[SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

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  • Nuklid
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    • 09.06.2013
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    [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Mit gewaltiger Vorfreude machten wir uns Ende Juli 2014 auf den Weg nach Lappland. Selbst der langen Autofahrt schauten wir positiv gestimmt entgegen.

    Die Anfahrt verlief ohne Zwischenfälle: Das Auto hielt, Tankstellen erreichten wir auch immer rechtzeitig (wir waren vorgewarnt und hatten sogar 10L Reserve dabei) und verfahren haben wir uns auch nie. Geschlafen haben wir im Auto, was für zwei Nächte auch gut verkraftbar war. Schwieriger fand ich es, beim stundelangen Fahren mit dem Blick auf die endlose, leere, lange Straße in Nordschweden nicht einen an der Waffel zu bekommen, so schön die Landschaft auch war.

    Froher Dinge kamen wir nach drei Tagen Reise erwartungsfreudig in Nikkaluokta an. Der Himmel war bedeckt, aber es regnete bei der Ankunft (noch) nicht.














    Unsere Pläne sahen zwei Touren vor: Zuerst von Nikkaluokta nord-nordwestlich querfeldein in Richtung Kaskavagge. Dann durchs Kaskasavagge nach Sälkas und von dort am Nallo vorbei durchs Visttasvággi zurück nach Nikkaluokta.

    Dann wollten wir von dort nach Kiruna, Re-supply, dann parken in Kaisepakte, dort in den Bus und in Katterat die zweite Tour beginnen. Von dort durchs Hoidanvággi, den Kungsleden passieren und südlich des Áhpparjávri entlang Richtung Osten. Dann nach Norden Richtung Bessesvággi und zurück nach Kaisepakte. Soweit die Idee.

    Beide Touren wollten wir weitgehend autark bestreiten, auch um diesbezgl. Erfahrungswerte zu sammeln (ohne bei einer Fehlkalkulation ernsthafte Problem zu bekommen).

    Vorab ein großes Dankeschön ans Forum, insbesondere Diejenigen, die mir konkrete Fragen beantwortet haben, aber auch an all die Reiseberichtautoren, deren Berichte sowohl Inspiration als auch Wissensgrundlage bei der Auswahl des Reiseziels und der Planung unserer Route waren.
    Zuletzt geändert von Nuklid; 16.10.2014, 16:41.

  • Nuklid
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    • 09.06.2013
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    #2
    AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

    1. Tag:

    Wir packten müsham unsere Rucksäcke auf dem Parkplatz in Nikkaluokta, was sich ziemlich hinzog. Als wir fertig waren und Nahrung für ca. 9-10 Taqge geladen hatten, begann es wolkenbruchartig zu gießen. Wir mussten nicht lange überlegen, und setzten uns direkt wieder in Auto zwecks abwettern.

    Dann konnte es endlich losgehen - mittlerweile war es abend. Unsere Rucksäcke hatten ca. 17 Kilo, für uns keine Kleinigkeit. Egal, wir hatten Zeit, der Rucksack würde leichter werden und die Muskeln wachsen.

    Unsere Route führte uns einige Kilometer westlich den Weg entlang. Wir gingen nicht mehr lang an diesem Abend und schlugen unser Zelt im Wald am Wegesrand auf - mit dem vagen Gefühl, die Abzweigung nach Norden irgendwie verpasst zu haben, denn laut Karte hätte sie direkt hinter der Brücke kommen müssen.



    2. Tag:

    Nachdem ich morgens ohne Rucksack zurück zu Brücke marschiert war, konnte ich dort tatsächlich die Abzweigung ausfindig machen. Also Rucksäcke auf, nen knappen Kilometer zurückmarschiert und runter vom Dag Hammarskjöldsleden Richtung Norden.
    Wir wussten, dass einige Höhenmeter auf uns warteten. Der Rucksack wog und wog, ich hatte vorher nicht groß trainieren können, da ich eine Erkältung auszukurieren hatte, und so war es ein beschwerlicher Aufstieg durch den Wald.

    Mittags begann es zu Regnen. Leider war ich zu faul zum Anziehen der Regenhose, bzw. vermutete nur leichte Schauer - ein schwerer Fehler. Unter der Regenjacke trug ich nur ein Shirt und war binnen einer Stunde komplett nass. Eine halbe Stunde später begann ich zu fireren und war schlicht platt. Immerhin hatten wir die Höhenmeter fast geschafft und den Wald hinter uns gelassen, was einen tollen Blick auf die Wälder und Seen um Nikkaluokta ermöglichte.

    Also schlugen wir das Zelt auf und ich begann mich zu trocknen und zu wärmen. Es brauchte ein bis zwei Stunden, bis ich mich wieder "fit" fühlte.









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    • Nuklid
      Erfahren
      • 09.06.2013
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      #3
      AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

      Tag 3:

      Nach einem kräftigenden Frühstück und ein paar Instandhaltungsarbeiten an meinem Rucksack setzten wir unseren Weg fort. Mitten hinein in den dichten Nebel, der die vor uns liegende Hochebene seit dem Morgen bedeckte. Wenigstens war es von oben trocken.








      Der Pfad dem wir bisher gefolgt waren, endete nach kruzer Zeit. Die Sichtweite betrug phasenweise nicht mehr als 25 Meter. Von den umegbenden Bergen war absolut nichts zu sehen. Also nur noch der Kompass zur Orientierung. Dafür war das Gelände gut zu bewältigen.
      Es war für uns das erste Mal, dass wir mitten im Nebel in einer menschenleeren, weglosen Gegend dem Kompass folgten. Gleich am dritten Tag - das war schon beeindruckend. Wir kamen gut voran, aber es blieb immer diese Ungewissheit, ob wir auch wirklich in die richtige Richtung marschieren.

      Der Nebel wollte sich partout nicht lichten. Als wir dann, hier relativ unerwartet Schneefelder passierten die aus dem Nebel auftauchten, wuchs die Ungewissheit, auch wenn wir eigtl. nicht viel falsch machen konnten (links die Berge, rechts der Fluss als Fanglinien).

      Während einer Rast riss plötzlich der Nebel vor uns für kurze Zeit ein wenig auf, und gab den Blick auf die Renvaktarstuga frei, enige hundert Meter entfernt. Nun wussten wir wieder ziemlich genau, wo wir uns befanden, und dass wir richtig gegangen waren.

      Bald begann es ordentlich zu regnen, aber ich hatte aus meinem Fehler vom Vortag gelernt und mich rechtzeitig verpackt. Das Gelände wurde langsam steiniger, und durch den Regen wirkte alles noch unwirtlicher. Es war eine einzige Waschküche.

      Auch wenn wir uns langsam an die Rucksäcke gewöhnten, so waren wir doch zunehmend erschöpft. Es war kalt und ungemütlich und als dann auch noch das Wasser zur Neige ging, beschlossen wir nach einem Zeltplatz mit Frischwasserzufuhr zu suchen. Bisher hatte das Wandern im Nebel Spaß gemacht, dass begann sich nun zu ändern. Auf der Karte war für die nächsten Kilometer der Route nichts an Wasser verzeichnet, daher hielten wir uns östlich. Auch mögliche Zeltplätze waren mittlerweile rar gesät inmitten all der Steine.
      Tatsächlich hörten wir nach einiger Zeit das ferne Rauschen des Cievrrajohka. Wir folgten dem Geräusch und fanden einen geeigneten Zeltplatz in der Nähe des Flusses. Inmitten des Nebels, direkt neben einem Schneefeld auf einem Hang wirkte der Ort ziemlich ungemütlich.
      Ich fühlte mich ziemlich platt, war vom Wetter entnervt und hatte nicht mal mehr Lust, den Kocher anzuwerfen. Nur noch in den warmen Schlafsack und mit der Hoffnung auf einen Wetterwechsel einschlafen.
      Fand meine Freundin nicht so doll, aber ich wollte nur noch pennen. Wir einigten uns auf warmes Getränk.


      Tag 4:

      Der nächste morgen war fantastisch. Als ich erwachte, meinte ich durch das Zelt Sonnenschein strahlen zu sehen, war aber noch zu schläfrig um mich zu vergewissern. Doch meine Laune war sprunghaft wiederhergestellt.

      Tatsächlich war draußen die Sonne hervorgebrochen und zum ersten Mal konnten wir etwas von der tollen Hügellandschaft um uns herum sehen, in der Ferne den Darfálglaciaren.









      Das Wetter wechselte schnell zwischen bewölkt und sonnig, war im Allgemeinen aber eine Wonne, insbesondere nach den trüben Vortagen.

      Die Landschaft war herrlich. Kleine Flüsschen, Geröllfelder und Sumpfwiese wechselten sich munter ab.












      Während einer Rast mit Kartoffelbrei entdeckten wir mit dem Fernglas andere Wanderer weiter entfernt im Westen. Die ersten, seitdem wir den Dag Hammarskjöldsleden verlassen hatten. Wir waren etwas enttäuscht, dass es sich nicht um Rentiere handelte. Von denen hatten wir bisher nur Überbleibsel entdeckt.
      Ich entwickelte in den nächsten zwei Wochen übrigens eine ausgeprägte Sammelleidenschaft für Rentiergeweihe.

      Später sahen wir in der Ferne einen hübschen Regenbogen.


















      An disem Fluss marschierten wir einen halben Kilometer flussaufwärts bergauf, in der Hoffnung eine Stelle zu finden, die mit trockenen Füßen zu passieren war - allerdings umsonst:





      Das Panorama der Flusstäler östlich des Várdu traf uns irgendwie plötzlich und überraschend, wir waren restlos begeistert:







      Das freundliche Wetter setzte sich fort. Wir stiegen ab Richtung Dárvu, zu einem kleinen See. An dessen Ufer hatten andere Wanderer bereits ihr Zelt aufgeschlagen. Wir gingen noch eine Weile und schlugen unser Zelt weiter entfernt ebenfalls am Ufer auf. Es war ziemlich felsig dort, und wir waren froh, überhaupt so rasch einen geeigneten Platz zu finden.








      Das Abendlicht war umwerfend, ma konnte sich wirklich nicht daran satt sehen.
      Generell waren Morgen- und Abendlicht immer wieder ein echtes Highlight während der Tour.





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      • OttoStover
        Fuchs
        • 18.10.2008
        • 1076
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        #4
        AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

        Wonderful nice pictures you have taken.
        Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
        Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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        • Mortias
          Fuchs
          • 10.06.2004
          • 1259
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

          Ja echt schöne Bilder. Ein guter Start der Lust auf mehr macht. Hoffe, dass Du dann bald wieterschreibst. Das Problem mit dem zu späten Anziehen der Regensachen bei Regen kenne ich übrigens nur allzugut. Musste bei Deiner Beschreibung an Tag zwei sehr schmunzeln. Hab das auch oft gehabt, dass ich dachte "Och, is ja nur ein kleiner Schauer, der ist gleich weg. Da lohnt sich das Rausholen und Anziehen der Regensachen doch gar nicht". Und 15 Minuten später war ich dann klatschnass...

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          • Nuklid
            Erfahren
            • 09.06.2013
            • 439
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

            Vielen, vielen Dank!

            Ja, mit dem Timing für Regenzeug-einsatz ist das manchmal so eine Sache

            Und natürlich wird weitergeschrieben:

            Tag 5:

            Das Wetter am nächsten Morgen war freundlich, es schwankte zwischen bewölkt und sonnig. Ich machte mich alleine daran, auf den Várdu zu steigen, meine Freundin hatte keine Lust mitzukommen.
            Von der Westseite stieg ich über felsigen Grund und Geröll hinweg zügig hinauf. Oben angekommen, packte mich wieder einmal etwas die Höhenangst. Ich machte schnell ein paar Bilder und mich dann direkt wieder an den Abstieg.









            Auf dem Rückweg traf ich meine Freundin beim Zähneputzen am See. Nachdem wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Westen, ins Kaskasavagge. Das Wetter blieb wechselhaft, aber trocken.




            Endlich begegneten wir etwas später auch dem ersten Rentier (mal abgesehen von der Anreise), das alleine umherzustreunen schien.











            Die Landschaft war spektakulär schön, ein Augenschmaus - zumal sich auch immer wieder mal die Sonne blicken ließ. Einfach herrliches Wandern.











            Dann, wohl so gegen Mittag, galt es, den Gaskkasjohka zu durchqueren.





            Die Strömung und das milchig-trübe Schmelzwasser eines Gletschers machten die Suche nach einer geeigneten Stelle zum Waten schwierig - dummerweise verzichteten wir darauf, hierzu die Karte zu Rate zu ziehen. Fehler Nr. 1.
            Wir gingen weiter flussaufwärts bis wir schließlich glaubten, eine geeignete Stelle gefunden zu haben. Es ragten ein paar größere Steine heraus, die den Eindruck nicht allzugroßer Tiefe vermittelten - der Grund des Flusses war nicht zu sehen. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass es ziemlich schwierig war, zwischen diesen Steinen vernünftigen Halt für die Füße zu finden, eher klemmte man zwischen ihnen - durchaus auch bis zum Oberschenkel im Wasser. Anstatt umzudrehen und eine bessere Stelle zu suchen, tastete ich mich langsam weiter voran, meine Freundin hinterher. Fehler Nr. 2.
            Als ich ca. zwei Drittel der Distanz bewältigt hatte, sah ich meine Freundin hinter mir plötzlich mit dem Hintern zwischen den Felsen halb im Wasser hängen, offenbar hatte sie etwas das Gleichgewicht verloren. Sie rappelte sich zwar wieder hoch und rief sie sei ok, aber intuitiv hatten wir beide das Gefühl, dass da gerade etwas völlig schiefzugehen drohte. Als ich es mühsam auf die andere Seite geschafft hatte, rief meine Freundin, dass sie feststecke zwischen den Steinen.
            Panik wäre das falsche Wort, aber spätestens jetzt waren wir absolut im "Alarm-modus". Die Stelle war wunderbar geeignet, sich bei einem Sturz potenziell alle möglichen Knochen zu brechen. Ich warf meinen Rucksack ab und begab mich eilig zurück ins Wasser. Als ich meine Freundin erreicht hatte, hielt sie sich an mir fest und schaffte es so, ihren Fuß zu befreien - der Watschuh (Croc) blieb im Fluss und ward nicht mehr gesehen. Gemeinsam gelangten wir ans Ufer. Ihr rechtes Bein hatte ordentlich was abbekommen und sah ziemlich übel aus vor lauter Schrammen und Prellungen.
            Dank "Schmelzwassersofortkühlung" blutete es kaum und schwoll auch nicht an. Immerhin schien nichts gebrochen oder verstaucht zu sein. Also schnell die Schrammen desinfiziert. Meine Freundin hatte starke Schmerzen - allerdings nicht am Schienbein (das schien sie überhaupt nicht zu stören) sondern vor Kälte in den Füßen, da sie ja relativ lange ohne Bewegung im eiskalten Wasser verharrt hatte und da eh relativ empfindlich ist. Immerhin konnte ich darauf verweisen, dass das bald besser werden würde.
            Als ihre Füße sich erwärmt hatten, und wir realisierten, dass wir mit einem blauen Auge - oder besser gesagt Bein - davongekommen waren, machte sich bei uns beiden große Erleichterung breit - und eine schlagartige Übelkeit als der Schreck nachließ.
            Es dauerte dann auch zwei Tage, bis meine Freundin wieder angstfrei Flüsse durchwatete und ihr Selbstvertrauen zurückkam.
            Nicht nur den Watschuh hatte sie verloren, sondern auch einen Trekkingstock um ca. 40° geknickt.

            Nachdem wir uns vom Schreck erholt hatten, machten wir uns langsam und vorsichtig ans Weitergehen. Wir hatten echt Glück gehabt, und das war uns auch voll bewusst. Entsprechend "defensiv" setzten wir unseren Weg fort.

            Es ging jetzt hauptsächlich über endlose Geröllfelder voran durchs Kaskasavagge.



















            Auch an dieser Stelle sollte man eher nicht Stürzen:








            Nachdem wir die Engstelle am See gemeister hatten, hätten wir gerne unser Lager errichtet - aber bloß wo, inmitten all des Gerölls?
            Also gingen wir gezwungenermaßen weiter. Entsprechend groß war unsere Freude, als wir nach einiger Zeit eine kleine, grüne Stelle entdeckten, die offenbar schon von anderen zum Zelten benutzt worden war, wie ein paar aus Steinen errichtete Windschütze verrieten. Wir schlugen das Zelt auf und schmissen den Kocher an.
            Das Abendlicht war wieder einmal eine Augenweide.

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            • Taffinaff
              Fuchs
              • 03.01.2014
              • 1069
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

              Schöner Bericht und wunderbare Bilder! Ich bin ein paar Wochen nach Euch genau dort vorbeigekommen, wo ihr euer Camp fuer Tag 5 aufgeschlagen habt (in meinem Bericht gibts ein Foto, wo die selben Berge wie auf eurem letzten Bild - Suedseite des Knivkammen - von oben zu sehen sind). Sehr gespannt auf Eure weiteren Erlebnisse!

              Habt ihr uebrigen Claes Grundstens Fuehrer fuer die Gegend gelesen? Fand ich fuer Reiseplanung wie auch unterwegs höchst hilfreich.

              Taffi
              Zuletzt geändert von Taffinaff; 21.10.2014, 18:02.

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              • morit.z
                Dauerbesucher
                • 16.03.2009
                • 644
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                Schöner Bericht. Vielen Dank dafür!

                Die Flussquerung war ja anscheinend nicht ganz ohne. Darf ich fragen warum ihr nicht den (imho recht kurzen) Umweg nach Osten über die Brücke genommen habt?
                Bilder.

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                • Nuklid
                  Erfahren
                  • 09.06.2013
                  • 439
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                  Dankeschön.

                  @Taffinaff:
                  Nein, wir haben keinerlei Reiseführer benutzt. Die STF-Website, Fjällkarte, Google-earth und das ODS-Forum waren unsere "Vorbereitungslektüre". Hat auch ganz gut funktioniert (Abgesehen vom "verschwundenen" Kaisepakte - aber dazu später mehr).

                  @morit.z:
                  Habe mir das gerade nochmal auf der Karte angeschaut. Ich glaube, in erster Linie sind wir nicht über die Brücke, weil die empfohlene Route erst noch einige Kilometer südlich entlang des Flusses verläuft.
                  Wir hätten uns mutmaßlich nur bei der Auswahl der Watstelle an der Karte orientieren sollen. Wir haben ca. 500-600 Meter weiter flussaufwärts als vorgeschlagen gewatet, kurz vor dem See 1114.


                  Fortsetzung:

                  Aus dem Zelt sahen wir noch einige Lemminge neben dem Zelt toben. Es schien fast, als ob sie sich mit ein paar kleinen Vögeln zwischen den Steinen Kämpfe lieferten - aber vielleicht haben wir das auch falsch interpretiert. So etwas haben wir noch ein, zwei Mal beobachtet.

                  Noch eine Nachfrage: Am morgen hatten wir in unserem Trinkwasser aus dem See neben dem Dárvu ein paar sich bewegende Punkte entdeckt, irgendwelche Kleinstlebewesen. Das Wasser war klar und schmeckte gut und ist uns auch bekommen. Aber weiß jemand, was es mit diesen Tierchen auf sich hat und was sie bzgl. Trinkwasserqualität bedeuten?


                  Tag 6:

                  Morgens war es erstmal noch ziemlich bewölkt und eher trüb.






                  Nachdem wir gefrühstückt und gepackt hatten, ging die Reise weiter. Es hatte auf den ersten Kilometern hier nur Geröll und Schneefelder, ein schöner Wegabschnitt.
















                  Zunehmend kam auch die Sonne heraus und der Himmel klarte bis Mittag völlig auf. Regelrecht sommerlich-warm wurde es und die Landschaft war phantastisch im prallen Sonnenschein.



















                  Gegen Ende zog sich der Weg etwas - hinter jeder Bodenwelle vermuteten wir den Ausblick auf den Kungsleden im Westen, aber es kam immer noch eine, und noch eine, und s.f.










                  Doch irgendwann war es tatsächlich die letzte Bodenwelle und gab einen phantastischen 180°-Panorama-blick auf den Kungsleden und Sälka frei. Leider habe ich das irgendwie nicht adäquat auf Foto bannen können.

                  Wir wanderten noch ein wenig weiter in Richtung Sälkastugorna, während die Mückendichte zunahm und echt lästig wurde. Schließlich schlugen wir das Zelt auf und machten uns vor herrlicher Kulisse ans Abendessen. Die Mücken trieben uns dann schnell ins Zelt.














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                  • Nuklid
                    Erfahren
                    • 09.06.2013
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                    7. Tag:

                    Am nächsten morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein, der zu einer kleinen Wäsche in einem der umliegenden Tümpel einlud.
                    Schließlich machten wir uns bei herrlichstem Wetter auf den Weg ins Stuor Reaiddávággi. Vor uns andauernd ein Traum-panorama.







                    Zum ersten Mal seit Tagen trafen wir wieder Leute die uns entgegenkamen und unterhielten uns ein wenig mit ihnen über woher und wohin.



                    Wir pausierten an einem See und gönnten uns eine Portion Kartoffelbrei. Hier und da sahen wir ein paar Lemminge zwischen den Felsen umherhuschen. Hut ab vor jedem, der es geschafft hat einen davon mal auf Foto zu bannen.
                    Das Wetter blieb konstant phantastisch und die türkisblaue Farbe des Reaiddájávri war ein Augenschmaus.









                    Unterwegs begegneten wir noch einer Enten(?)familie. Ein "Wimmel- und Suchbild":




                    Es war ein super Wandertag. Allmählich wurden die Schatten länger, was die Landschaft noch zauberhafter machte.
















                    Schließlich passierten wir die Nallostugan. Beim Furten verleiteten uns das gute Wetter und Bequemlichkeit zu der Methode, die Schuhe anzulassen und Wassereindrang von oben billigend in Kauf zu nehmen. Unsere Schuhe waren dann auch - welch Überraschung - total durchnässt.

                    Etwas weiter östlich fanden sich die Überreste eines Rentieres am Wegesrand. Ein paar Dutzend Meter entfernt lagen weitere Überreste, wobei nicht auszumachen war, ob sie zum gleichen Tier gehörten. Etwas besorgt hatten wir von da an einen Blick auf den Fluss. Wer konnte schon wissen, ob hier nicht noch ein weiterer Kadaver im Fluss lag? Wir gingen dann noch ein paar hundert Meter weiter flussabwärts und schlugen dort unser Zelt auf.













                    Beim Abendessen genossen wir den Sonnenuntergang hinter dem Täktjatjakka.


                    Tag 8:

                    Das Wetter präsentierte sich in Form tiefer Bewölkung und Nebelschwaden um uns herum - nichts mehr zu sehen von der prallen Sonne des gestrigen Tages. Wir schlüpften in unsere nassen Stiefel und setzten den Weg, am Nallo vorbei, fort.







                    Das Gelände wurde zunehmend von Büschen dominiert. Weiter östlich des Nallo war dann auf einmal relativ viel Betrieb. An verschiedenen Stellen eines kreuzenden Baches pausierten Reisegruppen, die offenbar auf die ein oder andere Weise mit der Flussquerung beschäftigt waren. Einige waren offenbar tatsächlich dabei, große Steine in den Fluss zu wuchten um eine Art Brücke zu kreieren. Trekking-Pioniere.
                    Andere zogen sich um - dabei war die Querung überhaupt kein Problem, wie wir überrascht feststellten.



                    Gegen Mittag kam nochmal ein bisschen die Sonne durch. Wir machten eine Pause an einem mächtigen Wasserfall kurz vor der Vistasstugan. Dabei machten wir noch ein Nickerchen auf der Iso-Matte. Bis einsetzender Regen uns weckte. Das Wetter wurde nun recht wechselhaft und schwer vorhersehbar.
                    Wir kamen zur Vistasstugan. Wir kauften je eine Dose Bier und Ananas und machten uns dann auf den Weg ins südliche Visttasvággi. Dabei begann sich der Himmel zusehends zu verdunkeln. Zeltplätze waren im realativ dichten Wald absolute Mangelware, und so gingen wir erstmal weiter voran.



                    Und dann ging es los wie aus dem Lehrbuch: Plötzlich einsetzender, starker Wind, der sich in kurzer Zeit zu einem Sturm entwickelte. Dazu starker Regen. Wir suchten vergeblich nach einem Platz für unser Zelt. Um uns herum bogen sich die Bäume und Sträucher wild in Wind und Regen. Als dann auch noch nicht allzuweit entfernt Donner und Blitze einsetzten legten wir enorm an Tempo zu und schlugen schließlich, mangels Alternativen, inmitten einer Baumgruppe AUF ein paar kleinen Büschlein zügig das Zelt auf.
                    Kurz nachdem wir das Zelt aufgebaut und uns eingerichtet hatten, hörte das Unwetter relativ schnell auf und die Sonne kam heraus. Wir bedauerten etwas unser Timig und die Wahl dieses recht unebenen Zeltplatzes.
                    Jedoch: Mitten in der Nacht weckten uns Donnergrollen, Wind und grelle Blitze. Erstaunlich wie schnell man wach sein kann! Zwar fühlten wir uns im Wald etwas geschützt (im Vergleich zum Kahlfjäll), aber es war beunruhigend laut. Banges runterzählen und Gerechne, während wir auf den doppelt gefalteten Isomatten hockten. "4 km, 1,5 km... Es kommt näher, wie schön". Angenehm ist echt was anderes. Der Spuk dauerte allerdings nicht lange, nach ungefähr einer Viertelstunde war Schluss und wir wieder beruhigt.

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                    • Mortias
                      Fuchs
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                      #11
                      AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                      Ja son Gewitter im Fjäll ist immer eine recht abenteuerliche Erfahrung, auf die man auch gerne verzichten kann. Dafür sehen eure Bilder vom dunklen wolkenverhangenen Vstasvaggi auch sehr beeindruckend aus. Macht auf jedenfall Spaß Euren Bericht weiterzuverfolgen.

                      Zitat von Nuklid Beitrag anzeigen
                      Hier und da sahen wir ein paar Lemminge zwischen den Felsen umherhuschen. Hut ab vor jedem, der es geschafft hat einen davon mal auf Foto zu bannen.
                      Lass den Hut lieber auf. Je nach Lemmingpopulation (2011 war z.B. ein sogenanntes Lemmingjahr) gibt es auch immer einige eher mutige und freche Lemminge die einem beim Vorbeigehen frech anquiken, aber irgendwie nicht einsehen das Weite zu suchen. Solch einen Lemming zu fotografieren erfordert dann eigentlich kein besonderes fotografisches Können sondern nur ein bisschen Glück. Die ganz frechen Lemminge gehen sogar soweit, dass die auch mal den Schuh oder Trekkingstock von einem angreifen.

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                      • Nuklid
                        Erfahren
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                        #12
                        AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                        Tag 9:

                        Bis zum Morgen wechselte das Wetter wieder und die Sonne lachte uns an. Nur die Nässe auf den Pflanzen zeugte noch von dem Unwetter ein paar Stunden zuvor.
                        Im Sonnenschein setzten wir den Weg fort, die allermeiste Zeit durch waldiges Gelände. Es gab immer wieder nette Ausblicke auf den Visttasjohka. An einer der Brücken nutzten wir gegen Nachmittag das gute Wetter für eine ausgiebige Wäsche. Gegen Ende der Pause bewölkte sich der Himmel.
                        Und einige Zeit später, als wir schon weitergegangen waren, begann es windig zu werden und wie aus Eimern zu gießen. Das von uns befürchtete Gewitter blieb aber aus. Gegen Abend kam dann wieder die Sonne raus.








                        An einem Platz mit Bach und Feuerstelle schlugen wir unser Lager auf. Ich versuchte mich noch an einem Feuerchen im Abendlicht, aber aufgrund des Regens war alles zu nass um richtig zu brennen. Zudem hatte es hier viele Mücken, die uns schließlich ins Zelt trieben.


                        Tag 10:

                        Das Wetter blieb gut. Wir begegneten ab und an ein paar Wanderern, machten hier und da Pause und genossen das Wetter.










                        Gegen Nachmittag wurden die Mücken nochmal richtig aggressiv und nervig, selbst während des Gehens. Schließlich erreichten wir abends wohlbehalten den Parkplatz in Nikkaluokta.


                        Wir wechselten von Trekkingkleidung auf Sneaker und Jogginghose und fuhren nach Kiruna. Dort labten wir uns an einer schmackhaften Pizza, während draußen ein Gewitter über der Stadt tobte. Seit drei Tagen gab es jetzt jeden Abend zuverlässig Unwetter.
                        Wir schauten uns noch ein bisschen in Kiruna um und suchten uns danach einen Parkplatz um im Auto zu übernachten.

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                        • Nuklid
                          Erfahren
                          • 09.06.2013
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                          #13
                          AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                          Noch ein Foto vom Vistasvággi:




                          Tour 2:

                          Tag 1:

                          Wir fuhren wieder nach Kiruna und frühstückten bei einem Bäcker in der Nähe eines offenbar frisch errichteten Einkaufszentrums. Anschließend kauften wir Proviant im Supermarkt. Da einer der Dichtungsringe beim Kocher irgendwie ziemlich porös geworden war, wollte ich nach Ersatz suchen. So warteten wir noch eine weitere Stunde mit Buchlektüre vor dem Supermarkt, bis der Outdoorshop nebenan öffnen würde.
                          Dort nahm man sich recht freundlich unseres Problems an, und kam nach Rücksprache mit dem Chef(?) zum Schluss, dass das Gummiteil irrelevant für die Sicherheit des Kochers sei (es handelte sich um den inneren Gummiring). Wir bedankten uns, zogen erfreut wieder ab und machten uns mit dem Auto auf den Weg nach Kaisepakte.
                          Aber wir fanden es nicht. Wir fuhren mehrere Male die Straße am Torneträsk auf und ab, aber wir fanden absolut nichts, was die Haltestelle Kaisepakte hätte sein können.
                          Schließlich entschieden wir uns, anstatt mit dem Bus nach Katterjakk zu fahren, mit dem Auto nach Abisko zu fahren und einfach von dort zu einer Rundtour starten, die uns über Lapporten zurück nach Abisko führen sollte.
                          Nachteile: Ich hatte noch grob in Erinnerung, dass es irgendein schwerwiegendes Argument gegen den Besuch des Abisko-Nationalparks gab, war mir aber nicht mehr sicher, was es gewesen war. Und wir würden ein bis zwei Tagesetappen auf dem Kungsleden verbringen, und zwar während des Fjällräven-Classics-Laufs. Egal, besser als hier noch stundenlang nach einem Phantom zu suchen, dachten wir uns, außerdem würden wir uns die Busfahrt sparen.

                          So parkten wir in Abisko und packten unsere Rucksäcke, was beim zweiten Mal effizienter und schneller klappte. Noch herrschte herrlichstes Wetter. Doch zunehmend zogen Wolken auf, und als wir gepackt hatten und losgingen, begann es mal wieder zu stürmen und wolkenbruchartig zu gießen. In der Unterführung vor dem Bahnhof harrten wir aus und warteten, bis das Schlimmste vorüber war.
                          Dann machten wir uns auf in den Nationalpark, während schnell die Sonne wieder rauskam. Irgendwann kamen wir an einer der Infotafeln vorbei, der wir unter anderem entnehmen konnten, dass das Zelten im NP (abgesehen von drei ausgewiesenen Orten) verboten ist. Es ging gegen Abend, meine Freundin und ich schauten uns entnervt an: Deshalb hatte ich bei der ursprünglichen Planung den Abisko-NP gemieden. Weder waren wir gewilllt, heute noch 9-10 km zu marschieren um den NP hinter uns zu lassen, noch wollten wir das Verbot ignorieren.
                          Wir kamen schließlich auf die Idee, einem Pfad Richtung Süden nach Tältlägret zu folgen, der uns binnen eines guten Kilometers an die Grenze des NPs führte.
                          Ziemlich direkt hinter den Grenzpfählen schlugen wir unser Lager auf. Es lag etwas erhöht und bot einen schönen Ausblick. Nachteil war allerdings die schlimmste Fliegen- und Mückenplage auf der gesamten Reise. Die kleinen Fliegen waren sogar noch nerviger als die Mücken. Wir setzten sogar das Anti-Mückenmittel aus dem Supermarkt ein. (Der Hinweis auf dem Mittel, dieses höchstens zwei Mal täglich zu benutzen, hatte uns bisher Abstand davon nehmen lassen, es überhaupt einzusetzen.)










                          Tag 2:

                          Morgens herrschte ein Traumwetter, Sonne und blauer Himmel.
                          Wir packten und machten uns auf den Weg zurück auf den Kungsleden. Dort war einiges los, er war voller Menschen, Tagesausflügler und Trekker. Es war noch schlimmer als erwartet, und das beinahe minütliche Gegrüße wurde tatsächlich anstrengend und nervig.
                          Immerhin blieb das Wetter traumhaft schön und wir kamen zügig voran.







                          Mittags machten wir eine längere Pause unter einer kleinen Birke und lasen entspannt im Sonnenlicht unsere Urlaubsliteratur.






                          Nach einer guten Stunde setzten wir unsere Weg fort. Die Wandererdichte blieb unverändert hoch. Einzelne, Duos, Familien, Reisegruppen im Dutzend - es war alles dabei.

                          Schließlich passierten wir die Alesjaurestugorna, die wir aber ignorierten um zügig den NP zu verlassen. Einige Zeit später erreichten wir dann auch die Grenze des NP's. Jetzt konnten wir schon mal wieder Zelten wann und wo wir wollten.

                          Dann kamen wir an einem Fjällräven-Classic-Checkpoint vorbei, der beinahe wie ein improvisierter Campingplatz wirkte.
                          Anschließend überquerten wir die Brücke über den Siellajohka und begannen nach einem Lagerplatz zu suchen. Wir bauten unser Zelt schließlich nördlich vom Gárddenvággi auf.




                          Die abendliche Aussicht auf das Tal war wunderschön, und wir beobachteten noch lange die Lichtspiele der Abendsonne und den aufziehenden Nebel im Tal.




                          Im Nachhinein bedaure ich es etwas, dass wir nicht über Tältlägret durchs Balinvággi gegangen sind, um dann nach Westen wieder auf den Kungsleden zu stoßen. Wäre sicher interessanter und einsamer gewesen. Aber gut, hinterher ist man immer schlauer.

                          Nachts wurden wir von lautem Gegurre irgendwelcher federartigen Tiere wach, sie schienen um unser Zelt zu stolzieren und durch die Nacht zu schimpfen. Das konnte uns aber nicht davon abhalten, wieder in den Schlaf zu sinken.

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                          • Nuklid
                            Erfahren
                            • 09.06.2013
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                            #14
                            AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                            Tag 3:

                            Das gute Wetter hatte bestand. Wir setzten den Weg weiter auf dem Kungsleden fort, wo schon wieder einiges los war. Jetzt sahen wir auch erste FRC-Läufer (zumindest deuteten rote Tücher am Rucksack darauf hin) auf dem Weg.
                            Wir entschieden uns spontan, das Wetter zu einer kurzen Besteigung des Gárddenvággi zu nutzen.
                            Wir kamen nicht ganz bis zum Gipfel, da weiter oben an einer ca. zwei Meter hohen Felsstufe tatsächlich etwas geklettert werden musste. Zwar grundsätzlich nicht besonders schwierig, aber da Boden und Fels größtenteils von Gebüschvegetation bedeckt waren, sah man nicht wohin man trat, am Gebüsch festhalten schien auch nur bedingt ratsam und das Gestein war recht lose. Das wurde uns zu unübersichtlich – wir genossen kurz die nette Aussicht und stiegen dann wieder ab.




                            Nach einigen Kilometern erreichten wir die großen Seen, und genossen das Wetter und die grandiose Aussicht.














                            Schnell hatten wir die Furt zwischen Miesákjávri und Rádukjávri ausgemacht, durch die wir auf die andere Seite gelangen wollten. Durch sumpfiges Gelände gelangten wir dorthin. Endlich runter vom Kungsleden! Gegenüber auf der anderen Seite stand ein Tipi, im Wasser davor ein Angler. Als er unser ansichtig wurde, verschwand er im Tipi.
                            Mit locker 100 Metern Breite war die Furt recht imposant, und meine Freundin und ich hatten natürlich sofort den Vorfall im Kaskasavágge im Hinterkopf. Trotzdem war die Stimmung im Abendlicht hier geradezu magisch.
                            Wir machten uns fertig zum waten und begaben uns dann vorsichtig ins Wasser. Wir hielten uns die erste Zeit mittig zwischen den großen Felsen die aus der Furt ragten, was recht jedoch mühsam war. Erst gegen Mitte der Furt fanden wir heraus, dass es deutlich einfacher war, rechts von den Felsen zu gehen.
                            Es war auf jeden Fall ein beeindruckendes Gefühl, im Abendlicht zumindest gefühlt mitten in einem See zu stehen.
                            Unversehrt und bester Laune erreichten wir schließlich die andere Seite. Wir entfernten uns noch einen guten Kilometer vom Tipi und schlugen dann am Ufer unsere Zelt auf. Das Wetter und die Landschaft waren einfach herrlich im Abendlicht.
















                            Mitten in der Nacht weckten uns auf einmal Schritte von zwei oder drei Menschen, die offenbar wortlos direkt an unserem Zelt vorbeigingen – irgendwie eine ganz komische Erscheinung, hier, abseits des Weges. Hätten wir uns nicht an das Tipi erinnert, wir hätten wohl einen Schreck bekommen. So vermuteten wir nächtliche Angelaktivitäten und schliefen wieder ein.


                            Tag 4:




                            Morgens begrüßte uns wieder praller Sonnenschein, allerdings war es ziemlich windig geworden.
                            Gutgelaunt machten wir uns auf den Weg Richtung Osten. Die Landschaft um uns herum war wunderschön.

















                            An einem idyllischen, kleinen Strandabschnitt machten wir eine Pause.






                            Wir setzten unseren Weg fort und begegneten zwei Rentieren. Während das eine verschwand, kam das andere in unsere Richtung und knabberte unterwegs an ein paar Sträuchern. Dann rannte es einige Male halbkreisförmig um uns herum und entfernte sich schließlich.





























                            Ein, zwei Kilometer vor der Kreuzung an der Brücke schlugen wir gegen Abend unser Zelt im Licht der untergehenden Sonne auf.

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                            • Nuklid
                              Erfahren
                              • 09.06.2013
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                              #15
                              AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                              Tag 5:

                              Morgens war der Himmel bedeckt, nachts hatte es geregnet. Ein einzelnes Rentier trottete beim Frühstück ein paar hundert Meter entfernt vorbei.
                              Wir gingen weiter nach Westen, bis wir zu dem Weg kamen, der längs des Vierrojohka verläuft. Der Ausblick auf das kleine Delta war nett anzuschauen.




                              Etwas später passierten wir die Brücke über den Aliseatnu. Es hatte hier viel Gebüsch und Bäume, war aber recht malerisch. Es blieb trocken, aber die Sonne hatte sich erstmal verabschiedet.










                              Bei der Renvaktarstuga pausierten wir eine Weile, da auch gerade die Sonne etwas durch die Wolken schien.





                              Dann folgten wir weiter dem Weg entlang des Hanges Richtung Osten. Trotz des Pfades war das vorankommen durch das nasse Gebüsch recht beschwerlich, ständig blieb der Rucksack irgendwo hängen. Der Weg war aufgeweicht und ziemlich matschig, unsere Hosen sahen aus wie Sau.







                              Gegen Nachmittag hatten wir keine Lust mehr, weiterzumarschieren. Jedoch, einen geeigneten Zeltplatz zu finden war gar nicht so einfach - überall Gebüsch, oft mannshoch. Doch irgendwann fanden wir eine freie Stelle, wenn auch nicht ganz eben.
                              Dort schlugen wir unser Lager auf und genossen die Aussicht beim Abendessen.




                              Tag 6:

                              Das Wetter am nächsten Tag war wechselhaft, immer wieder kamen wir in den Genuss leichter Regenschauer, während wir uns weiter durch das Gebüsch schlugen - irgendwann durchaus querfeldein, da wir zeitweise den Pfad verloren hatten. Macht aber eigentlich eh mehr Spaß - eine der Erkenntnisse dieser Reise.
                              Die Aussicht war konstant famos.



                              Da wir festgestellt hatten, dass unsere Vorräte für neun Tage nicht reichen würden, und aufgrund des bescheidenen Wetters (sowie, zugegebenermaßen auch wegen der Fortsetzung der Lektüres des "Medicus", der im Auto auf mich wartete) hatten wir uns vorgenommen, übermorgen Abisko zu erreichen. Deshalb wollten wir es heute bis nach Lapporten schaffen.



                              Wir machten noch eine längere Pause, und uns dann im Nieselregen auf Richtung Lapporten. In den nächsten Stunden fand ich Unmengen von Rentiergeweihen - wir führten sicher am Ende des Tages 8-10 unterschiedlicher Größe mit uns.













                              Schließlich erreichten wir Lapporten und schlugen zwischen zwei Flüssen das Zelt auf. In der Ferne grasten ein paar Rentiere, und das Abendlich war wieder einmal zauberhaft.







                              Tag 7:




                              Wir packten zusammen, und machten uns fertig für die letzte Etappe. Das Wetter war unverändert. Immer wieder ergossen sich mehr oder wenier starke Schauer über uns.
                              Am Cuonjájávri wurde ich noch Opfer einiger Scheinattacken von Möwen, von denen ich unter meiner Kapuze selber gar nichts bemerkte. Aber meine Freundin die hinter mir ging, wies mich später darauf hin, dass ein paar der Möwen immer wieder knapp an meinem Kopf vorbeigeschossen seien. Na ja.










                              Am Nordufer des Sees machten wir eine Rast, und überlegten hin und her, ob es lange genug Trocken bleiben würde für eine Kochpause. Es endete damit, dass wir mit warmem Essen unter dem Regenpnocho meiner Freundin im prasselnden Regen hockten.

                              Noch während des Essens begann faszinierend schnell starker Nebel aufzuziehen. Man konnte auf dem weiteren Weg immer gerade noch das näcshte Steinmännchen ausmachen, das den Weg markierte.

                              Nach einiger Zeit erblickten wir vor uns, tiefer liegen eine merkwürdige Fläche. Erst wussten wir gar nicht, was das genau war, bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel: "Das muss der Torneträsk sein!" Recht bald sahen wir dann durch den Nebel Abisko in der Ferne unter uns auftauchen.
                              Wir kamen nun in waldiges Gelände. Während ich in Gedanken die Reise rekapitulierte und die geringe ANzahl von Rentiersichtungen bedauerte, dachte ich bei mir: "Ach, wenn jetzt nochmal ein paar Rentiere unseren Weg kreuzen würden - wäre das schön." Kein Scheiß: Keine fünf Minuten später, als durch den Wald nochmal ein stück Kahlfjäll zu sehen ist - kreuzen tatsächlich 5-6 Rentiere unseren Weg, so nahe wie während der gesamten Reise nicht! Ich fühlte mich tatsächlich beschenkt, was für ein würdiger Abschluss!











                              Das Ende des Weges überraschte uns ein wenig, weil wir über Stahlbetonbruchstücke auf einem Hinterhof eines Betriebes (?) am Bahnhof von Abisko klettern mussten.
                              Dann fuhren wir erstmal einkaufen im Coop.

                              Epilog:

                              Wir hatten vier Tage Zeit für die Rückreise nach Trelleborg. So schauten wir uns noch einige Städte an, besuchten Skuleskogen Nationalpark und fuhren gemütlich gen Süden. Unterwegs sahen wir noch, wie ein Rentier, das über die Straße hüpfte, nur um ein paar Meter von einem Koloss von LKW verfehlt wurde.

                              Ausblick von einer Raststätte:




                              Skuleskogen:



















                              Kalmar:




                              Yngsjö:








                              Fazit:

                              Es war eine rundum tolle Reise in prächtiger Landschaft. Mit dem Wetter hatten wir unterm Strich Glück und viel Sonne. Unsere Kalkulationen bzgl, Tageskilometer, Proviant etc. hatten auch ganz gut funktioniert. Einziger Wermutstropfen waren etwas wenig Rentiere, aber das ist Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau. Interessieren würde mich nur, ob wir Pech hatten, oder ob es in anderen Gegenden tatsächlich viel mehr Rene gibt - so schien es uns bzgl. des Jämtlandfjälls.

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                              • OttoStover
                                Fuchs
                                • 18.10.2008
                                • 1076
                                • Privat

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                                #16
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                                https://www.outdoorseiten.net/fotos/...03-3782&cat=25
                                Lots of nice pictures, and I would also comment that I like that you included pictures of yourself. I like to see the persons that were on tour also, not just the landscape.

                                But the above linked picture were the best IMHO. The dark mountain looming ominously over the lake, and the bright foreground with the small wawes in the lake. I could almost feel the fresh breeze! Thank you for that.
                                Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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                                • Mortias
                                  Fuchs
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                                  #17
                                  AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                                  Jo sehr schicker Bericht. Kann mich da Otto nur anschließend, finde es auch immer besser, wenn ich auch die Personen die unterwegs waren auf den Bildern sehe. Das gibt dem ganzen einfach nochmal ne persöhnlichere Note. Landschaftlich war das natürlich auch top wo ihr langgewandert seit. Schade natürlich, dass Ihr nicht soviele Rentiere gesehen habt. Kann aber auch nicht sagen woran das lag. Aus eigener Erfahrung würd ich jetzt nicht sagen, dass man in der Gegend prinzipiell nur wenig Rentiere sieht. Ok, in den Hochgebirgsregionen wie Kaskasavagge und Stuor Reiddavagge halten sich die Viecher schon eher seltener auf, aber grundsätzlich tummeln sich schon etliche Rentiere in der Gegend. Ich habe dieses Jahr beispielsweise zwischen dem Muorahisvaggi und dem Alisvaggi zwei größere Herden beobachten dürfen. Vielleicht war das bei Euch einfach nur Pech, dass Ihr einfach zufälligerweise stets zur falschen Zeit am falschen Ort wart.

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                                    #18
                                    AW: [SE] Zwischen Abisko und Nikkaluokta: Zwei Touren in Lappland

                                    Schöner Bericht, tolle Fotos.
                                    Vieles habe ich auch so erkannt, ein tolles Gefühl.
                                    Ein fehler in eurer zweiten Reise ist noch drin: Da schreibt ihr, dass ihr am zweiten tag die Alesjaurestuga passiert habt, war aber "nur" die Abiskojaurestuga

                                    Danke für den Bericht!
                                    Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
                                    Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

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