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Land: Norwegen
Reisezeit: August 2010
Region/Kontinent: Nordeuropa
Irland war super, aber was kommt jetzt? Diese Frage stellte sich bald nachdem ich aus Irland wieder daheim war und begann, meinen Sommerurlaub zu planen. Wiedermal hatte keiner Zeit, Lust oder was auch immer, um mit mir zu Fahren. Egal, geht es wieder Solo los.
Nachdem ich das Forum durchwühlt und günstige Flüge gefunden hatte, stand fest:
Es geht nach Norwegen

Die Hardangervidda schien mir genau das Richtige zu sein. Ich hatte jetzt 17 Tage Zeit für den Trip. Die Planungen begannen, ich besorgte mir die entsprechenden Karten und Reiseführer. Praktischerweise erschien Mitte Juli der neue Hardangervidda Führer vom Conrad Stein Verlag in der neuesten Auflage.
Ein Tipp von Ulrich / Nordwärts brachte mir auch eine Mitgliedschaft beim DNT ein. Es sollte dort für Neumitglieder eine Freifahrt von Norway Busekspressen geben. Schnell den Antrag ausgefüllt und ich bekam aus Oslo mein Ticket von Haukeliseter nach Oslo für den 21.08.2010 zugeschickt.
Es sollte von Oslo mit dem Zug nach Finse gehen. Von dort aus wollte ich das Aurlandsdalen erwandern und mit der Flåmsbahn wieder auf die Hochebene nach Myrdal fahren (Danke wiederum für die Tipps an Ulrich / Nordwärts) um dann anschließend wieder von Finse aus nach Haukeliseter zu laufen. Zeit für einen Tag in Flåm und die Fjorde sollte dabei auch drin sein.
Die Planungen schritten voran, als ich mit meinen alten Kumpel Hannes über die Reise sprach. Ich hatte unser Gespräch schon längst wieder vergessen, als er sich ungefähr drei Wochen vor der Reise meldete. Er gedenke mich zu begleiten, er müsse sich nur noch die fast komplette Ausrüstung besorgen, die Flüge und Zugfahrt buchen und nebenbei seinen Umzug nach Hannover abwickeln. Na gut, wie er meint, dachte ich. Wird schon wissen was er tut
Wir trafen uns abends dann mal, erklärte ihm grob was ich vor habe und was er so benötige. Wir hakten ab was er schon besaß, ich durchwühlte meine Klamotten und lieh mir ein paar Sachen bei einigen Kumpels. Danke an Micha und Robert für Stöcke und Rucksack.
Ein paar Klamotten kaufte Hannes sich dann einfach in der Woche vor der Reise oder lieh es sich bei seinem alten Herrn. Schnell war alles in der Woche vor dem Abflug beisammen. Das war mal sehr spontan.
Allerdings würde er mich nur in der ersten Woche der Reise begleiten, da er im zweiten Teil seines Urlaubs noch weiter südlich gelegen Ziel ansteuern wollte. Die zweite Woche würde ich dann wie geplant alleine (allerdings jetzt mit einem doppelt so schweren Zelt) bestreiten. Nach kleinen Problemen bei der Buchung der Zugfahrt konnte es losgehen. Die Spannung und Vorfreude stieg.
Tag 0 Donnerstag 05.08.10 Packen
Nach dem letzten Arbeitstag freue ich mich wie Bolle. In den Tagen vor der Abfahrt hatte ich noch letzte Besorgungen wie z.B. Batterien etc. erledigt und die eine oder andere Ausrüstung ergänzt.
Da Hannes noch in Hannover weilt und länger arbeiten muss, beginne ich nach der Arbeit meine Sachen zu packen. Schnell ist alles im Rucksack flugtauglich verstaut und die restlichen Sachen befinden sich in meinem Handgepäckjutebeutel.
Hannes meldet sich irgendwann, es wird noch dauern. Um 21:00 Uhr kommt er endlich in Hannover los. Na gut, kein Problem, wir wollen ja erst um 06:00 Uhr am nächsten Tag Richtung Flughafen. Man, man, man, dass wird knapp, aber wird schon alles irgendwie passen. Hab jetzt also noch ein wenig Freizeit und warte bei einigen herb-blonden Friesinnen und Matt Watson / DMAX auf ihn. Um 23:00 Uhr ist er endlich da, wir beraten kurz was er mitnehmen wird und verstauen alles. Es passt und ich bin ein wenig erleichtert, dass die ganze Hauruck Aktion scheinbar zu klappen scheint. Darauf eine letzte eiskalte Friesin vor dem Abflug.
Tag 1 Freitag 06.08.10 Hennen – Düsseldorf – Oslo –Finse
Der Wecker klingelt um 05:30 Uhr und ich merke ein leichtes Ziehen in der Rübe. War vielleicht doch eines der Biere gestern nicht mehr gut gewesen? Keine Ahnung, wird schon. Schnell aus dem Bett und unter die Dusche. Rödel mein Geraffel ins Auto und schnappe mir noch eine Thermoskanne Kaffee. Um 06:00 Uhr geht’s los. Meine Schwester bringt uns nach Düsseldorf. Über die A40 geht es schneller als erwartet zum Airport. Gegen 07:00 Uhr sind wir da, der Flug soll um 09:30 Uhr gehen.
Hannes füllt noch schnell etwas Gin gegen die norwegischen Mücken in seine SIGG Flasche, hatte er zu Hause nicht mehr geschafft. Wir stiefeln zum Check-In und werden direkt wieder weggeschickt. Ab zum Sperrgepäck Schalter. Da werden wir dann unsere Rucksäcke los. Hoffentlich sehen wir sie in Oslo direkt wieder.
Nachdem wir noch kurz (für unserer Meinung nach Unsummen, aber das Gefühl für teuer verschob sich dann doch deutlich während des Urlaubs) gefrühstückt haben, kaufen wir noch kurz etwas Lektüre, falls wir uns wider Erwarten doch einmal gegenseitig auf den Sack gehen sollten. Mankells Der Chinese und Hummeldumm von Tommy Jaud wandern noch ins Gepäck. Zum Flug gibt’s nicht viel zu sagen und so landen wir pünktlich bei Nieselregen um 11:30 Uhr in Oslo Gardermoen.
Wir stiefeln zum Gepäckband, ziehen unsere Stiefel an und treffen unsere beiden Begleiter vollständig und unversehrt wieder. Das hat ja schon mal gut geklappt. Wir ziehen uns am Automaten die Tickets für den Flytoget, den Direktzug in die Stadt, und sitzen fünf Minuten später im Zug nach Oslo. 20 Minuten später stehen wir im Hauptbahnhof von Oslo. Die bestellten Zugtickets nach Finse sind schnell abgeholt. Wir beschließen unsere Sachen in ein Schließfach zu packen und in die Stadt zu gehen.
Erleichtert um unser Gepäck und 40NOK gehen wir zum DNT und zum XXL Sportladen. Beim DNT hole ich mir einen Hüttenschlüssel und im XXL besorgen wir uns Gas für den Kocher und einen ganzen Haufen Real Turmat in allen möglichen Geschmacksrichtungen. Anschließend stärken wir uns kurz beim König der Burger und verschaffen uns einen Überblick über Oslo. Wir latschen etwas Planlos kreuz und quer bei Regenwetter durch die Stadt. Wir landen in Akker Brygge. Langsam wird es dann aber Zeit für uns. Der Zug soll um 16:07 Uhr gehen. Im nächsten Supermarkt besorgen wir noch Frühstück für die Tour, Getränke sowie ein paar Hopfenkaltschalen für die 4h Zugfahrt. Unterwegs treffen wir noch ein typisch deutsches Touristenpärchen.

Zurück am Bahnhof schnappen wir uns unsere sieben Sachen und gehen zum Bahnsteig. Der Zug kommt und ich renne erst mal in den falschen Wagen des hilflos überfüllten Zuges, ich Depp. Hannes hatte natürlich recht und wir besteigen dann doch noch den richtigen Waggon. Die Plätze waren reserviert und wir hatten uns im Vorfeld den NSB Komfort Sitz gegönnt. Los geht’s dann Richtung Finse. Wir verlassen langsam Oslo und der Zug rumpelt gemächlich vor sich hin.
Ich sehe mich ein wenig im Zug um und entdecke am Ende unseres Waggons eine kleine Sitzecke mit gemütlichen Sesseln vor einer Panoramascheibe. Sehr gut. Der Kaffee ist auch in Griffweite und so machen wir es uns dort bis nach Finse hin gemütlich.

Die Landschaft fliegt vorbei und wir genießen die Aussichten. Hannes will mir partout nicht glaube, dass es oben in Finse so gut wie gar keine Bäume oder ähnliches gibt. Bis kurz vor Finse zieht er mich auf, dass er immer noch Bäume sieht. Einen Tunnel später sieht die Sache anders aus. Nichts außer Steinen, Moosen und Flechten ist jetzt noch zu sehen. In Kürze erreichen wir gegen 20:30 Uhr Finse.

Wir raffen uns auf aus den gemütlichen Sesseln und Schultern die Rucksäcke. Wir steigen aus und sofort zieht der Hardangerjøkul uns in seinen Bann. Nach kurzer Orientierung beschließen wir in der DNT Hütte unser Glück für den ersten Tag zu probieren. Nach kurzem Fußmarsch erkundige ich mich nach einem Schlafplatz. Ja, haben sie, allerdings nur noch auf dem Fußboden. Alles proppenvoll und wir sind spät dran.

Was nun? Ach kein Problem. Gehen wir halt Zelten. Wir hatten auf der anderen Seite vom See schon andere Zelte gesichtet. Schnell über den Ablauf vom See und wir suchen uns einen netten Platz zum Zelten. Der Blick auf die Umgebung und den Gletscher ist beeindruckend. Schnell ist das U-Boot der Mark II Light Klasse aufgebaut und wir essen unser erstes Real Turmat.


Wir entspannen danach ein wenig vorm Zelt bei einem Absacker, allerdings sind die Mücken eine echte Plage. Wir haben natürlich vergessen in Oslo Anti-Mückenmittel zu kaufen, müssen wir dann wohl mal morgen nachholen. Ergo kriechen wir schnell dann in unsere Kojen, gespannt darauf was uns erwarten wird.
Tag 2 Samstag 07.08.10 Finse – Geiterygghytta
Aufstehen, es ist 9:00 Uhr, der erste richtige Wandertag steht an. Wir lassen es gemütlich angehen. Kaffee kochen und frühstücken braucht seine Zeit. Nachdem auch die Morgentoilette erledigt ist, machen wir uns noch etwas unorganisiert ans packen. Schnell finden alle Sachen und das Zelt ihren Platz in den Rucksäcken und es kann losgehen. Das Wetter ist kühl, aber immerhin regnet es nicht. Los geht’s.
Wir überschreiten wieder den Ablauf vom Finsevatnet und nehmen Kurs auf den Bahnhof. Dort treffen wir einen ganzen Haufen Radfahrer die den Rallarvegen in Angriff nehmen wollen. Im Finse 1222 Hotel gibt es einen kleinen Laden der alle möglichen Sachen von Lebensmitteln über Hygieneartikel bis hin zu Souvenirs bereit hält. Wir besorgen uns schnell noch Mygg Stopp zum Schnäppchenpreis von 179NOK und stiefeln los. Ein kurzes Foto noch und es geht zwischen einigen Ferienhäusern entlang bergan in Richtung Geiterygghytta.
Anfangs ist der Weg noch etwas schlammig doch schon bald geht es nur noch über einen steinigen Weg. Vereinzelt treffen wir ein paar Schafe. Andere Wanderer sind auch mit uns unterwegs. Allerdings verteilen die sich nach und nach auf der Strecke. Es geht immer höher, man hat einen super Blick über den Hardangerjøkul. Die erste Brücke kommt in Sicht. Todesmutig überwinden wir den gurgelnden Bach. Unzählig Bäche und Brücken werden in den nächsten zwei Wochen noch meinen Weg kreuzen.

Weiter geht es über Altschneefelder in Richtung der Klemsbu Hütte. Einer kleinen Hütte an der man im Winter beim Skifahren Einkehren kann. Wir machen kurz Rast und Essen etwas. Allerdings ist es hier mächtig windig und vom Rumsitzen wird einem hier richtig kalt. Also wieder Mütze auf und Handschuhe an, weiter geht’s über Schneefelder auf über 1500m.


Ein Bergsee wird passiert und bald geht es wieder abwärts. Ein herrliches Panorama über den Omnsvatnet bietet sich uns. Unten am See entdecken wir en Lavvu und überlegen kurz uns dazu zu gesellen. Allerdings ist es noch früh und wir gehen weiter.
Weiter bergab müssen wir ein ca. 50m langes Schneefeld überwinden. Es ist ziemlich steil und mit unseren großen Rucksäcken schon ein echtes Hindernis. Ich mache mich auf und surfe mehr oder weniger den Hang runter. Macht echt Laune das Ganze. Jetzt ein Paar Skier. Hannes geht es gemächlicher an und steigt nach mir hinunter. Anschließend treffen wir einen Holländer in Sandalen. Wir fragen nur kurz ob er weiß, dass gleich einige Schneefelder berghoch kommen. Kein Problem, sagt er, er wandere immer in Sandalen. Na dann.

Der Weg geht ein wenig weiter bergab und wir machen eine Pause. Die Aussicht ist super und zwei Mädels sitzen in der Nähe und machen auch Pause. Nach einer Viertelstunde geht es weiter. Das Tal verengt sich ein wenig um dann in einer Landschaft aus großen Seen auszulaufen. Wir laufen entlang der Seen, überqueren Bäche und einige große Geröllfelder um schließlich an einen wirklich großen imposanten Wasserfall zu gelangen. Wir füllen kurz Wasser nach und gehen weiter.
Die Hütte ist schon in Sicht, allerdings finden wir einen netten Zeltplatz oberhalb eines Sees. Das Lager wird aufgeschlagen. Schnell steht das Zelt und wir gehen erst mal eine Runde baden. Ganz schön kalt der See, sag ich mal.

Anschließend schreibe ich ein wenig Tagebuch und Hannes zieht los. Er möchte etwas Jagen und einen Stock zum Schnitzen finden. Leider ist das einzige was er jagen kann dann sein Stock zum Schnitzen. Dann gibt es Abendessen. Nach dem Rentier gestern gibt es heute Seewolf in Weißwein-Sahnesoße. Sehr gut. Ein wenig Salami noch zum Nachtisch und alles ist in Butter.

Schon länger gucken wir nun auf die Hütte. Die Neugier siegt und wir machen uns auf den kurzen Fußweg zu Hütte um uns die ersten 65NOK Ringnes Biere der Tour mal näher anzugucken und eventuell mal eines oder zwei zu probieren. Wir treten ein und treffen die Mädels von der Pause früher am Tag. Wir komme ins Gespräch und quatschen eine ganze Weile übers Wandern usw.
Ein Schwede gesellt sich dazu. Hubert macht eine Tour mit seinem Kumpel. Der finanziert seine Tour als Radiojournalist indem er alle möglichen Leute, die er unterwegs trifft, über ihre Intention zu Wandern ausfragt um das Ganze hinterher im Radio zu senden. Komischer Vogel. Uns bleibt ein Interview erspart und wir verabreden uns lose mit den Mädels für den nächsten Tag, sie wollen dieselbe Strecke wie wir gehen. Zurück zum Zelt, ein Schlummertrunk und dann ab in die Falle.
Tag 3 Sonntag 08.08.10 Geiterygghytta – Steinbergdalen Turisthytte - Østerbø Turisthytte
Der Tag begrüßt uns wieder mit strahlendem Sonnenschein. Lediglich der Airbus Wasserfall in der Nähe war in dieser Nacht etwas gewöhnungsbedürftig. Mal schauen, was uns dieser Tag so bringt. Durch die Mädels gestern haben wir erfahren, dass die Steinbergdalen Turisthytte leider wegen Renovierung geschlossen ist. Wenn wir also wieder an einer Hütte Zelten wollen, wird das ein langer Tag bis Østerbø. Aber egal. Hannes geht wieder Baden am See und ich koche Kaffee. Das Einpacken nach dem Frühstück geht heute schon flüssiger und gegen 10:30 Uhr kommen wir los.

Wieder geht es an der Hütte vorbei. Der Weg schlängelt sich anschließend den Berg entlang nach oben. Es geht auf und ab und man hat herrliche Aussichten. Leider sieht man auch immer wieder einige Überlandstromleitungen und die alte N50. Aber egal. Es geht weiter. An einem kleinen See am Fuß des Bothovd machen wir Rast. Anschließend geht es einen knackigen Anstieg hoch. Oben bin ich ganz schön im Eimer. Die kurzen, steilen Anstiege liegen mir so gar nicht. Hannes ist immer noch gut drauf und schon eher oben. Er will die Dinger immer schön schnell hinter sich haben.
Dahinter geht es dann über ziemlich schlammige Wege und eine Sommerbrücke wieder bergab. Teilweise geht es ziemlich steil bergab und es wird ganz schön warm heute. Bald schon kommt die Steinbergdalen Turisthytte in Sicht.

Gegen 14:00 Uhr kommen wir dort an und machen Pause auf der Terrasse. Wir treffen eine Familie die den Bus gegen 16:00 Uhr nach Østerbø nehmen möchte. Verlockend aber wir wollen doch gleich die nächste Etappe mit in Angriff nehmen und es bis Østerbø zu Fuß schaffen. Gegen 14:30 Uhr geht es dann weiter, schließlich liegt noch ein ganzes Stück vor uns.

Gleich hinter der Hütte geht es immer am Berg entlang über einen schmalen, matschigen und zugewucherten Pfad. Teilweise sieht man auf 5 Metern nicht mehr, wo sich der Weg her schlängelt. Das Ganze gestaltet sich ziemlich Kraftraubend. Es ist ziemlich warm, die Luft steht und der Matsch tut sein übriges. Trotzdem ist es wunderschön.
Man folgt hoch über der Straße dem Tal. Immer wieder gibt es tolle Aussichte und am Wegesrand Wasserläufe und -fälle. Auch die Flora ist schön und es gibt immer wieder tolle Gesteinsformationen. Wir machen an einem netten Fleckchen bei einer alten verfallenen Steinhütte Rast. Hannes macht noch schnell ein Foto von seinem Rucksack und schickt es per Blackberry an den Rucksackbesitzer.

Wir raffen uns auf und prompt versteigen wir uns. Wir verpassen einen Abzweig und landen in einer Art horizontalen Felsriss. Na gut, zurück wollen wir auch nicht, also stell wir uns der Herausforderung. Wir kriechen weiter bis der Riss nur noch ca. 50cm hoch ist. Zur linken Seite geht es ungefähr 10 – 15m steil runter. Na toll. Rucksäcke ab. Ich sondiere die Lage und krieche voran. Ich sehe eine Möglichkeit aus dem Riss heraus zum Weg zu gelangen.
Alles klar. Ein wenig mulmig wird es mir dann schon, aber ich krieche weiter. Der Riss endet in einer Art Absatz, von dem es ca. 2,5m runter geht. Von dort sollten wir zum Weg kommen können. Der Riss ist an der Stelle in zwei kleinere Absätze aufgeteilt. Der Rechte ist etwas länger und von dort sind es nur ca. 2m runter. Wir schmeißen die Stöcke schon mal runter und ich rutsche auf dem Hosenboden den niedrigeren Absatz runter. Plötzlich verliere ich den Halt und rutsche ziemlich unkontrolliert mit einem Affenzahn runter. Ich reagiere instinktiv und lande auf beiden Füssen in einem Steinhaufen, glücklicherweise auf zwei Felsplatten.

Puh, Glück gehabt, das hätte auch in einem doppelten Knöchelbruch enden können. Hannes ist etwas verwirrt. Er hat nur das Geräusch von meinem Ritt gehört, da er sich um die Rucksäcke gekümmert hatte. Sichtlich verwirrt fragt er mich, was ich da angestellt hätte. Nichts Besonderes sage, ich aber ich bin schon mal unten, antworte ich mit einem Grinsen. Etwas verwirrt reicht er mir dann die Rucksäcke an. Danach klettert er dann auch runter. Geschafft, aber das hätte auch gut ins Auge gehen können.
Wir lachen über die Aktion, schultern wieder die Rucksäcke und schnappen uns die Stöcke. Weitermachen. Es folgen einige nette Wasserfälle an denen wir rasten oder einfach nur kurz trinken. Ich hab immer mein Berghaferl vorne am Rucksack, so dass ich immer wenn Wasser da ist auch etwas trinken kann. Trotzdem wird der Tag langsam anstrengend. Der lange Weg, die Sonne und das Kräfteraubende Auf und Ab über die schlammigen Wege fordern langsam Tribut. Ich bin ziemlich im Eimer, Hannes immer noch gut drauf. Wir machen öfters kleine Pausen.


Langsam kommt die Hütte in Sicht, allerdings geht es noch ein gutes Stück bergab. Wir machen mehrfach Pausen. Es geht noch durch ein kleines Tal über eine Art Alm und anschließend durch einen kleinen Wald. Schließlich kommen wir auf einen Schotterweg der uns zu einer Straße bringt, die uns nach Østerbø führt.
Zehn Minuten später sind wir dann an der Hütte. Die ist allerdings ziemlich Touristisch. Viele Leute auf der Durchreise und überall wird angebaut bzw. erweitert. Auf dem Campingplatz stehen eigentlich nur Wohnmobile. Ein ganz schön langer Tag war das. Es ist so 19:30 Uhr und wir sind ziemlich geschlaucht. Wir beschließen heute auf dem Campingplatz zu nächtigen und in der Hütte zu Abend zu Essen.
An der Rezeption sagt man uns, das die Küche nur noch bis um 20:00 Uhr auf hat. Na toll. Also gut, Beeilung. Wir duschen schnell für 10NOK, der Zeltaufbau muss warten. Pünktlich schaffen wir es zum Essen. Im Essensraum treffen wir die Mädels von gestern. Sie sind auch komplett ohne Bus durchmarschiert und ziemlich Müde. Das Essen kommt, es gibt Schweinebraten mit Kartoffeln. Hannes hat zusätzlich noch Tomatensuppe und Fruchtsalat bestellt. Der Hunger treibt es rein, aber der Bringer war es jetzt nicht.
Nach dem Essen unterhalten wir uns noch mit den Mädels, gehen dann aber schnell zum Zeltplatz das Zelt aufbauen. Die Sonne verschwindet langsam und es wird kühl und feucht. Die feuchten und teilweise gewaschenen Wanderklamotten inklusive der Stiefel wandern in den Trockenraum.
Das Zelt steht schnell. Neben uns steht nur noch ein riesiges Lavvu mit einem riesigen Weber Gasgrill auf dem Platz neben den drei Wohnmobilen. Am See versucht noch ein Angler sein Glück. Wir nehmen noch einen Schlummertrunk und verschwinden wieder in unser U-Boot. Gute Nacht.
Tag 4 Montag 09.08.10 Østerbø Fjellstove – Vassbygdi – Flåm
Wir stehen gegen 08:30 Uhr auf. Die Sonne lacht, aber leider ist das Zelt noch ziemlich feucht. Aber egal. Ein schöner, aber auch langer Tag wartet auf uns. Wir widmen uns der Morgentoilette und entschließen uns, in der Hütte Lunchpakete zu kaufen. Wir raffen unser Gerödel zusammen, holen unsere Sachen aus dem Trockenraum und packen dann das leider noch nasse Zelt ein. Die freundlichen Wohnmobilnachbarn schenke uns noch Trinkpäckchen, die sie aus Deutschland mitgebracht haben. Anschließend besorgen wir uns die „Matpakke“ für unterwegs, füllen unsere Flaschen mit der süßesten Apfelschorle die ich je getrunken habe.

In der Zwischenzeit sahen wir noch reichlich Tagesausflügler, die das Aurlandsdalen erwandern wollen um anschließend mit dem Bus wieder hier zum Parkplatz zu fahren. Scheint wirklich ein Klassiker hier in Norwegen zu sein.
Der erste Abschnitt ging um einen See herum über felsige Pfade. Anschließend, an einem etwas tiefer liegenden kristallklaren See, sehen wir die ersten Forellen springen. Wir passieren Nesbø und folgen dem Fluss. Die Schlucht wird enger, erste Stromschnellen kommen in Sicht.


Immer wieder verbinden diese gurgelnden und rauschenden Abschnitte traumhafte Seen, in denen sich reichlich Forellen tummeln. Schnell erreichen wir einen Abzweig, an dem man sich entscheiden kann im Tal dem Fluss zu folgen oder oben auf der Höhe entlang zu Wandern. Wir entschließen uns für die Schlucht, der Weg oben ist eine norwegische Wanderstunde länger und soll teilweise sehr ausgesetzt sein. Mit unseren großen Rucksäcken vielleicht nicht ganz das richtige, sagen wir uns und starten weiter den Fluss entlang. Die Landschaft der Schlucht wechselt zwischen engen Passagen und offenen ruhigeren Abschnitten. Mal geht man hoch über dem Fluss über schmale Pfade am Fels entlang, mal schlängelt sich der Weg durch Wald. Echt einen tolle Sache.
Auf einem Abschnitt geht man dann über einen in den Fels geschlagenen Weg, der nichts für nicht Schwindelfreie ist. Kurze Zeit später machen wir an einer abenteuerlichen Brücke zu einer kleinen Hütte Pause. Das warme Wetter und die Anstrengung machen sich bemerkbar. Langsam geht uns das Wasser aus und Hannes versucht mit Reepschnur und Flasche von der Brücke aus nach Wasser zu Angeln. Leider ist die Schnur zu kurz. Nach kurzer Suche findet sich dann aber doch noch eine Quelle.
Es geht weiter und wir treffen wiederum auf den Abzweig zur Höhenvariante. Nun ergibt sich alsbald ein herrlicher Ausblick auf den Fluss der sich tief in eine Art Canyon eingegraben hat. Hier muss man über steile Serpentinen absteigen. Zahlreiche Wasserläufe und Rinnsale finden sich hier am Wegesrand. Unten am Fluss angelangt geht es direkt am kristallklaren Wasser entlang durch die enge Schlucht. Einfach traumhaft hier. Schon Bald kommt wieder ein Abzweig mit einer alten Brücke Richtung Stondalen. Hier stürzt sich der Fluss tief in die Schlucht.

Eine kurze Pause mit dem Ausblick zur Sinjarheim Almen und weiter geht es. Noch mal steil den Berg hoch über eine Holzbrücke am Veiverdalselvi Wasserfall weiter den Berg hoch und wir sind auf der Sinjarheim Almen. Die Alm besteht aus einigen Holz bzw. Natursteinhäusern. Sie wird wohl noch teilweise bewirtschaftet, leider nicht als wir dort eintreffen. Nur ein paar Schafe und Wanderer sind da. Die Pause brauche zumindest ich jetzt doch deutlich. Hannes erkundet die Alm und irgendwann geht es dann weiter.

Wir passieren nach knackigem Abstieg eine Schäferhütte mit einigen Pulloverschweinen. Der steile Abstieg hierher über ein Geröllfeld war schon gut anstrengend. Der Weg führt jetzt direkt etwas oberhalb des Flusses am Fels entlang immer weiter abwärts. Das Gurgeln und Rauschen ist allgegenwärtig. Der Weg ist ziemlich unbequem zu gehen. Große Steine und große Absätze gehen ganz schön auf die Knie.
Dazu hier noch ein nettes Video zum Aurlandsdalen auf Youtube
Irgendwann wird das Gelände flacher und läuft in einem Wald aus. Wir entdecken einige ältere Damen mit großen Rucksäcken und versuchen dies einzuholen bzw. zu überholen. Keine Chance. Erst bei einer kleinen Pause von ihnen passieren wir sie. Sie sind alle schon gut über 60 und beeindruckend fit. Über eine alte befestigte Straße kommen wir auf eine Schotterpiste und dann auf eine kleine Straße, die uns zum Kiosk von Vassbygdi führt. Geschafft.

Kurz vor 16:30 Uhr sind wir da. Der Bus nach Flåm fährt uns zwar vor der Nase weg, aber das ist nicht weiter schlimm. Wir wollen eh erst mal etwas trinken und dann Duschen, bevor wir den nächsten Bus nehmen wollen. Die Rucksäcke sind schnell abgesetzt und die Duschen geentert. 10NOK für eine warme Dusche, ein fairer Preis nach dem Tag, wie wir finden. Während Hannes duscht unterhalte ich mich mit dem Kinobesitzer. Er spricht Deutsch, ist aber etwas komisch wie wir finden. Hannes nennt ihn nur noch den Hannibal Lector von Vassbygdi. Nach der Dusche entspannen wir bis zum nächsten Bus. Der kommt dann irgendwann, wir verstauen unsere Sachen und steigen ein. Just in dem Moment fängt es an zu regnen. Sauber, denken wir. Gleich schön im Regen zum Campingplatz und das Zelt aufbauen. Aber egal. Morgen soll es ja einen Ruhetag geben.
In Flåm machen wir uns auf zum Campingplatz. Wir checken ein, bauen unser Zelt unter einem Baum der etwas Schutz vor dem Regen bietet auf. Ziemlich viele Franzosen und Spanier da. Überall die Quechua Zelte von Decathlon. Wir gehen kurz im Supermarkt von Flåm einkaufen und essen danach zu Abend. Bei Dosenbier kommen wir mit ein paar Mädels ins Gespräch und quatschen ein bisschen. Sie sind mit einem Quechua Wurfzelt unterwegs. Das Wasser steht im Zelt und der Platz im Zelt ist so gering, dass sie ihre Rucksäcke an der Rezeption abgeben müssen. Sachen gibt es. Aber bald geht es ins Bett, war ein langer und anstrengender Tag.
Tag 5 Dienstag 10.08.10 Flåm
Wir stehen heute mal eher gemütlich auf. Haben ja Zeit genug heute. Die Morgentoilette ist schnell erledigt und wir beschließen uns im Supermarkt mit Frühstück einzudecken und gemütlich im Hafen zu frühstücken. Vor dem Einkauf geht es noch kurz in die Touristeninformation wo wir Karten für die Fähre nach Gudvangen und zurück kaufen. Gott sei Dank haben wir das früh genug gemacht, kurz nach dem wir uns durch ein wenig Vordrängeln die Karten gesichert hatten, war die Fähre ausgebucht.

Im Hafen liegen heute zwei Kreuzfahrtschiffe und wir bekommen so ca. 2000 Italiener zu sehen, die alle die Flåmsbahn oder die Fähren stürmen wollen. Unglaublich was hier jetzt abgeht. Eine der größten Touristenfallen die ich je gesehen habe. Nichtsdestotrotz genehmigen wir uns ein ausgiebiges Frühstück, besuchen das Flåmsbahnmuseum und schlendern dann zurück zum Zelt. Die Fähre fährt erst um 13:00 Uhr, so dass wir uns noch einen Kaffee am Zelt genehmigen. Um 13:00 Uhr entern wir dann die Fähre nach Gudvangen. Auch hier ungläubiges Staunen von uns.
Die Fähre ist so proppenvoll, man kann sich kaum frei bewegen. Wir sichern uns ein nettes Plätzchen und genießen die Fahrt durch die Fjorde. Wir bekommen neben bestem Wetter auch einige kleinere Wale und Seehunde zu sehen. Ein perfekter Ruhetag. Wir sitzen an Deck und die Landschaft zieht vorbei.


In Gudvangen dann gehen die meisten Touristen von Bord. Sie machen ein Norway in a Nutshell Tour und fahren mit dem Bus weiter. Einige ältere Deutsche schmettern Junge komm bald wieder zum Abschied. Erleichtert um die ganzen Touristen legt die Fahre wieder ab. An Bord sind jetzt nur noch wenige Passagiere und wir können jetzt so richtig entspannen.
Total entspannt und ausgeruht verlassen wir in Flåm wieder die Fähre.

Wir genehmigen uns einen Burger im Restaurant im Hafen. Danach geht es in den Supermarkt und wir besorgen uns noch ein paar Hopfenkaltschalen. Zurück auf dem Campingplatz machen wir es uns vor unserem U-Boot gemütlich. Mit zwei Mädels und unserem Nachbarn einem Franzosen sitzen wir dann noch zusammen und quatschen noch ziemlich lang. Ein wenig surreal ist dann das Gespräch. Vier Deutsche und ein Franzose unterhalten sich ewig auf English wobei der Franzose eigentlich auch kein Englisch spricht oder versteht. Aber egal, witzig war es trotzdem.
Nach diesem kräftezehrenden Tag geht es dann schnell gegen 23:30 Uhr ins Bett, am nächsten Tag steht die Flåmsbahn auf dem Programm. Anschließend wollen wir einen kleinen Schlenker zu einer Hütte machen um dann nach zwei Tagen in Hallingskeid zu sein, von wo aus Hannes zurück nach Oslo fahren will. Kalli nichta.
Tag 6 Mittwoch 11.08.10 Flåm – Myrdal – Kaldavasshytta
Na toll, es regnet. Mit diesem Gedanken stehen wir um 09:30 Uhr auf. Echt super. Aber egal. Morgentoilette und Abbau des Zeltes folgen. Frühstücken wollen wir im Bahnhof. Das Zelt wird halt nass eingepackt und wir stiefeln in Regen und Nebel los. Schnell sind die Tickets für die Flåmsbahn nach Myrdal gekauft. Hannes kauft sich noch die Fahrkarte nach Oslo am Freitag. Im Supermarkt greifen wir uns noch ein paar Plätzchen zum Frühstück und ich besorge mir noch Kleinigkeiten für die zweite Woche.
Pünktlich um 11:00 Uhr besteigen wir den Zug. Da heute keine Schiffe im Hafen liegen, haben wir den Waggon fast ganz für uns alleine. Rumpelnd fährt der Zug los und aus den Lautsprechern plärrt eine Stimme auf Englisch, Deutsch, Russisch, Chinesisch und was weiß ich noch für Sprache um uns die Highlights der Strecke zu erklären. Nach ungefähren 40 Minuten gibt es einen Halt am Kjosfossen Wasserfall. Dort ist eine Art Terrasse für die Reisenden errichtet worden. Der Wasserfall ist beleuchtet und es erklingt klassische Musik zu der eine blonde Frau tanzt. Ein wenig skurril das Ganze.

Nach ein paar Minuten ist das Schauspiel beendet und es geht weiter Richtung Myrdal.

Am Bahnhof Myrdal geht es dann schnell raus dem Trubel. Wir folgen einem Bach, unterqueren die Bahnstrecke und gehen Richtung Kaldavasshytta. Ein traumhaftes Tal bildet den Anfang. Überall Blaubeeren und ein fantastisches Panorama bietet sich uns.

Wir folgen dem matschigen Pfad leicht bergan. Irgendwann wir der Weg steiler und ich mache ein wenig Schlapp. Hannes geht guten Mutes voran und wartet immer wieder auf mich. Wir machen Fotos, passieren Wasserfälle und irgendwann geht es nur noch über Felsen und Geröll den Berg hoch.

Die Stille ist unfassbar. Die Landschaft ist unfassbar. Ein perfekter Wandertag. Wir passieren einen See und überqueren zwei Schneefelder.



Auf der Höhe nach dem zweiten Schneefeld entdecken wir schon die Hütte. Unterwegs treffen wir noch auf Wachtelähnliche graue Vögel. Sehen lecker aus, sind aber zu schnell für uns. Wir gehen langsam runter Richtung Hütte, müssen aber noch einige Hindernisse überwinden.

Bald schon stehen wir vor der Hütte. Wir erkunden die große Haupthütte, das Klohäuschen und die kleinere Nebenhütte. Wir entschließen uns in der großen Hütte einzuquartieren.

Niemand ist da, allerdings hat wohl einer der letzten Gäste vergessen ein Fenster zu schließen. Die Hütte ist gemütlich und bietet eine Menge Komfort. Sogar Licht über Solarzellen und 12V Strom ist vorhanden.
Wir feuern den Ofen an und machen uns auf zum Badesee. Der ist allerdings so was von kalt. Wir waschen unsere Sachen und gönnen uns einen Kaffee.

Ein Radio ist ebenfalls da. Wir erfahren über die Deutsche Welle das Deutschland gegen Dänemark 2:2 gespielt hat. Der Rest des Abends wird verbummelt mit Essen kochen, Lesen und Tagebuch schreiben.

Abends dann zieht eine dichte Nebelsuppe auf. Man kann keine zwei Meter weit mehr sehen. Ganz schön unheimlich. Als ich im Bett liege und das Mankell Buch beginne zu lesen, fröstelt es mich doch etwas. Aber macht nichts, es war ein super Tag heute.
Tag 7 Donnerstag 12.08.10 Kaldavasshytta – Hallingskeid
Der Tag begrüßt uns wieder mit Sonne. Um 9:00 Uhr stehen wir auf. Wir räumen die Hütte auf, putzen und Frühstücken. Noch schnell die Rechnung in den Safe und schon kann es um 10:00 Uhr losgehen.

Wir müssen ein Stück des Weges von gestern zurückgehen am Abzweig geht es weiter einmal um den See. Über steile und rutschige Wege geht es den Berg hoch.
Über Geröll und Felsbrocken folgen wir dem Weg am Rande eines kleinen Altschneefeldes / Gletscher.

Die Aussichten sind beeindruckend. Der Aufstieg macht Spaß, allerdings gibt es einige ziemlich rutschige Felsplatten. Wir folgen den Wintermarkierungen und sind alsbald am höchsten Punkt angelangt.

Das Panorama das sich uns jetzt bietet ist einfach fantastisch. Wir machen eine kurze Pause und gehen danach an einem tollen Bergsee vorbei über ein großes Schneefeld.

Die Überquerung macht richtig Spaß und bald sind wir wieder auf festem Grund.

Der Weg führt jetzt über einen kleinen Bach recht steil über Geröllfelder abwärts. Plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel Rentiere. Sie stehen an einem Schneefeld. Wir halten inne. Der Wind kommt aus Richtung der Tiere, so dass sie uns nicht direkt wittern. Wir beobachten sie ein paar Minuten und machen Fotos. Dann werden sie auf uns aufmerksam und verschwinden schnell. Trotzdem ein tolles Erlebnis.
Wir gehen weiter, das Gelände wir wieder flacher. Über einen breiten aber flachen Bach geht es weiter. Es schließen sich Moos und Gras bedeckte Wiesen an. Der Weg wird wieder ziemlich steil. Wir machen oberhalb von einem tollen See Pause bevor es hinab ins Tal geht.

Das Tal ist wirklich toll anzusehen. Total grün und mit einem netten See und vielen Bächen.
Allerdings ziemlich sumpfig und voller großer Mücken. Immer wieder ist der Weg ziemlich schlammig. Pausen sind wegen der Blutsauger nicht drin. Irgendwann wird es zäh. Das Tal zieht und zieht sich. Hügel über Hügel will überwunden werden. Am Ende sehen wir die Hütte von Hallingskeid an der Bahnstrecke Bergen – Oslo auf der anderen Seite des Sees. Wir steigen ab zum See hinunter, kurze Pause bei zwei Hütten, dann wieder am Ufer über steile Bergflanken. Wir versteigen uns kurz auf den blaubeerbewachsenen Hängen. Irgendwann sind wir dann wieder am Seeufer. Der Abfluss des Sees muss noch über eine Brücke überquert werden.
Nach einer weiteren kleinen Pause geht es unterhalb der Bahnstrecke über den Rallarvegen hoch Richtung Hallingskeid. Der Weg ist eine Art befestigter Feldweg. Uns kommen eine Menge Radfahrer entgegen. Nach ca. einer Stunde sind wir dann an der Hütte. Zelten ist irgendwie doof, wir nehmen also ein Zimmer.
Die Hütte ist riesig. Es gibt fließend Wasser und Strom. Die Küche ist groß. Hannes geht zum Bach baden, ich nehme das Badezimmer. Nach der Reinigung steht erst mal Entspannung auf der Bank vor der Hütte auf dem Programm. Ein Gruppe von 12 Norwegern und Norwegerinnen ist mittlerweile eingetroffen Sind mit dem Zug aus Bergen gekommen. Schnell rufe ich noch zu Hause an und Gratuliere meiner Ma zum Geburtstag. Irgendwann gibt es dann zu essen. Die Norweger aber machen uns ein wenig neidisch. Neben allerlei Dosenbier haben sie auch ordentlich zu Essen dabei. Auf dem Ofen köchelt Knoblauchsuppe und später gibt es Hähnchenschenkel aus dem Backofen. Na toll. Aber egal. Nach dem Essen wird noch gelesen und geschrieben. Die Norwegen haben sich unterdessen ihren kleinen durchsichtigen PET Flaschen ohne Etikett gewidmet. Ihre Sprachfähigkeit hat darunter erheblich gelitten. Komisch. Dieser Preiselbeerpunsch mit Selbstgebranntem scheint ein echter Knaller zu sein.
Hannes probiert die Kombi mit seinem Rest Gin aus. Das Ergebnis ist ähnlich aber nicht so ausgeprägt. Allerdings bekommt er ganz schön schnell eine gute Gesichtsfarbe. Wir sitzen noch ein wenig draußen und gehen bald ins Bett. Ich will gegen 9:00 Uhr los, Hannes hat noch bis 12:30 Uhr Zeit bis sein Zug geht. Noch ein wenig Lesen und dann Bubu.
Reisezeit: August 2010
Region/Kontinent: Nordeuropa
Prolog:
Irland war super, aber was kommt jetzt? Diese Frage stellte sich bald nachdem ich aus Irland wieder daheim war und begann, meinen Sommerurlaub zu planen. Wiedermal hatte keiner Zeit, Lust oder was auch immer, um mit mir zu Fahren. Egal, geht es wieder Solo los.
Nachdem ich das Forum durchwühlt und günstige Flüge gefunden hatte, stand fest:
Es geht nach Norwegen

Die Hardangervidda schien mir genau das Richtige zu sein. Ich hatte jetzt 17 Tage Zeit für den Trip. Die Planungen begannen, ich besorgte mir die entsprechenden Karten und Reiseführer. Praktischerweise erschien Mitte Juli der neue Hardangervidda Führer vom Conrad Stein Verlag in der neuesten Auflage.
Ein Tipp von Ulrich / Nordwärts brachte mir auch eine Mitgliedschaft beim DNT ein. Es sollte dort für Neumitglieder eine Freifahrt von Norway Busekspressen geben. Schnell den Antrag ausgefüllt und ich bekam aus Oslo mein Ticket von Haukeliseter nach Oslo für den 21.08.2010 zugeschickt.
Es sollte von Oslo mit dem Zug nach Finse gehen. Von dort aus wollte ich das Aurlandsdalen erwandern und mit der Flåmsbahn wieder auf die Hochebene nach Myrdal fahren (Danke wiederum für die Tipps an Ulrich / Nordwärts) um dann anschließend wieder von Finse aus nach Haukeliseter zu laufen. Zeit für einen Tag in Flåm und die Fjorde sollte dabei auch drin sein.
Die Planungen schritten voran, als ich mit meinen alten Kumpel Hannes über die Reise sprach. Ich hatte unser Gespräch schon längst wieder vergessen, als er sich ungefähr drei Wochen vor der Reise meldete. Er gedenke mich zu begleiten, er müsse sich nur noch die fast komplette Ausrüstung besorgen, die Flüge und Zugfahrt buchen und nebenbei seinen Umzug nach Hannover abwickeln. Na gut, wie er meint, dachte ich. Wird schon wissen was er tut

Wir trafen uns abends dann mal, erklärte ihm grob was ich vor habe und was er so benötige. Wir hakten ab was er schon besaß, ich durchwühlte meine Klamotten und lieh mir ein paar Sachen bei einigen Kumpels. Danke an Micha und Robert für Stöcke und Rucksack.
Ein paar Klamotten kaufte Hannes sich dann einfach in der Woche vor der Reise oder lieh es sich bei seinem alten Herrn. Schnell war alles in der Woche vor dem Abflug beisammen. Das war mal sehr spontan.
Allerdings würde er mich nur in der ersten Woche der Reise begleiten, da er im zweiten Teil seines Urlaubs noch weiter südlich gelegen Ziel ansteuern wollte. Die zweite Woche würde ich dann wie geplant alleine (allerdings jetzt mit einem doppelt so schweren Zelt) bestreiten. Nach kleinen Problemen bei der Buchung der Zugfahrt konnte es losgehen. Die Spannung und Vorfreude stieg.
Tag 0 Donnerstag 05.08.10 Packen
Nach dem letzten Arbeitstag freue ich mich wie Bolle. In den Tagen vor der Abfahrt hatte ich noch letzte Besorgungen wie z.B. Batterien etc. erledigt und die eine oder andere Ausrüstung ergänzt.
Da Hannes noch in Hannover weilt und länger arbeiten muss, beginne ich nach der Arbeit meine Sachen zu packen. Schnell ist alles im Rucksack flugtauglich verstaut und die restlichen Sachen befinden sich in meinem Handgepäckjutebeutel.
Hannes meldet sich irgendwann, es wird noch dauern. Um 21:00 Uhr kommt er endlich in Hannover los. Na gut, kein Problem, wir wollen ja erst um 06:00 Uhr am nächsten Tag Richtung Flughafen. Man, man, man, dass wird knapp, aber wird schon alles irgendwie passen. Hab jetzt also noch ein wenig Freizeit und warte bei einigen herb-blonden Friesinnen und Matt Watson / DMAX auf ihn. Um 23:00 Uhr ist er endlich da, wir beraten kurz was er mitnehmen wird und verstauen alles. Es passt und ich bin ein wenig erleichtert, dass die ganze Hauruck Aktion scheinbar zu klappen scheint. Darauf eine letzte eiskalte Friesin vor dem Abflug.
Tag 1 Freitag 06.08.10 Hennen – Düsseldorf – Oslo –Finse
Der Wecker klingelt um 05:30 Uhr und ich merke ein leichtes Ziehen in der Rübe. War vielleicht doch eines der Biere gestern nicht mehr gut gewesen? Keine Ahnung, wird schon. Schnell aus dem Bett und unter die Dusche. Rödel mein Geraffel ins Auto und schnappe mir noch eine Thermoskanne Kaffee. Um 06:00 Uhr geht’s los. Meine Schwester bringt uns nach Düsseldorf. Über die A40 geht es schneller als erwartet zum Airport. Gegen 07:00 Uhr sind wir da, der Flug soll um 09:30 Uhr gehen.
Hannes füllt noch schnell etwas Gin gegen die norwegischen Mücken in seine SIGG Flasche, hatte er zu Hause nicht mehr geschafft. Wir stiefeln zum Check-In und werden direkt wieder weggeschickt. Ab zum Sperrgepäck Schalter. Da werden wir dann unsere Rucksäcke los. Hoffentlich sehen wir sie in Oslo direkt wieder.
Nachdem wir noch kurz (für unserer Meinung nach Unsummen, aber das Gefühl für teuer verschob sich dann doch deutlich während des Urlaubs) gefrühstückt haben, kaufen wir noch kurz etwas Lektüre, falls wir uns wider Erwarten doch einmal gegenseitig auf den Sack gehen sollten. Mankells Der Chinese und Hummeldumm von Tommy Jaud wandern noch ins Gepäck. Zum Flug gibt’s nicht viel zu sagen und so landen wir pünktlich bei Nieselregen um 11:30 Uhr in Oslo Gardermoen.
Wir stiefeln zum Gepäckband, ziehen unsere Stiefel an und treffen unsere beiden Begleiter vollständig und unversehrt wieder. Das hat ja schon mal gut geklappt. Wir ziehen uns am Automaten die Tickets für den Flytoget, den Direktzug in die Stadt, und sitzen fünf Minuten später im Zug nach Oslo. 20 Minuten später stehen wir im Hauptbahnhof von Oslo. Die bestellten Zugtickets nach Finse sind schnell abgeholt. Wir beschließen unsere Sachen in ein Schließfach zu packen und in die Stadt zu gehen.
Erleichtert um unser Gepäck und 40NOK gehen wir zum DNT und zum XXL Sportladen. Beim DNT hole ich mir einen Hüttenschlüssel und im XXL besorgen wir uns Gas für den Kocher und einen ganzen Haufen Real Turmat in allen möglichen Geschmacksrichtungen. Anschließend stärken wir uns kurz beim König der Burger und verschaffen uns einen Überblick über Oslo. Wir latschen etwas Planlos kreuz und quer bei Regenwetter durch die Stadt. Wir landen in Akker Brygge. Langsam wird es dann aber Zeit für uns. Der Zug soll um 16:07 Uhr gehen. Im nächsten Supermarkt besorgen wir noch Frühstück für die Tour, Getränke sowie ein paar Hopfenkaltschalen für die 4h Zugfahrt. Unterwegs treffen wir noch ein typisch deutsches Touristenpärchen.
Zurück am Bahnhof schnappen wir uns unsere sieben Sachen und gehen zum Bahnsteig. Der Zug kommt und ich renne erst mal in den falschen Wagen des hilflos überfüllten Zuges, ich Depp. Hannes hatte natürlich recht und wir besteigen dann doch noch den richtigen Waggon. Die Plätze waren reserviert und wir hatten uns im Vorfeld den NSB Komfort Sitz gegönnt. Los geht’s dann Richtung Finse. Wir verlassen langsam Oslo und der Zug rumpelt gemächlich vor sich hin.
Ich sehe mich ein wenig im Zug um und entdecke am Ende unseres Waggons eine kleine Sitzecke mit gemütlichen Sesseln vor einer Panoramascheibe. Sehr gut. Der Kaffee ist auch in Griffweite und so machen wir es uns dort bis nach Finse hin gemütlich.
Die Landschaft fliegt vorbei und wir genießen die Aussichten. Hannes will mir partout nicht glaube, dass es oben in Finse so gut wie gar keine Bäume oder ähnliches gibt. Bis kurz vor Finse zieht er mich auf, dass er immer noch Bäume sieht. Einen Tunnel später sieht die Sache anders aus. Nichts außer Steinen, Moosen und Flechten ist jetzt noch zu sehen. In Kürze erreichen wir gegen 20:30 Uhr Finse.
Wir raffen uns auf aus den gemütlichen Sesseln und Schultern die Rucksäcke. Wir steigen aus und sofort zieht der Hardangerjøkul uns in seinen Bann. Nach kurzer Orientierung beschließen wir in der DNT Hütte unser Glück für den ersten Tag zu probieren. Nach kurzem Fußmarsch erkundige ich mich nach einem Schlafplatz. Ja, haben sie, allerdings nur noch auf dem Fußboden. Alles proppenvoll und wir sind spät dran.
Was nun? Ach kein Problem. Gehen wir halt Zelten. Wir hatten auf der anderen Seite vom See schon andere Zelte gesichtet. Schnell über den Ablauf vom See und wir suchen uns einen netten Platz zum Zelten. Der Blick auf die Umgebung und den Gletscher ist beeindruckend. Schnell ist das U-Boot der Mark II Light Klasse aufgebaut und wir essen unser erstes Real Turmat.
Wir entspannen danach ein wenig vorm Zelt bei einem Absacker, allerdings sind die Mücken eine echte Plage. Wir haben natürlich vergessen in Oslo Anti-Mückenmittel zu kaufen, müssen wir dann wohl mal morgen nachholen. Ergo kriechen wir schnell dann in unsere Kojen, gespannt darauf was uns erwarten wird.
Tag 2 Samstag 07.08.10 Finse – Geiterygghytta
Aufstehen, es ist 9:00 Uhr, der erste richtige Wandertag steht an. Wir lassen es gemütlich angehen. Kaffee kochen und frühstücken braucht seine Zeit. Nachdem auch die Morgentoilette erledigt ist, machen wir uns noch etwas unorganisiert ans packen. Schnell finden alle Sachen und das Zelt ihren Platz in den Rucksäcken und es kann losgehen. Das Wetter ist kühl, aber immerhin regnet es nicht. Los geht’s.
Wir überschreiten wieder den Ablauf vom Finsevatnet und nehmen Kurs auf den Bahnhof. Dort treffen wir einen ganzen Haufen Radfahrer die den Rallarvegen in Angriff nehmen wollen. Im Finse 1222 Hotel gibt es einen kleinen Laden der alle möglichen Sachen von Lebensmitteln über Hygieneartikel bis hin zu Souvenirs bereit hält. Wir besorgen uns schnell noch Mygg Stopp zum Schnäppchenpreis von 179NOK und stiefeln los. Ein kurzes Foto noch und es geht zwischen einigen Ferienhäusern entlang bergan in Richtung Geiterygghytta.
Anfangs ist der Weg noch etwas schlammig doch schon bald geht es nur noch über einen steinigen Weg. Vereinzelt treffen wir ein paar Schafe. Andere Wanderer sind auch mit uns unterwegs. Allerdings verteilen die sich nach und nach auf der Strecke. Es geht immer höher, man hat einen super Blick über den Hardangerjøkul. Die erste Brücke kommt in Sicht. Todesmutig überwinden wir den gurgelnden Bach. Unzählig Bäche und Brücken werden in den nächsten zwei Wochen noch meinen Weg kreuzen.
Weiter geht es über Altschneefelder in Richtung der Klemsbu Hütte. Einer kleinen Hütte an der man im Winter beim Skifahren Einkehren kann. Wir machen kurz Rast und Essen etwas. Allerdings ist es hier mächtig windig und vom Rumsitzen wird einem hier richtig kalt. Also wieder Mütze auf und Handschuhe an, weiter geht’s über Schneefelder auf über 1500m.
Ein Bergsee wird passiert und bald geht es wieder abwärts. Ein herrliches Panorama über den Omnsvatnet bietet sich uns. Unten am See entdecken wir en Lavvu und überlegen kurz uns dazu zu gesellen. Allerdings ist es noch früh und wir gehen weiter.
Weiter bergab müssen wir ein ca. 50m langes Schneefeld überwinden. Es ist ziemlich steil und mit unseren großen Rucksäcken schon ein echtes Hindernis. Ich mache mich auf und surfe mehr oder weniger den Hang runter. Macht echt Laune das Ganze. Jetzt ein Paar Skier. Hannes geht es gemächlicher an und steigt nach mir hinunter. Anschließend treffen wir einen Holländer in Sandalen. Wir fragen nur kurz ob er weiß, dass gleich einige Schneefelder berghoch kommen. Kein Problem, sagt er, er wandere immer in Sandalen. Na dann.
Der Weg geht ein wenig weiter bergab und wir machen eine Pause. Die Aussicht ist super und zwei Mädels sitzen in der Nähe und machen auch Pause. Nach einer Viertelstunde geht es weiter. Das Tal verengt sich ein wenig um dann in einer Landschaft aus großen Seen auszulaufen. Wir laufen entlang der Seen, überqueren Bäche und einige große Geröllfelder um schließlich an einen wirklich großen imposanten Wasserfall zu gelangen. Wir füllen kurz Wasser nach und gehen weiter.
Die Hütte ist schon in Sicht, allerdings finden wir einen netten Zeltplatz oberhalb eines Sees. Das Lager wird aufgeschlagen. Schnell steht das Zelt und wir gehen erst mal eine Runde baden. Ganz schön kalt der See, sag ich mal.
Simon Ludolf vor dem Baden
Anschließend schreibe ich ein wenig Tagebuch und Hannes zieht los. Er möchte etwas Jagen und einen Stock zum Schnitzen finden. Leider ist das einzige was er jagen kann dann sein Stock zum Schnitzen. Dann gibt es Abendessen. Nach dem Rentier gestern gibt es heute Seewolf in Weißwein-Sahnesoße. Sehr gut. Ein wenig Salami noch zum Nachtisch und alles ist in Butter.
Schon länger gucken wir nun auf die Hütte. Die Neugier siegt und wir machen uns auf den kurzen Fußweg zu Hütte um uns die ersten 65NOK Ringnes Biere der Tour mal näher anzugucken und eventuell mal eines oder zwei zu probieren. Wir treten ein und treffen die Mädels von der Pause früher am Tag. Wir komme ins Gespräch und quatschen eine ganze Weile übers Wandern usw.
Ein Schwede gesellt sich dazu. Hubert macht eine Tour mit seinem Kumpel. Der finanziert seine Tour als Radiojournalist indem er alle möglichen Leute, die er unterwegs trifft, über ihre Intention zu Wandern ausfragt um das Ganze hinterher im Radio zu senden. Komischer Vogel. Uns bleibt ein Interview erspart und wir verabreden uns lose mit den Mädels für den nächsten Tag, sie wollen dieselbe Strecke wie wir gehen. Zurück zum Zelt, ein Schlummertrunk und dann ab in die Falle.
Tag 3 Sonntag 08.08.10 Geiterygghytta – Steinbergdalen Turisthytte - Østerbø Turisthytte
Der Tag begrüßt uns wieder mit strahlendem Sonnenschein. Lediglich der Airbus Wasserfall in der Nähe war in dieser Nacht etwas gewöhnungsbedürftig. Mal schauen, was uns dieser Tag so bringt. Durch die Mädels gestern haben wir erfahren, dass die Steinbergdalen Turisthytte leider wegen Renovierung geschlossen ist. Wenn wir also wieder an einer Hütte Zelten wollen, wird das ein langer Tag bis Østerbø. Aber egal. Hannes geht wieder Baden am See und ich koche Kaffee. Das Einpacken nach dem Frühstück geht heute schon flüssiger und gegen 10:30 Uhr kommen wir los.
Wieder geht es an der Hütte vorbei. Der Weg schlängelt sich anschließend den Berg entlang nach oben. Es geht auf und ab und man hat herrliche Aussichten. Leider sieht man auch immer wieder einige Überlandstromleitungen und die alte N50. Aber egal. Es geht weiter. An einem kleinen See am Fuß des Bothovd machen wir Rast. Anschließend geht es einen knackigen Anstieg hoch. Oben bin ich ganz schön im Eimer. Die kurzen, steilen Anstiege liegen mir so gar nicht. Hannes ist immer noch gut drauf und schon eher oben. Er will die Dinger immer schön schnell hinter sich haben.
Dahinter geht es dann über ziemlich schlammige Wege und eine Sommerbrücke wieder bergab. Teilweise geht es ziemlich steil bergab und es wird ganz schön warm heute. Bald schon kommt die Steinbergdalen Turisthytte in Sicht.
Gegen 14:00 Uhr kommen wir dort an und machen Pause auf der Terrasse. Wir treffen eine Familie die den Bus gegen 16:00 Uhr nach Østerbø nehmen möchte. Verlockend aber wir wollen doch gleich die nächste Etappe mit in Angriff nehmen und es bis Østerbø zu Fuß schaffen. Gegen 14:30 Uhr geht es dann weiter, schließlich liegt noch ein ganzes Stück vor uns.
Gleich hinter der Hütte geht es immer am Berg entlang über einen schmalen, matschigen und zugewucherten Pfad. Teilweise sieht man auf 5 Metern nicht mehr, wo sich der Weg her schlängelt. Das Ganze gestaltet sich ziemlich Kraftraubend. Es ist ziemlich warm, die Luft steht und der Matsch tut sein übriges. Trotzdem ist es wunderschön.
Man folgt hoch über der Straße dem Tal. Immer wieder gibt es tolle Aussichte und am Wegesrand Wasserläufe und -fälle. Auch die Flora ist schön und es gibt immer wieder tolle Gesteinsformationen. Wir machen an einem netten Fleckchen bei einer alten verfallenen Steinhütte Rast. Hannes macht noch schnell ein Foto von seinem Rucksack und schickt es per Blackberry an den Rucksackbesitzer.
Wir raffen uns auf und prompt versteigen wir uns. Wir verpassen einen Abzweig und landen in einer Art horizontalen Felsriss. Na gut, zurück wollen wir auch nicht, also stell wir uns der Herausforderung. Wir kriechen weiter bis der Riss nur noch ca. 50cm hoch ist. Zur linken Seite geht es ungefähr 10 – 15m steil runter. Na toll. Rucksäcke ab. Ich sondiere die Lage und krieche voran. Ich sehe eine Möglichkeit aus dem Riss heraus zum Weg zu gelangen.
Alles klar. Ein wenig mulmig wird es mir dann schon, aber ich krieche weiter. Der Riss endet in einer Art Absatz, von dem es ca. 2,5m runter geht. Von dort sollten wir zum Weg kommen können. Der Riss ist an der Stelle in zwei kleinere Absätze aufgeteilt. Der Rechte ist etwas länger und von dort sind es nur ca. 2m runter. Wir schmeißen die Stöcke schon mal runter und ich rutsche auf dem Hosenboden den niedrigeren Absatz runter. Plötzlich verliere ich den Halt und rutsche ziemlich unkontrolliert mit einem Affenzahn runter. Ich reagiere instinktiv und lande auf beiden Füssen in einem Steinhaufen, glücklicherweise auf zwei Felsplatten.
Puh, Glück gehabt, das hätte auch in einem doppelten Knöchelbruch enden können. Hannes ist etwas verwirrt. Er hat nur das Geräusch von meinem Ritt gehört, da er sich um die Rucksäcke gekümmert hatte. Sichtlich verwirrt fragt er mich, was ich da angestellt hätte. Nichts Besonderes sage, ich aber ich bin schon mal unten, antworte ich mit einem Grinsen. Etwas verwirrt reicht er mir dann die Rucksäcke an. Danach klettert er dann auch runter. Geschafft, aber das hätte auch gut ins Auge gehen können.
Wir lachen über die Aktion, schultern wieder die Rucksäcke und schnappen uns die Stöcke. Weitermachen. Es folgen einige nette Wasserfälle an denen wir rasten oder einfach nur kurz trinken. Ich hab immer mein Berghaferl vorne am Rucksack, so dass ich immer wenn Wasser da ist auch etwas trinken kann. Trotzdem wird der Tag langsam anstrengend. Der lange Weg, die Sonne und das Kräfteraubende Auf und Ab über die schlammigen Wege fordern langsam Tribut. Ich bin ziemlich im Eimer, Hannes immer noch gut drauf. Wir machen öfters kleine Pausen.
Langsam kommt die Hütte in Sicht, allerdings geht es noch ein gutes Stück bergab. Wir machen mehrfach Pausen. Es geht noch durch ein kleines Tal über eine Art Alm und anschließend durch einen kleinen Wald. Schließlich kommen wir auf einen Schotterweg der uns zu einer Straße bringt, die uns nach Østerbø führt.
Zehn Minuten später sind wir dann an der Hütte. Die ist allerdings ziemlich Touristisch. Viele Leute auf der Durchreise und überall wird angebaut bzw. erweitert. Auf dem Campingplatz stehen eigentlich nur Wohnmobile. Ein ganz schön langer Tag war das. Es ist so 19:30 Uhr und wir sind ziemlich geschlaucht. Wir beschließen heute auf dem Campingplatz zu nächtigen und in der Hütte zu Abend zu Essen.
An der Rezeption sagt man uns, das die Küche nur noch bis um 20:00 Uhr auf hat. Na toll. Also gut, Beeilung. Wir duschen schnell für 10NOK, der Zeltaufbau muss warten. Pünktlich schaffen wir es zum Essen. Im Essensraum treffen wir die Mädels von gestern. Sie sind auch komplett ohne Bus durchmarschiert und ziemlich Müde. Das Essen kommt, es gibt Schweinebraten mit Kartoffeln. Hannes hat zusätzlich noch Tomatensuppe und Fruchtsalat bestellt. Der Hunger treibt es rein, aber der Bringer war es jetzt nicht.
Nach dem Essen unterhalten wir uns noch mit den Mädels, gehen dann aber schnell zum Zeltplatz das Zelt aufbauen. Die Sonne verschwindet langsam und es wird kühl und feucht. Die feuchten und teilweise gewaschenen Wanderklamotten inklusive der Stiefel wandern in den Trockenraum.
Das Zelt steht schnell. Neben uns steht nur noch ein riesiges Lavvu mit einem riesigen Weber Gasgrill auf dem Platz neben den drei Wohnmobilen. Am See versucht noch ein Angler sein Glück. Wir nehmen noch einen Schlummertrunk und verschwinden wieder in unser U-Boot. Gute Nacht.
Tag 4 Montag 09.08.10 Østerbø Fjellstove – Vassbygdi – Flåm
Wir stehen gegen 08:30 Uhr auf. Die Sonne lacht, aber leider ist das Zelt noch ziemlich feucht. Aber egal. Ein schöner, aber auch langer Tag wartet auf uns. Wir widmen uns der Morgentoilette und entschließen uns, in der Hütte Lunchpakete zu kaufen. Wir raffen unser Gerödel zusammen, holen unsere Sachen aus dem Trockenraum und packen dann das leider noch nasse Zelt ein. Die freundlichen Wohnmobilnachbarn schenke uns noch Trinkpäckchen, die sie aus Deutschland mitgebracht haben. Anschließend besorgen wir uns die „Matpakke“ für unterwegs, füllen unsere Flaschen mit der süßesten Apfelschorle die ich je getrunken habe.
In der Zwischenzeit sahen wir noch reichlich Tagesausflügler, die das Aurlandsdalen erwandern wollen um anschließend mit dem Bus wieder hier zum Parkplatz zu fahren. Scheint wirklich ein Klassiker hier in Norwegen zu sein.
Der erste Abschnitt ging um einen See herum über felsige Pfade. Anschließend, an einem etwas tiefer liegenden kristallklaren See, sehen wir die ersten Forellen springen. Wir passieren Nesbø und folgen dem Fluss. Die Schlucht wird enger, erste Stromschnellen kommen in Sicht.
Immer wieder verbinden diese gurgelnden und rauschenden Abschnitte traumhafte Seen, in denen sich reichlich Forellen tummeln. Schnell erreichen wir einen Abzweig, an dem man sich entscheiden kann im Tal dem Fluss zu folgen oder oben auf der Höhe entlang zu Wandern. Wir entschließen uns für die Schlucht, der Weg oben ist eine norwegische Wanderstunde länger und soll teilweise sehr ausgesetzt sein. Mit unseren großen Rucksäcken vielleicht nicht ganz das richtige, sagen wir uns und starten weiter den Fluss entlang. Die Landschaft der Schlucht wechselt zwischen engen Passagen und offenen ruhigeren Abschnitten. Mal geht man hoch über dem Fluss über schmale Pfade am Fels entlang, mal schlängelt sich der Weg durch Wald. Echt einen tolle Sache.
Auf einem Abschnitt geht man dann über einen in den Fels geschlagenen Weg, der nichts für nicht Schwindelfreie ist. Kurze Zeit später machen wir an einer abenteuerlichen Brücke zu einer kleinen Hütte Pause. Das warme Wetter und die Anstrengung machen sich bemerkbar. Langsam geht uns das Wasser aus und Hannes versucht mit Reepschnur und Flasche von der Brücke aus nach Wasser zu Angeln. Leider ist die Schnur zu kurz. Nach kurzer Suche findet sich dann aber doch noch eine Quelle.
Es geht weiter und wir treffen wiederum auf den Abzweig zur Höhenvariante. Nun ergibt sich alsbald ein herrlicher Ausblick auf den Fluss der sich tief in eine Art Canyon eingegraben hat. Hier muss man über steile Serpentinen absteigen. Zahlreiche Wasserläufe und Rinnsale finden sich hier am Wegesrand. Unten am Fluss angelangt geht es direkt am kristallklaren Wasser entlang durch die enge Schlucht. Einfach traumhaft hier. Schon Bald kommt wieder ein Abzweig mit einer alten Brücke Richtung Stondalen. Hier stürzt sich der Fluss tief in die Schlucht.
Eine kurze Pause mit dem Ausblick zur Sinjarheim Almen und weiter geht es. Noch mal steil den Berg hoch über eine Holzbrücke am Veiverdalselvi Wasserfall weiter den Berg hoch und wir sind auf der Sinjarheim Almen. Die Alm besteht aus einigen Holz bzw. Natursteinhäusern. Sie wird wohl noch teilweise bewirtschaftet, leider nicht als wir dort eintreffen. Nur ein paar Schafe und Wanderer sind da. Die Pause brauche zumindest ich jetzt doch deutlich. Hannes erkundet die Alm und irgendwann geht es dann weiter.
Wir passieren nach knackigem Abstieg eine Schäferhütte mit einigen Pulloverschweinen. Der steile Abstieg hierher über ein Geröllfeld war schon gut anstrengend. Der Weg führt jetzt direkt etwas oberhalb des Flusses am Fels entlang immer weiter abwärts. Das Gurgeln und Rauschen ist allgegenwärtig. Der Weg ist ziemlich unbequem zu gehen. Große Steine und große Absätze gehen ganz schön auf die Knie.
Dazu hier noch ein nettes Video zum Aurlandsdalen auf Youtube
Irgendwann wird das Gelände flacher und läuft in einem Wald aus. Wir entdecken einige ältere Damen mit großen Rucksäcken und versuchen dies einzuholen bzw. zu überholen. Keine Chance. Erst bei einer kleinen Pause von ihnen passieren wir sie. Sie sind alle schon gut über 60 und beeindruckend fit. Über eine alte befestigte Straße kommen wir auf eine Schotterpiste und dann auf eine kleine Straße, die uns zum Kiosk von Vassbygdi führt. Geschafft.
Kurz vor 16:30 Uhr sind wir da. Der Bus nach Flåm fährt uns zwar vor der Nase weg, aber das ist nicht weiter schlimm. Wir wollen eh erst mal etwas trinken und dann Duschen, bevor wir den nächsten Bus nehmen wollen. Die Rucksäcke sind schnell abgesetzt und die Duschen geentert. 10NOK für eine warme Dusche, ein fairer Preis nach dem Tag, wie wir finden. Während Hannes duscht unterhalte ich mich mit dem Kinobesitzer. Er spricht Deutsch, ist aber etwas komisch wie wir finden. Hannes nennt ihn nur noch den Hannibal Lector von Vassbygdi. Nach der Dusche entspannen wir bis zum nächsten Bus. Der kommt dann irgendwann, wir verstauen unsere Sachen und steigen ein. Just in dem Moment fängt es an zu regnen. Sauber, denken wir. Gleich schön im Regen zum Campingplatz und das Zelt aufbauen. Aber egal. Morgen soll es ja einen Ruhetag geben.
In Flåm machen wir uns auf zum Campingplatz. Wir checken ein, bauen unser Zelt unter einem Baum der etwas Schutz vor dem Regen bietet auf. Ziemlich viele Franzosen und Spanier da. Überall die Quechua Zelte von Decathlon. Wir gehen kurz im Supermarkt von Flåm einkaufen und essen danach zu Abend. Bei Dosenbier kommen wir mit ein paar Mädels ins Gespräch und quatschen ein bisschen. Sie sind mit einem Quechua Wurfzelt unterwegs. Das Wasser steht im Zelt und der Platz im Zelt ist so gering, dass sie ihre Rucksäcke an der Rezeption abgeben müssen. Sachen gibt es. Aber bald geht es ins Bett, war ein langer und anstrengender Tag.
Tag 5 Dienstag 10.08.10 Flåm
Wir stehen heute mal eher gemütlich auf. Haben ja Zeit genug heute. Die Morgentoilette ist schnell erledigt und wir beschließen uns im Supermarkt mit Frühstück einzudecken und gemütlich im Hafen zu frühstücken. Vor dem Einkauf geht es noch kurz in die Touristeninformation wo wir Karten für die Fähre nach Gudvangen und zurück kaufen. Gott sei Dank haben wir das früh genug gemacht, kurz nach dem wir uns durch ein wenig Vordrängeln die Karten gesichert hatten, war die Fähre ausgebucht.
Im Hafen liegen heute zwei Kreuzfahrtschiffe und wir bekommen so ca. 2000 Italiener zu sehen, die alle die Flåmsbahn oder die Fähren stürmen wollen. Unglaublich was hier jetzt abgeht. Eine der größten Touristenfallen die ich je gesehen habe. Nichtsdestotrotz genehmigen wir uns ein ausgiebiges Frühstück, besuchen das Flåmsbahnmuseum und schlendern dann zurück zum Zelt. Die Fähre fährt erst um 13:00 Uhr, so dass wir uns noch einen Kaffee am Zelt genehmigen. Um 13:00 Uhr entern wir dann die Fähre nach Gudvangen. Auch hier ungläubiges Staunen von uns.
Die Fähre ist so proppenvoll, man kann sich kaum frei bewegen. Wir sichern uns ein nettes Plätzchen und genießen die Fahrt durch die Fjorde. Wir bekommen neben bestem Wetter auch einige kleinere Wale und Seehunde zu sehen. Ein perfekter Ruhetag. Wir sitzen an Deck und die Landschaft zieht vorbei.
In Gudvangen dann gehen die meisten Touristen von Bord. Sie machen ein Norway in a Nutshell Tour und fahren mit dem Bus weiter. Einige ältere Deutsche schmettern Junge komm bald wieder zum Abschied. Erleichtert um die ganzen Touristen legt die Fahre wieder ab. An Bord sind jetzt nur noch wenige Passagiere und wir können jetzt so richtig entspannen.
Wir genehmigen uns einen Burger im Restaurant im Hafen. Danach geht es in den Supermarkt und wir besorgen uns noch ein paar Hopfenkaltschalen. Zurück auf dem Campingplatz machen wir es uns vor unserem U-Boot gemütlich. Mit zwei Mädels und unserem Nachbarn einem Franzosen sitzen wir dann noch zusammen und quatschen noch ziemlich lang. Ein wenig surreal ist dann das Gespräch. Vier Deutsche und ein Franzose unterhalten sich ewig auf English wobei der Franzose eigentlich auch kein Englisch spricht oder versteht. Aber egal, witzig war es trotzdem.
Nach diesem kräftezehrenden Tag geht es dann schnell gegen 23:30 Uhr ins Bett, am nächsten Tag steht die Flåmsbahn auf dem Programm. Anschließend wollen wir einen kleinen Schlenker zu einer Hütte machen um dann nach zwei Tagen in Hallingskeid zu sein, von wo aus Hannes zurück nach Oslo fahren will. Kalli nichta.
Tag 6 Mittwoch 11.08.10 Flåm – Myrdal – Kaldavasshytta
Na toll, es regnet. Mit diesem Gedanken stehen wir um 09:30 Uhr auf. Echt super. Aber egal. Morgentoilette und Abbau des Zeltes folgen. Frühstücken wollen wir im Bahnhof. Das Zelt wird halt nass eingepackt und wir stiefeln in Regen und Nebel los. Schnell sind die Tickets für die Flåmsbahn nach Myrdal gekauft. Hannes kauft sich noch die Fahrkarte nach Oslo am Freitag. Im Supermarkt greifen wir uns noch ein paar Plätzchen zum Frühstück und ich besorge mir noch Kleinigkeiten für die zweite Woche.
Pünktlich um 11:00 Uhr besteigen wir den Zug. Da heute keine Schiffe im Hafen liegen, haben wir den Waggon fast ganz für uns alleine. Rumpelnd fährt der Zug los und aus den Lautsprechern plärrt eine Stimme auf Englisch, Deutsch, Russisch, Chinesisch und was weiß ich noch für Sprache um uns die Highlights der Strecke zu erklären. Nach ungefähren 40 Minuten gibt es einen Halt am Kjosfossen Wasserfall. Dort ist eine Art Terrasse für die Reisenden errichtet worden. Der Wasserfall ist beleuchtet und es erklingt klassische Musik zu der eine blonde Frau tanzt. Ein wenig skurril das Ganze.
Nach ein paar Minuten ist das Schauspiel beendet und es geht weiter Richtung Myrdal.
Am Bahnhof Myrdal geht es dann schnell raus dem Trubel. Wir folgen einem Bach, unterqueren die Bahnstrecke und gehen Richtung Kaldavasshytta. Ein traumhaftes Tal bildet den Anfang. Überall Blaubeeren und ein fantastisches Panorama bietet sich uns.
Wir folgen dem matschigen Pfad leicht bergan. Irgendwann wir der Weg steiler und ich mache ein wenig Schlapp. Hannes geht guten Mutes voran und wartet immer wieder auf mich. Wir machen Fotos, passieren Wasserfälle und irgendwann geht es nur noch über Felsen und Geröll den Berg hoch.
Die Stille ist unfassbar. Die Landschaft ist unfassbar. Ein perfekter Wandertag. Wir passieren einen See und überqueren zwei Schneefelder.
Auf der Höhe nach dem zweiten Schneefeld entdecken wir schon die Hütte. Unterwegs treffen wir noch auf Wachtelähnliche graue Vögel. Sehen lecker aus, sind aber zu schnell für uns. Wir gehen langsam runter Richtung Hütte, müssen aber noch einige Hindernisse überwinden.
Bald schon stehen wir vor der Hütte. Wir erkunden die große Haupthütte, das Klohäuschen und die kleinere Nebenhütte. Wir entschließen uns in der großen Hütte einzuquartieren.
Niemand ist da, allerdings hat wohl einer der letzten Gäste vergessen ein Fenster zu schließen. Die Hütte ist gemütlich und bietet eine Menge Komfort. Sogar Licht über Solarzellen und 12V Strom ist vorhanden.
Wir feuern den Ofen an und machen uns auf zum Badesee. Der ist allerdings so was von kalt. Wir waschen unsere Sachen und gönnen uns einen Kaffee.
Ein Radio ist ebenfalls da. Wir erfahren über die Deutsche Welle das Deutschland gegen Dänemark 2:2 gespielt hat. Der Rest des Abends wird verbummelt mit Essen kochen, Lesen und Tagebuch schreiben.
Abends dann zieht eine dichte Nebelsuppe auf. Man kann keine zwei Meter weit mehr sehen. Ganz schön unheimlich. Als ich im Bett liege und das Mankell Buch beginne zu lesen, fröstelt es mich doch etwas. Aber macht nichts, es war ein super Tag heute.
Tag 7 Donnerstag 12.08.10 Kaldavasshytta – Hallingskeid
Der Tag begrüßt uns wieder mit Sonne. Um 9:00 Uhr stehen wir auf. Wir räumen die Hütte auf, putzen und Frühstücken. Noch schnell die Rechnung in den Safe und schon kann es um 10:00 Uhr losgehen.
Wir müssen ein Stück des Weges von gestern zurückgehen am Abzweig geht es weiter einmal um den See. Über steile und rutschige Wege geht es den Berg hoch.
Über Geröll und Felsbrocken folgen wir dem Weg am Rande eines kleinen Altschneefeldes / Gletscher.
Die Aussichten sind beeindruckend. Der Aufstieg macht Spaß, allerdings gibt es einige ziemlich rutschige Felsplatten. Wir folgen den Wintermarkierungen und sind alsbald am höchsten Punkt angelangt.
Das Panorama das sich uns jetzt bietet ist einfach fantastisch. Wir machen eine kurze Pause und gehen danach an einem tollen Bergsee vorbei über ein großes Schneefeld.
Die Überquerung macht richtig Spaß und bald sind wir wieder auf festem Grund.
Der Weg führt jetzt über einen kleinen Bach recht steil über Geröllfelder abwärts. Plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel Rentiere. Sie stehen an einem Schneefeld. Wir halten inne. Der Wind kommt aus Richtung der Tiere, so dass sie uns nicht direkt wittern. Wir beobachten sie ein paar Minuten und machen Fotos. Dann werden sie auf uns aufmerksam und verschwinden schnell. Trotzdem ein tolles Erlebnis.
Wir gehen weiter, das Gelände wir wieder flacher. Über einen breiten aber flachen Bach geht es weiter. Es schließen sich Moos und Gras bedeckte Wiesen an. Der Weg wird wieder ziemlich steil. Wir machen oberhalb von einem tollen See Pause bevor es hinab ins Tal geht.
Das Tal ist wirklich toll anzusehen. Total grün und mit einem netten See und vielen Bächen.
Allerdings ziemlich sumpfig und voller großer Mücken. Immer wieder ist der Weg ziemlich schlammig. Pausen sind wegen der Blutsauger nicht drin. Irgendwann wird es zäh. Das Tal zieht und zieht sich. Hügel über Hügel will überwunden werden. Am Ende sehen wir die Hütte von Hallingskeid an der Bahnstrecke Bergen – Oslo auf der anderen Seite des Sees. Wir steigen ab zum See hinunter, kurze Pause bei zwei Hütten, dann wieder am Ufer über steile Bergflanken. Wir versteigen uns kurz auf den blaubeerbewachsenen Hängen. Irgendwann sind wir dann wieder am Seeufer. Der Abfluss des Sees muss noch über eine Brücke überquert werden.
Nach einer weiteren kleinen Pause geht es unterhalb der Bahnstrecke über den Rallarvegen hoch Richtung Hallingskeid. Der Weg ist eine Art befestigter Feldweg. Uns kommen eine Menge Radfahrer entgegen. Nach ca. einer Stunde sind wir dann an der Hütte. Zelten ist irgendwie doof, wir nehmen also ein Zimmer.
Die Hütte ist riesig. Es gibt fließend Wasser und Strom. Die Küche ist groß. Hannes geht zum Bach baden, ich nehme das Badezimmer. Nach der Reinigung steht erst mal Entspannung auf der Bank vor der Hütte auf dem Programm. Ein Gruppe von 12 Norwegern und Norwegerinnen ist mittlerweile eingetroffen Sind mit dem Zug aus Bergen gekommen. Schnell rufe ich noch zu Hause an und Gratuliere meiner Ma zum Geburtstag. Irgendwann gibt es dann zu essen. Die Norweger aber machen uns ein wenig neidisch. Neben allerlei Dosenbier haben sie auch ordentlich zu Essen dabei. Auf dem Ofen köchelt Knoblauchsuppe und später gibt es Hähnchenschenkel aus dem Backofen. Na toll. Aber egal. Nach dem Essen wird noch gelesen und geschrieben. Die Norwegen haben sich unterdessen ihren kleinen durchsichtigen PET Flaschen ohne Etikett gewidmet. Ihre Sprachfähigkeit hat darunter erheblich gelitten. Komisch. Dieser Preiselbeerpunsch mit Selbstgebranntem scheint ein echter Knaller zu sein.
Hannes probiert die Kombi mit seinem Rest Gin aus. Das Ergebnis ist ähnlich aber nicht so ausgeprägt. Allerdings bekommt er ganz schön schnell eine gute Gesichtsfarbe. Wir sitzen noch ein wenig draußen und gehen bald ins Bett. Ich will gegen 9:00 Uhr los, Hannes hat noch bis 12:30 Uhr Zeit bis sein Zug geht. Noch ein wenig Lesen und dann Bubu.
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