosten.
Um die Mittagszeit nehme ich den Bus nach Nordkjosbotn, und nach einer weiteren Stunde Busfahrt stehe ich auch schon wieder an der Eiskathedrale.
01.09.14
Nach einer weiteren Nacht auf dem Campingplatz in Tromsdalen packe ich nur das Nötigste und erreiche nach knapp 4 Stunden den Gipfel des Nordfjellets.
Ich habe natürlich das Zelt dabei und geniesse - aus dem Zelt schauend - den wunderbaren Blick auf die Stadt.

Aufstieg zum Nordfjellet

Gute Nacht Tromsø

Das Wetter ist trocken und noch ganz passabel. Das Knie will nun eigentlich gar nicht mehr und ich sehe mich in meiner Entscheidung mehr als bestätigt.
In der Nacht gibt es schon etwas Blitz und Donner, doch es bleibt trocken.
02.09.14
Am nächsten Morgen packe ich schnell zusammen und mache mich zügig auf den Rückweg. Ich steige Richtung Ski - Station ab. Kaum habe ich die Hauptstrasse erreicht,
öffnet der Himmel seine Schleusen, und der Regen hört bis zum Abflug am 03.09. nicht mehr auf. Für die letzte Nacht nehme ich in Tromsdalen eine Hütte - eine sehr gute Entscheidung.


Fazit:
Es war nicht meine erste Tour, die ich abbrechen musste. Das ist für mich auch immer ein Problem. Die Entscheidung hat sich aber als absolut richtig erwiesen, und ich plane bereits die Fortsetzung und Vervollständigung der Tour - Teil 2.
Meine Knie - Probleme sind noch nicht gelöst: ich bin aber guter Hoffnung.
Mein neues Zelt, das Chinook 1 von Big Sky International hat sich bewährt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich traue ihm - nach wie vor - viel mehr zu, als es diesmal auf Tour leisten musste. Wenn alle Leinen abgespannt werden müssen, wurde meine Geduld beim Aufbau nach einem langen Tour - Tag allerdings so manches mal auf die Probe gestellt. Das geht auch schneller ( mit einem Tarptent - Moment? )!
Die Durchquerung der Lyngen - Halbinsel ist eine wunderbare, sehr abwechslungsreiche
und wenig frequentierte / einsame Tour in einer noch weitgehend unbekannten Gegend.
Kann ich nur jedem, der sich dafür interessiert, wärmstens ans Herz legen.
Vamos amigos.....
Bei Fragen.......fragen!
29.08.14
Kurzbeschreibung (4. Etappe ): Beginnen Sie mit einem kurzen Spaziergang auf einem guten Weg unten im Tal
( gestern Abend, 28.08. ). Anschließend steil und hoch zu einem Plateau ( 29.08. ). Leichtes Gehen auf dem " fest geerdeten " Plateau, danach in ein Tal hinunter, wo es einen Fluss gibt, der leicht zu überschreiten ist. Ein kurzer, anstrengender Aufstieg bis zu einer weiteren, großen Hochebene, dann leicht bergauf zu einem Hochplateau, bevor Sie wieder bergab auf einem guten Weg zu einer Gemeinde hinunter kommen.
Heute war die - mit Abstand - kälteste Nacht der gesamten Tour. Das Zelt ist mit einer dicken Schicht Raureif überzogen. Da ich mich tief unten im Lyngsdalen befinde, erreicht die Sonne den Talboden noch nicht, kann das Zelt somit nicht trocknen und ich muss es deshalb klitschnass einpacken. Es ist nun also die zweite Nacht tief unten im Tal, und die Nässe in jeder Form ist wirklich sehr lästig.
Mein Knie macht mir sehr zu schaffen: Heftige Schmerzen während der gesamten Nacht.
Die Schwellung ist ordentlich und leider auch über Nacht nicht zurückgegangen.
Ich rechne für heute mit einer weiteren, deutlichen Reduzierung der Tour - Geschwindigkeit. Dennoch möchte ich gerne mein Etappen - Ziel - Lyngseidet - erreichen und die Hälfte der Traverse wäre geschafft.
In Lyngseidet werde ich mir weitere Gedanken machen, wie es weiter gehen soll.
Ich folge dem schmalen, aber deutlichen Weg weiter entlang der Lyngsdalselva. Am westlichen Ufer, in Höhe des Várás, 240m, stösst ein namenloser Fluss in den Lyngsdalselva. Der Fluss kommt von einem kleinen See auf 971m Höhe. " Verwenden Sie die Karte, um diese Phase zu planen " heisst es so schön im Buch.
Nicht zuletzt deshalb hatte ich mir etwas Sorgen gemacht, die genaue Aufstiegsstelle zu finden. Wichtig ist, dass der Fluss nicht überquert werden darf.
Es gibt einen Weg auf der rechten ( östlichen ) Seite des Flusses, den ich auf Anhieb finde, obwohl er am Anfang nur schwer auszumachen ist. Der Weg wird nun langsam deutlicher, steil nach oben, während das das Flussufer tief hinunter führt. An der " edge ", der scharfen Uferkante, windet sich der Weg, vorbei an einigen Stellen mit recht losem Boden unter den Füssen ( Obacht! ), hoch hinauf auf das Plateau.
Bei 550 / 600m nimmt die Steilheit etwas ab und die Landschaft öffnet sich mit schönen, und bei diesem herrlichen Wetter grandiosen Ausblicken nach Jiehkevarri; der Gletscher bedeckt riesige Gebiete im Norden. Bei diesem Anblick hätte ich nur zu gerne die eine, oder andere Tageswanderung unternommen. Hier gibt es wirklich unglaublich viel zu sehen und auszukundschaften. Für mich einer der absoluten Höhepunkte der gesamten Tour.

Blick zum fantastischen Jiekkevarri


Wow....!

Erinnert ein wenig an das Flussgewirr im Rappadalen


Auf 971m erreiche ich den kleinen See, der den namenlosen Fluss speist. Ich orientiere mich an der Höhe 1029m und sehe den Myrvatnet tief unten auf 824m. Ich passiere den See auf der rechten, östlichen Seite.
Ich staune später nicht schlecht, als ich ein Foto des Sees sehe, das drei Wochen zuvor von Vegareve und Becks gemacht wurde: Uii, noch so viele Schneefelder! Davon ist nun gar nichts mehr übrig geblieben.

Herrlich: Der Nordfjord

Im Vordergrund: Der Myrvatnet

Myrvatnet - vom Schnee befreit

Frisch abgegangen...
Wie befürchtet, bin ich sehr langsam unterwegs, aber trotz großer Schmerzen macht es riesigen Spass in der herrlichen Sonne zu laufen.
Ich halte mich leicht nach oben auf meist einfachem Boden. Ich folge dem offenen Gelände über eine Anhöhe hinweg und passiere dabei mehrere Seen. Auf der anderen Seite eines Sees steht ein einsamer Angler, doch er ist zu weit weg und erwidert meinen Handgruß nicht.

Kleiner See

Fjord - Blick

Auf der Ebene: Schon zu weit östlich
Zahlreiche Rentier - Spuren kommen und gehen. In der Beschreibung heisst es nun, das diese nach links unten ins Goalsevaggi ( Kvalvikdalen ) hinunter führen. Ich schließe daraus, dass ich mich hier mehr östlich halten soll. Ein Fehler, wie sich noch herausstellt, denn ich kann die zwei Inseln im Goalsejohka ( Kvalvikelva ) aus der Höhe nicht ausmachen. Im Gegenteil, hier, zu weit östlich, kann ich wegen der Bäume den Fluss überhaupt nicht sehen.
Bei den Inseln ist die beste Möglichkeit, den Goalsejohka zu queren.
Es ist schon nach 18 Uhr, als ich endlich, nach mir endlos - vorkommendem, teilweise sehr steilem Abstieg, den Fluss erreiche. Ich will den Fluss unbedingt noch heute, an der vorgesehenen Stelle, bei den zwei Inseln im Fluss, queren.
Endlos viele, wirre und quer laufende Schafs - Pfade habe ich schon verfolgt und bin viele einfach nur gequert. Schafs - Pfade scheinen keiner Systematik zu folgen, was ich leidgeprüft und auch etwas frustriert feststellen konnte.
Ich lasse mein Gepäck am Fluss liegen und mache mich auf, dem Fluss abwärts zu folgen. Nach jeder weiteren Windung des Flusses nimmt meine Enttäuschung zu, denn die Inseln tauchen einfach nicht auf. Nach 45 Minuten gebe ich genervt auf und gehe zurück zu meinem Gepäck. Wie ich auf einem weiteren Foto von Vegareve / Becks sehen konnte,
gibt es diese Inseln, nur wesentlich weiter westlich.
Ich beschließe, schnell das Zelt aufzubauen, den Fluss morgen und direkt auf dieser Höhe
zu queren.
Eine erneute Nacht im nassen, tiefen Tal steht vor mir.
Nur zu gerne hätte ich heute mein Zelt in luftiger Höhe, mit guter Rundumsicht, aufgebaut.
Nach dem Abendessen schaue ich noch kurz nach einer günstigen Stelle für die Fluss - Überquerung. Das Knie.....na, ja, etwas unförmig......
Die Dämmerung folgt nun schon deutlich und immer früher. Ganz dunkel wird es natürlich immer noch nicht, doch weitergehen in diesem diffusen Licht möchte ich auch nicht mehr.
Ein weiterer, spektakulärer Tag neigt sich dem Ende.

Camp 6
30.08.14
Ich habe überraschender Weise recht gut geschlafen, und schon früh am Morgen packe ich das wieder einmal triefend - nasse Zelt ein. Schnell ist eine gute Stelle gefunden, an der ich sicher den Goalsejohka überquere.

Querung der Goalsejohka

Seit gestern macht mir zu allem Überfluss auch wieder die rechte und linke Fußsohle zu schaffen.
Ich habe mich entschieden, vom vorgeschlagenen Weg abzuweichen. Damit ich Knie und Füsse etwas schonen kann, werde ich nun nicht zum nächsten Plateau aufsteigen, sondern halbhoch am Hang, parallel zum Nordfjord, nach Lyngseidet gehen. Ich verspreche mir davon ein schonenderes und schnelleres Vorankommen. Meine Hoffnung erfüllt sich leider nicht, denn der Weg ist teilweise ebenso anstrengend und zieht sich gefühlt endlos in die Länge.
Ich laufe auf der anderen Seite der Goalsejohka auf gutem Weg Richtung Kvalvik.

verschlossene Dalvikhytta
Kurz bevor ich parallel zum Fjord abbiege, treffe ich die ersten Menschen seit Tagen. Nach einem kurzen Plausch bestätigen sie mir, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde.
Der Weg verläuft meist im Wald und ist Anfangs sehr schön zu gehen. Immer wieder öffnet sich das Terrain und gibt den Blick frei auf den Fjord.

Irgendwann treffe ich auf den Wegweiser zur Skihytta, an der ich auch auf dem regulären Weg vorbeigekommen wäre.

Ich komme an einem Lavuu vorbei, bin neugierig und schaue kurz hinein: Der Boden ist sauber mit geschliffenen Holzbohlen ausgelegt und neben einem guten Ofen steht auch - unter anderem - ein niedriger Ikea - Tisch, Modell " Lack " in kreischend " Pink ", in der Mitte. Echtes Luxus - Lavuu.
Ich passiere ein weiteres Lavuu, diesmal eines der ganz einfachen Sorte.

Lavuu


Schließlich kann ich schon den Ort Lyngseidet erkennen und sehe aus der Ferne, wie gerade eine Fähre anlegt.
Dann verlaufe ich mich etwas im Wald und nur mit viel Geduld und Zeit finde ich den Weg wieder.
Als ich endlich die ersten Häuser des Ortes erreiche, habe ich große Mühe, runter an die Straße zu kommen, da überall Zäune den Weg versperren. Ist ja wie daheim hier, denke ich noch, als ich endlich an der Hauptstrasse stehe.

Lyngseidet
Es ist Samstag am frühen Nachmittag, als ich das Zentrum des Ortes erreiche.
Es gibt sogar einen Outdoor - ähnlichen Laden, doch der ist bereits geschlossen.
Schade, denn ich hatte gehofft, hier meine Verpflegung zu ergänzen. Dafür gibt es einen guten Supermarkt, doch ich finde da nur wenige Fertiggerichte.
Mein bevorzugtes Real Turmat gibt es hier ( natürlich ) nicht.
Ich erkundige mich dort nach Unterkünften, denn es gibt im Ort keinen Campingplatz und nach einer Dusche nebst gutem Essen ist mir gerade sehr der Sinn.
Ich entscheide mich also für das nächstgelegene kleine Hotel und nachdem ich mich von dem Schock ( Übernachtungspreis knapp 110 € ) halbwegs erholt habe, checke ich ein.
Nach einer ausgiebigen Dusche stelle ich erst einmal das Zelt zum Trocknen in die Nachmittagssonne.
Das Abendessen danach ist allerdings wirklich sehr lecker.
Ich bin wirklich sehr müde und verschiebe die Entscheidung über den weiteren Tour - Verlauf auf den nächsten Morgen. Nachdem die Sonne hier unten am Fjord längst untergegangen ist, gönne ich mir noch einen letzten Schluck Single malt.
Toller Tag - trotz alledem.

Straßenbeleuchtung auch am Tage
31.08.14
Ich habe wirklich super im Hotelbett geschlafen und selbst meinem Knie hat die Pause der Nacht gut getan.
Nach dem Frühstück ( eher sehr bescheiden ) will ich mich entscheiden.
Ich wäge ab: Ich habe noch Essen für 2, notfalls 3 Tage. Damit ist das Ziel der Nordspitze nicht zu erreichen, es sei denn, ich treffe noch unterwegs auf einen weiteren Laden, oder kaufe hier noch etwas dazu.
Mein Knie ist in einem schlechten Zustand, es würde aber wohl noch etwas durchhalten.
Zumindest zwei weitere Tagesetappen wären schon noch machbar, aber damit wäre die gesamte Traverse auch gescheitert.
Der Wetterbericht gibt schließlich den Ausschlag: Wetterwechsel mit viel Regen und Sturm
ab 02.09.14. Unter diesen Umständen macht es für mich keinen Sinn, weiterzugehen.
Wenn ich heute nach Tromsø zurückfahre, könnte ich noch das hoffentlich passable Wetter für eine Tagestour ins Nordfjellet machen. Dort oben soll es eine gute Aussicht auf die Stadt geben. Perfekt für ein paar letzte Fotos.
Ich buche noch meinen Flug um und fliege nun einige Tage früher zurück. In Deutschland herrscht sommerlich - warmes Wetter - besser, als tagelanger Regen. Die Umbuchungs - Gebühr lässt mich noch einmal zögern, doch in Tromsø hätte ich auch weitere Kosten.
Um die Mittagszeit nehme ich den Bus nach Nordkjosbotn, und nach einer weiteren Stunde Busfahrt stehe ich auch schon wieder an der Eiskathedrale.
01.09.14
Nach einer weiteren Nacht auf dem Campingplatz in Tromsdalen packe ich nur das Nötigste und erreiche nach knapp 4 Stunden den Gipfel des Nordfjellets.
Ich habe natürlich das Zelt dabei und geniesse - aus dem Zelt schauend - den wunderbaren Blick auf die Stadt.

Aufstieg zum Nordfjellet

Gute Nacht Tromsø

Das Wetter ist trocken und noch ganz passabel. Das Knie will nun eigentlich gar nicht mehr und ich sehe mich in meiner Entscheidung mehr als bestätigt.
In der Nacht gibt es schon etwas Blitz und Donner, doch es bleibt trocken.
02.09.14
Am nächsten Morgen packe ich schnell zusammen und mache mich zügig auf den Rückweg. Ich steige Richtung Ski - Station ab. Kaum habe ich die Hauptstrasse erreicht,
öffnet der Himmel seine Schleusen, und der Regen hört bis zum Abflug am 03.09. nicht mehr auf. Für die letzte Nacht nehme ich in Tromsdalen eine Hütte - eine sehr gute Entscheidung.


Fazit:
Es war nicht meine erste Tour, die ich abbrechen musste. Das ist für mich auch immer ein Problem. Die Entscheidung hat sich aber als absolut richtig erwiesen, und ich plane bereits die Fortsetzung und Vervollständigung der Tour - Teil 2.
Meine Knie - Probleme sind noch nicht gelöst: ich bin aber guter Hoffnung.
Mein neues Zelt, das Chinook 1 von Big Sky International hat sich bewährt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich traue ihm - nach wie vor - viel mehr zu, als es diesmal auf Tour leisten musste. Wenn alle Leinen abgespannt werden müssen, wurde meine Geduld beim Aufbau nach einem langen Tour - Tag allerdings so manches mal auf die Probe gestellt. Das geht auch schneller ( mit einem Tarptent - Moment? )!
Die Durchquerung der Lyngen - Halbinsel ist eine wunderbare, sehr abwechslungsreiche
und wenig frequentierte / einsame Tour in einer noch weitgehend unbekannten Gegend.
Kann ich nur jedem, der sich dafür interessiert, wärmstens ans Herz legen.
Vamos amigos.....
Bei Fragen.......fragen!
Kommentar