[NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

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  • evernorth
    Fuchs
    • 22.08.2010
    • 1976
    • Privat

    • Meine Reisen

    [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Reisezeit: 22.08.14 bis 03.09.14


    Anfang April 2014: Ich war immer noch unschlüssig: Wo sollte es diesmal hingehen? In den Sarek / Swe, wo ich schon lange von träume, oder noch einmal zum Svartisen in Norwegen, wo ich eine Tour vorbereitet hatte, mit einer beachtlichen, längeren Gletscher - Querung?

    Ich entschied mich für etwas ganz Anderes: Die Lyngen - Halbinsel bei Tromsø, weit oben in Nord - Norwegen, eine Gegend, die eher selten besucht wird.
    Ich hatte vorher Bilder mehrerer Ski - Touren in der Region aus dem Winter gesehen.
    Was mich besonders beeindruckte, war die Ausgesetztheit der hohen, phanthastischen Berge und die unmittelbare Nähe der Fjorde und damit die Verbindung zum Nordmeer.
    Ob sich dort im Sommer allerdings eine längere, ca. 8-10 tägige Tour zusammenstellen liess, war noch völlig offen.
    Es wurde also Zeit, das Forum einzuschalten.
    Eine längere Tour schien danach kaum möglich, bis ich in einem Nachbar - Thread auf das noch recht neue Buch über die Lyngen Alpen stiess.
    Sjur Nesheim und Eivind Smeland beschreiben darin unglaublich viele Touren ( im Verhältnis zu der relativ kleinen Region ) in ihrem „ Wohnzimmer ”.
    Mir war das Buch schon einige Monate früher aufgefallen, allerdings schien es mir, als werden darin fast ausschließlich Ski - Touren im Winter beschrieben.
    Von den 320 Seiten beschreiben 271 Seiten hauptsächlich winterliche Touren; nur die letzten 47 Seiten beschreiben sommerliche Ziele auf der Halbinsel.
    Die hatte ich übersehen und die hatten es wirklich in sich.
    Am meisten elektrisierte mich dabei die recht knappe Beschreibung einer Süd - Nord Traversierung der gesamten Lyngen - Halbinsel. Das hörte sich phantastisch an und auch die Fotos zeigten eine großartige Landschaft.
    In 8 Tagesetappen, die in dem Buch ( recht rudimentär ) einzeln beschrieben werden, traversiert man die Lyngen - Halbinsel von Süden bis zur Nordspitze, direkt am Polarmeer:
    Von Nordkjosbotn bis Lyngstuva.



    Charakter der Tour:
    Die Durchquerung der Lyngen - Halbinsel wurde - wie so vieles vorher - vor langer Zeit von den Sami gefunden und begangen. Ein Weg, der damit auskommt, ohne steile Felsen zu erklettern, Gletscher zu queren, anspruchsvolle Pässe zu überwinden und das Leben von Mensch und Tier zu gefährden.
    Es sind die Herden der Rentiere, die diesem Weg folgten.
    Der Lyngen - Trek folgt also diesen alten Rentier - Pfaden.

    Ich werde mich also auf eine 8 - 10 Tage lange „ Reise “ begeben, die keinen existierenden, von Menschen gemachten, Pfad folgt; ohne Markierungen, wie etwa dem in NO überall bekannten, roten „ T “.
    Man bewegt sich somit auf sehr „ natürlichen “ Wegen, folgt den Tierspuren ( Ren und Schaf ).
    Weitgehend weglos erscheinen unvermittelt Tierspuren und verschwinden ebenso plötzlich.
    Dabei bewegt man sich häufig in der Nähe von Gemeinden, die im Notfall in wenigen Stunden erreichbar sind, so dass mir die Mitnahme eines Spot nicht nötig erschien.
    Eine gute, allgemeine Orientierung, mit einem stets wachsamen Auge auf die Karte, ist unerlässlich: Wo bin ich und wo wende ich mich hin.
    Das „ Lesen der Landschaft “ bekommt hier einen besonderen Stellenwert.



    Das Terrain variiert dabei häufig während des Tages: Steiniger, sumpfiger Untergrund ebenso wie bushwalking. Dazu eiskalte Flussquerungen, nahezu jeden Tag, auch mehrmals.
    Die Entschädigungen für manche Mühen sind großartig: Die immer präsenten, arktischen Fjorde, der Zauber, nahe des Meeres zu wandern, während man mitten in den Bergen ist.
    Nur in den tieferen, ortsnahen Regionen bin ich zwei Mal auf Menschen gestoßen - tagelang war ich absolut allein. Think of it.

    Zum Wetter:
    Häufige Wechsel sind sind jederzeit möglich: Warme, ja heiße Perioden ebenso wie Minusgrade, mitten im Sommer, denn Gletscher sind hier allgegenwärtig.

    Remember: Es gibt nur sehr wenige Hütten! Also full equipement.
    Verpflegung kann mehrmals unterwegs nachgekauft werden, spätestens nach 4 Tagen,
    also zur Hälfte in Lyngseidet.

    Meine Vorbereitung:
    Bereits Mitte April bekam ich Schmerzen im rechten Knie, die mich an einen Meniskus -Schaden denken liess. An eine Ausdauer - orientierte Vorbereitung war fortan nicht mehr zu denken, im Gegenteil: Die komplette Reise stand 14 Tage vor Abreise auf der Kippe, da die Schmerzen nach einer gemütlichen Radfahrt plötzlich derart zunahmen,
    dass ich kaum noch laufen konnte.
    Nach 4 Tagen war der Spuk weitgehend vorbei - Gott sei Dank.
    Allemal denkbar schlechte Voraussetzungen für ein gutes Gelingen.

    Geflogen bin ich wieder mit Norwegian, etwas mehr als 300€, Ham - Tromsø / retour, obwohl erst ca. 4 Wochen vorher gebucht. Im Gegensatz zum Vorjahr ohne „ besondere Vorkommnisse “.

    Equipement:
    Mein Rucksack hatte etwa 18,5 kg Gewicht, inkl. Verpflegung für 10 Tage und DSLR Kamera. Gelaufen
    ( und die Flüsse gequert ) bin ich in Trailrunner ( dazu später mehr ).
    Ich hatte mein neues Big Sky International Chinook I - Zelt mit.
    Karten habe ich mir jeweils für jede Tages - Etappe bei ut.no heruntergeladen / ausgedruckt. Ich hatte ein etrex - 30 dabei, allerdings ohne spezielle Karte. Es diente nur zur groben Positionsbestimmung.

    Zuletzt geändert von evernorth; 17.01.2015, 21:25. Grund: ergänzt
    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

  • Vegareve
    Freak

    Moderator
    Liebt das Forum
    • 19.08.2009
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    #2
    AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

    Aha, also 3 Wochen später das Gleiche gemacht wie wir .
    "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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    • evernorth
      Fuchs
      • 22.08.2010
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      #3
      AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

      Nö, aber dazu später mehr.
      Zuletzt geändert von evernorth; 18.01.2015, 02:10. Grund: ergänzt
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      • codenascher

        Lebt im Forum
        • 30.06.2009
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        #4
        AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

        wow, hört sich ja nach einen echt interessanten Reiseziel an. Bin schon gespannt auf die Fortsetzung und die hoffentlich vielen vielen tollen Fotos




        gesendet vom Schmatfon

        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

        meine Weltkarte

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        • berniehh
          Alter Hase
          • 31.01.2011
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          #5
          AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

          ja auf jeden Fall ist es eine sehr interessante Gegend,.......bin auch schon gespannt wie es weitergeht
          www.trekking.magix.net

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          • evernorth
            Fuchs
            • 22.08.2010
            • 1976
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            #6
            AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

            22.08.14
            Unfassbar: Heute morgen habe ich mir noch zwei Paar Socken aus dem Zoll abgeholt.
            Die Lieferung von amazon.com hat ewig gedauert, doch nun will ich darauf auch nicht verzichten. Über den Preis ( + Versandkosten und Einfuhrumsatzsteuer ) lege ich mal ganz schnell den Mantel des Schweigens.
            Da der Flug erst gegen 13 Uhr geht, kann ich anschließend mit einem Freund noch in aller Ruhe frühstücken.

            Der Flieger landet gegen 19 Uhr in Tromsø. Der Flybus in die Innenstadt wartet bereits draußen. Der Preis für das Busticket lässt jedenfalls keinen Zweifel, dass ich in Norwegen angekommen bin. Immerhin ist der Busfahrer so nett und lässt mich an einer Stelle in der Innenstadt raus, wo ich nur noch in den Bus nach Tromsdalen umsteigen muss.
            In Tromsdalen, auf der „ Festlandsseite “, befindet sich der Campingplatz.
            Auf dem Campingplatz ist es relativ ruhig; in einer Woche beginnt die Nachsaison.
            Schön, dass es noch hell ist, so ist das Zelt ruck zuck aufgebaut.




            Campingplatz Tromsdalen


            Da ich hier um diese Zeit kein Gas mehr bekomme, will ich erst mal „ ankommen “ und esse eine Kleinigkeit in der Cafeteria des Platzes. Kein kulinarischer Höhepunkt ( hatte ich auch nicht erwartet ) - bestenfalls gerade noch in Ordnung.
            Ich genehmige mir vor dem Schlafengehen noch ein Schlückchen Singlemalt, Isle of Jura. Der war gerade im duty free im Angebot......und „ Gefällt - Button “ gedrückt.


            23.08.14
            Die Nacht war weniger erholsam. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Fußball - Arena.
            Was um Himmels Willen machen die dort noch bis weit nach Mitternacht??? Mit Fußball hatte das aber nichts zu tun....

            Zum Frühstück gehe ich heute in die Stadt. Auf dem Weg komme ich an der Is -Kathedralen, einer der wenigen, architektonischen Höhepunkte der Stadt, vorbei.




            Eis - Kathedrale






            Für ein paar Stunden lasse ich mich durch die Stadt treiben, besorge Gas - Kartuschen, ergänze die Verpflegung und erkundige mich nach meiner Busverbindung nach Nordkjosbotn. Ich kann direkt an der Eis - Kathedrale zusteigen, was die Wegstrecke vom Campingplatz merklich verkürzt. 11 Uhr ist auch eine angenehme Zeit, denn die Fahrtzeit beträgt nur etwas mehr als 1 Stunde.
            Da die erste Etappe mit etwa 4 Stunden für 7 Kilometer ausgewiesen ist, habe ich also genug Zeit.


            24.08.14
            Der Bus kommt pünktlich an der Eis - Kathedrale vorbei und schon eine Stunde später steige ich in Nordkjosbotn aus.
            Ich mache mich gleich auf den Weg zur E6. Der Start ist in Bakkeringen, das liegt an der E6 auf dem Weg nach Oteren. Nach etwa 2 km überquere ich den Virranjohka, der hier unter der E6 hindurchgeleitet wird. Knapp rechts davon führt eine kurze Stichstrasse den Hang hinauf. Etwas versteckt in einer Linkskurve beginnt ein üppig zugewachsener four - wheel - track, der erst auf den zweiten Blick als Tour - Einstieg erkennbar ist.
            Der heutige Weg führt zunächst hinauf in die Berge, entlang dem rechten, östlichen Ufer des Virranjohka ( Bruelva ). Die erste Hälfte führt durch den Wald hinauf, teilweise sumpfig. Anfänglich noch auf einem gut sichtbaren Pfad verliert sich dieser langsam auf Höhe des beeindruckenden Sees Virranjavri / Storvatnet auf etwa 340m.




            Doch ein Wegweiser??



            Zu nah am Virranjavri


            Das Wetter ist phantastisch, sonnig und mässig warm. Meinem Knie geht es gut - das macht mich noch zuversichtlicher. Ich verlasse den Birkenwald und komme nun langsam in offenes Terrain oberhalb der Baumgrenze. Ich merke aber schon, das ich langsamer vorwärts komme, als ich mir vorgenommen habe. Na ja, erster Tag und keine Vorbereitung - ist ja nicht verwunderlich.
            Ich komme zu dicht an den Virranjavri, da mich eine rote Hütte magnetisch angezogen hat.
            Hilft nichts, ich muss wieder ein Stück zurückgehen. Ich gehe also in gebührendem Abstand am See entlang und folge dem östlichen Ufer des Lysvasselva.






            Virranjavri





            Offenes Gelände auf ca. 460m






            Ziemlich nass mit etwas bushwacking durch allerlei Gestrüpp. Um wieder auf trockenen Füssen zu stehen, gewinne ich etwas an Höhe. Hier ist noch etwas Wald und der Weg ist teilweise schwer zu finden, da er sich immer wieder aufteilt. Die Landschaft ist wirklich spektakulär. Langsam steige ich das Lysvassdalen hinauf. Ziel ist die Passhöhe, die den Lysvatnet vom Gurgela See teilt, dem heutigen Ziel.




            Passhöhe in Sicht


            Nach 5 Stunden liegt der Gurgela See endlich vor mir und bis zum Camp I benötige ich 1,5 Stunden länger, als für die Etappe vorgesehen war, etwas, dass sich in den nächsten Etappen noch stärker fortsetzen wird.




            Gurgela See




            Ich zelte auf einer kleinen Landzunge direkt am See. Eine tolle Theater - Kulisse ist das hier und bereits am Ende der ersten Etappe ein spektakulärer Höhepunkt.
            Es gibt eine kleine, offene Hütte, direkt am Ostufer des Sees. Sie ist einfach, ja primitiv, ohne Betten, oder Möglichkeit zu heizen. Bei schlechtem Wetter lässt es sich darin aber auf relativ sauberem Holzboden nächtigen.
            Noch relativ spät am Abend geniesse ich den phantastischen Ausblick auf den See und die mächtige Bergkulisse mit dem Storvasstinden und Piggtinden.
            Ich bin angekommen und neugierig auf den weiteren Verlauf. Die Orientierung war einfacher, als ich erwartet hatte, aber auch deutlich zeitaufwendiger.




            Hütte am Gurgela See mit Blick auf Storvasstinden / Piggtinden

            - to be continued -
            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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            • Horst24
              Erfahren
              • 01.02.2012
              • 214
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

              Sehr, sehr eindrucksvolle, tolle Bilder.
              Das ist eine tolle Ecke. Wir hatten vor einigen Jahren nach einem Trek einige Tage Zeit in Tromso, haben uns einen Tag lang einen (sündhaft teuren) Mietwagen genommen und haben eine Rundfahrt durch die Lyngen Alps gemacht. Das war schon klasse.
              Ich freue mich auf die Fortsetzung und wies ausgeht.
              Horst

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              • Kuoika
                Erfahren
                • 23.08.2012
                • 471
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                Schliesse mich Horst an. Die Bilder sind beeindruckend und sprechen für sich, die Lyngen Alps müssen sich wohl kaum hinter Sarek oder Svartisen verstecken. Bin gespannt auf mehr.

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                • Mika Hautamaeki
                  Alter Hase
                  • 30.05.2007
                  • 4006
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                  Da schließe ich mich ebenfalls an, hoffe auf eine baldige Fortsetzung!
                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                  A. v. Humboldt.

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                  • evernorth
                    Fuchs
                    • 22.08.2010
                    • 1976
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                    25.08.14
                    Am nächsten Morgen ist es strahlend hell im Inneren des Zeltes. Der Blick hinaus lässt mich im Stillen regelrecht jubeln: Ich schaue in eine sonnige Landschaft vor wolkenlosem Himmel. Das sind die Momente, wo ich denke: Die vielen Monate des Wartens......und es hat sich mal wieder sooo gelohnt!
                    Die stolze Pyramide des Storvasstinden schaut direkt in mein Schlafzimmer hinein, und mein Wohnzimmer liegt da draußen - überall!
                    Nach einem Frühstück in der Sonne gibt es erst einmal eine ausgiebige Foto - Session.
                    Dann wird die Hütte genau begutachtet und zur Übernachtung unter widrigen Umständen
                    „ freigegeben “.




                    Storvasstinden









                    Küchen - Idylle



                    Mit Hütte


                    Nachdem der Rucksack wieder gepackt ist, schaue ich mir noch den Verlauf der heutigen Etappe auf den Karten an und es verspricht interessant zu werden.
                    Die Kurzfassung ( Übersetzung aus dem Buch ): Offenes Terrain, weglos, Rentier - Spuren kommen und gehen. Dann noch - besonders erhellend: „ Durch das Studium der Karte ist es ganz einfach, die Richtung zu halten.“
                    Na, das hört sich doch glatt so an, als könnte ich heute mit „ verbundenen Augen “ mein Etappen - Ziel erreichen. In etwa ist das auch so.....in etwa.
                    Dabei fällt mir ein: Wo sind eigentlich die Rentiere, deren Spuren ich doch hier folgen wollte?
                    Gestern war ich weder ihnen, noch ihren Spuren begegnet. Muss ich mir etwa Sorgen machen? Etwa keine Spuren, denen ich folgen kann?
                    Fragen hatte ich also immer noch genug.
                    Ich folge - von der Hütte kommend - der schwachen Spur eines Jeep - Tracks, der schon nach ganz kurzer Zeit buchstäblich im Nichts endet. Ich halte die Höhe, aber wohl nicht genug, denn einen See kann ich nicht entdecken. Erst als ich weiter aufsteige, passiere ich den Rieppevatnet auf 539m. Am südlichen Ende entdecke ich gute Campingplätze.... na ja....reichlich früh.



                    Rieppevatnet - dahinter, im linken Bildrand die Aufstiegs - Route



                    Rieppevatnet


                    Dann folgt ein ordentlicher Aufstieg in östlicher Richtung zum Pass zwischen 950 und 1089m. Ich orientiere mich an dem Gipfel des Bogefjell, 1203m, auf festem Boden. Hier können auch spät in der Saison noch Schneefelder sein; es ist aber schon weitgehend schneefrei.
                    Dann sehe ich plötzlich weit hinein in den Storfjorden, und dieser Ausblick begeistert mich. So ähnlich hatte ich mir das vorgestellt.




                    Erster Blick auf den Storfjorden



                    Wilde Gebirgslandschaft





                    Kleiner See - vor dem Abstieg



                    Bis hierhin hat sich der Weg bereits deutlich in die Länge gezogen. Es ist jetzt nach 16 Uhr, und ich bin da noch nicht zum Gievdnejhoka abgestiegen.
                    Während des Abstiegs sehe ich dann erstmals eine kleine Herde Rentiere, was mich -
                    zugegebenermaßen - wirklich erleichtert.
                    Der Abstieg zieht sich etwas und ich spüre deutlich mein Knie aufmucken. Ich soll den Fluss „ ganz einfach “, etwa 200m oberhalb der Stelle, wo der Fluss einen See bildet, queren.
                    Einen See kann ich nicht recht erkennen, aber an der Stelle, wo sich der Fluss etwas verbreitert, überquere ich ihn oberhalb ohne Probleme.




                    Gievdnejhoka - Überquerung links





                    Endlich Rentiere





                    In diesem, von hohen Bergen umgebenen Tal, wird es schon früh schattig. Der Weg hat sich irgendwie ungewöhnlich in die Länge gezogen, doch ich habe das Etappenziel noch lange nicht erreicht. Vielleicht noch nicht richtig angepasst, bin ich merkwürdig langsam unterwegs. Na ja, ich messe mich hier ja auch ein wenig an den norwegischen Cracks Nesheim und Smeland, die zudem ständig auf ihrer Insel „ rumturnen “.
                    Nachdem ich das anschließende Tal ein gutes Stück durchschritten habe, einen kleinen See passiere, um ein größeres Geröllfeld zu vermeiden, komme ich in eine sanft - hügelige, von Heidekraut dicht bewachsene Landschaft.
                    Da es nun schon gegen 19 Uhr ist, suche ich mir rechtzeitig vor Eintritt der Dämmerung einen wunderbaren Platz für die Nacht.
                    Das ist ein phantastischer Platz, umgeben von hohen, großartigen Bergen.
                    Das war wieder ein wunderbarer Tag, auch, wenn das Knie schmerzt und ich mein Tagesziel deutlich verfehlt habe. Da ich zwei Reservetage eingeplant habe, bin ich noch ganz entspannt.




                    Camp 2


                    26.08.14
                    Ich erwache wieder in üppigem Sonnenschein. Heute bin ich etwas früher dran und sehe zum ersten Mal so richtig, in was für einer großartigen Landschaft ich mich gerade befinde. Noch vor dem Frühstück mache ich zahlreiche Fotos.








                    Camp 2


                    Kurz nach 10 Uhr breche ich auf. Mit nur leichtem Gefälle steige ich - fast etwas beschwingt - hinab, wo mit der Überquerung der Guhkesvahjhoka ( Langdalselva ) eine trockene Passage des Flusses über eine natürliche Steinbrücke in Aussicht steht. Im Buch wird zur Vorsicht gemahnt, da diese potentiell gefährlich sein soll.
                    Etwa 50m unterhalb des östlichsten der kleinen Seen am Langemyra soll sich diese Gefahrenstelle befinden.
                    Ich sehe die Passage sofort und bin überrascht, da alles ganz einfach über eine provisorische Holzbrücke möglich ist. Auch ohne diese Holzbrücke wäre die Überquerung relativ einfach gewesen.




                    Brücke über den Guhkesvahjhoka


                    Ich wende mich nun etwas in Richtung Stálloborri und steige wieder durch lichte Vegetation auf, in Richtung einer weiteren, kleineren Hochebene, die ich nach etwa 250 Höhenmetern erreiche. Beim Blick zurück bin ich von der Szenerie sehr begeistert, bedaure aber sehr, dass im starken Gegenlicht alles nur halb so schön aussieht. Ich bemerke leider auch eine starke Zunahme der Bewölkung, was den fotografischen Wert weiter schmälert. Nach Regen schaut es dennoch nicht aus.




                    Blick zurück



                    Im Gegenlicht


                    Hier mache ich erst mal eine kleine Pause, damit sich mein meuterndes Knie wieder beruhigen kann.
                    Zunächst erkenne ich nur ein paar „ Schmutzpunkte “ auf einem entfernten Schneefeld, bis ich begreife, dass es sich um eine Rentier - Herde handelt.
                    Na endlich, da seid ihr ja! Plötzlich setzt sich die Herde in Bewegung und kommt direkt auf mich zu. In einer langen Kette ziehen sie an mir vorbei und bleiben abrupt - in gebührendem Abstand ( höchstens 50m ) - stehen. Alle wenden sich mir zu, so, also wollten sie mal sehen, was das für ein komischer Vogel ist, der da durch ihr Wohnzimmer schleicht. Ein absolut beglückener Augenblick!
                    Das Leittier scharrt etwas mit den Hufen, gibt damit ein Signal und alle traben wieder in die Richtung, aus der sie extra
                    ( wegen mir? ) aufgebrochen waren.




                    Rentier - Herde


















                    Ich mache mich auch wieder auf den Weg, denn die nächste größere Fluss - Querung wartet auf mich. Von oben erkenne ich bereits Badjejávri ( Øvervatnet ) und Vuollejávri ( Nervatnet ). Ich quere nach links unten ins Elvevolldalen. Ziel ist eine Insel im Fluss, wo der Fluss in zwei getrennten Armen verläuft. Hier mache ich einen folgenschweren Fehler, da ich viel weiter östlich zu queren versuche ( weiter westlich wäre richtig gewesen. Mein Ziel gestern, für Camp 2, mit Zeltplätzen kurz vor der Querung am Südwest - Ufer ).
                    So komme ich in den „ Genuss “ eines nerven- und zeitaufreibenden, extremen bushwackings. Der Buschbewuchs beträgt etwa 80 - 100m, unmittelbar vor dem Fluss. Da ich mich hier exakt richtig wähne, muss ich da also erst einmal hindurch, um an den Fluss zu kommen. Die Sonne scheint wieder und es ist recht warm. Ich komme kaum voran. Worauf habe ich mich da bloß eingelassen. Ich schwitze und fluche, bleibe hängen, komme mühsam wieder frei, fluche wieder, als ich endlich ans Wasser komme, gefühlt eine Ewigkeit unterwegs, und ich feststelle, dass ich hier nicht queren kann: Viel zu tief, das Wasser würde mir bis zur Brust stehen.
                    Na bravo, alles wieder zurück. Da ich mich hier nun schon eine ganze Weile abmühe, bin ich schon sehr genervt. Ich muss den ganzen Weg wieder zurück und eine neue Stelle suchen. Dumm nur, dass ich auf Grund der dichten Vegetation das Wasser immer erst im letzten Moment sehe. Das Ufer scheint zu allem Überfluss hier fast durchgängig aus losem Schwemmsand zu bestehen, so dass ich sofort tief darin einsinke, was mich nun mal nicht gerade in Jubelstürme versetzt.
                    Manchmal ist es wirklich gut, alleine unterwegs zu sein. Ein Partner wäre, ob meiner Flüche, wohl etwas schockiert gewesen. Aber hej, ist doch auch wieder irgendwie herrlich, mal so richtig Dampf ablassen zu können.
                    Dann bemerke ich, dass ich mir in dichten Vegetation wohl mein Stativ „ abgestreift “ habe.
                    Nach einer wilden Schimpferei - also wieder den Weg zurück. Dankbar finde ich das Teil schon nach kurzer Zeit, im Morast und Gestrüpp- liegend, wieder.
                    Irgendwann finde ich doch noch eine passable Stelle und kann den Fluss problemlos queren.
                    Das bushwacking geht dann auf der anderen Seite natürlich noch weiter, aber inzwischen habe ich eine buddhistische Gleichmütigkeit gefunden. Wenn ich zum wiederholten Mal wieder in den Büschen hängenbleibe, amüsiere ich mich und lache laut drauflos.
                    Ich erreiche Tverrelva, ein wilder Fluss, der vom hoch oben befindlichen Imajávri See gespeist wird. Hier lese ich noch einmal die rudimentäre Beschreibung und bin fassungslos, da mir nun mein Fehler bewusst wird: Ich befinde mich auf der falschen, östlichen Seite des herabstürzenden Gebirgsbaches! Die westliche Seite sollte es sein.
                    Die Tverrelva ist hier unten so wild, da ist an eine Querung nicht zu denken.
                    Wenn es westlich einen Aufstieg gibt, so sage ich mir, dann muss es auch auf der östlichen Seite möglich sein.
                    Ich kämpfe mich buchstäblich - Stück für Stück nach oben. Was soll ich sagen: Es ist mein bushwacking - Tag - Hello Kitty!
                    Manchmal glaube ich schon, dass es nicht mehr weiter geht, aber immer gibt es doch noch einen Durchschlupf und eine Möglichkeit, den Aufstieg fortzusetzen. Schließlich wird die Vegetation lichter, das Gelände flacher und ich stehe unvermittelt an der Ausfluss - Stelle des Imajávri. Halleluja!
                    Mir reicht es für heute. Ist auch schon wieder nach 20 Uhr geworden.
                    Ich baue das Zelt auf und schaue mir noch mal meinen Fehler an.
                    Dadurch, dass sich durch meine Verspätung ein Verzug ergibt, überlappen sich jetzt die Tagesetappen und ich muss eigentlich auf zwei Etappen schauen. Das hat heute nicht funktioniert. Ich lerne daraus.
                    Das Knie schmerzt wie Hölle und ist ordentlich angeschwollen. Das kann ja morgen heiter werden.

                    Im Tal liegen dichte Seenebel, die langsam höher steigen und mich und die Landschaft wohl schon bald einhüllen werden. Der Blick in den Fjord ist deshalb nicht möglich.

                    Es ist wie immer: Es ist toll hier. Ich bin dankbar, dass ich es wieder bis hierhin geschafft habe und - mal ehrlich - war doch auch extrem lustig: Spass ist, wenn man trotzdem lacht.

                    Die Kurzfassung ( diesmal zum Ende des Tages ): Bis zu einem offenen Plateau ( Rentier
                    Begegnung ), in ein Tal hinunter ( bushwacking! ), bis zu einem weiteren Plateau ( Camp 3, Ende heute ); wieder in ein Tal hinunter ( morgen ). Mässig bis leicht zu Fuss - Ah, ja.




                    Seenebel steigt auf









                    Camp 3


                    - to be continued -
                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                    • Vegareve
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                      #11
                      AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                      Hmm, hätten wir gewusst, wie es auf diese Etappen richtig aussieht, hätten wir vielleicht nicht willentlich auf sie verzichtet....aber angesichts des unsicheren Wetters (Du hast schon viel mehr Sonne bis hier gehabt, wie wir 5 Tage lang auf Lyngen) war das schon ok so, mehr Zeit für die Lofoten.

                      Was die Rentiere betrifft, haben sie bei uns genau das Gleiche gemacht, erst volle Geschwindigkeit uns entgegen gerannt, kurz stehen geblieben und dann weiter ne Kurve gedreht. Leider trotzdem zu weit weg, um richtige Fotos zu schaffen (deine sind besser).
                      "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                      • evernorth
                        Fuchs
                        • 22.08.2010
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                        #12
                        AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                        Zitat von Vegareve Beitrag anzeigen
                        Hmm, hätten wir gewusst, wie es auf diese Etappen richtig aussieht, hätten wir vielleicht nicht willentlich auf sie verzichtet....aber angesichts des unsicheren Wetters (Du hast schon viel mehr Sonne bis hier gehabt, wie wir 5 Tage lang auf Lyngen) war das schon ok so, mehr Zeit für die Lofoten.

                        Was die Rentiere betrifft, haben sie bei uns genau das Gleiche gemacht, erst volle Geschwindigkeit uns entgegen gerannt, kurz stehen geblieben und dann weiter ne Kurve gedreht. Leider trotzdem zu weit weg, um richtige Fotos zu schaffen (deine sind besser).
                        Ich habe eure Beweggründe, die Tour erst in Furuflaten zu beginnen, schon gut nachvollziehen können.
                        Natürlich habt ihr ´ne Menge versäumt, ich aber auch....... ( dazu später mehr ).

                        Ist ja lustig: Die Rentiere scheinen sich ja gut miteinander abgesprochen zu haben, oder ist das immer ein und dieselbe
                        Herde?
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                        • evernorth
                          Fuchs
                          • 22.08.2010
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                          #13
                          AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                          27.08.14
                          „ Hmm....die Sonne scheint schon mal nicht auf mein Zelt “ denke ich als erstes, als ich früh morgens erwache, und richtig, der Blick aus dem Zelt verrät mir, dass der Nebel nun nach oben gewandert ist und der Sonne den Weg versperrt.
                          Nach dem Frühstück möchte ich schnell aufbrechen, da auch heute wieder ein gutes Stück Weg vor mir liegt.
                          Als ich - bis auf das Zelt - bereits alles gepackt habe, öffnet der Himmel - völlig überraschend - alle Schleusen und es regnet in Strömen. Ich kann gerade noch den Rucksack und mich ins trockene Zelt retten. Es regnet anhaltend für mehrere Stunden, und ich beschließe, erst einmal den Regen
                          „ auszusitzen “.
                          Spät nach 14 Uhr komme ich endlich los. Na toll, da ist ja eine weitere Verspätung unvermeidlich.




                          Vor dem Regen: Imajávri



                          Imajávri















                          Nebel? Tief liegende Wolken?



                          Storfjorden



                          Der Abstieg beginnt



                          Elvenes / Steindalen


                          Etwas missmutig und mit gesengtem Blick auf den sehr nassen Boden passiere ich auf der östlichen Seite den Imajávri und folge schwachen ( Rentier? ) Spuren und passiere schließlich Langvatnet auf der westlichen Seite.

                          An dieser Stelle gibt es zwei Alternativen das Steindalen zu überqueren. Da eine Alternative mit der Überquerung der Steindalselva je nach Wasserstand etwas problematisch sein kann, entscheide ich mich, auf einem jetzt guten, aber wirklich steilen Weg, direkt zum kleinen Ort Elvenes / Steindalen abzusteigen.
                          Dieser Abstieg bereitet meinem Knie absolut kein Vergnügen. Zu allem Überfluss schmerzen meine Fußsohlen extrem. Ich habe schon vor längerem die dünnen, neuen Socken gegen dickere gewechselt. Ich hatte darin zu wenig Halt, da ich meine Trailrunner damals eine halbe Nummer größer, für dickere Socken, gekauft hatte.
                          Nun haben sich die dicken Socken bei den zahlreichen Fluss - Querungen mit Wasser vollgesogen und binden diese Feuchtigkeit. Dadurch quellen die Füsse stärker auf und bilden tiefe Haut - Furchen und das ist beim Gehen sehr schmerzhaft. Fühlt sich an, als würde sich unter den Fußsohlen riesige Blasen bilden ( ist aber nicht der Fall ).
                          Nach einem gefühlt ewig langen Abstieg den Bittunjunni hinunter folge ich der ersten Straße. Ein kurzes Stück auf der Hauptstrasse nach Lyngseidet überquere ich die Brücke über die Steindalselva. Ich folge den Weg hinauf nach Steindalen. Nach ca. 1km soll ich einem kaum zu erkennenden Weg nach Norden hinauf und entlang der Gobijhoka folgen.
                          Diesen Weg verpasse ich komplett und folge statt dessen weiter dem Weg nach Steindalen. Da ich immer noch darauf warte, den Gobijhoka zu entdecken, vergeht doch ungewöhnlich viel Zeit auf diesem immerhin guten Weg.
                          Plötzlich stehe ich vor einer Hütte. Ich bin überrascht, hatte ich doch keine erwartet.
                          Ich bin in meinem Flow viel weiter gegangen und stehe nun vor der Steindalshytta.
                          Mein Ziel für heute ist Rullebu, eine kleine, offene Hütte hoch oben, auf dem nächsten Plateau. Ich hoffe ( und freue ) mich also auf eine Hütten - Übernachtung.
                          Hier ist es voll und laut, viel zu laut. Eine Lehrerin hat sich mit zwei Schulklassen aus Nordkjosbotn einquartiert. Sie erzählt mir, dass sie jedes Jahr für ein Schulprojekt hierher kommen, um den Rückgang des Gletschers anhand von jährlich gemachten Markierungen zu dokumentieren. Ich frage, ob jemand weiss, wie weit es noch bis Rullebu ist, aber niemand kennt sich hier gut genug aus. Es ist bereits 20 Uhr und so könnte ich während des Aufstiegs noch in die Düsternis kommen.
                          Ich beschließe - schweren Herzens - heute nicht mehr weiter zu gehen, und schlage - möglichst weit von den anderen ( aber noch in Sichtweite ) - mein Zelt auf.
                          Bis auf Knie und Füsse fühle ich mich heute etwas unausgelastet. Wäre gern noch etwas weiter gegangen, doch die Dämmerung kommt schnell. Alles richtig so.
                          Die junge Truppe ist natürlich nicht gerade leise, doch irgendwann - im Schlafsack
                          liegend - höre ich auch das nicht mehr........




                          Steindalshytta / Camp 4


                          28.08.14
                          Als ich am nächsten Morgen früh aufwache, sind die ersten Schüler auch schon auf den Beinen.
                          Ich breche zeitig auf und folge, auf nicht allzu steilem, gut sichtbarem Pfad, der Doaresjhoka ( Tverrelva ). Nach etwa drei Stunden erreiche ich Rullebu. Das hätte also gestern Abend nicht mehr gepasst.
                          Die offene Hütte macht von außen einen eher bemitleidenswerten Eindruck, ist aber innen gut in Schuss. Eine sehr empfehlenswerte Unterkunft und mal eine Abwechselung zu den Übernachtungen im Zelt. Hier mache ich eine längere Pause, und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen.




                          Rullebu











                          Abstieg nach Furuflaten



                          Sonne und Furuflaten in Sicht



                          Furuflaten


                          Entlang zahlreicher Seen passiere ich Lomvatnet und steige mal wieder ab nach Furuflaten. Der Weg zieht sich sehr in die Länge und der lange Abstieg ist Gift für Knie und Füsse.
                          Beim Treffen auf die ersten Häuser in dieser malerischen Gemeinde, biege ich nach links ab und folge der einzigen Straße bis ins Tal. nach 1km folge ich einer kleinen Schotterstrasse. Diese bringt mich auch in die Nähe der Lyngsdalselva. Ich muss hier aber über privaten Grund mit mehreren Häusern gehen, bin verunsichert, und gehe wieder zurück. Auf dem Weg treffe ich eine joggende, junge Einheimische und frage sie nach der Brücke und dem Weg. Ja, da solle ich ruhig über das private Grundstück gehen, aber die alte Brücke soll durch eine Neue ersetzt werden und ist schon teilweise zurückgebaut worden. Sie schaut etwas skeptisch auf meinen Rucksack. Nein, da werde ich nicht rüber kommen. Ich soll die Brücke auf der Hauptstrasse unten im Ort nehmen.
                          Mist, also den ganzen Weg wieder zurück.
                          Ich komme in den Ort und überquere die Brücke über die schnell fließende Lyngsdalselva.
                          Auf gut sichtbarem Pfad, oberhalb einer beleuchteten Ski - Loipe, steige ich das Tal, nun also auf der westlichen Seite, hinauf.
                          Das Buch beschreibt viele Bereiche für eine gute Campstelle auf der östlichen Seite. Hier soll man nach kurzer Zeit auf ein offenes Lavuu treffen. Von der westlichen Flussseite kann ich es nicht erkennen ( was nicht heißen soll, das es nicht da ist ).
                          Ich folge also noch eine ganze Zeit dem guten Weg bis Lyngsdalen, vorbei am Hoanggajhoka. Nach etwa einer guten Stunde, kurz vor der Schlüsselstelle ( Aufstieg zum nächsten Plateau ) ist es bereits wieder gegen 19 Uhr und ich beschließe, hier direkt am Weg, mein Zelt für die Nacht aufzustellen.
                          Das ist mehr meinem Knie und den Füssen geschuldet. Gerne wäre ich noch weiter gegangen, doch inzwischen bin ich so deutlich hinter meinem Zeitplan, dass es mir darauf nun auch nicht mehr ankommt.
                          Es ist sehr kalt hier und ich muss mir gleich etwas Wärmeres überziehen. Ich befinde mich hier in unmittelbarer Nähe des diverser Gletscher, Steindalsbreen und Jiehkevarri.

                          Die angespannte, leicht hektische Haltung der ersten Tage, ist komplett einer zunehmend entspannten, leicht esotherischen Gelassenheit gewichen. Bis auf die Schmerzen geht es mir sehr gut damit.

                          Ich bin immer noch auf meinem ( guten ) Weg und so entspannt, dass ich glatt vergesse,
                          Camp 5 mit einem Foto zu dokumentieren.

                          - to be continued -
                          Zuletzt geändert von evernorth; 04.02.2015, 22:48. Grund: ergänzt
                          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                            #14
                            AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                            Ui, so schöne Bilder, da muss ich auch mal hin. Danke für den schönen Fernweh erzeugenden Bericht. Bin gespannt, wie es weitergeht und hoffe, dass das Knie Dir nicht doch noch die Tour vermasselt hat.

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                            • 0001
                              Erfahren
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                              #15
                              AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                              Da bin ich echt gespannt, wie es weitergeht. Tolle Bilder und schön geschriebener Bericht!

                              Vielen Dank dafür!


                              VG Robert

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                              • Senja
                                Erfahren
                                • 22.05.2014
                                • 113
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                                #16
                                AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                                Also, das ist doch auch mal eine wunderbare Tour. Lyngen ist eine wunderbare Gegend, waren vor zwei Jahren dort. Ich warte gespannt auf deinen weiteren Bericht, er ist eine große Inspiration... lg Tanja

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                                • evernorth
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                                  • 22.08.2010
                                  • 1976
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                                  #17
                                  AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                                  Zitat von Senja Beitrag anzeigen
                                  Also, das ist doch auch mal eine wunderbare Tour. Lyngen ist eine wunderbare Gegend, waren vor zwei Jahren dort. Ich warte gespannt auf deinen weiteren Bericht, er ist eine große Inspiration... lg Tanja
                                  Ich hatte ja von dir noch den Tipp bzgl. Steindalen bekommen. Wenn ich meinem Zeitplan nicht so sehr hinterher gewesen wäre, hätte ich dort liebend gern noch 1-2 Tages - Touren unternommen. Einfach grandios, doch dazu später mehr.
                                  Ja, Lyngen ist eine wunderbare und sehr abwechslungsreiche Gegend.
                                  My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                  • Profugus
                                    Anfänger im Forum
                                    • 26.01.2015
                                    • 14
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                                    Grandiose Bilder!!! Ich bin begeistert, wie die Farben die Atmosphäre rüberbringen. Sind die irgendwie nachbearbeitet?

                                    Ich plane mit der besseren Hälfte auch eine Norwegentour im Spätsommer. Bis jetzt haben wir aber mit Rucksack und Zelt nur eine Woche Aerö hinter uns und ich weiss nicht, ob ich ihr das Wandern für 2-3 Wochen fernab von der Zivilisation schon zumuten sollte.

                                    Seisdrum, danke für den tollen Bericht.

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                                    • evernorth
                                      Fuchs
                                      • 22.08.2010
                                      • 1976
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                                      Zitat von Profugus Beitrag anzeigen
                                      Grandiose Bilder!!! Ich bin begeistert, wie die Farben die Atmosphäre rüberbringen. Sind die irgendwie nachbearbeitet?

                                      Ich plane mit der besseren Hälfte auch eine Norwegentour im Spätsommer. Bis jetzt haben wir aber mit Rucksack und Zelt nur eine Woche Aerö hinter uns und ich weiss nicht, ob ich ihr das Wandern für 2-3 Wochen fernab von der Zivilisation schon zumuten sollte.

                                      Seisdrum, danke für den tollen Bericht.
                                      Hej,

                                      und vielen Dank. Ja, die Fotos sind etwas nach bearbeitet. Da ich von der Analog - Fotografie ( meist Dia-Film ) komme, wo das Foto gleich " sitzen " muss ( hinterher keine Nachbearbeitung mehr möglich ), immer nur so viel, wie nötig.

                                      Startet doch erst einmal mit kürzeren Touren: 3-4 Tage, max. eine Woche, nicht allzu weit entfernt von der Zivilisation
                                      ( gibt es zahlreiche Möglichkeiten in ganz Skandinavien oder anderswo ).
                                      Wenn du oder deine bessere Hälfte dann Probleme bekommst, könnt ihr umkehren und schnell wieder zurückkehren.
                                      So könnt ihr herausfinden, ob es euch beiden gefällt.

                                      Viel Spass und god tur!
                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                      • Senja
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                                        • 22.05.2014
                                        • 113
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                                        #20
                                        AW: [NO] Lyngen På Langs Solo, Teil I - Von Süden zum Nordmeer

                                        Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                                        Ich hatte ja von dir noch den Tipp bzgl. Steindalen bekommen. Wenn ich meinem Zeitplan nicht so sehr hinterher gewesen wäre, hätte ich dort liebend gern noch 1-2 Tages - Touren unternommen. Einfach grandios, doch dazu später mehr.
                                        Ja, Lyngen ist eine wunderbare und sehr abwechslungsreiche Gegend.
                                        Oh war ich das:-) lach, ist schon so lange her. Freut mich, dass es dir gefallen hat. Will da auf JEDEN Fall nochmal hin, ich liebe Tromsö auch so sehr...meine Lieblingsstadt da oben. Ich werde mir in den nächsten Tagen Zeit nehmen und den Bericht in aller Ruhe lesen, wir überlegen schon für eine neue Tour im Sommer....

                                        Liebe Grüße

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