[SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

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  • Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

    Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
    Mach dir keinen Kopf Mortias. Lieber warten wir alle und der Bericht bleibt von der Qualität her so gut, als dass du uns die verbleibenden Tage nur schnell um die Ohren haust.
    Vielen Dank Efbomber, das lese ich natürlich gerne.

    Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
    Immerhin traust du dich auch mal die Dinge beim Namen zu nennen und scheust nicht davor deine Gemütslage so zu beschreiben, wie du dich auch tatsächlich während des Tages gefühlt hast. Stichwort "mies" und "angepisst"
    So schön die Tour auch ist, ich hab das Gefühl es kommt immer mal der Moment, wo es jedem so ergeht. Beim einen ist das negative Empfinden dann schlimmer als beim anderen. Bei mir erkennt man das manchmal sogar in den Gesichtsausdrücken auf Fotos
    Freut mich, dass Du das genauso siehst. Das mit dem Gesichtsausdruck auf Fotos bei schlechter Laune kenne ich nur zu gut. Wobei ich manchmal auch extra versuche gut gelaunt zu gucken um die gute Laune damit quasi "herbeizuzwingen". Beispielsweise war ich, bevor ich das Bild mit dem Stock im Mund gemacht hab (Bild 4, Tag 12), eher träge und demotiviert. Aber anschließend musste ich über diese Blödelei so schmunzeln, dass sich meine Laune schlagartig gebessert hat.

    Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
    Ich freue mich auf die nächsten Tage!
    Und freue mich die nächsten Tage fertig zu haben.

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    • Mortias
      Fuchs
      • 10.06.2004
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

      Hier nun also die angekündigte Fortsetzung.

      Tag 15 (09.08.)
      Hab heute Nacht sehr unruhig geschlafen weil mein Zeltplatz ziemlich uneben und der Boden mit Wurzeln durchsetzt war. Wie gut, dass mir dann auch wieder einfiel, dass mir das ja schon im Vorjahr missfallen hat. Jaja, schön wenn man aus Fehlern lernt... Das Wetter hat sich im Vergleich zum Vortag glücklicherweise etwas gebessert. Es war fast windstill, trocken und die Wolken lagen so hoch, dass alle umliegenden Berge zu sehen waren. Sogar die Pyramide war nun gut sichtbar. Tja, bei solch einem Wetter hätte ich gerne den Aufstieg gewagt, aber dafür war es nun zu spät. Zum Frühstück habe ich nun erstmal eine ordentliche Menge an Rausch- und Moltebeeren gesammelt und diese dann genüsslich verdrückt. Dies war definitiv das köstlichste Frühstück auf meiner Tour.

      Die Etappe heute versprach sehr entspannt zu werden, da es die ganze Zeit auf dem Wanderweg durchs Vistasvaggi ging. Keine steinigen Pässe, keine steilen An- oder Abstiege, keine schwierigen Bachüberquerungen oder sonstige Hindernisse, sondern einfach nur dem Wanderweg durch ein bewaldetes Tal auf ungefähr konstantem Höhenniveau folgen. Um 20 vor 11 ging's dann los. Kurz nach Überqueren der Brücke gabelte sich der Weg. Ich beschloss oben rum zu gehen und kam zu einer gut erhaltenen Samenkåta. Von dort hatte ich einen netten Blick ins Unna Reaiddavaggi und auf den vor mir liegenden Teil vom Vistasvaggi. Ein sehr schöner Platz eigentlich, störend war nur der viele Müll der in der Kåta rumlag.

      Der weitere Weg verlief nun größtenteils durch Wald, teilweise auch ohne Sicht auf die Umgebung. Aber das störte mich nicht besonders, vielmehr genoss ich es nach den aufregenden vergangenen Tagen endlich mal wieder komplett sorglos wandern zu können. Außerdem kam ich auch hin und wieder auf offene Flächen, konnte über lange Holzplanken laufen und hatte einen tollen Blick zurück auf den Visttasjohka der sich durch den Wald schlängelte während im Hintergrund der malerische Siehtagas samt Gletscher zu sehen war. An einer Flussschlinge vom Visttasjohka hab ich dann meine Mittagspause verbracht. Und endlich konnte ich mal wieder entspannt in Ruhe Faulenzen. Die Sonne schien zwar nicht, aber es war trocken und einigermaßen mild. Nach Westen hin hatte ich einen kleinen Einblick ins Kaskasavagge, wo ich im Vorjahr nach einem frühen Wintereinbruch durchgelaufen bin (eine wunderschöne Etappe war das). Schade nur, dass ich, bedingt durch die Wolken und den 1300 m hohen Vardu, keinen Blick aufs majestätische Kaskasatjåhka Massiv werfen konnte.

      Im Laufe des Nachmittages wurde es beim Wandern doch etwas monoton. Ein entspannter, anspruchsloser Weg kann halt auch mal langweilig werden, zumal ich beim Laufen durch den Wald doch oftmals nicht viel von der Landschaft gesehen habe. Ein kleines Highlight hatte ich gegen 17 Uhr als ich nach 2 Wochen zum ersten Mal wieder Nadelbäume erblickte. Nichts gegen die Fjällbirken, aber ein bisschen Abwechslung in der Flora tat doch auch mal ganz gut. Ich kam nun an der Abzweigung zum Bootsanleger vorbei. Laut Karte müsste ich kurze Zeit später an einem größeren See vorbei kommen. Da wollte ich eigentlich heute mein Zelt aufstellen. Nur leider war dessen Ufer ziemlich sumpfig und dicht bewachsen. Also hieß es weitergehen und auf die nächstbeste Gelegenheit hoffen. Doof nur, dass der Weg nun erstmal ein bisschen vom Wasser wegführte, und es generell sehr viel Unterholz gab, was die Suche nach einer geeigneten Stelle zusätzlich erschwert hat. Um halb 7 kam ich an einer weiteren Abzweigung zu einem Bootsanleger vorbei. Ich folgte einfach mal dem Weg und siehe da, am Ufer des Visttasjohka gab es einige ebene Stellen die nicht sumpfig waren, sprich man ganz passabel zelten konnte.

      Endlich konnte ich auch mal wieder ein Bad nehmen. Der Fluss war angenehm tief (keine glatten Steine auf denen man im flachen Wasser hätte ausrutschen können) mit einer nur leichten Strömung und nicht allzu kaltem Wasser, so dass auch ein paar kurze Schwimmzüge drin waren. Herrlich, das tat echt gut. Zum Abendbrot kamen dann leider wieder die Mücken hervor. Ich weiß gar nicht wann ich das letzte Mal von denen belästigt wurde, aber scheinbar hatten sie einiges nachzuholen. Naja, ich befand mich auch in einer ziemlich mückenfreundlichen Gegend. Gegen 21 Uhr schaute sogar ganz kurz die Sonne noch mal hinter den Bergen hervor, während das Wasser vom Visttasjohka still und glatt wie ein Spiegel vor mir lag. Ein wirklich schöner und beruhigender Anblick diese fast perfekt ebene Wasserfläche. Wenn denn nur die ganzen Mücken nicht gewesen wären…


      Eine überaus schmackhafte Frühstücksbeilage, köstlich


      Unna Reaiddavaggi mit Pyramide und Knivkamm


      Samenkåta


      Heute stand viel Wald auf'm Programm.


      Blick zurück zum Siehtagas (Bildmitte)


      Holzplanken gab’s heute einige zu überqueren.


      Endlich mal wieder eine entspannte Mittagspause


      Blick ins Kaskasavagge


      Wald, Wald, Wald...


      ... und zwischendurch auch mal ein paar offene (Sumpf)Flächen


      Nach 15 Tagen die ersten Nadelbäume


      Einfach nur wunderschön dieses Tal


      Viel Unterholz und sumpfiger Boden, schwer hier einen Zeltplatz zu finden.


      Zum Glück gab’s beim Bootsanleger einige gute Zeltmöglichkeiten.


      Visttasjohka, glatt wie ein Spiegel


      Abends war sogar ansatzweise die Sonne zu sehen.


      Tag 16 (10.08.)
      Geweckt wurde ich heute von leichtem Regen der auf mein Zelt tropfte während gleichzeitig von anderer Seite her die Sonne schien. Sah also nach wechselhaftem Wetter aus. Um Punkt 10 machte ich mich auf die letzten Kilometer vom Vistasvaggi hinter mich zu bringen. Wie gestern ging es dabei ab und zu über offene Flächen, meist aber durch Wald. Ganz nett, aber auch nicht sonderlich spektakulär. Ab und zu kam ich an reichhaltigen Blaubeerbeeten vorbei, die mich kulinarisch aufgeheitert haben. Dafür hingen im Süden bedrohliche dunkle Regenwolken, dessen Anblick mir nicht so Spaß gemacht hat.

      Um halb 12 stieß ich dann auf die Straße nach Nikkaluokta. Da mir der Bus gerade (allerdings rein zufällig) vor der Nase wegfuhr, musste ich die 2 km auf der Straße zu Fuß zurücklegen. Irgendwie schon ein komisches Gefühl nach 2 Wochen wieder eine geteerte Straße zu sehen und darauf zu laufen. Aber landschaftlich war es eigentlich ganz nett. Rechts von mir hatte ich einen schönen Blick ins Mündungsdelta vom Visttasjohka und links von mir auf den Paittasjärvi. Ein schöner Anblick, wie das Schilf am Ufer sich langsam im Wind wiegte, während die Sonne schien, hinten sich die Wolken auftürmten und sanfte Hügel den Horizont abzeichneten.

      Um Viertel vor 1 kam ich dann in Nikkaluokta an. Es sind nun schon 15 Tage vergangen seit ich meine Tour begonnen habe. In den Vorjahren entsprach dies immer meiner durchschnittlichen Tourdauer und auch diesmal hatte ich zuerst geplant die Tour hier enden zu lassen. Aber jetzt wurde mir klar, dass ich noch eine ganze vor Woche habe. Es kam mir vor wie ein Geschenk. Eine weitere Woche durfte ich noch in Lappland bleiben, mich sportlich betätigen und die Ruhe, Schönheit und Weite des Fjälls genießen. Und dabei lag das landschaftlich anspruchsvollste Stück auch noch vor mir, da es ab jetzt fast nur noch querfeldein gehen sollte. Somit wohl nicht schwer zu erraten wie glücklich ich mich gerade gefühlt habe.

      Aber bevor es weiter ging war erstmal einkaufen angesagt. Bisschen Proviant hatte ich zwar noch, aber für eine weitere Woche hätte es nicht gereicht. Tja, doof nur, dass der Shop in Nikkaluokta ziemlich mies ausgestattet war. Es gab kein Müsli (nur Haferflocken), kein Milchpulver (somit waren auf die Haferflocken obsolet), keine Butter, keine Snabb Makaroner und keinen vernünftigen Brotaufstrich, dafür aber etliche Dosengerichte. Wer bitte schön kauft sich so was wenn er mehrere Tage keine Möglichkeit zur Müllentsorgung hat??? Kurzum, begeistert war ich nicht gerade, und für die kommenden Tage bestand nun sowohl mein Frühstück als auch mein Mittagessen aus trockenem Knäcke belegt mit Kalles Kaviar. Ich bin zwar nicht sehr anspruchsvoll beim Essen, aber ein bisschen mehr Abwechslung hätte ich mir doch gewünscht. Im Nachhinein ärgerte ich mich, dass ich nicht schon im deutlich besser sortierten Shop von Allesjaure alles notwendige eingekauft habe.

      Frisch gestärkt und voller Vorfreude ging’s dann 2 Stunden später mit nun deutlich schwerem Rucksack weiter. Bis nach Nikkaluokta bin ich ja fast nur auf bekannten Routen gelaufen von denen es etliche Reiseberichte, Fotos und sonstige Informationen gab. Jetzt aber lag unbekanntes Neuland vor mir. Ein bisschen fühlte ich mich wie ein Pionier, der in unbekannte Gefilde aufbricht. Abgesehen vom Sirccam Strom, wo ich bei Google Maps ein paar Bilder gefunden habe, wusste ich noch nicht was mich nun landschaftlich erwartete.

      Bis zur Brücke übern Laddjujohka folgte ich noch dem Wanderweg zum Anglercamp Tjuonajåkk. Nach Überqueren des Flusses verließ ich den Weg und hielt in südlicher Richtung auf den Larkinbakti zu. Ich lief nun an einem dicht bewaldeten Flussufer entlang, anschließend über eine weite Sumpffläche, dann wieder durch etwas weniger dichtem Wald, bis es an der Westseite vom Larkinbakti recht steil bergauf ging. Immer noch gestärkt durch mein (ausnahmsweise mal) reichhaltiges Mittagsessen und getrieben von der Euphorie endlich wirklich durch Wildnis zu laufen, preschte ich die 300 Meter in einem ziemlich schnellen Tempo hoch. Ein schweißtreibender Anstieg, dafür hatte ich weiter oben nun einen phantastischen Blick auf Nikkaluokta samt Vistasvaggi Mündungsdelta sowie zum wunderschönen Laddjujavri im Laddjuvaggi. Die Berge vom Kebnekaisefjäll versteckten sich aber leider größtenteils hinter grauen Regenwolken. Heute Mittag habe ich in Nikkaluokta zwei Postkarten mit genau diesem Motiv verschickt. Ein cooles Gefühl dieses Panorama jetzt live bewundern zu können (auch wenn das Wetter auf der Postkarte etwas besser war).

      Ich lief nun in südwestlicher Richtung weiter und machte am nächstbesten Bach eine Pause. Kalt war es geworden, da die Sonne von Wolken verdeckt wurde und ich merkte nun die Anstrengung die mich der rasche Aufstieg gekostet hat. Ich beschloss dennoch ein bisschen weiter zu laufen. Dabei ging es nun überwiegend durch eine recht unwegsame Strauchlandschaft. Inzwischen war meine Hochstimmung auch eher einer Ernüchterung gewichen. Ich war müde, das Wetter sah ungemütlich aus, der Ausblick wurde auch schlechter (der Laddjujavri war von hier aus nicht mehr zu sehen) und ich hatte Hunger. Also höchste Zeit mein Zelt aufzuschlagen. Tja, aber wo? Eigentlich sollte es laut Karte einen Bach in der Nähe geben, nur war dieser leider nicht vorhanden. Stattdessen kam ich an zwei ausgetrockneten Bachbetten vorbei.

      Also was tun jetzt? Ich hätte natürlich weiter aufsteigen können, südlich vom Larkincohhka gab es sicherlich genug Wasser. Nur erstens wollte ich heute nicht mehr solange Laufen und zweitens habe ich mich auf einen Zeltplatz mit Premium Blick aufs Laddjuvaggi gefreut. So machte ich etwas, was ich bisher noch nie getan habe. Ich lief zurück, und zwar zu dem Bach, an dem ich vorhin meine Pause gemacht habe. Eigentlich mag ich es nicht umzukehren, aber die Alternativen widerstrebten mir noch mehr. Folglich hab ich mir heute einen 3 km langen Umweg gegönnt. Aber immerhin hatte ich dann aber auch einen super gelegenen Zeltplatz. Nach Norden mit Blick ins Vistasvaggi und nach Westen zum Laddjujavri und Kebnekaisefjäll. Ich kann echt nicht sagen welchen Anblick ich schöner fand. Nur schade, dass es durch die vielen Regenwolken doch reichlich trist wirkte. Ich glaube bei einem schönen Sonnenuntergang wäre dieser Platz nur schwer zu toppen gewesen.


      Wechselhaftes Wetter am Morgen


      Die letzten Kilometer im Vistasvaggi


      Dunkle Wolken türmen sich auf.


      Straße nach Nikkaluokta


      Visttasjohka Mündungsdelta


      Letzter Blick ins Vistasvaggi


      Paittasjärvi


      Nikkaluokta


      Brücke übern Laddjujohka


      Querfeldein durch Dickicht am Flussufer


      Jetzt gab’s keine Holzplanken mehr übern Sumpf.


      Mischwald


      Aufstieg Larkinbakti, Blick zum Paittasjärvi


      Von oben hatte ich einen schönen Blick nach Nikkaluokta und ins Vistasvaggi.


      Hier nochmal der Ausblick als Panoramabild.


      Laddjuvaggi, vom Kebnekaisefjäll war leider nicht viel zu sehen.


      Schlechter Untergrund + schlechte Sicht zum Laddjujavri + keine Wasserstelle in Sicht = Ein guter Grund zum Umkehren


      Sehr schön gelegener Zeltplatz, schade nur, dass das Wetter so schlecht war.


      Bei so einem Ausblick schmeckt das Abendbrot doch gleich doppelt so gut.


      Noch 7 Tage verbleiben. Fortsetzung folgt (wie immer in einem gewissen zeitlichen Abstand)…
      Zuletzt geändert von Mortias; 03.07.2021, 10:23. Grund: Bildverlinkungen geändert

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      • ckanadier

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        • 24.02.2011
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        #43
        AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

        Danke für den unbezahlbar schönen Bericht mit tollen Bildern.
        Gruß Jürgen
        http://www.canadierforum.de/t7285f19...Paddel-AB.html

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        • Prachttaucher
          Freak

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          • 21.01.2008
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          #44
          AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

          Ging mir an der Unna Räitastuga auch so : Dichter Nebel, schwieriges Gelände am Seeufer und gerade im letzten Moment zu sehen. Eine einzigartige Stimmung da oben ! Für den Abstieg hast Du meinen vollen Respekt - gerade auch bei der schlechten Sicht. Sah von oben schon irgendwie unheimlich aus - muß ich dann wohl auch nochmal wagen... Ich hatte die Nacht mit einem (ziemlich verrückten) schwedischen Alpinisten verbracht, der den Gletscher rauf wollte. Bist Du rechts vom Wasserfall runter ?

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          • Mortias
            Fuchs
            • 10.06.2004
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            #45
            AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

            Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
            Bist Du rechts vom Wasserfall runter ?
            Ganz genau, bin ca. 600 m südlich von der Unna Räitastuga runtergestiegen. Hab so halbwegs versucht mich nach den Markierungen zu richten. Hat jetzt nicht ganz perfekt geklappt, aber da wo ich dann runter gestiegen bin, war es auch noch OK.

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            • Mortias
              Fuchs
              • 10.06.2004
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              #46
              AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

              Es wird mal wieder dringend Zeit weiterzuschreiben. Also los geht’s….

              Tag 17 (11.08.)
              Wie schon gestern vermiesten mir die Wolken die Sicht aufs Kebnekaisefjäll. Zwar klarte es punktuell etwas auf, aber ganz zu Gesicht bekam ich Schwedens höchsten Berg leider nicht. Dennoch war ich glücklich über den Zeltplatz und dass ich mich gestern für den Umweg entschieden hatte. Jetzt konnte es auch wieder in die „richtige“ Richtung weiter gehen. Wieder einmal schaffte ich es pünktlich um 10 aufzubrechen (das war so meine Standardzeit). Ich lief nun westlich vom Larkincohkka in südlicher Richtung bergauf, passierte einen Rentierzaun und konnte noch mal einen letzten Blick zum Laddjujavri werfen wo grade ein kräftiger Regenschauer niederging. Die Landschaft vor mir sah nun komplett anders aus. Statt einem (wolkenverhangenen) Hochgebirge blickte ich auf eine sanfte weite leicht hügelige Hochebene. Zwischendurch zeigte sich kurzzeitig die Sonne, ansonsten war es sehr windig und hin und wieder kam auch mal ein Schauer runter. Dennoch, irgendwie fand ich das Gefühl cool da zu stehen wo ich gerade war und mich einfach darüber zu freuen diese Gegend für mich entdecken.

              Auf ca. 800 Metern Höhe kam ich in eine ausgedehnte Strauchlandschaft, die nur von einzelnen Sumpfflächen unterbrochen wurde. Mehr schlecht als recht suchte ich mir eine Route mit möglichst wenig Gestrüpp und Sumpf und war froh, als ich auf der anderen Seite der Talsenke wieder ein bisschen an Höhe gewann und besseren Boden hatte. Im Süden konnte ich nun die Berge vom Kårsatjåkka Massiv am Horizont ausmachen. Ein guter Orientierungspunkt in dieser weiten offenen Landschaft. Mit diesem Anblick verbrachte ich nun eine recht frische, aber dennoch angenehme Mittagspause. Doof war nur, dass kein Bach in der Nähe und mein Wasservorrat somit begrenzt war. Und der Wind hätte auch gerne mal pausieren dürfen.

              Ich lief nun ca. 100 Meter oberhalb vom Sieidejavri in süd-westlicher Richtung weiter. Dabei kamen immer wieder Stellen bei denen ich entweder durch hohes Dickicht musste oder diesem durch längere Umwege ausweichen konnte. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl überhaupt nicht mehr voranzukommen. So was schlaucht natürlich und nervt auf die Dauer. Als dann auch noch ein Hagelschauer über mir niederging während der Wind dafür sorgte mich ordentlich auszukühlen war meine Laune nun komplett im Eimer. Definitiv mein Stimmungstiefpunkt für heute.

              Glücklicherweise hielt der Schauer nicht allzu lange an und anschließend kam auch wieder die Sonne raus. Ich beschloss ein paar Meter aufzusteigen um über den Geavggeseahci zu laufen. Hier war der Boden auch wieder angenehmer und ich hatte nach Westen eine phantastische Aussicht auf eine Seenlandschaft während im Hintergrund der Suorregaise und der Coalmmecohkka aufragten. Was für ein cooler Ausblick, wieder einmal wurde ich von der Schönheit der Landschaft geradezu überrascht. Jetzt war ich wieder richtig gut gelaunt. Schon lustig, wie schnell so’n Stimmungsumschwung beim Wandern passieren kann.

              Es ging jetzt wieder bergab, wobei ich das Südufer vom Gorjjajavri ansteuerte. Je tiefer ich nun kam, desto höher wurde wieder der Bodenbewuchs. Mittlerweise reichten mir die Sträucher bis auf Kopfhöhe heran, so dass ein Vorankommen immer schwieriger wurde. Meter für Meter musste ich mich nun vorankämpfen. Einzige Unterbrechung boten kleine offene Sumpfflächen. Wobei auch oft genug im Dickicht der Boden sehr sumpfig war. Sprich ich bekam die vollen Vorzüge des Querfeldein Wanderns präsentiert. An dieser Stelle muss ich mal meine Hanwag Alaska GTX Schuhe explizit loben. Obwohl ich heute viel über feuchten sumpfigen Boden lief, haben die Schuhe meine Füße komplett trocken gehalten. Ehrlich gesagt war ich selbst darüber erstaunt. Eine Dreiviertel Stunde kämpfte ich mich nun schon durch dieses feuchte, unwegsame Gelände, bis ich eine „Insel“ mit festem Boden erreichte. Endlich konnte ich mal pausieren und meinen Rucksack absetzen. Und ich konnte mich wieder ordentlich mit Moltebeeren voll stopfen. In dieser sumpfigen Umgebung gedeihen die Beeren prächtig. Für diesen Gaumenschmaus habe ich die ganzen Strapazen doch nur allzu gerne in Kauf genommen.

              Nach der (überaus köstlichen) Pause ging es noch kurze Zeit weiter durch dieses unwegsames Gelände, bis ich das Südufer vom Gorjjajavri erreichte. Dort kam ich an einem kleinen Zeltlager vorbei. Ein bisschen erstaunte es mich ja. Ich hatte irgendwie nicht damit gerechnet, dass noch andere Leute sich hier rumtreiben. Eine halbe Stunde später, als ich mich durch die (teilweise) dicht bewachsene Uferregion des Cuolddajavri vorankämpfte begegnete ich zwei älteren Schweden. Sie kamen gerade vom Angeln an einem kleineren See und wollten in ihr Camp zurück. Sie fragten mich ob ich denn auch zum Angeln hier sei und reagierten etwas erstaunt, als ich denen sagte, dass ich aus Nikkaluokta hergewandert bin. Offenbar haben die hier noch nicht sonderlich viele Wanderer getroffen. Sie selbst haben sich vom Helikopter am Gorjjajavri absetzen lassen.

              Gegen 19.15 Uhr erreichte ich einen kleinen See westlich vom Cuolddajavri. Gute Zeltmöglichkeiten gab es einige, und wie es aussah haben auch schon etliche andere Personen vor mir hier gezeltet. Leider haben die auch einiges an Müll zurückgelassen. So was muss doch wirklich nicht sein. Waren das jetzt auch Angler? Sind die vielleicht generell nachlässiger mit ihrem Müll, weil sie den ja nicht über mehrere Tage mitschleppen müssen und deswegen weniger sensibilisiert dafür sind? Bitte versteht mich nicht falsch, ich will jetzt hier niemanden vorm Schlips treten und mir auch keinen Angler zum Feind machen (immerhin gibt es auch etliche unverantwortliche Wanderer die Müll zurück lassen), aber in dieser Situation hat es mich halt tierisch aufgeregt so dass ich mir entsprechende Gedanken gemacht habe. Nichts desto Trotz hat mir dieser Tag unheimlich viele schöne Landschaftseindrücke und angemessene Herausforderungen geliefert, so dass ich sehr zufrieden war, als ich abends entspannt im warmen Schlafsack lag, während draußen ein starker Wind blies und es ungemütlich kalt war.


              Panoramaausblick von meinem wunderschön gelegenem Zeltplatz


              Leider hat sich auch heute der Kebnekaise hinter den Wolken versteckt.


              Endlich mal wieder ein lustiger Lemming (na ja , eher ein Schisser...)


              Landschaft südlich vom Larkincohkka


              Weites ebenes Land (mit viel Gestrüpp und Sumpf)


              Mittagspause, mal wieder Zeit um die Karte zu studieren.


              Blick zurück, unter mir der Sieidejavri


              Super Stimmung aufm Geavggeseahci


              Suorregaise


              Liddubakti


              Panoramablick vom Geavggeseahci


              Mannshohes Dickicht, kein Vergnügen da durchzulaufen.


              Lapplands Gold


              Sumpf


              Anglercamp


              Gorjjajavri


              Fluss zwischen Gorjjajavri und Cuolddajavri, war gar nicht so leicht da ne gute Watstelle zu finden.


              Cuolddajavri


              Ausnahmsweise war der Boden mal nicht mit hohem Gestrüpp bewachsen.


              Die letzten Sonnenstrahlen des heutigen Tages. Anschließend wurde es ungemütlich kalt.


              Abendbrot im Zelt, draußen war's mir nun zu frisch.


              Tag 18 (12.08.)
              Um halb 5 wurde ich wach, weil ich dringend pinkeln musste. Bin also ausm Zelt gekrochen, paar Schritte gemacht um mich dann genüsslich zu erleichtern Auf einmal hörte ich ein Schnaufen in meiner Nähe. Ich schaute mich um und sah eine Gruppe von 7 Rentieren in vielleicht 15 Metern Entfernung wie sie mich verdutzt anstarrten. Offensichtlich waren sie von der Situation etwas überfordert. Normalerweise nehmen sie rechtzeitig Reißaus wenn man sich ihnen zu sehr nähert. Nun aber schien ich (aus ihrer Sicht) plötzlich aus dem Nichts hervorgekommen zu sein. Mehrere Minuten starrten wir uns nun gegenseitig an. Die Viecher hatten alle recht stattliche Geweihe und ich hoffte nur, dass sie nicht auf die dumme Idee kommen mich aus einem Verteidigungsreflex aus anzugreifen. Auf einmal schnaufte das Alpha-Tier verächtlich worauf sie sich dann ausm Staub machten. Insgesamt betrachtet eine sehr lustige Erfahrung.

              Ich schlief nun weiter und wachte wie gewohnt gegen 8 Uhr auf. Der Himmel war komplett bewölkt, es war windig und mein Thermometer zeigte gerade mal 2 Grad an. Eigentlich ein sehr guter Grund um gemütlich im warmen Schlafsack liegen zu bleiben. Nach einiger Zeit hab ich mich dann doch zusammengerissen und mich warm angezogen aufn Weg gemacht. Ich wollte nun auf den Buoiddis hinauf. Dafür hatte ich gleich am Anfang recht steile 150 Höhenmeter zu überwinden. Ein gutes Warm-Up Programm bei der Kälte. Anschließend ging es über teilweise steinigen Boden moderat bergauf, bis ich irgendwann oben war. Ein definierter Gipfel war nicht auszumachen, der Buoddis glich mehr einer Hochebene. Aber immerhin hat jemand an einer Stelle ein Steinhäufchen aufgetürmt. Von dort hatte ich nach Westen einen tollen Blick auf den auf den Kaska Kaitumjaure und den Padje Kaitumjaure samt umliegender Gebirgslandschaft. Schade nur, dass es heute so bewölkt war. Durch den Wind und die Kälte fand ich es doch sehr ungemütlich. Ansonsten hätte ich den Ausblick wohl mehr genossen.

              Ich lief nun weiter und erreichte gegen halb Eins die Südkante vom Buoiddis, von wo es ziemlich steil bergab ging. Hier konnte ich nun meinen ersten Blick auf den Sirccam Strom werfen welcher den Kaska Kaitumjaure mit dem Vuolep Kaitumjaure verbindet. Mein Plan sah vor den Sirccam an einer Engstelle zu durchwaten. Sollte dieses nicht möglich sein, wäre ein enormer Umweg von Nöten. Das könnte mich einerseits in Zeitnot bringen, andererseits wäre es auch schade, weil ich dadurch meine eigentlich geplante Route nicht laufen könnte. Bereits die letzten Tage kreisten meine Gedanken oft darum, ob der Strom passierbar wäre oder nicht und welche Alternativen ich dann hätte. Die paar Infos die ich im Internet gefunden habe, liefen darauf hinaus, dass es möglich sei, sofern der Wasserstand nicht allzu hoch ist. Zumindest von hier oben sah es eigentlich ganz machbar aus.

              Jetzt musste ich also nur noch da runter kommen. Auf direktem Weg war dies aufgrund der Steilwand vor mir nicht möglich. Also durfte ich erstmal einen kleinen Umweg laufen, um dann in den Wald einzutauchen. Dieser war glücklicherweise nicht sehr dicht bewachsen. Es gab wenig Unterholz und ich kam recht problemlos voran. Gegen 14 Uhr war es Zeit für ne Mittagspause. Also Rastplatz gesucht und Essen ausgepackt als es gerade zu regnen anfing. Grmpf, das hatte ich doch schon mal. Echt ätzend, vor allem weil mich nun auch noch die Mücken genervt hatten. Und ich konnte nicht mal die vielen Blaubeeren genießen, weil ich auch meine Hände mit Mückenmittel eingeschmiert hatte.

              Mäßig erholt kämpfte ich mich nun weiter durch den feuchten Wald bis ich endlich unten im Tal ankam, der Wald sich lichtete und ich wieder auf offenem Gelände stand. An einigen Sümpfen vorbei lief ich nun auf den Sirccam zu, den ich gegen halb Vier erreichte. Auf dem ersten Blick sah der Fluss nicht weiter schlimm aus. Ca. 100 Meter breit, viele Steine und nicht allzu tiefes Wasser. Einziges Problem war eine tiefere Rinne durch die das Wasser mit ordentlicher Strömung durchrauschte. So entschied ich mich, lieber mit meinen Wanderschuhen statt mit meinen Croqs da durchzuwaten. Also Regenhose ganz nach unten gezogen, Schuhe fest geschnürt und los ging’s. Langsam und hochkonzentriert hab ich einen Schritt vor den anderen gesetzt bis mir dann in der Strömungsrinne das Wasser bis an die Oberschenkel reichte. Ich musste einiges an Kraft aufbringen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Zum Glück war dieser kritische Abschnitt nur ein paar Meter breit so dass ich dann sicher und nassen Fußes das andere Ufer erreichte. Erleichterung machte sich breit. Meine Schuhe waren zwar klitschnass (sind trotz allem halt keine Gummistiefel), aber immerhin hatte ich es geschafft. Mein weiterer Tourverlauf war somit gesichert.

              Eigentlich wollte ich heute noch den Ahkavarri besteigen. Aber es war schon Viertel vor Vier und mit meinen durchnässten Schuhen wollte ich auch nicht weiter laufen. Also war Zeltplatzsuche angesagt. Da der Sirccam Strom eine bei Anglern sehr beliebte Gegend ist (am gegenüber liegenden Ufer befanden sich sogar ein paar Hütten) machte ich auch leider wieder Bekanntschaft mit einigen unangenehmen Hinterlassenschaften. Alte Konservendosen und Fischgräten zeugten von einem doch eher laxem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur. Wie schon gestern ging mir das ziemlich gegen den Strich. Plötzlich kam auch noch ein Helikopter angeflogen der bei den Anglerhütten landete. Das hat mir nun vollends das Wildnisgefühl geraubt. Obwohl ich den Platz hier sehr schön fand, war ich doch etwas enttäuscht. Da kämpfte ich mich nun 2 ½ Tage durch teils sehr unwegsame Wildnis und fand hier doch nicht die erhoffte Ruhe und Einsamkeit. Immerhin blieb es den Nachmittag und Abend über trocken und punktuell zeigte sich auch die Sonne so dass sich hoffen konnte, dass meine Schuhe bis morgen wieder trocken sein würden.


              Morgendliche Rentierbegegnung


              Mäßiges Wetter beim Aufbruch


              Cuolddajavri


              Auf dem Buoiddis, Blick nach Westen


              Kaska Kaitumjaure und Padje Kaitumjaure


              Getrübter Ausblick


              Südkante vom Buoiddis


              Sirccam Ebene


              Der Sirccam Strom, von hier oben sah er eigentlich recht harmlos aus.


              Der direkte Weg ins Tal war mir doch etwas zu steil.


              Abstieg in den Wald, jetzt fing es auch noch an zu regnen.


              Viele kleine Seen und Sumpf gehörten hier zur Landschaft.


              Endlich wieder offenes Gelände


              Anglerhütten


              Sirccam Strom, im Hintergrund der Ahkavarri


              Schön gelegener Zeltplatz, leider nicht ganz frei von Müll


              Buoddis, von dort bin auf der rechten Seite durch den Wald ins Tal runter gestiegen.


              Abendstimmung am Sirccam


              Hmm, hab mich echt gut an den Wochenrhythmus gewöhnt. Dadurch ist das Schreiben nicht allzu stressig und ich kann mich über einen längeren Zeitraum mit meiner Tour befassen und in den Erinnerungen schwelgen. Andererseits bewundere ich ja die Leute die es schaffen ihren Reisebericht in einer deutlich kürzeren Zeit fertig zu stellen.
              Zuletzt geändert von Mortias; 03.07.2021, 10:33. Grund: Bildverlinkungen geändert

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              • efbomber
                Erfahren
                • 23.08.2010
                • 228
                • Privat

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                #47
                AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                Deine Bilder werden mittlerweile auf der Firma geblockt, Imageshak?
                Komme ich dann leider erst heute Abend in den Genuss der nächsten zwei Tage *freu*

                /edit: Das war mal wieder richtig unterhaltsam! Herrliche Fotos hast du da gemacht
                Richtig schöne Gegend! Sagmal, wie hoch war eigentlich dein Beeren-Verbrauch auf der Tour? Unglaublich wie viele du davon gefunden hast! Anfang Juli werde ich da oben ja noch nichts von abbekommen *schnüff*
                Zuletzt geändert von efbomber; 22.02.2012, 20:01.

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                • Mortias
                  Fuchs
                  • 10.06.2004
                  • 1279
                  • Privat

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                  #48
                  AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                  Deine Bilder werden mittlerweile auf der Firma geblockt, Imageshak?
                  Jo, ich lade bei ImageShack hoch. Da ist mittlerweile das Problem aufgetaucht, dass ich die 500 Bilder Grenze meines gratis Accountes beinahe erreicht habe. Hab zwar gestern meine Status auf Premium Basic geändert und auch ne Bestätigung bekommen, aber bisher hat sich in meinem Status noch nichts geändert. Hab immer noch das Upload Limit von 500 Bildern. Hoffe mal, dass sich das Problem die nächsten Tage löst, sonst verzögert sich die Fortsetzung.

                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                  Sagmal, wie hoch war eigentlich dein Beeren-Verbrauch auf der Tour? Unglaublich wie viele du davon gefunden hast! Anfang Juli werde ich da oben ja noch nichts von abbekommen *schnüff*
                  Mein Beeren-Verbrauch? Zeitweise sehr hoch. Generell war dies wohl meine Beeren reichste Tour bisher. Wobei ich auch bei früheren Touren (wo ich immer in einer Gruppe unterwegs war) mir selten soviel Zeit zum Ernten genommen habe. Das ist halt der Vorteil beim Alleine-Wandern. Du kannst Dir für sowas soviel Zeit nehmen wie Du willst.

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                  • Sapmi
                    Fuchs
                    • 20.11.2005
                    • 2329
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                    #49
                    AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                    Auch die Fortsetzung(en) hab ich mit großem Genuss gelesen. Sehr schöner anschaulicher, detaillierter Schreibstil, von den Bildern ganz zu schweigen.

                    Freue mich auf den Rest.
                    Kilpailu ei kuulu erämaahan
                    ***********************
                    Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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                    • Mortias
                      Fuchs
                      • 10.06.2004
                      • 1279
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                      #50
                      AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                      Da ich am Wochenende nicht zu Hause war, hat es sich mit dem Weiterschreiben leider etwas nach hinten verzögert. Hinzu kam, dass ich ziemlich lange gebraucht habe um die passenden Bilder rauszusuchen. Hätte am liebsten fast doppelt so viele hochgeladen, nur das wäre dann doch etwas zu übertrieben gewesen. Sind auch so schon hoffentlich nicht zuviele geworden.

                      Tag 19 (13.08.)
                      Die heutige Nacht war wahrscheinlich die kälteste auf meiner ganzen Tour. Vermutlich so um die 0 Grad. Dafür wurde ich morgens dann von der Sonne und schönem blauem Himmel begrüßt. Endlich mal wieder richtig schönes Wetter, das hab ich doch etwas vermisst. Genau das Richtige um meine noch etwas feuchten Schuhe zu trocknen. Ich fand den Platz hier nun total idyllisch und ansehnlich und genoss diesen herrlichen Morgen. Als ich dann um kurz vor 10 los marschierte waren meine Schuhe auch wieder komplett trocken. Gute Laune, hier bin ich. Ich überlegte ob ich heute noch die Ahkavarri Besteigung nachholen sollte. Bei solch einem Wetter wäre der Ausblick eh viel toller als gestern, als es doch etwas trüb wirkte. Allerdings entschied ich mich trotz der starken Pro-Argumente gegen die Besteigung, weil es mich zuviel Zeit gekostet hätte und ich dann wahrscheinlich den Kuoperatjåkka streichen müsste. Und der hatte oberste Priorität in meiner Planung. Als kleines Trostpflaster wollte ich aber immerhin einen Abstecher auf den 700 m hohen Sirccamvarri machen. Ich musste eh irgendwie in diese Richtung, da war es eigentlich auch kein großer Umweg.

                      Der Aufstieg selbst war schnell und unkompliziert bewältigt. Nach ca. 40 Minuten stand ich oben und hatte eine bombastische Aussicht. Der Kaska Kaitumjaure und der Sirccam Strom fügten sich harmonisch in die ebene Gras- und Sumpflandschaft, während im Hintergrund der Suorregaise, der Coalmmecohkka und weitere hohe Berge die Landschaft dominierten. Nach Osten hin fiel mein Blick auf den Vuolep Kaitumjaure, den Ahkavarri (bis zum Gipfel wäre es echt noch ein ganzes Stück gewesen) und die sanfte Hügellandschaft des Sjaunja Naturreservates. Einfach nur wunderschön dieser Ausblick. Die Sonne schien, ein paar Rentiere kamen neugierig in meine Nähe und ich war total glücklich hier zu stehen und diese wundervolle Landschaft genießen zu können. Zwar hätte ich vom Ahkavarri einen noch spektakuläreren Ausblick gehabt, doch das war mir im Moment gerade total egal. Mir hat das hier schon vollkommen genügt. Und lieber freue ich mich über das was ich habe, als mich über nicht erreichtes zu ärgern.

                      Etwa eine Dreiviertelstunde blieb ich hier oben, schoss massenweise Fotos und erfreute mich an der Aussicht. Dann entschied ich mich hocheuphorisch weiter zu laufen. Ich stieg in süd-westlicher Richtung ab und kam in eine ausgedehnte Sumpflandschaft. Anfangs ließen sich die Sümpfe noch gut umgehen, aber irgendwann wäre mir der Umweg zu groß geworden. Also Augen zu und durch und rein in den Sumpf. Und wieder haben sich meine Hanwag Schuhe fabelhaft bewährt. Heute Morgen gerade erst wieder getrocknet und jetzt schützten sie meine Füße zuverlässig vor der Nässe. Chapeau, der Kauf hat sich echt gelohnt. Nachdem ich den Sumpf trockenen Fußes durchquert habe, lief ich durch einen lichten Wald mit vielen freien Flächen. Auf einmal erspähte ich eine Elchkuh samt Kalb aus nächster Nähe. Bevor ich aber richtig schalten konnte und meine Kamera parat hatte, waren sie auch leider schon wieder im Gebüsch verschwunden. Schade, hätte sicherlich ein schönes Bild gegeben.

                      Es ging nun den Cievrracorru Gebirgsrücken hinauf. Der Anstieg war einigermaßen moderat, die Sonne schien und die Landschaft war weiterhin einfach nur wunderschön. Ja heute war wieder so ein Tag wo mir das Wandern so richtig Freude bereitet hat. Dazu passte es, dass sich nach langer Zeit auch endlich mal wieder ein ausreichend humorvoller Lemming blicken ließ, der durchaus bereit war mich mit seinem Gequieke zu erfreuen. Ich überlegte wie ich diese Freizeitbeschäftigung nennen sollte. „Spaß mit dem Lemming“ oder „Ärger den Lemming“? Wobei zweiteres irgendwie nen leicht fiesen Unterton hatte. Um Viertel nach Eins setzte ich meinen Rucksack ab und genoss meine Mittagspause. Der tolle Blick auf den Harrejavri und den Ahkavarri haben dabei meine leider doch etwas monotone Kost enorm versüßt. Einziger Störfaktor bei dieser Pause waren die schwarzen Krähenbeeren, die scheinbar überall wuchsen (so dass ich erstmal einen feuchten Hintern bekam als ich mich auf sie setzte und zerquetschte). Aber was soll’s, das konnte mich heute auch nicht groß stören.

                      Nach einer guten Stunde lief ich gut gelaunt und erholt weiter. Ich hielt mich nun in südlicher Richtung, stieg immer weiter bergauf und kam langsam in die Geröllzone. Anspruchsvolle Blockfelder gab es hier nicht, das Geröll bestand aus angenehm kleinen Steinen. Und ab und zu konnte ich auch über längere Schneeflecken laufen. Nördlich von mir lag das Cihkkumvaggi und ganz hinten, oh welch ein Wunder, konnte ich den Kebnekaise endlich mal wolkenfrei bestaunen. Das wurde aber auch mal Zeit, ich dachte schon der feine Herr Keb wäre zu eitel um sich mir mal in seiner vollen Pracht zu präsentieren. Überaus begeistert war ich aber von der Aussicht nach Osten. Da lag zwar kein spektakulärer hoher Berg, sondern einfach die weite hügelige unberührte Landschaft vom Sjaunja Naturreservat. In dieser Richtung waren es ca. 60 km bis zur nächsten Straße. Endlich hatte ich mal wirklich das Gefühl mitten im Nirgendwo zu sein. Eine unglaublich erfüllende Erfahrung. Genau wegen solcher Wildniserlebnisse habe ich meine Route hier entlang gelegt. Eben weil ich hier wirkliche Einsamkeit finden konnte und auch, weil ich noch nicht durch andere Berichte vorinformiert war, sondern ich mich komplett von der Schönheit der Natur überraschen lassen konnte.

                      Auf etwa 1200 Metern Höhe bog ich in südwestliche Richtung ab und begann dann wieder bergab zu steigen. Dabei sah ich nun das Ähpar Massiv vom Sarek in der Sonne glänzen. Phantastisch, nehmen die Highlights heute denn gar kein Ende mehr? Noch eine überaus angenehme Überraschung. Ich meine wer guckt denn auch bitteschön vorher auf der Karte welche Berge in ca. 35 km Entfernung liegen um sich die erwartete Aussicht grob vorstellen zu können (Höhenlinien mit eingerechnet)? Da lasse ich mich doch lieber positiv überraschen. Etwa 300 Meter unter mir lag jetzt der Liermejavri, mein heutiges Etappenziel. Während des Abstieges konnte ich auch schon einen ersten Blick auf den Kuoperatjåkka werfen. Sah von hier aus zumindest eigentlich nicht so schwer aus. Mal gucken wie’s dann morgen wird.

                      Um halb 6 erreichte ich den Liermejavri und suchte mir einen schönen Zeltplatz in Ufernähe. Jetzt war erstmal wieder Baden und Wäsche waschen angesagt. Das tat gut und war auch mal dringend fällig. Frisch gebadet und gut erholt lief ich ein bisschen umher und konnte wieder einige Lemminge aufscheuchen, ähm ich meine natürlich zu lustigen Spielchen überreden. Wobei ich generell schon das Gefühl hatte, dass die Viecher mittlerweile deutlich fetter und träger geworden sind als noch vor 2 Wochen. Während ich nun mein Abendbrot ganz entspannt zubereitete verschwand die Sonne langsam hinterm Kuoperatjåkka und sorgte für einen wunderschönen Sonnenuntergang. Ich lauschte dem ruhigen Plätschern des Sees, aß mein Abendbrot und genoss einfach diese wunderbare Stimmung. Heute war so einer dieser Tage die wirklich in jeglicher Hinsicht gelungen waren, herrlich.


                      Perfekter Morgen


                      Schuhtrocknungsaktion


                      Aufstieg zum Sirccamvarri


                      Oben angekommen, was für ein Ausblick


                      Buoiddis und Sirccam


                      Sanfte Hügellandschaft im Sjaunja Naturreservat


                      Der Sälka, nun schon das dritte Mal auf dieser Tour


                      Panoramablick nach Westen...


                      ...und nach Osten, einfach nur malerisch diese Landschaft (ganz rechts ist der Ahkavarri zu sehen)


                      Beim Abstieg Richtung Cievrracorru Gebirgsrücken


                      Sumpfiges Tal


                      Da ging's jetzt durch. Zum Glück haben meine Schuhe den Sumpf Test bestanden.


                      Lichter Fjällwald


                      Blick zurück zum Sirccamvarri


                      Wieder so ein superschönes Panorama


                      Oh wen haben wir denn da?


                      Super Stimmung zur Mittagspause


                      Cihkkumvaggi


                      Kebnekaise, endlich einmal wolkenfrei


                      Wundervoller Ausblick ins Sjaunja Naturreservat


                      Einfach nur toll dieser Rundumblick den ich aufm Cievrracorru hatte.


                      Ähpar Massiv


                      Unter mir der Liermejavri, mein heutiges Etappenziel


                      Gemütlicher Abstieg zum See


                      Zeltplatz am Liermejavri


                      Mhhh, was gibt's denn heute feines?


                      Wundervoller Sonnenuntergang


                      Abendrot


                      Viertel vor 10, das Ende eines supergeilen Tages


                      Tag 20 (14.08.)
                      Über Nacht hat sich das Wetter leider etwas verschlechtert. Dabei war es weniger die Bewölkung, sondern eher der starke Wind, der mich darüber nachgrübeln ließ ob ich wirklich den Kuoperatjåkka besteigen wollte. Irgendwie fand ich die Alternative reizvoll einfach gemütlich am Ufer des Liermejavri entlang zu laufen. Schöne Aussichten habe ich schließlich gestern bereits haufenweise genossen und heute stand mir eher der Sinn nach gemütlichem Wandern ohne viel Anstrengung. Und außerdem, ich musste ja niemanden erzählen, dass ich überhaupt vorgehabt hatte den Berg zu besteigen. Doch Halt, da meldete sich mein Ehrgeiz zurück. Was redete ich denn da überhaupt? Immerhin habe ich etliche Anstrengungen auf mich genommen um überhaupt hierher zu kommen. Ich meine zum Kebnekaise kommt man beispielsweise (von Nikkaluokta aus) relativ leicht, nur hier hatte ich das Gefühl, dass ich es mir echt erarbeiten musste um überhaupt am Fuße dieses Berges zu stehen. Und dann wollte ich mir die Möglichkeit einfach entgehen lassen ohne es nicht wenigstens versucht zu haben??? Ich muss verrückt geworden sein überhaupt solche Gedanken zuzulassen. Außerdem war das Wetter doch gar nicht so schlecht, höchstens etwas ungemütlich. Aber es kann ja auch nicht immer alles eitler Sonnenschein sein.

                      So, nachdem mein Ehrgeiz über meine Bequemlichkeit gesiegt hat, konnte ich auch endlich die Besteigung in Angriff nehmen. Um Viertel vor 11 ging es dann endlich los. Dabei ging es anfangs mit noch geringer Steigung auf grasigem Untergrund langsam bergauf, bis es auf etwa 1100 Metern zunehmend steiniger wurde und ich nur noch über Geröllfelder lief. Ich folgte nun weitere 100 Höhenmeter dem Verlauf eines Baches, da es sich hier etwas leichter gehen ließ. Nachdem ich den Talkessel erreichte ging es in westlicher Richtung dem Hauptanstieg entgegen. Von hier betrachtet sah es nicht sonderlich schwer aus. Natürlich sind 500 Höhenmeter kein Pappenstiel, aber sonderlich steil bzw. gefährlich sah es nicht aus. Auch das Geröll am Boden hatte eine angenehme Größe, so dass ich nicht mühsam über große Steine balancieren musste sondern ganz gut vorankam. Alles in allem also keine sonderlich anspruchsvolle Besteigung. Was nur wirklich nervte war der kalte Wind, der mit zunehmender Höhe immer stärker wurde. War ich froh, dass ich meine Handschuhe und die Mütze dabei hatte. Sonst wäre es arg ungemütlich geworden und ich hätte eventuell doch noch umdrehen müssen. Als ich auf den Liermejavri zurückblickte konnte ich sogar von hier aus (auf ca. 1600 Höhenmetern) erkennen wie der Wind die Wellen über den See peitschte.

                      Mittlerweile war es schon 14 Uhr und ich war immer noch nicht oben auf dem Gipfel. Wie weit es wohl noch was? Schwer abzuschätzen, was ich aber wusste, war dass ich mittlerweile einen ordentlichen Hunger hatte. Also verzichtete ich auf meine geplante Gipfelmahlzeit und kauerte mich zwischen paar Steine um mir halbwegs windgeschützt mein Mittag reinzustopfen. Gemütlich und bequem ist etwas anderes, aber ich merkte wie gut mir das Essen tat. Jetzt fühlte ich mich wieder deutlich gestärkter und konnte mit frischer Kraft die fehlenden Meter zum Gipfel in Angriff nehmen. Knappe 5 Minuten später stand ich dann oben. Ulkig, das sich so knapp unterhalb des Gipfels meine Mittagspause gemacht habe.

                      Mein erster Gedanke als ich oben war bloß schnell wieder runter hier. Der kalte Wind peitsche mir nun regelrecht ins Gesicht, ich konnte mich schon beinahe gegen lehnen. Ein überaus unwirtlicher kalter Ort. Dann aber wurde mir zunehmend die phänomenale Aussicht hier oben bewusst. Im Süden der Sarek, westlich davon der Akka, etwas nördlicher dann der Teusajaure und das Kallaktjåkka Massiv, im Norden der Kebnekaise (mal wieder leicht von Wolken verdeckt) und im Osten ein sich bis zum Horizont erstreckendes weites Hügelland. Einfach nur supergeil, ich hatte das Gefühl, dass mir das Fjäll quasi zu Füßen lag. Genau dafür liebe ich Lappland. Es gibt zwar schon einige spektakuläre hohe Berge, aber durch die vielen (von der Eiszeit) abgeschliffenen Bergkuppen und Seen hat die Landschaft oftmals eher Hochebenencharakter und bietet dadurch Fernsichten bei denen ich einfach nur ins Schwärmen gerate. Und der Kuoperatjåkka ist durch seine günstige Lage (keine höheren Berge im Osten, 30 km bis zum Sarek im Süden) geradezu dafür geschaffen um durch die Aussicht wirklich mal ein Gefühl von Weite und Freiheit zu vermitteln. Dieser Aufstieg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Danke Ehrgeiz, dass Du mich heute Morgen vor einem schlimmen Fehler bewahrt hast!!!

                      Eine ganze Stunde blieb ich hier oben. Ich konnte mich einfach nicht satt sehen an diesem Panorama. Ich glaube wäre der kalte Wind nicht gewesen und hätte die Sonne geschienen wäre ich gar nicht mehr hier runtergekommen. Voll gepumpt mit Endorphinen begann ich gegen Viertel vor 4 mit dem Abstieg. Mit schönem Blick auf den Teusajaure ging es jetzt den Westgrat hinunter. Dieser war teilweise recht steil und somit schon anstrengend zu laufen. Dafür kam jetzt langsam die Sonne raus und begann etwas Wärme zu verteilen. Kombiniert mit der schönen Aussicht (und der Gipfeleuphorie) hat sich meine gute Laune ziemlich lange gehalten. Richtig ätzend wurde es aber nochmal ab etwa 1200 Höhenmetern. Hier betrug die Steigung nun geschätzte 55% was beim Abstieg doch ordentlich auf die Oberschenkelmuskulatur ging. Zusätzlich musste ich mich ziemlich gut konzentrieren, da hier ein Sturz doch nicht so angenehm gewesen wäre. Eine gefühlte Ewigkeit (de facto war es vielleicht eine halbe Stunde) kämpfte ich mich nun bergab, bis ich endlich ein Flussbett erreichte wo es nicht mehr ganz so steil war. Gegen 18 Uhr erreichte ich dann endlich wieder halbwegs ebenes Gelände und konnte auch mal wieder meine Knie ganz durchstrecken beim Laufen, das tat gut.

                      Ich steuerte den See 716 an und platzierte mein Zelt auf dem weichen moosbewachsenen Boden derart, dass der Ausgang genau zum Teusajaure gerichtet war (und ich somit, wenn ich im Zelt lag, diesen direkt sehen konnte). Es hätte zwar deutlich windgeschütztere Plätze gegeben, aber die hätten keine vergleichbare Aussicht geboten. Fürs Abendessen habe ich mich dann an einen windgeschützten Hang gesetzt und konnte beobachten wie die Sonne sich langsam übern Teusajaure senkte. Dank des windgeschützten Platzes war es angenehm warm, außerdem war der Boden schön weich und das Naturschauspiel einfach nur ergreifend. Hier zu sitzen, die Stille zu genießen und den Augenblick aufzusaugen war einfach nur wunderschön. Ein Moment der nicht in Worte gefasst werden kann und zu den Gründen zählt, warum es mich immer wieder in den hohen Norden zieht. Was für ein Tag, erst das herrliche Gipfelpanorama und jetzt dieser Sonnentunergang. Ich saß noch bis halb 11 hier draußen bevor ich mich dann hochzufrieden schlafen legte.


                      Viertel vor 11, der Kuoperatjåkka wartet


                      Aufstieg zum Talkessel


                      Noch 500 Meter bis zum Gipfel


                      Gletschersee im Talkessel


                      Selbst von hier waren die Wellen aufm Liermejavri noch zu sehen


                      Mittagspause kurz unterhalb vom Gipfel


                      Geschafft, oben (der Kebnekaise war mal wieder in Wolken versteckt)


                      Blick nach Süden zum Sarek


                      Fernsicht nach Osten


                      Teusajaure und Umgebung


                      Kuoperatjåkka Gebirgskamm


                      360° Panorama (zur Erinnerung: 2 Mal hintereinander aufs Bild klicken für eine vergrößerte Darstellung)


                      Gipfelfreuden


                      Abstieg übern Westgrat (hinten kann man schon erahnen wie steil es noch wurde)


                      Blick zur Vakkastjåhka Hochebene, im Hintergrund der Ahkka


                      Wunderschönes idyllisches Flusstal, links der Gagirjavri und rechts der Teusajaure


                      Perfekter Platz für eine Pause (und dann kam auch noch die Sonne raus, geil)


                      Jetzt wurde es nochmal unangenehm steil.


                      Endlich wieder halbwegs ebener Untergrund. Links neben dem kleinen See hab ich dann mein Zelt aufgestellt.


                      Windig gelegener Zeltplatz, dafür mit toller Sicht zum Teusajaure


                      Einfach nur traumhaft dieser Anblick


                      Windgeschützter und superbequemer Kochplatz...


                      ... und dazu dieser wunderschöne Sonnenuntergang, das nenn ich wirklich Urlaub.


                      Langsam wurd's dunkel während ich noch lange draußen saß und diese herrliche Stimmung genoss.


                      Kurz nach 10, von der Erinnerung an diesen Abend werd ich noch lange zehren können.


                      Nur noch 3 Tage übrig. Irgendwie ein komisches Gefühl, dass ich nun beinahe am Ende meines Berichtes angelangt bin. Hab mich so schön ans Schreiben gewöhnt und nun ist es bald vorbei. So ähnlich fühlte ich mich wohl auch zum Ende meiner Tour. Knapp 3 Wochen in der Wildnis unterwegs und dann wissen, dass in ein paar Tagen Schluss mit lustig ist…
                      Zuletzt geändert von Mortias; 03.07.2021, 11:06. Grund: Bildverlinkungen geändert

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                      • dingsbums
                        Fuchs
                        • 17.08.2008
                        • 1503
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                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                        Einfach nur schön!
                        Und es freut mich, dass du mit den Hanwag Alaska GTX auch zufrieden bist. Man hört so oft, GTX im Fjäll wäre nix. Aber ich lasse auch nix auf meine Hanwag kommen.

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                        • boernie62
                          Erfahren
                          • 14.05.2006
                          • 113
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                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                          Vielen Dank für den Bericht und die vielen tollen Bilder. Da werden Sehnsüchte geweckt! Freue mich schon auf die letzten drei Tage...

                          Viele Grüße
                          Christian

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                          • efbomber
                            Erfahren
                            • 23.08.2010
                            • 228
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                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)



                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                            Und lieber freue ich mich über das was ich habe, als mich über nicht erreichtes zu ärgern.
                            Diese Weisheit sollten sich viel mehr Leute zu Herzen nehmen, nicht nur auf Wanderungen sondern allgemein im Leben! Sehr schön gesagt!

                            Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                            Nur noch 3 Tage übrig. Irgendwie ein komisches Gefühl, dass ich nun beinahe am Ende meines Berichtes angelangt bin. Hab mich so schön ans Schreiben gewöhnt und nun ist es bald vorbei. So ähnlich fühlte ich mich wohl auch zum Ende meiner Tour. Knapp 3 Wochen in der Wildnis unterwegs und dann wissen, dass in ein paar Tagen Schluss mit lustig ist…
                            Ja irgendwie kommt auch bei mir ein melancholisches Gefühl auf, und das obwohl ich nur Leser deines Berichtes bin
                            Aber irgendwann gehen alle Dinge dem Ende zu. Dafür kann man sich umso mehr auf die nächste Reise freuen Ich kann mich garnicht satt genug an den Bildern sehen. Die sind einfach nur WOW! Wunderschön!!!
                            Mit dem Wetter hast du ja auch nochmal richtig Glück gehabt, erste Sahne!

                            Noch 119 Tage bis zu meiner Tour....

                            Gruß
                            David

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                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1279
                              • Privat

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                              #54
                              AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                              Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                              Noch 119 Tage bis zu meiner Tour....
                              Du ahnst ja nicht wie sehr ich Dich dafür beneide. Bei mir gibt's leider noch ein paar Unsicherheiten weswegen ich zur Zeit noch nichts Festes für den Sommer planen kann. Aber ich mag dieses Gefühl zu wissen, dass die Reise quasi schon in trockenen Tüchern ist und ich nur noch die fehlenden Tage zu zählen braucht bis es los geht. Genieße es...

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                              • efbomber
                                Erfahren
                                • 23.08.2010
                                • 228
                                • Privat

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                                #55
                                AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                                Jahaaaa. Der Countdown läuft, die Vorfreude ist immens . Ich hoffe lediglich, dass im Sarek der Wasserstand der Flüsse passabel sein wird, nicht dass ich wie 2009 bei der ersten großen Furtstelle baden gehe
                                Das könnte bei ordentlichem Wasserstand extrem unangenehm enden

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                                • Mortias
                                  Fuchs
                                  • 10.06.2004
                                  • 1279
                                  • Privat

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                                  #56
                                  AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                                  Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                  Jahaaaa. Der Countdown läuft, die Vorfreude ist immens . Ich hoffe lediglich, dass im Sarek der Wasserstand der Flüsse passabel sein wird, nicht dass ich wie 2009 bei der ersten großen Furtstelle baden gehe
                                  Das könnte bei ordentlichem Wasserstand extrem unangenehm enden
                                  Hmm, leider ist ein hoher Wasserstand Anfang Juli im Sarek nicht ganz so unwahrscheinlich... (was natürlich nicht heissen soll, dass ich Dir das wünsche). Lass Dir aber davon bloß nicht die Vorfreude vermiesen.

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                                  • efbomber
                                    Erfahren
                                    • 23.08.2010
                                    • 228
                                    • Privat

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                                    #57
                                    AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                                    Die Vorfreude lasse ich mir durch sowas definitiv nicht trüben.
                                    Die Tour wird ohnehin anspruchsvoll für mich, aber ich werde jeden Tag da draußen genießen, egal ob ich die Route, wie ich sie mir zurecht gelegt habe, laufen kann oder alle paar Tage einen Alternativweg einschlagen muss!
                                    Hauptsache meine Zeit im Norden verbringen.

                                    So wie es bisher aussieht kann mein Kumpel Sebastian dieses Mal wohl doch mit (Basti sorry, falls du das liest , aber ich glaub das erst, wenn du mit mir im Auto Richtung Norden sitzt ). Von daher kann man sowieso ein wenig anders planen und sich besser arrangieren. Ich muss mal die Bilder irgendwo hochladen und einen Reisebericht von unserer 2009er Tour hier einstellen.... Es wird Zeit...

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                                    • Mortias
                                      Fuchs
                                      • 10.06.2004
                                      • 1279
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                                      #58
                                      AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                                      Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                      Hauptsache meine Zeit im Norden verbringen.
                                      Die Einstellung gefällt mir. Kann ich sehr gut nachvollziehen.

                                      Zitat von efbomber Beitrag anzeigen
                                      Ich muss mal die Bilder irgendwo hochladen und einen Reisebericht von unserer 2009er Tour hier einstellen.... Es wird Zeit...
                                      Immer her damit, bin gespannt was Du so zu berichten hast. Was für ne Route bist Du 2009 denn gelaufen? Ich denk mal, dass ich heute Abend oder Morgen Nachmittag dann meinen Bericht hier zu Ende schreiben werde.

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                                      • Mortias
                                        Fuchs
                                        • 10.06.2004
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                                        #59
                                        AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                                        So, wird Zeit den Sack zuzumachen und den Bericht endlich fertig zu stellen.

                                        Tag 21 (15.08.)
                                        Hab heut Nacht extrem gut geschlafen, da der moosige Boden einfach super bequem war. Beim Aufwachen stellte ich dann erfreulicherweise fest, dass es trotz des Windes und einiger Wolken wettermäßig recht schön war. Sowas lob ich mir, da steigt doch gleich die Stimmung. Viertel nach 10 ging’s dann los mit dem Abstieg in Richtung Tal. Dieser war zwar ähnlich steil wie gestern Nachmittag am Kuoperatjåkka, aber dank des Waldes gab es genügend Baumstämme zum Festhalten so dass sich der Abstieg deutlich entspannter gestaltete. Unten angekommen ging es dann über offene Flächen und durch lichten Wald. Die Landschaft hier wirkte sehr friedlich und idyllisch. Das Tal war angenehm grün und fruchtbar, die Sonne schien und ich kam gut voran. Konnte mir da irgendetwas noch Sorgen bereiten? Die Antwort war Ja. Und zwar der Strom der den Teusajaure mit dem Gagirjavri verbindet. Mein Plan bestand eigentlich darin diesen zu furten und dann auf der anderen Seite zum Pass zwischen Rahpattjårro und Vakkastjårro aufzusteigen.

                                        Doof nur, dass der Fluss, von dem ich dachte dass es nur ein schmaler Bach sei, leider kein schmaler Bach war. Er war breiter als ich vermutet hatte und vor allem die Strömung bereitete mir Sorgen. Damit hab ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Das Problem war, dass der Fluss genau an der Grenze zwischen dem Stora Sjöfallet Nationalpark und dem Sjaunja Naturreservat verläuft. Auf der Karte war deswegen nur die grüne Grenzmarkierung zu sehen, und die Tatsache, dass es sich um einen etwas breiteren Strom handelte ging dabei etwas unter. Tja, da hab ich mich wohl nicht sonderlich geschickt angestellt, aber jetzt stand ich hier nun mal hier und wollte auch rüber. Also bin ich Fluss aufwärts gegangen und hab nach einigem Suchen auch eine scheinbar geeignete Stelle gefunden an der das Wasser stellenweise nicht so tief und die Strömung nicht allzu stark schien. Also dann mal los, Croqs angezogen und rein ins Wasser.

                                        Bis etwa zur Mitte des Flusses konnte ich gut über einige Steine schräg in Strömungsrichtung gehen. Dann aber stellte ich fest, dass es im zweiten Abschnitt deutlich tiefer war als es noch vom anderen Ufer aussah. Zwar war die Strömung nicht so stark, aber dafür schien keine größeren Steine zu geben über die ich gut hätte rüberbalancieren können. Hab mehrere Routen ausgetestet, aber musste stets umkehren. Tja und nun? Zurückgehen wäre nicht drin gewesen, da ich dann schräg mit der Strömung gelaufen wäre und die Gefahr bestanden hätte, dass mich das Wasser mit reißt. Ich hatte eigentlich keine andere Wahl als geradeaus durchs tiefe Wasser. Ich versuchte noch über zwei Steine zu balancieren, rutsche dann aber weg und stand bis zum Bauchnabel im Wasser. Zum Glück war die Strömung nicht so stark und das Wasser recht mild. Jetzt einfach nur noch raus da. Erleichtert betrat ich das andere Ufer und stellte erfreut fest, dass Zelt und Schlafsack eigentlich noch trocken geblieben sind. Dennoch ärgerte ich mich darüber, dass ich mir so vorschnell die Watstelle gesucht habe. Das hätte auch leicht schief gehen können. Andererseits ist es halt ein generelles Risiko wenn man solche Flüsse durchwatet.

                                        Ich trocknete mich jetzt gemütlich in der Sonne und machte mich dann an den Aufstieg zum Pass. Meist ging es dabei wieder durch Wald, zwischendurch über ein Geröllfeld und ab und zu über offene Flächen. Irgendwie Standard querfeldein halt. Auf ca. 650 Metern machte ich es mir neben einem Bach gemütlich und genoss meine Mittagspause. Von hier aus hatte ich einen wunderschönen Anblick auf das Flusstal und den Kuoperatjåkka. Ein tolles Gefühl zu wissen, dass ich da gestern noch oben war. Die Sonne wärmte, der Wind war nur noch sehr schwach und ich genoss diesen friedlichen Ausblick auf dieses idyllische Tal während ich die Stille um mich herum aufsaugte. Eine wunderschöne Szenerie. Leider wurde die Stille dann plötzlich jäh unterbrochen als auf einmal ein Helikopter angeflogen kam und irgendwo am Flussufer neben einem Zelt landete. Kurze Zeit später flog er glücklicherweise wieder weg, dennoch störend war es allemal. Diese Aktion hat mir gerade wieder total das Wildnisgefühl geraubt, grrrr.

                                        Der weitere Aufstieg zum Pass verlief recht entspannt und mir wurde mittlerweile so warm, das sich schon überlegte nach 10 Tagen endlich mal wieder meine kurze Hose anzuziehen. Gegen Viertel vor 4 stand ich dann auf der Passhöhe und hab diesen Gedanken sofort wieder verworfen als mir ein strammer Wind ins Gesicht blies. Jetzt merkte ich erst, dass der Wind vorhin überhaupt gar nicht nachgelassen hat, sondern ich einfach Glück hatte, dass ich beim Aufstieg halbwegs windgeschützt war. Gefühlt wurde es auf einem Schlag 10 Grad kälter.

                                        Vor mir lag jetzt eine deutlich kargere Landschaft, durchsetzt mit etlichen Geröllfeldern und einer schönen Aussicht auf den Gagirjavri und den Satihaure im Osten. Während ich nun vom Pass abstieg und zum Vakkasjjåhka lief, begann ich über meinen restlichen Tourverlauf nachzugrübeln. Mein ursprünglicher Plan bestand darin nach dem Passieren vom Vakkasjjåhka seitwärts am Nieras Massiv aufzusteigen und mir auf etwa 1100 Metern Höhe am nächstgelegenen Bach nen Zeltplatz zu suchen. Am nächsten Tag wollte ich von da aus dann auf etwa konstantem Höhenniveau (also immer etwas über dem Steilhang) Richtung Vietas weiter zu laufen. Dieser Plan begann mir nun aus verschiedenen Gründen mehr und mehr zu missfallen. Zum Einen hatte ich etwas Skepsis bezüglich der Zeltmöglichkeiten da oben. Vom Kuoperatjåkka sah der Hang doch recht kahl und sehr steinig aus. Da ne ebene Stelle zu finden wäre sicherlich nicht leicht gewesen. Außerdem fand ich den Gedanken bei dem kalten Wind noch weiter aufzusteigen auch grad nicht sonderlich erwärmend. Die aufziehenden Wolken wirkten auch nicht vertrauenserweckend. Was würde ich denn machen wenn am nächsten Tag die Wolken wieder to tief hingen, dass ich da oben im Nebel stehe? Ehrlich gesagt konnte ich darauf verzichten. Ich hatte bereits genug Aufregung auf meiner Tour. Jetzt noch da hoch zu steigen stellte für mich ein zu großes Risiko da, zumal in zwei Tagen auch mein Bus abfuhr und ich mich nur ungern dem Stress aussetzten wollte den zu verpassen.

                                        Deswegen zog ich es vor, lieber am Vakkasjjåhka zum Gagirjavri abzusteigen und dann am nächsten Tag gemütlich an dessen Ufer bis zum Satis Staudamm zu laufen. Bei der Variante würde ich sicherlich keinerlei Orientierungsprobleme wegen Nebel bekommen und hätte reichlich Pufferzeit für den Bus. Dennoch merkte ich, dass mein Ehrgeiz sich sehr schwer tat diese Entscheidung zu akzeptieren. Irgendwie total idiotisch, dass ich mir jetzt ständig einreden musste, dass meine Entscheidung einfach nur vernünftig und gut war. So ging es mit gemischten Gefühlen ins Tal hinunter. Landschaftlich war es aber dennoch sehr reizvoll. Der blau in der Sonne schimmernde Gagirjavri bot einen schönen Anblick während die Hügel im Osten mir wieder ein bisschen das Gefühl von Weite vermittelten. Unten im Tal gab’s sogar noch nen kleinen Wasserfall zu bewundern.

                                        Die Zeltplatzsuche am Ufer des Gagirjavri war auch kein Problem, der ebene Boden bot genug Möglichkeiten. Dennoch war es natürlich absolut kein Vergleich zu meinem Zeltplatz gestern. Außerdem nagte immer noch mein Ehrgeiz ein bisschen an mir. Bei gutem Wetter würde ich morgen vom Nieras aus einen tollen Blick aufs Sjaunja Naturreservat und später auf den Sarek haben, während nun ein eher unspektakuläres Wegstück vor mir lag. War meine Entscheidung wirklich die richtige? Mit ungewissem Gefühl schlief ich ein.


                                        Sehr schöner Morgen, lediglich ein bisschen windig


                                        Steiler Abstieg ins Tal


                                        Nun ging's mal wieder durch Wald.


                                        Eatnamjohka


                                        Wunderbare idyllische Flusslandschaft


                                        Blick zurück zum Kuoperatjåkka


                                        Der Fluss mag vielleicht recht unscheinbar aussehen, hatte es aber echt in sich.


                                        So ganz trockenen Fußes bin ich da nicht rüber gekommen.


                                        Aufstieg zum Pass


                                        Letzter Blick zum Teusajaure


                                        Viel Gestrüpp und Dickicht beim Aufstieg


                                        Eine herrliche Landschaft


                                        Genau der richtige Platz für eine Mittagspause


                                        Auf der Passhöhe blies mir ein unangenehmer Wind ins Gesicht.


                                        Blick zum Gagirjavri und Satihaure


                                        Vakkasjjåhka, im Hintergrund der Måskotjåhkkå und der Rahpattjårro


                                        Sehr einladender Abstieg zum Gagirjavri


                                        Kleiner Wasserfall im Tal


                                        Gute Zeltmöglichkeiten gab es viele am Gagirjavri.


                                        Grrr, wieder son nerviger Helikopter...


                                        Tag 22 (16.08.)
                                        Mein erster Gedanke nachdem ich aus'm Zelt blickte galt der Tatsache, dass meine Routenwahl auf jeden Fall die richtige war. Tiefhängende Wolken erzeugten eine trübe Stimmung und verdeckten die höheren Lagen vom Nieras. Der vermutete Wetterumschwung war eingetreten und ich war froh jetzt nicht da oben in den Wolken zu stecken. Stattdessen lag nun eine gechillte Etappe am Ufer des Gagirjavri vor mir. Gemütlich lief ich am Kiesstrand entlang. Es hatte gerade eher etwas von einem Strandspaziergang als von einer Wanderung. Die Wellen plätscherten gemächlich ans Ufer und vermittelten ein bisschen das Gefühl irgendwo am Meer zu sein. Hin und wieder gab es einige größere Steine die im Weg rumlagen, aber ansonsten war dieser Abschnitt relativ anspruchslos. Da sich auch die Landschaft nicht groß änderte wurde es mit der zeit doch etwas langweilig. Ich merkte wie ich mich recht träge voranbewegte und viele Pausen einlegte.

                                        Nach etwa 1 ½ Stunden beschloss ich deshalb mich querfeldein in den Wald zu schlagen und dabei auch etwas an Höhe zu gewinnen um mal ein bisschen mehr Abwechslung zu haben. Schnell wurde es anstrengend, es ging jetzt etwa 150 Meter bergauf, durch teils sehr dichten Wald und ab und zu über Blockfelder. Aber es hat mir Spaß gemacht, endlich fühlte ich mich wieder, außerdem war die Aussicht von hier oben auch etwas schöner. Von der Anstrengung hab ich natürlich ordentlich Hunger bekommen, also steuerte ich einen gut gelegenen Felsvorsprung an um dort Mittagspause zu machen. Hoch motiviert kam ich dort an hatte von hier aus dann eine nette Aussicht auf den Gagirjavri, den Pätsasj und den Satihaure. Ein schöner Anblick diese seichte Hügellandschaft mit diesen vielen großen Seen. So richtig Lappland typisch irgendwie. Hat sich jedenfalls gelohnt hier nochmal ein bisschen aufzusteigen, statt nur monoton am Seeufer entlang zu laufen.

                                        Hier mein letztes Mittagessen in der Wildnis zu genießen sollte nochmal ein schöner Abschluss werden. Als ich dann meine Essenssachen rausgepackt habe und es mir grad schmecken lassen wollte fing es aber leider an zu regnen. Hmmm, irgendwie hab ich ein Talent meine Mittagspausen entsprechend zu timen. Hinter einen großen Stein gekauert verbrachte ich somit leider eine äußerst unentspannte Mittagspause. Schade dass es so gekommen ist. Mittlerweile war auch die Wolkendecke auf etwa 600 Metern herabgesunken. Alles darüber verschwand im trüben Dunst. Nun war ich erst recht froh nicht oben aufm Nieras entlang gelaufen zu sein. Bei solch einem Wetter wäre es extrem ungemütlich und auch nicht ungefährlich gewesen. Ich hätte da Null Orientierung gehabt und weiß nicht ob ich es rechtzeitig nach Vietas geschafft hätte. Ganz zu schweigen von der Kälte und der Feuchtigkeit; brrr keine angenehme Vorstellung. Hier unten war das schlechte Wetter zwar auch ein Ärgernis, aber eben auch nicht mehr.

                                        Mit mäßiger Motivation ging es nun in südlicher Richtung die 150 Meter zum Satihaure herab. Viel gesehen von der Gegend hab ich nicht, abgesehen von ein paar Rentieren verloren sich die Konturen der Landschaft im Nebel und erzeugten eine triste Stimmung. Gegen Viertel nach Drei erreichte ich dann die Straße nach Vietas (der Satihaure ist ein Stausee, deshalb lag auch die entsprechende Infrastruktur vor). Welch ein Kontrast nun wieder über asphaltierten Boden zu laufen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass meine Tour beinahe zu Ende war. Ich folgte der Straße noch etwa 2 Kilometer bis ich dann um kurz nach Vier in der Nähe vom Satis Staudamm mein Zelt aufschlug.

                                        Die Umgebung war nun fast komplett in den Wolken verschwunden und es hatte sich richtig schön eingeregnet. Ich war zwar froh bei den Bedingungen nicht mehr weiter laufen zu müssen, aber andererseits war ich doch sehr enttäuscht darüber, dass mein letzter richtiger Wandertag so geendet hat. Im Vorjahr war mein letzter Tag einer der schönsten der gesamten Tour gewesen und irgendwie fand ich es schade diese Tour nicht auch mit einem richtig schönen Highlight beenden zu können. Stattdessen wurde es solch ein unspektakulärer verregneter Abschluss mit einem Zeltplatz an einem Stausee neben einer Straße. Tja, nicht immer lässt sich das Wunschdenken auch in die Realität umsetzen... Aber immerhin musste ich mir keine Sorgen über die Busverbindung am nächsten Tag machen. Es lag nur noch ein kurzer Straßenabschnitt vor mir, also keine Gefahr sich zu verspäten. Außerdem hatte ich noch genug Lesematerial und Schokolade übrig, so dass ich mir einen sehr gemütlichen Abend im Zelt machen konnte.


                                        Mäßige Wetteraussichten


                                        Im Osten schien das Wetter noch etwas besser zu sein.


                                        Strandspaziergang


                                        Steinige Uferlandschaft


                                        Wollgras in Hülle und Fülle


                                        Auf Dauer wurd's mir dann doch etwas zu monoton am Ufer...


                                        ... und ich beschloss mich nochmal ein bisschen querfeldein durch'n Wald zu schlagen.


                                        Teilweise war es recht steinig.


                                        Gagirjavri, Pätsasj & Satihaure


                                        Bei diesem Ausblick wollte ich meine letzte Mittagspause gemütlich genießen.


                                        Dieser Genuss fiel nur leider buchstäblich ins Wasser als ne Regenfront aufzog.


                                        Tiefhängende Wolken; abgesehen von den Rentieren gab's nicht mehr viel zu sehn.


                                        Schlechte Sicht, Dauerregen und viel Gestrüpp, nicht gerade die allerbesten Spaßfaktoren


                                        Straße nach Vietas


                                        Triste Stimmung am Satihaure


                                        Tag 23 (17.08.)
                                        Um 5 Uhr morgens wurde ich von lautem Hufgetrampel und Schnaufen geweckt. Ich schaute raus und sah eine Rentierherde dicht an meinem Zelt vorbeilaufen. Das für sich genommen war ja schon ein schöner Anblick, dann aber sah ich dass der Himmel eigentlich recht wolkenfrei war und die Sonne gerade übern Satihaure aufging. Wie geil war das denn, jetzt konnte ich in aller Ruhe einen wunderschönen Sonnenaufgang bewundern. Sonnenuntergänge habe ich auf dieser Tour ja schon einige gesehen, aber Aufgänge noch gar nicht (das hat sicherlich auch mit meiner Abneigung gegenüber frühem Aufstehen zu tun ). Wie gut, dass die Rentierherde mich geweckt hat. Sonst hätte ich dieses wunderschöne Schauspiel glatt verpasst. So hatte ich nun doch noch ein kleines Highlight zum Ende meiner Tour.

                                        Der Morgen gestaltete sich nun ganz entspannt, da ich ja auch eine Stunde früher als geplant aufgestanden bin. Zum letzten Mal packte ich meine Sachen zusammen und machte mich dann um 8 Uhr auf den Weg. Vor mir lagen noch 6,5 Straßenkilometer bis Vietas. Mein Bus sollte um 10 Uhr abfahren, sprich ich hatte genug Zeit und musste mich nicht abhetzen. Mittlerweile hatte sich der Himmel auch schon wieder zugezogen und es sah tendenziell wieder nach schlechtem Wetter aus. Die Straße führte durch einen Mischwald. War zwar mal ganz nett auch mal wieder durch Nadelwald zu laufen, aber wirklich spektakulär war dieser Abschnitt nicht. Ein komisches Gefühl die letzte Etappe einer solch langen Tour auf einer richtigen Straße zurücklegen zu müssen. Aber jetzt noch irgendwelche spektakulären querfeldein Aktionen zu starten wäre mir auch ziemlich absurd vorgekommen. So lief ich nun gemächlich die Straße entlang, sah die ersten herbstlich gefärbten Birken und wurde doch etwas melancholisch, da meine Tour nun zu Ende ging. Um 9:10 Uhr erreichte ich dann Vietas (Stora Sjöfallet), das Ziel meiner Tour. Nun war es also vorbei mit 3 Wochen allein durch Lappland. Die Wartezeit auf den Bus habe ich dann dazu genutzt um mich schön dekadent mit Schokolade und anderem Süßkram einzudecken.

                                        Der Bus kam etwas verspätet und als er dann los fuhr begann es draußen auch noch zu regnen. Was für ein Abschied, in dem Moment war ich echt froh im warmen trockenen Bus zu sitzen. Ich dachte an meine Tour im Vorjahr zurück, wo ich bei wunderbar sonnigen Spätsommerwetter in Ritsem losgefahren bin und echt traurig war nicht mehr weiter wandern zu können. Nun waren meine Gefühle eher gemischt. Klar hätte ich mir noch vorstellen können ne Woche länger zu bleiben. War nach 3 Wochen schließlich richtig schön akklimatisiert und trainiert. Aber bei solch einem Wetter war ich auch nicht allzu unglücklich darüber, dass nun Schluss war. Zumal der Wetterbericht für die nächsten Tage auch eher mäßiges Wetter vorher gesagt hat. So zog nun die verregnete Landschaft an mir vorbei, während ich in meiner Erinnerung nochmal die vielen tollen Highlights und auch weniger schönen Erfahrungen Revue passieren ließ. Letztendlich war ich sehr zufrieden mit meiner Tour und freute mich über die vielen Eindrücke und Erfahrungen die ich dabei gewonnen habe.

                                        Gegen Mittag erreichte ich Gällivare, flog von dort wieder nach Stockholm und stieg dann in den Flieger nach Hamburg um. Zur Abenddämmerung hob der Flieger dann ab und als letzte Impression von Schweden konnte ich nochmal einen schönen Sonnenuntergang aus der Luft beobachten. Am späten Abend erreichte ich dann Hamburg. Heute Morgen noch dieser malerische Sonnenaufgang in Lappland, und nun wieder zurück im Lärm und Trubel der Großstadt, was für ein Kontrast. Meine Tour war vorbei, ich war wieder zu Hause.


                                        5 vor 5, gleich geht die Sonne auf.


                                        Ohne die Rentiere, die mich geweckt haben...


                                        ... hätte ich diesen wunderschönen Sonnenaufgang glatt verschlafen.


                                        Herrliche Morgendämmerung


                                        Einfach nur traumhaft


                                        Leider hielt das gute Wetter nicht an und es begann sich wieder zu bewölken.


                                        8 Uhr, die letzten Kilometer nach Vietas stehen an.


                                        Satis Staudamm


                                        Mäßig spektakulärer Straßenabschnitt


                                        Der Herbst naht.


                                        Immer schön geradeaus


                                        So, da wären wir.


                                        Aus, Ende, Schluss, vorbei; jetzt hieß es nur noch auf den Bus zu warten.


                                        Bus nach Gällivare


                                        Flieger nach Stockholm


                                        Letzte Impression aus Schweden


                                        Nachwort
                                        Trotz des enormen Arbeitsaufwandes habe ich das Schreiben dieses Berichtes sehr genossen. Es war schön wieder so tief in meine Erinnerungen einzutauchen und dabei die Emotionen meiner Tour nochmal durchleben zu können. Teilweise fühlte ich mich fast als wäre ich wieder im Fjäll und könnte den Geschmack einer Moltebeere auf meiner Zunge spüren. Auf jeden Fall hab ich auch schon tierisch Lust auf meine nächste Tour bekommen. Ob ich dann wieder alleine oder stattdessen in ner Gruppe unterwegs sein werde weiß ich noch nicht. Beides hat Vor- und Nachteile. 3 Wochen am Stück war ich vor meiner Tour noch nie unterwegs (und schon gar nicht alleine). Manchmal habe ich es ja schon vermisst jemanden zum Reden und Rumalbern zu haben (abgesehen von einigen kurzen Gesprächen mit anderen Wanderern hatte ich nur mich selbst als Gesprächspartner). Andererseits war es ein wirklich unheimlich intensives Naturerlebnis, gerade weil ich nicht ständig durch irgendwelche Gespräche abgelenkt war. Und es war ein tolles Gefühl von Freiheit, weil ich nun mal komplett unabhängig in meinen Entscheidungen war.

                                        Mit meiner Route war ich sehr zufrieden, insgesamt fand ich es landschaftlich super abwechslungsreich (auch wenn einige kritische Abschnitte mit hohem Stressfaktor dabei waren). Wettertechnisch konnte ich mich auch nicht beklagen. Für 3 Wochen Lappland hätte es mich auch deutlich schlimmer treffen können. Ein letzter Dank geht noch an die vielen lustigen Lemminge, die allein schon durch ihre Anwesenheit das ein oder andere Mal für Heiterkeit bei mir sorgen konnten. Bleibt nur zu hoffen, dass Euch der Bericht gefallen hat und dem ein oder anderen hier vielleicht auch Anregungen für zukünftige Touren geben konnte.
                                        Zuletzt geändert von Mortias; 03.07.2021, 13:04. Grund: Bildverlinkungen geändert

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                                        • Sapmi
                                          Fuchs
                                          • 20.11.2005
                                          • 2329
                                          • Privat

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                                          #60
                                          AW: [SE][NO] 3 Wochen allein durch Lappland (Vaisaluokta, Alesjaure, Vietas)

                                          Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                          Teilweise fühlte ich mich fast als wäre ich wieder im Fjäll ...
                                          Das ging nicht nur Dir so, sondern wohl auch noch so einigen Lesern hier.

                                          Jedenfalls vielen Dank für diesen wirklich wunderschönen Bericht. Dass die Fotos von der Gegend super sind, braucht man ja gar nicht mehr zu erwähnen. Ich hab aber auch insbesondere die authentische, ehrliche, unverfälschte, detaillierte und anschauliche Schilderung der inneren und äußeren Erlebnisse sehr genossen.

                                          Kilpailu ei kuulu erämaahan
                                          ***********************
                                          Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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