[SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

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  • Prachttaucher
    Freak

    Liebt das Forum
    • 21.01.2008
    • 12105
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    • Meine Reisen

    #61
    AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

    ist eine interessante Fragestellung : warmer Schlafsack + weniger Klamotten oder umgekehrt ?

    Ich bin da etwas am Überlegen :
    1. Antelope + 300 g Daunenjäckchen oder
    2. Versalite + 500 g Daunenjacke

    2. hätte den Vorteil, daß ich auch für kalte Nachmittage/ Abende gut gerüstet bin und vielleicht auch, daß ich eventuellen feuchtigkeitsbedingten Loft-Verlust durch längere Trockenzeit (Jacke trage ich ja schon früher) besser ausgleiche - ein gewisser Nachteil könnte das verstärkte Schwitzen im Schlafsack sein, wenn ich die Jacke nicht rechtzeitig ausziehe.

    1. hat bis auf letztes Jahr sonst eigentlich immer gereicht - der Schlafkomfort ist vielleicht höher als so dick eingemummelt.

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    • Karl-Koch
      Erfahren
      • 16.05.2007
      • 282
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      • Meine Reisen

      #62
      AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

      Zitat von Lightfoot Beitrag anzeigen
      @ Mortias: Da Berichte nur mit positiver Kritik ja langweilig sind - mir fällt gerade auf, Deine Packliste wäre interessanter, wenn Du Angaben zu Modell/Hersteller und evtl. auch Gewicht dabei hättest.

      Ja, auch bei der Isomatte wäre das Modell interessant... Ich habe bis jetzt immer um diese Jahrezeit eine Prolite4 verwendet. Teilweise war dass trotz warmen Schlafsack schon ziemlich kühl...
      Hattestdu wirklich nur einen Fleecepullover dabei?
      23

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      • Mortias
        Fuchs
        • 10.06.2004
        • 1279
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        • Meine Reisen

        #63
        AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

        Zitat von Lightfoot Beitrag anzeigen
        @ Mortias: Da Berichte nur mit positiver Kritik ja langweilig sind - mir fällt gerade auf, Deine Packliste wäre interessanter, wenn Du Angaben zu Modell/Hersteller und evtl. auch Gewicht dabei hättest.
        Moin Lightfood,
        meine Wanderausrüstung liegt leider komplett im Hause meiner Eltern. Ich könnte jetzt sicherlich aus der Erinnerung mir viele der Produktnamen zusammenraten, aber ich will auch nicht falsches schreiben. Gewogen habe ich die Sachen bisher noch nicht.

        Zitat von Karl-Koch Beitrag anzeigen
        Ja, auch bei der Isomatte wäre das Modell interessant... Ich habe bis jetzt immer um diese Jahrezeit eine Prolite4 verwendet. Teilweise war dass trotz warmen Schlafsack schon ziemlich kühl...
        Hattestdu wirklich nur einen Fleecepullover dabei?
        Also ich hatte eine eine Prolite 3 dabei. Mit der Isomatte hatte ich bisher keinerlei Probleme.
        Und ich hatte nur einen Fleece Pulli dabei. Ein weitere hätte mir einfach zu viel Platz weg genommen und zuviel gewogen. Ich musste ja schon für ca. 12 Tage Proviant mitschleppen. Da wollte ich anderweitig sparen wo es ging. Sonst wäre ich nie auf 26 kg Startgepäck gekommen.

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        • Prachttaucher
          Freak

          Liebt das Forum
          • 21.01.2008
          • 12105
          • Privat

          • Meine Reisen

          #64
          AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

          Ich glaube auch nicht, daß die Unterlage so das Problem in der Zeit ist. Man hat ja nicht Dauerfrostboden wie im Winter, sondern eher ggf. eine kalte Nacht, wo sich die Luft sehr abkühlt. Ich hatte die NeoAir short und ein Stück Artiach Light Plus dabei, was gleichzeitig mein Sitzkissen war - hat auch gut gereicht.

          Proviant für 12 Tage ist natürlich nicht ohne, soll nächstes Mal auch mein Ziel werden.

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          • Lightfoot
            Dauerbesucher
            • 03.03.2004
            • 791

            • Meine Reisen

            #65
            AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

            Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
            ist eine interessante Fragestellung : warmer Schlafsack + weniger Klamotten oder umgekehrt ?

            Ich bin da etwas am Überlegen :
            1. Antelope + 300 g Daunenjäckchen oder
            2. Versalite + 500 g Daunenjacke

            2. hätte den Vorteil, daß ich auch für kalte Nachmittage/ Abende gut gerüstet bin und vielleicht auch, daß ich eventuellen feuchtigkeitsbedingten Loft-Verlust durch längere Trockenzeit (Jacke trage ich ja schon früher) besser ausgleiche - ein gewisser Nachteil könnte das verstärkte Schwitzen im Schlafsack sein, wenn ich die Jacke nicht rechtzeitig ausziehe.

            1. hat bis auf letztes Jahr sonst eigentlich immer gereicht - der Schlafkomfort ist vielleicht höher als so dick eingemummelt.

            Stehe vor einem ähnlichen (Kauf-)Problem. Wärmekleidung oben reicht m.E. allerdings nicht aus, um einen leichteren Schlafsack zu kompensieren. Bei mir heißt die Frage Daunenquilt bis - 5 Grad + Polarguardhose + Polarguardjacke (womit man wegen Synthetik auch größere Sicherheit in Nässenotfällen hat) oder Quilt bis - 10 Grad + lange dünne Kufa-Unterhose + Daunenweste. Mit der ersten Lösung ist man flexibler und kann besser im Camp rumlungern, die zweite Lösung ist etwas leichter und weniger voluminös.

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            • Mika Hautamaeki
              Alter Hase
              • 30.05.2007
              • 4006
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

              Was für´n Bericht, DANKE! und bitte schnell weiterschreiben
              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
              A. v. Humboldt.

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              • Lightfoot
                Dauerbesucher
                • 03.03.2004
                • 791

                • Meine Reisen

                #67
                AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                Richtig, auch unser ot-Geschwafel oben sollte als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl wirken, den Bericht weiter zu schreiben.

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                • Prachttaucher
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 21.01.2008
                  • 12105
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                  OT: Genau, das ist nur ein Lückenfüller

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                  • Mortias
                    Fuchs
                    • 10.06.2004
                    • 1279
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                    Heute Abend soll es endlich weiter gehen. War die letzten beiden Tage krank und somit nicht in der richtigen Verfassung um vernünftig weiterschreiben zu können. Aber nun hab ich wieder Lust in die Tasten zu hauen, besonders nach den motivierenden Winks mit all den Zaunpfählen.

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                    • Mortias
                      Fuchs
                      • 10.06.2004
                      • 1279
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                      So um meinen Worten nun auch Taten folgen zu lassen gibt es nun die lang ersehnte Fortsetzung. Viel Spaß beim Lesen.


                      Tag 10 (06.09)
                      Morgens war von dem erhofften Wetterumschwung noch nicht viel zu sehen. Zwar war es trocken und relativ windstill aber der Himmel war noch fast komplett mit Wolken bedeckt.
                      Mein Weg führte mich nun Querfeld ein am Fuße des Gappatjåhkkå entlang. Dabei galt es gerade zu Anfang große Abschnitte mit dichtem Buschwerk entweder zu umgehen oder halt durchzulatschen. Manchmal gingen mir die Büsche teilweise bis zu meinen Schultern und höher. Aber das ist nun mal die Konsequenz wenn man sich jenseits der Wege fortbewegt. Nach einigem Kampf hatte ich die größten Hindernisse hinter mir und der Boden wurde nun deutlich freundlicher. Größtenteils Heidelandschaft und hin und wieder grasbewachsene Abschnitte oder kleine Geröllfelder wechselten sich ab. Mittlerweile begannen die Wolken auch an einigen Stellen aufzureißen. Vielleicht wurde es ja doch noch etwas mit dem Wetterumschwung.

                      Meine Route verlief so auf ungefähr auf 600-700 m. Auf dieser Höhe war der Hang nicht zu steil und ich war oberhalb der Baumgrenze. Unter mir ausgestreckt lag der Teusajaure, zu bewundern in voller Länge. Ein Anblick, wie er vom Kungsleden aus so nicht genossen werden kann.
                      Am späten Vormittag hatte ich kleinen kulinarischen Höhepunkt. Und zwar bin ich auf eine große Ansammlung von Moltebeeren gestoßen. Hätte um diese Jahreszeit gar nicht mehr damit gerechnet, dass die überhaupt noch wachsen. Umso mehr habe ich mir diese überaus köstlichen Früchte schmecken lassen. Bin dabei fast in einen kleinen Fressrausch verfallen.

                      Hoch motiviert lief ich nun weiter. Unter mir wurde der Teusajaure zunehmend schmaler, bis er schließlich in den Fluss Suorggejohka überging. Ich bewegte mich nun am Fuße des Kallaktjåkkå Massivs entlang, immer bemüht die Höhe in etwa zu halten. Die Bäche, die ich dabei passiert habe, waren alle leicht zu durchwaten. Mittlerweile war die Sonne nun komplett rausgekommen, so dass ich endlich mal wieder im T-Shirt laufen konnte.
                      Rechts von mir also das beschauliche Tal des Suorggejohka, links von mir die durchaus beeindruckenden Berge des Kallaktjåkkå Massivs und vor mir eine gut zu durchlaufende, leicht hügelige Landschaft mit kleineren, tiefblau erscheinenden Seen und Sumpfgebieten, die von den sich langsam herbstlich verfärbenden Bäumen verziert war. Wunderschön, so stelle ich mit eine idyllische Fjällandschaft vor.

                      Gegen 1 Uhr sah ich zwei Rentiere vor mir. Dabei war eines davon ein ziemlich großer Bulle mit einem stattlichen Geweih. Im Vergleich zu den bisher getroffenen Rentieren machte dieser Bulle aber keinerlei Anstalten auszuweichen bzw. Angst zu zeigen. Vielmehr musterte er mich neugierig und lief immer schräg vor mir her. Es wirkte fast auf mich, als wolle er mir den Weg abschneiden. Vielleicht wollte er gerade sein Weibchen begatten und fühlte sich gestört, oder hat in mir einen potentiellen Konkurrenten gesehen. Auf jeden Fall fühlte ich mich irgendwie unwohl, besonders nachdem der Bulle sein Geweih gesenkt hat und übern Boden geschubbert hat. War das jetzt ne Drohgeste oder einfach nur normale Geweihpflege? Eigentlich sind Rentiere ja überaus friedliche Tiere, aber der???
                      Ehrlich gesagt dachte wollte ich gar nicht herausfinden ob ich mir da unnötig Sorgen machte oder nicht. Also habe ich einen kurzen Spurt um eine kleinere Hügelkuppe eingelegt um dem Bullen aus dem Weg zu gehen. Dabei kam ich ordentlich ins Schwitzen. Außerdem war meine Stimmung erstmal etwas unentspannt. Eigentlich hatte ich vor gehabt in nächster Zeit Mittag zu essen und dabei diese tolle Landschaft zu genießen. Nur irgendwie hatte ich Angst, dass der Bulle mich wieder erspäht und mir dann die Pause vermiest. Deswegen bin ich erstmal noch ne halbe Stunde bei schnellem Schritt weitermarschiert, bis ich dann endlich an einem größeren Bach gemütlich in der Sonne pausiert habe. Dabei habe ich mir auch erstmal ein kleines Schläfchen gegönnt. Das tat gut.

                      Ausgeruht und bei schönem Sonnenschein ging es dann weiter. In weiter Ferne konnte ich das Ufer des Suorggejavri ausmachen. Da wollte ich heute noch hin. Dabei war der Weg auch weiterhin sehr leicht zu gehen. Hin und wieder mal ein paar Büsche oder Bäume die mir im Weg waren, aber ansonsten offenes, leicht hügeliges Gelände. Bei solch einem Untergrund kommt man eigentlich genauso gut voran wie auf einem richtigen Weg.

                      Gegen 18 Uhr erreichte ich das Ufer des Suorggejavri und fand einen wunderschönen Zeltplatz direkt am Wasser. Wunderbar, das erste Mal auf meiner Tour, dass ich in einem See baden konnte. Dabei schien auch noch die Sonne und selbst die Wassertemperatur war halbwegs erträglich. So was habe ich echt vermisst!
                      Während ich anschließend vorm Zelt saß und mein Abendbrot verzehrte, konnte ich einen herrlichen Sonnenuntergang bewundern. Genau solche Augenblicke in Ruhe und Frieden sind einer der Gründe, warum ich all die damit verbundenen Strapazen immer wieder gerne auf mich nehme. Dem leisen Plätschern des Sees zu lauschen und dabei einen herrlichen Sonnenuntergang zu beobachten entschädigt einfach für alles.
                      Um den Ganzen noch einen drauf zu setzen, sah ich nachts zum ersten Mal Polarlichter. Dabei konnte ich gemütlich im Zelt legen und musste lediglich mit dem Kopf rausschauen um dieses wunderbare Naturschauspiel genießen. Wie ein Feuerwerk, nur komplett ruhig. Einfach nur atemberaubend. Beim Einschlafen kam mir noch der Gedanke, dass es jetzt nach diesem Tag auch kein Drama mehr wäre, wenn für die letzten 2 ½ Tage das Wetter wieder schlecht wird...



                      Teusajaure


                      Moltebeeren, einfach nur köstlich


                      Abwechslungsreiche Landschaft


                      Einer von mehren kleinen Seen die nicht in der Karte eingezeichnet waren


                      Noch so ein See


                      Der besagte Rentierbulle. War er jetzt aggressiv oder einfach nur neugierig?


                      Suorggejohka Tal


                      Frischer Gebirgsbach vorm Kallaktjåkkå Massiv


                      Suorggejavri


                      Traumhafter Zeltplatz direkt am Seeufer


                      Abendstimmung am Suorggejavri


                      Ein wunderbarer Moment in Ruhe und Frieden


                      9 Uhr Abends


                      Tag 11 (07.09)
                      Mein Gedanken von gestern schien sich in Realität umgesetzt zu haben. Mein Zelt stand morgens in einer dichten Nebelwolke, Sicht fast gleich Null. Na ja, dafür hatte ich ja gestern einen sehr schönen Tag. Dann sah ich aber am Himmel an einer Stelle die Sonne durchscheinen. Scheinbar waren die oberen Höhen wolkenfrei und nur übern See war noch der Nebel. Ich beschloss gemütlich im Zelt abzuwarten, bis sich der Nebel aufgelöst hatte. Gegen 10 Uhr war’s dann soweit. Die Sonne schien wieder und ich ging frohen Mutes meiner nächsten Etappe entgegen.
                      Zuerst ging ich am Ufer des Suorggejavri entlang. Hat richtig Spaß gemacht direkt am Seeufer zu laufen. Als dann der See in einen Fluss überging und der Stein-Strand weg war, bin ich einige Meter aufgestiegen, da das direkte Ufer mit Bäumen bewachsen war. Das weitere Vorangehen war nun erstmal wie am Vortag; größtenteils Heidlandschaft und ab und zu Dickicht. Unter mir lagen nun der Avddaluoppal und dahinter der Autajaure. Deren Ufer waren von schönen Sumpfgebieten und herbstlichen gefärbten Fjällbirkenwald umgeben.
                      Mittlerweile wurde die Beschaffenheit des Bodens zunehmend anspruchsvoller, was sich durch zunehmendes Dickicht ausgedrückte. Teilweise hatte ich Abschnitte in denen ich 20 m durch über 2 m hohe Sträucher gelaufen bin. Dabei habe ich meist besonders viel Lärm verursacht, um nicht auf einmal einen Elch oder Bären zu erschrecken. Das Wandern war nun also ein Mix aus dem Bewundern der tollen Landschaft und gleichzeitig einem nervenaufreibenden Kampf durch die Büsche.

                      Am späten Vormittag hatte ich dieses nervenaufreibende Stück endlich hinter mir. Doch statt mit Dickicht hatte ich nun mit zunehmend größeren Blockfeldern zu kämpfen. Super, außerdem hatte ich mittlerweile einen scheiß Durst. Blöd nur, dass meine Flasche schon leer war und in der näheren Umgebung leider auch kein Wasser vorhanden war. Also musste ich mich erstmal durch den Birkenwald zum Autajaure durchkämpfen. Das war gar nicht so einfach, da auch im Waldabschnitt teilweise große Blockfelder zu überwinden waren. Und dann noch dieser Durst...
                      Gegen 14 Uhr wurde ich endlich erlöst und konnte meine hochverdiente Mittagspause genießen. Auf einem großen Stein am Seeufer machte ich es mir gemütlich, trank ausgiebig und streckte erstmal alle Viere von mir. Außerdem war’s Zeit für einen Kleidungswechsel. Hätte zu Beginn der Tour nicht damit gerechnet, dass es nochmal so warm wird um in kurzen Hosen zu laufen.

                      Ich wanderte nun am Ufer entlang, bis ich an der Straße ankam, die nach Ritsem führt. Hätte ich es drauf angelegt, hätte ich heute noch nach Ritsem laufen können. Nur hatte ich das gar nicht vor. Stattdessen wollte ich auf den Unna Sievgok rauf. Laut Karte sollte man vom Gipfel aus eine ganz nette Aussicht haben.
                      Die ersten paar km vom Aufstieg waren dabei eine ganz schöne Strapaze. Zuerst musste ich mich wieder durch Wald und anschließend fast permanent durch Dickicht kämpfen. Und dazu noch die pralle Sonne. Mittlerweile war’s bestimmt 15 °C und ich war müde von den Strapazen, total durchgeschwitzt und wieder durstig. Erst auf etwa 800 m wurde das Dickicht weniger und das Vorankommen leichter. Gegen 17:30 schlug ich mein Zelt an einem kleinen See unterhalb Gipfels auf.
                      Nun hab ich schnell meinen Rucksack ausgeräumt und nur ausreichend Wasser und ein bisschen Proviant eingepackt. Dann ging’s die letzten 150 m zum Gipfel hoch. Voller Euphorie legte ich diesen Abschnitt beinahe im Laufschritt zurück. Oben angekommen glaubte ich dann meinen Augen nicht trauen zu können. Es bot sich mir ein Ausblick, den ich so nie erwartet hätte. Obwohl der Berg (na ja, eher Hügel) selber nur 1045 m hoch ist, liegt er dennoch so günstig, dass man teilweise über 40 km weit gucken kann.
                      Im Süden lag der Akkajaure, dahinter der Akkha und östlich davon der Sarek. In Süd-östlicher Richtung konnte ich den Autajaure und das Kallaktjåkkå Massiv sehen. Weiter nördlich (Nord-Ost) hatte die Landschaft zuerst Hochebenen Charakter, was ein Gefühl von unglaublicher Weite erzeugt hat. In weiter Ferne lagen dann die Berge vom Kebnekaise Massiv und Umgebung, wobei der Sälka, durch seine vorgelagerte Position, extrem groß erschien. Lediglich im Süden schränkte der Stuor Sievgok die Fernsicht ein und im Westen der, wie ein Hochplateau verlaufende, Unna Sievgok.

                      Gerade auch weil ich mit solch einer phantastischen Fernsicht nicht gerechnet hatte, wurde ich nur umso euphorischer. Es hatte etwas unheimlich befreiendes einen so großen Teil des Fjälls vor mir ausgebreitet zu sehen. Hinzu kam noch das wunderschöne Licht der tief stehenden Sonne. Das hat dem ganzen noch ein Sahnehäubchen aufgesetzt. Beeindruckend fand ich außerdem, dass von dem Wintereinbruch quasi nichts mehr zu sehen war. Lag am 01.09ten die Schneegrenze noch bei etwa 800 m, waren nun nur noch Reste auf den hohen Gipfeln zu sehen.

                      Knappe 1 ½ Stunden habe ich in hocheuphorischer Stimmung da oben verbracht, die Landschaft genossen und haufenweise Bilder gemacht, bis ich dann, bei einsetzendem Sonnenuntergang, wieder zum Zelt runtergegangen bin. Hochzufrieden und begleitet von einem malerischen Sonnenuntergang genoss ich mein Abendbrot und die Stille. Dieser Tag geht definitiv in die Liste meiner schönsten Wandertage überhaupt ein. Als Zugabe gab’s auch diese Nacht wieder Polarlichter zu bewundern. Einfach nur genial.



                      Kleiner Wasserfall vorm Kallaktjåkkå Massiv


                      Avddaluoppal


                      Schicke Landschaft, aber anspruchsvolle Bodenbeschaffenheit


                      Herbstfarben


                      Noch war das Ufer des Autajaure fern und mein Durst schon groß...


                      Das Ufer des Autajaure, endlich genug Wasser für meinen Durst


                      Straße nach Ritsem


                      Aufstieg auf den Unna Sievgok. Wie man sehen kann, war's ziemlich warm


                      Schnell Zelt aufgestellt um dann den Gipfel zu besteigen


                      Geschafft, oben. Hinter mir der Akkajaure und der Ahkka, links davon der Sarek


                      Autajaure und Umgebung, da kam ich heute her


                      Fantastische Fernsicht zum Kebnekaise Massiv. Der dicke Brocken vorne ist der Sälka


                      Blick nach Norden zum See Kätsak. Ganz hinten sind die Berge der norwegischen Fjordküste zu sehen


                      Nord-Westblick Richtung Marggo, Noajdetjåhkkå und Skuogetjåkkå


                      Panoramablick vom Gipfel des Unna Sievgok. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie genial ich diesen Ausblick fand


                      Rentieridylle


                      Zeltplatz in der Abendsonne, herrlich


                      Wieder Mal ein Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch


                      Halb Neun, ein wunderbarer Tag geht zu Ende


                      So, das war der nun vorletzte Teil meines Berichtes. Fehlen noch zwei Tage. Ich hoffe, dass ich diese spätestens am Wochenende bringen kann.
                      Zuletzt geändert von Mortias; 04.07.2021, 15:27. Grund: Bildverlinkungen geändert

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                      • Dekkert
                        Fuchs
                        • 11.07.2005
                        • 2029
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #71
                        AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                        Wunderbar! Ich habe das Gefühl, dass dieses Jahr Skandinavien auf meine Liste gehört... und auch von mir noch einen Wink, damit es bald weitergeht.

                        Kommentar


                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1279
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                          #72
                          AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                          Zitat von Dekkert Beitrag anzeigen
                          ...und auch von mir noch einen Wink, damit es bald weitergeht.
                          Hey hey, nicht so gierig, ich hab doch gerade erst weitergeschrieben.

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                          • Squirrl
                            Anfänger im Forum
                            • 25.06.2009
                            • 14
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                            #73
                            AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                            Eine geniale Tour.

                            Super geschrieben und die Photos verlangen nach einem Nachmachen!

                            Einfach nur Supersupersuper!

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                            • Prachttaucher
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                              Liebt das Forum
                              • 21.01.2008
                              • 12105
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                              #74
                              AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                              Ich hatte auch das Moltebeerenphänomen - eine Schwedin (die gerade eine große Tüte voll gepflückt hatte) erklärte das so : Der Sommer war ungewöhnlich kalt und die Moltebeeren deswegen deutlich später dran. So waren wir für dieses Jahr in der optimalen Moltebeerenzeit unterwegs.

                              Ich lasse jetzt erstmal die schönen Bilder auf mich wirken, dem Schreiber sei von meiner Seite eine kleine Pause gegönnt. Zudem wird´s Zeit, daß ich die Route nochmal genau auf der Karte studiere.

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                              • Williboyd
                                Erfahren
                                • 05.02.2008
                                • 341
                                • Privat

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                                #75
                                AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                Wirklich ein schöner Reisebericht. Ich will dieses Jahr auch noch unbedingt nach Skandinavien, bevorzugt Schweden. Das wäre dann meine erste große (Solo)tour (Es sei denn ich finde noch einen netten Mitwanderer) Deswegen gefällt es mir zu lesen, wie du die Tour alleine gegangen bist.

                                Und natürlich wunderschöne Bilder

                                Hoffe es geht dies Wochenende weiter.

                                Beste Grüße,
                                Willi

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                                • Mortias
                                  Fuchs
                                  • 10.06.2004
                                  • 1279
                                  • Privat

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                                  #76
                                  AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                  Nachdem ich mir ein paar Tage Pause gegönnt habe, wird es nun Zeit diesen Bericht zu Ende zu bringen. Deswegen kommen nun die beiden letzten Tage meiner Tour.


                                  Tag 12 (08.09)
                                  Um 6 Uhr morgens wachte ich auf und sah wie gerade die Sonne beim Kebnekaise Massiv aufging. Herrlich, es versprach wieder ein schöner Tag zu werden. Da ich auch streckentechnisch nicht mehr sonderlich viel vor mir hatte, konnte ich es heute sehr entspannt angehen lassen. So habe ich erstmal diesen schönen Sonnenaufgang genossen, ein bisschen gelesen und noch ein bisschen gedöst. Ich hatte ja Zeit…

                                  Gegen kurz vor 10 war ich dann soweit loszugehen. Gerade hatte ich mein Zelt zusammengepackt und wollte noch die letzten Sachen am Rucksack befestigen, da hörte ich auf einmal ein lautes, sich näherndes Schnaufen. Ich sah wie über einer nahen Hügelkuppe eine recht große Rentierherde angelaufen kam und dabei ordentlich verbalen Lärm machte. Und scheinbar wollten sie genau da lang laufen wo ich gerade stand. Also schnell meine Sachen an den Rucksack geschnallt und zur Seite getreten. Was für ein unentspannter Aufbruch. Und dafür musste ich nun dieses überaus dämlich klingende Schnaufen ertragen.

                                  Ich lief nun bei strahlendem Sonnenschein den Unna Sievgok runter um als nächstes Ziel den Stuor Sievgok in Angriff zu nehmen. Beim Abstieg hatte ich wieder zunehmenden mit Dickicht und später auch wieder Fjällbirken zu kämpfen. Im Tal kam ich an mehreren kleinen Seen vorbei. Wahrscheinlich hätte ich, trotz des schweren Vorankommens, diese idyllische Landschaft genossen, wenn ich nicht permanent von den Knotts zerfressen worden wäre. Da brat mir doch einer nen Storch, ich dachte eigentlich die Viecher seien durch den strammen Wintereinbruch allesamt vor die Hunde gegangen. Aber nein, wahrscheinlich haben sie nur Winterschlaf gehalten. Das warme Wetter der letzten Tage hat nun sein übrigens dazu getan um sie wieder aktiv werden zu lassen. Nun war ich echt froh mein Antimückenmittel mitgenommen zu haben. Sobald ich eingeschmiert war, ließen die Viecher mich in Ruhe. Problem war nur, dass ich nach einigen Minuten wieder dabei war alles wegzuschwitzen.
                                  So wurde der Aufstieg zum Stuor Sievgok zu einer wahren Qual. Zum einen war der Anstieg recht steil und somit sehr anstrengend, dann das viele Buschwerk und die Knotts. Nachdem ich mich in meiner nächsten Pause wieder eingeschmiert habe, zwang ich mich nur ganz gemächlich aufzusteigen um ja nicht ins Schwitzen zu geraten. Die Strategie zeichnete sich aus und solange ich nicht schwitzte hatte ich sogar auch meine Ruhe.

                                  Bei 900 m Höhe hatten ich den anstrengendsten Teil des Aufstiegs hinter mir. Die Steigung wurde flacher und der Boden war nur noch von Gras bewachsen. So ließ es sich leicht gehen. Glücklicherweise kam ich an zwei etwas größeren Seen vorbei. Da konnte ich meinen mittlerweile wieder starken Durst stillen. Ich glaube heute war es sogar noch wärmer als gestern. Da hat sich mein Sonnenhut auch mal bezahlt gemacht.
                                  Ich habe nun noch mal ausgiebig getrunken und meine beiden Wasserflaschen gefüllt. Meine Mittagspause wollte auf dem Rijdde Gipfel machen. Hoch motiviert nahm ich die verliebenden 150 Höhenmeter in Angriff. Irgendwie zog sich der Aufstieg aber doch länger hin als gedacht. Dann war ich endlich oben, hurra. Was für ein Ausblick!!!

                                  In nahezu jeder Himmelsrichtung hatte ich freien Blick. Und das auf einem gerade mal 1128 m hohen Hügel. Besonders angetan war ich vom Ausblick nach Süden und nach Westen. Im Süden war in voller Länge ausgestreckt der Akkajaure bis zu seinen westlichen Ausläufern zu sehen. Im Westen mehrere große Seen (Sievgokjavvre, Kätsak und Ubmas) und dahinter die Berge der schwedisch-norwegischen Grenzregion. In den anderen Himmelsrichtungen war der Ausblick ähnlich wie auf dem Unna Sievgok.

                                  Und ich durfte hier oben sitzen und bei diesem Ausblick meine Mittagspause genießen. Und da es auch meine letzte (und mit Abstand beste) Mittagspause war, konnte ich noch mal richtig reinhauen und meine letzten Essensreserven futtern. Gegen eine Mahlzeit in solch einer Kulisse möchte ich mit keinem Feinschmeckerrestaurant tauschen!!! Angenehm war auch, dass hier oben ein leichtes Lüftchen wehte und es somit richtig erträglich war von der Temperatur. Die Sonne brannte nicht mehr, sondern wärmte angenehm, einfach perfekt.

                                  Nach einer überaus entspannten und langen Mittagspause beschloss ich über den Höhenrücken des Stuor Sievgok weiterzugehen. Der nächste Gipfel dabei war der Jålletjåhkka auf 1155 m. Die zu überwindenden Höhenmeter hielten sich also in Grenzen und durch meine überaus positive Grundstimmung kam auch keinerlei Müdigkeit auf als ich dann dort oben stand und aufs Neue die Aussicht genoss. Von hier konnte ich sogar noch ein bisschen weiter sehen, speziell nach Osten. Obwohl ich seit meiner Mittagspause vielleicht gerade mal 30 Minuten unterwegs war, habe ich mir dennoch wieder eine kleine Pause gegönnt. Das war das Geniale an dem heutigen Tag. Ich musste überhaupt nicht hetzen sondern konnte es mir erlauben diese schöne Natur ausgiebig zu genießen.

                                  Nach dieser kleinen Pause ging’s auf dem Höhenrücken weiter. Dieser Etappenabschnitt war echt eine perfekte Wanderstrecke. Leichtes Vorankommen, wenig Höhenmeter, gute Bodenbeschaffenheit, dazu eine wundervolle Aussicht und ideales Wetter.
                                  Beim Aufstieg zum dritten Gipfel (1166 m) begegneten mir einige Rentiere. Die Tiere waren generell recht neugierig und nicht sonderlich scheu. Und sie haben wieder überaus laut geschnauft. Ich hatte das Gefühl sie sogar noch in einigen 100 m Entfernung zu hören. Oben machte ich wieder eine ausführliche Fotopause und lauschte den lieblichen Tönen der Rentiere. Zumindest fotogen waren sie. Irgendwie wertet so ein Rentier im Bild die ganze Szenerie immer noch zusätzlich auf.

                                  Beim Abstieg entwickelte die Landschaft Hochebenencharakter mit vielen kleineren und größeren Seen. Wunderbar, an potentiellen Zeltplätzen sollte es mir also nicht mangeln. Dennoch habe ich mich entschlossen erstmal noch weiter zu gehen, einfach auch weil das Wandern so einen Spaß gemacht hat. Und falls am nächsten Tag das Wetter schlecht wäre, so hätte ich es zumindest heute noch mal voll ausgekostet.
                                  Um halb 6 hab ich dann an einem kleinen See mein Lager aufgeschlagen und mir erstmal ein ausgiebiges Bad gegönnt. Anschließend konnte ich mich noch schön in die Sonne legen und gemütlich lesen. Herrlich, das hat diesen Tag noch zusätzlich abgerundet. Wieder ein Eintrag für die Liste meiner schönsten Wandertage (ich sollte mir echt mal so eine Liste anlegen).

                                  Mein Abendbrot wurde dann wieder von einem malerischen Sonnenuntergang begleitet. Und während die Abendsonne ihre letzten Strahlen auf den Ahkka scheinen ließ und er im Abendrot erstrahlte wurde mir schon etwas schwer ums Herz. Dies sollte also meine letzte Nacht hier draußen in der Wildnis sein. Mein letztes Mal hier draußen essen, diese unberührte Natur genießen, der Stille lauschen und dabei diesen Sonnenuntergang bewundern.
                                  Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass all dies morgen zu Ende sein sollte. Somit wurde dieser Abend zu einem Mix aus Freude über einen wunderbar gelungenen Tag und gleichzeitig Traurigkeit darüber, dass nun bald Schluss sein würde. Wie als Omen dafür waren diese Nacht die Polarlichter deutlich schwächer…



                                  Sonnenaufgang um 6 Uhr morgens


                                  Laut schnaufende Rentierherde


                                  Und wieder ging's durch unwegsames Gelände


                                  Miese Knotts versammeln sich an meinem Rucksack


                                  Ein idyllisch gelegener See, wenn nur die ganzen Knotts nicht gewesen wären...


                                  Aufstieg zum Stuor Sievgok, nochmal Wasser tanken vorm Gipfel


                                  Endlich oben, welch ein fantastischer Ausblick


                                  Ein perfekter Platz für die Mittagspause!!!


                                  Blick nach Süd-Westen zu den Ausläufern des Akkajaures


                                  Blick nach Westen zu den Bergen der schwedisch-norwegischen Grenzregion


                                  Blick nach Nord-Osten, vorne der Unna Sievgok, hinten die Berge vom Kebnekaise Massiv


                                  Panoramablick Richtung Süden


                                  Panoramablick Richtung Westen


                                  Heute stimmte wirklich alles. Entsprechend stimmte auch die Stimmung


                                  Rentier vor fantastischer Kulisse


                                  Abstieg vom Höhenrücken


                                  Hochebene mit vielen Seen


                                  Neugieriges Rentier


                                  Mein letzter Zeltplatz in der Wildnis


                                  Mhhh, da läuft mir das Wasser im Munde zusammen


                                  Ein letztes Mal das Abendrot genießen...


                                  Tag 13 (09.09)
                                  Nun stand er also an, der letzte Abschnitt meiner Tour. Wie die letzten Tage wurde ich auch heute von prächtigem Wetter begrüßt. Auf der einen Seite freute es mich natürlich, auf der anderen Seite dachte ich könne ich bei solch einem Wetter doch nicht einfach dieser Landschaft den Rücken kehren. Zumindest würde es mir bei strömendem Regen leichter fallen.

                                  Da ich nur noch 4.5 km zurückzulegen hatte, und der Bus um 14:30 abfahren sollte, musste ich beileibe nicht hetzen. Somit habe ich versucht, meinen Aufenthalt in der Wildnis so gut es ging auszukosten.
                                  Um 10:15 machte ich mich auf den Weg das letzte Stück zwischen mir und der Zivilisation hinter mich zu bringen. Dabei musste ich noch einmal einen kleinen Anstieg auf eine Hügelkuppe überwinden. Dort oben hatte ich dann wieder einen wunderschönen Ausblick auf den Ahkka und Umgebung. Aber leider sah ich in einer Entfernung auch die Straße nach Ritsem (der ich ja vor zwei Tagen bereits begegnet bin). Und Ritsem, samt Kraftwerk, waren auch schon sichtbar. Ich finde es immer schade, wenn der Ausblick auf eine an sich so grandiose Landschaft durch solche Anzeichen der Zivilisation gestört wird. Aus diesem Grund zieht es mich ja auch immer wieder in den hohen Norden. Eben weil dort so was zum Glück nicht oft vorkommt.

                                  Langsam bewegte ich mich nun in Richtung Zivilisation zu. Der Boden wurde beim Abstieg wieder unwegsamer und struppiger. Vorbei also das leichte Wandern im Grasland. Irgendwann hatte ich auch wieder die Baumgrenze passiert und durfte mich nun ein letztes Mal durch die Wildnis kämpfen. Angenehmerweise war heute wieder fast nichts von den Knotts zu sehen bzw. zu spüren war. War wohl nur ein kurzes Wiederaufleben dieser Mistviecher.
                                  Nach kurzer Zeit des mühsamen Vorankommens stieß ich dann auf einen Trampelpfad der nach Ritsem führte. Was für ein Luxus, aber eigentlich ideal um mich wieder langsam an die Zivilisation zu gewöhnen. Also folgte ich dem Weg guten Gewissens. Dieser führte mich durch den herbstlichen Fjällbirkenwald und hat immer wieder schöne Ausblicke auf den Ahkka freigegeben. Eigentlich ein würdiger Abschluss für so eine Tour.

                                  Um 12:30 war der Spaß zu Ende und mein Weg traf auf die Schotterstraße. Die letzten Meter nach Ritsem musste ich also darauf zurücklegen. Um 12:45 war hatte ich nun mein Ziel erreicht, die Fjällstation in Ritsem. Als erstes habe ich mir im Laden ein Daim Eis gekauft und verschlungen. Das war vielleicht lecker!!! Und bei dem Wetter auch überaus passend. Tja so auf Dauer war mein Essen beim Wandern doch etwas eintönig.
                                  Die verbleibende Wartezeit auf den Bus verbrachte ich am Ufer des Akkajaure. Der See lag total still und friedlich da; wunderschön. Am liebsten wäre ich mit dem Boot ans andere Ufer gefahren und weiter in den Sarek gelaufen. Die letzen Jahre hatte ich am Abreisetag irgendwie immer Rausschmeißer-Wetter. Sprich ich war eigentlich gar nicht so unglücklich wieder im Warmen und Trockenen zu sitzen. Diesmal, bei diesem tollen Spätsommerwetter, war’s komplett umgekehrt. Ich wollte hier eigentlich nicht weg. Vor allem habe ich in den letzten Tagen doch sehr das Alleine-in-der-Wildnis-sein Gefühl zu schätzen gelernt. All dies hatte nun ein Ende.

                                  Um 14:30 fuhr nun pünktlich mein Bus Richtung Gällivare los. Die ca. 4 stündige Busfahrt war an sich wunderschön, hat noch mal tolle Blicke auf den Ahkka und den Sarek präsentiert und führte auch ansonsten an einer wunderschöner Herbstlandschaft vorbei. Allerdings ging mein Blick dabei immer durch eine Fensterscheibe, war somit getrübt. Nicht vergleichbar mit dem ungehinderten Blick in freier Wildbahn, aber dennoch ein schöner Abschied.

                                  Um 18 Uhr stand ich dann am Bahnsteig von Gällivare und habe auf den Zug nach Stockholm gewartet. Spätestens hier wurde mir nun endgültig klar, dass auch der schönste Urlaub einmal ein Ende haben muss…



                                  Letzter zu überwindender Anstieg. Danach ging es nur noch bergab


                                  Und wieder schnaufende Gesellschaft


                                  Noch einmal ein toller Blick auf den Ahkka und Akkajaure



                                  Die Schotterstraße von Ritsem nach Sitasjaure störte irgendwie ein bisschen die Aussicht


                                  Abstieg zur Baumgrenze


                                  Ein letztes Mal wirklich anspruchsvolles Wandern


                                  Straße nach Ritsem


                                  Am Ziel angekommen


                                  Der Bus nach Gällivare, meine Tour ist nun leider zu Ende...


                                  Nachwort
                                  Es war zwar ziemlich zeitaufwändig diesen Bericht zu schreiben, aber ich habe es sehr gerne getan. Fast möchte ich sagen habe ich damit auch mein Gewissen erleichtert, weil seit meiner Tour der Gedanke in meinem Kopf rumspukte, dass ich doch endlich mal einen Reisebericht verfassen sollte. Außerdem hat es mir auch unheimlich viel Spaß gemacht wieder so tief in meine Erinnerungen einzutauchen und zu versuchen, die Emotionen von damals so gut es ging wieder zu durchleben. Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht habe ich ja dem einen oder anderen durch meinen Bericht Inspirationen für zukünftige Touren geben können.
                                  Zuletzt geändert von Mortias; 04.07.2021, 15:34. Grund: Bildverlinkungen geändert

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                                    #77
                                    AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                    Tack så mycket.
                                    Ist ein wirklich schöner Bericht.

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                                    • Skysurfer
                                      Erfahren
                                      • 19.04.2009
                                      • 287
                                      • Privat

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                                      #78
                                      AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                      Sehr schöner Bericht! Herzlichen Dank!
                                      Das war der Anstoß für mich, spätestens 2012 auch wieder nach Schweden zu gehen!

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                                      • Prachttaucher
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                                        #79
                                        AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                        Ist Dir wirklich gut gelungen ! Der Bericht erweckt zumindest den Eindruck, daß Du sehr viel schönes Wetter hattest, wahrscheinlich war es aber etwa die Hälfte der Zeit ? Was ja auch schon viel ist.

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                                        • Mortias
                                          Fuchs
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                                          #80
                                          AW: [SE] Solowanderung von Abisko nach Ritsem

                                          Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                                          Der Bericht erweckt zumindest den Eindruck, daß Du sehr viel schönes Wetter hattest, wahrscheinlich war es aber etwa die Hälfte der Zeit ? Was ja auch schon viel ist.
                                          Genau, kommt ungefähr hin. Hatte damit mehr schönes Wetter als ich mir erhofft habe. Besonders, weil vor Beginn meiner Tour die Langzeitwetterprognose alles anderes als gut aussah.

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