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Kreuz und quer durch den Süden Laponias
Im Sommer ging es wieder nach Lappland, dieses Jahr ins Welterbe Laponia, quasi immer auf den Spuren der Sami und Rentiere. Mit efbomber streifte ich durch Sarek und Padjelanta und will nun von unseren Erlebnissen berichten. Eventuell gibt es auch eine Zugabe von meinem Mitwanderer.
Von Kvikkjokk nach Sulitjelma via Sarek und Padjelanta - August 2014

Kvikkjokk - Vállevágge - Tjuoldavágge - Låptåvágge - Njoatsosvágge - Pårtemassiv - Lullihavágge - Sarvesvágge - Tuottar -Staloluokta - Sårjåsjaure - Sorjushytta - Sulitjelma - ca. 200 km mit Abstechern
9. August, Anreise
Es geht los! Und ich habe es doch noch geschafft, meinen Rucksack pünktlich zu packen. Irgendwie kam ich dieses Mal nicht wirklich in die Puschen, was das angeht. An Vorfreude auf die Tour mangelte es jedenfalls nicht.
Ich nehme den Bus zum Stockholmer Bahnhof. Auf dem Weg dorthin werde ich von den meisten eher mitleidig belächelt. Ich muss gestehen, ich fühle mich auch noch etwas wackelig mit diesem riesigen „Koffer“ auf meinem Rücken. Am Bahnhof treffe ich dann endlich auf Gleichgesinnte. Der Rucksack fühlt sich schon viel angenehmer an.
Efbomber kommt pünktlich mit dem Zug aus Kopenhagen und wir haben noch etwas Zeit, ein paar Süßigkeiten und eine letzte Cola zu kaufen.

Lördagsgodis.
Wir nehmen den Schnellzug nach Sundsvall, überholen irgendwo den Nachtzug Richtung Narvik und steigen dann in Sandhamn in jenigen welchen um. Unser Abteil teilen wir mit einem deutschen Päärchen, das von Kvikkjokk nach Abisko laufen will, und einem schwedischen Tochter-Vater Gespann, welches auf dem Weg zum Kebnekaise ist. In einem Mix aus Englisch, Schwedisch und Deutsch werden natürlich noch die jeweiligen Tourenplanungen besprochen, Tipps ausgetauscht, über Gott und die Welt philosophiert und gelacht. Nachtzugfeeling.
10. August 2014, Anreise, Vállevarre
Ich habe schon mal besser geschlafen. Die „Partycrew“ im Nachbarabteil lässt uns noch lange an ihrem lautem Gelächter und Gesang teilhaben. Eins ist sicher: Die nächste Nacht wird ruhiger.
Unser Zug hat mittlerweile etwas Verspätung. Ungewohnterweise gibt es heute keine Durchsagen, kein Weckruf, Auskunft nur auf Anfrage. Wenn man die Strecke schon kennt, weiß man aber glücklicherweise wo man aussteigen muss, bevor der Zug vor dem Bahnhofsschild steht. Zeit für etwas Panik bleibt dennoch. Murjek soll es für uns sein, wo wir kurz vor 9 Uhr ankommen. Den Bus Richtung Jokkmokk und Kvikkjokk haben wir nun leider verpasst. Wir sind verwirrt, auf unseren Tickets lautet die Abfahrtszeit 9 Uhr, auf allen anderen Tickets und dem hiesigen Busfahrplan steht 8:20 Uhr. Ein zweiter Bus soll schon auf dem Weg sein. Nach einer Stunde Wartezeit kommt ein Bus vor den Bahnhof gerollt. Alle machen sich startklar, aber der Busfahrer winkt ab. Dieser Bus fährt erst mal nicht weiter. Der Busfahrer und einer der Anwohner, der wie aus dem Nichts aus einem der verlassen wirkenden Häuser auftaucht - mit einem orangenen Overall, in den dann der Busfahrer schlüpft - versuchen sich noch an einer Reparatur. Dieser Versuch besteht aus wilden Hammerschlägen und wird bald für unwirksam erklärt. Busfahrer und Anwohner verschwinden im Haus vom Letzteren. Wir verschwinden im Bahnhofshäuschen. Draußen ist es doch noch (oder wieder oder endlich nach dem heißen Juli) etwas frisch.

Murjek, Warten auf den Bus ins Paradies.
Nach einigem Warten kommt ein weiterer Bus. Dieser scheint direkt aus der Fabrik zu kommen und bringt uns dann ohne weitere Vorkommnisse nach Kvikkjokk. Während es in Murjek grau und bewölkt war, laufen nun Regentropfen über die Scheiben. In Kvikkjokk verschwinden die Tropfen dann aber auch bald. Wie für die meisten anderen geht es auch für uns erst mal zur Fjällstation. Hier wiege ich mein Gepäck und muss zerknirscht feststellen, dass ich mein gewünschtes Limit leider überboten habe. 27 kg zeigt die Wage als der Rucksack dranhängt. Zudem hab ich noch eine Tasche mit Kamera und diversem Krimskram umhängen. Halleluja...
Nach Zug- und Busfahrt steht nun noch eine kurze Bootsfahrt an. Das reguläre Boot zur Mittagszeit haben wir allerdings wegen der Zugverspätung verpasst. Wir warten einfach unten am Steg auf die Rückkehr von Björn und bitten ihn dann, uns überzusetzen. Vom Padjelantaleden und vom Prinskullen kommen überraschenderweise nur eine Handvoll Leute. Unsere Bootsfahrt ist kurz, wir wollen ja nur an die andere Uferseite vom Mündungsbereich. Björn gibt uns noch ein paar Tipps zur Wasserversorgung auf dem Weg ins Vállevágge.

Björn.

Blick Richtung Terrekaise.
Gegen 15 Uhr und nach einer letzten SMS nachhause wandern wir dann endlich los. Nu kör vi! Der Start hat es in sich und auf den ersten Kilometern machen wir gleich ein paar schweißtreibende Höhenmeter. Der Anstieg zum Prinskullen ist kurz und knackig. An einem Bach füllen wir noch mal unsere Wasservorräte auf. Nach 400 hm verlassen wir den Wald und stehen direkt im Kahlfjäll. Zu unseren Füßen liegen das Kvikkjokkdelta und der Sakkat. Wir genießen zum ersten Mal auf dieser Tour die Weitsicht.

Auf dem Prinskullen.

Kvikkjokkdelta.
Nach einer längeren Pause laufen wir weiter, zunächst noch auf einem gut zu erkennendem Pfad, der zu einem großen Rentiergehege auf dem Hochplateau Vállevárre führt. Weitere Wolken ziehen auf und verhüllen Vallespiken und die Berge des Terrekaisemassivs. Die Kante zur Schlucht Vállegårsså beeindruckt.

Rentierzaun auf dem Plateau Vállevarre.

Es geht endlich los.
Auf sanfter Fjällheide kommen wir gut voran. Allerdings ist das Vállevárre generell sehr trocken und unsere Wasserflaschen sind mittlerweile fast leer. Nach der langen Anfahrt stellt sich zudem Müdigkeit ein. Ein Zeltplatz ohne Wasserquelle kommt aber nicht in Frage. Wir schauen immer wieder auf die Karte und versuchen abzuschätzen, wie weit es noch bis zu einem der kleinen Seen ist. Die eingezeichnete Renvaktarstuga können wir schon länger sehen. Allzu weit sollte es nicht mehr sein. Gegen 19 Uhr stoßen wir schließlich wieder auf Wasser. Am Ufer des kleinen Sees finden sich auch einige schöne Zeltplätze. Wir nehmen die ersten beiden.

God natt.
11. August 2014, Vállevágge, Hábres
Wie angekündigt war es eine ruhige Nacht. Nicht mal der Wind hat gesäuselt, so ruhig war es. Sonnenstrahlen kitzeln mich früh morgens aus dem Zelt. Hochmotiviert muss ich einfach aufstehen. Die umliegenden Berge spiegeln sich in „unserem“ See.

Terrekaisemassiv und Vallespiken.
Zum ersten Mal kann ich das Pårtemassiv in seiner vollen Pracht sehen. Laut Grundsten soll man von hier sogar das Observatorium unterhalb des Gipfels sehen. Ich sehe allerdings nichts. In ein paar Minuten werde ich sogar keinen der Berge mehr sehen. Nebel und Wolken steigen aus Änok- und Kvikkjokkdelta auf und nehmen die Bergwelt ein. Eben hab ich noch bei schönstem Sonnenschein fotografiert, nun steh ich in einer grauen Wolke, Sicht = 0.

Pårtemassiv.

Unser Camp verschwindet gleich in Wolken und Nebel.
Also gibt es doch noch einen Sovmorgon und wir warten erst mal ab. Ich schaue immer wieder aus dem Zelt Richtung Vallespiken. Als es über Kvikkjokk wieder heller aussieht, beschließen wir, uns langsam aufzumachen. Gegen 11 Uhr ist die Sicht wieder bestens und man kann sich ohne weitere Hilfsmittel orientieren. Weit kommen wir zunächst nicht, da die ersten Moltebeeren an einer sumpfigen Stelle natürlich genascht werden wollen.

Vallespiken.

Die ersten Moltebeeren der Tour.
Teilweise sind Sumpf und Wasserläufe fast ausgetrocknet. Der trockene und warme Sommer wird uns (fast) die ganze Tour über immer wieder solche Bilder liefern. Wir verlassen langsam das Vállevárre, entlang von Vállegårsså und Vállebäcken gelangen wir bergauf ins Vállevágge. Zwei kleinere Wasserläufe müssen überquert werden, was aber über die vorhandenen Schneefelder, auf denen sich auch einige Rentiere tummeln, kein Problem ist.

Im Vállevágge.
Als das Tal flacher wird, steigen wir wieder etwas ab, um nun am Bach weiterzulaufen. Ging es erst über Gras und Heide, wird es nun zunehmend gerölliger. Hier treffen wir eine Gruppe schwedischer Schüler, die mit zwei Lehrern im Fjäll unterwegs ist. Ich glaube, wir beide blicken den Jugendlichen sehnsüchtig hinterher und beneiden sie um diesen Schulausflug.


Über Geröll und ein kleines Schneefeld steigen wir auf die Passhöhe. Hier gibt es sogar ein Steinmännchen mit ein paar tibetischen Gebetsfahnen. Es ist wahrlich ein Platz zum Innehalten. Die Aussicht über das grüne Tjuoldavágge Richtung Låptåvágge und Tashtsa ist für mich eine der schönsten und beeindruckendsten der ganzen Tour. Da bin ich mir schon zu diesem Zeitpunkt recht sicher.

Tjuoldavágge, Hábres und Ruonas zu unseren Füßen.
Wir steigen über das Geröll Richtung Hábres ab, wo wir an den kleinen Seen unser Lager aufschlagen wollen. Der schwere Rucksack drückt noch ganz schön beim Abstieg, welcher dann aber wieder durch Moltebeeren versüßt wird. Zwischen den Steinen entdecken wir einen Lemming. Trotz vorheriger Lapplandtouren sehe ich nun zum ersten Mal einen und bin fast überrascht, dass diese Tierchen so klein sind. Ich find den Kerl putzig, für ein Foto stellt er sich allerdings nicht zur Verfügung. Wahrscheinlich riecht er schon den nahenden Regen. Vom Vállevágge ziehen dunkle Wolken auf und wir mobilisieren noch mal die Reserven, um vor dem Regen an den Seen zu sein. Wir zelten neben einem schwedischen Paar, das wie wir am Vortag in Kvikkjokk gestartet war. Unsere Ankunft war quasi eine Punktlandung und die Zelte stehen, bevor die ersten Regentropfen fallen. Ich mache noch schnell eine Katzenwäsche. Danach übernimmt der Regen das Kommando und trommelt nur so auf die Zeltwände. Das Spiel von Regen, Wolken und Abendlicht beobachte ich aus dem Trockenen.

Window with a view.
Gekocht wird im Vorzelt, was auch mehr oder weniger neu für mich ist. Ganz aufrecht sitzen kann ich in meinem Ringstind dann doch nicht. An diese Haltung muss ich mich erst noch gewöhnen... Mit einem Buch und etwas Musik in den Ohren mache ich es mir später gemütlich oder höre ohne Ohrenstöpsel einfach fasziniert dem Regen zu, der irgendwann zu späterer Stunde auch wieder abnimmt und einen ruhig schlafen lässt.
Im Sommer ging es wieder nach Lappland, dieses Jahr ins Welterbe Laponia, quasi immer auf den Spuren der Sami und Rentiere. Mit efbomber streifte ich durch Sarek und Padjelanta und will nun von unseren Erlebnissen berichten. Eventuell gibt es auch eine Zugabe von meinem Mitwanderer.

Von Kvikkjokk nach Sulitjelma via Sarek und Padjelanta - August 2014

Kvikkjokk - Vállevágge - Tjuoldavágge - Låptåvágge - Njoatsosvágge - Pårtemassiv - Lullihavágge - Sarvesvágge - Tuottar -Staloluokta - Sårjåsjaure - Sorjushytta - Sulitjelma - ca. 200 km mit Abstechern
9. August, Anreise
Es geht los! Und ich habe es doch noch geschafft, meinen Rucksack pünktlich zu packen. Irgendwie kam ich dieses Mal nicht wirklich in die Puschen, was das angeht. An Vorfreude auf die Tour mangelte es jedenfalls nicht.
Ich nehme den Bus zum Stockholmer Bahnhof. Auf dem Weg dorthin werde ich von den meisten eher mitleidig belächelt. Ich muss gestehen, ich fühle mich auch noch etwas wackelig mit diesem riesigen „Koffer“ auf meinem Rücken. Am Bahnhof treffe ich dann endlich auf Gleichgesinnte. Der Rucksack fühlt sich schon viel angenehmer an.
Efbomber kommt pünktlich mit dem Zug aus Kopenhagen und wir haben noch etwas Zeit, ein paar Süßigkeiten und eine letzte Cola zu kaufen.

Lördagsgodis.
Wir nehmen den Schnellzug nach Sundsvall, überholen irgendwo den Nachtzug Richtung Narvik und steigen dann in Sandhamn in jenigen welchen um. Unser Abteil teilen wir mit einem deutschen Päärchen, das von Kvikkjokk nach Abisko laufen will, und einem schwedischen Tochter-Vater Gespann, welches auf dem Weg zum Kebnekaise ist. In einem Mix aus Englisch, Schwedisch und Deutsch werden natürlich noch die jeweiligen Tourenplanungen besprochen, Tipps ausgetauscht, über Gott und die Welt philosophiert und gelacht. Nachtzugfeeling.
10. August 2014, Anreise, Vállevarre
Ich habe schon mal besser geschlafen. Die „Partycrew“ im Nachbarabteil lässt uns noch lange an ihrem lautem Gelächter und Gesang teilhaben. Eins ist sicher: Die nächste Nacht wird ruhiger.
Unser Zug hat mittlerweile etwas Verspätung. Ungewohnterweise gibt es heute keine Durchsagen, kein Weckruf, Auskunft nur auf Anfrage. Wenn man die Strecke schon kennt, weiß man aber glücklicherweise wo man aussteigen muss, bevor der Zug vor dem Bahnhofsschild steht. Zeit für etwas Panik bleibt dennoch. Murjek soll es für uns sein, wo wir kurz vor 9 Uhr ankommen. Den Bus Richtung Jokkmokk und Kvikkjokk haben wir nun leider verpasst. Wir sind verwirrt, auf unseren Tickets lautet die Abfahrtszeit 9 Uhr, auf allen anderen Tickets und dem hiesigen Busfahrplan steht 8:20 Uhr. Ein zweiter Bus soll schon auf dem Weg sein. Nach einer Stunde Wartezeit kommt ein Bus vor den Bahnhof gerollt. Alle machen sich startklar, aber der Busfahrer winkt ab. Dieser Bus fährt erst mal nicht weiter. Der Busfahrer und einer der Anwohner, der wie aus dem Nichts aus einem der verlassen wirkenden Häuser auftaucht - mit einem orangenen Overall, in den dann der Busfahrer schlüpft - versuchen sich noch an einer Reparatur. Dieser Versuch besteht aus wilden Hammerschlägen und wird bald für unwirksam erklärt. Busfahrer und Anwohner verschwinden im Haus vom Letzteren. Wir verschwinden im Bahnhofshäuschen. Draußen ist es doch noch (oder wieder oder endlich nach dem heißen Juli) etwas frisch.

Murjek, Warten auf den Bus ins Paradies.
Nach einigem Warten kommt ein weiterer Bus. Dieser scheint direkt aus der Fabrik zu kommen und bringt uns dann ohne weitere Vorkommnisse nach Kvikkjokk. Während es in Murjek grau und bewölkt war, laufen nun Regentropfen über die Scheiben. In Kvikkjokk verschwinden die Tropfen dann aber auch bald. Wie für die meisten anderen geht es auch für uns erst mal zur Fjällstation. Hier wiege ich mein Gepäck und muss zerknirscht feststellen, dass ich mein gewünschtes Limit leider überboten habe. 27 kg zeigt die Wage als der Rucksack dranhängt. Zudem hab ich noch eine Tasche mit Kamera und diversem Krimskram umhängen. Halleluja...
Nach Zug- und Busfahrt steht nun noch eine kurze Bootsfahrt an. Das reguläre Boot zur Mittagszeit haben wir allerdings wegen der Zugverspätung verpasst. Wir warten einfach unten am Steg auf die Rückkehr von Björn und bitten ihn dann, uns überzusetzen. Vom Padjelantaleden und vom Prinskullen kommen überraschenderweise nur eine Handvoll Leute. Unsere Bootsfahrt ist kurz, wir wollen ja nur an die andere Uferseite vom Mündungsbereich. Björn gibt uns noch ein paar Tipps zur Wasserversorgung auf dem Weg ins Vállevágge.

Björn.

Blick Richtung Terrekaise.
Gegen 15 Uhr und nach einer letzten SMS nachhause wandern wir dann endlich los. Nu kör vi! Der Start hat es in sich und auf den ersten Kilometern machen wir gleich ein paar schweißtreibende Höhenmeter. Der Anstieg zum Prinskullen ist kurz und knackig. An einem Bach füllen wir noch mal unsere Wasservorräte auf. Nach 400 hm verlassen wir den Wald und stehen direkt im Kahlfjäll. Zu unseren Füßen liegen das Kvikkjokkdelta und der Sakkat. Wir genießen zum ersten Mal auf dieser Tour die Weitsicht.

Auf dem Prinskullen.

Kvikkjokkdelta.
Nach einer längeren Pause laufen wir weiter, zunächst noch auf einem gut zu erkennendem Pfad, der zu einem großen Rentiergehege auf dem Hochplateau Vállevárre führt. Weitere Wolken ziehen auf und verhüllen Vallespiken und die Berge des Terrekaisemassivs. Die Kante zur Schlucht Vállegårsså beeindruckt.

Rentierzaun auf dem Plateau Vállevarre.

Es geht endlich los.
Auf sanfter Fjällheide kommen wir gut voran. Allerdings ist das Vállevárre generell sehr trocken und unsere Wasserflaschen sind mittlerweile fast leer. Nach der langen Anfahrt stellt sich zudem Müdigkeit ein. Ein Zeltplatz ohne Wasserquelle kommt aber nicht in Frage. Wir schauen immer wieder auf die Karte und versuchen abzuschätzen, wie weit es noch bis zu einem der kleinen Seen ist. Die eingezeichnete Renvaktarstuga können wir schon länger sehen. Allzu weit sollte es nicht mehr sein. Gegen 19 Uhr stoßen wir schließlich wieder auf Wasser. Am Ufer des kleinen Sees finden sich auch einige schöne Zeltplätze. Wir nehmen die ersten beiden.

God natt.
11. August 2014, Vállevágge, Hábres
Wie angekündigt war es eine ruhige Nacht. Nicht mal der Wind hat gesäuselt, so ruhig war es. Sonnenstrahlen kitzeln mich früh morgens aus dem Zelt. Hochmotiviert muss ich einfach aufstehen. Die umliegenden Berge spiegeln sich in „unserem“ See.

Terrekaisemassiv und Vallespiken.
Zum ersten Mal kann ich das Pårtemassiv in seiner vollen Pracht sehen. Laut Grundsten soll man von hier sogar das Observatorium unterhalb des Gipfels sehen. Ich sehe allerdings nichts. In ein paar Minuten werde ich sogar keinen der Berge mehr sehen. Nebel und Wolken steigen aus Änok- und Kvikkjokkdelta auf und nehmen die Bergwelt ein. Eben hab ich noch bei schönstem Sonnenschein fotografiert, nun steh ich in einer grauen Wolke, Sicht = 0.

Pårtemassiv.

Unser Camp verschwindet gleich in Wolken und Nebel.
Also gibt es doch noch einen Sovmorgon und wir warten erst mal ab. Ich schaue immer wieder aus dem Zelt Richtung Vallespiken. Als es über Kvikkjokk wieder heller aussieht, beschließen wir, uns langsam aufzumachen. Gegen 11 Uhr ist die Sicht wieder bestens und man kann sich ohne weitere Hilfsmittel orientieren. Weit kommen wir zunächst nicht, da die ersten Moltebeeren an einer sumpfigen Stelle natürlich genascht werden wollen.

Vallespiken.

Die ersten Moltebeeren der Tour.
Teilweise sind Sumpf und Wasserläufe fast ausgetrocknet. Der trockene und warme Sommer wird uns (fast) die ganze Tour über immer wieder solche Bilder liefern. Wir verlassen langsam das Vállevárre, entlang von Vállegårsså und Vállebäcken gelangen wir bergauf ins Vállevágge. Zwei kleinere Wasserläufe müssen überquert werden, was aber über die vorhandenen Schneefelder, auf denen sich auch einige Rentiere tummeln, kein Problem ist.

Im Vállevágge.
Als das Tal flacher wird, steigen wir wieder etwas ab, um nun am Bach weiterzulaufen. Ging es erst über Gras und Heide, wird es nun zunehmend gerölliger. Hier treffen wir eine Gruppe schwedischer Schüler, die mit zwei Lehrern im Fjäll unterwegs ist. Ich glaube, wir beide blicken den Jugendlichen sehnsüchtig hinterher und beneiden sie um diesen Schulausflug.


Über Geröll und ein kleines Schneefeld steigen wir auf die Passhöhe. Hier gibt es sogar ein Steinmännchen mit ein paar tibetischen Gebetsfahnen. Es ist wahrlich ein Platz zum Innehalten. Die Aussicht über das grüne Tjuoldavágge Richtung Låptåvágge und Tashtsa ist für mich eine der schönsten und beeindruckendsten der ganzen Tour. Da bin ich mir schon zu diesem Zeitpunkt recht sicher.

Tjuoldavágge, Hábres und Ruonas zu unseren Füßen.
Wir steigen über das Geröll Richtung Hábres ab, wo wir an den kleinen Seen unser Lager aufschlagen wollen. Der schwere Rucksack drückt noch ganz schön beim Abstieg, welcher dann aber wieder durch Moltebeeren versüßt wird. Zwischen den Steinen entdecken wir einen Lemming. Trotz vorheriger Lapplandtouren sehe ich nun zum ersten Mal einen und bin fast überrascht, dass diese Tierchen so klein sind. Ich find den Kerl putzig, für ein Foto stellt er sich allerdings nicht zur Verfügung. Wahrscheinlich riecht er schon den nahenden Regen. Vom Vállevágge ziehen dunkle Wolken auf und wir mobilisieren noch mal die Reserven, um vor dem Regen an den Seen zu sein. Wir zelten neben einem schwedischen Paar, das wie wir am Vortag in Kvikkjokk gestartet war. Unsere Ankunft war quasi eine Punktlandung und die Zelte stehen, bevor die ersten Regentropfen fallen. Ich mache noch schnell eine Katzenwäsche. Danach übernimmt der Regen das Kommando und trommelt nur so auf die Zeltwände. Das Spiel von Regen, Wolken und Abendlicht beobachte ich aus dem Trockenen.

Window with a view.
Gekocht wird im Vorzelt, was auch mehr oder weniger neu für mich ist. Ganz aufrecht sitzen kann ich in meinem Ringstind dann doch nicht. An diese Haltung muss ich mich erst noch gewöhnen... Mit einem Buch und etwas Musik in den Ohren mache ich es mir später gemütlich oder höre ohne Ohrenstöpsel einfach fasziniert dem Regen zu, der irgendwann zu späterer Stunde auch wieder abnimmt und einen ruhig schlafen lässt.
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