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AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
11.Tag:
Mein Trek nähert sich dem Ende zu, es sind nur noch 27,5 km durch sanftes Gelände nach Fauske.
10:30 bin ich losgewandert, folgte den markierten Trekkingpfad Richtung Süden durch hügeliges Gelände mit Waldabschnitte und sumpfige Moorgebiete an paar Seen vorbei. An sumpfigen Stellen wird der Pfad zum Holzplankensteg. Die Herbstfärbung hat ihren Höhepunkt erreicht.
Nach viereinhalb Kilometern mündet der Pfad auf eine Schotterstraße ein mit kleinen Parkplatz. Paar Autos von Tageswanderern standen hier. Dies ist mein erster Straßenkontakt sein kurz hinter Bodø am Trekkingstartpunkt.
Ich querte die Piste und auf der anderen Seite führt ein schmaler unmarkierter Pfad wieder in die Wildnis rein. Den folgte ich durch herbstlichen Birkenwald, gemischt mit viele sumpfige Moorlichtungen. Es geht sanft bergauf das sehr weitläufige Austerdalen aufwärts. Nach anderthalb Kilometern verlor sich der Pfad auf einer Sumpflichtung, ab nun ging´s weglos weiter.
Dieses Tal ist von sanfte Fjellhügel bestanden. Talabwärts hatte man weite Blicke über die gelbe Birkenwald- Seen- und Sumpfwildnis auf das schroffe Granitmassiv dahinter am Horizont.
Irgendwann kam ich vom Birkenwald ins offene Fjell und auf 690 m erreichte ich die höchste Stelle eines sanften und langgezogenen Fjellrückens. Auf der anderen Seite blickte man runter in die Zivilistation, dort liegen an einem Fjord Häuser und kleine Dörfer durch die die E6 verlaufen.
Ich folgte diesen Fjellrücken kilometerweit weglos Richtung Süden (Kvitblikfjellet), ständig leicht rauf und runter. Links unten lag der kleine Ort Straumen und das breite Zivilistationstal durch das die E6 nach Fauske verläuft.
in der Ferne sieht man den Ort Straumen an der E6
Von verschiedenen Abbruchkanten hatte man super Blicke über dieses Tal. In der Ferne sah man auch schon Fauske, heute werde ich da aber nicht mehr ankommen. Dafür wird es morgen dann nur noch ein kurzer Tag zum Trekende.
Den Sjunkhatten Nationalpark verließ ich hier und kam in etwas tieferen Lagen durch sehr herbstlich gefärbte Birkenwälder in der phantastischen Abendsonne.
Auf einen flachen Rücken im Wald fand ich neben einen Bach einen super Platz zum campen. Morgen mache ich das letzte Stück bis Fauske.
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
12.Tag:
10 Grad, Regen. Ich ließ mir mal wieder viel Zeit und bin erst 12:40 aufgebrochen, nachdem der Regen vorbei war.
Beim Camp stieß ich auf einen schmalen Pfad, der den steilen Waldhang runter auf den Talboden führt. Den folgte ich zunächst, aber nach 200 hm, also auf ca. 160 m Höhe, erreichte ich eine breite flache Talstufe, 130 m oberhalb des Haupttalbodens. Hier bog ich nach rechts auf einen anderen Pfad, der diese Talstufe nach Süden Richtung Fauske folgt.
Es geht durch eine Mischung aus dichte Nadelwälder, Birkenwälder, offene Graslichtungen und an mehrere kleine Seen vorbei. Die Wanderung ist flach und einfach, dazu ist es auch eine attraktive Route durch eine herrliche Naturlandschaft.
Obwohl ich teilweise nur halben Kilometer von der Straße und den Bauerhöfen des Talbodens entfernt war, sah man von hier nichts davon. Beim ersten See, dem Storvatnet, machte ich Mittagspause. An den Seen standen kleine Windschutzhütten am Ufer.
Vom letzten See waren es nur noch 4 km bis zur Hauptstraße kurz vor Fauske. Der Weg wurde nun deutlich breiter und war nun auch befahrbar, mit viele Abzweigungen. Es scheint ein breiter Winterski-Trail zu sein.
Utvatnet
auf breiten Ski-Trail
Ich kam dann auf eine schmale Schotterstraße, 500 m weiter auf eine Asphaltstraße an einem Friedhof und paar Häusern vorbei und nach weiteren 500 m bog ich auf die RV 80, der Hauptstraße nach Bodø, kurz vor dem Ortseingang von Fauske. Hier endet dieser phantastische Trek!!
Bodø,11.09.2013
Ich wanderte garnicht erst nach Fauske rein, sondern stellte mich gleich an die Straße um nach Bodø zu trampen, 50 km entfernt.
Ich hatte Glück, nach weniger wie ne halbe Stunde bekam ich eine Mitfahrgelegenheit dorthin mit einen ältern Mann aus Bodø.
Nun hatte ich noch genau 4 Tage Zeit bevor meine lange Bahnfahrt nach Hause startet. Die Frage war also was ich in der Zeit noch machen soll. Der Mann setzte mich bei der Touri-Info im Stadtzentrum ab, dort wollte ich mich über Fähren zu den Lofoten erkundigen. Die Touri-Info hatte schon geschlossen, dann bin ich direkt zum Fähranleger gegangen, aber auch der war geschlossen. Ich bin dann die drei Kilometer aus der Stadt marschiert zu meiner alten Wildcampstelle,.....das hätte ich auch gleich machen können.
Am nächsten Vormittag baute ich mein Camp ab und gegen Mittag war ich wieder in der Stadt. Die Lofoten kommen nicht mehr in Frage, dafür ist mir die Zeit zu knapp und für gute Fotos dort sah mir die Wettervorhersage für die nächsten Tage eh zu schlecht aus.
Spontan entschied ich mich für eine kurze Trekkingtour hier in der Nähe. Ich ging in die Bibliothek, suchte mir im Bücherregal einen Wanderführer und nach einer kurzen Lesezeit hatte ich auch schon eine Gegend gefunden,.....die Børvasstindan. Dieses steile Granitmassiv wollte ich einmal umrunden. Mein Trekkingstartpunkt liegt 50 km südlich von Bodø, an der Küstenstraße FV 17.
Dann ging´s auch sofort los, ich nahm den 15 Uhr Bus und am Nordende des Valnesvatnet stieg ich bei strahlend blauen Himmel auf freier Strecke aus.
Kurztrek durch die Børvasstindan
Länge: 29,5 km
1.Tag:
Es war schon 16:30 und ich wanderte gleich los, von der FV 17 runter und für 100 m auf schmalen Fahrweg zu Bootshäusern am Valnesvatnet.
Danach gings auch schon gleich auf einen schmalen Pfad weiter durch Wald das Seeufer entlang. Es ist eine traumhafte Route in der Spätnachmittagssonne.
Valnesvatnet
Am anderen Ende des Sees stieß ich auf einen Quadpfad, den folgte ich für zweieinhalb Kilometer zu paar private Hütten am Nedre Falkflågvatnet, dort endet der Quadweg. Im Hintergrund liegt die schroffe Granitkette der Børvasstindan. Nun ging´s auf normalen schmalen Pfad weiter durch die herbstliche Birkenwaldwildnis das Falkflågdalen aufwärts.
Dann tauchte rechts der nächste See auf, der Øvre Falkflågvatnet. Am Ufer fand ich eine phantastische Campstelle mit Blick über den See.
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
Hallo Bernie,
der Bericht über die Durchquerung des Sjunkhattan Nationalparks war großartig. Es ist ja unglaublich, daß es solche Ecken in Nordskandinavien, wo ja scheinbar jeder Winkel schon abgewandert und ausgiebig beschrieben ist, noch gibt. Und dann noch landschaftlich so grandios. Und so leicht erreichbar! Vor zwei Jahren sind wir von Bodo gestartet. Dieses Jahr in Fauske. Und dazwischen schaut es so toll aus!
Toll, was du immer wieder für Routen erschließt und ein echtes Dankeschön, daß du sie mit deinen Berichten so anschaulich und nachvollziehbar machst. Wirklich immer sehr inspirierend.
Tolles Herbstwetter hast du natürlich auch erwischt.
Grüße aus Nürnberg in den hohen Norden.
Horst
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
Wow, was für eine geniale Gegend! Ein Glück, dß dies nun ein Nationalpark ist. Als ich 2006 in Bodö war, sind wir ziemlich stumpf daran vorbeigefahren. Asche auf mein Haupt!
So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
A. v. Humboldt.
Als ich 2006 in Bodö war, sind wir ziemlich stumpf daran vorbeigefahren. Asche auf mein Haupt!
ja das ist ne richtig geile Gegend, von der man auf der Fahrt zwischen Bodö und Fauske kaum was mitbekommt. Die Landschaft entlang der Straße ist ja auch ziemlich unspektakulär.
Auf meiner ersten Lapplandreise bin ich auch einfach daran vorbeigefahren, ohne zu wissen wie schön es dort ist.
Damals bin ich von Fauke nach Bodö getrampt, hab die Fähre zu den Lofoten genommen und dort nen 4 tägigen Trek auf Moskenes gemacht, incl. Reinefjorden. Das war zwar auch ne geile Tour, aber im Nachhinein betrachtet, war Sjunkhatten lohnender
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
2.Tag:
Gegen 9 Uhr wanderte ich los weiter das Falkflågdalen aufwärts. Es war grau bewölkt mit gelegentlichen Regen.
Relativ schnell kam ich vom Birkenwald ins offene Fjell an mehreren Seen vorbei. Es ist eine traumhafte Gegend mit der herbstlich gefärbten Landschaft und dem schroffen Grantmassiv der Børvasstindan.
Vor mir am Talende sah ich den Pass zwischen zwei graue Granitberge hindurchführen. Den Pfad sah man jetzt nicht mehr, die Route war aber gut mit Farbtupfern auf den Felsen markiert.
weiter geht´s das Falkflågdalen aufwärts
Falkflågdalen
im Hintergrund der Pass
Bald erreichte ich die Passhöhe. Auf der anderen Seite fallen steile Granithänge ab, zu steil für einen Abstieg. Ich folgte weiter die Markierungen nach rechts für noch weitere 100 m den Bergrücken nach oben, und erst dann führt die Route steil für 350 hm runter zum Store Sandvatnet.
Am Nordufer lag ein schöner Sandstrand und weil es wieder anfing zu regnen schlug ich hier erstmal für die Mittagspause mein Camp auf. Wie erwartet bin ich nach der Mittagspause nicht mehr weitergekommen, denn der Dauerregen hielt für den Rest des Tages an. Ich pflückte mir ein letztes Mal Blaubeeren für die Pfannkuchen morgen früh. Mit nur 11 km war heute nur ein kurzer Tag und es wird wohl meine letzte Trekkingnacht auf dieser Reise.
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
3.Tag:
Heute ist mein letzter Trekkingtag und es waren nur noch 12,5 km bis zur Straße. Ich folgte den Pfad für zwei Kilometer Richtung Osten zu einer Pfadabzweigung. Hier bog ich nach links, für 150 hm bergauf über einen Pass rüber ins Åselidalen.
Das Åselidalen wird auf beiden Seiten von steile Granitketten beflankt, dieses Tal folgte ich abwärts bis zur Straße. Der Pfad führt durch offenes Fjell an paar kleine Seen vorbei, dann fällt das Tal plötzlich in einer 200 m hohen Granitstufe ab. Der Pfad windet sich diese steile Stufe runter, teils mit Drahtseil zum festhalten, in den Birkenwald rein, mit super Blick auf den nächsten See, den Øvre Åselivatnet.
Åselidalen
Am Seeufer wäre eine super Campstelle, hier machte ich Mittagspause. Es ging weiter durch Birkenwald das rechte Seeufer entlang mit phantastische Blicke zurück auf den steilen Granit-Cirque mit Wasserfälle, eine super Gegend. Ich traf hier einige Wanderer. Der Pfad durch dieses Tal ist durchgängig gut erkennbar und sieht auch deutlich häufiger begangen aus wie der Pfad im Tal von gestern.
Øvre Åselivatnet
Am Ende des Sees fällt das Tal für weitere 150 hm ab zu einen weiteren See, den Nedre Åselivatnet und dahinter sah man auch schon die Fjordküste.
Kurz hinter dem See mündet der Pfad auf die Küstenstraße FV 17 und der Trek ist zuende.
Bodø,14.09.2013
Das Trampen zurück nach Bodø hat super geklappt. Ich bekam sofort mit dem ersten vorbeikommenden Auto eine Mitfahrgelegenheit für 10 km nach Saltstraumen. Dort stand ich etwa 15 Minuten bis mich jemand die letzten 30 km nach Bodø mitnahm.
Morgen fährt mein Zug nach Göteborg. Es wird also meine letzte Nacht in Norwegen, in der ich zur Abwechslung mal auf einen Campingplatz ging. Hier in Bodø erwischte ich auch endlich mal einen Campingplatz mit akzeptablen Übernachtungspreis und nicht so überteuert wie die anderen in Narvik, Fauske und Rognan. Normalerweise sträuben sich mir ja die Haare wenn ich mehr wie 10 Euro für´s campen ausgeben muss, aber 100 Kronen die Nacht (=12 Euro), incl Dusche und Küchenbenutzung, ist für norwegische Verhältnisse ein guter Preis.
Heimfahrt nach Hamburg
Am Abend des 15.September um 21:10 fuhr mein Zug aus Bodø ab. Mit Umsteigen in Trondheim und Oslo erreichte ich am 16.09 abends um 22 Uhr Göteborg. Alle Schalter am Bahnhof hatten um die Uhrzeit natürlich schon geschlossen, es waren heute also also keine Infos über Anschlussfahrten nach Hamburg mehr zu bekommen. Ich ging erstmal zu Burger King und anschließend marschierte ich vom Bahnhof weg, bis ich einen Kilometer weiter eine Stelle zum campen fand.
Am nächsten Morgen gegen halb acht war ich wieder am Bahnhof, bzw. Busbahnhof und kaufte mir für 270 skr (=30 Euro) ein SweBus-Ticket nach Kopenhagen. Abfahrtzeit um 8:15 und um 13:15 Ankunft.
In Kopenhagen ging ich als erstes zu Eurolines, weil ich vermutete daß dies die günstigste Buslinie nach Hamburg ist, aber 55 Euro nach Hamburg war mir dann doch zu teuer. Zurück am Bahnhof bekam ich für umgerechnet 36 Euro ein Ticket nach Hamburg mit dem ICE, incl. Sitzplatzreservierung, Abfahrtszeit 15:44.
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
Jo die letzte Campstelle ist echt mal eher ungewöhnlich. Insgesamt mal wieder ein grandioser Bericht von Dir. Find es auch klasse wie Du immer wieder neue coole Trekkinggegenden entdeckst und hier im Forum vorstellst. War auf jedenfall echt sehr lohnenswert das alles mitzuverfolgen. Nochmals nen riesigen Dank dafür, dass Du Dir die Zeit genommen hast so nen ausführlichen Bericht zu verfassen.
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
nene also die Campstelle in Göteborg ist echt verschärft..... , dass Du überhaupt schlafen konntest...
Danke für den sehr schönen Bericht und die tollen Bilder. Die Fjordlandschaft hinter Bodo ist wirklich schön. Sehr spannend Deine Tour und überhaupt auf die Idee zu kommen.
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
Von meiner seite aus auch nochmal ein ganz dickes DANKE für den Bericht!
So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
A. v. Humboldt.
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
Ich bin auch wieder tief beeindruckt.
Deine Traversierungen sehen für mich meistens eher nach : "Lieber nicht" aus, deshalb schön das im Bericht miterleben zu können. Das letzte Stück zum Åselidalen mit dem Drahtseil bin ich 2013 allerdings auch gegangen : "Am Seeufer wäre eine super Campstelle, hier machte ich Mittagspause." Dort verbrachte ich meine letzte Nacht und fand´s toll nochmal einen so schönen Platz kurz vor der Zivilisation zu haben.
AW: [NO] Fjordtrekking im Sjunkhatten Nationalpark
Ein wirklich schöner Bericht von einer sensationellen Landschaft! Vielen Dank für die schöne Lesestunde
Jetzt hab ich noch mehr Lust auf Norwegen. Unglaublich, dass ich noch nicht dort war.
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