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Reisebericht: West Highland Way Winter 2011
Land: Schottland
Reisezeit: 19.-26. Januar 2011
Region/Kontinent: Europa
Vorwort:
Hallo Zusammen,
Dies hier wird mein erster Reisebericht und ich hoffe er wird euch gefallen! Nachdem ich hier schon so einige tolle Berichte gelesen habe, welche mir Ideen und Vorlagen für eigene Touren gegeben haben, wollte ich einfach auch mal etwas zurück geben... und wer weiß, vielleicht motiviert der Reisebericht ja auch den ein oder anderen mal im Winter nach Schottland zu reisen : -)
Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an Christoph_, dessen Reisebericht aus dem letzten Jahr den entscheidenden Funken ausgelöst hat und mir als Vorlage diente, sowie an die anderen Schottland-Experten hier aus dem Forum, welche mir bei der Planung etwas unter die Arme gegriffen haben...
Die ganze Tour war recht spontan, und so hatte ich nur ca. 2 Wochen um alles zu planen und zu buchen, dabei habt ihr sehr geholfen!
Also... ich hoffe ihr habt spaß!
Tag 1: Anreise (19.01.2011)
Von Köln aus geht es mit easyJet nach Edinburgh. Der Flug ist sehr ruhig, das Flugzeug ist nichtmal annähernd voll. Teilweise hat man einen schönen Ausblick auf den vom Vollmond geschmückten Nachthimmel… sonst gibt’s nicht viel zu sehen.
Um ca. 21:15h landet die Maschine.
Ich komme schnell an meinen Rucksack und erwische direkt einen Bus ins Stadtzentrum von Edinburgh. Von hier aus sind es nur ein paar Sekunden zum „St. Christopher’s Inn“, einem tollen Hostel auf der Market Street. Vor dem Hostel treffe ich eine Gruppe deutscher Schüler… scheinen schon etwas angeheitert, Sie erzählen mir stolz, dass sie in den kommenden Tagen mit ihrer Klasse auch „nach Highland fahren“. Achso! denke ich, beglückwünsche Sie, checke schnell ein und verschwinde auf mein Zimmer…
Den Rucksack abgelegt lasse ich mir von einer Mitarbeiterin des Hostels ein paar Restaurants empfehlen. Da es schon relativ spät ist hat vieles geschlossen, ich lande in einer schönen Pizzeria, Esse trinke etwas Wein und genieße den Abend. Im Hostel gibt es später noch ein Bier, um etwa 1 Uhr hau ich mich ins Bett…
Tag2: Nach Fort William (20.01.2011)
Um 6:30 klingelt der Wecker… viel geschlafen habe ich nicht, aber auf der kommenden Zugfahrt hab ich mehr als genügend Zeit um das aufzuholen. Ich bin schnell auf den Beinen, habe meine Sachen gepackt und checke aus. Um 07:15h nehme ich den Zug nach Glasgow, von dort aus geht es mit einem anderen Zug weiter nach Fort William. 4 Stunden Zug… here we go! Die Zugfahrt ist eher langweilig und zieht sich in die Länge. Der Blick nach draußen wird die meiste Zeit von dicken Nebelschwaden verdeckt… lediglich gegen Ende der Fahrt wird es etwas klarer und man hat einen traumhaften Blick nach draußen. Die Vorfreude steigt!
In Fort William angekommen sind es viertel nach 12, ich mache mich noch schnell auf zum Nevis Sports um Spiritus für meinen Kocher zu kaufen. Es ist doch irgendwie frischer als gedacht, also hole ich mir gleich auch noch ein paar dünne Windstopper Handschuhe. Da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe pfeife ich mir direkt drei Müsliriegel rein… jetzt aber los! Die Freude auf den WHW wird jedoch gleich zu Beginn etwas getrübt, wegen Waldarbeiten geht es nicht durch den Nevis Forest, sondern über eine Umleitung am Cow Hill entlang nach Glengour und von dort aus über Blarmachfoldach an den Lochan Lunn Da-Bhra, wo sich der weg wieder mit dem WHW trifft.
Der Umweg ist zu Anfang in der Gegend des Cow Hills zwar wirklich schön, bringt mich aber ein bisschen aus dem Konzept, so dass ich mich nicht wirklich darüber freue… immerhin scheint die Sonne!
Ziel des Tages wurde es dann allerdings zurück auf den WHW zu gelangen. Blöd nur, dass ich spät dran bin und es früh dunkel wird. Ich schaffe es grad noch so, kurz bevor es zu dämmern beginnt laufe ich wieder auf dem West Highland Way. Die Augen immer auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz.
Eine Gruppe von drei Range Rovern kommt mir entgegen, der letzte hält: „You’re late on the road… late on the road!“ bekomme ich zu hören und werde gefragt ob ich noch bis nach Kinlochleven will. Als ich sage, dass es dafür wohl leider schon ein bisschen zu spät sei werde ich nach Zelt und allem gefragt… „Well, at least you got options!“ heißt es daraufhin. Ich sehe das einfach als Erlaubnis mein Zelt aufstellen zu dürfen, was bei der nächstbesten Gelegenheit auch guten Gewissens getan wird. Der Platz ist zwar nicht ideal, da er in relativ hohem Gras liegt und nass bzw. gefroren ist, aber immerhin ist die Fläche einigermaßen eben.
Da es mittlerweile aber schon dunkel ist wird es empfindlich kalt. So hole ich mir beim aufbauen des Zeltes kalte Finger und bin eher schlecht gelaunt. Da ich heute wenig, zu wenig, gegessen habe fällt das Abendessen umso üppiger aus. Es gibt ein paar Tassen schön heißen Pfefferminztee und eine große Portion Curryreis, zum Nachtisch Müsli und etwas Trockenobst. Doch auch das üppige Essen will die Stimmung nicht so richtig steigern… Im Dunkeln im Nassen sein Zelt aufzubauen ist doch irgendwie blöder als angenommen. Gegen 6 Uhr habe ich dann die schnauze Voll und hau mich aufs Ohr. Nachts wache ich einmal auf, ansonsten schlafe ich aber wirklich gut und lange!
Tag 3: Lundrava- King’s House Hotel (21.01.2011)
07:30h, ein piepsen weckt mich… der Wecker! Da es draußen noch dunkel ist entscheide ich mich schnell aufzustehen um eines dieser schönen „Mein-Zelt-bei-Nacht“-Aufnahmen zu machen…
...leichter gesagt als getan, meine kleine e+Lite ist wohl doch ein bisschen zu schwach um das Zelt ganz auszuleuchten. Als die Sonne langsam aufgeht will ich mir Wasser für das Frühstück kochen und nebenbei das Zelt abbauen, doch irgendwie krieg ich den Kocher nicht an. Also wird einfach abgebaut und zusammen gepackt… bei den kalten, klammen Fingern ist die Lust zu frühstücken schnell vergangen, es geht einfach los.
Der Weg zu den Ruinen von Tigh-na-sleubhaich ist so schön, dass sich meine Laune schlagartig verbessert! Eingerahmt von imposant wirkenden Hügeln/Bergen (weiß nicht wie man es nennen sollte… hills!) bahnt sich der West Highland Way seinen Weg entlang eines Tals in richtung Horizont…
Willkommen in den Highlands… ein tolles Gefühl! Frohen Hauptes gehe ich meinen Weg. Es macht spaß den Weg vor sich zu sehen und auch macht es spaß hier wirklich allein zu sein!
An den Ruinen mache ich eine kleine Pause. Der himmel ist zwar grau, regnen tut es allerdings nicht. Wieder einmal besteht das Frühstück nur aus Müsliriegeln, ich mache allerdings später, kurz vor Kinlochleven an einem trockenen Stein eine Mittagspause. Nun gibt es endlich eine heiße Tasse Kaffee! Zu Essen eine Portion Müsli und ein paar getrocknete Aprikosen. Aufgetankt geht es runter nach Kinlochleven, welches ich aber zügig durchquere um weiterzukommen. Der Aufstieg aus dem Dörfchen raus gestaltet sich als nicht sonderlich schön. Es geht vorbei an einer längeren Baustelle auf der mir das ein oder andere Baufahreug entgegenkommt und dann führt der Weg ein gutes Stück an diesen „Pipelines“ entlang. Ich mache mir nicht viel draus, schließlich bewege ich mich ja grad weg von hier! Vermutlich liegt es auch einfach an der Jahreszeit, denn bei dem was auf dem WHW in den wärmeren Monaten los sein soll, bleibt den Gemeinden wohl nichts anderes übrig als die anfallenden Arbeiten in die Wintermonate zu schieben.
Zurück in unbewohntem Gefilde fallen prompt die ersten Hindernisse an und das Vorankommen wird erschwert…
große Teile des Weges sind mit einer Eisschicht überzogen. Hier ist also Vorsicht geboten. Ein paar mal liege ich fast auf der Nase. Es dauert aber nicht lange und der Anstieg ist überwunden und auf der anderen Seite, ohne Eis, komme ich wieder schneller vorwärts.
Ungefähr beim Stob Mhic Mhartuin oder etwas davor verrät der Blick auf die Uhr, dass es schon wieder recht spät ist und beim Gedanken an die noch zu gehende Strecke verlässt mich ein bisschen die Motivation…
...ich entscheide mich dazu meine iPod rauszuholen... obwohl ich das eigentlich nicht machen wollte… aber siehe da, so ein bisschen Musik wirkt wahre Wunder und ich bin gleich wieder deutlich schneller unterwegs!
Den Devil’s Staircase geht es runter (gar nicht so „devil“…)...
...und bei Altnafeadh erblicke ich ein paar Leute die in meine Richtung kommen. Es scheint sich um eine Gruppe Kletterer zu handeln. Unten an der kleinen Brücke vor der A82 treffe ich einen und unterhalte mich kurz… er ist am rauchen, keine Zigarette. Ich überlege kurz ob ich auch mal will… habe auch irgendwie Lust, fände es aber andererseits auch echt bescheuert das hier und jetzt zu tun. Ich gehe also weiter und überquere die A82.
Auf der anderen Seite geht es weiter den restlichen Kletterern entgegen, bis ich nach ein paar Minuten merke, dass ich hier irgendwie falsch bin. Ein blick auf die Karte bestätigt dies. Statt die A82 zu überqueren hätte ich ihr folgen müssen… kein Problem, es geht also wieder zurück auf die andere Straßenseite und dann Richtung King’s House Hotel.
Auf dem letzten Stück fühle ich mich wie auf der Zielgeraden. Der weg ist asphaltiert, was mich in diesem Moment aber überhaupt nicht stört, da sich die Meter wie von selbst laufen. Auf dem Weg lasse ich einen gut aussehenden Zeltplatz links liegen… ich will jetzt unbedingt zum King’s House und dort auf der freien Campingfläche mein Zelt aufstellen. Langsam wird es dunkel und als ich ankomme kann ich die Infotafel kaum noch lesen.
Ich gehe also rein und frage nach der Fläche zum Campen. Von einer netten Frau erhalte ich Auskunft und mache mich auf, die Stelle zu suchen. Draußen ist es mittlerweile allerdings schon stockdunkel und der Blick auf den Zeltplatz ist auch eher ernüchternd… Pfützen und Eis!
Ich mache also wieder kehrt um die Nacht im Hotel zu verbringen. In selbigem ist so wenig los, dass ich ein echt schönes Zimmer zum Preis des günstigsten bekomme. Echt nett! Und im Zimmer steht sogar ein Wasserkocher… was für ein Luxus! Ich freue mich über das gemütliche Zimmer und breite meine Sachen aus.
Ich esse ein Steak & Ale pie mit Kartoffeln und frischem Gemüse… hmm, lecker… nach dem echt guten Essen verbringe ich noch etwas Zeit in der Bar, trinke ein Bier und lese ein bisschen. Im Hintergrund ein paar englische bzw. schottische Stimmen und zwei Leute die Snooker spielen. Was für eine traumhafte Kulisse und was für ein Ambiente zum Lesen! Glücklich und Zufrieden nehme ich noch eine schön heiße Dusche und verzieh mich dann in mein Zimmer. Hier schreibe ich noch etwas und mache massiven Gebrauch vom Wasserkocher indem ich etliche Tassen Tee trinke… irgendwann geht es ab ins Bett.
In den nächsten Tagen geht's dann weiter...
gruß Elian : )
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