[SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

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  • Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
    • 1264
    • Privat

    • Meine Reisen

    #61
    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

    Sehr schön, endlich mal wieder eine Fortsetzung. Wieder sehr unterhaltsam zu lesen mit schicken Bildchen. Allerdings haben mich auch die Wegmarkierungen mit den weissen Kreuzen gewundert. Sowas ist doch eigentlich untersagt im Sarek dachte ich immer (mit Ausnahme von dem kleinen Kungsleden Abschnitt vielleicht). Kann somit gut verstehen, dass Dir das ein bisschen die Laune verdorben hat. Hätte wohl ähnlich empfunden, wenn ich so etwas an einer Stelle sehe wo ich nicht mit gerechnet hätte und wo es doch eigentlich auch gar nicht hingehören sollte.

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    • Kuoika
      Erfahren
      • 23.08.2012
      • 471
      • Privat

      • Meine Reisen

      #62
      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

      Ich denke mal, die Markierungen sind nicht wegen der Wanderer dorthin gesetzt wurden, sondern für die Renwächter, die zwischen Pårek und der Hütte am Ruopsokjåhkå über den Pass müssen, auch wenn´s Wetter nicht passt. Die Hubschraubääär haben mich mehr gestört.

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      • DerNeueHeiko
        Alter Hase
        • 07.03.2014
        • 3153
        • Privat

        • Meine Reisen

        #63
        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

        Auch von mir vielen Dank für den tollen Doppel-Bericht - sehr schön zu lesen

        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
        Das Aufbauen vom Akto ist so simpel, da braucht man nicht lange fummeln. Nur einmal ist mir auf dieser Tour die Spannleine, die unterhalb des Bodens verläuft, über das Außenzelt gerutscht, so dass ich völlig perplex war, als ich das Gestänge nicht sauber durchbiegen konnte. Durfte dann alles nochmals abbauen, aber kann halt passieren beim Einrollen.
        Ja, das kenne ich auch, kommt ab und zu mal vor Je nach Lust, Laune und Wind habe ich dann auch schon die Leine aufgeknotet, unterm Zelt durchgezogen und neu verknotet, anstatt das Zelt wieder loszumachen...

        MfG, Heiko

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        • Blahake

          Vorstand
          Fuchs
          • 18.06.2014
          • 1919
          • Privat

          • Meine Reisen

          #64
          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

          Dank Euch beiden für den wunderschönen - Bericht! War besonders schön, zu lesen, wie es hinter dem Sarjasjaure weitergeht, da musste ich damals umkehren, hätte aber eigentlich gern noch eine Stippvisite nach Norwegen gemacht.

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          • efbomber
            Erfahren
            • 23.08.2010
            • 228
            • Privat

            • Meine Reisen

            #65
            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

            Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
            Ich denke mal, die Markierungen sind nicht wegen der Wanderer dorthin gesetzt wurden, sondern für die Renwächter, die zwischen Pårek und der Hütte am Ruopsokjåhkå über den Pass müssen, auch wenn´s Wetter nicht passt. Die Hubschraubääär haben mich mehr gestört.
            Klar sind die Markierungen nicht für Wanderer gedacht und so schlimm sind sie nicht. Ist aber eben auch nicht etwas, was ich dort erwartet hätte. Die Hubschrauber sind in meinen Augen wirklich schlimm. Da wird bald mehr geflogen als am Fughafen in Kiruna....

            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
            War besonders schön, zu lesen, wie es hinter dem Sarjasjaure weitergeht, da musste ich damals umkehren, hätte aber eigentlich gern noch eine Stippvisite nach Norwegen gemacht.
            Jetzt bin ich neugierig, warum umkehren? Ist wirklich eine prima Gegend! Solltest du jemals die Möglichkeit haben, dann unternimm eine Tour in diesem Gebiet.

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            • Vintervik

              Fuchs
              • 05.11.2012
              • 1930
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

              Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
              Die Hubschrauber sind in meinen Augen wirklich schlimm.
              Die Helis erstaunen mich ehrlichgesagt etwas. Dort herrscht Flugverbot bis gut 600m über dem Boden (es sei denn, man hat eine Genehmigung natürlich...)

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              • Kuoika
                Erfahren
                • 23.08.2012
                • 471
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                Zitat von Vintervik Beitrag anzeigen
                Die Helis erstaunen mich ehrlichgesagt etwas. Dort herrscht Flugverbot bis gut 600m über dem Boden (es sei denn, man hat eine Genehmigung natürlich...)
                Zwischen Arbeitsflügen und anderen Flügen konnten wir natürlich nicht wirklich unterscheiden. Was alles "möglich" ist, kann man ja bei Fiskflyg und co sehen. Ich habe jedenfalls auf keiner vorherigen Wanderung in Lappland so oft Helis gehört und gesehen.


                Hubschrauber über der Luohttolahko-Ebene.

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                • Blahake

                  Vorstand
                  Fuchs
                  • 18.06.2014
                  • 1919
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                  Jetzt bin ich neugierig, warum umkehren?
                  Uups, da hab' ich jetzt nen falschen Eindruck erweckt. Klingt dramatisch, ist aber ganz banal: Ich war auf dem Padjelantaleden unterwegs. Und da ich gut vorankam und einige Reservetage hatte, habe ich spontan einen Abstecher zum Sarjasjaure gemacht. Da war's einfach Zeit, wieder umzukehren und die geplante Strecke fortzusetzen...
                  Aber meine Fotos vom Sarjasjaure mit den norwegischen Bergen im Hintergrund sind mit meine schönsten fernweherzeugenden Sehnsuchtsbilder, und Eure schönen Bilder haben das noch mal verstärkt, ich muss da noch mal hin und weitergehen...

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                  • rippingera
                    Gerne im Forum
                    • 04.02.2011
                    • 53
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                    Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                    Zwischen Arbeitsflügen und anderen Flügen konnten wir natürlich nicht wirklich unterscheiden. Was alles "möglich" ist, kann man ja bei Fiskflyg und co sehen. Ich habe jedenfalls auf keiner vorherigen Wanderung in Lappland so oft Helis gehört und gesehen.


                    Hubschrauber über der Luohttolahko-Ebene.
                    Diese Weiten auf Fotos festzuhalten ist wirklich unglaublich.. Und dann mit dem Heli drauf, der so wahnsinnig klein wirkt...

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                    • efbomber
                      Erfahren
                      • 23.08.2010
                      • 228
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                      Zitat von rippingera Beitrag anzeigen
                      Diese Weiten auf Fotos festzuhalten ist wirklich unglaublich.. Und dann mit dem Heli drauf, der so wahnsinnig klein wirkt...
                      Ist für mich auch immer wieder unfassbar, selbst, wenn man dort unterwegs ist. Daheim kann man das eigentlich niemandem nahebringen. Die besten Fotos kommen halt einfach nicht an die Realität heran. Ich hab schon wieder richtig Fernweh!

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                      • efbomber
                        Erfahren
                        • 23.08.2010
                        • 228
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #71
                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                        Tagesausflug auf den Bårdetjåhkkå - 16.08.2014

                        Nach einer extrem windigen Nacht und kaltem morgen ist heute ein Ruhetag angesetzt. Nach einem gemütlichen Frühstück im Zelt wagt man sich auch alsbald aus diesem um die Lage zu checken. Erstaunt stellen wir fest, dass es in den höheren Regionen doch tatsächlich etwas Neuschnee gegeben hat.


                        Neuschnee auf dem Bårdetjåhkkå

                        Die aktuelle Wetterlage sieht vielversprechend aus und obwohl ich noch anfangs Zweifel hege, hilft mir Kuoika bei meiner Entscheidung. Ich überlegte nämlich den heutigen Tag einfach Ruhetag sein zu lassen. Aber da wir diese kleine Tagestour auch zusammen geplant haben, sind wir sie auch zusammen gelaufen. Wichtig ist jetzt für mich mich halbwegs vernünftig für alles Vorzubereiten und entsprechend "Material" mitzunehmen. Knabberzeug und Schoki, 1L Wasser, Handschuhe, Softshell, Hardshell und Pullover. Das Ganze handlich verpackt in einem extra dafür gekauften Turnbeutel. Auch wenn die Wolkendecke sich immer weiter zuzieht sieht es nicht nach Regen aus und wir machen uns gegen 09:20 Uhr auf den Weg.


                        Voll ausgestattet gehts gleich los!

                        Gleich die ersten paar Meter haben es für mich schon in sich. Ich komme rapide ins Schwitzen und lege zeitnah meine Jacke ab. Es ist schwer für mich eine passende Kleidungskombo zu finden, die mich warm aber vor allem auch trocken hält. Das bekomme ich immer weider auf meinen Touren zu spüren. Macht aber nichts, das gehört zu den negativen Erfahrungen, die am Ende der Tour schnell wieder in den Hintergrund treten.


                        Die Parekebene unter einer geschlossenen Wolkendecke

                        Die moränenartige Landschaft wandelt sich bald in eine Geröllwüste. Diese ist anfangs noch sehr leicht zu wandern, da hier kaum größere Brocken im Weg liegen. Ich freue mich bereits auf die erste Pause. Meine Knie schmerzen leicht, aber ich sage nichts dazu. Vielleicht muss ich heute noch erst warm werden. Die Bäche führen kaum Wasser und die Schneefelder sind nicht der Rede wert. Alles extrem komfortabel und einfach bislang.


                        Blick Richtung Tjevra und Tjevrajávrre, den man im Talkessel nicht mehr sieht.

                        Gegen 11 Uhr legen wir die erste Pause ein. Wir befinden uns jetzt in etwa vor dem eigentlichen Anstieg. Der Flache Teil hat sich somit erledigt, jetzt geht es langsam ans Eingemachte. Von Weitem sah alles noch relativ easy aus, wenn ich jetzt hier unten stehe und hinaufblicke, bekomme ich doch Respekt vor dem weiteren Anstieg.


                        Pausenzeit!

                        Bald geht es weiter. Das Wetter scheint zwar stabil, ganz trauen wir dem Braten aber nicht. Zumindest der Bårdetjåhkkå ist bereits in einer grauen Suppe verschwunden. Das Observatorium ist aber noch frei. Von hier unten ist es für uns unmöglich eine Markierung auszumachen. Daher laufen wir frei nach Schnauze den Hang hinauf. Noch geht das relativ gut, der Hang wird aber steiler und steiler. Die Beschaffenheit des Grölls ändert sich auch. Von Kieseln bis Handgröße und dicken Brocken ist jetzt alles dabei. Dennoch bleibt mir Zeit und Ruhe um ein paar Bilder zu schießen.


                        Tjievra


                        Pårekebene

                        Kuoika läuft jetzt voraus. Ich versuche so gut es geht zu folgen. Bei einigen Tritten rutsche ich ab und schaue den herabpurzelnden Steinen hinterher. Mein Puls steigt und wird auch für längere Zeit nicht mehr fallen. Irgendwann verliere ich Kuoika aus den Augen und stehe ein wenig planlos im Hang. Ich bin ziemlich platt, aber Pause kann man hier fast keine machen, außer man bleibt stehen. Da kann man auch gut weitergehen, was ich dann auch letztlich mache. Anstatt weiter nach oben zu kraxeln, bewege ich mich unnötigerweise etwas geradeaus im Hang.


                        Grandioser Weitblick ins Njoatsosvágge

                        Ich habe richtig Durst, bin klitschnass, meine Knie schmerzen mittlerweile sehr und die Füße kommen langsam hinzu. Im Hang finde ich keine passende Stelle, wo ich mal die Stöcke ablegen könnte um an meine Trinkflasche zu kommen. Mittlerweile sind wir schon so hoch, dass sich Reste von frischem Schnee vom Vortag in vielen Ritzen und Spalten gesammelt haben. Ich bin so bekloppt und nehme mehrere Hände voll davon zu mir, während ich langsam weiterklettere. Dabei friere ich schon leicht.
                        Naja, was solls. Wird mich schon nicht umbringen. Ich versuche irgendwann mal auf mich aufmerksam zu machen und rufe nach Kuoika. Natürlich ohne Erfolg. Der Schall wird vom Hang weggetragen und kommt nicht an den oberen Rand. Hilft nichts, weiter muss es gehen und nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich völlig entkräftet oben an. Mir zittern die Beine und der Rest stimmt vor Kälte mit ein. Schnell knipse ich noch ein paar Fotos.


                        Mondlandschaft


                        Zugeschweiste Hütte

                        Ich setze mich auf einen Stein und trinke erstmal ausgiebig aus meiner Flasche. Das tut richtig gut, aber wärmer wird mir dadurch auch nicht. Ich bin leicht unterkühlt und komme auch nicht auf die Idee mir hier alles genauer unter die Lupe zu nehmen, wie ich es andernfalls sicherlich getan hätte. Irgendwann bittet Kuoika mich um ein Foto, was mich aus meiner Trägheit löst und ich schaue mir die alte Forschungsstation dann doch etwas genauer an. Vor allem der Blick in den Talkessel ist phänomenal! Bei schönem Wetter muss das einfach großartig sein!


                        Blick Richtung Ziel der morgigen Tagesetappe

                        Der Gletscher ist extrem beeindruckend, ich wage mich aber nicht nah genug an den Rand. Der Blick ins Tal ist richtig schön, weckt aber auch ein wenig Traurigkeit in mir. Der äußere Rand des Gletschers ist in den letzten Jahren enorm zurückggegangen. Man kann gut die Linie erkennen, wo er noch vor 15 Jahren war. Selbst die Gewissheit, dass man von hier den Skierffe sehen kann, tröstet mich nicht über diese Feststellung hinweg. Einzig, dass Kuoika wirklich glücklich aussieht, lindert meine Melancholie ein wenig.


                        Kann man bei der Auflösung leider nicht erkennen, aber Kuoika grinst wie ein Honigkuchenpferd. Sie hat sich richtig auf diesen Abschnitt gefreut und kann das auch voll genießen!

                        Ich setze mich irgendwann an die rote Hütte und lümmel mich auf meinem Pullover ein. In wenigen Augenblicken fallen mir die Augen zu. Als ich wach werde streift Kuoika noch immer umher und hat mittlerweile einen Geocache gefunden. Meine Glieder sind regelrecht steif und kalt. Mir gehts im Grunde ziemlich beschissen und ich habe richtig bammel vor dem Abstieg. Dann fängt es auch noch an leicht zu schneien. Das ist dann unser Startzeichen um uns auf den Rückweg zu machen. Von hier oben können wir uns glücklich schätzen, dass man Steinmännchen ausmachen kann. Die Route ist auch recht einfach zu gehen und nach einer knappen Stunde sind wir aus dem Gröbsten raus. Der Schnee geht über in Regen. Die Steine sind nass, ich bin noch mehr im Arsch als oben und die Konzentration lässt nach. Zwei bis dreimal falle ich aufs Maul, geht aber alles glimpflich von dannen, meiner Laune allerdings schlägt es eine Kerbe nach der anderen ab.

                        Zum Fotografieren habe ich keinen Bock mehr, ich will nur noch raus aus den kalten und nassen Klamotten. Kuoika ist in der Lage einige Päuschen einzulegen in denen ich lediglich aufschließen kann. Ist mir auch lieber jetzt nicht mehr anzuhalten, denn ich weis, dass jeder weitere Versuch wieder aufzustehen immer schwieriger werden wird. Obwohl sich noch schöne Motive geboten hätten laufe ich an allem vorbei und treffe irgendwann am Lagerplatz ein. Meine Füße schmerzen extrem und ich würde jetzt gerne einfach nur noch schlafen. Ich war an dem Tag ein wenig über meine konditionellen Verhältnisse hinausgegangen. Wobei, geschafft ist geschafft, aber wirklich genießen konnte ich die Tour dann leider doch nicht. Bei blauem Himmel und Sonnenschein hätte das sicherlich anders ausgesehen, aber man kann ja nichts dran drehen. Da ich so ausgelaugt war, kann ich nicht mal genau sagen, wie wir den Abend verbracht haben. Ich erinnere mich hier nicht mehr, ob wir draußen gegessen haben oder im Zelt. Ich weis nur, dass es in der Nacht geregnet hat und ich mich bereits auf den Morgen gefreut habe, da es nun endlich aus diesem unfreundlichen Areal gehen würde.

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                        • efbomber
                          Erfahren
                          • 23.08.2010
                          • 228
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #72
                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                          Wettlauf mit dem Regen - 17.08.2014

                          Als ich wach werde tröpfelt es noch. Zum Glück ist es nicht mehr ganz so windig, wie die vergangenen Tage, aber ich habe nach gestern gar keine Lust bei Pieselwetter aufzustehen. Wir wettern noch ein Weilchen ab und frühstücken in aller Ruhe im Zelt. Der Regen stellt sich auch alsbald ein und wir überlegen nicht lange. Es wird gepackt und los gehts! Immerhin ist es schon irgendwas nach 10.


                          Trotz wechselhaftem Wetter....


                          ....gute Stimmung!

                          Wie man gut auf dem Bild erkennen kann, sieht man nicht viel vom Bårdetjåhkkå. Der Wind drückt die Wolken über den Kamm und diese erleichtern sich quasi über dem Tal. Wir bekommen noch den letzten Rest davon ab. Ich bin froh, dass es weiter geht, auch wenn meine Füße von gestern noch etwas in Mitleidenschaft gezogen sind. Die Knieschmerzen sind aber komplett weg und das reicht für ein Hochgefühl. Die ersten Meter legen wir nen Zahn zu um schnell aus diesem Schlechtwetterloch zu kommen. Aber nach ungefähr einer Stunde gibt es nur noch stellenweise etwas Nass von oben. Zumindest bei uns, in der Seenlandschaft südlich fällt ein Schauer nach dem anderen!


                          Plitsch-Platsch und Sonnenschein

                          Wer jetzt den Kungsleden läuft hat die A-Karte gezogen. Ich rechne aber fest damit, dass wir heute ebenfalls noch nass werden. Hatten ja lange genug trockenes Wetter. Kann ja nicht ewig so weitergehen.

                          Anfangs läuft es sich prima, da man dem Trampelpfad Richtung Boarek folgen kann. So gelangt man auch relativ einfach am ersten Wasserlauf vorbei. Hier ist nur eine schwindend geringe Schlucht zu überwältigen und das ist auch gut so. Seitliches Gehen im Hang ist ne extrem schmerzhafte Angelegenheit. War halt einfach zu viel Auf und Ab für mich. Ich versuche an andere Dinge zu denken und laufe einfach, den Schmerz ignorierend, weiter.


                          Die Sonne bricht durch die Wolken

                          Beim Laufen wechseln wir uns heute ab. Mal gehe ich voraus, mal Kuoika. Jeder sucht sich seinen eigenen Pfad in seiner eigenen Geschwindigkeit. Ich habe es echt gut mit ihr getroffen. Da gibts kein Genöle, und wenn, dann war es immer berechtigt!
                          Gegen 12 machen wir ne Pause, essen nen Happen und genießen im Trockenen die Aussicht, während im Tal ein Schauer den anderen jagt.


                          Schauer-Power über Boarek

                          Obwohl wir uns nur zwischen 1000 und 1100m bewegen, ist die Aussicht schon phantastisch. Gibt genug Momente, in denen ich inne halte und einfach nur die Gegend bestaune, und das trotz drohendem Regen. Kann man sowieso nicht ändern, wenn es einen erwischt, denke ich mir und lasse mir entsprechend Zeit.


                          In der Mitte der Gállakvárre


                          Weitere Schauer rücken nach

                          Kurz nach 13 Uhr erreichen wir den Gasskagårsåjågåsj (ich bitte um Applaus, aus dem Kopf direkt richtig geschrieben!) und müssen erstmal eine geeignete Stelle finden um hinüberzukommen. Der Wasserstand ist weniger das Problem als der erneut tiefe Canyon. Wir steigen etwas ab und kommen recht einfach hinüber. Ich nehme meine Gamaschen zu Hilfe und fülle auch direkt meine Pulle auf. Zum Glück ist es nicht allzu frisch, denn der wind drückt eher von Hinten. So muss ich nicht so viel trinken.


                          Schneefeldreste im Gasskagårsså


                          Irgendwo weiter oben kamen wir her

                          Ich weis, sieht echt nicht wild aus auf den Fotos, aber der Aufstieg wäre weiter oben relativ steil gewesen und ich hatte einfach die Schnauze gestrichen voll vom Auf und Ab, so dass ich echt dankbar war, weiter unten furten zu können. Ich schleppe mich tapfer weiter und irgendwann erreichen wir den Anstieg zum Pass am Stuor Jierrtá. Wir furten den namenlosen Strom, der vom Boarektjåhkkå fließt und gehen genau zwischen diesem und dem Didnokjågåsj aufwärts. Wirklich viel Wasser fließt hier allerdings nicht mehr. Immerhin ist etwas Schnee vorhanden und ich erfreue mich über ein paar skurile Gebilde von Schnee und Stein, die natürlichen Ursprungs zu sein scheinen. Wenn man sonst nichts mehr hat, was einen antreibt, dann muss man sich halt was suchen

                          Kurz vor der Passhöhe muss ich aber einfach wieder ein Päuschen einlegen. Mir gehts nicht so gut, wie ich es mir versuche einzureden und freue mich, sobald ich die Beine entlasten kann. Natürlich ausgerechnet jetzt, wo ich vor nicht mal einer Minute den Rucksack abgelegt habe, fängt es an zu regnen. Also sofort Rucksack wieder auf und weiter gehts. Schon vor dieser Pause habe ich mein Microfaserhandtuch ausgepackt und gefaltet unter meine Kapuze von der Hardshell gestopft. Ein echt miserabler Mützenersatz! Einen einzigen Vorteil hat er dennoch. Der Schweiß läuft mir nicht mehr die Jacke hinab!


                          One Minute Break! Tschüss Boarek, Seen und Regen!

                          Oben angekommen könnte ich auch einfach zusammenbrechen, aber das Areal geht sich sowas von geschmeidig leicht! Außerdem sind wir gerade dem Regen entkommen, der anscheinend keine Kraft hat uns zu folgen. Die Sonne kommt raus und ich schaffe es mal wieder vorne weg zu gehen! Auch wenn Kuoika mich vermutlich gewollt einfach machen lässt, beflügelt das nochmals meine Kraftreserven und ich komme voran und kann sogar die schöne Landschaft genießen. Das sieht alles sehr weit aus, auf der Karte hätte ich das viel schmaler empfunden. Es gibt hier wenige und fast ausgetrocknete Tümpel. Man kann echt prima an deren Ufern über nahezu ebene Steinformationen laufen. Als ob hier jemand gefliest hätte! Kurz vor dem Abstieg ins nächste Tal erblicken wir 2 Wanderer im Hang vom Stuor Jierttá. Auf unser Winken wird nicht reagiert und es macht auch niemand die Bemühung sich zu treffen. Drauf geschissen. Nach 5 Tagen ohne andere Leute brauche ich jetzt auch keinen Plausch. Ich bin gehässig und wünsche denen in Gedanken viel Spaß mit den Schauern hinter uns. Als sich die Ebene dem Ende nähert und den ersten Blick ins Tal gewährt, wird mir schlagartig bewusst, warum ich mir das mittlerweile Jahr für Jahr aufs Neue antue! Es war vielleicht nicht das Spektakulärste und auch nicht das Geilste, was ich bisher gesehen habe, aber eben gut genug um mir wieder diese unerschütterliche Gewissheit zu geben, dass ich hier das mache, was meinem Leben eine Erfüllung gibt! Pauschalurlaub am Strand ist nichts für mich und wird es auch niemals mehr werden.


                          Hochgebirgscharakter


                          Den Wolken entkommen, der schlechten Laune entronnen!

                          Die Renvaktarstuga, zu der wir wollen, ist leider noch nicht zu sehen. Ebenfalls nicht die Brücke, die über den Gådokjåhkå führt. Nach einer kleinen Rast und Beratungspause, beschließen wir genau mittig zwischen 2 der 4 Abflüsse runterzugehen. Wenn ihr auf die Karte schaut, wisst ihr was ich meine. Die Hütte müsste sich dann genau auf Kurs befinden. Der Abstieg ist anfangs steinig und steil, aber wir finden unsere Wege wie immer problemlos. Fließendes Wasser gibt es fast garkeins. Lediglich ein Rest vom Schneefeld bedeckt hier den vermutlich sonst existierenden Wasserlauf. Schade, kein frisches Wasser für mich. Kuoika rennt mir bald davon, sie freut sich vermutlich genauso sehr wie ich aufs Lager. Weiter unten sehe ich immer weider einzelne Rentiere, die hier ihr Futter suchen. Endlich wieder Tiersichtungen! Kurz vorm Ziel muss ich einfach nochmals absetzen. Am Fuß des Hangs, den ich gerade noch runtergeklettert bin fließt mittlerweile ein richtig frischer Strom kühlen Wassers. Auf dieser Tour habe ich noch nicht einmal meinen frischen Schluck aus dem Becher genommen, wie ich es auf meiner Solotour fast täglich praktiziert habe. So viel Zeit muss sein und ich setze an einer schönen Stelle meinen Rucksack ab und krame meinen Becher aus dem Kopffach des Deuters heraus. Jetzt nur noch flott Putzschwamm, Kompass, Löffel und das Teeei ins Kopffach schütten und dann.... hoppla! Da fliegt das Teeei Richtung Erdboden. Scheiße, hier sind überall Löcher zwischen den Steinen! *Ping*... das Teeei fliegt in seine beiden Bestandteile als es auf einem Stein landet und jede Hälfte landet jeweils auf einem Flecken Moos zwischen unzähligen Löchern. Ich freue mich so sehr, dass es nicht abhanden gekommen ist und hätte deshalb beinahe den Besucher verpasst. Das *Ping* des Teeeis hat einen Lemmel verwundert nachschauen lassen, was die Ursache dieses seltsamen Geräusches war. Als der kleine schwarze Kerl mich erblickt wird ihm Angst und Bange und er setzt zur sofortigen Flucht über. Okay, kein Foto, aber gesehen zählt auch! Teeei nicht verloren, Lemming von ganz nah gesehen und frisches Wasser obendrein! Ich bin glücklich! Nach 10 Minuten mache ich mich auf den Weg. Kuoika hat bestimmt schon das Zelt stehen und ich trödel hier rum.

                          Bis kurz vorm Ende der Etappe sieht man nichts von der Hütte. Liegt vielleicht auch daran, dass hier keine schöne Signalfarbe benutzt wurde. An unserem Lagerplatz erwartet mich bereits Kuoika, allerdings hat sie auch noch nicht das Zelt aufgeschlagen. Wir suchen uns zusammen eine schöne, ebene Stelle aus. Teamwork funktioniert einwandfrei! Obwohl ich ein leicht schlechtes Gewissen habe, dass sie warten musste. Dafür lasse ich ihr den Vortritt beim Plätzchen suchen
                          Wir haben auch Nachbarn. Die haben irgend ein Hilleberg sturmsicher im kleinen Hang verankert. Naja, so halb, die vorderen Spannleinen hängen flatternd in der Gegend, wohingegen die hinteren im Hang verschraubt scheinen. Die Nachbarn sehe ich nur aus der Ferne und wir winken uns hin und wieder zu. Da sie zurückwinken, vermute ich einfach, dass es keine Deutschen sind (warum hab ich nur diese Vorurteile??? )


                          Etappenziel, die Renvaktarstuga kurz vor 17 Uhr endlich in Sicht.

                          Hat ja garnicht so lange gedauert, die heutige Etappe. Ich bin aber auch heilfroh, dass für heute Schluss ist. Der Zeltplatz ist recht ordentlich. Fast windgeschützt, eben mit wenigen Steinen im Untergrund und frisches Wasser direkt in Reichweite. Leider finden sich genau an unserer Lagerstelle Toilettenpapiereste, die idyllisch an Steinen unter Wasser festhängend in selbigem eine erstaunlich anmutende Choreographie, harmonierend zur Fließgeschwindigkeit, abhalten. Jetzt mal im Ernst, das ist doch zum Kotzen!

                          Ein paar Meter stromaufwärts wird der Wassersack gefüllt. Das Zelt steht mittlerweile und mein T-Shirt trocknet auf den Wanderstöcken. Ich merke, dass ich ohne Diese einen recht unsicheren, ja geradezu schwankenden Gang habe. Überbelastung, nur gut, dass morgen wieder ein "Ruhetag" geplant ist. Gegen 19 Uhr beginnt die lang erwartete Kochrunde. Endlich wieder bei Sonnenschein vor den Zelten! Diskussionsthema ist heute der ungleiche Spritverbrauch. Kuoika hat schon ihren halben Liter weg, während ich noch gut 200ml übrig habe. Ich bin bislang immer mit 1,5L Spiritus für 3 Wochen losmarschiert und habe immer einen Rest wieder mitgebracht. Diese Mal koche ich aber wirklich viel und bin selbst etwas über den geringen Verbrauch erstaunt. Buchstabennudeln scheinen aber tatsächlich das Non-Plus-Ultra für mich zu sein. Halbwegs geringe Kochzeit und bei 125g Trockengewicht wird der Topf fast randvoll!


                          Gemeinsames Kochevent!

                          Nachdem die Bäuche gefüllt sind, wird noch ein wenig ums Lager gestreift. Kuoika traut sich mehr und verschwindet in weiter entfernte Gefilde. Ich humple nur in Sichtnähe der Zelte umher. Schön ist es dennoch!


                          Abendstimmung!


                          Mückenfreies Lager!


                          Tolles Licht, dass die Buckelpiste auf der gegenüberliegenden Seite betont.


                          Panorama Bårdetjåhkkå, aufs Bild klicken für größere Ansicht.


                          Was sind wir heute? Richtig! Glücklich und dem Regen entkommen!

                          Es war trotz der Anstrengung und den Schmerzen ein toller Tag! Die Stimmung habe ich mir nicht kaputt machen lassen, auch wenn ich mir eingestehen muss, dass einige Etappen auf dieser Tour hart waren. Habe halt keinen Körper für dieses ewige rauf und runter, vor allem seitlich im Hang leide ich doch sehr an den Folgen. Ist mir aber alle Aussichten bislang wert gewesen und ich werde es definitiv wieder tun!

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                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1264
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                            #73
                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                            Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                            Als sich die Ebene dem Ende nähert und den ersten Blick ins Tal gewährt, wird mir schlagartig bewusst, warum ich mir das mittlerweile Jahr für Jahr aufs Neue antue! Es war vielleicht nicht das Spektakulärste und auch nicht das Geilste, was ich bisher gesehen habe, aber eben gut genug um mir wieder diese unerschütterliche Gewissheit zu geben, dass ich hier das mache, was meinem Leben eine Erfüllung gibt! Pauschalurlaub am Strand ist nichts für mich und wird es auch niemals mehr werden.
                            Wirklich eine unheimlich griffige und tolle Beschreibung. Kann dem nur meine absolute Zustimmung geben.

                            Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                            Es war trotz der Anstrengung und den Schmerzen ein toller Tag! Die Stimmung habe ich mir nicht kaputt machen lassen, auch wenn ich mir eingestehen muss, dass einige Etappen auf dieser Tour hart waren. Habe halt keinen Körper für dieses ewige rauf und runter, vor allem seitlich im Hang leide ich doch sehr an den Folgen. Ist mir aber alle Aussichten bislang wert gewesen und ich werde es definitiv wieder tun!
                            Das finde ich echt mal eine beeindruckende Einstellung. Dass Du trotz solcher Strapazen und Widrigkeiten nicht die Freude am Ganzen verlierst und die Freude an dieser tollen Natur beibehälst. Gibt auch Leute, die nach solchen Erfahrungen dann doch lieber einen warmen Strandurlaub bevorzugen. So Einen hatte ich auch mal vor etlichen Jahren auch mal bei ner Tour mit dabei.

                            Aber mit solch einer positiven Einstellung wie Du sie an den Tag legst macht das ganze auch einfach noch viel mehr Spaß. Muss aber auch echt sagen, dass die Abendbilder wieder vorzüglich aussehen. Kenne das nur zu gut, dieses herrliche Gefühl, wenn nach einem eher durchwachsenen und anstrengenden Tag dann abends die Sonne rauskommt und angenehm wärmt und plötzlich alles wieder viel friedlicher ausschaut und man einfach nur noch dankbar ist das miterleben zu können.

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                            • efbomber
                              Erfahren
                              • 23.08.2010
                              • 228
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                              #74
                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                              Das finde ich echt mal eine beeindruckende Einstellung. Dass Du trotz solcher Strapazen und Widrigkeiten nicht die Freude am Ganzen verlierst und die Freude an dieser tollen Natur beibehälst.
                              Ganz so viel Heiterkeit ist selbstverständlich nicht immer dabei. Die richtig schlimmen Tage kamen für mich noch, als es aus dem Sarek hinausging. Da verfällt die Natur leider auch mal in den Hintergrund.

                              Aber es ist eine Sache, an der ich arbeiten kann. Je mehr man damit konfrontiert wird und je öfters man unterwegs ist, desto mehr lernt man über sich selbst und eben auch wie man einen positiven Weg für sich findet. Ein einziger Moment kann einen komplett verregneten Tag retten, wenn man diesen Moment zulässt. Ist man dazu nicht in der Lage, dann landet man unweigerlich bei den Pauschalreisen

                              Und der nächste Teil kommt online.
                              Jetzt gleich.
                              Viel Spaß damit.
                              Gruß
                              David

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                              • efbomber
                                Erfahren
                                • 23.08.2010
                                • 228
                                • Privat

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                                #75
                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                Zwangspause - 18.08.2014

                                Noch in der Nacht hat es angefangen richtig stark zu regnen. Der Schlaf war dank der Lautstärke eher suboptimal, aber ich war zuversichtlich, dass ich mir deshalb keine Sorgen machen brauchte. Leider habe ich Recht behalten, denn für die nächsten 30 Stunden sollte es nicht mehr aufhören.

                                Als ich morgens die Augen das erste Mal richtig öffne, bin ich schlagartig ins Jahr 2013 zurückversetzt, wo ich zweimal längere Regenperioden aussitzen musste. Man weis einfach sofort, dass dieser Regen nicht so schnell nachlassen wird. Es bleibt dann nichts anderes übrig, als einfach aufzustehen und dennoch loszulaufen oder eben liegenzubleiben. Ich bin froh, dass wir uns für die zweite Option entscheiden, drehe mich wieder auf die Seite und versuche weiterzuschlafen. Heute war sowieso ein Ruhetag mit kleinem Ausflug eingeplant. Echt schade, dass das nicht geklappt hat, aber die Aussicht wäre schlicht und einfach nicht vorhanden gewesen.
                                Geplant war in den südlichen Hang des Gådoktjåhkkå aufzusteigen um eine herrliche Aussicht ins Rapadalen zu bekommen. Die einzige Aussicht, die es anstelle gegeben hätte, konnte man bereits hervorragend aus dem Zelt heraus bewundern. Nämlich Wolken!


                                Kurze Regenpause

                                Da ich weder was zum Lesen noch Musik mit mir rumschleppe, hat man viel Zeit um über einige Dinge nachzudenken oder einfach nur zu schlafen. Schon irgendwie geil, aber nach ein paar Stunden bockt das auch nicht mehr so richtig.

                                Highlight des Tages war für mich der B52-Bomber, der beinahe in einen Hang geknallt wäre. Ob es tatsächlich ein B52-Bomber war, kann ich natürlich überhaupt nicht bestätigen, man konnte überhaupt nichts erkennen. Das Propellergeräusch war aber so dermaßen laut, dass wir wirklich vermutet haben, das ein geistesgestörter Pilot Amok durch das Tal fliegt.
                                Schon seltsam, was sich die Leute bei so einem Wetter trauen. Alles in Allem war der Tag ereignislos.

                                Dem Lullihavágge entgegen - 19.08.2014

                                Die letzte Nacht war für mich angenehmer als die Vorangegangene. Ich fühle mich morgens extrem erholt mit dem guten Gewissen, dass ich einfach loslaufen könnte. Auch wenn es noch regnet, das wäre mir sowas von egal, ich will einfach nur noch weg hier. Unsere Nachbarn sind ebenfalls los, noch ganz in der Frühe. Wir beschließen noch eine Weile auszuharren, da der Regen zwar nachgelassen, aber eben noch nicht ganz aufgehört hat. Letzten Endes treibt mich der Ruf der Natur vors Zelt. Ich erwische gegen 9 tatsächlich eine Regenpause und komme vor dem Zelt kaum auf die Beine. Ich humple um die Ecke und suche mir einen Stein. Als die Hose gerade unten ist, fängt es wieder an zu schütten. Na super, Hose wieder hoch, im Humpelstechschritt zum Zelt geflitzt und fast klitschnass hineingesprungen. Da hat mich das Wetter aber richtig genatzt!

                                Seltsamerweise halte ich es bis zur nächsten Pause aus und eile sofort hinaus, nachdem ich glaube, dass jetzt tatsächlich Schluss ist mit Regen. Es fängt genau im selben Moment wieder an zu regnen und ich verzichte aufs Zurückeilen. Sieht aus, als ob wir heute so oder so nass werden.

                                Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir die Klamotten zusammen und sprinten geradezu auf unsere Tagesetappe los. Wir sind beide froh, dass es jetzt doch beständig zu bleiben scheint. Wolkenverhangen aber regenfrei laufen wir gegen Mittag los. Das erste, was ich feststelle, sind meine Beine, die sich von Meter zu Meter besser anfühlen. Waren wohl doch nur steif gelegen. Das Zweite sind die schier unglaublichen Mengen an Moltebeeren, die sich ganz in der Nähe der Renvaktarstuga finden lassen.


                                Im Vorbeigehen genascht!

                                Das komplette Areal ist voll mit Wasser. Vertiefungen zwischen Steinen sind jetzt teilweise knietief mit Wasser gefüllt. Der Gådokjåhkå wäre vor zwei Tagen auch locker ohne Brücke passierbar gewesen, heute hingegen bin ich heilfroh, dass es die Stahlseilhängebrücke gibt. Um die Hütte herum hätte ich mich nirgends getraut eine Furt anzusetzen.


                                Reißender Gådokjåhkå


                                Gestern noch Bächlein, heute schon Wildwasser.

                                Auf der anderen Seite geht es erst durch ein kleines Mäander von Wasserläufen, nur um weiter oben den Wasserlauf vom Gådoktjåhkkå zu queren. Nach dem ganzen Regen keine leichte Aufgabe. Wir wollen nicht direkt wieder Schuhe wechseln und suchen ein ganzes Stück flussaufwärts nach einer geeigneten Stelle um mit Gamaschen rüberzukommen. Ich traue mich einfach irgendwann, weil ich es leid bin stumpf aufwärts zu laufen. Vor allem kann man schon sehen, dass der Fluss weiter oben immer stärker fließt und sich eine Furt noch unangenehmer gestalten wird.
                                Schlau wie ich bin, nehme ich meine Stöcke zur Hilfe und teste die Tiefe. Etwas unter knietief, Gamaschen gehen bis zum Knie, passt also. Nach 4 Schritten im Nass kippt ein Stein zur Seite, mein linkes Bein rutscht ab und das Wasser ist auf einmal ein gutes Stück überm Knie. Mit drei weiteren völlig unüberdachten und hektischen Schritten gelange ich ans westliche Ufer. Glücklich, dass ich mich nicht komplett gemault habe, gehe ich weiter und ignoriere das kalte Kitzeln des am Bein herablaufenden Wassers. Die Stiefel sind trocken geblieben, mehr kann ich in dieser Situation nicht verlangen.

                                Als ich auf Kuoika treffe, sehe ich, dass sie nicht so viel Glück hatte. Ihre Schuhe sind bereits nass. Zeit eine kurze Verschnaufpause einzulegen und das Wasser aus den Klmaotten zu bekommen. Währenddessen schaue ich oft zurück und frage mich, was für eine Aussicht wir wohl gestern verpasst haben. Viel zu erkennen ist auch heute nicht, aber immerhin regnet es, bis auf vereinzelte Tropfen, nicht mehr.


                                Blickrichtung Rapadalen.

                                Die hellen Wolken wecken Hoffnung. Für den weiteren Verlauf beschließen wir uns weiter oben im Hang zu halten, damit wir die vor uns liegende Seenlandschaft nicht zu queren brauchen. Der Boden gibt bei jedem Schritt schmatzende und sprudelnde Geräusche von sich. Je weiter wir uns hochkämpfen, desto angenehmer wird er. Die freiliegenden, extrem glatten Steine kann man noch ganz gut meiden, es gibt genug Flechte und Kraut, auf das man treten kann. Das Tal hat einen herrlich ursprünglichen Charakter. Ich finde es zwar schade, dass wir keinen Sonnenschein haben und der Gletscher zum Großteil versteckt liegt, aber dieses Wetter gibt dem Ganzen das gewisse Etwas.


                                Herbstfarben am Bårddejiegnja

                                Wir bewegen uns auf ungefähr 1000m Höhe durch das Tal. Am Fluss erspähen wir zwei Wanderer, die in entgegengesetzter Richtung laufen. Das Gefühl hier oben alleine zu sein schwindet aber nicht. Bei schlechtem Wetter so abgeschieden unterwegs zu sein, irgendwie ein geniales Gefühl nur auf sich selbst gestellt zu sein. Da späht der kleine Funken Freiheit durch, der charakteristisch für so eine Tour ist.


                                Hier oben wäre vermutlich auch eine Furt wieder möglich gewesen.

                                Je näher wir dem Gletscher kommen, desto buckeliger wird das Terrain. Finde ich ganz gut, so gibt es beim Gehen etwas Abwechslung und man muss sich darauf konzentrieren eine Route zu finden. Das lenkt dann auch direkt vom fiesen Wetter ab. Ich muss hier noch kurz einwerfen, dass ich die heutige Etappe zwar extrem schön fand, aber leider auch sehr niedergeschlagen war, dass wir keine freie Sicht auf den Gletscher bekommen haben. Das war einer der Punkte auf meiner Liste, auf die ich mich extrem gefreut hatte!


                                Schüchterner Gletscher sucht Sonnenschein

                                Immerhin ist der Blick zum Gådokgaskatjåhkkå relativ frei und wir dürfen uns ein wenig über schneegepuderte Gipfel freuen. Das gibt direkt ein wenig Auftrieb und wird unter dem Punkt Direktentschädigung verzeichnet.


                                Neuschnee auf den Gipfeln des Gådokgaskatjåhkkå

                                Kurz darauf gibt es eine Furt für uns. Der namenlose Fluss aus dem Jiegnavágge sollte in unseren Augen keinerlei Probleme machen. Schließlich war das nirgends als schwere Stelle bei unseren Recherchen angegeben worden. Nun standen wir vor einem relativ breiten und stark fließendem Strom. Ein wenig Weidengestrüpp und die Aufteilung des Flusses in kleine Seitenläufe, die aber auch wieder in den Hauptstrom münden, lassen uns dann ein wenig staunen. Wir gehen flussaufwärts und jeder sucht sich seine Stelle, die man für geeignet hält. Kuoika versucht es direkt unterhalb eines kleinen Canyon, während ich eine breitgefächerte Stelle wähle. Hose runter, Schuhe gewechselt und es kann losgehen. Kurz vorher werden noch Beweisfotos geschossen, falls man sich hier auf die Nase legt, damit man sich auch noch daheim schön drüber ärgern kann.


                                Meine Furstelle


                                Kuoikas Furtstelle. Relativ mittig im Bild ist sie kaum noch zu erkennen.

                                Bevor ich den ersten Schritt ins tiefere Wasser mache, atme ich nochmals tief durch. Der Fluss ist extrem schnell fließend, so dass nichtmal eine tiefe Stelle nötig ist um einen in Schwierigkeiten zu bringen. Dank den Verwirbelungen ist es auch schwer für mich eine gute Route auszuloten. Schritt für Schritt arbeite ich mich vor und stelle mit Erschrecken fest, dass das Wasser mich fast mitreisst, obwohl es mir an der tiefsten Stelle nur bis Mitte Oberschenkel reicht. Kritisch wird es, als ich in der Mitte des Stroms stehen bleibe und überlege, wie es weiter gehen soll. Das Wasser drängt mich einfach von einer großen Steinfläche, trotz festem Stand. Ich gerate kurz ins Straucheln und mein Herz rutscht mir in die Hose. Dank der Wanderstöcke kann ich mich aber abfangen und meinen Weg fortsetzen. Ich muss schon extrem lange benötigen, denn oben im Hang erblicke ich Kuoika, die ein Foto von mir macht. Schwein gehabt, dass ich nicht gestürzt bin, das Malheur wäre sonst für die Nachwelt dokumentiert worden

                                Auf der anderen Seite angekommen, fällt die Anspannung von meinen Schultern und ich begebe mich erleichtert zu Kuoikas Furtstelle. Die Aussicht genießend legen wir eine verdiente Pause ein, die wir auch gleichzeitig nutzen um uns trocken zu bekommen. Kuoika ist mit den Stiefeln gefurtet, da sie eh schon nass sind. Eigentlich eine gute Option, aber meine sind noch immer trocken und ich habe vor, das so lange wie möglich beizubehalten. Lange pausieren wir aber nicht, die Temperaturen erlauben das nicht wirklich. Man will sich einfach bewegen um sich warm zu halten. Hinzu kommt noch ein ekeliger Regen, der uns weitertreibt. Wir gehen südlich am Lullihatjårro entlang und bekommen keinen der Seen, die weiter unten im Tal sein sollen, zu sehen. Ich schwitze unter den Regenklamotten und das macht bei dem Wetter keinen Spaß. Ich erspare mir die Frage, wie ich das alles wieder trocken bekommen soll und konzentriere mich auf den Weg.

                                3 Stunden nach Aufbruch stehen wir am Skajdejågåsj. Trotz der Furten und Pausen sind wir recht schnell unterwegs. Jetzt müssen wir nur noch weiter hoch und irgendwann über den Skajdejågåsj setzen. Das wird aber überhaupt kein Akt, denn irgendwie ist hier der Wasserstand und auch die Breite des Flusses nicht wirklich erwähnenswert. Selbst der Regen hat wieder aufgehört.


                                Trübes Wetter am Skajdejågåsj

                                Um an unser heutiges Lager zu gelangen, müssen wir nur noch flussaufwärts gelangen. Der Anstieg verläuft moderat und ist halbwegs angenehm zu gehen. Viele Seitenströme kreuzen unsere Wege und versorgen uns mit genug Trinkwasser. Heute habe ich erstaunlich viel Durst und an einer besonders schönen Stelle trinke ich Wasser, dass aus dem Boden sprudelt. Kein Strom deutet darauf hin, dass das von irgendwo weiter oben geflossen kommt und nur hier kurzzeitig unterirdisch fließt. Das Wasser bricht zwischen einigen Steinen hindurch und läuft über hellgrünes Moos in den Fluss. Was für ein toller Anblick, leider schieße ich kein Foto von dieser Stelle. Was mich da nur geritten hat.... Ich sammle das Wasser in meiner Trinkflasche und nehme einen großen Schluck. Mir zieht sich sofort die Kehle zusammen! Das Wasser ist so mordsmäßig kalt, dass hätte auch flüssiges Eis sein können. Ich fülle meine Flasche komplett auf und grüble darüber nach, ob das nicht sogar eine kleine Quelle sein könnte. Das Flusswasser ist weitaus wärmer gewesen. Total fröhlich über diese winzige Entdeckung eile ich nun hinter Kuoika her, die weitergelaufen ist.


                                Farbenspiel im tristen Grau des Tages


                                Tristes Grau

                                Relativ weit oben im Tal queren wir den Skajdejågåsj. Kuoika in Stiefeln, ich wechsle nochmals auf die Neoprenschuhe. Dann wird auch schon irgendwo zwischen der Höhenlinie 1180 und 1200 das Zelt aufgeschlagen. Als alles fertig ist, also Wasser geholt, Klamotten verstaut, fängt es auch schon an zu regnen. Leider wieder kein gemeinschaftliches Kochen draußen am Zelt. Der Schauer hält aber nicht lange an und der Hunger hatte in etwa ein Stündchen Zeit sich zu entwickeln. Die Nudeln und der Tee schmeckten besonders gut an dem Abend!


                                Kochsession nach dem Schauer

                                Alleine sind wir hier nicht, ganz in der Nähe sind zwei Jungs am campen, aber ich habe die Zelte nicht einmal zu Gesicht bekommen. Kuoika hat einen kleinen Plausch gehabt während ich versucht habe meine Klamotten irgendwie zu trocknen. Immerhin war es enorm windig und ich war guter Dinge, dass auch ohne Sonnenschein die Feuchte im Wind verschwinden würde. Als es dann ans Schlafen ging, war ich ganz zufrieden mit dem Verlauf der Etappe. Das Wetter war uns gnädig gesonnen, was man trotz tief hängender Wolken als Positiv abstempeln muss. Diese Etappe mit dem Dauerregen der Vortage und ich hätte mich nicht mehr warm oder trocken bekommen.

                                Was uns wohl die kommenden Tage bescheren werden?

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                                • Blahake

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                                  • 18.06.2014
                                  • 1919
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                                  #76
                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                  Was uns wohl die kommenden Tage bescheren werden?
                                  Jaaa, da bin ich auch gespannt drauf, schließlich will ich auch bald in die Gegend. Freu mich schon so drauf. Danke fürs Weiterschreiben, macht echt Spaß, Euren Bericht zu lesen, vor allem auch, zurückzublättern und zu vergleichen, was Kuoika zu den selben Stellen schreibt. Und auf dem letzten Foto sieht man ja auch das glücklich wiederaufgesammelte Teeei!

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                                  • Kuoika
                                    Erfahren
                                    • 23.08.2012
                                    • 471
                                    • Privat

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                                    #77
                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                    Nach dem Ausflug zum Observatorium haben wir übrigens jeweils im Vorzelt gekocht. Es war etwas nasskalt, aber dafür nicht so windig wie am Vorabend. Ich hoffe, Du hast den Aufstieg nicht bereut. Beim Tarfalapass vor zwei Jahren erschien mir direkt nach der Etappe auch alles als zu viel, übernommen usw. Ein paar Tage später war mir aber klar, dass ich wieder hin will. Ich mag solch "intensive" Etappen. Und mit jeder solcher Etappe lernt man dazu und genießt mehr und mehr.

                                    Ne, mit den beiden am Camp unterhalb vom Lullihavágge habe ich nicht geschwatzt, auch wenn ich ja sonst sehr geschwätzig war, wenn wir jemanden getroffen haben. Ich hab nur gewunken.

                                    Weil ich gerade in Mortias´ Bericht quer gelesen haben, ich war eigentlich recht zufrieden mit dem Wetter, von fast allem was dabei, aber keine dreiwöchige Regenschlacht.

                                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                    Danke fürs Weiterschreiben, macht echt Spaß, Euren Bericht zu lesen, vor allem auch, zurückzublättern und zu vergleichen, was Kuoika zu den selben Stellen schreibt.
                                    Find ich auch - spannend, die eigene Tour jetzt noch mal durch die Augen des anderen zu verfolgen.

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                                    • efbomber
                                      Erfahren
                                      • 23.08.2010
                                      • 228
                                      • Privat

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                                      #78
                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                      Jaaa, da bin ich auch gespannt drauf, schließlich will ich auch bald in die Gegend. Freu mich schon so drauf. Danke fürs Weiterschreiben, macht echt Spaß, Euren Bericht zu lesen, vor allem auch, zurückzublättern und zu vergleichen, was Kuoika zu den selben Stellen schreibt. Und auf dem letzten Foto sieht man ja auch das glücklich wiederaufgesammelte Teeei!
                                      Das Zurückblättern ist wirklich eine tolle Sache! Ich finde es im allgemeinen herrlich andere Tourenberichte zu lesen von Gegenden wo man entweder selbst mal lang will oder aber auch wenn man selbst schon dort gewesen ist. Aufzuschnappen wie das alles für andere war, finde ich so dermaßen interessant! Genauso wie die Fotos von denselben Orten zu anderen Jahreszeiten z. B.. Immer wieder toll!
                                      Freue mich für dich, dass du in die Gegend kommst! Es lohnt sich zu 150%!

                                      Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                      Ich hoffe, Du hast den Aufstieg nicht bereut. Beim Tarfalapass vor zwei Jahren erschien mir direkt nach der Etappe auch alles als zu viel, übernommen usw. Ein paar Tage später war mir aber klar, dass ich wieder hin will. Ich mag solch "intensive" Etappen. Und mit jeder solcher Etappe lernt man dazu und genießt mehr und mehr.
                                      Auch wenn ich richtig angeätzt gewirkt habe, habe ich den Aufstieg in keinster Weise bereut! Eher das Gegenteil. Bereut habe ich nur, dass ich so wenig Fotos auf dem Rückweg gemacht habe. Wir kamen an so vielen schönen Schneebrücken vorbei... Ist ja bei mir immer so, dass ich nach und nach realisiere, wie genial eine Etappe doch war. Mir bleiben selbstverständlich auch Etappen besser in Erinnerung, wenn man sich den Ausblick, den Zeltplatz oder die Schokolade tatsächlich verdient hat! War für mich das erste Mal, dass ich so hoch hinaus gekommen bin, ein tolles Erlebnis, was Lust auf mehr gemacht hat.
                                      Vielleicht muss ich mein Training vor einer Tour etwas anpassen, aber im Flachland ist das schwer zu trainieren

                                      Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                      Ne, mit den beiden am Camp unterhalb vom Lullihavágge habe ich nicht geschwatzt, auch wenn ich ja sonst sehr geschwätzig war, wenn wir jemanden getroffen haben. Ich hab nur gewunken.
                                      Da kannste mal sehen, ich schätze dich so kontaktfreudig ein, dass ich schlicht davon ausgegangen bin, dass du auch mit denen gesprochen hast!

                                      Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                                      Weil ich gerade in Mortias´ Bericht quer gelesen haben, ich war eigentlich recht zufrieden mit dem Wetter, von fast allem was dabei, aber keine dreiwöchige Regenschlacht.
                                      Genau, auch wenn es auf den Bildern oft trist aussieht, haben wir richtig Glück gehabt mit dem Wetter! So wenig im Regen wie auf dieser Tour, bin ich noch in keiner zuvor unterwegs gewesen! Wir hatten wie viele Punktlandungen, bevor ein Schauer hinabgekommen ist? 4 bis 6 Stück? Kann man doch kaum besser treffen! Eine 18 tägige Sonnenperiode muss es ja echt nicht sein. Aber 3, 4 Tage mehr hätten auch nicht geschadet

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                                      • efbomber
                                        Erfahren
                                        • 23.08.2010
                                        • 228
                                        • Privat

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                                        #79
                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                        Durch das Lullihavágge ins Sarvesvágge - 20.08.2014

                                        Heute sind wir wie gewohnt früher wach und wollen auch recht weit kommen. Geplant ist die Renvaktarstuga im Sarvesvágge. Morgens ist es noch arg verhangen und den Aufstieg zum Lullihavágge kann man kaum erkennen. Nach dem Frühstück wird das Zelt also nochmals zu gemacht und etwas abgewartet. Unterdessen höre ich Schritte näher kommen, unsere Nachbarn, auch Frühaufsteher, die sich bereits auf den Weg machen. Sie gehen direkt an meinem Zelt vorbei und versuchen leise zu sein, was ihnen aber nicht gelingt. Vermutlich denken sie, dass wir noch schlafen.


                                        Morgenstund

                                        Es ist windig, was ich dazu nutze meine nassen Klamotten zwischen die Wanderstöcke zu spannen und zu trocknen. Was soll ich sagen, es gelang hervorragend! Die Hardshell ist furztrocken, als ich sie im Rucksack verstaue. Der Pullover trocknet am Mann bzw. wird wieder durchgeschwitzt. Gegen 11 sind wir mit der Sicht im Lullihavágge zufrieden und machen uns auf den Weg. Leider zu viel Zeit vertrödelt, aber ich bin heilfroh, dass wir so lange gewartet haben. Im Wolkendunst wären wir nur unnötig nass geworden und die schlechte Sicht wäre keinesfalls von Vorteil für unsere Sicherheit gewesen.


                                        Auch das Gaskasvágge wird stetig wolkenfreier

                                        Noch bevor wir die Passhöhe im Lullihavágge erreichen, schimmert uns etwas Blaues von weiter oben im Hang entgegen. Neugierig kraxeln wir zu der Stelle; ich dachte zuerst, es handle sich hierbei um ein altes Fass oder dergleichen, stellen aber fest, dass hier ein sorgfältig zusammengepackter Rucksack auf einem Stein liegt, der mit dem Nässeschutz abgedeckt ist. Wir schauen uns um, können aber niemanden entdecken. Nach näherer Inspektion des Rucksacks, reimen wir uns eine Geschichte zusammen. Da sich außen ein Fressnapf befindet, muss die Person mit einem Hund unterwegs sein, außer es besteht die Vorliebe das Müsli anderweitig zu verzehren als aus einem Topf oder einer Schüssel
                                        Ferner schließen wir noch aus den pinken Crocs, dass der Rucksackbesitzer weiblich ist. Nach einer Weile gehen wir mit einem mulmigen Gefühl weiter. Denn kurz auf einen Gipfel für die Aussicht ist hier sicher niemand unterwegs, die Gipfel hängen noch alle in den Wolken und die Hänge sind extrem steil.


                                        Zurückgelassener Rucksack

                                        Bis hierhin war alles nur warmlaufen, jetzt fängt der Spaß erst richtig an! Das Geröll wird zunehmend größer und leider liegt es nicht immer stabil. Es ist allerhöchste Vorsicht geboten und jeder von uns sucht sich seine Route zwischen den Klötzen. Häufig muss ich die Hände zu Hilfe nehmen und die Stöcke sind dann eher hinderlich. Falls man aber mal einen Schritt runter machen muss, dann sind die Dinger Gold wert. Ein, zwei Mal kippt auch ein mittelgroßer Stein und ich muss umtreten, aber wie immer habe ich an solchen Stellen tierisch Schwein und der nächstbeste Fels ist in Trittweite und vor allem auch stabil verankert!


                                        Achtung Felsen!

                                        Eine Idee davon, wie groß die Brocken sind, bekommt ihr bei Kuoikas Bericht. Da ist ein Foto dabei, wo ich in den Steinen stehe. So kann man das kaum erahnen, da ein Maßstab fehlt. Normalerweise stehe ich auf solche Etappen, aber irgendwie fühl ich mich schlapp und ausgepowert. Wir legen oft kleine Pausen ein, an denen ich mir Unmengen an Traubenzucker gönne. Abgesehen von Steinen hat man aber auch andere schöne Dinge gefunden. Unter anderem in einer Felsspalte eine rote Siggflasche ohne Verschluss. Eine dicke Einkerbung an der Seite lässt nur eine Schlussfolgerung zu. Jemandem ist das Ding beim Trinken aus der Hand gefallen, auf den Felsen geknallt und den Hang hinabgefallen und derjenige hatte keine Lust oder Möglichkeit die Flasche zurückzuholen. Sie ist noch halbvoll, ich kann so gerade widerstehen einen Schluck zu probieren und lege sie wieder zurück.
                                        Zum Glück kommen wir an einigen Flecken Schnee vorbei. Diese sind zwar teilweise vereist, aber oft auch matschig, so dass man prima Gripp hat und gut voran kommt. Wird auch langsam Zeit, denn das Kraxeln kostet nicht nur Kraft, sondern eben auch wertvolle Zeit. In einem größeren Schneefeld entdecken wir Hundespuren. Nun lässt sich erneut schlussfolgern, dass der Hund eventuell ausgebüchst und seine Besitzerin hinterhergegangen ist. Wir halten weiterhin Ausschau nach anderen Personen.


                                        Traubenzucker und Trinken

                                        Nach ungefähr zwei Stunden haben wir die Passhöhe überschritten. Es wird eben und die großen Felsbrocken sind nicht mehr vorhanden, was mich richtig glücklich macht. Zeitweise hatte ich die Befürchtung, dass das komplette Tal so aussieht. Wir schauen uns etwas um, legen wieder ein kurzes Päuschen ein und genießen die schroffe Landschaft. Ein wenig erinnern mich die Felswände zu unserer Rechten und Linken an Klippen. Überall laufen kleine Rinnsale von Wasser herunter. Die Spitzen der Gipfel sind ganz leicht mit Schnee gepudert. Es ist wunderschön, obwohl noch viele Wolken einen ungehinderten Ausblick vereiteln.


                                        Gletscher am Lullihatjåhkkå

                                        Die Gletscher wirken auf der Karte noch so riesig, die Realität sieht aber ganz anders aus. Sie erscheinen mir viel kleiner, vor allem der Gletscher, bevor man auf die Passhöhe ins Lullihavágge kommt, sieht gerade mal aus wie ein letzter Rest von einem vereisten Schneefeld. Ich versuche nicht darüber nachzudenken und genieße einfach die Tatsache, dass ich die Gletscher noch sehen durfte, bevor sie irgendwann wegschmelzen werden.
                                        Das Tal wird jetzt ein wenig breiter und die Fernsicht ist ein Traum. Definitiv wieder ein Highlight dieser Tour. Das Herabsteigen ist einfach und erfordert im Vergleich zu den Geröllfeldern nur wenig Konzentration, so dass man sich häufig umsehen kann um die Landschaft zu genießen.


                                        Blick bis zum Tielma, falls ich mich nicht völlig irre.

                                        Beim weiteren Abstieg erblicken wir zu unserer Linken ein großes, grünes Zelt. Es laufen Leute umher und ein Hund ist auch dabei. Die Spekulationen lassen jetzt offen, dass hier notcampiert wurde, die Frau vorgegangen, und als die Leute nicht folgten, zurückgelaufen ist. Ein heutiger Start von dort aus, nur um wieder zurückzugehen, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Campstelle war auch in unseren Augen nicht wirklich sicher. So nah am Hang und bei den vielen Steinen, die hier runterkommen, ein unnötiges Risiko. Als wir winken, kommt auch ein Gruß zurück. Da alles sehr entspannt aussieht, machen wir uns keinen Kopf mehr und gehen einfach weiter. Da hochzukraxeln nur um nachzufragen, ob Hilfe benötigt wird... nee, dann hätten die sich auch anderweitig bemerkbar gemacht.

                                        Das Farbenspiel im Lullihavágge ist erste Klasse, der Hochgebirgscharakter schlägt sich zumindest bis zur Hälfte des Tals gut durch und es macht echt Spaß hier hinabzuwandern. Die Betonung liegt auf hinabwandern, denn hier hochkraxeln wollte ich nun wirklich nicht. Vor allem die Aussicht hat man beim runterwandern stest vor Augen. Kann also jedem diese Richtung empfehlen.


                                        Da grinst der David


                                        Traumhaft schönes Lullihavágge

                                        Der weitere Verlauf des Weges ist relativ leicht zu gehen. An einem gigantischen Felsblock legen wir erneut eine Pause ein. Hier sollte man echt nicht hetzen und lieber alles so gut wie möglich in sich aufnehmen! Irgendwann queren wir einen Seitenarm, der Anhaltspunkt für uns, dass wir gerade erst die Hälfte des Lullihavágge durchquert haben, so in etwa kurz vor 3 Uhr nachmittags. Der Abstieg zum Noajdevágge verengt sich dann leider nochmals. Wir müssen sehr stark im Hang laufen und zu unserer Rechten tut sich ein Canyon auf. Der vorgetrampelte Pfad ist aber okay und ich habe keinerlei Sorgen, dass es hier kritisch werden könnte. Lediglich die Druckstellen an meinen Füßen melden sich immer lauter zu Wort. An einem zurückgelassenen Ski machen wir Pause, mal wieder
                                        Hier schnabulieren wir etwas Knabberzeug und ich mache tatsächlich eine Lemmingbeobachtung. 4 Meter neben uns kommt ein richtig fetter Lemmel auf den Stein und schaut uns an. Da wir still sind, schaffe ich es sogar, ein Foto von ihm zu machen. Leider mit meiner Digicam einfach viel zu klein, zoomt man aber am PC daheim ins Bild, kann man ihn gut erkennen. Der meerschweinchengroße, braun-schwarze Nager ist aber blitzschnell und verkrümelt sich bald hangaufwärts. Neben dem Ski findet Kuoika noch eine Flasche Spiritus. Also das wäre in einer Notsituation heute ein echter Glückstag gewesen! Ein kompletter Rucksack, dann noch Spiritus, nicht schlecht. Wir lassen alles liegen. Auch wenn ich normalerweise Müll mitnehme, wenn es geht, wir sind hier einfach zu weit weg von der nächsten Hütte und mein Rucksack ist vom Volumen her immer noch gut gefüllt.


                                        Die Aufnahme verdeutlicht, wie steil es teilweise im Hang ist. Es ist aber wirklich nur eine vergleichsweise kurze Passage!

                                        Bald geht es auch weiter, das Wetter scheint immer freundlicher zu werden, was uns direkt wieder mehr Antrieb verleiht. Als ein weiterer Knackpunkt in unseren Recherchen zur Planung der Tour wird die Querung des Noajdejågåsj beschrieben. Hier müsse man erst ein paar hundert Meter im Noajdevágge hoch laufen um den Strom vernünftig queren zu können. Aber wir wollen erst einfach runter. Der Wasserpegel im Fluss, der aus dem Lullihavágge fließt, sieht so harmlos aus, dass es schon irgendwie gehen wird. Wir versuchen jetzt jeden unnötigen Meter einzusparen. Vor allem das Noajdevágge, da sich hier in den Hängen auch viel Weidengestrüpp befinden soll. Zeit für geniale Ausblicke bleibt allerdings noch.


                                        Blick vom Lullihavágge übers Noajdevágge, Sarvesvágge und Rapadalen auf den Låddebákte. Richtig geil!

                                        Wehmütig drehe ich mich nochmals um und verabschiede mich vom Lullihavágge. Tolles Tal mit Hochgebirgscharakter!


                                        Tschüss Lullihavágge

                                        Sobald die Sonne raus kommt, wird es direkt warm. Ich schwitze schon eine ganze Weile, aber lieber so nass werden als vom Regen oder Wolkendunst. Was kann ich hier großartig sagen, außer das diese Stelle hier ein weiteres Highlight der Tour für mich ist. Rundum eine grandiose Aussicht und das Wetter spielt genau in diesem Moment mit!


                                        Und wieder richtig happy!

                                        Nach einer weiteren kurzen Pause kommen wir an einem kleinen, fast ausgetrocknetem Tümpel vorbei. Das Verlangen hier mal zu baden ist richtig groß, leider sind wir schon spät dran und haben noch gut was vor uns. Aber das wäre sicherlich mal eine Badewanne mit grandiosem Ausblick!


                                        Badetümpel

                                        Der Zusammenlauf vom Noajdejågåsj und dem Strom, dem wir die ganze Zeit über gefolgt sind, ist problemlos zu queren. Lediglich am anderen Ufer ist schwarze Flechte auf den Steinen und diese ist abartig glatt. Ich lege mich fast lang und kann mich gerade so an einem Weidenzweig festhalten. Ich nehme mir vor, nicht mehr über das Gestrüpp zu schimpfen!


                                        Unproblematische Furt


                                        Blick zurück bei Sonnenschein

                                        Kurz bevor es ins Sarvesvágge geht, erblicken wir in der Ferne ein Zelt und zwei Leute. Toller Zeltplatz, denke ich mir und würde am liebsten für heute das Handtuch werfen. Beim weiteren Abstieg kann ich aber meine Motivation mit Blaubeeren und Moltebeeren steigern. Endlich wieder Grünzeug! Endlich wieder Vitamine


                                        Ich bekomme nicht genug von dieser genialen Aussicht!

                                        Im Tal angekommen sind die beiden anderen Wanderer gerade hinterm Zelt im Dickicht verschwunden. Wir machen in etwa 50 Meter Entfernung eine verdiente Pause. Ich krame meine Karte heraus um zu schauen, wie viel in etwa noch vor uns liegt. Ist ja noch ein ganz schöner Abschnitt! Meine Beine sagen schon seit 2 Stunden "bitte nicht noch weiter", aber nach einer kurzen Absprache sind Kuoika und ich uns einig, dass es weiter geht. Während ich in Gedanken meinen Beinen sage, dass sie die Schnauze halten sollen, fällt mein Blick auf die Karte und ich realisiere in diesem Moment etwas, was mir vorher partout nicht aufgefallen ist. Låddebákte... Ach komm schon.... Meine allererste Tour aus dem Jahre 2009 ging mit meinem Kumpel Sebastian genau dort durchs Snávávágge! Mich trifft ein solcher Flashback, dass ich mich anstrengen muss nicht emotional zu werden. Ein wirklich schönes Gefühl! 5 Jahre zuvor bin ich in Blickweite durch dieses Hochtal gegangen und habe in unsere Richtung fotografiert. Wahnsinn! Ich hoffe, dass Basti eines Tages auch mal wieder dabei sein kann!

                                        Auch die schönste Pause geht vorbei. Während wir uns startklar machen, kommen die beiden Jungs aus dem Busch. Die waren baden! Ich bin neidisch! Wir winken uns zu und laufen dann los.


                                        In diese Richtung sind wir unterwegs

                                        Anfangs noch übersichtlich, müssen wir uns unseren Weg durch richtig nassen Sumpf schlagen. Es gibt entweder die Möglichkeit im steinigen Bereich zu laufen, der aber von Birken und Weide dicht bewachsen ist und man häufig hängen bleibt, oder eben durch den Sumpf. Wir entscheiden uns für den Sumpf, was anfangs auch wirklich gut geht. Solange man aufpasst, dass man nicht sehr weit in die Grasfläche hineinläuft und plötzlich von Wasser umgeben ist. Hier hatte ich noch die Muse mal ein Foto zu schießen.


                                        Sumpf im Sarvesvágge

                                        Aber dieser "Komfort" endet irgendwann und man muss sich zwangsläufig durch Buschwerk schlagen. Das Tal hat hier eindeutig den Charakter vom Rapadalen. Dicht bewachsen, so dass man häufig hängen bleibt. Jeder Schritt muss gut überlegt sein. Wir gehen stumpf drauf los, weil wir endlich hier raus wollen. Ich kämpfe mich durch Wald, Sumpf und über Steine hinweg, alles im Wechsel. Kuoika ist irgendwo vor mir, wir verlieren uns hier häufig aus den Augen. Auf einem riesigen Stein sind nur ein paar Wacholdersträucher und etwas Heidekraut. Ich bin dankbar für die wenigen Meter angenehmen Laufens und schaue mich in diesem doch wunderschönen Tal um. Auf einmal breche ich ein und schaue der Steinkante vor mir entgegen. Ich bin ca. 1,70m tief gestürzt. Mein Herzschlag hat für einen Moment ausgesetzt. Die freie Fläche besteht aus mehreren Felsbrocken und ist lediglich optisch zugewachsen. Ich Idiot habe halt nicht geschaut und bin genau in eine Felsspalte gefallen. Das ist sowas von glimpflich ausgegangen, dass ich direkt darüber schmunzeln kann. Ich plackere mich durchs Geäst aus der Spalte und stehe direkt wieder im Sumpf. Egal, weiter gehts. Später geht man so nah am Fluss entlang, der auch nur wenig Wasser mit sich führt, so dass wir einige Meter im Bachbett gutmachen können. Ich bin relativ alle und schieße leider keine Fotos. Irgendwie cool zwischen den einzelnen Wasserarmen zu wandern und dem Gestrüpp quasi den Mittelfinger zu zeigen.

                                        Irgendwann geht es aber nicht mehr im Bachbett weiter und wir müssen uns durch jetzt mehr als mannshohes Weidengestrüpp quälen. Wir befinden uns definitiv auf einem Pfad, das Geäst ist in Bodenhöhe fast komplett abgeschält von der Rinde und dutzende Fußspuren haben alles pampig getrampelt. Leider ist es dadurch auch extrem rutschig und es fällt mir schwer manchmal das Gleichgewicht zu halten. 2 weitere Male komme ich ins Straucheln und zurückgehaltene Weidenäste schnellen mir ins Gesicht und hauen mich von den Beinen. Beide Male halte ich mich nicht mehr an das Versprechen, nicht mehr aufs Gestrüpp zu schimpfen und fluche wie ein alter Seemann drauf los. Einmal muss ich sogar meinen Rucksack abschnallen um wieder auf die Beine zu kommen. Als ich aus dem gröbsten Gebüsch raus bin erwartet mich eine kleine Anhöhe und auf dieser auch Kuoika. Sie macht den Vorschlag, dass wir eventuell schon hier lagern könnten, wenn ich nicht mehr weiter kann. Ich nehme das dankend an, kann nämlich nicht mehr weiter, und wir stellen die Zelte auf. Mir tut alles weh, ich bin geschafft. Als das Zelt steht, schöpfe ich Wasser in den Wassersack, das aus den Weiden läuft. Schmeckt prima, also wird es schon gehen, obwohl hier überall Rentierdung liegt. Eine riesige Elchschaufel dient uns als Sockentrockner. Die ist fast so groß wie mein Rucksack und ich spiele mit dem Gedanken sie mitzunehmen. Nach den Pflichtaufgaben geht Kuoika sich waschen, ich verzichte und haue mich in den Schlafsack, obwohl ich mich den ganzen Tag über auf ein kühles Bad gefreut hatte. Als wir beide im Zelt liegen, fängt es auch schon an zu regnen. Punktlandung, mal wieder! Gekocht wird im Zelt, da es mordsmäßig frisch geworden ist. Abends spannen wir noch die Wäscheleine um die klammen Klamotten zu trocknen, was nicht sonderlich viel bringt.

                                        Was soll man groß über den Tag sagen. Höhepunkte waren reichlich vorhanden, auch ein kleiner Wermutstropfen, die Schmerzen in den Beinen. Alles in allem ein toller Wandertag. Besonders der Ausblick am Ende des Lullihavágge war die Strapazen wert. Das Sarvesvágge war soweit anstrengend, was auch unser Pfälzer angekündigt hatte. Aber zuversichtlich hatte ich seine Worte über seichte Wiesen weiter westlich im Tal in Erinnerung und hoffte nur noch, dass wir nicht mehr so viel Gestrüpp am nächsten Tag vor uns hätten.


                                        Endlich am Lager!

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                                        • Mortias
                                          Fuchs
                                          • 10.06.2004
                                          • 1264
                                          • Privat

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                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                          Wie immer bin ich begeistert davon mit welcher Detailgenauigkeit Du die Tour beschreibst. Besonders find ich es auch gut, dass Du über Deine Missgeschicke und beinhahe-Unfälle so detaililiert und ehrlich schreibst anstatt sie einfach zu verschweigen (außer Kuoika wüsste es ja sonst keiner ). Sowas macht außerdem das Lesen dann noch viel spannender, weil ich dann richtig mitfiebern kann (na, bricht er sich jetzt endlich ein Bein.....). Naja, so fies und schadenfroh bin ich dann doch nicht.
                                          Und die Bilder vom unteren Abschnitt des Lullivagges, wo dann die Sonne rauskam, sind wirklich schön. Da hätt ich glatt Lust aufzubrechen und da wieder hinzugehen. Aber an die fetten Steine auf der Passhöhe kann ich mich auch noch erinnern. Finde es schon immer sehr interessant bei anderen zu lesen, wie sie Etappen empfunden haben, die ich auch bereits gelaufen bin. Und ein bisschen schadenfroh bin ich dann doch. Ich konnte nämlich damals den Bårddejiegna-Gletscher sehen (obwohl ich eigentlich auch kein pralles Wetter hatte).

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