[SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

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  • kuningaskotka
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    • 14.03.2011
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    [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

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    Mitreisende
    Dann möchte ich mich mal heranwagen meine dreimonatige Radreise durch Skandinavien in einen Reisebericht zu pressen. Ich hoffe, dass ich einigermaßen dranbleiben kann, werde mein Bestes geben ;)

    Vor einem Jahr habe ich mir in den Kopf gesetzt nach dem Zivildienst und vor dem Studium eine Radtour durch Skandinavien zu machen. Im Juni sollte es losgehen und Anfang September wollte ich wieder da sein. Und somit begannen die Planungsarbeiten inklusive Ausrüstungskauf, gerade in diesen Punkten hat mir das Forum hier sehr geholfen (auch wenn ich nur still gelesen habe).
    Hier mal einige Eckdaten zur Grundausrüstung…
    Zelt: Lightwave T1 trek XT
    Schlafsack: Nahanny Prakticus
    Isomatte: Therm-A-Rest ProLite4
    Kocher: Markill Spider

    Nach mehreren Umplanungen entschied ich mich mit der Fähre von Sassnitz nach Trelleborg zu fahren und etwas Südschweden zu erkunden, der Rest wird sich dann schon ergeben.

    Dauer: 84 Tage
    Zeitraum: 12.6.-3.9.2011
    Kilometer: 7500


    So, das nun als Vorgeplänkel, bei dem Rest würd ich mich dahinterklemmen, falls ihr mehr hören wollt ;)



    Hier einmal die Route als KML und als Link (Danke Bodenseepeter)
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von kuningaskotka; 28.07.2012, 16:59.

  • Todden
    Erfahren
    • 27.03.2011
    • 219
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

    Zitat von kuningaskotka Beitrag anzeigen
    So, das nun als Vorgeplänkel, bei dem Rest würd ich mich dahinterklemmen, falls ihr mehr hören wollt ;)
    Na klar, her damit...

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    • Atze1407
      Fuchs
      • 02.07.2009
      • 2425
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

      Immer diese warterei.

      LG
      Atze1407
      Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
      Abraham Lincoln

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      • kuningaskotka
        Gerne im Forum
        • 14.03.2011
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        #4
        AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

        13.6. – Tag 2

        Trelleborg – Simrishamn: 119km, 340hm

        Am Sonntag (12.6.) ging es also los, mit dem Zug von Dresden nach Bergen auf Rügen. Bis Berlin hatte ich in meinem Abteil noch eine nette Unterhaltung mit einem Ehepaar aus Neubrandenburg, die den Oder-Neiße-Radweg und weiter nach Dresden gefahren sind. Danach war es ruhig und ich konnte die Süddeutsche Zeitung lesen, die ich mir mitgenommen habe. Von Bergen aus machte ich mich auf nach Mukran, eigentlich wollte ich erst die Fähre um 3:00 Uhr nehmen, entschied mich dann aber doch für die um 22:30 Uhr. An der Fähre bekam ich als erstes von einem Tschechen ein Bier angeboten – das geht doch schon mal gut los. Auch wenn die Fähre um diese Zeit relativ leer war bekam ich nur noch zwei zusammenhängende Sitze auf die ich mich legen konnte. In Trelleborg angekommen habe ich etwa 2h geschlafen, eindeutig zu wenig und so legte ich mich mit dem Schlafsack auf die nächstbeste Bank, die entlang der Hauptstraße in Trelleborg kam. Durch die zunehmende Helligkeit und zwei Austernfischer, die Radau machten war es nicht einfach einzuschlafen, aber 2h kamen in etwa nochmal zusammen. Halb sechs war es dann aber endgültig vorbei. Viel zusammenzupacken gab es ja nicht und so fuhr ich zeitig durch die noch verschlafene Stadt mit dem ersten Ziel Smygehuk, dem südlichsten Punkt Schwedens. Auf dem Weg nach Simrishamn hätte ich fast das Glimmingehus verpasst, welches mir noch von Nils Holgersson in Erinnerung war und ich mir unbedingt ansehen wollte. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert, in den Mauerlöchern brüten Dohlen und Mauersegler pfeifen um die Ecken. In Simrishamn entscheide ich mich dann für den Campingplatz, auch wenn es nebenan eine schön breite Fläche gegeben hätte, die ich erst später sah, aber egal…es ist ja noch viel Zeit.



        Los geht es…


        Irgendwo muss man ja die Nacht noch zubringen


        Smygehuk


        Denkmal für Akka von Kebnekaise im Park von Smygehuk


        Das Glimmingehus, 1499 erbaut.

        14.6. – Tag 3

        Simrishamn – Sölvesborg: 104km, 435hm

        Nachdem ich gestern schnell eingeschlafen bin, hörte ich kurz in der Nacht, dass es regnete. So sah auch der Himmel am Morgen noch aus. Um zehn ging es los, die zunehmenden Hügel und der scharfe Gegenwind erschwerten das Fahren zusätzlich noch. In Åhus bekam ich endlich die benötigte Sonnencreme, die aber auch ihren (schwedischen) Preis hatte. Richtung Sölvesborg wurde die Gegend immer ländlicher und die Straßen kleiner, als ich mir einen Platz suchen wollte war ich aber schon in der Stadt drinnen und hatte keine größere Hoffnung etwas zu finden. Immerhin war in einer kleinen Bucht ein Grillplatz. Dort war zwar großes Begängnis und so machte ich mir erst Abendbrot und baute etwas später das Zelt auf.


        Nette kleine Stadt dieses Åhus


        Die haben auch für alles Verkehrsschilder







        15.6. – Tag 4

        Sölvesborg – Kalskrona: 135km, 833hm

        Ich versuchte so schnell wie möglich aus Sölvesborg rauszukommen, was gar nicht so einfach war. Die Straßen waren groß und ich wollte mich nach kleineren umschauen was darin endete, dass ich mich etwas verfuhr. Nach einer Weile fand ich aber eine Strecke durch den Wald nach Ronneby, ich hab hier noch gar nicht mit so vielen Hügeln gerechnet, aber in „Nils Holgersson“ wird ja eine Schlucht am Ronnebyfluss beschrieben, irgendwo müssen die Berge ja herkommen.
        In der kleinen gemütlichen Stadt Ronneby nahm ich noch mein Mittag ein und machte mich auf den Weg nach Karlskrona, leider ging es das letzte Stück neben der E22 her. In Karlskrona schnell einen Campingplatz gesucht, Zelt aufgestellt und die Stadt besichtigt. Wirklich wunderschön, wie sie zwischen den ganzen Schären daliegt. Auf dem Campingplatz ist ein Deutscher mit Auto angekommen, der durch Europa fährt. Nach dem Essen unterhielten wir uns noch eine Weile und vergaßen durch die Helligkeit vollkommen die Zeit.


        Ronneby




        Noch etwas schöner war aber Karlskrona


        16.6. – Tag 5

        Karlskrona – Asarum: 101km, 857hm

        Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Hirseflocken bzw. Müsli ging es ans Einpacken, was in meinem Fall etwas länger dauerte, da ich gestern nicht mehr dazu gekommen bin alles vorzubereiten. Halb elf kam ich dann aber los und wollte wieder Richtung Ronneby fahren, fand aber einen schöneren Weg durch das Hinterland. Es ging lange auf kleinen Straßen durch Wälder und an Seen und Flüssen vorbei. Es war zwar wieder hügelig, aber ich sagte mir ein paar Berge können ja zur Einstimmung auf Norwegen nicht schaden. Nach 75km fand ich an einer Straße eine sehr schön gelgene Badestelle mit kurzer Wiese, warum ich mich dort nicht hingestellt habe weiß ich immer noch nicht. So viel einladende Wildcampingplätze gibt es nun auch nicht, aber man lernt ja dazu. So fuhr ich weiter auf einer Straße, die ich eigentlich nur außerversehen genommen habe und in eine andere Richtung, nach Karlshamn geht. Macht aber nichts, ich muss ja erst am Montag in Malmö sein. Der Weg wurde noch interessanter als ich eine einspurige Schotterpiste einbog an der drei vereinzelte Häuser standen. Schon zu diesem Zeitpunkt habe ich mir geschworen keine Schotterpisten mehr zu fahren, wenn es nicht notwendig ist, aber es sollte wie immer anders kommen. Jedenfalls steuerte ich auf der Straße geradewegs auf einen Campingplatz zu und da es schon etwas später war überlegte ich nicht lange. Mehr als die paar Mücken störte mich eine Zecke, die sich auf mir niedergelassen hatte.






        LG Alexander
        Zuletzt geändert von kuningaskotka; 23.09.2011, 21:39.

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        • woelfchen
          Erfahren
          • 20.03.2010
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          #5
          AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

          Das wird bestimmt super interessant!

          Allerdings darf das mein Männe niemals sehen, bevor der auf dumme Gedanken kommt (Mir tut der Hintern schon beim Lesen weh )

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          • Gast-Avatar

            #6
            AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

            Abonniert

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            • kuningaskotka
              Gerne im Forum
              • 14.03.2011
              • 62
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              #7
              AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

              17.6. – Tag 6
              Asarum – Högsma: 79km, 726hm
              Die Nacht über hat es mehrere Male sehr stark geregnet. Als ich dann um acht aus dem Zelt kroch habe ich das Gefühl in einem Nebelwald zu sein. Alles ist grau eingehüllt, durch die Aufkommende Sonne bekomme ich wenigstens etwas Hoffnung und starte halb elf.
              Weit bin ich noch nicht gekommen als mir eine dunkle Wand mit Donnergrollen entgegenkam, schnell habe ich alles regensicher gemacht und mich untergestellt um das Gröbste abzuwarten.
              In der Nähe von Olofström ist ein herrliches Naturreservat, wo die kleinen Straßen sich an Seen entlangschlängeln und mit der Vorgabe heute nicht so weit zu fahren halte ich Ausschau nach Zeltplätzen. Ein zwei schöne Stellen waren auch dabei aber das war mir nach 40km doch noch etwas zu früh.
              Aus anscheinend langer Weile nehme ich wieder einmal den falschen Abzweig, was ich solange nicht bereue bis ich auf eine stark befahrene Straße nach Lönsboda komme, der ich einer Weile folgen muss um dann wieder in das Gebiet zu kommen wo ich schon einmal war. Dieses Mal biege ich mit Absicht in eine Schotterpiste ein um auf einen Platz zu hoffen. An den Häusern stand ich meist vor verschlossenen Türen und so fahr ich weiter bis ich das rettende Schild einer Badestelle sehe.
              Auf dem Weg dorthin merke ich schon wie mein Hinterrad bei jeder Unebenheit schlägt. Mein Bedenken bewahrheitet sich…der erste Platten schon nach 500km, mal sehen ob das zu flicken geht.
              Der Ersatzschlauch wird schnell eingebaut und die Stimmung welche relativ weit unten ist wird beim Anblick der Badestelle wieder gehoben.
              Eine wunderschöne Wiese zum Zelten direkt am See, mit Feuerstelle, Sitzmöglichkeiten und Toiletten.
              Dafür hat es sich doch gelohnt zu „kämpfen“. Abends sitze ich noch gemütlich auf der Bank, genieße die Ruhe und wundere mich darüber noch keine Mücke gesehen zu haben.


              Es sieht schlimmer aus als es war


              schwedische Seenromantik


              mein privater Badezeltplatz




              18.6. – Tag 7

              Högsma – Gaddaröd: 92km, 408hm

              So viel zu der Ruhe vom gestrigen Schlafplatz…
              Gegen Mitternacht kamen 3-5 Jugendliche mit Auto an und bauten ein Zelt auf, unterhielten sich laut und gaben merkwürdige Laute von sich. Etwa nach vier Uhr konnte ich mit diesen Hintergrundgeräuschen nicht mehr schlafen und so steckte ich mir Musik ins Ohr, das davor war allerdings auch eher nur Halbschlaf gewesen.
              Ab sieben Uhr hatte ich dann wieder Ruhe, die ich auch noch ein Stück genießen musste, da es leicht zu regnen anfing. Eine Weile später krieche ich dann aus dem Zelt und fahre los. Mittlerweile ist auch die Sonne draußen und die Fahrt wird richtig angenehm, da es flott vorangeht.
              Das hat sich dann aber Richtung Kristianstad auch wieder erledigt, von da an pfeift mir der Gegenwind bis nach Åhus entgegen, wo ich nun zum zweiten Mal durchkomme. Da ich gestern Abend in Nils Holgersson von Schloss Vittskövle gelesen habe fahre ich einen kleinen Schlenker darüber. Vittskövle selbst ist ein kleiner, verschlafener Ort und das Schloss ist im Buch genauso beschrieben. Prunkvoll, mit einem tiefen Gewölbeeingang und mit einem Wassergraben umgeben.
              Als Schlafplatz dient mir heute eine Waldeinfahrt, was aufgrund des Wetters nicht weiter tragisch ist.
              Es ist zwar etwas steinig, die Heringe halten aber. Vorsichtshalber hänge ich die Warnweste an die Vorderseite des Zeltes, wer weiß was hier nachts für Autos wenden….



              Das Schloss Vittskövle


              19.6. – Tag 8

              Gaddaröd – Klagerup: 74km, 446hm

              Heute Morgen wurde ich als erstes von einer neuen Zecke begrüßt, die sich unweit von der ersten niedergelassen hat. Das Frühstück nehme ich dann im Schloss von Övedskloster ein, der Weg dorthin bescherte mir meinen ersten Dachs, leider einen Toten. Sind aber echt richtige Brocken.
              Entlang des Weges sind schöne Naturreservate mit Heide –und Weidelandschaft und ich nehme mir vor relativ nah an Malmö ranzufahren um es morgen nicht mehr so weit zu haben.
              An einem Bauernhof frage ich ob ich mich an den Feldrand nahe der Straße hinstellen kann. Die Tochter meint es wäre kein Problem, fragt aber nochmal ihren Vater. In der Zwischenzeit hat es angefangen zu regnen, ich ziehe mir die Regensachen über und verharre draußen, da es nur ein kurzer Schauer ist.
              Währenddessen kommt sie mit dem Auto angefahren und meint ich solle mich reinsetzen damit ich nicht so nass werde. Gleichzeitig lerne ich, dass die Schweden, wenn sie vom Norden reden Göteborg und Dalarna meinen, dort fährt sie morgen hin um Mittsommernacht zu feiern.
              Na dann bin ich in Hammerfest ja wohl schon fast am Nordpol…


              auf dem Weg nach Övedskloster


              eine junge Dohle


              Övedskloster




              20.6. – Tag 9

              Klagerup – Malmö: 55km, 230hm

              Von dem Regen und dem Wind letzte Nacht blieb am Morgen noch der Wind übrig. Und so geht es begleitet von extremem Gegenwind nach Malmö. Es ist eine wahre Irrfahrt den Campingplatz zu finden, schlecht ausgeschildert und mit 380 SEK für zwei Nächte auch noch recht teuer.
              Zuerst begebe ich mich auf Einkaufstour bevor ich auskundschafte wie ich morgen am besten nach Kopenhagen komme um meinen Onkel aus Chicago zu besuchen, der gerade in Dänemark ist.
              Da ich das Fahrrad nicht mitten in Malmö stehen lassen möchte kommen wohl etwa 5km Fußmarsch bis zum Bahnhof auf mich zu.
              Am Abend habe ich noch nette Gesellschaft auf den Campingplatz und es macht doch gemeinsam viel mehr Spaß über Leute zu reden, die vor unseren Augen im Auto Abendbrot essen.


              21.6. – Tag 10

              Malmö: 0km

              Nachdem der Wecker um 6 klingelte, machte ich mich schnell fertig und schlage den Weg zum Bahnhof ein.
              Das Ticket ist schnell gekauft, die Zugfahrt hin und zurück kostet 210 SEK und nach einer halben Stunde bin ich in Kopenhagen angekommen. Das Frühstücksbuffet im Hotel ist schon wahrer Luxus nach ein paar Tagen „Zeltessen“.
              Ein kleiner Stadtrundgang durch Kopenhagen und eine 1-stündige Bootsfahrt durch die Kanäle geben mir einen kleinen Eindruck von Kopenhagen, das mir durch die Menschenmassen, die sich dort aufhalten viel größer vorkommt als es in Wirklichkeit ist.
              Beeindruckend fand ich ja die Fahrradfreundlichkeit in Kopenhagen, diese riesig breiten Fahrradwege, wo in Kolonnen Fahrradfahrer ankommen und jeder weiß wo er hin muss, von den ganzen Fahrradparkplätzen ganz zu schweigen.
              Nach einem reichhaltigen Abendbrot mache ich mich dann wieder nach Malmö auf. Dort habe ich mir ganz fest vorgenommen ein Stück mit dem Bus zurück zu fahren. Da man die Fahrkarte aber nicht im Bus kaufen kann und der Busfahrer mir nicht sagen konnte oder wollte wo ich eine herbekomme bleibt mir nichts anderes übrig als wieder zu laufen.
              Am Zelt ich mich als erstes hin und lasse nochmal den doch relativ anstrengenden, längsten Tag im Jahr etwas sacken.
              Die Ameisen, die zu hunderten in mein Zelt reinwollen sind dabei das geringste Problem.


              moderne Kunst in Kopenhagen



              Kopenhagen zu Land...


              ...und zu Wasser


              die kleine Meerjungfrau mal von der anderen Seite




              22.6. – Tag 11

              Malmö – Laholm: 141km, 594hm

              Von den Strapazen des gestrigen Tagen hab ich mich ganz gut erholt und bin zeitig aufgestanden, was auch dringend nötig war um die Unordnung in meinem Zelt zu beseitigen. Das nahm etwas Zeit in Anspruch und ich kam erst halb elf los.
              Das Wetter war wirklich wunderschön, die Sonne schien, es war warm und ich hatte sogar fast den ganzen Tag bis auf ein paar Ausnahmen Rückenwind. Aus Malmö war ich zum Glück schnell raus und so flog ich quasi mit dem Wind im Rücken Richtung Norden.
              Es geht noch durch das größtenteils flache Skane und da der Wind wie gesagt gut war wollte ich heute einfach nur fahren, so weit wie es geht.
              Bei 100km hatte ich noch eine sagenhafte Durchschnittsgeschwindigkeit von 21,9km/h. Das ging dann aber etwas zurück als es einen kleinen „Pass“ auf 200m ü. NN hochging, ich wunderte mich nur wo dieser Berg auf einmal herkam. Davor war es flach und danach auch wieder. Aber alleine für die Abfahrt hat es sich gelohnt den Berg raufzufahren. Gegen sieben Uhr fragte ich an einem Gehöft ob ich mich hier irgendwo hinstellen kann. Der Besitzer, wohl ein Osteuropäer hatte natürlich nichts dagegen, meinte aber ich solle mich auf das Feld stellen, da es dort nachts ruhiger ist – an der anderen Stelle, die ich bevorzugt hatte wär in der Nacht vielleicht ein Moped vorbeigekommen…


              die gigantische Brücke nach Dänemark


              23.6. – Tag 12

              Laholm – Träslövsläge: 110km, 350hm

              In dieser Nacht hat es wirklich wie aus Eimern geschüttet und das noch extrem lange. Ich hätte vermutlich ruhiger geschlafen, hätte ich das Zelt richtig abgespannt. Von dem nächtlichen Niederschlag zeugen auch noch viele tiefe Pfützen und Schlammflächen auf den Wegen und Feldern.
              Es ist wieder ein schöner Tag mit Sonnenschein und einem schönen Weg entlang der Ostsee, wo sich ein Naturschutzgebiet an das andere anschließt und auch die ersten richtigen Ferienhaussiedlungen zu sehen sind. In einiger Entfernung kommt eine Regenwand vom Meer her gezogen, ich warte am Straßenrand kurz ab bis alles vorbei ist.
              Kurz vor Varberg steure ich die nächste Informationstafel an, genauer gesagt steuert meine Vordertasche die Bordsteinkante an, schrammt diese und wird ausgehebelt, das Rad kippt nach links und ich liege auf der Seite. Ob ich noch eingeklickt war weiß ich gar nicht, aber ich hätte wohl auch ausgeklickt auf der Seite gelegen, es ging alles so schnell. Ist aber nichts passiert, nicht mal eine Schramme.
              Da mir nach diesem Tag eine Dusche wohl recht gut tun würde nehme ich den nächsten Campingplatz und realisier erst draußen, dass ich für eine Nacht umgerechnet 34€!!! bezahlt habe. Drinnen frage ich nochmal wie der Preis zustande kommt, sie sagt aufgrund der Mittsommernachtsferien wären alle Plätze so teuer. Gut, ich versteh ja, dass wenn gerade Ferien oder Feiertage sind alles etwas teurer ist, ist bei uns aber auch so, aber da ich trotzdem nicht so viel bezahlen wollte lasse ich mir das Geld zurückgeben und fahr noch ein Stückchen weiter.
              Bei dem nächsten Campingplatz frage ich als ersten nach dem Preis und wie es so kommt ist das der bisher billigste und damit über 20€ günstiger als der vorherige.


              in Halland


              24.6. – Tag 13

              Träslöfsläge – Alingsas: 132km, 1005hm

              Die heutige Nacht war vom Wetter her mal wieder etwas ruhiger. Zum Früstück gab es Hirse, die die Nacht über im Topf schon eingeweicht ist, so muss sie am Morgen nur noch kurz aufkochen.
              Kann ich als Frühstück, wem es schmeckt nur empfehlen, man braucht nicht viel, es ist schnell fertig und mit ein paar Rosinen und Nüssen drinnen schmeckt es ganz gut.
              Wenn ich heute an der Küste geblieben wär, wär ich zwangsläufig durch Göteborg durchgekommen, da ich aber keine Lust darauf hatte mich dort wieder zu verfahren wie in Malmö biege ich ostwärts ab, was so viel heißt, dass es in die Berge geht. Die Landschaft wird allmählich rauer und ab und zu kommt ein kleiner Schauer durchgezogen, die Regensachen anzuziehen wäre aber sinnlos gewesen. Dies tat ich einmal an der Küste, als es recht bedrohlich aussah, ich dann aber doch nur einen Ausläufer abbekam. Danach war ich innen nasser als außen.
              Zwei Campingplätze die ich ansteuern will sind irgendwie nicht zu finden und so fahre ich noch etwas weiter. Es rollt eigentlich ganz gut, aber ich hätte nichts dagegen, wenn bald eine Übernachtungsmöglichkeit kommen würde. Einzig die Tatsache, dass heute erstmals die 1000hm zu schaffen sind treibt mich weiter voran.
              Nach 130km kommt dann doch noch ein Campingplatz in Sicht und ich frage wieder erst mal nach dem Preis. Auch wenn es „nur“ 195 SEK waren kamen mein erster Seufzer und Gesichtsausdruck wohl so erbärmlich und arm rüber, dass der Besitzer mir einen Platz für 100 Kronen verkaufte. Wirklich sehr freundlich. Er erklärte mir noch, dass zu Mittsommer immer Kartoffeln und Schnaps gibt.
              Das bestätigte auch der Blick in den nächsten Kochtopf, haufenweise Kartoffeln…
              Mangels Einkaufsmöglichkeiten heute gibt es bei mir wieder einmal Nudeln und zum Morgen wieder Hirse.


              25.6. – Tag 14

              Alingsas – Frändefors: 114km, 603hm

              Zwei Wochen sind also schon rum und ich hab knapp 1300km zurückgelegt.
              Kurz nach dem Aufstehen zog der Himmel auf und es sieht nach herrlichem Fahrwetter aus. Der Campingplatzbesitzer meint die nächsten Tage soll es schön, aber warm werden. In Alingsas gehe einkaufen und mach mich dann mit ca. 5kg zusätzlichem Gewicht wieder auf Richtung Norden.
              Auch wenn die Straße etwas größer ist fahren hier sehr wenige Autos, erst um Trollhättan wird es etwas voller, aber die Fahrräder werden anders in die Stadt geleitet. Natürlich verfahr ich mich dort erst mal ordentlich und komme zur falschen Seite aus der Stadt heraus. Als ich wieder im Zentrum bin will ich wenigstens zu den Schleusen, die ab und an für die Besucher geöffnet werden. Ich selbst müsste das dritte Mal da sein (nur kann ich mich da kaum noch dran erinnern).

              Der Weg dahin ist zum Glück relativ schnell gefunden und ich habe ein riesen Glück, dass ich kurz vor 15:00 Uhr dort bin und von weitem eine riesige Menschenmenge auf der Brücke stehen sehe.
              Im Juni werden die Schleusen jeden Samstag um 15 Uhr geöffnet, das war ja wirklich perfektes Timing. Schon ein tolles Erlebnis, wenn das Wasser dort herausströmt. Um aus der Stadt rauszukommen muss ich ein kurzes Stück die E45 fahren, hier kommt es mir fast so vor wie auf der Autobahn und ich wundere mich, dass Fahrräder hier überhaupt zugelassen sind.
              An einem Haus frage wollt ich nach einem Platz fragen, besser gesagt ich probiere es mit Zeichensprache, da die Besitzer kein Englisch oder Deutsch sprechen.
              Allerdings staunte ich nicht schlecht als – wohl die Enkelin – etwas Englisch kann. Sie ist vielleicht 6 -7 Jahre alt, geht wohl gerade erst in die Schule und ich bekomme einen Platz zugewiesen.
              Wahnsinn…in dem Alter hab ich noch nicht mal gewusst, dass es Englisch gibt…
              Zum Abend hin kommt noch richtig schön die Sonne raus, da ich aber müde bin verzieh ich mich ins Zelt und plane die nächsten Etappen.


              die Trollhättan-Fälle, noch liegen sie trocken





              die Sonne gab sich auch noch mal die Ehre


              ein Exot dazwischen...


              abends am Zelt

              26.6. – Tag 15

              Frändefors – Nössemark: 95km, 540hm

              Heute Morgen ist geniales Wetter, strahlend blauer Himmel und kein Wind. Leider krieg ich das erst relativ spät mit, da zu meinem Zelt keine Sonne hinkam und so stehe ich wie immer um acht auf. Das Zelt hängt wie ein nasser Sack durch die Feuchtigkeit runter, da ich es durch den steinigen Boden nicht richtig abspannen könnte, zum Glück war es heute Nacht windstill.
              Alles ist schnell zusammengepackt und so geht es um neun los, auf zwar großen aber wenig befahrenen Straßen durch schwedische Wälder und an vielen Seen vorbei. Die Etappe heute sollte etwas ruhiger werden und so ist das Ziel ein Campingplatz 30km nördlich von Ed, kurz vor der norwegischen Grenze.
              Die Straße dorthin ist wohl fast die schönste bis jetzt überhaupt. Kaum befahren, links und rechts Wälder und Wasser. So schlängelt sie sich an einem größeren See entlang und es geht bergauf und bergab. Immer häufiger sind norwegische Autos zu sehen, die wollen doch nicht etwa alle in Schweden billig einkaufen oder Urlaub machen?
              Endlich sah ich auf zwei Seen tief im Wasser liegende Vögel und das Teleobjektiv bekommt seinen ersten richtigen Einsatz. Es sind Prachttaucher, beim zweiten Mal sogar recht viele, einfach nur toll. Zum Schluss hin zieht sich die Straße noch ein ganzes Stück und so komme ich doch noch auf 95km als ich den Campingplatz erreiche.
              Es ist ein kleiner, ruhig am See gelegener mit vielen Norwegern.
              Da es noch sehr warm ist und die Duschen nichts kosten wasch ich gleich noch ein paar Sachen von mir mit, gleichzeitig kann ich sogar meine Akkus etwas laden.
              Jetzt zum Abend hin wird es immer schöner und der Himmel zieht komplett frei nachdem am Mittag ein paar Wolken zur Dekoration am Himmel waren.
              In einem kleinen Laden gebe ich nur das Kleingeld aus, da dieser extrem teuer ist und da ich ja noch nicht weiß wie ich zurückfahre kann ich das Geld vielleicht noch einmal gebrauchen.
              Morgen geht es dann nach Norwegen…


              Torfabbau


              Skandinavien eben ;)








              mal ein kleines Portrait vom Rad


              die langersehnten Prachttaucher


              Abspanntechnik...



              Abendstimmung am See




              LG Alexander

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              • Lotta
                Dauerbesucher
                • 17.12.2007
                • 929

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                Liest sich super!! Bitte weiterschreiben

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                • lina
                  Freak

                  Vorstand
                  Liebt das Forum
                  • 12.07.2008
                  • 44644
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                  Finde ich auch!
                  Vielen Dank für Deinen Bericht bisher.

                  Hast Du vorne eigentlich ebenfalls Backroller montiert? Die Vorderradtaschen sehen so geräumig aus.

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                  • Nörls
                    Gerne im Forum
                    • 06.10.2007
                    • 86

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                    Toller Bericht bisher! Da hätt ich auch mal Lust drauf!
                    Bin gespannt wie es weiter geht!
                    Gruß!
                    http://kungsleden.jimdo.com/

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                    • Ally
                      Gerne im Forum
                      • 03.03.2009
                      • 90
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                      geht es hier noch weiter? Die Bilder sind schonmal schön anzuschauen. Zum Lesen fehlt mir grad die Zeit.

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                      • kuningaskotka
                        Gerne im Forum
                        • 14.03.2011
                        • 62
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                        Hallo,
                        tut mir leid, ich habe das leider aufgrund von Zeitmangel etwas aus den Augen verloren.
                        Dann werde ich das aber als Motivation nehmen und mich in der nächsten Zeit wieder dransetzen.
                        Versprochen

                        Zitat von lina Beitrag anzeigen
                        Hast Du vorne eigentlich ebenfalls Backroller montiert? Die Vorderradtaschen sehen so geräumig aus.
                        Ja, ich hab das einfach mal probiert da ich sie gerade günstig gebraucht bekommen habe und auch schon gehört habe, dass es wohl geht.
                        Und letztendlich hatte ich damit keinen Nachteil und war froh vorne große mitzuhaben.
                        Vor allem geschätzt habe ich, dass ich bei "Hamster"Einkäufen nicht immer stapeln und sortieren musste und das ganz große voluminöse Zeug da reinmachen konnte. Gleiches gilt für Sachen wenn man mal welche wechseln musste.
                        Solange man aufs Gewicht achtet ist das kein Problem, nur einmal bin ich mit denen etwas zu nah an den Bordstein gekommen und da die so tief hängen hats eine ausgehangen und ich lag auf der Seite...
                        Aber darauf achtet man dann bald. ;)
                        Zuletzt geändert von kuningaskotka; 13.04.2012, 18:59.

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                        • Lamprecht
                          Erfahren
                          • 26.02.2012
                          • 187
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                          Wann ist denn der Zeitmangel endlich beendet, neben mir würden sicher auch einige andere weiterlesen :-)
                          Toller Bericht!
                          in diesem Beitrag könnte Ironie verwendet worden sein, bitte mit Vorsicht genießen.

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                          • kuningaskotka
                            Gerne im Forum
                            • 14.03.2011
                            • 62
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                            Hallo, habe mich heute hingesetzt und die nächsten 5 Tage gemacht, werde jetzt versuchen halbwegs regelmäßig weiterzuschreiben. Falls ich es nicht schaffen sollte könnt ihr mir gerne weiter in den Hintern treten


                            27.6. – Tag 16

                            Nössemark – As: 106km, 840hm

                            Da ich morgens zeitig eine kleine Runde drehen musste ging es auch recht früh los. Der Himmel ist bedeckt und von dem herrlichen Wetter gestern Abend ist nicht mehr viel übrig geblieben.
                            Relativ schnell bin ich an der norwegischen Grenze und der Grenzübertritt ist so ziemlich das unspektakulärste am heutigen Tag, es stehen nicht einmal ein paar Flaggen da. Auch wenn man es vielleicht immer so sagt, aber sobald ich über die Grenze gefahren bin ist die Landschaft hier sofort eine ganz andere.
                            Links und rechts des Weges stehen viele Felsklötze rum und es geht rauf und runter. Höfe sind wenige zu sehen, aber dann gleich die typischen Pfahlbauten. Neben der Straße in einem Feld scheuche ich unbeabsichtigt ein paar Kraniche auf.
                            Auf dem Weg nach Rakkestad fängt es erst leicht an zu nieseln, dass es noch ohne Regensachen auszuhalten ist, jedoch wird der Regen immer stärker, die Wolken hängen tief und es ist bald kaum noch Kontrast vorhanden. Es regnet sich richtig ein.
                            So langsam merke ich, dass die Jacke nicht wirklich regendicht ist, aber solange es innen warm ist, ist es noch nicht so schlimm. Jedoch wäre ich ohne Überschuhe verloren gewesen, die halten mich relativ lange trocken und richtig warm.
                            In Rakkestad hört es dann endlich wieder auf zu regnen und ich hole das erste Geld von der Bank um in Askim einzukaufen.
                            Der Weg dorthin ist relativ bergig und die Wolken hängen so tief, dass die Sicht doch recht eingeschränkt ist. Die Warnweste bringt mir etwas Beruhigung.
                            In Askim sehe ich in den Läden, dass ich mir von den Preisen nicht zu viel versprochen habe, vor allem der Käse macht gleich mal einen ordentlichen Sprung nach oben. Dafür gibt es geschätzte 2kg Bananen für 10 Kronen, da sie einige Stellen haben. Somit gibt es heute Abend eben Bananen in allen Variationen…
                            Allerdings muss erstmal ein Platz gefunden werden und so muss ich leider ein Stück die E18 nach Oslo nehmen, schrecklich – jede Menge Autos und LKW’s. Alle passen zwar gut auf, ich bin aber trotzdem froh als ich auf eine kleine Straße einbiegen kann.
                            An einem Gehöft frage ich ob ich mich eine Nacht vorne auf die Wiese stellen kann, wie immer kein Problem. Ich hätte mich sogar in den Hof stellen können, da die Straße wohl stark befahren ist (da kommt in der Nacht gefühlt ein Auto vorbei ;)).
                            Ich werde von der Besitzerin noch gefragt ob sie mir etwas anbieten kann, da lasse ich mir zumindest meine Wasserflasche auffüllen und lade mein Handy auf. Zusätzlich werde ich noch mit zwei Tüten Nüssen eingedeckt und sie schaut im Internet nach ob eine Fähre auf die andere Seite des Oslofjords geht bzw. ob der Tunnel befahrbar ist.
                            Das war echt eine tolle Begrüßung in Norwegen und ein Abschluss von einem Tag wo ich mich zum Schluss am liebsten ins Zelt verkrochen hätte.
                            Sogar die Sonne kommt noch raus und ich kann meine Sachen trocken…


                            Norwegische Landschaft kurz nach der Grenze



                            Zeltplatz am Hof


                            28.6. – Tag 17

                            As – Vikersund: 140km, 1470hm

                            Es ist relativ zeitig an Schlafen nicht mehr zu denken, da die Sonne ins Zelt scheint und saunaverdächtige Temperaturen entstehen. So war gegen 6:15 Uhr Schluss mit lustig. Ich packe langsam zusammen und starte um 8, was auch gut ist wie es sich im Nachhinein herausstellt.
                            Zwangsläufig geht es auf nach Oslo, immerhin wird man ziemlich gut in das Zentrum über die Radwege hineingeleitet, die führen zwar rauf und runter und gehen teilweise an der E18 entlang, aber dafür hat man einen schönen Blick auf die Inseln, das Zentrum und die Skisprungschanze, die schon von weitem zu sehen ist.
                            Im Zentrum wird es dann schwieriger, zum Glück finde ich nahe dem Rathaus eine Touristinfo, wo ich eine Fahrradkarte bekomme, da Rausfinden ja meist schwieriger ist als das Reinfinden.
                            An sich ist Oslo gar nicht so hässlich wie ich davor gehört habe, zum größten Teil zwar eher modern und nicht so viel alte Häuser, es hat aber was.
                            Das Rumgegurke geht los als ich einen Radweg neben der E16 nach Hønefoss finden will, was zwar gelingt aber ziemlich beschwerlich ist. Von einem Radfahrer hole ich mir eine Bestätigung ein, er erklärt mir, dass die nahe gelegene Skisprungschanze bis etwa 1988 noch im Weltcup nun aber stillgelegt ist.
                            Es geht also weiter bergauf und der höchste Punkt ist bei 340hm erreicht, von da an geht es abwärts und ich biege auf eine kleine Straße ein, die sich am Tyrifjord entlang schlängelt, dem Fjord wo am 22. Juli etwas passiert ist was sich keiner vorstellen kann.
                            Auf der 284 angekommen die nach Vikersund führt zweifel ich kurz ob das heute noch etwas wird, da es noch 30km sind und auf dem Tacho schon über 1000 hm stehen.
                            Irgendwann bin ich dann aber in Vikersund angekommen, stell mein Zelt auf einem Campingplatz auf und erkundige mich wo es zur Skiflugschanze geht. Der Weg ist schnell gefunden und was soll man sagen…das ist wirklich ein riesiges Ding an der für die WM, welche diesen Winter war noch fleißig gebaut wurde.
                            Den Versuch einen Weg nach oben zu finden unternehm ich nach den heutigen Kilometern gar nicht erst, dafür kann ich etwas im Auslauf spazieren gehen.


                            Anfahrt auf Oslo



                            Rathaus in Oslo



                            stillgelegte Skisprungschanze



                            auf dem Weg zum...



                            ...Tyrifjord



                            die Skiflugschanze in Vikersund







                            Abendstimmung in Vikersund



                            29.6. – Tag 18

                            Vikersund – Gol: 128km, 720hm

                            Nachdem es in der Nacht sehr warm war und ich teilweise nur im Inlett geschlafen habe geht es am Morgen genauso weiter, es ist warm, wenn nicht gerade heiß und an Ausschlafen ist wieder nicht zu denken. Ich packe meine Sachen zusammen und es geht Richtung Sognefjord.
                            Über das Schild „Gol – 130km“ lache ich noch etwas insgeheim und denke mir: “ja ja…morgen“.
                            Von der Höhe kann ich noch mal einen Blick auf die Schanze erhaschen.
                            Wie angesagt habe ich Südwind was die ganze Sache einfacher macht. Die Landschaft ist natürlich herrlich, es geht zuerst an einem von Bergen umgebenen See entlang, ein wunder schönes Panorama.
                            Im weiteren Verlauf führ die Straße an einem Fluss entlang und auch hier gibt es keine gewaltigen Anstiege, jedoch zieht sich langsam der Himmel etwas zu und die Sonne verschwindet.
                            Meine Vorgabe heute einen ruhigen Tag zu machen werfe ich sprichwörtlich in den Wind, da der mich mit teilweise 26 km/h in nordwestliche Richtung schiebt und so komme ich Gol gewaltig nahe. Kurz davor fallen die ersten Tropfen vom Himmel, zwar nur vereinzelt, es sieht aber doch bedenklich aus und so biege ich auf einen kleinen Zeltplatz ein und bekomme das Zelt gerade noch so im Trockenen aufgebaut bevor es anfängt zu regnen.
                            Hier erfahre ich auch, dass es die nächsten Tage nicht besser werden soll, na prima.
                            Eigentlich ist ja Regen, wenn man im Zelt ist schön beruhigend und gemütlich, wenn er drauf prasselt und solange man etwas zu Essen hat. Aber bei solchen Aussichten ?!


                            auf dem Weg nach Gol




                            30.6. – Tag 19

                            Gol – Slettan: 70,5km, 960hm

                            Es war endlich mal wieder Ausschlafen angesagt, das heißt bis um 8 (wie gewöhnlich). Es hat sogar aufgehört zu regnen, aber der Blick nach draußen zeigt wolkenverhangene Berge, wie ich es aus den Alpen gewohnt bin.
                            Egal, machen kann ich dagegen sowieso nichts und so geht es los nach Gol um erst mal einzukaufen und anschließend biege ich auf die 52 ein, die vor allem nach dem Ort einen ordentlichen Anstieg hat. Die ersten Tropfen kommen vom Himmel und nach einer Weile entschloss ich mich doch die Regensachen anzuziehen. Letztendlich wäre es ohne von außen zu nass und auch mit von innen zu nass gewesen, das war der Tatsache geschuldet, dass es fleißig bergauf ging.
                            Die Landschaft wurde immer schöner und wilder mit reißenden Flüssen neben der Straße, steilen Bergen und sumpfigen Wiesen.
                            So ging es das Hemsedals hinauf und es war richtig zum Genießen, da der Regen aufgehört hatte.
                            Je höher es ging, desto häufiger wurden die Thunbergschafstelzen, noch dazu waren sie überhaupt nicht scheu und ich konnte ein paar Fotos machen.
                            Langsam aber sicher geht es hinauf ins Fjell, auf einer Hochebene liegt ein wunderschöner Bergsee, von kleinen Häusern umgeben. Bei dem Anblick heißt es erstmal Innehalten und genießen, vielleicht wäre diese Stimmung bei Sonnenschein gar nicht so zur Geltung gekommen.
                            Entgegen meinen Erwartungen sind die 1000m über NN sind bald überschritten.
                            Als kleinen Höhepunkt gab es dann noch kurz einen Lemming zu sehen, besser gesagt der Lemming hat mich gesehen und ist geflüchtet, sonst hätte ich ihn gar nicht wahrgenommen. Allerdings liegen im weiteren Verlauf der Straße auch einige überfahrene am Rand, aber es soll ja ein gutes Lemmingjahr sein.
                            Ich schwanke innerlich mir einen Campingplatz zu nehmen, der sicher erst in ein paar Kilometern kommen wird oder ob die Nacht in den Bergen verbracht wird.
                            Der Regen drängt mich dann zur letzteren Variante. Ein Platz ist gar nicht so leicht zu finden auf dem man nicht gleich im Sumpf ist oder bei Regen weggespült wird.
                            So stell ich mich dann auf 1090m hin, zwar relativ nah an der Straße aber ich hoffe, dass der Verkehr zur Nacht hin abnimmt.




                            Thunbergschafstelze



                            da gibts wohl nichts zu sagen ;)






                            Nachtlager im Fjell



                            1.7. – Tag 20

                            Slettan – Hafslo: 100km, 700hm

                            Als ich heute aufgewacht bin war es auch im Zelt mit 9°C relativ kalt, also schnell anziehen, was essen und wieder einmal das Zelt pitsche patsche nass zusammenpacken. Wenigstens regnet es nicht und so kann ich die wolkenverhangenen Berge auch genießen. Es geht zu einem See hinauf, den ich schon eher vermutet hatte.
                            Es ist wieder eine wunderbare Landschaft, die bei dem Wetter ihren ganz besonderen Reiz hat.
                            Auf dem See schwimmen zwei Prachttaucher, am Ufer und in den Sümpfen fliegen Limikolen umher und auch zwei Lemminge lassen sich wieder sehen.
                            Am Ende des Sees ziehen Nebelschwaden lang in die ich eintauche, das Thermometer fällt auf 8 °C und die Sicht beträgt nicht mehr als 50m. Ich hoffe, dass ich mit weißer Jacke mit orangenen Streifen + Warnweste und Licht, das so schwach ist, dass es eigentlich gar nichts bringt doch gesehen werde.
                            Es geht natürlich bergab und ich bin froh das ganze bei dem Wetter nicht hochstrampeln zu müssen.
                            Auf etwa 800hm ist wieder klare Sicht und ich kann etwas aufatmen.
                            Entlang der E16 kommen zwei Tunnel, die umfahren werden müssen, allerdings sind dieser Umfahrungen wunderschön und führen an der Stabkirche Borgund und einer Klamm vorbei.
                            Ich würde fast denken, dass die Etappe nur bei dem Wetter so schon ist, aber vielleicht ist das auch ein Versuch von mir das Wetter nur schönzureden.
                            In Lærdal erkundige ich mich als Erstes, wann die Fähre nach Kaupanger geht, 15 Uhr, da hab ich gerade Glück und kann noch etwas Pause machen.
                            Es hätte also sowieso nichts gebracht gestern noch ins Tal zu schießen, da die andere 8 Uhr gefahren wäre.
                            Die Überfahrt durch den wolkenverhangenen Fjord und die umhüllten Berge ist auf jeden Fall ein Erlebnis und außer einer Familie und mir sind auf der Fähre keine anderen Personen.
                            In Kaupanger ist dann die nächste Stabkirche zu sehen, die allerdings nicht so viele Details hat und im Gegensatz zu der von Borgund ziemlich schlicht ist.
                            Zum Glück geht es anschließend eine Berg hoch und so werden vor allem meine Füße wieder warm.
                            Von Sogndal fahr ich noch ein Stückchen weiter Richtung Gaupne um Morgen etwas mehr Zeit zu haben, da ich mich auf den Weg zum Nigardsbreen machen will.
                            Ich stelle mich auf der Höhe auf einen Rastplatz mit kurzem Rasen wo auch noch drei Wohnmobile stehen.
                            Die Sachen zu trocknen, die vom letzten Regen wieder nass geworden sind ist bei der hohen Luftfeucht gar nicht so einfach und so ist alles ziemlich klamm.



                            am Morgen geht es neblich weiter






                            Stabkriche Borgund



                            der Weg entlang zum Fjord



                            am Sognefjord



                            Überfahrt nach Kaupanger



                            Stabkriche Kaupanger



                            der Rastplatz zwischen Sogndal und Gaupne


                            ...weiteres folgt
                            Zuletzt geändert von kuningaskotka; 04.05.2012, 21:24.

                            Kommentar


                            • dooley242

                              Fuchs
                              • 08.02.2008
                              • 2096
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                              #15
                              AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                              Bis jetzt hat auch das lesen Spass gemacht.

                              Das könnte mir auch Spass machen, aber leider hab ich nicht soviel Zeit auf einmal.
                              Gruß

                              Thomas

                              Kommentar


                              • blauloke

                                Lebt im Forum
                                • 22.08.2008
                                • 9256
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                                #16
                                AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                                Zitat von dooley242 Beitrag anzeigen
                                Bis jetzt hat auch das lesen Spass gemacht.

                                Das könnte mir auch Spass machen, aber leider hab ich nicht soviel Zeit auf einmal.
                                Dem kann ich mich nur anschliesen.
                                Warte immer gespannt auf die Fortsetzung.
                                Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

                                Kommentar


                                • kuningaskotka
                                  Gerne im Forum
                                  • 14.03.2011
                                  • 62
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                                  2.7. – Tag 21

                                  Hafslo – Hafslo: 112km, 1040hm

                                  Heute Morgen wurde ich von der Sonne!!! Geweckt, ich konnte es selbst kaum glauben, aber bei dem Blick nach draußen war tatsächlich blauer Himmel über mir. Schnell war alles zusammengepackt und ich konnte die lange Abfahrt nach Gaupne genießen. Über dem Fjord lag herrlicher Nebel was dem ganzen eine mystische Stimmung gab. Dieser war auch über dem Fluss im Jodtedalen und die Temperatur sank richtig als es durch die Nebelbänke ging.
                                  Das Tal zieht sich doch etwas hin bis dann auf der linken Seite der Nigardsbreen auftauchte. Ein gewaltiger Gletscher zu dem man auf einer kleinen Straße relativ nah ranfahren kann. An dieser Stelle gibt es die Möglichkeit mit einem Boot näher ranzufahren und das letzte Ende zu laufen.
                                  Ich mache mich zu Fuß auf den Weg, da es auch alleine von dem Anlegeplatz noch ein ganzes Stückchen zu laufen wäre. Vor so einem Gletscher zu stehen ist schon gewaltig, das blauer Eis und der Gletschermund wo das Wasser herausschießt…Wahnsinn. Mit 3 Jahren stand ich hier schon einmal davor aber da kann ich mich natürlich nicht mehr daran erinnern.
                                  Nach einer Weile und vielen Fotos mache ich mich wieder auf den Weg zum Fahrrad, im Gletscherhaus fülle ich noch meine Wasservorräte auf und fahre die Straße weiter hinauf ins Tal.
                                  Das Styggevatnet zu erreichen geb ich dann aber doch auf, da es auf den letzten paar Kilometern noch 600hm wären, mir ein scharfer Wind entgegen bläst und ich schon 600hm in den Beinen habe. Es wäre sicherlich ein fantastischer Ort gewesen aber ich ziehe lieber die Abfahrt mit Rückenwind zum Fjord vor. Auf dem Hinweg war mir gar nicht bewusst, dass es teilweise doch ganz schöne Anstiege drin waren. In Gaupne angekommen kauf ich noch schnell ein und beschließe mich wieder zum gleichen Schlafplatz wie letzte Nacht aufzumachen.
                                  Das heißt 300hm nach oben strampeln. Der Schweiß tropft mir aus allen Poren, ich werde von einem Schwarm Fliegen verfolgt, wovon eine meint, sie müsse mir als Eiweißlieferant dienen und direkt in den Mund fliegt.
                                  Kurz vor dem Parkplatz lege ich noch einen kleinen Sprint ein, wenn da wie gestern ein paar Wohnmobile stehen muss ich ja nicht mit einer Fliegeneskorte ankommen. Immerhin kann ich ein paar abschütteln.
                                  Ich bin aber noch alleine, mache alles in Ruhe fertig und von einem Ehepaar, das noch etwas später mit einem Wohnmobil ankommen werde ich noch zum Abendessen eingeladen.
                                  Der Tag war anstrengender als gedacht, aber ich war mehr als froh Sonne zu haben, den Gletscher hätte ich mir nur ungern bei Regenwetter angeschaut.



                                  die Morgenstimmung überm Sognefjord



                                  der Nigardsbreen


                                  der Weg zum Gletscher














                                  3.7. – Tag 22

                                  Hafslo – Skjolden: 41km, 360hm

                                  So musste es ja kommen, kurz vor dem Aufstehen fängt es an zu regnen und zwar ordentlich. Ich esse in Ruhe Frühstück im Zelt in der Hoffnung, dass es sich bessert – Fehlanzeige.
                                  Also bau ich im Regen das Zelt ab und verstaue das klitschnasse Innenzelt im Packsack. Zusätzlich darf ich hunderte kleine Nacktschnecken absammeln, ich will gar nicht wissen wie viel ich schon zerdrückt habe. Als alles zusammengepackt ist merke ich, dass ich den Fahrradcomputer im Innenzelt vergessen habe, na toll…also alles noch einmal raus. Schon bevor es los geht sind meine Schuhe von unten durch und es patscht nur so, aber ich schwinge mich aufs Rad und fahre nach Solvorn runter.
                                  Wenigstens muss ich nicht lange auf die Fähre warte und es geht rüber nach Ornes.
                                  Ich mache kurz ein paar Fotos von dem Ferienhaus wo wir vor 16 Jahren Urlaub gemacht haben, es steht ja gleich unten am Wasser.
                                  Auf dem Weg zur Stabkirche hoch werden die Füße allmählich immer nasser, sie sind aber noch warm – von daher halb so schlimm. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt das Wetter verflucht habe, aber so eine Stabkirche wirkt bei Regen und Nebel schon ziemlich toll.
                                  Nach einigen Fotos mache ich mich auf den Weg nach Skjolden und beschließe mir dort einen Campingplatz z nehmen. Der Weg führt durch drei unbeleuchtete Tunnel und das Licht meiner Lampe wird sofort von dem Nebel und den Felswänden geschluckt, nur mit einiger Mühe ist die Fahrbahnmarkierung zu erkennen.
                                  Den Feigumfossen schaue ich mir nur von der Straße an, da ich schon nass genug bin und nicht noch mehr Wasser von oben brauche. Allerdings ist der Anblick der wolkenverhangenen Berge mehr als nur ein Blick wert, der Nebel legt sich langsam auf den Fjord und so hat das Wetter doch etwas zu bieten.
                                  In Skjolden ist der erste Campingplatz eher verlassen als bewohnt, aber zum Glück gibt es noch einen zweiten der etwas außerhalb an einem See gelegen ist. Der Versuch das Innenzelt im Trocknen aufzubauen scheitert und so bunkere ich mir aus der Toilette Klopapier, wische es weitestgehend aus und stopfe meine Schuhe damit aus.
                                  Der Platz hat eine gemütliche Küche wo ich viel Zeit mit dem Essenmachen verbringe und meine Akkus wieder auflade. Für die nächsten Tage ist Besserung angesagt, naja schlechter kann es ja auch kaum noch werden. Heute, nach dem ersten richtigen Regentag.



                                  der Schein trügt, so schön wie auf dem Foto war das Wetter nicht



                                  hier war die Sicht noch gut...


                                  Anfahrt auf Ornes



                                  die Stabkirche Urnes



                                  der Feigumfossen



                                  so viel war dann in etwa vom Fjord zu sehen












                                  4.7. – Tag 23

                                  Skjolden – Prestesteinsvatnet: 30km, 1484hm

                                  Bei einem Blick um 5 Uhr nach draußen hat sich da Wetter noch nicht gebessert, der Nebel war nach wie vor da und ab und an regnete es noch etwas. Daran änderte sich auch nicht viel als ich halb neun aufgestanden bin, ach so – der Regen hat aufgehört. In der Küche mache ich mir Frühstück und ich trau meinen Augen nicht als sich draußen die Sonne blicken ließ.
                                  Ich packe meinen ganzen Krempel zusammen und mache mich gegen halb 11 auf. Nach einem kurzen ebenen Stück geht es wie den ganzen restlichen Tag steil bergauf. Die Steigungen betragen meist zwischen 6 und 10%. Auf 200hm werde ich von zwei Schweden im Auto überholt, die neben mir auf dem Campingplatz standen, man wünscht sich gegenseitig gute Reise.
                                  Auf dem Fahrradcomputer ist zu sehen wie die Höhenmeter immer mehr zunehmen und ich rechne mir aus wie viel Prozent ich schon geschafft habe.
                                  Bei etwa 700hm tauche ich in den Nebel ein und es gibt eine ganze Weile gar nichts zu sehen. Als es kurz aufreißt sehe ich, dass ich schon im Fjell bin und dass um mich herum eigentlich eine grandiose Landschaft ist. Nun gut, durch die Autos weiß ich zumindest wo die Straße langführt.
                                  Der Nebel lichtet sich bei etwa 1100hm und jetzt sieht man wofür man gekämpft hat. Eine herrliche Landschaft mit Schneefeldern und Eis auf den Seen.
                                  Ich beschließe auf jeden Fall eine Nacht hier oben zu verbringen und baue mein Zelt auf 1380m ü.NN noch vor dem höchsten Punkt der Straße auf. Die Sicht ist herrlich auf die Berge mit Gletschern und Schneefeldern.
                                  Das erste Mal habe ich Zeit in Ruhe nach Vögeln zu suchen, um das Zelt herum singen Wiesenpieper, Steinschmätzer und Spornammern.
                                  Da ich die letzten zwei Tage nicht eingekauft habe muss ich etwas von den Vorräten zehren, so gibt es wieder einmal Nudeln. Nach dem Abendbrot unternehm ich noch einen kleinen Spaziergang und genieße die Landschaft. Genauso habe ich es mir vorgestellt, mitten im Nirgendwo zu zelten, dafür haben sich die 1500 Höhenmeter auf 30km mehr als gelohnt.


                                  so langsam deutet sich eine Wetterbesserung an



                                  der Nebel lichtet sich langsam



                                  erst bei dem Blick zurück merkt man erst wie steil es eigentlich ist



                                  ...es wird nicht besser



                                  eine Landschaft zum Genießen



                                  was gibt es schöneres...



                                  ...als hier zu zelten und Sachen trocknen zu können !!!



                                  überhaupt nicht scheu die Spornammern



                                  Blick aus dem Zelt



                                  der weitere Verlauf der Straße






                                  Abendstimmung





                                  5.7. – Tag 25

                                  Prestesteinsvatnet – Grotli: 111km, 830hm

                                  Kurz nach 22 Uhr schaute ich nochmal raus und es lag eine herrliche Abendstimmung über dem Jotunheimen Nationalpark. In der Nacht zogen ein paar Wolken vorbei aber gegen 5 Uhr konnte ich schon wieder von der Morgenstimmung ein paar Fotos machen bevor es eine Stunde später mit dem Schlafen vorbei war, da die Sonne ins Zelt schien.
                                  Das Frühstück schmeckt vor dieser Kulisse besonders gut und ich mache mich auf zu dem höchsten Punkt des Passes (1434m) den ich kurz vor um neun erreiche. Wieder einmal bekomme ich ungläubige Blicke zugeworfen, wie man denn so etwas mit dem Fahrrad machen kann.
                                  Nun geht es aber runter ins Tal und es wird richtig frisch, da es teilweise noch im Schatten liegt.
                                  In Lom fülle ich meine Vorräte wieder auf und esse ausgiebig Mittag, dann geht es los Richtung Geiranger.
                                  Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass der Fluss neben der Straße in die entgegengesetzte Richtung fließt, dass heißt es geht bergauf, wie mir das Schild auf dem steht: „auf 26km 6%“ bestätigt. Zusätzlich weht noch ein schöner Gegenwind und die Landschaft fand ich anfangs mit ihren Kiefernwäldern auch nicht so berauschend, da dort schön die heiße Luft drin steht.
                                  Das den Geirangerfjord heute noch zur erreichen blas ich nach 110km ab und stelle mich an einen türkisblauen See, durch den ein gleichfarbener Fluss fließt. Er ist natürlich eiskalt aber so kann ich mich endlich mal wieder nach dem gefühlt heißesten Tag endlich mal wieder waschen.


                                  der Blick 4:45 aus dem Zelt



                                  und eine Stunde später nach dem Aufstehen






                                  der höchste Punkt ist erreicht und es geht runter nach Lom






                                  Blick zurück






                                  Wiesenschafstelze am Abend


                                  Abendstimmung am See


                                  6.7. – Tag 25

                                  Grotli – Ovstestolen: 102km, 1500hm

                                  Puh…was für ein Tag…
                                  Morgens ist es bedeckt und ich mach mich auf die Socken. Der Rückenwind hilft mir zumindest etwas und es geht auf 1050m hinauf. Die Landschaft ist natürlich wieder toll.
                                  Von weitem kann ich sehen, dass sich die Busse eine Straße auf einen Berg hinauf schlängeln, zum Glück stellt sich aber heraus, dass es dort auf die Dalsnibba-Aussicht geht und ich dort nicht auch noch rauf muss. Ich staune aber nicht schlecht als ich an der Djupvashytta jede Menge Menschen und Busse sehen, ich war bis jetzt nur das relativ ruhige Sognefjell gewohnt, aber das hier übertrifft ja alles.
                                  Wieder bekomme ich interessierte Blicke zugeworfen und werde fotografiert. Wozu brauchen die noch nen Aussichtspunkt, sollen die doch ein paar Mal am Tag Reiseradler vorbeischicken.
                                  Nun ging es also immer höher aber auch immer näher an den Geirangerfjord heran, ein Schild mit 9% Gefälle auf 14km ist daher nur die logische Konsequenz. Ist schon gewaltig wie sich die Straße da runter schlängelt. Hier rauf muss ja noch schlimmer sein als von Skjolden ins Sognefjell.
                                  Von einem Aussichtspunkt kann ich einen Blick auf den Geirangerfjord werfen, wo drei Kreuzfahrtschiffe liegen und auf die Adlerstraße, die ich dann wieder hinauf darf. In Geiranger angekommen bin ich erst mal von dem Tourismus geschockt, die Leute werden ja regelrecht in die Busse gequetscht und zu allen möglichen Aussichtspunkten gefahren.
                                  Auch wenn der Geirangerfjord sicherlich sehr schön ist, bin ich etwas enttäuscht, da dies alles durch den Massentourismus zerstört wird, da gibt es doch einige ruhigere und besinnlichere Fjorde.
                                  Es geht also auf die Adlerstraße, die auch mit Bussen vollgestopft ist und man in den Kurven nicht mal kurz Fotos machen kann, da man sonst vom nächsten Bus eingequetscht wird. Ist schon ein gewaltiges Stück Arbeit aber oben angekommen gibt es endlich mal eine Abfahrt zum Genießen nach Eidsdalen, da nicht so viele Spitzkehren vorkommen.
                                  Da die Fähren auf die andere Seite alle Augenblick fahren mache ich am Anleger gemütlich Mittag und beschließe heute noch ein Stück das Tal hinaufzufahren und mir einen wilden Platz zu suchen.
                                  Nur ist das gar nicht so einfach und ich fahre und fahre. Es geht immer bergauf und mittlerweile ist neben mir eine tiefe Schlucht und rechts geht es steil bergauf, wie soll man da etwas finden.
                                  Die letzte Hoffnung ist ein Schild wo ein Rastplatz angekündigt wird, dort gibt es zum Glück auch ein Stückchen Wiese.
                                  Mittlerweile bin in auf 530m angelangt und 25km von Valldal entfernt, so war das zwar heute nicht geplant aber dann dürfte es morgen wenigstens nicht mehr so weit zum Trollstigen sein.


                                  kurz vor der Djupvasshytta





                                  ...tja so isses dort nunmal



                                  eine Abfahrt die man sich aber auch ordentlich erarbeitet hat





                                  Immer öfters kann man langsam einen Blick auf den Geirangerfjord erhaschen und die Freude
                                  auf die Abfahrt ist eher begrenzt wenn man sieht, dass es auf der anderen Seite
                                  genauso wieder hinauf geht



                                  über dem Fjord lag ein leichter Nebelschleier



                                  Blick in den Geirangerfjord mit den Sieben Schwestern von der Adlerkurve aus


                                  7.7. – Tag 26

                                  Ovstestolen – Istfjorden: 42km, 470hm

                                  Heute geht es zeitig weiter das Tal hinauf und es gibt herrliche Ausblicke. Oben angekommen werde ich von zwei Schweden gefilmt, fotografiert und über meine Tour ausgefragt.
                                  Ich treffe die beiden später noch ein paar Mal wieder und bekomme von ihnen kleine Stärkungen zugesteckt.
                                  Relativ zeitig komme ich am Trollstigen an, so ist dort noch nicht so viel los und ich kann den Ausblick in aller Ruhe genießen. Wahnsinn wie die Straße in den Berg gehauen ist und wie sich die Busse um die Kurven quälen. Nach einer Weile mache ich mich auf nach Andalsnes, halte aber etliche Male an um Fotos zu machen. In Andalsnes gibt es gemütlich Mittag am Kai und ich beobachte die Leute wie sie von Küstenseeschwalben angegriffen werden.
                                  Nach einer Weile schiebt sich ein riesiges Kreuzfahrtschiff in den Fjord hinein, der Ort hat jetzt bestimmt gleich mal doppelt so viel Einwohner. Die Touristen werden in Busse verfrachtet und höchstwahrscheinlich zum Trollstigen gefahren. Auf dem Weg nach Istfjorden halte ich Ausschau nach einer Zeltmöglichkeit am Wasser, da heute oder morgen ein Freund ankommt und wir die restliche Zeit zusammen weiterfahren wollen.
                                  Als ich mich umschauen wollte, da ich etwas gesehen habe wende ich auf dem viel zu schmalen Radweg und wie soll es anders kommen, ich liege auf dem Boden - na schön der erste Klickpedalumfaller…alles Gute zum Geburtstag^^
                                  Ich verarzte schnell die Wunde und stelle meine Zelt neben zwei Bootshäusern am Fjord auf.
                                  Ryan schreibt mir, dass er heute doch noch nach Andalsnes kommt, so setzte ich mich ins Zelt, da es mittlerweile angefangen hat zu regnen und beobachte das gegenüberliegende Ufer.
                                  Nach einer Weile sehe ich ihn kommen und schreibe ihm, dass er falsch abgebogen ist. Nach einer kurzen Irrfahrt stehen unsere Zelte nebeneinander. Nach dem Essen quatschen wir noch eine Weile und spielen Schach, bis sich jeder gegen 2 Uhr in den Schlafsack verkriecht.
                                  Der morgige Tag wird daher ruhig angegangen.



                                  kurz vor dem Trollstigen



                                  es war schon relativ viel Schnee weggetaut und das war einer der wenigen hohen Schneeberge am Rand



                                  am Trollstigen









                                  bei dem Blick zurück fragt man sich echt, wo soll da bitte ne Straße langgehen ??



                                  Dadurch, dass ich mich jetzt wieder etwas mit der Reise beschäftigt habe weiß ich jetzt auch endlich wo es im Sommer hingehen wird, mich zieht es einfach wieder nach Südnorwegen ;)

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                                  • dooley242

                                    Fuchs
                                    • 08.02.2008
                                    • 2096
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                                    Ich glaube, ich weiss, wo ich mal mit dem Rad hinfahre.

                                    Tolle Fortsetzung.
                                    Gruß

                                    Thomas

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                                    • bjoernsson
                                      Fuchs
                                      • 06.06.2011
                                      • 1863
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                                      Großartige Tour! Da bekomme auch ich Lust, wieder loszuradeln. Vor allem, da Fjordnorwegen noch auf meiner "Must-do-Radtourenliste" ganz weit vorne steht. Allerdings habe ich mir vorgenommen, den Trollstigen andersrum in Angriff zu nehmen...

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                                      • kuningaskotka
                                        Gerne im Forum
                                        • 14.03.2011
                                        • 62
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [SE][NO][FI] In 84 Tagen mit dem Rad durch Skandinavien

                                        8.7. – Tag 27

                                        Istfjorden – Nesjestranda: 45km, 290hm

                                        Der Fjord ist wolkenverhangen und es regnet, als ich halb neun aufwache. Da im Zelt nebenan noch nichts zu hören ist esse ich Frühstück und lese noch ein wenig Nils Holgersson.
                                        Als Ryan dann um 11 wach wird hat es aufgehört zu regnen und wir machen uns langsam auf den Weg nach Andalsnes um einzukaufen.
                                        Das Wetter wird heute sogar noch unerwartet gut mit und Sonnenschein und wir machen uns auf den Weg Richtung Molde auf der 64. Es geht trotz Gegenwind recht flott voran, gewaltige Steigungen sind auch nicht drin und zu zweit ist jetzt auch Windschattenfahren möglich, was sich wirklich deutlich bemerkbar macht.
                                        Die Zeit vergeht relativ schnell, wir sind ja auch erst sehr spät losgefahren und so ist es als wir die Fähre nach Nesjastranda nehmen auch schon halb fünf. Auf der anderen Seite angekommen beschließen wir den erst besten Platz zu nehmen und wir haben wirklich Glück, direkt am Fjord ist eine schöne Wiese. Ich frage zwar am nächsten Haus, aber das hätte auch so wohl niemanden interessiert.
                                        Es ist herrliches Wetter und wir haben einen tollen Blick aufs Wasser und die Berge.
                                        Das war heute einmal mit 45km ein schön ruhiger Tag, zum Abend hin ist es jetzt etwas zugezogen aber für morgen ist das Wetter nicht ganz so schlecht angesagt.


                                        kurz nach der Abfahrt von Andalsnes





                                        9.7. – Tag 28

                                        Nesjestranda – Halsa: 92km, 900hm

                                        Heute Nacht hat es lange geregnet und erst kurz vor dem Aufstehen hat es aufgehört. Ich frühstücke draußen. Der Wind steht anfangs noch sehr gut und es geht über kleine Straßen wo vielleicht pro Stunde mal ein Auto langfährt.
                                        Auf dieser sehen wir dann auch noch eine Kreuzotter die sich gerade noch davor retten kann nicht vor einem Auto überfahren zu werden.
                                        Es geht weiter und die Straße führt nachdem sie kurz durch das Innenland gegangen ist schön an der Küste lang, es geht vorbei an Fjorden, Bergen, Buchten und Inseln. Eine solche Landschaft erlebe ich hier auch zum ersten Mal, da ich bis jetzt nur hohe Berge und tiefe Fjorde gewohnt war.
                                        Es geht aber auch fleißig hoch und runter und der Wind hat schön auf Gegenwind gedreht, was durch Windschattenfahren aber einigermaßen zu ertragen ist.
                                        Wir haben es jetzt so gemacht, dass sich Ryan am Berg nach vorne schiebt, da er eh schneller hochfährt und ich da bei noch moderaten Steigungen mithalten kann. Ich geh dann bei Abfahrten nach vorne, da ich von den 10kg mehr doch etwas schneller nach unten gezogen werde.
                                        Kurz vor der Fähre überholen uns zwei niederländische Wohnmobile, die ich vor ein paar Tagen auf der Sognefjellstraße getroffen habe, wie klein Norwegen doch ist.
                                        Eine Fähre kommt zwar gerade an und wir freuen uns genau pünktlich zu sein, jedoch macht diese gerade Feierabend und wir müssen auf die nächste warten. Während der Wartezeit und der Überfahrt wird es recht frisch und das Wetter sieht nachdem es den ganzen Tag gut gehalten hat sehr instabil aus.
                                        Auf der anderen Seite finden wir recht schnell einen guten Platz am Fjord. Es ist sehr ruhig, da dahinter nur eine kleine Straße langführt.
                                        Nach dem Abendbrot setzte ich mich zum Tagebuchschreiben raus, allerdings mit Moskitonetz, da um uns herum eine Menge kleiner stechender Biester fliegt, aber bei dem Wetter will ich auf keinen Fall drinsitzen.
                                        Die Abendstimmung wird begleitet durch Möwen die am Strand ihre Jungen füttern, Austernfischer und Rotschenkel. Durch solche luxuriösen Campingplätze wie gestern und heute wird man richtig verwöhnt.



                                        einige Höhenmeter kommen auch durch diese ganzen Brücken zustande die so hoch sind, dass auch ja noch ne Hurtigrute durchpasst ;)










                                        10.7. – Tag 29

                                        Halsa – Orkanger: 114km, 1190hm

                                        Es ist wie die letzten Tage, es regnet bis kurz vor dem Aufstehen. Als ich rausgehe und meine Hirse warmmache habe ich für längere Zeit einen schönen Regenbogen. Unser Bemühen schnell zusammenzupacken verstärkt sich als für kurze Zeit der Regen einsetzt.
                                        Zu unserem Entsetzen hat der Bunnpris unten am Kai in Halsa am Sonntag geschlossen, was für eine Seltenheit ;).
                                        Er Weg führt uns wieder sehr schön an Fjorden und über Inseln lang und die E39 ist dabei kaum befahren, man merkt nur wenn mal eine Fähre angekommen ist und ein Schwall Autos kommt.
                                        Trotz der bereits vielen Höhenmetern bevor es in die Berge geht kommen wir dank des Rückenwindes gut voran und es ist eigentlich bestes Fahrwetter, ab und an Sonne, eher Wolken und selten ein paar Tropfen von oben.
                                        Der Anstiegt zum höchsten Punkt im Innenland ist zwar relativ lang aber durch den günstigen Wind gut zu ertragen. Dafür holen wir ein paar Regenwolken ein die auch ein kleines Gewitter mit sich bringen.
                                        Die Abfahrt nach Orkanger runter kommt mir mit den 12°C und kurzer Zipphose gar nicht so kalt vor, es wäre aber trotzdem schlau gewesen die Regenjacke anzuziehen, da die Socken von oben durchweichen und so die Schuhe trotz Überschuhe nach werden.
                                        In Orkanger kaufen wir in einer kleinen Sonntagsabteilung des Kiwi’s ein und fragen uns zu dem Campingplatz durch, der überhaupt nicht ausgeschildert ist.
                                        Die Verwunder ist recht groß, als wir pro Zelt/Person 140 Kronen bezahlen sollen und so beschließen wir nur in mein Zelt zu gehen was uns 50 Kronen spart.
                                        Aber wenigstens kann ich auf dem Campingplatz endlich wieder Haare waschen, was seit langem überfällig war. Letztendlich ist das Wasser zwar auch nur kalt, da warmes 10 Kronen kostet aber so bekomme ich endlich die Salz – Sonnencreme – Schweiß Kruste ab.
                                        Heute kommt das Zelt mal an die Grenze seiner Kapazität mit 8 Radtaschen in der Apsis.



                                        der Morgen begrüßt uns mit einem Regenbogen


                                        11.7. – Tag 30

                                        Orkanger – Verrabotn: 107km, 1100hm

                                        Ein Tag wo ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll zu schreiben…
                                        Die Nacht über hat es geregnet, was ich gar nicht mitbekommen habe. Um 8 piepste Ryans Uhr, die noch vom vorigen Tag gestellt war und ich werde dran erinnert meine Morgenrunde zu machen.
                                        Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es los, am Anfang ist das Wetter noch sehr schön und wir haben Rückenwind. Jedoch als wir nach Norden zur Fähre fahren legt der Gegenwind los.
                                        Dadurch werden aber die dicken Regenwolken links und rechts von uns vorbeigetrieben.
                                        Die Landschaft ist im Moment gar nicht so skandinavientypisch, hat eher was von deutscher Ostseeküste. Die Fähre nach Rørvika ist sogar kostenlos und wir erwischen noch eine, die kurz nach unserer Ankunft abfährt.
                                        Auf der anderen Seite geht es gleich heftig hoch und von gestern habe ich gelernt, wenn ich die Überschuhe anziehe, dass ich auch die Regenhose anziehen sollte, damit es nicht durch saftet, aber die paar Tropfen hätte ich auch noch so ausgehalten.
                                        Von der 715 aus biegen wir auf eine kleine Seitenstraße ein, die uns auf die 720 bringt und die Landschaft ist hier genauso, wie man sie sich vorstellt. Seen, Hügel, Moore, Sümpfe und Wälder – herrlich.
                                        Es geht dauernd hoch und runter und am Rand mach noch ein Regenbrachvogel auf sich aufmerksam. Auf der 720 fahren wir Richtung Verrabotn, zuerst ein Stück bergan, was aber durch den Rückenwind kein größeres Problem ist. Im Ort angekommen, der hauptsächlich aus Industrie besteht suchen wir nach einem Platz. Zu Beginn entdecken wir eine schöne Landzunge auf die wir zurückkommen, da der weitere Verlauf nichts mehr bringt außer Steilküste.
                                        Es führt ein schmaler Trampelpfad dorthin und es ist ausreichend Platz für zwei Zelte da. Vielleicht hätten wir es etwas ernster nehmen sollen, dass auf der Wiese Algen, Krabben und Muscheln liegen, aber dazu später.
                                        Die Zelte sind schnell aufgebaut und wir essen Abendbrot. Nach einer Weile merken wir, dass als wir ankamen noch mehr Steine zu sehen waren als es jetzt der Fall ist, da wird doch nicht etwa das Wasser steigen…nur das tut es und zwar schneller als uns lieb ist.
                                        Ryan macht erst noch Witze, dass ich wohl bald ein Wassergrundstück haben werde, da ich näher am Wasser gebaut habe und so stell ich das Zelt nach einer Weile etwas weiter weg.
                                        Als aber Ryan`s Zelt nur noch so weit vom Wasser weg steht wie meins am Anfang und kein Ende abzusehen denken wir im gleichen Augenblick das selbe, die Zelte lieber auf einer Wiese nahe ein paar Häusern aufzubauen, die am Beginn des Pfades lagen.
                                        So weit ist es zum Glück nicht und ich trage erst mein Zelt hin und hole das Fahrrad nach, nebenbei sind im Fjord noch höchstwahrscheinlich Delfine zu sehen.
                                        So werden also die Zelte wieder aufgebaut und Ryan kommt noch zu einer kleinen Spielrunde rüber, dass heißt er muss rüber hechten, da extrem viele kleine von den schwarzen Viecher rumfliegen die diese kleinen roten Punkte machen. Das ganze Vorzelt summt und es klingt als ob es regnen würde, wenn sie ans Außenzelt stoßen, so viele sind es…


                                        selten war ein Straßenname so treffend




                                        das Wetter war bei der Überfahrt sehr wechselhaft


                                        Regenbrachvogel


                                        ...wie gesagt, anfangs war der Platz noch schön...


                                        12.7. – Tag 31

                                        Verrabotn – Bangsund: 100km, 940hm

                                        Die gestrigen Strapazen waren doch anstrengender als gedacht und so schlafe ich heute auch etwas länger. Essen ist durch die Fliegen nur im Zelt möglich und das Zusammenpacken wird zu einer Qual vorausgesetzt man hat noch nicht vollständig resigniert.
                                        Die Straße führt am gesamten Verrasundet lang, die meiste Zeit ist es zwar trocken aber es weht ein starker Gegenwind und die Temperaturen schwanken zwischen 11 und 16°C.
                                        Da ich in einigen Läden billige Bananen finde decke ich mich mal wieder mit Bananen ein. Kurz nach Malm kommen wir auf die RV17, die Straße der wir nach Bodø folgen wollen.
                                        Der Wind wird stärker aber durch die Berge kommen mir die 11°C wenigstens nicht so kalt vor wie sie sind. Ich sehne mich fast wie den ganzen Tag schon nach meinem Zelt und dem Schlafsack. Nach 100km fragen wir an einem Bauernhof ob wir hier irgendwo stehen können und bekommen einen schönen Platz unter Bäumen zugewiesen.
                                        Zu essen gibt es heute bei den Außentemperaturen was Warmes und danach verkriecht sich jeder schnell in sein Zelt, da es von den letzten Tagen etwas Schlaf nachzuholen gibt.



                                        13.7. – Tag 32

                                        Bangsund – Kolvereid: 90km, 1120hm

                                        Von dem angekündigten Sonnenschein ist nichts zu sehen und so fällt es sehr schwer sich aufzuraffen, wir kommen relativ spät los.
                                        Immerhin steht der Wind gut. Vor Namsos treffen wir einen Radfahrer, der von Ende Aril bis Oktober unterwegs ist und in München startet ist. Er sagt uns, dass er nicht die 17 fährt, sondern in Namsos abbiegt, nach einem Blick auf die Karte halten auch wir das für eine kluge Idee und begeben uns nach Namsos auf die 769, eine kleine wenig befahrene Straße die durch die Inselwelt führt.
                                        Es geht aber auch immer hoch und runter was ich so an der Küste gar nicht vermutet hätte.
                                        In Namsos haben wir geschaut wann die Fähre von Lund nach Hofles geht, 15:50, losgefahren sind wir kurz vor 1, also hätten wir für knapp 52km etwa 3h Zeit. Anfangs dachten wir, dass das kein Problem ist doch als dann doch noch ein paar Berge in den Weg kommen wurde es immer knapper, gut die nächste würde 17:10 fahren aber das muss ja nicht sein, da es auch nicht gerade warm ist.
                                        Als wir merken, dass es doch sehr eng wird, haben wir aus den Fahrrädern und uns wohl wirklich das allerletzte rausgeholt was ging, der Rückenwind half uns etwas dabei. Am Anleger kommen wir wirklich exakt 15:50 an und wir hätten uns sogar noch etwas mehr Zeit lassen können, da die Fähre gerade einlief.
                                        Auf der anderen Seite fahren wir nun aber sehr gemütlich weiter und kurz nach Kolvereid schauen wir uns an einem kleinen Fjord nach einem Platz um und werden fündig. Wir müssen die Fahrräder zwar einen steilen Sandweg hinunterbefördern aber für den Platz hat es sich schon gelohnt.


                                        ...meine eh schon kaputten Sandalen, die ich über 4 Wochen umsonst mit mir rumgeschleppt habe überließ ich dem Rastplatz


                                        es hat zwar ab und zu geregnet, aber bei den kurzen regenfreien Abschnitten war genug Zeit alles wieder zu trocknen






                                        14.7. – Tag 33

                                        Kolvereid – Veddal: 100km, 990hm

                                        Die Nacht hat es stark geregnet und es nieselt auch noch kurz vor dem Aufstehen, so wird wieder in Ruhe drinnen gefrühstückt und Zusammengepackt. Das Zelt bau ich in Badeschuhen ab, da ich nicht will, dass die Radschuhe gleich durchgeweicht sind. Die zieh ich erst wieder an als ich das Fahrrad wieder zur Straße hochgeschoben habe.
                                        Der Wetterbericht hat sich mal wieder gewaltig verschätzt und statt der angekündigten Sonne sind es 11°C und es ist bedeckt.
                                        Wir folgen dem Verlauf der 771, die sich durch eine raue Gegend schlängelt und treffen wieder auf die 17, die jetzt zu einer schmalen Straße geworden ist. Wir kommen wieder genau pünktlich zur Fähre von Holm nach Vennsund an und der einsetzende Nieselregen macht mir nicht gerade Hoffnung meine am Morgen im Fluss gewaschenen Sachen möglichst schnell trocken zu bekommen.
                                        Auf der anderen Seite geht es nun erstmal flach weiter, jedoch ist die Zeit schon ziemlich weit vorangeschritten und so ist es schon gegen halb sieben, als wir einen Campingplatz am Wasser finden.
                                        Der Weg zu diesem ist wieder einmal sehr beschwerlich und allein wär ich nie auf die Idee gekommen mich dahin zu stellen. Es ist aber sehr schön und die Sonne kommt sogar noch raus, nach kurzer Zeit sind am Himmel fast gar keine Wolken mehr, da merkt man gar nicht die ganzen kleinen Fliegen die einen wieder zurichten.
                                        Nach einer Weile kommt der Fischer runter, dem die Boote in der Nähe gehören und er fragt und warum wir uns nicht neben die Boote gestellt hätten und so weit im Gebüsch stehen. Dabei haben wir uns gerade etwas abseits gestellt um nicht im Weg zu stehen…
                                        Er bietet uns an mit einem Paddelboot eine Runde zu fahren, was wir natürlich nicht abschlagen, wann hat man schon mal die Möglichkeit im Sonnenuntergang bei bestem Wetter mit Blick auf den Torghatten eine Bootstour zu machen.
                                        Ryan schwingt sich vom Boot aus in die Nordsee, ich schieb mein nächstes Bad noch etwas auf.
                                        Auf dem Boot essen wir noch etwas bevor wir es wieder an Land schieben als die Sonne gegen 10:45 hinter dem Berg verschwindet.
                                        Die Füße sind eiskalt, aber nun lieg ich mit Wollsocken gemütlich im Schlafsack, draußen sind es 8°C und ich merke wie die Füße langsam wieder auftauen.



                                        diese Landschaft liebe ich an Norwegen


                                        und wenigstens kann man die Straße gut einsehen


                                        bei dem Wetter kann man gar nicht glauben, dass es zum Abend hin noch wolkenlos wird






                                        aber zum Glück kann man sich ja täuschen, hier der Blick auf den Torghatten






                                        besagter Zeltplatz am Wasser














                                        und schließlich der Sonnenuntergang 22:30


                                        Ich weiß nicht wann ich es weiter schaffe, nächste Woche ist erstmal eine kleine Fahrradtour angesagt und dann muss ich mal sehen
                                        wie ich das mit dem Lernen unter einen Hut kriege.
                                        VG

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