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Schottland: Rund um das Torridon-Massiv
Ein nicht immer ganz ernst gemeinter Reisebericht über den Einfluss der vier Elemente in Schottland.
20. September: Anreise
Am 20. September landen wir wieder auf schottischem Boden. Unser Kleiner ist bei Oma und Opa gut untergebracht. Die Rucksäcke sind vollgepackt. Mit dem Mietwagen geht es über die A9 durch die Central-Highlands. Ein kurzer Stopp in Inverness. Im örtlichen TISO besorgen wir noch ein paar Kleinigkeiten, die man immer vergisst – entweder zu Hause oder (wie in meinem Fall) im Zug von zu Hause zu den Schwiegereltern. Ein bisschen Schwund ist halt immer.
Von Inverness geht es noch ein bisschen nach Nordwesten in Richtung Kinlochewe. Wir wundern uns über die Flüsse, die ihr ohnehin meist großzügig bemessenes Fassungsvermögen mehr als überschritten haben. Es muss in den letzten Tagen ausgiebig geregnet haben. Diese Einschätzung wird in einigen Tagen im Übrigen durch Einheimische bestätigt werden. Zunächst machen wir uns hierüber keine Gedanken. Der Himmel ist grau, aber bis auf sehr vereinzelte typisch schottische Kurzschauern ist es trocken. Eigentlich ist unser Plan, eine erweiterte Tour durch die Letterewe Wilderness zu machen: Von Kinlochewe durch die Letterewe Wilderness nach Poolewe, von dort aus über Gairloch und Red Point Beach ins Torridon und zurück nach Kinlochewe. Es sollte aber anders kommen, und es fängt just in diesem Augenblick an.
In Kinlochewe fahren wir mit Verachtung am Kinlochewe-Hotel vorbei, das uns im Frühjahr mit unserem 2-jährigen Sohn nicht wollte. Die Begründung ist auf der Homepage des Hotels zu lesen: „Young children can disturb the peaceful and relaxed ambience of the hotel therefore we do not accept children under the age of 12 years as residents of either the hotel or bunkhouse.“
http:// www.kinlochewehotel.co.uk/tariff.html
In einer Internetbewertung des Hotels ist zu lesen, dass der Inhaber ein „Basil Fawlty“ sei: Jemand, der seinen Beruf liebe - das Einzige was ihn wirklich daran störe seien die vielen Gäste. Dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen und weigern uns, nun, ohne Kind, hier Quartier zu machen.
Die wenigen B&Bs sind entweder schon belegt oder sprechen uns nicht an. Auf Zelten haben wir angesichts der kommenden nächsten Tage (noch) keine Lust. Also weiter nach Gairloch. Auf der Fahrt nach Gairloch beschließen wir, direkt dort zu starten. Damit wird unsere Letterewe-Tour zur Torridon-Tour. Hiervon wird später noch zu berichten sein.
Im „Old Inn“ finden wir eine schöne, wenn auch leicht überteuerte Übernachtungsmöglichkeit. Die letzte Übernachtung ohne Zelt für fünf Tage, wie wir vermuten. Wir telefonieren kurz mit zu Hause. Alles in Ordnung. Auf Bitte meines Schwiegervaters trinke ich für ihn an der Bar ein Opa-Uwe-Gedächtnis-Ale. Dann geht es früh ins Bett. Die Rucksäcke zappeln schon unruhig in der Ecke.
21. September: Element Erde
Wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück. Dann packen wir die Rucksäcke noch einmal um, fahren noch einen Kilometer weiter nördlich zum „Ortszentrum“ und stellen das Auto ab. Es ist recht warm und trocken. Die Softshells ziehen wir schon nach einigen Metern aus. Nach einem kleinen Stück an der Uferstraße geht es am alten Friedhof nach links in den Wald. Schon nach ein paar Metern müssen wir Kompass und Karte herausholen. Es gibt einfach zu viele Wanderwege. Welcher ist der richtige?
Schließlich finden wir unsere Route und ziehen durch die hier für schottische Verhältnisse ungewöhnlich dicht bewaldeten Hügel gen Süden. Bei der Farm von Kerrydale treffen wir wieder auf die Straße von Gairloch nach Kinlochewe, die wir aber nach einigen hundert Metern wieder verlassen und auf die schmale Singletrack-Road Richtung Red Point einbiegen. Es ist wenig Verkehr. Bequem laufen wir die meiste Zeit auf dem Asphalt, nehmen das Panorama der Bucht von Shieldaig und die zahlreichen Fischer- und Segelboote auf. Die Wolkendecke wird immer dünner. Gegen Ende unserer Kilometer auf dem Singletrack lugt sogar kurz die Sonne aus hervor. Die zerklüfteten Berge des Torridon-Massivs zeichnen sich majestätisch im Süden ab. Wir freuen uns über das aufklarende Wetter.


Kurz vor den paar Häusern von Badachro taucht - genau dort, wo die Karte einen Pfad durch die Moorlandschaft angibt - ein Schild mit genau diesem Pfad auf. Die Inschrift warnt uns:„This path or parts of it may be very rough.“ Das ist in Schottland nichts Neues. Schließlich warnt man in allen angelsächsisch geprägten Ländern vor allem Möglichen, aus Angst man könne sonst in Haftung genommen werden für heißgebrühten Kaffee, mikrowellengeröstete Katzen oder überlaufende Badewannen mit eingepflanztem Wannenstöpsel. Andererseits sind die Warnungen im Hinblick auf den einen oder anderen ambitionierten “Wanderer“ ja durchaus angebracht. Auf zahlreichen solchen durchaus „rogh“en Wegen sind uns immer wieder englische Turnschuh-Touristen entgegen gekommen. Die Schotten betrachten solche Engländer vermutlich als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die lokale Bergrettung. Zur Ehrenrettung der Engländer muss man vermerken, dass zwar sämtliche Deutsche auf „rogh“en Pfaden in Schottland gut ausgerüstet sind; das ist allerdings auch nicht schwer, da es die deutschen Turnschuhtouristen meist bereits in den österreichischen Alpen zerlegt hat, so dass sie nicht mehr nach Schottland kommen.
Wie auch immer, wir schmunzeln etwas über die Ankündigung eines „rough“en Pfandes in Schottland und beschreiten den vorgenannten selbstbewusst. Nur um wenige hundert Meter festzustellen, dass es sich hierbei tatsächlich um einen wirklich (!!!) „rough“en Pfad handelt. Der Regen der vergangenen Tage hat die Erde über die Grenze ihrer Fähigkeit zur Wasseraufnahme gesättigt. Zudem führt der Pfad durch Land, das man auch bei schottischer Trockenheit problemlos als Moor bezeichnen kann. Es beginnen sechs Kilometer, bei denen das Schmatzen von Schlamm bei Herausziehen unserer Stiefel aus dem „rogh“en Schlammpfad zu unserem ständigen Begleiter wird.
Das Element Erde empfängt uns. Die Schotten kennen so wunderschön viele Worte für die unterschiedlichen Arten von Niederschlägen. Mir fallen beim Anblick des schmatzenden Bodens so viele Vorschläge dafür ein, die unterschiedlichen Arten ihrer Erde zu benennen. Matsch, Schlamm, Dreckwasser, Regenwasser, Brackwasser, Moosmatsch, Schwammgras, Steinschlamm, Torfmatsch, usw. Besonders tückisch sind die grünen Moose, die das schottische Adäquat für die mitteleuropäischen Seerosen sind: Einladend zum Betreten mit gleichzeitiger Einsinkgarantie. Wir winden uns mit schmatzenden Tritten über den „rogh“en Pfad. Englischen Turnschuhtouristen begegnen wir nicht. Genauer gesagt begegnen wir niemandem. Wahrscheinlich ist kein Brite so dämlich, sich wie wir den schmatzenden Erdmassen auszusetzen. Noch nicht einmal ein Engländer.


Schließlich sind wir durch. Erst einmal Pause. South Erradale besteht aus etwa 20 in eine schützende Mulde gebaute Farmhäuser. Wir gehen den kurzen Feldweg zur hier wieder auftauchenden Singletrack-Road. Nach wenigen Metern geht es wieder zurück auf einen Feldweg. Als dieser endet stelle ich mit einem Blick auf die Karte fest, dass rechts ein eingezeichneter Pfand in Richtung Red Point abgehen sollte. Claudia besteht mit dem unbestechlichen Blick einer Ingenieurin auf der Tatsache, dass dort kein Pfad zu finden sei. Das ist ein Argument, das ich tatsächlich nicht widerlegen kann. Mit unverblümtem Optimismus beteure ich, dass die Karte einen Pfad vorsehe und ein solcher dann mit Sicherheit nicht weit sein könne. Meine protestierende Frau im Schlepptau, die lieber den Singletrack auf Asphalt laufen möchte, betrete ich den nicht vorhandenen Pfad. Es schmatzt wieder. Der Pfad lässt sich zunächst nicht blicken. Nach ca. 500 Metern durch wegloses Sumpfland zeigt sich ein Band aus weißen Steinen, das durch die Moorlandschaft verläuft. Als wir dort sind, stellt sich die versöhnende Tatsache heraus, dass wir beide Recht hatten. Ich hatte Recht, dass ein Pfad existiert. Leider hat Claudia ein kleines Quäntchen mehr Recht. Der Pfad ist so überspült und im Moor versunken, dass man nicht von mehr als einer groben Marschrichtung durch unwegsames Moorland sprechen kann. Wieder sind wir in unserem heutigen Element Erde.
Der eigentliche Pfad mag vor Jahrzehnten einmal begehbar gewesen sein. Aktuell ist er in einem knöchel- bis knietiefen Sumpf verschwunden. Der vorherige Pfad kommt uns nun wie eine Autobahn vor. Immer wieder sind weite Umwege notwendig, weil Tümpel und Schlammgruben den eigentlichen Pfad unbegehbar machen. Mehrere Male entfernen wir uns weit von der eigentlichen Richtung und laufen im wilden Zickzack durch das Moor. Die 2,5 Kilometer Luftlinie bewältigen wir in etwa eineinhalb Stunden. Abgekämpft kommen wir an der Red Point Farm wieder auf halbwegs festen Untergrund.
Zum Strand von Red Point geht es nun in großen Schritten. Wir finden eine große Düne am Südende des Strandes, hinter dem wir das Zelt geschützt von den inlandigen Windböen aufbauen können.
Ich gehe noch ein paar hundert Meter weiter auf unserem für morgen geplanten Pfad, um Wasser zu holen. An einer Furt sprudelt ein etwa zwei Meter breiter Bach über den Pfad. Er ist nicht sehr tief. In seiner Mitte kann man auf einen großen Stein treten und kommt trockenen Fußes auf die andere Seite. Ich fülle den Wassersack und gehe zurück zum Zelt.
Über der Insel Skye ziehen dicke Regenwolken auf. Gerade nachdem wir unser Abendessen beendet haben, beginnt es zu regnen. Wir verkriechen uns ins Zelt und trinken den mitgebrachten Wein. Schließlich verkriechen wir uns in die Schlafsäcke.
Der Regen dauert an - die gesamte Nacht über.
Kilometer: 21, Höhenmeter: ca. 350
Ein nicht immer ganz ernst gemeinter Reisebericht über den Einfluss der vier Elemente in Schottland.
20. September: Anreise
Am 20. September landen wir wieder auf schottischem Boden. Unser Kleiner ist bei Oma und Opa gut untergebracht. Die Rucksäcke sind vollgepackt. Mit dem Mietwagen geht es über die A9 durch die Central-Highlands. Ein kurzer Stopp in Inverness. Im örtlichen TISO besorgen wir noch ein paar Kleinigkeiten, die man immer vergisst – entweder zu Hause oder (wie in meinem Fall) im Zug von zu Hause zu den Schwiegereltern. Ein bisschen Schwund ist halt immer.
Von Inverness geht es noch ein bisschen nach Nordwesten in Richtung Kinlochewe. Wir wundern uns über die Flüsse, die ihr ohnehin meist großzügig bemessenes Fassungsvermögen mehr als überschritten haben. Es muss in den letzten Tagen ausgiebig geregnet haben. Diese Einschätzung wird in einigen Tagen im Übrigen durch Einheimische bestätigt werden. Zunächst machen wir uns hierüber keine Gedanken. Der Himmel ist grau, aber bis auf sehr vereinzelte typisch schottische Kurzschauern ist es trocken. Eigentlich ist unser Plan, eine erweiterte Tour durch die Letterewe Wilderness zu machen: Von Kinlochewe durch die Letterewe Wilderness nach Poolewe, von dort aus über Gairloch und Red Point Beach ins Torridon und zurück nach Kinlochewe. Es sollte aber anders kommen, und es fängt just in diesem Augenblick an.
In Kinlochewe fahren wir mit Verachtung am Kinlochewe-Hotel vorbei, das uns im Frühjahr mit unserem 2-jährigen Sohn nicht wollte. Die Begründung ist auf der Homepage des Hotels zu lesen: „Young children can disturb the peaceful and relaxed ambience of the hotel therefore we do not accept children under the age of 12 years as residents of either the hotel or bunkhouse.“
http:// www.kinlochewehotel.co.uk/tariff.html
In einer Internetbewertung des Hotels ist zu lesen, dass der Inhaber ein „Basil Fawlty“ sei: Jemand, der seinen Beruf liebe - das Einzige was ihn wirklich daran störe seien die vielen Gäste. Dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen und weigern uns, nun, ohne Kind, hier Quartier zu machen.
Die wenigen B&Bs sind entweder schon belegt oder sprechen uns nicht an. Auf Zelten haben wir angesichts der kommenden nächsten Tage (noch) keine Lust. Also weiter nach Gairloch. Auf der Fahrt nach Gairloch beschließen wir, direkt dort zu starten. Damit wird unsere Letterewe-Tour zur Torridon-Tour. Hiervon wird später noch zu berichten sein.
Im „Old Inn“ finden wir eine schöne, wenn auch leicht überteuerte Übernachtungsmöglichkeit. Die letzte Übernachtung ohne Zelt für fünf Tage, wie wir vermuten. Wir telefonieren kurz mit zu Hause. Alles in Ordnung. Auf Bitte meines Schwiegervaters trinke ich für ihn an der Bar ein Opa-Uwe-Gedächtnis-Ale. Dann geht es früh ins Bett. Die Rucksäcke zappeln schon unruhig in der Ecke.
21. September: Element Erde
Wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück. Dann packen wir die Rucksäcke noch einmal um, fahren noch einen Kilometer weiter nördlich zum „Ortszentrum“ und stellen das Auto ab. Es ist recht warm und trocken. Die Softshells ziehen wir schon nach einigen Metern aus. Nach einem kleinen Stück an der Uferstraße geht es am alten Friedhof nach links in den Wald. Schon nach ein paar Metern müssen wir Kompass und Karte herausholen. Es gibt einfach zu viele Wanderwege. Welcher ist der richtige?
Schließlich finden wir unsere Route und ziehen durch die hier für schottische Verhältnisse ungewöhnlich dicht bewaldeten Hügel gen Süden. Bei der Farm von Kerrydale treffen wir wieder auf die Straße von Gairloch nach Kinlochewe, die wir aber nach einigen hundert Metern wieder verlassen und auf die schmale Singletrack-Road Richtung Red Point einbiegen. Es ist wenig Verkehr. Bequem laufen wir die meiste Zeit auf dem Asphalt, nehmen das Panorama der Bucht von Shieldaig und die zahlreichen Fischer- und Segelboote auf. Die Wolkendecke wird immer dünner. Gegen Ende unserer Kilometer auf dem Singletrack lugt sogar kurz die Sonne aus hervor. Die zerklüfteten Berge des Torridon-Massivs zeichnen sich majestätisch im Süden ab. Wir freuen uns über das aufklarende Wetter.
Kurz vor den paar Häusern von Badachro taucht - genau dort, wo die Karte einen Pfad durch die Moorlandschaft angibt - ein Schild mit genau diesem Pfad auf. Die Inschrift warnt uns:„This path or parts of it may be very rough.“ Das ist in Schottland nichts Neues. Schließlich warnt man in allen angelsächsisch geprägten Ländern vor allem Möglichen, aus Angst man könne sonst in Haftung genommen werden für heißgebrühten Kaffee, mikrowellengeröstete Katzen oder überlaufende Badewannen mit eingepflanztem Wannenstöpsel. Andererseits sind die Warnungen im Hinblick auf den einen oder anderen ambitionierten “Wanderer“ ja durchaus angebracht. Auf zahlreichen solchen durchaus „rogh“en Wegen sind uns immer wieder englische Turnschuh-Touristen entgegen gekommen. Die Schotten betrachten solche Engländer vermutlich als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die lokale Bergrettung. Zur Ehrenrettung der Engländer muss man vermerken, dass zwar sämtliche Deutsche auf „rogh“en Pfaden in Schottland gut ausgerüstet sind; das ist allerdings auch nicht schwer, da es die deutschen Turnschuhtouristen meist bereits in den österreichischen Alpen zerlegt hat, so dass sie nicht mehr nach Schottland kommen.
Wie auch immer, wir schmunzeln etwas über die Ankündigung eines „rough“en Pfandes in Schottland und beschreiten den vorgenannten selbstbewusst. Nur um wenige hundert Meter festzustellen, dass es sich hierbei tatsächlich um einen wirklich (!!!) „rough“en Pfad handelt. Der Regen der vergangenen Tage hat die Erde über die Grenze ihrer Fähigkeit zur Wasseraufnahme gesättigt. Zudem führt der Pfad durch Land, das man auch bei schottischer Trockenheit problemlos als Moor bezeichnen kann. Es beginnen sechs Kilometer, bei denen das Schmatzen von Schlamm bei Herausziehen unserer Stiefel aus dem „rogh“en Schlammpfad zu unserem ständigen Begleiter wird.
Das Element Erde empfängt uns. Die Schotten kennen so wunderschön viele Worte für die unterschiedlichen Arten von Niederschlägen. Mir fallen beim Anblick des schmatzenden Bodens so viele Vorschläge dafür ein, die unterschiedlichen Arten ihrer Erde zu benennen. Matsch, Schlamm, Dreckwasser, Regenwasser, Brackwasser, Moosmatsch, Schwammgras, Steinschlamm, Torfmatsch, usw. Besonders tückisch sind die grünen Moose, die das schottische Adäquat für die mitteleuropäischen Seerosen sind: Einladend zum Betreten mit gleichzeitiger Einsinkgarantie. Wir winden uns mit schmatzenden Tritten über den „rogh“en Pfad. Englischen Turnschuhtouristen begegnen wir nicht. Genauer gesagt begegnen wir niemandem. Wahrscheinlich ist kein Brite so dämlich, sich wie wir den schmatzenden Erdmassen auszusetzen. Noch nicht einmal ein Engländer.
Schließlich sind wir durch. Erst einmal Pause. South Erradale besteht aus etwa 20 in eine schützende Mulde gebaute Farmhäuser. Wir gehen den kurzen Feldweg zur hier wieder auftauchenden Singletrack-Road. Nach wenigen Metern geht es wieder zurück auf einen Feldweg. Als dieser endet stelle ich mit einem Blick auf die Karte fest, dass rechts ein eingezeichneter Pfand in Richtung Red Point abgehen sollte. Claudia besteht mit dem unbestechlichen Blick einer Ingenieurin auf der Tatsache, dass dort kein Pfad zu finden sei. Das ist ein Argument, das ich tatsächlich nicht widerlegen kann. Mit unverblümtem Optimismus beteure ich, dass die Karte einen Pfad vorsehe und ein solcher dann mit Sicherheit nicht weit sein könne. Meine protestierende Frau im Schlepptau, die lieber den Singletrack auf Asphalt laufen möchte, betrete ich den nicht vorhandenen Pfad. Es schmatzt wieder. Der Pfad lässt sich zunächst nicht blicken. Nach ca. 500 Metern durch wegloses Sumpfland zeigt sich ein Band aus weißen Steinen, das durch die Moorlandschaft verläuft. Als wir dort sind, stellt sich die versöhnende Tatsache heraus, dass wir beide Recht hatten. Ich hatte Recht, dass ein Pfad existiert. Leider hat Claudia ein kleines Quäntchen mehr Recht. Der Pfad ist so überspült und im Moor versunken, dass man nicht von mehr als einer groben Marschrichtung durch unwegsames Moorland sprechen kann. Wieder sind wir in unserem heutigen Element Erde.
Der eigentliche Pfad mag vor Jahrzehnten einmal begehbar gewesen sein. Aktuell ist er in einem knöchel- bis knietiefen Sumpf verschwunden. Der vorherige Pfad kommt uns nun wie eine Autobahn vor. Immer wieder sind weite Umwege notwendig, weil Tümpel und Schlammgruben den eigentlichen Pfad unbegehbar machen. Mehrere Male entfernen wir uns weit von der eigentlichen Richtung und laufen im wilden Zickzack durch das Moor. Die 2,5 Kilometer Luftlinie bewältigen wir in etwa eineinhalb Stunden. Abgekämpft kommen wir an der Red Point Farm wieder auf halbwegs festen Untergrund.
Zum Strand von Red Point geht es nun in großen Schritten. Wir finden eine große Düne am Südende des Strandes, hinter dem wir das Zelt geschützt von den inlandigen Windböen aufbauen können.
Ich gehe noch ein paar hundert Meter weiter auf unserem für morgen geplanten Pfad, um Wasser zu holen. An einer Furt sprudelt ein etwa zwei Meter breiter Bach über den Pfad. Er ist nicht sehr tief. In seiner Mitte kann man auf einen großen Stein treten und kommt trockenen Fußes auf die andere Seite. Ich fülle den Wassersack und gehe zurück zum Zelt.
Über der Insel Skye ziehen dicke Regenwolken auf. Gerade nachdem wir unser Abendessen beendet haben, beginnt es zu regnen. Wir verkriechen uns ins Zelt und trinken den mitgebrachten Wein. Schließlich verkriechen wir uns in die Schlafsäcke.
Der Regen dauert an - die gesamte Nacht über.
Kilometer: 21, Höhenmeter: ca. 350
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