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Mitreisende | |
Land: Island
Reisezeit: Juli/August 2011
Region/Kontinent: Nordeuropa

Einleitung
Karge Weiten, bunte Berge, Gletschervulkane, reissende Flüsse mit tosenden Wasserfällen. Rauhes Wetter. Inspiriert von einigen Bildern einer Zeitschrift wuchs in mir der Wunsch, Island zu Fuss zu erkunden. Im Sommer 2011 ergab sich dann die Möglichkeit, für einen Monat nach Island zu reisen.
Anreise
Am 24.7.2011 ging es los von Zürich über Hamburg nach Keflavík, wo unser Flieger um 23:30 Uhr Lokalzeit landete. Während des ganzen Fluges hatten wir Sonnenuntergang, doch in Island war der Himmel verhangen und es regnete leicht.

Flug nach Island
Bei der Bank in der winzigen, mit Menschen völlig vollgestopften Ankunftshalle des Flughafens wechselten wir unser Bargeld in isländische Kronen. Aufgrund des stark schwankenden Wechselkurses hatten wir in der Schweiz keine erhalten.
Mit dem Flybus ging es danach in einer knapp einstündigen Fahrt nach Reykjavik, zuerst einmal zum zentralen Busterminal. Dort wurden die Passagiere für den Drop-Off bei den Hotels auf verschiedene Busse verteilt. Bis zum Schluss waren wir uns nicht ganz sicher, ob wir im richtigen Bus sassen, da wir das Englisch der Lautsprecherdurchsagen kaum verstanden. Wir wurden jedoch wohlbehalten direkt vor dem Zeltplatz von Reykjavik abgeladen. Am erstbesten Platz stellten wir unser Zelt auf. Obwohl der längste Tag des Jahres schon lange vorbei war, war es erstaunlicherweise nicht komplett dunkel, sodass wir kein Licht benötigten, denn eine Taschenlampe befand sich nicht in unserem Gepäck. Und nein, wir haben diese auf der gesamten Reise nie vermisst . Um 03:00 Uhr konnten wir uns endlich in den Schlafsack kuscheln, nachdem es draussen bereits wieder ein wenig heller geworden war.
Reykjavik
Am nächsten Tag galt es, diverse Sachen zu organisieren. Um im weitläufigen Reykjavik schnell herumzukommen, mieteten wir beim Campingplatz zwei Fahrräder. Beim BSI Busbbahnhof kauften wir Tickets nach Þorsmörk, dem Startpunkt unserer ersten mehrtägigen Trekkingtour. Nach etwas Sightseeing im Zentrum von Reykjavik ging es ans Einkaufen des Proviants. Das meiste besorgten wir im Bónus, der grössten Discounterkette des Landes. Milchpulver fanden wir im Hagkaup.Wirklich erstaunt haben uns die Englischkenntnisse der Isländer. Wir hatten nie Kommunikationsschwierigkeiten, auch die Verkäufer sprachen durchgehend gut Englisch.

Der eingekaufte Proviant wird gesichtet und umgepackt
Anreise Laugavegur
Am nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen. Alles musste rechtzeitig gepackt sein, um den Bus zu erwischen, denn dieser fährt nur einmal täglich. Und mit Packen hatten wir noch keine Erfahrung. Schliesslich erwiesen sich unsere 2 eingeplanten Stunden als mehr als genug Zeit. Beim Frühstück stellten wir ausserdem fest, dass Haferflocken mit Milchpulver, Wasser, Nüssen und Zucker nicht besonders lecker sind. Darüber hinaus bekam meine Schwester Rahel von den Haferflocken Bauchschmerzen, so dass ich es wohl oder übel auf mich nehmen musste, die ganze Packung im Laufe der nächsten Tage alleine aufzuessen…
Wir wurden kostenlos von einem Bus vom Campingplatz zum zentralen Busbahnhof von Reykjavik gebracht, wo unser Bus nach Þorsmörk um 08:00 Uhr abfuhr. Zuerst ging es auf der Ringstrasse der Südküste entlang und wir sahen erstmals etwas von der Landschaft Islands. Schwarzer Boden, grellgrüne Grasflecken und die weissen, tief hängenden Wolken schufen ein eindrückliches und kontrastreiches Bild.

Mit dem Bus durch den Fluss Krossá
Nach der Hälfte der etwa vier Stunden dauernden Fahrt mussten wir auf einen offroadtauglichen Bus umsteigen, welcher kurz danach die Ringstrasse verliess und auf eine Schotterpiste einbog. Da viele Busse in Island sowohl Transportmittel als auch touristische Touren sind, kamen wir in den Genuss eines kurzen Halts am Wasserfall Seljalandsfoss.

Seljalandsfoss
Gegen Mittag erreichten wir Þorsmörk und stellten unser Zelt bei der Hütte auf. Dieser Ort ist Ausgangspunkt des Laugavegurs, eines 4-tägigen Trekkingpfades nach Landmannalaugar. Dies ist der bekannteste Wanderweg Islands, und wir erwarteten eine entsprechende Frequentierung. Bei unserer Ankunft machte der Ort jedoch eher einen verlassenen Eindruck. Vielleicht alle halbe Stunde erreichte ein Grüppchen die Hütte, und bis zum Abend standen etwa ein halbes Dutzend Zelte auf dem Campingplatz. Auffallend war vor allem der starke Wind, der durch das Tal wehte und nach welchem wir unser Zelt ausrichteten.
In der Hütte fragten wir nach dem Wetter. Leider sah es für die nächsten Tage eher regnerisch aus. Bei dieser Gelegenheit wurden wir von der Hüttenwartin betreffend unserer Vorbereitungen befragt. Ja, wir haben Essen und warme Kleider für 4 Tage dabei. Ja, auch an Wasserschuhe für die Furten haben wir gedacht. Ganz im Gegensatz zum alleine reisenden Herrn, welcher mit uns mit dem Bus angekommen ist. Ihm wurden dann auch unerfreuliche Flussdurchquerungen prophezeit.
Da wir erst am folgenden Tag am Morgen loslegen wollten, beschlossen wir, in den verbleibenden Stunden einen Spaziergang zu unternehmen, welcher uns auf den Berg Valanùkur führte. Dieser bot einen genialen Ausblick auf Þorsmörk, das Tal des Flusses Markarfljót und die Gletscherschilde der Vulkane Katla und Eyjafjallajökull. Letzterer hatte 2010 ein ordentliches Chaos im europäischen Flugverkehr angerichtet. Doch jetzt schlummerte er direkt auf der anderen Seite des Tals friedlich vor sich hin. Während es bei uns leicht regnete, schien über den Gletschern die Sonne.

Aussicht vom Valanùkur in Richtung des Vulkans Katla

Valanùkur , Aussicht in die andere Richtung
Das Nachtessen kochten wir auf dem Gaskocher im Aufenthaltsraum in der Wärme und im Trockenen, ein Luxus. Unser Essen bereicherten wir noch um eine Büchse Böhnchen, welche jemand im “Free food” Körbchen zurückgelassen hatte.Die Hütte bot ausserdem einen “Hot pot”, welcher aufgrund der eher kühlen Wassertemperatur von einem deutschen Gast „Lauwarm pot“ getauft wurde. Umso heisser war jedoch die Sauna, in welcher ich nach dem Nachtessen noch eine Weile schwitzte.Als wir schlafen gingen, wehte immer noch ein zügiger Wind, jedoch hatte dieser gedreht und das Zelt stand jetzt seitwärts im Wind. Dieses Phänomen sollten wir in den folgenden Wochen immer wieder erleben, sodass wir es schliesslich aufgaben, das Zelt nach dem Wind auszurichten und nur noch auf die Bodengegebenheiten achteten.
Laugavegur, Tag 1
Als wir morgens um 6 Uhr aufstanden, regnete es in Strömen. Eingepackt in Regenjacke und Regenhosen machten wir uns auf den Weg durch den Wald von Þorsmörk. Schon bald musste ich die Fleecejacke unter dem Regenschutz ausziehen, denn es ging bergauf und bergab. Nach einer guten Stunde liess der Regen nach, zeitweise zeigte sich sogar die Sonne.
Einige Minuten auf dem Weg erreichten wir eine Tafel, welche vor dem Vulkan Katla warnte, und die richtigen Verhaltensweisen im Falle eines Ausbruchs aufzeigte. Uns war wegen diesem Vulkan etwas mulmig zumute, da er sich in unmittelbarer Nähe befand und aufgrund einer Häufung von Erdbeben vermutet wurde, dass es bald zu einem Ausbruch kommen könnte. Sollte es dazu kommen, so soll man sich auf keinen Fall in Tälern aufhalten, da man dort von einem Gletscherlauf weggespült werden könnte. Nicht zu empfehlen seien auch Hügel und exponierte Stellen, da dort während eines Ausbruchs die Wahrscheinlichkeit gross sei, von einem Blitz getroffen zu werden. Ausserdem sollten Senken gemieden werden, da sich dort giftige Gase, welche schwerer als Luft sind, ansammeln. Ermuntert von den rosigen Perspektiven im Falle eines Ausbruchs marschierten wir weiter.
Da wir den Laugavegur in der anderen Richtung als die meisten anderen Wanderer beschritten, begegneten wir keiner Menschenseele. Schon bald stellte sich uns jedoch der erste Fluss in den Weg. Das Gletscherwasser floss schnell und war für Blicke nicht zu durchdringen. Die Tiefe und der zu erwartende Zug waren schwer abzuschätzen. Wir suchten eine ganze Weile nach einer guten Stelle, den Fluss zu überqueren. Schliesslich fanden wir etliche hundert Meter flussaufwärts eine breite Stelle, mit dem schwierigsten Teil an unserem Ufer. Wir tauschten die Trekkingstiefel gegen Wassersandalen aus, dann versuchte ich mich mit einem Trekkingstock bewaffnet an der Querung des eiskalten Hindernisses. Das Furten erwies sich als einfacher als erwartet, dennoch war natürlich Vorsicht geboten. Kaum stand ich wieder in den trocken gebliebenen Stiefeln, stellte sich ein wohlig warmes Gefühl an den Füssen ein. Obwohl die Zeit für uns wie im Flug vergangen war, hatten wir für diese Flussquerung weit mehr als eine Stunde benötigt.

Unsere erste Flussdurchquerung
Während im Tal bei der Furt noch Windstille geherrscht hatte, so blies auf der Krete, der wir danach entlangwanderten, ein so starker Wind, dass ich über den sicheren Halt meiner Regenhülle am Rucksack besorgt war.Nach und nach kamen uns nun in kleinen Grüppchen Wanderer entgegen. Von einer Wanderautobahn kann für meine Begriffe jedoch keine Rede sein, doch wer Einsamkeit sucht, ist auf dem Laugavegur doch am falschen Ort. Wir begegneten auch geführten Reisegruppen mit Tagesrucksäcken. Per Jeep ist es möglich, zu jeder der Hütten auf dem Laugavegur zu gelangen, somit kann ein Gepäcktransport organisiert werden. Am frühen Nachmittag begegneten uns die letzten Entgegenkommenden, danach waren wir wieder alleine unterwegs.

Gletscherfluss mit Gletscherschild der Katla im Hintergrund
Die erste Etappe war für unser Empfinden recht weit, denn nachmittags um 3 Uhr waren wir immer noch nicht bei der Hütte Emstrur angekommen. Diese erreichten wir erst gegen 4 Uhr, etwa 8 Stunden, nachdem wir in Þorsmörk aufgebrochen waren. Der Zeltplatz war terassenartig etwas windgeschützt in einem kleinen Tal unterhalb der Hütte angelegt. Erschöpft stellen wir unser Zelt auf, wobei sich das Problem ergab, überhaupt eine genügend grosse Fläche für unser Zelt zu finden.
Nach dem Nachtessen unternahm ich noch einen kleinen Spaziergang anhand meines GPS. Auf diesem war ein Track verzeichnet, der zur nahen Schlucht Markarfljótsgljúfur führte. Der Fluss Markarfljót hat sich dort einen bis zu 180 Meter tiefen Canyon ins Gestein gegraben. Die Dämmerung brach für mitteleuropäische Verhältnisse sehr langsam herein, und ich machte mich auf den Rückweg zu unserem Zelt. Da wir relativ spät im Sommer unterwegs waren, gab es auch in Island eine ausgeprägte Nacht, wobei es mich jedoch dünkte, dass es nie komplett dunkel wurde.

Canyon Markarfljót
Laugavegur, Tag 2
Am zweiten Tag unseres Trekkings standen wir etwas später als am Vortag auf. Unser Weg stieg von der Hütte weg auf die Ebene Emstrur. Sehr starker Wind blies, und wir waren froh, dass uns dieser in den Rücken blies und nicht von vorne kam. Zeitweise nieselte es leicht, was sehr typisch für Island ist. Dabei wurden weder die Kleidung noch der sandige Boden richtig nass, da die die Feuchtigkeit durch den Wind laufend wieder verdunstete.

Grüne Pyramide in der schwarzen Ebene
Beeindruckend war die fast totale Vegetationslosigkeit der Ebene. Nur die Berghänge waren von grünem Gras bewachsen.

Weg durch die Ebene Emstrur
Laut Karte galt es heute, sieben Flüsse zu überqueren. Beim ersten fanden wir nur ein leeres Bachbett vor, und der zweite war zu unserer Erleichterung mit einer Brücke versehen. Als wir die Ebene fast durchquert hatten, stellten sich uns der dritte und vierte Fluss in den Weg. Glücklicherweise war wiederum einer davon überbrückt. Wir liessen die staubige schwarze Wüste hinter uns und wanderten nun durch grüne Hügel. Der Laugavegur ist bekannt für seine Abwechslung. Jeder Tag ist anders. Allgemein hat man als Wanderer in Island den Eindruck, schnell voran zu kommen. Die Topografie ist kleinräumig, Berge sind oft nicht mehr als ein paar hundert Meter höher als das umliegende Land.

Dieser Fluss war zum Glück mit einer Brücke versehen

"Flussquerung", diesmal ohne Brücke

Nochmals ein Fluss mit Brücke ;)

Spitz und Stumpf
Der zweite Tag des Laugavegurs hielt jedoch noch zwei weitere Furten für uns bereit. Diese querten jedoch nur kleinere, klare und langsam fliessende Bäche und stellten kein Problem dar. Früh am Nachmittag erreichten wir einen kleinen Sattel, welcher uns den Blick auf unser Tagesziel, die Hütte Alftavatn und den namensgebenden See erlaubte.
Nach dem Aufstellen des Zelts waren wir hungrig und kochten uns eine Mahlzeit. Auf dem Menüplan stand Kartoffelpüree mit Salamistückchen. Es schmeckte eintönig, und der Salami wollte einfach nicht recht zum Geschmack der Kartoffeln passen, doch es machte satt und wärmte von innen. Um unsere sowieso schon viel zu schweren Rucksäcke nicht noch mehr zu füllen, hatten wir weder Gemüse noch Früchte mitgenommen. Wir kompensierten dies mit dem Verspeisen von Trockenfrüchten. Am Nachmittag machte ich ein Nickerchen, und den Abend verbrachten wir wie üblich mit Lesen, bis es zu dunkel dafür wurde.
Laugavegur, Tag 3
Nach einer weiteren windigen, zeitweise verregneten Nacht erwartete uns am nächsten Morgen ein fantastisches Bild. Hinter dem See Alftavatn ragte ein Berg wie eine perfekte Pyramide aus dem Nebel. Dies entschädigte für das mühsame Zusammenpacken des Zeltes. Durch die Nässe und den nackten Erdboden wurde alles dreckig, was bisher noch sauber geblieben war. Ich sah mich genötigt, die Zeltstangen im eiskalten Bach zu waschen, damit sie nicht verklemmten. Dann wurde das Paket mit dem Zelt notdürftig zusammengelegt und nass irgendwie in den Zeltsack gewurstelt, wie bereits an den beiden Tagen zuvor.

Pyramide im morgendlichen Nebelmeer

Der Weg beginnt zu steigen – Blick zurück
Nach etwa einer Stunde Wanderns über relativ flaches Terrain und einer nicht allzu schwierigen Furt erwartete uns die bisher grösste Steigung auf dem Laugavegur. Gut 300 Höhenmeter an einer steilen Wand wollten überwunden werden. Schon bald liefen wir trotz den kalten Temperaturen im T-Shirt, bisher hatten wir immer mindestens die Regenjacke oder die Fleecejacke getragen. Mit jedem Höhenmeter wurde die Aussicht genialer. Wenn man zurückblickte, konnte man in der Ferne den Eyafjallajökull erkennen, an dessen Fuss wir zwei Tage zuvor unser Trekking gestartet hatten. Zur Linken war der Gletscherschild des Vulkans Katla, von dem wir uns jetzt immer weiter entfernten, worüber wir ehrlich gesagt froh waren, denn in seiner Nähe hatte uns ständig ein etwas mulmiges Gefühl verfolgt.

Aussicht nach dem Aufstieg. Gut sichtbar die Ebene Emstur am Fusse des Gletschers
Der Hang wurde schliesslich flacher, und wir betraten ein Hochtemperaturgebiet. Unweit des Wanderweges trat fauchend Dampf aus dem Boden aus und es stank. Besonders witzig war auch, dass der Weg ein Stück durch weissen, warmen Schlamm vulkanischen Ursprungs führte, welcher an den Schuhen haftete wie Leim. Wir gaben es schliesslich auf, unsere Schuhe putzen zu wollen. Noch Tage danach konnte man an unseren Schuhen weisse Spuren des Schlamms entdecken.

Äusserst klebriger Schlamm
Wir befanden uns nun auf annähernd 1000 Metern Höhe. Vor uns erstreckte sich ein mit unzähligen kleinen Tälern durchsetztes Plateau. Viele wurden von kleinen Bächen durchflossen, welche jedoch nicht immer sichtbar waren, da sie von Schneebrücken überdeckt waren. Diese Schneebrücken wiesen zum Teil Löcher auf, durch welche man das fliessende Wasser darunter sehen konnte. Der Weg führte oft schnurgerade durch die Täler hindurch. Dies hiess 5-10 Meter steiler, rutschiger Abstieg, nur um auf der anderen Seite die gleiche Höhe wieder überwinden zu müssen. Dieses ständige Auf und Ab und der schlecht ausgebaute Weg (eigentlich war nichts vorhanden ausser Markierungen und Fussspuren) empfanden wir als sehr anstrengend. Nur langsam ging es vorwärts und wir waren recht erschöpft, als wir schliesslich die Hütte beim Berg Hrafntinnusker erreichten.
An diesem Abend zeigte sich Island von einer besonders garstigen Seite: Nebel, starker Wind und eisige Temperaturen schufen einen lebensfeindlichen Eindruck Grau in Grau. Es verwundert deshalb auch nicht, dass hier vor einigen Jahren nur wenige 100 Meter von der Hütte entfernt ein Israeli erfroren sein soll. Auch die Windschutzmauern aus Steinen für die Zelte machten deutlich, dass hier oftmals Stürme toben.
Aufgrund des Wetters verkrochen wir uns nach dem Aufstellen des Zeltes in Diesem und wagten uns erst am nächsten Morgen wieder hinaus. Gezwungenermassen mussten wir so auch im Zelt kochen. Mit etwas Sorgfalt war dies sicherheitstechnisch kein Problem. Da aber unsere Teigwaren aber 10 Minuten kochen mussten, entstand laufend Wasserdampf, welcher am Aussenzelt kondensierte. Die Folge war, dass es schon kurz nach erreichen des Siedepunktes sowohl ausserhalb als auch innerhalb des Zeltes regnete…

Windmauern teils aus Obsidian
Laugavegur, Tag 4
Heute stand die vierte, etwas kürzere Etappe auf dem Programm, welche uns nach Landmannalaugar führen würde. Die ersten 10 Minuten stieg der Weg von der Hütte weg noch weiter in den Nebel hinein, jedoch wurde dieser nie so dick, dass die Orientierung übermässig schwierig gewesen wäre. Dass dem nicht immer so ist, bewiesen die absurd vielen Wegmarkierungen auf dem Pass. Alle 5 Meter stand eine meterhohe Steinwarte mit einer extra grossen Leuchtmarkierung auf der Spitze. Auf einer dieser Markierungen war sogar noch angegeben, in welcher Richtung es nach Landmannalaugar geht und in welcher nach Hrafntinnusker.

Nahe des Passes von Hrafntinnusker
Der Weg verlor nun stetig an Höhe, und mit jedem Meter, den wir abstiegen, besserten sich die Bedingungen. Zwar regnete es ununterbrochen, doch die Windgeschwindigkeit nahm ab und die Sicht wurde laufend besser. Ausserdem tauchte in unserer Umgebung schleichend auch wieder etwas Grün auf.

Gute Laune trotz Regen – schliesslich sind wir in Island!
Als uns die ersten Wanderer entgegenkamen, erblickten wir bereits die ersten bunten, wie angemalt wirkenden Berge, für welche Landmannalaugar bekannt ist. Überrascht waren wir vor allem von der grossen Anzahl an Wanderern, die uns begegneten. Es stellte sich jedoch heraus, dass die meisten von ihnen auf Tageswanderungen von Landmannalaugar aus unterwegs waren.

Bunte Berge bei Landmannalaugar
Zum Abschluss durchquerten wir noch das Lavafeld Laugahraun, welches bis an die Hütten von Landmannalaugar heranreicht. Hier hatte es nun auf dem Laugavegur zum ersten Mal für meinen Geschmack unangenehm viele Touristen. Landmannalaugar ist einer der beliebtesten Touristenattraktionen in Island, und es gibt auch ein entsprechend grosses Angebot an Tagesausflügen mit dem Car von Reykjavik aus.
Wir stellten unser Zelt auf dem berühmt-berüchtigten Zeltplatz von Landmannalaugar auf. Aufgrund des kiesigen Bodens brachte man entweder den Hering nicht in den Boden, oder dann aber hielt die Umgebung des Herings nichts mehr. Unserer Sammlung an leicht verbogenen Heringen konnten wir jedenfalls noch ein paar hinzufügen. Wir begegneten dem Problem schliesslich, indem wir die Heringe mit Steinen beschwerten, um zu verhindern dass sie sich durch die durch den Wind lockerten. In der „Mountain Mall“, einem Lädelchen welches aus zwei ausgedienten amerikanischen Schulbussen besteht, gönnte ich mir als Belohnung für den gechafften Laugavegur eine Dose Leichtbier – etwas anderes bekommt man in Island nur in Restaurants oder den staatlichen Alkoholläden.
Eine Wanderung ist zu Ende, aber unsere Reise hat eben erst begonnen. Schon bald werde ich den zweiten Teil meines Reiseberichts online stellen!
Reisezeit: Juli/August 2011
Region/Kontinent: Nordeuropa
Ein Monat in Island
Reisebericht kann auch auf meinem Blog Dreamy Ibex gelesen werden

Einleitung
Karge Weiten, bunte Berge, Gletschervulkane, reissende Flüsse mit tosenden Wasserfällen. Rauhes Wetter. Inspiriert von einigen Bildern einer Zeitschrift wuchs in mir der Wunsch, Island zu Fuss zu erkunden. Im Sommer 2011 ergab sich dann die Möglichkeit, für einen Monat nach Island zu reisen.
Anreise
Am 24.7.2011 ging es los von Zürich über Hamburg nach Keflavík, wo unser Flieger um 23:30 Uhr Lokalzeit landete. Während des ganzen Fluges hatten wir Sonnenuntergang, doch in Island war der Himmel verhangen und es regnete leicht.

Flug nach Island
Bei der Bank in der winzigen, mit Menschen völlig vollgestopften Ankunftshalle des Flughafens wechselten wir unser Bargeld in isländische Kronen. Aufgrund des stark schwankenden Wechselkurses hatten wir in der Schweiz keine erhalten.
Mit dem Flybus ging es danach in einer knapp einstündigen Fahrt nach Reykjavik, zuerst einmal zum zentralen Busterminal. Dort wurden die Passagiere für den Drop-Off bei den Hotels auf verschiedene Busse verteilt. Bis zum Schluss waren wir uns nicht ganz sicher, ob wir im richtigen Bus sassen, da wir das Englisch der Lautsprecherdurchsagen kaum verstanden. Wir wurden jedoch wohlbehalten direkt vor dem Zeltplatz von Reykjavik abgeladen. Am erstbesten Platz stellten wir unser Zelt auf. Obwohl der längste Tag des Jahres schon lange vorbei war, war es erstaunlicherweise nicht komplett dunkel, sodass wir kein Licht benötigten, denn eine Taschenlampe befand sich nicht in unserem Gepäck. Und nein, wir haben diese auf der gesamten Reise nie vermisst . Um 03:00 Uhr konnten wir uns endlich in den Schlafsack kuscheln, nachdem es draussen bereits wieder ein wenig heller geworden war.
Reykjavik
Am nächsten Tag galt es, diverse Sachen zu organisieren. Um im weitläufigen Reykjavik schnell herumzukommen, mieteten wir beim Campingplatz zwei Fahrräder. Beim BSI Busbbahnhof kauften wir Tickets nach Þorsmörk, dem Startpunkt unserer ersten mehrtägigen Trekkingtour. Nach etwas Sightseeing im Zentrum von Reykjavik ging es ans Einkaufen des Proviants. Das meiste besorgten wir im Bónus, der grössten Discounterkette des Landes. Milchpulver fanden wir im Hagkaup.Wirklich erstaunt haben uns die Englischkenntnisse der Isländer. Wir hatten nie Kommunikationsschwierigkeiten, auch die Verkäufer sprachen durchgehend gut Englisch.

Der eingekaufte Proviant wird gesichtet und umgepackt
Anreise Laugavegur
Am nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen. Alles musste rechtzeitig gepackt sein, um den Bus zu erwischen, denn dieser fährt nur einmal täglich. Und mit Packen hatten wir noch keine Erfahrung. Schliesslich erwiesen sich unsere 2 eingeplanten Stunden als mehr als genug Zeit. Beim Frühstück stellten wir ausserdem fest, dass Haferflocken mit Milchpulver, Wasser, Nüssen und Zucker nicht besonders lecker sind. Darüber hinaus bekam meine Schwester Rahel von den Haferflocken Bauchschmerzen, so dass ich es wohl oder übel auf mich nehmen musste, die ganze Packung im Laufe der nächsten Tage alleine aufzuessen…
Wir wurden kostenlos von einem Bus vom Campingplatz zum zentralen Busbahnhof von Reykjavik gebracht, wo unser Bus nach Þorsmörk um 08:00 Uhr abfuhr. Zuerst ging es auf der Ringstrasse der Südküste entlang und wir sahen erstmals etwas von der Landschaft Islands. Schwarzer Boden, grellgrüne Grasflecken und die weissen, tief hängenden Wolken schufen ein eindrückliches und kontrastreiches Bild.

Mit dem Bus durch den Fluss Krossá
Nach der Hälfte der etwa vier Stunden dauernden Fahrt mussten wir auf einen offroadtauglichen Bus umsteigen, welcher kurz danach die Ringstrasse verliess und auf eine Schotterpiste einbog. Da viele Busse in Island sowohl Transportmittel als auch touristische Touren sind, kamen wir in den Genuss eines kurzen Halts am Wasserfall Seljalandsfoss.

Seljalandsfoss
Gegen Mittag erreichten wir Þorsmörk und stellten unser Zelt bei der Hütte auf. Dieser Ort ist Ausgangspunkt des Laugavegurs, eines 4-tägigen Trekkingpfades nach Landmannalaugar. Dies ist der bekannteste Wanderweg Islands, und wir erwarteten eine entsprechende Frequentierung. Bei unserer Ankunft machte der Ort jedoch eher einen verlassenen Eindruck. Vielleicht alle halbe Stunde erreichte ein Grüppchen die Hütte, und bis zum Abend standen etwa ein halbes Dutzend Zelte auf dem Campingplatz. Auffallend war vor allem der starke Wind, der durch das Tal wehte und nach welchem wir unser Zelt ausrichteten.
In der Hütte fragten wir nach dem Wetter. Leider sah es für die nächsten Tage eher regnerisch aus. Bei dieser Gelegenheit wurden wir von der Hüttenwartin betreffend unserer Vorbereitungen befragt. Ja, wir haben Essen und warme Kleider für 4 Tage dabei. Ja, auch an Wasserschuhe für die Furten haben wir gedacht. Ganz im Gegensatz zum alleine reisenden Herrn, welcher mit uns mit dem Bus angekommen ist. Ihm wurden dann auch unerfreuliche Flussdurchquerungen prophezeit.
Da wir erst am folgenden Tag am Morgen loslegen wollten, beschlossen wir, in den verbleibenden Stunden einen Spaziergang zu unternehmen, welcher uns auf den Berg Valanùkur führte. Dieser bot einen genialen Ausblick auf Þorsmörk, das Tal des Flusses Markarfljót und die Gletscherschilde der Vulkane Katla und Eyjafjallajökull. Letzterer hatte 2010 ein ordentliches Chaos im europäischen Flugverkehr angerichtet. Doch jetzt schlummerte er direkt auf der anderen Seite des Tals friedlich vor sich hin. Während es bei uns leicht regnete, schien über den Gletschern die Sonne.

Aussicht vom Valanùkur in Richtung des Vulkans Katla

Valanùkur , Aussicht in die andere Richtung
Das Nachtessen kochten wir auf dem Gaskocher im Aufenthaltsraum in der Wärme und im Trockenen, ein Luxus. Unser Essen bereicherten wir noch um eine Büchse Böhnchen, welche jemand im “Free food” Körbchen zurückgelassen hatte.Die Hütte bot ausserdem einen “Hot pot”, welcher aufgrund der eher kühlen Wassertemperatur von einem deutschen Gast „Lauwarm pot“ getauft wurde. Umso heisser war jedoch die Sauna, in welcher ich nach dem Nachtessen noch eine Weile schwitzte.Als wir schlafen gingen, wehte immer noch ein zügiger Wind, jedoch hatte dieser gedreht und das Zelt stand jetzt seitwärts im Wind. Dieses Phänomen sollten wir in den folgenden Wochen immer wieder erleben, sodass wir es schliesslich aufgaben, das Zelt nach dem Wind auszurichten und nur noch auf die Bodengegebenheiten achteten.
Laugavegur, Tag 1
Als wir morgens um 6 Uhr aufstanden, regnete es in Strömen. Eingepackt in Regenjacke und Regenhosen machten wir uns auf den Weg durch den Wald von Þorsmörk. Schon bald musste ich die Fleecejacke unter dem Regenschutz ausziehen, denn es ging bergauf und bergab. Nach einer guten Stunde liess der Regen nach, zeitweise zeigte sich sogar die Sonne.
Einige Minuten auf dem Weg erreichten wir eine Tafel, welche vor dem Vulkan Katla warnte, und die richtigen Verhaltensweisen im Falle eines Ausbruchs aufzeigte. Uns war wegen diesem Vulkan etwas mulmig zumute, da er sich in unmittelbarer Nähe befand und aufgrund einer Häufung von Erdbeben vermutet wurde, dass es bald zu einem Ausbruch kommen könnte. Sollte es dazu kommen, so soll man sich auf keinen Fall in Tälern aufhalten, da man dort von einem Gletscherlauf weggespült werden könnte. Nicht zu empfehlen seien auch Hügel und exponierte Stellen, da dort während eines Ausbruchs die Wahrscheinlichkeit gross sei, von einem Blitz getroffen zu werden. Ausserdem sollten Senken gemieden werden, da sich dort giftige Gase, welche schwerer als Luft sind, ansammeln. Ermuntert von den rosigen Perspektiven im Falle eines Ausbruchs marschierten wir weiter.
Da wir den Laugavegur in der anderen Richtung als die meisten anderen Wanderer beschritten, begegneten wir keiner Menschenseele. Schon bald stellte sich uns jedoch der erste Fluss in den Weg. Das Gletscherwasser floss schnell und war für Blicke nicht zu durchdringen. Die Tiefe und der zu erwartende Zug waren schwer abzuschätzen. Wir suchten eine ganze Weile nach einer guten Stelle, den Fluss zu überqueren. Schliesslich fanden wir etliche hundert Meter flussaufwärts eine breite Stelle, mit dem schwierigsten Teil an unserem Ufer. Wir tauschten die Trekkingstiefel gegen Wassersandalen aus, dann versuchte ich mich mit einem Trekkingstock bewaffnet an der Querung des eiskalten Hindernisses. Das Furten erwies sich als einfacher als erwartet, dennoch war natürlich Vorsicht geboten. Kaum stand ich wieder in den trocken gebliebenen Stiefeln, stellte sich ein wohlig warmes Gefühl an den Füssen ein. Obwohl die Zeit für uns wie im Flug vergangen war, hatten wir für diese Flussquerung weit mehr als eine Stunde benötigt.

Unsere erste Flussdurchquerung
Während im Tal bei der Furt noch Windstille geherrscht hatte, so blies auf der Krete, der wir danach entlangwanderten, ein so starker Wind, dass ich über den sicheren Halt meiner Regenhülle am Rucksack besorgt war.Nach und nach kamen uns nun in kleinen Grüppchen Wanderer entgegen. Von einer Wanderautobahn kann für meine Begriffe jedoch keine Rede sein, doch wer Einsamkeit sucht, ist auf dem Laugavegur doch am falschen Ort. Wir begegneten auch geführten Reisegruppen mit Tagesrucksäcken. Per Jeep ist es möglich, zu jeder der Hütten auf dem Laugavegur zu gelangen, somit kann ein Gepäcktransport organisiert werden. Am frühen Nachmittag begegneten uns die letzten Entgegenkommenden, danach waren wir wieder alleine unterwegs.

Gletscherfluss mit Gletscherschild der Katla im Hintergrund
Die erste Etappe war für unser Empfinden recht weit, denn nachmittags um 3 Uhr waren wir immer noch nicht bei der Hütte Emstrur angekommen. Diese erreichten wir erst gegen 4 Uhr, etwa 8 Stunden, nachdem wir in Þorsmörk aufgebrochen waren. Der Zeltplatz war terassenartig etwas windgeschützt in einem kleinen Tal unterhalb der Hütte angelegt. Erschöpft stellen wir unser Zelt auf, wobei sich das Problem ergab, überhaupt eine genügend grosse Fläche für unser Zelt zu finden.
Nach dem Nachtessen unternahm ich noch einen kleinen Spaziergang anhand meines GPS. Auf diesem war ein Track verzeichnet, der zur nahen Schlucht Markarfljótsgljúfur führte. Der Fluss Markarfljót hat sich dort einen bis zu 180 Meter tiefen Canyon ins Gestein gegraben. Die Dämmerung brach für mitteleuropäische Verhältnisse sehr langsam herein, und ich machte mich auf den Rückweg zu unserem Zelt. Da wir relativ spät im Sommer unterwegs waren, gab es auch in Island eine ausgeprägte Nacht, wobei es mich jedoch dünkte, dass es nie komplett dunkel wurde.

Canyon Markarfljót
Laugavegur, Tag 2
Am zweiten Tag unseres Trekkings standen wir etwas später als am Vortag auf. Unser Weg stieg von der Hütte weg auf die Ebene Emstrur. Sehr starker Wind blies, und wir waren froh, dass uns dieser in den Rücken blies und nicht von vorne kam. Zeitweise nieselte es leicht, was sehr typisch für Island ist. Dabei wurden weder die Kleidung noch der sandige Boden richtig nass, da die die Feuchtigkeit durch den Wind laufend wieder verdunstete.

Grüne Pyramide in der schwarzen Ebene
Beeindruckend war die fast totale Vegetationslosigkeit der Ebene. Nur die Berghänge waren von grünem Gras bewachsen.

Weg durch die Ebene Emstrur
Laut Karte galt es heute, sieben Flüsse zu überqueren. Beim ersten fanden wir nur ein leeres Bachbett vor, und der zweite war zu unserer Erleichterung mit einer Brücke versehen. Als wir die Ebene fast durchquert hatten, stellten sich uns der dritte und vierte Fluss in den Weg. Glücklicherweise war wiederum einer davon überbrückt. Wir liessen die staubige schwarze Wüste hinter uns und wanderten nun durch grüne Hügel. Der Laugavegur ist bekannt für seine Abwechslung. Jeder Tag ist anders. Allgemein hat man als Wanderer in Island den Eindruck, schnell voran zu kommen. Die Topografie ist kleinräumig, Berge sind oft nicht mehr als ein paar hundert Meter höher als das umliegende Land.

Dieser Fluss war zum Glück mit einer Brücke versehen

"Flussquerung", diesmal ohne Brücke


Nochmals ein Fluss mit Brücke ;)

Spitz und Stumpf
Der zweite Tag des Laugavegurs hielt jedoch noch zwei weitere Furten für uns bereit. Diese querten jedoch nur kleinere, klare und langsam fliessende Bäche und stellten kein Problem dar. Früh am Nachmittag erreichten wir einen kleinen Sattel, welcher uns den Blick auf unser Tagesziel, die Hütte Alftavatn und den namensgebenden See erlaubte.
Nach dem Aufstellen des Zelts waren wir hungrig und kochten uns eine Mahlzeit. Auf dem Menüplan stand Kartoffelpüree mit Salamistückchen. Es schmeckte eintönig, und der Salami wollte einfach nicht recht zum Geschmack der Kartoffeln passen, doch es machte satt und wärmte von innen. Um unsere sowieso schon viel zu schweren Rucksäcke nicht noch mehr zu füllen, hatten wir weder Gemüse noch Früchte mitgenommen. Wir kompensierten dies mit dem Verspeisen von Trockenfrüchten. Am Nachmittag machte ich ein Nickerchen, und den Abend verbrachten wir wie üblich mit Lesen, bis es zu dunkel dafür wurde.
Laugavegur, Tag 3
Nach einer weiteren windigen, zeitweise verregneten Nacht erwartete uns am nächsten Morgen ein fantastisches Bild. Hinter dem See Alftavatn ragte ein Berg wie eine perfekte Pyramide aus dem Nebel. Dies entschädigte für das mühsame Zusammenpacken des Zeltes. Durch die Nässe und den nackten Erdboden wurde alles dreckig, was bisher noch sauber geblieben war. Ich sah mich genötigt, die Zeltstangen im eiskalten Bach zu waschen, damit sie nicht verklemmten. Dann wurde das Paket mit dem Zelt notdürftig zusammengelegt und nass irgendwie in den Zeltsack gewurstelt, wie bereits an den beiden Tagen zuvor.

Pyramide im morgendlichen Nebelmeer

Der Weg beginnt zu steigen – Blick zurück
Nach etwa einer Stunde Wanderns über relativ flaches Terrain und einer nicht allzu schwierigen Furt erwartete uns die bisher grösste Steigung auf dem Laugavegur. Gut 300 Höhenmeter an einer steilen Wand wollten überwunden werden. Schon bald liefen wir trotz den kalten Temperaturen im T-Shirt, bisher hatten wir immer mindestens die Regenjacke oder die Fleecejacke getragen. Mit jedem Höhenmeter wurde die Aussicht genialer. Wenn man zurückblickte, konnte man in der Ferne den Eyafjallajökull erkennen, an dessen Fuss wir zwei Tage zuvor unser Trekking gestartet hatten. Zur Linken war der Gletscherschild des Vulkans Katla, von dem wir uns jetzt immer weiter entfernten, worüber wir ehrlich gesagt froh waren, denn in seiner Nähe hatte uns ständig ein etwas mulmiges Gefühl verfolgt.

Aussicht nach dem Aufstieg. Gut sichtbar die Ebene Emstur am Fusse des Gletschers
Der Hang wurde schliesslich flacher, und wir betraten ein Hochtemperaturgebiet. Unweit des Wanderweges trat fauchend Dampf aus dem Boden aus und es stank. Besonders witzig war auch, dass der Weg ein Stück durch weissen, warmen Schlamm vulkanischen Ursprungs führte, welcher an den Schuhen haftete wie Leim. Wir gaben es schliesslich auf, unsere Schuhe putzen zu wollen. Noch Tage danach konnte man an unseren Schuhen weisse Spuren des Schlamms entdecken.

Äusserst klebriger Schlamm
Wir befanden uns nun auf annähernd 1000 Metern Höhe. Vor uns erstreckte sich ein mit unzähligen kleinen Tälern durchsetztes Plateau. Viele wurden von kleinen Bächen durchflossen, welche jedoch nicht immer sichtbar waren, da sie von Schneebrücken überdeckt waren. Diese Schneebrücken wiesen zum Teil Löcher auf, durch welche man das fliessende Wasser darunter sehen konnte. Der Weg führte oft schnurgerade durch die Täler hindurch. Dies hiess 5-10 Meter steiler, rutschiger Abstieg, nur um auf der anderen Seite die gleiche Höhe wieder überwinden zu müssen. Dieses ständige Auf und Ab und der schlecht ausgebaute Weg (eigentlich war nichts vorhanden ausser Markierungen und Fussspuren) empfanden wir als sehr anstrengend. Nur langsam ging es vorwärts und wir waren recht erschöpft, als wir schliesslich die Hütte beim Berg Hrafntinnusker erreichten.
An diesem Abend zeigte sich Island von einer besonders garstigen Seite: Nebel, starker Wind und eisige Temperaturen schufen einen lebensfeindlichen Eindruck Grau in Grau. Es verwundert deshalb auch nicht, dass hier vor einigen Jahren nur wenige 100 Meter von der Hütte entfernt ein Israeli erfroren sein soll. Auch die Windschutzmauern aus Steinen für die Zelte machten deutlich, dass hier oftmals Stürme toben.
Aufgrund des Wetters verkrochen wir uns nach dem Aufstellen des Zeltes in Diesem und wagten uns erst am nächsten Morgen wieder hinaus. Gezwungenermassen mussten wir so auch im Zelt kochen. Mit etwas Sorgfalt war dies sicherheitstechnisch kein Problem. Da aber unsere Teigwaren aber 10 Minuten kochen mussten, entstand laufend Wasserdampf, welcher am Aussenzelt kondensierte. Die Folge war, dass es schon kurz nach erreichen des Siedepunktes sowohl ausserhalb als auch innerhalb des Zeltes regnete…

Windmauern teils aus Obsidian
Laugavegur, Tag 4
Heute stand die vierte, etwas kürzere Etappe auf dem Programm, welche uns nach Landmannalaugar führen würde. Die ersten 10 Minuten stieg der Weg von der Hütte weg noch weiter in den Nebel hinein, jedoch wurde dieser nie so dick, dass die Orientierung übermässig schwierig gewesen wäre. Dass dem nicht immer so ist, bewiesen die absurd vielen Wegmarkierungen auf dem Pass. Alle 5 Meter stand eine meterhohe Steinwarte mit einer extra grossen Leuchtmarkierung auf der Spitze. Auf einer dieser Markierungen war sogar noch angegeben, in welcher Richtung es nach Landmannalaugar geht und in welcher nach Hrafntinnusker.

Nahe des Passes von Hrafntinnusker
Der Weg verlor nun stetig an Höhe, und mit jedem Meter, den wir abstiegen, besserten sich die Bedingungen. Zwar regnete es ununterbrochen, doch die Windgeschwindigkeit nahm ab und die Sicht wurde laufend besser. Ausserdem tauchte in unserer Umgebung schleichend auch wieder etwas Grün auf.

Gute Laune trotz Regen – schliesslich sind wir in Island!
Als uns die ersten Wanderer entgegenkamen, erblickten wir bereits die ersten bunten, wie angemalt wirkenden Berge, für welche Landmannalaugar bekannt ist. Überrascht waren wir vor allem von der grossen Anzahl an Wanderern, die uns begegneten. Es stellte sich jedoch heraus, dass die meisten von ihnen auf Tageswanderungen von Landmannalaugar aus unterwegs waren.

Bunte Berge bei Landmannalaugar
Zum Abschluss durchquerten wir noch das Lavafeld Laugahraun, welches bis an die Hütten von Landmannalaugar heranreicht. Hier hatte es nun auf dem Laugavegur zum ersten Mal für meinen Geschmack unangenehm viele Touristen. Landmannalaugar ist einer der beliebtesten Touristenattraktionen in Island, und es gibt auch ein entsprechend grosses Angebot an Tagesausflügen mit dem Car von Reykjavik aus.
Wir stellten unser Zelt auf dem berühmt-berüchtigten Zeltplatz von Landmannalaugar auf. Aufgrund des kiesigen Bodens brachte man entweder den Hering nicht in den Boden, oder dann aber hielt die Umgebung des Herings nichts mehr. Unserer Sammlung an leicht verbogenen Heringen konnten wir jedenfalls noch ein paar hinzufügen. Wir begegneten dem Problem schliesslich, indem wir die Heringe mit Steinen beschwerten, um zu verhindern dass sie sich durch die durch den Wind lockerten. In der „Mountain Mall“, einem Lädelchen welches aus zwei ausgedienten amerikanischen Schulbussen besteht, gönnte ich mir als Belohnung für den gechafften Laugavegur eine Dose Leichtbier – etwas anderes bekommt man in Island nur in Restaurants oder den staatlichen Alkoholläden.
Eine Wanderung ist zu Ende, aber unsere Reise hat eben erst begonnen. Schon bald werde ich den zweiten Teil meines Reiseberichts online stellen!
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