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Land: Island
Reisezeit: Ende June bis Ende Juli
Region/Kontinent: Nordeuropa
Hej zusammen,
vier Wochen lang hab ich mit dem Bike Island unsicher gemacht. Über 1350km, davon ca. 900km auf Schotterpisten, und gut 12000 Höhenmeter kamen dabei zusammen. Traumhafte Landschaft, wildes Wetter und tolle Erlebnisse und Fotos gab's gratis
Einige möchte ich nicht vorenthalten:

Steine Spritzen. Ein blauer Jeep stoppt neben dem Bike. „Alles klar, brauchst du was?“. „Nein, alles OK“. „Schönes Wetter! Leichter Wind, ein angenehmer Sommertag!“ – Realitycheck: 3 Grad, 40km/h Wind schräg ins Gesicht, Sprühregen, Wolken hetzen wie unter Termindruck tief über den Himmel. „Nur ein bisschen viel Sonne für meine empfindliche Haut!“. Ein Eins-Null für dich Lächeln huscht über sein Gesicht. Er greift hinter den Sitz, eine 0,5er Dose „Gull“ fliegt mir entgegen. „Genieß dein Abendessen!“. Steine Spritzen. Wieder allein.

Sonntagmorgen, Reykjavik, 4:17 Uhr, zehn Tage zuvor. Aus der schummrigen Disko trete ich in das helle Licht der Mitternachtssonne. Was mehr irritiert, die Sonne oder die Gin Tonics, weiß ich nicht. Gefeiert wird hart und ausdauernd. Im hellen, kurzen Sommer den dunklen, langen Winter kompensieren. Bis auf die Partyhotspots ist die Stadt menschenleer.
Einkaufen. Auch Sonntags. Ich packe das Rad für einen frühen Start, genieße noch einmal die Bequemlichkeiten eines Restaurants.

Über Asphalt nach Þingvellir. Hier teilt sich Amerika von Europa – plattentektonisch – und eint sich Island seit 930 – parlamentarisch. Am Infozentrum hält ein moderner Bus. Vollklimatisiert, Entertainmentsystem. Eine Horde schießwütiger Besucher quillt hervor. Ich bin ihr erstes Opfer. Wie Maschinengewehre rattern die Spiegel der Kameras, die Linsen auf das vollgeladene Bike und mich gerichtet. Flüchte mit dem Rad durch die Schlucht an einen wunderschönen, einsamen Campingplatz direkt am See. Ruhe.

Endlich endet der Asphalt. Schotter unter den Reifen, der erste ordentliche Anstieg wartet. Noch ist die Piste breit. Der Untergrund wechselt von Schotter zu einem Gemisch aus Lehm und groben Steinen, die Piste wird enger. Einspurig schlängelt sie sich über eine Passhöhe. Das Wetter schlägt um, Nieselregen. Der Lehm wird glitschig, eine Abfahrt auf rohen Eiern. Feucht vom Regen steht das Zelt an einem Fluss. Morgen beginnt das „echte“ Hochland.

Seit 23 Stunden knattert das Zelt im Sturm. Im weichen Untergrund lockern sich die Heringe ständig. Schwere Steine helfen nur zeitweise. Es knallt. Das halbe Zelt schlägt auf mich ein. Spannschnur gerissen, Gestängeelement gebrochen. Ich breche das Lager ab, schlage mich zu einer Hütte durch. Eine Stunde 45 Minuten für gut Zehn Kilometer. Aufwärmen, durchatmen, trocknen, reparieren. Ein Menschenfreund hat einen Rest Rum dagelassen. Abends legt sich der Sturm, Wolken lösen sich auf, geben den Blick frei auf eine grandiose Gletscherlandschaft.

Kurz vor der Hütte Nýidalur. Im Zentrum der Sprengisandur queren Gletscherflüße die Piste. 2 Grad kalt, Oberschenkeltief, reißend. Gepäck abschnallen, fünf Mal durch die eisigen Fluten waten. Pro Fluß. Deren drei. Der Hüttenwart setzt mich an den Ofen, drück mir einen heißen Kaffee in die Hand. Dankbares lächeln.
Draußen steht das Zelt, in der Küche köchelt die Tütennahrung. Seit sieben Jahren macht der Hüttenwart den Job. Er tippt mit dem Zeigefinger an die Stirn, „im April hab ich da einen Harddisk Error und muss aus der Stadt flüchten“. Er spricht von wenig Wasser, sehr wenigen Touristen und noch weniger Jobs in diesem Jahr. Nur vom Vulkan gab‘s viel. Zu viel. Selbst die Isländischen Medien haben überspitzt, dramatisiert, übertrieben. Von der Weltuntergangsstimmung in den EU Medien ganz zu schweigen. Nach der Bankenkriese: Tourismuskriese. Hoffen auf die nächste Saison, „jeder kennt jetzt Island“ – bad news are good news.

viele Grüße, Stefan (der am liebsten weitergefahren wäre...)
Reisezeit: Ende June bis Ende Juli
Region/Kontinent: Nordeuropa
Hej zusammen,
vier Wochen lang hab ich mit dem Bike Island unsicher gemacht. Über 1350km, davon ca. 900km auf Schotterpisten, und gut 12000 Höhenmeter kamen dabei zusammen. Traumhafte Landschaft, wildes Wetter und tolle Erlebnisse und Fotos gab's gratis


Steine Spritzen. Ein blauer Jeep stoppt neben dem Bike. „Alles klar, brauchst du was?“. „Nein, alles OK“. „Schönes Wetter! Leichter Wind, ein angenehmer Sommertag!“ – Realitycheck: 3 Grad, 40km/h Wind schräg ins Gesicht, Sprühregen, Wolken hetzen wie unter Termindruck tief über den Himmel. „Nur ein bisschen viel Sonne für meine empfindliche Haut!“. Ein Eins-Null für dich Lächeln huscht über sein Gesicht. Er greift hinter den Sitz, eine 0,5er Dose „Gull“ fliegt mir entgegen. „Genieß dein Abendessen!“. Steine Spritzen. Wieder allein.

Sonntagmorgen, Reykjavik, 4:17 Uhr, zehn Tage zuvor. Aus der schummrigen Disko trete ich in das helle Licht der Mitternachtssonne. Was mehr irritiert, die Sonne oder die Gin Tonics, weiß ich nicht. Gefeiert wird hart und ausdauernd. Im hellen, kurzen Sommer den dunklen, langen Winter kompensieren. Bis auf die Partyhotspots ist die Stadt menschenleer.
Einkaufen. Auch Sonntags. Ich packe das Rad für einen frühen Start, genieße noch einmal die Bequemlichkeiten eines Restaurants.

Über Asphalt nach Þingvellir. Hier teilt sich Amerika von Europa – plattentektonisch – und eint sich Island seit 930 – parlamentarisch. Am Infozentrum hält ein moderner Bus. Vollklimatisiert, Entertainmentsystem. Eine Horde schießwütiger Besucher quillt hervor. Ich bin ihr erstes Opfer. Wie Maschinengewehre rattern die Spiegel der Kameras, die Linsen auf das vollgeladene Bike und mich gerichtet. Flüchte mit dem Rad durch die Schlucht an einen wunderschönen, einsamen Campingplatz direkt am See. Ruhe.

Endlich endet der Asphalt. Schotter unter den Reifen, der erste ordentliche Anstieg wartet. Noch ist die Piste breit. Der Untergrund wechselt von Schotter zu einem Gemisch aus Lehm und groben Steinen, die Piste wird enger. Einspurig schlängelt sie sich über eine Passhöhe. Das Wetter schlägt um, Nieselregen. Der Lehm wird glitschig, eine Abfahrt auf rohen Eiern. Feucht vom Regen steht das Zelt an einem Fluss. Morgen beginnt das „echte“ Hochland.

Seit 23 Stunden knattert das Zelt im Sturm. Im weichen Untergrund lockern sich die Heringe ständig. Schwere Steine helfen nur zeitweise. Es knallt. Das halbe Zelt schlägt auf mich ein. Spannschnur gerissen, Gestängeelement gebrochen. Ich breche das Lager ab, schlage mich zu einer Hütte durch. Eine Stunde 45 Minuten für gut Zehn Kilometer. Aufwärmen, durchatmen, trocknen, reparieren. Ein Menschenfreund hat einen Rest Rum dagelassen. Abends legt sich der Sturm, Wolken lösen sich auf, geben den Blick frei auf eine grandiose Gletscherlandschaft.

Kurz vor der Hütte Nýidalur. Im Zentrum der Sprengisandur queren Gletscherflüße die Piste. 2 Grad kalt, Oberschenkeltief, reißend. Gepäck abschnallen, fünf Mal durch die eisigen Fluten waten. Pro Fluß. Deren drei. Der Hüttenwart setzt mich an den Ofen, drück mir einen heißen Kaffee in die Hand. Dankbares lächeln.
Draußen steht das Zelt, in der Küche köchelt die Tütennahrung. Seit sieben Jahren macht der Hüttenwart den Job. Er tippt mit dem Zeigefinger an die Stirn, „im April hab ich da einen Harddisk Error und muss aus der Stadt flüchten“. Er spricht von wenig Wasser, sehr wenigen Touristen und noch weniger Jobs in diesem Jahr. Nur vom Vulkan gab‘s viel. Zu viel. Selbst die Isländischen Medien haben überspitzt, dramatisiert, übertrieben. Von der Weltuntergangsstimmung in den EU Medien ganz zu schweigen. Nach der Bankenkriese: Tourismuskriese. Hoffen auf die nächste Saison, „jeder kennt jetzt Island“ – bad news are good news.

viele Grüße, Stefan (der am liebsten weitergefahren wäre...)
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