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Weggeweht und rausgeschwemmt: Ein paar Tage in den Cairngorms, Oktober 2014
Anreise
Im schönsten Spätsommerwetter trete ich die Reise nach Schottland an, die dritte in diesem Jahr. Weniger als zwei Stunden später verlasse ich das Flugzeug bei schönstem schottischem Regen. Weiter geht die Reise, bis nach Aviemore. Dort komme ich am späten Nachmittag an. Der Regen hat inzwischen aufgehört, aber es ist kalt. Auf dem kurzen Weg zum Hostel kühle ich ganz gut aus; ich bin wohl noch nicht im „Herbstmodus“ angekommen.
Im Hostel dann die gute Nachricht: Da gleich zwei große Gruppen im Hostel sind, hat man mich ohne Aufpreis in ein Zweibettzimmer zur Alleinbenutzung umgebucht. Gerne doch!
Küche und Speiseraum sind im Zustand des Chaos, da dort eine der beiden Gruppen abgefüttert wird. Ich mampfe mein Abendessen in der Küche und gehe dann mit meiner Tasse Tee in die Lobby. Auch dort regiert das Chaos - die zweite Schülergruppe checkt gerade ein.
Ich habe keine Ahnung, wie laut die Kids noch waren - ich bin so platt, dass ich früh im Bettchen bin und die ganze Nacht durchschlafe.
Weggeweht: Abwettern im Lairig Ghru
Der Wetterbericht sagt für heute Wind voraus, gegen Abend auch mit Regen. Morgen soll es richtig zur Sache gehen: Sturm und Regen vom frühen Morgen bis in den Nachmittag. Sturm von der Sorte, die laut mwis das Gehen auch in tieferen Lagen behindert. So richtig stark demnach.
Also gut: den ersten Tag kann ich wie geplant laufen. Von Aviemore durch den Lairig Ghru bis zu „meinem“ Zeltplatz in der Nähe der Corrour Bothy. 2009 zeltete ich dort schon einmal. Die Ururur...enkel der Midges, die mich damals anzapften, werden mich heute jedenfalls nicht belästigen.
Der Platz ist schön gelegen; dort kann ich den stürmischen Tag „abwettern“ (wollte ich sowieso schon immer mal machen...
), und mich notfalls in die Bothy flüchten, falls es ganz doll kommen sollte.
Ich stehe beizeiten auf, um noch in Ruhe frühstücken zu können. Gerade als die ersten Mädels den Waschraum entern, ziehe ich mit meinem Rucksack los. Ich laufe nach Coylumbridge, und dann weiter in Richtung Lairig Ghru. Unterwegs sehe ich den einen oder anderen potentiellen Zeltplatz. Nach dem „Picadilly“ steigt der Weg stetig an. Als ich aus dem Wald heraus bin, trifft mich der inzwischen schon recht heftige Gegenwind und lässt die Augen tränen und die Nase tropfen.
Die Wolken hängen tief und lassen die herbstlich gefärbte Landschaft so trostlos grau aussehen.
Rothiemurchus Forest by Borderli, on Flickr
Rothiemurchus Forest by Borderli, on Flickr
Allt Druidh by Borderli, on Flickr
Rothiemurchus Forest by Borderli, on Flickr
Lairig Ghru by Borderli, on Flickr
Rothiemurchus by Borderli, on Flickr
Am Allt Druidh gehe ich an dem Zeltplatz vorbei, den matzen in seinem aktuellen Bericht erwähnt, und dann bin ich auch schon an der Kreuzung, wo es links rauf zum Chalamain Gap, rechts rauf zum Sròn na Lairige, und geradeaus zu den Boulderfields geht. Mein Weg führt mich geradeaus. Auf den Gipfeln kann man bei dem Sturm heute bestimmt Einweg-Flugstunden nehmen... Selbst hier unten sind die Böen nahezu umwerfend.
Spannend wird es, als ich das erste Boulderfield erreiche. Gleich am ersten Wandertag, noch völlig aus dem „Tritt“, Boulderfields mit Sturmböen, Nieselregen und schlechter Sicht. Prima. Aber ich gehe weiter, einen Schritt nach dem anderen.
Boulderfield, Lairig Ghru by Borderli, on Flickr
Irgendwo im nächsten oder im übernächsten Boulderfield, jedenfalls noch vor den Pools of Dee, verliere ich kurz die Orientierung. Eine Regenwolke senkt sich herab und macht es unmöglich, einen Weg oder auch nur einen Cairn zu erkennen. Zeit für eine kleine Pause! Bald darauf wird die Sicht wieder besser, und ich kann den weiteren Verlauf des Weges erkennen. Kurz vor dem ersten der Pools of Dee wirft mich eine Böe fast um. Aber nur fast.
One of the "Pools of Dee" by Borderli, on Flickr
Das letzte Boulderfield ist fies - die Steinbrocken erscheinen mir hier größer und wackliger als in den vorherigen Abschnitten. Ausgerechnet auf diesen letzten Metern schüttet es so richtig, und starke Böen machen das Vorankommen nahezu unmöglich. Als sich die Situation etwas beruhigt hat, bringe ich die letzten Meter Geröllhalde hinter mich. Geschafft! Der Rest ist einfach.
Wenige Minuten später liege ich im Dreck. Einmal nicht aufgepasst, auf einem Stein ausgerutscht, und rumms, ich stürze. Irgendwie in Zeitlupe sehe ich den Boden auf mich zukommen... Außer einem kleinen Riss in der Regenhose und einem blauen Fleck auf dem linken (nicht dem kaputten) Knie ist nichts passiert.
Lairig Ghru by Borderli, on Flickr
Der Regen lässt nach, als ich mich dem Zeltplatz meiner Wahl nähere. Vorsichtig, Schritt für Schritt, gehe ich den steilen, nassen und rutschigen Hang hinunter und stelle fest, dass der Platz sogar windgeschützt ist - falls sich die Windrichtung nicht ändert.
Ich baue die Hilleburg auf, hole Wasser am Fluss, richte mich häuslich ein, und als ich den Reißverschluss hinter mir schließe und den Tag für beendet erkläre, fängt es wieder an zu regnen.
Devil's Point by Borderli, on Flickr
Camping near Devil's Point by Borderli, on Flickr
Es wird 48 Stunden lang nahezu ununterbrochen regnen.
Später gehe ich nochmal raus und kontrolliere die Leinen. Alles hält. Der Sturm nimmt an Stärke zu. Nachts wache ich auf und wundere mich darüber, dass jemand an meinem Schlafsack zupft...
Der Sturm ist jetzt so richtig in seinem Element. Die Zeltplanen flattern, der Regen prasselt - aber die Burg steht fest. Ich hülle mich in die Regenklamotten, mache meine schicke neue Deckenlampe an (feines Teil!), und drehe eine Runde ums Zelt, um die Leinen nochmal zu kontrollieren. Alles hält, alles bestens. Aber kalt. Und nass. Schnell wieder rein ins Zelt, Reißverschluss zu, Regenklamotten aus, und rein in den warmen Schlafsack. Ein Paar Wollsocken und ein Fleecepulli müssen jetzt noch zusätzlich sein - mir ist kalt.
An Schlaf ist in den nächsten Stunden nicht zu denken. Draußen tobt das Wetter vor sich hin. Irgendwann ist es nicht mehr schwarz draußen, sondern dunkelgrau - also Morgen.
Lesen, Musik hören, schlafen, rumliegen - so ein erzwungenes Nichtstun ist irgendwie gut nach dem Stress der letzten Wochen. So gegen Mittag frühstücke ich, und schlafe dann noch ein wenig. Als ich aufwache, scheint der Sturm vorbei zu sein, aber es regnet nach wie vor stark. Ein Blick auf die Uhr - halb vier - sagt mir, dass es sinnlos ist, jetzt aufzubrechen. Bis ich alles gepackt und wasserfest verstaut habe, ist es schon fast wieder dunkel. Also weitergammeln. Ich habe mittlerweile Übung.
Anreise
Im schönsten Spätsommerwetter trete ich die Reise nach Schottland an, die dritte in diesem Jahr. Weniger als zwei Stunden später verlasse ich das Flugzeug bei schönstem schottischem Regen. Weiter geht die Reise, bis nach Aviemore. Dort komme ich am späten Nachmittag an. Der Regen hat inzwischen aufgehört, aber es ist kalt. Auf dem kurzen Weg zum Hostel kühle ich ganz gut aus; ich bin wohl noch nicht im „Herbstmodus“ angekommen.
Im Hostel dann die gute Nachricht: Da gleich zwei große Gruppen im Hostel sind, hat man mich ohne Aufpreis in ein Zweibettzimmer zur Alleinbenutzung umgebucht. Gerne doch!
Küche und Speiseraum sind im Zustand des Chaos, da dort eine der beiden Gruppen abgefüttert wird. Ich mampfe mein Abendessen in der Küche und gehe dann mit meiner Tasse Tee in die Lobby. Auch dort regiert das Chaos - die zweite Schülergruppe checkt gerade ein.
Ich habe keine Ahnung, wie laut die Kids noch waren - ich bin so platt, dass ich früh im Bettchen bin und die ganze Nacht durchschlafe.
Weggeweht: Abwettern im Lairig Ghru
Der Wetterbericht sagt für heute Wind voraus, gegen Abend auch mit Regen. Morgen soll es richtig zur Sache gehen: Sturm und Regen vom frühen Morgen bis in den Nachmittag. Sturm von der Sorte, die laut mwis das Gehen auch in tieferen Lagen behindert. So richtig stark demnach.
Also gut: den ersten Tag kann ich wie geplant laufen. Von Aviemore durch den Lairig Ghru bis zu „meinem“ Zeltplatz in der Nähe der Corrour Bothy. 2009 zeltete ich dort schon einmal. Die Ururur...enkel der Midges, die mich damals anzapften, werden mich heute jedenfalls nicht belästigen.


Ich stehe beizeiten auf, um noch in Ruhe frühstücken zu können. Gerade als die ersten Mädels den Waschraum entern, ziehe ich mit meinem Rucksack los. Ich laufe nach Coylumbridge, und dann weiter in Richtung Lairig Ghru. Unterwegs sehe ich den einen oder anderen potentiellen Zeltplatz. Nach dem „Picadilly“ steigt der Weg stetig an. Als ich aus dem Wald heraus bin, trifft mich der inzwischen schon recht heftige Gegenwind und lässt die Augen tränen und die Nase tropfen.
Die Wolken hängen tief und lassen die herbstlich gefärbte Landschaft so trostlos grau aussehen.






Am Allt Druidh gehe ich an dem Zeltplatz vorbei, den matzen in seinem aktuellen Bericht erwähnt, und dann bin ich auch schon an der Kreuzung, wo es links rauf zum Chalamain Gap, rechts rauf zum Sròn na Lairige, und geradeaus zu den Boulderfields geht. Mein Weg führt mich geradeaus. Auf den Gipfeln kann man bei dem Sturm heute bestimmt Einweg-Flugstunden nehmen... Selbst hier unten sind die Böen nahezu umwerfend.
Spannend wird es, als ich das erste Boulderfield erreiche. Gleich am ersten Wandertag, noch völlig aus dem „Tritt“, Boulderfields mit Sturmböen, Nieselregen und schlechter Sicht. Prima. Aber ich gehe weiter, einen Schritt nach dem anderen.

Irgendwo im nächsten oder im übernächsten Boulderfield, jedenfalls noch vor den Pools of Dee, verliere ich kurz die Orientierung. Eine Regenwolke senkt sich herab und macht es unmöglich, einen Weg oder auch nur einen Cairn zu erkennen. Zeit für eine kleine Pause! Bald darauf wird die Sicht wieder besser, und ich kann den weiteren Verlauf des Weges erkennen. Kurz vor dem ersten der Pools of Dee wirft mich eine Böe fast um. Aber nur fast.

Das letzte Boulderfield ist fies - die Steinbrocken erscheinen mir hier größer und wackliger als in den vorherigen Abschnitten. Ausgerechnet auf diesen letzten Metern schüttet es so richtig, und starke Böen machen das Vorankommen nahezu unmöglich. Als sich die Situation etwas beruhigt hat, bringe ich die letzten Meter Geröllhalde hinter mich. Geschafft! Der Rest ist einfach.
Wenige Minuten später liege ich im Dreck. Einmal nicht aufgepasst, auf einem Stein ausgerutscht, und rumms, ich stürze. Irgendwie in Zeitlupe sehe ich den Boden auf mich zukommen... Außer einem kleinen Riss in der Regenhose und einem blauen Fleck auf dem linken (nicht dem kaputten) Knie ist nichts passiert.

Der Regen lässt nach, als ich mich dem Zeltplatz meiner Wahl nähere. Vorsichtig, Schritt für Schritt, gehe ich den steilen, nassen und rutschigen Hang hinunter und stelle fest, dass der Platz sogar windgeschützt ist - falls sich die Windrichtung nicht ändert.
Ich baue die Hilleburg auf, hole Wasser am Fluss, richte mich häuslich ein, und als ich den Reißverschluss hinter mir schließe und den Tag für beendet erkläre, fängt es wieder an zu regnen.


Es wird 48 Stunden lang nahezu ununterbrochen regnen.
Später gehe ich nochmal raus und kontrolliere die Leinen. Alles hält. Der Sturm nimmt an Stärke zu. Nachts wache ich auf und wundere mich darüber, dass jemand an meinem Schlafsack zupft...
Der Sturm ist jetzt so richtig in seinem Element. Die Zeltplanen flattern, der Regen prasselt - aber die Burg steht fest. Ich hülle mich in die Regenklamotten, mache meine schicke neue Deckenlampe an (feines Teil!), und drehe eine Runde ums Zelt, um die Leinen nochmal zu kontrollieren. Alles hält, alles bestens. Aber kalt. Und nass. Schnell wieder rein ins Zelt, Reißverschluss zu, Regenklamotten aus, und rein in den warmen Schlafsack. Ein Paar Wollsocken und ein Fleecepulli müssen jetzt noch zusätzlich sein - mir ist kalt.
An Schlaf ist in den nächsten Stunden nicht zu denken. Draußen tobt das Wetter vor sich hin. Irgendwann ist es nicht mehr schwarz draußen, sondern dunkelgrau - also Morgen.
Lesen, Musik hören, schlafen, rumliegen - so ein erzwungenes Nichtstun ist irgendwie gut nach dem Stress der letzten Wochen. So gegen Mittag frühstücke ich, und schlafe dann noch ein wenig. Als ich aufwache, scheint der Sturm vorbei zu sein, aber es regnet nach wie vor stark. Ein Blick auf die Uhr - halb vier - sagt mir, dass es sinnlos ist, jetzt aufzubrechen. Bis ich alles gepackt und wasserfest verstaut habe, ist es schon fast wieder dunkel. Also weitergammeln. Ich habe mittlerweile Übung.
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