[FI] Finnland ein Wintertraum

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  • outbacktom
    Erfahren
    • 07.12.2010
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    • Privat

    • Meine Reisen

    [FI] Finnland ein Wintertraum

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    FINNLAND ein WINTERTRAUM

    Cäsar und Bitsh
    Pavarotti,
    Zorro und Armani,
    das sind die Namen meiner Hunde.
    Nach einer Woche und 150km Hundeschlittensafari nehme ich ihnen ihre Zuggeschirre ab,
    und bringe sie wieder in ihre Zwinger!

    Aber lasst mich das Abenteuer am Anfang beginnen!

    Ein Traum wird wahr.
    Ich sitze im Flugzeug, das mich in weniger als drei Stunden von Frankfurt an den Rand Europa´s bringt, nach Helsinki.
    Nach kurzem Aufenthalt geht es nochmals 1000km weiter in den Norden.
    250km nördlich des Polarkreises. An den Rand des Pallas-Onas- Nationalpark, eine der letzten Wildnisgebiete Nordeuropas.
    Hier erwartet mich, und noch einige andere Abenteuerlustige, ein Guide,
    der uns nach einer kurzen, aber herzlichen Begrüßung mit dem Bus zur Lodge an den Rand des NP bringt.

    Beim Aussteigen aus dem Bus hören wir sie schon,
    400 Schlittenhunde die im Kennel auf die nächste Ausfahrt warten.
    Die aber beginnt erst Morgen.




    Heute Abend gibt es nach dem Beziehen der urigen Holzhüttenzimmer noch die Materialausgabe.
    Von uns Gästen sind nur Unterwäsche und die Dinge des persönlichen Bedarfs mitzubringen!
    Alles andere stellt der Veranstalter der Safaris zur Verfügung!
    Wer braucht bekommt Mützen und Skimasken,
    Thermohosen und Jacken,
    Handschuhe und Stiefel,
    Schlafsack einen Seesack und dicke Socken oder was sonst noch fehlt!

    Wir schleppen die vielen Ausrüstungsgegenstände in unsere Zimmer und versuchen sie zu ordnen, so dass wir alles am nächsten Tag möglichst platzsparend in den Seesack unterbringen können, denn für den Gepäcktransport sind die nächsten 5 Tage wir, das heißt jeder Gast für sich mit seinen Hunden, verantwortlich!

    Nach dem ausgiebigen Abendessen und einer viel zu kurzen Nacht erwartet unser Guide für die nächste Woche die Teilnehmer der Safari beim Frühstück.

    Unser Wildnisführer,
    er hat tatsächlich eine solche Ausbildung in Finnland absolviert,
    heißt Ralf und kommt aus Deutschland.
    Er begrüßt uns mit den Worten: Es geht jetzt raus in die Wildnis!

    Und die verzeiht keine Fehler!

    Was er damit meint wird schnell klar, als er seine Checkliste herausholt und sie abarbeitet!
    Neben dem Aufzählen der Ausrüstungsgegenstände, die jeder dabei haben muß,
    Stirnlampe, Skibrille, Handschuhe, Sonnenbrille, usw.
    geht es in erster Linie um die zu erwartenden Gefahren.

    Kälte und Frost.
    Erwartete Temperaturen bis - 35 Grad seien durchaus möglich!

    Er sagt, dass es hier in der Sub-Polarregion so trocken sei wie in der Wüste, und dass wir mehr als drei Litter am Tag trinken MÜSSTEN, damit unser Körper nicht ehydriert!

    Und wir MÜSSTEN essen,
    egal, ob wir Hunger hätten oder nicht,
    5000 Kcal am Tag oder mehr,
    denn wenn erst der Hunger da ist, ist die Unterkühlung meist nicht mehr weit.
    Wir müssen bei jedem Atemzug die Luft in unseren Lungen aufwärmen und würden damit gleichzeitig auskühlen!
    Und wir haben viel Luft gebraucht.



    Als alles besprochen war, ging es endlich in den Kennel.
    Die Hundezwingeranlage!

    Was uns erwartete, überstieg all meine Vorstellung!
    Allein für unsere Gruppe waren 42 Hunde für 8 Schlitten zusammengestellt worden!
    für 7 Gäste und unseren Guide,
    der alleine spannt 10 Hunde vor seinen Schlitten, weil er die gesamten Lebensmittel für eine Woche Safari auf seinen Schlitten hat.
    Es herrschte ein ohrenbetäubender Krach, unsere Hunde und die Hunde der anderen Gruppen bellten, kläfften und jaulten um die Wette,
    sie zerrten an den Ketten, an denen sie festgemacht sind, als ginge es um ihr Leben.

    Sie versuchten sich zu beißen und durch Zähnefletschen zu beeindrucken,
    aber den einzigen, den sie damit wirklich beeindruckten war ich.
    Ich der ich mit Hunden bis dato nie so viel anzufangen wußte, stand in dieser Menge von Hunden die alle gleich aussahen und sich wie wild gebärdeten.

    Der Guide zeigte mir einen Schlitten und sagte, dass es für die nächste Woche meiner sei,
    dann zeigte er auf 5 Hunde ,
    und dass es meine Hunde seien für die nächsten Tage und dass es ganz an mir liegen würde wie sich die Jungs anstellen und den Schlitten ziehen würden!
    Ich verstaute meine Habseligkeiten in den Schlittensack.


    Beim ersten Anschirren der Hunde halfen noch eine Mitarbeiterin der Anlage und Gäste der Safari die dieses Abenteuer schon öfter gemacht haben.

    So langsam kam Ordnung in das Gewirre.

    Endlich waren wir reisebereit.
    Zum Glück, denn länger hätte ich diese Unruhe das Gebell und das Warten auf den Start nicht mehr ausgehalten!

    Jeder einzelne Halteknoten, der jeden einzelnen Schlitten an einem festen Punkt angebunden hielt, wurde aufgezogen,
    so dass nur noch die Schlittenbremse die Hunde zurück halten konnte los zu rennen.
    Ich stand mit meinem ganzen Körpergewicht auf dieser Bremse die zwei 10 cm lange Eisenzähne in den festen Schnee drückten,
    und doch schafften meine 5 Huskys es den Schlitten vorwärts zu ziehen!
    Nur ruckweise und immer nur wenige cm aber man konnte erahnen welche immense Kraft und welcher Wille zu laufen und zu ziehen in ihnen steckt!
    5 Hunde kaum größer als Knie hoch, und 25 kg leicht, hatten doch die Kraft weit mehr als eine Tonne Zugkraft zu entwickeln!

    Der Guide gab die bei der Einweisung vereinbarten Handzeichen.


    Hand hochheben-Achtung!
    Wir wiederholten das Zeichen als Bestätigung dass sie es gesehen haben.


    Die Faust seitlich des Kopfes auf und nieder geführt. - Anfahren!
    Alle Gäste wiederholen das Zeichen.


    Dann
    die flache Hand seitlich am Körper beschwichtigend auf und ab geführt- langsam fahren!


    Und mit einem Male ist alles um einen herum Mucks Mäuschen still,
    und nur das Scharren der Bremsen ist noch zu hören.
    Wie kann sich etwas so schnell bewegen? Ohne Motorgeräusch?
    Für einen normalen Mitteleuropäer eine außergewöhnlich Erfahrung!

    Keiner der Huskys der ganzen Gruppe gibt auch nur einen einzigen Laut von sich,
    sie haben ihr Ziel erreicht sie dürfen wieder laufen.
    Dafür sind sie geboren, um zu laufen und zu ziehen!

    Die erste Kurve ist geschafft.
    Die zweite auch.
    Jetzt noch durch die Straßenunterführung und die weite Wildnis Nordfinnlands liegt vor uns.


    Ich fahre an 6. Position in unserem Schlittenkonvoi.
    Der Guide und 4 Gäste sind vor mir,
    die beiden alten Hasen, die schon einige Schlittentouren auch in anderen Ländern gemacht haben, fahren hinter mir.

    Vor lauter Konzentration bekomme ich nicht viel mit,
    von dem was um mich herum geschieht!

    Wie war das nochmal:
    Nicht so viel den Schlitten schieben auf gerader Strecke, dann werden die Hunde nur bequem, weil sie merken der da hinten macht ja schon.
    Aber bei Steigungen, wenn sich einer oder gar beide Leithunde nach einem umdrehen, mitschieben.
    Weil sonst kann es passieren dass alle stehen bleiben und den Dienst quittieren.

    Das Gespann bei Stockungen oder Pausen früh genug abbremsen damit die eigenen Hunde keinen Kontakt zu den Hunden des vorausfahrenden Gespanns bekommen und es keine wilde Keilerei unter ihnen gibt.


    Bodenwellen in den Knien gut ausfedern.

    Ratschläge sind das eine,
    aber mir tun die Arme weh weil sie sich vom Festhalten am Schlitten verkrampfen.



    Wir fahren durch eine mit wenigen Bäumen bestandene Ebene auf den Horizont zu.
    Doch ich fahre wie durch einen Tunnel hinter meinem Vordermann her,
    und bekomme von der Umgebung so gut wie nichts mit.
    Aber dafür bin ich doch eigentlich hergekommen,
    um den Nordischen Winterwald zu erleben. Seit meiner Jugend träume ich davon den Norden zu bereisen. Und jetzt das erste Mal im Winter.
    Seit Wochen verfolge ich den Wetterbericht von Finnischlappland im Internet,
    bis -45 Grad wurden Ende Januar mehrmals gemeldet.

    Das Thermometer das ich an meiner Jacke befestigt hab zeigt -10 Grad an,
    es muß kapput sein den mir läuft der Schweiß.

    Wir fahren in einen Wald hinein.

    Wie war das mit der Warnung des Wildnisführers.
    Hier in Finnland gibt es Springtannen!

    Springtannen?

    Ja, die springen einem ganz unvermutet vor den Schlitten.
    Wenn man beim Schlittenfahren träumt und die Kurve nicht rechtzeitig sieht und den Schlitten durch Verlagerung des Körpergewichts und das gezielte Einsetzen der Bremse um diesen herumsteuert.

    Bis jetzt bin ich allen Tannen erfolgreich auswichen.

    Von vorn kommt das Handzeichen zum Stoppen,
    warum ist mir grad nicht klar.
    Da kommt auch schon der Guide den Trail zurückgelaufen, und erklärt dass man den Schlitten an einem Baum festmachen solle.
    Es sei Mittagspause!


    Schon??

    Schnell ist am Rastplatz ein Feuer entfacht!
    Ausrüstung aus dem Schlitten des Guide ist hergeholt, ein großer von Ruß geschwärzter Wasserkessel hängt über dem Feuer für heißen Tee,
    und in einer übergroßen Pfanne wird Lachs in Butter gebraten.


    Lachsburger!

    So kurz nach dem Frühstück hab ich eigentlich noch keinen Hunger,
    aber bei Lachs kann ich nicht widerstehen.

    Als Gäste den zweiten Burger dankend ablehnen, erinnert der Guide nochmals an die Einweisung vom Morgen. Was er über Hunger, Unterkühlung und Trinken etc. erzählt hat.
    Höflich aber bestimmt wird jedem von uns eine weitere Kalorienbombe gereicht.

    Mein Thermometer ist übrigens doch nicht kaputt.
    Jetzt in der Ruhe merkt man dass es kalt ist, der Schnee knirscht unter den Füßen, und die Bäume haben alle eine Verzierung aus weißem Zuckerguss.
    Die Bäume sind über und über mit Schnee bedeckt, und der Schnee neben dem Trail ist hüfthoch.
    Doch dank der guten Bekleidung, ich trage zwei Lagen Fleece eine mit Windstoppermembran und einer Daunenjacke ist mir zu keiner Zeit, jetzt nicht und auch später nicht, kalt.
    Und es sollte noch viel kälter werden!

    Nach der Pause fahren wir noch etwa eine Stunde weiter durch den Winterwald und das letzte Stück des Trail über einen zugefrorenen See, zur ersten Wildnishütte.


    An der Hütte angekommen stellen wir uns in der Reihenfolge in der wir auch am Tag unterwegs waren an die Stake-out Line die in unserem Fall eine Kette ist. Die Schlitten werden festgebunden wie bei jeder längeren Pause und den Huskys werden ihre Zuggeschirre abgenommen und an der Kette festgemacht!


    Sofort beginnen wir ohne lange Absprachen die zu erfüllenden Aufgaben, die uns der Guide in der Pause erklärt hat, in Angriff zu nehmen.
    Einer macht Feuer in der Sauna, einer der wichtigsten Räume in der Finnischen Wildnis, das sollten wir alle noch lernen.
    Die Sauna ist der einzige wirklich warme Ort, dort kann man sich waschen, dort wird aber auch das so wichtige Hundefutter aufgetaut und zubereitet.

    Wasser holen aus dem Eisloch im See, in die Sauna bringen und aufwärmen, um daraus die für die Hunde so wichtige Suppe zuzubereiten.
    Warmes Wasser mit Trockenfutter, extrem wichtig für die Tiere damit auch sie ihren Flüssigkeits- und Energiehaushalt ausgleichen können.

    Nach dem ersten Versorgen der Tiere sind wir Menschen dran uns was Gutes zu gönnen,
    in der Hütte, in der es momentan noch nicht viel wärmer ist als draußen, gibt es was Warmes zu trinken und Gebäck.
    Man vergisst schnell wie lecker trockene Kekse sein können, wenn man im Überfluss lebt, hier muss alles wohl durchdacht und eingeplant sein, denn wir haben unsere gesamten Lebensmittel für die 5-tägige Tour dabei, und Nachkaufen geht hier fernab jeglicher Straßen und Geschäfte nicht.


    Nach der Pause ist das tiefgefrorene Fleisch das von uns zerhackt und mit heißem Wasser aufgegossen wurde, in der Sauna aufgetaut und bereit an die 42 hungrigen Mäuler verfüttert zu werden.

    Die Hunde fressen so gierig als ob sie seit Tagen nichts mehr gehabt hätten oder es Morgen nichts mehr gäbe!
    Innerhalb von Minuten haben die Hunde ihren Napf bis auf den letzten Brocken Fleisch ausgeleckt und doch versuchen sie dem Nachbarn noch etwas zu stehlen.


    Jetzt nachdem die Huskys versorgt sind, ist erst Zeit für uns Menschen!
    Während der Guide das Essen für uns auf einem Gaskocher zubereitet, haben wir Zeit uns in der Sauna zu entspannen!
    Aber auch dabei kommt keine Langeweile auf,
    Die Öfen für die Sauna und den Wasserkessel sind so gierig nach Brennholz dass ständig einer unterwegs ist um Nachschub heran zu schaffen.



    Nach dem einfachen aber guten und habhaften Abendessen,übernehmen wir die Gäste den Abwasch.
    Währen Ralf der Guide seit Stunden die erste Pause des Tages genießt.

    Die Wildnishütten sind einfach gehalten!
    Kein Strom und fließend Wasser , nur Kerzen oder eine Gaslaterne erleuchten den großen Gemeinschaftsraum in dem auch die Stockbetten, und der einzige Ofen der Hütte steht, in einer Ecke ist auch die Kochnische untergebracht.

    Das Häuschen mit dem Herz in der Tür ist etwa 25 hinter der Hütte.


    Die Nacht geht,
    der Tag kommt, und nach dem ausgiebigen Frühstück heißt es Hunde füttern,
    Sie bekommen wieder eine Suppe mit Fleischresten vom Vortag,
    angereichert mit Trockenfutter.


    Nachdem die Hütte auf Vordermann gebracht wurde und die so wichtigen Holzvorräte in der Hütte und der Sauna aufgefüllt wurden, heißt es Hunde anspannen.

    Jetzt am zweiten Tag erkennt man sein Gespann,
    und seine Hunde schon leichter.


    Es ist angespannt.
    Die Hunde zerren an den Leinen sie wollen wieder laufen.

    Die Handzeichen werden gegeben.

    Die Fahrt beginnt aufs Neue,
    aber was ist das!

    Der Guide hat nichts davon erwähnt dass es hier in Finnland auch springende Hausecken gibt.

    Die Hunde sind so wild aufs Laufen dass sie die Ecke des Holzschuppen rammen noch bevor ich etwas dagegen unternehmen kann.
    Das Ergebnis ist dass an meinem Schlitten ein gewaltiges Knäuel aus Hunden und Leinen hängt!
    An eine Weiterfahrt ist so nicht zu denken.
    Also den Schneeanker in den Boden gerammt und zu den Hunden vor.
    Die Hunde bellen und kläffen sich an, keiner will auf seinen angestammten Platz verzichten.
    Es dauert eine Weile bis ich erkannt hab wo welcher Hund ist,
    wo er eigentlich hingehört und welchen Karabinerhaken ich aufmachen muß und welchen ich nicht öffnen darf damit das Gewirr ein gutes Ende findet.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es soweit, die Huskys stehen wieder an ihrem Platz.

    Ich gebe dem Guide das Zeichen dass alles in Ordnung ist, und dass es weiter gehen kann.


    Die Tagesstrecke ist schön zu fahren.
    Immer weiter weg von den Siedlungen , immer paralell zum Pallas-Onas-NP, immer weiter Richtung Norden.
    Rund 45 km bei einer Geschwindigkeit von 10 km/h die die Huskys über Stunden ohne Probleme laufen können.
    Wieder mit einer schönen Mittagspause, mit Lagerfeuer, reichlich Essen und Trinken!
    Das Gelände ist einfach zu befahren, durch zugefrorene Sumpflandschaften über brettebene Seen und durch tief verschneite Wälder.
    So gefällt mir das.
    Ich bin angekommen im winterlichen Nord Finnland!
    Mir macht das Reisen mit den Husky Hundeschlittengespann von Stunde zu Stunde von Minute zu Minute mehr Spass.
    Mir gefällt der Rhythmus der täglich wiederkehrenden Arbeiten.


    Die Hütte am Ende des dritten Tages liegt am südlichen Ufer eines größeren Sees!
    Nachdem die Handgriffe beim Umgang mit den Huskys, und der Versorgung der Wildnishütte uns immer leichter von der Hand gehen, bleibt auch Zeit die abendliche Ruhe im Winterwald zu genießen.
    Tagsüber ist es aufgeklart, wir haben blauen Himmel, und der Sonnenuntergang könnte nicht schöner sein.


    Nach dem wie immer guten Abendessen,
    steckt der Guide den Kopf zur Tür herein und meint ganz trocken:

    Wir haben POLARLICHT!!!


    Alle wie wir da waren sprangen auf, griffen nach den dicken Ddunengefütterten Jacken, zogen die Winterboots an und rannten runter zum Ufer des Sees, und schauten Richtung Norden.
    Das was uns da von der Natur geboten wurde verschlägt allen minutenlang die Sprache.


    Auf meinen Reisen habe ich schon so einige Naturwunder erlebt und bewundert.
    2000 jährige Mammutbäume in Kalifornien,
    die Niagarafälle in Kanada,
    die lybische Wüste und die Pyramiden in Ägypten,
    die heftigsten Gewitter in den Alpen,
    aber nichts kann diesem Naturschauspiel auch nur annähernd das Wasser reichen.




    AURORA BOREALIS.


    Wir standen den Kopf im Nacken in den Himmel schauend da, und das Einzige was zu hören wahr war.

    Ohhhhhh....... ist das Schöööööönnnnn........ !

    Bei keinem Naturschauspiel hab ich bisher diese majestätische friedliche Ruhe erlebt!

    Der Himmel ist neongrün gefärbt.
    Und die eigentlichen Polarlichter sind wie riesige sich in Wogen des Weltall bewegende Lichtvorhänge!
    Die durch ihre ruhige langsame Bewegungen eine friedliche Atmosphäre ausstrahlen, die ich noch nicht erlebt hab.
    Eine Stunde oder länger betrachten wir das Schauspiel bis es langsam erlischt, und nur noch der sternenklare Himmel mit dem Stenbild des Orion zurückbleibt.


    Als ich am nächsten Morgen aufwache wundere ich mich über die Geräusche die die Hütte von sich gibt.
    Das Thermometer meiner Armbanduhr zeigt 2 Grad plus an, wohlgemerkt in der Hütte!

    Mir dämmert es, was da gerade vor sich geht.
    Die Hütte schrumpft und zieht sich zusammen aufgrund der Kälte die draußen herrschen muß.
    Ich spreche den Guide darauf leise an weil einige Gäste noch schlafen, und der nickt und sagt nur -28 Grad.


    Das muss ich erleben.
    Ich ziehe meine Sachen an, nehme meine dünnen Handschuhe mit, die ich dabei habe um zu Fotografieren, und gehe raus.
    Die ersten Atemzüge und ich merke wie kalt -28 Grad sind.
    Es klebt in der Nase.
    Meine Fotokamera die ich die ganze Woche draußen vor den Hütten gelassen habe, damit sie nicht beschlägt wenn sie in die Wärme kommt, ist so kalt dass der Akku nur noch die Hälfte der Leistung anzeigt, obwohl er eigentlich voll sein müßte.

    Das Berühren der Stativschelle am Fotoapparat erzeugt in Sekunden Schmerzen!
    Ich muß die Handschuhe wieder anziehen.
    Aber dieses Licht und die Bilder die entstehen, entschädigen für für die Qualen.

    Und das faszinierende daran ist, dass es den Huskys nicht das Geringste ausgemacht hat. Die Hunde halten selbst Temperaturen von weit unter 40 Grad minus problemlos aus.



    An diesem Tag ist das Schlittenfahren ein Kinderspiel.
    Der starke Frost hat den Trail zu einer Eisbahn werden lassen.
    Die Leithunde Cäsar und Bitsh, und auch die anderen können leichten Schrittes dahin traben, weil sie kaum im Schnee einsinken,
    und auch der Schlitten gleitet viel viel leichter als die Tage zuvor!


    Das Wetter ist traumhaft Sonnig,
    und die Landschaft ist wunderschön,
    ich habe mich an den Laufrhythmus der Huskys gewöhnt und kann hinten auf den Kufen meines Schlitten stehend mich entspannen, und die Landschaft die gemächlich an mir vorüberzieht genießen.
    Ich hab gelernt zu erkennen wann Zoro, einer meine Wheeldogs, zieht und wann nicht, er ist der körperlich größte, und gleichzeitig der gemütlichste meiner Husky im Team, aber beim Fressen ist er immer der schnellste, Hunde sind halt auch nur Menschen.

    Dann ist da Pavarotti,
    er ist der zutraulichste meiner 5.
    Er lebt den Sommer über in einer Familie und nicht im Kennel wie die anderen.

    So langsam bekommen die Hunde ein Gesicht, eine Persönlichkeit.



    Am heutigen 5. und damit letzten Tag der Safari geht es zurück zur Lodge und zum Kennel.
    Aber noch haben wir 45 km vor uns,
    auf die Frage des Guide, ob wir lieber eine kürzere Route für den Rückweg wollen, haben das alle verneint.
    Die Hunde haben uns angesteckt.
    Wir wollen auf den Trail. Wir wollen die Natur genießen.

    Es geht über mehrere langgezogene Seen,
    und das Fahren mit dem Hundegespann ist einfach.
    Mittlerweile haben die Laufgeräusche und das Hecheln der Huskys etwas Meditatives.
    Das Geräusch das ihre Pfoten auf dem festen Schnee machen hat sich so in meinem Gedächtnis festgesetzt, dass ich es heute, Monate später, noch immer höre!


    Schon erkennt man am Horizont die Windräder, die am Rand des Ortes stehen in den wir zurück kehren.
    Bald danach müssen wir auch wieder die Straße überqueren, die Autos auf der Straße halten an um uns passieren zu lassen.
    Seit Tagen sehen wir die ersten Menschen außerhalb unserer Gruppe.
    Und die Menschen in den Autos staunen nicht schlecht über unseren Anblick,
    der doch eigentlich seit Jahrhunderten das Natürlichste ist was es geben kann.

    Noch ein kurzes Stück Trail, noch eine Kurve und noch eine und noch eine,
    und schon sind wir wieder im Kennel!

    Ich nehme jeden einzelnen "meiner" Hunde in den Arm. Nehme ihnen das Zuggeschirr ab und bringe sie in ihre Zwinger. Jeden in seinen.

    Cäsar und Bitsh

    Pavarotti,

    Armani und Zorro,

    es sind nicht mehr einfach die Namen meiner Hunde. Es sind die Namen von Freunden geworden.


    Hier sind so viele Menschen, ich will wieder raus noch eine kleine Weile weiterfahren.
    Doch es nützt nichts das Abenteuer Hundeschlittensafari ist vorbei, für dieses Mal, aber bestimmt nicht für immer.
    Ich bin infiziert mit dem Virus, süchtig nach der weißen Wildnis.
    Süchtig nach Hundeschlittenfahren.
    Ich bin noch lange kein Musher (Schlittenhundeführer), aber ich bin süchtig danach.






    FINNLAND ein WINTERTRAUM.




    Vielen Danke für die positiven Reaktionen!!

    Deshalb noch ein eine Zugabe:
    eine Dia show von der Reise eingestellt bei YouTube.
    www.youtube.com/watch?v=Ka8gnxToUIs
    Zuletzt geändert von outbacktom; 29.10.2011, 12:56. Grund: Mit einer Diashow ergänzt!
    Wenn unser Vater das sagen gehabt hätte, so wäre es keinem Menschen, der nicht richtig zu fischen wußte, gestattet gewesen einen Fisch durchs Fangen zu entehren.
    (Norman Maclean" Aus der Mitte entspringt ein Fluss)

  • ckanadier

    Dauerbesucher
    • 24.02.2011
    • 565
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Finnland ein Wintertraum

    Moin Tommy,
    Danke ,schön zu lesen geschrieben. Du hast völlig recht, sowas macht positiv krank.
    Gruß Jürgen
    http://www.canadierforum.de/t7285f19...Paddel-AB.html

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    • smeagolvomloh
      Fuchs
      • 07.06.2008
      • 1929
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: Finnland ein Wintertraum

      Wirklich ein schöner Bericht!

      Könntest du evtl. noch ein paar Bilder nachreichen?
      "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
      Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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      • Mika Hautamaeki
        Alter Hase
        • 30.05.2007
        • 3979
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Finnland ein Wintertraum

        Ja, das liest sich super spannend, aber ein paar Bilder würden dem ganzen noch mehr Leben einhauchen. Danke!
        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
        A. v. Humboldt.

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        • outbacktom
          Erfahren
          • 07.12.2010
          • 155
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Finnland ein Wintertraum

          Bilder kommen noch!

          Nur hab ich grad Schwierigkeiten sie hoch zu laden.
          Über einen Hilfreichen Tip währe ich sehr dankbar.
          Wenn unser Vater das sagen gehabt hätte, so wäre es keinem Menschen, der nicht richtig zu fischen wußte, gestattet gewesen einen Fisch durchs Fangen zu entehren.
          (Norman Maclean" Aus der Mitte entspringt ein Fluss)

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          • hotdog
            Freak

            Liebt das Forum
            • 15.10.2007
            • 16106
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Finnland ein Wintertraum

            Zitat von outbacktom Beitrag anzeigen
            Bilder kommen noch!

            Nur hab ich grad Schwierigkeiten sie hoch zu laden.
            Über einen Hilfreichen Tip währe ich sehr dankbar.
            Wie Fotos hochladen?
            Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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            • outbacktom
              Erfahren
              • 07.12.2010
              • 155
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Finnland ein Wintertraum

              Danke,

              da schau ich gleich mal nach!
              Wenn unser Vater das sagen gehabt hätte, so wäre es keinem Menschen, der nicht richtig zu fischen wußte, gestattet gewesen einen Fisch durchs Fangen zu entehren.
              (Norman Maclean" Aus der Mitte entspringt ein Fluss)

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              • outbacktom
                Erfahren
                • 07.12.2010
                • 155
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Finnland ein Wintertraum

                So jetzt hat der Reisebericht auch ein paar Fotos.


                Vielleicht werden es in ein paar Tagen noch ein mehr.
                Wenn unser Vater das sagen gehabt hätte, so wäre es keinem Menschen, der nicht richtig zu fischen wußte, gestattet gewesen einen Fisch durchs Fangen zu entehren.
                (Norman Maclean" Aus der Mitte entspringt ein Fluss)

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                  #9
                  AW: Finnland ein Wintertraum

                  Zitat von outbacktom Beitrag anzeigen
                  So jetzt hat der Reisebericht auch ein paar Fotos.
                  Vielleicht werden es in ein paar Tagen noch ein mehr.
                  Jaa, jaa, bittebittebitte

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                  • Sapmi
                    Fuchs
                    • 20.11.2005
                    • 2329
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Finnland ein Wintertraum

                    Danke für den interessanten Bericht und die schönen Fotos, von denen es tatsächlich gerne noch ein paar mehr geben darf.

                    Für den (eher unwahrscheinlichen) Fall, dass Du es noch nicht kennst, dürfte dieses Buch hier was für Dich sein: "In die Dämmerung" http://www.amazon.de/die-D%C3%A4mmer...5137610&sr=8-1
                    Kilpailu ei kuulu erämaahan
                    ***********************
                    Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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                    • ursstotz
                      Erfahren
                      • 14.03.2010
                      • 377
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: Finnland ein Wintertraum

                      Danke Tommy für diesen schönen Reisebericht. So eine Hundeschlittentour würde ich auch gern einmal machen. Wann warst Du auf dieser Tour?

                      Gruss
                      Urs

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                      • Sarekmaniac
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 19.11.2008
                        • 10958
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: Finnland ein Wintertraum

                        Ein schöner Bericht, Danke.

                        Gestern sah ich wieder die zwei leicht proletischen Leute aus meiner (sehr urbanen) Nachbarschaft, die ihren leicht übergewichtigen, hyperaktiven Husky zu zügeln versuchten.

                        Der tut mir immer so leid, besonders wenn ich Bilder wie deine sehe. Absolut faszinierende Tiere.
                        Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                        (@neural_meduza)

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                        • Mika Hautamaeki
                          Alter Hase
                          • 30.05.2007
                          • 3979
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: Finnland ein Wintertraum

                          Vielen Dank für den Bericht und die Fotos. Das steht nun wit oben auf meiner "winter liste" für nächstes Jahr.
                          So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                          A. v. Humboldt.

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                          • Sunshinehaus
                            Neu im Forum
                            • 21.02.2011
                            • 1
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: Finnland ein Wintertraum

                            hallo outbacktom,

                            wo hast Du denn die Tour gebucht?

                            Das würde mich auch interessieren so ein Wintertraum

                            lg

                            Matthias

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                            • nordwind
                              Erfahren
                              • 05.07.2005
                              • 192
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: Finnland ein Wintertraum

                              vielen Dank!
                              Risiko ist kalkulierbar

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                              • outbacktom
                                Erfahren
                                • 07.12.2010
                                • 155
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [FI] Finnland ein Wintertraum

                                So,


                                vielen Dank für die Tollen Reaktionen!


                                Der Reisepreis liegt mit Flug von Deutschland über Helsinki nach Kittilä bei etwa 2000€!
                                Mehr Infos per PN.

                                Hab noch eine Diashow direkt an den ersten Beitrag dran gehängt!
                                Wenn unser Vater das sagen gehabt hätte, so wäre es keinem Menschen, der nicht richtig zu fischen wußte, gestattet gewesen einen Fisch durchs Fangen zu entehren.
                                (Norman Maclean" Aus der Mitte entspringt ein Fluss)

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                                • Inarijoen Peter
                                  Dauerbesucher
                                  • 22.07.2008
                                  • 764
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [FI] Finnland ein Wintertraum

                                  Schöner Bericht und Fotos über Deinen Wintertraum in Lappland.
                                  Ich bin immer wieder erstaunt, wie in den letzten Jahren dieser touristische Zweig zugenommen hat. Diese Sparte wird in Finnland seit dem EU-Beitritt ja hauptsächlich von Ausländern aus dem deutschsprachigen Raum betrieben, denn Schlittenhunde waren in finnisch Lappland früher eigentlich nicht zu sehen. Vermutlich haben die mehr Jack London Bücher gelesen als die Finnen, welche ja eigentlich lieber mit Motorschlitten durch die Gegend fahren.

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                                  • outbacktom
                                    Erfahren
                                    • 07.12.2010
                                    • 155
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [FI] Finnland ein Wintertraum

                                    Hallo Hallo!


                                    Kurze Info:

                                    Husky und Eis
                                    Kältetest in Finnland

                                    Am Dienstag 25.12.2012 um 05.20 Uhr kommt ein Bericht im ZDF-neo über die Hundeschlittenanlage
                                    mit der ich damals gefahren bin.
                                    Die Erzählte Geschichte ist zwar "erfunden" aber die Bilder sind nicht schlecht!

                                    Es ist zwar eine etwas ungünstige Zeit,
                                    aber vielleicht will sich ja jemand die Sendung aufnehmen!

                                    Gruß Tommy
                                    Wenn unser Vater das sagen gehabt hätte, so wäre es keinem Menschen, der nicht richtig zu fischen wußte, gestattet gewesen einen Fisch durchs Fangen zu entehren.
                                    (Norman Maclean" Aus der Mitte entspringt ein Fluss)

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                                    • MartinP
                                      Anfänger im Forum
                                      • 27.01.2009
                                      • 28
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [FI] Finnland ein Wintertraum

                                      Danke für den Tip. Gibt es vielleicht später dann in der Mediathek:
                                      http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/hauptnavigation/sendung-verpasst
                                      und mit noch mehr Glück darf man den sogar aus dem Ausland sehen.

                                      Grüße aus Polen - Martin

                                      Kommentar


                                      • Scrat79
                                        Freak
                                        Liebt das Forum
                                        • 11.07.2008
                                        • 12533
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [FI] Finnland ein Wintertraum

                                        Ein toller Bericht, ein tolles Abenteuer. Das Fernweh weckt.
                                        Vielen Dank Outbacktom. Auch für die anschließenden Bilder.
                                        Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                        Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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