[SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

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    [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

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    Schräge Typen und Regenbögen – Kvikkjokk bis Abisko

    Im Rückblick waren es zwei Dinge, die uns immer wieder ins Staunen und Schmunzeln gebracht haben: Erstens eine Unzahl von Regenbögen, einer schöner als der andere, gepaart mit dem Spiel von Wolken, Wind, Sonne und Schatten.





    Und zweitens die unglaubliche Anzahl an sympathischen, entspannten, spannenden, verrückten, leichtsinnigen und witzigen Typen, die wir getroffen haben. Auch, wenn die meisten der Leute, die wir getroffenen haben, gut ausgerüstet und vorbereitet waren, so bleibt die Minderheit der unerfahrenen bis waghalsig-verrückten Trekker am Nachhaltigsten in Erinnerung. Hier meine Top 10:

    10. Der Regencape-Mann
    Die Ausrüstung eines uns entgegen kommenden Wanderers im Fjäll bei schlechtem Wetter mit Regen, Matsch und nassen Steinen ist: Turnschuhe und Jeans! Als Regencape trägt er einen transparenten Plastiksack mit hinein geschnittenen Armlöchern, so wie dies z.B. viele Leute auf Rockkonzerten oder zum Warmhalten vor dem Marathonstart anhaben.

    9. Die Schlotternde Schwedin
    Auf dem Abstieg vom Tjäkktjapass kommt uns eine Schwedin entgegen, die offensichtlich keine Handschuhe hat. Bei nasskaltem Wetter, Gegenwind und Temperaturen von etwa 5 Grad sind ihre Hände vermutlich eisig kalt. Es ist generell eine natürliche Reaktion, diese in die Taschen des Softshells zu stecken. Bloß: Wenn es im sehr, sehr steil abfallenden Gelände über nasse und daher sehr rutschige Steine geht, würde ich lieber an die Hände frieren (oder gleich Handschuhe mitnehmen), als einen schlimmen Sturz zu riskieren.

    8. Der geizige Holländer
    Die Geschichte hat mir ein Hüttenwirt erzählt. Wir haben die beiden allerdings auch gesehen: Mutter und Sohn, dieser ca. 16 Jahre, stampfen durch das Fjäll. Die beiden sind Niederländer. Der Sohn hat vermutlich erwartet, dass man im August mal locker durch die Berge spazieren kann. Er trägt Jeans, die vom Nieselregen feucht sind. Er hat auch keine Handschuhe. Es nieselt, der Wind bläst und es ist mit 3 Grad sehr kalt. Vor der Hütte sitzt er im Windschutz, zusammen gekauert, versucht irgendwie die Hände zu wärmen. Der Wirt meint, er könne ihm ein Paar leichte Handschuhe verkaufen. Die sind ihm aber zu teuer. Der Wirt bietet den beiden an, sich für die Tagesgebühr von je 40 Kronen in der Hütte aufzuwärmen und sich einen Tee zu machen. Auch das ist den beiden zu viel Geld. Nach einer kurzen Pause ziehen sie nass und zitternd weiter.

    7. Die Fjäll-Diva
    Bei starkem Wind und leichtem Regen kommt uns eine Wandergruppe entgegen. Wir müssen zweimal hinsehen. Was trägt denn die Frau in der Mitte? Einen Regenschirm?!!! Einen Regenschirm, der ständig vom Wind nach vorne und hinten geweht wird und den sie immer wieder neu ausrichten muss. Als wir die Gruppe passieren, sehen wir, dass die Frau –etwa um die 50- zudem noch ein komplettes Make-Up aufgetragen hat. Wie in der alten 3-Wetter-Taft-Werbung: Kiruna, 6 Grad und Wind – die Frisur hält!

    6. Die Feuermacherin
    In einer Wanderhütte ist es kühl; das Feuer im Ofen ist aus. Eine schwedische Frau mittleren Alters wirft zwei riesige vor dem Ofen liegende Holzscheite hinein. Dann nimmt sie den Gasanzünder neben dem Herd mit einem kleinen Piezozünder (!!!) und klickt mit dem Anzünder wieder und wieder im Ofen an die Holzscheite. Als es wundersamer weise nicht klappt, klickt sie an dem zweiten Holzscheit herum. Selbstverständig genauso sinn- und ergebnislos. Schließlich erbarmt sich ein Schwede, nimmt ihr den Zünder aus der Hand, wirft einige dünne trockene Holzspäne in den Ofen und zündet diese mit dem Feuerzeug an.

    5. die Unverbesserlichen Wetteroptimisten und
    4. die Quälige Quasselstrippe und
    3. der Härteste der Harten
    Alle drei getroffen an der Aktse-Hütte. Mehr unter dem Bericht vom 15. August.

    2. Die beiden unerschrockenen Im-Sturm-Zelter
    Getroffen am der Tjäktja-Hütte.

    1. Die Drei Hessischen Musketiere
    Rainer, Jürgen und Björn - diese drei aus einer zu Recht legendären Truppe sind mein absolutes Highlight. Aber davon mehr unter dem Bericht vom 20. bis 22. August!

    13. August 2013
    Um kurz vor 6 Uhr morgens steigen wir kurz vor Höhe des Polarkreises aus dem Nachtzug in Boden aus. Geschätzte 150 Trekker schieben sich mit dick aufgetürmten Rucksäcken über den Bahnhof des nordschwedischen Städtchens. Eigentlich sollte der Zug ja noch weiter nach Norden gehen, nach Abisko für viele oder für einige wie uns nach Murjek. Aber nachdem gestern auf der Strecke in Schwedisch-Lappland zwei Güterzüge kollidiert sind, ist die schwedische Bahn noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Alle Reisenden werden in Busse umgeladen und nach Zielort sortiert weiter transportiert. Es ist ein sonniger freundlicher Morgen mit für Lappland angenehmen Temperaturen. Die schwedischen Bahnmitarbeiter bemühen sich, den Ansturm der Trekker in die Busse zu dirigieren. Obwohl sie die Ansagen auf Englisch wiederholen, bekommen wir nicht alles genau mit. Von einem älteren Herren mit großen Trekkingrucksack und etwas aus der Mode gekommenen Outdoorsachen bekomme ich mit, wie er sich in zwei Sätzen mit dem Bahnmitarbeiter in Schwedisch austauscht und dabei das Wort „Kvikkjokk“ fällt. Also halte ich mich an ihn. Als Claudia fragt, warum, bemerke ich, er sei wohl Schwede und wolle auch nach Kvikkjokk. Der alte Herr bekommt dies mit und antwortet uns lächelnd, dass er aus Köln komme. Der Bus nach Jokkmokk mit Verlängerung nach Kvikkjokk komme in etwa 10 Minuten. Und schon sind wir mit dem ersten erfahrenen Trekker im Gespräch. Er geht den Padjadalleden. Den Kungsleden hat er schon vor über 10 Jahren gemacht. Seine Frau sei zu Hause, sie komme wie immer nicht mit. Aber er lasse sich das Wandern nicht nehmen. Respekt mit einem Alter von optisch über 60 Jahren.

    Wenig später geht es dann im Bus über Land. Die Häuser von Boden sind schnell hinter uns gelassen. Von da an geht es in schönstem Wetter durch die praktisch menschenleere Landschaft Nordschwedens. Zwischendurch nehmen wir noch etwas Schlaf. Der Bus in Jokkmokk wartet dann auf uns. Nach einer weitere Stunde stehe wir schließlich am Ende der Straße in Kvikkjokk, umgeben von einem Dutzend Häuser, unsere Rucksäcke auf dem Rücken. Wie immer das herrliche Gefühl: Es geht wieder los!

    Ursprünglich wollten wir den Kungsleden ganz klassisch von Nord nach Süd laufen. Wegen der gerade in Abisko statt findenden Fjällräven Classics haben wir uns aber dazu entschieden, das Ganze in der relativen Menschenleere von Kvikkjokk zu starten, statt sich mit Hunderten von lärmenden Wanderern durch die „Wildnis“ zu wälzen. Jetzt starten wir kurz vor 12 Uhr mit nur einer Handvoll anderen Wanderer. Das Wetter ist gut, sommerlich. Wir wandern mit T-Shirts durch den Wald, der immer dichter wird und uns langsam ins Fjäll hinein führt. Langsam steigt der Pfad leicht an, wird etwas steiniger. Claudia bekommt heute ihr Erfolgserlebnis: Mein Rucksack mitsamt Zelt und dem Proviant drückt auf meinem Rücken. Ihrer ist um Einiges leichter und so habe ich große Mühe, an den Steigungen mitzuhalten. Fairerweise muss man festhalten, dass sie gleich anbietet, noch einige Kilogramm von mir in ihren Rucksack zu nehmen. Aber ich lehne dankend ab: Wenn sie als eine der wenigen Trekkingfrauen mitkommt, dann soll sie auch einen Rucksack von nicht mehr als 15 Kilogramm tragen.
    Der Tag verläuft unspektakulär. Wir laufen uns ein, genießen das Fjäll. Gegen 18 Uhr kommen wir an die Hütte. Der Hüttenwirt begrüßt uns. Außer uns sind nicht übermäßig viele Leute da. In der Hütte treffen wir einen Mann etwa Mitte 40, der uns sodann auf Deutsch anspricht. Er ist nach seinem Medizinstudium in Freiburg mit seiner Frau nach Schweden ausgewandert. Der Grund: Als Medizinerin hätte sich seine Frau im deutschen Klinikalltag entscheiden müssen – entweder Kinder oder Karriere. Sein zutreffender Satz ist, dass „die deutschen Chefärzte mit ihrer Personalpolitik zwei gut ausgebildete Generationen von Medizinern nach Skandinavien getrieben haben“. Nach dem, was ich so von ein paar Freunden weiß, die auch Mediziner sind, hat er da ziemlich Recht. Jetzt wohnen die beiden seit vielen Jahren in Umea. Er ist Oberarzt für Hämatologie in der lokalen Klinik. Die beiden haben mittlerweile vier Kinder und sind voll berufstätig. Seine Frau ist mit den Kindern gerade auf Besuch bei den Großeltern in Deutschland. Er wollte die Zeit nutzen, um eine Runde um den Sarek über Kungsleden und Padjadalleden zu drehen. Er ist Trekkingprofi. Aber auch die sind nicht frei von Fehlern. Er hat seine neuen Trekkingschuhe beim Trekken einlaufen wollen, um dann festzustellen, dass er nach drei Tagen vor lauter Blasen kaum noch laufen kann. Er zeigt uns seine lädierten Füße. Einen Tag hat er schon Zwangspause machen müssen. Den nächsten Tag will er sich bis Kvikkjokk durchschlagen und wird dann wohl einen Hubschrauber nach Ritsem nehmen müssen, wo sein Auto geparkt ist.

    Wir gehen am ersten Abend früh ins Zelt. Gegen 22 Uhr schlafe ich im Hellen ein, wache kurze Zeit danach wieder im Hellen auf und vermute, dass ich nur kurz eingenickt bin. Die Uhr zeigt aber 4 Uhr morgens. An die Länge der Tage im nordskandinavischen Sommer muss ich mich erst wieder gewöhnen.





    Zuletzt geändert von Cattlechaser; 28.10.2013, 22:21.
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    #2
    AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

    14. August 2013
    Wir gehen es gemütlich an und kriechen gegen 9 Uhr aus dem Zelt. Als Letzte. Zumindest fast. In einem anderen Zelt hören wir, wie sich ein österreichisches Paar mit dem Bemühen um gedämpfte Lautstärke aber trotzdem hörbar streitet. Als Grund vermuten wir: Er geht gerne trekken, sie hat sich von ihm überreden lassen und heute Nacht hat es geregnet. – Vielleicht war das ihrer Laune nicht gerade zuträglich.

    Wir sitzen lang in der Hütte und trinken Tee, während wir noch mit dem deutsch-schwedischen Arzt tratschen. Er wickelt seine gigantische Blase mit Tape ab. Als ich einen Blick darauf erhasche denke ich nur, dass ich mich mit einer Blase mit solch einem Ausmaß vermutlich direkt mit dem Hubschrauber ausfliegen lassen müsste. Zwischendurch bauen wir das Zelt ab. Die Österreicher machen das Gleiche - allerdings im Gegensatz zu uns völlig wortlos. Es nieselt.

    Als wir gerade losgehen wollen, beginnt ein Platzregen. Also stellen wir uns noch unter das Vordach der Hütte und quatschen weiter mit dem Arzt. nebenbei schälen wir uns alle in unsere Regenmontur. Wir gehen los, als der Regen etwas nachlässt. Direkt vor uns gehen dann auch die Österreicher. Sie geht seeehr langsam. Er fügt sich ihrem Tempo. Wir überholen schnell und sind froh, die gedrückte Stimmung mit den beiden hinter uns zu lassen.

    Heute zeigt sich das Fjäll von seiner wechselhaften Seite. Es ist nicht wirklich schlechtes Wetter, es kommen aber immer wieder kleinere Schauern über die Berge. Regenjacken und –hosen an, Regenjacken und –hosen aus. Der Weg windet sich weiter durch den Wald. Die großen Steine, über die man immer wieder steigen muss, machen es beschwerlich. Dann geht es in einem ersten großen Anstieg über die Baumgrenze hinweg. Der Blick ist frei auf die Schönheit Lapplands. Die vorbei ziehenden Regenwolken tauchen die Szenerie in ein melancholisches Bild. Wir machen unsere Mittagspause und holen unseren Fleecepullis heraus. Der Wind kühlt viel stärker aus, als man es beim Gehen vermutet. Drei schwedische junge Burschen überholen uns zunächst. Dann begegnen wir ihnen etwas später wieder, als sie gerade ihre Mittagspause einlegen. Wir gehen weiter an den steinigen Hängen entlang und steigen dann langsam ab, bis wir an die Grenze des Sarek gelangen. Natürlich ist der Sarek hier nicht per se „wilder“ als die anderen Teile des Kungsleden. Der Pfad zieht sich genauso sichtbar und gut ausgetreten durch die Wälder und auch die für mein Empfinden zu häufig auf dem Kungsleden anzutreffenden Feuerstellen werden hier nicht weniger. Aber nach einigen Kilometern fällt schon auf, dass der Wald hier abseits des Pfades noch dichter und urwüchsiger scheint. Vielleicht ist es nur eine Illusion, eine Einbildung aus dem Bewusstsein heraus, im Sarek zu laufen; vielleicht ist es aber tatsächlich aufgrund der weiten Entfernung zu der mit Fahrzeugen zugänglichen Zivilisation durchaus so, dass hier alles etwas dichter und undurchdringlicher ist.

    Die Etappe ist heute mit ihren ca. 22 Kilometern länger als die gestrige. Es ist keine übermäßige Länge aber mit den schweren, noch mit Proviante für je eine Woche übervollen Rucksäcken und noch keiner Gewöhnung an die tägliche Strecke von ca. 20 km durch die Wildnis wird es heute sehr beschwerlich. Die letzten beiden Kilometer schleppen wir uns durch den Wald. Die drei Burschen überholen uns noch einmal in einem wirklich beeindruckenden Tempo. Aber wir beißen noch einmal auf die Zähne und schaffen auch die letzten Kilometer noch.

    Wir kommen an die Schutzhütte direkt am Südende des Laitaure. Die Schutzhütte ist von einem jungen Schweden belegt, der ganz höflich anbietet, die Hütte für uns zu räumen. Wir wollen ohnehin zelten, so dass wir dankend ablehnen. Die drei Burschen haben den besten Zeltplatz schon belegt, aber wir finden zehn Meter weiter noch einen anderen. Problem ist nur, dass die drei nun massenweise feuchtes Holz anschleppen und der Wind den beißenden Rauch von der nicht weit entfernten Feuerstelle zu unserem Zelt weht. Die drei liegen mehr oder weniger schweigend nebeneinander, drehen eine Zigarette nach der anderen und lassen eine Plastikflasche mit Wodka kreisen. So sieht gepflegtes Chillen für Outdoorer aus. Wir kochen in der Hütte und unterhalten uns eine Weile mit dem jungen Schweden. Er hat schon zwei Wochen Kungsleden mit einem kleinen Abstecher in den Sarek hinter sich.

    Durch unseren späten Start und den langen Trekkingtag ist es schon spät. Die drei Burschen sitzen immer noch schweigend, rauchend und Wodka trinkend an ihrem qualmenden Lagerfeuer, das immer noch bei entsprechender Windrichtung unser Zelt einräuchert. Aber als wir den Reißverschluss zumachen, sind wir überraschend rauchfrei im Zelt. Einen Schluck von unserem Wodka genehmige ich mir nun auch. Wir versuchen noch ein bisschen zu lesen, aber die Müdigkeit siegt schnell.





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    • codenascher

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      #3
      AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

      Allein die Einleitung nebst "Akteuren" verheißt schon tolle unterhaltung! Unbedingt schnell weitermachen, damit ich weiß wat die Hessen ab dem 20. aufm Kungsleden so treiben

      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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      • Mika Hautamaeki
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        #4
        AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

        Das ist soo gemein uns mit den Top 5 auf die Folter zu spannen
        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
        A. v. Humboldt.

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        • Cattlechaser
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          #5
          AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

          15. August 2013

          Der nächste Tag beginnt früh und ausgeruht. Im Zelt der drei schwedischen Burschen regt sich noch nichts. Dafür ist der Kerl in der Schutzhütte schon wach. Wir stehen pünktlich um 9 Uhr an der Bootsanlegestelle. Die drei Burschen sind mittlerweile auch schon wach, lassen sich aber Zeit. Sie wollen mit dem Boot herüber rudern, weil sie das Geld sparen wollen. Andererseits sind sie faul genug, die weite Entfernung über den Laitaure mehr als einmal rudern. Also bekunden sie, sich vieeel Zeit zu lassen, bis der nächste mit einem dann überschüssigen Boot vom Nordufer angerudert bekommt. Um es vorweg zu nehmen: Die drei stoischen Brüder im Geiste sehen wir später wieder, nachdem sie bis ca. 13 Uhr auf einen Ruderer gewartet haben. So kann man den Tag natürlich auch verbringen.

          Bei der Überfahrt über den Laitaure genießen wir bereits eindrucksvolle Blicke in die Deltamündung des Rapa im Rapadalen. Wenn man die breit gefächerten Ausläufe, die Wälder, die steil aufsteigende Felswände nur sieht, ist klar, warum es das „Tal der Täler“ genannt wird. Das Wetter klart auf. Die Sonne taucht das Tal in magisches Licht. Am Nordende thront mächtig, fast 600 Meter praktisch senkrecht zum Tal abfallend, der berühmte Skierfe. Auch wenn ich bereits genügend Bilder von ihm gesehen hatte bin ich von seiner Mächtigkeit und Schroffheit stark beeindruckt. Mit dem Skierfe vor uns ist die Entscheidung, uns heute einen Tag für die Besteigung des Skierfe zu nehmen, stillschweigend gefallen. Bei diesem Anblick und dem passenden Wetter gibt es zwischen uns die Einigung per Gedankenübertragung. Wir machen Quartier an der Aktse-Hütte, stellen als erste unser Zelt auf und gehen mit leichten Rucksäcken bergan.

          So abweisend der Skierfe von Süden aussieht, so leicht führt der Pfad von Osten über die Kammlinie ansteigend zum Gipfel. Leicht ist in diesem Zusammenhang vielleicht übertrieben – es geht ohne technische Schwierigkeiten nach oben. Die ca. 800 Höhenmeter auf den 7 km zum Gipfel wollen allerdings auch erst einmal bewältigt werden. Also schleppen wir uns voran, auf den ersten Metern noch euphorisch wegen der ungewohnt leichten Rucksäcke, nach zwei Kilometern dann schon deutlich angestrengter. So mühsam alles ist, der Blick nach vorne und nach unten in das Rapadalen lässt schon erahnen, mit was für einer Aussicht wir belohnt werden. Die letzten Zweihundert Höhenmeter führen sodann steil über Blockfelder zum Gipfel. Die Aussicht oben erschlägt mich fast. Unendlich weit blicken wir über Lappland, Berge, weiß leuchtende Gletscher, dunkelblaue Gewässer, Wälder und direkt unter uns das Rapadalen. Vorher hätte ich nicht gedacht, das Wasser bei gleichen Lichtbedingungen so viele verschiedene Farben haben kann. Das hellblaue Gletscherwasser, was in der Mitte fließt. Das braune Brackwasser, welches in den Mäandern absteht und langsam verlandet. Das dunkelblau-braune Wasser, welches die erodierte Erde zu Tage fördert. Gelblich schimmerndes Wasser über sandigen Tümpeln. Ich kann mich nicht daran satt sehen.











          Oben sitzen zwei Frauen und ein Mann zusammen und machen Pause, während sie sich angeregt unterhalten. Genauer gesagt unterhalten sie sich nicht, sondern eine der beiden Frauen - Mitte Fünfzig, ausgestattet von Jacqueline Wolfskin – quasselt unablässig auf die beiden ein. Später an der Aktse-Hütte lernen wir die beiden anderen kennen, ein sehr nettes Paar aus der Nähe von Ulm um die 50. Wir machen ein paar Fotos.

          Die Quälige Quasselstrippe schwatzt gerade einmal nicht mit dem Paar aus Ulm, sondern sitzt ca. 3 Meter neben uns. Ich sage halblaut zu Mrs. Cattlechaser, ich werde noch ein paar Minuten warten, bis sich die Wolken über dem Rapadalen vielleicht wieder verzogen haben. Jacqueline Wolfskin bemerkt von der Seite so unaufgefordert wie plötzlich: „Pardon! Darauf würde ich mich nicht verlassen! Die Wettervorhersagen für heute Nachmittag sind eher schlecht.“ Die Intonation einer klischeehaften Oberschullehrerin macht sie nicht sympathischer. Ich sitze also hier in Lappland am Rande des Sarek auf einem majestätischen Berg, um mich von einer Deutschen über die Wetterprognosen von Lappland belehren zu lassen. Meine Antwort ist ein knappes Schulterzucken.

          Auf dem Abstieg holen wir die drei langsam ein, überholen sie dann und laufen einen erheblichen Abstand heraus. Die drei sind vor allem deshalb so langsam, weil die Quälige Quasselstrippe beständig auf einen der beiden aus Ulm einredet. Als wir sie überholen, wechselt sie gerade von einem belanglosen Thema zum nächsten. Der Mann läuft schließlich mehr als 100 Meter vor den beiden Frauen. Es scheint, als wolle er die Stille der Natur für den weiteren Abstieg ohne eine verbale seitliche Dauerbeschallung genießen.

          Als wir beim Abstieg wieder auf den Kungsleden treffen, reden wir kurz mit einem deutschen Paar, Typ Studenten, ca. Mitte 20. Die beiden sind uns sehr sympathisch, wir tauschen uns aus, woher – wohin. Die beiden sind auf ihrer ersten Trekking-Tour. Sie fragen, ob man bei diesem Wetter auf den Skierfe könne. Sie hätten die vielen Wolken gesehen und aus Vorsicht heute noch auf eine Besteigung verzichtet: „Wir warten auf besseres Wetter.“ Nur – heute ist ein Wetter, das man im Fjäll problemlos als Sommertag bezeichnen kann. Auf meinen entsprechende Bemerkung meinen die Unverbesserlichen Wetteroptimisten, dass sie lieber noch den nächsten Tag abwarten würden (an dem –so viel sei gesagt- der Skierfe in dichten Wolken getaucht sein würde). Den Skierfe haben sie also vermutlich nicht bestiegen, aber sie sahen nicht so aus, als würden sie sich die Laune dadurch vermiesen lassen.
          Als wir wieder zur Aktse-Hütte zurück kehren, haben sich mittlerweile die Lager gefüllt. Wir sind vom heutigen Aufstieg und den vorherigen Trekkingtagen mit einer wohligen Salzkruste auf unserer Haut ausgestattet und an der Aktse-Hütte gibt es eine Naturdusche, in dem Wasser aus dem Gebirgsbach über einen Schlauch gesaugt wird. Es fällt mir sehr schwer (bei kaltem Wasser bin ich ein echter Weichling, also der spruchwörtliche Warmduscher) aber eine Dusche muss heute sein. Das Wasser ist eisig, zumindest für mich, aber dafür kann ich heute meine persönliche Heldentat zelebrieren, mich bei gefühlt 7 Grad kaltem Wasser geduscht zu haben. (Die Haare habe ich aber ausgelassen, dazu hat es nicht mehr gereicht.)

          Inzwischen hat sich eine kleine Gruppe um die beiden Hüttenwirte gebildet. Sie sind sehr nett, wir haben sie schon heute Morgen kennengelernt. Wir stellen uns dazu und kommen mit einigen anderen Treckern ins Gespräch. Neben mir steht ein Kerl aus Deutschland – etwa Ende zwanzig, dunkle kurze Haare, ein wild gewucherter Zwei-Wochen-Bart, groß, eine kleiner Wohlstandsbauch, mit ziemlich verdreckten Trekkingsachen und einem Heinz-Sielmann-Gedächtnis-Expeditions-Schlapphut. Sarek, denke ich. Zutreffend, wie sich gleich heraus stellt. Ich lerne den Härtesten der Harten kennen.
          „Sachma, kommt ihr von Süden?“
          Ich bejahe. Er hat einen nasalen Norddeutschen Akzent.
          „Wisst ihr wie das hier mit der Überfahrt über den See und dem Boot funktioniert?“
          Ich erkläre es ihm.
          „Ja, war bei uns genauso als wir gekommen sind.“
          Ach so. Er weiß es also schon und will nur ins Gespräch kommen. Na gut. Woher, wohin, frage ich ihn.
          „Wir sind gerade aus dem Sarek gekommen. Zwei Wochen mitten in der Wildnis. Absolut super. Gigantisch.“
          Es folgt ein längerer Monolog über Situationen, durch die sich er uns sein Kumpel gekämpft haben.
          Es war teilweise so schlimm - „das kannste eigentlich keinem erzählen! Vor allem nicht unseren Frauen“, sagt er grinsend in Richtung Mrs. Cattlechaser. „Und dann sind wir an einem Felshang lang. Koine Sicherung, nichts! Ging sooo steil da runter!“ Er zeigt mit den Händen einen Neigungswinkel von ca. 60 Grad. „In Deutschland hätte sie das längst gesperrt. Aber hier ja nech.“
          Ich werde langsam richtig genervt von dem Typen. Ich mag es, mich über die Tour mit anderen auszutauschen. Was ich nicht mag, sind Leute mit ausgeprägtem Hang zur Selbstbeweihräucherung. Er fährt fort.
          „Boah, dann zum Schluss im Rapandelta, wir haben uns durch richtig tiefen Sumpf gekämpft. Teilweise sind wir stecken geblieben und kaum noch raus gekommen. Und die Sträucher sooo hoch!“ Er deutet mit den Händen eine Höhe von ca.2 Meter 50 an. „Das war wie im Dschungel von Kambodscha!“
          „Weiß nicht, ich war noch nie in Kambodscha“, bemerkte ich schmunzelnd.
          „Ach, ich mein ja nur. Das war halt so wie…“, entgegnet er.

          In der angenehm warmen Abendsonne dieses Tages setze ich mich vor eine der Übernachtungshütten auf die Bank und werfe meinen Gaskocher an.




          Mrs. Cattlechaser geht zwischendurch nach innen, um einen Suppenlöffel zu leihen. Als sie heraus kommt erteilt sie uns beiden Essverbot in der Hütte: Die Quälige Quasselstrippe sitzt am Tisch und beschallt jeden, der es hören will, und auch jeden, der es nicht hören will, mit ihren Geschichten. Nicht von ungefähr kommt nach kurzer Zeit auch der Mann aus der Nähe von Ulm ans Freie. Er sucht eher quasselfreie als frische Luft. Wir genießen unser Abendessen vor der Hütte, reden noch ein bisschen mit ihm und gehen wieder einmal ziemlich früh ins Zelt.
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          • Hunter9000
            Dauerbesucher
            • 02.06.2012
            • 679
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            #6
            AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

            Sehr schöner Bericht, indem es viel zu Lachen gibt
            Auch wenn ich wahrscheinlich bei der Quasselstrippe irgendwann mal ausfallend geworden wäre.

            Bitte schnell weiter schreiben!

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            • woelfchen
              Erfahren
              • 20.03.2010
              • 276
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              #7
              AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

              Ich find den Bericht auch genial! Wobei ich mir schon vorstellen kann, wie ich beim Härtesten der Harten und der Quasselstrippe reagiert hätte

              Das ihr Männer aber auch immer wegen dem kalten Wasser so zimperlich sein müsst!

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              • Gast-Avatar

                #8
                AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                Zitat von woelfchen Beitrag anzeigen
                Ich find den Bericht auch genial! Wobei ich mir schon vorstellen kann, wie ich beim Härtesten der Harten und der Quasselstrippe reagiert hätte

                Das ihr Männer aber auch immer wegen dem kalten Wasser so zimperlich sein müsst!

                Naja Woelfchen wir Männer können eben auch sensible sein. Darauf stehen doch die Frauen, wenn ein Mann feinfühlig ist in gewissen Momenten.

                @Cattlechaser

                Toller Bericht, genial beschrieben wie schon im letzten Jahr vom südlichen Kungsleden. Mach bitte weiter so, denn dein Schreibstil gefällt mir sehr gut.
                Zuletzt geändert von ; 30.10.2013, 14:49.

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                • Mortias
                  Fuchs
                  • 10.06.2004
                  • 1279
                  • Privat

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                  #9
                  AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                  Schließe mich den anderen an, ich finde den Bericht überaus amüsant geschrieben. Macht richtig Freude den zu lesen, vor allem auch, weil die Naturbeschreibungen echt gut ausformuliert sind und somit auch die Freude an dieser schönen Landschaft sehr authentisch rüberkommt. Nur über ein paar mehr Bilder pro Etappe würd ich mich sehr freuen.

                  Kommentar


                  • tjelrik
                    Fuchs
                    • 16.08.2009
                    • 1244
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko



                    Zitat von Cattlechaser Beitrag anzeigen

                    9. Die Schlotternde Schwedin
                    Auf dem Abstieg vom Tjäkktjapass kommt uns eine Schwedin entgegen, die offensichtlich keine Handschuhe hat. Bei nasskaltem Wetter, Gegenwind und Temperaturen von etwa 5 Grad sind ihre Hände vermutlich eisig kalt. Es ist generell eine natürliche Reaktion, diese in die Taschen des Softshells zu stecken. Bloß: Wenn es im sehr, sehr steil abfallenden Gelände über nasse und daher sehr rutschige Steine geht, würde ich lieber an die Hände frieren (oder gleich Handschuhe mitnehmen), als einen schlimmen Sturz zu riskieren.


                    6. Die Feuermacherin
                    [...] Eine schwedische Frau mittleren Alters wirft zwei riesige vor dem Ofen liegende Holzscheite hinein. Dann nimmt sie den Gasanzünder neben dem Herd mit einem kleinen Piezozünder (!!!) und klickt mit dem Anzünder wieder und wieder im Ofen an die Holzscheite. Als es wundersamer weise nicht klappt, klickt sie an dem zweiten Holzscheit herum. Selbstverständig genauso sinn- und ergebnislos. Schließlich erbarmt sich ein Schwede, nimmt ihr den Zünder aus der Hand, wirft einige dünne trockene Holzspäne in den Ofen und zündet diese mit dem Feuerzeug an.
                    Danke für das Ausräumen so mancher Vorurteile.
                    bear shit - sounds like bells & smells like pepper

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                    • Kuoika
                      Erfahren
                      • 23.08.2012
                      • 471
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko



                      Hihi, kann mich auch nur anschliessen. Macht super Spass, hier zu lesen. Bei den schrägen Typen ist wohl der Härteste der Harten mein bisheriger Favorit. Augenroll.
                      Regenschirm scheint bei manchen zur Grundausstattung zu gehören. Uns kam letztes Jahr zwischen Sitojaure und Aktse auch ein Herr mit Schirm entgegen...

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                      • Mika Hautamaeki
                        Alter Hase
                        • 30.05.2007
                        • 4006
                        • Privat

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                        #12
                        AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                        Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen


                        Hihi, kann mich auch nur anschliessen. Macht super Spass, hier zu lesen. Bei den schrägen Typen ist wohl der Härteste der Harten mein bisheriger Favorit. Augenroll.
                        Regenschirm scheint bei manchen zur Grundausstattung zu gehören. Uns kam letztes Jahr zwischen Sitojaure und Aktse auch ein Herr mit Schirm entgegen...
                        Ich finde einen Regenschirm gar nicht so doof. Wenn der Regen mit wenig Wind ums Eck kommt und der Schirm evtl. auch stabil genug ist, um als Wanderstockersatz zu dienen, ist es total praktisch. Letztlich hält ein Schirm doch mehr Regen ab, als die beste Jacke. Ich hab auch schon überlegt einen mitzuschleppen, aber das letzte Mal hatte ich schon genug auf´m Rücken, da wollte ich mir die 300 g sparen und dann hab ich bei dem Mistwetter innerlich geflucht, daß ich den Schirm nicht dabei hatte.
                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                        A. v. Humboldt.

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                        • Scrat79
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                          • 11.07.2008
                          • 12527
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                          #13
                          AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                          Oh ja, diese skandalösen Zustände dort!
                          An den Steilpassagen fehlen doch tatsächlich noch die Rolltreppen!
                          Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                          Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                          • Kuoika
                            Erfahren
                            • 23.08.2012
                            • 471
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                            #14
                            AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                            Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                            Ich finde einen Regenschirm gar nicht so doof. Wenn der Regen mit wenig Wind ums Eck kommt und der Schirm evtl. auch stabil genug ist, um als Wanderstockersatz zu dienen, ist es total praktisch. Letztlich hält ein Schirm doch mehr Regen ab, als die beste Jacke. Ich hab auch schon überlegt einen mitzuschleppen, aber das letzte Mal hatte ich schon genug auf´m Rücken, da wollte ich mir die 300 g sparen und dann hab ich bei dem Mistwetter innerlich geflucht, daß ich den Schirm nicht dabei hatte.
                            Hm, in manchem Terrain mag ich bei Regen aber keine meiner Hände zum Schirmhalten hergeben. Da halt ich mich lieber an den Wanderstöckchen fest oder fang mich direkt ab, falls ich von einem glitschigen Stein rutsche... Wäre mir mit Schirm in der Hand nichts.

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                            • Mika Hautamaeki
                              Alter Hase
                              • 30.05.2007
                              • 4006
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                              #15
                              AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                              Zitat von Scrat79 Beitrag anzeigen
                              Oh ja, diese skandalösen Zustände dort!
                              An den Steilpassagen fehlen doch tatsächlich noch die Rolltreppen!
                              OT: Tja, also, in Norwegen hab ich das wirklich schon erlebt, daß jemand meinte rund um die Fjordkante solle gefälligst ein Zaun gezogen werden, das sei ja so bös gefährlich.
                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                              A. v. Humboldt.

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                              • Scrat79
                                Freak
                                Liebt das Forum
                                • 11.07.2008
                                • 12527
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                                Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                                OT: Tja, also, in Norwegen hab ich das wirklich schon erlebt, daß jemand meinte rund um die Fjordkante solle gefälligst ein Zaun gezogen werden, das sei ja so bös gefährlich.
                                Und außerdem sollte man das Meer doch bitteschön mit Planen abdecken, damit es nicht mehr so spritzt, wenn man am Strand entlang läuft.
                                Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                                • Cattlechaser
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                                  #17
                                  AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                                  Vielen Dank für die tollen Kommentare. Der Dialog von Scrattie und Mika ist ja schon schon einen eigenen Faden wert.

                                  Die Fotos sind übrigens in der zweiten Laufwoche wesentlich besser, die zeige ich euch dann in größerer Zahl. Aber nun zurück zum Fjäll .

                                  16. August 2013


                                  Heute sind es nur 10km von der Aktse-Hütte bis zum See und weitere 3km Transfer mit dem Boot zur Sitojaure-Hütte. Eine kurze Etappe zum Entspannen. Hinter der Aktse-Hütte geht es einen Kilometer steil den Berg hoch. Die Unverbesserlichen Wetteroptimisten liegen noch in ihrem Zelt. Der Skierfe ist in dicke Wolken gehüllt, so dass sie ihn auch heute nicht besteigen werden. Aber obwohl es merklich kühler ist, ist es durchgängig trocken.
                                  Der Kungsleden wird flacher und führt gemächlich über das Kahlfjäll südlich am Nunjes vorbei, bis er wieder über ein Steilstück abfällt und wir in das dichte Waldgebiet um den Sitojaure eindringen. Noch zwei Kilometer und wir stehen schon am See. Ein wirklich entspannter Trekkingtag.








                                  Wir haben gerade die Rucksäcke am Steg abgesetzt, als ein Motorboot über den Sitojaure knattert. Ich stelle mich auf den Steg und winke mit den Wanderstöcken durch die Luft. Das Motorboot kommt näher, es ist einer der beiden privaten Fährleute. Wir fragen, ob er uns zur Sitojaure-Hütte bringen kann. Er nickt und winkt uns rein. Dann legt es ab, ohne noch etwas von sich zu geben. Der Schweigende Sami schafft es, während der gesamten Fahrt kein Wort zu sagen. Die Überfahrtgebühr steckt er wortlos ein und deutet uns mit den Worten „To Sitojaurestugorna? This way!“ den Weg durch die wuchernden Gräser zur Hütte. Ein durchschnittlicher Nordeuropäer spricht statistisch pro Tag (mal so geschätzt) 4.000 Worte. Dabei kommt aber vermutlich auf zwei Schweigende Sami mit jeweils 20 Worten pro Tag eine Quälige Quasselstrippe, die dann mit einem Tagespensum von 11.960 Worten das statistische Mittel auf die besagten 4.000 Worte nach oben schwatzt.

                                  Wir sind früh da. An der Hütte ist noch nichts los und wir suchen uns den besten Zeltplatz aus. Dann können wir entspannen, lesen und in der nahe gelegenen Sumpfwiese mehrere Hände voll Moltebeeren sammeln. Abends bin ich gerade dabei, mittel der mitgebrachten Hackfleisch- und Tomatendosen und der getrockneten Kräuter und Gewürze eine Art Outdoor-Gulasch zu kochen, als alle in der Hütte nach draußen strömen. Anna ist gekommen. Anna ist eine junge Sami, die sich im Sommer ihr Geld damit verdient, den Motorbootservice über den Sitojaure zu betreiben sowie lokale Speisen und Produkte an die Wanderer zu verkaufen. Heute hat sie ofenfrischen Brotfladen mitgebracht und außerdem absolut fangfrisch Bachsaiblinge, die vor 20 Minuten noch im Wasser geschwommen haben. Leider habe ich das Gulasch schon auf dem Herd. Die Saiblinge machen schon beim Anblick hungrig. Wir kaufen zwei Brotfladen. Drinnen möchte ein junger US-Amerikaner Auskunft darüber, wie er den Fisch zubereiten könnte, den er gerade frisch von Anna gekauft hat. You either may poach it or fry it, antworte ich. Da er augenscheinlich von pochieren noch nie was gehört hat, nimmt er sich die Pfanne zur Hand. Vorher will er aber dem rohen Fisch mit einem stumpfen Brotmesser den Kopf und vielleicht auch noch den Großteil des oberen Filets absäbeln. Als passionierter Hobbykoch kann ich das nicht mit ansehen. Der Fisch darf nicht umsonst gestorben sein! Ich frage ihn, ob ich denn nicht den Fisch für ihn braten könne und er nimmt dankbar an. Dafür bekommt er ihn mit dem mitgebrachten Rosmarin und Thymian gefüllt und in Olivenöl mit Knoblauch angebraten. Als ich ihm das Ganze serviere sehe ich, dass ich heute einen jungen Trekker glücklich gemacht habe.

                                  Wir lassen den Abend mit unserer Lektüre im Zelt ausklingen. Nachts trommelt der Regen laut gegen die Zeltwände. Die angesagte Schlechtwetterfront ist eingetroffen.



                                  17. August 2013

                                  Der Regen prasselt laut gegen die Zeltwand. Wir drehen uns noch einmal im Schlafsack. Der Regen prasselt weiter. Und weiter. Irgendwann stehen wir dann doch auf. Frühstück im Liegen im Zelt, dann Zeltabbau im strömenden Regen. Heute ist echtes Ekelwetter.

                                  Die 20 Kilometer bis zur Saltoluokta-Fjällstation führen durch ein recht unspektakuläres Hochtal. Unspektakulär ist auch die Sicht. Die dunklen Regenwolken hängen kaum mehr als 100 Meter über uns. Es regnet. Und regnet. Und regnet. Wir fressen stumm unsere Kilometer. Die Handschuhe sind schon nach wenigen Kilometern durchgeweicht. Claudia Cattlechaser hat vor unserem Urlaub mit der neuen Arbeitskollegin Petra über Trekking geredet. Auf die verwunderte Frage eine Nicht-Trekkerin, was wir denn dann so bei Regenwetter machen würden, hat Claudia dann wahrheitsgemäß die für Petra schockierende Antwort gegeben, dass wir uns einfach die Regensachen anziehen und laufen würden, bis wir das Tagesziel erreicht hätten. Ich bestehe daher darauf, dass wir für ihre Kollegin „Renate Rübe“ (ich kann mir den richtigen Namen Petra Gr. nie merken) ein Beweisfoto machen müssen. Claudia ist so durchgeweicht und herunter gekühlt, dass ihr das Lächeln etwas schwer fällt.




                                  Hier: Das Renate-Rübe-Beweisfoto



                                  Mittags machen wir Rast in der Schutzhütte Autsutjvagge. Dort kochen mehrere Gruppen von Trekkern eng gedrängt ihr Mittagsmahl. Wir rücken alle zusammen. Das Aufwärmen tut gut. Danach ziehen wir nur halb getrocknet wieder die Regensachen an. Der Regen flaut auf, mit dem Gegenwind ist es eisig kalt. Das Wetter zum Abgewöhnen zieht uns zwar viel Kraft aus dem Körper, tut unserer Laune aber keinen Abbruch. Die Wolken sinken tiefer und ziehen in Schleiern durch das Hochtal. Dicke Wolken hängen an den aufragenden, durch Gletscher geschliffenen Bergen, lösen sich erst langsam und dann immer schneller, bis sie den Blick auf die bizarr aufragenden Felsen freigeben. Dann treibt der Wind schon wieder die nächsten Regenschleiern heran, die den Blick verhüllen.




                                  Regenwolken umhüllen die steilen Berge




                                  Wolken, zum Greifen nah




                                  Beinahe am Ziel


                                  Nach etwa acht Stunden fast ununterbrochenem Regenwandern zuzüglich einer Stunde Pause sind wir endlich kurz vor der Saltoluokta. Erst jetzt hört der Regen auf und das Fjäll zeigt sich wieder von seiner schönen Seite. Wir checken in der Fjällstation ein und bekommen …das letzte freie Doppelzimmer! Nach so einem Tag ist das ein Lottogewinn. Erst einmal gibt es eine warme, warme, warme Dusche. (@woelfchen in #7, ja wir Männer sind manchmal doch sehr zimperlich, meine Frau ist diesbezüglich aber noch schlimmer ). Dann wird das nass verpackte Zelt draußen zum Trocknen aufgestellt und die durchgeweichten Sachen irgendwie im überfüllten Trockenraum verteilt. Heute ist der perfekte Tag für ein Stück Zivilisation.
                                  Wir haben uns zum Abendessen im Haupthaus angemeldet. Das ist wunderschön rustikal gestaltet und an diesem Abend bis auf den letzten Platz besetzt. Wir bekommen einen Tisch zugewiesen. Alle anderen sitzen schon da. Eine bunte Mischung aus Trekkern und urlaubenden Familien, die sich alle sehr leise und dezent unterhalten. An unserem Tisch sind nur vier weitere Gedecke. Es sitz aber nur eine weitere Person am Tisch, ein alter Schwede so um die 60, gedrungen mit nicht unerheblichen Wohlstandspolstern und einem rötlich geädertem Gesicht. Ich muss zweimal hinschauen – er ist die perfekte Kopie von Schildkröte aus Dittsche! Schildkröte nippt still an seinem Starköl. Wir bestellen uns auch ein Starköl und prosten ihm zu. Er sagt genauso viel wie Schildkröte in Dittsche. Nichts. Das ist aber nicht weiter schlimm, weil der gesamte Speisesaal sich sehr dezent unterhält.

                                  Zur Verständnis dessen, was nur passiert, muss erwähnt werden, dass meine Frau kaum etwas mehr peinlich berührt, als in einem mit Menschen gefüllten, aber sehr ruhigen Raum der mit Abstand lauteste Tisch zu sein. Und in genau diesem Moment wird unser Tisch zu lautesten. Die Kumpels von Schildkröte kommen rein und sie haben den Abend schon mit ordentlich Wodka und Starköl eingeleitet. Neben mich setzt sich ein großer bulliger Typ mit dunklen Haaren, der mit seinem alkoholischen Standgas eine sehr joviale Art an den Tag legt. Er ähnelt in etwa Tuco, dem „Hässlichen“ aus dem Sergio-Leone-Western „The Good, the Bad and the Ungly“. Ein stiller Kerl - wohl der einzig noch halbwegs nüchterne – setzt sich gegenüber zu Schildkröte. Als letzter kommt die Kopie von Marty Feldman , wirre Locken, ein Dauergrinsen von Ohr zu Ohr und leicht verdrehte Augen. Er macht den Eindruck, als habe er das Wetttrinken gewonnen. Er setzt sich einfach zwischen Claudia und mich auf die Ecke, ohne ihr die Chance zu lassen, zu mir zu rutschen und ihm den Platz frei zu machen. Als ich ihn nett frage, ob wir denn nicht rutschen sollen, antwortet er ganz beschwingt: „No thank you. It’s o.k. for me“ und grinst. Meine Frau meint auch, dass alles in Ordnung sei - was es aber nicht ist, das sehe ich ihr an. Sie will nur kein großes Aufsehen erregen, die anderen schauen ohnehin schon. (Sie kann aber manchmal auch so kompliziert sein.)

                                  Tuco ist ganz interessiert und fängt ein Gespräch mit mir an. Mal abgesehen davon, dass angesichts seiner Lautstärke der gesamte Saal zum Zuhören verdammt ist (was mir das peinlich berührte Gesicht von Mrs. Cattlechaser mitteilt), sind er und seine ganze Truppe unglaublich positive Typen. Sie sind echte Einheimische aus Gällivare; vier Kollegen, die im Sommer als Bauarbeiter und im Winter als Tischler arbeiten. Sie haben gestern dienstlich einen großen Baukran von Gällivare nach Ritsem überführt und genießen nun ein Wochenende ohne ihre Familien in der Fjällstation. Eine echte skandinavische Herrentour. Ich gebe ihm ein paar ironische Kommentare zurück und bringe die ganze Runde zum Lachen; die Kerle haben Humor. Sogar Schildkröte, der ansonsten gar nichts sagt, fängt an zu kichern. Marty Feldman stellt mir, nachdem mein erstes Starköl alle ist, sein angetrunkenes Bier hin und holt sich selbst ein neues. Das Gelächter wirkt auch auf den gesamten Saal ansteckend, so dass wir keine gestörten, sondern eher amüsierten Blicke ernten. Es wird ein wirklich schöner, lustiger Abend. Irgendwann will uns Tuco erzählen, wie er heißt und bekommt es in seinem betrunkenen Englisch nicht mehr richtig zurecht. „My name is… I am a guy called… a gay called… Andersson.” Seine Kumpel kichern schon. “Your name is Gay Andersson?” frage ich bewusst falsch. Der Scherz ist natürlich nüchtern betrachtet kein Brüller, aber in dieser Stimmung brechen Schildkröte und Marty Feldman in schallendes Gelächter aus. Schildkröte lacht Tränen. „Gay Anderson, hey! You are Gay, Anderson.“ An solchen Abenden entwickelt sich so etwas als Running Gag. Wir kommen schließlich alle aus dem Lachen nicht mehr raus, inklusive Mr. Tuco „Gay“ Andersson und Mrs. Cattlechaser.

                                  Bevor mir die Kerle genaue jenes letzte Starköl hinstellen können, das die Kopfschmerzen am nächsten Morgen verursacht, verabschieden wir uns. Die Schweden bestellen derweil noch ein Bier…


                                  18. August 2013

                                  Heute ist Ruhetag. Ausschlafen, Wäsche waschen, Vorräte nachkaufen. Der Regen hat sich endgültig verzogen und der Sonne Platz gemacht. Wir genießen das gute Wetter und lesen unsere Bücher vor der Fjällstation. Die sichtbar verknittert aussehenden Schweden aus Gällivare verabschieden sich mittags von uns, bevor sie den Heimweg antreten. „Gay Andersson“, ruft Marty Feldman, worauf alle vier wieder in schallendes Lachen ausbrechen.

                                  Nachmittags bin ich vor dem großen Andrang der erste und einzige Gast in der Herrensauna. Nach der ersten Saunarunde gehe ich in die Dusche und treffe ein bekanntes Gesicht. „Naaa, auch hier? Boah, ich muss erst mol den Körper ordentlich reinigen. Das tut so gut, wenn du mol zwei Wochen in der Wildnis warst“, sagt der Härteste der Harten. Auch er hat es also zur Saltoluokta geschafft.

                                  Abends genießen wir wieder das Dreigangmenü der Fjällstation. Sie kochen außerordentlich gut. Heute Abend sitzen wir wesentlich ruhiger neben einem schwedisch-dänischen Paar aus Malmö, die gerade ihre Tour beendet haben.


                                  Zuletzt geändert von Cattlechaser; 01.11.2013, 17:15.
                                  Magie ist Physik durch Wollen. www.uhempler.de

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                                    • 07.06.2008
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                                    AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                                    Sehr schöner Bericht und schöne Bilder, danke fürs Einstellen!
                                    "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                                    Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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                                      AW: [SE] Schräge Typen und Regenbögen – Kungsleden von Kvikkjokk bis Abisko

                                      Ich kann mich da nur anschließen, musste mir wirklich das Lachen kaffeetrinkend verkneifen.

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                                        Auch von mir ein Danke für diesen schönen Bericht - die Strecke war meine erste Tour in Lappland, das weckt Erinnerungen. Aber du hast uns einfach so einen Tag unterschlagen?

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