[SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

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  • efbomber
    Erfahren
    • 23.08.2010
    • 228
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    • Meine Reisen

    #81
    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
    Besonders find ich es auch gut, dass Du über Deine Missgeschicke und beinhahe-Unfälle so detaililiert und ehrlich schreibst anstatt sie einfach zu verschweigen (außer Kuoika wüsste es ja sonst keiner ). Sowas macht außerdem das Lesen dann noch viel spannender, weil ich dann richtig mitfiebern kann (na, bricht er sich jetzt endlich ein Bein.....). Naja, so fies und schadenfroh bin ich dann doch nicht.
    Das liegt vielleicht daran, dass ich diesen Bericht hauptsächlich für mich schreibe. Ich lasse euch lediglich daran teil haben. Warum sollte ich mir gegenüber etwas verschweigen? Es gehört nunmal zu der Tour, also kommt es auch in meinen Bericht. Das sehe ich nicht so wild.

    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
    Finde es schon immer sehr interessant bei anderen zu lesen, wie sie Etappen empfunden haben, die ich auch bereits gelaufen bin.
    Dito! Das ist einfach eine total geile Sache! Die Tjäktjavágge-Bilder in deinem Bericht z. B.! Ich stand da auch! Hab gerade mal 20 Meter weit gucken können
    Dank euch weis ich jetzt, wie es hätte aussehen können

    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
    Und ein bisschen schadenfroh bin ich dann doch. Ich konnte nämlich damals den Bårddejiegna-Gletscher sehen (obwohl ich eigentlich auch kein pralles Wetter hatte).
    Haha, ich gönns dir!

    Jetzt aber gleich erstmal die Fortsetzung posten! Was du übrigens auch mal in deinem aktuellem Bericht machen könntest, lieber Mortias

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    • efbomber
      Erfahren
      • 23.08.2010
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      • Meine Reisen

      #82
      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

      Sarvesvágge - 21.08.2014

      Nach einer ruhigen und trockenen Nacht werde ich zu einer normalen Stunde wach. Es ist zwar windig, aber die Sonne zeigt sich noch nicht. Die klammen Anziehsachen wandern sofort auf die noch gespannte Wäscheleine und trocknen munter vor sich hin, während wir unser Frühstück im Schlafsack genießen. Ich mische seit einigen Tagen Milchpulver, Instantespresso und Zucker zusammen, übergieße das mit kochendem Wasser und freue mich über einen selbstgemachten Café Latte. Das Milchpulver war wie immer großzügig kalkuliert und dann kann man sich solche Spielereien schon mal erlauben. Milchpulver und Vanillinzucker sind auch geil. Daheim hätte man die Plörre vermutlich in den Gulli gekippt, aber hier draußen schmeckt das wunderbar und ist eine willkommene Abwechslung!


      Wind so *pust,pust*, Kleidung so *yeah, bald trocken!*

      In Wanderrichtung sieht das Wetter auch relativ entspannt und verheissungsvoll aus, während es im Osten dunkel und regnerisch ist. Da könnte sich was zusammenbrauen, aber unseren Morgenablauf lassen wir dadurch nicht kaputt machen. Es wird in Ruhe gegessen, gepackt und alles verrichtet, was man morgens so tun muss.


      Von Wolken verhüllter Skájdetjåhkkå

      Sich in Lappland Zeit zu lassen wird oft belohnt. Das habe ich schon ganz schnell bei meiner ersten Tour gelernt. Als Dank dafür können wir den Rentieren beim äsen zusehen und dürfen eine Flussquerung einer kleinen Gruppe beobachten. Die machen das garnicht so anders wie wir. Zuerst wird langsam geschaut wo es vielleicht geht, dann wagt sich ein einzelnes Tier vor und testet den Weg. Auf der anderen Seite des Flusses angekommen, folgen dann nach und nach die übrigen Rentiere. Ich stehe neben unseren Zelten und darf das beobachten. Für mich hat sich der Tag damit schon gelohnt, noch bevor er richtig gestartet hat!


      Das weiße Ren quert den Fluss zuerst...


      ...die anderen folgen, als die Route sicher scheint.


      Die letzen Nachzügler queren den Fluss

      Auch wenn man Rentiere schon beinahe zum Standard der Tiersichtungen zählen darf, bin ich jedes Mal hocherfreut, wenn ich die Tiere zu Gesicht bekomme. Sie bei einer Flussquerung zu beobachten, war allerdings auch für mich eine Premiere. Gegen 11 sind wir dann startklar. Heute habe ich vorsichtshalber mein Frühstück ergänzt und schon eine Ibuprophen eingeworfen. Jetzt bleibt nur noch die Entscheidung zu treffen, ob ich die Elchschaufel mitnehme oder liegen lasse. Ist schon ein hübsches Ding, aber wiegt auch viel. Etwas beschädigt ist sie auch noch und meinen Beinen tut das Extragewicht sicherlich nicht gut. Ich lasse das Teil liegen, vielleicht dient sie ja noch anderen Wanderern als Fotomotiv oder Sockentrockner. Irgendwann finde ich vielleicht was Schöneres!


      Mitnehmen oder zurücklassen? Ganz schöner Klopper!

      Wir haben heute im doppelten Sinne Glück. Nicht nur, dass es über Nacht trocken geblieben ist, sondern auch das Buschwerk ist fast komplett ausgestanden. Das meiste Gestrüpp reicht uns gerade mal bis zu den Knien und unser Vorankommen wird dadurch enorm erleichtert. Nicht weit vom Lagerplatz entfernt schieße ich ein Foto, das ich besonders schön finde. Das Rentier als zentrale Schlüsselfigur des Sarvesvágge. Kuoika hat auch ein ähnliches Bild von dem Motiv in ihrem Bericht, aber eben nur ähnlich


      Mama mit Jungtier

      Die Renvaktarstuga müsste eigentlich bald in Sicht kommen. So weit waren wir gestern ja nicht mehr entfernt. Der Weg bis dahin zieht sich aber enorm. Wir folgen dem Tal immer in der Nähe des Sarvesjåhkå, auch wenn der Name nirgends in meiner Karte auftaucht, Richtung Westen.


      Der Lange Weg zur Renvaktarstuga

      Die ganze Zeit über werden wir vom Regen verfolgt. So richtig einholen kann er uns aber nicht. Die Wolken ziehen teilweise schon über uns weg, lassen aber nur ab und an ein wenig Nieselregen auf uns herab. Nichts, was mein Hut nicht abfangen könnte! Wir nehmen uns sogar die Zeit den kleinen Canyon genauer zu begutachten. Wahnsinn, was das Wasser für Formen schaffen kann! An einer Stelle sehen wir sogar vage Fußspuren, die davon zeugen, dass es tatsächlich Leute gibt, die hier rüberspringen. Ob ich mich das trauen würde, weis ich nicht Die schöneren Bilder hat definitiv Kuoika dazu, also wer das nochmals sehen will, einfach zurückblättern!

      Nach ca. eineinhalb Stunden kommt die blöde Hütte in Sicht. Ich finde das Teil relativ hässlich und verwahrlost. Zum Glück haben wir gestern nicht bis hierhin durchgezogen! Der Lagerplatz wäre bei Weitem nicht so schön gewesen! Wir gönnen uns hier im Windschutz der Hütte, zumindest dafür ist sie noch ganz gut geeignet, eine etwas längere Pause. Aber das Wetter drängt uns dann doch voran. Obwohl es fies aussieht, kann uns der Regen komischerweise nicht erreichen. Wir rennen weiter trocken durchs Tal!


      Die unspektakulärste Hütte bislang! Das Weidengestrüpp war schöner anzuschauen

      Das Sarvesvágge hat viel Abwechslung zu bieten! Manchmal können wir wieder im Flussbett auf fast schwarzem Sediment wandern. Manchmal führt unser Weg uns durch Strauchwuchs oder Sumpf. Die versprochenen Wiesen habe ich bis jetzt noch nicht gesehen und frage mich schon langsam, ob die Geschichte davon überhaupt stimmt.


      Durchs Flussbett

      Beim Gletscherauslauf vom Nuortap Luohttojiegna legen wir hinter einem Erdwall eine richtige Mittagspause ein. Kuoika will unbedingt etwas kochen! Finde ich super, auch wenn ich mir nichts köcheln werde. Aber ich kann die Stiefel ausziehen, meine Beine lang machen und etwas Traubenzucker und Trailmix naschen. Die Welt ist sowas von in Ordnung in diesem Moment, besser gehts doch garnicht mehr!
      Um uns herum rennen die Rentiere durchs Tal. In diesen Augenblick fühle ich mich hier nicht mehr wie ein Besucher, sondern wie ein Teil der Landschaft und Natur. Es ähnelt dem Gefühl, wenn die Türen vom Bus in Kvikkjokk oder die Türen des Zuges in Abisko aufgehen. Ich bin zu Hause. Obwohl man weit ab vom Schuss ist, fühle ich mich immer wieder hier oben nicht wie auf der Reise, sondern als ob ich angekommen wäre.

      Wie so oft endet auch diese tolle Pause und wir dürfen uns kurz nach dem Aufbruch über neue Rentierfotos freuen. Eine super Entschädigung zu vergangener Tour von 2013, da sind mir kaum schöne Fotos mit den Tierchen gelungen!


      Ich würde euch am liebsten mit nach Hause nehmen! Aber da hätte der sámi, dem ihr gehört, bestimmt etwas dagegen!

      Das Wetter wird zunehmend besser, die Wolken haben es aufgegeben uns zu ärgern. Unserer Tiefenentspannung können sie nichts entgegensetzen, haben dies gemerkt und lassen endlich von uns ab. In dem kleinen Delta, dass durch die beiden Gletscher Nuortap Luohttojiegna im Süden und Ridájiegna im Norden entsteht, wird es etwas steiniger. Die Furten sind aber nicht der Rede wert und wir meistern sie trockenen Fußes. Es macht richtig Spaß an diesem schönen Flecken Erde zu sein. Das Tal ist bislang wirklich wunderschön.


      Sarvesjåhkå und Skájdetjåhkkå im Hintergrund

      Genau in der Mitte zwischen beiden nördlichen Zuflüssen in den Sarvesjåhkkå sitzt eine Möwe auf einem Stein. Ich packe meine Kamera aus und denke mir, dass ist ein schönes Motiv! Gerade als die Kamera scharf stellt, kommt eine zweite Möwe angeflogen und verjagt die andere. Die Bewegung beider Tiere ergibt nur ein verschwommenes Bild. Als ich dann die Zweite Möwe fotografieren will, mir ja egal welche es davon aufs Bild schafft, haut das Vieh einfach genau beim Knipsen ab! Das Ergebnis ist ein zweites verschwommenes Bild. Kackvögel!

      Noch gedanklich über die Möwen schimpfend folge ich Kuoika, die sich zu mir umdreht und auf einmal meint "Du David, da vorne isn Tier was ich nicht kenne." Ungefähr 50 Meter entfernt ist was Schwarzes, sehr Wuscheliges im Gras. Es hat Kuoika gehört und bewegt sich, aber nicht sofort von uns weg, sondern eher so, als ob es unschlüssig ist, was es tun soll. Ich schaue hin und erkenne im ersten Moment nicht, was wir vor uns haben. Ich denke zuerst Polarfuchs, aber dafür ist es viel zu groß und der Schwanz viel zu buschig. Als das Tier sich dreht und uns seine Flanke präsentiert, erkennt man einen braunen Streifen, der sich bis zum buschigen Schweif hin durchzieht. Ich fasse es nicht und meine, dass wir hier ein Vielfraß vor uns haben. Anstatt zum Fotoapparat zu greifen, diskutieren wir in aller Seelenruhe, ob das jetzt tatsächlich ein Vielfraß ist und nicht doch ein Marder. Kuoika dachte immer, dass die Vielfraße größer seien. Wir beobachten ihn und als ich dann die Kamera gezückt habe, sieht man nur noch den Arsch vom Tier, wie er kurz darauf hinter ein paar Felsen verschwindet. Unsere Diskussion lässt mich auch zweifeln, aber zu Hause habe ich als erstes im Internet nach Bildern vom Vielfraß gegoogelt. Und was soll ich sagen? Wir haben eines gesehen! Unweigerlich muss ich schon während des Wanderns an den alten Schweden, den wir 2012 im Guhkesvágge getroffen hatten, denken, der seit über 40 Jahren hier oben unterwegs ist und noch nie einen Vielfraß gesehen hat. Dies ist meine vierte Tour und ich hab so ein mordsmäßiges Glück? Okay, fehlen nur noch Bär und Wolf, denke ich mir still und heimlich und muss in mich hineingrinsen.

      Nach dem Delta wird das Sarvesvágge zu dem, was uns der Pfälzer versprochen hatte. Die Wiesen stehen hier eindeutig im Vordergrund und das Laufen ist wieder einmal um einen weiteren Schritt abwechslungsreicher. Der Regen der vergangenen Tage hat die Wiesenfläche allerdings ein wenig sumpfig werden lassen. Dank unseren Gamaschen ist das aber kaum ein Problem.


      Wiesenglück

      Kurz bevor wir die höchste Stelle im Sarvesvágge erreichen, finden wir noch ein totes Rentier. Es sieht sehr abgeknabbert aus, was mich sofort wieder an das Vielfraß denken lässt. Ich bekomme allerdings auch sofort Hunger auf Fleisch und bei der nächsten Pause packe ich mein Beef Jerky aus. Die Großpackung hätte ich auch auf einmal fressen können! So langsam merke ich wieder meine Füße, die Ibuprophen hat soweit gut gewirkt, aber das Problem ist die dauerhafte Belastung. Egal, der Tag wird genossen, so gut es geht!


      Vor dem höchsten Punkt mit 909 Metern

      Mittlerweile laufen wir im Sonnenschein. Zwar sehr verhaltener Sonnenschein, aber immerhin kein Regen! Der Wind ist aber immer noch frisch und pustet uns entgegen. Der Blick zurück sagt mir, dass die Wolken endgültig aufgegeben haben.


      Byebye clouds

      Irgendwann fängt Kuoika vor mir an zu reden. Ich denke mir, ist die doof? Ich bin 30 Meter hinter ihr und soll das verstehen? Auf mein Zurufen deutet sie nur auf die andere Seite des Flusses. Ich sehe nur Steine und frage mich, was das soll. Als ich auf gleicher Höhe bin erkenne ich, wem die Worte galten. Da sitzen hinter einem großen Stein zwei andere Wanderer, die ihre Pause im Windschutz verbringen. Ich grüße nur freundlich und folge Kuoika. Hätte sie die beiden nicht gesehen, ich wäre an ihnen vorbeigegangen ohne sie zu bemerken

      Die heutige Etappe wird immer länger und länger. So schön das Tal auch ist, langsam zieht sichs etwas. Ein weiters Päuschen hilft allerdings frische Energie zu tanken. Stiefel runter, Beef Jerky und Traubenzucker in den Ofen schmeißen und weiter gehts.


      Ein Klasse Tal!

      Die Wiesen sind für mich eine wirklich große Überraschung, das kannte ich bisher so auch nicht vom Fjäll.


      Ob voller Wollgras...


      ...einfach nur saftig Grün...


      ...oder mit herbstlichen Farben

      Hin und wieder säumen auch Blumen unseren Weg. Nach einer letzten Pause wollen wir uns jetzt sputen. Ich bin mal wieder ziemlich alle und lasse Kuoika vorlaufen. Es ist bereits 18 Uhr und wir wollen noch bis zu den Hütten, die am Ende des Tals sind. Um aber dorthin zu gelangen, müssen wir den vor uns liegenden Sumpf umgehen. Auch wenn in der Mitte Rentiere stehen, bedeutet das nicht, dass wir da so leicht durchkommen können. Während Kuoika direkt den Hang ansteuert, versuche ich mein Glück durch den Sumpf. Schlechte Idee, wie sich bald herausstellt. Es ist einfach schwer abzuschätzen, wie es 50 Meter weiter vorne aussieht und einige Schritte in die falsche Richtung könnten unangenehm enden. Mein Weg führt ab sofort auch an den Hängen entlang. Kuoika ist bereits außer Sichtweite. Aber das ist absolut okay, so schön der Tag war, so anstrengend war er auch. Ich sehne mich auch bereits nach dem Zeltplatz und nehme das kein Stück übel, weil sie jetzt nochmal anzieht.

      Als ich einen Rentierzaun erblicke, falle ich fast vor Freude um, oder ist es doch nur die Erschöpfung?
      Ich mobilisiere die letzten Kraftreserven und laufe schneller, geradezu sprintend! Die Quittung dafür bekomme ich prompt auf der Anhöhe vom Zaun. Ein Krampf fährt mir durchs linke Bein, der sich gewaschen hat. Ich schmeisse den Rucksack runter und wälze mich am Boden vor Schmerzen. Nach einer Weile unkontrolliertem, spastischem Zucken geht es wieder und ich muss drüber lachen. Ich gönne mir hier einfach eine weitere Pause und schwöre mir, einfach mein Tempo weiter zu laufen. Ist ja noch genug Zeit! Einige Minuten darauf gelange ich auch an unseren Zeltplatz. Kuoikas Helsport steht bereits und ich geselle mich hinzu. Die Furt wollen wir uns für den kommenden Tag aufsparen, die Hütten auf der anderen Seite sehen sowieso verschlossen aus und so können wir noch eine Nacht im Sarek verbringen! Soll mir nur Recht sein!


      Geschafft! Das Zelt steht!

      Nachdem alle notwendigen Vorkehrungen getroffen sind, gehen wir heute im naheliegenden Tümpel baden! Ich müffel wie ein Puma und freue mich total auf eine Runde Schwimmen! Vor Ort stellen wir dann leider fest, dass nicht nur der Wind so unerbittlich kalt ist, sondern auch das Wasser. Kuoika ist ratz fatz fertig und ich halte es noch wenige Minuten länger aus. Schwimmen spare ich mir allerdings. Das Wasser ist nicht sehr tief und man sinkt sehr stark im Sediment bzw. Schlick ein. Gründlich gewaschen schlüpfe ich wieder in die Klamotten, die Dank stetigem Wind auch halbwegs trocken sind. Ich bin richtig happy und freue mich aufs Abendessen. Ich wage mich zu Kuoika ans Zelt und wir kochen gemeinschaftlich. Nach ca. einer Stunde friere ich mir aber so dermaßen den Arsch ab, dass ich alsbald im Zelt verschwinden will. Eine letzte klitzekleine Runde ums Lager bringt nochmal Auflockerung für die müden Beine und ein letztes schönes Foto mit einem Hauch von Abendsonne! Kuoika berichtet nach ihrem Spaziergang, dass sie einen Wanderer im Hang im Sarvesvágge erblickt hat, der die Sonne noch abbekommt. So ein Glückspilz, denke ich mir!


      Ein Hauch Abendsonne

      Im Schlafschack brauche ich eine gute Stunde um alle meine Körperteile wieder halbwegs warm zu bekommen. Danach schlafe ich wie ein Toter!

      Das Sarvesvágge hatte für mich extrem viel zu bieten, vor allem auch Sachen, die ich noch so von Lappland nicht kannte. Die Wiesen waren eine wahre Pracht, die vielen Rentiere einfach nur super und vor allem das Vielfraß hat diesen Tag zu einem unvergesslichem Erlebnis für mich gemacht! Das Sarvesvágge bekommt eine volle Empfehlung von mir!

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      • Blahake

        Fuchs
        • 18.06.2014
        • 1450
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        • Meine Reisen

        #83
        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
        Das liegt vielleicht daran, dass ich diesen Bericht hauptsächlich für mich schreibe. Ich lasse euch lediglich daran teil haben.
        Und da bin ich aber so was von froh drüber, dass Du uns teil haben läßt!




        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
        Wind so *pust,pust*, Kleidung so *yeah, bald trocken!*
        Ich liebe Deinen Schreibstil !!!

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        • Kuoika
          Erfahren
          • 23.08.2012
          • 471
          • Privat

          • Meine Reisen

          #84
          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

          Da sitzen hinter einem großen Stein zwei andere Wanderer, die ihre Pause im Windschutz verbringen. Ich grüße nur freundlich und folge Kuoika. Hätte sie die beiden nicht gesehen, ich wäre an ihnen vorbeigegangen ohne sie zu bemerken
          Wenn die beiden nicht gegrüßt hätten, hätte ich sie auch nicht bemerkt.

          Kuoika ist bereits außer Sichtweite.
          Ich lege am Ende des Tages wohl gerne mal einen Zielspurt ein.

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          • Buck Mod.93

            Lebt im Forum
            • 21.01.2008
            • 9011
            • Privat

            • Meine Reisen

            #85
            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

            Sehr schöner Bericht und wie immer ist es sehr amüsant die Reise aus beiden Perspektiven sehen zu können.



            Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
            Anstatt zum Fotoapparat zu greifen, diskutieren wir in aller Seelenruhe, ob das jetzt tatsächlich ein Vielfraß ist und nicht doch ein Marder.
            Ein Vielfraß ist ein Marder.
            Les Flics Sont Sympathique

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            • Mortias
              Fuchs
              • 10.06.2004
              • 1212
              • Privat

              • Meine Reisen

              #86
              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

              Lustig, da haben wir unsere Fortsetzung fast zeitgleich geschrieben. Jedenfalls wieder schön in Deinem üblich lustigem Schreibstil zu verfolgen, wie ihr durch dieses schöne Tal gelaufen seit. Und Glückwunsch auch zur Vielfraßsichtung. So etwas hatte ich leider noch nicht gehabt. Mein größtes "Raubtier" hier oben war ein Hermelin. Schade nur, dass ihr keine Fotos von dem Vieh gemacht habt.

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              • Kuoika
                Erfahren
                • 23.08.2012
                • 471
                • Privat

                • Meine Reisen

                #87
                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                Schade nur, dass ihr keine Fotos von dem Vieh gemacht habt.
                Auf diesem Suchbild hätte man dann noch weniger als auf den anderen gesehen.

                Ich muss ja ehrlich gestehen, der schwarze Punkt mit dem Schwanz hat es nicht mal in meinen abendlichen Tagebucheintrag geschafft. Aus den Augen, aus dem Sinn oder so...

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                • Heidelkraut
                  Anfänger im Forum
                  • 21.02.2013
                  • 16
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #88
                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                  Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                  Oh, ja, bitte weiterschreiben, ich bin auch ganz vorfreudig dabei. Will diesen Sommer in den Sarek und sammele bei Dir viele schöne Eindrücke.
                  Dito

                  Kommentar


                  • efbomber
                    Erfahren
                    • 23.08.2010
                    • 228
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #89
                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                    Ich liebe Deinen Schreibstil !!!
                    Danke für die Blumen!

                    Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                    Ich lege am Ende des Tages wohl gerne mal einen Zielspurt ein.
                    Was ich absolut nachvollziehen kann. Hab ich dir auch nie übel genommen!

                    Zitat von Buck Mod.93 Beitrag anzeigen
                    Ein Vielfraß ist ein Marder.
                    1. Danke! Das wusste ich garnicht
                    2. Jetzt kommts aber, der Marder hat eigentlich nichts im Bericht verloren! Ich habe zwar Marder geschrieben, aber wir haben da ein anderes Tier als Vergleich hinzugezogen, an dass ich auch gedacht habe, als ich den Bericht verfasst habe. Frag mich nicht warum ich Marder geschrieben habe, wenn es doch um einen Dachs ging. Ich und mein seltsames Gehirn Ich sage manchmal auch bei 7:45 Uhr Viertel vor 7

                    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                    Mein größtes "Raubtier" hier oben war ein Hermelin. Schade nur, dass ihr keine Fotos von dem Vieh gemacht habt.
                    Ein Hermelin durfte ich im Winter daheim bei unserem Brennholzvorrat beobachten, wie es eine Maus gefressen hat! Schön am Küchentisch sitzen und der Natur zugucken. Ich liebe es hier auf dem Land!
                    Ich hätte auch sehr gerne ein Bild, aber manche Dinge gehen halt nicht. Ich werde auch bei vielen Lemmel-Nahaufnahmen hier im Forum neidisch wie die Pest.

                    Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                    Ich muss ja ehrlich gestehen, der schwarze Punkt mit dem Schwanz hat es nicht mal in meinen abendlichen Tagebucheintrag geschafft. Aus den Augen, aus dem Sinn oder so...
                    Da haben wir wieder diesen interessanten Aspekt der verschiedenhaften Wahrnehmung einer Tour. Find ich voll spannend!

                    So und nun folgt gleich der nächste Teil! Danke für das rege Mitlesen!

                    Kommentar


                    • efbomber
                      Erfahren
                      • 23.08.2010
                      • 228
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #90
                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                      Metropole Tuottar - 22.08.2014

                      Nach einer frischen, aber erholsamen Nacht werde ich gegen 8:30 wach. Ich muss für kleine Wanderer und das nicht zu knapp. Schnell ziehe ich mir das nötigste Über und begebe mich vors Zelt. Die ersten Schritte sind die reinste Qual. Wegen dem Eilfaktor lasse ich die Schuhe ungeschnürt und suche mir abseits des Lagers eine ruhige Stelle. Wenige Meter von unseren Zelten frühstückt eine Rentiermutti mit ihrem Jungtier. Man merkt, dass die Tiere Menschen gewohnt sind. Wieder zurück im Zelt wird in aller Ruhe das Frühstück zubereitet. Heute soll es nur nach Tuottar gehen, mit einem kurzen Schlenker zum Rissájávrre, wo man am südlichen Ufer ca. 47km von allen frei zugänglichen Straßen entfernt ist. Das ist einer der Punkte auf einer Liste, die man ohne große Probleme auf einer Tour mitnehmen kann, nur um mal da gewesen zu sein. Irgendwie freu ich mich drauf!
                      Kurz nach 11 sind wir mit den morgendlichen Pflichten fertig, alles ist verstaut und wir sind abreisebereit. Die Furt, die uns direkt bevorsteht, darf man eigentlich nicht als solche bezeichnen. Der geringe Wasserstand erlaubt ein simples über die Felsen schreiten um trocken an der anderen Seite anzugelangen.


                      Ich hatte schon Wanderwege, die mehr Wasser geführt haben als diese Furt

                      Einen Weg zu den Renwächterhütten sparen wir uns aber. Die sehen schon von Weitem verschlossen aus. Es geht anfangs durch recht trockene Wiesen weiter Richtung Westen. Gesprächsthema von heute waren auch unter anderem Alina und Sascha, die wir bei Kvikkjokk verabschiedet hatten. Ungefähr zur gleichen Zeit müssten die beiden eigentlich aus dem Álggavágge kommen! Ob wir sie auf dem Padjelantaleden oder irgendwo hier treffen würden?


                      Noch mehr Wiesen! Blick Richtung Álggavágge.

                      Was sofort auffällt, ist die Tatsache, dass das Terrain sich geändert hat. Es fehlen die hohen, teils schroffen Gipfel des Sareks. Die Hügel sind abgeschliffener und flacher, aber dennoch absolut sehenswert! Das Hochgebirgsfeeling geht mir allerdings noch nicht flöten, da ich oft zurückschaue. Irgendwo beim seichten Aufstieg zum namenlosen See südlich des Oarjep Rissávárre wird mir überhaupt erst klar, dass wir die Grenze zum Sarek Nationalpark schon bei der Furt hinter uns gelassen haben. In Gedanken verabschiede ich mich rückwirkend und bin froh, dass dies meine erste Tour ist, wo die Planungen in die Tat umgesetzt werden konnten, ohne zu improvisieren. Optisch kann die Gegend mich direkt mit einem kleinen Wasserfall begeistern. Den Sinn für die kleinen Dinge kann ich irgendwie nur schwer verlieren


                      Kleiner Wasserfall

                      Wir folgen dem Verlauf des Stroms um den Rentierzaun zu passieren. Da wir keine Ahnung haben wo es eventuell Türen oder Treppen zum Übersteigen gibt, hoffen wir auf den Fluss. Kuoika hat in ihren Recherchen davon gelesen, dass man im Wasserlauf den Zaun passieren kann. Tatsächlich ist dies auch der Fall. Hier ist der Zaun unterbrochen und lediglich ein Stahlseil ist über den Fluss gespannt, an dem bunte Stacken herabhängen. Wir müssen ein wenig an der Stelle kraxeln, aber passen gerade so mit unseren Rucksäcken hindurch. Hinter der ersten größeren Kuppe ist es etwas windstiller und wir legen eine kleine Pause ein.


                      Verkehrt gesteckte Pfosten in Stahlschuhen, da der Untergrund aus Stein besteht.

                      Mit dem Wetter haben wir heute richtig Glück. Es ist eine gute Mischung aus Sonne und Wolken. Mal freundlicher, mal trüber. Gegen 13 Uhr erreichen wir auch schon das Ufer des bananenförmigen Sees. Die kleinen Strandabschnitte verlocken sehr zum Baden.


                      Miniaturstrand

                      Alleine sind wir hier aber nicht! Während Kuoika voranschreitet und ich für Sie ein Foto mit ihrer Kamera mache, flitzt wenige Schritte vor ihr eine Entenfamilie ins Wasser und bringt sich in Sicherheit. Wir träumen schon von den Leckereien, die es eventuell in Tuottar geben wird und ergänzen die Liste, auf der bereits Fisch, Brot und Schokolade steht, noch um gebratene Ente. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen! Bei genauerer Betrachtung erkennen wir in der Ferne noch 3 weitere Entenfamilien. Wow, richtig was los hier oben!
                      Wir folgen einfach dem Ufer um an anfangs erwähnten Punkt der Abgeschiedenheit zu gelangen. 20 Minuten später sind wir bereits am Ende angelangt.


                      Kurz den Enten gewunken und schon gehts weiter!

                      Es geht über buckelige Flächen Richtung Rissájávrre, auf denen allerlei Pflanzen zu bewundern sind. Hauptsächlich handelt es sich um Wollgras, aber auch einige Bereiche mit einer Löwenzahn ähnlichen Pflanze gibt es zu bestaunen.


                      Eine Art Löwenzahn?

                      Wir legen noch eine weitere Pause ein, die Schuhe fliegen erneut von den Füßen und ich entspanne mich direkt. Die gestrige Etappe steckt mir doch noch arg in den Knochen, aber mit den vielen Pausen geht es ganz gut! Es gibt zerdrückte Proteinriegel und Traubenzucker als Snack, bevor es auch schon wieder weiter geht. Die Gegend erlaubt anfangs keinen Weitblick, da man ständig von einer Vertiefung in die Andere geht. In einer dieser Vertiefungen nimmt sich Kuoika ausreichend Zeit einem besonders schönen Wollgrasfeld die Ehre zu erweisen und es abzulichten. Ich gehe sehr langsam weiter und warte eher "um die Ecke" auf Sie, als dass ich voran komme. Kurz darauf erblicke ich ein Schneehuhn vor mir. Es ist kaum auf dem felsigen Untergrund zu erkennen. Ich knipse ein Foto, was definitiv ein gutes Suchbild ergibt und will Kuoika den Vogel zeigen. Als ich weitergehe und um das Tier herum will, komme ich allerdings den versteckten Jungtieren zu nah, so dass diese panisch gackernd mit wildem Geflattere keine 3 Meter entfernt zu meiner Rechten losfliegen und mir den Schock des Tages verpassen! Nachdem mein Herzschlag wieder eingesetzt hat, lache ich drüber. War ja klar, dass das Muttertier wieder von ihren Kleinen ablenken wollte

                      Dem Tod durch Herzinfarkt gerade so von der Schippe gesprungen, erreichen wir auch eine kleine Anhöhe und vor uns liegt der Rissájávrre in seiner ganzen Pracht! Der erste tolle Weitblick im Padjelanta Nationalpark! Weiter in der Ferne erkennen wir noch Teile des Álájávrre und die Gipfel des Álátjåhkkå. Kurz genießen wir die Aussicht und begeben uns dann fast ans Ufer des Rissájávrre. Es werden ein paar Bilder für zu Hause geschossen und schon gehts weiter. Ich mache mir nochmals bewusst, dass wir jetzt 47km weg von jeder Straße sind. Ich bleibe unbeeindruckt, Hacke das Erlebnis geistig ab und freue mich dennoch sehr darüber! Das neue Ziel für heute heist jetzt Tuottar.

                      Wir legen heute viele Pausen ein und lassen uns wirklich Zeit. So ein Trödeltag ist schon was Feines!


                      Erneute Pause

                      Die Sonne setzt sich am Nachmittag immer häufiger durch und wir genießen die wohlige Wärme.


                      Sommerstimmung

                      Es geht runter bis ans Ufer des Duottarjávrre, dem wir eigentlich die ganze Zeit über folgen. Das Gelände ist leicht zu gehen und ich habe genug Zeit um über die Klarheit des Wassers zu staunen. Natürlich kann ich nicht widerstehen und fülle meine Trinkflasche, es mundet herrlich!


                      Luxus pur, sauberes Trinkwasser!


                      Ein herrlicher Tag!

                      Die nächste Pause lässt natürlich nicht lange auf sich warten und wird kurz vor Tuottar genossen.


                      Strand am Duottarjávrre


                      Aus der Karte werde ich nicht schlau, um welche Gipfel es sich dort handelt. Eventuell den Vássjábákte?

                      Als wir so am Strand sitzen und einfach die Seele baumeln lassen lässt der Wind hin und wieder nach. In dem Augenblick erheben sich Millionen kleiner Fliegen aus den Gräsern, nur um in der nächsten Brise sofort wie vom Donner getroffen wieder gegen den Boden gedrückt zu werden. Ich bin nur froh, dass das keine Mücken sind! Gefühlt ist es heute einer der faulsten Tourentage, der sich auch bald dem Ende neigt. Ich bin gespannt wie groß die Hütte bei Tuottar ist und rechne mit einer kleinen Bretterbude. Als wir dann aus der Ferne ein Haus erblicken, bin ich fast enttäuscht, wie klein es tatsächlich ist. Beim Näherkommen stellen wir allerdings schnell fest, dass dies eine abseits gelegene Hütte war. Tuottar ist ein wahrer Hüttenkomplex! Ich bin erstaunt, wie viele Buden hier stehen und frage mich, wie voll das gleich wird. Als wir die Örtlichkeit erreichen, müssen wir noch eine letzte Furt meistern. Auch hier ist ein einfaches Übersetzen von einem Ufer zum Anderen problemlos möglich. Der erste Blick in morgige Marschrichtung ist beeindruckend. Die Weitsicht ist ein Augenschmaus!


                      Erste Fernsicht von Tuottar aus

                      Beim Aufstieg zu den Hütten, die wenige Meter vom See Tsiekkimjávrre entfernt liegen, kommt uns ein bekannter Duft entgegen. Ich brauche ein paar Sekunden um ihn zu erkennen. Lösungsmittel, Lack oder Farbe, oder sowas in der Richtung. Als wir um die erste Hütte kommen, sehen wir auch direkt den Grund dafür. Eine Dame im Overall streicht die Hütte frisch ein. Ich habe ja insgeheim mit dem Duft von frischen Backwaren gerechnet

                      Sie stellt sich uns als Hilde vor, die Hüttenwartin. Wir quatschen kurz und äußern unseren Wunsch zu zelten. Sie fragt zwar, ob wir nicht doch lieber in eine Hütte wollen, Platz genug wäre vorhanden, aber wir verneinen. Bevor wir die Zelte aufbauen gehen, bringt Kuoika in Erfahrung, dass wir heute Abend frisches Pfannenbrot erwarten dürfen. YES! Der Abend ist gerettet!

                      Die Zelte werden windgeschützt mitten in Tuottar aufgestellt, es ist außer uns nur noch ein weiterer Gast da, der in seiner eigenen Hütte bleibt. Wir dürfen die Gemeinschaftshütte verwenden, da die Gebühr bezahlt wurde, zu der sich auch ein weiterer Wanderer gesellt, der aus Holland kommt, übrigens genau wie Hilde. Als die Zelte stehen begutachten wir alles in der näheren Umgebung, schießen einige Bilder und laufen anschließend noch auf den kleinen Hügel im Süden für eine bessere Aussicht.


                      Happy Hiker

                      Auf dem Hügelchen wird aber der Blick in die Ferne von einem kleinen Regenschauer getrübt. Während es bei uns noch trocken ist, fallen bei unseren Zelten schon die ersten Tropfen. Die Sonne scheint am westlichen Teil des Sees munter weiter, während der Regen immer näher kommt.


                      Regenschauer und Sonnenschein, wo bleiben die Regenbögen?

                      Wir eilen wieder hinab zur Gemeinschaftshütte und schaffen es passend vor dem Regen. Punktlandung, mal wieder! Wir richten uns etwas häuslich ein, lesen alles, was hier so rumfliegt und Kuoika bekommt sogar den abenteuerlichen Gasofen zum Laufen. Es wird warm und angenehm. Erst jetzt merkt man, wie viel Komfort eine simple Hütte einem Wanderer hier draußen geben kann! Herrlich!
                      Irgendwann gesellt sich auch der Holländer zu uns, mit dem wir Tourerfahrungen austauschen. Eigentlich will er heute noch direkt weiter, aber er lässt es dann doch bleiben und verbringt die Nacht ebenfalls in Tuottar. Als der Regen nachlässt, holen Kuoika und ich Wasser aus dem See und die Kochorgie kann losgehen! Hilde kommt dann zu uns und verkauft jedem einen Brotfladen. Kuoika lässt mir etwas Tubenkäse zukommen und ich genieße einen Teil des Brotes damit. Der Rest wird trocken verdrückt. Hammergeil! Kuoika schnibbelt sich noch Wurst und getrocknete Tomate drauf und improvisiert so eine Pizza. Hammergeil hoch 2!


                      Brot bzw. Pizza

                      Der Regen lässt nach und es wird bitterkalt am Abend. Sehr lange schaffe ich es nicht draußen zu bleiben und lege mich bald schlafen. Ein wenig Sorgen bereiten mir die 19km bis nach Staloluokta. Meine Beine schmerzen mehr, als sie nach so einer laschen Etappe eigentlich sollten. Zum Glück habe ich genug Ibuprophen dabei!


                      Letzter Ausblick vorm zu Bett gehen, es ist kurz nach 21 Uhr.

                      In Tuottar ist fast garnichts los. Die Nacht ist ruhig. Ich bin auf den morgigen Tag gespannt und gehe von einer anstrengenden Etappe aus.

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                      • Blahake

                        Fuchs
                        • 18.06.2014
                        • 1450
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                        #91
                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                        Jippie! Aus dem Wochenende zurück und schon ist die Fortsetzung zu lesen, samt Ecken, in denen ich schon war (Tuottar), das macht Freude!

                        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                        Eine Art Löwenzahn?
                        Hm, wahrscheinlich eher ein Habichtskraut.
                        Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                        Ich bin auf den morgigen Tag gespannt und gehe von einer anstrengenden Etappe aus.
                        Das macht neugierig, wie es weitergeht, wahrscheinlich wird der Weg dann - weil ausgetreten und flach - total easy. Aaarggh - eben fällt mir ein, wie ich da drauf komme - hab' ich ja schon bei Kuoika gelesen, sorry

                        Na, das bereitet mich allerdings darauf vor, dass es mir verwöhnter Padjelanta- und Kungsledenwandererin im Sarek dann umgekehrt gehen wird...

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                        • efbomber
                          Erfahren
                          • 23.08.2010
                          • 228
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                          #92
                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                          Der lange Weg nach Staloluokta - 23.08.2014

                          Die Temperaturen sind heute morgen gefühlt noch frischer als gestern vor dem Schlafen gehen. Kuoika und ich hatten abgemacht, dass wir heute früh loslaufen, weil ich ein wenig Respekt vor den 19km nach Staloluokta habe. Letztes Jahr habe ich die Strecke zwischen Abiskojaure und Alesjaure auch innerhalb von 8 Stunden zurückgelegt, weis aber noch ganz gut, dass die Quittung am Tag danach kam. Schwere Beine brauche ich jetzt auch nicht mehr!

                          Obwohl wir wie vereinbart früh aufstehen und eigentlich auch alles erledigen, kommen wir nicht vor 11 Uhr vom Fleck. Kuoika stattet Hilde noch einen kurzen Besuch ab und will den bereits fertig gelesenen Wallander gegen eine andere Lektüre tauschen. Sie nimmt gleich noch etwas Infomaterial zu den Samen und deren Traditionen mit. Innerlich schiebe ich schon wieder Panik, dass ich es heute nicht bis Staloluokta schaffe, und bin froh, als es endlich los geht. Zum Abschied gibt es noch ein Bild von Hilde beim Angeln. Jetzt nen lecker gegrillten Fisch! Ein Traum!


                          Gone fishing!

                          Wir sind die Letzten, die Tuottar verlassen, was haben es alle nur so eilig? Verdammt, 19km, ich weis schon warum. Die ersten Schritte sind etwas ekelig, wie immer in den letzten Tagen, aber zumindest haben wir Rückenwind. Wir müssen wieder über die Furt und kurz darauf eine Zweite, viel kleinere, bewältigen. Gar kein Problem. Wir folgen dem gut ausgetrampeltem Pfad, es geht immer wieder rauf und runter und langsam komme ich in Fahrt. Als wir eine knappe Stunde gelaufen sind, meldet sich Kuoika hinter mir, Pausenzeit! Normalerweise wäre ich sofort dabei, aber es läuft so prima, dass ich weiterlaufen will. Ich rufe das Kuoika zu, sie versteht natürlich nichts und läuft erstmal weiter hinter mir her. Irgendwann aber macht sie die Pause, auch ohne mich. Sie holt mich sowieso ein, ich kann unmöglich das Tempo lange halten, will aber so viel wie möglich Strecke fressen, bevor sich die Gelenke melden. Ich bin jetzt alleine, Kuoika kann ich nicht mehr sehen, das Terrain erlaubt keine weitreichenden Blicke zurück. Ich steigere mich dermaßen in meinen Lauf, dass ich nicht mal anhalte um Fotos von der herrlichen Landschaft zu machen. Hochkonzentriert schaue ich nach vorne um nicht über einen Stein zu stolpern oder in einer Mulde umzuknicken. Ich bin völlig in meiner eigenen Welt, es ist beinahe so, wie bei einem Langstreckenlauf. Die Landschaft ist ausgeblendet und Störfaktoren wie Rentiere, Vögelchen, Helikopter und auch andere Wanderer um mich herum ebenfalls. Das bekommen zwei Wanderer auch beinahe zu spüren, als ich Aufblicke hänge ich beinahe im Gesicht von dem armen Kerl. Im letzten Augenblick gehe ich vom Pfad und umlaufe die zwei. Beide haben schon mit dem Schlimmsten gerechnet und sich auf einen Hechtsprung zur Seite vorbereitet. Ich nuschle ein Hej beim Vorbeigehen und habe die zwei 20 Meter weiter schon fast vergessen.

                          Mittlerweile kann ich den ersten See im Norden, den Gieddávrre, erkennen. Ein Impuls meiner noch halbwegs intakten und nicht überhitzten Großhirnrinde meldet eine Pause an und ich will anhalten. Im Kopf habe ich angehalten, meine Beine laufen aber weiter. Ich gehe ein paar Schritte im Kreis, bevor ich endlich anhalten kann. Heilige Scheiße, das ist aber gerade ausgeartet. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es gerade mal 13 Uhr ist. Wie weit bin ich wohl gekommen? Kuoika ist noch nicht zu sehen. Ich schnalle den Rucksack ab und die Stiefel fliegen von den Füßen. Als ich 5 Minuten sitze, etwas getrunken und gegessen habe, frage ich mich, was zum Teufel ich hier eigentlich für einen Schwachsinn mache? Die Landschaft ist so geil und ich flitze hier durch wie vom Wolfsrudel gejagt. Zeit ein paar Fotos zu machen!


                          Der Gieddávrre in der Ferne

                          Nach 20 Minuten gesellt sich Kuoika zu mir und pausiert mit. Ich bin recht still, muss nämlich gerade selber auf mich klar kommen und so geht sie auch bald weiter, während ich meine Pause auf eine satte Stunde ausdehne. Den Motor danach wieder ans Laufen zu bekommen ist garnicht so leicht. Die Schmerzen sind jetzt da und erinnern mich auf den ersten Metern, dass das eine ziemlich dumme Idee war, so ein Tempo vorzulegen. Das war nämlich schon die Hälfte der Strecke in ca. 2 Stunden. Ich schwöre, dass ich ein "Pling" höre, so wie an einer analogen Kasse im Laden, wenn die Quittung kommt. Das habe ich jetzt davon!
                          Der weitere Weg ist ab jetzt das genaue Gegenteil und ich fange an diese herrliche Landschaft zu genießen. Die Kamera wird öfters aus der Tasche gezaubert und es gibt total viel zu entdecken!


                          Diesen tollen Wasserfall zum Beispiel

                          Bei jedem Schritt auf dem ausgetrampelten Pfad wirbele ich Staub hoch. Unfassbar! Das kenne ich von Lappland noch garnicht. Es ist knochentrocken. Meine Wasserflasche ist seit meiner Pause leer und ich habe bereits Durst, will aber nicht runter zum Bållávrjåhkå zum Auftanken. Also trotte ich weiter, es kommen mir nochmals zwei Wanderer entgegen, wir grüßen uns nur kurz, ich hab keine Lust auf Konversation. Gestern in Tuottar hatte ich bereits beinahe einen Zivilisationsschock erlitten
                          Endlich kann ich eine Stahlseilbrücke sehen. Nun weis ich auch wo ich bin und wie weit es noch ca. ist. Der Wasserlauf ist hier besonders ansehnlich!


                          Kühles, frisches Nass


                          Die Hängebrücke im Bild ist gesperrt

                          Hinter der Brücke erwartet mich eine Stelle mit viel Weidengestrüpp. Aber es führt ein Weg hindurch, so dass man größtenteils keinen Stress damit hat. Ich setze meinen Rucksack ab und will Wasser auffüllen am kleinen Wasserfall. Da sind aber bereits zwei andere Hiker, die ich nicht stören möchte und so gehe ich ein paar Schritte weiter. Ein kleiner Strom quert den Weg und ich fülle meine Reserven direkt hier auf. Genau an der Stelle probiere ich rote Beeren, die an einer Pflanze wachsen, die weinrebenähnliche Blätter hat. Die einzelnen Früchte sehen wie leicht Ovale Johannisbeeren aus, rot und mit einem Kern in der Mitte. Sie schmecken hervorragend, da ich aber nicht weis, was das für eine Pflanze ist, habe ich zum ersten Mal gesehen, lasse ich es bei einer kleinen Kostprobe und gehe weiter. Als es aus den Weiden heraus geht, erblicke ich vor mir ein Rentier mit einem roten Halsband. Es ist noch etwas entfernt, geht aber genau auf dem Pfad auf mich zu. Ich mache ein Bild, da ich glaube, dass es sonst bald vor mir davonläuft, wenn es mich wittert. Von wegen, als ich 10 Meter entfernt bin geht es lediglich vom Weg und ich komme sehr nah an das Tier heran. So nah hat sich noch kein Rentier an mich herangetraut, zu groß ist in der Regel die Gefahr, dass ich es auf den Grill werfen könnte! Und irgendwie wissen die das


                          Rote Nasen sind out, rote Halsbänder sind jetzt angesagt!

                          Ich lasse mir jetzt richtig Zeit und schaue oft umher. Die Landschaft erinnert mich sehr an die Steppen in den alten Karl May Filmen. Genial. Kurz darauf wartet ein weiteres Gebiet mit Weidengestrüpp auf mich. Hier laufe ich nochmals Kuoika über den Weg, die auf mich gewartet hat. Wir laufen dennoch getrennt weiter. Heute brauche ich einfach mein Tempo, egal ob schnell oder langsam wie eine Schnecke. Hinter dem Rentierzaun, der kurz nach dem Gieddávrre entlang der Strecke sichtbar ist, lege ich erneut eine Pause ein. Langsam bin ich alle und habe mit den rebellierenden Beinen zu kämpfen. Aber etwas Schokolade und Traubenzucker geben mir genug Kraft für die nächsten Kilometer! Sind ja auch nicht mehr so viele. Ich blicke sehnsüchtig zurück zu den Gipfeln des Sarek, die man noch gut erkennen kann.


                          Sareks Gipfel

                          Ich entspanne so richtig bei dieser Pause und schließe auch kurz die Augen. Als ich sie wieder öffne, habe ich Besuch bekommen. Die Rentiere bewegen sich aber superleise!


                          Ninja-Ren, aus dem Nichts aufgetaucht!

                          Als meine Beine dem Trugschluss verfallen sind, dass für heute die Etappe beendet ist, springe ich auf und laufe schnell los. Manchmal klappt die Selbstverarschung ganz gut! Kurz vor 16 Uhr erblicke ich einen kleinen Wasserfall im Birkenwald. So macht die Etappe richtig Spaß!


                          Wasserfall am Gieddejåhkå

                          Und dann präsentiert sich auch schon bald ein wahnsinnig schöner Ausblick auf den Virihaure. Viel drüber gelesen, viele Leute schwärmen von diesem See, zu Recht, wie sich später herausstellen sollte.


                          Nur ein kleiner Vorgeschmack auf den Virihaure

                          Der weitere Pfad führt an einem Helikopterlandeplatz vorbei. Ich bin ein wenig verwirrt, da ich mir nicht denken kann, dass es derjenige von Staloluokta ist. Auf der Karte ist einer mitten im Dorf eingezeichnet und ich sehe hier keine Hütte Weit und Breit. Ich folge etwas verunsichert dem Pfad und denke mir, da muss doch noch sicherlich ein Schild folgen. Es geht noch etwas hoch auf einen kleinen Hügel und die Vorfreude wird immens! Der Ausblick wird von Meter zu Meter genialer! Das gute Wetter lässt den Virihaure in einem kräftigen Blau erstrahlen. Die leicht tief stehende Sonne zaubert ein tolles Schattenspiel an die Berge im Norden, es ist wunderschön. Zu meiner Rechten sind jetzt auch endlich die ersten Häuser und Kåten von Staloluokta zu sehen. Ich jubele innerlich und brenne diesen Ausblick in meinem Stammhirn auf ewig ein!


                          Virihaure

                          Wie vermutet komme ich an einem Wegweiser vorbei, der mir verrät wo es morgen hin geht und auch wie weit es noch bis nach Staloluokta ist. Den letzten Kilometer will ich etwas später in Anlauf nehmen und lege nochmals eine Pause ein. Der Ausblick ist einfach zu geil! Aus Staddajåkkå kommen eine Mutter mit ihrem Sohn entgegen, die einen weiten Bogen um mich rum machen. Mir war garnicht so bewusst, dass ich so übel stinke Vermutlich hält man aus Prinzip Sicherheitsabstand, wer weis. Ein Rentnerpaar kommt ebenfalls mit leichten Rucksäcken daher, die grüßen mich auch! Ich lasse sie noch vorlaufen, damit wir uns beim weiteren Abstieg nicht ständig in die Quere kommen. Als es in den Birkenwald geht und nicht auf den Boden geachtet wird, rutscht der Senior aus und fällt fast auf den Hosenboden. Er schimpft auf schwedisch und ich denke mir, nur gut, dass ich nicht der einzige bin, dem sowas passiert! Ich muss lachen und hoffe, dass er das nicht hört. :haha:

                          Die letzte Pause hat ein Ende, meine Beine kann ich nicht mehr zum Narren halten. Der letzte Kilometer ist schmerzhaft und ich freue mich aufs Zelt. Im Birkenwald stehen etliche Pilze, der Sammler wird sofort wach. Natürlich nehme ich nichts mit, zu viel Arbeit am Zelt mit dem Putzen und Kochen. An der Brücke angekommen, die über den Auslauf des Luoppal führt, weis ich nicht, wo die Zeltplätze sind. Ich beschließe erst mal zur Stugorna zu gehen und zu schauen wo Kuoika ist. Ich komme mir ein wenig fehl am Platz vor. Hier ist seit ca. 10 Tagen die größte Ansammlung von Menschen auf einem Fleck. Der Wandertag selber war total entspannt mit sehr sehr wenigen Hikern für einen Wanderpfad. Aber hier ist es richtig voll. Ich setze den Rucksack ab, freue mich es endlich geschafft zu haben und schaue mich kurz um.


                          Wegweiser in Staloluokta. Das Schild am Boden weckt Sehnsüchte in mir, meine Reisekasse zu verkleinern!

                          An der Rezeption frage ich nach Kuoika, beschreibe Sie und ihre Kleidung, keiner will sie gesehen haben. Ich bin leicht besorgt und lasse mir den Weg zu den Zeltplätzen beschreiben. Ich muss wieder zurück über die Brücke und zum Strand. Na super.... Ich humple mich zum Strand und tatsächlich, dort steht bereits Kuoikas Zelt und ich bekomme noch einen tollen Platz direkt daneben. Zwei große Zelte mit Familien stehen wenige Meter entfernt von uns. Auch Deutsche, wie sich herausstellt. Als das Zelt steht und ich endlich meinen Daunenschlafsack mal zum Trocknen an die frische Luft hängen kann, bin ich richtig happy! Denn wir sitzen im Sonnenschein, während Regenwolken vom Padjelanta einen Regenbogen in die Landschaft malen. Gestern noch schmerzlich vermisst nach dem Schauer in Tuottar, heute wieder sichtbar.


                          Regenbogen!

                          Als die Pflichten erledigt sind, geht es direkt wieder zurück zur Stugorna. Kuoika kauft sich ein Bastuticket. Es wird noch ein wenig mit dem Samen gescherzt, der empfiehlt das Ticket jedem in der Sauna zu zeigen. Er weis selber nicht, warum man das quittieren muss. Wir bezahlen dann auch noch unsere Zeltgebühr und machen uns auf den Weg zum Shop. Ich freue mich tierisch auf eine kalte Cola! Als wir an dem Container ankommen, ist dieser aber geschlossen, ich werde hysterisch, gerate geradezu in Panik! Bis mich Kuoika aufklärt, dass der Same gleich aus dem Haus kommt und den Shop öffnet. Nochmal Glück gehabt! Ganz Gentleman lasse ich Kuoika den Vortritt. Cola, Knäckebrot und Ballerina-Kekse gehen für ein paar schwedische Kronen über die Theke. Schokolade ist leider alle. Sie hat gestern in Tuottar extra nichts gekauft. Ich muss die Bestellung in englisch machen und bekomme auch keine Antwort, aber dafür meine Waren. Bis auf die Cola, es war die Letzte! Als Kuoika mir übersetzt, dass die letzte Dose in ihren Besitz übergegangen ist, zerbricht innerlich etwas in mir. Ich höre ganz deutlich das Zerspringen einer Glühbirne und mein Augenlied fängt an gefährlich zu zucken. Ich bestelle als Ausgleich eine Dose Bier, Knäckebrot, Tubenkäse mit Salamigeschmack (endgeil!) und süße Tasse Fruchtgeschmack. Das Ganze kostet mich umgerechnet ca. 18-20 Euro.

                          Auf dem Rückweg besichtigen wir noch die Kyrkkåta. Ein wirklich interessantes Gebäude! Diese Bauweise finde ich total beeindruckend. Simpel und funktional!


                          Kuoika ist mindestens genauso fasziniert wie meine Wenigkeit!


                          Mit leichtem Ansatz eines Regenbogens

                          Gegen 19:15 sind wir wieder am Zeltplatz. Übrigens ein richtig toller Zeltplatz! Während Kuoika noch eine Fotosession mit ihrer Coladose macht, kann mich nichts mehr vom Schlemmen fernhalten. Ich schmeisse mich auf den Boden, öffne das Pils und setze zum Schluck an. Oh mein Gott! Wie unglaublich gut das schmeckt, obwohl es nur das kastrierte 3.5%ige Bier ist.


                          Skol!


                          Weiter geht es mit Knäckebrot und Salamikäse

                          Ganz bestimmt spielt die grandiose Aussicht am Virihaure auch eine Rolle, dass mir das Essen so gut schmeckt. Kuoika gesellt sich nach dem Werbeshooting für Coca Cola auch hinzu und wir futtern gemeinschaftlich weiter. Unser Zeltnachbar gesellt sich kurz zu uns und will einige Infos von unserer Tour und Strecke haben, die wir ihm gerne mitteilen. Wir unterhalten uns auch noch über Reisen mit Kindern und die Helikopter und die vom Piloten abhängigen unterschiedlichen Preise für einen Flug nach Kvikkjokk. Die Kids sind übrigens die Vertilger unserer Cola gewesen
                          Kuoika hat ein wenig Zeitdruck und entschwindet auch bald zur Sauna. Ich fröhne weiterhin der Völlerei und fange an zu Kochen. Buchstabennudeln mit Kräuter-Dill-Sauce!


                          Abendstimmung am Virihaure

                          Die Sonnenuntergänge sollen hier ein Traum sein. Ich freue mich schon sehr und beschließe bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Mit vollem Magen genieße ich die Show!


                          Da schmeckt das Essen gleich viel besser!


                          Die Sonne berührt die Gipfel im Nordwesten


                          Die Wolkenbank macht passend Platz. Ich finde die Show faszinierend!





                          Die Show neigt sich dem Ende zu und es wird bitterkalt. Ich gehe noch etwas am Strand entlang, besuche das Toilettenhaus in der Nähe, halte noch einen kurzen Plausch mit unserem Zeltnachbarn und sauge dieses Gefühl der absoluten Zufriedenheit des Augenblicks in mich auf.






                          Gute Nacht!

                          Ich verkrümel mich in meinen Schlafsack, Kuoika ist immer noch nicht zurück. Ich friere und bin froh über den Daunenschlafsack. Auf dieser Tour hätte ich mit meiner Sommerpenntüte fast täglich die Notdecke benötigt. Als Kuoika dann kurz darauf wiederkommt, unterhalten wir uns noch eine Weile durch die Zeltwände hindurch. Morgen wollen wir erstmal ausschlafen und dann locker gucken, wie weit wir kommen.

                          Es war ein atemraubender und atemberaubender Tag. Die ersten 10km waren irgendwie völlig neben der Spur, aber danach hats der Tag so richtig rausgerissen! Vor allem der geniale Ausblick auf den Virihaure, der total geniale Zeltplatz am Strand und der mega geniale Sonnenuntergang haben die Messlatte wieder deutlich nach oben geschraubt und mehr als nur für die anfänglichen Strapazen entschädigt. Auch die Abwechslung beim Essen darf man nicht verachten!

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                          • Mortias
                            Fuchs
                            • 10.06.2004
                            • 1212
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                            #93
                            AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                            Wirklich wunderschön die Bilder vom Virihaure. Es freut mich, dass ihr an diesem See so schönes Wetter hatte und so einen geilen Sonnenuntergang genießen konntet. Kann mich nur den Leuten anschließen, die so von dem see schwärmen. Übrigens, diesen Salami-Tubenkäse (bzw. teilweise auch mit Schinken) nehme ich schon seit Jahren immer als Standard Brotaufstrich da oben mit. Ist echt super praktisch vom Format und schmeckt eigentlich auch ganz lecker.

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                            • Blahake

                              Fuchs
                              • 18.06.2014
                              • 1450
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                              #94
                              AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                              Danke fürs Weiterschreiben und die schönen Bilder.
                              Vom Virihaure habe ich ähnliche, vor zwei Jahren habe ich etwas oberhalb von Staloluokta gezeltet und Deine Bilder rufen schöne Erinnerungen wach. Den komischen Tubenkäse muss ich dann im Sommer wohl auch mal probieren...

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                              • efbomber
                                Erfahren
                                • 23.08.2010
                                • 228
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                                #95
                                AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                Den komischen Tubenkäse muss ich dann im Sommer wohl auch mal probieren...
                                Plane ich dieses Jahr fest mit ein! Zur Not geht der auch pur runter!

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                                • efbomber
                                  Erfahren
                                  • 23.08.2010
                                  • 228
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                                  #96
                                  AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                  Staddajåkkåstugorna oder doch Sårjåjaurestugan? - 24.08.2014

                                  Die Vorgabe heute lange zu schlafen lag leider nicht in unserer Macht. Ein Helikopter am Morgen vertreibt den Schlaf und bringt Kummer und Sorgen! Gegen 8 Uhr rattern die Motoren unnachgiebig durchs Tal. Jetzt wird das auch nichts mehr mit dem Weiterschlafen, dafür bin ich umso neugieriger, was da draußen los ist. So richtig schlau werde ich nicht draus, der Heli landet irgendwann nahe am Strand und es wird wieder ruhig. Aber wenn man schon wach ist, kann man genausogut den Tag mit einem Frühstück starten. Der Vorteil beim Frühaufstehen liegt klar auf der Hand, man kann alles ruhig und gelassen angehen und startet später die Etappe mit den Langschläfern


                                  Morgenstimmung am Virihaure, perfektes Wetter!


                                  Auch die ersten Möwen sind schon längst unterwegs und suchen sich ihr Frühstück zusammen

                                  In der Ferne kann ich ein Boot auf dem Virihaure ausmachen. Die angeln gerade, ob der Fang wohl direkt auf dem Teller landet? Muss klasse sein, hier draußen zu wohnen. Während wir frühstücken ist auch schon auf den Nachbarstellen die erste Action los. Es wird gepackt und gerödelt, wir schließen uns an. Als wir mit geschulterten Rucksäcken an den beiden deutschen Familien vorbeigehen gibt es noch einen kurzen Plausch, sie fliegen heute wieder zurück nach Kvikkjokk und anschließend nach Hause. Uns wird noch viel Spaß und gutes Wetter für den Rest unserer Tour gewünscht und wir ziehen weiter. Aber nicht besonders weit, an der Brücke verlässt mich Kuioka kurz um noch schnell an der Hütte etwas zu kaufen. Ich warte unterdessen am Brückenpfeiler und genieße noch den Ausblick und freue mich über die Blümchen, die hier wachsen. Gegen halb 12 machen wir uns auf den Weg. Der Plan für die Etappe sieht eigentlich nur den Weg bis zur Staddajåkkåstugorna vor, also ca. 12 Kilometer.


                                  Auf Wiedersehen Staloluokta!

                                  Auch wenn das Wetter noch prima ist, kann man schon in der Ferne die ersten Wolkenbänke erahnen. Es wird also nicht so sonnig bleiben. Umso mehr genieße ich die wärmenden Strahlen und freue mich über ein angenehmes Tempo auf den ersten Kilometern. Die Müdigkeit aus den Beinen ist schnell weg.


                                  Immer wieder laufen wir Herrn Björk über den Weg


                                  Abwechslungsreiche Landschaft voraus

                                  Der Weg läuft sich fast von alleine, viel los ist auch nicht. Die erste Begegnung haben wir bei unserer ersten Pause nach der Hängebrücke. Es kommt ein sehr junger Kerl um die Ecke, mit einem großen Hut, kurz darauf ein junges Mädel. Ich frage mich ob die zu einer Wandergruppe gehören, älter als 14 sind die auf keinen Fall gewesen. Einige Minuten später folgt ein älteres Paar, vermutlich die Eltern. Was für ein schöner Familienurlaub! Da soll nochmal einer sagen, dass ist nur was für Individualisten... pffff!


                                  Pausenzeit hinter der Brücke, die über den Viejejåhkå führt.

                                  Bald folgen wir selbst wieder dem Pfad und kommen an einer kleinen, idyllischen Stelle vorbei. Ich bin hin und weg von diesem Plätzchen. Wär die Tour nicht so durchgeplant, das wäre für mich sicherlich eine richtig schöne Option für einen Zeltplatz gewesen!


                                  Toller Zeltplatz in der Nähe des Nordkalottleden

                                  Selbstverständlich ist es noch zu früh für ein Lager und wir gehen weiter. Kuoika macht ihr Tempo und geht ein wenig voraus, ich schlendere hinterher. Der Tag ist als einer der gemütlichsten in meiner Erinnerung geblieben. Sowohl die Sonne, als auch die Birken verschwinden jetzt immer wieder mal. Das Areal wird breiter und man kann noch immer das leuchtende Blau des Virihaure erkennen, wenn auch nur noch so gerade eben. Vor uns liegt noch ein kleines Stück bis zu den Hütten, aber ich bin guter Dinge, dass es mir heute ohne große Probleme gelingen wird.


                                  Die Weite des Tals ist fast greifbar


                                  Das frische Grün wird ganz langsam von den ersten Herbstfarben abgelöst

                                  Es geht über ein paar kleinere Buckel und bald ist auch schon die Hälfte des Wegs geschafft. Bei zugewucherten Stellen sind meist Bohlen ausgelegt, die ein Vorankommen vereinfachen sollen. Bis auf eine einzige Bohle liegen alle sehr trittsicher und fest auf dem Boden. Ich muss einen tiefen Schritt nach unten machen, um die kleine Bohle, die in einem Matschloch liegt, zu erreichen. Beim ersten Versuch stelle ich fest, dass meine Beine mal wieder zu kurz für so einen Schritt sind und ich springe im zweiten Anlauf einfach auf die Planke.
                                  HAHA VERARSCHT! schreit es mir entgegen, als das andere Ende der Planke, das eigentlich an einem kleinen Querstück festgenagelt sein sollte, genau in Richtung meiner Männlichkeit entgegensaust. Halb im Fallen und halb im Bemühen das Fallen irgendwie zu verhindern, schaffe ich es noch rechtzeitig einen Stock und meinen Arm zwischen Planke und Genitalien zu bekommen. Ich bin froh, dass niemand in der Nähe ist und diese Einlage gesehen hat. Kurz überlege ich die Planke zur Seite zu legen, damit das nicht nochmal jemandem passiert, aber dann denke ich mir so.... nee du, die lag für mich bereit zuzuschlagen, sollen andere auch ihren Spaß dran haben! :grr:

                                  Als es aus dem kurzen Sumpfabschnitt raus geht, kann ich Kuoika vor mir sehen. Das Tal erinnert jetzt stark ans Sarvesvágge. Eine Weidenlandschaft, soweit das Auge sehen kann.


                                  Nordkalottleden oder Sarvesvágge? Man kann schon ins Grübeln kommen, wenn man nur auf die Fotos schaut.

                                  Bei den anderen kleinen und größeren Pausen ist mein Wasservorrat enorm geschrumpft und so freue ich mich, als wir kurz vor dem Jiegnáffojåhkå stehen. Mein Gaumen erwartet kühlendes Nass, bekommen tut er aber auf dem ersten Seitenarm rein garnichts!


                                  Trocken wie der Kuchen in unserer Firmenkantine

                                  Zum Glück führt der Hauptstrom ein wenig Wasser, so dass ich meine Flasche wieder voll bekomme. Das Wasser tut richtig gut und gibt sofort Energie für den weiteren Streckenverlauf. Als ich ein paar Minuten später aufblicke, entdecke ich eine kleine Insel im Gáhpesluoppal. Wow, nur gut, dass ich gerade Wasser zu mir genommen habe, eine Fata Morgana kann dies also nicht sein. Ein Schieler auf die Karte verrät mir auch tatsächlich, dass ich keine Gespenster sehe. Man könnte fast zu Fuß die Insel erreichen, das Wasser sieht nicht sonderlich tief aus. Ein weiterer schöner Zeltplatz wird somit zurückgelassen. Wer weis, ob man da jedes Jahr so leicht auf die Insel kommen könnte.


                                  Kleine Insel, die nach Zeltplatz schreit!

                                  Vereinzelt laufen uns jetzt auch wieder Rentiere über den Weg, was ich dankend zur Kenntnis nehme, ich mag es einfach, wenn sich Tiere hier draußen blicken lassen. Gegen 15:30 sind wir schon an der Staddajåkkåstugorna angekommen. Wir gehen zur Stugvarthytta, aber dort ist niemand. In der Ferne können wir zwei Leute sehen, die sich den Hang entlang des Stáddájåhkå hochkämpfen. Eine Notiz an der Tür, lässt darauf schließen, dass es der Hüttenwart ist. Wir genehmigen uns eine längere Pause, kochen eine Kleinigkeit am Holztisch, der vor der Hütte steht und Kuoika schaut sich ein wenig um. Unterdessen bekommen wir Besuch von einer Horde von Hipstern. Keine Rucksäcke, Jacken lässig um die Hüften gebunden, teilweise Straßenschuhe, bunte T-Shirts und Sonnenbrillen. Stockholmer Schickeria. Es kommt weder einer von denen zu uns an den Tisch, noch wird Kuoika auf dem Rückweg von der Rundschau zu mir gegrüßt. Ich glaube nur ein einziges Mädel hat ein zaghaftes hej von sich gegeben.
                                  Bestimmt sind die von Kvikkjokk nach Staloluokta geflogen worden und machen einen Tagesausflug. Aber dieses Bild von dieser "Touristenbande" passt einfach nicht hierher. Die meisten von ihnen sehen auch irgendwie verloren, desinteressiert und fehl am Platz aus. Kuoika hat unterdessen einen Fragebogen mitgebracht, den wir artig ausfüllen. Es sind so interessante Punkte drin wie z. B. warum man hier ist, wie lange man unterwegs ist, ob man die Hütten nutzt etc. pp.. Besonders spannend fand ich die Ankreuzmöglichkeit für den Grund des Besuchs im Fjäll "Sammeln von Pilzen und Beeren". Ist doch irgendwie schon arg kompliziert hierherzukommen um Blaubeeren für Marmelade zu sammeln, das geht an anderen Stellen sicherlich einfacher. Den Punkt mit was uns am Weg am meisten stört beantworten wir beide mit "Lärm durch Helikopter"...


                                  Staddajåhkkåstugorna in Sichtweite

                                  Nach der Pause ist schnell klar, dass wir hier nicht bleiben wollen. Sårjåsjaure liegt nur knapp 6km weiter und dort soll es wunderschön sein. Hinter der Brücke fülle ich erneut mein Wasser auf, was sehr einfach geht, da der Weg direkt am Fluss verläuft. Die Teenager gammeln immer noch an den Hütten rum. Es sieht so aus, als ob die nicht wüssten, was sie mit ihrer Zeit anstellen sollen. Egal, das ist deren Problem. Der Weg wird jetzt aber steiniger und es geht auch leicht bergauf. Meine alten Knochen melden sich langsam zu Wort und ich bin heilfroh, das es nur noch so eine kurze Strecke ist. Die Landschaft hat immer noch genug zu bieten, um mich von diesen belanglosen Dingen wie nervende Teens und Gelenkschmerzen abzulenken.


                                  Für uns gehts bergauf, für das Wasser begab!

                                  Nach 3 km legen wir eine letzte Pause ein, in der es Schokolade und Traubenzucker gibt. Bislang hat mir die Etappe sehr gefallen, kein Vergleich mit dem Anfang der gestrigen Hetzerei. Man kann auch langsam und gemütlich seine Kilometer machen. Den Rest wollen wir aber schnell hinter uns bringen und ins warme Zelt schlüpfen, es hat sich nämlich ein wenig aufgefrischt. Ich habe nichts dagegen, mache aber lieber zwei Schritt langsamer und so entschwindet mir Kuoika recht flott wieder. Ich schaue oft zurück, da das Tal hinter uns recht ansehnlich ist und man fast die komplette Strecke des heutigen Tags sehen kann.


                                  Zurückschauen lohnt sich meistens

                                  Auf den letzten Metern vor diesem Anstieg, der im Bild weiter oben zu sehen ist, knicke ich zwei Mal ganz böse um auf der Buckelwiese. Von jetzt auf gleich sind die Schmerzen so übel, dass ich am liebsten etwas weggeworfen hätte, es aber sein lasse, weil ich es ja sonst nur zurückholen müsste. Das war doch jetzt zum Abschluss der tollen Etappe einfach nur unnötig! Ich weis nicht ob es an Unachtsamkeit, allgemeiner Müdigkeit oder der Langzeitbelastung lag. Aber schön ist definitiv was anderes. Auf dem Hügel kommt aber sofort die Hütte in Sicht und lässt mich beruhigt aufatmen. Schnell folge ich Kuoika, die noch in Sichtweite ist und es steht sofort fest, dass wir am Strand zelten werden.


                                  Sårjåsjaurestugan

                                  Brutal trifft mich die Erkenntniss als ich den kreativen Wegweiser zu Gesicht bekomme, dass unsere Tour in ca. 20km zu Ende ist.


                                  Wegweiser mal anders

                                  Wir bauen die Zelte auf und begeben uns dann in die Hütte zum Kochen. Uns erwartet ein kleiner, bärtiger Mann, der nur schlecht Englisch spricht. Wir unterhalten uns ein wenig mit ihm. Es ist der Franzose, den wir schon in Tuottar zu Gesicht bekommen haben. Er ist mit einem Fahrplan im Disput, dem ihn ein Busfahrer in die Hand gedrückt hat. Er wollte eigentlich Donnerstags mit dem Bus fahren, der Fahrer meinte aber, dass Donnerstags keine Busse von Sulitjelma aus fahren und er wolle deshalb die letzten 2 Etappen am Stück laufen. Wir können uns das eigentlich nicht vorstellen und bei unseren Recherchen haben wir nichts diesbezüglich gefunden. Er bietet uns als Dank, dass wir uns mit seinem Problem befasst haben, sein bereits gekochtes Wasser an, was wir aber erstmal ablehnen.
                                  Später sitzen wir in der Nachbarstube und Kuoika köchelt sich ihr Essen. Die Hütte selbst würden einige als schimmelig bezeichnen, ich jedoch eher als heimelig und urig. Diese Bude hat Charakter! Leider habe ich einen richtigen Tiefpunkt und verzichte heute aufs Essen. Morgen ist ja ein Ruhetag, da geht das schon in Ordnung, denke ich mir. Das verhagene Wetter drückt zusätzlich auf die Stimmung, wie genial muss das hier bei Sonnenschein und blauem Himmel aussehen?

                                  Bevor ich in der Hütte zusammenklappe, verabschiede ich mich recht zügig und haue mich ins Zelt. Wie schön etwas Schlaf doch sein kann!


                                  Grandioser Zeltplatz!

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                                  • efbomber
                                    Erfahren
                                    • 23.08.2010
                                    • 228
                                    • Privat

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                                    #97
                                    AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                    Heute mach' ich mal nichts - 25.08.2014

                                    Wie die Überschrift auch schon verrät, wird heute ein Ruhetag eingestreut. Jedenfalls für mich, Kuoika will unbedingt auf den Stáddátjåhkkå um die Aussicht zu genießen, ich verzichte aus Angst, dass ich meine Gelenke völlig überstrapaziere.

                                    Am Morgen werde ich sehr früh wach, es ist hell im Zelt, draußen ist es totenstill. Kein Lüftchen weht, die Sonne strahlt und es sind nur weit entfernt kleine Wolkenfetzten wahrzunehmen. Das ist wieder so ein Tag, der richtig Spaß macht!


                                    Zeltplatz am Morgen. Was für ein Anblick!

                                    Meine ersten Schritte vor dem Zelt sind übel, mir geht es mehr als nur bescheiden und ich halte die Wege heute so kurz wie möglich. Die Aussicht ist aber fabelhaft und das Wetter zeigt sofort wie viel Potential in diesem Fleckchen Land steckt. Grandios und nicht wirklich mit dem Virihaure vergleichbar. Die Berge sind näher als am Virihaure, dafür ist der Zeltplatz trotz direkter Hüttennähe viel privater. Der Franzose ist bereits unterwegs und wir sind jetzt alleine hier. Nichts und niemand kann mir die Genugtuung nehmen, die ich in diesem Moment verspüre. Es wird in aller Ruhe vor dem Zelt gefrühstückt. Kuoika will sich aber bald auf zum Gipfel machen. Ich will eigentlich auch, verzichte aber aus reiner Vorsicht. Sie stapft alleine los, und ich will ein gemütliches Bad nehmen. Da ja mehr als genug Zeit ist, stackse ich an der Hütte herum und sehe mir die Umgebung genauer an. Besser gesagt ich staune wild durch die Gegend, wie toll es hier aussieht!


                                    Die Lagune am kleinen Wasserfall neben der Hütte erstrahlt in kräftigem Türkis!


                                    Auch der Sårjåsjávrre strahlt blau...


                                    ...während die Gletscher in gleißendem Weiß leuchten.

                                    So toll es auch ist, der Wind ist präsent und ich friere etwas. Bin auch noch relativ müde und lege mich deshalb auch gleich wieder hin. Das Zelt bleibt offen. Ich döse ein und werde wach als ich eine Stimme höre. Ohje... es ist kurz vor 12 und die ersten Besucher sind da. Ich bleibe im Zelt, verzichte aufs Bad und höre nur zu, 2 Frauen, später kommt noch jemand mit einem Kind hinzu. Kuoika kehrt auch irgendwann wieder zurück, aber die Besucher sind teilweise schon wieder abgereist. Als einziger Übernachtungsgast bleibt ein Norweger, der den Ofen anfeuert und sich Fisch brät. Unverschämt guter Duft, der mich hungrig macht.
                                    Am späten Nachmittag wird ausgiebig geköchelt und eine Ration nach der anderen vernichtet. Es ist ja nicht mehr so weit und es ist doch mal wieder einiges an Nahrung übrig geblieben. Gegen Abend zieht es sich dann langsam wieder zu. Das scheint normal für diese Gegend zu sein oder es ist reiner Zufall. Kurz nach 8 lockert es nochmal auf und wir können den herrlichen Sonnenuntergang bewundern.


                                    Sonnenuntergang am Sårjåsjávrri


                                    Bei fast völliger Windstille

                                    Zu diesem Ruhetag gibt es noch einen Nachtrag meinerseits. Die Gelenke waren schon hinüber, der Weg auf den Stáddátjåhkkå hätte das nicht noch schlimmer machen können. Der Pausentag war viel ätzender als eine konstante Belastung. Ich habe den Tag über echt entspannen können, aber als ich die Bilder gesehen habe, die Kuoika da oben gemacht hat, habe ich erst gemerkt, was ich tatsächlich verpasst habe. Das ist quasi das einzige, was ich auf dieser Tour wirklich bereue, dass ich mich nicht dort hochgeschleppt habe. Und natürlich meine scheiß Wollmütze vergessen zu haben

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                                    • Kuoika
                                      Erfahren
                                      • 23.08.2012
                                      • 471
                                      • Privat

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                                      #98
                                      AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                      Hm, der Datenausfall macht es noch mal deutlich: am schönen Sårjåsjaure muss man einfach länger bleiben.

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                                      • efbomber
                                        Erfahren
                                        • 23.08.2010
                                        • 228
                                        • Privat

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                                        #99
                                        AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                        Auf nach Norwegen - 26.08.2014

                                        Nach dem sehr entspannten Ruhetag und einer noch entspannteren Nacht wache ich erneut in einem aufgewärmten Zelt auf. Die Sonne scheint und es weht kein Lüftchen. Bestes Wetter am Sårjåsjávrre, welcher durch den absoluten Mangel an Wind direkt mal als Spiegel durchgeht.


                                        Kaiserwetter

                                        Beim Frühstück und Abbau des Lagers lassen wir uns richtig Zeit. Warum gleich wieder in den "Alltagstrott" zurückverfallen und alles so überhastet angehen? Bei 10km für die Tagesetappe, besteht kein Grund sich zu beeilen.

                                        Kurz vor 12 sind wir mit allem fertig, was erledigt werden muss und laufen los Richtung Norwegen. Ich freue mich sehr, da ich noch nie dieses Land bewandert habe.


                                        Auf Wiedersehen Sårjåsjaurestugan!

                                        Ich lasse es extrem langsam angehen und habe folglich auch genug Zeit mich umzusehen. Es gibt wieder genug Kleinigkeiten zu entdecken, wie diese Blütenpracht direkt auf unserem Weg.


                                        Ein Hauch von Frühling zum Ende des Sommers

                                        Der Weg führt zwar direkt durchs Tal, fast am See entlang, aber schon der geringe Höhenunterschied gibt eine Aussicht auf ein atemberaubendes Fleckchen Land frei. Ich schaue oft hoch und nicht auf den Weg, weil der Anblick so schön ist. Der Tag fängt ja schon richtig stark an!


                                        Der Sårjåsjávrre

                                        Vereinzelt ziehen einige Wolken durch dieses Gemälde von einer Landschaft und stellen das gewisse i-Tüpfelchen für die Bilder dar. Die Sonne steht zwar immer noch hoch überm Horizont, aber den Stáddátjåhkkå kann sie noch nicht oder vielleicht auch nicht mehr überragen, so dass wir im Schatten des Bergs laufen müssen.


                                        Schattenspiele

                                        Ein kleineres Schneefeld, an dem wir vorbeikommen, lässt darauf schließen, dass hier die Sonne nicht viel zu melden hat. Endlich mal wieder Schnee in greifbarer nähe


                                        Schneefeld am Stáddátjåhkkå

                                        Die erste Pause legen wir auf einer Weide ein, die mit hohem Gras und Blumen einfach zum Anhalten lockt. Während Kuoika umherstreift und Fotos macht, genieße ich die Ruhe, die frische Luft und natürlich die tolle Aussicht. Warum kann es nicht immer so sein? Also ich meine nicht jetzt auf der Tour, sondern im Allgemeinen. So ein angenehmes Dasein pflege ich in meinem Alltag selten bis fast garnicht. Die Ausgewogenheit fehlt mir fast komplett.


                                        Tiefste Zufriedenheit


                                        Was wäre eine Tour nur ohne die herrlichen Pausenzeiten?

                                        Die Farben der verschiedenen Gesteinsschichten im Hang auf der gegenüberliegenden Uferseite sind richtig eindrucksvoll im Sonnenschein zu erkennen. Das strahlende Türkis des Sårjåsjávrre gibt sein Übriges dazu. Ich nasche noch einen Energieriegel, die bereits alle völlig zerquetscht in meinem Zipplockbeutel dahinvegetieren, während ich die Karte erforsche. Drüben im Hang sollte irgendwo auf dem Kamm der Grenzstein Rr 240a liegen. Jetzt ist es eigentlich nicht mehr weit bis nach Norwegen. Und tatsächlich bekommen wir auch schon keine 45 Minuten später eine Anschlagtafel zu Gesicht. Das erkenne ich erst selbstverständlich aus der Nähe, aber instinktiv wissen wir, dass dies die Grenze sein muss. Zuerst dachte ich, jetzt machen die schon hier draußen Werbung? Lohnt doch nicht, sieht doch kaum einer. Aber die Holztafel ist von der Kommune aufgestellt und informiert ein klitzekleines bisschen. Ich ignoriere das fehl am Platze wirkende Konstrukt menschlichen Geltungsbedürfnisses und konzentriere mich lieber auf die umliegende Landschaft. Die ist nämlich richtig schön!


                                        Kurz vor dem Grenzübertritt nach Norwegen

                                        Kuoika stellt ihre Kamera passend ein und wir laufen gemeinsam über die Grenze. Jetzt bin ich das erste Mal in Norwegen. Nochmal kurz zurück nach Schweden, die Kamera holen und dann wieder nach Norwegen und schon geht es weiter. Super!


                                        Rüber ins Nachbarland

                                        Es gibt nicht nur Steinmännchen als Grenzmarkierungen, sondern es hat sich sogar jemand die Mühe gemacht die umliegenden Steine zu zerschlagen um eine Grenzlinie zu ziehen. Der Aufwand rechtfertigt die Mittel meiner Ansicht nach nicht, aber hey, für ein tolles Foto reicht es aus und das soll mir Grund genug sein.

                                        Beim Weitergehen wechselt die Landschaft anfangs nicht, wird aber später immer steiniger. Zuerst müssen wir uns noch durch einige sumpfige Stellen mogeln. Viele davon sind ausgetrocknet, aber einige führen ein wenig brackiges Wasser. Wie sagt man so schön, kein Tag im Fjäll ohne Wasser, Steine oder Sumpf!


                                        In Norwegen läuft es sich nicht anders

                                        Mittlerweile kann man den Gletscher am Sorjostjåhkkå sehen. Ich komme mir in der Nähe von Gletschern direkt klein und unbedeutend vor. Eigentlich auch schon, wenn ich mich hier draußen im Fjäll bewege, aber das Gefühl ist immer besonders intensiv, wenn ich Gletscher zu sehen bekomme.


                                        Sorjostjåhkkå mit Eismantel

                                        Der kleine Pfad vor uns spaltet sich jetzt. Wir folgen dem Weg, an dessen Rand ein kleiner Holzpfahl auf eine Brücke verweist. Das bedeutet jetzt, dass wir ein kleines Stück aufwärts müssen, aber alles halb so wild. Irgendwann kommt die Brücke auch in Sicht, doch anfangs täuscht die Perspektive und es sieht aus wie eine Notunterkunft mit spitzem Dach. Doch beim Näherkommen wird deutlich, dass es ich um eine hölzerne Hängebrücke mit Stahlseilen als Absicherung handelt. Richtig interessante Bauweise, die erst unser Vertrauen verdienen muss. Kuoika geht als erste hinüber.


                                        Holzbrücke Rodan, nur 399€ im Ikea deines Vertrauens

                                        Nach Kuoika folge ich. Es ist schon eine nette Erfahrung, mal diese Art von Brücke queren zu können. Alleine deshalb hat sich der Trip hierher schon gelohnt. Hätten wir uns aber ein paar Meter sparen wollen, dann hätten wir dem anderen Pfad folgen können, der einfach weiterhin am Ufer entlangläuft. Die Flussquerung wäre bei dem aktuellen Wasserstand ein Leichtes gewesen. Wir legen im Windschatten eines Felsen eine nächste Pause ein. Diesmal ziehe ich die Stiefel aus, langsam merke ich wieder die Schmerzen und freue mich auf die paar Minuten Erholung. Aber wie sollte es auch anders sein, es fängt an zu tröpfeln. Naja, Die Regenjacke kommt drüber und dann wird ein Snack ausgepackt. Dank dem Wind ist die Pause alles andere als erholsam und Kuoika will direkt wieder weiter. Ich verfluche innerlich das Wetter, ziehe die Stiefel wieder an und laufe hinter ihr her. Es regnet nicht wirklich stark und ich glaube, dass ich dem Zeltphänomen auf den Leim gehe. Kennt ihr das, wenn man im Zelt liegt und nur wenige Regentropfen auf die Außenbahn fallen, es sich manchmal aber wie ein starker Schauer anhört? So geht es mir auch unter der Kapuze und als ich diese abnehme, stelle ich fest, dass es nur vereinzelte Regentropfen sind. Ich freue mich diebisch und packe das Regencape direkt wieder weg. Mein T-Shirt ist noch nicht durchgeschwitzt und ich feier das als kleinen Erfolg gegenüber dem Wetter

                                        Als wir den Sårjåsjávrre hinter uns lassen, laufen wir an vielen kleineren Seen lang. Hier gibt es verschärft Wollgras zu bewundern.


                                        Wollgras am stillen See

                                        Als ich Kuoika von Weitem sehe, sieht es beinahe so aus, als ob sie bereits nach einem Zeltplatz ausschau hält. Ich frage mich, ob wir schon die Sorjoshytta erreicht haben. Als ich kurz auf die Karte linse, weiß ich, dass es nicht der Fall ist. Ich gehe zu ihr hin, werfe den Rucksack ab und wir unterhalten uns darüber. Um zur Hütte zu gelangen, hätte man irgendwie den See furten müssen. Diese liegt nämlich auf der anderen Uferseite. Als ich ihr meine Karte zeige, ihre geht nämlich nicht bis hierhin, weis sie auch sofort Bescheid und macht sich auf zur Hütte. Ich bleibe noch etwas liegen und genieße diesen tollen, kleinen Strand am Bajit Sorjosjávri. Der nächste Energieriegel wird zugeführt und ich muss mich echt aufraffen, heute noch weiter zu laufen. Irgendwie sind wir total lahm unterwegs heute, aber Landschaft gucken und Fotos machen kostet nunmal Zeit!


                                        Kieselstrand am Bajit Sorjosjávri

                                        Als ich mich dann doch wieder auf die Beine traue und loslaufe, sieht es in der Ferne nicht mehr so freundlich aus. Eine düstere Wolkenbahn kommt uns besuchen. Kann ich ehrlich gesagt drauf verzichten! Am Ufer entlang ist etwas silber-blaufarbenes in die Erde gesteckt. Wir dachten anfangs, es handele sich hier um einen Wegweiser, allerdings haben wir uns getäuscht, es ist nur ein Skistock. Ob der wohl zum Ski im Lullihavágge gehört? Als ich mich weiter am Ufer entlangschleppe, der Weg ist übrigens hervorragend mit einem großen, roten T markiert, ziehen die Wolken an mir vorbei, ohne dass ich auch nur einen Tropfen abbekomme. So gefällt mir das! Ein Schneefeld, welches bis ins Wasser reicht, stellt mich aber vor ein anderes Problem, wie hinüberkommen? Meine Wanderstiefel haben kaum guten Gripp, was ich vermutlich den 3 Jahren Alltagsgebrauch zuzuschreiben habe, und in den See rutschen will ich lieber nicht. So warm ist es heute dann auch nicht. Beim näheren Hinsehen stelle ich fest, dass der Wasserstand es erlaubt direkt unterhalb des Schneefelds durch den See zu waten. Ich schaffe dies auch beinahe komplett trocken, lediglich das eine Hosenbein wird etwas nass. Glück gehabt!


                                        Achtung Schneefeld!

                                        Das Laufen am Ufer ist auch eine richtig gute Abwechslung! Die gesamte Etappe ist relativ flach mit nur wenigen Höhenmetern, was meinen Gelenken zu Gute kam. Die Bilder von den Seen sind aber wirklich toll. Vor allem der plötzliche Übergang vom flachen Uferbereich zu den Untiefen ist interessant.


                                        Ufer und Insel am Bajit Sorjosjávri


                                        Sandstrand und sehr schöner Zeltplatz

                                        Hätten wir noch einen weiteren Ruhetag gehabt, dann hätte ich mir beinahe gewünscht, dass wir den Hang im letzten Foto erklommen hätten. Das hätte uns einen uneingeschränkten Ausblick auf den Blåmannsisen und Blåmannsisvatnet gegeben.
                                        Bei der Sorjoshytta treffe ich auf Kuoika, die sich bereits angeregt mit einer älteren Dame unterhält. Im Hintergrund ist auch noch ein kleines Mädchen zu sehen. Wenn ich hier noch richtig liege, handelt es sich um eine Dänin, die vermutlich mit ihrer Enkelin unterewegs ist. Sie kann natürlich auch etwas deutsch.... Wir unterhalten uns in einem schwedisch-dänisch-englisch-deutsch Gemisch, aber bald geht es auf die Zeltplatzsuche. Kuoika findet einen halbwegs guten Platz an den Hütten und ich nehme einen weniger Geeigneten direkt daneben. Die alte Hütte hat es mal hinfortgefegt, leider baue ich mein Zelt auf Teilen der Überreste dieser Hütte auf. Ich versuche so gut es geht einige Glasscherben und Nägel aufzusammeln und entsorge die unter der neuren Hütte, die noch steht, welches aber jetzt die alte Hütte ist. Es gibt noch eine Aktuellere, in der auch die Dänin mit dem Kind quartiert. Ich schaue mich in Ruhe überall um, genieße die Geschichte auf der Toilette, warum jetzt Holzbrücken über den Fluss führen und was das für einen Aufwand bedeutet, all dies hier zu bauen und zu pflegen.


                                        Es wird von "Unfällen" mit dieser Schneebrücke berichtet. Vor einigen Jahren ist jemand sogar tödlich verunglückt, worauf die Holzbrücken gebaut wurden.

                                        Dort müssen wir morgen dann auch auf unsere letzte Etappe starten. Aber vorerst wird noch auf der hölzernen Veranda der alten Hütte gekocht. Super angenehm die Beine einfach baumeln zu lassen, während man dem Sonnenuntergang zuschaut und sich seine Mahlzeit schmecken lässt. Ich haue richtig rein, muss ja weg das Zeug! Ich bin ziemlich still heute Abend und muss das schon langsam verdauen, dass morgen unser letzter Tag der Tour ist. Das Ende einer Tour ist immer blöd, egal wie toll das Wetter ist, oder auch in dem Wissen, dass man sowieso wiederkommt. Kuoika verabschiedet sich irgendwann ins Zelt, ich bleibe noch länger sitzen. Die Dänin schaut auch noch kurz vorbei und wechselt ein paar Sätze mit mir, aber auch sie merkt, dass ich lieber allein sein will und lässt mich in Ruhe. Als ich meine Arme und Beine kaum noch spüre vor Kälte, packe ich schnell alles zusammen und lege mich ins Zelt. Ich hoffe, dass ich keine Glassplitter übersehen habe und schlafe auch bald ein.


                                        Vorletzter Zeltplatz der Tour

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                                        • efbomber
                                          Erfahren
                                          • 23.08.2010
                                          • 228
                                          • Privat

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                                          AW: [SE/NO] Kreuz und quer durch den Süden Laponias

                                          Das Finale - 27.08.2014

                                          Das Wetter hält sich heute morgen passenderweise zur Stimmung ebenfalls bedeckt. Vom Sonnenschein der letzten Tage ist nicht viel zu sehen, allerdings sieht es auch nicht nach Regen aus, was mich direkt etwas milde stimmt. Nach einem zweckmäßigen Frühstück machen wir uns auf den Weg unsere letzte Etappe zu bestreiten. Die ersten Meter sind sehr schwer für mich, die Schmerzen sind beinahe unerträglich und ich muss mir wirklich auf die Zunge beißen um nicht wie der Teufel loszufluchen. Irgendwie habe ich bammel vor dieser Etappe, auch wenn sie ebenfalls wieder nur 10km Länge hat. Die Höhenmeter sind aber im Vergleich zur gestrigen Etappe wieder mit am Start. Hilft alles nichts, denke ich mir und schleppe mich mühsam über die erste von zwei Holzbrücken. Nach etwa 700 Metern legen wir die erste Pause ein. Der Anstieg bis dahin verlangt mir einiges ab und ich bin froh über jede kleine Pause.


                                          Prächtige Farben in den Hängen

                                          Vom Grün der letzten Tage haben wir uns schon direkt hinter der Sorjushytta verabschiedet. Hier regiert der Stein. Wir sind ja auch in Norwegen!
                                          Nach dem Päuslein kraxeln wir uns in gemäßigtem Tempo weiter voran. Der Pfad ist weiterhin mit den roten Ts markiert und wir müssen nicht großartig auf die Karte schauen. Wäre ich nicht so angeschlagen, hätten wir die Etappe locker abgelaufen, aber so war das nochmals eine kleine Herausforderung. Ein Teilstück sollte uns auch über einen Gletscher führen, aber von dem bekommen wir leider nichts mehr zu Gesicht. Was dem noch am ehesten nahe kommt, sind ein paar Schneefelder, die es zu überwinden gilt, was weniger ein Problem darstellt.


                                          Schneefelder mit deutlich vorgetrampelter Richtung

                                          Bald erreichen wir eine Höhe, die wir auch eine Weile halten dürfen. Der Blick auf den See südlich des Sees 918 wird frei.


                                          Wasser und Steine

                                          Diese karge Landschaft hat echt was. Es braucht kein Grün und bunte Blumen um eine eindrucksvolle Kulisse zu schaffen. Die Kombination aus verschiedenen Steinschichten, Seen und Schneefeldern / Gletschern lässt mein Herz ebenso höher schlagen. Darum legen wir wieder eine Pause ein, in der ich meinen Rucksack allerdings nicht absetze und ein wenig umhergehe. Auf der ebenen Fläche ist es einfacher für mich.


                                          Karge Landschaft

                                          Über extrem glattes Gestein folgen wir dem roten T wieder einmal aufwärts. Es wird kurzfristig recht steil und zwei Wanderer kommen uns hier entgegen. Nach einigen Sätzen auf Englisch, durchschauen wir den Akzent der beiden und wechseln auf unsere Muttersprache. Es handelt sich um ein Paar, dass mit dem Wohnmobil unterwegs ist und immer wieder kürzere Abstecher ins Fjäll unternimmt. Ich hoffe inständig, dass ich im fortgeschrittenen Alter auch noch so einen Spaß an dieser Sache haben werde!

                                          Als wir uns verabschieden klettern wir kurz zum höchsten Punkt des Minipasses und genießen die Aussicht.


                                          Der Blick zurück


                                          Storelvvatnan voraus

                                          Nach dem Aufstieg folgt bekanntermaßen auch wieder der Abstieg. Hier natülich direkt im Anschluss! Es geht wie über eine gigantische Treppe Stufe für Stufe abwärts. Es macht sogar richtig Spaß, da man ein wenig gefordert wird und nicht die Strecke dumm ablaufen muss. Auf der anderen Seite erwartet uns dann leider noch ein Anstieg, aber daran versuche ich garnicht zu denken und konzentriere mich lieber auf die Berggipfel vom Sulitjelmamassiv, sofern sie zu sehen sind.


                                          Stortoppen spielt Verstecken in den Wolken

                                          Bevor es aber ganz hinab geht, legen wir natürlich wieder eine Pause ein. Diesmal setze ich auch meinen Rucksack ab und ich schaffe es sogar einen meiner letzen Proteinriegel Kuoika anzudrehen. Ich lobpreise den künstlichen Blaubeergeschmack und verrate erst später, dass die Riegel schon eine Weile das Verfallsdatum überschritten haben, weil ich befürchtete, dass ich den dann auch noch selber essen muss
                                          Die Entspannung für die Beine war garnicht so verkehrt, nach 15 Minuten fühle ich mich besser und es kann weitergehen. Das Tal ist übrigens wieder etwas grüner und selbst auf den steinigen Flächen wachsen manchmal Meere von lilanen Glöckchenblumen. Wahnsinn, wie wenig die Pflanzen benötigen um hier zu überleben.

                                          Unsere nächste Begegnung mit einem Homo Sapiens haben wir kurz vor der Watstelle am Storelvvatnan. Ein Norweger, der sich mit Kuoika auf norwegisch unterhält. Sie antwortet auf Schwedisch, beide verstehen sich und kleine Teile der Konversation gehen auch an mir nicht vorbei.
                                          Die Watstelle ist einfach passierbar, weder Stiefelwechsel noch Gamaschen sind notwendig bei diesem niedrigen Wasserstand. Kurz darauf folgt auch bereits der nächste Anstieg. Langsam bin ich entnervt und hoffe auf ein baldiges Ende des nimmer endenden Auf und Ab.


                                          Das haben wir schon alles hinter uns gelassen! Ganz schön viel Auf und Ab...

                                          Nach einem letzten Abstieg, der ja zwangsweise auch folgen musste, bekomme ich noch abschließend einen wunderschönen Krampf im Oberschenkel. Ich lege deshalb auf dem mittlerweile gut ausgetrampelten Pfad einen kleinen Freudentanz hin, den ich zusätzlich mit kräftigen Ausdrücken der deutschen Sprachkultur lobpreise. Als der Krampf nachlässt sinkt auch meine Motivation weiterzutanzen und ich eile schnell hinter Kuoika her, die bereits auf einem Parkplatz angekommen ist, auf dem zwei Fahrzeuge stehen. Die Straße ist auch schon in Sicht. Das war es dann wohl schon. Das kommt sehr plötzlich für mich und irgendwie freue ich mich mit einem Auge, mit dem anderen weine ich aber bitterlich. Ab hier besteht die Möglichkeit weiter im Hang zur Ny Sulitjelma zu laufen oder die Straße zu nehmen. Wegen dem konstanteren Verlauf wähle ich die Straße, auch wenn ich hier mehrere hundert Meter zusätzlich in Kauf nehmen muss. Die Schmerzen sind so aber weitaus leichter zu ertragen, da man sich meist für einen längeren Abschnitt auf ein Gefälle einstellen kann. Kuoika zieht durch und nimmt den steileren Hang!


                                          Die Zivilisation ist schon ganz nah

                                          Entlang der Straße bieten sich aber noch genug Aussichten. Der Vorteil liegt hier klar auf der Hand, ich muss kaum nach vorne gucken, wo ich hintrete und kann mich völlig der Landschaftsbestaunung hingeben. Norwegen ist schlicht und einfach anders als Schweden.


                                          Spektakuläre Aussicht entlang der Straße

                                          Auf einem künstlich aufgeschütteten Parkplatz sehe ich das Wohnmobil der beiden Deutschen. Auch die Hütte kommt jetzt in Sicht, aber so nah sie auch scheint, es ist noch ein gutes Stück für mich. Die Straße verläuft traversenartig und somit kommt man dem Haus nur langsam entgegen. Kuoika treffe ich dann auch am natürlich verschlossenen Haus. Die alte Hütte weckt sehr böse Gedanken in mir, sie erinnert mich an die Bruchbude aus Texas Chainsaw Massacre, ich will hier auch garnicht bleiben. Wir suchen jetzt gemeinsam nach einem geeigneten Zeltplatz in der Nähe. Etwas weiter die Straße hinab füllen wir unseren Wasservorrat an einem kleinen Bach auf. Eine Trinkprobe sagt mir, dass das Wasser genießbar ist und nicht irgendwo aus dem Bergwerk geflossen kommt. Unsere Rucksäcke haben wir auf der Straße stehen gelassen und selbstverständlich kommt genau dann das erste Auto, so dass Kuoika blitzschnell unsere Ausrüstung vor dem Überfahren retten muss. Glück gehabt!

                                          100 Meter weiter finden wir eine ebene Fläche, die auch noch reich an Blaubeeren ist. Das ist doch das Schlaraffenland, denken wir uns und schlagen das Lager auf. Bevor es ans Kochen geht, entspannen wir beide noch im Zelt unsere müden Muskeln. Es fahren einige Autos vorbei, die Straße liegt nur wenige Meter neben unserem Zeltplatz und viele werden langsamer und schauen neugierig zu uns herüber. Mir wird ein wenig mulmig bei der Sache. Als wir aber später vor den Zelten kochen, hupt fast jeder Wagen, der an uns vorbeifährt und fast alle Insassen winken uns zu. Ich bin hin und weg über diese Freundlichkeit und meine Befürchtungen sind wie weggefegt. Es ist erstaunlich viel los hier oben. Wir wundern uns wo alle hinfahren, vermuten den Staudamm und erfahren später in Sulitjelma, dass wir richtig lagen. Während des Abendessens leistet uns noch die Sonne Gesellschaft. Es ist ein absolut angenehmer Ausklang für eine absolut geniale Tour!
                                          Bereits hier können wir uns dank einem sehr nahen Sendemast bei unseren Familien zurück melden. Selbst der Akku hat noch genügend Saft dafür. Bei den modernen Smartphones durchaus nicht die Regel


                                          Der letzte Zeltplatz der Tour

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