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So, endlich geht es los. Nachdem ich meine über 3000 Bilder halbwegs vernünftig sortiert habe, hab ich jetzt auch endlich mal meine Faulheit überwunden und mit dem Schreiben meines Berichtes angefangen. Wurde aber auch mal Zeit, mein Gewissen hat schon die ganze Zeit an mir genagt wie nichts Gutes, vor allem nachdem ich hier bereits so viele tolle Reiseberichte von letztem Sommer/Herbst gelesen habe. 
Vorwort
Nachdem ich die letzten Jahre jeden Sommer durch Nordskandinavien gelaufen bin wollte ich eigentlich mal nach Alaska (Gates of the Arctic National Park/Brooks Rang) oder alternativ nach Südgrönland. Bei beiden Reisezielen ist es aber wichtig früh genug die Flüge zu buchen, damit es noch halbwegs günstig ist. Leider hatte ich wegen eines für den Sommer geplanten Forschungsprojektes in meiner Arbeitsgruppe an der Uni lange keine Sicherheit ob ich im Sommer überhaupt Zeit für eine längere Wandertour hätte. Erst Mitte Juni wusste ich, dass es zeitlich hinhaut. Nur waren dann leider die Flüge schon zu teuer. Somit musste ich diese Reisepläne leider in die fernere Zukunft verschieben. Also was tun stattdessen? Einfache Antwort, natürlich wieder ab nach Lappland. Erstens ist der Transfer dahin relativ günstig und zweitens gibt’s auch dort immer noch genug Routen die mich wirklich reizen. Also Fjällkarten zur Hand genommen und mir eine schöne abwechslungsreiche Route für drei Wochen rausgesucht und alle notwendigen Buchungen abgeschlossen. So fertig, konnte losgehen…
Ungefährer Streckenverlauf der Tour
Gestartet bin ich in Vaisaluokta und dann dem Nordkalottleden in nördlicher Richtung bis zum Gautelis See gefolgt. Von dort ging’s dann übern Caihnavaggepass über Unna Allakas nach Alesjaure. Weiter dann durchs Vistasvaggi nach Nikkaluokta, dabei noch einen Abstecher durchs Stuor- und Unna Reaiddavaggi gemacht. Von Nikkaluokta aus ging’s dann querfeldein nach Süden weiter. Dabei hab musste ich unter anderem den Sirrcam Strom durchwarten und habe den Kuopperatjåkka bestiegen, bis ich schließlich an meinem Zielort Vietas im Stora Sjöfallets National Park ankam. Gesamtlänge der Tour ungefähr 325 km.
Hab mal der Routenverlauf so ungefähr nachgezeichnet. Da ich kein GPS dabei hatte sind leider keine Höhenlinien vorhanden (wahrscheinlich muss man auch ein bisschen reinzoomen). Ansonsten gibt es HIER noch mal den Verlauf inklusive Höhenlinien.
Tag 1 (26.07.) Anreise Hamburg-Stockholm-Gällivare-Vaisaluokta
In aller Herrgottsfrühe um 5 Uhr musste ich aufstehen um meinen Flieger um 7 Uhr am Hamburger Flughafen zu bekommen. Ankunft in Arlanda war um 8:30 Uhr. Mein Flieger nach Gällivare sollte um 9:55 gehen. Eigentlich genug Zeit zum Umsteigen dachte ich, Problem war nur, dass der Flughafen ziemlich weitläufig ist und die Gates von Lufthansa und NextJet ziemlich weit auseinander lagen. So musste ich mich ziemlich abhetzen um rechtzeitig zum Gate zu kommen. Das hatte ich bisher auch noch nie, dass ich schon auf der Hinreise durchgeschwitzt und abgehetzt war. Der Flug nach Gällivare war bedingt durch starke Bewölkung leider recht unspektakulär. Am Gällivare Flughafen wartete dann auch schon das planmäßig bestellte Flygtaxi (es fahren keine Busse vom Flughafen in die Stadt) und brachte mich in die Innenstadt. Dort hab ich noch Brennspiritus und einige Lebensmittel eingekauft, Rucksack noch mal umgepackt und dann am Bahnhof um 13:50 den Bus nach Ritsem genommen.
Während im Bus die Landschaft an mir vorbeistrich und die Berge sich langsam erhöhten stieg auch schon die Sehnsucht und Vorfreude in mir. Bald würde ich auch für 3 Wochen da draußen sein. Nach 2 Stunden Busfahrt wurde meine Euphorie aber erstmal etwas abgeschwächt als draußen ein ziemlich starker Regenguss niederging. Na ja, zum Glück saß ich ja noch im Bus. Bei der Ankunft in Ritsem hat sich das Wetter glücklicherweise wieder etwas gebessert. Als ich ausstieg war es trocken und die Stor Lule wartete auch schon darauf mich und schätzungsweise 15 andere Wanderer ans Südufer des Akkajaures zu bringen. Na hoffentlich wollen die nicht dieselbe Route gehen wie ich dachte ich mir. Die Vorstellung eines Massenstartes in Vaisaluokta fand ich nicht sonderlich attraktiv. Diese Befürchtung hat sich aber glücklicherweise zerstreut. Die meisten Wanderer stiegen in Anönjalme aus und diejenigen, die in Vaisaluokta ausstiegen blieben auch gleich bei der Hütte.
Theoretisch hätte ich dann auch schon mein Zelt bei den Hütten aufschlagen können. Aber hey, es war erst 19 Uhr und zudem schien auch gerade die Sonne. Davon abgesehen hatte ich einfach Lust noch ein bisschen zu Laufen. Es ging mir quasi darum, meine Starteuphorie mitzunehmen ohne die am ersten Tag nach längerem Laufen zwangsläufig auftretenden Fuß, -Schulter, -Rücken und -Hüftschmerzen zu erleiden. Also dann, Start frei für 3 Wochen allein durch Lappland!!!
Der Weg führte allerdings eher unspektakulär durch Fjällbirkenwald am Ufer des Akkajaures vorbei. Es bot sich mir recht wenig Aussicht und der Weg war teilweise auch schwer zu finden und verlor sich im Dickicht. Nichtsdestotrotz war ich einfach happy wieder auf Tour zu sein. Nach einer guten Stunde überquerte ich eine Brücke und fand dort eine gute Zeltmöglichkeit mit schönem Blick auf den Akkajaure. Also Zelt aufgestellt, Essen gekocht und einfach die Tatsache genossen wieder draußen im Fjäll zu sein. Irgendwie ein geiles Gefühl, heute Morgen noch zu Hause frühmorgens aufgestanden und jetzt abends hier draußen im sitzen mit einem tollen Ausblick und einer langen Dämmerung; wunderbar.

Verregnete Anfahrt nach Ritsem

Auf dem Akkajaure

Der Akka in Wolken gehüllt

Vaisaluokta

Ahhh, endlich wieder wandern...

Zeltplatz mit schönem Blick auf den Akkajaure

Solch eine Luxuskochstelle hatte ich selten auf meiner Tour.

23 Uhr; ein tolles Gefühl wieder im Fjäll zu sein.
Tag 2 (27.07.)
Bedingt durch mein Schlafdefizit von voriger Nacht habe ich ziemlich gut durchgeschlafen. Frisch ausgeruht wurde ich beim Aufstehen noch von Sonnenschein geweckt, allerdings deutete sich schon an, dass der Himmel sich zuziehen würde. Als ich um kurz vor 10 los lief war von der Sonne nichts mehr zu sehen. Stattdessen konnte ich mich über tiefhängende Wolken und Dauerregen freuen. So geriet mein Tourstart heute nicht gerade zu dem, was ich unter Vergnügen verstehe. Zum einen natürlich der Regen, aber besonders meine eigene Schweißproduktion trugen dazu bei mein Wohlbefinden erheblich zu senken. Da es komplett windstill war und mit ca. 15°C relativ warm habe ich unheimlich geschwitzt in meiner Regenjacke. Zum All-inklusive-sorglos-Paket gehörten auch noch die Scharen an blutsaugenden Mücken die sich auf mich stürzten sobald ich stehen blieb. Hinzu kam die unheimlich öde monotone Strecke. Meist ging es nur durch Wald und wenn ich mal auf eine offene Fläche kam, war aufgrund der tiefhängenden Wolken von der Landschaft eh nichts zu sehen. So zog sich das den ganzen Vormittag hin und meine Stimmung war so ziemlich auf dem Tiefpunkt angelangt. Ja gestern noch so frohen Mutes gestartet und nun erstmal so was.
Glücklicherweise schien sich das Wetter am späten Vormittag zu bessern als es etwas aufhellte und der Regen ein bisschen nachließ. Außerdem stieß ich an einer Sumpffläche am Ufer des Ravdojavrres auf ein Feld von Moltebeeren von denen schon einige reif waren. Herrlich, welch ein unerwarteter Genuss den ich mir gönnen konnte. So was erfreut natürlich ungemein.
Meine Mittagspause konnte ich glücklicherweise in der Rautojaure Rasthütte verbringen. So war ich vor den Mücken geschützt und konnte meine Sachen auch ein bisschen trocknen. Am Nachmittag hörte es dann endgültig auf zu regnen und es begann etwas aufzuhellen. Außerdem ging es wegtechnisch einige Meter bergauf, so dass ich auch endlich mal ein bisschen mehr von der Landschaft (als nur blöden Wald) sehen konnte.
Als dann nach einiger Zeit sich auch mal die Sonne blicken ließ und ich meine ersten baumlosen Abschnitte durchwanderte war der Ärger des Vormittages längst wieder vergessen. Ich erfreute mich an der Schönheit der Landschaft die mir erstmalig heute eine gute Aussicht präsentierte. Einzig meine Positionsbestimmung machte mir ein paar Probleme. Scheinbar waren nicht mehr alle in meiner Karte eingezeichneten Brücken vorhanden, so dass ich nicht ganz sicher sagen konnte, wo genau ich war. Ich wollte eigentlich an einer (nicht mehr existierenden) Brücke zelten, die ich aber scheinbar schon längst hinter mich gebracht habe. Na ja, halb so wild, bin ich halt noch ein bisschen gelaufen, bis ich zum nächstbesten kleinerem Bach gekommen bin wo ich dann gegen 19 Uhr mein Zelt aufgestellt habe. Anschließend hab ich erstmal intensiv meine Karte studiert und versucht anhand der umliegenden Landschaft herauszufinden wie weit ich in etwa gekommen bin. Wie es schien bin ich ein deutliches Stück weiter gekommen als eigentlich geplant. Gibt aber ehrlich gesagt Dinge die mich weitaus mehr stören.
Ich genoss nun mein zweites Abendbrot in der Wildnis und freute mich darüber, dass ich bisher so gut vorangekommen bin und meine Schulter, Rücken, Hüfte etc. noch längst nicht so schmerzten wie ich es auf früheren Touren erlebt habe. So verbrachte ich nen entspannten Abend, hab noch ein bisschen gelesen und mich dann voller Optimismus schlafen gelegt. Morgen war immerhin mein Geburtstag, da konnte das Wetter doch gar nicht schlecht werden.

Ungemütlicher Anfang meiner Etappe

Tja, mäßige Sicht und Regen. Es gibt sicherlich Dinge die mehr Spaß machen.

Ravdojavrre

Lecker Moltebeeren

Mittagspause in der Rautojaure Schützhütte

Am Nachmittag wurde das Wetter etwas besser.

Endlich mal ein bisschen Aussicht...

...und offenes Gelände

So macht Wandern doch gleich viel mehr Spaß.

Gut getarntes Zelt

Kaum zu glauben, dass mein Tag so mies angefangen hat.
Tag 3 (28.07.)
Gegen 4 Uhr morgens wurde ich einmal wach und musste ganz enttäuscht feststellen, dass die Landschaft in tiefem Nebel versunken war. Na toll und das an meinem Geburtstag… Hab mich deprimiert wieder schlafen gelegt und morgens nach dem Aufstehen festgestellt, dass von den Wolken nicht mehr viel übrig war. Na also, geht doch. Als ich dann um halb 10 losging war es schon recht warm und die Sonne schien. Motivationssteigernd kam noch hinzu, dass ich den dichten Wald komplett hinter mir hatte. Ab und zu kam ich zwar noch an kleineren Baumansammlungen vorbei, aber generell durchwanderte ich eine wunderschöne fruchtbare offene Heidelandschaft ohne besonders viele Hindernisse. Beim Blick zurück (also nach Osten) konnte ich eine sehr schöne Fernsicht genießen. Am Horizont konnte ich den Stuor Sievgok erkennen, von dessen Höhenrücken ich letztes Jahr Anfang September einen phantastischen Ausblick auf eben die Gegend genossen habe, durch die ich jetzt lief. Cooles Gefühl irgendwie.
Der Weg verlief nun parallel zum Valldajåhkå während die Sonne mich immer mehr wärmte und ich kleinere Bäche überquerte. Irgendwo galt es dann den Valldajåhkå zu durchqueren. Auf der Karte war auch eine günstige Watstelle eingezeichnet. Doof nur, dass ich den Weg kurz vorher leider verloren hatte. Peinlich, aber in dem Ufergestrüpp war der Trampelpfad leider auf einmal weg und Wegmarkierungen gab es nicht. Also durfte ich mir eine eigene geeignete Watstelle suchen. Na ja, alles zum Glück halb so schlimm. Der Valldajåhkå war etwa knietief, mit moderater Strömung, schlammigweichem Untergrund und einer angenehm kühlen (aber nicht zu kaltem) Wassertemperatur. So war die Durchwatung eine angenehme Abkühlung meiner Füße. Auf der anderen Uferseite habe ich mir dann erstmal eine längere Pause gegönnt. Das strauchbewachsene Ufer, versehen mit einigen Fjällbirken, wirkte unheimlich idyllisch auf mich. So konnte ich eine unheimlich schöne und entspannte Pause verbringen bei der ich nicht einmal von einer einzigen Mücke genervt wurde; herrlich.
Nach einer halben Stunde konnte ich mich dann motivieren wieder weiterzugehen. Es ging nun den Hang des Skajdevarre hinauf. Landschaftlich war dies sehr leicht zu laufendes Terrain, da der Untergrund fast komplett nur grasbewachsener Boden war und sehr wenige Unebenheiten aufwies. Einzig die intensive Sonneneinstrahlung ließ mich ordentlich schwitzen. Regelmäßiges Eincremen mit Sonnencreme war selbstverständlich Pflicht. An einem kleinen Fluss beschloss ich dann (obwohl meine letzte Pause erst ca. 45 min. zurück lag) meine Mittagspause einzulegen. Schließlich hatte ich keinen Zeitdruck und wollte einfach nur die herrliche Landschaft und das Wetter genießen; Urlaub halt (außerdem hatte ich ja Geburtstag, da wollt ich mir auch mal etwas Luxus gönnen
). Während ich also genüsslich mein Polarbröd verzehrte konnte ich einen phantastischen Ausblick nach Osten genießen. Wieder einmal wurde ich von der Weite, die sich so oft in Lappland bietet, schlicht überwältigt. Vorne die Valldajåhkå Ebene, anschließend noch gerade erkennbar der Akkajaure, dahinter der Stuor Sievgok, das Kallaktjåkkå Massiv und noch weiter nördlich am Horizont waren ganz schwach auch einige Berge vom Kebnekaise Massiv zu sehen. Wow, mehr Erholung geht einfach nicht. Knappe 1 ½ dauerte diese wunderbare Mittagspause bis ich mich habe ich dieser dann wieder aufgemacht habe.
Das Wandern wurde nun wahrlich zu einem Spaßvergnügen. Der Anstieg ging leicht vonstatten, die Sonne wärmte und der Ausblick auf die tolle Landschaft motivierte mich. Irgendwann hab ich dann auch den Weg wieder gefunden, alles bestens also. Während ich also vergnügt einen Schritt vor den nächsten setze, hörte ich auf einmal ein aufgeregtes quieken neben mir. Da saß doch tatsachlich ein Lemming im Gras, der die Frechheit besaß nicht einfach vor mir wegzulaufen (wie es sich für anständige Lemminge gehört) sondern so ein Radau zu veranstalten. Irgendwie wirkte sein Verhalten wie eine Mischung aus Angst und Dreistigkeit. Wie auch immer, mich zumindest hat es köstlich amüsiert. Wenn der Lemming dabei auch seinen Spaß hatte, umso besser. Viele von euch die letzten Sommer/Herbst in Nordskandinavien unterwegs waren haben sicherlich auch die ein oder andere lustige Lemming Erfahrung machen können. Wurde ja öfters auch schon in dem ein oder anderen Reisebericht hier erwähnt, nur wollte ich meine Begegnungen deshalb nun nicht vorenthalten.
Im weiteren Verlauf wurde der Weg nun leider etwas steiniger. Größeren Steinbrocken erschwerten immer wieder das Vorankommen und außerdem brummte mir langsam der Kopf von der vielen Sonne. Also Pause gemacht, bisschen Wasser getrunken und meinen Sonnenhut aufgesetzt und zack, fühlte ich mich schon deutlich frischer und motivierter. Faszinierend was so ein Hut alles bewirken kann. Der Weg wand sich nun durch eine immer steinigere Hügellandschaft stetig berauf bis sich nach einer Passhöhe die Landschaft schlagartig veränderte. Plötzlich wurde der Boden von großen Steinplatten dominiert und von Wiesenflächen war kaum noch was zu sehen.
Gegen 19 Uhr schlug ich mein Zelt am Jiegnajavrasj auf. Ein großer Schneefleck kalbte in den See, was zwar beeindruckend aussah, das abendliche Bad aber nicht gerade angenehmer gestaltet hat. Leider tauchten abends auch wieder einige Mücken auf, die wohl etwas von meinem Abendbrot (oder von meinem Blut) ab haben wollten. Nichts desto trotz habe ich den Abend außerhalb des Zelten verbracht um die Landschaft zu genießen und ordentlich Bilder zu machen. Wieder einmal konnte ich eine tolle Hochebenenlandschaft bestaunen. Sanfte Hügel, die den friedlich daliegenden Sårgåjavrre umgaben, während ich im Norden sogar schon den Skuogejavrri, mein morgiges Tagesziel, erblickte. Ganz langsam senkte sich nun die Sonne herab und färbte die Landschaft in milde Orangetöne. Ergriffen von dieser Schönheit war ich von einem tiefen Frieden erfüllt und saß noch sehr lange draußen. Dieser Tag war auf jeden Fall einer meiner Lieblingstage auf dieser Tour.

Morgennebel

Bestes Wetter zum Aufbruch

Herrlich, ich liebe es durch solche Landschaften zu laufen.

Frisches Wasser in Hülle und Fülle

Super idyllisches Ufer vom Valldajåhkå, hier verbrachte ich eine herrliche Pause.

Beim Aufstieg, Blick nach Westen

Wunderbarer Platz für eine ausgiebige Mittagspause, natürlich mussten auch meine Socken mal ordentlich ausstinken.

Tolle Fernsicht nach Osten (bei allen Panoramabildern in meinem Bericht kann für eine vergrößerte Ansicht 2 Mal hintereinander auf das Foto geklickt werden)

Ja hallo, wer bist Du denn?

Ach es geht doch nichts über einen dynamischen Sonnenhut.

Die Landschaft wurde zunehmend steiniger.

Zeltplatz am Jiegnajavrasj

Brrr, warm war das Wasser hier leider nicht.

Blick auf die Sårgåjavrre Hochebene

Ein wunderbarer Moment in Ruhe und Frieden

Langsam senkte sich die Sonne...

... und hüllte die Landschaft in ein wunderbares Licht.

Viertel vor 11, ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende entgegen.
Tag 4 (29.07.)
Der Tag begann bewölkt aber schwül-warm. Glücklicherweise war über mir (und weiter Richtung Westen) die Bewölkung nicht ganz so dicht, während der Sarek mal wieder in den Wolken verschwand. Tja, wen wunderst… Der Weg startete auf etwa 750 m Höhe und führte leicht bergab, ließ sich aber nicht so gechillt laufen, wie ich zuerst vermutet habe. Das Gelände war durch viele kleine Hügel und aufgetürmte Steinplatten recht zerklüftet, so dass es oft auf und ab ging. Die Wegmarkierungen waren auch nur sehr spärlich gesät und oftmals musste ich länger suchen um das nächste Steinmännchen zu finden. Bei schlechtem Wetter wäre dieser Abschnitt sicherlich nicht unkritisch bezüglich der Orientierung gewesen, da man aufgrund des hochebenartigen Charakter der Landschaft keine markanten Orientierungspunkte hätte. Nun, glücklicherweise hatte ich hingegen einen tollen Ausblick über den Sårgåjavvre und die umliegende Landschaft. Wieder einmal gute Fernsicht auf dem Nordkalottleden.
Gegen Mittag klarte der Himmel zunehmend auf. Gleichzeitig wurde es windiger und ich merkte, wie ich zunehmend träger wurde. Nach einer eher ungemütlichen und relativ kurzen Mittagspause (kein Vergleich mit der am Vortag) kam ich dann auf die nützliche Idee mir meinen Sonnenhut aufzusetzen. Und tatsächlich fühlte ich mich auch gleich deutlich frischer, da der Hut gut verhindert hat, dass der Wind meinen Kopf auskühlen lässt. Motiviert ging es nun Richtung Røysvatn weiter. Nachdem ich einen Ausläufer des Sårgåjavvre auf 520 m durchwatet habe, ging es nun wieder leicht bergauf linksseitig vom Svartitjåhkkå entlang. Auf ca. 700 Höhenmetern änderte sich die Landschaft und der vorher vorherrschende Grasbewuchs verschwand fast völlig. Stattdessen lief ich durch eine faszinierende, von Schneeflecken verzierte, Felslandschaft mit etlichen kleinen Seen. Da das Vorankommen hier nur sehr langsam ging und ich die spärlichen Wegmarkierungen eh schon längst verloren hatte, beschloss ich mir den Schlenker zur Røysvatn Hütte zu sparen und ein bisschen abzukürzen. So bin ich dann direkt zum Svartijavrre abgestiegen.
Dieser lag nun tiefblau und wunderschön in einer unwirtlichen kalten Steinlandschaft vor mir. Ich frage mich wirklich, wieso in diesem Teil des Fjälls bereits auf 700 Metern kaum noch Gras wächst, während es weiter östlich noch auf über 1000 m Höhe sehr fruchtbar ist. Eigentlich dachte ich immer, dass durch die Nähe zum Atlantik mehr Niederschlag niedergeht der somit zu mehr Pflanzenwachstum führen sollte. Aber anscheinend ist dem ja nicht so. Kann natürlich auch geologische Gründe haben, z.B. dass die Berge in dieser Gegend einfach aus anderen Mineralien (Granit?) bestehen als weiter östlich. Bin da kein Experte, vielleicht kann mich hier ja jemand mal aufklären.
Der weitere Weg am Ufer des Svartijavrre war recht beschwerlich. Der Wind hatte mittlerweile (später Nachmittag) ordentlich an Stärke zugelegt. Meine letzte Pause an diesem Tag habe ich halbwegs windgeschützt hinter einem großen Felsbrocken verbracht. Durch den kalten Wind fühlte ich mich enorm ausgepowert. Ich hätte mir natürlich auch einfach meine Jacke und eine lange Hose anziehen können, aber dummerweise habe ich es nicht gemacht (aus falschem Stolz? Ich weiß es selber nicht). Campieren wollte ich in dieser steinigen kalten Gegend auf jeden Fall nicht. Lieber noch die letzten Kilometer runter zum Skuoggejavre laufen. Dort fand ich auch wieder anständigen Grasboden vor. Kurz hinter der Brücke übern Svartijåhka habe ich dann gegen 19.30 Uhr mein Zelt aufgestellt und noch ein anständig kühles Bad im See genossen. Auch heute bin ich wieder sehr gut vorangekommen. Mittlerweile hatte ich beinahe einen halben Tag gegenüber meiner ursprünglichen Routenplanung herausgelaufen. Ich gehe zwar nicht wandern um möglichst viele Kilometer zu fressen, aber motivierend war es trotzdem zu wissen, dass ich mir ordentlich Pufferzeit herausgelaufen habe. So konnte ich sorglos und entspannt einschlafen.

Zerklüftete Landschaft, da war das Vorankommen nicht immer leicht.

Ab und zu musste auch mal ein Bach gefurtet werden. Brücken waren nicht vorhanden.

Sårgåjavrre und viele andere kleine Seen, wunderschön

Solche deutlichen Wegweiser waren leider eher selten.

Blick zurück auf den Sårgåjavrre, mittlerweile war es sonnig, aber dafür auch windig.

Seen reiche Hochebene

Rechts liegt der Svartitjåhkkå und irgendwo links davon musste ich hoch.

Blick zum Bjørnvatnet. Irgendwo da unten muss auch die Røysvatn Hütte liegen.

Faszinierende Felslandschaft

Svartijavrre, warum musste die Landschaft eigentlich so steinig sein?

Abstieg in grünere Gefilde, Blick zurück Richtung Svartijavrre

Windiger Zeltplatz am Skuogejavrre

Abends zogen leider wieder einige Wolken auf.
So, das wars erstmal für heute. Ich hoffe mal, dass meine Motivation weiter zu schreiben, jetzt nachdem ich den Anfang gemacht habe, höher geworden ist.

Vorwort
Nachdem ich die letzten Jahre jeden Sommer durch Nordskandinavien gelaufen bin wollte ich eigentlich mal nach Alaska (Gates of the Arctic National Park/Brooks Rang) oder alternativ nach Südgrönland. Bei beiden Reisezielen ist es aber wichtig früh genug die Flüge zu buchen, damit es noch halbwegs günstig ist. Leider hatte ich wegen eines für den Sommer geplanten Forschungsprojektes in meiner Arbeitsgruppe an der Uni lange keine Sicherheit ob ich im Sommer überhaupt Zeit für eine längere Wandertour hätte. Erst Mitte Juni wusste ich, dass es zeitlich hinhaut. Nur waren dann leider die Flüge schon zu teuer. Somit musste ich diese Reisepläne leider in die fernere Zukunft verschieben. Also was tun stattdessen? Einfache Antwort, natürlich wieder ab nach Lappland. Erstens ist der Transfer dahin relativ günstig und zweitens gibt’s auch dort immer noch genug Routen die mich wirklich reizen. Also Fjällkarten zur Hand genommen und mir eine schöne abwechslungsreiche Route für drei Wochen rausgesucht und alle notwendigen Buchungen abgeschlossen. So fertig, konnte losgehen…
Ungefährer Streckenverlauf der Tour
Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
Gestartet bin ich in Vaisaluokta und dann dem Nordkalottleden in nördlicher Richtung bis zum Gautelis See gefolgt. Von dort ging’s dann übern Caihnavaggepass über Unna Allakas nach Alesjaure. Weiter dann durchs Vistasvaggi nach Nikkaluokta, dabei noch einen Abstecher durchs Stuor- und Unna Reaiddavaggi gemacht. Von Nikkaluokta aus ging’s dann querfeldein nach Süden weiter. Dabei hab musste ich unter anderem den Sirrcam Strom durchwarten und habe den Kuopperatjåkka bestiegen, bis ich schließlich an meinem Zielort Vietas im Stora Sjöfallets National Park ankam. Gesamtlänge der Tour ungefähr 325 km.
Hab mal der Routenverlauf so ungefähr nachgezeichnet. Da ich kein GPS dabei hatte sind leider keine Höhenlinien vorhanden (wahrscheinlich muss man auch ein bisschen reinzoomen). Ansonsten gibt es HIER noch mal den Verlauf inklusive Höhenlinien.
Tag 1 (26.07.) Anreise Hamburg-Stockholm-Gällivare-Vaisaluokta
In aller Herrgottsfrühe um 5 Uhr musste ich aufstehen um meinen Flieger um 7 Uhr am Hamburger Flughafen zu bekommen. Ankunft in Arlanda war um 8:30 Uhr. Mein Flieger nach Gällivare sollte um 9:55 gehen. Eigentlich genug Zeit zum Umsteigen dachte ich, Problem war nur, dass der Flughafen ziemlich weitläufig ist und die Gates von Lufthansa und NextJet ziemlich weit auseinander lagen. So musste ich mich ziemlich abhetzen um rechtzeitig zum Gate zu kommen. Das hatte ich bisher auch noch nie, dass ich schon auf der Hinreise durchgeschwitzt und abgehetzt war. Der Flug nach Gällivare war bedingt durch starke Bewölkung leider recht unspektakulär. Am Gällivare Flughafen wartete dann auch schon das planmäßig bestellte Flygtaxi (es fahren keine Busse vom Flughafen in die Stadt) und brachte mich in die Innenstadt. Dort hab ich noch Brennspiritus und einige Lebensmittel eingekauft, Rucksack noch mal umgepackt und dann am Bahnhof um 13:50 den Bus nach Ritsem genommen.
Während im Bus die Landschaft an mir vorbeistrich und die Berge sich langsam erhöhten stieg auch schon die Sehnsucht und Vorfreude in mir. Bald würde ich auch für 3 Wochen da draußen sein. Nach 2 Stunden Busfahrt wurde meine Euphorie aber erstmal etwas abgeschwächt als draußen ein ziemlich starker Regenguss niederging. Na ja, zum Glück saß ich ja noch im Bus. Bei der Ankunft in Ritsem hat sich das Wetter glücklicherweise wieder etwas gebessert. Als ich ausstieg war es trocken und die Stor Lule wartete auch schon darauf mich und schätzungsweise 15 andere Wanderer ans Südufer des Akkajaures zu bringen. Na hoffentlich wollen die nicht dieselbe Route gehen wie ich dachte ich mir. Die Vorstellung eines Massenstartes in Vaisaluokta fand ich nicht sonderlich attraktiv. Diese Befürchtung hat sich aber glücklicherweise zerstreut. Die meisten Wanderer stiegen in Anönjalme aus und diejenigen, die in Vaisaluokta ausstiegen blieben auch gleich bei der Hütte.
Theoretisch hätte ich dann auch schon mein Zelt bei den Hütten aufschlagen können. Aber hey, es war erst 19 Uhr und zudem schien auch gerade die Sonne. Davon abgesehen hatte ich einfach Lust noch ein bisschen zu Laufen. Es ging mir quasi darum, meine Starteuphorie mitzunehmen ohne die am ersten Tag nach längerem Laufen zwangsläufig auftretenden Fuß, -Schulter, -Rücken und -Hüftschmerzen zu erleiden. Also dann, Start frei für 3 Wochen allein durch Lappland!!!
Der Weg führte allerdings eher unspektakulär durch Fjällbirkenwald am Ufer des Akkajaures vorbei. Es bot sich mir recht wenig Aussicht und der Weg war teilweise auch schwer zu finden und verlor sich im Dickicht. Nichtsdestotrotz war ich einfach happy wieder auf Tour zu sein. Nach einer guten Stunde überquerte ich eine Brücke und fand dort eine gute Zeltmöglichkeit mit schönem Blick auf den Akkajaure. Also Zelt aufgestellt, Essen gekocht und einfach die Tatsache genossen wieder draußen im Fjäll zu sein. Irgendwie ein geiles Gefühl, heute Morgen noch zu Hause frühmorgens aufgestanden und jetzt abends hier draußen im sitzen mit einem tollen Ausblick und einer langen Dämmerung; wunderbar.

Verregnete Anfahrt nach Ritsem

Auf dem Akkajaure

Der Akka in Wolken gehüllt

Vaisaluokta

Ahhh, endlich wieder wandern...

Zeltplatz mit schönem Blick auf den Akkajaure

Solch eine Luxuskochstelle hatte ich selten auf meiner Tour.

23 Uhr; ein tolles Gefühl wieder im Fjäll zu sein.
Tag 2 (27.07.)
Bedingt durch mein Schlafdefizit von voriger Nacht habe ich ziemlich gut durchgeschlafen. Frisch ausgeruht wurde ich beim Aufstehen noch von Sonnenschein geweckt, allerdings deutete sich schon an, dass der Himmel sich zuziehen würde. Als ich um kurz vor 10 los lief war von der Sonne nichts mehr zu sehen. Stattdessen konnte ich mich über tiefhängende Wolken und Dauerregen freuen. So geriet mein Tourstart heute nicht gerade zu dem, was ich unter Vergnügen verstehe. Zum einen natürlich der Regen, aber besonders meine eigene Schweißproduktion trugen dazu bei mein Wohlbefinden erheblich zu senken. Da es komplett windstill war und mit ca. 15°C relativ warm habe ich unheimlich geschwitzt in meiner Regenjacke. Zum All-inklusive-sorglos-Paket gehörten auch noch die Scharen an blutsaugenden Mücken die sich auf mich stürzten sobald ich stehen blieb. Hinzu kam die unheimlich öde monotone Strecke. Meist ging es nur durch Wald und wenn ich mal auf eine offene Fläche kam, war aufgrund der tiefhängenden Wolken von der Landschaft eh nichts zu sehen. So zog sich das den ganzen Vormittag hin und meine Stimmung war so ziemlich auf dem Tiefpunkt angelangt. Ja gestern noch so frohen Mutes gestartet und nun erstmal so was.
Glücklicherweise schien sich das Wetter am späten Vormittag zu bessern als es etwas aufhellte und der Regen ein bisschen nachließ. Außerdem stieß ich an einer Sumpffläche am Ufer des Ravdojavrres auf ein Feld von Moltebeeren von denen schon einige reif waren. Herrlich, welch ein unerwarteter Genuss den ich mir gönnen konnte. So was erfreut natürlich ungemein.
Meine Mittagspause konnte ich glücklicherweise in der Rautojaure Rasthütte verbringen. So war ich vor den Mücken geschützt und konnte meine Sachen auch ein bisschen trocknen. Am Nachmittag hörte es dann endgültig auf zu regnen und es begann etwas aufzuhellen. Außerdem ging es wegtechnisch einige Meter bergauf, so dass ich auch endlich mal ein bisschen mehr von der Landschaft (als nur blöden Wald) sehen konnte.
Als dann nach einiger Zeit sich auch mal die Sonne blicken ließ und ich meine ersten baumlosen Abschnitte durchwanderte war der Ärger des Vormittages längst wieder vergessen. Ich erfreute mich an der Schönheit der Landschaft die mir erstmalig heute eine gute Aussicht präsentierte. Einzig meine Positionsbestimmung machte mir ein paar Probleme. Scheinbar waren nicht mehr alle in meiner Karte eingezeichneten Brücken vorhanden, so dass ich nicht ganz sicher sagen konnte, wo genau ich war. Ich wollte eigentlich an einer (nicht mehr existierenden) Brücke zelten, die ich aber scheinbar schon längst hinter mich gebracht habe. Na ja, halb so wild, bin ich halt noch ein bisschen gelaufen, bis ich zum nächstbesten kleinerem Bach gekommen bin wo ich dann gegen 19 Uhr mein Zelt aufgestellt habe. Anschließend hab ich erstmal intensiv meine Karte studiert und versucht anhand der umliegenden Landschaft herauszufinden wie weit ich in etwa gekommen bin. Wie es schien bin ich ein deutliches Stück weiter gekommen als eigentlich geplant. Gibt aber ehrlich gesagt Dinge die mich weitaus mehr stören.
Ich genoss nun mein zweites Abendbrot in der Wildnis und freute mich darüber, dass ich bisher so gut vorangekommen bin und meine Schulter, Rücken, Hüfte etc. noch längst nicht so schmerzten wie ich es auf früheren Touren erlebt habe. So verbrachte ich nen entspannten Abend, hab noch ein bisschen gelesen und mich dann voller Optimismus schlafen gelegt. Morgen war immerhin mein Geburtstag, da konnte das Wetter doch gar nicht schlecht werden.


Ungemütlicher Anfang meiner Etappe

Tja, mäßige Sicht und Regen. Es gibt sicherlich Dinge die mehr Spaß machen.

Ravdojavrre

Lecker Moltebeeren

Mittagspause in der Rautojaure Schützhütte

Am Nachmittag wurde das Wetter etwas besser.

Endlich mal ein bisschen Aussicht...

...und offenes Gelände

So macht Wandern doch gleich viel mehr Spaß.

Gut getarntes Zelt


Kaum zu glauben, dass mein Tag so mies angefangen hat.
Tag 3 (28.07.)
Gegen 4 Uhr morgens wurde ich einmal wach und musste ganz enttäuscht feststellen, dass die Landschaft in tiefem Nebel versunken war. Na toll und das an meinem Geburtstag… Hab mich deprimiert wieder schlafen gelegt und morgens nach dem Aufstehen festgestellt, dass von den Wolken nicht mehr viel übrig war. Na also, geht doch. Als ich dann um halb 10 losging war es schon recht warm und die Sonne schien. Motivationssteigernd kam noch hinzu, dass ich den dichten Wald komplett hinter mir hatte. Ab und zu kam ich zwar noch an kleineren Baumansammlungen vorbei, aber generell durchwanderte ich eine wunderschöne fruchtbare offene Heidelandschaft ohne besonders viele Hindernisse. Beim Blick zurück (also nach Osten) konnte ich eine sehr schöne Fernsicht genießen. Am Horizont konnte ich den Stuor Sievgok erkennen, von dessen Höhenrücken ich letztes Jahr Anfang September einen phantastischen Ausblick auf eben die Gegend genossen habe, durch die ich jetzt lief. Cooles Gefühl irgendwie.
Der Weg verlief nun parallel zum Valldajåhkå während die Sonne mich immer mehr wärmte und ich kleinere Bäche überquerte. Irgendwo galt es dann den Valldajåhkå zu durchqueren. Auf der Karte war auch eine günstige Watstelle eingezeichnet. Doof nur, dass ich den Weg kurz vorher leider verloren hatte. Peinlich, aber in dem Ufergestrüpp war der Trampelpfad leider auf einmal weg und Wegmarkierungen gab es nicht. Also durfte ich mir eine eigene geeignete Watstelle suchen. Na ja, alles zum Glück halb so schlimm. Der Valldajåhkå war etwa knietief, mit moderater Strömung, schlammigweichem Untergrund und einer angenehm kühlen (aber nicht zu kaltem) Wassertemperatur. So war die Durchwatung eine angenehme Abkühlung meiner Füße. Auf der anderen Uferseite habe ich mir dann erstmal eine längere Pause gegönnt. Das strauchbewachsene Ufer, versehen mit einigen Fjällbirken, wirkte unheimlich idyllisch auf mich. So konnte ich eine unheimlich schöne und entspannte Pause verbringen bei der ich nicht einmal von einer einzigen Mücke genervt wurde; herrlich.
Nach einer halben Stunde konnte ich mich dann motivieren wieder weiterzugehen. Es ging nun den Hang des Skajdevarre hinauf. Landschaftlich war dies sehr leicht zu laufendes Terrain, da der Untergrund fast komplett nur grasbewachsener Boden war und sehr wenige Unebenheiten aufwies. Einzig die intensive Sonneneinstrahlung ließ mich ordentlich schwitzen. Regelmäßiges Eincremen mit Sonnencreme war selbstverständlich Pflicht. An einem kleinen Fluss beschloss ich dann (obwohl meine letzte Pause erst ca. 45 min. zurück lag) meine Mittagspause einzulegen. Schließlich hatte ich keinen Zeitdruck und wollte einfach nur die herrliche Landschaft und das Wetter genießen; Urlaub halt (außerdem hatte ich ja Geburtstag, da wollt ich mir auch mal etwas Luxus gönnen

Das Wandern wurde nun wahrlich zu einem Spaßvergnügen. Der Anstieg ging leicht vonstatten, die Sonne wärmte und der Ausblick auf die tolle Landschaft motivierte mich. Irgendwann hab ich dann auch den Weg wieder gefunden, alles bestens also. Während ich also vergnügt einen Schritt vor den nächsten setze, hörte ich auf einmal ein aufgeregtes quieken neben mir. Da saß doch tatsachlich ein Lemming im Gras, der die Frechheit besaß nicht einfach vor mir wegzulaufen (wie es sich für anständige Lemminge gehört) sondern so ein Radau zu veranstalten. Irgendwie wirkte sein Verhalten wie eine Mischung aus Angst und Dreistigkeit. Wie auch immer, mich zumindest hat es köstlich amüsiert. Wenn der Lemming dabei auch seinen Spaß hatte, umso besser. Viele von euch die letzten Sommer/Herbst in Nordskandinavien unterwegs waren haben sicherlich auch die ein oder andere lustige Lemming Erfahrung machen können. Wurde ja öfters auch schon in dem ein oder anderen Reisebericht hier erwähnt, nur wollte ich meine Begegnungen deshalb nun nicht vorenthalten.
Im weiteren Verlauf wurde der Weg nun leider etwas steiniger. Größeren Steinbrocken erschwerten immer wieder das Vorankommen und außerdem brummte mir langsam der Kopf von der vielen Sonne. Also Pause gemacht, bisschen Wasser getrunken und meinen Sonnenhut aufgesetzt und zack, fühlte ich mich schon deutlich frischer und motivierter. Faszinierend was so ein Hut alles bewirken kann. Der Weg wand sich nun durch eine immer steinigere Hügellandschaft stetig berauf bis sich nach einer Passhöhe die Landschaft schlagartig veränderte. Plötzlich wurde der Boden von großen Steinplatten dominiert und von Wiesenflächen war kaum noch was zu sehen.
Gegen 19 Uhr schlug ich mein Zelt am Jiegnajavrasj auf. Ein großer Schneefleck kalbte in den See, was zwar beeindruckend aussah, das abendliche Bad aber nicht gerade angenehmer gestaltet hat. Leider tauchten abends auch wieder einige Mücken auf, die wohl etwas von meinem Abendbrot (oder von meinem Blut) ab haben wollten. Nichts desto trotz habe ich den Abend außerhalb des Zelten verbracht um die Landschaft zu genießen und ordentlich Bilder zu machen. Wieder einmal konnte ich eine tolle Hochebenenlandschaft bestaunen. Sanfte Hügel, die den friedlich daliegenden Sårgåjavrre umgaben, während ich im Norden sogar schon den Skuogejavrri, mein morgiges Tagesziel, erblickte. Ganz langsam senkte sich nun die Sonne herab und färbte die Landschaft in milde Orangetöne. Ergriffen von dieser Schönheit war ich von einem tiefen Frieden erfüllt und saß noch sehr lange draußen. Dieser Tag war auf jeden Fall einer meiner Lieblingstage auf dieser Tour.

Morgennebel

Bestes Wetter zum Aufbruch

Herrlich, ich liebe es durch solche Landschaften zu laufen.

Frisches Wasser in Hülle und Fülle

Super idyllisches Ufer vom Valldajåhkå, hier verbrachte ich eine herrliche Pause.

Beim Aufstieg, Blick nach Westen

Wunderbarer Platz für eine ausgiebige Mittagspause, natürlich mussten auch meine Socken mal ordentlich ausstinken.

Tolle Fernsicht nach Osten (bei allen Panoramabildern in meinem Bericht kann für eine vergrößerte Ansicht 2 Mal hintereinander auf das Foto geklickt werden)

Ja hallo, wer bist Du denn?

Ach es geht doch nichts über einen dynamischen Sonnenhut.


Die Landschaft wurde zunehmend steiniger.

Zeltplatz am Jiegnajavrasj

Brrr, warm war das Wasser hier leider nicht.

Blick auf die Sårgåjavrre Hochebene

Ein wunderbarer Moment in Ruhe und Frieden

Langsam senkte sich die Sonne...

... und hüllte die Landschaft in ein wunderbares Licht.

Viertel vor 11, ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende entgegen.
Tag 4 (29.07.)
Der Tag begann bewölkt aber schwül-warm. Glücklicherweise war über mir (und weiter Richtung Westen) die Bewölkung nicht ganz so dicht, während der Sarek mal wieder in den Wolken verschwand. Tja, wen wunderst… Der Weg startete auf etwa 750 m Höhe und führte leicht bergab, ließ sich aber nicht so gechillt laufen, wie ich zuerst vermutet habe. Das Gelände war durch viele kleine Hügel und aufgetürmte Steinplatten recht zerklüftet, so dass es oft auf und ab ging. Die Wegmarkierungen waren auch nur sehr spärlich gesät und oftmals musste ich länger suchen um das nächste Steinmännchen zu finden. Bei schlechtem Wetter wäre dieser Abschnitt sicherlich nicht unkritisch bezüglich der Orientierung gewesen, da man aufgrund des hochebenartigen Charakter der Landschaft keine markanten Orientierungspunkte hätte. Nun, glücklicherweise hatte ich hingegen einen tollen Ausblick über den Sårgåjavvre und die umliegende Landschaft. Wieder einmal gute Fernsicht auf dem Nordkalottleden.
Gegen Mittag klarte der Himmel zunehmend auf. Gleichzeitig wurde es windiger und ich merkte, wie ich zunehmend träger wurde. Nach einer eher ungemütlichen und relativ kurzen Mittagspause (kein Vergleich mit der am Vortag) kam ich dann auf die nützliche Idee mir meinen Sonnenhut aufzusetzen. Und tatsächlich fühlte ich mich auch gleich deutlich frischer, da der Hut gut verhindert hat, dass der Wind meinen Kopf auskühlen lässt. Motiviert ging es nun Richtung Røysvatn weiter. Nachdem ich einen Ausläufer des Sårgåjavvre auf 520 m durchwatet habe, ging es nun wieder leicht bergauf linksseitig vom Svartitjåhkkå entlang. Auf ca. 700 Höhenmetern änderte sich die Landschaft und der vorher vorherrschende Grasbewuchs verschwand fast völlig. Stattdessen lief ich durch eine faszinierende, von Schneeflecken verzierte, Felslandschaft mit etlichen kleinen Seen. Da das Vorankommen hier nur sehr langsam ging und ich die spärlichen Wegmarkierungen eh schon längst verloren hatte, beschloss ich mir den Schlenker zur Røysvatn Hütte zu sparen und ein bisschen abzukürzen. So bin ich dann direkt zum Svartijavrre abgestiegen.
Dieser lag nun tiefblau und wunderschön in einer unwirtlichen kalten Steinlandschaft vor mir. Ich frage mich wirklich, wieso in diesem Teil des Fjälls bereits auf 700 Metern kaum noch Gras wächst, während es weiter östlich noch auf über 1000 m Höhe sehr fruchtbar ist. Eigentlich dachte ich immer, dass durch die Nähe zum Atlantik mehr Niederschlag niedergeht der somit zu mehr Pflanzenwachstum führen sollte. Aber anscheinend ist dem ja nicht so. Kann natürlich auch geologische Gründe haben, z.B. dass die Berge in dieser Gegend einfach aus anderen Mineralien (Granit?) bestehen als weiter östlich. Bin da kein Experte, vielleicht kann mich hier ja jemand mal aufklären.

Der weitere Weg am Ufer des Svartijavrre war recht beschwerlich. Der Wind hatte mittlerweile (später Nachmittag) ordentlich an Stärke zugelegt. Meine letzte Pause an diesem Tag habe ich halbwegs windgeschützt hinter einem großen Felsbrocken verbracht. Durch den kalten Wind fühlte ich mich enorm ausgepowert. Ich hätte mir natürlich auch einfach meine Jacke und eine lange Hose anziehen können, aber dummerweise habe ich es nicht gemacht (aus falschem Stolz? Ich weiß es selber nicht). Campieren wollte ich in dieser steinigen kalten Gegend auf jeden Fall nicht. Lieber noch die letzten Kilometer runter zum Skuoggejavre laufen. Dort fand ich auch wieder anständigen Grasboden vor. Kurz hinter der Brücke übern Svartijåhka habe ich dann gegen 19.30 Uhr mein Zelt aufgestellt und noch ein anständig kühles Bad im See genossen. Auch heute bin ich wieder sehr gut vorangekommen. Mittlerweile hatte ich beinahe einen halben Tag gegenüber meiner ursprünglichen Routenplanung herausgelaufen. Ich gehe zwar nicht wandern um möglichst viele Kilometer zu fressen, aber motivierend war es trotzdem zu wissen, dass ich mir ordentlich Pufferzeit herausgelaufen habe. So konnte ich sorglos und entspannt einschlafen.

Zerklüftete Landschaft, da war das Vorankommen nicht immer leicht.

Ab und zu musste auch mal ein Bach gefurtet werden. Brücken waren nicht vorhanden.

Sårgåjavrre und viele andere kleine Seen, wunderschön

Solche deutlichen Wegweiser waren leider eher selten.

Blick zurück auf den Sårgåjavrre, mittlerweile war es sonnig, aber dafür auch windig.

Seen reiche Hochebene

Rechts liegt der Svartitjåhkkå und irgendwo links davon musste ich hoch.

Blick zum Bjørnvatnet. Irgendwo da unten muss auch die Røysvatn Hütte liegen.

Faszinierende Felslandschaft

Svartijavrre, warum musste die Landschaft eigentlich so steinig sein?

Abstieg in grünere Gefilde, Blick zurück Richtung Svartijavrre

Windiger Zeltplatz am Skuogejavrre

Abends zogen leider wieder einige Wolken auf.
So, das wars erstmal für heute. Ich hoffe mal, dass meine Motivation weiter zu schreiben, jetzt nachdem ich den Anfang gemacht habe, höher geworden ist.

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