[SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

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    • 11.10.2014
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    [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden
    Strecke: Nördlicher Kungsleden, Abisko-Kvikkjokk, ca. 200km
    Reisezeit: August / September 2014
    Dauer: 9 Tage + 4 Tage An/Abreise
    Übernachtung: im Zelt, autarke Verpflegung, Rucksäcke je 22 kg





    Unsere erste Tour
    Dies sollte unsere (Wolf, 52 / Kai, 17) erste mehrtägige Trekking-Tour werden. Nach dem Abi und vor dem Start ins Studium hatte sich Kai nochmal eine gemeinsame Papa/Sohn-Aktivität als Kindheitsabschieds-Event gewünscht. Er wollte Survival, aber wir haben uns dann geeinigt das zwei Wochen Trekking mit autarker Verpflegung genug Herausforderung sind, auch ohne Regenwürmer und Laubhüttenbau .

    Zwischen Alpenüberquerung auf dem E5, dem Matkatee in Estland und dem Kungsleden in Schweden hat er sich für letzteres entschieden.

    Der folgende Teil zur Tourvorbereitung ist für die hier versammelten Profis wahrscheinlich zu ausführlich geraten, aber für uns als Einsteiger war das ein ganz wichtiger Teil, der zeitmäßig ein vielfaches der Tour selbst in Anspruch genommen hat - und vielleicht hilft es ja anderen die vor den gleichen Fragen stehen.



    Vorbereitung
    Unsere Trekking-Erfahrung war gleich Null. Zwar hatte ich als Teenager längere Strecken (60km) zu Fuß und per Ski zurückgelegt, Tagestouren in der Hohen Tatra und im Kaukasus unternommen und als Fallschirmjäger auch mehrtägige Gepäckmärsche, Bergsteigen und das Übernachten unter freiem Himmel im Winter genossen. Aber das lag 30 Jahre zurück, seitdem hatte die tägliche Schreibtisch-Fron ihren Tribut gefordert. Danach war ich ein paar Mal in den Alpen (Berchtesgaden, Davos, Cortina), auch auf Klettersteigen. Gemeinsam im Hochgebirge waren wir zuletzt vor 4 Jahren in der Tatra und in den Alpen, Kai damals noch ohne Rucksack. Seitdem hatten wir nur kürzere Wanderungen (10-15km) unternommen.

    Wir hatten schon Respekt davor uns in ein Abenteuer zu stürzen, das etwas jenseits unserer aktuellen Wohlfühlzone lag. Bekannte die von unserer Tour erfahren hatten hielten uns für verrückt, fragten wie wir mit den Bären fertig werden wollten, verabschiedeten sich mitleidsvoll und waren insgesamt nicht von unserer Rückkehr überzeugt . Um die Tour zu einem Erfolg zu machen und alle gesund und munter wieder zuhause abzuliefern war also einiges an Planung und Vorbereitung notwendig. Dabei haben das Internet und dieses Forum sehr geholfen.


    Ausrüstung
    Eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Ausrüstung war ernüchternd. Wanderstiefel fielen auseinander, Rucksäcke waren mit 35 Liter auf Tagestouren ausgelegt, das 30 Jahre alte Kuppelzelt mit Glasfasergestänge zu schwer und ohne Apsis, ein russischer Benzinkocher schwer wie Stein, 20 Jahre alte Ajungilak-Ultralight-Kufa-Schlafsäcke hatten uns schon neu frösteln lassen und jetzt definitiv ihr Lebensende erreicht, Wasserflaschen aus PVC dufteten auch nach 30 Jahren noch nach Weichmacher, selbstaufblasende Supermarkt-Luftmatratzen waren dünn, schwer und sperrig, Hardshells -Fehlanzeige.



    Aber wir hatten ja noch ein halbes Jahr Vorlauf für Gear-Recherche, -Vergleich und -Beschaffung. Erst mal habe ich für die ganze Tour 1000 Euro ins Familien-Budget eingestellt - wie naiv!

    Das Optimum aus Performance, Gewicht, Robustheit und Kosten für jeden Ausrüstungsgegenstand für unsere angelesenen Anforderungen zu finden war zeitaufwändig und häufig wohl eine Glaubensfrage. Mit Excel und Küchenwaage bewaffnet fing ich an Ausrüstung, Bekleidung und Verpflegung zusammenzustellen, Volumen und Gramm zu reduzieren und Kilokalorien zu optimieren, inspiriert von vielen veröffentlichten Packlisten, Reiseberichten und Gear-Reviews. Kai konnte diesem bürokratischen Teil wenig abgewinnen, war dann im Verlauf der Tour aber doch zufrieden dass trotz überschaubarem Gewicht nie etwas gefehlt oder versagt hat. Hier unsere Packliste.

    Wahrscheinlich waren wir am Ende für das Traumwetter das uns erwarten sollte etwas „over-equipped“. Sensibilisiert durch verregnete Youtube-Videos und eigene Erfahrungen mit Wetterumschwüngen in den Alpen waren da noch deutliche Reserven für schlechtes Wetter, Kälteeinbrüche und erzwungene Ruhetage. Aber „better safe than sorry“, besonders als Neulinge in Sachen Trekking und Fjäll.


    Fitness-Check
    Natürlich wollten wir nicht erst auf dem 2000 km fernen Trail feststellen ob wir noch/schon fit genug sind. Also erst mal eine Testwanderung von 42 km im heimischen Neandertal. Check. Dann eine zweite Tour über 24 Kilometer mit Gepäck (je 30x0,5 Liter Wasserflaschen). Check.


    Gear-Check

    Natürlich haben wir das neue Zelt (Exped Venus II Extreme) vorher aufgebaut, und die Isomatten (TAR ProLite Plus) und die Schlafsäcke (MH Lamina 0) während einer Probeübernachtung getestet. Bei unseren Wochenendwanderungen haben wir die Wanderschuhe (Meindl Vakuum GTX) eingelaufen und uns mit dem GPS (Garmin Oregon 650 mit OSM-Karten) vertraut gemacht.


    Bannock frisch vom Hobo

    Kai hat seine Skills mit Hobo und Feuerstahl perfektioniert. Und wir haben mit den Crocs das furten in der Düssel geübt. Taschenlampen (Zebra SC600) und Kopflampen (Zebra H600W) hatten wir schon häufiger dabei, dann auf Tour wegen der hellen Nächte aber wenig gebraucht. Nur bei den Rucksäcken (Deuter Aircontact PRO 60 + 15) haben wir uns auf die mehrstündige Anprobe im Globi verlassen und beim Kocher (Trangia 27-1 HA) auf die Feuertaufe verzichtet – etwas leichtsinnig, aber ohne Folgen.


    Tourplanung
    Sowohl bei der Vorbereitung als auch während der Tour hat uns Michael Hennemanns ausgezeichneter Kungsleden-Führer gute Dienste geleistet. Mit jeder Seite wuchs die Vorfreude. Wir wollten in Abisko starten, und dann dem Kungsleden von Nord nach Süd folgen. Für die Tour hatten wir grob 14 Tage geplant und Kvikkjokk als mögliches Ziel ins Auge gefasst. Wegen der fehlenden Erfahrung wollten wir zeitlich variabel bleiben und bei Bedarf verkürzen oder verlängern, selbst ein Thru-Hike war drin. Wir wollten im Zelt übernachten und uns autark versorgen, d.h. alle für die Tour benötigten Vorräte mit uns führen. Aus Kostengründen, aber vor allem der Challenge wegen. Die Hütten entlang des Kungsleden waren nur als Fallback eingeplant.

    Blieb die Frage nach der besten Reisezeit. Ende August sollte der Kungsleden nicht mehr so überlaufen sein und September wurde als schönster Wandermonat mit wenig Mücken, unproblematischem Furten und toller Herbstfärbung genannt. Damit stand unsere Entscheidung für Ende August / Anfang September fest – und alle Vorhersagen sind auch perfekt eingetroffen.



    Neben dem Kungsleden-Führer hatten wir auch ein GPS mit der OSM-Freizeitkarte Schweden und dem Kungsleden-Track im GPX-Format sowie Karten vom Calazo-Verlag und Kompass dabei. Die Karten gab es bei Outnorth deutlich günstiger als in Deutschland. Wegen der perfekten Wegbeschreibung und der vorbildlichen Markierung des Kungsleden haben wir die Papierkarten nie gebraucht und das GPS nur genutzt um die Kilometer bis zum nächsten Zwischenziel zu erfahren. Das kann natürlich bei schlechter Sicht oder Nebel schnell anders sein.


    Packen
    Wir waren bis zuletzt nicht ganz sicher ob sich die Berge von Ausrüstung und Kisten voller Proviant in unseren 60 Liter Rucksäcken restlos verstauen lassen würden. Zwar hatte ich in der Packliste schon eine ungefähre Position vorgesehen, aber die Realität sah dann doch etwas anders aus. Es bedurfte mehrerer Anläufe über zwei Tage um das Vorhaben erfolgreich abzuschließen. Hier sollte man bei neuer Ausrüstung genügend Zeit einplanen um nicht kurz vor Abfahrt in Panik zu geraten.

    Für die Verpflegung mussten wir die „+15“ Reserve der Rucksäcke voll ausnutzen, darin die zweckentfremdeten Mesh-Stausäcke der Schlafsäcke um das Futter mit einem Griff entnehmen oder verstauen zu können. Für den restlichen Proviant haben wir auch noch die beiden Packsäcke der Schlafsäcke umgewidmet und außen befestigt. Mit Fortschreiten der Tour und jeder Mahlzeit wurde dieses Volumen/Gewicht natürlich immer weniger. Darüber hat sich vor allem Kai gefreut, während Zelt und Kocher in meinem Rucksack am Ende noch genauso viel wogen.

    Wegen durchwachsener Erfahrungen mit Raincovern haben wir Bekleidung, Papiere und Batterien zusätzlich wasserdicht in Ziploc-Beuteln verpackt. So kann man Sachen auch besser gruppieren, die Übersicht bleibt erhalten, die Entnahme und das Verstauen gehen „reibungslos“, gefaltete Kleidungsstücke fallen dabei nicht auseinander und lassen sich luftdicht komprimieren.

    Die Schlafsäcke haben wir jeweils in einem „Sea To Summit Compression Event Dry Sack“ verpackt, der im Gegensatz zum Original wasserdicht und komprimierbar war.

    Da die beigelegten Packsäcke für die TAR-Isomatten sehr knapp bemessen sind mussten zusätzliche „Meru Mattress Straps“ das reibungsloses Verstauen und Entnehmen gewährleisten. Alle externen Teile (Zelt, Verpflegung, Brennstoff, Wasserflaschen) haben wir mit Paracord und Karabinern gegen verlieren gesichert.



    Verpflegung für 10+ Tage, Crocs und Zelt



    Schuhe, Bekleidung, Hardshell, Isojacke, Schlafsack, Isomatte, Rucksack



    Trekking-Stöcke, Sonnenbrillen, Feuerzeuge, Batterien, Messer, Filter
    Boonie Hat, Moskitonetz, Medpack, Medikamente, Kocher,
    Ducktape, Paracord, Stativ, Sitzkissen, Karte und Kompass, Hygiene



    Alles verpackt!

    Es ging nicht darum alles irgendwie in die Säcke zu quetschen, sondern eine Ordnung zu schaffen die man während der ganzen Tour aufrechterhalten kann, in der alles seinen Platz hat, an den man sich auch unter erschwerten Bedingungen sofort erinnern kann und schnell Zugriff darauf hat – insbesondere Medpack, Navigation, Kamera, Licht, Wasser, Verpflegung, Hardshell und Thermojacke. Niemand hat Lust erschöpft, im Dunklen oder bei Unwetter alles auszupacken und zu suchen.




    Anreise (24.8.-26.8.) Düsseldorf - Kopenhagen - Stockholm - Abisko Turist



    22:02 Uhr fuhr der CNL40457 ab Düsseldorf über Hamburg und sollte 10:08 Uhr in Kopenhagen eintreffen. Wir hatten ein Doppelabteil im Schlafwagen, Frühstück inklusive. Die Entbehrungen würden ja früh genug beginnen . 11:16 Uhr sollte uns der X2 536 dann von Kopenhagen nach Stockholm bringen. Die gesamte Strecke hatten wir online als Europa-Spezial Tarif bei der DB gebucht.





    Am Morgen erfuhren wir das unser Zug inzwischen 90 Minuten Verspätung hatte und es ungewiss war ob wir unseren Anschlusszug erreichen würden. Der Zug holte etwas auf und 5 Minuten vor Abfahrt trafen wir ein. Da uns der Schaffner im Zug keinen Bahnsteig nennen konnte also schnell zum Fahrplan. Irgendwie haben wir das dänische System aber nicht verstanden, einen Bahnsteig konnten wir nicht erkennen.
    Adrenalin! Nach einem Fehlversuch waren wir dann durch puren Zufall am richtigen Gleis, 10 Sekunden später fuhr der Zug.

    Es war schwierig die Rucksäcke zu verstauen, da die Gepäckbereiche an den Wagenenden bereits überfüllt waren. Dann haben wir uns nett mit einem jungen Deutschen mit Bundeswehr-Background unterhalten, der mit einem gigantischen 100 Liter Berghaus Cyclops II Atlas, Bivy und Tarp in Norwegen trekken wollte und später mit uns den Nachtzug nach Narvik nahm. Kurz vor Stockholm kommt der schwedische Zoll und lässt die Rucksäcke durch einen Drogenhund beschnüffeln.

    16:39 Uhr sind wir in Stockholm eingetroffen und haben uns erst mal bei McD gestärkt.
    Der Nachtzug fuhr 17:55 Uhr und sollte 12:32 Uhr in Abisko Turist ankommen. Gebucht hatten wir online unter www.sj.se. Wieder Schlafwagen, diesmal ein 3er-Abteil. Zum Glück blieben wir trotzdem unter uns, denn es war eng und unsere Rucksäcke machten sich schon ziemlich breit, da sie weder in die Gepäckfächer im Abteil noch in die auf dem Gang passten. Nette Schweden machten uns darauf aufmerksam nicht in Abisko, sondern erst in Abisko Turist auszusteigen. Zwar hatte der Zug inzwischen wieder 90 Minuten Verspätung, aber diesmal nahmen wir es gelassen - schließlich hatten wir den Kungsleden erreicht und die Hektik der Zivilisation hatte keine Macht mehr über uns .




    das Abteil verlassen um den gigantischen Törneträsk in Fahrtrichtung rechts zu sehen



    Eine sehr angenehme Reise - wenn man genügend Aufenthalt für Verspätungen einplant. Leider wird der Nachtzug nach Kopenhagen ab 1. November eingestellt.




    1. Tag: (26.8.) Abisko Turist - Abiskojaure : 17km/5h

    Da waren wir also! Nach der langen Reise und vor der großen Tour schnell noch Käsebaguette und Orangensaft in der Abisko Fjällstation, das obligatorische Foto am Kungsleden Portal und hinein ins Abenteuer.









    Wir waren überwältigt. So musste das Paradies sein. Die Nachmittagssonne ging direkt ins Herz, der blaugrüne Abiskojakka rauschte im felsigen Canyon, rote Beeren und gigantische Pilze überall. Wir wandelten wie im Trance durch den grünen Korridor der Fjällbirken und konnten die Kamera gar nicht mehr aus der Hand legen.




    Abiskojakka









    Wir waren 15:00 Uhr gestartet und wollten jenseits der 17 km entfernten Grenzen des Nationalparks unser Lager aufzuschlagen. Nach einer Stunde erreichten wir den 4,5 km entfernten Zeltplatz Nissonjohka. Es herrschte emsiges Treiben das nicht so ganz unserer Vorstellung entsprach. Also weiter, über unsere erst große Hängebrücke, am See Abiskojärvi vorbei in Richtung Abiskojaure-Hütte.




    Abiskojärvi






    verzaubert


    der Kieron


    Brücke zur Absikojaure stugorna

    Das Wetter war traumhaft und das Glücksgefühl hielt an - die perfekte Motivation für unseren ersten Trekking-Tag. Nachdem wir die Abiskojaure-Hütte 18:30 Uhr passiert hatten waren es noch 2,5 km zur Nationalpark-Grenze. Nun ging es steil aufwärts.

    Unser Wasser war inzwischen aufgebraucht und so füllten wir am nächsten Bach unsere beiden Trinkflaschen und die 1,5 Liter Evernew Faltflasche fürs bevorstehende Camp auf. Das hat eine Weile gedauert, da wir das Wasser mit dem Sawyer Mini gefiltert haben. Man kann das Wasser auch ungefiltert trinken, aber wir hatten Berichte über durch Lemminge übertragene Hasenpest gelesen und wollten kein Risiko eingehen. Den süßen Fellknäulen und ihren Hinterlassenschaften sind wir dann auch häufig begegnet, ebenso einem skelettierten Rentierschädel im Bach - da hatte das Wasser seine Unschuld verloren. Der Filter nimmt kaum Platz weg, ist leicht und die Bedienung simpel. Das Befüllen der mitgelieferten Faltflasche war allerdings tricky. An dem langsam fließenden Bach füllte sich die Flasche einfach nicht mit Wasser. Wenn man die Flasche vorher aufbläst und den Boden mit den Fingern auseinander spreizt geht es aber. In der Strömung und an kleinen Wasserfällen ist es kein Problem. Wir haben auf der gesamten Tour gefiltert, sonst allerdings niemanden mit Filtern hantieren sehen. Da wir die Faltflasche beim Filtern immer aufgerollt haben um mehr Druck auszuüben, hat sich nach acht Tagen die äußere Folienschicht delaminiert, war aber immer noch dicht. Wir werden aber ohnehin von 0,5 auf 1 Liter Beutel umsteigen um den Ablauf zu beschleunigen.

    Gegen 20:00 Uhr haben wird die Nationalparkgrenze erreicht und gleich unser Zelt aufgeschlagen. Ein netter ebener Platz ein paar Meter neben dem Kungsleden, den wohl schon viele Wanderer vor uns genutzt hatten.







    Abends stand Borscht von trek'n eat auf der Karte. Klang verheißungsvoll, lag aber nachts wie Beton im Magen. War einer dieser Anfängerfehler. Unsere zwei Tüten benötigten jeweils 550 ml heißes Wasser. Der Trangia Topf war mit einem Liter angegeben. 10% Differenz sollten kein Problem sein, oder? Da die realistische Füllmenge vom Topf eher bei 0,7-0,8 Litern lag, hätten wir aber 50% mehr Wasser gebraucht! Glücklicherweise waren unsere anderen Fertigmahlzeiten von Travellunch und benötigten nur 375 ml Wasser.

    Ein wundervoller Tag lag hinter uns und wir konnten lange nicht einschlafen. Auch nach Sonnenuntergang wurde es nicht dunkel, ganz anders als in den Alpen wo die Dunkelheit schlagartig hereinbricht sobald die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Und es herrschte ein merkwürdig friedvolle Stille, nur ein Wasserfall rauschte leise in der Ferne. Diese Stille umfing uns jede Nacht im Fjäll, kein Laut, kein Knacken, nichts - ganz anders als die nächtliche Geräuschkulisse in unseren heimischen Wäldern, vom allgegenwärtigen Verkehr ganz abgesehen.




    2. Tag (27.8.) Abiskojaure - Alesjaure : 20km/8h
    7:30 Uhr sind wir langsam aufgestanden, zum Frühstück gab's Schokomüsli und Kaffee.



    Als alles verpackt ist zeigte die Uhr schon 10:30. Drei Stunden - das muss schneller werden! Bald erreichten wir die Hängebrücke über den Siellajohka und konnten unser Wasservorräte auffüllen.





    Nach der Brücke geht es erst steil, dann stetig bergan. Kurz den Rucksack absetzen, trinken und weiter.









    Es war erstaunlich. Trotz all der Horrormeldungen hatten wir bisher keinerlei Probleme mit Mücken. Auf dem Pfad selber keine einzige, nur vereinzelt an Bächen beim Wasserholen oder abends im Camp.







    Inzwischen gibt es keine Sträucher mehr und wir sind im Fjäll.
    Die Sonne scheint über die weite Fläche, während Holzbohlen uns zügig über Sumpf und Felsenlöcher führen. Hat was von Autobahn.





    Es ist windig und wir rasten geschützt hinter Felsbrocken. Es gibt für jeden zwei Bifi-Rolls-Surrogate und Wasser, gepimpt mit einer Tüte Xenofit Mineral Energy. Nichts für zu Hause aber hier draußen nimmts der Körper gierig auf.







    Rechts vom Weg stehen ein paar Rentierzüchter-Hütten, während auf der linken Talseite ein See sich an den anderen anschließt - auf jeweils ansteigendem Höhenniveau. Nach einiger Zeit überqueren wir einen Rentierzaun über eine kleine Holzbrücke.









    Am Alisjärvi gibt es die ersten Erschöpfungserscheinungen. Kai legt sich auf den Boden und sagt nichts mehr. Ich kann ihn mit Mühe überreden wenigsten die Hardshell anzuziehen. Der für ihn ungewohnt schwere Rucksack macht ihm zu schaffen, sein Rücken und seine Füße schmerzen.



    Nach einer halben Stunde hat er sich gefangen und wir filtern Wasser. Er fragt aber wo der nächste Ausstieg aus dem Kungsleden ist und wie viele Tage dann noch vor uns liegen. Ich sage ihm das ein Tief am zweiten Tag nicht außergewöhnlich ist und dass der Körper sich erst umstellen und an die ungewohnte Belastung gewöhnen muss. Ich schlage vor das ganze etwas entspannter anzugehen, öfter Pausen zu machen oder die Tagesetappen zu verkürzen. Durch das Zelt sind wir ja nicht an die Hütten gebunden. Sonst könnten wir vor der Singihütte den Ausstieg über die Kebnekaise Fjällstation nach Nikkaluokta nehmen. Das wären noch 3-4 Tage. Kai ist einverstanden.




    Samensiedlung am gegenüberliegenden Seeufer






    Hängebrücke über den Aliseatnu

    Nach weiteren 7km am Seeufer entlang erreichten wir die Alesjaure-Hütte. Es folgte ein kurzer steiler Abstieg zur Brücke über den Aliseatnu. Auf der gegenüberliegenden Seite rechts des Weges sahen wir den zur Hütte gehörigen Zeltplatz. Wir hielten nun ebenfalls nach einem geeigneten Nachtlager Ausschau. Es war 18:30 Uhr und wir hatten 8 Stunden für 20 km gebraucht. Sechshundert Meter weiter den Berg hinauf fanden wir unterhalb des Weges einen passablen Platz mit toller Aussicht auf das Flußdelta.

    Ich schickte Kai, der recht angeschlagen war, gleich in den Schlafsack und brachte erst mal den Trangia auf Touren. Nach einiger Zeit gab es einen köstlichen Linseneintopf, danach Kaffee und Tee.

    Abends im Zelt diskutierten wir nochmals die verschiedenen Optionen, machten die Entscheidung aber vom Verlauf der kommenden Tage abhängig. Ich wollte Kai nicht überfordern, andererseits gibt es bei jeder Tour Phasen wo man die Zähne zusammenbeißen muss.
    Er würde Selbstvertrauen gewinnen, wenn er lernt die Reserven jenseits der Wellnessgrenze abzurufen.




    3. Tag (28.8.) Allesjaure - Tjäktjahütte - Tjäktkapass : 17,5km/7,5h

    Am Morgen begrüßte uns wieder ein blauer Himmel und strahlender Sonnenschein.


    Delta des Aliseatnu


    Leider hatten wir die Hangneigung nicht beachtet und mussten in der Nacht immer wieder nach oben kriechen, da die Schlafsäcke auf den Isomatten nicht genügend Halt fanden und nach unten rutschten. Zukünftig haben wir dann im Zweifel vor dem Zeltaufbau eine Liegeprobe auf dem Footprint gemacht.



    Nach dem Frühstück packten wir und machten uns auf den Weg, wieder deutlich nach 10 Uhr.



    Wolken zogen auf und ein kalter Wind blies vom Pass. Wir griffen wieder zur Hardshell.



    Heute war der dritte Tag an dem wir zwei Frauen sahen die den Kungsleden mit Trekkingrädern befuhren. Nur fahren sahen wir sie nie. Sie hatten viel Gepäck und eigentlich mussten sie immer schieben oder zu zweit ihre Räder mühsam über kritische Stellen tragen.



    Hängebrücke über den Bossusjakka









    Nach einiger Zeit sahen wir die Tjäktjahütte am Horizont. Sie schien nicht mehr fern, sehr zur Beruhigung von Kai.





    Sollte das die angekündigte Watstelle sein? Fürs Furten waren die Crocs bei unserer Tour überflüssig.



    Es ging auf und ab und das Gelände war etwas unübersichtlich. Jedenfalls verloren wir die Hütte aus den Augen und als sie nach geraumer Zeit wieder auftauchte schien sie weiter entfernt als zuvor. Das dämpfte die Stimmung etwas.





    Gegen 15:00 Uhr waren wir endlich auf Höhe der Hütte, getrennt durch ein Flusstal über das eine Brücke führte. Wir beschlossen weiterzugehen und heute noch den Tjäktjapass zu überqueren. Ab jetzt waren deutlich weniger Leute unterwegs.


    Tjäktjastuga unter dem Muorahiscohkka







    Mit den Holzbohlen endete der sichtbare Weg, und es ging über ein nasses Schuttfeld weiter in Richtung Pass, mit Steinmännchen als Wegweiser.





    Nach einem kurzen Abstecher zu den letzten Resten eines Schneefeldes ging es dann sehr steil zum Pass hinauf.


    "ich bin fröhlich, man kann es nur nicht sehen weil mir beim Lächeln die Lippen wehtun"



    Oben an der Schutzhütte rasteten schon zwei Russinnen die von der anderen Seite gekommen waren.



    Nach kurzer Pause stiegen wir steil ins gegenüberliegende Tjäktatal ab und begannen nach einem Lagerplatz Ausschau zu halten.



    800m unterhalb des Passes fanden wir dann einen geeigneten Flecken an einem kleinen Bach. So langsam bekamen wir ein Auge dafür. Es war inzwischen 18:00 Uhr, wir bauten das Zelt auf und holten Wasser.



    Heute standen Chinanudeln auf dem Programm, danach wieder Kaffee und Tee.



    Aus Platz- und Gewichtsgründen hatte ich mich für das kleine Trangia-Modell entschieden, dafür mussten nun abends und morgens nacheinander zwei Töpfe mit heißem Wasser erhitzt werden. Die Bedienung war simpel und kaputt gehen konnte da nichts. Nachdem beide Gasfeuerzeuge versagt hatten nahmen wir den Feuerstahl zum zünden. Ging abends spielend, morgens wenn der Spiritus kalt war häufig nicht. Dann mussten Sturmstreichhölzer ran. Backup und Redundanz sind also nicht verkehrt. Leider ging die Flamme des Brenners manchmal aus, obwohl der Trangia eigentlich als Sturmkocher gilt und der Wind nicht wirklich stark war. Wir deckten den Topf/Windscreen immer mit dem Deckel/Pfanne ab. Gab es dadurch zu wenig Sauerstoff oder lief Wasser durch Überkochen oder Kondensation in die Flamme? Rätselhaft.

    Da es der Spirituskocher auch sonst sehr gemächlich anging zog sich alles hin. Ohne Sonne wurde es empfindlich kühl und wir mussten eine weitere Jacke anziehen.
    Zuletzt geändert von outpost; 03.11.2014, 21:14.

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    #2
    AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

    4. Tag (29.8.) Tjäktjapass - Sälkahütte - Singihütte : 21,5km/8,5h

    Mit Sonnenschein wirkt alles viel freundlicher.









    Aufstehen um 8 Uhr, dann Milchreis mit Äpfeln und Zimt, gegen 11 Uhr weiter hinab ins Tjäktatal.










    Immer der Sonne entgegen - grenzwertige Fotos im Gegenlicht


    Blick zurück zum Tjäktja-Pass

























    Die ersten Rentiere



















    14:40 Uhr haben wir die Sälkahütte erreicht - unser heutiges Ziel ist aber Singihütte. Durch die Trekking-Meals hat sich viel Müll angesammelt, den wir freundlicherweise an der Hütte entsorgen konnten.

    Hundeparkplatz vor der Sälkahütte




    Nach der Sälkastugorna führt eine Brücke über den Tjäktjajakka


    Ohne Teleobjektiv sind wir an die Rentiere nicht dichter rangekommen - die scheinen eine feste Fluchtdistanz zu haben.











    Den ganzen Tag im Tal des Tjäktjajakka sind wir nur dreimal anderen Wanderern begegnet.





















    Kai hatte nun seinen Rhythmus gefunden. Die Schmerzen waren nicht weg, sie machten ihm aber nicht mehr zu schaffen - er hatte sie akzeptiert. Also verwarfen wir den Ausstieg über die Kebnekaise Fjällstation nach Nikkaluokta und beschlossen den Kungsleden weiter in Richtung Singihütte zu gehen.


    Hängebrücke über den Kuoperjakka











    18:30 Uhr erreichen wir die Singi-Hütte und füllen gleich am Bach unsere Wasservorräte auf. 900 m hinter der Hütte ging rechts vom Weg ein schmaler Grat ab, an dessen Fuße links und rechts Bäche in Richtung Tjäktjajakka flossen.



    Dort haben 19:15 Uhr das Zelt aufgebaut und bei Steinpilztopf "Schwarzwald" den Tag ausklingen lassen.



    Abendstimmung

    Zuletzt geändert von outpost; 27.10.2014, 12:23.

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      #3
      AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

      5. Tag (30.8.) Singihütte - Kaitumsjaurehütte – Teusajaurehütte - Rudern : 25,5km/12,5h

      6:40 Uhr aufstehen, die Sonne und eine grandiose Landschaft verführen zum Fotografieren,









      Frühstück, Wasser holen, zusammenpacken, 10:50 Uhr Abmarsch.





























      Nun kommt der Weg ganz dicht an den Tjäktjajakka heran.











      Wenigsten einmal sollen die Crocs zum Einsatz kommen



      tolles Wetter und grandiose Farben





      Rast am Ufer des Tjäktjajakka








      verfallene Kote



      Der erste Baum seit 4 Tagen!



      Hinab zur Hängebrücke über den Tjäktjajakka













      Auf der anderen Seite geht es über felsiges Terrain wieder bergan




      Auf der linken Seite des Weges der erste Wald seit langem.









      Blick auf den Kaska Kaitumjaure







      Sonderangebot an der Kaitumjaure-Hütte: 4 Bier für 15 Kronen. Die Hütte schließt in wenigen Tagen und Bier und Cola müssen raus, da die Büchsen im Winter platzen und der Rücktransport zu teuer ist. Die Wirtin bäckt schon ihr Brot mit Bier, aber die verbliebenen Vorräte sind immer noch zu groß.
      Außerdem füllen wir unsere Spiritusflasche auf und kaufen eine Packung Blåbärssoppa.





      Hängebrücke über den Kaitumjakka





      Nach der Hängebrücke geraten wir erst mal eine Sackgasse. Wir kommen an einen Rentierzaun und treffen die falsche Entscheidung. Statt die Stämme beiseite zu schieben folgen wir dem frisch ausgetretenem Pfad am Zaun entlang. Nun ja, es ist der Winterpfad der sich zunehmend im unpassierbaren Sumpf verliert. Also kurzer Blick auf GPS, zurück und das nächste mal nachdenken statt Herdentrieb.



















      Inzwischen ist es 18:30 und wir sind fast 8 Stunden gelaufen. Vor uns im Tal sehen wir den Teusajaure und tanken erst mal Wasser am Bach. Langsam wäre es Zeit fürs Nachtlager und wir suchen einen geeigneten Platz. Aber wir sind wählerisch, da zu schräg und da zu steinig.

      Also beschließen wir ins Tal zur Teusajauerehütte abzusteigen. Ein sehr steiler, steiniger Abhang, der die letzten Kräfte zehrt, besonders wenn man den Tag eigentlich schon abgehakt hatte. Endlich unten an der Hütte angekommen können wir ebenfalls keinen brauchbaren Platz finden.

      Stattdessen stehen wir am Ufer des Sees und da liegt ein einsames Ruderboot. Ohne nachzudenken fassen wir den Entschluss heute noch die 1000 Meter auf die andere Seite zu Rudern. Naja, eigentlich dreimal, so ist die Regel nun mal wenn nur noch ein Boot da ist. Aber da wissen wir noch nicht wieviel Kraft uns das kosten wird. Im Führer stand was von Schwimmwesten, aber wir können keine entdecken. Da steht nur eine Kiste mit Aufschrift "Sand", aber das kann's ja nicht sein und im Boot liegen auch keine.

      Wir wuchten unsere schweren Rucksäcke in den Bug, ich setz mich auf die Mittelbank an die Ruder und Kai schiebt uns ins Wasser und springt auf. Das letzte Mal saß ich vor 20 Jahren in einem Ruderboot und so schlagen wir einen Haken nach dem anderen über den See, die Strecke verlängert sich entsprechend und das andere Ufer nähert sich nur sehr, sehr langsam. Zum Glück markieren zwei Bojen den Weg und bieten etwas Orientierung. Das Boot liegt vom Gewicht der Ladung schwerfällig im Wasser und lässt sich schlecht manövrieren - zumindest von mir. Das Holz der Ruder ist abgesplittert und verhakt sich ständig an den Dollen. Ich umkrampfe die Ruder, denn die sind nicht gesichert und ich will sie bestimmt nicht mitten auf dem See verlieren. Zum Glück ist kaum Wellengang, das hätte noch gefehlt - besonders ohne Schwimmweste. Inzwischen geht die Sonne unter und es wird kühl. Ich bereue unseren Entschluss und denke wehmütig an den verschmähten Zeltplatz. Ich habe keinen Blick für die Abendstimmung auf dem See und keine Zeit für Fotos.

      Endlich sind wir am andern Ufer und machen das Boot am Steg fest. Wir gehen an Land und legen die Rucksäcke ab, in der Hoffnung dass niemand Interesse daran findet. Hier gibt's wieder eine "Sand"-Kiste und diesmal schaue ich rein. Die ist bis zum Rand mit Schwimmwesten gefüllt und wir legen welche an. Wir machen das zweite Boot los und rudern zurück. Jeder in seinem Boot - wir hoffen das geht schneller als zwei in einem Boot und das andere im Schlepptau. Und wirklich war der Rückweg einfacher, vielleicht weil keine Rucksäcke im Bug lagen oder ich hatte mich inzwischen etwas eingewöhnt. Am anderen Ufer zog Kai sein Boot an Land und vertäute es, ich nahm ihn an Bord und Ring frei zur dritten Runde. Endlich angekommen machten wir das letzte Boot fest.

      Ich bin fertig, mein Hals ist trocken und ich hab Schüttelfrost. Inzwischen ist es dunkel und ich bin immer noch im T-Shirt. Schnell drei Jacken an, eine halbe Flasche Wasser und ein Corny. Nach fünf Minuten geht's wieder. Wir sondieren das Ufer, aber unsere Hoffnung auf einen Zeltplatz zerschlägt sich abermals. Es ist 21:30 und wir sind fast 11 Stunden unterwegs.



      Wir holen die Stirnlampen aus dem Rucksack und entschließen uns den Hang hinauf durch den Birkenwald aufzusteigen und nach einem Rastplatz zu suchen. Nachts im Schein der Stirnlampen durch unbekanntes, steiles und felsiges Gebiet zu stolpern und dabei den Wald nach einer Bleibe zu scannen ist auch eine Erfahrung. Zum Glück bieten die 1000 Lumen dabei genügend Reserve. Nach ein paar Metern zweigt ein Weg zur einer Schutzhütte ab, aber wir hoffen bald einen Zeltplatz zu finden. Doch es zieht sich und wir spüren den Tag in den Knochen. Dann sehen wir ein Zelt direkt neben dem Weg. Das wäre unser Platz gewesen, aber für zwei Zelte reicht er nicht. Also weiter nach oben. Nach etlichen Fehlschlägen haben wir unsere Ansprüche heruntergeschraubt. Wir bauen das Zelt direkt neben dem Weg auf dickem Rentiermoos auf, Schräge hin oder her. Essen fällt aus, Schlafsack, Schlafen. Da war es 23:20 Uhr und wir waren 12,5 Stunden auf den Beinen. An diesem Tag hatten wir genug! Es wäre besser gewesen das Lager früher aufzuschlagen und Abstieg, Rudern und Aufstieg auf den nächsten Tag zu verschieben.

      Zuletzt geändert von outpost; 27.10.2014, 12:31.

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        #4
        AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

        6. Tag (31.8.) Teusajaure – Vakkotavare : 13,5km/6,5h

        6:30 Uhr Aufstehen, 9:30 Uhr Abmarsch



        Dichter Nebel füllt das Tal des Teusjaure





        Nach einem sonnigen Frühstück ist die Welt wieder in Ordnung






        Blick zum Teusjaure


        Marscherleichterung - das letzte Bier von der Kaitumsjaurehütte




        Blick zurück zum Teusajaure



        Und wieder geht es übers Fjäll





        Rast im Canyon










        Wir fahr'n, fahr'n, fahr'n auf der Autobahn









        Idyllische Bach-Mäander









        Herbstliches Rot dominiert








        Der steile Abstieg zum Suorvajaure beginnt



        Hinab durch einen malerischer Fjällbirken-Wald




        Der Herbst schickt seine Farben







        Sieht malerisch aus, ist aber anstrengend







        Als wir um 16:00 Uhr an der Vakkotavare-Hütte ankommen, erkundigen wir uns gleich nach dem Bus Richtung Kebnats. Der sollte eigentlich 2 x täglich fahren und wir hoffen heute die Tour noch fortzusetzen.
        Leider gilt das nur für die Sommersaison und die ist seit ein paar Tagen vorbei. Der Bus fährt erst am nächsten Tag um 10:30 Uhr. Wir akzeptieren den halben Ruhetag und suchen einen Lagerplatz.

        Ein paar Meter die Straße hinauf werden wir fündig. Wir bauen das Zelt auf den Steilklippen direkt über dem Suorvajaure auf.






        Siesta



        Danach gehen wir nochmal zur Vakkotavare-Hütte um am Bach unsere Wasservorräte aufzufüllen. Da gibt es auch Telia-Netz und wir melden uns kurz zu Hause. Abends kochen wir uns was warmes, danach gibt's die Blåbärssoppa. Naja, einen Versuch war's wert.
        Zuletzt geändert von outpost; 27.10.2014, 12:33.

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          #5
          AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

          Danke für den bisherigen Bericht. Ich hoffe, du vollendest ihn noch! Vor allem die Vorbereitungszeit finde ich interessant. Weiter so!(Seufz, das waren noch Zeiten, damals mit 17 auf dem Kungsleden. Mit Trangia)
          Das Leben ist kein Problem, das gelöst werden müsste, sondern ein Abenteuer, das gelebt werden will.
          John Eldredge
          ><>

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            #6
            AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

            7. Tag (1.9.) Vakkotavare - Kebnats - Saltoluokta - Sitojaurehütte : 20km/5,5h

            7:00 Uhr aufstehen, Frühstück, zusammenpacken, Wasser holen











            10:30 Uhr fuhr der Bus Nr. 93 des Länstrafiken Norrbotten von der Haltestelle gegenüber der Vakkotavare-Hütte ab. Inzwischen 70 Kronen pro Person. Es wollten ziemlich viele Leute mit, dazu umfangreiches Gepäck. Aber die resolute Busfahrerin stand wie ein Fels in der Brandung und brachte alles unter Kontrolle.



            Nach längerem Zwischenstopp am Stora Sjöfallets und 1 Stunde Fahrt erreichten wir Kebnats. Dort wartete am Bootsanleger schon die M/S Langas auf uns. Vor der Überfahrt wurden die Rucksäcke aufs Dach des Schiffs befördert. Unterwegs wurden die Tickets für 150 Kronen pro Person verkauft. Am anderen Ufer steht die Fjällstation Saltoluokta. Dort haben wir die Rucksäcke gewogen: 18kg bei Kai und 21,5kg bei mir, ohne Wasser. Wir hatten also in den letzten 6 Tagen ca. 4,5 kg Verpflegung verbraucht.


            M/S Langas in Kebnats


            Überfahrt


            M/S Langas in Saltaluokta. Das Abladen des Gepäcks war sehr rustikal. Die Rucksäcke wurden vom Dach des Bootes auf den Steg geworfen, in der Hoffnung das der Eigentümer in dem Gedränge rechtzeitig zur Stelle ist oder sich jemand erbarmt. Nicht ganz ungefährlich, da eine Gruppe Pfadfinder Geweihe an ihre Rucksäcken montiert hatte deren Spitzen im Flug recht bedrohlich aussahen.


            Nebengebäude der Fjällstation Saltaluokta



            Nach einem lockeren Spaziergang durch den angrenzenden Wald wird der Weg deutlich steiler und führt zum Fjäll hinauf







            Blick zurück zum Stora Lulevatten - wir sind wieder im Fjäll




















            Wieder Rentiere am Horizont







            Entspanntes Wandern über die Hochebene








            Der Sitojaure kommt in Sicht





            Durch einen Birkenwald geht es hinab zur Sitojaurehütte



            Gegen 17:30 Uhr erreichten wir die Sitojaurehütte. Von der Wirtin erfuhren wir dass das Boot erst am nächsten Tag um 9:00 Uhr abfahren würde. Am Bootssteg füllten wir erst mal Wasser auf. Das war recht trübe und der Wind hatte Unrat angetrieben. Wir waren froh den Filter dabeizuhaben.

            Und nun hatten endlich auch wir Gelegenheit eine Insektenplage biblischen Ausmaßes kennenzulernen. Bisher waren wir komplett verschont geblieben, aber hier am Sitojaure senkte sich eine schwarze Wolke von Kriebelmücken auf uns herab. Sie waren überall. Zu Tausenden auf der Kleidung, den Händen im Gesicht. Sie fielen beim Wasserholen in die Flaschen, und selbst Tage später fanden wir sie zerdrückt überall im Rucksack, den Vorräten und im Reiseführer. Normalerweise kann mir schon eine einzelne Mücke den Schlaf rauben. Das hier aber war Overkill und außer Gleichmut half nichts. Kai war ein bisschen panisch und wollte nur noch weg. Nachdem wir genug Wasser hatten suchten wir einen Lagerplatz. Hier gab es nur den zur Hütte gehörenden Zeltplatz und auch sonst war es nicht sehr einladend. Wir sind dann den Weg wieder 500 Meter zuück gegangen und haben dort das Zelt aufgebaut. Die Mückenplage war hier aber kaum besser. Sie vielen ins kochende Wasser, in die Trekking-Meal-Tüten und klebten am Löffel fest. Besonders intelligent waren sie nicht, aber dass machten sie durch Penetranz und ihre schiere Menge wett. Ein paar Meter weiter kampierten zwei Polen, mit denen wir uns schon unterwegs ein paar Mal unterhalten hatten. Die entfachten ein Lagerfeuer und der Qualm schien endlich ein wirksames Mittel zu sein. Wir nahmen dankbar ihre Einladung an und verbrachten eine Stunde im Schutz der Rauchschwaden bevor wir uns ins Zelt zurückzogen. Obwohl wir vorher versuchten die Mücken von der Kleidung zu klopfen und blitzartig das das Zelt hinter uns schlossen hatten es bestimmt 200 Tiere ins Innere geschafft. Von Stichen blieben wir merkwürdigerweise weitgehend verschont, nur unter dem Gürtel sah es schlimm aus - noch vierzehn Tage später zog sich ein Ring um den Körper ähnlich einer Gürtelrose.

            Zuletzt geändert von outpost; 01.11.2014, 17:14.

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            • outpost
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              #7
              AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

              8. Tag (2.9.) Sitojaure - Svine - Aktsehütte - Laitaure - Schutzhütte Rittak : 28km/12h

              Man kann die 4 km auch mit dem Ruderboot über die zwei verbundenen Seen Kaskajaure und Kabtajaure nach Svine übersetzen. Obwohl mit Bojen markiert ist die Strecke etwas unübersichtlich. Wind und die Aussicht insgesamt 12 km zu rudern hatten uns die Entscheidung leicht gemacht. Das Motorboot legt nicht direkt an der Sitojaurehütte an. Wir liefen also die 500 Meter zur Anlegestelle, wo außer uns die zwei Polen und noch zwei Deutsche die in der Hütte übernachtet hatten auf Überfahrt warteten. Um 9:00 Uhr legte das Boot ab. Die Spritztour schlug mit 200 Kronen pro Personen zu Buche.







              Nach der Ankunft in Svine geht es erst flach über Sumpfland, dann steil zum Fjäll hinauf






              Danach geht's wieder abwärts zur Aktsehütte, hier am Abzweig zum Skierffe.



              Vorbei an der Aktsehütte ..



              über eine lange, erst sumpfige, dann waldige Bohlenstrecke zum Anleger



              13:00 Uhr erreichten wir den Laitaure, das Boot fuhr aber erst 17:00 Uhr. Also wieder ein halber (Wander-)Tag Zwangspause. Am Steg warteten schon mehrere Leute die eigentlich die 4 km rudern wollten. Leider lag auf unserer Seite wieder nur ein Boot, und so warteten sie auf Ruderer aus der anderen Richtung um nicht dreimal rudern zu müssen. Es zog sich zu, stürmte und fing an zu regnen. Wir zogen alles an was wir hatten: Fleece, Isojacken, Hardshell, Mützen, Handschuhe und richteten uns auf 4 Stunden Wartezeit am Seeufer ein. Glücklicherweise hatte die Gruppe hatte ihr Vorhaben zu Rudern aufgegeben, denn inzwischen war erheblicher Wellengang auf dem See, und bei dreimaliger Überfahrt müsste man sicher viele Stunden zu kämpfen.

              Nach zwei Stunden näherte sich eine Armada von zehn Motorbooten. Jäger in Tarnkleidung kehrten von der Elchjagd zurück. Erfolgreich wie man sehen konnte, denn beim Ausladen hatten sie schwer zu tragen. In blutigen Säcken über der Schulter und auf Schubkarren wurde die Beute an Land gebracht. Einer der Jäger kam mit seiner Schubkarre das steile Ufer nicht hoch. Nach drei Fehlversuchen bot ich ihm schließlich Hilfe an und wir stemmten die Fuhre gemeinsam die Anhöhe hinauf. Zum Schluss wurde das Blut mit mehreren Eimern Wasser vom Steg gespült und die touristische Idylle wiederhergestellt.



              Um 17:00 Uhr kam der Fährmann. Da inzwischen recht viele auf das Übersetzen warteten wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Wir waren bei der ersten dabei und die Überfahrt über den Laitaure begann. Wieder wurden 200 Kronen pro Person fällig.





              Der Ausstieg am andern Ufer war schwierig, da wegen niedrigem Wasserstand vom schwimmenden Anlege-Ponton aus eine extrem steile, schmale Bohle zum auf hohen Pfählen gelegenen Steg ans Ufer führt. Der Fährmann riet uns eindringlich es trotz Rucksack mit viel Anlauf zu versuchen. Zum Glück warteten da oben Wanderer auf die Überfahrt, die uns die Hand reichten und uns zu sich hoch zogen.

              Am Ufer ging es an mehreren Hütten vorbei zu einem Rentierzaun. Der Ausgang war nicht ganz klar denn es gab mehrere Tore. An einer Brücke über den Bach wollten wir Wasser schöpfen, als wir auf dem Grund aber einen skelettierten Rentierschädel sahen verging uns der Durst und wir versuchten unser Glück ein paar hundert Meter aufwärts. Unser polnischen On-Off-Weggefährten schlugen ihr Zelt auf, aber wir wollten heute noch die Schutzhütte Rittak erreichen. Nachdem die Strecke am Bach entlang bisher moderat war, führte jetzt ein langer, extrem steiler Aufstieg zur Hochebene hinauf. Der Weg verlief über eine lange Strecke auf der Höhe etwas unterhalb der Gipfel entlang und man blickt die ganze Zeit auf den Tjaktjajaure und ins Rittaktal hinab.



              Als wir uns der Rittakhütte näherten war es 21:00 Uhr und die Sonne bereits untergegangen. Es ging zuerst durch ein Wäldchen mit guter Zeltmöglichkeit, dann über eine kleinen Bach zur Hütte. Wir öffneten die äußere Tür und sahen erst mal nichts. Es war stockdunkel - aber irgendwie warm. Ich holte die Taschenlampe aus dem Rucksack und ging nochmal hinein. Nachdem ich die innere Tür geöffnet hatte sah ich im Schein der Taschenlampe dass ein Wanderer hier bereits sein Nachtlager bezogen hatte. Wir wollten nicht stören und zum eben gesehen Zeltplatz zurückkehren. Der ältere Herr, ein Schwede, begrüßte uns aber freundlich und bestand darauf das wir ebenfalls in der Hütte Quartier nehmen. Wir breiteten schnell die Isomatten und Schlafsäcke auf den Pritschen aus und verzichteten auf das Abendessen, um schnell wieder Ruhe einkehren zu lassen.


              Schutzhütte Rittak

              Die vier Bus- und Bootsfahrten der letzten beiden Tage und die damit verbundenen Zwangspausen und Kosten minderten etwas den Spaß und das Gefühl von Freiheit auf diesem zweiten Abschnitt des Kungsleden. Das Gesamterlebnis fiel dadurch deutlich hinter den ersten Teil zurück.
              Eigentlich wollten wir ja nur wandern und es wäre interessant zu wissen, ob es alternative Routen gibt die zusätzliche Verkehrsmittel umgehen.
              Zuletzt geändert von outpost; 01.11.2014, 17:21.

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                #8
                AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                Schöne Farben. Aber was den Bericht von anderen Kungsleden-Berichten abhebt, sind die vielen Gesichter. Kannst Du vielleicht Deinen Sohn dazu überreden, am Ende noch einen eigenen Kommentar, ein Fazit oder sowas in der Art zu schreiben?
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                  #9
                  AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                  Danke fürs Feedback!

                  @Daddyoffive: Ja, der Bericht wird bis zum Ende der Tour fortgesetzt. Anschließend beschreibt (als Gegenstück zur Vorbereitung) ein "After-action Review" wie sich die Ausrüstung für uns bewährt hat.

                  @Igelstroem: Ich war mir da auch nicht ganz sicher, kann ich aber reduzieren wenn es zu viel ist.
                  War schwierig von 1500 Bildern auf 300 einzudampfen. Kai den Bericht vorher gelesen, ich habe seine Kommentare eingearbeitet und er hat mir Freigabe erteilt. Ich werde versuchen ihn zu einem persönlichen Fazit zu überreden.

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                  • Igelstroem
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                    #10
                    AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                    Zitat von outpost Beitrag anzeigen
                    kann ich aber reduzieren wenn es zu viel ist
                    Nö, war ja positiv gemeint. Wenn man selbst kein Nordlandvirusträger ist, freut man sich, wenn’s in dem Bericht was Persönliches gibt, zum Beispiel Schmerzen und sprechende Gesichter.
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                      #11
                      AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                      9. Tag (3.9.) Schutzhütte Rittak - Partehütte - Fjällstation Kvikkjokk : 26km/9h

                      Am nächsten Morgen unterhielten wir uns noch eine ganze Weile mit dem Schweden, der gerade eine Tour durch den Sarek hinter sich hatte und uns auf seiner Kamera beeindruckende Nahaufnahmen von Elchen zeigte.


                      Schutzhütte Rittak


                      Der gusseiserne Ofen war ein wahres Kleinod

                      Wir holten unser Abendessen mit einer Erbsensuppe nach, dazu einen heißen Blutorangen-Trunk. Wasser am Bach auffüllen und auf den Weg.





                      Heute war das Wetter weniger freundlich, es regnete und zeitweise musste man gegen den Sturm ankämpfen der über den Höhenzug fegte.






                      Nach dem Abstieg vom Fjäll änderte sich die Landschaft schlagartig. Statt lichter Weite verlief der Weg jetzt durch einen malerischen Märchenwald. Zusammen mit dem Wetterumschwung ergab das eine völlig andere, etwas düstere Stimmung











                      Auch die letzte Etappe bietet eindrucksvolle Landschaften, aber unser Herz gehörte längst den Fjäll.




                      Wir verlassen den Sarek


                      und passieren 12:30 Uhr die Parte-Hütte am Sjabtjakjaure













                      Die Bohlenwege sind auf diesem Abschnitt in schlechtem Zustand und häufig zerfallen.
                      Trotzdem sind wir den Erbauern des Kungsleden sehr dankbar die diese Riesenstrecke und seine grandiose Natur mit gigantischem Aufwand auch für Einsteiger wie uns erschlossen haben.





                      der Stuor-Tata




                      Der Weg am Ufer des Sees entlang führt über weite Strecken über Blockfelder und ist eine letzte Prüfung für die müden Füße.






                      Inzwischen auch nach 7 Stunden noch ganz entspannt








                      Ein paar Sonnenstrahlen zum Abschied


                      Last Selfie


                      Fast geschafft...


                      Prüfung bestanden - willkommen in der Kvikkjokk Fjällstation!

                      18:00 Uhr erreichten wir die Kvikkjokk Fjällstation. Nach dem Zielfoto buchten wir gleich ein Zimmer um zum ersten Mal seit 9 Tagen wieder in einem Bett zu schlafen.

                      Danach fielen wir im Restaurant gierig über das köstliche Salatbuffet her. Nach der ganzen Instant-Nahrung der letzten Tage waren frisches Gemüse und knuspriges Brot eine wahre Erquickung. Dann feierten wir unseren Zieleinlauf mit Elchbraten, Falafel und Mariestads Starköl.

                      Wir hatten noch keine Bahnreservierung für die Rückfahrt, da wir die Dauer der Tour im Vorfeld nicht genau abschätzen konnten. Über den Internetzugang der Fjällstation kann man theoretisch alles online buchen. Leider war das Internet zusammengebrochen bzw. das Tageskontingent für die Besucher erschöpft. Der interne Zugang für die Mitarbeiter funktionierte jedoch. Irgendwann wurde unser Flehen erhört und die nette Frau am Tresen half uns das Busticket nach Älvsbyn und den Nachtzug von Älvsbyn nach Stockholm über das interne System zu buchen und die Tickets auszudrucken.

                      Anschließend spazierten wir zur Bushaltestelle in Kwikkjokk, direkt vor einer schönen Holzkirche. Der Bus in Richtung Jokkmokk sollte bereits 5:30 Uhr fahren und wir wollten zu so früher Stunde nicht durch die Nacht irren und nach der Bushaltestelle suchen. Danach legten wir uns für eine kurze Nachtruhe in die Schlafsäcke, denn bereits für 4:30 Uhr war der Wecker gestellt.

                      In Kvikkjokk wogen unsere Rucksäcke noch 21kg (Wolf) und 15,7kg (Kai) ohne Wasser. Wir hatten in den 9 Tagen über 6 Kilo Proviant verbraucht, dazu 1 Liter Spiritus (den wir aber nachgefüllt hatten).

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                        #12
                        AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                        Schade, daß ihr den Ausblick vom Skierfe nicht mitgenommen habt. Das Wetter scheint ja sehr gut zu sein, als ihr an der Abzweigung steht. Hatte das einen besonderen Grund?
                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                        A. v. Humboldt.

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                          #13
                          AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                          Oh, nun ist der Bericht schon fertig...
                          Vielen Dank für diesen. Ein toller Schreibstil und viele Fotos, die eindeutig nicht geschönt sind
                          Zum Teil finde ich eure Tagesstrecken für "Anfänger" ganz schön hoch, aber so lange es Spaß macht ist alles richtig. Ich halte es lieber mit 18-21 km pro Tag bei ungefähr gleichem Rucksackgewicht

                          Sind die Preise in Kvikkjokk immer noch so unverschämt hoch? Wir zahlten für ein 2-Bettzimmer 130 € (2012) Das war teurer als das Hotel (!) in Honingsvagn (Nordkap).
                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                          A. v. Humboldt.

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                          • geige284
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                            • 11.10.2014
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                            #14
                            AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                            Toller Bericht!
                            Vielen Dank für die vielen Fotos und Eindrücke!

                            Das macht glatt Lust auf Schweden!

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                            • outpost
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                              • 11.10.2014
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                              #15
                              AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                              Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                              Schade, daß ihr den Ausblick vom Skierfe nicht mitgenommen habt. Das Wetter scheint ja sehr gut zu sein, als ihr an der Abzweigung steht. Hatte das einen besonderen Grund?
                              Ja, Unkenntnis . Es war so viel neu für uns und es gingen ständig Wege zu irgendwelchen Gipfeln ab, deren Namen uns nicht so viel sagten. Wir wollten uns beim ersten Mal nicht verzetteln. Was für einen grandiosen Ausblick der Skierffe bietet hab ich erst nach der Tour im Internet gesehen. Hab ich auch schon bereut dass mir das bei der Planung entgangen ist. Beim nächsten Mal!

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                              • outpost
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                                • 11.10.2014
                                • 45
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                                Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                Zum Teil finde ich eure Tagesstrecken für "Anfänger" ganz schön hoch, aber so lange es Spaß macht ist alles richtig. Ich halte es lieber mit 18-21 km pro Tag bei ungefähr gleichem Rucksackgewicht
                                Bis auf den 5. Tag mit der Rudereinlage hat es schon gepasst und war ein tolles Workout. Kai hatte seinen Rhythmus gefunden und Vorschläge zu früherem Lager stets entrüstet zurückgewiesen.

                                Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                Sind die Preise in Kvikkjokk immer noch so unverschämt hoch? Wir zahlten für ein 2-Bettzimmer 130 € (2012) Das war teurer als das Hotel (!) in Honingsvagn (Nordkap).
                                Ich kann den Preis grad nicht finden, aber nach unseren Ausrüstungskäufen konnte uns nichts mehr schocken .

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                                • Mika Hautamaeki
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                                  #17
                                  AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                                  Zitat von outpost Beitrag anzeigen
                                  Ja, Unkenntnis . Es war so viel neu für uns und es gingen ständig Wege zu irgendwelchen Gipfeln ab, deren Namen uns nicht so viel sagten. Wir wollten uns beim ersten Mal nicht verzetteln. Was für einen grandiosen Ausblick der Skierffe bietet hab ich erst nach der Tour im Internet gesehen. Hab ich auch schon bereut dass mir das bei der Planung entgangen ist. Beim nächsten Mal!
                                  Sehr gut, es wird also ein nächstes Mal geben! Das ist die beste Aussage
                                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                  A. v. Humboldt.

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                                  • outpost
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                                    • 11.10.2014
                                    • 45
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                                    #18
                                    AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                                    Abreise (4.9.-6.9.) Kvikkjokk - Jokkmokk - Älvsbyn - Stockholm - Kopenhagen - Düsseldorf : 2526km/52h

                                    Um 5:30 Uhr fuhr der Bus in Kvikkjokk ab und kurz vor 8 Uhr erreichten wir Jokkmokk. Im Busbahnhof gibt es viele Bänke und Gepäckschließfächer für gestrandete Reisende. Der Bus zur Bahnstation Älvsbyn ging erst 15:10 Uhr. Also wieder 7 Stunden Aufenthalt. Im Arctic Cafe um die Ecke half uns frisch zubereitetes Rentier-Wrap de Luxe und leckerer Kaffee das mit Fassung zu tragen. Danach sind wir durch Jokkmokk geschlendert das etwas den Charme einer Wild West Frontier Town hat. In der Nähe vom Busbahnhof gibt es hinter unscheinbarer Fassade einen gutsortierten Outdoorshop der kaum den Vergleich mit Globetrotter scheuen muss. Aber wir hatten ja erst mal alles und die Reisekasse blieb unversehrt.

                                    15:10 Uhr fuhrt der Bus und 17:17 Uhr waren wir in Älvsbyn. Kai hatte zwei riesige Chicken-Rolls besorgt, die so trieften dass wir das historische Bahnhofsgebäude verlassen mussten. Kein Vergleich zum Arctic Cafe! 18:10 Uhr traf der Zug ein. Wir hatten wieder ein 3er-Abteil im Liegewagen und wieder Glück dass wir zu zweit blieben und unser Gepäck im engen Abteil niemanden störte.





                                    Nach einer erholsamen Nacht kamen wir 6:10 in Stockholm an. Wir buchten die Tickets nach Kopenhagen und weiter nach Düsseldorf und hatten noch Zeit für ein Frühstück im McD. Plötzlich schriller Alarm und das Restaurant wurde hektisch geräumt. Es war nichts zu sehen, aber heutzutage bleibt da immer ein schlechtes Gefühl. Nach einer halben Stunde war alles vorbei - Fehlalarm - und wir durften wieder rein.



                                    10:21 Uhr ging der Zug nach Kopenhagen und kam pünktlich 15:32 Uhr an. In einer Wechselstube haben wir 200 SEK in 124 DKK getauscht und später in ein Abendessen investiert. 18:46 Uhr sollte der Zug nach Düsseldorf abfahren. Wieder galt es den Bahnsteig in Erfahrung zu bringen. Der wurde dynamisch vergeben und an einer großen elektronischen Anzeigetafel in der Haupthalle angezeigt. Natürlich nur für die Züge die in der nächsten Zeit fahren sollten. Als unser Zug endlich auf der Anzeige erscheinen sollte fiel der Strom aus. Noch hatten wir etwas Zeit und übten uns in Gleichmut. Nach einer halben Stunde war der Strom wieder da, die Schlange am Infostand ging inzwischen durch die ganze Halle. Irgendwann zeigten die Anzeigetafeln am Bahnsteig auch die Wagenreihung an. Als der Zug jedoch einfuhr stellten wir fest dass diese nicht mit der Realität übereinstimmte. Andere waren weniger aufmerksam und irrten noch eine halbe Stunde später durch falsche Wagons und stritten sich um ihre vermeintlichen Plätze.

                                    Wir sollten 6:54 in Düsseldorf ankommen, bestellten beim Schaffner das "Inklusivfrühstück" für 6 Uhr und ließen uns zum vierten und letzten Mal auf dieser Tour vom Zug in den Schlaf wiegen. Leider hatten wir am nächsten Morgen wieder Verspätung und die Lokführer hatten sich zum Streik verabredet. Um 7:00 Uhr standen in Köln alle Räder still. Schon 2,5 Stunden später ging es weiter die letzten Kilometer bis Düsseldorf. Bei 3 von 6 Bahnfahrten hatten wir eine Verspätung größer 2 Stunden. Betrachtet man nur Langstrecken lag die Quote bei 3:4. Den zeitlichen Puffer sollte man also besser großzügig planen.




                                    Fazit

                                    Wolf: "Eine traumhafte Tour durch ein beeindruckendes Fjäll, super Wetter, unvergessliche gemeinsame Erlebnisse, kaum Mücken, kein Gewitter, keine Verletzung, kein Streit und keine Bären ."


                                    Kai: "Es war einfach wunderbar. Nachts schlief man im warmen Zelt und tagsüber wanderten wir durch wunderschöne Landschaften. Es war überwältigend wenn man sich umgesehen hat und weit und breit war nur der Weg und sonst unberührte Natur. Alles in allem die besten Ferien aller Zeiten."


                                    Bei gründlicher Vorbereitung und durchschnittlicher Fitness kann man den Kungsleden auch als Einsteiger autark gehen. Er ist sehr gut ausgeschildert, die Wege sind vorbildlich erschlossen und es gab keine exponierten Stellen. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter, man sollte aber auch für Regen, Kälte und Sturm ausgerüstet sein und sich zu anderen Zeiten auch auf Furten und mehr Mücken einstellen.

                                    Wenn man neu einsteigt sind die Kosten für eine vollständige Ausrüstung beträchtlich, besonders bei zwei Personen. Das kann man nur rechtfertigen wenn man das Equipment auch in Zukunft intensiv nutzt.

                                    Den Abschnitt Abisko-Vakkotavare können wir uneingeschränkt empfehlen, die anschließende Strecke nach Kvikkjokk fällt wegen der Abhängigkeit von Bus und Boot und den damit verbundenen Zwangspausen etwas zurück. Wir sind wie die meisten von Nord nach Süd gelaufen, immer der Sonne entgegen. Ist sehr angenehm, bringt aber Probleme mit dem Gegenlicht beim Fotografieren in Marschrichtung.

                                    So, nun sind wir infiziert und wollen mehr! Und einen Gang hochschalten, auch wenn wir wissen das nicht jede Tour wie im Bilderbuch abläuft. Die Planungen für eine Sarek-Durchquerung im Sommer und eine Kungsleden-Skitour laufen.

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                                    • Mortias
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                                      • 10.06.2004
                                      • 1259
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                                      Wirklich ein toller Bericht, den Du hier verfasst hast. Sehr schön ausführlich und auch klasse, dass Du soviel Fotos mit dazugefügt hast und auch so detaiiliert über eure Stimmungen berichtest. Besonders freut es mich auch zu lesen, dass Kai (dem es ja anfangs anscheinend nicht ganz so gut gefiel) am Ende auch von dem Nordlandvirus infiziert wurde und die Tour genossen hat.
                                      Da kann ich Euch dann nur viel Erfolg für die nächste Tourenplanung wünschen. Einen Tip aber hätte ich noch: Spart Euch beim nächsten Mal den Wasserfilter. Den braucht man da oben nun wirklich nicht.

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                                      • outpost
                                        Anfänger im Forum
                                        • 11.10.2014
                                        • 45
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                                        #20
                                        AW: [SE] Kungsleden September 2014 – von Abisko nach Kvikkjokk

                                        @Mortias: Danke für das Lob, freut mich dass der Bericht gefallen hat. Mit dem Wasserfilter wollten wir bei unserer ersten Tour kein Risiko eingehen, aber sicher sieht man das von Mal zu Mal gelassener.
                                        Zuletzt geändert von outpost; 03.11.2014, 16:23.

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